NICHTS ALS GRANIT Band 1. Täles des Màsino und des Monte Disgrazia

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Erste Auflage Juni 2014 ISBN 978-88-96634-90-5 Copyright © 2014 VERSANTE SUD S.r.l. Milano via Longhi, 10. Tel: 027490163 www.versantesud.it Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, der elektronischen Speicherung, der Vervielfältigung und der teilweisen oder gänzlichen Bearbeitung.

Umschlagfoto

Davide Spini, Religion, Rebel Torre Moai (ph Altroverso/Robi Trab)

Texte

Mario Sertori

Ubersetzung

Ursula Oberrauch und Sabrina Krammer

Fotografien

Wenn nicht anders gekennzeichnet, gehören die Bilder zum Archiv von Mario Sertori

Topos

Eugenio Pinotti

Druck

Tipolitografia Pagani - Lumezzane (BS)

Danksagungen Danke an alle Freunde, die beim Erstellen dieses Buches mitgeholfen und Informationen geliefert haben: Stefano Pizzagalli, Domenico Soldarini, Luca Godenzi, Andrea Marzorati, Manuele Panzeri, Giuliano Bordoni, Alberto Marazzi, Giovanni Ongaro, Simone Pedeferri, Pietro Biasini, Marco Geronimi, Ciro Zani, Marco Beltramini, Paola Pezzini, Igor Koller, Paolo Vitali, Sonja Brambati, Rossano Libèra, Tullio Parravicini, Luisa Fusi, Laura Doretti, Gianluigi Capuzzo, Mimmo Fiorelli, Tono Carasol, Pietro Buzzoni, Richard Felderer, Enrico "Beno" Benedetti und Luisa Angelici.

Hinweis

Klettern ist ein potenziell gefährlicher Sport und geschieht immer auf eigene Gefahr. Alle Hinweise in diesem Führer beruhen auf Informationen, die zum Zeitpunkt der Drucklegung aktuell waren. Es wird empfohlen, sich vor der Begehung einer Route über den aktuellen Stand zu informieren.

Ein besonderer Dank geht an Francesca Marcelli für das editing und einige Kletterfotos. Zum Schluss noch ein Dank an Giuseppe „Popi“ Miotti, Gianluca Maspes, Davide Spini, Eugenio Pesci und Paolo Masa, die dieses Buch mit ihren Erzählungen bereichert haben.


Erst viel später, viele Berge weiter, wurde mir klar, dass dies der schönste Granit der Welt ist. Walter Bonatti

Mario Sertori

NICHTS ALS GRANIT Masino-Bergell-Disgrazia

Klassische und moderne Routen

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Die Täler des Masino und des Monte Disgrazia

EDIZIONI VERSANTE SUD


Vorwort

Vorwort

von Giuseppe "Popi" Miotti

Gedanken zum Masino-Disgrazia Es sind gut 131 Jahre vergangen seitdem der Graf Lurani Cernuschi mit seiner schlichten aber wissenschaftlichen Monographie „Montagne di Val Masino“ das Massiv zum ersten Mal ins Rampenlicht stellte. Von da an nahm die alpinistische Bibliographie dieser Region in gleichem Maße zu wie die Zahl an erschlossenen Routen. Alle großen Kletterer kamen früher oder später in dieses GranitEldorado, um hier ihr Können auf die Probe zu stellen. Dennoch haben diese wunderbaren Gipfel trotz ihres Ruhmes und ihrer Beliebtheit zum großen Teil die Aura behalten, die sie bereits zu Zeiten Luranis ausstrahlten, und die auch ich wahrnahm, als ich als alpinistischer Grünschnabel die Täler Zocca, Torrone und Cameraccio in Angriff nahm. Weit entfernte Wände, „mysteriöse“ Routen, von denen man nur wenig wusste, Märchenlandschaften wie die des Picco Amedeo, der Cima di Zocca oder des Cengalo ließen und lassen auch heute noch meine Fantasie Luftsprünge machen. Meinen Hunger nach Neuem konnten diese Granitgipfel aber noch nicht stillen und so machte ich mich daran, die vielleicht weniger beeindruckenden, aber genauso begeisternden Gipfel des Val Malenco und insbesondere des Disgrazia –Massivs zu erkunden. Kein grauer Granit mehr, sondern roter Serpentin und ein sehr viel abwechslungsreicheres Klettern, bei dem das Farbenspiel der Felsen und deren oft unglaubliche Rauheit die geringere Wucht der Felswände auszugleichen vermögen. Auf den Hängen des Disgrazia, zwischen den Corni Bruciati und dem Pizzo Ventina eröffnete sich eine vernachlässigte und unerforschte Welt, wo ein Kletterer, der zu einigen Opfern bereit ist 4

- die Zustiege sind nicht immer besonders kurz – ein wahres Paradies für traditionelle Klettertechniken vorfindet. Risse in allen Dimensionen, Kamine und Verschneidungen mit quasi unbegrenztem Kletterpotential. Der Sommer ist die ideale Jahreszeit um dieses einzigartige Gebiet mit seinen Gipfeln und Wänden in Angriff zu nehmen: im Westen der Granit, die zu Stein gewordene, brennende Seele der Erde, im Osten der „weiche“ Serpentin, geformt durch die tektonischen Kräfte. Trotzdem fallen meine intensivsten Erinnerungen fast alle in den Herbst, wenn die Stille und die größere Einsamkeit die wilde Seele in das Tal zurückkommen lassen, die im Sommer für einen Augenblick verschwunden war. Es ist wahr, die Hütten sind vielleicht schon geschlossen oder sind gerade dabei und man muss etwas mehr Gepäck mitschleppen, aber, das könnt ihr mir glauben, die Mühe lohnt sich. Wer hier her zum Klettern kommt, findet nicht nur die technische Schwierigkeit und die Schönheit der Route vor, er kann auch eine absolut einzigartige Naturlandschaft genießen. In den letzten Jahren haben viele junge Kletterer, darunter auch der Autor dieses Buches Mario Sertori, sowie Gianluca Maspes und Giovanni Ongaro, nur um ein paar zu nennen, die Zahl der Routen um einiges in die Höhe getrieben. Sie haben interessante Orte entdeckt oder wiederentdeckt, manchmal mit „Hilfe“ des Bohrhakens, jedoch stets der goldenen Regel treu: die Logik der Route. Das alles macht aus diesen Routen, auf Granit genauso wie auf Serpentin, ein Gelände, das seinen abenteuerlichen Charakter behalten hat, auch wenn es sich um die Realisierung moderner Routen handelt. Oft sehe ich heute diese Gipfel von Weitem, die einheitliche und scheinbar unwichtige

Fortissimo, Punta Allievi (ph. L. Maspes)g


Kette grauer Zacken des Masino, die beeindruckende und einsame Figur des Disgrazia, die Felsen der Corni Bruciati und während mein Auge sucht, vielleicht nach ein paar auf diesen Wänden verloren gegangenen Erinnerungen,

kommt mir in den Sinn, dass kein anderer Ort in den Alpen eine solch große Vielfalt auf so engem Raum vereint, ein Umstand, der ihn zu einem wahren Paradies für anspruchsvolle Kletterer werden lässt.

