unterwegs 26/2010

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19. Dezember 2010 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

26/2010

Was wir zu Weihnachten geschenkt bekommen Gestärkt n

Wie Sie im Advents­trubel zur Ruhe kommen. Seite 9

Geplant n

Wie Weihnachten für Familien schön wird. Seite 10

Getäuscht n

Wie zwei Weihnachtsbäume verschwanden. Seite 12


2 ::: Vorweg

Es ist einfach schön, ein Stück von sich selbst zu schenken. Ein Ge­ schenk mit einer persönlichen Note. Am Schönsten ist es, etwas zu fin­ den, was mein Gegenüber wirklich braucht, womit er oder sie aber gar nicht rechnet. Das sind richtige Glücksmomente, wenn das gelingt. Wenn dann ausgepackt wird und die Augen vor Staunen groß wer­ den, da freue ich mich richtig mit. Letztlich ist das auch der Sinn von Weihnachten. Denn Gott schenkt uns etwas, was wir ganz nötig brau­ chen. Und womit wir so gar nicht gerechnet haben: Gott kommt so mitten unter die Menschen und legt sich uns gleichsam als Geschenk in den Arm. Das ist immer noch die wundersamste Überraschung, die wir in den diesen Tagen feiern. Ich wünsche Ihnen gesegnete ­Weihnachten. Lassen Sie sich be­ schenken! Ihr Michael Putzke

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt 210 neue Gemeinden sind

weltweit von Januar 2009 bis September 2010 in der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) gegründet worden. Das sind mehr als die Hälfte dessen, was sich die EmK von 2009 bis 2012 vorgenommen hat. Den größten Teil der neuen Gemeinden gebe es in Südostasien, berichtete Thomas Kemper, der Generalsekretär der EmK-Missionsbehörde. In Vietnam seien 85, in Laos 33 Gemeinden entstanden.

J­ ugendlicher zu Macho-­ Verhalten und Gewaltbereitschaft mit dem Grad ihrer Religiosität. Die Kirchen überschätzen ­i hre Stellung. Das hat der

sächsische Justizminister ­Jürgen Martens (FDP) den Kirchen im Freistaat in der derzeitigen Diskussion um Ladenöffnung an Sonntagen vorgeworfen. Es werde »bisweilen nicht ganz richtig eingeordnet, dass die Kirche in Sachsen nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert«, sagte Martens.

Zum »Kirchentags-Sonntag«

sind Gemeinden am 6. Feb- Jüdische Gemeinden schrumpfen wieder. Von den ruar eingeladen. Sie sollen sich damit einstimmen auf 220.000 Juden aus der eheden 33. Deutschen Evanmaligen Sowjetunion, die seit gelischen Kirchentag vom 1. 1989 nach Deutschland gebis 5. Juni in Dresden. Zum kommen sind, wurden Kirchentags-Motto »… da 80.000 in die jüdischen Gewird auch dein Herz sein« meinden aufgenommen. Dagibt es ein Materialheft und bei hat sich die Anzahl der jüzahlreiche Anregungen für dischen Gemeindemitglieder den Gottesdienst. mehr als verdreifacht. Mitthttp://bit.ly/gQjw2v lerweile kehrt sich der Trend um. Die Zahl der Mitglieder Deutschland hat kein fiel von 108.300 im Jahr Islamproblem , sondern 2005 auf 104.200 im Jahr ein Imam-Problem. Das hat 2009. der Kriminologe Christian Pfeiffer erklärt. »Je stärker Immer mehr Kinder suchen türkische Jugendliche in ih­Hilfe bei der Bahnhofsmisrer Moscheegemeinde version. Ursache sei der gesellankert sind, desto schlechschaftliche Wandel, heißt es ter sind sie integriert«, sagte in einer Mitteilung. Wegen Pfeiffer bei einer Veranstalder hohen Scheidungszahl tung in Köln. Dies gelte ­seien Kinder öfter unterwegs ­jedoch nur für männliche zu einem Elternteil. Aber auch Jugendliche, nicht für weibdie häusliche Gewalt nehme liche. Pfeiffer beruft sich zu. Deshalb suchten Kinder und auf die größte Jugendstudie Jugendliche im Alter zwischen Deutschlands, bei der fast sechs und 15 Jahren vermehrt 45.000 Schüler befragt Zuflucht in den Bahnhofs­ wurden. Nach seiner missionen. ­Einschätzung steigt die UMNS / EmK / epd / Über­ ­Neigung muslimischer setzung: Reinhold Parrinello

T itelbild: istockphoto, Montage: Cl aus Arnold

Jetzt kommt bald der Baum ins Wohnzimmer und wird festlich ge­ schmückt. Noch einmal kaufen wir groß ein, damit über die Feiertage alles da ist. Nichts soll fehlen. Und, Moment noch, da war doch noch was … die letzten Geschenke wer­ den besorgt. Jetzt ist noch Gelegen­ heit. Noch wenige Tage sind die Geschäfte offen. Noch kann man sich etwas überlegen, wie ich jeman­ den überraschen kann.


Geschenkt ::: 3

Unerwartete Freude Geschenke gehören zu Weihnachten dazu – allerdings können sie höchst unterschiedlich sein. Und das teuerste Geschenk ist nicht automatisch das schönste. Wir haben gefragt: »Was war Ihr schönstes Weihnachtsgeschenk?«

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m 22. Dezember 1984 verkündete der österreichische Bundeskanzler Fred Sinowatz einen besonderen Weihnachtsfrieden. Und machte damit mir und vielen anderen in Österreich das schönste Weihnachtsgeschenk. Die umstrittenen Rodungsarbeiten in den Donauauen nahe Hainburg zwecks Errichtung eines Großkraftwerks sollten bis auf Weiteres eingestellt werden. Vorausgegangen waren heftige Demonstrationen auf den Straßen Wiens. Und die Besetzung der Au, um die Rodungsarbeiten zu verhindern. Die Situation zwischen Polizei und Besetzern eskalierte. Und das kurz vor Weihnachten. Sinowatz erkannte die Brisanz und fasste einen folgenreichen Entschluss. Weihnachtsfrieden sollte sein. Die Bagger ruhten. Bereits im Januar 1985 kam für das Großprojekt das juristische Aus. Seit 1986 gehört die Hainburger Au zum Nationalpark Donau-Auen. Ein wunderbares Erholungsgebiet sowie Brutstätte und Heimat vieler Tiere. Ich war damals auf den Straßen Wiens und in der Au engagiert und habe das als großes Weihnachtswunder erlebt. Eine Staatsmacht lenkt ein und entscheidet zugunsten unberührter Landschaft und intakter Schöpfung gegen übermächtige wirtschaftliche Interessen. Ulrike Burkhardt-Kibitzki ist Pastorin im Bezirk Waiblingen

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u Weihnachten? Für meine Tochter eine Puppe. Und ihr kleiner zweijähriger Bruder? Muss dann auch eine bekommen. Meine Frau und ich suchen eine aus und grinsen. Eine Puppe für einen Jungen? Wir werden im Freundeskreis einiges erklären dürfen. Dann kommt der heiß ersehnte Abend. Unsere Tochter reißt am Papier, zieht das Ding raus: »Oh, eine Puppe!« Ihre Freude steckt an, wir freuen uns mit. Volltreffer. Dann ist ihr kleiner Bruder dran. Papier aufreißen, herausziehen. Stille. Kein Wort. Nichts. Aber seine Augen! Riesengroß sind sie und werden immer größer, leuchten. Er kann es gar nicht fassen. Der Glanz in seinen Augen ist umwerfend. In beide Hände nimmt er seine Puppe, strahlt sie an und drückt sie schließlich an sich. »Mein Baby.« Seine Stimme ist ein sanftes Hauchen. Es ist

das reine Glück. Mehr geht nicht. Bei ihm nicht. Bei mir nicht. Dieses unfassbare, überwältigende Glück in seinen Augen zu sehen, ist erfüllender als jedes Geschenk, das ich je selbst ausgepackt habe. Gerrit Mathis leitet die Redaktion von radio m

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ein schönstes Weihnachtsgeschenk war etwas mit ideellem Wert. Als wir uns als Familie vor etlichen Jahren entschlossen, Wohneigentum zu erwerben, fiel die Entscheidung auf etwas »Gebrauchtes«. Wie viele Herausforderungen dabei zu bestehen waren und wie viel Kraftaufwand uns die Renovierung kosten würde, ahnten wir nicht und mitunter verließen uns schier der Mut und die Kraft. Mit Hilfe tatkräftiger Freunde ging es jedoch vorwärts, wenn auch langsam und meist mühevoll. Was mir in diesen Momenten wieder neue Motivation gab, war der Gedanke: »An Weihnachten ist das Gröbste geschafft und du kannst auf Wollsocken über das schöne Parkett im Wohnzimmer gehen.« Wir haben es geschafft – und seitdem gehören für mich zu jedem Weihnachtsfest auch die Wollsocken auf dem Parkett. Heike-Ruth Klaiber ist Vorsitzende des Frauenwerks der EmK

