2017
EISACKTAL – TAL DER WEGE
Perfekt in die Landschaft gebaut Wenn moderne Architektur und Landschaft harmonieren
Almsommer Naturerlebnis und Genuss am Ursprung
Finger Gottes Kirchtürme sind Wegweiser, Wahrzeichen und erzählen Geschichten
Wann bist du das letzte Mal auf den Geschmack gekommen?
Eine Reise nach SĂźdtirol ist immer der Anfang von etwas Besonderem. Ob Entspannung oder Inspiration, hier findet jeder seinen ganz eigenen Weg Urlaub zu machen. www.suedtirol.info
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Immer der Blüte nach
Wenn Kühe Urlaub machen
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Inhalt 04 Wenn Kühe Urlaub machen Nur glückliche Kühe geben gute Milch. Das schmeckt man vor allem auf der Alm, wo das Leben zwar einfach, aber ein Gaumenschmaus ist 08 Perfekt in die Landschaft gebaut Die Landschaft und Tradition als Vorbild für moderne Architektur 11 Finger Gottes Kirchtürme sind Wegweiser, Wahrzeichen und Hüter von Geschichten 14 Heilendes Wasser Auf Kneipps Spuren in Ridnaun 18 Auf griffigen Sohlen Der Schuhmacher und Bergfex Walter Brunner aus Sterzing im Portrait 20 Alte Mauern mit persönlicher Note Ein Streifzug durch die Architektur in Sterzing – mit dem Historiker Alois Karl Eller 24 Nacktes Abenteuer für zwei Barfüße Wenn der Barfußweg in Ratschings für Füße zum Erlebnis wird 28 In der Höhe liegt der Geschmack Im Pflerscher Hochtal wachsen auf 1.200 Metern die süßesten Erdbeeren 30 Nager mit Pfiff Murmeltiere in den Pfunderer Bergen 33 Der gute Geist auf der Alm Josef Nothdurfter kennt die Rodenecker-Lüsner Alm wie seine Westentasche 36 Einfach königlich! Seit 24 Jahren wird in Natz-Schabs jedes Jahr eine Apfelkönigin gekürt 38 Immer der Blüte nach! Im Frühling verwandelt sich das Apfelhochplateau Natz-Schabs zu einem regelrechten Schlaraffenland für Bienen 42 Wenn ich den See seh’ ... Malerisch und sagenumwoben sind die Gebirgsseen in der Ski- und Almenregion Gitschberg-Jochtal 46 Auf einen Sprung in die Vergangenheit Zwei theatralische Erlebnisführungen lassen die Geschichte von Brixen hautnah miterleben
Das Grödnerbahnl
50 Vom Berg ins Glas Im Eisacktal ist eine neue Winzerkultur im Vormarsch 52 Die Bauerndoktoren von Kleinkaneid 200 Jahre lang prägte die Familie Ragginer in Lüsen die Tiroler Volksmedizin 54 Der Kartograph und „seine“ Plose Kaum einer kennt den Ploseberg so gut wie Hans Kammerer 58 Der Schatz aus den Bergen Auf der Plose, dem Brixner Hausberg, entspringt eine ganz besondere Quelle 62 Kleines Klausen, große Kunst Auf in eine Zeitreise: Ende des 19. Jahrhunderts zog es zahlreiche Künstler nach Klausen 66 Die Erotik der Kastanie Lange galten Kastanien als Aphrodisiakum; romantisch kann auch ein Spaziergang durch die Kastanienhaine im Eisacktal sein 68 „Ich mag die ehrliche Kochkunst“ Martin Obermarzoner aus Brixen ist jung, kreativ – und Sternekoch 71 Das Grödnerbahnl – eine Fahrt in die Vergangenheit Bis 1960 schnaufte das kohlenbetriebene Grödnerbahnl auf seinem Weg von Klausen nach Gröden durch Lajen 74 Zwei Räder und ein Helferlein Mit dem E-Bike durchs Villnösser Tal 78 Winter abseits der Piste Alternative Wintersportarten 80 Frauenpow(d)er! Fünf Skilehrerinnen geben Einblick in ihre Leidenschaft 83 Eisacktal – Tal der Wege 84 Schon erlebt? Attraktionen im Eisacktal 86 Info Wissenswertes über Anreise, Klima und Verkehrsverbindungen viae 2017 | 3
Text: Veronika Kerschbaumer Fotos: thinkstockphotos.com, DEGUST KG, Alex Filz, Helmuth Rier
Wenn Kühe Urlaub machen
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GENUSS
Seit jeher verstehen es die Südtiroler, aus einfachen Zutaten einen Gaumenschmaus zu bereiten: Speck, Knödel, Schüttelbrot oder Graukäse, der zu jedem Almsommer dazugehört, geben Einblick in ein einfaches Leben, das im Einklang mit der Natur steht. Noch bevor Mutter Natur dem Sonnenaufgang verschlafen entgegenblinzelt, rasselt der Wecker in der kleinen Schlafkammer. Schritte schlurfen über die ausgetretenen Holzdielen, die Füße finden ihren Weg in die kalten Schuhe aus Gewohnheit von selbst. Aus dem Stall schlägt feucht-warme Luft entgegen, ein sehnsüchtiges „Muuh“ liegt in der Luft. Dann zischt die Milch in die Kanne, ein leises Schnauben ist zu hören. „Brave Agathe“, flüstert der Senner, und melkt, die Stirn an den Kuhbauch gelehnt, weiter. Während das Vieh versorgt wird, blubbert der Kaffee über dem Feuer im Holzofen. Nach dem Melken wird gefrühstückt: Kaffee mit frischer Milch, Roggenbrot mit Almbutter und Preiselbeermarmelade – und dazu klare Bergluft.
Almsommer Zwischen der Brennergrenze und der Gemeinde Klausen im Süden des Eisacktales nehmen Almwiesen gut 47.000 Hektar Fläche für sich ein. 490 Almen werden in den Sommermonaten bewirtschaftet – manche traditionsgemäß puristisch, andere mit dem ein oder anderen Luxus wie Dusche und WC mit fließend Wasser. Mitte Juni lassen 7.500 Kühe ihre heimatlichen Ställe hinter sich, um in den Almsommer zu ziehen – drei Monate Sommer, Sonne, Kräuterbuffet und frisches Quellwasser. Klingt nach Urlaub! Dass die Wiederkäuer im Sommer auf die Alm getrieben werden, hat eine lange Tradition: Im österreichischen Dachsteingebirge wurden Funde zutage getragen, die auf eine bronzezeitliche Almwirtschaft von 1700 bis 900 vor Christus hinweisen. Doch warum der Aufwand? Ganz einfach: um die Wiesen im Tal mähen zu können, damit im Winter genügend Heu zur Fütterung vorhanden ist. Bergwiesen sind zwar reich an verschiedenen Kräutern, aufgrund der Höhenlage aber nur wenig ertragreich. Wo es die Hanglage zulässt, helfen Mähmaschinen bei der Heuernte, andernorts schneidet das scharf gewetzte Sensenblatt rhythmisch die steilen und unzugänglichen Wiesenhänge. Das gemähte Gras wird beim „Hagen“, so nennt man im oberen Eisacktal die Heuernte, eingebracht. Eine ruhige Minute gibt es auf der Alm selten, Arbeit wartet an jeder Ecke. Aber man ist glücklich und zufrieden. Leben am Ursprung. Und alles nur, um die Kühe gut zu versorgen, denn nur glückliche Kühe geben gute Milch – und das schmeckt man. viae 2017 | 5
Ob der aus Topfen geformte Graukäse, in Almheu gereifter Käse oder mit Sauerkraut gefüllte Krapfen: Südtirol zeigt sich auf der Alm und beim Törggelen von seiner leckeren Seite.
Weißes Gold Nach dem Melken schüttet der Senner die Vollmilch in die Zentrifuge, um den fetthaltigen Rahm von der Milch zu trennen. Der Rahm wird im Butterfass so lange geschlagen, bis er zu Butter wird. Übrig bleibt die Buttermilch, ein erfrischendes Getränk an heißen Tagen. Die Butter wird gewaschen und in Förmchen, meist handgeschnitzte Holzmodeln, gepresst. Die Magermilch hingegen verarbeitet der Senner beispielsweise zu Graukäse, dem typisch würzig-säuerlichen Almkäse. Dazu muss erst im Holzofen ein Feuer lodern, denn die Milch muss erwärmt werden. Die richtige Temperatur verrät traditionellerweise das Gefühl des Senners; heute greift man ausnahmsweise auch mal zum Thermometer. Dann nimmt der Senner die Milch vom Feuer und wartet, bis sich der Topfen, aus dem der Graukäse hergestellt wird, von der Molke getrennt hat. Gewürzt und in Form gepresst, muss der Käse nur noch reifen, bis er auf den Tisch kommt. Authentisch genießen lässt sich der fertige „Graue“ nach einer Wanderung: Mit dem Rücken an die sonnenverbrannten Bretter der Almhütte gelehnt, die abendlichen Sonnenstrahlen im Gesicht, und auf dem Tisch eine richtige „Marende“ (Brotzeit) mit Graukäse, frischer Almbutter und Roggenbrot. Was will man mehr? 6 | viae 2017
AUF DEM WEG MIT GENUSS Von 1. Juli bis 30. November werden jeden Tag verschiedene geführte Wanderungen mit Verkostungen im E isacktal, dem Tal der Wege, angeboten. Dabei stehen folgende unterschiedliche Themengebiete im Fokus: Bauernkost & Produkte aus der heimischen Landwirtschaft, Kräuter, Milch & Käse, Apfel, Zwetschke, Wein, Kastanie und Honig. Infos: Eisacktal Marketing, Großer Graben 26A in Brixen, Tel. +39 0472 802232, E-Mail info@eisacktal.com, www.eisacktal.com
Wege zum Genuss Die Südtiroler Küche ist tief mit Tradition und Brauchtum verwurzelt, doch auch die Natur hat ein Wörtchen mitzureden. Denn die würzigen Almkräuter, die vielen Sonnenstunden und das besondere Klima geben nicht nur der Milch, sondern auch dem Wein, den Kastanien oder den Zwetschken im Eisacktal einen ganz besonderen Geschmack. Warum also nicht Natur und Genuss kombinieren und gleichzeitig in Südtirols Traditionen, Kochtöpfen und Weinfässern schnuppern? In die Natur im Eisacktal einzutauchen und sie zu genießen – darum geht es auch im Aktivprogramm „Auf dem Weg mit Genuss“. Bei geführten Wanderungen und Besichtigungen mit Einkehr und Verkostung lässt sich so manches Geheimnis lüften: Was lässt sich alles aus der Südtiroler Alpenmilch zubereiten? Welche Philosophie steckt hinter den Südtiroler Weinen, und warum hat die Bauernkost längst den Sprung in die gehobene Küche geschafft?
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Die neue Edelrauthütte am Eisbruggjoch ist ein gelungenes Beispiel moderner Architektur im Alpenraum.
Text: Doris Brunner Fotos: Georg Weis, Oskar Zingerle, Christian Platzer, Georg Hofer
Perfekt in die Landschaft gebaut Die Dolomiten seien die schönste natürliche Architektur der Welt, meinte der bekannte Schweizer Architekt Le Corbusier. Dass sich in diesem einzigartigen Umfeld besondere Anforderungen an die zeitgenössische Architektur ergeben, versteht sich von selbst. Ein architektonischer Streifzug durch das Eisacktal, hin zu besonders gelungenen Beispielen für neues Bauen im Alpenraum.
Markante Berggipfel, sanfte Täler mit Apfelgärten und Weinbergen, zahlreiche Kulturdenkmäler und mittelalterliche Stadtkerne: Südtirols Natur- und Kulturlandschaft ist an sich schon ein Wunderwerk. Kein Wunder, dass diese Kulturlandschaft als schwierig zu bebauender Raum gilt: Ob hoch am Berg oder unten im Tal – jeder Bau steht, anders als in dichten Großstädten, oftmals ungeschützt in der Natur oder in der Umgebung eines historischen Gebäudes und erregt entsprechende Aufmerksamkeit. Ein sensibles Umfeld also, indem es besonderer Verantwortung bedarf, um eine unverwechselbare Architektur zu entwickeln, die die Besonderheiten und Traditionen der Region berücksichtigt. Dieser Brückenschlag ist in der Architektur der letzten Jahre in Südtirol durchaus gelungen, wie viele international prämierte Bauten im Eisacktal beweisen. 8 | viae 2017
Othmar Barth Vorreiter für neues Bauen Ein Vorreiter für neues Bauen im Alpenraum war der 2010 verstorbene Brixner Architekt Othmar Barth, dem Anfang der 1960er Jahre mit dem Bau der Nikolaus-Cusanus-Akademie im Zentrum Brixens ein Pionierwerk gelang: Er übernahm in der architektonischen Gestaltung des Weiterbildungshauses prägnante Merkmale aus der Umgebung und goss diese in klare Formen und reine Materialien wie Sichtbeton, gepaart mit Funktionalität und Liebe zum Detail. Noch heute haftet dem Gebäude etwas ungewohnt Neues an. Mit der gewachsenen Bautradition und der umliegenden Landschaft setzen sich auch heute zahlreiche Südtiroler Architekten tiefgründig auseinander und schaffen somit überraschende zeitgenössische Architektur, die sich harmonisch in das Umfeld einfügt.
KULTUR Oben: Mitten in den terrassenförmigen Weingärten oberhalb des Augustinerklosters Neustift schmiegt sich eine rebschwarz pigmentierte Hofstelle wie eine Trockenmauer in den Hang. Rechts: Mit der Nikolaus-Cusanus-Akademie gelang dem Brixner Architekten Othmar Barth ein Pionierwerk.
Private Wohnhäuser wie öffentliche Bauten, denkmalgeschützte Bauernhöfe oder Schutzhütten: Im Eisacktal finden sich einige höchst gelungene Beispiele von neu erbauten oder sanierten Gebäuden, die nicht nur Architekturkennern ins Auge fallen. Beispielsweise das Kletterzentrum „Vertikale Brixen“, das nahe am historischen Stadtzentrum von Brixen in den Himmel ragt und eine der modernsten Kletterhallen Südtirols darstellt: Die transparente Fassade der Kletterhalle holt Natur und Landschaft ins Gebäude, und zugleich kann man von außen in die
Halle blicken, was vor allem abends einen unglaublichen Effekt ergibt. Die Gebäudehülle wurde mehrschichtig aufgebaut, sodass sich ein Moiré-Effekt ergibt, durch den der Betrachter immer wieder neue Wellenmuster an der Fassade entdeckt, während dahinter der Fluss Eisack seine Wellen schlägt. Doch nicht nur mittelalterliche Stadtkerne, sondern auch die Sanierung oder Erweiterung der traditionellen Bauernhöfe des Eisacktals erfordern von den Architekten höchste Sensibilität. Wenige Kilo-
meter weiter nördlich von Brixen, in den Weinhängen rund um Neustift, finden sich einige beeindruckende Zeugnisse dieser intensiven Auseinandersetzung mit dem Standort. So schmiegt sich inmitten der terrassenförmigen Weingärten oberhalb des Augustinerklosters viae 2017 | 9
Oben: Nahe dem historischen Brixner Stadtzentrum ragt mit dem Kletterzentrum „Vertikale“ eine der modernsten Kletterhallen Südtirols in den Himmel. Rechts: Der denkmalgeschützte Huberhof in Natz wurde aufwändig restauriert ohne mit traditionellen Werten zu brechen.
Neustift eine innovative Hofstelle in den Hang. Der langgezogene Hof, das Untergeschoss als Natursteinmauer und das Obergeschoss als rebschwarz pigmentierte Betonmauer konzipiert, wächst geradezu aus dem Gelände heraus – wie eine weitere der hier typischen Trockenmauern, die die umliegenden Weinhänge durchziehen. Wenige Meter darunter liegt, ebenso harmonisch in die Landschaft eingebettet, ein neues Wohnhaus – direkt neben dem traditionellen Köfererhof. Das neue Gebäude thront wie ein Monolith aus roh gewachsenem Beton auf dem Hügel oberhalb des Klosters heraus, tief verwurzelt im Boden – eine ideale Ergänzung zum nebenliegenden Bauernhof und in perfekter Symbiose mit der Natur. Neues Leben in alten Mauern hauchte man auch dem altehrwürdigen Huberhof im Ortszentrum von Natz auf dem Apfelhochplateau Natz-Schabs ein, der zu den drei ältesten Höfen des Dorfes gehört. Nach jahrelangem Leerstand wurde der denkmalgeschützte Hof aufwändig restauriert, ohne mit den traditionellen Werten zu brechen. Besonders die historischen Gewölbe und die verwitterte Holzfassade des Gebäudes wurden neu ins Licht gerückt. Auf diese Weise verschmilzt der natürliche Charme des Hofes mit seinem gotischen Kreuzgewölbe, der historischen Rauchküche und der Zirbenholzstube aus dem 16. Jahrhundert mit dem puristischen Design der Gegenwart.
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Moderne Architektur auf 2.500 Metern Doch auch hoch oben auf dem Berg überraschen innovative Bauten, wie die neu geschaffene Edelrauthütte in den Pfunderer Bergen im Almengebiet Gitschberg Jochtal. Seit über hundert Jahren diente die alte Schutzhütte auf über 2.500 Metern als wichtiger alpiner Stützpunkt, der nun durch einen Neubau ersetzt wurde. Die Kraft des zeitgemäßen Gebäudes, das nicht immer unumstritten war, liegt in der Einfachheit der architektonischen Formensprache. Die neue Edelrauthütte entwickelt die Bauart der typischen Schutzhütten somit nach heutigen Möglichkeiten weiter: eine Hülle aus Lärchenholzschindeln mit schmalen, unregelmäßig angeordneten Fensterschlitzen, die der Fassade etwas Verspieltes verleihen. Nach Südwesten ist die Edelrauthütte großzügig verglast und öffnet den einzigartigen Ausblick auf den darunterliegenden Eisbruggsee, zu den umliegenden Zillertaler Alpen bis ins untere Eisacktal, wo sich die neue Baukultur weiterhin ihre Wege bahnen wird.
Text: Willy Vontavon Fotos: Oskar Zingerle, Eisacktal Marketing
Finger Gottes Wie einsame Gipfel überragen sie die Firstlinie der Dächer, so als würden sie dem fernen Betrachter sagen wollen: „Hierher! Hier ist das Ziel deiner Sehnsüchte!“
St.-Peter-Kirche, Siffian
Pfarrkirche St. Ottilia, Lengstein Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Lengmoos Nikolauskirche, Mittelberg Wallfahrtskirche Maria Saal, Ritten St.-Verena-Kirche, Rotwand Kirche St. Ingenuin und Albuin, Saubach Kirche St. Jakobus der Ältere, Barbian Kirche St. Nikolaus, Albions Kirche St. Moritz, Sauders Dreikirchen, Barbian Friedhofskapelle, Villanders Kirche St. Stephan, Villanders Kirche St. Valentin, Villanders Liebfrauenkirche, Säben Kloster Säben Kapelle St. Peter in der Klamm, Klausen Kirche St. Valentin, Verdings Kirche St. Anna, Gravetsch Kirche St. Peter, Schrambach Kirche Maria Himmelfahrt, Feldthurns Kapelle St. Anton im Moos, Feldthurns Kirche St. Laurentius, Feldthurns Kirche St. Andreas, Garn
Latzfonser Kreuz
Kirche St. Nikolaus, Klerant Kirche St. Georg, Schnauders Kirche St. Sebastian, Sarns Kirche St. Jakob, Tschötsch Kirche St. Clemens, Tschötsch Kapelle St. Johann, Tötschling Kapelle St. Nikolaus, Tötschling Kirche St. Ulrich, Pinzagen
Kapuzinerkirche, Klausen
Loretokirche, Klausen
Kirche St. Martin, Gufidaun
Kirche St. Andreas, Klausen Kapelle in der Spitalwiese, Klausen viae 2017 | 11
Kirchtürme hatten neben ihrer reli giösen Bedeutung immer schon nicht nur eine praktische Funktion als Glockenträger oder als Behausung von Nachtwächtern, sondern auch eine repräsentative: Je bedeutender eine Gemeinde sich selbst sah, desto höher baute sie ihren Turm. Gläubige sehen Kirchtürme nicht als Statussymbol; sie haben zu den Türmen vor allem eine emotionale, eine spirituelle Beziehung: Mit jedem Schritt über die enge Turmtreppe fühlen sie sich Gott näher. Türme faszinieren eben – sei es nun aus architektonischer, künstlerischer oder auch religiöser Sicht. Im Eisacktal paart sich in dieser Hinsicht Qualität mit Quantität: Wir finden nicht nur viele Dutzende Kirchtürme, sondern auch einige ganz besondere Exemplare. Für den Gast in dieser Region bietet sich eine Rundreise von Turm zu
Turm geradezu an, und im Grunde braucht man dazu nicht einmal ein Navi: Jedes Dorf hat mindestens einen Turm, den man sofort findet, weil er wie ein ausgestreckter Zeigefinger von weitem sichtbar ist. Nicht umsonst dienten Kirchtürme immer auch als Orientierungshilfe. Von den fast 100 Türmen im Eisacktal einige wenige hervorzuheben ist eigentlich ungerecht, denn jeder einzelne Kirchturm hat seine besondere Historie, seine eigene Architektur, seinen Stil, seine versteckten Geheimnisse – ja, man könnte fast behaupten, jeder Turm habe seine eigene Persönlichkeit, seinen Stolz. Und dieser Stolz überträgt sich auf jeden Dorf- oder Stadtbewohner, der davon überzeugt ist, dass „sein“ Turm natürlich der schönste im ganzen Land sei. Als Beispiel nennen wir Hermann Patzleiner, der inzwischen verstorbene Dorfpfarrer in Mühlbach, einer Ge-
meinde nordöstlich von Brixen am Eingang ins Pustertal: Bei jedem Ausflug stellte er sich breitbeinig vor den jeweiligen Kirchturm, musterte ihn bedächtig, wobei sein Blick immer bei den Fundamenten begann und sich langsam nach oben bis zur Turmspitze in Richtung Himmel bewegte. Und dann folgte jedes Mal derselbe bedeutende Satz: „Na ja, recht nett, aber unser Turm in Mühlbach ist doch um Klassen schöner.“
Dutzende Türme auf einen Blick Viele Eisacktaler sind auch der felsenfesten Überzeugung, dass der Anblick eines Kirchturms Glück bringt, und je mehr Kirchtürme man in seinem Blickfeld hat, desto glückseliger darf man sich fühlen. Vom
Dorf Spinges aus blickt man ob seiner Lage am Berghang oberhalb Aicha auf das gesamte Eisacktal, und die Spinger sind stolz darauf, dass man von ihrem Dorf aus nicht weniger als 24 Kirchtürme erblicken kann. Noch größer muss die Glückseligkeit sein, wenn man von der Plosespitze die Kirchtürme zu zählen beginnt: Über die Anzahl der Türme, die man von hier aus sehen kann, sind schon Wetten abgeschlossen worden. Einige Türme kann man auch treppensteigend innen besichtigen – zum Beispiel das Wahrzeichen von Brixen, der um das Jahr 1300 erstmals errichtete fast 71 Meter hohe Weiße Turm. Interessanterweise hieß dieser Turm, der 1444 einer Feuersbrunst zum Opfer fiel
Kirche St. Ägidius, Raas Kirche St. Vitus, Tils Kirche Mariahilf, Zinggen
Kirche St. Cyrill, Brixen
Vinzentinum, Brixen
Klarissenkirche, Brixen Kapuzinerkirche, Brixen
Pfarrkirche zur Heiligen Familie, Oberau
Kirche St. Petrus und Paulus, Elvas
Kapelle der Festung Franzensfeste
Engelsburg, Neustift
Kirche St. Nikolaus, Aicha
Kloster Neustift
Hofburg, Brixen Seminarkirche, Brixen Johanneskapelle, Brixen Erhardskirche, Brixen Frauenkirche, Brixen Dom zu Brixen Kirche St. Michael, Brixen Heilig-Geist-Kirche, Brixen Schutzengelkirche, Stufels
Kirche St. Wolfgang, Schalders
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Kirche zum Heiligsten Herzen Jesu, Franzensfeste
Kirche St. Georg, Vahrn
Mariahilfkapelle, Raminges Ehem. Heilig-Geist-Spital, Sterzing Kapuzinerkirche St. Magdalena, Sterzing Kirche St. Margareth, Sterzing Zwölferturm, Sterzing
Ölbergkapelle, Schabs Kirche St. Philipp und Jakob, Natz Kirche St. Margaretha, Schabs Ölbergkapelle, Spinges
und 1459 im gotischen Stil wiedererrichtet wurde, bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts „Schwarzer Turm“, da sein Dach mit schwarzen Holzschindeln gedeckt war. Als aber 1591 sein Mauerwerk mit Mörtel verputzt und sein Spitzdach weiß getüncht wurde, passte man den Namen des Turms an. Der Weiße Turm hat im unteren stabilsten Bereich bei einem Grundriss von 8 mal 8 Meter eine Mauerstärke von 2,40 Meter; in der Glockenstube sind die Mauern immer noch 1,40 Meter dick. Er beheimatet in seinem Inneren eine Reihe von Überraschungen, die keine solche mehr wären, wenn wir sie hier verraten würden. Ein Besuch lohnt sich!
seiner Stabilität zu zweifeln. Die Spitze des 38 Meter hohen Turms ist mehr als eineinhalb Meter aus dem Lot! Nun war diese Neigung vom Projektanten nicht so geplant, sondern ist eben „passiert“: Als man mit dem Bau des „schiefen Turms von Barbian“ im 14. Jahrhundert begann, merkte man bald, dass sein Fundament zur Hälfte auf felsigem und zur anderen Hälfte auf erdigem Untergrund stand. Schon während
des Baus neigte sich der Turm, was die Bauherren nicht weiter irritierte: Sie bauten einfach weiter. Das Zwiebeltürmchen der Kirche zum Heiligen Johannes von Nepomuk in St. Magdalena in Villnöss ist zwar nicht schief, dafür hebt es sich filigran von den imposanten Geislerspitzen im Hintergrund ab. Vielleicht ist das Kirchlein ja gerade deshalb das zentrale Element eines geradezu weltbekannten Fotomo-
tivs. Aber was wäre ein Kirchturm ohne sein Geläut? Im Turm der Pfarrkirche von Sterzing befindet sich die mit 182 cm Durchmesser drittgrößte Kirchenglocke Südtirols. Im Kirchturm von Natz gibt es die älteste noch existierende Kirchenglocke der berühmten Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr: Sie stammt aus dem Jahr 1637. Sie sehen: Es gibt viel zu entdecken bei den Türmen im Eisacktal!