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Einleitung

Einleitung Es sind nur sieben Jahre seit dem Erscheinen der ersten Auflage von „Nichts als Granit“ vergangen. Man fragt sich, was in einer so kurzen Zeit denn Interessantes passiert sein könnte um die Lust anzuheizen, ein neues Regale in die Bücherregale zu bringen, gerade jetzt, wo doch alle faul im Internet surfen? Die Informationen scheinen schneller als das Licht zu sein, da ist auch die Kletterwelt keine Ausnahme. Und trotzdem ist die gedruckte Seite, auch wenn sie in Zeiten des Internets ums Überleben kämpft, immer noch da und strahlt weiterhin eine gewisse Faszination aus. Außerdem reicht ein einfacher Stromausfall oder eine leere Handy-Batterie um am schönsten Punkt im Dunklen zu sitzen. Zudem ist es im Vergleich zu einem Touchscreen eine unbezahlbare Bequemlichkeit und ein großes Vergnügen, alle Routen eines Berges, alle Berge eines Gebietes durchblättern, ankreuzen, unterstreichen, zusammenrollen, ausreißen, riechen und, falls notwendig, anzünden zu können. Sieben Jahre sagte ich, ein Sandkorn auf dem Strand der Zeit, aber ein Moment, der lang genug ist, um den Liebhabern dieser wunderbaren Gegend Zeit zu geben, hunderte neue Multipitch-Routen zu schaffen und den Führer aus dem Jahr 2007 alt aussehen zu lassen. Kurz gesagt, neue Klettermöglichkeiten sind wie Pilze aus der Erde geschossen, größtenteils modern eingerichtet, aber auch im TradStil oder im Stil des New Age Technokletterns; einige wichtige Wände in hohen Lagen wurden saniert und so dieses einzigartige alpinistische Erbe erhalten und bereichert. Auch bisher unberührte Wände haben Kletterer in Angriff genommen und neue Routen haben jetzt ihren Platz neben alten klassischen und modernen Linien gefunden. Nur um hier ein Beispiel zu geben, auf der Nordwestwand

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des Badile, eine der bekanntesten und beliebtesten Wände des Massivs wurden gut sechs neue Routen seit Erscheinen der letzten Auflage erschlossen. All diese Informationen zu sammeln war harte und emotionale Arbeit. Ich habe ihre Erschaffer befragt und auf Papier die Rich- tung festgelegt, um ihren Spuren folgen zu können, Seillänge um Seillänge, mit dem Ziel, denjenigen eine Hilfe zu sein, die leicht den roten Faden verlieren. Am Ende dieser Reise hatte ich ein so dickes Werk in den Händen, dass der Verleger zwei Teile daraus gemacht hat. Ein Teil betrachtet den Süden, ihr habt ihn gerade in den Händen, und der andere den Norden, er wird im nächsten Jahr erscheinen. Beide wollen mit ihren Vorschlägen Lust auf das Klettern auf dem großartigen Fels dieses vertikalen Paradieses machen. Das Gebiet wird vom Massiv des Masino/ Bregaglia eingegrenzt, und ist durch einen von bemerkenswerter Qualität (in Hinsicht auf das Klettern) gekennzeichnet. Eine zweite Gegend, die in ihren Charakteristiken stark abweicht, ist die des Monte Disgrazia und seinen Nordausläufern, wo die Wände stärker strukturiert, aber dennoch genauso attraktiv sind. Die rötliche Farbe der Felsen erinnert an die Magma, aus der sie einst entstanden sind. Ich hoffe, dass dieses Buch als technisches Hilfsmittel nützlich sein kann, auf gleicher Höhe mit Seilen und Friends, um das Einklemmen aufregender Tage beim Rissklettern in die tägliche Routine leichter zu machen. Mario Sertori


GRANIT UND NICHT NUR!


Inhaltsverzeichnis und Karte 8

VAL MASINO

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VAL MERDAROLA PUNTA FIORELLI SÜD PUNTA MEDACCIO

24 25 30

VALLE DELL'ORO PUNTA FIORELLI NORD ANTICIMA NORD DI MEDACCIO AL LUMAGUN PUNTA SFINGE PIZZI DELL'ORO PUNTA MILANO PALESTRE DEL RIFUGIO OMIO MONTE BORIS SÜDWEST

36 37 40 42 45 50 51 54 56

VAL PORCELLIZZO MONTE BORIS OST AVANCORPO DEL PORCELLIZZO PIZZO PORCELLIZZO PLACCA DEL PORCELLIZZO DENTE DELLA VECCHIA PUNTA TORELLI PUNTA ENRICHETTA BADILETTO PIZZO BADILE SÜDWÄNDE PUNTA SERTORI TORRE DEL LEONE PIZZO CENGALO SÜDWÄNDE PUNTA PAGANINI PUNTA MORASCHINI IL PULPITO CIMA SCINGINO

58 60 62 65 68 72 80 85 87 88 98 102 108 125 127 129 132

VAL DEL FERRO CIMA DEL CAVALCORTO PUNTA BERTANI - PUNTA PAGANINI PIZZO DEL FERRO CENTRALE

142 143 154 160

VAL QUALIDO MONTE QUALIDO ESCUDO DEL QUALIDO COSTIERA DELL'AVERTA WEST

162 163 196 200

VAL DI ZOCCA IL BARATRO COSTIERA DELL’AVERTA OST CIMA DI ZOCCA PUNTA VITTORIA AVANCORPI DI Q. 3012 (P. VITTORIA) PUNTA ALLIEVI PUNTA BARONI CIMA DI CASTELLO PUNTA RASICA PIZZO TORRONE OCCIDENTALE QUOTA 2480

202 204 206 216 221 223 226 237 241 244 252 264

VAL TORRONE PICCO LUIGI AMEDEO MURO DEL TORRONE SUPERIORE FIAMMA DEL TORRONE PUNTA CHIARA PIZZO TORRONE WEST PUNTA FERRARIO Pizzi Torrone - ZENTRAL UND OST TORRI DEL CAMERACCIO MERIDIANA DEL TORRONE

268 274 296 300 304 308 316 321 324 330

VAL CAMERACCIO TORRE DEL MOAI ROMBO DELLE GALASSIE PUNTA MERID. DEL CAMERACCIO PICCO DARWIN

336 338 343 346 352

COSTIERA REMOLUZZA-ARCANZO ROYAL ARCHES

357 358

VALLE DI PREDAROSSA PIANO DI PREDAROSSA PIZZO DELLA REMOLUZZA CIMA DELL’AVERTA PIZZO VICIMA QUOTA 2687 PLACCHE CASCATA VICIMA CORNI BRUCIATI MONTE DISGRAZIA SCOGLIO DI VAL TERZANA

360 362 364 366 371 388 391 397 404 405

VAL MALENCO

408

VAL TORREGGIO-AIRALE MONTE DISGRAZIA VORGIPFEL OST CIMA DI CORNA ROSSA CORNI BRUCIATI PARETE DEGLI SPILLI QUOTA 2732 DUOMO ROSSO CORNI DI AIRALE

410 412 415 419 422 427 430 433

VAL VENTINA SENTINELLA DELLA VERGINE LANCIA DEL VENTINA PIZZO VENTINA PUNTA KENNEDY

440 442 446 448 452

VAL SISSONE MONTE SISSONE PUNTA BARONI CIMA MERIDIONALE DI CHIAREGGIO

454 456 459 462


Colico

Lago di Como

A

S. Cassiano

P.zo di Prata 2727 m

LECCO

Lago di Mezzola

Novate Mezzola

Chiavenna

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Delebio

Dubino

Verceia

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Rif. Volta

Monte Spluga

P.zo Ligoncio 3032 m

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Biv. Molteni Valsecchi

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P.ta Cassandra 3226 m

SONDRIO

Rif. Bosio

Valle Airale

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Rif. Desio

M. Disgrazia 3678 m

Biv. Taveggia

Biv. Oggioni

a Bruciati n rza l Te Va

Rif. Ponti

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Rif. Scotti

Biv. Kima

Biv. Manzi

Val Cameraccio

ello di M l a V Cima d’Arcanzo

P.zi del Ferro

Lago dell’Albigna Chiareggio Cima di Capanna d’Albigna Rif. Del Grande Sciora Rosso Cima di Camerini 3366 m Castello P.zo Rif. Gerli 3375 m Rif. Tartaglione Cengalo Cima della P.zo di Porro P . Crispo T 3369 m Bondasca Zocca Rif. Allievi orrone Rif. Ventina Bonacossa 3267 m is s M. Sissone Val S

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Rif. Gianetti

Morbegno

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P.zo Badile 3305 m

Rif. Omio

Biv. Pedroni del Prà

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Val di Zocca

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Val Merdarola

Val Merdarola Dieses südöstlich von Bagni di Masino gelegene, wilde, mittlerweile ziemlich verlassene Tal galt in früheren Zeiten während der Sommermonate als Weidegebiet für Rinderherden. Seine beeindruckende Landschaft lädt nicht nur zu ausgedehnten Wanderungen ein, sondern hält auch die eine oder andere kurze Route in bestem Fels bereit. Ganz im Gegensatz zu seinem wenig ansprechenden Namen, handelt es sich um ein wunderbares Fleckchen Natur – man könnte gewissermaßen von einem natürlichen Balkon mit Ausblick auf das Val di Mello, den Badile und die Cavalcorto Gruppe sprechen. Es gibt weder Schutzhütten noch Biwaks, dennoch besteht die Möglichkeit, in den durch große Felsblöcke geformten Höhlen (eine besonders große befindet sich knapp unter der Medaccio Südwand) zu biwakieren. Des Weiteren ist es möglich, in der Omio Hütte zu übernachten und das Val Merdarola mittels einer langen Traverse über die Bocchetta di Medaccio zu erreichen (1,5 Stunden).

