Ausgabe 02 Januar 2012
Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer, heute erhalten Sie die zweite Ausgabe der MINT Lehrer-News, die Einstieg und die Deutsche Telekom Stiftung gemeinsam herausgeben. Auch diesmal stellen wir Lehrkräften, die Schüler bei der Berufsorientierung unterstützen, wieder Neuigkeiten rund um die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik vor. Im Titelthema geht es um den ehemaligen Astronauten Ulrich Walter, der als MINT-Botschafter an Schulen Begeisterung für naturwissenschaftlich-technische Berufe wecken möchte.
© Deutsche Telekom Stiftung
MINT Lehrer-News
Wir wünschen eine anregende Lektüre und freuen uns auf Ihr Feedback. Als MINT-Botschafter besucht Ulrich Walter Schüler aller Altersklassen
Dr. Ekkehard Winter Geschäftsführer Deutsche Telekom Stiftung
Inhalt auf einen Klick MINT-Botschafter
S. 1 - 2
MINT-Ausbildungen und -Studiengänge
S. 3
Aktuelles aus der MINTLandschaft
S. 4
Stipendienprogramm für junge Zuwanderer
S. 5 - 6
Impressum
S. 6
Eine Kooperation von:
MINT-Botschafter
Werben fürs Weltall „Kinder und Jugendliche brauchen für ihre Berufswahl Rollenvorbilder“, sagt der ehemalige Astronaut Ulrich Walter. Als MINT-Botschafter versucht er, Schüler für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Als Neil Armstrong im Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat, war Ulrich Walter 15 und wusste bereits, dass er einmal Physik studieren würde. Sein Vater, von Beruf Volksschullehrer, hatte eines Tages einen kardanischen Kreisel mit nach Hause gebracht, und das merkwürdige Gerät faszinierte den Sohn so sehr, dass dieser beschloss, den Dingen fortan auf den Grund zu gehen. Dass ihn seine Entscheidung fast 25 Jahre später bis in die Erdumlaufbahn führen würde, ahnte er damals noch nicht. „Ich war inzwischen promovierter Physiker und forschte in den USA, als ich hörte, dass die Deutschen Wissenschaft im Weltraum
machen wollen“, erzählt er. „Toll, dachte ich und habe mich natürlich sofort beworben.“ Die Wahl fiel auf ihn, und nach fünf Jahren Astronautentraining brach Walter schließlich am 26. April 1993 an Bord des NASA-Orbiters Columbia in die Schwerelosigkeit auf. Heute bildet Ulrich Walter selbst Ingenieure* für die Astronautik aus. An der Technischen Universität München leitet er den Lehrstuhl für Raumfahrttechnik und erlebt täglich, welche Faszination die Erforschung des Weltalls nach wie vor auf die Menschen ausübt: Jedes Semester bewerben sich bis zu 4.000 Abiturienten um einen der etwa 1.000 Ingenieurs- »
* Der Lesbarkeit halber verwenden wir, sofern beide Geschlechter gemeint sind, stets nur die männliche Form.
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„Menschen wirken in dem Alter einfach prägend. Man erreicht die jungen Leute sehr leicht.“
Drei Fragen an… Günter M. Ziegler, MathematikProfessor an der Freien Universität Berlin und MINT-Botschafter
1993: Ulrich Walter (hinten rechts) im Kreise der Columbia-Crew
Studienplätze. Und Walter tut viel dafür, dass diese Faszination nicht abebbt: Als „MINT-Botschafter“ geht er regelmäßig an Schulen, um für Naturwissenschaften und Technik im Allgemeinen und die Raumfahrt im Besonderen zu werben. „Man erreicht die jungen Leute ja leicht“, sagt er. „Es passiert heute tatsächlich, dass Studienbewerber bei mir im Auswahlgespräch sitzen, die vor Jahren mal einen Vortrag von mir an ihrer Schule gehört haben.“
Wie man sich engagiert, bleibt dabei jedem selbst überlassen. MINT-Botschafter halten zum Beispiel Vorträge vor Schülern, öffnen ihre Labore und Werkstätten für Exkursionen, übernehmen Mentoring-Aufgaben für Studierende und Azubis oder helfen Schulen bei der MINT-Schwerpunktbildung. Ulrich Walter zum Beispiel ist Namenspate einer privaten Schule mit naturwissenschaftlich-technischem Fokus in Stuttgart.
