Standortporträt Lörrach

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Standortporträt

Standortporträt

Lörrach


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Politik • Standort Lörrach

Lörrachs größtes

Geheimnis Mit Segeln für die Alinghi und anderen

Innovationen beweist Lörrachs Industrie: Wer überleben will, muss Veränderungen zulassen

Die besten Segel der Welt kommen aus Lörrach. Die Schweizer Yacht Alinghi holte damit den America’s Cup

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Foto: Contender


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ie lassen sich nicht in die Karten schauen. Lörrachs größter industrieller Arbeit­ geber macht auf Geheimniskräme­ rei. An Veröffentlichungen sei man nicht interessiert. Das Gesprächs­ angebot wird abgelehnt. KBC schweigt. Der Textilproduzent ist so etwas wie die Mutter der Lörracher Industrielandschaft. Um die alte KBC­Fabrik entwickelte sich einst die Stadt. Als KBC am 6. April 1752 gegründet wird, leben in Lörrach gerade mal 3000 Men­ schen. Heute sind es 48 000. Wechselnde Eigentümerstruktu­ ren halten KBC nicht vom Erfolg ab. Bereits nach einem Jahrzehnt schaffen in der damaligen Indi­ enne­Fabrik rund 400 Menschen. Mit dem Einstieg der Familie Koechlin im frühen 19. Jahrhun­ derts geht die Geschichte ihren Weg. Aus KBC wird die bis heute größte Stoffdruckerei Europas. Auf seinem Höhepunkt beschäftigt das Unternehmen an verschiedenen Standorten 5000 Menschen. Der Umsatz erreicht Ende der 1980er­ Jahre 1,3 Milliarden Mark. Dann kommt die Krise. Der Job­Abbau bei KBC hat auch zu einem Wandel der Indus­ trie­ und Gewerbelandschaft ge­ führt. KBC leidet ab den 1970er­ Jahren strukturell unter der Zuge­ hörigkeit zur Pariser DMC­Gruppe. Darüber können auch die Rekord­ zahlen der späteren Jahre nicht hinwegtäuschen. Heute hat sich das Unternehmen wieder auf die Beine gestellt, ist allerdings deut­ lich geschrumpft. Ab 1997 wer­ den Beteiligungen und Werkswoh­ nungen verkauft. 600 Arbeitsplät­ ze fallen weg. Dennoch macht

KBC in diesem Jahr 95 Millionen Mark Verlust. Drei Jahre später folgt gar die Insolvenz. Und mit ihr der Wandel. KBC gehört mittlerweile zum Textil­ konzern Daun. Der glaubt an die Zukunft des Betriebs. Erst im ver­ gangenen Jahr hat KBC viel Geld in die Hand genommen und vor allem in neue Technik investiert. Mit den neuen Inkjet­Maschinen können mehr Muster und Farben gedruckt werden als zuvor. Und dann sind da noch die Spezial­ aufträge. Denn ohne KBC hätte vielleicht ein anderes Boot als die Schweizer Yacht Alinghi die bedeutendste Segelregatta der Welt gewonnen. Der Stoff für das Boot, das den America’s Cup in die Alpenrepub­ lik holte, kommt vom holländi­ schen Unternehmen Contender. Weiterverarbeitet wird er in Lör­ rach. Über die Zusammensetzung schweigen die Unternehmen. Es ist das am besten gehütete Ge­ heimnis der Stadt. Denn das Pres­ tige­Projekt Contender sichert KBC einen wichtigen Teil seines Renommees. 580 Menschen sind es, die heute noch für KBC arbei­ ten. Kurz vor Redaktionsschluss gab KBC bekannt, dass davon 67 gehen müssen. Auf rund 1000 Arbeitsplätze bringt es die Textilindustrie in der Stadt heute noch. Gehalten haben sich jene, die gelernt haben, den Wandel zu managen. So wie KBC. Das Fabrikgelände durchzieht die Lörracher Innenstadt. Große Teile davon werden heute anders ge­ nutzt. Im ehemaligen Handdruck­ gebäude etwa sitzt heute das Gründerzentrum Innocel. Früher wurden hier lange Stoff­ 4/2009

