Standortporträt Oberkirch

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Oberkirch


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Politik • Standort Oberkirch

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Foto: istockphoto


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Badens Obstgarten Oberkirch rüstet sich für die Zukunft. Natürlich muss man auch hier sparen, doch investiert die Stadt mit Weitblick in ihre Innenstadt. Damit Oberkirch weiter wächst. Wie das Obst auf den Feldern rundherum

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ür Raphael Sackmann hat 2010 eigentlich noch nicht richtig angefangen. Das neue Jahr beginnt für den Geschäftsführer des Obstgroß­ markts Mittelbaden in Ober­ kirch, kurz OGM, erst mit dem Geschmack der ersten Erdbee­ re auf seiner Zunge. „Die erste Erdbeere der Saison ist schon etwas Besonderes.“ Doch bis dahin sind es noch etwa drei Monate. Derzeit domi­ niert ein anderes rotes Obst auf dem rund 70000 Quadratmeter großen Gelände des OGM: der Apfel. Knapp 13 000 Tonnen dieser Früchte gehen seit Sep­ tember rotleuchtend von hier nach und nach in die Läden. Der Durchschnittsdeutsche greift lieber zum roten als zum grünen Apfel. Grüne Sorten wachsen in der Ortenau sowie­

Einwohner davon weiblich unter 18 Jahren Ausländer Kaufkraftkennziffer Beschäftigung Arbeitsplätze davon produz. Gewerbe Dienstleister

20 823 10 171 3963 1131 108 6987 4392 1449

so so gut wie gar nicht. Und die anderen Sorten – zum Beispiel Gala, Elstar oder Braeburn – werden nach ihrer Anlieferung entsprechend ihres Rotanteils automatisch mithilfe von 20

und bei uns angeliefert, da kann man keinen Tag aussetzen.“ Erdbeeren sind empfindliche Wesen, wenn sie reif sind, wol­ len sie vom Strauch. Sackmann: „Sonst ist die Qualität hin.“

„Die erste Erdbeere der Saison ist schon etwas Besonderes“ Kameras sortiert. Je roter der Apfel, desto mehr Geld be­ kommt der Apfelanbauer. Derzeit ist es relativ ruhig im Obstgroßmarkt. „Ich habe eine Fünf­Tage­Woche“, sagt Sack­ mann. Selbstverständlich ist das nicht. Wenn die Erdbeer­ saison beginnt, ist es damit vor­ bei. „Ob Sonn­ oder Feiertag, die Erdbeeren werden gepflückt

Die Beeren – neben der Erd­ beere die Johannis­, Stachel­, Him­, Brom­ und Heidelbeere – sind die bedeutendsten Er­ zeugnisse für den Obstgroß­ markt. Sie machen mehr als 50 Prozent des Umsatzes aus, gefolgt von Äpfeln und Zwetsch­ gen mit jeweils knapp 20 Pro­ zent und zuletzt Kirschen mit rund zehn Prozent.

Handel/Gastgewerbe/Verkehr Einpendler Auspendler Arbeitslosenquote

1081 3683 4106 3,1 %

Gewerbeflächen 27,95 Hektar Gewerbegebiet Stadtmatt, Oberkirch Gewerbegebiet Au II, Nußbach Keine Gewerbegebiete in Planung Preis/Quadratmeter 50 Euro

330 320 300 908

Gemeindeschuldenstand 2008 gesamt 2 942 000 Euro je Kernhaushalt 144 Euro mit Eigenbetrieb 525 Euro

Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B Steuerkraft/Einw.