Punta Fiorelli Punta Medaccio

Punta Medaccio Südost-Pfeiler

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Punta Fiorelli 2391 m. Südwand Felsturm zwischen dem Val Merdarola und dem Valle dell’Oro, der auf beiden Seiten interessante Wände mit lohnenden Klettereien aufweist. Bonatti erschloss eine lediglich von wenig Erfolg gekrönte Route auf der Nordseite, zu einem späteren Zeitpunkt entstanden einige schöne moderne Linien. Zustieg: Von S. Martino Valmasino steigt man Richtung Bagni di Masino auf und parkt in der Nähe des Albergo Belvedere (derzeit geschlossen), das ein paar hundert Meter vor der Thermenanlage liegt. Man überquert die Straße und steigt im lichten Wald über einen kleinen Pfad bis zum Kreuzungspunkt mit dem Bagni di Masino Weg auf. Markierungen auf Steinen weisen einem dabei den Weg. Nach einem Abstieg

und einem wunderschönen Wasserfall stößt man auf eine Lichtung. An einer Almhütte mit einem Blechdach und einem massigen Felsblock in der Mauer (auf ungefähr 1800 m), gilt es, im 90 Grad Winkel nach rechts abzubiegen und zu der gut sichtbaren Medaccio Südwand und der Punta Fiorelli fortzusetzen (2/2,5 Stunden). 1 WAITING LIST M. Corti, A.Tankis, 1994 230 m. (7SL) 6b (6a obl.)/RS3/II Gleichermaßen faszinierende wie einzigartige Route, die mitunter zu den schönsten des Val Masino zählt. Das gut strukturierte Gestein wartet mit Löchern und Konkretionen auf. Leider ist die Tour ein wenig kurz geraten. Material: 2 Seile, vereinzelte Friends kleiner und

Punta Fiorelli

3

2 1

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Val Merdarola – Punta Fiorelli

mittlerer Größe sowie einen großen für den Riss in der vorletzten Seillänge. Die Route ist recht karg mit 8 mm Bohrhaken abgesichert; es besteht hin und wieder die Möglichkeit, Klemmsicherungen anzubringen. Die erste Seillänge erweist sich zwar als einfach, ist aber nicht abzusichern. Einstieg: Nach der geneigten Einstiegsplatte geht es über eine Felsstufe, die schließlich in einen steileren Abschnitt überführt, weiter. Der Standplatz befindet sich nach ungefähr vierzig Metern unter einem kleinen Dach. Routenverlauf: SL1 Einfache Platte ohne Sicherungen, Stand unter einem kleinen Dach. 30m 4b. SL2 Etwas steilere Platte mit einigen Schuppen. 30m 5c (3 BH und 1 Haken). SL3 Etwas strukturiertere Platte. 30m 5b/c (1 BH und 1 Haken). SL4 Platte mit Löchern. 25m 5b (2 BH) SL5 Quergang nach links unter dem Dach. 15m 6b (2 BH). SL6 Vertikaler, breiter Riss, dann nach rechts auf etwas geneigterer Fläche. 40m 6b (1 BH). SL7 Erst rechts, dann links einfach bis zum Gipfel. 50m 5b. (wenig empfehlenswerte SL, da verwachsen). Abstieg: Abseilen über die Route. 2 LA 40ESIMA ESTATE R. Libèra, S. Bottà, 2009 275 m. (7SL) 7a (6b+ obl.)/RS3/II Das Kommentar von Rossano Libèra: “Die Route ist wirklich schön, ich habe sie entdeckt, als ich das Meisterwerk neben ihr (Waiting List) geklettert bin und ich habe mich damals sehr gewundert, dass bisher niemand Hand angelegt hat … Der Fels der Platten ist dem von Waiting List sehr ähnlich, nur weniger strukturiert (aus diesem Grund ist die Route auch einen Hauch schwieriger …). Den Namen habe ich gewählt, da ich in dem Jahr 40 geworden bin und es sollte ein persönlicher Glückwunsch sein, um mit dem Bergsteigen weiterzumachen ;)... Material: Friends bis N.3.5, kleine und mittelgroße Nuts. Standplätze sind eingerichtet, nur wenige BH. Einstieg: Über eine geneigte Platte, 10m weiter rechts von Waiting List.

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Routenverlauf: SL1 Über geneigte Platten, bis über einige Grasbüschel. 30m. 2b, S1: Friend in umgedrehter Schuppe. SL2 Geradeaus über ein kleines Dach, auf einer schönen grünen Platte, in Richtung eines großen Grasbüschels, den man über eine weiche Kante erreicht (5c). Nach rechts bis zu einem Riss queren, diesen bis zum Haken hochklettern, dann nach links über eine löchrige Platte bis zum Standplatz unter der Verschneidung. 50m 5c, Stand mit BH. SL3 Der Verschneidung folgen, darüber hinaus und über die Platte, die sich rechts von einer gut sichtbaren Rippe befindet. Vom Haken weiter nach links auf eine schöne Platte, dann geradeaus bis zu einem kleinen Felsband. 50m 6a+, (3 BH + 1 Haken). Stand mit BH. SL4 Gerade am angedeuteten Riss nach oben, dann rechts entlang des "steinernen Wegs" (4c), dann nach l. (BH). Wieder links mit einem schönen Mantle (6a+, BH), schwieriger Move nach links (6b+) bis zu einer Schuppe. Nun über eine Quarzrippe bis zum rechten Beginn des Überhangs, dann entschieden nach links queren (glatte Platte, aber mit ausgezeichneten Griffen für die Hände! 6a). Dann über stark strukturierten Fels bis zum Stand. 40m, 6b+, Standplatz zusammen mit Waiting List SL5 Nach rechts bis zum Haken, dann geradeaus (BH) zum kleinen Riss (6c). Dem Riss bis zu den Überhängen folgen, diese werden rechter Hand umgangen (BH, Haken, BH, 6c), danach geradeaus (6a) bis zum Stand. 25m 6c Stand mit BH. SL6 Das kleine Dach überwinden (Haken + Nut, 7a), dann über oft blinde Risse, Schuppen und schöne Platten (5b). 45m 7a. Stand mit Normalhaken. SL7 Gleich links vom Standplatz, auf ausgezacktem Gelände (5a) bis zu einem Block mit Felsnase. 35m 5a. (letzter Standplatz von Waiting List). Abstieg: abseilen über Waiting List. 3 QUATTRO SALTI IN PADELLA L. Martinelli, A. Pavan, A. Penco, P. Serralunga, 2001 270 m. (7SL) 6c+ und 2 technisch zu kletternde Passagen


Punta Fiorelli SĂœDWAND

6b

5a

5b

6b

7a 6b

6c+,2pa 6c 5a

6b 6b+

5b

6c 5b/c 6a+ 6a+ 5c 5b 5c 4b

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Val Merdarola – Punta Fiorelli

(6b obl.)/RS3/II Die Tour verläuft über steilen, kompakten Fels und weist relativ weite Hakenabstände auf. In diesem Sinne setzt sie viel Erfahrung mit dieser speziellen Art von Kletterei voraus. Material: 2 Seile, jeweils ein Satz Nuts und Friends. Die Route ist mit 10 mm Bohrhaken versehen. Einstieg: 100m rechts der geneigten Platte, in der die Waiting… ihren Ausgang nimmt, bei einem schwarzen Wasserstreifen, der weiter oben in eine kleine Verschneidung übergeht. Routenverlauf: SL1 Platte und Verschneidung 40m 5b (1 Haken). SL2 Schräg nach rechts zu einem BH, das Dach überwinden, danach links zum BH, hinauf zu einer kleinen Terrasse. 25m 6a+. (2 BH). SL3 Rechts einer langen Verschneidung. Nach dem zweiten BH kurz nach rechts, dann nach links in die Verschneidung, Ausstieg am Ende rechts auf eine Platte (BH), über eine Ader. 35m 6c (4 BH). SL4 Links in Richtung einer Verschneidung, der man folgt, dann rechts auf ein Felsband. 25m