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a muss ich nicht lange nachdenken! Mein schönstes Weihnachtsgeschenk habe ich zweifelsohne am 24. Dezember 1984 erhalten – da wurde unser erster Sohn Martin geboren. Er kam genau am errechneten Termin zur Welt. Ich habe damals noch studiert und musste deshalb auch keine Gottesdienste an den Weihnachtsfeiertagen halten. Heute wäre das etwas komplizierter. Als er noch kleiner war, tat mir unser Großer mit seinem besonderen Geburtstag immer etwas leid. In einer Pastorenfamilie bleibt am 24. Dezember wenig Raum für Kindergeburtstagsfeiern. Für mich bleibt der besondere Geburtstag unseres Sohnes eine Erinnerung daran, dass die wertvollsten Geschenke nicht materieller Natur sind. Viel wertvoller sind die Menschen, die uns geschenkt und anvertraut sind. Gabriel Straka ist leitender Pastor im Bezirk Berlin-Stadt


6 ::: Geschenkt

Zum Nachmachen: Die Geschenke der Könige

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irsten Villnow aus Felsberg in Nordhessen beschenkt ihre Familie wie die Weisen aus dem Morgenland. »Denn diese haben das Christkind mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt,« sagt die fünffache Mutter. Deshalb bekommen ihre Kinder dreierlei Geschenke: Ein Geschenk ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden, was der Myrrhe entspricht. Es wird weiß eingepackt, so wie das Harz der Myrrhe. Ein Geschenk soll die Seele der Kinder ansprechen, sei es ein Buch oder ein Kalender. Es wird in Packpapier eingeschlagen, denn der Weihrauch nimmt die braune Farbe an. Golden wird das Geschenk verpackt, das dem Kind am wertvollsten ist und am meisten ersehnt wird.

Was genau sind Weihrauch und Myrrhe? Weihrauch und Myrrhe sind Baumharze, die vor allem in Arabien gewonnen werden. Mit speziellen Messern wird die Rinde der Bäume eingekerbt, aus diesen Schnitten tritt das Harz aus. Weihrauchharz ist zuerst ganz hell, beim Trocknen wird es dunkel. Es wird abgeschabt und in Körben gesammelt. Myrrhe tritt in Klümpchen aus und ist heller in der Farbe.

Nach der Ernte brauchen die Bäume eine längere Ruhepause. Man darf sie nicht unbegrenzt abernten. Wird ihnen zu viel Harz abgenommen, so verdorren sie. Weihrauch und Myrrhe waren damals kostbar, vor allem durch die langen Transportwege. Neben Gold waren sie das Wertvollste, was es damals gab. Weihrauch gilt als ein uraltes Symbol der Gottesverehrung. In der Antike war es in vielen Kulturen bekannt. In Ägypten wurde Weihrauch bei vielen Kulthandlungen und bei der Mumifizierung verwendet. Auch im Jerusalemer Tempel wurde Weihrauch verwendet. Ein Rezept für eine besondere WeihrauchMischung »zum heiligen Gebrauch« ist überliefert worden (2. Mose 30,34–38). Matthäus berichtet, dass die Sternkundigen aus dem Morgenland vor dem Kind niederfallen und dem Kind Gottes neben Gold und Myrrhe Weihrauch schenken. Mit der Gabe des Weihrauchs sprechen sie dem Kind etwas Göttliches zu. Das Gold ist ein Zeichen der Macht. Es war ein wertvolles Geschenk, das einem König würdig war. Myrrhe diente als Heilmittel. Früh hat man die zusammenziehende und desinfizierende Wirkung entdeckt. Mit Honig vermischt wurde Myrrhe als Wundpflaster aufgelegt. Das arabische Wort für Myrrhe heißt »mur«, auf Deutsch bitter. Myrrhe schmeckt widerlich bitter. Wir kennen den Geschmack von Myrrhe von den Behandlungen beim Zahnarzt. Myrrhentinktur wird bei Zahnfleischverletzungen und Entzündungen eingesetzt. Aufgrund der desinfizierenden Wirkung wurde Myrrheharz in Ägypten zum Einbalsamieren der Mumien verwendet. In der Bibel begegnet uns das Harz bei der Grablegung Jesu. Von Nikodemus, der nach dem Johannesevangelium den Leichnam Jesu bestattet, wird berichtet, dass er »Myrrhe, gemischt mit Aloe« mitbrachte (Johannes 19,39–40). Das Geschenk der Myrrhe sagt uns, dass die Weisen aus dem Morgenland das Jesuskind nicht nur für etwas Königliches und Göttliches halten, sondern auch für einen sterblichen Menschen – hindeutend auf seinen Tod, der das Heil bringt. Michael Putzke

Foto: R ainer Sturm/pixel io.de

Was soll ich verschenken? Vor dieser Frage stehen wir an Weihnachten immer wieder. Die Bibel bietet uns eine Hilfe an, womit wir anderen eine Freude machen können. Drei Geschenke bringen die ­Weisen dem Kind mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Von Gold haben wir eine Vorstellung, aber was genau sind Weihrauch und Myrrhe? Welche Bedeutung haben diese Geschenke?


foto: York schön

Denn Gott, der sprach: »Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten«, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der ­Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. 
 2. Korinther 4,6

Wort auf den Weg ::: 7

Ein Geschenk aus Gottes Einfallsreichtum

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om Schenken und Beschenktwerden, vom Geschenke müssen nicht immer einen materiellen Geben und Nehmen ist die Rede in diesen Wert haben. Die größten Geschenke sind gerade nicht Tagen. Doch wo immer man hinschaut, geraten mit Geld zu bezahlen. Zeit und Energie für einen anMenschen unter einen enormen Druck, wenn es darum deren Menschen einzusetzen, ist vielleicht das größte geht, das richtige Geschenk auszuwählen. Man will ja Geschenk, das wir erbringen können. Einen anderen den Beschenkten nicht enttäuschen, sondern ihm eine Menschen auf die Liebe Gottes hinzuweisen, damit besondere Freude machen. Wertschätzung und Dank- auch er das Licht Gottes empfängt, ist die größte Gabarkeit stehen dabei im Vordergrund, und doch kann be, die wir austeilen können. So hat es jedenfalls der Schenken zu einer bloßen Pflichterfüllung werden. Mit Apostel Paulus gesehen und es so eindrücklich an die welcher inneren Haltung schenke ich und wie emp- Gemeinde in Korinth geschrieben. Dabei soll Jesus fange ich das Geschenk? Ob Groß oder Klein: Es zählt, Christus das göttliche Licht in uns Widerspiegeln und was dahinter steckt und nicht der Wert der Sache uns damit auch befähigen ihn zu erkennen und ihn allein. Einfallsreichtum ist gefragt und die Über- bekannt zu machen. raschung soll große Freude auslösen. Gott hat auch uns in seinem Einfallsreichtum eine Das Licht im Zentrum Überraschung geschenkt. Eine, die von bloßem Men- George Fox, der Gründer der Quäker-Gemeinschaft in schenverstand her nicht zu begreifen ist: Das Licht England und in den USA hat dieses göttliche Licht als seiner Wahrheit, das »aus der Finsterein Geschenk in den Mittelpunkt seiner nis hervorleuchten soll«. Für viele Theologie gestellt. Diese klassische »Die größten Friedenskirche verschenkt auch an Menschen ist dieses Geschenk von Geschenke sind diesen Weihnachten wieder weltweit vornherein inakzeptabel. Sie bleiben lieber an ihren dunklen Gedanken Care-Pakete, um menschliche Not zu nicht mit Geld zu hängen, an ihrer Skepsis und inneren lindern und Menschen auf die Liebe bezahlen.« Verzweiflung. Sie fühlen sich gelähmt Gottes aufmerksam zu machen. Wie und unverstanden. Finsternis der Seele könnte man besser den Sinn der Weihist die Folge, wie es Piet Kuiper, ein bekannter Psy- nacht verwirklichen! Johann Christoph Blumhardt hat chiater, beschreibt. in einem Lied geschrieben: »Alle Nächte zu zerstreuen, Dass Gott uns aber einen hellen Schein in unsere lieber Heiland, bist du da. So wird alle Welt gedeihen, Dunkelheit gegeben hat, ist das größte Geschenk, das was da fern ist and was nah, bis vom Lichte wird erfüllt, wir empfangen können. Wenn uns Gott damit einen was gemacht nach Gottes Bild.« Weg für unser Leben aufzeigt, uns ermutigt und stärkt, können wir bewusster unseren Lebensweg geAlfred Schaar hen. Wir können dann auch für andere Menschen zur ist Pastor und Psychotherapeut. Hilfe werden, damit sie aus ihrer inneren Dunkelheit Er lebt in Stuttgart-Bad Cannstatt. heraus­kommen.