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Politik • Standort Lörrach

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bahnen ausgebreitet und mit Schablonen bedruckt. Heute ist es das Zentrum der jungen Lörracher Life-Science-Szene. Diese kann auf junge, erfolgsversprechende Akteure schauen, aber auch auf ein paar Klassiker, die wahrlich in aller Munde sind. So wie Gaba. Das Unternehmen geht auf die 370 Jahre alte Goldene Apotheke Basel (kurz Gaba) zurück. 1921 zieht das Unternehmen nach Lörrach, wo heute die Fabrik für Zahnpasta und Mundwasser steht. Rund 330 Mitarbeiter produzieren hier Produkte der Marken Meridol, Aronal und Elmex. Zuletzt erlöste das Unternehmen einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Seine Eigenständigkeit hat Gaba aber mittlerweile eingebüßt: Das Unternehmen gehört seit 2004 zum Colgate Palmolive Konzern. Die US-Amerikaner mit Stammsitz New York beschäftigen derzeit etwa 36 000 Mitarbeiter und erlösen einen Umsatz von 10,8 Milliarden US-Dollar, also knapp acht Milliarden Euro. Wie Gaba geht auch Zeppenfeldt Pharma auf die Gründung einer Apotheke zurück. Die Lörracher Lerchen-Apotheke startet 1870. Gut 70 Jahre später pachtet Anton Zeppenfeldt die Apotheke. Er beginnt mit der Herstellung von Naturheilmitteln, die schließlich zu einer eigenen Produktionsgesellschaft führen. Bekanntestes

Produkt von Zeppenfeldt ist Osanit, ein homöopathisches Mittel, das bei Säuglingen gegen Zahnungsbeschwerden eingesetzt wird. Zudem hat das Unternehmen sich auf die Lohnherstellung fokussiert. Zeppenfeldt ist klein geblieben, wird immer noch von der Familie geleitet, mittlerweile in der dritten Generation. Das Unternehmen erlöst weniger als zwei Millionen Euro Umsatz und beschäftigt lediglich ein gutes Dutzend Menschen. Lörrachs bekannteste Marke denkt da in ganz anderen Dimensionen. Es ist Milka. Etwa 900 Millionen Tafeln Schokolade werden jedes Jahr in der Fabrik von Kraft Foods hergestellt. Die MilkaFabrik gibt es seit 1880. Auch Pulver für Kakao-Getränke wie Kaba kommt von hier. So stehen unterm Strich etwa 130 000 Tonnen Schokomasse pro Jahr. Damit ist die Fabrik noch nicht an ihre Grenzen gestoßen: Weitere 20 000 Tonnen wären möglich. Das MilkaWerk umfasst eine Fläche von etwa sieben Hektar. Rund 500 Menschen arbeiten hier. Der US-Konzern Kraft Foods beschäftigt weltweit mehr als 100 000 Menschen. Allein in Deutschland sind es 3500. Doch auch aus anderen Branchen positionieren sich starke Mittelständler in Lörrach. Etwa der Maschinenbauer Kaltenbach. Der

Die Regio Messe Lörrach ist eine Besonderheit im Südwesten. Sie gehört nicht der Stadt oder dem Land, sondern dem Geschäftsführer der Gesellschaft, Uwe Claassen, und Michael Agel. Wobei Claassen 70 Prozent der Anteile hält. Wer mit Claassen über das MesseGelände schlendert, merkt gleich: Der Mann ist nicht nur bekannt wie ein bunter Hund, sondern auch beliebt. Jeder Aussteller lädt ihn ein, grüßt freundlich. Kein Wunder. Claassen hat es in den vergangenen Jahren geschafft, aus der zarten Pflanze Regio Messe eine treibende Kraft unter den hiesigen Verbraucherschauen zu machen. „Mir war klar, dass der Fokus auf der Region liegen muss“, sagt

Claassen zurückblickend. Als er die Messe 2001 übernimmt, wird diese noch von einer privaten Messegesellschaft aus Karlsruhe geführt. Von Karlsruhe nach Lörrach sind es locker 200 Kilometer und diese Distanz hat der Messe nicht gut getan. Umso mehr tut das ein Mann wie Claassen, der den Fokus auf die ganze Region legt. So belegt er 2002 mit seinen Lörracher Ausstellern erstmals eine ganze Halle auf der Muba in Basel. 2500 Quadratmeter für seine Region. „Das Risiko war enorm“, erinnert sich Claassen. „Hätte ich die Halle nicht gefüllt, hätte ich eine Konventionalstrafe von 100 000 Euro zahlen müssen.“ Doch es geht gut. Mittlerweile sind die Lörracher Stammgäste auf der Muba. „Zum


