Standortporträt Rottweil

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Rottweil


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Politik • Standort Rottweil

Zu diesem Thema Die Bilanz

OB Thomas J. Engeser über seine erste Amtszeit und die Zukunft von Rottweil S. 119

Das Wachstum

Die Stadt lockt neue Bewohner mit der„Spitalhöhe“ sowie mit Angeboten für Ältere S. 122

Der Flächenriese

Das Gewerbegebiet Inkom hat Magnetwirkung. Davon profitiert auch Rottweil S. 124

Das zweite Gesicht

Der Nägelesgraben nahe der Altstadt dümpelte. Heute boomt das Areal S. 126

Von wegen Fastnachtsmaske. Der Standort Rottweil bietet vor allem wirtschaftlich viel

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Foto: istockphoto


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Hinter der Maske Rottweil gilt als Kulturstadt. Die Fastnacht ist weltberühmt. Doch der Wirtschaftsstandort wird verkannt. Zu unrecht: Es gibt 12 000 Arbeitsplätze. Und die Stadt gewinnt weiter an Profil

W

er Rottweil sagt, der meint Kultur. Der spricht über Bildung. Der denkt ans Jazzfest, die Festivals Ferienzauber und Sommersprossen, die Altstadt oder die Fastnacht mit ihren prächtigen Figuren. Doch es gibt ein Rottweil jenseits dieser Masken: den Wirtschaftsstandort. Rund 12 000 Arbeitsplätze bieten Industrie, Gewerbe und Dienstleister. Ein Spitzenwert für eine Stadt mit rund 26 000 Einwohnern. 1993 Gewerbe sind am Stichtag 31. Dezember 2008 in der Statistik vermerkt, seit Jahren gibt es mehr An- als Abmeldungen. Solche Zahlen sind ein Schatz und wollen auch so gepflegt sein. OB Thomas J. Engeser schenkt deshalb in der ersten Amtszeit der Wirtschaft besondere Aufmerksamkeit. Seine Begründung: „Rottweil lebt von der Wirtschaft. Sie macht durch Steuern und Abgaben ein Gutteil des sozialen Lebens erst möglich.“ Sein Plan: Die Rahmenbedingungen für die Zukunft ausrichten. Der Gemeinderat zieht mit. In den vergangenen Jahren sind im Schulterschluss zwischen Verwaltung und Kommunalgremium die weichen Standortfaktoren kräftig poliert worden. Jüngstes Beispiel: Anfang Januar wurde die neue Stadthalle Rottweil eröffnet. 5,2 Millionen Euro flossen in den mo-

dernen Bau des Architekturbüros Stumper + Eichhorn + Auerbach (Ravensburg), der als städtebaulicher Meilenstein gilt und der Kulturstadt Rottweil nach jahrelanger Diskussion nun einen angemessenen Auftrittsort beschert hat. In der zuvor genutzten, angejahrten „Stallhalle“ wäre jedenfalls der Auftritt der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Rahmen des CDU

wie in das Mehrgenerationenhaus Kapuziner. Oder in den Neubau des Gefängnisses – so das 80 Millionen-Euro-Projekt nicht gekippt wird. Die Stimmung ist jedenfalls nicht gut, nachdem der seit Jahren favorisierte Standort vonseiten des Landes überraschend als untauglich eingestuft wurde. An den Grundbedingungen würde sich dadurch wohl kaum

Allein in den Nägelesgraben werden rund 40 Millionen Euro investiert Neujahrsempfang weniger glanzvoll ausgefallen. In einer anderen Investition sind glanzvolle Auftritte nicht gefragt. Dort zählt der Nachschlag: 280 Schüler finden in der Mensa am Schulcampus mit Realschule und Gymnasium Platz. In drei Schichten werden in Spitzenzeiten 840 Essen ausgegeben. 1,46 Millionen Euro ließ sich die Stadt das Angebot kosten. Die Auflistung lässt sich verlängern: Der Bereich Nägelesgraben unmittelbar neben der Innenstadt wird es in einigen Jahren wohl auf private und öffentliche Investitionen in einer Gesamthöhe von mehr als 40 Millionen Euro bringen. Dazu kommen Investitionen