8 ::: Geschenkt

Wie du mir, so schenk ich dir ... Weihnachten ist das Fest der Liebe, aber auch das Fest des Schenkens. Den frühen Christen war dieser Brauch allerdings völlig unbekannt. Das lag wohl vor allem am Ursprung des Schenkens, wie der Historiker Holger Sonnabend betont. Er zeichnet für uns die Geschichte des Schenkens nach.

»Ich gebe, damit du gibst« Aufgekommen ist die Praxis des Schenkens, wie es aussieht, bei der Pflege des Verhältnisses zwischen Menschen und Göttern. »Schon die alten Griechen«, wie man bei solchen Gelegenheiten gerne sagt, überreichten ihren vielen Göttern allerlei Weihegaben, in der Hoffnung, die überirdischen Mächte damit gnädig zu stimmen. Die Römer perfektionierten dieses System und knüpften geradezu geschäftsmäßige Beziehungen zu Juppiter und seinen Mitgöttern. »Do ut des«, lautete ihre Devise: »Ich gebe, damit du gibst.« Traten Katastrophen wie Kriege oder Epidemien ein, sah man darin ein Zeichen, die Götter nicht mit genug Geschenken versehen zu haben. Bei den Geschenken, die nicht an die Götter adressiert waren, sondern die sich die Menschen untereinander machten, verhielt es sich nicht anders. Populär wa-

ren bei Griechen und Römern Geschenke als Instrumente zur Herstellung oder Festigung persönlicher Beziehungen. Im Kreise der Familie gehörte es bei den Römern zum guten Ton, Geburtstage oder Hochzeitstage mit reichhaltigen Gaben zu garnieren. Wurden Feste gefeiert, waren auch immer Geschenke mit im Spiel. Das Weihnachtsfest gab es erst seit Konstantin dem ­Großen, der im 4. Jahrhundert nach Christus das Christentum nach Kräften förderte und somit als der erste christliche Kaiser in die Geschichte eingegangen ist. Doch auch so hatten die Römer in der Kaiserzeit genug Gelegenheit, bei Festen und Feiern Geschenke auszutauschen, vor allem beim Neujahrsfest. Beliebt waren dabei so unterschiedliche Objekte wie Geldstücke, Lampen und Spardosen (mit eingravierter Glückwunsch-Inschrift). Immer galt dabei die eherne Regel: Ich schenke, um selbst beschenkt zu werden.

Herrschaft durch Geschenke Aber keiner übertraf in Sachen Freigebigkeit den römischen Kaiser selbst. Beim Herrschaftsantritt, nach militärischen Siegen oder bei Thronjubiläen griff der Kaiser tief in die Tasche und erfreute die Bevölkerung mit üppigen Geldgeschenken. Aber auch in diesem Fall spielte die frohe Erwartung, davon etwas zu haben, eine entscheidende Rolle. Denn so wurde das soziale Band zwischen Herrscher und Untertanen gefestigt. Es machte auch die gesellschaftlichen Rollen klar: Wer die Geschenke austeilte, war der Chef, wer sie annahm, erkannte diese Hierarchie an. So war es bei den Römern. Anders verhält es sich mit den Gaben, die von den Heiligen Drei Königen (in der historischen Realität Magier persischer Herkunft) dem neugeborenen JesusKind offeriert wurden. Denn nach orientalischer Tradition war das Überreichen von Geschenken immer auch eine Geste der Demut und der Unterwürfigkeit – so wie die Könige der Perser von besiegten Völkern Tribute und Geschenke zu verlangen pflegten.

Foto: Dieter Schütz / Pixel io.de

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eschenke gehören für die meisten Menschen zu Weihnachten fest dazu. Aber auch im übrigen Jahr tauschen wir viele Geschenke aus. Warum aber schenken sich Menschen etwas? Um anderen eine Freude zu machen? Oder weil sie erwarten, im Gegenzug selbst etwas geschenkt zu bekommen? Die frühen Christen haben sich zu Weihnachten gar nichts geschenkt. Weihnachtsgeschenke kamen erst im Mittelalter in Mode. Doch geschenkt wurde bereits in der Antike in einem solchen Ausmaß, dass man in den historischen Wissenschaften sogar von einer »Gabentauschgesellschaft« spricht. Diese Bezeichnung zeigt an, dass es sich bei dem Schenken nicht um eine einseitige Angelegenheit gehandelt hat. Die Menschen der Antike – seien es Ägypter, Griechen oder Römer – verbanden mit Geschenken immer die Erwartung, damit etwas zu erreichen. Nach Beispielen für uneigennützige Geschenke sucht man hier vergeblich, selbst in jenen Zeiten, in denen die Welt der Antike bereits christlich geworden war.


Geschenkt ::: 9

Weihnachten geht weiter Der Weihnachtstrubel hat viele Menschen fest im Griff. Auch in unseren Gemeinden ist jetzt viel los. Da ist es nicht immer einfach, zur Ruhe zu kommen. Bischöfin Rosemarie Wenner ermuntert uns dazu, das »Jahr der Stille« nicht im Lärm enden zu lassen, sondern bewusst die Stille zu suchen.

Foto: Cl aus Kellner / Medienwerk der EmK

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ur noch wenige Tage bis Weihnachten. Die reden, singen oder musizieren, dass andere zur Ruhe Vorboten des Festes sind weder zu übersehen finden und die Weihnachtsbotschaft aufnehmen könnoch zu überhören: volle Geschäfte, nen. Wenn das kein Druck ist? Getümmel auf den Weihnachtsmärkten, zahlreiche Umso mehr gilt die Einladung, sich im Advent und Veranstaltungen in den Gemeinden. Mitten im ad- an Weihnachten auch ganz persönlich beschenken zu ventlichen Trubel soll es besinnlich zugehen. Das »Jahr lassen. Es bleibt vielleicht nicht viel Zeit zur Besinder Stille«, das Kirchen und christliche Werke für 2010 nung. Aber ein paar Minuten am Morgen oder am ausgerufen haben, scheint unter der Dauerberieselung Abend, die wir allein mit Gott verbringen, tun gut: durch weihnachtliche Klänge geräuschvoll zu enden. Sich hinsetzen, vielleicht eine Kerze entzünden, tief Ob wir in den Weihnachtsgottesdiensten ein wenig durchatmen und beten: »Komm, o mein Heiland Jesu Ruhe finden? Hinter der Kirchentür Christ!« Dann ein Wort aus der Bibel wird noch lebhaftes Treiben herrlesen. Es gilt jedem und jeder ganz Zeit mit Gott tut uns persönlich! Und schließlich einige schen. Während des Gottesdienstes sind vermutlich Kinder zu hören, die Minuten zum Beten, wie es uns ums gut – auch wenn es ihre Vorfreude auf die Bescherung Herz ist, die Not klagen, den Dank nur ein paar oder auf den Besuch der Großeltern aussprechen und für die WeihnachtsMinuten sind. nicht verbergen können. Es ist schön, feiern in den Häusern und Kirchen dass Kinder dabei sind, wenn wir beten. Vielleicht wird es uns gefeiern, dass Gott als Kind zur Welt kommt! schenkt, dass Christus bei uns einkehrt, so dass wir Musik stimmt auf das Fest ein. Alte Lieder wecken wahrnehmen und dann auch weitergeben können, was Erinnerungen an Vergangenes und sprechen zugleich Weihnachten bedeutet. davon, dass sich Weihnachten immer wieder neu erÜbrigens: Es wäre schön, wenn wir Impulse aus eignet. Wir hören die biblische Botschaft: »Euch ist dem »Jahr der Stille« auch in das Jahr 2011 mitnehheute der Heiland geboren!« Sie tröstet, weckt Hoff- men würden. Einfache geistliche Übungen wie Bibellenung und spricht uns zu, dass Gott uns und alle Welt sen und Gebet sind Gnadenmittel, durch die uns Gott in Christus erlösen will. An Weihnachten werden wir begegnen kann. Gott schenkt sich uns. Als Angesprovon Gott beschenkt. chene bezeugen wir Christus. Als Geliebte üben wir »Schön wär’s«, stöhnen vermutlich einige, die als Barmherzigkeit. Am Ende der Weihnachtsgeschichte Predigerin, Kindergottesdienstmitarbeiter, Organist, in Lukas 2,19 steht ein Satz, an dem ich mich orientieChorleiterin oder Liturg die Gottesdienste zu Weih- re auf dem Weg von Weihnachten ins neue Jahr: »Manachten gestalten werden. Sie finden kaum die nötige ria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in Zeit zur Vorbereitung. Trotzdem sollen sie dann so ihrem Herzen.« Rosemarie Wenner


