Standortporträt Offenburg

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Offenburg


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Politik • Standort Offenburg

Stefan Scheringer bezeichnet seinen Einsatz für die Hochschule als„vergnüglich“

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Foto: Michael Bode


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FörderUnterricht Die Verbindung zwischen der Hochschule Offenburg und den Unternehmern der Region ist eng. Ganz selbstverständlich geben sie Geld. Und investieren außerdem jede Menge Zeit und Erfahrung

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tefan Scheringer hat nicht gelogen. Das Engagement des Meiko­Geschäftsführers für die Hochschule Offenburg be­ steht nicht nur aus der Überwei­ sung von Geldbeträgen. Noch während er mitten auf dem Uni­ Campus mit Econo spricht, kommt hier ein Studierender auf ihn zu, den Scheringer aus einem Praxis­ semester bei Meiko persönlich kennt, ruft ihm da ein Dozent, den er noch Tage zuvor auf einer Hoch­ schul­Sitzung getroffen hat, einen Gruß zu. Scheringers Einsatz ge­ schieht mit Herzblut. „Hier rekrutieren wir viele unse­ rer Ingenieure“, sagt der Chef des Offenburger Maschinenbauers. „Und dieses gegenseitige Geben und Nehmen zwischen Unterneh­ mern und Hochschule macht es mir so besonders vergnüglich.“ Meiko wurde 1927 in Offenburg gegründet. Heute agiert das Unter­ nehmen als Gruppe weltweit. Der Hauptsitz ist noch immer in Offen­ burg, fast 1000 der mehr als 1600 Mitarbeiter sind hier tätig, hier wird der meiste Umsatz gemacht (2009: 133 Millionen Euro).

„An unserem Stammsitz brau­ chen wir die meisten spezialisier­ ten Kräfte“, sagt Scheringer. „Wenn wir da beispielsweise an die Hoch­ schule in München gehen und den Studierenden sagen, ,Wir sitzen in der Ortenau‘, dann antworten die nur ,Wo?‘“ Anders sei das mit den Studierenden der Hochschule

bleibt. Sie sorgt für den Transfer zwischen Hochschule und Wirt­ schaft.“ Eben weil beide Seiten wüssten, dass sie voneinander pro­ fitieren, seien die Bedürfnisse per­ fekt aufeinander zugeschnitten. In der Tat: Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Elektro­ und Informationstechnik für die

„Von Freiburg bekommen Sie Physiker, keine Ingenieure“ Offenburg, ob sie in der Region aufgewachsen oder erst zum Stu­ dium hergezogen sind. Scheringer: „Sind die Menschen erst einmal hier, dann bleiben sie hier.“ Damit jedoch junge Leute eine Chance haben, hier zu bleiben beziehungsweise hierher zu kom­ men, benötigt es eben eine Hoch­ schule in der Region. Das weiß auch Hans­Joachim Fomferra, Wirtschaftsförderer der Stadt Of­ fenburg. „Die Hochschule bildet nicht nur aus, sie stärkt auch die Forschung, die so in der Region

Maschinenbauer, Medien und In­ formationswesen für die Verlage und Kommunikationsunternehmen. „Die meisten Studiengänge der Hochschule spiegeln die Bereiche der in der Region ansässigen Un­ ternehmen wider“, ergänzt Ralf Grundheber von der Wirtschafts­ förderung Offenburg. Doch muss sich hier an der Hochschule einiges ändern, wenn diese Wechselseitigkeit weiter be­ stehen soll, glaubt Hans­Georg Nußbaum, Geschäftsführer der Firma Otto Nußbaum in Kehl­

Bodersweier. Bis vor wenigen Wochen war er Vorsitzender des Kuratoriums der Hochschule Offenburg. „Wir müssen in der Lehre andere Schwerpunkte set­ zen, beispielsweise den Fokus nicht mehr so stark auf den Auto­ motive­Bereich richten.“ Man müsse rechtzeitig die Initiative ergreifen, um den Wandel in der Praxis nicht zu verschlafen. Winfried Blümel, Vorstand Pro­ duktion und Materialwirtschaft des Progress­Werks Oberkirch (PWO), hat den Vorsitz des Kuratoriums der Hochschule Offenburg im tur­ nusmäßigen Wechsel von Nuß­ baum übernommen. Das Kurato­ rium hat die Aufgabe, die Hoch­ schule in ihrer Entwicklung beratend zu begleiten und gleich­ zeitig den Dialog zwischen Hoch­ schule, Wirtschaft und Gesellschaft sicherzustellen. „Die Wirtschaft erhält eine Mitgestaltungsmöglich­ keit über das Kuratorium“, erklärt Blümel. „Nicht nur die Industrie ist hier beteiligt, auch Banken oder Medienunternehmen.“ Sowohl in seiner Funktion als Kuratoriumsvorsitzender als 5/2010