MINT-Lehrer als Botschafter
Organisiert sind die Botschafter in thematischen Netzwerken, so genannten Hubs, die auf botschafter.mintzukunftschaffen.net eingesehen werden können. Lehrer, die einen Botschafter für eine Veranstaltung gewinnen wollen, können sich entweder direkt an den passenden Hub wenden oder aber per KontaktFormular auf derselben Seite eine allgemeine Anfrage stellen. „Natürlich können Lehrer auch selbst Botschafter bei uns werden“, sagt Ellen Walther-Klaus. Zum Beispiel, um für ihren eigenen Beruf zu werben. „In den MINT-Fächern fehlen uns mehr als 30.000 Lehrer. Deshalb freuen wir uns über jeden, der sich engagiert und sagt: Leute, werdet mal MINT-Lehrer!“
Die MINT-Botschafter sind ein Handlungsschwerpunkt der Initiative MINT Zukunft schaffen, die 2008 von der deutschen Wirtschaft gegründet wurde. Rund 7.000 Botschafter sind inzwischen deutschlandweit im Einsatz, darunter hochrangige Wissenschaftler, erfolgreiche Unternehmer, Erfinder, Studierende, ehemalige „Jugend forscht“-Gewinner und viele mehr. „Mitmachen kann jeder, der die Ziele der Initiative unterstützt und bereit ist, sich zu engagieren“, sagt Ellen Walther-Klaus, Geschäftsführerin von MINT Zukunft schaffen.
Prof. Ziegler, welches Bild möchten Sie Schülern von der Mathematik vermitteln? Nicht eins, sondern viele. Mich selbst reizt das Schwierige, die „harten Nüsse“. Aber Mathematik ist auch eine große Kulturleistung, die zu Entdeckungen einlädt. Sie ist eine Kunst, aber auch etwas sehr Relevantes und Praktisches: In jedem Handy und in jedem Fahrplan und unter jeder Kühlerhaube steckt sehr viel Mathematik. Welche Reaktionen ernten Sie bei Ihren Vorträgen? Wenn ich vor einer Schulklasse spannende Geschichten aus der Mathematik erzähle oder elegante mathematische Beweise vorführe, sehe ich bei manchen schon leuchtende Augen. Am meisten freue ich mich immer, wenn es sehr, sehr viele Fragen gibt – und das ist praktisch immer der Fall. Warum ist es gerade für Frauen wichtig, Vorbilder in den MINT-Fächern zu haben? Weil eine begabte 16-Jährige, die Freude an Mathematik hat, eine Vorstellung davon braucht, was das für Menschen sind, die Mathematiker. Gauß und Euler taugen heute ja nicht mehr wirklich als Vorbilder. Aber wenn die 16-Jährige die Chance hätte, Olga Holtz oder Barbara Wohlmuth oder Annette Werner kennen zu lernen, allesamt MathematikProfessorinnen, wäre das etwas anderes. Das sind tolle Frauen! Ach ja, und Männer können natürlich auch Mathe machen.
