Thüringische Landeszeitung
REISE
Sonnabend, . April
Kyotos kaiserliche Küche
Das Kaiseki bildet die Spitze der japanischen Kochkunst. Seine Wurzeln hat das Menü in der einstigen Hauptstadt im Westen des Landes. Ein elegantes Restaurant im Stadtteil Gion zelebriert es in Perfektion
Ki-no-mé heißen die Blätter der Pfefferpfl flanze hier und finden sich auch in einem der Gerichte, die der Koch des Restaurants Jugyuan im Februar in sein KaisekiMenü aufgenommen hat: Sie krönen ein kunstvoll gestapeltes Sushi: zuunterst der Reis, darüber Eigelbfäden und Rogen, schließlich das Ki-no-mé. Wer mag, legt das Blatt auf die Handfl fläche und schlägt kurz darauf, so dass sich das frische, leicht zitronige Aroma noch intensiver entfaltet. Das vielgängige, stets in Harmonie mit der Jahreszeit stehende Kaiseki-Dinner blickt auf eine komplexe Geschichte zurück. Deren Anfänge liegen in Kyoto: Im 16. Jahrhundert pfl flegten die Zen-Mönche in der Stadt, sich warme Steine auf den Bauch zu legen, um sich über ihren Hunger hinwegzutäuschen. „Kaiseki“ bedeutet wörtlich in etwa „Stein in der Brusttasche“. In Einklang mit dem Buddhismus waren die Mahlzeiten einst spärlich – und rein vegetarisch. Über die Jahrhunderte hinweg nahm Kaiseki Einfl flüsse aus den
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„Kaiseki“ bedeutet wörtlich in etwa „Stein in der Brusttasche“
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Von Friedrich Reip
as Miteinander von Weiß und Rosa in den Kronen des Yoshino-Kirschbaums, in der einzelnen Blüte ein zartes Spiel, in ihrer unbegreifl flichen Vielzahl ein strahlendes Meer von Hoffnung und Neubeginn – es hat die Stadt auf Japans größter Insel Honshu dieser Tage wieder in ein Wunder von Farbe, Licht und Emotion verwandelt. Nur wenige Tage dauert das Spektakel, auf das alle schauen. Dabei hat Kyoto auch in anderen Jahreszeiten seinen ganz eigenen Charme. Makoto Fujiwara etwa sind die wenigen Wochen im Februar und März, wenn vom Winter nur noch der eine oder andere schneidende Windzug geblieben ist und der Frühling noch kaum Sprossen treibt, die liebste Zeit im Jahr. „Es war um diese Zeit, als ich das erste Mal nach Kyoto kam“, erzählt der Koch des Restaurants, dessen besonnenes Lächeln bei diesen Worten noch wärmer wird. „Bambusgräser und Szechuanpfeffer trieben aus, und der Duft der jungen Blätter lag in der Luft.“
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Im Preis enthalten:
„Bambusgräser und Szechuanpfeffer trieben aus, und der Duft der jungen Blätter lag in der Luft.“ Makoto Fujiwara, Chefkoch
Aus der Zeit gefallen: die wunderbare Aussicht aus dem Fujiwara-Zimmer in Richtung Yasaka-no-To-Pagode. FOTOS (3): NEVERLEAVETHECLOUDS
Tipps und Informationen n Anreise:ab Berlin etwa mit All Nip-
pon Airways über Tokio-Narita nach Osaka. Weiter mit Zug oder Bus bis Kyoto.
(Die Reise wurde unterstützt durch das Tourismusbüro Japans sowie durch die Kyoto City Tourism Association.)
n Gion: Der Bezirk lässt sich mit dem
Fahrrad gut erkunden. Touren bietet etwa Kyoto Cycling Tour Project (www.kctp.net) an.
n Restaurant: Das Kodaiji Jugyuan
(www.jugyuan.jp/en) liegt einen kurzen Spaziergang vom Bahnhof Gion-Shijo entfernt. Eine Reservierung ist zu empfehlen.
unterschiedlichsten Traditionen, Dynastien und Gepfl flogenheiten der japanischen Kulturgeschichte auf. Heute refl flektiert es die komplette Bandbreite der japanischen Küche. Eine stille Tee-Zeremonie mit Matcha und süßem Kuchen bildet den Abschluss.
