NRZ (July 2019)

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AUS DEN NIEDERLANDEN Rembrandts vielseitiger Schüler

Kleiner Mann auf großer Weltreise

Ausstellung zu „Nicolaes Maes“

Lego-Figur macht den Burgers’ Zoo unsicher

Den Haag. Im nationalen RembrandtGedenkjahr präsentiert das Mauritshuis eine retrospektive Ausstellung über einen der vielseitigsten Schüler des Meisters: Nicolaes Maes (16341693). Rund 30 Gemälde führen durch die verschiedenen Phasen seines künstlerischen Schaffens. Während seiner langen Karriere brillierte er mit historischen Werken, Genrebildern (Alltagsszenen) und eleganten Porträts. Seine lebensechten und richtungsweisenden Bildnisse konzentrierten sich häufig auf Frauen bei ihrer Hausarbeit und machen ihn zu einem der innovativsten und interessantesten niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Dies ist die erste internationale Retrospektive auf das umfassende und vielseitige Werk des Künstlers mit Leihgaben aus Europa und den USA. Nie zuvor wurde das Werk des alten Meisters so breit mit all seinen Facetten präsentiert.

Arnheim/NL. Bricky schlägt sich in Kaki-Hose, weißem Shirt und Hipster-Mütze durch den Regenwald. Mutig taucht er durch Korallenriffe. Und auch in Savanne, Mangrove und Wüste macht er Halt, Kamera und Feldstecher immer griffbereit. Dabei ist er nicht größer als eine Streichholzschachtel und unweit der deutsch-niederländischen Grenze unterwegs. Hinter dem Abenteuer steckt der Arnheimer Künstler David Harpe, der das Lego-Männchen auf Safari durch den Königlichen Burgers‘ Zoo schickte. Seit 2015 hat Bricky schon viele Sehenswürdigkeiten in Arnheim besucht. Ob Eusebiuskirche, John Frost-Brücke oder Fußballstadion: Überall nimmt der kleine Entdecker eine ganz besondere Perspektive ein, die Harpe auf seinen Fotografien festhält. Bricks of Arnhem nennt er sein Kunstprojekt. „Darin verschmelzen drei Leidenschaften: Lego, die Stadt Arnheim und Fotografie“, so der Künstler.

Alltag und Lauscherinnen Junge und alte Frauen, vertieft in ihre Hausarbeit, beim Spitzenklöppeln oder beim Nähen. Junge Mütter, Dienstmädchen, Hausangestellte, die vom Markt zurückkehren. Maes war ein Meister des 17. Jahrhunderts in der Darstellung privater häuslicher Szenen. Oft fokussierte er sich auf eine einzelne zentrale Figur. Seine Bilder sind friedlich, fast schon monumental. Ein typisches Bild für dieses Genre ist Die alte Spitzenklöpplerin (ca. 1656), welches das Mauritshuis 1994 erwarb. Unverwechselbares Element seines Oeuvres sind die „Lauscherinnen“: Eine lächelnde Hausherrin beobachtet ein Dienstmädchen und ihren Geliebten. In der Ausstellung sind großartige „Lauscherinnen“ aus dem Dordrecht Museum, der Guildhall Art Gallery (London) und dem Wellington Museum (ebenfalls London) zu sehen.

Ein typischer Maes ist diese Dienstmagd. FOTO: MARGARETA SVENSSON

Rembrandts Einfluss In der besten Tradition seines Lehrers Rembrandt startete Maes als historischer Maler mit dem Porträtieren biblischer Szenen. Der kraftvolle Malstil, die warmen Farben und die scharfen Kontraste von Licht und Schatten zeigen eindeutig den Einfluss seines Meisters.

Beim GLOW-Festival präsentiert sich Eindhoven spektakulär und bunt.

FOTOS: MARCO DE GROOT

Brabant leuchtet in allen Farben Musikalische Designwoche, ein erleuchtendes Festival und Grafik zum Anfassen. In Eindhoven und Breda präsentiert sich die kreative Szene Brabant. Im Herbst locken in der grenznahen Provinz Brabant drei Highlights der Kunst- und Designszene mit eindrucksvollen Ausstellungen. Das größte Design-Event Nordeuropas, die Dutch Design Week, und das Lichtkunstfestival GLOW machen die Stadt Eindhoven gleich zweimal zur Bühne für aufsehenerregende Kreationen. Und beim Graphic Matters-Festival entführt Breda in die kunterbunte Welt des Grafikdesigns. Auf der Dutch Design Week in Eindhoven vom 19. bis 27. Oktober stellen rund 2.600 niederländische Designer ihre Werke über die ganze Stadt verteilt aus. Neben etablierten Designern präsentieren auch Jungdesigner und Absolventen ansässiger Design-Hochschulen ihre Kreationen, unter anderem aus den Bereichen Raumgestaltung, Mode, Produkt- und Grafikdesign. Das diesjährige Motto der Veranstaltung „If not now, then when?“ ist ein Aufruf zum sofortigen Handeln. Die Werke der Designer repräsentieren innovative Denkweisen und Problemlösungen für gesellschaftliche Herausforderungen. In interaktiven „Designlabs“ können Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen und selbst bei der Lösungsfindung mitwirken. Begleitet wird die Veranstaltung vom Musikfestival DDW Music. An elf Standorten wie

tionsplein in Eindhoven.

Dutch Design Week – Musik n Das Programm der Dutch Design Week in Eindhoven (19. 27. Oktober) enthält neben Ausstellungen, Lesungen und Podiumsdiskussionen auch ausreichend Unterhaltung.

val, das neun Tage lang an zwölf verschiedenen Standorten insgesamt über 50 Auftritte organisiert. Wer die DDW besucht, kann sich also auf lange Tage und Nächte einstellen.

n DDW Music ist ein Musikfesti-

n Mehr Infos: www.ddw.nl.