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Foto: Sandro Most
© NASA
Ulrich Walter, ehemaliger Astronaut und heute Hochschulprofessor und engagierter MINT-Botschafter
MINT-Ausbildungen und -Studiengänge
Duales Studium Solartechnik
© Q-Cells
Sonnige Aussichten
Die Photovoltaik wird bald einer der wichtigsten Energielieferanten in unserem Land sein. Rund drei Prozent der Stromproduktion stammen mittlerweile aus der Solarkraft, in den kommenden Jahren wird dieser Anteil weiter stark wachsen. „Wenn die Sonne mittags vom Himmel brennt, erzeugen alle Solarmodule in Deutschland zusammen schon jetzt so viel Energie wie 17 Atomkraftwerke – zumindest kurzzeitig“, erklärt der Elektro- und Umwelttechniker Henry Bergmann. Bergmann lehrt als Professor an der Hochschule Anhalt in Köthen (Sachsen-Anhalt). Der duale Studiengang Solartechnik, den die FH vor drei Jahren auf die Beine gestellt hat, richtet sich an technikinteressierte junge Menschen, die neue Entwicklungen kreativ vorantreiben wollen. Mittlerweile sind fünf Praxispartner aus Wirtschaft und Wissenschaft mit an Bord.
Nachwuchs für die Boombranche: In Sachsen-Anhalt lernen Studierende, wie man Sonnenstrahlen einfängt und in elektrischen Strom umwandelt.
Einsatzmöglichkeiten für die Absolventen ergeben sich später entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Photovoltaik: in der Konstruktion, Fertigung und Qualitätsprüfung von Solarzellen, der Inbetriebnahme und Wartung neuer Solaranlagen sowie immer stärker auch im Marketing und Vertrieb. Darüber hinaus spielt die Forschung eine zentrale Rolle; Ziel ist es, bezahlbare Produkte mit immer höheren Wirkungsgraden zu entwickeln. Der duale Studiengang Solartechnik verbindet Theoriephasen an der Hochschule mit mehreren je fünfwöchigen Praxiseinsätzen in den Partnerunternehmen. Die Studierenden können zwischen den Spezialisierungen Anlagentechnik und Technologie wählen. StudienplatzBewerbungen sind direkt an die Praxispartner zu richten. Eine Zusage sichert den künftigen Solarforschern gleichzeitig ihre Aufnahme an der Hochschule in Köthen.
Physiklaboranten: Immer ganz nah dran Was wäre der große Naturforscher Alexander von Humboldt ohne seinen Gefährten Aimé Bonpland gewesen, der ihm auf seinen großen Forschungsreisen nach Spanien und Amerika bei allen Messungen treu assistierte? Und auch heute noch übernehmen Assistenten in der Wissenschaft eine unverzichtbare Aufgabe. Zum Beispiel der Physiklaborant, der überall dort arbeitet, wo Forschung und Entwicklung passieren: in physikalischen Labors, an Hochschulen, in Forschungsinstituten und in der Industrie. Hier setzt er die Ideen der Wissenschaftler um, bereitet zum Beispiel Versuchsreihen vor, führt Messungen durch und dokumentiert anschließend die Ergebnisse.
„Weil er dabei teils hochsensible Mess- und Prüfgeräte bedienen muss, ist es besonders wichtig, dass er stets sorgfältig und konzentriert arbeitet“, erklärt Silke Remusch, die an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig die Physiklaboranten ausbildet. Arbeitgeber verlangen von ihren Azubis meist einen mittleren Schulabschluss sowie gute Noten in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern. Die dreieinhalbjährige Berufsausbildung ist auch für Abiturienten interessant, bietet sie doch eine ausgezeichnete Grundlage für ein späteres Studium im MINTBereich.