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Politik • Standort Offenburg

Wir sind die Nummer eins im Südwesten

Die EDEKA Südwest, mit ihrer Zentrale in Offenburg, ist nicht nur die Nummer eins im Lebensmittel-Einzelhandel, sondern sie gehört mit über 43.500 Mitarbeitern und 2.775 Azubis zu den größten Arbeitgebern und Ausbildern im Südwesten. In unseren fast 1.500 Märkten zwischen Bodensee und Taunus, Iller und Eifel, setzen wir auf Frische, Auswahl, Service und Regionalität. Eigene Produktionsbetriebe für Fleisch- und Wurstwaren, Backwaren, Wein und Mineralwasser bieten Produkte in höchster Qualität.

Wir lieben Lebensmittel.

auch als Vorstand eines Un­ ternehmens der Region gibt Blü­ mel gern seine Zeit für dieses En­ gagement. „Natürlich haben wir ein sehr großes Interesse am Fort­ bestehen und guten Ruf der Hoch­ schule Offenburg“, sagt Blümel. „Schließlich ist sie die einzige Hochschule hier.“ Dass die Univer­ sitätsstadt Freiburg nicht weit ent­ fernt ist, spielt für Blümel keine Rolle. „Von Freiburg bekommen Sie Physiker, keine Ingenieure.“ Auch PWO findet ebenso wie Meiko Mitarbeiter an der Hoch­ schule Offenburg, schickt außer­ dem Angestellte, die ihre Aus­ bildung in Oberkirch absolviert haben, zum anschließenden Stu­ dium nach Offenburg. Blümel: „Und zwar ob des guten Rufes, nicht aus der Not heraus, hier kei­ ne Alternativen zu haben.“ Blümel sieht aber auch für jeden einzelnen Studierenden ganz kon­ krete Vorteile von der Nähe zwi­ schen Hochschule und Wirtschaft. „Durch Praktika und praxisbezoge­ ne Abschlussarbeiten erfahren die Studierenden noch vor Ende ihres Studiums, welche Anforderungen die Realität in dem von ihnen ge­ wählten Beruf an sie stellt.“ Gleich­ zeitig entstünden so wertvolle Verbindungen. „Bei aller Coolness, die die Wirtschaft heute verlangt, der persönliche Kontakt ist doch immer noch unheimlich wichtig.“ Auch der Verein der Freunde der Hochschule Offenburg weiß

Einwohner davon männlich unter 18 Jahren Ausländer Haushalte Kaufkraftkennziffer Beschäftigung SV-Beschäftigte SV-Beschäftigt/1000 Einw. davon im produz. Gewerbe in Handel und Verkehr als sonst. Dienstleister Einpendler Auspendler Arbeitslosenquote

59 150 28 644 10 372 5740 28 235 99,6 34 166 578 7266 10 208 16 668 22 383 8 128 5,7 Prozent