Konzerthallen, Bars und Ateliers finden mehr als 90 musikalische Shows internationaler Künstler statt. Besucher des Events können kostenlos Fahrräder und Hop-On/Hop-OffBusse nutzen, um möglichst viele der insgesamt über 110 Veranstaltungsorte zu erreichen. Darüber hinaus stehen mit den Volvo Design Rides aber auch besonders kreative Transportmittel zur Verfügung: Die Autodächer sind mit einem Designobjekt von einem der ausstellenden Künstler geschmückt. Es werde Licht Einmal quer durch Eindhoven führt auch das größte Lichtkunstfestival der Niederlande, GLOW. Bei der 14. Ausgabe vom 9. bis 16. November können Besucher entlang einer Laufroute kostenlos Lichtinstallationen von 35 Künstlern aus dem In-

und Ausland bewundern. Das farbenfrohe Spektakel steht in diesem Jahr unter dem Motto „Living Colors“: Die Lichtkünstler beschäftigen sich mit der Frage, was mit dem Verhältnis von Farben und Lichtquelle passiert, wenn man das Lichtspektrum zerlegt. Dass GLOW ausgerechnet in Eindhoven stattfindet, ist nicht verwunderlich: Eindhoven ist nicht nur als Designstadt der Niederlande, sondern auch als Lichtstadt bekannt. So entstand dort unter anderem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Streichholzindustrie. Wer gerne noch mehr über die Hintergründe der Installationen erfahren möchte, kann auch an einer zweistündigen geführten Tour teilnehmen. Diese beginnt halbstündig im Zeitraum zwischen 19 und 20 Uhr und dauert insgesamt zwei Stunden. Treffpunkt ist der Sta-

Für mehr Grafik im Alltag Nicht weit entfernt von Eindhoven bietet das Grafikdesign-Festival Graphic Matters noch bis zum 27. Oktober ebenfalls Einblicke in die Szene. Das Festival in Breda hat es sich auf die Fahne geschrieben, für jedermann greifbar zu machen, wie Grafikdesign den Alltag beeinflusst. In diesem Jahr verbindet Graphic Matters das Vergangene mit dem Aktuellen: Eine Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch die Highlights des Informationsdesigns der letzten 100 Jahre, aber auch aktuelle Entwicklungen im Bereich Grafikdesign können in verschiedenen Workshops, Ausstellungen und Events bestaunt werden. Besucher können die ausgestellten Werke zum Teil käuflich erwerben und so ein Stück Grafikdesign in Form von Büchern, Postern oder Spielsachen mit nach Hause nehmen. Der FestivalBesuch lässt sich auch gut mit einem Spaziergang entlang der Blind Walls Gallery in Bredas historischer Altstadt kombinieren: Die rund 80 Wandmalereien visualisieren die Geschichte von Breda und erzählen Geschichten über Breda.

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Weitere kreative Ausflugsideen finden sich auf www.visitbrabant.com/brabantistoffen.

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Lego spielt auch im Oktober eine Rolle im Burgers‘ Zoo. Bis zum 27. Oktober sind hier über eine Million Legosteine als farbenfrohe, lebensechte Tierfiguren zu sehen. Weitere Infos auf www.burgerszoo.de.

Bricky mischt die Mangrove im Burgers’ Zoo auf. FOTO: DAVID HARPE

Der Herbst lockt in die Veluwe Otterlo. Sinkende Temperaturen, frühzeitige Dunkelheit und bunte Laubberge – der Herbst vor der Tür. Besonders schön ist es dann im Nationalpark De Hoge Veluwe. Besucher können hier auf eine Entdeckungsreise durch die Natur gehen. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 9,95 Euro und beinhaltet die kostenlose Nutzung der insgesamt 1800 Fahrräder, die überall im Park zu finden sind. Im Oktober hat der Nationalpark von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Einfluss auf de Hooch und Vermeer Maes war ein Pionier im Porträtieren von Wohnräumen und seine Alltagsdarstellungen gehören zu den echtesten, die im siebzehnten Jahrhundert in Holland entstanden sind. Die häuslichen Szenen, die er in Dordrecht ab 1653 malte, waren eine Inspirationsquelle für Künstler wie Pieter de Hooch und Johannes Vermeer.

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Ein einfach geschriebener und reich illustrierter Katalog (in niederländischer und englischer Sprache) wird die Ausstellung begleiten. Weitere Informationen unter www.mauritshuis.nl/nl-nl/besucherinformationen.

Internationaler Durchbruch Was vor vier Jahren mit einem Augenzwinkern begann, ist in inzwischen zu einem lokalen und regionalen Phänomen geworden. In und um Arnheim kennt jeder die charakteristischen Fotos mit der Lego-Figur. Bas Lukkenaar vom Burgers‘ Zoo: „Wir glauben, dass David Harpe mit Bricks of Arnhem kurz vor einem internationalen Durchbruch steht. Es wäre fantastisch, wenn die Fotoserie in unserem Tierpark dazu beiträgt.“

i Graphic Matters in Breda verbindet mit Ausstellungen, Workshops und anderen Events das Vergangene mit dem Aktuellen. FOTO: ROSA MEININGER

Jede Menge innovativer Entwürfe können die Besucher sowie das Fachpublikum bei der Dutch Design Week in Eindhoven erleben. FOTO: MAX KNEEFEL

Weitere Informationen: Hoge Veluwe Besucherzentrum, Houtkampweg 9c, 6731 AV Otterlo, Tel.: +31 (0)558330833, Oktober tägl. 9-19 Uhr, www.hogeveluwe.nl/de


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