Alles IT, oder was? +++ Viren, Würmer und Trojaner. An der Ruhr-Universität Bochum lernen Studierende der IT-Sicherheit, wie man Hard- und Software gegen Angriffe von außen verteidigt. Auf dem Lehrplan steht neben Kryptographie auch das „Hacker-Praktikum“, bei dem sich die angehenden Cyber-Polizisten mit den Methoden des Gegners vertraut machen. Schüler, die mehr über den BachelorStudiengang erfahren wollen, können die Mailingliste ITS.Schüler abonnieren. +++ +++ IT vom Fach. Software entwickeln oder IT-Systeme konfigurieren – das geht auch ohne Studium. Die dreijährige Ausbildung zum Fachinformatiker richtet sich an Jugendliche, die sich mit Computern auskennen sowie gute Noten in Mathe und Englisch haben. Interessenten können zwischen den Fachrichtungen Anwendungsentwicklung und Systemintegration wählen. +++ +++ Frauen bevorzugt. Die Hochschule Bremen bietet einen Informatik-Bachelor mit Schwerpunkt Software-Entwicklung an, der ausschließlich Frauen offen steht. In den ersten Semestern bleiben die Studentinnen unter sich, um mögliche Barrieren ab- und Selbstbewusstsein im Umgang mit Technik aufzubauen. Später können sie auf Wunsch auch gemischte Lehrveranstaltungen besuchen. Zum Studiengang gehören ein Praxisund ein Auslandssemester +++
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Aktuelles aus der MINT-Landschaft
Schülerlabore: Experimentieren wie die Profis © Die Physikanten
Wissenschafts-Comedy: Gewinnen Sie einen Auftritt der „Physikanten“ an Ihrer Schule
Über den Klimawandel wird derzeit viel geredet – die Wissenschafts-Comedy-Gruppe Physikanten & Co. macht ihn greifbar. Mit spektakulären Experimenten und verblüffenden Effekten erklären sie in ihrer Klima-Show „Heiß!“, deren Entstehung von der Deutsche Telekom Stiftung gefördert wurde, Jugendlichen die Erderwärmung und zeigen Lösungsmöglichkeiten auf. Dies gelingt ihnen trotz des ernsten Themas auf witzige und unterhaltsame Art. Die Show ist eigens für die Vorführung an Schulen konzipiert, greift Lehrplan-Inhalte der Klassen 7 bis 9 auf und bietet den Schülern viele Mitmach-Möglichkeiten. Hinter dem Projekt stehen der Theatermacher Christoph Rodatz und der Wissenschaftskünstler Marcus Weber. Unterstützung erhielten sie bei der Konzeption unter anderem von Physik- und Chemie-Didaktikern der Universität Duisburg-Essen sowie der Technischen Universität Dortmund.
Verlosung Sie wollen die Physikanten auch an Ihrer Schule sehen? Die Deutsche Telekom Stiftung verlost eine Gratis-Vorführung von „Heiß!“. Schicken Sie bis zum 29. Februar eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten und dem Namen Ihrer Schule an physikanten@einstieg.com. Bitte beachten Sie, dass für die Vorführung bestimmte technische Voraussetzungen an Ihrer Schule erfüllt sein müssen.
Sie mischen, messen und beobachten; sie feuern an und fackeln ab; sie konstruieren, rechnen und präsentieren ihre Ergebnisse. Und sehen dabei mit ihren weißen Laborkitteln und Plastik-Schutzbrillen fast aus wie richtige Forscher. Die Rede ist von mehr als 400.000 Kindern und Jugendlichen, die jedes Jahr die Angebote der rund 300 Schülerlabore in Deutschland nutzen und dadurch Einblick in die Welt der Wissenschaft erhalten. Schülerlabore – das sind außerschulische Lernorte, die zumeist an Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologie- und Gründerzentren oder auch Industriebetrieben angesiedelt sind. Eine praktische Suchmöglichkeit für MINT-Lehrer, die mit ihrer Klasse oder ihrem Kurs einen Laborbesuch erwägen, findet sich auf der Internetseite des Bundesverbandes LernortLabor. Viele Labore bieten inzwischen übrigens auch Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer an. Eine fundierte Bestandsaufnahme der Schülerlabor-Szene in Deutschland liefert das Kursbuch 2010, das über den Tectum-Verlag bezogen werden kann.
Jahrestagung Vom 18. bis 20. März findet in Chemnitz die 7. Jahrestagung der Schülerlabore statt, die unter dem Motto „Schülerlabore als Orte unternehmerischen Handelns“ steht. Eingeladen sind auch Lehrer, die sich für das Thema interessieren.