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www.gaba-dent.de www.kaltenbach.de www.kbc.de

großen Teil sind es Aussteller, die auch auf der Regio Messe dabei sind“, sagt Claassen. Claassen gilt auch als Erfinder des Regio-Tickets, das zum Eintritt von sieben Regionalmessen im Dreiländereck berechtigt. „Als wir es eingeführt haben, hatten viele Angst, ihnen würden Eintrittsgelder verloren gehen.“ Das Gegenteil war der Fall. Stattdessen interessieren sich immer mehr Besucher aus anderen Kreisen für die Regionalschauen. In Lörrach etwa ist der Anteil der Besucher aus der Schweiz von 1,5 auf 15 Prozent gestiegen. Auch die Gesamtzahl der Besucher ist, anders als bei vielen Regionalmessen, positiv. 2008 kamen 76 000 Besucher.

Einwohner davon weiblich davon Ausländer Kinder unter 6 Jahre 65 Jahre und älter 75 Jahre und älter Haushalte Haushaltsgröße (Land Geburtendefizit Wanderungsgewinn Bevölkerungszunahme

47 880 24 734 6569 2487 9489 4279 23 930 2,1 2,2) -13 456 443

Beschäftigung Arbeitsplätze Dienstleister Produz. Gewerbe Handel/Verkehr

18 543 9431 4774 4304

Einpendler Auspendler

11 243 5698

Arbeitslosigkeit Arbeitslose davon männlich jünger als 25 Jahre älter als 55 Jahre Steuern/Finanzen Ist-Aufkommen Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B Einkommensteuer Hebesätze Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B

1445 763 131 222

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beschäftigt derzeit rund 500 Menschen, davon 350 in Lörrach. Kaltenbach ist ebenfalls schon mehr als 120 Jahre alt und bis heute im Besitz der Familie. Das Produktprogramm umfasst professionelle Sägemaschinen. Neben dem Stammhaus in Lörrach gibt es neun Tochterfirmen und 30 internationale Vertretungen. Von den Lörracher Maschinenbauern ist Kaltenbach mit einem Umsatz von rund 85 Millionen Euro (2007) der größte. Unterm Strich kommt die Branche auf rund 1000 Beschäftigte. 500 Mitarbeiter zählt auch der Automobilzulieferer Raymond, der in seinem Zweitwerk in Weil am Rhein weitere 700 Menschen beschäftigt. Raymond versucht sich von der Automobilindustrie unabhängiger zu machen und bringt seine Schnellbefestigungselemente nun auch für die Solarindustrie auf den Markt. Ein Problem hat die Stadt nicht: Flächenmangel. Lörrach hat noch 14 Hektar Gewerbefläche in der Reserve. Ein neues Gewerbegebiet wird es daher vorerst nicht geben. Philipp Peters

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Politik • Standort Lörrach

Schon wieder zu klein

Mit dem 22 Millionen Euro teuren Ausbau der Berufsakademie ist es nicht getan

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rst ein halbes Jahr ist es her, dass die Lörracher Berufsakademie (BA) eröffnet wurde. 22 Millionen Euro hat der Ausbau gekostet. Doch das ist keine Investition in die Zukunft, sondern in die Gegenwart. Bereits heute hat die Lörracher BA, die jetzt Duale Hochschule heißt, 1650 Studenten. „Wir gehen derzeit davon aus, dass es in drei Jahren mehr als 2000 sein werden“, sagt Rektor Prof. Dr. Bernd Martin. Und dafür braucht es mehr Platz. Das Land hat vorgesorgt. Die grüne Wiese hinter dem Neubau gehört ihm bereits. „Aber entschieden ist noch nichts“, betont Martin. Lediglich der 1,3 Millionen Euro teure Ausbau der Mensa ist genehmigt. Was weitere Plätze für Studenten angeht, steht die Zukunft aber in den Sternen. Denn auch die Stadt hat der Hochschule Räume angeboten, die sie gerne vermieten würde. Das Problem dabei:

Der Ausbau der Berufsakademie Lörrach hat das Land 22 Millionen Euro gekostet

Klassische Büros taugen selten für eine Hochschule. „Da kann man mal ein paar Mitarbeiter von der Verwaltung unterbringen, aber in der Regel keine Studenten.“ Denn die sammeln sich für den Unterricht in Gruppen zu 30. So ist Teil des neuen Hochschul-Campus nicht nur der optisch elegante Neubau des Stuttgarter Architekten Prof. Arno Lederer, sondern auch die alte Pädagogische Hochschule der Stadt.