Berühmt: Das Rainuikirchlein im Villnösser Tal.
Markant: Der Weiße Turm in Brixen.
Schief: Der Kirchturm von Barbian.
Der schiefe Turm von Barbian Extravagant könnte man den Turm der Pfarrkirche St. Jakob im Ortszentrum von Barbian, das sich am rechten Hang des Eisacktales ausbreitet, bezeichnen: Auf den ersten Blick sichtbar ist, dass sich der Turm stark neigt, sodass man – Achtung: Wortspiel! – fast geneigt wäre, an Heilig-Grab-Kapelle, Spinges Kirche St. Rupert, Spinges Ölbergkapelle, Vals Kirche St. Andreas, Vals Kirche St. Magdalena, Viums Stöcklvaterkapelle, Mühlbach Kirche St. Jakob, Meransen Kirche St. Helena, Mühlbach Herz-Jesu-Institut, Mühlbach
Pianer Kreuz, Rodenecker Lüsner Alm
Florianikapelle, Mühlbach Maria-Hilf-Kapelle, Mühlbach Kirche St. Paul, St. Pauls
Maria-Hilf-Kapelle, Lüsen Berg
Schloss Rodenegg Kirche Maria Himmelfahrt, Rodeneck Kirche St. Benedikt, Nauders St. Blasius Kapelle, Rodeneck
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Text: Susanne Rude Fotos: Oskar Zingerle
Heilendes Wasser Auf Kneipps Spuren durch das Eisacktal wandern bedeutet, einen Einstieg zu finden in ein tiefes Glücksgefühl. Wie lässt sich die Wohltat des ganzheitlichen Gesundheitskonzeptes von Pfarrer Sebastian Kneipp am eigenen Körper überzeugend und nachhaltig erfahren? Ganz einfach: bei einer Wanderung entlang des Mareiter Baches in Ridnaun, einem idyllisch gelegenen Seitental von Sterzing – inspiriert von der Kneipp-Gesundheitstrainerin Monika Engl. Die lebensbejahende, quirlige und vor Vitalität geradezu strotzende Frau strahlt schon am frühen Morgen mit der Sonne um die Wette.
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Ruhe und Gelassenheit Unsere Wanderung beginnt am Parkplatz in der Sportzone Stange – mit einem Power-Mix. Die Kräuterexpertin reicht uns einen selbstgemachten, grünen Smoothy: Alles drin, was gesund ist und schmeckt. Am Ratschinger Bach, der sich mit dem Mareiter Bach vereint, um gemeinsam in den Eisack zu fließen, verharren wir bei einer spirituellen Übung. „Beginne den Tag mit Freude, er gibt dir Kraft und Stärke. Lebe den Tag mit Liebe, er gibt dir Freiheit und Kreativität. Beende den Tag mit Frieden, er gibt dir Ruhe und Gelassenheit“. Die Frage, was man über Kneipp eigentlich alles weiß, lässt die Fachfrau weit ausholen. Alles, was der Mensch zum Leben braucht, schenkt uns die Natur freiwillig. Wir müssen sie nur zu schätzen und zu nutzen wissen. Das Geheimnis liegt in der Ganzheitlichkeit und umfasst fünf Säulen: Wasseranwendungen, Heilkräuter, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung. Sie bilden die Balance in unserem Leben, ein verborgenes Gut, ausgerichtet auf das Wohlbefinden von Körper, Seele und Geist. „Die Natur heilt – der Arzt kuriert“, regt uns Monika zum Nachdenken an. Am Mareiter Bach verabschieden wir uns vorübergehend von unseren Socken und Schuhen: Die Gesundheitstrainerin lädt uns zu einer Atemübung ein. Wir stehen, zwischen Himmel und Erde, verwurzelt, den Blick nach oben gerichtet, in uns das Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit. Die Gedanken schweifen davon, jeder in seine Richtung. Wir blicken hinauf zu den Gletschern der Ridnauner Bergwelt. Dem Zuckerhütl, Becher, Wilden Freiger und Wilden Pfaff. Die Telfer Weißen vor, den Mareiter Stein hinter uns. Die majestätischen Bergriesen erwärmen unser Herz und Gemüt. 16 | viae 2017
Barfuß durch die Natur „Der Mensch hat das Barfußgehen nahezu verlernt“, räumt Monika ein. Recht hat sie! Die ersten Schritte wirken ungelenk, vorsichtig, und haben noch wenig Dynamisches an sich. Das soll besser werden. Jeder sucht sich einen Stein am oder im Bach, um sich in entspannter Position darauf niederzulassen und dem ewigen Fluss des Wassers visuell zu folgen. Danach nehmen wir mit geschlossenen Augen die Magie des Wassers bewusst wahr, um mit dem Fließen eins zu sein. „Mensch und Wasser sind sich sehr ähnlich“, erklärt die Entspannungstrainerin, „auch Wasser sucht sich seinen Weg. Findet es keinen direkten, nimmt es eben einen Umweg in Kauf.“ Wenig später fordert ein weiteres Ritual nicht nur unsere Sinnesorgane, sondern vor allem unser Vertrauen: an der Hand eines Partners mit geschlossenen Augen barfuß gehen. Bereits nach wenigen Metern nehmen wir die unterschiedliche, naturbelassene Beschaffenheit des Bodens ganz bewusst unter unseren Füßen wahr. Auch das allseits bekannte und beliebte Wassertreten will gelernt sein und richtig ausgeführt werden. Entscheidend ist nicht, wie lange der Einzelne im kalten Wasser des Baches tretend auszuharren vermag. „Ein Reiz sollte immer nur kurz sein“, rät Monika, „sonst gerät der Körper aus dem Gleichgewicht. Es entsteht Disharmonie; er kann den nötigen Ausgleich nicht mehr erbringen, und somit sind wir nicht mehr in Balance“. Sie verweist auf die vielen positiven Auswirkungen des Wassertretens, unter anderem für den Kreislauf, die arterielle Durchblutung, die Vorbeugung von Krampfadern, den Stoffwechsel und vielem mehr. „Ein Langzeiterfolg ist aber nur bei regelmäßiger Anwendung spürbar“, fügt sie hinzu.
Wir sind topfit! Die unterschiedlich langen Aufenthalte im kalten Gebirgsbach machen deutlich, wie verschieden jeder von uns auf die angesprochenen Kältereize reagiert. Allein beim Ergebnis herrscht Übereinstimmung: Wir sind topfit – und bereit für einen Streifzug durch die Welt der unzähligen Wildkräuter und Heilpflanzen am Wald-, Wiesen- und Wegrand.
Ein Arm-Bad im kalten Wasser des Mareiter Bachs regt an und wirkt hervorragend bei Konzentrationsstörungen.
Anhand der Geschichte Johannes des Täufers verdeutlicht uns Monika die wunderbare Wirkung des Johanniskrautes, eines der Lichtkräuter. Gespeichertes Sonnenlicht, die Wunderwaffe gegen Dunkelheit, Depressionen oder Winterblues. Auch das heimische „Schamanenkraut“, wie der Beifuß genannt wird, eignet sich nicht nur ausgezeichnet zum Räuchern. Schon unsere Vorfahren wussten um seine entspannende Wirkung in den Schuhen, die dem Ermüden der Füße beim Gehen vorbeugen. Die Wirksamkeit der Brennnessel, dem „Eiseneinschleuser“, übertrifft alles: Drei Brennnesselblätter pro Tag, aufgerollt und zusammengefaltet – Monika zeigt uns, wie man dem Brennen vorbeugt – und unser Eisenbedarf ist gedeckt! Die Erkenntnis, nahezu alle Wildkräuter wirkungsvoll verwerten zu können, ist beeindruckend. Ehe wir den licht- und sonnendurchfluteten Waldweg verlassen, um am idyllischen Bach in Richtung Mareit zu gehen, stärken wir uns mit einem „Kneipp’schen Kaffee“: dem Arm-Bad. Es regt an, aber nicht auf – und wirkt hervorragend bei Konzentrationsstörungen oder Mittagsträgheit. Die Kältereize provozieren den Organismus auf positive Weise, indem sie ihn herausfordern, mit Temperaturschwankungen klarzukommen. Dabei wird das Immunsystem gefordert, ohne dass es dabei überfordert wird. Unser heutiger Weg vermittelt nur einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Kneipp-Wege und Anlagen des Eisacktales, die uns dazu inspirieren, als Mensch unterwegs zu sein: im Fluss der Zeit, zwischen der Quelle des Anfangs und dem Meer der Ewigkeit. viae 2017 | 17
Text: Barbara Felizetti Sorg Fotos: Oskar Zingerle
Auf griffigen Sohlen In seiner Werkstatt werden abgenutzte Bergschuhe rundum erneuert, sodass einer erlebnisreichen Bergtour nichts mehr im Wege steht. Zu Besuch bei Reparaturschuster Walter Brunner in Sterzing.
Geduldig sitzt Walter Brunner in seiner kleinen Werkstatt, einen abgetragenen Bergschuh vor sich eingespannt. „Dieser Schuh könnte uns wohl viel erzählen“, meint er lächelnd, „von aufregenden Bergtouren, von atemberaubenden Gipfelerlebnissen, von der Schönheit der Natur.“ Während er vorsichtig die abgenutzte Sohle ablöst, hängt er seinen Gedanken nach. Es riecht nach Lösungsmitteln, Leder und Gummi. Ringsherum stapeln sich Schuhsohlen, Bänder, Haken, Lederstücke in verschiedenen Farben – und natürlich Schuhe.
„Einfach so ...“ Schustermeister Walter Brunner ist in ganz Sterzing der letzte Vertreter seiner Handwerkszunft. In seinen Beruf sei er „einfach so“ hineingewachsen, erzählt er. Schon als Kind habe er viel Zeit hier in der Werkstatt seiner Eltern verbracht und kleine Geldbörsen aus Leder genäht. „Eigentlich wollte ich Architekt werden. Dann aber bin ich in die Welt des Sports eingetaucht und war über viele Jahre als Kunstbahnrodler in den Eiskanälen der Welt zu Hause“, erinnert er sich. 1984 wurde er gemeinsam mit Helmuth Brunner Europameister im Doppelsitzer. In jenem Jahr belegte er bei den 18 | viae 2017
Olympischen Winterspielen in Sarajewo mit demselben Partner den 10. Platz, in Calgary 1988 konnte er sich mit Bernhard Kammerer sogar noch um einen Platz verbessern. „Das war eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.“ Als er 1990 im Alter von 29 Jahren seine Rodel jedoch an den berühmten Nagel hängte, wandte er sich wieder dem Schusterhandwerk zu, das ihn nie wirklich losgelassen hatte. Er legte die Gesellenprüfung ab, 1994 übernahm er den elterlichen Betrieb. Die Meisterprüfung ließ er bald darauf folgen. „Früher“, erinnert er sich nicht ohne Wehmut, „früher war ein Schuster noch ein echter Handwerker.“ Da wurde Maß genommen, das Leder zugeschnitten und zusammengenäht, die Sohle aufgenäht oder aufgenagelt – „jeder einzelne Schuh hatte eine eigene Persönlichkeit.“ Heute beschränke sich seine Tätigkeit vorwiegend auf Reparaturen; vor allem hohe Absätze würden leicht beschädigt. „Man merkt schon, dass die Leute nicht mehr alles sofort wegwerfen, sondern wieder mehr reparieren lassen“, meint er, „und es ist auch ein ganz besonderes Gefühl, wenn man einem Kunden seinen Lieblingsschuh rundum erneuert wieder in die Hand drücken kann.“
KULTUR
WALTER BRUNNERS TIPPS FÜR DIE RICHTIGE PFLEGE IHRER BERGSCHUHE Trocknen » Nach einer Tour die Bergschuhe gut trocknen und auslüften. Nicht auf die Heizung oder in die Sonne stellen! Reinigen und Imprägnieren » Lederschuhe mit lauwarmem Wasser oder Seifenlauge reinigen, noch feucht mit einem speziellen Spray imprägnieren, damit kein Wasser eindringen kann. Anschließend trocknen und mit einer Wachsemulsion behandeln. » Textile Materialien mit Wasser oder Seifenlauge reinigen und imprägnieren. Aufbewahren » Die Bergschuhe mit Schuhspannern versehen und luftig aufbewahren.
Zu seinem „Repertoire“ gehören neben Schuhen auch Taschen und Rucksäcke. Und eben auch Bergschuhe – denn schließlich darf sich Walter als offizieller „Resoler“ des Bergausrüsters La Sportiva bezeichnen. Als solcher tauscht er abgetragene Sohlen aus, erneuert Haken und Ösen, zieht neue Schuhbänder ein. „Dann sind die Bergschuhe wieder wie neu und bereit für das nächste Abenteuer“, lacht er. Schließlich sorgt nur eine gute griffige Sohle für den nötigen Halt im Gebirge.
Und nach der Arbeit: Ab in die Berge! Er begutachtet noch kurz sein gelungenes Werk, dann streift er seine Arbeitsschürze ab und schultert seinen Rucksack. „Eine Bergtour nach getaner Arbeit, nur in Begleitung meiner Fotoausrüstung und meiner Bergschuhe – was gibt es Schöneres?“, fragt Walter noch, während er schon aus seiner Werkstatt huscht und sich auf den Weg auf den Zinseler macht, einen wunderschönen Aussichtsberg hoch über Sterzing. Eine Antwort auf seine Frage wartet er gar nicht mehr ab. Die hat er sich schon längst selbst gegeben.
In seiner Werkstatt sorgt Walter Brunner für den nötigen Grip bei Wanderungen.
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Text: Barbara Felizetti Sorg Fotos: Oskar Zingerle
Alte Mauern mit persönlicher Note Die Alpinstadt Sterzing zeigt sich ihren Besuchern zu allen Jahreszeiten von ihrer schönsten Seite: erlebnisreiche Events, kulturelle Highlights, Shopping vom Feinsten – und eine markante Architektur, die sofort ins Auge sticht. Ein Stadtrundgang mit dem Sterzinger Historiker Alois Karl Eller. 20 | viae 2017
Es ist kurz vor 9 Uhr morgens. Alois Karl Eller, der mich heute durch die Stadt führen wird, wartet bereits, als ich den Untertorplatz im Süden des Sterzinger Stadtzentrums betrete. Der 66-jährige Historiker aus Sterzing beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Häusergeschichte seiner Heimatstadt. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die Neustadt. Herr Eller, warum haben Sie gerade die Häuser der Stadt Sterzing zu Ihrem Forschungsobjekt erhoben? ALOIS KARL ELLER: Alte Mauern können wesentlich zur Identitätsstiftung beitragen, was mir ein ganz persönliches Anliegen ist. Zudem haben die Menschen, die darin gewohnt haben und heute noch darin wohnen, jedem Haus eine eigene Note verliehen. Darin liegt der besondere Reiz. Die Sterzinger Innenstadt wird in eine Alt- und eine Neustadt getrennt. Warum? Um das Jahr 1280 hat Graf Meinhard II. von Tirol neben dem bereits bestehenden Dorf „Sterczingen“ – der heutigen Altstadt – ein neues Areal ausgewiesen, womit die Bebauung der heutigen Neustadt ihren Anfang genommen hat. Eine geschlossene Häuserzeile gab es vermutlich erst nach 1400. Ganz so „neu“ ist also auch die Neustadt nicht ... Wie war ein typisches Stadthaus des 15. Jahrhunderts aufgebaut? Ein Haus in der Neustadt musste eine vorgeschriebene Breite von etwa 4 m aufweisen, die Tiefe betrug 40 bis 60 m. Deshalb wurde notgedrungen in die Höhe gebaut, um die Wohn- und Schlafräume in den Bau integrieren zu können. An der Nord-Süd-Achse gelegen, war Sterzing seit jeher eine von Fuhrleuten und Reisenden geprägte Stadt. Das erklärt auch die große Anzahl an Gaststätten. Während sich an der Straßenseite Geschäfte sowie Handwerks- und Gaststuben befanden, waren in den hinteren Räumen Lager und Pferdeställe untergebracht. Dazwischen lag aus Sicherheitsgründen ein Lichthof, der auch für die nötige Beleuchtung der Räumlichkeiten sorgte.
Die kecken Erker von Sterzing
Alois Karl Eller
Ein auffallendes Merkmal vieler Stadthäuser ist der Erker, ein mit Fenstern versehener Fassadenvorbau, der keck in die belebte Stadtgasse hineinragt. Er gliedert nicht nur kunstvoll die Fassade, sondern hat auch einen ganz praktischen Nutzen: Ein Erker vergrößert den Wohnraum in den sehr schmal gehaltenen Häusern und sorgt für eine bessere natürliche Beleuchtung der Räume. Welchen Ursprung hat der markante Eck-Erker am Sterzinger Rathaus? Das Rathaus ist ein solides Bürgerhaus, das im 15. Jahrhundert nach Plänen des Baumeisters Jörg Kölderer seine heutige Form erhielt und bis heute unverändert erhalten geblieben ist. Hinter dem markanten Eck-Erker aus dem Jahr 1524 verbirgt sich der historische Ratssaal, der als einer der schönsten seiner Art in ganz Tirol gilt. viae 2017 | 21
BUCHTIPP „Geschichte der Häuser und Familien der Stadt Sterzing. Die historischen Bauten“ von Alois Karl Eller (2016) 270 Seiten erhältlich beim Tourismusverein Sterzing
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Im ausgehenden Mittelalter verdankte Sterzing seinen Wohlstand vor allem den reichen Silbervorkommen in den Bergwerken der Umgebung. Macht sich dies auch in der Stadtarchitektur bemerkbar? Während in der Altstadt vor allem Handwerker, die in Verbindung mit dem Fuhrwesen standen, angesiedelt waren, ist die Architektur der Neustadt sehr stark vom Berg bau geprägt, der der Stadt vor
allem zwischen 1480 und 1540 zu einem starken wirtschaftlichen Aufschwung verhalf. In dieser Zeit entstanden auch die so genannten Doppelbehausungen, die zwei schmale Häuser – in Anlehnung an italienische Palazzi – zu einem weitläufigeren Gebäude verbanden. Anklänge an den Bergbau finden sich überall in der Neustadt. Weitere Blütezeiten erlebte Sterzing im 18. Jahrhundert zur Zeit der
Kantig, silbern und irgendwie schüchtern lugt der Erker aus der Fassade des Athesia-Gebäudes, das als erstes Gebäude der Postmoderne mitten im historischen Stadtkern von Sterzing steht.
florierenden Italien-Reisen, als unter anderem auch Johann Wolfgang von Goethe an Sterzing vorbeizog, sowie um 1900 mit dem Aufflammen des Alpintourismus, der die markante Bergwelt in der Umgebung erschloss. Wir erreichen den Zwölferturm, das markante Wahrzeichen von Sterzing. Er verbindet die Neustadt im Süden mit der Altstadt im Norden. Mit einer Höhe von 46 m überragt er alle anderen Gebäude der Stadt. Herr Eller, welche Funktion erfüllte einst der Zwölferturm? Da in ganz Sterzing kein hoher Kirchturm zur Verfügung stand, ließen die Bürger im Jahr 1468 den Zwölferturm errichten, der die Stadt vor Kriegs-, Feuer- und Was-
sergefahren schützen sollte. Er war nämlich als Wachtturm konzipiert, der bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts in den Nachtstunden mit einem Turmwächter besetzt war. Nach einem Brand im Jahr 1868 erhielt er 1874 seinen heutigen zinnenbewehrten Giebel, der ihn zum weitum sichtbaren Wahrzeichen von Sterzing macht.
Postmoderne im Stadtzentrum Wir durchschreiten das Tor des Zwölferturms und gelangen in die angrenzende Altstadt. Sie wirkt zwar etwas schlichter als die Neustadt, ist aber nicht weniger sehenswert. Vor allem besticht sie durch zwei moderne Gebäude, die den Gesamteindruck der Fußgängerzone maßgeblich verändert haben.
Herr Eller, das Athesia-Gebäude aus dem Jahr 1986 ist das erste Bauwerk der Postmoderne mitten im historischen Stadtkern von Sterzing. Das ist richtig. Dieses Gebäude ist ein Beispiel für die Anpassung an die Bedürfnisse des Menschen. In moderner Sprache und mit modernem Material nimmt Architekt Oswald Zöggeler Motive aus der Stadt auf und interpretiert sie neu. Damit schafft er auch zeitgemäße Geschäftsräume. Allerdings war der Neubau durchaus konfliktbehaftet, da er einen markanten Einschnitt in das Ensemble der Altstadt darstellt. Auch das angrenzende Gebäude von Stararchitekt Hans Hollein sticht mit seiner dunklen Fassade ins Auge. Hollein bricht hier ganz bewusst mit der Postmoderne, aber gleichzeitig macht er auch ein Zugeständnis
an den Ensembleschutz, indem er anstelle der Vertikalen die Horizontale betont. Dadurch nimmt er dem Haus die Strenge. Insgesamt bedeutet das Gebäude mit Sicherheit eine Aufwertung für die gesamte Altstadt und auch eine legitime Weiterentwicklung. Der versierte Historiker könnte noch lange in seinem reichen Fundus kramen und so manche Geschichte über seine Heimatstadt erzählen. Doch es ist schon spät. Wir beschließen kurzerhand, unseren Rundgang ausklingen zu lassen – bei einem erfrischenden Aperitif auf dem Stadtplatz.