Der OGM hat 3500 aktive Mitglieder, Familienbetriebe, die kleine Flächen von fünf bis zehn Hektar bewirtschaften. „Wir funktionieren als klein­ strukturierter Landwirtschafts­ betrieb“, erklärt Sackmann. „Das wiederum macht die Land­ schaft hier in der Gegend so abwechslungsreich.“ Mehr noch: Die Obstgenos­ senschaft trägt mit ihren Obst­ und Streuobstwiesen nicht nur deutlich zum Erscheinungsbild der Stadt bei, sondern führt den Namen Oberkirch auch in ihrem Logo und im Namen ih­ res Internetauftritts und damit sozusagen in aller Munde. Auch im Stadtkern hat der Obstgroßmarkt seine Spuren hinterlassen. Dort hatte sich der OGM nämlich zuerst ange­ siedelt, bevor er 1969

Übernachtungen 2008

127 323

Verkehrsinfrastruktur Autobahn A5 (11 km entfernt); Bundes­ straße B 28; Bahnhof mit Güterbahn­ anschluss; ICE­Halt in Offenburg (22 km) und TGV­Halt in Straßburg (28 km); Flughäfen Straßburg (28 km), Lahr (40 km) und Söllingen (30 km); Rheinhafen Kehl (25 km)

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mehr Platz benötigte und auf die grüne Wiese zog. Zwei Jahre später beschloss der Gemeinderat, die alte Obstmarkthalle zu einer Stadthalle, der heutigen Erwin­ Braun­Halle, umzubauen. Im 21. Jahrhundert angekom­ men, recycelt Oberkirch keine Leerstände, um sie in Nutzbaute zu verwandeln. Die Stadt baut selbst. Repräsentativ. Vier Millionen Euro hat die neue Mediathek gekostet. Im März wird sie eingeweiht. „Die Entscheidung zum Bau der Media­ thek haben wir getroffen, als es uns noch besser ging“, sagt der Oberbürgermeister Matthias Braun. Natürlich würde ein sol­ ches Konzept heute anders ausse­ hen. Oder gar nicht in Angriff ge­ nommen. Aber es waren andere Zeiten und Braun mutig: „Wenn man Entscheidungen immer ver­ schiebt, bloß weil man Angst vor schlechten Zeiten hat, entwickelt sich eine Stadt nie weiter.“ Entworfen hat die Mediathek das Architekturbüro Wurm &

Wurm aus Bühl. Robert Wurm hat bereits die Mediathek in Bühl ge­ plant und dafür gleich einen Preis von der Architektenkammer Ba­ den­Württemberg erhalten. Aber was genau ist eine Media­ thek? „Eine Bibliothek hat einen wissenschaftlichen Charakter“,

die Bildung fördern“, sagt Braun. „Denn das Geld, das wir hier inves­ tieren, ist gut angelegt. So trägt die Mediathek auch zur Entwicklung unserer Kinder bei.“ Zusätzlich bietet sie einen Veranstaltungs­ raum für 140 Personen, für stadt­ eigene Kulturveranstaltungen und

„Oberkirch bedient ein Einzugsgebiet mit 50 000 Menschen“ erklärt Wurm. „Eine Mediathek ist ein Treffpunkt für die Bürger, hier ist eine hohe Aufenthaltsqualität gefordert.“ Ein Nutzen ganz im Sinn von OB Braun. „Die Media­ thek soll nicht nur die Bibliothek und das Stadtarchiv beherbergen, sie soll zugleich das Bürgerzent­ rum von Oberkirch werden.“ Da­ zu dient auch die Erweiterung der Bibliothek: Die Anzahl der ausleih­ baren Medien soll in den kom­ menden zwei Jahren auf 40 000 verdoppelt werden. „Wir wollen

Filmvorführungen oder für Ver­ mietungen an Dritte. Der Bedarf für ein solches Haus sei da, ist Braun überzeugt. „Ober­ kirch bedient ein Einzugsgebiet mit 50 000 Menschen.“ Die Me­ diathek könnte somit auch zu ei­ nem weiteren Frequenzbringer für die Innenstadt werden. Die liegt dem Oberbürgermeister nämlich besonders am Herzen. Und in Oberkirchs Innenstadt passiert zur Freude von Braun tat­ sächlich schon eine ganze Menge.