Gemeindeschuldenstand gesamt 31,43 Millionen Euro je Einwohner 532 Euro

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um die Bedeutung dieser Verbin­ dung zwischen Theorie und Praxis. „Unternehmer lernen die Studie­ renden durch Praktika oder Fach­ semester kennen, noch bevor sie fertig ausgebildet sind, zudem deutlich besser und intensiver als über eine reine Bewerbung nach dem Abschluss“, dreht Helmut Schareck, Filialdirektor der Baden­ Württembergischen Bank in Offen­ burg und Vorstandsvorsitzender der Hochschul­Freunde, den von Blümel genannten Vorteil um. Der Verein der Freunde wurde 1964 gegründet, zusammen mit der Hochschule, die damals noch die Staatliche Ingenieurschule war. In dieser Zeit hatte der Verein eine beratende Funktion, doch die tra­ gen heute das Kuratorium und der Hochschulrat. „Wir sind ein Spen­ densammelverein“, sagt Schareck und es klingt abfälliger, als es ist. Wenn die 30 000 Euro, die der Verein jährlich sammelt, auch in keinem Verhältnis stehen zum üb­ rigen Budget der Hochschule, so trägt das Geld doch dazu bei, dass ein paar Studierende jedes Jahr ein Auslandssemester absolvieren können. Und schließlich, so hofft Schareck, bekommt der Verein auch etwas zurück. „Spätestens wenn die Absolventen Unterneh­ mer sind, haben sie selbst die Mög­ lichkeit, die Hochschule und die nächste Generation von Studieren­ den zu unterstützen.“ Natalie Butz

Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B Steuerkraft/Einw.

380 280 420 1044 Euro

Gewerbe- und Industriegebiete Offenburg West 1-4 (120 ha), OffenburgElgersweier (70 ha), Offenburg Nord (50 ha), Im Seewinkel (25 ha), Im Unteren Angel (24 ha), Offenburg-Zunsweier (14 ha), Offenburg-Rammersweier (11 ha), Streugebiete (100 ha), Interkommunaler Gewerbepark hoch³ (130 ha) Tourismus Übernachtungen 135 300 Durchschnittl. Aufenth.-dauer 1,6 Tage Bettenzahl 1050 Bettenauslastung 38,7 Prozent


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Aktuelles Lehrgangsangebot der GA Offenburg 01.07.10

Infoabend Meistervorbereitung Schreiner Do ab 18:00, Offenburg

06.09.–13.12.10

Meistervorbereitungskurs Teil 4 Teilzeit Mo+Di 18:00–21:30, 120 UE, Offenburg

06.09.–13.12.10

Ausbildung der Ausbilder/innen, Teilzeit Mo+Di 18:00–21:30, 120 UE, Offenburg

Drehscheibe für Bildung und Karriere Gewerbe Akademie empfiehlt sich als Bildungsmacher in der Ortenau Bildung an der Gewerbe Akademie heißt Qualifizierung auf höchstem Niveau. Das Bildungsangebot der Gewerbe Akademie ist nach AZWV zertifitziert und somit förderfähig durch die Agentur für Arbeit.

Meistervorbereitungskurs Teile 1+2 Schreiner 14.09.10–30.06.12 Di 18:00–21:15, Fr 17:15–21:15, Sa 8:00–14:00, 1005 UE, Offenburg Kfz-Service-Techniker/in 16.09.10–31.03.11 Di+Do 18:00–21:15, Sa 8:00–13:00, 320 UE, Offenburg Assistent/in Bürokommunikation (HWK) 20.09.10–14.02.11 Mo+Mi 8:30–11:45, 128 UE 21.09.10–15.02.11 Di+Do 18:00–21:15, 128 UE, Offenburg CNC/CAM Fachkraft (Metall) 21.09.10–24.03.11 Di+Do 18:00–21:15, 170 UE, Offenburg Fachkraft für Pneumatik / Hydraulik 21.09.10–07.04.11 Di+Do 18:00–21:15, 200 UE, Offenburg Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten 01.10.–18.12.10 Fr 18:00–21:15, Sa 8:00–13:00, 80 UE, Offenburg Fachwirt/in Computer Management 04.10.10–16.04.12 Mo+Mi 18:00–21:15, 420 UE, Offenburg Geprüfte/r Bilanzbuchhalter/in (IHK) 19.10.10–30.09.12 Di 18:15–21:30, Sa 8:00–13:00, 730 UE, Offenburg

Werner Gmeiner

„Die Qualität des Bildungsträgers ist für viele entscheidend“, so Werner Gmeiner, Leiter der Gewerbe Akademie. „Die Menschen haben ein anderes Bewusstsein zur Fortbildung entwickelt – für den Erhalt des Arbeitsplatzes oder als Baustein fürs eigene berufliche Weiterkommen im Betrieb.“