5a (2 Haken) SL5 Geradeaus nach oben, einige Meter links der Pfeilerkante. Im oberen Teil der SL nach links zu einer Schuppe, dann rechts bis auf ein Felsband. 50m 6c+ und 2 Passagen tech. Klettern (10 BH). SL6 Platte schräg nach rechts. 50m 6b (3 BH). SL7 Schuppe, dann in Richtung eines kleinen Dachs, Platte nach links, dann ein zweites kleines Dach rechts umgehen. 45m 6b (5 BH und 1 Haken.). Abstieg: Abseilen über die Route. Weitere Möglichkeiten Links von Waiting list befindet sich die Via dei Mandellesi (5b+ A2, 250m, A. Dotti, G. Capozzo, P. Gilardoni und E.Molteni 1969). Auf der Südwand, mit wenig definiertem Verlauf, aber in der Nähe der Via dei Mandellesi, gibt es eine Route von G. Miotti. Zu guter Letzt bleibt noch der NO-Grat, er beginnt am Pass zwischen Punta Medaccio und Punta Fiorelli. Er wurde 1934 von G. Scotti und L. Puttin begangen. 150m, 5a.

Aguas Y Placas, Punta Medacciog

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Val Merdarola – Punta Medaccio

Punta Medaccio 2350 m. SÜDVORBAU Dieser Gipfel, der einen Teil der Trennlinie zwischen dem Val Merdarola und dem Valle Dell’Oro darstellt, ist auf seiner südlichen Seite gekennzeichnet von einer kurzen, kompakten Platte besten Gesteins, die als solche als eine Art Vorbau des grasigen Gipfels fungiert. Erst kürzlich wurden in dieser Platte sehr interessante moderne Linien eröffnet. 2/2,5 Std. ab dem Parkplatz. Zustieg: wie zu der Punta Fiorelli Südwand, von der sie lediglich wenige hundert Meter entfernt liegt. (2/2,5 Stunden)

4 AGUAS Y PLACAS D. Locatelli, A. Pavan, 2001 250 m. (6SL) 7a (6b obl.)/S2+/II Lohnende moderne Tour in sehr kompaktem Fels. Material: zwei 60m Seile, Nuts, Friends kleiner sowie mittlerer Größe. Die Route ist mit 10 mm Bohrhaken ausgestattet. Einstieg: am niedrigsten Punkt der Platte, Bohrhaken 10m über dem Einstieg. Routenverlauf: SL1 Platte mit einigen heiklen Passagen. 50m 6a+ (4 BH). SL2 Schräg nach rechts, bis man den Riss unter dem Dach erreicht. Dem Riss folgen, über den

Volver, Punta Medaccioi

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Punta Medaccio

6

5

4

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Val Merdarola – Punta Medaccio

S2, unter einem weiteren Dach. 40m 6a (2 BH). SL3 Schräg nach rechts mit einem Abschnitt auf einer sehr steilen Platte. 35m 7a (6 BH). SL4 Schräg nach links, auf Platte, etwas unter einem grasigen Felsband. 40m 6b (4 BH). SL5 Geradeaus über eine Wand mit BH nach oben, dann kurz nach rechts, anschließend schräg nach links bis zum S5, unter dem Dach, am Ende eines vertikalen Grasstreifens. Nach dem zweiten BH auf die Platte rechts vom Gras. 50m 6a+ (2 BH). SL6 Angedeutete Verschneidung/Rampe links. Ab dem zweiten BH geradeaus über ein Dach, dann über die Platte bis zum S6. 35m 6a (3 BH). Abstieg: Abseilen über die Route. 5 TRIANGOLO D’ORO G. Maspes, M. Farina, A. Barbieri, 2006 200 m. (5SL) 6b und A1 S2/II Klemmsicherungen sind zur Vervollständigung der Absicherung mitzuführen. Material: ein Satz Friends und Nuts. In der Route befinden sich Bohrhaken. Routenverlauf: SL1 Platte mit Vorsprüngen zu Beginn, wird am Ende glatt. Der erste BH ist sehr hoch gesetzt (25/30m). 50m 6a+ (3 BH). SL2 Geradeaus über die Platte, links eines vertikalen Grasstreifens. 50m 6b (4 BH). SL3 Schräg nach rechts auf einer Rampe/ Verschneidung, bis man auf die Hauptplatte aussteigt, unter einem Überhang. Nach rechts bis zu einem Vorsprung, dann nach links über eine kleine Wand und kurze Plattenkletterei bis zum S3. 35m 6a+ (3 BH). SL4 Nach links, über eine sehr steile Wandstelle (3 Passagen in A1) und weiter mit Plattenkletterei, zuerst nach rechts, dann links, bis zum S4 oberhalb eines grasigen Felsbandes. 30m 6b und A1 (6 BH). SL5 Platte, dann kleines Dach, erneut Platte. Am dritten BH nach links, um einen überhängenden Vorsprung herum und weiter geradeaus nach oben bis zum S5. 40m 6a (3 BH).

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Abstieg: Abseilen über die Route. 6 VOLVER F. Marcelli, T. Parravicini, M. Sertori, 2006 200 m. (4SL) 6a+ (6a obl.)/S2/II Sehr schöne, gut strukturierte Platten. Gute Absicherung mit Haken, allerdings liegen relativ weite Abstände zwischen den einzelnen Sicherungspunkten. Um Seilreibung zu vermindern, sollte die Zwischensicherung am ersten Bohrhaken der vierten Seillänge verlängert werden. Material: 55m Seile, Friends kleiner sowie mittlerer Größe (bis Größe Nr. 1 von B.D.). Die Route ist mit 10 mm Bohrhaken ausgestattet. Einstieg: wenige Meter links der vorhergehenden Route (rechts zweier oftmals nasser Wasserstreifen), in einer geneigten Platte unter einem Dach (Bohrhaken mit Reepschnur nach 10m). Routenverlauf: SL1 Geradeaus, rechts um das Dach herum und wieder zurück nach links, auf einer weißen Ader. S1 links vom kleinen Dach. 50m 5c (4 BH). SL2 Geneigte Platte, dann nach links bis zum S2 auf dem Felsband am Fuß der oberen Platte. 50m 5c (2 BH). SL3 Kleine Verschneidung links, dann über die folgende Platte bis unter ein Dach. 55m 6a (6 BH). SL4 Aufstieg über eine schöne Platte bis an ihr Ende (die erste Exe verlängern, um Reibung zu vermeiden). 50m 6a+ (7 BH). Abstieg: Abseilen über die Route.


Punta MEDACCIO SÜDWAND

6a

6a 6a+

6b,3pa 6a+ 6b

6a+ 6a 7a

6b 6a

5c

5c

6a+ 6a+

6

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Val Merdarola – Punta Medaccio 34

SÜD-OST PFEILER DES MEDACCIO SÜDWAND Zustieg: Wie für die Südwand des Cima di Medaccio (si. vorherige Struktur). An der Hütte mit dem Blechdach und dem großen Stein in der Mauer angekommen (ca. 1800m), nach rechts waagerecht bis zur Wand des SüdÖstlichen Pfeilers des Medaccio abbiegen, er befindet sich etwas unterhalb der Punta Medaccio. (2/2,5 Std.). 7 CAZZAROLA IN VAL MERDAROLA A. Colombo, C. Trezzi, C. Cattaneo, M. Pozzoli, A. Gomba, A. Marzorati, 2013 370 m. (9SL) 6b+/6c und 3 Pass. tech. Klettern (6a obl.)/ RS2/II Neue Route, die bis auf den Gipfel der panoramareichen Felsnadel führt. Material: 60m Seile, ein Satz Friends bis N. 3 (doppelt den 2er und 3er, nützlich ein 4er). Die Tour ist mit BH versehen, ebenso die Standplätze. Einstieg: Vom tiefsten Punkt der Wand rechts entlang der Felsen aufsteigen, bis zu einem schwarzen Streifen, Einstiegspunkt der Route. Routenverlauf: SL1 Machbare Platte schräg nach rechts, mit einem etwas schwierigerem Move im Ausstieg. 35m 6a. SL2 Technische Platte bis zu einem Felsband, dann nach rechts und erneut geradeaus nach oben. 55m 6a. SL3 Gerade die Platte nach oben (6a), dann etwas schwierigeres kleines Dach/ Verschneidung. 50m 6b SL4 Schön strukturierte Platte bis an die Basis einer schwarzen Wand. 25m 4a. SL5 Vertikale Wandstelle, noch nicht frei geklettert, vielleicht etwas rechts der BH-Linie. 35m 6b+/6c mit 3 Stellen in technischer Kletterei. SL6 Quergang nach rechts, dann geradeaus bis zu einem kleinen Kanal und dann noch mal nach rechts bis zum gut sichtbaren Riss. 45m 5c. SL7 Rissverschneidung mit Überhang, dann