Nur zwei Fußminuten vom Bahn­ hof entfernt ist das Gesund­ heitszentrum entstanden. Kein reines Ärztehaus, wo nur verschie­ dene Arztpraxen untergebracht sind, sondern beispielsweise auch eine Logopädin, eine Apotheke, Physio­ und Ergotherapie, Ortho­ pädie­Schuhtechnik und ein Café. Dazu führt der Aufzug des Zent­ rums bis in die Tiefgarage darunter. Mehr Barrierefreiheit geht nicht. Ein Wohn­ und Geschäftshaus, ebenfalls barrierefrei, ist in nächs­ ter Nähe zum Gesundheitszent­ rum entstanden, ein weiteres ist derzeit im Bau. Oberbürgermeister Matthias Braun ist zufrieden mit der Ent­ wicklung seiner Innenstadt. Hier sieht er die Zukunft von Oberkirch. „Allein schon aufgrund des demo­ grafischen Wandels muss die In­ nenstadt belebt werden.“ Braun ist überzeugt: „Der demografische Wandel ist auch eine Chance.“ Oberkirch ist gewappnet. Natalie Butz nbutz@econo.de

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Langfristig gedacht Matthias Braun konzentriert sich in seinem Amt als Oberbürgermeister auf das Wesentliche: die Menschen

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ie Kassen der Kommunen sind leer, da ist Oberkirch keine Ausnahme. Doch OB Matthias Braun möchte den­ noch auf mehrere Vorhaben nicht verzichten. Er ist überzeugt: Es geht, nur das Tempo muss eben gedrosselt werden. Herr Braun, Städten und Ge­ meinden geht es nicht gut. Wie ist die Situation in Oberkirch? ➤ Matthias Braun: Unser Ge­ werbesteueraufkommen ist 2009 um knapp 60 Prozent zurückge­ gangen, das sind rund neun Milli­

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onen Euro. Wir haben unseren Haushalt entsprechend angepasst, geplante Maßnahmen in die Zu­ kunft verschoben. Dabei dürfen wir jedoch die prioritären Hand­ lungsfelder nicht aus den Augen verlieren. Welche Projekte haben in Ober­ kirch Vorrang? ➤ Braun: Das sind die Maß­ namen, die der Nachhaltigkeit dienen. Dazu gehören ganz klar die Familienpolitik und die Da­ seins­Vorsorge, aber eben auch die Attraktivität der Stadt.

Sicher gehört auch die neue Mediathek zur Attraktivitäts­ steigerung von Oberkirch. Aber haben das auch die Bewohner immer so gesehen? ➤ Braun: Natürlich gab es an­ fangs einige Gegenstimmen. Ich verstehe das, bei einer Investition von vier Millionen Euro. Aber die meisten sind heute verklungen. Man muss eben die Bedeutung der Mediathek sehen. Hier schaffen wir einen öffentlichen Raum; Platz für Bildung, Kultur und die Ge­ schichte der Stadt.

Wie wird sich das Stadtbild ent­ wickeln, wenn 2013 die Um­ fahrung kommt? ➤ Braun: Auch hier gilt: Schwer­ punkt ist die Steigerung der Attrak­ tivität der Innenstadt, wenn auch derzeit noch nicht entschieden ist, wie die Hauptstraße verändert wird. Es gibt verschiedene Mög­ lichkeiten, von der Fußgängerzone bis zum verkehrsberuhigten Be­ reich. Da müssen auch die ansäs­ sigen Geschäftsinhaber mitreden. Der demografische Wandel wird auch Oberkirch treffen. Wie Foto: Michael Bode