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AKTIV Text: Barbara Felizetti Sorg Fotos: Oskar Zingerle
Heute ist Wandern angesagt. Auf dem Barfußweg in Ratschings stürzen sich der linke Fuß Lilly und der rechte Fuß René mit ihren zehn Zehen erwartungsvoll ins nackte Abenteuer.
„Oh ja, endlich geht’s raus an die frische Luft!“, ruft René, als er sich seines Turnschuhes samt Socken entledigt hat. Auch Lilly wackelt erwartungsfroh mit ihrer großen Zehe: „Das wurde auch mal Zeit. Hier drin riecht’s nämlich ganz schön übel“, was René in seinem Übereifer schon gar nicht mehr hört: „Hier entlang!“, ruft er aufgeregt, aber schon der
erste Schritt bremst seine Euphorie jäh ein, René verzieht sein Gesicht. „Was ist, hast du dir wehgetan?“, fragt Lilly. „Ach was“, winkt er ab und stapft etwas trotzig weiter. Er will einfach nicht zugeben, dass er auf den blanken Kieselsteinen wohl etwas zu forsch aufgetreten ist. Lilly schmunzelt: „Langsam, René! Lass dir Zeit! Ich muss mich doch
auch erst noch an den Untergrund gewöhnen.“
„Oh, wie gut das tut!“ Gemeinsam erkunden sie Kiesel für Kiesel, spüren den sanften Druck auf ihren Sohlen. „Oh, wie gut das tut“, seufzt Lilly, „das ist ja fast wie eine Massage.“ Entspannt genießen sie ihre Wanderung. Weiter geht es über
kleine („Autsch!“) und große Steine („Oh, angenehm warm!“), über feinen Sand, in dem Lilly und René ihre Abdrücke hinterlassen, braune Erde („Macht schönen Matsch!“) und saftiges Gras („Wie auf grünen Wolken!“), über Rindenmulch („Wie das kitzelt!“) und Baumstämme („Wer kann besser balancieren?“). Sogar über schneeweißen Ratschinger
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Marmor führt der Barfußweg. Dieser diente einst zahlreichen Steinmetzen und Künstlern aus aller Welt als beliebter Werkstoff. „Heute wird Kaugummi daraus gemacht“, weiß die kluge Lilly, wofür sie Renés ungläubigen Blick erntet: „Was? Das kann ja gar nicht sein. Da beiß ich mir ja die Zähne aus.“ „Keine Sorge, das Gestein wird natürlich ganz fein vermahlen. Auch für Zahnpasta, Tabletten, Fliesen oder Düngemittel kann es verwendet werden.“
Die Streiche des Pfeifer Huisele Am munter plätschernden Ratschinger Bach legen die beiden Abenteurer eine kurze Rast ein und erfrischen sich im glasklaren Wasser. Sie könnten jetzt den Bach überqueren und auf der anderen Seite wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren; sie entscheiden sich jedoch dafür, weiter nach Flading ganz hinten im Talschluss zu wandern. Schließlich wurde dort der sagenumwobene Hexenmeister Pfeifer Huisele geboren. Einige Infotafeln entlang des Weges mit leuchtend bunten Malereien haben sie schon neugierig 26 | viae 2017
gemacht – immerhin befinden sie sich auf dem ersten Abschnitt des Pfeifer-Huisele-Weges, der bis hinauf zur Klammalm und zum Butsee führt. „Und was machen wir, wenn wir ihm höchstpersönlich begegnen?“, fragt Lilly ängstlich. „Keine Angst“, winkt René ab, „das Pfeifer Huisele gibt es schon längst nicht mehr – es hat vor fast 350 Jahren hier gelebt.“ Geblieben sind allerdings die Ruinen seines Geburtshauses, wo er als armer Bauernsohn aufgewachsen ist, und unzählige Geschichten über seine Zauberkräfte und seine Streiche, mit denen er den Bauersleuten in der Umgebung mitunter übel mitgespielt hat. Kein Ort in der Umgebung wurde von ihm verschont, fast immer ist ihm bei seinen Hexereien aber etwas dazwischengekommen. „Eines Tages wollte er etwa das beschauliche Jaufental überfluten“, erzählt René. „Nur das rechtzeitige Läuten der Kirchenglocken konnte Schlimmeres verhindern.“ Trotz allem hatte er auch seine guten Seiten: Besonders armen Bauern stellte er ganz heimlich sogar ein Stück Vieh oder einen Sack Korn in den Stall.
BARFUSSWEG Vom Pulvererhof auf dem Ratschinger Talweg in Richtung Flading zum 400 m langen Barfußweg. Am Ende scharf links abbiegen; auf der anderen Seite des Ratschinger Baches zum Talweg und über diesen zurück zum Ausgangspunkt. Ausgangspunkt: Pulvererhof, Innerratschings (mit Parkmöglichkeit) Streckenlänge: 2,2 km (Rundkurs), 400 m (Barfußweg) Dauer: 45 Min. (Rundkurs), 20 Min. (Barfußweg) Schwierigkeitsgrad: leicht
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Die Marienkapelle in Flading im hintersten Ratschingstal wurde um 1745 errichtet.
Besuch in der Kapelle Lilly und René sind in Flading am Talschluss von Ratschings angekommen. Als sie dort die Kapelle betreten, werden die beiden ganz andächtig: „Was sind das für Bildchen, die hier an der Wand hängen?“, will René wissen. „Sie wurden im Laufe der Zeit von vielen Menschen hier aufgehängt, die sich bei der Gottesmutter Maria für Hilfe in ihrer Not bedanken wollten“, erklärt Lilly. Offensichtlich hatte die Heilige schon oft ein offenes Ohr für die Anliegen der Gläubigen: bei Krankheiten und Unfällen, in Beziehungs- und Erziehungsfragen und in allerhand Notsituationen. Die schöne Marienstatue hat auf wundersame Weise sogar eine Lawinenkatastrophe unbeschadet überstanden. Nachdenklich verlassen sie das kleine Gotteshaus und machen sich wieder auf den Heimweg. Für den Aufstieg zum Butsee, wo der Pfeifer-Huisele-Weg endet, reichen ihre Kräfte heute nicht mehr. Müde, aber glücklich verschwinden sie wieder in ihren Turnschuhen und träumen von ihrem Barfuß-Abenteuer.
PFEIFER-HUISELE-WEG Von Innerratschings über das Geburtshaus des legendären Pfeifer Huisele bis hinauf zur Klammalm (Weg Nr. 12) und zum Butsee. 10 Infotafeln informieren am Wegesrand über das sagenumwobene Treiben des Hexenmeisters. Ausgangspunkt: Hotel Larchhof, Innerratschings (mit Parkmöglichkeit) Ziel: Butsee (2.346 m) Streckenlänge: 13,7 km (hin und zurück) Dauer: 6 Std. (hin und zurück) Schwierigkeitsgrad: mittel viae 2017 | 27
ERDBEEREN AUS PFLERSCH Gartnerhof – Familie Röck Tel. +39 0472 670733 oder +39 340 7489825
Text: Susanne Strickner Fotos: Oskar Zingerle, TV Gossensaß
In der Höhe liegt der Geschmack Mitten im Pflerscher Hochtal, unter dem majestätischen Tribulaun, pflanzt Paul Röck auf 1.200 m seit 20 Jahren Erdbeeren an. Warum gerade seine Früchte vom Gartnerhof so herrlich süß und saftig schmecken? „Je höher das Anbaugebiet, desto besser der Geschmack“, weiß der passionierte Erdbeerbauer.
Verführerisch sehen sie aus, die glänzend roten Früchtchen, die den Erdbeeracker von Bauer Paul Röck zieren. Und genauso schön, wie sie aussehen, schmecken sie auch! „Da steckt viel Arbeit drin“, erzählen Paul und sein Sohn David, der schon kräftig am Hof mithilft. Vor 20 Jahren war der Gartnerhof in Pflersch, gegenüber der Talstation Ladurns, eine kleine Bauerschaft, wie es hier im Tal unzählige gibt. Doch Bauer Röck wollte mal was Neues ausprobieren und hat sich 28 | viae 2017
am Erdbeeranbau versucht. Hatte er anfangs noch hauptsächlich eine Obstgenossenschaft beliefert, wird heute vor allem direkt ab Hof verkauft. Und da Erdbeere nicht gleich Erdbeere ist, hat sich Paul Röck auf die Sorte „Elsanta“ spezialisiert: „Sie ist geschmacklich am besten und weist eine gute Haltbarkeit auf.“ Die beste Voraussetzung für eine ertragreiche Erdbeerernte ist die Bodenbeschaffenheit, die hier im Pflerschtal optimal ist. Alle zwei Jahre wechselt Familie Röck zudem
die Anbaufelder, damit sich der Boden regenerieren kann und für die darauffolgenden Jahre wieder eine optimale Nährstoffqualität bietet. Und weil im Pflerschtal im Frühjahr und im Herbst auch schon mal Hirsche oder andere Wildtiere gerne an der Erdbeerpflanze knabbern, ist eine spezielle Einzäunung notwendig. Familie Röck ist auf gutes Wetter angewiesen, denn regnen sollte es im Erdbeeranbau von der Blüte bis zur Ernte so wenig wie möglich, und eine Überdachung lassen die
im Pflerschtal häufig wehenden Brennerwinde nicht zu. Wenn es mal zu trocken ist, wird die Beregnungsanlage aktiviert, gespeist mit frischem Bergwasser aus der hofeigenen Quelle. Da es im Pflerscher Hochtal auch im Mai noch frostige Nächte geben kann, hat Röck seine 12.000 Pflänzchen mit einer Frostberegnung versehen. Geerntet werden die vitaminreichen Beeren aufgrund der klimatischen Verhältnisse im Hochtal etwas später als üblich, nämlich von Mitte Juni bis Mitte Juli.
GENUSS Bei Paul Röck und seinem Sohn David dreht sich alles um „Elsanta“ – so heißt die Erdbeersorte, die sie am Gartnerhof auf 1.200 Metern anbauen.
Hochalpines Genuss festival „Berg und Blume“ Die späte Erntezeit ermöglicht es Familie Röck, das beliebte Genussfestival „Berg und Blume“ mitzugestalten. Jedes Jahr dreht sich in der vorletzten Juli-Woche in Gossensaß und Pflersch alles um die Themen Berge, Blumen, Kräuter, Genuss und Natur. Der Auftakt wird bei einer einmaligen „Kräuterexpo“ am Festplatz in Gossensaß gefeiert, wo neben Erdbeerbauer Paul Röck auch viele heimische Handwerker, Gemüse- und Kräuterbauern vertreten sind. Passend zum Thema gibt es leckere Kräutergerichte von den örtlichen Bäuerinnen und musikalische Leckerbissen, präsentiert von einer einheimischen Musikkapelle.
Und auch bei Themenwanderungen, Vorträgen und Degustationen sowie zum Abschluss beim traditionellen Kräuterfest in Ladurns und Allriss kommen hochalpine Genießer voll auf ihre Kosten.
„BERG UND BLUME“ 8. bis 22. Juli 2017 Infos und Programm unter www.gossensass.org oder Tel. +39 0472 632372 viae 2017 | 29
Bei Wanderungen im Bereich um die Baumgrenze auf 2.000 ÂMetern MeereshĂśhe kann man ihnen begegnen und zum Teil sogar ziemlich nahe kommen: Murmeltiere sind im hinteren Valler Tal, im Altfasstal und in den Pfunderer Bergen keine Seltenheit.
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AKTIV Text: Oskar Zingerle Fotos: thinkstockphotos.com, Tourismusverein Gitschberg Jochtal
Nager mit Pfiff
Ein weiterer herrlicher Wandertag ist angebrochen. Am frühen Vormittag machen wir uns auf zu einer Wanderung ins Meransner Altfasstal: Die Seilbahn bringt uns in sieben Minuten von Mühlbach auf 1.415 Meter Meereshöhe nach Meransen. Von der Bergstation spazieren wir Richtung Großberghütte und von dort weiter über den breiten Forstweg zu den hinteren Almen des Altfasstals. Im Kessel unterhalb des Großen Seefeldsees lässt uns
ein schriller Pfiff aufhorchen, und das Echo der Hänge der riesigen Bergarena wiederholt die Pfiffe mehrmals. Es handelt sich um den Warnruf eines Murmeltiers – ein „Murmile“ oder „Murmèntile“, wie die Einheimischen es hier nennen. Genau genommen pfeifen die Tiere nicht, sondern sie schreien, aber da es sich wie ein Pfiff anhört, wollen wir mal nicht kleinlich sein ... Während wir weiterspazieren und dabei den Blick in jene Richtung lenken,
aus der wir den Ursprung der Pfiffe vermuten, huscht eines der Nagetiere über eine Wiese, richtet sich auf einem Erdhügel auf und schickt noch ein paar aufgeregte Warnlaute hinterher, bevor es in einem Erdloch verschwindet.
Eiszeitrelikte Weltweit gibt es 14 Arten aus der Gattung der Murmeltiere. In den Alpen herrscht – wie könnte es anders sein – das „Alpenmurmeltier“
vor, ein Relikt aus der eiszeitlichen Tierwelt. Die Begegnung mit den vielen Wanderern macht die Murmeltiere im Altfasstal zunehmend zutraulicher. Es kann durchaus vorkommen, dass sich selbst ein wild lebendes Exemplar neugierig bis auf wenige Meter dem verdutzten Wanderer nähert. Meist aber halten die „Murmilen“ doch einigen Sicherheitsabstand, sodass ein Fernglas hilfreich ist, wenn man die Tiere genauer beobachten will. viae 2017 | 31
Das Altfasstal in Meransen ist ein lohnendes Ausflugsziel. Im hinteren Talschluss trifft man mit etwas Glück auf die scheuen Murmeltiere.
Die 40 bis 50 Zentimeter langen Murmeltiere wiegen um die drei Kilogramm. Die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen. Bei der Fellfärbung besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern; das grau-rötlich-braune Fell wird im Juni gewechselt. Mit den kräftigen Vorderbeinen gräbt das Murmeltier seine weit verzweigten unterirdischen Behausungen. Es gibt einen Sommerbau mit Nestkammern, die gut einen Meter unter der Erde liegen, während jene des Winterbaus sehr viel tiefer liegen. Darüber hinaus legen sich Murmeltiere kurze Fluchtröhren mit bis zu zwei Eingängen an, um sich bei nähernder Gefahr schnell zurückziehen zu können. Kein Wunder, dass die Bauwut der Murmeltiere in Konflikt mit der Almbewirtschaftung gerät: Die Höhleneingänge und das weit verzweigte Röhrensystem verursachen Schäden auf Alm- und Weidewiesen, und Kühe können sich durch einstürzende Murmeltierbauten verletzen. Landwirtschaft, Jagd und Tierschützer sind sich nach wie vor uneinig, wie das „Problem“ gelöst werden kann: Neben einer Kontrolle der Population durch Abschuss diskutiert man über Elektrozäune und aufwändige Umsiedlungen.
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Geduld und Fernglas mitbringen! Als Außenstehender bekommt man von der Problematik aber kaum etwas mit; man hat nicht den Eindruck, dass es eine Überpopulation gebe. Im Gegenteil: Wer die Tiere beobachten will, braucht unter Umständen etwas Geduld. Obwohl manche Tiere weniger scheu sind, empfiehlt es sich, eher früh am Morgen oder später am Nachmittag ein geeignetes Plätzchen aufzusuchen. Ein solches ist beispielsweise im Altfasstal, 100 bis 200 Meter hinter der Wieserhütte. Auch weiter oben an den Seefeldseen sind Murmeltiere unterwegs. Im Valler Tal begegnet man den Tieren hauptsächlich auf dem Weg zur Brixner Hütte sowie in der Labiseben-Alm. Im Pfunderer Tal kann man Murmeltiere hinter der sogenannten Eisbrugge bis oberhalb des Eisbruggsees beobachten; genauso um die Weitenbergalm. Ein Fernglas erleichtert das Beobachten, zum Fotografieren sollte man eine Kamera oder ein Objektiv mit ausreichendem Telebereich mitbringen.
Text: Oskar Zingerle Fotos: Oskar Zingerle, Alex Filz
Der gute Geist auf der Alm Eine Wanderung auf der Rodenecker-Lüsner Alm ist grundsätzlich unproblematisch und muss nicht unbedingt im Voraus geplant werden. Wer aber am Parkplatz Zumis bei Josef Nothdurfter – dem Pardeller-Seppl, wie er in seiner Heimatgemeinde Rodeneck heißt – vorbeischaut, wird garantiert mit Insider-Tipps versorgt, die dem Ausflug auf der Alm den letzten Feinschliff geben. viae 2017 | 33
Es ist 8:15 Uhr, ein herrlicher Donnerstagmorgen. Der Zumis- Parkplatz auf der Rodenecker-Lüsner Alm ist noch leer, der Boden vom nächtlichen Regen feucht. Während die obersten Baumwipfel bereits in der Juli-Sonne trocknen, erreicht Josef Nothdurfter seinen Arbeitsplatz, um Parkplatz, Toiletten und Mülleimer für den bevorstehenden Wandertag auf Vordermann zu bringen. Wobei: Arbeitsplatz ist eigentlich eine ungewöhnliche Bezeichnung für diesen herrlichen Ort, der eine schöne Aussicht auf das ihm zu Füßen liegende Eisacktal und auf einige Sarntaler Berge bietet. Außerdem ist die Tätigkeit auf dem Parkplatz für den Pensionisten Josef Nothdurfter vor allem im Sommer eher eine Art Nebenjob, den er aber mit Hingabe ausübt. Er sieht sich nicht als Parkplatzwächter („Es ist genug Platz für alle da“), auch nicht unbedingt als Wechselstube für die geringe Parkplatzgebühr („Dafür gibt es einen Automaten“) und schon gar nicht als Polizist. Vielmehr ist er eine Art Berater, der den Leuten Tipps für einen genussvollen Tag auf der Alm gibt.
Wetterbericht in Echtzeit Um 9 Uhr kommen die ersten Wanderer mit dem Auto an. Parken, Ticket lösen, Schuhe schnüren, Rucksack auf den Rücken, los geht’s. „Guten Morgen!“ Von seiner Hütte aus sucht Josef den Kontakt mit der jungen Familie und geht auf sie zu. Die Gesichter sind ihm noch nicht bekannt. Ein kurzes Gespräch, Gesten vervollständigen die mündliche Wegbeschreibung. Die meisten Wanderer, die Josef am Eingang zur Alm empfängt, sind nicht zum ersten Mal hier. Ihnen berichtet er über die letzten Neuigkeiten oder gibt eine Wetterprognose ab. In diesem Fall richtet Josef seinen Blick nach Süden: „Wenn es dort einigermaßen klar ist, haben dunkle Regenwolken aus anderen Richtungen wenig Bedeutung, denn wir bekommen das Wetter aus dem Süden“, erklärt Josef. Und auf den Wetterbericht des aus Rodeneck stammenden Bauern ist Verlass; viele „seiner“ Stammgäste wissen das.
Hütten im Halbstundentakt Wenn Wanderer wie diese junge Urlauberfamilie zum ersten Mal die Rodenecker-Lüsner Alm erleben wollen, hat Josef maßgeschneiderte Wandertipps parat: „Für Familien mit Kindern ist die Ronerhütte optimal, weil die knapp einstündige Wanderung die Kleinen nicht überfordert.“ Auch für kürzere Halbtagesausflüge ist sie ein gut gelegenes Ziel. Auf der Alm gibt es Hütten quasi im Halbstundentakt. Die Oberhauserhütte liegt nur wenige Gehminuten vom Parkplatz entfernt: „Sie ist ideal für ältere oder körperlich eingeschränkte Menschen, die nicht weit gehen möchten“, sagt Josef. Viele Einheimische kehren gerne in dieser Hütte ein, um ein „Karterle“ zu machen, also um eines der typischen Südtiroler Kartenspiele zu spielen, wie „Watten“, „Perlåggn“ oder „Schnölln“. „Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, dem kann ich die Rastnerhütte und die Starkenfeldhütte empfehlen“, verrät der Almexperte. Auch für Radfahrer liegen die Ziele in einer günstigen Entfernung. Freunde löchriger Milchspezialitäten kommen auf der Starkenfeldhütte auf ihre Kosten; es handelt sich nämlich um eine Käserei. 34 | viae 2017
Forstweg oder Konfinweg Wer auf der Rodenecker-Lüsner Alm wandert, kann zwischen zwei Hauptwanderrouten wählen: dem Forst- oder dem Konfinweg. „Der Forstweg hat eine geringe Steigung, ist breit und hat kaum Unebenheiten. Allerdings kann es sein, dass man vor allem im ersten Abschnitt Autos oder Traktoren begegnet. Wem das nichts ausmacht, der ist auf dem Forstweg gut aufgehoben“, verrät Josef. Als Alternative steht der sogenannte Konfinweg zur Auswahl, der bis zur Ronerhütte großteils im Wald verläuft und größere Steigungen aufweist als der Forstweg. Dafür ist er verkehrsfrei. Der Konfinweg hat seinen Namen übrigens aus dem Lateinischen „confine“, zu Deutsch Grenze. Ein Großteil des Weges verläuft nämlich exakt auf der Grenzlinie zwischen Lüsner und Rodenecker Gemeindegebiet.
Königsziel Astjoch Während Josef noch am Erklären ist, kommt der Linienbus auf dem Parkplatz an. Unter den Fahrgästen befindet sich ein Urlauber-Ehepaar, das die große Wanderkarte am Wegbeginn mustert. Es soll aufs 2.149 Meter hohe Astjoch gehen, verraten die beiden auf Josefs Nachfrage, der prompt einige Details zur geplanten Wanderung liefert. „Mit einer gesamten Gehzeit von 5 Stunden ist das Astjoch ein ehrgeiziges Ziel. Gut 400 Höhenmeter sind zwar nicht viel für eine Gipfeltour, aber der flache Almweg zieht sich lang über den Bergrücken.“ Für die Rückkehr empfiehlt Josef den nicht so stark begangenen Weg 68 B, der an der Rastnerhütte und am so genannten Schaufelmoos-Biotop vorbei durch lichte Waldstücke führt. Am heißen Nachmittag bietet der Weg Schutz vor der Sonne und gleichzeitig einen schönen Blick auf die Zillertaler und Pfunderer Berge mit der Eidechsspitze.
Auch bei Radfahrern beliebt Seit einem Jahr ist der Parkplatz Zumis Ausgangspunkt für den Dolorama-Weg, der in vier Etappen nach Lajen führt. Außerdem ist die Rodenecker-Lüsner Alm zunehmend beliebt bei Radfahrern – entweder von Mühlbach oder vom Parkplatz Zumis aus über Ellen nach St. Lorenzen und im Tal wieder retour. Kein Wunder also, dass die Alm ein beliebtes Ausflugsziel ist, kann sie doch verschiedenen Vorlieben, Tageslaunen und physischen Voraussetzungen gerecht werden. Südtirol bietet flächendeckend schöne Ausflugs- und Wanderziele an. Dass so viele Einheimische aus allen Tälern des Landes zum Wandern auf die Rodenecker-Lüsner Alm kommen, zeichnet das Gebiet aber wohl besonders aus. viae 2017 | 35
Text: Doris Brunner Fotos: Rudi Obkircher, Tourismusverein Natz-Schabs
Einfach königlich! Wenn im Herbst die Apfelernte in vollem Gang ist, wird am Apfelhochplateau Natz-Schabs eine neue Majestät gekrönt. Wer als neue Apfelkönigin auserkoren wird, bleibt bis zuletzt ein gut gehütetes Geheimnis ...