etwas ändern: Jenseits der kulturellen Maske gewinnt der Wirtschaftsstandort Rottweil ein immer stärkeres Profil. Das zeigt sich gerade beim Blick ins Gewerbegebiet Berner Feld. Wirtschaftsförderer Robert Walz: „Hier wird die gute Entwicklung sehr deutlich.“ Nach zehn Jahren Vermarktung sind die 21 Hektar beinahe voll. „600 Arbeitsplätze sind hier entstanden“, so Walz. Zwar ist auch in diesem Gebiet die wirtschaftliche Unsicherheit spürbar. Doch das geht vorüber. Und dann hat der Kabelkonfektionierer XBK-Kabel Erweiterungspläne in der Schublade. Bereits in den vergangenen Jahren wurde der Standort stetig erweitert: So gibt es un-

ter anderem ein in der Branche in dieser Größe unübliches Logistikzentrum mit 5200 überdachten Palettenstellplätzen. Der Schweizer Maschinenbauer Mikron hat Ende 2008 die Erweiterung des Standorts für eine Million Euro abgeschlossen. Vor allem die Fertigung und der WerkzeugNachschleifservice profitieren von dem Anbau. Und Mikron von Rottweil: In der Region gebe es ein einmaliges Potenzial an Fachkräften. Deshalb hält der Konzern trotz Krise auch am Standort fest. Das Fachkräftepotenzial kommt nicht von ungefähr. Zwar gründeten die Römer die älteste Stadt in Baden-Württemberg. Im Mittelalter ging es dann aber wirtschaftlich in Rottweil richtig rund: 55 000 Sicheln stellten die Handwerker pro Jahr her. An der Wende zum 19. Jahrhundert prägte der Pulverfabrikant Max von Duttenhofer die Industrialisierung auf verschiedenen Ebenen mit. Parallel entwickelte sich Rottweil zum bedeutenden Justizstandort. Heute kann man angesichts der Fülle an Paragrafenkennern getrost vom Cluster sprechen, der sich ebenfalls hinter der Maske Kulturstadt Rottweil verbirgt. Doch der Wirtschaftsstandort hat sich viel breiter entwickelt: Der Kolbenhersteller Mahle betreibt ein Werk mit 1200 3/2009

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Politik • Standort Rottweil

Mitarbeitern, das in den vergangenen Jahren für rund zehn Millionen Euro modernisiert wurde. Die BDT-Gruppe (890 Mitarbeiter) entwickelt elektronische Datensicherungen und Lösungen für die Papierhandhabung in Druckern. Und Steinhilber-Schwer (250 Mitarbeiter) hat es mit der ganz eigenen Herangehensweise zu einer Größe bei IT-Dienstleistungen gebracht. Um die Unternehmen am Standort zu halten, poliert Rottweil nicht nur die Standortfaktoren. Die Verwaltung gibt auch aktive Hilfestellungen. So legte Wirtschaftsförderer Walz die Ausbildungsmesse Starter auf. Ein Erfolg: Im vergangenen Jahr beteiligten sich 75 Unternehmen. Der Strom aus Schülern und Ausbildungswilligen uferte schier aus. Und Walz überlegt, das Angebot um eine Jobbörse zu erweitern: „Es gibt einen großen Bedarf an einer Plattform, die unbürokratisch Bewerber und Anbieter zusammenführt.“

5,2 Millionen Euro kostete die neue Stadthalle Rottweil

Die Themen Wirtschaft und Tourismus führt ein anderes Projekt in Rottweil zusammen: In dem historischen Gebäude der ehemaligen Polizeidirektion könnte schon bald eine Jugendherberge mit 140 Betten entstehen. Auf bis zu fünf Millionen Euro wird der

Invest geschätzt. Dafür kann die Stadt mit einem Plus von 20 000 Übernachtungen rechnen. So viele Gäste kommen auch zum Narrensprung der traditionsbewussten Zunft. Dann geht es allein um die bekannten Masken. Obwohl: Auch in der Fastnacht tut

sich was – es will sich eine Hexenzunft gründen. Dirk Werner

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Standort Rottweil • Politik

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Thomas J. Engeser, 60, ist seit 2001 Oberbürgermeister in seiner Geburtsstadt Rottweil. Nach seinem Studium in Tübingen arbeitete er von 1979 an als Rechtsanwalt. Engeser gehört keiner Partei an, sitzt aber für die Freien Wähler im Kreistag Rottweil. Er ist Vater eines Sohnes.