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Alles Gute für 2010 ... a

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Matthias Braun ist seit März 1999 Bürgermeister und seit 2004 Oberbürgermeister von Oberkirch. Zuvor war er im Staatsministerium BadenWürttemberg stellvertretender Referatsleiter. Der 50-Jährige ist Diplom-Ingenieur und Regierungsbaumeister. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

können Sie dem Einwohner­ rückgang entgegentreten? ➤ Braun: Derzeit herrscht in un­ serer Stadt noch immer ein Gebur­ tenüberschuss. Um junge Familien weiterhin von Oberkirch als Wohn­ ort zu überzeugen, müssen wir aber noch mehr tun. Da sind wir heute schon auf dem richtigen Weg. Was tut die Stadt konkret für Familien und Kinder? ➤ Braun: Beispielsweise investie­ ren wir derzeit zwei Millionen Euro in den Kindergarten St. Raphael für eine Gesamtsanierung und 20 Plätze für Unter­Dreijährige. Die Grund­ und Realschule sowie das Hans­ Furler­Gymnasium bieten freiwilligen Ganztagsunterricht an. Hierfür gibt es zwei Mensen und entsprechende Lernräume. Zudem haben wir ein spezielles „Kindergeld“: Wenn man einen städtischen Bauplatz kauft, be­ kommt man von der Stadt einen Preisnachlass von vier Euro pro Qua­

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dratmeter bei zwei Kindern, acht Euro bei drei Kindern. Und was ist mit den Senioren? ➤ Braun: In Zukunft benötigen wir geeigneten Wohnraum für Se­ nioren, barrierefrei und nah am Stadtzentrum. Der muss zudem bezahlbar sein. Kostengünstige Wohnungen müssen wir aber auch für Alleinerziehende schaffen. Diese Aufgabe habe ich im Hinterkopf. Wie sehen Sie die Zukunft für Oberkirch? ➤ Braun: Politik ist Betrachtung der Wirklichkeit, in ihr finden wir die richtigen Antworten für die Gestaltung der Zukunft. Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen werden. Oberkirch hat Potenzial, das wollen wir weiter ausbauen. Wir müssen eine ge­ schlossene Infrastruktur für alle bilden: Wirtschaft, Innenstadt, Kul­ tur, Bildung und Betreuung – das ist unsere Zukunft. Natalie Butz

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Auf gutem Grund Ob Ladenbauer, Papierfabrikant oder Autozulieferer: Oberkirchs führende Unternehmer wünschen sich für ihre Stadt vor allem Straßen

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laus Göppert lächelt zu­ frieden. „2010 hat für uns gut begonnen.“ Der Ge­ schäftsführer von Helia Laden­ bau plant, weiter zu expandie­ ren. „In den kommenden Mona­ ten werden wir zehn neue Mitarbeiter einstellen.“ Vor knapp einem Jahr ist das Unternehmen mit 120 Angestell­

ten von Bad Peterstal in das Ge­ werbegebiet In der Au II in Oberkirch­Nußbach gezogen. In Bad Peterstal, wo Helia Ladenbau 1937 als kleine Schreinerei an­ gefangen hat, wurde es am Ende zu eng, ein weiterer Ausbau war unmöglich. Am neuen Standort hat sich der Spezialist für Laden­ und Messebau sowie Shop­

systeme auf 8500 Quadratmeter vergrößert. Die Investitions­ summe beträgt rund acht Millio­ nen Euro. In der neuen Produktion in Nußbach können nun gleich mehrere Projekte zur selben Zeit auf vier Fertigungsstraßen bear­ beitet werden, die Kapazität wur­ de verdreifacht.

„Wir sind in Oberkirch ange­ kommen“, erzählt Göppert. „Be­ sonders die Verkehrsanbindung bringt uns näher zu unseren Kun­ den.“ Gleichzeitig liege Ober­ kirch mit rund 20 Kilometern nah genug an Bad Peterstal, um die vielen dort ansässigen Mitar­ beiter durch den Umzug nicht zu verlieren. Eigentlich hat