Punta MEDACCIO SÜDOST PFEILER

5b 5c

6a+

5c

6b+/6c,3pa

4a

6b

6a

6a

7


mit Klemmtechnik Ausstieg nach rechts auf eine Platte bis zum BH. Anschließend geradeaus zum Stand. 50m 6a+. SL8 In Richtung der gut erkennbaren Platte zu und dann über einen spektakulären und stark ausgesetzten Grat bis zum Stand. (Zwischensicherung an Felszacken möglich). 50m 5c. SL9 Kleines Dach und dann Platte bis zum Stand am Gipfel des Pfeilers. 25m 5b. Anmerkung: Die Tour steigt über weite Plattenabschnitte mit Zwischenpassagen über Risse auf. Vom Gipfel genießt man ein fantastisches Panorama auf das obere Val Porcellizzo und das Val di Mello. Abstieg: Abseilen über die Route.

Punta Fiorelli

Weitere Möglichkeiten Auf dem felsigen Ausläufer, der sich südöstlich und losgelöst vom Hauptgipfel des Medaccio befindet, auch Piccolo Medaccio genannt, verläuft die Via Guido Cenini (1972 5b, 300m, F.Bottani, C.Corti und C.Gilardi). Die Via Città di Morbegno (1973 5c A2, 400m, M. und F.Bottani mit P.A.Ciaponi) steigt an der O-NO-Wand auf. Ebenfalls auf diesen weiten Platten befindet sich eine moderne Tour von Gerry Redepaolini. Sie hat drei sehr schöne Einstiegslängen (6b+) und zwei weitere mit viel Grünzeug.

Punta Medaccio

3 1 2 6

5

4 7

35


Val Torrone

Val Torrone Es ist dies das gegen Osten parallel zum Val di Zocca verlaufende Tal, das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit als das wildeste Eckchen des Masino betrachtet werden kann: senkrechte Wände, hoch gelegene Gletscher, atemberaubende Kanten und eine Vielzahl an Felsklippen verleihen ihm den Stellenwert eines schwierig zu erobernden Mikrokosmos. Schon an den ersten Kehren des schmalen ansteigenden Weges durch das Val di Mello sieht man zu der mächtigen Meridiana Wand, die mit einem beeindruckenden Überhang dem Lauf der Zeit zu trotzen scheint, auf. Steilhänge, enorme und wackelig anmutende Felsblöcke, verlassene Weiden und Unterstände unter unwahrscheinlichen Wetterdächern werden zu unvergesslichen Begleitern auf einem langen, mühsamen Weg. Der Anblick des auf Gras gebetteten Picco Luigi Amedeo Gipfels mit seinem geometrisch perfekt geformten Pfeiler verschlägt einem schließlich ganz und gar die Sprache; die im Hintergrund horizontal verlaufende Gebirgsgruppe des Pizzo Torrone Occidentale mit ihren engen, von Gletscherschmelzwasser durchlaufenen Schluchten vermag letzten Endes das beeindruckende Bild noch zu vervollständigen. Geschlossen werden die Pforten dieses entlegenen Fleckchens Erde in östlicher Richtung vom gigantischen Pizzo Torrone Occidentale.

Picco Luigi Amedeo

Muro del Torrone

Fiamma del Torrone

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Manzi Pirrotta Biwak 2540 m. (9 Schlafplätze, durchwegs geöffnet). Zustieg: Vom „Gatto Rosso“ Parkplatz durchfährt man das gesamte Val di Mello, passiert die Cascina Piana sowie die Ràsica Almen und setzt bis zur Torrone Brücke fort. Letztere wird allerdings nicht überquert, viel mehr hält man sich links und folgt den Hinweisschildern in das gleichnamige Tal beziehungsweise zum Manzi Biwak. Anfänglich steigt man unter der großen Meridiana Wand auf, gelangt auf diese Weise zur Torrone Alm (sehr eindrucksvolles Ambiente) und folgt dem Wandfuß der Picco Luigi Amedeo Südwand bis zur Kreuzungsstelle mit dem Sentiero Roma. Letzterer ist in östlicher Richtung einzuschlagen und der Wand entlang zu einem grasigen Sattel über einer kleinen „Felsinsel“ – wo sich außerdem das Manzi Biwak befindet – fortzusetzen. 4 Stunden vom Tal. Die Klettereien im Val Torrone können auch von der Allievi Hütte aus in Angriff genommen werden (1,5 Stunden bis zum Manzi Biwak) beziehungsweise schaffen es die besonders Flinken auch innerhalb eines Tages vom Parkplatz aus.

Punta Ferrario

Punta Chiara Pizzo Torrone Occidentale

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Val Torrone – Picco Luigi Amedeo

Picco Luigi Amedeo 2800 m. Große, senkrechte Felsformation, die sich hochmütig und stolz über den Hochweiden des Val Torrone erhebt. Ihre südseitige Wand kann trotz ihrer relativ geringen Höhe wohl als die attraktivste im gesamten Masino bezeichnet werden. In diesem Sinne verwundert es nicht, dass sie bedeutender Schauplatz zahlreicher sehr schwieriger Klettereien ist: das Angebot reicht von der wunderbaren, klassischen Taldo Nusdeo und somit der ersteröffneten Tour der Wand über die für die darauffolgende schöpferische Phase stehende Feri Ultra bis hin zu den erst kürzlich entstandenen modernen Linien, die mit extremen Schwierigkeiten aufwarten und mit Bohrhaken abgesichert sind. Zustieg: Vom Manzi Biwak steigt man auf dem

Sentiero Roma gegen Westen zum Wandfuß ab (0,5 Stunden). Von der Allievi Bonacossa Hütte hingegen schlägt man den Sentiero Roma Richtung Osten ein, steigt zum Valtorrone Joch auf und gelangt von dort zum Wandfuß (1,5 Stunden). SÜDKANTE UND WESTWAND Bei einem Zustieg über das Val di Zocca stoßen wir auf die Südkante sowie auf die Picomania. Zustieg: 1. Von der Allievi Bonacossa Hütte folgt man dem Sentiero Roma bis kurz unterhalb des Valtorrone Jochs. Von dort gilt es, in Kürze zum Kantenfuß aufzusteigen. 2. Vom Bivacco Manzi bergab auf dem Weg

Picco Luigi Amedeo Westwand

2 1

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Sentiero Roma in Richtung der Hütte Allievi Bonacossa, die Rinne hindu bis zum Pass des Val Torrone, von dort noch ein kurzes Stück bis zum Fuß der Kante.

1 PICOMANIA L. Lanfranchi, G. Ongaro, 2001 210 m. (5SL) 6c+ (6b+ obl.)/RS2+/II Kurze, aber interessante Kletterei. Material: ein Satz Friends (doppelte Anzahl der kleinen Größen) und Nuts. In der Route befinden sich 7 Bohrhaken. Die Standplätze sind eingerichtet. Einstieg: 50m links der vorhergehenden Route, in der Mitte einer Rampe, von der ein schöner Riss Ausgang nimmt. Routenverlauf: SL1 Schräger Riss nach links. 50m 6b+. SL2 Gerade im Riss, dann links über die Platte (BH) bis zu einem zweiten Riss links. 40m 6c+. SL3 Schräg nach rechts, dann Wand mit 3 BH, gegen Ende das Dach links vermeiden und weiter bis zum Stand. 35m 6b+. SL4 Gerade bis zu einem kleinen Dach (2BH), dann schräg nach links (1BH) zum Stand. 45m 6a. SL5 Einfacher schräg nach links bis S5. 40m 5b. Abstieg: Abseilen über die vorhergehende Route.