14 Studiengänge gibt es derzeit in Lörrach. Das sind doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Tendenz steigend. „Wir gehen jetzt noch stärker in Richtung LifeScience“, sagt Martin. Er richtet sich schlicht danach, was der Markt verlangt. Philipp Peters

www.ba-loerrach.de

Die Berufsakademie Lörrach wird 1981 gegründet. Sie startet mit 37 Studenten in drei Studiengängen und 32 Partnerfirmen. Heute studieren 1650 Menschen an der Dualen Hochschule. Es gibt 14 Studiengänge und 400 Partnerfirmen. Der Ausbau wurde vor acht Jahren beschlossen und war im Oktober 2008 fertig.

Foto: Juri Junkov

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Lörrachs Villen Die Wohnsitze der Textilfabrikanten

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Standort Lörrach • Politik

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Die Villa Aichele diente den Textilfabrikanten Koechlin als Wohnhaus. Heute ist dort ein Architekturbüro

Foto: Rolf Frei

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Emil Großmann setzte sich um 1865 mit der Villa Favre ein Denkmal. Die Favres sind mit den Koechlins verwandt. Sie halten lange zwei Drittel an KBC. Die mittlerweile zerstörte Villa war fast fünf Jahrzehnte lang das Lörracher Rathaus. Erhalten geblieben ist das Brombacher Schloss. Es dient heute als Ortsverwaltung und Standesamt. Sechs Jahrhunderte lang war es Sitz der Herren Reich von Reichenstein, ehe der Textilfabrikant Moritz Großmann es 1880 kauft. Sein Unternehmen hat nicht überlebt. Der Betrieb, der einst 1500 Menschen beschäftigt, wird 1932 stillgelegt. Den Gründern des Arbeitskleidung-Herstellers Lauffenmühle gehörte die Villa Feer. Dr. Adolf Feer war ein Neffe Großmanns. Heute ist in der Villa ein Restaurant. Der Bruder eines Schwagers von Großmann baut die Villa Schöpflin, benannt nach dem Textilgroßhändler, der hier ab den 1930er-Jahren wohnt. Schöpflin wird 1964 von Quelle gekauft und drei Jahrzehnte später dicht gemacht. In der Villa ist heute ein Zentrum für Suchtprävention, das von einer Stiftung betrieben wird. Philipp Peters

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D

ie Koechlins haben ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur in der Lörracher Industrie, deren größter Arbeitgeber bis heute die Textilfabrik Koechlin, Baumgartner und Cie. (KBC) ist. Auch in der Architektur der Stadt sind einige Farben aus dem Tuschkasten der Industriellen-Dynastie hervorgegangen. Allein drei der sechs wichtigsten Stadtvillen gehen auf KBC zurück. Die Namhafteste ist die Villa Rosenfels. Dabei ist das 1884 erbaute Gebäude heute in seiner Nutzung unauffällig. Sie gehört der Städtischen Wohnbau. Was sie so bemerkenswert macht, ist der angrenzende Park und das benachbarte Schulzentrum. Derzeit besuchen mehr als 2500 Schüler die drei Schulen auf dem Campus Rosenfels. Auch die Schülerforschungsgesellschaft Phaenovum sitzt hier. Die Campus-Erweiterung ist beschlossen: Bis 2011 wird für 6,56 Millionen Euro eine Kunst- und Musikschule gebaut. Auch die Villa Aichele diente den Koechlins einst als Wohnhaus. Den zweiten Teil des Anwesens ließ der spätere KBC-Gesellschafter Albert Aichele 1860 bauen. Heute residiert dort ein Architekturbüro.

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Politik • Standort Lörrach

Gudrun Heute-Bluhm, 52, ist seit 14 Jahren Oberbürgermeisterin von Lörrach. Die gebürtige Westfalin studierte Jura in Konstanz, war Richterin am Verwaltungsgericht Freiburg und Vize-Landrätin im Breisgau-Hochschwarzwald. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.