„Wir sind gewappnet“ Mit Millioneninvestitionen hat Rottweil Akzente gesetzt. Der Lohn ist ein kommunaler Boom. Und OB Thomas J. Engeser hat noch einiges vor. Trotz den Unstimmigkeiten um den Gefängnisneubau

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ie vergangenen Jahre lief es für Rottweil spitze: „Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich bestens entwickelt“, so Rottweils OB Thomas J. Engeser im Econo-Interview. Übermütig wird er deshalb nicht. Am 5. April ist OB-Wahl und Sie sind bislang der einzige Kandidat. Ist die Stadt nicht attraktiv für andere Bewerber? ➤ Thomas J. Engeser: Die Problematik ist eine andere: An der Spitze einer Verwaltung ist man täglich 24 Stunden im Dienst, selbst an Wochenenden. Zudem steht man ständig unter Beobachtung und wird schon mal unfair angegangen. Da überlegen es sich Kandidaten natürlich zweimal. Das klingt nach Amtsmüdigkeit. ➤ Engeser: Nein! Ich habe mich Foto: Michael Bode

sehr bewusst für dieses Amt entschieden und noch sehr viel vor. Es gibt Streit um einen möglichen Standort für den Gefängnisneubau. Haben Sie das Politikum unterschätzt? ➤ Engeser: Nein, allenfalls in der Heftigkeit. Aber es war mir sehr bewusst, welche Emotionen es auslöst, wenn für eine solche Einrichtung nach Jahrzehnten ein neuer Standort gesucht wird. Wird noch nach einem alternativen Standort gesucht? ➤ Engeser: Offiziell ja, aber ich wage die Prognose, dass der Neubau nicht in Rottweil entstehen wird. Allen Argumentationen mit Investitionen und Arbeitsplätzen zum Trotz möchte niemand eine solche Einrichtung in der Nachbarschaft haben. Meiner Ansicht nach

hätte das Land das Geld für die Untersuchungen alternativer Standorte besser verwendet, um die Mehrkosten für den schlechten Untergrund am vorgesehenen Standort aufzufangen. Über diesen gibt es seit Jahren Konsens und Rottweil bliebe die wichtige Einrichtung Gefängnis erhalten. Würde der Justizstandort ohne den Neubau geschwächt? ➤ Engeser: Ja, das könnte sein. Wer weiß, ob in einigen Jahrzehnten bei einer Justizreform nicht ein möglicher künftiger Standort Ansprüche anmeldet, die durch zwei Vollstreckungskammern, die im Zuge der neuen JVA entstehen, unterstrichen werden? Ein anderes Thema: Die Stadt hat viel investiert. Wann ist der Beutel leer?

➤ Engeser: (lacht) In Rottweil am Aschermittwoch! Spaß beiseite: Wir haben die Erlöse aus dem Verkauf unserer EnBW-Aktien gut angelegt. Aktuell haben wir Rücklagen von 15 Millionen Euro. Das weckt Begehrlichkeiten. ➤ Engeser: Der Gemeinderat hat klare Prioritäten gesetzt. Eine ist der Schuldenabbau: Wir werden laut Tilgungsplan bis zum Jahr 2015 schuldenfrei sein. Bereits heute haben wir entsprechend den Schulden ein Guthaben, das nicht angetastet wird. Auch nicht für ein eigenes Konjunkturpaket der Stadt? ➤ Engeser: Nein. Wir warten auf das Konjunkturpaket der Bundesregierung. Wir haben alles vorbereitet, damit wir sofort Anträge stellen können, wenn aus 3/2009