Die Gewerbe Akademie hält mit ihrem Bildungsbaukasten individuelle, auf die Unternehmen maßgeschneiderte Qualifizierungsmöglichkeiten bereit. Inhouse-Seminare haben in den Unternehmen einen immer höheren Stellenwert. Dazu gehört aber auch die Meisterkompetenz in den Bereichen wie z.B. Elektrotechnik, Feinwerkmechanik, Metallbau, Friseur, Schreiner oder der Kfz-Servicetechniker. Im kaufmännischen Bereich sind z.B. Weiterbildungen als Assistenz im Rechnungswesen, im Personalwesen und in Bürokommunikation oder auch zum Bilanzbuchhalter im Seminarangebot. Für Betriebswirte der Gewerbe Akademie ist in Kooperation mit der Steinbeis-Hochschule ein BBAAbschluss möglich. Danach steht jede Hochschule für einen Masterstudiengang offen. Alle Fachkurse der Gewerbe Akademie werden über Fachkursförderungen oder Meisterbafög mitfinanziert.

Beratung: 0781 793-115; -116; Fax -150 info-og@wissen-hoch-drei.de

Foto: Michael Bode

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Baden Syscomp

Dienstleistung

verbindet IT und Telefonie mit hohem Service-Know-how

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Kilian Sieferle, Geschäftsführer von Baden Syscomp

Die Möglich-Macher

er Zeitrahmen ist eng bemessen, mehr als ein Wochenende ist nicht drin. Der Kresse & Discher Medienverlag, einer der führenden Corporate Publisher im Südwesten, zieht um. Mittendrin: das Offenburger Systemhaus Baden Syscomp. Das Team um Kilian Sieferle ist für die Migration der gesamten IT­ Landschaft und die Installation der Telefonanlage ver­ antwortlich. Mehr als 40 Arbeitsplätze werden in der Zeit von Freitagabend bis Sonntag umgezogen. „Alles hat tadellos funktioniert“, sagt Klaus Kresse, geschäfts­ führender Gesellschafter des Medienverlags. Bereits am Sonntag sind alle Rechner einsatzbereit. „Wir haben uns vor einigen Jahren bewusst für Ba­ den Syscomp entschieden“, erklärt Kresse. „Wir haben

aufgrund der Komplexität unserer Bedürfnisse eine komplexe IT­Landschaft: Wir arbeiten mit den Be­ triebssystemen Windows, Mac OS, Unix und Linux, haben aber nur einen kompetenten Ansprechpartner.“ Auch um die Telefonie kümmert sich Baden Syscomp. Herzstück der neuen Kommunikationsstruktur bei Kresse & Discher ist die neue Telefonanlage aus dem Hause STARFACE. Sie verbindet modernste VoIP­ Technologie mit maximaler Kompatibilität: STARFACE läuft auf allen Betriebssystemen und verfügt über Schnittstellen zu allen gängigen CRM­Systemen. Ge­ wählt wird per Mausklick. Zudem unterstützt das System eine Standort­Vernetzung über SIP­Trunks, die Firmen ein optimiertes Routing ermöglichen.

Baden Syscomp ist Ihr Dienstleister für IT und Kommunikation aus einer Hand. Das Systemhaus mit Fokus im Medienbereich betreut aktuell ca. 130 Server und rund 1000 Arbeitsplätze und dies umfassend auf allen Rechnerplattformen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Telefonie-Lösungen. Als STARFACE Advanced Partner bietet das Systemhaus die Komplett-Lösung rund um eine softwarebasierende Telefonanlage mit CTI für Macs und PCs.

Kontakt Baden Syscomp Hanns-Martin-Schleyer-Straße 21 77656 Offenburg info@baden-syscomp.de www.baden-syscomp.de Telefon: 07 81/28 99 35 40 Telefax: 07 81/28 99 35 39 5/2010

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Standort Offenburg • Politik

Edith Schreiner ist seit acht Jahren Oberbürgermeisterin von Offenburg. Im Herbst wird sie sich wieder für das Amt zur Wahl stellen. Die 52-Jährige studierte in Freiburg Jura und war unter anderem im Landratsamt Tuttlingen sowie im Innenministerium tätig. Schreiner ist verheiratet und hat einen Sohn.