Ein strahlend blauer Himmel leuchtet in diesen ersten Oktobertagen über Natz-Schabs; es herrscht Hochbetrieb in den Apfelgärten: Die reifen Früchte werden sorgsam von den Ästen gepflückt und in die grünen Apfelkisten gebettet, die am Rande der Baumreihen stehen. Vollbeladene Traktoren tuckern in Richtung Obstgenossenschaft Melix bei Brixen. Und das große Apfelfest will auch noch vorbereitet werden! Alleine für das Herstellen der meterhohen Apfelkrone, die dann beim Umzug alle Blicke auf sich ziehen wird, sind viele Arbeitsstunden vonnöten. Und wer wird wohl die neue Apfelkönigin, die an diesem Tag gekrönt wird? Schulterzucken, fragende Blicke, leichtes Schmunzeln – ihr Name gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen auf dem Apfelhochplateau. Vor den Festlichkeiten darf keine Information nach außen dringen, das Rätselraten gehört
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quasi zur Vorbereitung des Festes mit dazu. Man weiß nur eines: Die Apfelkönigin muss unverheiratet sein und von einer Familie von Apfelbauern oder Gastwirten aus der Gemeinde Natz-Schabs stammen. Jedes Jahr im Spätsommer begeben sich ein Vertreter des Tourismusvereins und der Bauern auf die Suche nach geeigneten Kandidatinnen. Charmant soll die zukünftige Hoheit sein, mit ihrer Persönlichkeit und Ausstrahlung überzeugen – und selbstverständlich über Apfel-Fachwissen verfügen. Denn schließlich wartet auf sie die ehrenvolle Aufgabe, als Botschafterin die knackige Frucht bei Messen, Festen und weiteren Anlässen im In- und Ausland überzeugend zu präsentieren.
24 Jahre alte Tradition Die erste Apfelkönigin von NatzSchabs wurde bereits vor 24 Jahren, im Jahr 1993, gekrönt. Nun
TRADITION
Jeder Königin ihre Krone! Jene der Apfelkönigin in Natz-Schabs besteht aus etwa dreitausend roten und gelben Äpfeln und wird beim Apfelfest durchs Dorf gezogen.
APFELFEST Mit Krönung der neuen Apfelkönigin, Umzug, Bauernmarkt und Unterhaltung 8. Oktober 2017, Natz-Schabs www.natz-schabs.info
18. KÖNIGLICHES FESTIVAL mit großem Fest der Königinnen, Musik, Bauernmarkt und Königlicher Meile 1. Mai 2017, Natz-Schabs
ist schon die zweite Generation am Start, und die Töchter der ersten königlichen Hoheiten kommen als Kandidatinnen in Betracht. Die Apfelkönigin von Natz-Schabs war die erste Produktkönigin in Südtirol und zählt heute zu den beliebtesten: Zahlreiche Einheimische und Gäste kommen alljährlich im Oktober zum großen Apfelfest, und dies nicht nur, um dort die erntefrischen Äpfel zu verkosten. Am Nachmittag zieht der farbenprächtige Umzug mit der amtierenden Königin zum Festplatz, begleitet von Musikkapellen, Schuhplattlern und geschmückten Festwagen, darunter jener mit der Apfelkrone aus etwa dreitausend roten und gelben Äpfeln. Und dann, endlich! Ein Tusch, die Verkündigung des Namens der Apfelkönigin 2016/2017, ein Raunen im Publikum: Zur 24. Apfelkönigin von Natz-Schabs wird Magdalena Gasser gekrönt, 19 Jahre jung, Wirtschaftsstudentin in Mailand – und
selbstverständlich eine Bürgerin der Gemeinde. Offiziell besiegelt wird ihr „adeliges“ Amt mit der Übergabe des goldenen Zepters mit einem knallroten Apfel, die Krönung durch einen Ehrengast und dem Anschnitt des Apfelstrudels. Und nun beginnt eine spannende Zeit für die neue Majestät, mit zahlreichen Begegnungen und Auftritten. Unter anderem wird sie am 1. Mai die Gastgeberin des Königlichen Festivals von Natz-Schabs sein, bei dem eine Vielzahl von Produkt königinnen aus dem In- und Ausland ihre Region und ihre Produkte, vom Apfel bis zur Zwiebel, vorstellen werden. Der Lieblingsapfel der neuen Apfelkönigin ist übrigens der Royal Gala – ein leuchtendroter, knackiger Apfel, saftig-süß im Geschmack und mit wenig Säure.
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GENUSS Text : Veronika Kerschbaumer Fotos: thinkstockphotos.com
Immer der Blüte nach! Apfelblüten zuhauf, warme Temperaturen und viel Sonne: Der Frühling auf dem Apfelhochplateau Natz-Schabs ist ein Schlaraffenland für Bienen. Gerade deshalb bringen viele Imker ihre Völker nach dem Winter hierher, denn jetzt benötigen sie viel Nektar und die wärmenden Sonnenstrahlen.
Die Liebe zu den Bienen wurde Josef Rinner aus Natz sprichwörtlich in die Wiege gelegt: Bereits sein Vater war begeisterter Imker, der die Leidenschaft für die pelzigen Brummer an seinen Sohn weitergab. Mit 12 Jahren machte sich Josef mit einem eigenen Bienenvolk selbstständig und besserte mit dem Honigverkauf sein Taschengeld auf. Inzwischen ist er passionierter Wanderimker: „Meine Bienen sind sozusagen kleine Nomaden“, lacht er, „ich stelle meine Völker immer dort auf, wo gerade viele Blüten zu finden sind.“ In der Regel verläuft diese Völkerwanderung von den im Frühjahr bereits milden Talsohlen bis in die Höhenlagen, wo noch relativ spät Blüten und damit Nektar für die Bienen zu finden sind.
Dass das Apfelhochplateau Natz-Schabs bei vielen Imkern – und Bienen – als Zwischenstopp auf dieser Reise so beliebt ist, kann Josef Rinner gut verstehen: „Das mediterrane Klima, das im Brixner Talkessel ausläuft, ist hier noch zu spüren, und es ist bereits ziemlich früh im Frühjahr angenehm warm. Auch die Massenblütenpracht der Apfelbäume ist gut für die Bienen.“ Denn was viele nicht wissen: Bienen sind blütenstetig. Haben sie sich erst auf eine bestimmte Blütenart eingestellt, fliegen sie eine Zeitlang nur noch diese Art an – und an einem Tag können das schon mal bis zu 200.000 Blüten sein. „Die Befruchtung der Apfelblüte ist deshalb extrem zuverlässig, und das ist gerade hier in Natz-Schabs, wo
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hauptsächlich Äpfel angebaut werden, sehr wichtig“, weiß Rinner. Deshalb bemühen sich die hiesigen Bauern darum, den Aufenthalt der Bienen so angenehm wie möglich zu machen. Zum Beispiel gibt es die Abmachung, dass während der Apfelblüte keine Insektizide ausgebracht werden, damit die Bienen geschützt sind. Denn ohne die fleißigen Insekten gäbe es weder den knackigen Apfel beim Wandern noch den süßen Apfelsaft oder Apfelstrudel. Auch etliche andere Lebensmittel würden entweder von der Bildfläche verschwinden oder nur noch in kleinen Mengen vorhanden sein, denn ein Drittel unserer Nutzpflanzen ist von der Biene abhängig. „Sollte die Biene aussterben, würde es gerade mal zehn Jahre dauern, bis sich die Flora um die Hälfte reduziert“, prophezeit Rinner. Sogar Albert Einstein soll einmal gesagt haben, dass dem Menschen nur noch vier Jahre bleiben, wenn die Biene ausstirbt. Ob das Zitat aber tatsächlich von diesem Genie stammt oder ob es ihm lediglich zugeschrieben wird, kann man nicht eindeutig belegen. Ein Quäntchen Wahrheit steckt jedoch allemal dahinter.
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25 Grad im Winter Wenn man emsig und eifrig arbeitet, gilt man gemeinhin als fleißiges Bienchen. Auf diese eine Eigenschaft darf man die felligen Insekten aber nicht beschränken: Sie sind zudem anpassungs fähig und äußerst wichtig für Natur und Mensch. Eine Eigenschaft macht die Biene aber zum Bestäuber Nummer Eins: Sie legt im neuen Jahr einen Schnellstart hin. Während andere Insekten erst im Frühling ihre Population erweitern, hat die Biene in ihrem Stock schon lange Vorarbeit geleistet und schwärmt somit schon früh in großer Zahl aus. Das funktioniert nur, weil die Bienen selbst Wärme erzeugen können. Im Winter harren die Tierchen in ihrem Stock zu einer Traube geformt aus. Trotz Minusgraden hat es im Zentrum dieser Traube aber an die 25 Grad. Erst wenn die Nachttemperaturen im Februar langsam steigen, gibt diese Bienentraube der Königin im Zentrum genügend Platz, um mit der Eierablage fortzufahren. Ein Bienenvolk summt also mit Verstärkung und mit insgesamt gut 15.000 Mitgliedern ausgestattet in den Frühling.
Vorratsdenken Den Bienenstock sauber halten, sich um die Larven kümmern, Honig produzieren, Waben bauen, den Stock bewachen und Nektar sammeln – Sommerbienen, so werden in der Imkerei jene Bienen genannt, die im Sommerhalbjahr den Stock bevölkern, haben ein arbeitsreiches Leben. Entsprechend kurz ist auch ihre Lebens erwartung: Nach fünf oder sechs Wochen machen sie ihren letzten Flug. In diesem kurzen Leben setzen die Bienen alles daran, so viele Blüten wie möglich anzufliegen, um in ihrer 50 Milligramm fassenden Honigblase den Nektar zum Stock zu transportieren. Dort wird dieser mit Enzymen angereichert, weiterverarbeitet und als Honig in den sechseckigen Waben aus Wachs zwischengelagert – bis ihn der Imker holt. 120 Kilogramm Honig kann ein einziges Bienenvolk pro Jahr produzieren. Rund 60 Kilogramm Honig benötigt das Volk selbst; über den Überschuss freut sich der Imker. Dieser schleudert die Honigwaben und füllt in diesem Fall Apfelblütenhonig in Gläser ab. Und: Ja, der Honig schmeckt tatsächlich nach Apfel!
Wenn sich die Apfelblüte dem Ende neigt und die Blütenblätter leise zu Boden rieseln, ziehen die Imker mit ihren Bienenvölkern weiter. Die nächste Station ist noch höher oben, dort, wo der Löwenzahn blüht, bevor es ins alpine Gelände geht, denn auch auf Heidelbeer-, Alpenrosen- und Preiselbeerblüten fliegen die pelzigen Brummer. Bis zur Sommersonnenwende Ende Juni hat ein Bienenvolk mit 40.000 bis 60.000 Mitgliedern seinen Zenit erreicht. Gemeinsam mit der Sonne beginnt sich auch im Volk ein anderer Rhythmus einzustellen, und Vorräte, bestehend aus proteinreichen Blütenpollen und Honig, werden angelegt. Nun werden in den Wachswaben ebenfalls die in der Imkerei als Winterbienen bezeichneten Arbeiterinnen herangezogen, die in der kalten Jahreszeit den Bienenstock auf Temperatur halten, die neue Brut Sommerbienen aufziehen und im Frühjahr die ersten Flüge machen – wer weiß, vielleicht sogar von Apfelblüte zu Apfelblüte in Natz-Schabs.
DIE WELT DER BIENEN ERLEBEN Einen interessanten Einblick in die Welt der Bienen bietet der Bienenlehrpfad im benachbarten Rodeneck, das über die Rienzschlucht von Natz-Schabs aus zu Fuß erreichbar ist. Der Lehrpfad informiert über das Leben von Bienen und die Entstehung sowie Verarbeitung von Honig und anderen Produkten. Ausgangspunkt der zweieinhalbstündigen Wanderung ist beim Infobüro in Rodeneck/Vill. Infos unter www.gitschberg-jochtal.com 5. Südtiroler Honigtage: Brixen, 8. und 9. September 2017
Eine Honigbiene muss etwa 150.000 Mal aus dem Stock ausfliegen und d abei rund 2 Millionen Blüten besuchen, um 1 Kilo Honig zu produzieren.
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Text: Oskar Zingerle Fotos: Oskar Zingerle, Tourismusverein Gitschberg Jochtal
Wenn ich den See seh’ .. ... brauch ich kein Meer mehr. Dieses zungenbrecherische Zitat unbekannten Ursprungs ist bestimmt schon so manchem Besucher der malerischen Gebirgsseen in der Ski- und Almenregion Gitschberg Jochtal durch den Kopf gegangen – auch wenn das Baden im gebirgigen Nass aufgrund der kühlen Temperaturen wohl ausschließlich Hartgesottenen zu empfehlen ist. Für Gänsehaut sorgen aber nicht nur die kalten Gewässer, sondern auch manch schaurige Geschichten, die man sich rund um die Seen erzählt.
Eisbruggsee 42 | viae 2017
AKTIV
.. Gebirgsseen können unter verschiedensten Bedingungen entstehen: etwa in erloschenen Vulkankratern, infolge einer tektonischen Verschiebung oder nachdem ein mächtiger Bergsturz ein Becken ausgeformt hat, in dessen undurchlässigen Schichten sich Wasser sammeln kann. In den Alpen sind sogenannte gletscherbürtige oder glaziale Seen am häufigsten, also Seen, die infolge von Gletscher-Erosion entstanden sind. In der Ski- und Almenregion Gitschberg Jochtal gibt es mehrere solcher Seen – und sehr malerische noch dazu. Beginnen wir im Westen der Region, wo der Wilde See auf 2.580 Metern am Fuße der Wilden Kreuzspitze liegt. Mit einer Länge von 590, einer Breite von 300 Metern und einem Umfang von 5 Kilometern gehört der Wilde See zu den größten und zugleich schönsten Gebirgsseen Südtirols. In jedem Fall ist er mit 46 Metern der tiefste Gebirgssee des Landes. Der grünblaue See färbt sich bei stürmischem Wetter schwarz und treibt schäumende Wogen. Aus der Tiefe hört man dann ein grollendes Brausen, was dem Wilden See vermutlich zu seinem Namen verhalf. Aufgrund dieser Eigenschaft gehört das wetterfühlige Gewässer zu den brüllenden Seen, genauso wie etwa die Übelseen bei Ratschings. Auch im Winter, wenn dickes Eis den Bergsee bedeckt, sei oft ein unheimliches Donnern und Heulen zu hören. Leicht auszumalen, dass das Rumoren in der Vergangenheit Nährboden für schaurige Geschichten war: Hinter dem Heulen des Wilden Sees steckten angeblich die Schreie dreier Franzosen, die ein Pusterer Bauer während der französischen Besatzung Südtirols durch Napoleon im Jahr 1809 erschossen haben soll. Ein Pfarrer, dem der Bauer die Tat später gestand, soll die Seelen der Soldaten auf den Wilden See verbannt haben – wo sie angeblich bis heute heulen und grollen. Eine weitere, wenn auch wohl scherzhaft gemeinte Erzählung berichtet davon, dass jemand angeblich ein Fahrrad in den Wilden See geworfen haben soll und dieses im Radlsee oberhalb von Feldthurns wieder aufgetaucht sei, was von einer unterirdischen Verbindung zwischen den beiden Seen zeuge. Von dieser Begebenheit soll der Radlsee zu seinem Namen gekommen sein.
„Meronsna“ Sagenwege Rund 5 Kilometer Luftlinie weiter östlich liegen die drei Seefeldseen hinter Meransen. Während der große, untere Seefeldsee von steilen Bergflanken umgeben ist, säumt eher flaches Grasgelände die beiden oberen, kleineren Seen. Auch um die Seefeldseen ranken sich viae 2017 | 43
diverse Mythen und Sagen. Der Brixner Volkskundler Hans Fink (1912-2003) berichtet in seinem Buch „Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke“ über einen Dammbruch am Großen Seefeldsee, der angeblich in längst vergangenen Zeiten stattgefunden haben soll. Die Wasserund Schuttmassen überfluteten Meransen. Die Dorfbevölkerung beschwerte sich daraufhin bei den Bewohnern von Pfunders, denen die Almen gehörten: Wenn man in Meransen schon die vom See verursachten Schäden zu tragen habe, so wolle man auch den Nutzen haben, also Besitzer der Almen werden. Die Pfunderer sollten ihre Almen unter der Bedingung behalten dürfen, dass sie den Seeabfluss und damit eventuelle Muren über Pfunders ableiten. Das war natürlich unmöglich, und so ging das Seefeldgebiet in Meransner Besitz über. Diese und weitere Sagen, die nicht nur an den Seefeldseen, sondern im gesamten Meransner Gebiet spielen, hat die Autorin Carmen Schmid in dem Buch „Meronsna Sagenwege & Alltagsgeschichten zum Schmunzeln“ zusammengetragen. Zu den kindgerecht aufbereiteten Geschichten stehen im gesamten Ortsgebiet Schautafeln an den Originalschauplätzen, die in vier Wanderrouten zusammengefasst sind. Die Routen können alleine oder mit Führung begangen werden; Informationen dazu erteilt der Tourismusverein.
Eisige Jagdgründe
Wilder See
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Wir machen einen weiteren Sprung auf der Landkarte – 8,5 Kilometer Luftlinie Richtung Nordosten – und landen am Ufer des Eisbruggsees unterhalb der Edelrauthütte. Der eiszeitlich geprägte und naturbelassene Gletschersee liegt auf rund 2.350 Metern Meereshöhe. Archäologische Funde in der Gegend belegen die Besiedlung des Pfunderer Tales bereits zu vorgeschichtlicher Zeit. In der Nähe der Eisbrugglöcher fand man ein Bronzeschwert sowie eine Pfeilspitze aus der Bronzezeit – ein Beleg dafür, dass im Gebiet um den Eisbruggsee bereits zu jener Zeit gejagt worden sein muss. Auch heute sind die Pfunderer Berge noch beliebte Jagdgründe, für Waidmänner einerseits, aber auch für
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Grindlbergsee
WANDERROUTEN Wanderer und Naturliebhaber, die mit Fotokameras bewaffnet auf Motivjagd gehen und beispielsweise in den üppigen Blumenwiesen mit ihren von Mai bis Juli prachtvoll blühenden Feuerlilien fündig werden. Wer in Besitz einer Angel und einer entsprechenden Tageskarte ist, kann hier auch auf Fischjagd gehen. Wie in vielen Südtiroler Bergseen, wird der Fischbestand von Menschenhand jährlich aufgestockt, da sich die Tiere in dem kalten Wasser nur spärlich vermehren. Zur Herkunft der Bezeichnung „Eisbrugge“ – also Eisbrücke – gibt es verschiedene Interpretationen. Ein oft bis in die Sommermonate hinein erhaltener Lawinenkegel an der engsten Stelle im vorderen Talbereich ist eine plausible Variante: Bei der Überquerung des Tales ging man über den Lawinenkegel, eine natürliche Brücke aus Schnee und Eis. Eine andere Erklärung könnte die Tatsache sein, dass in der Mundart das Wort „Brugge“ Synonym für Alm verwendet wurde und der Name Eisbrugge somit für Eis-Alm steht.
Seen zuhauf Neben den beschriebenen größeren Seen der Ski- und Almenregion Gitschberg Jochtal gibt es noch eine Reihe weiterer, nicht weniger attraktiver Seen, beispielsweise den Grindlbergsee auf 2.485 Metern unterhalb des Roten Beils in den Pfunderer Bergen. Im Sommer wuchert das weiße Wollgras am seichten Ufer des Sees und sorgt für eine einmalige Atmosphäre in dem flachen Karbecken. Nur einen Höhenrücken entfernt liegt der kleinere Weitenbergsee etwa auf derselben Meereshöhe südlich der Felbespitze. In den weiten Böden südlich der Labiseben-Alm liegt der seichte Marblsee – mit einer Ausdehnung von 50 mal 20 Metern ebenfalls einer der kleineren Seen in der Ski- und Almenregion Gitschberg Jochtal.
Wilder See Vom Almparkplatz in Vals entweder zu Fuß oder per Shuttle zur Fane Alm. Von dort auf dem Weg Nr. 17 durch die imposante Felsschlucht Schramme bis zur Weggabelung, auf der man sich links (ab hier Weg Nr. 18) Richtung Labiseben-Alm hält. Der Steig Nr. 18 führt mit einigen ausgesetzten, seilgesicherten Stellen direkt zum See. Für den Aufstieg ab der Fane Alm sind rund 2,5 Stunden zu kalkulieren, weitere 2 Stunden für den Abstieg. Seefeldseen Vom Parkplatz hinter den Walderhöfen in Meransen der Markierung 14/15 folgend auf dem breiten Forstweg zum Almgasthaus Großberg im Altfasstal und weiter zu den hinteren Almen (Pranter-Stadel-Hütte und Wieserhütte). Auf dem Steig 14/15 geht’s nun ziemlich steil hinauf zum großen Seefeldsee und zur Seefeldalm, auf dem Steig Nr. 6 dem Bach entlang zum mittleren und kleinen See (2.500 m). Abstieg auf demselben Weg. Gesamte Gehzeit: 5 bis 6 Stunden Eisbruggsee Vom Weiler Dun aus (letzte Parkmöglichkeit) geht es die asphaltierte Straße der Markierung 13 folgend bergan. Nach einer Kehre am Luzerhof beginnt ein Forstweg, der an der Bodenalm vorbei zur Egger Bödenalm führt. Von dort geht es steil hinauf zur Eisbrugge. Die nächste Etappe führt in einstündiger Wanderung ins weite Eisbruggtal zur Eisbrugg-Alm und etwas oberhalb zum Eisbruggsee. In einer weiteren halben Stunde bietet sich die Edelrauthütte als Einkehrstation. Abstieg über denselben Weg. Eine weitere Route führt vom Parkplatz an der Eggerseite in Pfunders über die Forststraße bis zur Eisbruggalm und von dort wie beschrieben auf den Eisbruggsee. viae 2017 | 45
Text: Veronika Kerschbaumer Fotos: Hannes Niederkofler
Auf einen Sprung in die Vergangenheit Mit ihren 1.116 Jahren zählt Brixen zu den ältesten Städten Tirols. Brixen war Bischofssitz und glänzte mit Macht und Reichtum, aber auch der Hexenwahn, der in dieser Gegend grassierte, darf nicht unerwähnt bleiben – denn dort, wo das Licht am hellsten strahlt, sind die Schatten am dunkelsten.
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KULTUR Geschichte kann trocken sein, sich endlos in die Länge ziehen und zum Gähnen verleiten. In Geschichten verpackt und mit Emotionen zu einem Paket verschnürt, bekommen historische Fakten und Jahreszahlen hingegen die nötige Würze. Sich in die wechselvolle Geschichte von Brixen stürzen kann man neuerdings bei zwei theatralische Erlebnisführungen: Die Führung „Auf den Spuren des Elefanten“ widmet sich den Meilensteinen der Brixner Stadtgeschichte; den roten Faden ziehen hierbei unterschiedliche Elefantenfiguren, die direkt oder indirekt die Stadt geprägt haben. Die Führung „Hexen, Henker und Halunken“ beleuchtet hingegen die Schattenseiten der Stadtgeschichte und erzählt von Mördern, Hexen und zwielichtigen Gestalten, die in der Gegend ihr Unwesen getrieben haben. Das Besondere an dem Konzept: Als Zeitzeugen verkleidete Schauspieler lassen die Menschen von damals zu Wort kommen und zeigen, wie sie die Vergangenheit erlebt haben.
