MĂ„RZ Graffiti
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10 Jahre Rabbit eye movement Konzept & seine Arbeit
Monatszeitung & Online Magazin
Herbalizer Special
Streetfotografie
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INHALT - Impressum
Spraychilled
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Spraychilled - Fachhandel für Farbdosen Montana Black + MTN94 + Hardcore Große Schiffgasse 5 1020 Wien
HERAUSGEBER
Worum geht's Es handelt sich hierbei um ein Zeitungsblatt, das aktuelle Ausschnitte aus der Wiener Graffiti-Szene sammelt und dokumentiert. Es soll keineswegs dazu aufrufen, Straftaten jeglicher Form zu begehen. Die Inhalte sind gesammeltes Material von der Straße und sollen einen künstlerischen Zugang zum Thema Graffiti ermöglichen. Daher sind sie aus künstlerischer Sicht zu betrachten. Der Herausgeber ist nicht der Künstler und hat mit den Werken nichts zu tun. Für eingesendete Bilder wird keine Haftung übernommen.
Alpar Daniel 1210 Wien dirmiregal@gmail.com
Meine Bilder haben hier nichts verloren Wenn Bilder von dir in Zukunft nicht mehr in der Zeitschrift erscheinen sollen, sende bitte eine Nachricht mit deinem Künstlernamen an die folgende Adresse: dirmiregal@gmail.com, oder du gibst über facebook bescheid.
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STREETFOTOGRAFIE VON HERBALIZER
Herbalizer
Special
Herbalizer ist seit einigen Jahren damit beschäftigt, besonders die Wiener Graffiti Szene zu dokumentieren. In seinen Fotos bündeln sich all seine Leidenschaften: Fotografie und Graffiti, Abenteuerlust und Bewegungsdrang. Regelmäßig erkundet er nicht nur das mit Touristen übersäte Stadtzentrum, das auf den zweiten Blick so manche Überraschung zu bieten hat, sondern mit besonderer Vorliebe auch die entlegenen Winkel der Stadt und verlassene Gebäude. Umfangreichen Einblick in sein Schaffen erhält man auf
http://www.flickr.com/photos/herbalizer
http://herbalizer78.tumblr.com
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RABBITEYEMOVEMENT
RABBIT EYE MOVEMENT
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or 10 Jahren verließ der erste Hase seinen Kaninchenbau. Seitdem haben sie sich rasant vermehrt und mittlerweile trifft man fast überall auf der ganzen Welt auf sie. Nychos ist Graffitisprüher, Urban Artist
und Illustrator und steckt hinter RABBIT EYE MOVEMENT, der Bewegung der Hasen. Es war für ihn ein langer Weg bisher. Doch wie es zu dieser Bewegung kam und was genau der weiße Hase mit LSD, grünem Schleim und abgezogener Haut zu tun hat, erzählt Nychos im Interview.