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Politik • Standort Rottweil

Berlin grünes Licht für das Programm kommt. Deshalb die Haushaltssperre? ➤ Engeser: Ja, auch. Fakt ist aber: Unsere Gewerbesteuerein­ nahmen sind um gut ein Viertel auf sieben Millionen Euro gestie­ gen. Doch wie es weitergeht, da­ rüber gibt es bislang keine seriösen Aussagen. Deshalb sind wir vor­ sichtig. Mit einem Konjunkturprogramm könnten Sie Akzente setzen. ➤ Engeser: Durch das Konjunk­

turprogramm des Bundes gibt es aber zusätzliche Mittel. Zudem haben wir in Rottweil Millionen in Projekte wie die Stadthalle oder den Schulausbau beispielsweise durch Mensen investiert. Dadurch haben wir schon Akzente gesetzt. Das macht sich bemerkbar: Rottweil wächst gegen den Trend. ➤ Engeser: Das stimmt. Wir sind aber auf diese Zuzüge dringend angewiesen: Ohne mindestens ei­ nen gleichbleibenden Einwohner­ stand können wir uns die sehr

gute Infrastruktur nicht leisten. Zudem benötigen wir Fachkräfte für unsere Unternehmen. Auch die Zahl der Älteren nimmt zu. Ein Problem? ➤ Engeser: Eher eine Herausfor­ derung wegen der aufgezeigten Infrastruktur und dem Fachkräfte­ bedarf. Aber wir haben mit Projek­ ten wie dem Mehrgenerationen­ haus und dem Aufbau der Mit­ mach­Initiative als Netzwerk der Bürger bereits jetzt reagiert. Was bleibt da noch an Aufgaben

für eine zweite Amtszeit? ➤ Engeser: (lacht) Genügend! Beispielsweise ist der Bereich Nä­ gelesgraben noch nicht abgeschlos­ sen, da können gut 20 Millionen Euro an weiteren Investitionen in die Stadt fließen. Zudem möchte ich auf einer Brache familien­ freundliches Wohnen realisieren: Die Gemeinde könnte an Familien kinder­ und einkommensabhängi­ ge Zuschüsse für den Häuserkauf vergeben. Wenn der Gemeinderat dieser Idee zustimmt. wer

Einwohner davon männlich davon unter 18 Jahren davon zw. 18 und 64 Jahren Haushalte Kaufkraft je Einwohner (Euro)

25 691 12 435 4727 15 758 16 103 14 350

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Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A

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Politik • Standort Rottweil

Reichlich Platz Rottweil wächst. Das merkt man vor allem im Wohnbaugebiet Spitalhöhe. Die Stadt denkt aber bereits jetzt ans Älterwerden

Die Spitalhöhe bietet gute Aussichten. Für die Bewohner und den Rottweiler Haushalt

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ie Statistiker meinen es gut mit Rottweil. Die Zahlenkenner rechnen für die Stadt mit einem deutlichen Wachstum. Heute in der Region beileibe keine Selbstverständlichkeit mehr. Doch laut Statistischem Landesamt geht es für Rottweil eben von aktuell 25 691 Einwohner auf 26 161 im Jahr 2025 hoch. Eine bloße Zahlenspielerei? Die rege Bautätigkeit in der Stadt sagt etwas anderes. Die Bagger erschlossen bis Januar 2007 in Rekordzeit das Baugebiet Spitalhöhe. Fünf Monate früher als geplant rückten die Tiefbauer ab. Und kaum waren die Bagger weg, kamen die Kräne. Von 48 Einzelhausflächen wurden bis Anfang 2008 16 verkauft und sieben reserviert, gibt Dieter Lamparter von der Liegenschaftsverwaltung Einblick. Von den zwölf Doppelhausplätzen sind zwei veräußert und vier reserviert. Die Daten beweisen: Die Stadt ist beliebt. Auch weil das Baugebiet in unmittelbarer Nähe zum Schulzentrum und zu Freizeiteinrichtungen mit einem weiten Blick

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gen Schwäbischer Alb gelegen ist. Eine taktisch kluge Ausweisung. Denn die Erschließung belastet den städtischen Haushalt. 4,6 Millionen Euro mussten für den jetzt erschlossenen Spitalhöhen-Teil an Grunderwerbs-, Erschließungsund Finanzierungskosten aufgebracht werden. Kein Pappenstiel. Doch je attraktiver ein Baugebiet, desto eher geht die Rechnung auf.