Frau Zuversicht Für Offenburg wünscht sich Oberbürgermeisterin Edith Schreiner einen Tunnel, für sich selbst die Wiederwahl im Herbst

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ährend sich andere Ober­ bürgermeister in diesen Tagen in erster Linie mit dem eigenen Haushalt herum­ schlagen, rollt der Gegner von Edith Schreiner auf Schienen her­ an. Doch mit Zuversicht kämpft die 52­jährige Oberbürgermeiste­ rin aus Offenburg gegen die Aus­ baupläne der Bahn in ihrer Stadt. Unter anderem davon erzählt sie im Econo­Interview.

Foto: Michael Bode

Frau Schreiner, Sie sagen, an Offenburg gefalle Ihnen besonders, dass „hier die Bürgergesellschaft lebt“. Ist es das, was die Stadt ausmacht, das Miteinander? ➤ Edith Schreiner: Dieses Mit­ einander ist mir zuerst aufgefallen, ganz am Anfang, als ich vor acht Jahren nach Offenburg kam. Die Menschen hier haben ein wirkli­ ches Interesse an der Stadt und ihrer Entwicklung.

Und in welche Richtung entwickelt sich die Stadt? ➤ Schreiner: Unsere Gesellschaft wird nicht nur älter, sondern auch bunter. Wir müssen uns fragen, was wir tun können, damit junge Menschen auch in Zukunft nach Offenburg ziehen, sich Jung und Alt hier wohlfühlen. Was tut die Stadt hier konkret? ➤ Schreiner: Die Menschen möchten heute wieder stadtnah

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wohnen. Für sie schaffen wir Wohnraum, ganz aktuell zum Bei­ spiel mit dem Burgerhof. Zudem planen wir ein Einkaufscenter mit­ ten in der Stadt. Dieses Spannungs­ feld des Wohnens und Einkaufens, der Kultur und der Gaststätten macht die Stadt lebendig, beinahe rund um die Uhr. Diese Lebendigkeit könnte jedoch schnell von der Deutschen Bahn zerstört werden. ➤ Schreiner: Sollte die Rheintal­ bahnstrecke tatsächlich um ein drittes und viertes Gleis ausgebaut werden, wäre das eine Katastrophe. Lärmschutzwände zwischen vier und zwölf Metern würden die Stadt teilen. Eine Stadt lebt eben auch von Sichtbeziehungen! Ist das Szenario der geteilten Stadt denn überhaupt noch abzuwenden? ➤ Schreiner: Ich bin nach wie vor zuversichtlich. Mit der Idee des Tunnels bieten wir eine echte Alternative an. Wir sind ja nicht einfach nur dagegen! Eine weitere Alternative wäre, den ICE-Bahnhof nach Appenweier zu verlegen. ➤ Schreiner: Das ist keine Alter­ native. Die Schnellzüge sind nicht das Problem, sondern die Güterzü­ ge, die in der Nacht fahren. Natür­ lich haben wir auch darüber nach­ gedacht, alles nach Appenweier zu verlegen, aber Offenburg liegt zentral. Hier trifft Rheintal­ auf Schwarzwald­ und Renchtalbahn, hier ist der Nahverkehr mit Straß­ burg verbunden. Der Güterzug­ tunnel ist die Lösung, die Offen­ burg für die Zukunft braucht. Für die finanzielle Zukunft von Offenburg haben Sie große Pläne: Bis 2019 soll die Stadt schuldenfrei sein. Klappt’s? ➤ Schreiner: Unsere Schulden­ uhr läuft kontinuierlich rückwärts, auch die Finanz­ und Wirtschafts­ krise haben ihr Tempo nicht ge­ drosselt. Wir möchten die Genera­ tion unserer Kinder nicht belasten, sondern Freiräume für künftige Projekte schaffen. Selbst wenn sich die Krise jetzt noch einmal ver­ schlimmern würde, das Projekt Schuldenfreiheit wäre das Aller­ letzte, das wir antasten würden. Sind Sie stolz auf die rückwärtslaufende Schuldenuhr? ➤ Schreiner: Ja, das bin ich wirk­ lich. Alle sprechen immer von Nachhaltigkeit. Aber wenn 5/2010