Du hast 1999 zum ersten mal eine Dose in der Hand gehalten, wie war damals Graffiti für dich? Es gab damals schon RAL Belton und spanische Montana, die waren aber allerdings eine Rarität. Die Dosenbeschaffung war damals eher schwierig - nicht so wie heute. Später konnte man in den Skateshops auch die Montanas kaufen die man heute kennt. So eine Montanadose in der Hand zu halten war ein bisschen wie ein Heiligtum für mich. Damals war es nicht so, dass man auf alles geschissen hat und einfach malen gegangen ist. Ohne Plan ist keiner außer Haus gegangen. Wenn man es mit dem Plan dann verkackt hat war man selber schuld. Wie gesagt, ich bin der Meinung, dass viel zu viele Leute heutzutage ohne Plan aus dem Haus gehen und irgendwas machen ohne wirklich darüber nachzudenken. Vielleicht bleibt die Entwicklung da auf Strecke, aber es kann ja jeder machen was er will. Manchmal finde ich es etwas schade, weil ich weiß wieviel es den Style-Leuten von früher bedeutet hat. Spraydosen sind heute halt eine ganz normale Angelegenheit geworden. Ich komme aus einer anderen Graffitigeneration oder doch vielleicht aus der letzten Generation die solche Sachen noch mehr wertgeschätzt haben. Warum hast du mit Styles angefangen? Der Grund warum ich mit Styles anfing, ich kann mich daran nicht mehr ganz genau erinnern, aber es war sicher etwas das mir so gefallen hat,
dass ich reingekippt bin. Dabei merkte ich auch schnell, dass man Graffiti nur lernen kann, indem man Graffiti malt. Also, dass man sich mit grundlegenden Sachen wie z.B. Buchstaben auseinandersetzen muss. Darüber hinaus war eine der Basisangelegenheiten auch, wie man sich sein eigenes Image aufbaut. Taggen gehen, einen eigenen Handstyle entwickeln. All diese Sachen gehören dazu. Wobei Tags und Styles nur sekundär auf den eigenen Zeichenstil zurückgreifen. Dadurch kippt man dann echt hardcore in diesen Graffiti Film hinein, der dann überhaupt nichts mehr mit Illustration zu tun hat. Es gab sicherlich eine Zeit, wo es für mich nur Graffiti gegeben hat. Man war damals auch nicht der Einzige mit dieser Leidenschaft. Vorbilder wurden mit der Zeit zu Freunden und man beeinflusste sich dadurch auch gegenseitig, man fuhr auf die gleichen Comics ab oder man hatte den gleichen Zugang zu Graffiti. Der Weg in den Comicbereich war bisschen schwieriger.Mit sechzehn und siebzehn konnte ich kaum ruhig sitzen, weil ich immer auf der Suche nach Action war. Da kam es schon mal vor, dass man sich nicht mit Acrylfarben beschäftigt sondern gleich zur Spraydose greift. Mit der Dose hatte ich den Vorteil, dass es schnell ging und somit ein schnelles Ergebnis da war. So konnte ich auch viel besser mit Farben herumexperimentieren und hatte den Dreh auch ziemlich schnell raus - das war gut weil ich bis dahin meist nur in schwarz-weiß gezeichnet habe.
10 Jahre REM, NYCHOS IM INTERVIEW
Wer hat dich damals inspiriert? Inspiriert und beeinflusst waren wir hauptsächlich von dem, was wir gekannt haben und was es so gegeben hat, Comics zum Beispiel. Das war ja damals ein bisschen anders als heute mit dem Internet, wo man gar nicht mehr genau weiß was einen
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alles so beeinflusst, weil die Inspiration quasi von allen Seiten kommt. Also ein Comic auf den ich richtig abgefahren bin war auf jeden Fall Spawn. Das war die Zeit wo gerade Todd Mcfarlane seinen zweiten Zeichner Greg Capullo eingestellt hat. Todd Mcfarlane hat früher zB. unter anderem die Batman Comics gezeichnet, die waren sehr schwarz-weiß
lastig, also auch sehr kontrastreich. Er hat noch eher den klassischen Comicstyle draufgehabt, wie man ihn eben von den alten Batman oder Superman Comics kennt. Greg Capullos Style war da schon eher etwas weirder. Bei ihm konnten schonmal Augen aus dem Schädel poppen. Von Jim Phillips hatte ich auch viele Styleparallelen.
Das ganze grüne Zeug, das ich malte, wie man es von Pure Evil kennt, basiert auf Spawn. Da gab es auch eine Zeit wo ich nur Maden gemalt hab. Spawn hat auf einer Müllhalde im Gettho gelebt, er hat mit seinem grünen Blut die Wände vollgeschmiert mit “This alley belongs to Spawn”. Der Comic war wirklich brutal dreckig aber trotzdem sehr
stylish und ziemlich geil. Das alles hat mich auch sehr geflasht und darauf bin ich dann reingekippt, weil ich eben auch so zeichnen wollte wie dieser Greg Capullo. Ich habe zu der Zeit nichts anderes gemacht außer schwarz weiß gezeichnet. Das war noch vor meiner Graffitizeit.