PICCO LUIGI AMEDEO SÜDKANTE UND WESTWAND

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5b

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5c/6a 6b+

5b 6c+

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Val Torrone – Picco Luigi Amedeo

2 SPIGOLO SUD G. Maspes, G. Ongaro, 1997 230 m. (6SL) 5c/6a (5c obl.)/RS2/II Kurze, schön gelegene Tour am verhältnismäßig weniger beeindruckenden Rücken des Picco L.A. Aufgrund der Gesteinsqualität nicht besonders einladender unterer Abschnitt, der allerdings durch eine lohnende Platte und einen ausgesetzten Riss im oberen Abschnitt kompensiert wird. Material: vereinzelte Friends mittlerer Größe. Die Route ist mit 10 mm Bohrhaken abgesichert. Die Standplätze sind eingerichtet. Einstieg: kurz vor dem Kantenfuß, rechts einer angelehnten Schuppe, bei einem kleinen Pfeiler mit einem schlecht sichtbaren Bohrhaken ungefähr 10m über dem Boden. Routenverlauf: SL1 Über den Pfeiler in Richtung Kante. 50m 5a (4 BH). SL2 Über einige Vorsprünge bis zu einer kleinen Terrasse. 40m 5b (4 BH 1 Haken). SL3 An der rechten Seite der Kante hoch. 40m 5c/6a (6 BH). SL4 Platte nach rechts, dann Riss/Schuppe, schräg nach links. 35m 5c/6a (2 BH). SL5 Kurz nach links, dann rauf in Richtung Kante bis zur Terrasse des Ausstiegs von Via Taldo. 40m 4b (1 BH). SL6 Nach rechts zur Kante. 30m 5a (3 BH). Abstieg: Mittels einer Abseillänge kehrt man zu Standplatz Nr. 5 zurück. Über drei weitere Abseillängen (Abseilstellen sind eingerichtet) über die Süd-Westwand des Picco L.A. erreicht man den Wandfuß ein Stück oberhalb des Einstiegs. SÜDOST WAND Zustieg: a) Vom Biwak Manzi dem Weg Sentiero Roma bergab nach Westen folgen bis zum Wandfuß. 0.30 Std. b) Von der Hütte Allievi Bonacossa auf dem Sentiero Roma nach Osten zum Pass des Val Torrone. In der Rinne (mit Ketten) absteigen bis zum Fuß der SO-Wand. (1.30 Std). 3 APRI LA TUA MENTE S. Pedeferri, D. Spini, 2012 250 m. (8SL)

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7c+/8a (6c obl.)/RS3/III Die schwierigste der drei Routen, die 2012 am Picco L.A. eingerichtet wurden. Sie verläuft über Risse und Platten im linken Sektor der Südostwand. Material: Satz Friends bis Nr. 5 (doppelt 0.5), 2 Serien Mikrofriends, Serie Nuts off set; in der Route wenige Bohrhaken und eingerichtete Stände. Einstieg: Bergauf in einer Grasrinne (führt bis zum Grat). Die Route an der steilen Platte, auf der rechten Seite der Rinne (BH sichtbar). Routenverlauf: SL1 Steile Platte, Ausstieg links nach dem letzten BH bis zu einer zweiten Wand. 40m 6c (5 BH und 1 Haken). SL2 Schräg nach links, die kleinen Dächer vermeidend, bis zu einem Felspilz. Ab hier über einen steilen Vorsprung nach links (2 BH) bis S2 unter dem großen Dach. 35m 7a+. SL3 Über die Platte nach links zu einer Schuppe im Dach (Haken), der Schuppe folgen, sehr athletisch (2 BH) bis zum S3. 25m 7c+/8a. SL4 In der Rissverschneidung bis S4 links eines Daches. 35m 6b. SL5 Tolle Rissverschneidung. S5 auf einer Terrasse. 30m 6a+. SL6 Nach links entlang einer großen Verschneidung (1 Haken). 30m 6b+. SL7 Platte, über einen Felsblock, Stand am Fuß eines steilen Vorsprungs. 20m 6a. SL8 Toller, schräger Riss (1 BH). 35m 7a. Abstieg: Abseilen über die Route oder auf der Gegenseite über Wiesen und Pfade. 4 WATER BOY S. Pedeferri, D.Spini, 2012 280 m. (7SL) 6c+ (6b obl.)/R3/II Neue Route im Riss, komplett selber abzusichern. Die Route ist trotz der Nähe zu den schwarzen Nassstellen, nie feucht, außer vielleicht wenige Meter in SL3. Material: Doppelte Satz Friends bis Nr. 3. Plus ein 3.5, ein 4 und ein 5, Satz Microfriends, Satz Nuts und Aliens off set; in der Route 1 Haken, S4 eingerichtet, gemeinsam mit Easy Rider. Einstieg: Ab dem Einstieg der vorherigen Route noch weiter bergauf in der Rinne bis zu einer


6b

PIccO LUIGI AMEDEO SÜDOST-WAND 6b

6c+ 7a 6b+

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6a 6a+/6b 6b+

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Val Torrone – Picco Luigi Amedeo

markanten Rissverschneidung. Routenverlauf: SL1 Verschneidung. 40m 5b. SL2 Rissverschneidung. 40m 6a. SL3 Rissverschneidung über ein großes Dach. 25m 6c+. SL4 Immer noch Rissverschneidung, S4 gemeinsam mit Easy rider. 40m 6b/c. SL5 Rissverschneidung, S5 unter einem Vorsprung. 30m 6a+. Seillänge gemeinsam mit Easy rider,(nächste Route), dessen Stand jedoch auf der rechten Seite der Verschneidung. SL6 Nach links entlang der Rissverschneidung. 40m 6b+. SL7 Rissverschneidung rechts vom Stand (Schuppe). 60m 6b. Abstieg: Abseilen in Richtung Val di Zocca über die Route Spigolo Sud, oder weiter Spigolo Sud für weitere 5 Seillängen. 5 EASY RIDER P. Biasini, D. Bianchi, 2012 275 m. (8SL) 7b (6c obl.)/RS3/III Die letzte Route des Picco L.A. Sie verläuft entlang der Risse links von Foglia al Vento. Ausdauernde Kletterei und fast komplett selbst abzusichern. Material: 1 Satz Microfriends, 1 Satz Friends bis Nr. 5, die mittleren Größen doppelt. Satz Nuts und Aliens off set (sehr nützlich in SL7 grün/gelb und gelb/rot); in der Route nur wenige 8mm Bohrhaken, Standplätze eingerichtet mit 8mm INOX Bohrhaken (S1 Felsnase). Einstieg: Wie bei Apri la tua mente, auf der Rampe schräg nach rechts (links von Formaggio e vino). Routenverlauf: SL1 Einfache Platte. 35m 5b. SL2 Schöner, schräger Riss nach rechts. 55m 6b. SL3 Entlang dem kleinen Riss, der zum Fuß eines Dachs führt, nach links queren, dann harte Passage auf der Platte hin zu einem Riss rechts, diesem bis unter das Dach folgen und nach links zum Stand queren. 35m 7a. (3 BH und 2 Haken). SL4 Über das kleine Dach oberhalb des Stands, dem Riss für ca. 10m folgen, am BH nach links auf der Ader queren bis zu einem Riss, diesem