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100 Jahre Kirche in Obersuhl M 30 Jahre versammelte sich die Gemeinde Obersuhl in ­Privathäusern, vor 100 Jahren fand sie Heimat in der Christuskirche.

it einem Festgottesdienst sowie einem Begegnungsund Erinnerungsnachmittag feierte die Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Obersuhl das 100-jährige Bestehen ihres Gotteshauses am Auweg 13. Zu Gast waren am Festtag die EmK-Nachbargemeinde aus Eisenach und Pastor i.  R. Walter Berchter (Detmold), der die Predigt hielt. Er war in den 1960er Jahren Gemeinde­pastor in Bebra und Obersuhl gewesen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen führte Siegfried Weyh aus der Gemeinde Obersuhl in einem Vortrag in die Besonderheiten des Kirchenbaus ein und erinnerte an die wichtigsten Begebenheiten aus der bisherigen Geschichte der Gemeinde. Die EmK-Gemeinde Obersuhl besteht seit 130 Jahren, musste aber in den ersten 30 Jahren in Privathäusern zusammenkommen, bevor sie am ersten Adventssonntag 1910 das eigene Gotteshaus, die Christuskirche, einweihen konnte.

kurz &bündig 148 Möglichkeiten, mit der EmK Urlaub zu machen , gibt es im

kommenden Jahr. Der Katalog »Urlaub 2011« enthält damit so viele Angebote wie nie zuvor. Der Katalog liegt in allen Gemeinden aus und kann über das Freizeitreferat der EmK ­bezogen werden. Annett Richter n Telefon 0375 3034754, E-Mail: freizeitreferat@emk.de, www.emk-freizeiten.de

»Haushalter Got tes im ­Energiebereich« trafen sich

im Bildungs- und Begegnungs­ zentrum Stuttgart-Giebel. Den ­Impuls gab der Aufruf der EmK-Bischöfe »Gottes erneuerte Schöpfung: Ein Aufruf zum Hoffen und Handeln« (EmKForum Nr. 35). Pastor HansMartin Renno zeigte ­daran die Spannung zwischen »Hoffen« und »Handeln« auf. Ein erster Schritt ist es demnach, den ­eigenen CO2-Fußabdruck zu messen. Jobst Kraus vom EKD-Nachhaltigkeitsrat stellte

Weitere 50 Jahre später wurde dem Bau ein Gemeindehaus angefügt. Seinen einprägsamen Charakter erhält der Kirchenbau aus leuchtend rotem Ziegelstein durch die nach Süden gelegene markante Straßenfront. Sie ist mit Giebelkreuz, Giebelfries und dem Treppengiebel des kleinen Chorvorbaues vom Jugendstil bestimmt. Das farbige Chor-(Altar-)Fenster zeigt indes eine moderne Kreuzigungsdarstellung. n EmK Wildeck-Obersuhl, Gottesdienst Sonntag, 9.15 Uhr. Infor­ mationen unter Telefon 03691 743209.

eine Vielzahl von kleinen Schritten vor, die durch die ­A nwesenden (Energieberater, Heizungsbauer, Photovoltaik-Experten, Hausfrauen und Theologen) ergänzt wurden. Zudem besichtigten die ­Teil­nehmer die Biogasanlage der Korntaler Diakonie und die ­biologisch-dynamisch wirtschaftende »Eselsmühle«. Am Ende standen verschiedene ­Ideen – von der Gründung einer EmK-Energiegenossenschaft bis zur konkreten Messung und Kompensierung des CO2-Fußabdruckes. Paul Gräsle


unterwegs info ::: 17

Ansbach: 125 bewegende Jahre M

it Glückwünschen aus Verwaltung und ökumenischer Nachbarschaft feierte die Gemeinde in Ansbach am 14. November ihr 125-jähriges Bestehen. Nur mit großem Glauben und unter Opfern war die Gründung der Gemeinde möglich gewesen. Als bereits nach wenigen Jahren der Bau eines eigenen Gotteshauses in Angriff genommen wurde, nahm eine Familie sogar ein Darlehen auf, um den Kirchenbau zu unterstützen. 1896 wurde die Christuskirche eingeweiht. Der öffentliche Gegendruck war heftig und verlustreich. Wer hätte damals gedacht, dass beim 125-jährigen Jubiläum der Vertrauensmann der Evangelischlutherischen Nachbargemeinde

Heilig-Kreuz sagen würde: »Wir sind Gott von Herzen dankbar, dass es diese Gemeinde gibt!« Bischöfin Rosemarie Wenner machte der Gemeinde Mut, ihren Gaben zu folgen. Eine besondere Gabe im Gemeindeprogramm erweist sich darin, dass der Anteil der Frauen ganz ohne Frauenquote nicht nur in der Gemeindearbeit, sondern auch im Gemeindevorstand seit Jahrzehnten überwiegt. Auch der Schwerpunkt »Frauenarbeit« spiegelt das wider. Der Frauenkreis, bereits 1887 gegründet, hat sich vom »FrauenmissionsVerein« umorientiert zum »Offenen Frauentreff«, an dem sich bis heute regelmäßig Gäste beteiligen.

Der ehemalige Ansbacher Superintendent Reiner Stahl dankte dafür, dass in der Ansbacher Gemeinde die Einzelnen gesehen werden. »Man spürt den Zusammenhalt«, meinte Oberbürgermeisterin Carda Seidel. Helmut Specht

Fotos: privat

Villingen: 50 Jahre Christuskirche E s war am 1. Advent (27. November) 1960, als in Villingen die Einweihung der Christuskirche gefeiert wurde. Pastor i.  R. Adolf Erhard war der erste Pastor des nun selbstständigen Bezirks, welcher bis dahin unter der Obhut von ­Konstanz stand. 50 Jahre später hat sich einiges verändert: Ja, wir sind kleiner geworden. Ja, wir sind inzwischen kein eigener Bezirk mehr. Aber wir haben nicht aufgehört, unserem Auftrag nachzugehen, Gott in dieser Stadt zu dienen und seiner Kraft und seinem Segen zu vertrauen! In diesem Sinn haben wir fröhlich und ausgiebig unser Jubiläum vom 5. bis 10. November gefeiert! Eine Vernissage mit Bildern von Pastor Martin Gießbeck aus Friedrichshafen eröffnete unser Jubiläum am Freitagabend. Die musikalische Umrahmung durch Saxophon und

Klavier sorgte für eine entspannte Atmosphäre. Der Festgottesdienst am Sonntag stand unter dem Motto »Lebendige Steine«, zu dem sich viele Ehemalige einfanden. Superintendent Johannes Knöller hielt eine ansprechende und Mut machende Predigt. Nach dem Mittagessen haben wir in einem unterhaltsamen Nachmittagsprogramm noch einmal der vergangenen 50 Jahre gedacht. Dabei sind unter anderem auch die ehemaligen Pastoren in einem Episodenplausch zu Wort gekommen, die an diesem Sonntag fast alle kommen konnten. Den Abschluss fand unser Jubiläum mit drei Bibelabenden unter dem Thema »Aufbruch aus der Tradition: Gemeinsam Glauben leben«. Sehr anschaulich führte unser Gastredner Pastor Michael Stehr von der Liebenzeller Gemeinschaft in das

Thema hinein: »… miteinander auf dem Weg … auf Christus ausgerichtet … eingebunden in Gottes Auftrag.« Wehmut und Traurigkeit im Rückblick war in diesen Tagen eigentlich kaum zu spüren. Im Gegenteil: Es war ein fröhliches Wiedersehensfest, ein dankbares Erinnern auf das, was war, und ein ermutigendes Nachvorneschauen! Ellen Hochholzer

Der Bezirkschor gestaltete den Festgottesdienst mit.


18 ::: unterwegs info

Freudenstadt: 50. Männerfreizeit Z

um fünfzigsten Mal trafen sich 65 Männer und auch einige Frauen in Freudenstadt im Hotel Teuchelwald , um sich dort Vorträge von Pastor Martin Henninger aus Heidenheim über das Thema »Heiligung – ohne Krampf und Zwang« anzuhören. Für jeden Christen, der seinen Glauben ernst nimmt, ist Heiligung ein wichtiges Thema. Unter der Leitung von Hartmut Witzig waren diese Tage wieder Tage des Auftankens und der Stärkung. Zum Jubiläum lud uns das Hotel Teuchelwald zu einer Rundfahrt durch den Schwarzwald ein. Zudem konnten die Teilnehmer die Eröffnung des neuen Therapieund Wellnessbades der Kurklinik Hohenfreudenstadt oder den Basar der EmK-Freudenstadt besuchen.

Die nächste Männerfreizeit findet vom 10. bis 13. November 2011 statt. Dabei wird Pastor Dr. Manfred Marquardt sprechen. Gerhard Boldt

n Informationen beim Bildungswerk

der EmK, Telefon 0711 8600690.