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as Wort „Standard“ gibt es im Hause Haas Maschinenbau nicht. „Jede Maschine, die un­ seren Betrieb verlässt, ist ein Unikat“, erklärt Manfred Haas, Geschäftsführer des Familienunterneh­ mens, das 1933 von Haas’ Großvater Hermann Haas senior gegründet worden ist. Haas ist Spezialist für den Sondermaschinenbau. „Spezielle Anforderungen erfordern eben spezielle Lösungen“, sagt Manfred Haas. Insbesondere die Wohnmobilindustrie, aber auch Säge­ und Betonwerke schätzen das Know­how des Betriebs. Selbstverständlich fertigt Haas auch Baugruppen nach fertigen Zeichnungen mit genauen Vorgaben der Kunden an. Diese erfüllen die Mitarbeiter dank lang­

jähriger Erfahrung und neuesten technischen Möglich­ keiten sowie stetiger Weiterbildung souverän. Ein drittes Standbein der Firma aus Oberkirch­Nuß­ bach ist die CNC­Fertigung. Auf bis zu vier CNC­ge­ steuerten Achsen werden alle Arten von Bauteilen rationell mit präzisen Flächen und Bohrungen verse­ hen. Manfred Haas: „Der Kunde erhält das gesamte formgebende Finish aus einer Hand. Oder aber auch die Bearbeitung angelieferter Werkstücke in allen Grö­ ßen – ganz nach Wunsch.“ Haas arbeitet ausschließ­ lich auf CNC­Maschinen der neuesten Generation und kann auch auf kurzfristige Anforderungen der Kunden reagieren. Es können Werkstücke bis zu zwölf Tonnen bearbeitet werden.

Angefangen hat Haas Maschinenbau mit der Reparatur von Sägewerksanlagen. Heute ist das Familienunternehmen in verschiedenen Geschäftsfeldern tätig, unter anderem im Sondermaschinenbau, in der Lohn- sowie der Baugruppenfertigung. Seit 2008 besitzt Haas den großen Eignungsnachweis im Schweißen. So kann der Betrieb selbst im Pipelinebau seine Dienste anbieten.

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Collection „O“

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Göppert nur noch einen Wunsch, dann Facharbeitern, die zum Teil seit mehreren Gene­ rationen den Erfolg der Firma mitgestalten.“ wäre der neue Standort für ihn vollkommen: Tradition ist für Furler von immenser Bedeu­ „Jetzt fehlt uns nur noch die direkte Anbindung tung, immerhin führt er das Familienunterneh­ an die B 28.“ Von der Bundesstraße trennt Helia men in der achten Generation. Furler: „In Ober­ nur ein schmaler Grünstreifen, eine direkte Zu­ fahrt gibt es nicht. kirch sind die Koehler­Wurzeln fest verankert. Schon seit 1991 sitzt Haas Maschinenbau im Die Geschichte der Familie Koehler/Furler, der Papierfabrik August Koehler und der Stadt sind Gewerbegebiet In der Au II. „Die Straße war aufs Engste verbunden.“ noch nicht fertig, als wir hierhergezogen sind“, erinnert sich Geschäftsführer Manfred Haas. Vor Drei Jahre bevor Koehler zur Aktiengesell­ dem Umzug hatte Haas seinen Standort direkt schaft wird, entsteht in Oberkirch­Stadelhofen in Oberkirch. Als eine Erweiterung notwendig das Progress­Werk Oberkirch, kurz PWO. wird, möchte der Maschinenbauer die Stadt 91 Jahre später ist der Automobilzulieferer mit circa 1200 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber nicht ganz verlassen. Das neu entstandene Ge­ am Ort. „Bei werbegebiet ist für ihn die uns sind Tra­ ideale Lösung. dition und „Der Name Oberkirch ist und bleibt Zudem genießt Innovation Teil unseres Firmennamens“ untrennbar er die Umge­ miteinander bung rund um verbunden“, seine Firma. sagt Karl M. Schmidhuber. „Wir wissen genau, „Vor unserem Fenster wächst der Wein. Wer hat wohin wir wollen, aber wir vergessen nie, wo­ so etwas schon in einem Gewerbegebiet?“ her wir kommen.“ Und das trägt PWO auch im Mitten in Oberkirch hat die TV­Produktions­ firma Werner Kimmig ihren Sitz. Auf den ersten Namen. Für den Vorstandsvorsitzenden steht Blick scheint diese Firmenansiedlung fernab vom fest: „Der Name Oberkirch ist und bleibt Teil Showbiz merkwürdig, ist Kimmig doch immerhin des Firmennamens und der Standort Oberkirch das Epizentrum aller unserer globalen Aktivitä­ verantwortlich für große Fernsehproduktionen ten.“ Schmidhuber sieht keinen Grund, dieses wie Bambi oder den Deutschen Fernsehpreis. Gefüge zu zerstören. „Im Gegenteil, wir wollen Für Firmengründer Werner Kimmig ist an seinem Standort allerdings nichts seltsam. 1973 den Standort Oberkirch weiter stärken.“ beginnt seine Karriere in Oberkirch, damals be­ Leicht war diese Aufgabe im vergangenen Jahr steht die Firma aus ihm und einer Halbtags­ nicht immer. „Die Krise, wenn auch nicht haus­ gemacht, hat uns rund fünf Jahre zurückgewor­ Sekretärin. Heute beschäftigt er rund 30 Mitar­ beiter in Oberkirch und München. Sicher habe fen“, bedauert Schmidhuber. „Sicher wird sie er auch einmal darüber nachgedacht, die Region uns noch die kommenden zwei Jahre begleiten, auch wenn es mittlerweile wieder spürbar auf­ komplett zu verlassen. Das war 1980. Doch am Ende entscheidet Kimmig sich gegen den Um­ wärts geht.“ Nichtsdestotrotz: Schmidhuber weiß, was auf ihn und seine Mitarbeiter zu­ zug. Auch aus ganz persönlichen Gründen: „Ich bin hier geboren, aufgewachsen und zur Schule kommt: „Wir werden noch eine Weile sehr hart gegangen. Meine ganze Familie lebt hier. Ich arbeiten müssen, um dahin zu kommen, wo wir habe hier meine Freunde gefunden.“ eigentlich 2010 schon sein wollten.“ Für Kai Furler, Vorstand der Papierfabrik Dass man bei PWO hart arbeitet und ideen­ August Koehler, sind es ebenfalls die Menschen, reich gemeinsam mit der Belegschaft kämpft, die er an seinem Standort so schätzt. „Oberkirch beweisen die Progress­Werker im November des bietet großes Potenzial an hoch qualifizierten vergangenen Jahres. Mit den Tarifparteien wurde