Elefanten in der Stadt Einst war der Weg durch das Sonnentor die einzige Möglichkeit, von Westen her in das von einer Mauer umwehrte Brixner Stadtzentrum zu gelangen. Mit diesem Torbogen vor Augen beginnt auch die Zeitreise zur Geburtsstunde von Brixen, auf die wir uns bei der theatralischen Er lebnisführung „Auf den Spuren des Elefanten“ begeben. Die Geschichte von Brixen beginnt eigentlich am Säbener Berg: Der heilige Kassian soll der Legende nach 350 nach Christus den steilen Felsen, der sich oberhalb von Klausen auftürmt,
als Bischofssitz auserkoren haben. Doch wenn man den Säbener Berg und das Kloster, das sich an den Felsen klammert, sieht, fragt man sich zurecht, warum das Bistum ausgerechnet dort stationiert wurde. Ganz einfach: Um der Völkerwanderung, bei der Westgoten, Ostgoten und Langobarden plündernd von Norden nach Italien zogen, auszuweichen. Diese schwer zugängliche Bischofsburg auf dem Säbener Berg bot den Geistlichen lange Zeit ein Zuhause. Im frühen 10. Jahrhundert ließ sich König Ludwig jedoch von den Bitten des Bischofs Zacharias erweichen, und er schenkte der Kirche von Säben den im heutigen Brixner Talkessel gelegenen Hof „Prihsna“ mitsamt seinen Länder eien, Gebäuden und den damaligen Bewohnern. Die auf den 13. September 901 datierte Schenkungsurkunde legte somit den Grundstein für die Entstehung von Brixen und den Umzug der Bischöfe vom schroffen Felsen in den weiten Talkessel. Ein regelrechter Bauboom setzte in der Folge ein, denn bereits 990 wurde der Bischofssitz nach Brixen verlegt. Dieser Umzug brachte das Rad ins Rollen, und Brixen wuchs unaufhaltsam. 1179 erteilte Kaiser Friedrich Barbarossa dem Bischof von Brixen, Heinrich III., das Marktrecht – und das Recht, Münzen zu prägen. In dieses ferne Jahr 1179 entführt auch die theatralische Erlebnisführung „Auf den Spuren des Elefanten“ ihre Teilnehmer. Obwohl die Ausführungen der Erlebnisführerin zur Brixner Geschichte spannend sind, zieht das Sonnentor alle Blicke auf sich: Dort stakst tatsächlich ein Mann im Kettenhemd und mit einer viae 2017 | 47
Pike bewaffnet auf und ab. „He, ihr da!“, eifrig stürzt er auf uns zu. „Ich schau euch schon eine Weile auf die Finger. Nichts für ungut, aber Bauern seid ihr keine, und nach Kaufleuten seht ihr auch nicht aus. Also was führt ihr im Schilde?“, fragt er in die Runde. Der Mann im Kettenhemd ist als Stadtwache und stolzer Knecht des fürstlichen Bischofs Heinrich III. Teil der Erlebnisführung. „Für unseren Heinrich würde ich mich wie Eleasar vor den Elefanten werfen, wenn es sein müsste“, erklärt er stolz, doch Zweifel nagen bald an ihm: „Ich frage mich, wie groß so ein Elefant wohl sein mag ... ob er durch unser Tor passt?!“ Im fernen 12. Jahrhundert war ein Elefant in Europa eine exotische Seltenheit, und die Stadtwache kann auch nicht ahnen, dass 400 Jahre später tatsächlich ein Elefant mit Namen Soliman in Brixen Halt machen soll. Der Erlebnisführerin auf den Fersen geht es weiter durch die wechselvolle Geschichte von Brixen: Vorbei an den Konflikten, mit denen die Fürstbischöfe als kirchliche und weltliche Oberhäupter zu hadern hatten – laut Kirchenrecht war es ihnen nämlich verboten, die Todesstrafe zu vollziehen, als weltliches Oberhaupt mussten sie sich jedoch auch im übertragenden Sinne die Hände schmutzig machen –, vorbei an den Vögten, die nach immer mehr Macht lechzten, bis hin zum Bauernaufstand, den Michael Gaismair 1525 anführte. Was weiter geschah? „Die ganze Nacht haben 48 | viae 2017
die Glocken geläutet, wohl, um mehr Bauern zusammenzurufen“, gibt Maria, die Magd des Bischofes, ängstlich zu bedenken. Aus Angst vor den näherrückenden Bauern rafft sie ihr Kleid und hastet eilig in Richtung Domplatz davon. Und die Bauern kamen tatsächlich. Die Dellen, die das eisenbeschlagene Tor der Brixner Hofburg zeichnen, stammen höchstwahrscheinlich vom Bauernaufstand und dem Sturm auf die Hofburg. Ob der illustre Zug, der 1551 in Brixen Einzug hielt, ebenfalls an diesem Tor vorbeikam? Wohl kaum, denn die Stadttore waren zu klein für das extravagante Hochzeitsgeschenk, das der König von Portugal Maximilian II., dem späteren Kaiser von Österreich, anlässlich dessen Vermählung mit Maria von Spanien bescherte. Der Elefant Soliman, der zu diesem Zweck begleitet von einem herrschaftlichen Tross von Spanien nach Wien zog, machte zwei Wochen in Brixen Halt – und zog alle Blicke auf sich. Mehr über die Reise dieses Elefanten und weitere Dickhäuter, die Brixen in seiner langen Geschichte geprägt haben, in der Erlebnisführung „Auf den Spuren des Elefanten“.
Hexen, Mord und Scheiterhaufen Die Brixner Lauben, unter denen im 16. und 17. Jahrhundert bei Tage gefeilscht und gehandelt wurde, zogen in den Nachtstunden Hochstapler und Betrüger an – und um diese geht es in der Erlebnisführung „Hexen,
Intrigen, Zwist und Verleumdungen: Bei zwei Erlebnisführungen geben Schauspieler als Zeitzeugen einen Einblick in die wechselvolle Geschichte von Brixen.
Henker und Halunken“. So einer war auch Matthias Perger, geboren als Bauernsohn in Tschötsch bei Brixen, und im Volksmund „Lauterfresser“ genannt. Er galt als berüchtigter Hexenmeister und war seinen Zeitgenossen unheimlich; deshalb wurde er 1645 am Scheiterhaufen zu Pulver und Staub verbrannt. Den Flammen entrinnen konnten damals nur wenige – vor allem Frauen wurden oft als Hexen denunziert. Und dafür reichte auch schlichtweg die Vermutung, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein oder einen Schadenszauber ausgesprochen zu haben. Eine der berüchtigsten Hexen des 16. Jahrhunderts war Barbara Pachler, „Pachler Zottl“ genannt. In den 1530er Jahren soll sie angeblich eine ganze Hexen- und Hexergesell-
schaft um sich geschart haben, um vom Teufel höchstpersönlich die Zauberei zu erlernen. Die Frau, die in Villanders oberhalb von Klausen geboren wurde, fand ihren Tod ebenfalls in den Flammen. Die öffentliche Hinrichtung von Delinquenten sollte einen erzieherischen Charakter haben und abschreckend auf die Bevölkerung wirken. Die letzte Hinrichtung dieser Art wurde in Brixen 1826 vollzogen: Simon Gschnell, mit 23 Jahren wegen Mordes zum Tod durch den Strang verurteilt. Auf dem „Armesünderblatt“, das bei der Hinrichtung feilgeboten wurde, stand folgende schulmeisterliche Belehrung: „D’rum liebe Kinder seh’t das ihr euch nie verirrt. Ein Beyspiel hier vor euch, wie weit das Laster fuehrt.“
THEATRALISCHE ERLEBNISFÜHRUNGEN Auf den Spuren des Elefanten Ganzjährig, samstags, 10 Uhr Hexen, Henker und Halunken 01.04. bis 31.10.: dienstags, 21 Uhr 01.11. bis 31.03.: dienstags, 20 Uhr Frei ab 14 Jahren; es dürfen keine Hunde mitgeführt werden Beide Führungen dauern 90 Minuten, Ausgangspunkt ist das Tourismusbüro Brixen in der Regensburger Allee Infos beim Tourismusbüro Brixen, Tel. +39 0472 836401, www.brixen.org/rendezvous viae 2017 | 49
Text: Anita Rossi Fotos: Oskar Zingerle, Hannes Niederkofler
Vom Berg ins Glas Wie preisgekrönte Weißweine entstehen – und was das mit dem Ultramikroklima im Eisacktal zu tun hat. Eine neue Winzerkultur im Vormarsch.
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GENUSS Elegant-fruchtig tänzelt er daher, der Sylvaner, strukturiert-rassig sein Antagonist, der Grüne Veltliner. Und der Müller-Thurgau aus den nördlichen Berglagen des Eisacktals dreht als fruchtiger unkomplizierter Sommerwein schwungvoll seine Pirouetten auf der internationalen Wein-Bühne. Eigentlich ist die Reblaus mit schuld am Erfolg. Als um 1900 Weinstöcke in Europa aufgrund einer Schädlingsepidemie großflächig zugrunde gingen, wurde der Rebbestand im Eisacktal fast zur Gänze ausgetauscht. Glück im Unglück, denn die heimischen Weinsorten, vorwiegend rote Sorten, hatten den Ruf, „sauer“ zu sein und den Chorherren im Neustifter Augustinerkloster Magenschmerzen zu verursachen, schmunzelt deren heutiger Stiftsverwalter Urban von Klebelsberg. Resistente amerikanische Wurzelstöcke kamen in die leicht erwärmbaren Moränenböden. Diese Neuankömmlinge wurden mit heimischen Weißweinsorten aus dem Würzburger und dem Trentiner
Raum veredelt – Gebiete, in denen die Weißweinkultur bereits eine lange Tradition hatte. Erst so zogen die Weißen ins Eisacktal; zuerst das heutige Aushängeschild Sylvaner und später die weiteren sechs typischen „Eisacktaler“: Gewürztraminer, Kerner, Müller-Thurgau, Grauburgunder, Riesling und der Grüne Veltliner.
Fruchtbetont und säurerassig Diese fruchtbetonten, säurerassigen, mineralischen Weine aus dem Eisacktal zeichnen sich durch eine besondere Aromareife und Lang lebigkeit aus, dem besonderen Klima und der Geologie des Tales sei Dank. Der starke Charakter ergibt sich, indem die Trauben viel länger an der Rebe reifen dürfen als in niedrigeren und südlicheren Lagen und weil sie auch starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Doch der Quantensprung wurde erst in den letzten 20 Jahren vollzogen, als junge Hofübernehmer begannen, auf alte Weintradition zu bauen.
Die jugendliche, teils rebellische Neugier trug Früchte: Drastisch senkten die jungen Winzer ihre Erträge, um mehr Sonne in die Anlagen dringen zu lassen. Dann differenzierten sie den Sortenanbau je nach Lage und Mikroklima. Und sie haben Recht behalten, denn heute heimsen sie eine Auszeichnung nach der anderen ein. Gourmetführer kommen ohne Nennung der Eisacktaler Weine gar nicht mehr aus – und das vom nördlichsten Weinanbaugebiet Italiens, das von Schabs bis zum Ritten reicht. Um dieses Eisacktaler Erfolgsrezept zu verstehen, muss man das Tal und seine Bewohner besser kennen. Die Gegend profitiert vom mediterranen Süden und weist gleichzeitig als nördlichstes Anbaugebiet Italiens ein kühleres Sommerfrischklima in Lagen zwischen 450 und 900 Metern auf. Die Weinbauern beweisen eine exzellente Beobachtungsgabe in der Handhabe von Sortenvielfalt. Je genauer sie ihre teils sehr steilen Weinberge studieren, je intensiver sie mit der Natur leben, desto mehr
glückt ihnen der Anbau in den sehr unterschiedlichen Lagen.
Der Weißwein als Genussbotschafter
Neben den mittlerweile 20 privaten Weinproduzenten ziehen auch die zwei großen Kellereien im Eisacktal an einem Strang, wenn es darum geht, „den Berg ins Glas zu füllen“. Die im Jahr 1142 gegründete Stiftskellerei Neustift bei Vahrn als eine der ältesten Kellereien der Welt und die Eisacktaler Kellerei bei Klausen sind durch viele Spitzenweine bereits erfolgsverwöhnt, aber Gambero Rosso, Slow Wine & Co. gehen auch bei den Kellermeistern der jungen Generation ein und aus. Vor zwei Jahren haben sich diese mit den Traditionskellereien, der Gastronomie und Touristikern im Tal zur Genossenschaft „eisacktalWein“ vereint, um noch enger zusammenzuarbeiten und dem Eisacktaler Wein jene Bühne zu liefern, die ihm international gebührt.
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Text: Ernst Delmonego Fotos: thinkstockphotos.com, Buch „Die Ragginer - 200 Jahre Volksmedizin in Südtirol“ R. Asche, E.-D. Schulze
Die Bauerndoktoren von Kleinkaneid
200 Jahre lang prägte die Familie Ragginer in Lüsen die Tiroler Volksmedizin: Die natürlichen Kur- und Heilpraktiken der Bauerndoktoren erfolgten vor allem über genaue Kenntnisse der Wirkungen von Pflanzen auf den menschlichen und tierischen Organismus. Wir begeben uns auf die Spuren der Lüsner Bauerndoktoren Ragginer.
Die erst 1975 verstorbene Maria Ragginer, „Klongineider Gitsche“ genannt, wurde in Lüsen wegen ihrer Kleidung und einer besonderen Attitüde von der Bevölkerung hinter vorgehaltener Hand oft noch als „Hexe“ bezeichnet: Sie verließ fast ausschließlich abends in der Dämmerung ihre Behausung und trug normalerweise einen langen, bis zum Boden reichenden schwarzen Rock. Maria Ragginer war die Tochter von 52 | viae 2017
Sebastian Ragginer – dem letzten „Bauerndoktor“ der Familie, die 200 Jahre lang die Tiroler Volksmedizin geprägt hatte. Auch wenn sie selbst die Familientradition nicht fortführte: Die medizinischen Geräte und Bücher ihrer Vorfahren hat sie auf dem Familienhof Kleinkaneid jahrzehntelang aufbewahrt – eine Sammlung von unschätzbarem Wert, die noch erhalten ist.
AKTIV
1781: Joseph Ragginer zieht nach Kleinkaneid Die Geschichte der Bauerndoktorenfamilie Ragginer geht auf das 18. Jahrhundert zurück: Durch Heirat kam der fast mittellose Tagelöhner Joseph Ragginer 1781 von Sarns bei Brixen auf den Kleinkaneider Hof nach Lüsen. 1784 kam dessen Sohn Joseph Junior zur Welt, der später als erster der Ragginer „medizinisch“ tätig war. Wodurch er motiviert worden war, das Heilen von Krankheiten zu erlernen, ist nicht überliefert; klar hingegen ist, wo Joseph Junior sich die ersten medizinischen Kenntnisse über Tier und Mensch geholt hatte: Der Pfarrherr Anton Kuen, der nebenbei bereits als Bauerndoktor tätig war, vermittelte ihm das entsprechende Grundwissen. Das vielseitige Wirken dieses Pfarrers ist übrigens auf dem Wandbild der Schule im Dorf in Lüsen sehr anschaulich dargestellt. Der „große Doktor“ der Familie Ragginer war aber der jüngere Bruder von Joseph Junior, Johann, der 1821 den Hof übernahm. Er empfing die Kranken in der Stube und stellte die Medizin in der Küche her. Viele einheimische Kräuter sammelte er vermutlich auf seinen ausgedehnten Krankenbesuchen. Daneben deckte er sich auch bei den damals üblichen Wanderhändlern mit „Rohstoffen“
ein, wie zum Beispiel Olivenöl, das er neben Fett und Wachs zur Herstellung von Salben benutzte. Manchen Kräutern, wie dem Kampfer und Tausendgüldenkraut, wurde auch magische Wirkung zugeschrieben. Hatte Johann Ragginer noch Menschen und Tiere vornehmlich in Lüsen behandelt, so dehnte sein im Jahr 1830 geborener geschäftstüchtiger Sohn Sebastian seine Tätigkeit als Arzt und Wunderheiler über die Grenzen seiner Heimatgemeinde aus, indem er vor allem auf Märkten seine „Patienten“ betreute. Im ehemaligen Gasthof Stremitzer in Brixen, dem heutigen Hotel „Grüner Baum“, hielt er an Markttagen „Sprechstunden“ ab. Sebastian war in der Volksmeinung so etwas wie ein „Hexenmeister“, um den sich auch einige Sagen rankten. Er hatte auf seinem Hof einen eigenen Kräutergarten angelegt, wenngleich auch er selbst noch auf seinen Wanderungen Kräuter sammelte. Zudem ließ er im Futterhaus vier holzgetäfelte Stübchen mit hölzernen Badewannen für einen Kurbetrieb einrichten. Mit dem Tod Sebastians im Jahre 1899 endete die Arzttradition der Familie Ragginer zu Kleinkaneid, denn seine Tochter Maria Ragginer war erst 13 Jahre alt, als ihr Vater starb, weshalb sie das medizinische
Oben links: Das Ehepaar Johann Ragginer, Museum Dietenheim rechts: Sebastian Ragginer, Museum Dietenheim
Wissen ihrer Familie nie vermittelt bekommen hatte. Die Gerätschaften und Heilmittel auf Kleinkaneid hütete die misstrauische Einsiedlerin aber bis zu ihrem Tod. Während die Häuser nach dem Ableben von Maria Ragginer im Jahr 1975 zunächst dem Verfall preisgegeben waren und schließlich 1990 abgebrochen wurden, konnten Bücher, Rezepte, Arztgeräte und Teile der Hausapotheke gerettet werden und sind heute im Volkskundemuseum Dietenheim ausgestellt.
Hausmittel aus der Natur Ein Vademecum aus dem Nachlass der Ragginer enthält zahlreiche Rezepte mit allerlei Hausmitteln. Genutzt wurden pflanzliche, tierische, mineralische und chemische Heilmittel. Als tierische Heilmittel wurden vor allem Ameisen, Bienen, Frösche, Glühwürmchen, Kröten, Regenwürmer und Schnecken zu Asche verarbeitet. Als Heilmittel aus dem Haushalt wurden unter anderem Butter, Branntwein, Essig
und Wachs empfohlen, die teilweise auch zur Herstellung von Salben verwendet wurden. Den Hof Kaneid gibt es, wie erwähnt, heute nicht mehr. Die verschiedenen von den Dorfdoktoren verwendeten Kräuter aber wachsen natürlich weiter, zum Beispiel am aufgelassenen Gargitthof, hoch über Lüsen: Wermut, Wilde Möhre, Quendel, Heilziest, Schafgarbe, Johanniskraut, Kamille, Fünffingerkraut, Brennnessel und Odermennig, um nur einige zu nennen. In den Ruinen blühen noch zahlreiche Holunderbüsche, an den steilen Flanken gibt es unzählige Wacholder, Heckenrosen und Weißdornbüsche. Eine etwa einstündige Wanderung führt vom Hotel Lüsnerhof in der Fraktion Rungg zum 1.518 Meter hoch gelegenen Gargitthof, wo Kräuter gesammelt werden, die anschließend in dem nach den Ragginern benannten Badehaus des Lüsnerhofs zu Salben mit natürlicher Heilwirkung verarbeitet und mit nach Hause genommen werden können.
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Text: Doris Brunner Fotos: Oskar Zingerle, Plose AG
Der Kartograph und „seine“ Plose Kaum einer kennt den Ploseberg so gut wie Hans Kammerer. Für den Kartographen und Autor von zahlreichen Wanderführern bietet sich auf dem Brixner Hausberg der schönste Ausblick auf das Dolomitengebiet – und hier steht auch eine seiner vielen Pionierleistungen. Er wolle ja nicht übertreiben, aber mehrere hundert Male sei er gewiss schon auf der Plose gewesen, erzählt der Brixner Hans Kammerer. Als Kind hat er in Hauspantoffeln heimlich die Wälder durchforstet, die sein Elternhaus an der gegenüberliegenden Talseite umgaben. Oft ist bei seinen Streifzügen sein Blick auf den Gipfel des Brixner Hausberges geschweift, der ihm damals aber
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noch unerreichbar schien. „Nun hingegen ist es leicht, auf die Plose zu gelangen – mit der Umlaufbahn von St. Andrä nach Kreuztal.“ Rund 60 Jahre nach seinen Expeditionen als Kind gibt es wohl keinen Winkel auf der Plose, den Hans Kammerer nicht kennen dürfte. „Heute präsentiert sich der Ploseberg sehr gepflegt in seinem Erscheinungsbild – das war nicht
immer so“, erinnert er sich. Wo derzeit im Sommer das Gras wachse, sei der Berg einst von Steinfeldern durchzogen gewesen. Doch man hat die Plose über Jahrzehnte hinweg sanft bereinigt und begrünt, „auch meine Söhne haben im Sommer die Steine von den Hängen weggeschleppt.“ Ein akkurat gepflegtes Wegenetz führt nun die Wanderer auf gemütlichen Steigen hinauf
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PLOSE LOOP – RAD ÜBER KOPF Über Stock und Stein zu fahren ist mit dem Mountainbike nichts Neues, kopfüber durch einen Looping zu radeln dagegen ein durchaus seltenes Vergnügen. Direkt an der Bergstation der Plose-Kabinenbahn steht ein Plose-Schriftzug aus großen Holz lettern. Im überdimensionalen „O“ wurde ein Fahrrad-Looping eingebaut, durch den man mit einem an Metallstreben befestigten Mountainbike fahren kann. Kein ganz einfaches, dafür aber ein aufregendes Unterfangen. Nach ein paar Anläufen gelingt es jedenfalls den meisten. Das Fahrrad ist mit entsprechenden Sicherheitsgurten versehen. Für Inhaber eines gültigen Kabinenbahn-Tickets ist der Plose Loop kostenlos. Eine Anmeldung beim Infoshop ist erforderlich.
auf die drei Plosegipfel Telegraph, Pfannspitz und Gabler oder hin zu den Almhütten. Einige dieser Wege hat Hans Kammerer selbst angelegt und über Jahre hinweg als ehrenamtlicher Markierungswart in Schuss gehalten. Im Sommer hat sich die Plose daher als beliebtes Wanderziel etabliert. Doch die Weitläufigkeit des Gebietes und die hohe Anzahl an Wanderwegen sorgen dafür, dass sich die Menschen auf dem Berg in alle Richtungen verteilen und die Plose daher nicht überlaufen 56 | viae 2017
ist: „Bereits wenige Meter von der Bergstation Kreuztal entfernt findet man sich in einer stillen Ecke wieder.“
Der Große Gabler Er selbst wandert besonders gern hin zum Großen Gabler, ein wenig begangener Gipfel des Plose-Massivs. Der Telegraph, mit 2.486 Metern der höchste Punkt und nahe der Plosehütte gelegen, ist auch so ein ruhiger Platz. Von hier aus eröffnet sich ein 360°-Panoramablick auf die umliegende Bergwelt: „Ein Ausblick,
der zu den schönsten im ganzen Dolomitenraum zählt“, findet Hans Kammerer. Wie die einzelnen Bergspitzen heißen, verrät einem ein runder Panoramatisch – eine Pionierleistung des Brixner Kartographen, eigens entwickelt für den Ploseberg. Jeden der hundert von hier sichtbaren Berggipfel und jede einzelne Bergkante hat er dafür millimetergenau ausgemessen. Eigenhändig hat er kleine Abweichungen nachjustiert, bis das Bergpanorama der runden Form des Tisches angepasst war. Was heute mit Computerprogrammen einfach zu bewältigen ist, war früher Feinstarbeit per Hand. Mit einem Visiergerät, das in der Mitte des Tisches angebracht ist, rücken die einzelnen Berggipfel in den Fokus – vom Ortler im Westen bis hin zum Großglockner im Osten.