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RABBITEYEMOVEMENT
Das allererste Rabbit-Piece, 2005 in der Nähe von Las Palmas
Wie kam es zur Hasenbewegung? Im Alter von sieben Jahren habe ich zu Ostern den Zeichentrickfilm Watership Down gesehen. Dabei ging es um die Gesellschaft der Hasen, auf welche ich gleich näher eingehen werde. Auf jeden Fall war der Film brutal und es floss viel Blut. Der Film war nicht wirklich für Kids geeignet , mich hat er aber umso mehr beeindruckt. Auf der einen Seite war er sehr beängstigend auf der anderen Seite habe ich dadurch die Schönheit zum Morbiden entdeckt. Die Frage, warum wir in unserem sozialen Umfeld Sachen wie Tod und Verwesung als ekelhaft oder verstörend empfinden wird in der Kunst ja schon immer aufgegriffen. Wie man damit umgeht ist eine andere Sache. Ich zum Beispiel finde, dass das Leben an sich in seiner Funktionalität den Tod beinhaltet, er gehört also dazu. Und ich zumindest finde, er hat auch eine gewisse Schönheit - deshalb wird er in meinem Kunstschaffen auch immer ein Thema sein. Bis es
aber überhaupt dazu gekommen ist, musste noch ein bisschen Zeit vergehen. Denn obwohl ich eigentlich am liebsten nur sprühen wollte, war mir war die Schule im Weg und ich hatte zu wenig Output. Zu dieser Zeit hatte ich ein großes Tief und irgendwann kam dann dieser eine Traum vom verwesten, halb aufgefressenen weißen Hasen, der mich aus dem Bett gerissen hat. Dieses Erlebnis hat mich dann in weiterer Folge sehr geprägt und beeinflusst. So sehr, dass ich viel in die Richtung Träume und Unterbewusstsein recherchiert habe und draufgekommen bin, wie verrückt das eigentlich alles war, nahezu geil. Denn in der Tiefschlafphase durchlebt man die Phase des “Rapid Eye Movement”. Meine Theorie dazu ist, dass sich in dem Zustand des REM die Erlebnisse und Erfahrungen ins Unterbewusste saugen und man beginnt, genau diese Sachen aufzuarbeiten. Hier kommt all das zusammen, was einen prägt und bewegt. Ich hab den Traum mit dem Hasen dann damit in Verbindung ge-
bracht und ich kam schließlich auf die Idee des RABBIT EYE MOVEMENTS als Street Konzept. Je mehr ich diesbezüglich recherchierte, umso mehr fand ich heraus, dass sich in der Kunst bereits mehrere Leute mit dem Phänomen des Hasen auseinandersetzten, z.B.: Monty Pythons, Alice im Wunderland usw. Ich merkte also, dass ich nicht der Einzige war, der diesen Kontext interessant findet. Aber leider kann niemand wirklich sagen was der weiße Hase bedeutet. ''Follow the white rabbit'' kann auch eine Codephrase für LSD sein, mich hat die Phrase aber nie wirklich interessiert. Ab Ende 2004 habe ich den Hasen dann als StreetIcon verwendet. Auch mit dem Hintergedanken den Leuten etwas zu zeigen, zu dem sie Bezug aufbauen können. Der Hase ersetzt irgendwie das Tag - aber hat halt ein Gesicht. Damit kann die Weltbevölkerung, die mit Graffiti gar nichts am Hut hat mehr anfangen. Das ist meiner Meinung nach das Ausschlaggebende. Der Hase ist ja grund-
sätzlich etwas Niedliches aber in Wirklichkeit, wenn man weiß, wie ein Hase lebt, ist er gar nicht so niedlich. Jemand, der in der freien Wildbahn lebt, ist manchmal dazu gezwungen ein sehr agressives Leben zu führen. Was mich in weiterer Folge an Watership Down interessiert hat, war die Religion dieser Hasengemeinschaft, welche auf folgendem Grundsatz aufbaut: “all the world is your enemy”. Auf gut deutsch, man muss sich im Untergrund verstecken, weil die ganze Welt dein Feind ist. Das war für mich dann auch systemtechnisch ganz interessant. Jeder der im urbanen Umfeld unterwegs ist weiß, dass es da ähnlich zugeht. Jeder ist Teil des Systems und sucht seine eigenen Schlupflöcher oder anders gesagt, baut sich seinen eigenen Hasenbau indem er sein eigenes Ding durchzieht. Die Welt da draußen ist der Feind, man macht sein Ding und haut wieder ab, in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus.