Klaus Göppert, Geschäftsführer von Helia Ladenbau:„Wir sind in Oberkirch angekommen“

Fotos: Koehler Paper Group, Jigal Fichtner, PWO


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Kai Furlers Vorfahren ersteigerten 1807 eine Papiermühle im Tal der Rench bei Oberkirch, Grundstock für die Papierfabrik August Koehler

Karl M. Schmidhuber, Vorstandsvorsitzender der PWO:„Bei uns sind Tradition und Innovation untrennbar miteinander verbunden“

eine Ergänzungstarifvertrag für den Oberkircher Standort abge­ schlossen. Zur Sicherung der Ar­ beitsplätze in der Krise musste laut Schmidhuber eine Belastung „im hohen einstelligen Millionen­Euro­ Bereich“ geschultert werden, an der sich auch die Mitarbeiter betei­ ligen. „Die überwältigende Mehr­ heit unserer Belegschaft hat sehr

und auch weniger guten Zeiten treu zu ihrem Betrieb stehen.“ Himmelreich Oberkirch? Nicht ganz. Einen Wermutstropfen nennt auch Schmidhuber. „Das Einzige, was ich mir noch wün­ sche, ist eine direkte Verkehrsan­ bindung unseres Standorts an die B 28.“ Ebenso wie Klaus Göppert, nur an anderer Stelle. Zwar be­

schnell verstanden, dass es hierbei nicht zuletzt um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze ging.“ Schmidhuber ist offenkundig stolz auf seine Mannschaft: „Es gibt viele interes­ sante Standorte auf der Welt, aber sicher nur wenige, wo man so en­ gagierte und flexible Mitarbeiter findet, die sich mit dem Unterneh­ men identifizieren und in guten

steht hier gerade wegen der Ent­ lastung der umliegenden Ortschaf­ ten vom An­ und Ablieferverkehr schon längst Übereinstimmung mit der Stadt. Allerdings, so Schmidhuber: „Die Mühlen der Verkehrswegeplanung in Deutsch­ land mahlen sehr langsam.“ Doch das ist nicht die Geschichte Ober­ kirchs. Natalie Butz