„Wunderbare Aussichtskanzel“ „Die Plose ist eine wunderbare Aussichtskanzel!“, begeistert sich Hans Kammerer. Von hier aus bietet sich jedem ein spektakulärer Blick auf die bizarren Felsformationen der Dolomiten, UNESCO Weltnaturerbe. „Auf der Plose erscheinen einem
die Dolomiten zum Greifen nah und sind doch weit genug weg, um das Gebirgspanorama gut überblicken zu können.“ Die leicht begehbaren Wege rund um den Ploseberg ermöglichen heute jedem dieses Bergerlebnis, auch Familien mit Kindern. „Und jedes Jahr lässt man sich eine neue Attraktion einfallen, die einem den Berg näher bringt.“ Der WoodyWalk von der Bergstation hin zur Rossalm beispielsweise, ein Familienweg mit vielen Erlebnisstationen aus Holz. Oder der Plose-Loop an der Bergstation der Kabinenbahn, wo man mit dem Bike auf 2.000 Metern wohl den höchsten Überschlag der Welt drehen kann.
Lust auf Berg Die Lust auf die Berge zu wecken – das war stets ein Ziel von Hans Kammerer: Mit seinen Wander- und Tourenführern ermöglicht er es vielen Menschen, sich selbständig auf den Weg zu machen und sich in die Landschaft einzufühlen. Im Eisacktal hat er unzählige Wege ausgeforscht, neu angelegt und markiert. Renommierte Kartenverlage ließen sich von ihm das Wegenetz des Eisacktals kartographieren. Und seine handgemalten Panoramabilder führen die
WOODYWALK – DER UNTERHALTSAME FAMILIENWEG
Das 360°-Panorama, das sich vom Telegraph, dem höchsten Punkt des Ploseberges aus bietet, macht erst der Panorama tisch zur Besonderheit; jeder Berg lässt sich damit genau bestimmen.
Spannend, lehrreich und mit unzähligen Spielmöglichkeiten am Weg: Der WoodyWalk ist ein unterhaltsamer Rundweg für F amilien auf der Plose, der selbst mit dem Kinderwagen begehbar ist. Vom Waldtelefon bis zum Kletterbaum, von der Kneippanlage bis zur Riesenliege: Zahlreiche Attraktionen aus Holz machen das Wandern hier zum kurzweiligen Vergnügen für Klein wie Groß. Der WoodyWalk führt von der Bergstation der Kabinenbahn zur Rossalm; der großteils ebene Weg ist 5 km lang und gemütlich in 1,5 Stunden zu bewältigen. www.plose.org
Unzählige Wander-, Spazier- und Radwege schlängeln sich auf dem Rücken der Plose durch Wald und Wiesen.
Landschaft bildlich vor Augen. Mit höchster Sorgfalt schreibt er seine Wanderführer, die in bekannten Verlagen erschienen sind. Zu sehr ins Schwärmen gerät er bei seinen Tourenbeschreibungen allerdings nicht, „denn das Erlebnis am Berg möchte ich nicht vorwegnehmen. Das sollen die Leute vor Ort selbst erfahren.“ Sein schönstes Erlebnis auf der Plose hat er
selbst noch lebendig vor sich: Eines Nachts sei er von der Plosehütte heimgegangen, die Aferer und Villnösser Geisler waren in Mondlicht getaucht und sahen ganz anders aus als bei Tag – „ein suggestiver Anblick, der mich sehr beeindruckt hat.“ Die Plose sei eben der beste Aussichtspunkt auf die Dolomiten, bei Tag wie bei Nacht.
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Text: Doris Brunner Fotos: Thomas Grüner, Plose Quelle AG
Der Schatz aus den Bergen
Mit der Plose-Quelle verfügt das Eisacktal über einen ganz besonderen Wasserspender: Auf dem Brixner Hausberg entspringt das leichteste und reinste Hochquellwasser Europas. Doch was sind die besonderen Eigenschaften dieses Mineralwassers, das auf 1.700 Höhenmetern entspringt, und welche Auswirkungen bringen sie mit sich?
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Es war im Jahr 1952, als der Brixner Weinhändler Josef Fellin an einem Kongress teilnahm über die Einflüsse von Mineralwasser auf den menschlichen Organismus. Nach den Vorträgen, die im Rahmen einer Lebensmittelmesse in Parma gehalten wurden, stiegen in ihm Erinnerungen hoch: Das Wasser aus der Quelle am Brixner Hausberg Plose, ganz in der Nähe seiner Jagdhütte, war doch bereits im Jahr 1913 von Wiener Hochschulprofessoren analysiert und als hervorragend eingestuft worden!
Josef Fellin entschied sich daraufhin, dieses Trinkwasser nochmals an der Universität von Padua einer Analyse unterziehen zu lassen, und auch diese Testergebnisse bestätigten die hervorragenden Eigenschaften des Mineralwassers vom Ploseberg. Kurzerhand beschloss der Weinhändler, sich nun auch dem Wasser zu widmen: Er errichtete eine kleine Abfüllanlage neben seinem Ferienhaus, um das Quellwasser in Flaschen zu fassen. Das Unternehmen Plose Quelle AG wurde gegründet,
GENUSS sämtliche Genehmigungen eingeholt, und seit 1957 vertreibt die Familie Fellin das kostbare Wasser aus den Bergen – weltweit.
Die Natürlichkeit des Wassers erhalten Die Plose-Quelle ist eine von fünf Mineralwasserquellen in Südtirol. Es ist eine so genannte artesische Quelle: Das Wasser sprudelt aus eigener Kraft hervor und muss nicht mechanisch an die Oberfläche befördert werden. Ganz ohne Pump-
vorrichtung wird das Wasser heute in Leitungen den Berg hinunter nach Brixen gelenkt, wo sich das moderne Produktionswerk der Plose Quelle AG befindet: „Das natürliche Mineralwasser ist ein reines Naturprodukt und sollte möglichst wenig beeinflusst werden“, erläutert Geschäftsführer Andreas Fellin, „ich bin sogar soweit gegangen, unsere Abfüllanlage so umbauen zu lassen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum vor dem Befüllen der Flaschen auf das Etikett gedruckt werden kann: viae 2017 | 59
DAS MACHT DAS PLOSE MINERAL- WASSER SO EINZIGARTIG: ph-Wert 6,6
Trockenrückstand 22 mg/l Quelleigener Sauerstoff 10,2 mg/l Natriumgehalt 1,2 mg/l
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Der Laserstrahl kommt daher mit dem Wasser nicht in Berührung, und es bleibt somit so natürlich wie möglich.“ Selbstverständlich kommt das kostbare Mineralwasser auch nicht in Plastikflaschen, sondern wird ohne jegliche Aufbereitung ausschließlich in Glasflaschen abgefüllt – nicht nur, weil diese umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich sind, sondern auch, weil sich das Wasser darin geschmacksneutral und aromadicht aufbewahren lässt: Der naturbelassene Geschmack und die natürlichen Eigenheiten des Mineralwassers bleiben somit zur Gänze erhalten.
Weniger ist mehr Doch was verleiht dem Mineralwasser von der Plose eigentlich diese besonderen Eigenschaften, die es zum leichtesten und reinsten Hochquellwasser Europas kürt? Zum einen sind es die geologischen Eigenschaften des Bodens und des Gesteins, aus dem es entspringt: Der Ploseberg besteht in erster Linie aus Quarzgestein, einem der härtesten Gesteine der Welt. Und umso härter der Fels ist, den das Wasser im Untergrund durchfließt, umso weicher und reiner springt es daraus hervor: „Der Trockenrückstand gibt die Reinheit des Mineralwassers an: Er beschreibt die Menge an anorganischen Mineralien, die übrig bleiben, wenn man einen Liter Wasser bei 180 Grad Celsius verdampfen lässt“, erläutert Andeas Fellin. Das Plose
EISACKTALER WEIN UND WASSER – DIE IDEALE KOMBINATION Stilles Wasser oder eines mit viel Kohlensäure? Neben dem Mineraliengehalt entscheidet auch der Anteil an Kohlen säure darüber, welches Wasser zu welchem Wein passt. Zu säurereichen Weißweinen wie dem Eisacktaler Sylvaner oder zu tanninhaltigen Rotweinen passt ein stilles Mineralwasser. Kohlensäure vermittelt nämlich den Eindruck, als wären mehr Tannine (Gerbstoffe) im Wein enthalten als dies tatsächlich der Fall ist – damit wird das Geschmacksprofil des Weins verfälscht. Zu säurearmen Weißweinen wie Chardonnay oder Weißburgunder sowie zum Trinken zwischen der Menüfolge eignen sich kohlensäurereiche Wasser: Durch die Kohlensäure werden die Geschmacksnerven gespült und aufgeweckt; zudem wirkt es beim Genuss scharfer Speisen neutralisierend. Zu einem Schaumwein, der an sich schon sehr säurehaltig ist, passt hingegen ein Mineralwasser mit geringem oder keinem Anteil an Kohlensäure.
Mineralwasser weist einen extrem niedrigen Trockenrückstand von nur 22 Milligramm pro Liter auf – und ist daher besonders rein, sprich weitgehend frei von mineralischen Rückständen. Und dies schmeckt man: Der Anteil an Mineralien, die so genannte Mineralisation, prägt den Geschmack eines Wassers. So hinterlässt ein hoher Gehalt an Eisen im Wasser beispielsweise einen leicht metallischen Geschmack im Gaumen. Je höher der Anteil an Natrium ist, desto salziger schmeckt es. Und sulfatreiches Wasser ist leicht bitter. Das Plose Mineralwasser enthält wenig bis gar keine von diesen Mineralien – und wird daher als leicht und rein bezeichnet.
Idealer pH-Wert und reich an Sauerstoff Zudem punktet das Plose-Mineralwasser mit dem idealen pH-Wert von 6,6 – es ist also weder „sauer“ (ph-Wert unter 6) noch „basisch“ (ph-Wert über 7,0), sondern neutral und damit gut verträglich. So stört es nicht das Säure-Basen-Gleichgewicht in unserem Körper, das für das reibungslose Funktionieren unserer Stoffwechselvorgänge wichtig ist. Zuträglich für das körperliche Wohlbefinden ist auch der hohe Gehalt an quelleigenem Sauerstoff im Plose-Wasser: „Dieser natürliche Sauerstoff regt die Nährstoffverbrennung im Körper an und fördert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit“, erzählt Caroline Bienert, Wasser-Sommelière und bekannte Ernährungsberaterin aus München. Zudem belegen Untersuchungen, dass mineralarmes Wasser die Flüssigkeitsausscheidung des menschlichen Organismus erhöht und dabei vermehrt Schadstoffe ausschwemmt. Caroline Bienert ist von der gesundheitsfördernden
Der Brixner Weinhändler Josef Fellin hat die außergewöhnlich hohe Qualität des Plosewassers bereits 1952 erkannt.
Wirkung des Wassers überzeugt: „Das Plose-Mineralwasser ist wegen all dieser Eigenschaften auch mein absoluter Favorit!“ Und auch der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte, mit dem das Unternehmen Plose in regem Austausch steht, empfiehlt das Plose-Mineralwasser zum einen aufgrund seiner Verträglichkeit, zum anderen, weil es mit der Behandlung mit homöopathischen Arzneimitteln harmoniert: Als reines und naturbelassenes Wasser beeinflusst es nicht die Wirkung der Globuli.
Wasser als Weinbegleiter Ein Mineralwasser von besonderer Güte fördert jedoch nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch den kulinarischen Genuss: Das neutral schmeckende Nass beeinflusst nämlich entscheidend unser Geschmacksempfinden, insbesondere dann, wenn es reich an Mineralien ist. Das mineralienarme Plose-Mineralwasser ordnet sich dem Eigengeschmack von Speisen und Wein unter und verfälscht diese nicht. Kein Wunder also, dass man das Mineralwasser aus Brixen auf den Getränkekarten zahlreicher Gourmetrestaurants in aller Welt gelistet findet. In Fachbüchern wird das Plose-Mineralwasser zudem als idealer Weinbegleiter empfohlen: „Generell eignen sich leichte, gering mineralisierte Mineralwässer hervorragend zum Wein, da sie selbst einen neutralen Geschmack aufweisen“, bestätigt Andrea Vestri, Weinsommelier und Geschäftsführer der Sommelierschule European Wine Education. Und hier schließt sich wohl wieder der Kreis zwischen dem Weinhändler und dem Wasserhändler Josef Fellin, der diese Erfolgsgeschichte vor 60 Jahren in Gang gesetzt hat ... viae 2017 | 61
Text: Veronika Kerschbaumer Fotos: Buch „Klausen 1308-2008“ Sepp Krismer - Verlag A. Weger, Helmuth Rier, Stadtmuseum Klausen
Kleines Klausen, große Kunst
Klausen muss Albrecht Dürer bei seiner Italienreise 1496–1497 begeistert haben. Nicht umsonst ließ er im Kupferstich „Nemesis (Das große Glück)“ die griechische Göttin der Vergeltung ober dem Städtchen schweben. Aber auch später zog die Stadt Künstler viele in ihren Bann. 62 | viae 2017
TRADITION
Klausen, die kleine Stadt am Fuße des Säbener Berges, erlebte in ihrer Geschichte drei Blütezeiten: Von 450 bis 1000, als Säben Bischofssitz war, zwischen 1350 und 1550, als das Bergwerk Villanders Reichtum brachte, und von 1875 bis 1915, als die Künstler in Scharen das Städtchen stürmten.
Das Mauerwerk der Bürgerhäuser, die die engen Gassen von Klausen säumen, atmet heute wie damals Geschichte, in die man bei einem Spaziergang allzu leicht eintauchen kann. Doch wie erlebte ein Reisender zum Beispiel um 1900 das Städtchen am Fuße des Säbener Berges? Machen wir uns auf eine Zeitreise in ein Klausen, in dem bekannte und weniger bekannte Künstler aus der ganzen Welt ihre Leinwände an allen Ecken der Stadt aufstellten, um die Facetten des Lebens einzufangen.
Zeitreise ins Jahr 1900 Untergekommen bin ich im Gasthof Lamm. Zwei Erker, mit feuerroten Geranien, schmücken die schiefgebogene Wand des Hauses, das um 1460 erstmals erwähnt wurde. Der Hausherr, ein prächtiger Kerl, dessen freudiges „Gott zum Gruße!“ noch immer in meinen Ohren schallt, erzählte gleich, dass der Kern des Hauses seit den Anfängen des 13. Jahrhunderts an Ort und Stelle steht. Ein Blick in das Gästebuch verrät, welch illustre Herbergsbewohner bereits vor mir hier genächtigt hatten. Unter ihnen die beiden bekannten Künstler Ernst Loesch und Charles Palmier, die 1890, also vor zehn Jahren, den „Walthersaal“ im Hause mit Malereien geschmückt haben. Bereits bei meiner Ankunft fiel mir allerdings die eigenartige Unruhe auf, die sich durch die Stadt zu ziehen schien; zudem tuschelten die Damen unter ihren seidenbespannten Sonnenschirmen. Der Grund für die Unruhe? Mir kam zu Ohr, dass das Geheimnis um die auf Albrecht Dürers Kupferstich „Nemesis – Das große Glück“ abgebildete Gegend gelüftet worden sei. Ein Königsberger Privatdozent hat in dem Stich Klausen und den Säbener Berg erkannt – nur eben spiegelverkehrt dargestellt. Vielleicht entdecke ja gerade ich den Platz, an dem Dürer die Landschaft 1494 mit Künstlerhand verewigt hatte. Von Albrecht Dürer, einem der herausragendsten Künstler der Renaissance, für ein Werk auserwählt zu werden, ist ein Privileg, das sich Klausen und der Säbener Berg redlich verdient haben. Der burgähnliche Bau des Säbener Klosters, der sich an die Spitze des zerklüfteten Dioritfelsens klammert, hat in der Tat eine bemerkenswerte Ausstrahlung. Mittlerweile verbringen hinter den zinnenbewehrten Mauern Benediktinerinnen ihren viae 2017 | 63
STADTMUSEUM KLAUSEN Seit 1992 ist das Stadtmuseum Klausen im ehemaligen Kapuzinerkloster untergebracht. Der einzigartige Loretoschatz nimmt den gesamten ersten Stock des Gebäudes ein. Im unteren Stock des Stadtmuseums sind in einer Dauerausstellung Werke aus der Klausner Künstlerkolonie (1874-1914) zu sehen. In dieser Zeit war Klausen ein beliebter Treffpunkt von mehr als 300 namhaften Malern und Künstlern. Öffnungszeiten: Ende März bis Ende Oktober Di. bis Sa., 9:30-12, 15:30-18 Uhr So., Mo., und an Feiertagen geschlossen Tel.: +39 0472 846148 Unscheinbar wirkt das Äußere des ehemaligen Kapuziner klosters, in dem heute das Stadtmuseum Klausen mitsamt dem glänzenden Loretoschatz untergebracht ist.
einfachen Lebensalltag. Besiedelt wurde der Bergrücken bereits im 4. Jahrtausend vor Christus von neolithischen Ackerbauern. Ab dem Ende des 6. Jahrhunderts und bis zur ersten Jahrtausendwende fungierte Säben als Bischofssitz. Welches Erscheinungsbild der imposante Bau damals hatte, weiß man nicht genau: 1533 brannte die Anlage völlig nieder. Ich frage mich jedoch, was in der engen Talschlucht, als das Leben am Säbener Berg bereits in voller Blüte stand, vor sich ging; wann dieses Gebiet erstmals besiedelt wurde, liegt im Dunkeln. 314 nach Christus war Klausen jedenfalls bereits eine Grenzstation und Zollstätte zwischen dem mediterranen Raum und der westlichen Balkanhalbinsel. 1027 taucht der Name „Clausa sub Sabione“ zum ersten mal auf, 1220 wird die Besiedlung zum Markt und 1308 in einer Urkunde erstmals als Stadt bezeichnet.
Fürstbischöfliches Zollhaus Bei einem Erkundungsgang durch die Stadt habe ich mich von meiner Anreise nach Klausen erholt. In der Nähe des Tinneplatzes stieß ich auf ein reich bemaltes Gebäude, an dessen Fassade auch einige Wappen von Brixner Bischöfen gepinselt sind. Hier, am ehemaligen Zollhaus der Fürstbischöfe, haben sich in früheren Zeiten wohl viele 64 | viae 2017
Säckel geleert, denn der Klausner Zoll galt als sehr erträglich. Man erzählt sich, dass auf bestimmte Waren ein Abschlag von bis zu einem Drittel des Warenwerts zu bezahlen war. Gleich hinter dem Zollgebäude scharten sich unzählige Künstler um den Säbener Aufgang. Mit Pinsel und Farbe, Kohle oder Bleistift bewaffnet, bannten sie die winkelige Steintreppe zum Säbener Berg, auf Papier und Leinwand. Nicht minder pittoresk muss das Schloss Branzoll der Herren Heinrich und Burchard von Säben gewesen sein, das im 13. Jahrhundert am Fuße des Säbener Berges errichtet wurde. 1671 wurde es jedoch ein Raub der Flammen, nur wenige Mauerreste blieben übrig. Erst seit 1885 bemüht man sich dann um den Wiederaufbau des Gebäudes. Nach dem Beobachten der malenden Künstler lockte mich der Glockenklang, der vom Eisack in meine Richtung drang, zur Pfarrkirche zum hl. Andreas. Den Grundstein des sakralen Baus bildet eine 1208 erwähnte romanische Kirche. Zwischen 1482 und 1498 erhielt das Gotteshaus seine heutige Gestalt; seitdem gilt es als eines der schönsten Beispiele der Brixner Gotik. Darüber hinaus ist der Kirchenraum reich ausgestattet mit Kunstwerken aus fünf Jahrhunderten.
Oben: Der Loretoschatz, der aus Gemälden und sakralen Kunstgegenständen besteht, war ein kostbares Geschenk der spanischen Königin Maria Anna an ihren Klausner Beichtvater. Rechts: Die Blicke unzähliger Künstler zog der steil abfallende Säbener Berg mit dem burgähnlichen Klosterbau, der bis etwa 1000 n. Chr. als Bischofssitz fungierte, auf sich.
Einzigartiger Schatz Morgen erwartet mich der in der Loretokapelle verwahrte Schatz des Klausner Kapuzinerklosters. Mir wurde gesagt, es handle sich dabei um eine einzigartige Sammlung von Kunstwerken, darunter religiöse Gegenstände, Bilder und Prunkstücke, die im gesamten Tirol, wenn nicht im ganzen K.u.K-Reich, ihresgleichen sucht. Eigentlich müsste man dieses Kleinod für die Ewigkeit festhalten, doch Maler bin ich keiner, und den Umgang mit diesen neumodischen Photoapparaten beherrsche ich nicht. Hierher kam der Loretoschatz über den gebürtigen Klausner Gabriel Pontifeser, der später in den Kapuzinerorden eintrat. Als persönlicher Beichtvater begleitete er 1690 Maria Anna von Habsburg zu deren angetrauten Gemahl Karl II., König von Spanien. Pontifeser
genoss hohes Ansehen, doch der bescheidene Mann lehnte die hohen Ehrungen, die ihn die königliche Familie angedeihen lassen wollte, ab. Er wünschte sich lediglich den Bau des Kapuzinerklosters in Klausen. Besagtes Kloster wurde errichtet und vom Königspaar am spanischen Hof reich beschenkt. Es soll sogar eine Liste existieren, auf der die Namen der Wohltäter verzeichnet sind, damit der Herrgott im Himmel weiß, bei wem er sich zu bedanken habe. Das ist die Verbindung des königlichen Spanien zum kleinen Klausen. Mit der Vorfreude auf den Loretoschatz lassen wir unseren unbekannten Reisenden wieder alleine, und kehren in die Gegenwart zurück. Was nach dieser Zeitreise bleibt? Inzwischen hat der Gasthof Lamm seine Tore geschlossen, und der
Loretoschatz wird nicht mehr in der Loretokapelle verwahrt, sondern im Stadtmuseum, das sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kapuzinerklosters befindet. Doch ansonsten hat sich in Klausen auf den ersten Blick nicht viel verändert, was den heutigen Besuchern eine persönliche Zeitreise in die Vergangenheit erlaubt. Die vielen Reisenden ziehen heute zwar nicht mehr mit Leinwänden „bewaffnet“ durch die Stadt, dafür verewigen sie die kleinen und großen Besonderheiten mit einem Fingertippen auf den Displays ihrer Smartphones.
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Text: Anita Rossi Fotos: thinkstock.com
Die Erotik der Kastanie Die Hüllen fallen nicht gleich. Denn die Verführung geschieht durch die Nase. Betörende Duftbotschaften erschleichen sich ihren Weg ins Hirn und wirken dort erotisierend. Gilt die Frucht der Edelkastanie heute als Gesundheitselixier, so war einst die Wirkung ihrer Blüten hinter vorgehaltener Hand gefragt.
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GENUSS UNTERWEGS AUF DER KASTANIENGENUSSMEILE Nicht nur das traditionsreiche Törggelen feiert im Eisacktal Hochsaison – auch weitere Veranstaltungen rund um die Kastanie zählen zu den Highlights im Spätherbst, so die „Keschtniglwochen“ von Mitte Oktober bis Anfang November in Feldthurns. 2017 laden Gastbetriebe zum 21. Mal zu Kastanienmenüs, Hofschänken am Kastanienweg zu saisonaler Bauernkost, ein Törggelemarkt zum Staunen und Einkaufen. Der krönende Abschluss ist das große Kastanienfest am 5. November in den Feldthurner Dorfgassen.