Kurz notiert +++ Informieren und orientieren. Hilfe bei der Studien- und Berufswahl erhalten Schüler im Februar wieder auf den Einstieg-Messen in Köln (10. + 11.2.) und Hamburg (24. + 25.2.). Jeweils über 300 Hochschulen und Unternehmen stellen ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor, darunter viele mit MINT-Bezug. +++
+++ Mädchen-Zukunftstag. Der nächste Girls’ Day findet zwar erst am 26. April 2012 statt. Schon jetzt können Lehrkräfte aber online die neuen Aktionsmaterialien bestellen, um den Tag an ihrer Schule zu bewerben oder im Unterricht gezielt vorzubereiten. +++
+++ Dem Urknall auf der Spur. Im Netzwerk Teilchenphysik können Schüler und Lehrer die Welt von Quarks, Elektronen & Co. hautnah erleben. In ca. 200 Workshops pro Jahr geben Nachwuchswissenschafler an Schulen und in Laboren bundesweit Einblicke in die Teilchenphysik. +++
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Begabtenförderung
Stipendienprogramm
Starthilfe für engagierte Zuwanderer Für Umer Adil ging im vergangenen Jahr ein Traum in Erfüllung: Zwei Wochen lang durfte der 18-Jährige in Genf den Wissenschaftlern des weltbekannten Forschungszentrums CERN über die Schultern schauen. Mehr noch, mit seiner mathematischen Begabung war der Schüler den gestandenen Teilchenphysikern eine echte Hilfe. Die staunten nicht schlecht, wie selbstständig Umer ihnen beim Aufbau eines komplizierten Experiments zur Messung der kosmischen Strahlung assistierte, immer wieder neue Ideen einbrachte und diese anschließend umsetzte. So sehr ging er in der Arbeit auf, dass er manchmal sogar die Zeit vergaß. „Es kam vor, dass der Projektleiter abends zu mir sagte: ‚Umer, weißt du eigentlich, wie spät es ist? Jetzt aber ab nach Hause mir dir!’ Das zeigt doch, wie viel Spaß mir das Praktikum gemacht hat.“ Nicht viele junge Leute in Umers Alter erhalten die Möglichkeit zu einem Schnuppereinsatz im CERN, dem Mekka der Teilchenphysik. Dass er es geschafft hat, verdankt der Offenbacher nicht nur seiner besonderen Begabung, sondern auch der Start-Stiftung, deren Stipendiat er seit zweieinhalb Jahren ist, sowie der Deutsche Telekom Stiftung. Start fördert Schüler mit Migrationshintergrund. Als einer von mehr als 100 Kooperationspartnern beteiligt sich die Deutsche Telekom Stiftung an dem Programm und unterstützt Schüler mit besonderer Begeisterung für die MINT-Fächer, zum Beispiel Umer Adil. Wer von Start aufgenommen wird, bekommt einen Laptop sowie 100 Euro monatlich für Bücher und andere Lernmaterialien. Bei Bedarf können die Stipendiaten weitere Fördermittel beantragen. Außerdem veranstaltet Start regelmäßig Bildungsseminare, etwa zur Persönlichkeitsentwicklung oder zur Berufsorientierung. „Unser Ziel ist es, Bildungsnachteile auszugleichen, die Kinder mit Migrationshintergrund häufig haben, und dadurch ihre Entwicklungschancen zu verbessern“, erklärt Start-Geschäftsführer Robert Hasse.
Bildungsnachteile ausgleichen, Entwicklungschancen verbessern Umer Adil kam als Zweijähriger mit seinen Eltern und Geschwistern aus Pakistan nach Deutschland. Heute besucht er das Gymnasium, macht nächsten Sommer sein Abitur. Nebenbei hört er bereits Mathematik-Vorlesungen an der Uni Frankfurt. Viel Mühe koste ihn das nicht, sagt er und lächelt leicht verlegen. „Mir bleibt immer noch genügend Zeit für andere
© Deutsche Telekom Stiftung
Die Start-Stiftung unterstützt Schüler, die einen Migrationshintergrund haben, finanziell und mit Bildungsangeboten. Die Deutsche Telekom Stiftung ist einer von mehr als 100 Kooperationspartnern und fördert derzeit 30 Stipendiaten.