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Politik • Standort Offenburg

man Nachhaltigkeit wirklich ernst meint, dann muss man bei den Schulden anfangen. Für den Umbau der Messe Offenburg hat die Stadt 48 Millionen Euro investiert. Ist das nachhaltig? ➤ Schreiner: Die Messe ist für Offenburg ein ganz wichtiger Infra­ strukturfaktor. Sie ruht auf den vier Säulen Messe, Kultur, Kongress und Sport. Mit dem Neubau haben wir uns sicher nicht übernommen. Es war eine schwierige Zeit, aber die Nachfrage heute ist gut. Haben Sie keine Angst, dass so erfolgreiche Veranstaltungen wie beispielsweise die Geotherm aus Offenburg abwandern? ➤ Schreiner: Doch, darüber ma­ che ich mir Gedanken. Anderer­ seits beweist gerade die Geotherm, dass wir mit unserem Konzept auf dem richtigen Weg sind. Wir ver­ stehen uns als Messestandort für die Region. Aber ein Event wie der Bambi strahlt schon über die Grenzen der Region hinaus?

➤ Schreiner: Auf jeden Fall! Wann kommt Offenburg sonst so ins Gespräch? Wir müssten ziem­ lich viel Geld in die Hand nehmen, wenn wir mit einer Kampagne auch nur einen ähnlichen Werbe­ effekt auslösen wollten. Apropos Kampagne: Welche Schwerpunkte werden Sie in Ihrem OB-Wahlkampf im Herbst setzen? ➤ Schreiner: Familienfreundlich­ keit und Bildung sind für mich ganz wichtige Themen, von der Kinderbetreuung bis zur Entwick­ lung der Hochschule. Wenn Ihnen die gute Fee einen Wunsch erfüllen würde, würden Sie sich den Tunnel für die Bahn oder Ihre Wiederwahl im Herbst wünschen? ➤ Schreiner: Am liebsten beides: für die Stadt den Bahntunnel und für mich das Amt der Oberbürger­ meisterin. Aber letztendlich ist der Ausbau der Rheintalbahn die exis­ tenziellste Frage für Offenburg überhaupt. Natalie Butz nbutz@econo.de

Alles auf Anfang Der TPO ist die Gründerschmiede der Ortenau. Wer eine gute Idee hat, ist hier genau richtig

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olf­Eckart Bandl freut sich, wenn er verlassen wird. Mehr noch. Er arbeitet so­ gar jeden Tag darauf hin. Bandl, ehemaliger Manager beim Medien­ konzern Burda, ist seit rund vier Jahren Chef des Technologieparks Offenburg (TPO), der Gründer­ schmiede der Ortenau. Und der größte Erfolg für Bandl ist, wenn sich einer seiner Schützlinge so prächtig entwickelt, dass er keinen Platz mehr hat im TPO.

Philipp Hansert ist davon noch ein Stückchen entfernt und steht noch am Anfang, aber er hat sich getraut und den Sprung gewagt: direkt von der Hochschule rein in die Selbstständigkeit. Zu Beginn arbeitet er noch parallel an der Hochschule. Jetzt konzentriert er sich auf den Aufbau seines Unter­ nehmen. Heute ist der 30­Jährige sein eigener Herr. Ihm gehört das Unternehmen Hansert Design, das 3­D­Visualisierungen und Pro­

Foto: Wilfried Falk

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Bildungsangebot Kompetente Beratung und ein passgenauer Bildungsfahrplan sind die Grundlagen jeder Fortund Weiterbildung am IHK-BZ. Das Angebot umfasst unter anderem die Felder Wirtschaft, Technik, Informatik und Medien.

Kontakt IHK-BildungsZentrum Südlicher Oberrhein GmbH Am Unteren Mühlbach 34 77652 Offenburg Telefon: 07 81/92 03-0 Telefax: 07 81/92 03-8 80 Schnewlinstraße 11–13 79098 Freiburg im Breisgau Telefon: 07 61/20 26-0 Telefax: 07 61/20 26-3 33 info@ihk-bz.de www.ihk-bz.de

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Das IHK-BildungsZentrum Südlicher Oberrhein bietet mehr als 250 Lehrgänge

Workshop mit Horst Fraas am IHK-BildungsZentrum in Offenburg

Ein starker Bildungspartner

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as IHK-BildungsZentrum (IHK-BZ) Südlicher Oberrhein gehört zu den größten und leistungsfähigsten Zentren beruflicher Aus- und Weiterbildung in Baden-Württemberg. Jahr für Jahr werden hier mehr als 2500 Teilnehmer geschult. Zu den Aufgaben des IHK-BZ gehören die Fort- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften ebenso wie die Ausbildung von Jugendlichen. Ein starker Partner der kleinen und mittleren Firmen in der Region. Mehr als 250 hochwertige Prüfungs- und Zertifikatslehrgänge aus Industrie und Handel bietet das IHK-BZ in Offenburg und Freiburg an. Dazu gehören überbetriebliche Ausbildungen, Anpassungs- und Aufstiegsfortbildungen, Firmentrainings und Umschulungen.