Laut Lamparter sind durch den Verkauf des Spitalhöhe-Baugrunds bislang 2,5 Millionen Euro wieder zurückgeflossen. Und OB Thomas J. Engeser hegt Hoffnungen, die noch ausstehenden 2,1 Millionen Euro bereits in diesem Jahr realisieren zu können. Dann geht es an die weiteren Abschnitte: Mit insgesamt 220 Bauplätzen bietet die Spitalhöhe reichlich Platz.

Rottweil braucht das Wachstum aber auch: Die Stadt leistet sich eine komfortable Infrastruktur. In Sachen Kultur, Bildung, Nahverkehr und Einkaufsmöglichkeiten gibt es nur wenige Städte vergleichbarer Größe, die mithalten können. Das alles will gepflegt sein. OB Engeser: „Wir können uns ein Schrumpfen schlicht nicht leisten.“ Also muss Rottweil so

jetzt auch eine Einrichtung für Hochbegabte etabliert. Dazu kommt das ehrwürdige Konvikt mit humanistisch-musischem Internat. OB Thomas J. Engeser:„Mit diesem Angebot an Bildungseinrichtungen braucht die Stadt keinen Vergleich zu scheuen.“ Im Gegenteil. Das Angebot wird sogar erweitert. Die SteinbeisHochschule bietet in enger Kooperation mit der städtischen Wirtschaftsförderung und dem

Steinbeis IQU Gosheim einen berufsbegleitenden Studiengang. Im Herbst begannen 25 Studierende die dreijährige Weiterbildung. Auch die Musikhochschule Trossingen hat Rottweil entdeckt und das Institut für Orgel- und Kirchenmusik angesiedelt. Der weltweit einmalige Studiengang zum Orgelexperten wird zwar keine Studenten-Massen gen Rottweil schwemmen. Dafür gilt das Angebot unter Kennern als Perle.

Die Schulgroßstadt Bildung hat in der Stadt Rottweil eine lange Tradition. Die erste Schule wurde bereits im Jahr 1297 gegründet. Heute gilt man mit rund 30 Schulangeboten in der weiten Region als „Schulgroßstadt“, täglich nutzen rund 9000 Schüler die Einrichtungen. Allein sechs Gymnasien – drei Allgemeinbildende, je ein Technisches, Wirtschafts- und Biotechnisches – unterstreichen den Anspruch der Stadt. Deshalb wird in Rottweil