Es lebe der Sport! Gute Nachbarschaft schützt vor Konkurrenzkampf nicht, findet Lörrachs OB Gudrun Heute-Bluhm. Die CDU-Politikerin spricht über den lokalen Arbeitsmarkt, den Wirtschaftsfaktor Schweiz und die lieben Kollegen

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udrun Heute-Bluhm zieht zum Interview die Jacke an. Eben posierte die CDU-Politikerin auf der Terrasse im elften Stock des Lörracher Rathauses fürs Foto – bei zwei Grad über null. Danach stellt sie sich zum Econo-Gespräch. Frau Heute-Bluhm, welche Fachkräfte fehlen Lörrach? ➤ Gudrun Heute-Bluhm: Wir gehen davon aus, dass vor allem im Elektro- und Metallbereich Fachkräfte gesucht werden. Lörrach hat einen Arbeitskreis mit der Wirtschaft, der sich eben diesem Thema widmet. Welche Resonanz haben Sie? ➤ Heute-Bluhm: Die Unternehmen sind sich bewusst, dass Fachkräfte ein zentrales Element für

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ihre Entwicklung sind. Und natürlich auch für uns in der Wirtschaftsförderung. Zu Lörrachs Kernbranchen gehört die Textilindustrie. Wie verändert es den Arbeitsmarkt, wenn ein Unternehmen wie jetzt Lauffenmühle strauchelt? ➤ Heute-Bluhm: Ich erwarte, dass die Lauffenmühle uns erhalten bleibt. Und das ist mehr als Zweckoptimismus. Die Textilindustrie hat sich sehr intensiv mit dem Strukturwandel befasst. Immer wieder waren Unternehmen gezwungen, sich neu aufzustellen. KBC hat das geschafft. Jetzt muss es die Lauffenmühle tun. Also kann die Lauffenmühle von KBC lernen, wie man sich gesund schrumpft?

➤ Heute-Bluhm: Es geht nicht ums Schrumpfen, sondern um einen Anpassungsprozess. KBC hat sich am Standort von 2000 auf rund 600 Mitarbeiter entwickelt. Ein gewaltiger Anpassungsprozess. Auch Lauffenmühle war mal viel größer. Die jetzige Situation ist nicht ganz so dramatisch. Dennoch: Die Textilindustrie hat am Standort nur eine Chance, wenn sie Nischen besetzt, so wie KBC es mit dem technisch anspruchsvollen Inkjet-Verfahren vormacht. Sie haben eben die Branchen erwähnt, denen Fachkräfte fehlen. Wie schnell kann die Duale Hochschule da helfen? ➤ Heute-Bluhm: Fachkräfte entstehen nicht über Nacht. Deswegen sind die Unternehmen bereit,

in dieses Thema zu investieren. Fachkräfte zu entwickeln heißt, in den Schulen zu beginnen, um das Feld der Interessenten zu erweitern. Das tut unsere Industrie. Die nächste Stufe ist die Duale Hochschule (DHS), die die Unternehmen mit versierten und gut eingeführten Mitarbeitern versorgt. Der Hochschul-Ausbau war 22 Millionen Euro teuer. Was versprechen Sie sich davon? ➤ Heute-Bluhm: Hier wurde nicht auf Verdacht investiert. Erst mit der Erweiterung hat jeder der gut 1600 Studierenden an der DHS auch einen Platz. Aber es wird schon wieder eng. Wir planen den nächsten Schritt, denn weitere Studiengänge sind schon genehmigt. Foto: Jigal Fichtner


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Emotionen wecken Filme sind ein Zusammenspiel von bewegten Bildern, packender Musik und gezielter Wortwahl – ideal für die Unternehmenspräsentation

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acek Berezowski weiß, wie ein Imagefilm überzeugt. „Der erfolgreiche Film unterhält und informiert den Betrachter und eröffnet ihm neue Perspektiven. „Mit Film zu kommunizieren“, sagt der Inhaber von inspectrum Filmproduktionen, „heißt eine emotionale Bindung zum Zuschauer herzustellen und dabei die Ziele unserer Kunden zu erreichen“. „Ein Werbefilm ist eine wichtige Investition für ein Unternehmen“, sagt Berezowski. „Dabei ist eine hochqualitative Filmproduktion heute erschwinglich. Der Kunde entscheidet vor der Produktion, was er ausgeben will. Danach überlegen wir gemeinsam, was wir aus diesem Budget machen können.“ Schließlich spreche vieles für den Film als Werbemedium, ist der gelernte Kameramann überzeugt. „Natürlich kann sich ein Unternehmen in einem schönen Prospekt präsentieren, aber wo bleiben die Emotionen? Die kann ich nur mit bewegten Bildern, der passenden

Leistungen Die inspectrum Filmproduktionen aus Lörrach bietet ihren Kunden verschiedene Möglichkeiten, um sich filmisch zu präsentieren. Zum Beispiel realisiert Inhaber Jacek Berezowski Unternehmensporträts und Produktfilme. Seine Kunden setzen die Filme für Marketingzwecke ein, beispielsweise auf Messen, bei Kundenbesuchen, auf der Homepage oder als DVD zum Versenden. Weitere Kompetenzen von inspectrum sind Realisationen von Schulungsvideos, Trailer sowie Filme für Corporate Communication.