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Die Früchte Oberkirchs Markus Ell und Heinz-Peter Fies haben eine große Verantwortung. Nicht nur für ihre Mitarbeiter, sondern auch für das landschaftliche Bild der Region

Markus Ell von der Oberkircher WG und Heinz-Peter Fies von der Brennerei Fies (v.l.)

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Foto: Jigal Fichtner


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it der Oberkircher Win­ zergenossenschaft und der Schwarzwälder Edel­ obstbrennerei Fies gibt es in Ober­ kirch gleich zwei Arbeitgeber, die sich flaschenweise um edle Trop­ fen kümmern. Im Interview erzäh­ len die beiden Geschäftsführer, Markus Ell von der WG und Heinz­Peter Fies von der Brenne­ rei, dass es bei ihrer Tätigkeit nicht nur um das Erzeugen alkoholi­ scher Getränke geht. Herr Ell, Herr Fies, als Oberkir­ cher Winzergenossenschaft und Schwarzwälder Edelobstbrenne­ rei können Sie Ihre Betriebe nur schwerlich verlagern. Aber was ist das Besondere hier an Ober­ kirch und der Region? ➤ Markus Ell: Die Erzeugung des Oberkircher Weins ist ein komplexes Gebilde, von vielen Faktoren beeinflusst. Zunächst einmal das Klima, dann der hohe Granit­ und Gesteinsanteil im Bo­ den, der ihn sehr mineralisch macht. Ein paar Kilometer weiter ist das ganz anders. Und natürlich hat jede Kellerei ihre eigene Hand­ schrift. All diese Unterschiede schmeckt man. ➤ Heinz-Peter Fies: Was für die Trauben gilt, ist auch für das Obst von hoher Bedeutung: Der Boden ist für uns ausschlaggebend. Hinzu kommt, dass uns der kalte Nord­ wind hier nicht trifft. Unsere wich­ tigsten Produkte tragen den Schwarzwald im Namen. Mehr noch: Wir dürften sie nicht so be­ zeichnen, wenn der Rohstoff nicht hier wachsen und die Herstellung nicht hier passieren würde. ➤ Ell: Ein warmes Klima findet man natürlich in vielen Regionen weltweit. Aber hier gibt es eben im Juli oder August eine im Ver­ hältnis zum übrigen Sommer kur­ ze nasskalte Phase. Die Touristen sind darüber nicht erfreut, aber wir brauchen diese Schwankun­ gen zwischen Tageshitze und nächtlicher Kühle, damit unsere Weine ihre Aromen bilden können. Fehlt diese Kühle, fehlen die Aro­ men. Das sieht man an den Wei­ nen von 2003, als wir einen sehr heißen Sommer ohne diese Schwankungen hatten: Bezogen auf die Öchslegrade hatten wir einen Jahrhundertwein, aber es fehlte eben das Aroma. Herr Ell, im vergangenen Jahr haben Sie die „Collection O“ he­

rausgebracht, die sich in ihrer Präsentation von den anderen Erzeugnissen der WG abhebt. Müssen Sie sich für neue Ziel­ gruppen verjüngen? ➤ Ell: Immer mehr junge Men­ schen finden den Weg zum Wein – nicht zum übermäßigen Alkohol­ konsum, sondern zum hochwerti­ gen Genuss. Die „Collection O“ ist ein Wein, der auch Einsteigern schmeckt. Und das moderne Auf­ treten hilft natürlich, dass er auch unerfahrene Zielgruppen anspricht.