Altes Gesund heitswissen neu interpretiert
Diese Nuss, gebraten und gewürzt mit Salz und Pfeffer wurde bereits im Mittelalter als Aphrodisiakum gepriesen. Eingesetzt wurde das stimulierende Nahrungsmittel zur Belebung der Libido und zur Steigerung der Potenz. Soviel verrät uns zumindest die deutsche Enzyklopädie der Volksmedizin um 1840. Viel subtiler wirke aber der betörende Duftzauber von Kastanienblüten, meinte Dr. Albert Hagen um 1901. In diesem Jahr erschien sein Buch „Die sexuelle Osphresiologie: Die Beziehungen des Geruchssinnes und der Gerüche zur menschlichen Geschlechtsthätigkeit“. Darin hält er nach akribischen Nachforschungen interessante Beobachtungen fest. Zum Beispiel, dass Pheromone –
Duftstoffe mit hormonähnlicher Wirkung – die Partnerwahl und das Sexualverhalten beeinflussen. Es wundert nicht, dass der Autor diese für damalige Verhältnisse recht unbefangene Abhandlung sexueller Praktiken unter einem Pseudonym veröffentlichte. Hinter dem Namen verbarg sich der Oldenburger Hautarzt und Spezialist für Sexualleiden, Iwan Bloch. Heute liegt der Schleier des Unzeitgemäßen über ihm, doch Bloch war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Pionier der Sexualforschung. Dass das limbische System empfindlich auf Duftreize reagiert, und zwar ohne Zensur durch das Großhirn, das macht sich die moderne Aromatherapie zugute, nicht nur im sexuellen Bereich.
„Die Kastanie ist ihrer Natur nach sehr warm, hat eine große Kraft in sich und bezeichnet die Weisheit.“ Diese Zeilen hat die Universalgelehrte Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert notiert. Dem Erfahrungsschatz der weisen Nonne nach ist die Frucht der Kastanie ein basisches Heilmittel, das sowohl bei geistig-seelischen als auch bei Herz-Nervenbeschwerden entgiftend eingesetzt werden soll. Aus diesem Wissen um die Anwendungsmöglichkeiten des Multitalents Kastanie schöpft man heute im Eisacktal. Es war in den 1980er Jahren, als ganze Kastanienhaine aufgrund von Krankheitsbefall vom Aussterben bedroht waren. Damals besann man sich hier ihrer Bedeutung und pflegte sie wieder gesund. Um den Erhalt der Kastanienkultur hat sich unter anderem besonders die Familie Tauber im Kastaniendorf Feldthurns bemüht. Die tiefe Verwurzelung des
Ortes und des gesamten Eisack tales mit der Kastanie unterstreicht auch die Tatsache, dass das „braune Gold“ über viele Jahrzehnte hinweg ein wichtiges Grundnahrungsmittel in der Region war und als Brot der Armen galt.
Der Baum der Gesund heit als Wächter des Tals Sein majestätisches Dach aus knorrigen Ästen und grünen Blättern und sein 12-Meter-Umfang machen den Kastanienbaum bei Lusenegg zu einem europaweit seltenen Prachtexemplar. Ein Spaziergang von Klausen zum mittelalterlichen Ansitz bei Lajen lohnt sich allein wegen des Talblicks, den man hier im Schatten des uralten Baums genießt. Reizvolle Kastanien-Rundwanderungen lassen sich sowohl auf der Lajener als auch auf der gegenüberliegenden Säbener Talseite erleben.
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Text: Doris Brunner Fotos: Arnold Ritter, Oskar Zingerle
„ Ich mag die ehrliche Kochkunst“ Martin Obermarzoner, Chef de cuisine und Inhaber des Gourmet restaurants Jasmin in Klausen, über die Vorzüge der regionalen Küche, warum Omas Rezepte immer noch gefragt sind – und was den Unterschied zwischen Almgasthaus und Sterneküche ausmacht.
Martin Obermarzoner 68 | viae 2017
Herr Obermarzoner, geht man als Sternekoch überhaupt noch in ein Restaurant der Umgebung zum Essen aus? Martin Obermarzoner: Selbstverständlich – wenn es der Zeitplan zulässt! Ich mag insbesondere die einfache, traditionelle und ehrliche Küche; solche Restaurants besuche ich gerne. In Klausen und Umgebung finden wir vom Almgasthof über die Pizzeria und Gasthausküche bis hin zur Trattoria, dem Buschenschank und unserem Gourmetrestaurant eine reiche Auswahl an gastronomischen Betrieben, und diese Vielfalt ist sicherlich eine Besonderheit des Gebietes.
Worin besteht für Sie der Unterschied in der Kochkunst eines Berggasthofes und jener eines Spitzenrestaurants? Der Unterschied macht sich höchstens im Aufwand bemerkbar, der für das Kochen betrieben wird: Auf dem Teller einer Gourmetküche finden sich Gerichte mit mehreren unterschiedlichen Komponenten, die auch ungewöhnlich kombiniert werden, und raffiniertere Details. Das Niveau der Restaurants und Gasthäuser hier in Südtirol ist jedoch überall extrem hoch: Man tut sich wirklich schwer, hier bei uns nicht gut zu speisen!
Worauf ist dieses hohe Niveau Ihrer Ansicht nach zurückzuführen? Zum einen schenkt uns die fantastische Lage der Region wunderbare Produkte, mit denen sich außerordentliche Gerichte zubereiten lassen. Weiters ist die Ausbildung im gastronomischen Bereich hier ausgezeichnet. Folglich finden sich in Südtirol vermehrt Sternelokale; wir Köche motivieren uns gegenseitig zu Spitzenleistungen. Wie würden Sie die hiesige regionale Küche charakterisieren? Aufgrund der geografischen Lage vermischen sich in Südtirol Einflüsse der bayerischen, österreichischen
und mediterranen Küche, und im Laufe der Jahrzehnte ist hieraus eine tolle regionale Kochkultur erwachsen. Wir können auf viele traditionelle Rezepte zurückgreifen. Ich mag zum Beispiel nichts lieber als eine typische Gerstensuppe! Greifen auch Sie zu Omas Rezeptebuch, wenn Sie ein neues Gericht kreieren? Aber ja! Diese alten Rezepturen sind teilweise die besten, wahrscheinlich deshalb, weil man sich in früheren Zeiten auf das Wesentliche konzentrieren musste, und daraus entstanden ehrliche und unverfälschte Gerichte. Auf Knödel viae 2017 | 69
STECKBRIEF MARTIN OBERMARZONER Der 1981 geborene Klausner wurde 2007 zum jüngsten Sternekoch Südtirols gekürt. Nach seiner Kochausbildung in Brixen sammelte er Praxiserfahrungen unter anderem in der Residenz Heinz Winkler in Aschau und im Restaurant La Siriola in St. Kassian/Alta Badia. 2002 übernahm er das elterliche Restaurant Jasmin in Klausen. 2007 erhielt Martin Obermarzoner den ersten Michelin-Stern, 2011 folgte der zweite Stern. Zudem zeichnete der renommierte Gastronomieführer Gault Millau das Gourmetrestaurant Jasmin mit 3 Hauben (17 Punkte) aus. Weitere Informationen zu den regionalen Produkten und den Gastronomiebetrieben rund um Klausen unter www.klausen.it/de/Genuss-Kultur
oder Schlutzer greife auch ich gerne mal zurück. Allerdings variiere ich das Rezept: So fülle ich beispielsweise die Schlutzer mit Sellerie anstatt mit Spinat. Traditionelle Speisen zu verfeinern und daraus neue Kreationen zu schaffen finde ich spannend. Zudem verbinde ich diese Gerichte mit meiner Kindheit: Meine Mutter hat immer sehr gut gekocht, und ihren Sonntagsbraten finde ich einzigartig. Ihr Menü wechselt täglich ... Die Frische der Produkte ist für mich ausschlaggebend: Mich begeistert Obst und Gemüse, das wir selbst anbauen. Untertags pflücken wir das, was gerade reif ist, und am Abend verarbeite ich es dann. Frischer geht es nicht – und dies ist ein wesentlicher Bestandteil unserer
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Qualität. Wir leben in einer Epoche, in der jedes Produkt das ganze Jahr über erhältlich ist. Mir ist es jedoch wichtig, verantwortungsvoll mit den natürlichen Ressourcen umzugehen. Die Zeiten, in denen wir aus dem Vollen schöpfen konnten, sind vorbei. Die Rückbesinnung auf saisonale und naturbelassene Produkte der Region ist für mich daher absolut notwendig. Aus Respekt vor der Natur möchte ich diese Geschenke entsprechend würdigen und sie auch in ihrer Gesamtheit verwerten. In Ihrer unnachahmlichen Mischung aus Tradition und Avantgarde finden sich auch Einflüsse der japanischen Küche. Warum gerade Japan? Die japanische Küche geht meiner Ansicht nach eine erfrischende Liaison mit der mediterranen Küche ein:
Beide verwenden frische Produkte, die möglichst wenig verarbeitet werden, sowie tolle Zutaten wie Gewürze, Kräuter oder in Japan auch Tees. Daraus lassen sich spannende Kreationen schaffen. In Japan machte ich übrigens eine lehrreiche Erfahrung: In einem Restaurant wurde mir als Nachtisch ein Stück Melone serviert, völlig unbearbeitet. Dieses pure Stück Obst schmeckte fabelhaft! Und mir wurde wieder mal vor Augen geführt: Je weniger man ein qualitativ hochwertiges Produkt verändert, umso besser.
TRADITION Text: Susanne Rude Fotos: Bibliothek Lajen
Das Grödnerbahnl - eine Fahrt in die Vergangenheit Die Bremsen quietschen, der Geruch von Kohle liegt in der Luft – ein Zug kommt langsam im Bahnhof von St. Peter/Lajen zum Stehen. Ein Bild, das nur mehr in der Erinnerung einiger weniger Zeitzeugen lebt. Das Grödnerbahnl, das seine eigene Geschichte zu erzählen hat. viae 2017 | 71
Begonnen hat alles in den Kriegsjahren 1915/16, als das Grödnerbahnl mit seinem Streckenverlauf von Klausen bis nach Plan im hintersten Grödnertal durch Feldmarschall Conrad von Hötzendorf (Österreich-Ungarn) errichtet wurde. Der 1. Weltkrieg war in vollem Gange, und eine schnellere Möglichkeit für die Waffenlieferung auf das Sella- und Grödnerjoch war dringend nötig. Neben den Kriegstruppen hatte das Grödnerbahnl aber für noch jemanden eine sehr große Bedeutung: die Gemeinde Lajen. Mit zwei Bahnhöfen im Gemeindegebiet, in Lajen-Ried und St. Peter, bot sich den Einwohnern ein ideales Transport- und Verkehrsmittel, das den Alltag um einiges erleichterte. Es war nun kein Problem mehr, in Klausen Erworbenes nach Hause zu transportieren, auch wenn das Ganze natürlich etwas langsamer als heute ablief. Mit etwa 14 km/h setzte sich die Dampflok von Klausen aus in Bewegung, um knapp zweieinhalb Stunden später Plan in Gröden zu erreichen. Die Bewohner Lajens und dessen Fraktionen Ried, St. Peter, Albions, Freins und Tanirz waren bereits vor Inbetriebsetzung der Bahnlinie in das Grödnerbahnl involviert: Mehrere 1.000 russische 72 | viae 2017
Kriegsgefangene, die tagsüber unter körperlicher Schwerstarbeit an Schienen, Holzbrücken und Viadukten arbeiteten, wurden auf umliegenden Höfen untergebracht. Die Bauern wurden gezwungen, Russen bei sich aufzunehmen. Viel wurde den Gefangenen dabei nicht geboten: „Auf dem nackten Boden, höchstens mit einer Decke noch dazu, schliefen sie in der Scheune“, erinnert sich eine Zeitzeugin. Tagsüber wurde der Stadel geräumt, damit die Bauern dort ihre eigene Arbeit verrichten konnten. Am Abend musste dann wieder Platz für die russischen Arbeiter gemacht werden, deren mühsame Arbeit nach und nach Früchte trug. Auf provisorischen Schienen konnten bald mittels Güterwaggons Materialien für Stein- und Stahlbau sowie für die Schienenlegung geliefert werden. Das Projekt Grödnerbahnl nahm also langsam, aber sicher Form an. So kräftezehrend die Arbeit für die Kriegsgefangenen auch war – eines verloren sie dabei trotzdem nicht: die Verbundenheit zu Glaube und Tradition. Dies zeigt ein Spektakel, das sich für eine Schusterin in Albions und ihre Familie am Heiligen Abend bot: „In
Zweieinhalb Stunden und etliche Kilogramm Kohle benötigte das Grödnerbahnl für die Strecke von Klausen bis Plan in Gröden; in Lajen gab es zwei Haltestellen.
der Scheune stand ein eineinhalb Meter hoher Baum voller brennender Kerzen. Die Russen sind um diesen herumgestanden und haben gesungen. Auch ohne zu verstehen, was sie sangen, war es doch wunderschön!“, erinnert sich die Schusterin. Sie war damals fünf Jahre alt, und einen Christbaum hatte sie zuvor noch nie gesehen.
Wo Licht ist, da ist auch Schatten So klar die Vorteile der Grödnerbahn erkennbar waren, so gefährlich waren auch deren Sicherheitslücken. Geländer an der Bahnlinie waren teils defekt oder gar nicht vorhanden. An windigen und trockenen Tagen standen oft größere Flächen in Brand, weil die Funken der kohlebetriebenen Bahn auf Wälder und Getreidefelder übergingen. In Tanirz herrschte die größte Gefahr, da die Häuser dort sehr nahe beieinander standen und die Flammen das gesamte Dorf hätten zerstören können. Wer das Feuer also zuerst entdeckte, trommelte schnellstmöglich Helfer zusammen, um die Gefahr einzudämmen – es war Eile geboten! Zu Beginn der 1930er Jahre sorgte ein Gerücht für Unmut in der Lajener Bevölkerung: Das Grödnerbahnl solle aufgelassen werden, weil der Betrieb sich als nicht mehr rentabel herausgestellt hatte. Entsetzen machte sich breit bei den Bürgern,
für die die Bahn inzwischen zur wichtigsten wirtschaftlichen und touristischen Verkehrsader geworden war. Es wurde über Jahre vehement für den Verbleib der Bahn gekämpft. Um 1950 allerdings konnte man nicht mehr darüber hinwegsehen, dass das Bahnl seine besten Zeiten hinter sich hatte – es war verbraucht und abgenützt. Die einzige Möglichkeit, das für die Lajener so wichtige Transport- und Verkehrsmittel zu erhalten, wäre eine Modernisierung gewesen – zu der es aber nie kam.
Wir schreiben den 28. Mai 1960 Die Töne der Musikkapelle klingen durch Klausen, die Menschen jubeln. Es gibt etwas zu feiern, möchte man meinen, doch der denkwürdige Anlass ist bedauerlich: Es ist der letzte Tag der Grödnerbahn. Ein letztes Mal steigen Menschen ein und aus, ein letztes Mal können sie ihre Waren von Klausen aus in die Dörfer transportieren, und ein letztes Mal setzt sich die Dampflok in Bewegung, um die rund 31 km und 1.072 Höhenmeter zu bewältigen. Danach wird sie in den Ruhestand geschickt.
Vor allem bei der Bevölkerung aus Lajen und den umliegenden Dörfern wuchs die Frustration, da man plötzlich wieder ohne Verkehrs anbindung zurückgelassen wurde. Bereits 1960 begannen deshalb Gespräche über eine Verbindungsstraße Klausen-Gröden, die über Lajen führen sollte. Die „Grödner Straße“ ist heute eine der wichtigsten Verbindungsstraßen im Dolomitenraum. Wer hier entlang fährt, kann noch einige Erinnerungsstücke aus der „Bahnl-Zeit“ betrachten, beispielsweise das Monument zu Ehren des Feldmarschalls Conrad von Hötzendorf oberhalb von Klausen. Es handelt sich hierbei um die erste Betonskulptur in Südtirol; sie zeigt den österreichischen Reichsadler. Eine der insgesamt sieben legendären, 1916 gebauten Dampflokomotiven des Grödnerbahnls steht heute noch auf dem Gelände des Zugbahnhofes Klausen. Wer sich also der Nostalgie hingeben und in die Geschichte der Bahn hineintauchen möchte, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das historische Gefährt zu besichtigen. viae 2017 | 73
Text: Willy Vontavon Fotos: Oskar Zingerle
Zwei Räder und ein Helferlein
E-Bikes sind eine faszinierende Erfindung: Endlich kann auch ein mäßig sportlicher Typ wie ich über Forstwege auf den Berg gelangen, ohne dass er sich verausgabt. Ein Selbstversuch im Villnösser Tal, das ein wahres Paradies für E-Biker ist.
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KULTUR Es gibt Menschen, die eine so gute Kondition haben, dass sie sich ohne Schwierigkeiten auf ein Mountain Bike schwingen und damit weite Strecken steil bergauf fahren können. Nun, ich gehöre nicht dazu. Es ist nicht so, dass mich das stören würde, ganz im Gegenteil: Ich stehe zu meiner Unsportlichkeit, denn schließlich bin ich nicht mehr 30.
Natürlich wäre es schön, mit großer Nonchalance einen Berg hinaufzufahren, schon wegen des schönen Panoramas und der guten Luft, aber ... meine Zunge würde sich wohl bald in den Speichen verfangen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Vor einigen Wochen habe ich dann im TV einen Bericht gesehen über E-Bikes. „E“ steht für „Elektro“. Wah-
re Wunderwerke der Technik sollen die neuen E-Bikes sein, womit auch ungeübte Menschen wie ich locker den Berg hinauffahren können. Das ist doch Humbug, hab’ ich mir gedacht, aber die Sache hat mich dann doch nicht mehr losgelassen. „Einen Versuch ist es wert“, dachte ich mir, und meine Frau war sofort Feuer und Flamme. Sie hat zwar viae 2017 | 75
START Schlüterhütte
Ranui
2.306 m.ü.d.M.
1.346 m.ü.d.M.
Gampenalm 2.062 m.ü.d.M.
Gschnagenhardt Almen 1.996 m.ü.d.M.
Route 1: von Ranui nach Gschnagenhardt Route 2: von Ranui zur Gampenalm und zur Schlüterhütte
mehr Puste als ich, aber mit einem normalen Mountain Bike wäre wohl auch sie überfordert.
Los geht’s! Urlaub gebucht, Abfahrt, Ankunft im zauberhaften Villnösstal – los geht’s! In Villnöss gibt es nämlich einen besonders kundenfreundlichen Verleihservice für E-Bikes: Anrufen, Körpergrößen angeben – und am nächsten Morgen stehen zwei perfekte Geräte direkt vor dem Hotel. Klaus Pernthaler, einer der drei Initiatoren des Verleihs, mustert uns von oben bis unten. Wir haben uns sicherheitshalber ein geeignetes Outfit zugelegt. Nicht wegen der Optik – eher wegen des Hinterns, Sie wissen schon, was ich meine. Ein Freund hatte nämlich mal ächzend von einer schmerzhaften Erfahrung erzählt: Er war mit einer einfachen Trainingshose ein paar Stunden mit dem Bike unterwegs – und man kann nicht sagen, dass der Hintern sich danach besonders begeistert darüber gezeigt hätte. Zugegeben: Im ersten Moment fühlen sich die Radhosen etwas 76 | viae 2017
ungewohnt an, denn da sind an gewissen Stellen, die ich jetzt nicht näher beschreiben möchte, Polster eingenäht. Außerdem haben wir gute Turnschuhe und ein ziemlich flott aussehendes Radsport-Trikot sowie Handschuhe, bei denen aber die Fingerspitzen herausschauen. Die beiden Helme und ein Radschloss sind im Preis des Radverleihs inbegriffen. Klaus ist sofort per Du mit uns und begrüßt uns herzlich. Bevor er uns seine Räder anvertraut, will er aber, dass wir uns, nachdem er unseren Sattel auf die richtige Höhe eingestellt hat, kurz aufs Rad schwingen und auf dem Parkplatz ein paar Runden drehen – ein Express-Eignungstest sozusagen. „Auch wenn wir grundsätzlich auf Forstwegen bleiben werden – der Berg verlangt schon, dass man ein Rad halbwegs beherrscht“, sagt er. Mit unseren Fahrkünsten ist er aber gleich zufrieden. Das Rad ist merkbar schwer, was mir einige Sorgen bereitet: Wird der viel gepriesene Elektromotor es auch schaffen? Auf der Lenkstange
befindet sich ein kleines Gerät, bei dem ich mal auf „ON“ schalte. Im Display erscheint eine Geschwindigkeitsanzeige und rechts ein Symbol mit vier Stufen. Ganz oben – ganz wichtig! – finde ich den Zustand des Akkus: Fünf Striche, voll geladen.
Und dazu ein Traumwetter! Habe ich schon vom Traumwetter erzählt, das heute herrscht? Es ist Anfang September, der Himmel ist tiefblau, die Wiesen um uns herum blühen in allen Farben. Klaus fährt mit uns zum Startpunkt ganz in der Nähe der Johanneskapelle in Ranui, dem wohl berühmtesten Bildmotiv Südtirols. Hier überlässt Klaus uns unserem Schicksal. Wir starten langsam und schalten auf „ECO“. Ooops! Das ist, als ob jemand uns vorsichtig schieben würde. Das Treten in die Pedale geht ganz leicht. Aber: Treten muss ich schon, denn wage ich es, meine Beine einmal nicht zu bewegen, beendet auch der Elektromotor sein Engagement. Auf der Stelle. „Das ist kein Motorrad“, hatte Klaus gesagt,
E-BIKE VILLNÖSS Mit dem E-Bike können Sie mühelos, abgasfrei, klimaschonend und garantiert muskelkaterfrei die Bergwelt der Villnösser Geisler erkunden. „E-Bike Villnöss“ ist ein Verleihservice, bei dem Sie Rad, Helm und Schloss leihen können. Zudem bieten qualifizierte Mountainbike-Führer geführte E-Bike- und Mountainbike-Touren an. Tel. +39 329 7842843 (Buchung am Vortag bis 19 Uhr) Weitere Infos im Internet: www.villnoess.com/de/aktivitaeten/radfahren-und-mountainbiken
„ihr müsst schon selbst auch etwas tun, damit es in die Höhe geht!“ Schon nach 50 Metern sind wir begeistert. Das lockere Aufwärtsfahren fällt uns leicht, vor allem, seit wir eine Stufe höher auf „TOUR“ gestellt haben. Die Gegend ist ein Traum: Der Forstweg schlängelt sich zunächst den romantischen Brogleser Bach entlang durch den Wald, und hin und wieder kommen wir an Stellen, von denen aus man ein wunderbares Panorama genießen kann, auch wenn die Geisler sich noch etwas hinter den Bäumen verstecken. Ranui war auf 1.350 Metern; unser erstes Ziel ist die Geisleralm, die immerhin auf fast 2.000 Metern liegt. Der Weg ist mal etwas steiler, mal etwas flacher, aber wir fahren langsam in die Höhe, ohne uns besonders anzustrengen.
Und jetzt: „TURBO!“ Nach etwa einer Dreiviertelstunde kommt ein ... ja, doch ziemlich steiles Stück, bei dem wir erstmals ausprobieren, was das Rad eigentlich leistet, wenn man es auf die höchste Stufe, „TURBO“, stellt: Es hat ein paar Meter gebraucht, bis ich mich an den neuen „Schub“ gewöhnt habe, denn schließlich geht es hier ziemlich aufwärts, und der Motor schiebt heftig. Nach ein paar hundert Metern sind wir aber plötzlich am Ziel: Vor uns präsentiert sich ein atemberaubender Ausblick, der
uns in einen geradezu sprachlosen Zustand versetzt. Die Geislerspitzen sind so nah, als würde man sie mit dem Zeigefinger berühren können, wenn man sich ein bisschen strecken würde. Es ist phantastisch: Wir haben über 600 Höhenmeter in weniger als einer Stunde bewältigt, und ich bin überhaupt nicht außer Atem. Ein bisschen Schwitzen, ja, aber das tut unheimlich gut. Genauso gut wie übrigens die Sonne, die uns beim exquisiten Mittagessen auf der Terrasse der Geisleralm den Rücken wärmt und unsere inneren Akkus spürbar auflädt. Theoretisch hätten wir nicht nur unsere Akkus, sondern auch die Akkus der beiden E-Bikes hier laden können: Im Villnösstal gibt es elf Almhütten, bei denen man kostenlos die E-Bike-Akkus aufladen kann. Bei uns ist es nicht notwendig, denn
„wir haben immer noch zwei Striche“, staunt meine Frau, und heute wollen wir ja fast nur noch abwärts fahren. Oder machen wir noch einen Abstecher zur Duslerhütte?