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in bemerkenswertes Treffen betagter Frauen und Männer – jung waren sie in den Jahren 1945 bis 1975 – gab es am Anfang November in Stuttgart-Bad Cannstatt. Das war ein Ort ihrer Kindheit und Jugend an dem sie sich trafen, nämlich die Friedenskirche der damaligen Evangelischen Gemeinschaft. Die Pastoren damals heißen Karl Dick,

Alfred Füßle, Willy Kurtz. An sie erinnerten sich die Teilnehmer in großer Dankbarkeit. Sonntagsschule mit dem unvergessenen Hugo Ohnmacht, Konfirmandenunterricht, Jungschar, Jugendkreis, Kirchenchor, Posaunenchor, Wanderungen, Freizeiten, Evangelisationen: Alles lebte wieder auf in Erzählungen und auf mitgebrachten Photos. Schade, dass der Wiederaufbau der Canstatter Friedenskirche nach 1945 nicht dokumentiert ist! Alex Friedrich konnte aber sehr anschaulich davon erzählen, denn er war als junger Mensch dabei, als die Mit-

arbeiter der Firma Paul Stephan unter der Leitung seines Vaters Franz Friedrich nach Feierabend und in gefährlicher und mühseliger Handarbeit Stützen und Träger errichteten, mauerten und die Frauen »Backsteine« säuberten und zur Wiederverwendung zubereiteten. Viele freilich kamen erst in den Nachkriegsjahren in die Gemeinde. Überhaupt waren alle Gemeinden auch Gemeinden der Zugezogenen. Es gab viele Ruinen, aber auch hinter der Kirche das gesellige, kinderreiche, hochmusikalische Haus der Familie Bauer. In diesem Haus wohnten einst auch die Prediger und die Gemeindeschwestern. Orte der Wärme und der Herzlichkeit waren es, an denen Menschen mit nüchterner und in schlimmen Zeiten bewährter Frömmigkeit lebten. Sie zeigten, dass es die »Freiheit der Kinder Gottes« wirklich gibt. Wolfram Schaubele

Fotos: Siegfried Bayer / privat

Bad Cannstatt: Treffen der Ehemaligen


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»Elements«: Die Sahne auf der Lebenstorte U

m »Kirche 2.0« ging es beim Jugendkongress »elements«, zu dem rund 200 Jugendliche und junge Erwachsene am 20. und 21. November nach Gerlingen (bei Stuttgart) gekommen waren. »Kirche ist für mich Heimat«, »die Sahne auf meiner Torte namens Leben«, »bunt«, »manchmal auch renovierungsbedürftig«, »Gemeinschaft« – so waren einige der Erklärungen, die die Jugendlichen schon vor dem Treffen per E-Mail abgegeben hatten. Diese Impulse begleiteten als roter Faden die Morgenveranstaltung, durch die Pastorin und Jugendsekretärin Katharina Sautter (Foto rechts) und Tobias Dienlin führten. Wie stellt ihr euch die Kirche der Zukunft vor? Welche Elemente sollten darin unbedingt vorkommen und was darf nicht fehlen? Der Referent für missionarische Jugendarbeit, Pastor Alexander von Wascinski, lud in seinem Impulsvortrag dazu ein, Kirche wie ein weißes unbeschriebenes Blatt zu denken, das man beschriften kann – oder einen Papierflieger basteln! Diese Gedanken zogen sich durch den Tag. Immer wieder

fand man ins Gespräch vertiefte und Gedanken formulierende Kongressteilnehmer vor zwei weißen Leinwänden, die zum Austausch dienten. In verschiedenen Seminaren fanden die Kongressteilnehmer tolle neue Ideen und Gedankenanstöße. In einer von Benjamin Elsner moderierten Gesprächsrunde mit Tobi Becker (Stuttgart), Philipp Nussbaumer (Zürich) und Barry Sloan (Chemnitz und Irland) wurden noch weitere Punkte auf das »weiße Blatt« Kirche 2.0 hinzugefügt. »Wenn wir das Reich Gottes am Sonntag predigen, müssen wir am Montag in die Welt und es auch leben«, sagte Philipp Nussbaumer. Am Ende des Seminartages betonte Katharina Sautter: »Ihr seid Kirche und ihr lebt Kirche ganz konkret. Ihr seid begabt dazu, unserer Kirche dieses Leben weiterzugeben. Deswegen geht und bewegt das, was euch auf dem Herzen liegt, und geht hinaus in

die Welt und eure Kirche und lebt Kirche 2.0. Und seid sicher: Gott geht mit!« Neue und praktische Ideen und Informationen darüber, welche Angebote unsere Kirche schon jetzt für Jugendliche und junge Erwachsene bietet, waren auf dem »Markt der Möglichkeiten« zu sehen. pm

Fotos: privat

Niederdorf: Christmette unter freiem Himmel Z

um 14. Mal findet am Heiligen Abend die Christmette in Niederdorf (Erzgebirge) auf der Felsenbühne der evangelisch-methodistischen Kirche statt. Viele Menschen machen sich an diesem Abend auf, ein lebendiges Krippenspiel zu erleben. Sie kommen nicht nur aus den umliegenden Gemeinden, sondern sogar aus Plauen, Zwickau und Chemnitz ... Eine Mischung aus Natur, alter Geschichte und Szenen der heutigen Zeit wirken auf die Zuschauer. Loderndes Feuer, ein echt wirkender Stall und der Fels im Hinter-

grund, über dem der Stern leuchtet, sind Eindrücke, die nur im Freien möglich sind. Zwölf Darsteller und drei Fackelträger unterschiedlicher Altersklassen sind beteiligt. Natürlich bangt die Gemeinde stets um das Wetter. Doch bisher war immer eine Aufführung möglich. »Wir haben auch keinen Notfallplan, wir vertrauen auf unseren Herrn«, schreiben die Veranstalter. Nach dem Krippenspiel werden in der warmen Kirche heiße Getränke und Gebäck angeboten. pm

n 24. Dezember, 22.30 Uhr, Felsenbühne Stollberg/ErzgebirgeNiederdorf. Informationen unter Telefon 03771 450112.


20 ::: unterwegs info

persönlich Au f g eno mmen

Burkhardtsdorf ::: am 28. November Sophia Teubner (22). Burkhardtsgrün ::: am 5. Dezember Denise Ziebe (28) und Daniel Fischer (29). Cottbus ::: am 28. November ­Sabine Grunow (55) und ­Alexandra Jakubaschk (19). Hamburg-Harburg ::: am 24. Oktober Renate Basteen (66). Hof ::: am 28. November Mario Cavelius (40). Trossingen ::: am 28. November Ernst Haller (62). Ulm-Zionskirche ::: am 28. November Eva-Maria ­Schlegel (33).

Wir g ratu l ieren Annaberg-Buchholz ::: Helga und Harald Böhme zur goldenen Hochzeit. Berlin-Kreuzberg ::: Edith ­Küster zum 90. Geburtstag.

Cottbus ::: Johanna Bergte ­geborene Hertel am 6. Oktober, 89 Jahre. Hamburg-Hamm ::: Sigrid und Carl-Horst Niemand zur ­goldenen Hochzeit. Mühlheim am Main ::: Hilde Klostermann zum 90. Geburtstag. Schleitz ::: Elsbeth und Willy Rüdiger zur eisernen Hochzeit. Schwarzenberg ::: Erna Fritzsch zum 90. Geburtstag. Tuttlingen ::: Frida Wagner zum 100. Geburtstag. Weinsberg ::: Margret und ­Werner Kathmeyer zur goldenen Hochzeit. Zschorlau ::: Ilse Voigt zum 90. Geburtstag.

Heim g eg angen Annaberg-Buchholz ::: Kurt Gehrke am 21. November, 80 Jahre. Bad Kreuznach/Mandel ::: Fritz Otto am 5. November, 80 Jahre.

wowannwas T ermine Weinsberg ::: EmK-Christus­ kirche (Bleich 38), 19. Dezember, 19 Uhr, ­Adventssingen mit SET4.

Ru ndf unk im Internet radio m kompakt: Podcast-­ Magazin – engagiert. radio m im Gespräch: PodcastGespräche über den Glauben. radio m Themen: Berichte und ­Reportagen. radio m ­Andachten: ­Kostenlos zu abonnieren: www.radio-m.de

radio m bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 13. bis 18.12. | kurz nach 6 Uhr: mit Anja Kieser; Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«: sonntags | 7–8 Uhr: mit Kerstin Vogel. Radio AREF sonn- und feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum ­Nürnberg)

Baiersbronn/Besenfeld ::: Theo Frey am 3. Juli, 75 Jahre; Elsa Frey am 20. November, 87 Jahre. Berlin-Friedrichshain ::: Esther Ordnung am 21. November, 85 Jahre. Berlin-Spandau ::: Edith ­Steinert am 26. Januar, 83 Jahre. Berlin-Tegel ::: Elfriede Laubsch am 24. April, 95 Jahre; Frieda Komraus am 25. April, 98 Jahre; Hildegard Krause am 13. Juni, 88 Jahre; Edeltraut Habermann am 24. Juli, 77 Jahre. Gelsenkirchen ::: Anneliese Schwandt geborene Zemke am 19.November, 83 Jahre. Hamburg-Harburg ::: Ella Schulz am 16. November, 92 Jahre. Hundshübel ::: Anita Unger ­geborene Pommer am 6. Dezember, 70 Jahre. Lauter ::: Esther Ott am 22. November, 82 Jahre.