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folgen bis zum Stand, gemeinsam mit Water Boy. 50m 6c (1 BH). SL5 Über das kleine Dach oberhalb des Stands und entlang dem Riss bis zum S5 rechts unter einem Dach. Der erste Abschnitt gemeinsam mit Water Boy. 35m 6b. SL6 Entlang dem breiten Riss rechts des Stands, kreuzt für ein paar Meter die Route Formaggio e vino, dann nach links unter dem Dach queren. Über das Dach entlang dem Riss und Mantle auf die Quarzader, nochmal Riss, erst mit Piazen, dann harter Move mit Klemmtechnik. 30m 7b (2 BH). SL7 Der Verschneidung bis zum Ende folgen. 30m 6c+ (4 BH). SL8 Über die Platte schräg nach rechts und links an den schwächsten Stellen. Stand auf Terrasse. 50m 6b (1 BH). Ab hier kann man auf der Route Spigolo Sud weiterklettern. Abstieg: 1) Abseilen über die Route Spigolo Sud. 2) Abseilen über die Route. Ab S5 schräg nach links bis zum S2 (besser einige Friends setzen), ab dem Stand 50m direkt abseilen bis zum S3 von Foglia di vento und zwei weitere SL bis zum Boden. 6 FOGLIA AL VENTO C. Micheli, L. Lanfranchi, 2003 450 m. (14SL) 7c (6c+ obl.)/RS3/ IV Geniale Route hohen Niveaus, die auf der linken Seite parallel zur Elettroshock verläuft und von zwei schweizerischen Masino-Granit-Spezialisten realisiert wurde. Bei der sogenannten „Foglia“ (dem „Blatt“) handelt es sich um eine Schuppe gigantischen Ausmaßes im unteren Routenabschnitt. Material: Friends (doppelte Anzahl der kleinen und mittleren Größen), Nuts. Die Route ist mit 10 mm Bohrhaken ausgestattet. Die Standplätze sind eingerichtet. Einstieg: am Fuße einer kompakten Platte im westlichen Wandsektor, zur Linken der nächstfolgenden Tour. Routenverlauf: SL1 Gerade über die Platte. Nach dem 2. BH kurz nach rechts, dann gerade. 30m 6a (3 BH). SL2 Schräg nach links, über ein kleines Dach, ab


Picco Luigi Amedeo

10

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Val Torrone – Picco Luigi Amedeo

dem Haken kurz darüber nach rechts zum S2. 30m 6c+ (3 BH und 1 Haken). SL3 Kurz nach rechts queren, dann rauf bis zum BH und schräg nach rechts zum S3. 25m 5c (1 BH). SL4 Schräg nach rechts über die Wand, dann gerade bis unter „La Foglia“. 25m 7a (4 BH). SL5 Entlang der tollen Schuppe nach links bis zu einem Absatz. 25m 6b (1 BH). SL6 Entlang der oberhalb verlaufenden Risse bis auf eine kleine Terrasse rechts. 20m 7c (3 BH). Die Routenerschließer raten dazu, SL5 und SL6 zu verbinden und S5 auszulassen. (45m 7c). SL7 Gerade im Riss. 30m 7b (5 BH und 2 Haken). SL8 Riss/Verschneidung. 40m 6a. SL9 Kurz nach rechts, dann links in der Rissverschneidung. 45m 7b (1 BH und 1 Haken). SL10 Gerade bis unter ein Dach, dann einige Meter rechts und wieder gerade auf der schwarzen Wand. 25m 7b (3 BH). SL11 Schräg nach rechts, dann links auf der Schuppe. 50m 6c (1 BH). SL12 Kurz nach rechts, dann zurück nach links, ab dem BH gerade bis zu einem Riss und diesem nach rechts folgen. Über das Dach und nach rechts queren zum S11. 45m 6b (1 BH). SL13 Gerade bis zum BH (1 Passage technisches Klettern), über das Dach, dann nach rechts queren und nochmal rechts bis S12. 20m 6c+ (3 BH). SL14 Gerade über die Platte bis zur Terrasse vom Ausstieg von Taldo/Nusdeo. 50m 7b+ (9 BH). Abstieg: Ab dem letzten Stand auf der Kante 3 Seillängen abseilen bis zum Fuß der Südwestwand (gleicher Abstieg für alle Routen, die auf die Schulter der Südkante führen). 7 ELETTROSHOCK T. Fazzini, S. Gianola, N. Riva, 1989 440 m. (12SL) 7c/7c+ (6c+ obl.)/RS2+/IV Erste Wdh O. Bajana und M. Heuger 1994, Erster Alleingang G. Maspes 2000 Phantastische, aber anspruchsvolle Route. Athletische Kletterei anhaltender Schwierigkeit. Wunderbare, zur Gänze selbst abzusichernde Schuppe in der Wandmitte. Material: Beherrscht man den erforderlichen

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Schwierigkeitsgrad nicht, so ist die Mitnahme von zahlreichen Friends und Nuts nahe zu legen. Grundsätzlich reicht ein Satz pro Person. Die Route ist darüber hinaus mit Normal- und Bohrhaken ausgestattet. Die Standplätze sind eingerichtet. Einstieg: am Fuße einer kompakten Platte. Routenverlauf: SL1 Von der grasigen Terrasse über die ungesicherte Platte, kein obligatorischer Verlauf, bis zu einer kleinen Verschneidung rechts eines vertikalen Vorsprungs. 45m 6a. (1 schlecht erkennbarer Haken auf ca. 30m Höhe). SL2 Kurze Traverse nach links und eine kleine Stufe, die unter eine kurze Wandstelle führen, die sehr schwierig frei zu klettern ist (7a+/7b). Unter Zuhilfenahme des BH bleibt der obligatorische Grad 6c/6c+. Nach der Wandstelle erreicht man einen außergewöhnlichen Felspilz, ab hier nach links über die Platte mit 1 BH bis zum S2. 25m 7a+/7b. SL3 Nach rechts, dann gerade über die steile Platte mit schönen Quarzadern (4 BH) bis unter die vertikale Wand. Dann rechts zum S3. 40m 6b. SL4 Entlang der Verschneidung mit kleinem Riss auf der überhängenden Wand (6b/c). Letzter Abschnitt mühsam mit schuppigem Fels, gesichert mit nah aneinander liegenden BH. 30m 7c/7c+. SL5 Einem dünnen Riss folgen, der bogenförmig nach links führt (7a), ab dem letzten BH ca. 10m abseilen und nach links pendeln zu einer Schuppe, der man bis zum S5 folgt. 40m 7a. Variante: Wenn man den Stand an dem BH, ab dem man pendelt, baut, kann man eine schwierige Linie (7b) mit 3 BH klettern, die zur nächsten Seillänge führt, ohne dass man pendeln muss. Sie wurde 1994 von Oto Bajana und Martin Heuger während der ersten RotpunktBegehung eingebohrt. SL6 Athletisches Piazen entlang der großen Schuppe nach rechts (hart besonders im zweiten Teil), dann heikle Platte (BH) bis S6. 45m 7a. SL7 Nach rechts über kleinen Absatz, dann in kleiner Verschneidung, die nach links ansteigt, Am Ende nach rechts über die Platte zum S7. 40m 6a+. SL8 Nach rechts über schwierige Platte (7a+/7b


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PICCO LUIGI AMEDEO SÜDOST-WAND

7b+ 6b 6c+ 6c 6b 6b+ 6b+

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6b 7b 6c 7b 5c 6a

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Val Torrone – Picco Luigi Amedeo

– 2 BH) zur großen Schuppe, die erst sehr breit ist, dann schmäler wird, komplett selber absichern. Tolle Kletterei entlang der Schuppe bis zum S8. 25m 7a+/7b. SL9 Immer noch entlang der jetzt dünneren Schuppe (BH ganz oben), schwieriger Move (Haken) zum S9. 40m 6a+. SL10 Nach rechts, über eine kleinere Wand, in einer kleinen Verschneidung zurück nach links zu einem BH, dann den vertikalen, kleinen Rissen (eingebohrt) folgen. 35m 7a/7a+. SL11 Rampe nach links, dann Platte bis zu einer großen, gelblichen Verschneidung/Dach, horizontal darunter queren bis zum S11. 35m 6c+/7a. SL12 Nach rechts im Riss bis zum 2. BH, dann über die Platte queren, dem Riss nach rechts folgen bis man die Route Taldo/Nusdeo kreuzt. 50m 6c/6c+ S12 selbst einrichten. SL13 Den kleinen Verschneidungen (Haken) folgen, dann nach links auf einfachem Absatz bis zur Abseilstelle an der Südkante. 30m 3c. Seillänge gemeinsam mit Taldo/Nusdeo. Abstieg: Wie die vorherige Route. 8 UN POCO LOCOS M. Majori, D. Spini, L. Tirinzoni, S. Pedeferri, G. Ongaro, 2010 535 m. (15SL) 7b+ (6c+ obl)/RS3/IV Sehr schöne, anstrengende Route. Athletische und ausdauernde Klettere, Route insgesamt kaum abgesichert. Hände tapen ist ratsam. Material: Nuts und Friends bis Nr. 4 (doppelt 0.75, 1 und 2) + ein Nr. 6 + Mikrofriends. In der Route 10mm INOX Bohrhaken, Standplätze eingerichtet. Einstieg: Wenige Meter rechts von Elettroshock (BH sichtbar). Routenverlauf: SL1 Platte. 40m 6a+(3 BH, 2 Haken). SL2 Zwei kleine Dächer links, harter Move + Boulder auf vertikaler Wand. 25m 7a/b (3 BH, 1 Haken). SL3 Start auf vertikaler Wand mit kleinen Schuppen, dann Platte. 45m 7a (5 BH, 1 Haken). SL4 Überhängende Rissverschneidung, dann vertikale Wand mit Riss. 35m 7b+ (6 BH, 1 Haken).