Von Hütte zu Hütte Am nächsten Tag starten wir mit frisch geladenen Akkus wieder in Ranui, diesmal fahren wir aber in Richtung Zans und von dort dann steil aufwärts den gleichnamigen Bach entlang nach Kaserill. Von dort geht es durch Wälder und Wiesen weiter zur Gampen-Alm. Hier laden wir während unserer Mittagspause die Akkus auf, denn wir haben noch ein großes Ziel: Wir wollen zur Schlüterhütte, und die liegt immerhin auf 2.300 Metern. Von dort soll man nämlich eine unglaublich weite Sicht auf die Bergwelt haben. Ob wir das schaffen? viae 2017 | 77
Text: Oskar Zingerle Fotos: thinkstockphoto.com, Alex Filz, Thilo Brunner
Winter abseits der Piste
Wer den Winter einmal von einer anderen Seite erleben möchte, hat im Eisacktal zahlreiche Möglichkeiten dazu. Die Hochalmen in Villanders, Lüsen und Rodeneck, die idyllischen Seitentäler in Villnöss, Ridnaun und Pflersch oder die verschneiten Pfunderer Berge sind die idealen Kulissen für „alternative“ Wintersportarten.
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AKTIV
Winterwandern Rhythmisches Knarzen unter den Füßen, die kristallklare Winterluft in der Nase und die Aussicht auf ein atemberaubendes Panorama: eine Wanderung in der verschneiten Winterlandschaft des Villnösser Tals, beispielsweise auf dem Adolf-Munkel-Weg am Fuße der Villnösser Geisler, bleibt einem lange in Erinnerung. Je nach verfügbarer Zeit und Ausdauer kann jeder die Wanderung nach seinen individuellen Bedürfnissen anlegen. Zu empfehlen ist die Einkehr in einer der bewirtschafteten Hütten und Gaststätten. Auf den Speisekarten finden sich die Klassiker wie Kaiserschmarrn und Knödel genauso wie ortstypische Spezialitäten.
Skitouren Unendliche Ruhe inmitten beeindruckender Winter-Bergwelten: Eine Skitour ist nichts für Couch-Potatoes, aber selbst mittelmäßig Trainierte können diesen faszinierenden Sport im Eisacktal auf sicheren Routen ausüben. Die Ausrüstung gibt’s im gut sortierten Verleih, für die Wahl der Touren sollte man sich fachkundigen Rat holen. Eine traumhafte Skitouren-Region sind beispielsweise die Pfunderer Berge. In Begleitung eines Bergführers ist beispielsweise die Tour auf die Plattspitze in Vals (2.669 Meter Meereshöhe) oder auf den Hochwart (3.068 Meter) ein exklusives Vergnügen. Eine Tour auf den Top-Aussichtsberg der Ski- und Almenregion Gitschberg Jochtal bietet der ausgeschilderte „Skigitschtreck“.
Langlaufen Der weitläufige, nach Süden offene Ridnauner Talschluss bietet eine bezaubernde Kulisse, um winterliche Natur beim Langlaufen zu genießen. Zwischen den Berghängen eingebettet, verläuft die Langlaufloipe durch das ganze Tal. Die Route verläuft weitgehend durch eher flaches Gelände. Es gibt einige Anstiege, die man aber auch auslassen kann. Ein besonderer Spaß ist der alljährlich stattfindende Gäste-Biathlon, bei dem jeder seine ganz persönliche Erfahrung mit dieser zunehmend beliebten Sportart machen kann.
Schneeschuhwandern Mit den Schneeschuhen auf der weitläufigen Villanderer Alm unterwegs: auch diese alternative Wintersportart eröffnet einem den Winter von einer für viele unbekannten Seite. In der von der dicken Schneedecke gedämpften Ruhe fühlen sich nicht nur Menschen, sondern auch Wildtiere wohl: Spuren von Hirschen, Rehen, Wildhasen, Eichhörnchen und vielen anderen Tieren findet man hier zuhauf. Wer etwas Geduld und idealerweise noch ein Fernglas mitbringt, kann die scheuen Lebewesen in Ruhe beobachten.
Rodeln Wem es das Ski- oder Snowboardfahren nicht besonders angetan hat, für den ist das Rodeln die perfekte Gelegenheit, um trotzdem in den Genuss schneidiger Abfahrten zu kommen. Gerade, weil sich das Rodeln für unterschiedliche Fahrkenntnisse eignet, ist es bei Familien ein beliebtes Vergnügen. Von den rund 50 Rodelbahnen im Eisacktal ist die Rodelbahn „RudiRun“ auf der Plose die längste, sogar eine der längsten Bahnen Italiens. Aufgrund der Länge ist sie etwas anspruchsvoll, dafür aber ist der Start bequem mit der Gondel zu erreichen. viae 2017 | 79
Text: Veronika Kerschbaumer Foto: thinkstockphotos.com
Frauenpow(d)er! Sie lieben ihren Beruf, haben trotz eisiger Kälte immer ein Lächeln auf den Lippen und helfen, wenn man wiedermal den festen Boden unter den Füßen verliert. Aber sie brauchen auch Kraft, Ausdauer – und eine Engelsgeduld. Fünf Frauen, die im Eisacktal dem Skilehrerberuf weiblichen Charme einhauchen, plaudern aus dem Nähkästchen und erklären, wie sie den Spagat zwischen ihrer Leidenschaft und dem Alltag meistern.
„Sommer wie Winter im Skigebiet“ Eva Psenner Skigebiet Gitschberg-Jochtal www.gitschberg-jochtal.com „Ich muss kurz nachrechnen ... Angefangen habe ich mit 18 Jahren, ich bin also mittlerweile im neunten Winter Skilehrerin“, lächelt Eva Psenner. Aber wie kommt man als junge Frau dazu, in diesem von Männern dominierten Beruf Fuß zu fassen? „Ich habe eigentlich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Schon von klein auf war ich im Skiclub und habe Rennen bestritten. Wenn man bei den Wettkämpfen nicht mehr weiterkommt, ist der Skilehrerberuf die einzige Möglichkeit, um den Lieblingssport weiterhin auszuüben und gleichzeitig Geld damit zu verdienen. Obwohl es bestimmt attraktivere Jobs gibt: Sieben Stunden am Tag in der Kälte zu verbringen kann schon anstrengend sein, und gerade im Winter hat man kaum freie Wochenenden. Mir macht es aber einfach Spaß, anderen Leuten das Skifahren beizubringen. Auch die Arbeit mit Kindern fällt mir leicht, was bei den vielen Kinderskikursen ein großer Pluspunkt ist.“ Selbst im Sommer kehrt Eva Psenner „ihrem“ Skigebiet nicht den Rücken zu; dann ist sie allerdings nicht auf der Piste zu finden, sondern sie arbeitet im Ticket- und Infobüro: „Beide Berufe lassen sich gut miteinander verbinden“. Ihren wohlverdienten Urlaub genießt sie dann zwischen der Sommer- und der Wintersaison, denn beide Berufe lassen nur wenig Raum für Freizeit.
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„Allein unter Männern“ Carmen Plank Skigebiet Ladurns-Gossensaß www.ladurns.it Sie ist sozusagen die Henne im Korb unter lauter Gockeln, und Kommentare wie „endlich mal eine Skilehrerin“ sind lobende Bestätigung für Carmen Plank, die seit gut zehn Jahren im Skigebiet Ladurns-Gossensaß arbeitet. „Meine Männer behandeln mich sehr gut“, lacht die Skilehrerin, die hauptberuflich als Grundschullehrerin arbeitet, verschmitzt. Aufgrund des Frauenmangels fällt großteils ihr die Aufgabe zu, Kindern das Skifahren beizubringen. „Ein älterer Herr hat wohl nicht mehr so das Gespür und die Geduld, einem dreijährigen Kind beizubringen, richtig auf den Brettern zu stehen“, witzelt sie. Obwohl es manchmal anstrengend ist, in den eigentlich wohlverdienten Ferien als Skilehrerin zu arbeiten, macht sie ihre Sache gerne – und gut! „Früher bin ich Skirennen gefahren, dann habe ich die Skilehrer-Ausbildung gemacht und bin während des Studiums beim Skilehrerberuf hängengeblieben. Außerdem wohne ich direkt neben dem Skigebiet – ich habe also die besten Voraussetzungen.“ viae 2017 | 81
„Den Berg im Herzen“ Maria Goller Skigebiet Plose-Brixen www.plose.org
Eigentlich kommt Maria Goller das ganze Jahr über nicht vom Berg herunter: Im Sommer bewirtschaftet die gelernte Köchin die Edelweißhütte, im Winter arbeitet sie bereits seit 30 Jahren als Skilehrerin im Skigebiet Plose. Aber warum eigentlich? „Die Plose ist mein Hausberg – ich kenne dort jeden Hügel – und das Skifahren ist meine Lieblingsbeschäftigung. Ich bin auch gerne unter Leuten, vermittle ihnen mein Wissen, und die Kälte macht mir nichts aus – das sind Eigenschaften, die man als Skilehrerin mitbringen muss. Als ich damals, 1986 – spinn ich, ist das lang her! – angefangen habe, als Skilehrerin zu arbeiten, war ich die einzige Frau auf der Plose mit diesem Beruf; das war bestimmt 20 Jahre lang so. Nach und nach sind dann ein paar Frauen dazugekommen. Auch sonst hat sich in dieser Zeit einiges getan: Früher haben wir fast nur Kurse für Erwachsene gemacht, heutzutage werden zu 85 oder 90 Prozent nur noch Kurse für Kinder abgehalten.“
„Lebensschule auf der Piste“ Marina Coppola Skigebiet Rosskopf-Sterzing www.rosskopf.com Marina Coppola erwischen wir genau mittendrin – zwischen Studium, dem letzten Rest Sommerjob und dem Skiunterricht. Ihr zukünftiger Berufswunsch – „ich will Lehrerin werden!“ – soll sich vor allem eines, und zwar gut mit dem Skilehrerberuf kombinieren lassen. In ihrer Freizeit will sie auch als Lehrerin nicht darauf verzichten, Kindern und Erwachsenen das Skifahren beizubringen. Der Grund? „Wenn man sieht, dass die Kleinen anfangs nicht einmal auf den Skiern stehen können, und nach dem Kurs kommen sie problemlos eine rote Piste hinunter – das ist ein Erfolgsmoment, der einen über viele harte Stunden in der Kälte hinwegtröstet“, strahlt Marina. Neben diesen Erfolgsmomenten gibt der Skilehrerberuf der jungen Frau zudem andere Erfahrungen mit auf ihren Lebensweg: „Man wird offener, kontaktfreudiger und hat mit vielen Menschen zu tun.“
„Skifahren aus Leidenschaft“ Stefania Aquila Skigebiet Ratschings-Jaufen www.ratschings-jaufen.it Unheimlich vermissen wird sie ihren Beruf als Skilehrerin im Skigebiet Ratschings-Jaufen, das weiß Stefania Aquila schon jetzt. Die kalte Luft, den Schnee und die Skier wird sie wohl bald eintauschen gegen das Arbeitsgewand einer Krankenschwester: Vor kurzem hat die junge Frau nämlich ihre Ausbildung abgeschlossen. „Es war schon eine anstrengende Zeit, das Studium und der Skiunterricht gleichzeitig, aber es war auch schön“, beschreibt die 26-Jährige. Zu diesem „bärigen Beruf“, wie Stefania ihn nennt, ist sie wie die meisten gekommen: Sie hat sich als Skirennläuferin versucht. Doch irgendwann wurde es ihr zu anstrengend – die ständigen Trainingseinheiten und das Fahren zu den Rennen. Die Ski wollte sie trotzdem nicht an den Nagel hängen; das will sie auch jetzt als künftige Krankenschwester nicht. „Ich werde wohl nicht mehr als Skilehrerin arbeiten können; auf das Skifahren selbst werde ich aber bestimmt nicht verzichten – das ist einfach meine Leidenschaft.“ 82 | viae 2017
Eisacktal – Tal der Wege BRENNER
Sterzing-Ratschings www.sterzing.com www.ratschings.info www.gossensass.org
Ski- & Almenregion Gitschberg Jochtal www.gitschberg-jochtal.com
STERZING
Apfelhochplateau Natz-Schabs www.natz-schabs.info
Brixen und seine Feriendörfer www.brixen.org www.luesen.com
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BRIXEN
Eisa
Klausen www.klausen.it
Rienz
Villnösser Tal
KLAUSEN
www.villnoess.com
Lajen www.lajen.info
BOZEN
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Schon erlebt? Gilfenklamm Unaufhaltsam hat sich am Eingang des Ratschingstales der Ratschinger Bach über Jahre seinen Weg durch Marmorgestein gebahnt, bis die Gilfen klamm entstanden ist. Über Stege und Hängebrücken zieht sich ein Wanderweg am tosenden Wasser entlang durch die einzige Marmorschlucht Europas. www.ratschings.info
Die Fuggerstadt Sterzing wurde verdient als eine der „Borghi più belli d’Italia“ – eine der schönsten Altstädte Italiens – ausgezeichnet. Durch die Alt- und Neustadt, die vom Zwölferturm als Sterzinger Wahrzeichen getrennt wird, zieht sich eine von prächtigen Bürgerhäusern mit Erkerfassaden und Zinnendächern flankierte Einkaufsstraße. www.sterzing.com
Augustiner Chorherrenstift Neustift
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Die Anfänge des Schlosses Wolfs thurn, das in Mareit in Ratschings auf einem Hügel thront, liegen im Dunkeln. Im 18. Jahrhundert wurde die Burg zum einzigen Barockschloss Südtirols umgebaut, und heute befinden sich hinter den 365 Fenstern des Hauses original eingerichtete Prunkräume und das Landesmuseum für Jagd und Fischerei. www.wolfsthurn.it
Schloss Rodenegg
Sterzing
Schloss Wolfsthurn
Die 1142 gegründete Klosteranlage mit ihrer spätbarocken Stiftskirche, dem gotischen Kreuzgang, dem Wunderbrunnen, der Bibliothek mit einzigartigen Handschriften und der historischen Pinakothek gilt als größte Klosteranlage Tirols. Bekannt ist das Kloster Neustift auch für seine Weißweine aus der eigenen Stiftskellerei. www.kloster-neustift.it
In Rodeneck steht seit 1140 die stärkste und größte Wehrburg ihrer Zeit im Lande. Mit dem im 13. Jahrhundert gefertigten Freskenzyklus zum Iwein-Epos von Hartmann von Aue wurde hier die wohl älteste profane Wandmalerei im deutschsprachigen Raum entdeckt. Heute noch ist die Schloss Rodenegg im Besitz von Nachkommen von Oswald von Wolkenstein. www.gitschberg-jochtal.com
Rodenecker-Lüsner Alm und Peitlerkofel Mit ihren 20 Quadratkilometern ist die Rodenecker-Lüsner Alm die längste Hochalm Südtirols und eines der größten Hochplateaus Europas. Von den Almwiesen, durch die sich unzählige Wanderwege schlängeln, hat man den 2.875 Meter hohen Peitlerkofel – den nordwestlichen Eckpfeiler der Dolomiten – ständig im Blick. www.gitschberg-jochtal.com
Fane Alm Die Fane Alm am Ende des Valler Tals ist ein wahres Kleinod: Auf 1.730 Metern spaziert man durch ein Almdorf mit einer 1898 erbauten Bergkapelle und mehreren bewirtschafteten Hütten in traditioneller Holzbauweise mit Schindeldächern. In der Almkäserei der Fane Alm wird frisch gemolkene Milch verarbeitet. www.gitschberg-jochtal.com
Brixen In Brixen, mit über 1.100 Jahren die älteste Stadt Tirols, wird der Bogen zwischen Kunst, Kultur, Sport und Lebenslust gespannt. Besonders beeindruckend der Dom mit seinen zwei Fassadentürmen, der romanische Kreuzgang mit edelsten Werken der spätgotischen Wandmalerei, die Hofburg, einstige Residenz der Fürstbischöfe mit Diözesanmuseum und Krippensammlung und die Laubengassen mit Geschäften und Cafès. www.brixen.org
Klausen mit Kloster Säben Es ist kein Wunder, dass Klausen seit jeher große Künstler und Dichter fasziniert, denn die mittelalterlichen engen Gässchen und schmalen Bürgerhäuser der Altstadt mit dem alles überblickenden Kloster Säben am Säbener Berg strahlen ein besonderes Flair aus. Deshalb ist Klausen auch eine der „Borghi più belli d’Italia“, eine der schönsten Altstädte Italiens. www.klausen.it
Festung Franzensfeste Die 1833 unter Kaiser Ferdinand I. erbaute Festung Franzensfeste beheimatet neben einer Dauerausstellung zu ihrer eigenen Geschichte Sonderausstellungen, in denen Kunst, Moderne und Geschichte verschmelzen. In der Festung ist auch der BBT-Infopoint untergebracht, in dem sich alles rund um die größte Baustelle Europas dreht. www.festung-franzensfeste.it www.bbtinfo.eu
Dreikirchen Dort, wo im Weiler Dreikirchen oberhalb von Barbian ein heidnisches Quellheiligtum und ein Kraftplatz liegt, wurden zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert drei ineinander verschachtelte Kirchlein erbaut und mit Fresken und gotischen Flügelaltären ausgestattet. In Dreikirchen hat bereits so manche Berühmtheit – so auch Sigmund Freud – die Sommerfrische genossen. www.klausen.it
UNESCO Welterbe Geisler Seit 2009 zählt der Naturpark Puez-Geisler im Dolomitental Villnöss und damit auch die Felsspitzen der Geisler zum UNESCO Weltnaturerbe. Vor diesem imposanten Panorama steht in Villnöss das Kirchlein St. Johann in Ranui, das mit seinem Zwiebeltürmchen ein bekanntes Fotomotiv ist. www.villnoess.info viae 2017 | 85
Info
Über 300 Sonnentage im Jahr Mit dem Flugzeug Die nächstgelegensten Flughäfen befinden sich in Innsbruck (ca. 85 km), Bozen (ca. 40 km) und Verona Villafranca (ca.190 km). Mit verschiedenen Bustransfers von München, Innsbruck, Mailand Malpensa, Bergamo, Verona und Venedig ist Südtirol problemlos und kostengünstig zu erreichen. www.eisacktal.com
Anreise mit dem Auto Von Norden kommend gelangen Sie auf der Brennerautobahn über Innsbruck und den Brennerpass (Autobahnausfahrten Brenner, Sterzing, Brixen-Nord/Pustertal, Brixen Süd und Klausen) direkt in die Urlaubsregion Eisacktal. Mit dem Zug Haltepunkte für sämtliche IC- und EC-Züge sind die Bahnhöfe Brenner, Franzensfeste und Brixen, die Regionalzüge halten zusätzlich in den Bahnhöfen von Sterzing, Klausen und Waidbruck. www.bahn.de, www.rail.ch, www.oebb.at und www.trenitalia.it Von den Bahnhöfen bringen Sie – je nach Zielort – stündlich oder mehrmals am Tag verkehrende Zubringerdienste an Ihren Urlaubsort. www.sii.bz.it Km-Entfernung und Zeitangaben für Bahnreisende bis/ab Brixen » Innsbruck 85 km ca. 1,5 h » Salzburg 270 km ca. 4,0 h » Wien 570 km ca. 6,5 h » München 245 km ca. 3,5 h » Stuttgart 450 km ca. 5,5 h » Dresden 800 km ca. 11,0 h » Brüssel 1050 km ca. 13,0 h » Zürich 360 km ca 4,0 h
Temperaturen* MONAT MIN. Januar -3,8 Februar -1,4 März 2,9 April 7,0 Mai 10,8 Juni 14,0 Juli 15,9 August 15,4 September 12,2 Oktober 6,7 November 1,1 Dezember -2,9 * Angaben in °C
Mobilcard Mit der Mobilcard Südtirol besteht die Möglichkeit, mit den Verkehrsmitteln des Verkehrsverbundes sowie einigen Seil bahnen ganz Südtirol zu durchreisen und zu entdecken. Die Mobilcard ist in verschiedenen Tourismusvereinen im Eisacktal erhältlich. www.mobilcard.info
Timmelsjoch
Reschenpass
STERZING SS12
Herausgeber Eisacktal Marketing Großer Graben 26A, 39042 Brixen Tel. +39 0472 802 232, info@eisacktal.com www.eisacktal.com
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BRUNECK
SS40
CH
SCHLANDERS Taufers i. M.
KLAUSEN
LIENZ
SS51
Kreuzbergpass
MEBO
N 10
SS244
SS38
SS38
km 0
SS49
BRIXEN MERAN
SS12
Für den Inhalt verantwortlich Willy Vontavon (willy.vontavon@brixmedia.it)
A
SS621
Jaufenpass
BOZEN
Impressum viae – Eisacktal Tal der Wege Eintragung am Landesgericht Bozen Nr. 02/2002 vom 30.01.2002
SALZBURG WIEN
Brennerpass
Stilfserjoch
Kontakt Eisacktal Marketing Großer Graben 26A I-39042 Brixen (BZ) - SÜDTIROL Tel. +39 0472 802 232 Fax +39 0472 801 315 info@eisacktal.com www.eisacktal.com
MAX. 5,5 9,1 14,5 18,6 23,0 26,7 29,0 28,4 24,4 18,2 10,8 5,9
HAMBURG BERLIN FRANKFURT MÜNCHEN KUFSTEIN INNSBRUCK
STUTTGART
KEMPTEN ZÜRICH BREGENZ LANDECK
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TRIENT VERONA MAILAND VENEDIG MODENA ROM
Auflage 5.000 deutsch- und 2.000 italienischsprachige Ausgaben Redaktion Brixmedia GmbH (www.brixmedia.it) Übersetzungen Uta Radakovich Konzeption und Fotoredaktion Oskar Zingerle, Brixmedia GmbH (www.brixmedia.it)
A22
Sellajoch
CORTINA VENEZIA
Karerpass
Autobahnausfahrt
Design und Grafik Tini Schwazer, Brixmedia GmbH (www.brixmedia.it) Titelbild Alex Filz Druck Artprint GmbH, Brixen
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Das Plose Mineralwasser entspringt im Hochgebirge des Plose Berges auf 1.870 m nahe dem Naturschutzgebiet Puez in den Südtiroler Dolomiten mit einem Trockenrückstand von nur 22 mg/l. Die sehr leichte Mineralisierung, kombiniert mit einem idealen pH-Wert und einem hohen Anteil an natürlichem Sauerstoff, macht Plose ideal für den Genuss von traditionsreichen und internationalen Gerichten.
Dalle Dolomiti dell’Alto Adige, patrimonio naturale dell’umanità, nasce un vero gioiello della natura: Acqua Plose. Grazie al residuo fisso di soli 22 mg/l, all’alto contenuto di ossigeno e al pH 6,6 identico a quello dell’acqua intracellulare, Acqua Plose offre il gusto cristallino della leggerezza, abbinandosi perfettamente ai migliori piatti della cucina tradizionale e internazionale.
100% BIO - ORGANIC FRUIT JUICE
www.acquaplose.com