Foto: Michael Bode


123 attraktiv wie möglich sein. Nicht nur mit Stadtbild und Bauplätzen. In den kommenden Jahren wird eine andere Art der Attraktivität stärker in den Fokus rücken: Was bietet sich den Älteren in der Bevölkerung? Laut Studien spielen bereits heute nicht mehr alleine Kindergärten und Ganztagsschulen eine Rolle bei der Entscheidung für einen Wohnort. In Rottweil kümmern sich gleich mehrere Arbeitskreise der Lokalen Agenda 21 um das Thema und haben für ihre Arbeit bereits einen Preis des Landes erhalten. So will die Gruppe „Neue Wohnund Lebensformen“ eine Art Demografie-WG ermöglichen. Mehrere Generationen sollen dabei möglichst in der Nähe der Innenstadt unter einem Dach leben. Die Gespräche zur Realisierung laufen auf Hochtouren. Beim Kapuziner-Projekt wird daneben das Generationenübergreifende im kleineren Umfang realisiert: Die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Klosterbaus reicht bis ins Jahr 1623 zurück. Doch 2004 stand die Stadt vor der Frage: Abriss oder Neubeginn? Denn nach Jahrzehnten als Gaststätte mit großem Saal und Ausstellungsraum eines Möbelherstellers war der stattliche Bau im Stadtbild eher Schandfleck denn repräsentativ. Eine Bürgerinitiative unter Vorsitz von Henry Rauner, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Rottweil, kämpfte vehement für den Erhalt. Mit Erfolg. Auf 7,2 Millionen Euro ist Sanierung und Umbau des Kapuziners zu einem Mehrgenerationenhaus veranschlagt. Die Finanzierung ist dank verschiedenster Fördertöpfe und aufgeweckter Spendensammler auf dem Weg. Künftig sollen in den Räumen zwischen Kreuzgang und „Sonnensaal“ Jugendliche ebenso ihren Platz finden wie die Älteren. Warum in der Stadt das Miteinander der Generationen so vehement vorangetrieben wird, lässt sich auch in der Statistik ablesen: Rottweil wächst bis 2025 vor allem bei den Älteren. wer

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Politik • Standort Rottweil

Doppelt wertvoll Mit dem Gebiet Inkom Südwest bieten Rottweil und Zimmern die größte Gewerbefläche in der Region. Und der Masterplan geht auf

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as Jahr 2008 ist Emil Maser in bester Erinnerung. Der Vorsitzende des Zweckverbands Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet Inkom Südwest hatte richtig viel zu tun. „Das Jahr 2008 war das bislang beste“, fasst es Wirtschaftsförderer Oliver Rahn zusammen. Rund 20 000 Quadratmeter Fläche wurden verkauft, für weitere Flächen im fünfstelligen Quadratmeterbereich haben sich die Investoren gleich noch Optionsflächen gesichert. Die Gienger-Gruppe (Kornwestheim) ist einer dieser Investoren. 7,5 Millionen Euro flossen in den Neubau von Verwaltung, Ausstellung und Lager des Fachgroßhandels für Haustechnik der BFH Bucher KG, im April ist die offizielle Eröffnung. „Das Inkom bietet einfach die beste Anbindung“, begründet Lothar Stefan Heizmann, persönlich haftender Gesellschafter bei Bucher, die Entscheidung. Vom Inkom aus sind die eigenen Lastwagen mit Waren rasch auf

der Autobahn. Und die Kunden aus dem Handwerk ebenso rasch im Inkom. Das soll den 32 Mitarbeitern in dem 7000 Quadratmeter großen Neubau reichlich Arbeit bringen. Heizmann rechnet mit

und baut innovatives ProduktionsEquipment für die Herstellung Kristalliner- und DünnschichtPhotovoltaikmodule. Zudem entwickelt die Gruppe neue Lösungen für die Brennstoffzellentechnik

Die Gienger-Gruppe und ACI-Ecotec investieren Millionenbeträge 45 Mitarbeitern in einigen Jahren. Und mit einer Erweiterung des Standorts: „Reserveflächen haben wir genug.“ Auch der Maschinenbauer AciEcotec (St. Georgen) siedelt sich wegen der Lage an der Autobahn im Inkom an. Fünf Millionen Euro werden aktuell in Büro und Produktion investiert. „Die direkte Anbindung macht es für uns leichter, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Denn die benötigen wir für unser weiteres Wachstum dringend“, sagt Geschäftsführer KarlHeinz Menauer. Aci enwickelt

und Kunststoffelektronik. Das sichert beste Aussichten. Menauer: „Wir gehen für 2009 von einem weiterhin gesunden Wachstum aus.“ Im Jahr 2008 hat sich der Umsatz auf 16 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Angesichts solcher Nachrichten ist die gute Laune des Verbandsvorsitzenden Maser zu verstehen. Der Bürgermeister von Zimmern ob Rottweil ist aber auch aus einem anderen Grund zufrieden: Das Inkom-Konzept geht auf. Denn der grüne Hügel oberhalb der Stadt bietet nicht nur mit