„Aus der Praxis für die Praxis“ ist dabei ein Leitgedanke. Das IHK-BZ unterhält modern ausgestattete Werkstätten, Elektronik- und Informatiklabors. Hohen Wert legt das Bildungszentrum auf eine zeit- und erwachsenengerechte Lehr- und Lernkultur. In der Region Südlicher Oberrhein ist das IHKBildungsZentrum seit drei Jahrzehnten ein anerkannter Bildungsdienstleister. Das IHK-BZ arbeitet eng zusammen mit regionalen Unternehmen und Kommunen, dem Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BiBB) sowie dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Zertifiziert ist das IHK-BildungsZentrum nach der Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung (AZWV).


73 duktpräsentationen entwickelt. Werkstücke, Gebäude, Produkte, die es noch gar nicht gibt, Hansert verleiht ihnen Gestalt. „Durch den TPO bin ich in ein sehr gutes Netzwerk eingebunden“, sagt Hansert. „Davon profitiert man vor allem am Anfang.“ Netzwerke sind auch die Sache von Michael Beiser. Zum einen profitiert er vom Netzwerk des TPO, zum anderen ist der ehema­ lige Finanz­ und Immobilienfach­ mann gerade dabei, selbst eins aufzubauen. Der Regionalverbund Ortenau soll die Unternehmen in der Regi­ on vernetzen. Mehr als 50 Mitglie­ der hat Beiser schon, der das Un­ ternehmen gemeinsam mit Lucia Riu führt. „Wir sind eine Plattform, auf der sich Ortenauer Unterneh­ men zusammenschließen, um voneinander zu profitieren und gemeinsam nach außen aufzutre­ ten“, erklärt Beiser. Dazu gehören­ zum Beispiel der Austausch von Werbefläche auf den Firmen­Web­ seiten, branchenübergreifende

Gutscheine oder Veranstaltungen. „Die Pläne lagen schon eine Weile in der Schublade“, erzählt Beiser. Im Januar gründet er das Unter­ nehmen, seit einigen Monaten nun ist Beiser im TPO zu Hause. Während Hansert und Beiser noch am Anfang einer vielleicht großen Karriere stehen, ist Man­ fred Derr einen Schritt weiter – auch wenn er zu Beginn später dran war. Der ehemalige Schutter­ wälder Handballspieler wagt erst mit 36 den Schritt in die Selbst­ ständigkeit. Mit seiner Firma Sim­ ply Solutions entwickelt er Sicher­ heitssystem für Gebäude, sein Schwerpunkt: die digitale Kamera­ überwachung. Das Geschäft läuft gut, um bis zu 20 Prozent steigt der Umsatz jährlich. Acht Mitarbeiter beschäf­ tigt Derr, der derzeit Neueinstel­ lungen plant. Seine Firma hat ih­ ren Platz im Markt gefunden. Doch nicht immer lief es so gut. „In den Jahren 2004 und 2007 wa­ ren die Zeiten härter. Der Markt hat uns noch nicht so wahrgenom­

Philipp Hansert, 30, gehört mit seiner Firma Hansert Design zu den erfolgreichsten Existenzgründern im Technologiepark Offenburg (TPO)

men.“ Doch Derr gibt nicht auf, der Erfolg stellt sich bald ein und Simply Solutions wächst weiter. So stark, dass die Offenburger auszie­ hen müssen aus dem TPO, weil der Platz zu knapp ist, das Unter­ nehmen längst den Kinderschuhen entwachsen ist. Ein Verlust, den

TPO­Chef Bandl verschmerzen kann. Immerhin arbeitet er daran täglich. Robert Schwarz

www.tpo-offenburg.de

Foto: Michael Bode

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Politik • Standort Offenburg