➤ Fies: Das ist in der Tat nicht ganz einfach. Nichtsdestotrotz ist unser Absatz stabil. Jährlich verlas­ sen rund 1,2 Millionen Flaschen unsere Brennerei. Ist es für Sie beide beim Absatz hilfreich, dass Ihre Erzeugnisse in einer Region entstehen, wo andere Urlaub machen? ➤ Ell: Unser Kernabsatzgebiet liegt direkt vor unserer Haustür. Im übrigen Deutschland sind die Weine der Oberkircher Winzer­ genossenschaft in Nordrhein­West­ falen am beliebtesten. Natürlich

„Wie würde es denn ohne Weinberge und Streuobstwiesen hier aussehen?“ Herr Fies, gibt es für Ihre Er­ zeugnisse überhaupt eine Ziel­ gruppe jünger als 45 Jahre? ➤ Fies: Es stimmt schon, unsere Obstbrände werden überwiegend von Menschen ab 45 Jahren auf­ wärts getrunken. Diese Zielgruppe erwartet, dass die Schwarzwälder Traditionsbrände wie das Kirsch­ wasser in einer traditionellen Verpa­ ckung daherkommen, der Vierkant­ flasche. Aber wir haben auch exklu­ sive Produkte, die wir abgehoben von den übrigen präsentieren, zum Beispiel in einer anderen Flaschen­ form oder Erzeugnisse, die über mehrere Jahre gereift sind. Aber in erster Linie erwarten unsere Kun­ den von uns das Traditionelle. Aber so werden Sie nicht gerade neue Zielgruppen für sich ge­ winnen.

liegt das auch daran, dass die heimgekehrten Touristen im Su­ permarkt­Regal den Namen des Ortes vorfinden, den sie selbst be­ sucht haben. Aber das funktioniert auch umgekehrt. Die Touristen kommen in unsere Region, nach­ dem sie unseren Wein daheim kennengelernt haben. ➤ Fies: Schon in den 50er­Jahren kamen Touristen aus dem Ruhrge­ biet zu uns. Sie entdeckten hier das genussvolle badische Essen und Trinken. Das haben sie nach Hause getragen. Und heute kennt man Schwarzwälder Kirschwasser in der ganzen Welt. ➤ Ell: Vor etwa zehn Jahren drängten beim Wein große Marken auf den Markt, sehr erfolgreich und qualitativ sicher auch gute Erzeugnisse. Doch sobald diese

Namen nicht mehr stark beworben werden, sinkt auch gleich ihr Ab­ satz. Diesen Namen fehlt eben et­ was, das wir haben: die Tradition. Und was ist in 25 Jahren? Wird es die Winzergenossenschaft Oberkirch und die Schwarzwäl­ der Edelobstbrennerei Fies dann noch geben? ➤ Ell: Das ist ein langer Zeitraum. Schon jetzt ändert sich das Kon­ sumverhalten der Menschen sehr schnell. Dieser Wandel wird noch deutlich schneller werden. Hinzu­ kommen von der Europäischen Union geforderte Veränderungen der Anbaubeschränkungen, die den deutschen Weinbauern schwer zu schaffen machen könn­ ten. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir uns hier mit unseren günstigen Standortfaktoren weiter gut behaupten werden. ➤ Fies: Ich bin sicher: In 25 Jah­ ren wird das Schwarzwälder Kirschwasser noch immer das Schwarzwälder Kirschwasser sein. Wir Obstbrenner und Winzer sind ein Garant dafür, dass die Region als Tourismusziel mit ihren Wein­ bergen und Streuobstwiesen erhal­ ten bleibt. Denn sonst gäbe es hier nur Waldflächen. Und wie würde es dann aussehen? Wie im Sauerland. ➤ Fies: Ja, ganz genau. ➤ Ell: Wir haben eben ein ge­ meinsames Ziel. Wir wissen inzwi­ schen, dass wir gemeinsam etwas für den Standort tun müssen. Die meisten haben das begriffen, wes­ halb die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren wieder enger geworden ist. Natalie Butz

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