Ludwigsburg ::: Maria Prewo am 3. November, 93 Jahre. Mühlheim am Main ::: Rainer Eckel am 6. Oktober, 66 Jahre. Nürnberg-Zionskirche ::: ­Barbara (Selma) Bauer, ­geborene Zöller am 17. November, 99 Jahre. Raschau ::: Renate Schreyer am 23. November, 56 Jahre. Rudersberg ::: Friedrich Merz am 15. November, 85 Jahre; ­ Maria Erlenbusch am 15. November, 88 Jahre. Schorndorf/Plüderhausen ::: Ernst Gräsle am 20. November, 97 Jahre. Stuttgart-Feuerbach ::: Sofie ­Kessler am 10. November, 95 Jahre. Ulm-Zionskirche ::: Else Burkhardt geborene Strohm am 18. November, 54 Jahre. Wangen im Allgäu ::: Elfriede Geiger am 7. November, 73 Jahre. Zwickau-Friedenskirche ::: ­Margarethe Scheel geborene Fürchau am 8. November, 84 Jahre.

ERF Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz, mit Horst Marquardt. 19.12. | 21.30 Uhr, Worte ­haben Wirkung, mit Kurt Scherer. 22.12. | 21.30 Uhr, Mit gutem Mut leben, mit Horst Marquardt. 23.12. | 20 Uhr, Küsse am Heiligen Abend, mit Horst Marquardt. 24.12. | 6.20 Uhr, Wort zum Tag, mit Alfred Mignon. 25.12. | 6.20 Uhr, Wort zum Tag, mit Alfred Mignon.

MDR 1 Radio Sachsen 19.12. | 7.45 Uhr, Wort am Sonntag, mit Eva Helm. 25.12. | 7.45 Uhr, Wort am ­Feiertag, mit Stephan Ringeis. MDR 1 Radio Thüringen 20. bis 24.12. | 22.57 Uhr, ­Gedanken zur Nacht, mit York Schön. ZDF 19.12. | 9.30 Uhr, »Wenn Gott zu Gast ist …«, Live-Fernsehgottesdienst aus der Emk-Friedenskirche Mainz-Kostheim.


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20.000 Euro Nothilfe gegen den Hunger in Malawi Mit 20.000 Euro leistet die EmKWeltmission in diesem Winter Hungerhilfe in Malawi. 20.000 Euro, mit denen Nahrungsmittel – vor allem Mais – gekauft werden, um die Menschen im Nsanje und Chikhwawa Distrikt vor dem Verhungern zu bewahren.

Ohne Landwirtschaft läuft nichts Der Agrarsektor in Malawi beschäftigt 90 Prozent der Bevölkerung. Fast 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und 90 Prozent der Exporteinnahmen Malawis kommen aus der Landwirtschaft. Mais spielt dabei eine besondere Rolle. Die Menschen bauen ihn nicht nur für den Verkauf an, sondern zuerst und vor allem für den Eigenbedarf. Mais ist das Grundnahrungsmittel, von dem sie leben. Dürre Immer wieder, zuletzt im Jahr 2002, kam es in Malawi zu verheerenden Dürrekatastrophen, die ganze Erntejahre zunichte machten. So auch jetzt, im Verlauf des Jahres 2010. Besonders die Menschen im Nsanje und Chikhwawa Distrikt im Süden des Landes waren betroffen: Insgesamt dreimal pflanzten sie Mais und andere Nahrungsmittel an und hofften auf eine Ernte. Sie hofften erfolglos, denn auf extrem starke Regenfälle folgten jeweils Dürreperioden und vernichteten die Ernte.

Inzwischen hat sich das Klima wieder normalisiert. Erneut wollen die Menschen pflanzen. Drei Monate bis zur nächsten Ernte müssen sie aber überbrücken. Ihre Vorräte, um während dieser Zeit zu überleben, sind jedoch längst verbraucht.

Unsere Hilfe Von dem Geld aus Deutschland kauft die EmK in Malawi Saatgut und Nahrungsmittel – vor allem Mais – und verteilt sie an besonders bedürftige Menschen im Katastrophengebiet. »Unsere Zielgruppen sind in erster Linie Alte, HIV-positive Menschen, Waisenkinder und Kindereltern (das sind Kinder, die sich um andere Kinder kümmern, deren Eltern gestorben sind),« schreibt Superintendent Daniel Mhone. »Wir helfen den Menschen zu überleben, bis sie sich wieder selbst versorgen können.« Helfen Sie mit? Die Mittel für unsere Nothilfe konnten wir aus dem Katastrophenhilfefonds der EmK-Weltmission für Notlagen entnehmen. Durch Ihre Spende mit dem Verwendungszweck Hungerhilfe sorgen Sie dafür, dass wir diesen Fonds nun wieder aufstocken können, um auch zukünftig schnell und unkompliziert in Notlagen zu helfen.

ei EKK to 401 773 b Spendenkonl 520 604 10 alawi« Bankleitzah szweck: »Hungerhilfe M g Verwendun mission.de

lt www.emkwe


22 ::: Geschenkt

Ganzheitlicher Gemeindeaufbau in Malawi Evangelisation und Sozialarbeit Hand in Hand Der Superintendent der Methodistischen Missionskonferenz in Malawi, Daniel Mhone war mit seiner Frau Moty zwei Wochen in Deutschland. An ihren Berichten über die Entwicklung der Methodistenkirche in Malawi möchten wir Sie teilhaben lassen.

»Wir sind eine wachsende Kirche«, berichtet Daniel Mhone. Erst 1987 gegründet, hat die Kirche inzwischen etwa 19.000 Mitglieder, die von fünf ordinierten und 20 Lokalpastorinnen und -pastoren betreut werden. Bei diesem Verhältnis ist es verständlich, dass auch die Laien stark mit eingebunden sind. Da jede Pastorin bzw. jeder Pastor im Schnitt 760 Mitglieder und sieben bis zehn Gemeinden zu betreuen hat, sind die Laien nicht nur in der Verkündigung, sondern auch in der Gemeindeleitung, der Sozialarbeit, der Evangelisation und der Seelsorge sehr aktiv und wichtig. Eines der größten Probleme dieser noch jungen Kirche ist der Mangel an gut ausgebildeten Menschen. So hat keiner der 20 Lokalpastoren Theologie studiert – die meisten haben neben ihrer Schulausbildung nur einzelne kirchliche Ausbildungs-Kurse besucht,

damit sie wenigstens die grundlegendsten Kenntnisse für ihren Dienst haben. Viele sind sehr daran interessiert, weitergebildet zu werden, aber dafür sind sowohl das Geld als auch die kirchlichen Kapazitäten (noch) nicht vorhanden. Ähnliches gilt auch für viele Laien. Superintendent Mhone betont: »Wir sind dankbar für alle Unterstützung, die wir für die Ausbildung unserer Leute bekommen. In den letzen fünf Jahren konnten wir durch finanzielle Hilfe über 50 junge Menschen an die methodistische Africa University schicken, um dort gut ausgebildet zu werden. Und durch die finanzielle Unterstützung der EmK konnte ein junger Mann sein Theologiestudium erfolgreich abschließen und ist nun auf dem Weg, bald ordiniert zu werden.« Daniel Mhone ist sich sicher, dass die Kirche auf Dauer nur dann

weiterwachsen und sich positiv entwickeln kann, wenn sie genug gut ausgebildete Leitungspersonen hat. Prägend für die Methodistenkirche in Malawi und sicher auch ein Grund für ihr Wachstum ist ihr ganzheitlicher Ansatz. Soziales Engagement durch Vorschulen und Alphabetisierungsprogramme, durch Brunnenbau, Gesundheitsprogramme, HIV/Aids-Selbsthilfegruppen und noch vieles mehr gehen Hand in Hand mit der Weitergabe der Guten Nachricht vom Heil in Jesus Christus. Dazu kommt noch die typisch methodistische Leitung der Kirche, die gemeinsam von Laien und Pastorinnen/Pastoren ausgeübt wird. Dafür aber braucht es mehr und besser ausgebildete Menschen und eine gute Organisation. Bei beidem wollen wir als EmK-Weltmission unserer Partnerkirche in Malawi helfen. Und darum werden wir zusätzlich zu den Projekten, die wir bisher schon finanziell unterstützt haben, nun auch eine Missionarin nach Malawi senden. Inke Johannsen wird ab Januar 2011 vor allem daran arbeiten, die verschiedenen Programme der Kirche auszubauen und zu koordinieren. Und später werden wir aller Voraussicht nach noch einen Pastor nach Malawi senden, der vor allem in der theologischen Ausbildung tätig sein wird.

IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNG Herausgeber: EmK-Weltmission • Geschäftsstelle: Holländische Heide 13, 42113 Wuppertal, Telefon 0202 7670190, E-Mail: weltmission@emk.de www.emkweltmission.de • Fotos: EmK-Weltmission • Spendenkonto: EmK-Weltmission, Ev. Kreditgenossenschaft , BLZ 520 604 10, Konto-Nr. 401 773


Interview ::: 23

»Eine Kirche, wie es sie bisher nicht gibt«

In Schweden suchen die EmK, die Baptistische Kirche und die Missionskirche eine gemeinsame Zukunft. Dazu wollen sie eine neue Kirche gründen und im Mai 2011 die Fusion beschließen. Auch wenn für die schwedische EmK erst durch die jüngst erfolgte Zustimmung ihrer Zentralkonferenz der Weg zur Vereinigung offen ist, arbeiten die drei Denominationen schon seit geraumer Zeit gemeinsam aktiv an der Gründung der neuen Kirche. Dieser Prozess trägt den Namen »Gemensam Framtid« (»Gemeinsame Zukunft«). Dem entsprechend wird von der in Gründung befindlichen Kirche auch vorläufig von der »GF-Kirche«

gesprochen. Ein endgültiger Name für die neue Kirche wird noch gesucht. Lasse Svensson (39) ist Prozessleiter und Hauptverantwortlicher für GF. Svensson ist seit 1997 Pastor von St. Jakob in Göteborg, der nach Mitgliederanzahl größten EmK-Gemeinde Schwedens, und er war zuletzt auch als Distriktssuperintendent tätig. Für die Aufgabe als GF-Prozessleiter, die er seit Mitte August vollzeitlich ausübt, hat Bischof Christian Alsted ihn für ein Jahr von seinem Dienst als Gemeindepastor und Superintendent freigestellt. Im Gespräch mit Silvia König spricht Svensson zum gegenwärtigen Stand des ökumenischen Prozesses in Schweden.

Worin besteht Ihre Hauptaufgabe als Prozessleiter? Lasse Svensson: Wir sind ein Team, wobei ich zurzeit der Einzige bin, der vollzeitlich für GF arbeitet. Ich führe ein Team von drei Personen, die für ein halbes Jahr 50 Prozent ihrer Arbeitszeit darauf verwenden, einen Vorschlag für eine neue Kirchenordnung zu schreiben. Sehr eng arbeite ich außerdem zusammen mit Anders Marklund, einem Pastor der Schwedischen Missionskirche, sowie einem PR-Mann. Meine Aufgabe ist es, den Prozess zu steuern, was eine hohe Reisetätigkeit einschließt. Nicht zuletzt gehören zu meinen Aufgaben auch eine ganze Reihe Kontakte zur Presse.

Was tun Sie, um das sicherzustellen? Lasse Svensson: Wir haben in den letzten Monaten eine umfassende Gemeindebefragung durchgeführt. Die Kirchenleitungen unserer drei Denominationen haben dazu ein gemeinsames Konsultationspapier erstellt – einen Vorschlag, wie die neue Kirche aussehen soll – und diesen an die Gemeinden geschickt mit der ausdrücklichen Bitte, schriftlich dazu Stellung zu nehmen. Die zu beantwortenden und zu kommentierenden Fragen betrafen: Das Selbstverständnis der neuen Kirche, die Definition ihrer Glaubensgrundlage, den Auftrag der Kirche, die Verwaltung der Sakramente (Taufe, Abendmahl), die Frage, wie die unterschiedlichen Tauftraditionen der drei Denominationen in der neuen Kirche Berücksichtigung finden können, das Verständnis von Kirchen-Mitgliedschaft bzw. -Angehörigkeit und die Frage der regionalen Präsenz.

Die neue Kirche soll Anfang 2012 starten, wobei die EmK-Gemeinden sich dieser Kirche erst anschließen können, nachdem die in ihrer Kirchenordnung fest­ gelegten globalen Prozesse im ersten Halbjahr 2012 abgeschlossen sind. Welche größeren Aufgaben sind derzeit und in den nächsten Monaten zu lösen? Lasse Svensson: Der nächste Schritt ist, dass im nächsten Frühjahr nicht nur unsere schwedische Jährliche Konferenz, sondern alle elf Jährlichen Konferenzen unserer ZK Nordeuropa und Eurasien unserem Beschluss, gemeinsam mit den anderen beiden Denominationen eine neue Kirche zu gründen, zustimmen müssen, wobei für ein Ja eine Zweidrittelmehrheit der Gesamtstimmenanzahl nötig ist. Mindestenes genauso wichtig ist aber, das alle drei Denominationen auf ihren betreffenden Jährlichen Konferenzen ein Ja geben. Damit dass geschieht, ist es wichtig, dass die Menschen in den drei Kirchen spüren, dass sie gehört werden.

Wie war die Resonanz? Lasse Svensson: Unser Ziel war es, 500 Antworten zu bekommen. Zum offiziellen Ende der Aktion am 15. Oktober waren es 516. Am 13. November sind wir dann in Göteborg zusammengekommen, um festzustellen, an welchen Punkten es noch keine genügende Zustimmung gibt und an denen wir folglich noch weiterarbeiten müssen, damit das Beschlusspapier für die Jährlichen Konferenzen im Mai überzeugt. Nicht zuletzt ist es uns sehr wichtig, offen mit dem Prozess der Kirchengründung umzugehen. Auf unserer Internetseite www.gemensamframtid.se berichten wir regelmäßig über den Fortgang und ermutigen dazu, auf diesem Wege den Verlauf eng mitzuverfolgen


24 ::: Interview

und uns bei Bedarf jederzeit mit Fragen oder Anregungen zu kontaktieren – per Telefon, E-Mail oder über den dafür eingerichteten GF-Blog. Was sagen die Gemeinden? Lasse Svensson: Betrachtet man die Auswertung, so stellt man eine überwältigende Zustimmung der Befragten zu dem im Konsultationspapier vorgestellten Selbstverständnis der Kirche, zu ihrer Definition der Grundlage des Glaubens und zur Beschreibung ihres Auftrags fest. Jeweils rund 90 Prozent sagen »ja« oder »ja, im Großen und Ganzen« zu den entsprechenden Vorschlägen. Ein ganz anderes Bild zeigt sich dagegen bei der Frage der Kirchen-(Mit)gliedschaft. An der Frage der (Mit-)gliedschaft und Zugehörigkeit werden wir also in den kommenden Monaten noch intensiv weiterarbeiten müssen. Die drei Denominationen haben ja unterschiedliche Traditionen, etwa in Bezug auf die Taufe. In der neuen Kirche soll die Taufe in einer Gemeinde in der ganzen Kirche gelten … Lasse Svensson: Gerade weil wir in dieser Frage als Denominationen unterschiedlich sind, kann es wirklich – im positiven Sinne – Sprengkraft für die Kirche bedeuten, wenn es uns gelingt, diese drei Traditionen in die neue Kirche zu integrieren. Aber natürlich ist es schwer, alte Auffassungen loszulassen. Dem Vorschlag

Wort für heute 2011

zur Handhabung der Taufe stimmen immerhin 46 Prozent mit »ja« zu, weitere 40 Prozent mit »ja, im Großen und Ganzen«. Im Konsultationsteam ist uns aber klar, dass wir an der Tauffrage noch weiterarbeiten müssen. Wie wird die Struktur der neuen Kirche aussehen? Lasse Svensson: Wir bauen eine neue Kirche, eine Art Gemeinschaft, von der ich glaube, dass es sie so bisher nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Es ist keine bischöfliche Kirche, aber auch keine kongregationalistische Kirche in Reinkultur, sondern eine Kirche, die auf gegenseitige Aufsicht und Fürsorge setzt. Ich glaube, dass dies ein dynamischerer und vielleicht auch modernerer Kirchbau ist. Was haben Methodisten zur neuen Kirche beizutragen? Lasse Svensson: Viel! Der Methodismus kommt mit einer guten Theorie, einer Theologie, die durchdacht ist und das Meiste zur Sprache bringt und die klassische Dogmatik mit ins Leben nimmt. Der Baptismus trägt eine gute Idee bei, nämlich die von Freiheit, Selbständigkeit und der Notwendigkeit eines starken Rückgrats. Und die Missionskirche schließlich steuert eine gute Praxis bei – sie ist diejenige Denomination, der es am besten gelungen ist, Kirche in die Praxis umzusetzen. So bauen wir gemeinsam etwas richtig Gutes, etwas Wichtiges, etwas um Gottes und der Menschen willen.