KYOTO JAPAN CHINA
Niigata
Tokio Kyoto Hiroshima h Osaka Fukuoka
Während man sich so also mit allem gebotenen Respekt durch die Geschichte Kyotos bewegt und zugleich doch in der Jahreszeit, im Moment im Jahr, verharrt, schweift der Blick durchs Fenster über den Stadtteil Gion im Osten der Stadt. Kaum kann man bei all der Ruhe glauben,
dass nur wenige Fußminuten weiter, zu Fuß der eleganten Yasaka-no-To-Pagode, der Trubel tobt. Besucher machen in geliehenen Kimonos Selfies oder lassen sich in Rikschas die steilen Gassen des Viertels hinaufziehen. Wer das als neuzeitlichen TourismusKitsch abtut, hat nur zum Teil recht: Schon seit Jahrhunderten siedelten sich Restaurants um die Pagode und den dazugehörigen Kodaiji-Tempel an, um die von weither angereisten Pilger aufzunehmen. Die ersten Geschäfte folgten bald. Auch Makoto Fujiwara hatte in Gion sein erstes eigenes Restaurant. Der Abschied fiel ihm nicht leicht. Nach dem Verkauf hat er es nie wieder betreten, auch seinem Nachfolger ist er nie persönlich begegnet. Und doch erfüllt ihn die Arbeit im Kodaiji Jugyan sichtlich mit Stolz. Das hat nicht zuletzt mit dem Gebäude selbst zu tun: Das Restaurant ist in einer ehemaligen Privatresidenz untergebracht, die im Jahre 1908 im Sukiya-zukuri-Stil errichtet wurde. In seiner stilistischen Klarheit gilt dieser Stil vielen als Inbegriff japanischer Architektur. Jeder der vielen Räume, die über lange, schmale Flure miteinander verbunden sind, hat seinen ganz eigenen Charakter: Der eine blickt auf den großen Garten, der in stiller Schönheit den Hügel hinter dem Haus hinauf wächst, ein anderer richtet sich vielmehr nach innen – hin zu einer großen Herdplatte, um die herum ein langer Sitztresen verläuft. Doch der schönste Raum liegt im oberen Stockwerk und gibt den Blick über die Dächer von Gion frei. „Das ist das FujiwaraZimmer“, gibt Makoto Fujiwara verschmitzt zu. Von diesem Ort bringt ihn so schnell nichts mehr weg.
Haustür- & Bustransfer, Schiffsreise in der gewählten Kabinen-Kategorie, Vollpension an Bord (beginnend mit dem Abendessen des ersten Tages, endend mit dem Frühstück am letzten Tag): Frühstücksbuffet, mehrgängiges Mittag- und Abendessen, Nachmittagskaffee/ Tee, Mitternachtssnack, gehobene europäische Küche, Willkommenscocktail u.v.m. Veranstalter: Mediengruppe Thüringen Verlag GmbH in Kooperation mit Phoenix Reisen GmbH
Info & Buchung unter: 0361/ 227 5617 Reisejournal on Tour-Partner in Ihrer Nähe, www.reisejournal-on-tour.de
-HIN ODER WEG-
Eindhoven Urlaubstage sind kostbar. Da ist es besser, man weiß, worauf man sich einlässt – und worauf lieber nicht. Alle wollen nach Amsterdam, nur Amsterdam will das nicht. Seit Anfang des Jahres zahlen Kreuzfahrtbesucher eine zusätzliche Abgabe, zum 1. April wurden die unerträglichen abendlichen Touren durchs Rotlichtviertel untersagt. Auch Eindhoven hat ein solches Quartier, allerdings zieht es keine Schaulustigen an. Überhaupt kann die Stadt in der Provinz Nordbrabant auf Qualitätstourismus setzen. Denn Argumente für einen Besuch gibt es viele. Vor allem die kreative Szene ist stark: Mit der Design Academy ist eine der wichtigsten Universitäten in diesem Bereich hier angesiedelt, in den Ateliers des Sectie-C-Geländes arbeiten Künstler von Rang und Namen neben Newcomern, und als ehemaliges Hauptquartier von Elektronik-Gigant Philips ist Eindhoven mit all seinen Fabriken und Arbeiterwohnvierteln ein Traum für Architektur-Fans. Zudem kann man der Stadt anders als Amsterdam noch beim Wachsen zusehen: Mit Strijp-S ist das jüngste hippe Viertel noch gar nicht komplett erschlossen, da macht sich die Stadt bereits an die Entwicklung des benachbarten Strijp-T. Einen Hafen hat Eindhoven derweil nicht – und somit auch kein Problem mit Kreuzfahrern. (frei)