Simon Moser und sein blaues Sofa: Seit 2008 ist Moser Chef des Offenburger Kulturamtes

Mosers Sofa Offenburgs roter Teppich ist ein blaues Polstermöbel. Dort trifft sich die Prominenz zum Plausch mit Simon Moser, dem Kulturchef Offenburgs

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pät am Abend war es. Da fiel Simon Moser ein blaues Sofa auf, das in den Räumen des Offenburger Kulturamtes seinen Dienst als Wartebank verrichtete – eine Idee war geboren. „Wa­ rum?“, fragte sich der Chef des Kulturamtes. „Warum laden wir die Prominenten, die nach Offen­ burg kommen, nicht zu einem Plausch auf das blaue Sofa?“ Seit einigen Monaten nun wird das Sofa alle paar Wochen rausge­ kramt und in das Foyer des Kinos Forum Offenburg gestellt. Dann lädt Simon Moser Deutschlands Prominenz zum Gespräch in un­ gewohntem Ambiente, auf sein außergewöhnliches Möbel. „Wir dachten uns: Bei Burda gehen doch die Promis ein und aus. Wa­ rum laden wir sie nicht auf einen kurzen Besuch in die Stadt ein?“ Bei Burda und den Promis fiel die Anfrage auf fruchtbaren Boden. Und so plauschten in der Vergan­

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genheit schon Schauspieler Hardy Krüger jr., Fernsehkoch Johann Lafer, Schlagerstar Peter Kraus und die RTL­Moderatorin Nazan Eckes mit Moser. „Die Atmosphäre ist ganz toll“, schwärmt Moser. „Au­

rück. „Mir geht es um die ver­ schiedenen Facetten der Persön­ lichkeit. Klar, es gibt immer einen aktuellen Anlass, warum die Pro­ minenten hier sind, aber man erfährt schon viel Neues.“

„Kultur ist mehr als Kammermusik.“ Simon Moser fasst den Kulturbegriff weiter ge in Auge, fast auf Tuchfühlung mit dem Gast, dazu das Publikum, das dicht gedrängt um das Sofa steht. Das hat was.“ Moser fällt die Rolle als Talk­ master nicht allzu schwer, schließ­ lich kommt der gebürtige Gießener und promovierte Musikwissen­ schaftler aus dem Theaterbereich, spielt seit Jahren Klavier, singt und hat schon zahlreiche Matinees moderiert. Für den Talk auf sei­ nem Sofa nimmt er sich aber zu­

Seit fast zwei Jahren ist Moser Kulturchef in Offenburg. Die Promis auf dem Sofa „sollen aber nicht nur den Glamourfaktor in Offen­ burg erhöhen“, erzählt Moser, ihm geht es noch um ein ganz anderes Ziel. „Mit diesen Veranstaltungen erreichen wir ein Publikum, das normalerweise nicht allzu kultur­ affin ist.“ Berührungspunkte sollen die Talks setzen, sagt Moser. Pro­ mis und Kultur seien kein Gegen­ satz, sagt Moser. „Kultur ist mehr

als Kammermusik. Damit erreicht man kein großes Publikum. Um ein solches zu erreichen, müssen wir uns vom traditionellen Kultur­ begriff lösen und Türen öffnen.“ Moser und seine Kultur­Mitstreiter gehen deshalb auch abseits des Sofas neue Wege. Die Reihe „Tatort Kultur“ rückt monatlich ein anderes Kunstthe­ ma in den Mittelpunkt: vom Ins­ trumentenbau über die Welt der Comics hin zur Braukunst. Und seit 2009 steht ein „Kuss“ für den Kultur­Saison­Start, samt einschlä­ gigem Kussmund als Logo. „Die kulturellen Aktivitäten in Offen­ burg sind zahlreich. Mit dem ,Kuss‘ wollen wir so etwas wie ei­ nen Startschuss für die Saison set­ zen.“ Schließlich ist Kultur dann doch mehr als ein Sofa. rs www.ortenaukultur.de

Foto: Jigal Fichtner


Die Zukunft hat ein * neues Gesicht!

* Markus Vollmer, neuer Bürgermeister der Gemeinde Ortenberg

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