Die EmK in Deutschland auf einen Blick!

Beginnen Sie 2011 jeden Tag mit Wort für heute

Bibelverse, Auslegungen von Bibelkennern, lebensnah, ­biblisch fundiert – das macht „Wort für heute“ zu ­einem der meist gelesenen Andachts­kalender. Lassen Sie sich von Autorinnen und Autoren auch aus der EmK ermutigen, Christsein im Alltag zu leben. Jeden Tag.

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Meine Meinung ::: 25

Einladung zur Leserreise Methodismus in England: »unterwegs« bringt Sie hin! England ist das Stammland des Methodismus.Gleich­zeitig ist die britische Gesellschaft seit Jahrzehnten von einer wachsenden Entkirch­lichung geprägt. Die Kirchen reagieren auf diese ­Entwicklung und entwickeln neue Gemeinde- und Gottesdienstformen. Einige Beispiele aus der Britischen Methodistenkirche können Sie mit »unterwegs« auf einer Reise durch Südengland kennenlernen. Auf dem Programm stehen zudem die touristischen Wahrzeichen Londons sowie die Besichtigung von ­Stonehenge und Besuche in Bristol, Glastonbury, Oxford, Stratford upon Avon und ­Coventry. Die Leserreise wird von Colin und Muriel Barrett geführt. Colin Barrett ist Pastor der Britischen Methodistenkirche und leitet derzeit die EmK-Gemeinde Brand-Erbisdorf bei Freiberg/Sachsen. Termin: 18. bis 25. Juni 2011 Leistungen: Flug ab/bis Frankfurt am Main, Busreise in England, 7 x Ü/HP, Eintrittspreise, Führungen Preis: 1.310,- Euro pro Person im Doppelzimmer, Einzelzimmerzuschlag: 248,- Euro Informationen: Medienwerk der EmK, Telefon 069 242521-150, E-Mail: medienwerk@emk.de

Auf dem Programm der »unterwegs«-Leserreise steht auch ein Gottesdienstbesuch in der Methodist Central Hall in London

Falscher Anreiz Der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner hat Maßnahmen für Verbesserungen an den Schulen angekündigt. Lebhafte Diskussionen löste sein ­Vorhaben aus, Schüler künftig mit kleinen Prämien zu belohnen, wenn sie ihre Leistungen gesteigert haben: drei oder vier Euro auf die Hand, ein Buch, Freikarten für Fußballspiele, Kino oder Zoo. Gedacht ist vor allem an Schulen mit einem hohen Anteil an Schülern aus schwierigen Verhältnissen. Außergewöhnliche Umstände verlangen außerordentliche Methoden. Auch in die offenen Projekte für Kinder in den Berliner Gemeinden der EmK kommen nicht wenige, die von zu Hause gar keine Motivation für die Schule bekommen. Da geht es nicht nur um das fehlende Pausenbrot, sondern um desolate häusliche Verhältnisse und den Mangel an allem, was einem Kind gut tut. Aber sind gerade unter solchen Umständen die Prämien des Senators eine Hilfe? Er hat Recht, wenn er Milieus erkennt, in denen die öffentliche Sorge für Kinder einen höheren Stellenwert einnehmen muss als die des Elternhauses. Das gibt es nun einmal, sicher nicht nur in Berlin. Doch welche Botschaft an ein Kind vermitteln Prämien dafür, dass es in der Schule lernt? Soll es die Hand dafür aufzuhalten lernen, dass es sich um die eigenen Angelegenheiten kümmert? Führt das nicht genau in die Sackgasse, aus der viele Eltern und Großeltern benachteiligter Kinder seit Jahren nicht herauskommen? Dem Senator geht es hier um eine neue »Anerkennungskultur«. Die Anerkennungskultur, wie das Neue Testament sie mit der Botschaft der Rechtfertigung lehrt, ist eine andere: ohne Handel und ohne Prämien. An der Tür meines Kinderzimmers stand der Spruch: »Hast du heute schon dein Kind gelobt?« Meine Eltern lasen das täglich. In unsere Gemeinden kommen Kinder, deren Eltern das weder lesen noch beherzigen. Die Gemeinden zahlen ihnen nichts. Manchmal gibt es Geschenke, aber die stehen nicht im Vordergrund. Doch die Gemeinden versuchen, dass die Kinder sich als geliebt und geachtet erfahren. Das hilft auch in der Schule.

Christian Voller-Morgenstern ist Superintendent des Berliner Distrikts. Er lebt mit seiner Familie in Potsdam.


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F

reude am Singen«, »Gemeinschaft« und »Liebe zur Chormusik und deren Anhänger« – Fritz Wäckerle muss nicht lange darüber nachdenken, welche positiv besetzten Gedanken ihn von seiner Jugend an bis in den Ruhestand begleitet haben. Seit fünf Jahrzehnten ist der gebürtige Münzesheimer aktives Mitglied im Bezirkschor der evangelisch-methodistischen Kirche in Bruchsal, Unteröwisheim, Münzesheim und Menzingen, davon 38 Jahre als Chorleiter. Und fragt er seine 25 Sängerinnen und Sänger nach ihren Motiven, bekommt er dieselben Worte zu hören. »Das zeigt mir, dass ich nicht alleine stehe mit meiner Ansicht, dass Singen im Chor einen festen Platz im Gemeindeleben haben kann und dass es noch zeitgemäß ist«, erklärt Wäckerle. Dabei hat dieses Ehrenamt dem 66-jährigen Vater zweier Töchter und Großvater von zwischenzeitlich acht Enkelkindern mitunter viel abverlangt. Als leitender EDV-Berater und Projektleiter war er viel unterwegs und kam oft von der Arbeit gerade noch einigermaßen rechtzeitig zur Chorprobe. Zudem leitete er den Bezirksposaunenchor von dessen Gründung im Jahr 1977 an bis ins Jahr 1992 und besuchte immer wieder Chorleiterkurse. Darüber hinaus engagiert er sich seit 1999 als Laiendelegierter und wurde 2007 zum Distriktslaienführer gewählt.

Hineingewachsen in die Arbeit Der langjährige Chorleiter ist in seine Arbeit hineingewachsen. Er übernahm im Jahr 1972 das Dirigat von seinem Vater, der den gemischten, vierstimmigen Chor der Gemeinde leitete. All dies wäre ohne die Unterstützung seiner Frau Karola, die sich ebenfalls in die Gemeindearbeit einbringt und seit 50 Jahren im Chor mitsingt, nicht möglich gewesen, sagt Wäckerle.

Auch die Familien der beiden Töchter seien schon früh in die Chor- und Bläserarbeit eingestiegen. Zu den Ereignissen, an die Wäckerle und seine Chormitglieder gerne zurückdenken, zählt das gemeinsame Singen mit rund 2.500 Stimmen beim Chortreffen zum 125-jährigen Bestehen des Christlichen Sängerbundes in Zwickau 2004. Aber auch die jährlichen Chorfreizeiten, die traditionell um den 1. November an wechselnden Orten stattfinden und intensivere Proben zur Vorbereitung auf die Advents- und Weihnachtszeit ermöglichen. Die Gemeindechorarbeit habe in den letzten Jahren eher an Attraktivität verloren, sagt Wäckerle. Dennoch blicke er zuversichtlich in die Zukunft. »Junge Leute tun sich heutzutage schwer mit einer Verpflichtung, die regelmäßigen Einsatz erfordert. Sie lassen sich noch am ehesten für einen Projektchor begeistern.« Anders im Posaunenchor, wo der begeisterte Bergwanderer und Hobbyfotograf bis heute ins Horn bläst. »Hier können wir immer wieder junge Leute integrieren, die ein Blasinstrument lernen.« In zwei Jahren wird er sein Amt als Distriktslaienführer an eine Nachfolgerin übergeben – das steht schon fest. Auch für den Chorleiterposten erhofft sich Wäckerle einen solchen Übergang – auch wenn sich die Nachfolger-Suche bislang schwierig gestaltet. »Ich möchte nicht an meinem Amt kleben, sondern den Zeitpunkt selbst bestimmen, wann ich in die zweite Reihe zurücktrete«, sagt Wäckerle. Wenngleich er lieber im Hintergrund arbeitet, kommt das aktive Mitgestalten und Mitentscheiden, aber auch das Präsentieren vor Publikum seinem Naturell und seinen Begabungen entgegen. »Diese Motivation gibt mir den nötigen Schub, Herausforderungen im Kleinen wie im Großen zu meistern.« Karin Ferenbach

Foto: K arin Ferenbach

Der nötige Schub kommt vor dem Publikum


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