60 Hektar die größte Fläche in der Region. Die Städte Rottweil und Zimmern haben sich bei der Gründung des Zweckverbands auch selbst Fesseln angelegt. Maser: „Wir bieten keine Flächen zu Dumpingpreisen.“ Zudem verfolgt der Verband einen strikten Kurs: Ein Masterplan liegt dem Inkom zugrunde, der die Entwicklung steuern soll. Darin sind nicht nur ausreichend öffentliche Grünflächen verzeichnet, die dem Gebiet eine gewisse Luftigkeit verleihen. Der Masterplan verfolgt ein wichtigeres Ziel: „Im Inkom sollen sich gewisse Cluster bilden können“, erläutert Maser. Das beste Beispiel: Bei einem Spatenstich im Inkom kamen zwei benachbarte Unternehmer ins Gespräch. Und arbeiten heute zusammen. Oliver Rahn: „Das ist genau in unserem Sinne. Es ist für alle optimal, wenn sich die Firmen ergänzen und nicht stören.“ Zu Ergänzungen wird es wohl auch im laufenden Jahr kommen. Aktuell liegen beim Zweckverband

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drei konkrete Anfragen auf dem Tisch. „Auch die passen in unser Suchschema“, so Rahn. Ob es in Richtung Logistik, Handwerk, Mikrotechnik oder Maschinenbau geht, verrät Rahn aber noch nicht.

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Detlev Steffen Maier hat sich mit einem Einkaufsmarkt im Nägelesgraben platziert

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Das zweite Gesicht Die Altstadt von Rottweil ist prächtig, bietet aber kaum Entwicklungspotenzial. Das hat dafür der Nägelesgraben

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ür Detlev Steffen Maier ist klar: Der alte Lebensmittelmarkt ist zu klein. 1600 Quadratmeter sind für einen Vollsortimenter schlicht kein Maßstab mehr. Heute braucht es doppelt so viel Fläche. Doch woher nehmen? Maiers E-Center steht am Rand der Rottweiler Altstadt. Und dort ist eine derartige Entwicklung nicht denkbar. Die Altstadt ist ein Kleinod. Fachwerkhaus an Fachwerkhaus. Dazwischen gibt es keinen Platz für Handelsflächen. Maier liebäugelt im Jahr 2005 mit der grünen Wiese vor den Toren der Stadt. Bei der Stadtverwaltung ist man sich der Krux der Altstadt bewusst: Touristen lieben das ZähringerStraßenkreuz mit seinem ursprünglichen Stadtbild. Und sind überrascht: Die Innenstadt Rottweils bietet eine ungeahnte Breite an inhabergeführten Fachgeschäften. Doch das genügt heute längst nicht mehr, um auch ausreichend Käufer in eine Stadt zu locken. Stadtplaner fassen die Anforderungen an heutige Innenstädte in einem Wort zusammen: Frequenzbringer. Dahinter verbergen sich große Verkaufsflächen von bekannten Modemarken, Elektronikmärkten oder Lebensmittelhändlern. Das Kalkül: Wer im großen Laden kauft, der schlendert gerne noch durch die ursprüngliche Innenstadt. Und nimmt in einem der kleinen Läden auch etwas mit. Doch woher die nötigen Flächen für derlei Frequenzbringer nehmen? Bei den Verantwortlichen in Rottweil hat man das Gebiet Nägelesgraben im Auge: Das zehn Hektar große Areal Foto: Michael Bode