Umer Adil: Zwei Wochen Praktikum bei den Teilchenphysikern vom CERN
Dinge.“ So engagiert sich der Schüler zum Beispiel im „Stolpersteine“Projekt, das die Erinnerung an die während der NS-Zeit vertriebenen und ermordeten Juden wach halten will. Bis vor Kurzem war er außerdem als Karate-Jugendtrainer aktiv. Von Start erfahren hat Umer durch seine ältere Schwester, die ebenfalls Stipendiatin ist. „Erst wollte ich mich gar nicht bewerben. Aber dann hat sie mich so sehr gedrängt, dass ich es schließlich doch gemacht habe. Zum Glück.“ »
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„Ich will schon Forscher werden, seit ich denken kann.“ © Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Start-Stipendiat Umer Adil
Das Start-Stipendium Die gemeinnützige Start-Stiftung, eine Tochter der Hertie-Stiftung, fördert in 14 Bundesländern Schüler mit Migrationshintergrund. Sie begann vor sieben Jahren mit 20 Stipendiaten. Inzwischen sind es über 700 sowie weitere 700 Alumni. Bewerben kann sich, wer sich gesellschaftlich engagiert, gute Noten mitbringt und – zumindest langfristig – die Fachhochschulreife oder das Abitur anstrebt. Angesprochen sind dabei nicht nur Gymnasiasten, sondern ausdrücklich auch bildungswillige Schüler anderer Schulformen. Die nächste Auswahlrunde startet Anfang Februar. Mehr Infos unter www.start-stiftung.de
Vorbilder für die Vielfaltsgesellschaft: Die Start-Stiftung fördert Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte
Die Geschichte von Umer Adil ist eine Integrations-Erfolgsstory. Aber längst nicht jedem Jugendlichen mit Migrationsgeschichte gelingt eine so geradlinige Bildungskarriere wie dem 18-Jährigen. Start ist jedoch ausdrücklich kein Eliteprogramm, das nur die Allerbesten fördert – circa 50 Prozent der Stipendiaten kommen nicht von einem Gymnasium. „Auch an Hauptschulen gibt es ja Schüler, die bildungswillig sind und das Abitur anstreben, aber aus den verschiedensten Gründen zunächst mal dort gelandet sind“, sagt Robert Hasse. „Zum Beispiel, weil sie vielleicht noch gar nicht so lan-
ge in Deutschland leben und deshalb noch Sprachprobleme haben.“ Ihnen mache Start spezielle Bildungsangebote, um diese Defizite aufzuholen. Die Start-Stipendiaten sind für
Die Hälfte der Stipendiaten kommt nicht vom Gymnasium Hasse Vorbilder, die nicht nur in ihrer eigenen Gemeinde vieles bewirken können, sondern auch für Deutschlands Zukunft als Vielfaltsgesellschaft wichtig sind. 97 Prozent machen früher oder später das Abitur, fast 95 Prozent stu-
dieren anschließend. Auch Umer Adil will nach der Schule studieren, um irgendwann einmal selbst als Wissenschaftler arbeiten zu können, so wie seine Vorbilder am CERN. Wenn alles klappt, wird er zum nächsten Wintersemester an die englische Elite-Universität Cambridge gehen, wo er Anfang Dezember bereits den Aufnahmetest absolvierte. „Den Berufswunsch Forscher habe ich eigentlich, seit ich denken kann“, sagt er. „Auch dank der Unterstützung von Start und der Telekom Stiftung bin ich diesem Ziel schon ein Stückchen näher gekommen.“
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