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SL5 Überhang mit Riss, Klemmtechnik. 15m 6b+ (2 BH) SL6 Platte. 45m 6c (3 BH). SL7 Nach rechts queren, Stand gemeinsam mit Taldo Nusdeo. 40m 5c (1 BH). SL8 Start mühsam, dann vertikale Schuppen und Risse rechts bis zu der enormen Schuppe (La Foglia). 40m 6c (1 BH +1 eingekeilte Nut). SL9 Kamin im Yosemite-Style. 30m 6b. Nützlich: mittelgroße Friends bis Nr. 6. SL10 Riss nach links für 10m, dann Passage über Platte bis zum Riss rechts. 35m 6b+. SL11 2m runter, dann Rissverschneidung nach rechts. 30m 6b+ (3 Haken). SL12 Abgesetzte Felsplatte rechts, dann vertikale Wand. 35m 6c ( 1 BH). SL13 Nach rechts, dann kleinere Wandstelle und Verschneidungen rechts. Stand unter bananenförmigen Riss. 45m 6b (2 Haken). SL14 Rechts in der Verschneidung, dann schräg nach links über athletische Risse, Ausstieg links des großen Überhangs der finalen Spitze. 45m 7b+. (2 Haken + 2 eingekeilte Nuts + Sanduhr). SL15 Gerade über dem Stand auf erst steiler, dann geneigterer Wand bis zum Gipfel. 30m 7a+ (4 BH + 1 Haken). Abstieg: Ab der Spitze eine Seillänge abseilen bis zu einem schlecht sichtbaren Stand ca. 5m links des S14. Ab hier zweite Seillänge zur Abseilstelle auf der Westseite (si. vorherige Routen). Abseilen über die Route möglich, aber kompliziert. 9 TALDO NUSDEO V. Taldo, N. Nusdeo, 1959 470 m. (13SL) 6c (5c+ obl.)/R2/IV Erster Alleingang Giovanni Pirana 1978. Erster Alleingang im Winter Roberto Assi 1985 Es handelt sich hierbei um die ersteröffnete Route der Wand. Wunderschöne Kletterei über Verschneidungen und Risse in bestem Fels. Nach der Höhle (Standplatz Nr. 7) erweist sich ein eventueller Rückzug als relativ komplex. Material: ein Satz Friends bis Größe Nr. 3 (B.D.), Nuts. In der Route befinden sich vereinzelte Haken. Der eine oder andere Standplatz ist zu verstärken.

Taldo-Nusdeo, Picco Luigi Amedeog


283


Die Protagonisten 294

Igor Koller Igor Koller ist 1952 in der Slowakei, damals noch Tschechoslowakei, geboren. In jungen Jahren klettert er viel in Klettergärten, wo er ca. 140 neue Routen einrichtet. Auf sein Konto gehen einige Erstbegehungen (auch im Winter) im Tatra Gebirge und er nimmt an der Erschließung der beeindruckenden Sandsteintürme des Elba in Böhmen teil. Er ist ein bemerkenswertes Talent in allen vertikalen Disziplinen und schon bald wird er Teil der Nationalmannschaft des Alpinclubs, was es ihm ermöglicht, in der Zukunft an Klettertouren in den Alpen teilzunehmen. Während dieser Zeit gelingen Koller seine besten Besteigungen, einige davon werden berühmt und gehen in die Geschichte des Alpinismus ein. Wenn er nicht gerade klettert, studiert er und wird Ingenieur. 1973 schafft er gemeinsam mit Marian Marek, Miro Ondras und Pavel Tarabek die Erstbegehung der Slovakia auf der Südwand der Marmolada; die Felswand wird eine Art zweites Zuhause für Igor, der sich mit seinem Kletterstil die Bewunderung

der lokalen Alpinisten sichert. Zudem muss man sagen, dass der Wille und das Können dieser Kletterer den Mangel an verfügbaren Mitteln in den Hintergrund rücken ließen. 1975 besteigt er mit Andrej Belica auf dem unzugänglichen Ost-Nordost-Pfeiler des Badile eine direkte Linie, komplett in Rissen, links der Route Via degli Inglesi. Die Linie wird berühmt als Via dei Cechi. Im August 1978 erschließt er in drei Tagen gemeinsam mit Stanislav Silhàn auf der Nordseite des Badile zuerst die Via dei Fiori, die über einen komplexen Abschnitt links der Cassin verläuft, sie im oberen Teil kreuzt und auf dem Spigolo Nord endet. Darauf folgt die Linea Bianca, eine tolle Linie, die inzwischen zum Klassiker geworden ist. Eine Woche später entsteht die Koller/Silhàn an der Nordwest des Cengalo. 1980 erschließt er mit Marek eine Linie auf dem nordöstlichen Vorbau des Badile, der er den Namen Badileto gibt. In der Zwischenzeit meistert er am Mont Blanc die erste Winterbegehung von Diretta Americana am Petit Dru


(1976). Die Route, die ihm internationale Bekanntheit verschafft ist jedoch die Via attraverso il pesce, auf einem besonders glatten Sektor der Südwand der Marmolada, wo bereits Heinz Mariacher einen erfolglosen Versuch startete. Igor ist unterwegs mit dem sehr starken siebzehnjährigen Jindrich Šustr und in nur drei Tagen im Sommer 1981 erschließe sie eine Route, die wegen der Schwierigkeiten und der spärlichen Sicherungsmöglichkeiten einen Sprung in die Zukunft bedeutet: bewertet mit VII+ und A3 über 37 Seillängen. Die ersten Wiederholungen, von den zurzeit stärksten Seilschaften bestätigen Kollers Bewertung. Die Beziehung zu dieser großen Wand wird für Koller eine Konstante in seiner alpinistischen Aktivität in den Alpen und im Lauf von zwei Jahrzehnten steigt seine Ausbeute an Routen auf 15 an. Die wichtigsten sind: Italia (1985), Grande Traverso (1986), Via delle Colombe (1987), Fram, La Mamma, Viva Gorbi (1991), Amico Feo (1998) und Millenium (1999). 1994 kehrt er auf den Granit des Masino zurück, wo er auf der vertikalen Südwand des Picco Luigi Amedeo gemeinsam mit Dino Kuran Feri Ultra rotpunktet, die von seinen Landsmännern Ciernik und Piacek

1980 erschlossen wurde (7a). Kurz darauf, während die Partner Oto Bajana und Martin Heuger an der Rotpunkt von Elettroshock (7c+/8a) arbeiten, erschließen Igor und Dino etwas weiter rechts die schwierige Route Denti del granito. Im darauffolgenden Jahr ist er mit Machaj und Beranek auf dem Qualido, für die Rotpunkt von Il paradiso può attendere (7b) und die Erschließung der kurzen, aber extremen Route Forse si forse no (8b). Aus diesen Jahren stammt auch die Erstbegehung der Ostwand des Sass Maor in den Agordinischen Dolomiten. 1977 schafft er die Erstbesteigung auf der Ost des Pik Marshal Zukov, mit einer Überquerung zum Pik Lenin in Pamir. 2002 erschließt er im Himalaya, im Miyar Valley eine Route am Castle Peak. Auf dem Shipton Spire erschließt er 2005 Shipton Prisoners, eine schwierige Route mit 21 Seillängen (7a-A3WI5). Seit dem Jahr 2000 ist er Sekretär des slowakischen Alpinclubs und widmet sich voll und ganz dem Alpinismus. Mario Sertori

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