schmiegt sich östlich an die Grenzen der Altstadt an. Das ist ideal. Rottweil erhält damit quasi ein zweites Gesicht. Eine Fortsetzung der Altstadt mit modernen Mitteln. In 20 Jahren hat sich die Verwaltung alle relevanten Grundstücke gesichert. Nun im Jahr 2005 passt alles: Detlev Maier sucht eine Fläche. Ein Autohaus siedelt aus dem Nägelesgraben aus. Der Schlachthof ist dicht. Und der städtische Bauhof erhält ein neues Domizil abseits des Grabens. Der Weg ist frei. So beginnen die Planungen. Die Landschaftsgärtner von Faktorgrün entwickeln einen Masterplan. Der sieht neben einem Grünzug mit Spielplatz und Wasserlauf als Andeutung des früheren Stadtgrabens auch Platz für besagte Frequenzbringer vor. Herzstück ist aber die Kombination aus Parkplatz und Grünfläche: Vor allem für Touristen soll der Nägelesgraben eine Art neues Stadttor sein. Auch Studenten der Fachhochschule Konstanz machen sich Gedanken über dieses Gebiet – und visionieren gar eine Seilbahnverbindung hinab zu einem Bahnhof im Neckartal. Die Seilbahn ist längst in der Schublade, der Plan von Faktorgrün umgesetzt. 6,4 Millionen Euro flossen in die Neugestaltung. Und Detlev Steffen Maier hat in den bereits mit dem europäischen Einkaufspreis ausgezeichneten Einkaufsmarkt „Culinara“ investiert: Im November 2007 eröffnet er mit 40 000 Artikeln auf 3200 Quadratmeter direkt neben der Innenstadt. 15 Millionen Euro hat er zusammen mit Edeka Südwest in den neuen Markt inves-

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Politik • Standort Rottweil

tiert. Maier: „Wir mussten einen halben Berg abgraben.“ Bereut hat er die Entscheidung gegen die grüne Wiese nicht. „Mit 15 000 Kunden pro Woche liegen wir sogar über den Planungen“, so Maier. Der Grund: „Der Nägeles­ graben ist durchdacht geplant.“ Bei der Verwaltung hält man sich nämlich an die eigenen Vor­ gaben. Und die haben eine Priori­

tät: Das Sortiment im Nägeles­ graben und der Innenstadt soll sich ergänzen. „Natürlich könnten wir es uns leichter machen“, sagt Rottweils Wirtschaftsförderer Robert Walz. Doch die Stadt soll ihr Gesicht waren. Und so verhan­ delt Walz lieber langwieriger mit inhabergeführten Unternehmen. Aktuell mit einem Herrenausstat­ ter. Und weiteren Interessenten.

Schon in Bälde rechnet OB Tho­ mas J. Engeser mit Investitionen in Höhe von gut 20 Millionen Euro im Nägelesgraben. Trotz Frequenzbringern, Kunst­ werken und Parkflächen soll das Gebiet aber nicht gesichtslos wer­ den. Walz: „Der Nägelesgraben hat eine wichtige Bindefunktion zwischen Innenstadt und Wohn­ gebieten.“ Deshalb bleibt das Ge­

biet nicht allein den Einkaufs­ bummlern überlassen. Ein erstes Projekt: Im März wird der Ge­ meinderat über den Neubau eines Alten­ und Pflegeheims mit 100 Plätzen entscheiden. wer

Der Gewerbepark Neckartal gehört zu den ungewöhnlichsten Projekten in Rottweil: Jahrzehntelang stellte der Fabrikant Max von Duttenhofer auf dem Areal im Neckartal unterhalb der Stadt Pulver her. Und verdiente gut daran. Davon künden aufwändige Bauten: 40 stehen unter Denkmalschutz. Nach dem Ersten Weltkrieg kam das Aus für die Produktion. Stattdessen wurden Kunstfasern produziert, das Textilunternehmen Rhodia baute 1964 ein Kunstsei-

den-Werk. Und gab das Neckartal 1994 auf. Doch der Werksleiter Arnd Zachrich fand sich damit ebensowenig ab wie Hermann Klos von der Holzmanufaktur: Beide ersannen mit der Stadt den Plan für einen Gewerbepark in dem parkähnlichen Areal. Sechs Millionen Euro wurden in die Infrastruktur investiert. Heute haben sich vor allem Kreative, Handwerker und Künstler angesiedelt. „Es entstanden 350 Arbeitsplätze“, so Rottweils OB Thomas J. Engeser.

Der Gewerbepark Neckartal bietet denkmalgeschützte Büroflächen

www.gewerbepark-neckartal.com

Foto: Dirk Werner

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