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"Schau, da hängt der Opa, die alte Haut"
Es ist jetzt also ein bisschen mehr als 10 Jahre her, seit du deinen ersten Hasen gemalt hast - Was ist seitdem alles passiert? Puh. Ganz schön viel. In der Zeit bin ich durch gefühlte tausend Entwicklungsstufen spaziert, und der Hase mit mir mit. Natürlich hat sich nicht immer alles nur um Rabbit Eye Movement gedreht, weil ich zwischendurch auch in andere Dinge reingekippt bin, wie beispielsweise die ganze Anatomiesache auf die ich mich spezialisiert habe und für die ich heute ja hauptsächlich bekannt bin. Dann waren die letzten 10 Jahre natürlich, wie vermutlich bei jedem anderen auch, durch etliche Hochs und Tiefs geprägt. Bei mir ging es halt nicht nur um zwischenmenschliche Beziehungen sondern auch um wertvolle Erfahrungen bezüglich Stylekonzept, Crews, Ausstellungen und den damit verbundenen Reisen. Rückblickend kann ich immer noch nicht fassen welche Schritte ich da eigentlich gemacht habe, und dass ich mittlerweile seit 2012 einen eigenen Art Space eröffnet habe, der auf dem ganzen Konzept des RABBIT EYE MOVEMENT aufbaut. Plötzlich sind also
10 Jahre vergangen, und das muss natürlich auch gefeiert werden. Im März & April ist ziemlich viel geplant, wir werden eine Ausstellung nur über REM haben, die halt mehr oder weniger einen Einblick in das Konzept gewährt und wo dann auch einige von meinen ganz alten Sketches ausgestellt werden. Zwischendurch gibt es dann noch ein paar Events, ich werde z.B. eine riesige Wand in Wien malen. Gipfeln wird die ganze Sache dann Mitte April mit der Premiere unserer Dokumentation ''The Deepest Depths Of The Burrow'', die im Gartenbaukino stattfinden wird. Nähere Informationen und ein konkreter Timetable folgen natürlich noch, am besten ihr schaut hin und wieder auf unsere Website: www.rabbiteyemovement.at. Für dein letztes Kunstwerk lässt du dir die Haut abziehen und aufhängen? Haha. Schauen wir mal wie sich dieses Projekt weiterentwickelt. Mit der jetzigen Einstellung hätte ich kein Problem damit. Einige meiner Kumpels sind gute Tätowierer und ich möchte, dass sie sich auf meiner Haut verewigen. Das Projekt hat aber erst vor Kurzem mit
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meinem ersten Tattoo angefangen. Bis zum letzten großen Kunstwerk muss da also noch einiges entstehen. Die Vorstellung ist, wenn ich irgendwann mal als sehr alter Knacker sterbe, dass mir die Haut abgezogen wird und die dann als mein allerletztes Artwork ausgestellt wird. Wenn sich dann meine Enkerl und Urenkerl das Kunstwerk anschauen, können sie sagen: Schau, da hängt der Opa, die alte Haut. Noch eine letzte Bemerkung? Follow the white rabbit.
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Donaukanal
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