Foto: Inspectrum

Lörrach nimmt eine zentrale Stellung im Dreiländereck ein. Was bringt die Schweiz der lokalen Wirtschaft? ➤ Heute-Bluhm: Schwerpunkte sind Gastronomie und Einzelhandel. In der Innenstadt kommt jeder fünfte Euro aus der Schweiz. Von diesem Kuchen wollen andere auch ein Stück. Sie sind deswegen mit Ihrem Nachbarn, OB Wolfgang Dietz aus Weil am Rhein, aneinandergeraten. ➤ Heute-Bluhm: Ich hätte mir gewünscht, dass man im Vorfeld offener kommuniziert. Sie haben Herrn Dietz vorgeworfen, dass er zu den RheinArkaden in Weil ein Gutachten zurückgehalten habe. ➤ Heute-Bluhm: Er war zunächst bereit, dass wir uns mit diesem Gutachten auseinandersetzen. Davon war später nicht mehr viel übrig. Aber das war eine Momentaufnahme. Das Verhältnis hat darunter nicht gelitten. Es ist und bleibt ein lockerer und mitunter sportlicher Wettkampf zweier Städte, die sich nebeneinander entwickeln. Aber Ihr Handel soll auch nicht auf der Stelle treten. Hand aufs Herz: Würden Sie die RheinArkaden in Lörrach abweisen? ➤ Heute-Bluhm: Ein Einkaufszentrum dieser Größe ist für uns undenkbar. Aber ich verstehe, dass jeder zunächst die Entwicklung der eigenen Stadt im Auge hat. Nur weil wir gemeinsames Oberzentrum sind, verzichten wir nicht auf eine gesunde Konkurrenz. Die Städte Lörrach und Weil am Rhein haben festgeschrieben, dass auf der betreffenden Fläche in Weil Einzelhandel notwendig ist. Beunruhigt hat uns die Größe. In Lörrach entsteht ein LuxusHotel. Wie ist da der Stand? ➤ Heute-Bluhm: Es läuft der Architekten-Wettbewerb. Was schließlich gebaut wird, entscheiden die Investoren. Wäre ein solches Hotel möglich ohne die Nähe zu Basel? ➤ Heute-Bluhm: Ich denke nicht. In zwei Jahren ist OB-Wahl in Lörrach. Treten Sie wieder an? ➤ Heute-Bluhm: Ich wüsste heute nicht, was mich davon abhalten sollte. Eine interessantere Aufgabe, als OB von Lörrach zu sein, kann ich mir nicht vorstellen. Philipp Peters

Musik und einer angenehmen Stimme wecken. Film spricht viele Sinne an, berührt und bewegt.“ Nutzen kann eine Firma die filmischen Unternehmensporträts und Produktpräsentationen nicht nur auf Messen, im Empfangsbereich ihrer Gebäude oder auf ihrer Homepage, sondern auch für Mailing-Aktionen per Post. Die Vorteile liegen für Berezowski auf der Hand: „Im Film lässt sich ein Unternehmen oder ein Produkt zielgerecht präsentieren. Hier werden filmische Mittel bewusst eingesetzt, um die Botschaften präzise zu übermitteln.“ Wenn der Film auch ein klassisches Medium ist, so wird er doch als Werbemittel von mittelständischen Unternehmen nur wenig eingesetzt. „Gerade das macht ihn für eine Firma ideal“, erklärt Berezowski. „Mit einem Film kann sich ein Unternehmen ganz deutlich von seinen Mitbewerbern abheben und seinen Kunden im besten Licht präsentieren: glaubwürdig, prägnant und überzeugend.“

Kontakt

inspectrum Filmproduktionen Jacek Berezowski e.K. Marie-Curie-Str. 8 79539 Lörrach

jb@inspectrum.de www.inspectrum.de Telefon: 0 76 21/5 50 03 41 Telefax: 0 76 21/5 50 03 42

Jacek Berezowski blickt zurück auf 15 Jahre Erfahrung in Wirtschaftsfilm und TV-Produktionen.

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