unterwegs 07/2011

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27. März 2011 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

7/2011

Was wir aus der Katastrophe lernen können Raum für Gott n

Wie die »Stille Zeit« gelingen kann. Seite 3

Raum für Fragen n

Warum Kleingruppen so wichtig sind. Seite 6

Raum für Teenies n

Was Jugendliche in der Gemeinde brauchen. Seite 12


2 ::: Editorial

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt der lebenslangen Ehe in ­guten wie in schlechten evangelische ­Tagen als Schutzraum für Pfarrer, Autor die E ­ heleute und die Kinder und Komponist sei, heißt es im Informations­ von über 800 brief der Vereinigung. Ein christlichen geschiedener Bischof oder Liedern starb ­eine geschiedene ­Bischöfin am 5. März im könne das nicht glaubwürAlter von 84 Jahren in dig repräsentieren. Stuttgart. Im Gesangbuch der EmK finden sich neun Lieder Rommels, so etwa Die zehn Gebote sind in: das Lied »Du hast uns, Rund 6.000 Besucher haben Herr, gerufen« (EM 447). am 13. März das gleich­ Rommel schrieb zudem namige Pop-Oratorium bei mehr als 1.000 Kanons und zwei Vorstellungen in Minden über 100 Bücher. Rommel gesehen. Es sei erneut gelunwar Pfarrer in Friedrichshafen gen, die zehn Gebote als und Schwenningen sowie Leitlinien menschlichen Stadtjugendpfarrer in Stutt­Zusammenlebens »in einem gart-Bad Cannstatt. 17 Jahpopulären Rahmen bekannt re war er Chefredakteur des zu machen«, sagte der KomEvangelischen Gemeindeponist und Produzent Dieter blatts für Württemberg. Falk. Das Musical erzählt die biblische Geschichte von Mose und dem Auszug des Gerechtigkeit ist keine Frage des Schicksals . Das Volkes Israel aus Ägypten. Eine weitere Aufführung ist hat die frühere Ratsvorsitam 4. Juni beim Evangelizende der Evangelischen schen Kirchentag in Dresden Kirche in Deutschland geplant. (EKD), Margot Käßmann, betont. Die krassen Ungerechtigkeiten in der Welt Eine »Kinderlounge« hat die seien menschengemacht. ArBahnhofsmission jetzt in mut und Unterdrückung Nürnberg eingerichtet. Dort seien strukturell bedingt. werden Kinder bis 14 Jahre durch pädagogisch geschulte Eine geschiedene Frau soll Mitarbeiter betreut und finnicht an der Spitze der den zahlreiche Spielmöglichbayerischen Landeskirche keiten. Genutzt werden kann stehen. Das meint die Ardas Angebot zwischen 7 und beitsgemeinschaft »Leben19 Uhr von alleinreisenden dige Gemeinde München«. Kindern und Familien mit Zu den drei Kandidaten der Kindern. Weitere KinderBischofswahl am 4. April lounges sind in Essen, gehört die Münchner ReFrankfurt am Main, Düsselgionalbischöfin Susanne dorf und Köln vorgesehen. Breit-Keßler (57), die nach Die Bahn unterstützt die einer Scheidung seit 1998 in Einrichtung und den Betrieb zweiter Ehe verheiratet ist. mit 575.000 Euro. Die Kirchen predigten, wie www.bahnhofsmission.de wichtig die Verlässlichkeit kie/idea/epd Kurt Rommel ist tot. Der

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Titelfoto: MC1 Matthew M. Bradley/US NAVY aufgenommen am 15.März in OFunato/Japan Foto: Albrecht Arnold

»Papa, warum sind die Häuser eingebrochen?« Wir waren am Bahnhof, als am Morgen des 11. März die Bilder aus Japan über die Monitore flimmerten. Mein kleiner Sohn stand davor, ohne zu begreifen, was vor sich ging. Ich versuchte, das Unerklärliche zu erklären – aber auch ich konnte die apokalyptisch anmutenden Szenen nicht wirklich fassen. Rasch zog ich den Kleinen weg. Die schrecklichen Bilder sollten sich nicht in sein Gedächtnis brennen. Vermutlich war meine Sorge unbegründet: Kleine Kinder können ihre Aufmerksamkeit in Sekundenschnelle von einer Sache ab- und einer anderen zuwenden. Sie leben völlig im Jetzt. Wenn sie älter werden, fangen sie an, zu reflektieren und Schlüsse zu ziehen. Und dann werden sie uns Erwachsenen vielleicht unbequeme Fragen stellen: Warum habt ihr nichts gelernt aus den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima? Warum habt ihr uns verschmutzte Luft, verseuchte Erde und Atommüll hinterlassen? Was werde ich antworten? Während ich diese Zeilen schreibe, werden aus Japan »gesunkene Strahlenwerte« gemeldet. Das hört sich hoffnungsvoll an, und vermutlich dient die Meldung genau diesem Zweck. Ein Grund zum Zurücklehnen ist das nicht. Die Katastrophe in Japan muss Konsequenzen haben – für uns als Kirche, aber auch für jeden Einzelnen. Fangen wir heute damit an! Ihr Volker Kiemle Redaktionsleiter


Frühling für den Glauben ::: 3

Wie Sie sich Raum für die Begegnung mit Gott schaffen Kennen Sie das auch? Sie denken an »Stille Zeit« und Ihre Stimmung sinkt, unangenehme Erinnerungen steigen auf. Vielleicht haben Sie oft damit angefangen, es aber immer wieder nicht geschafft. Deborah Burrer macht Mut, es weiter zu wagen und sich bewusst Raum für Begegnungen mit Gott zu schaffen.

S

Foto: sxc.hu / juliaf

tille Zeit« wird oft mit unangenehmer Stille, Langeweile, Pflicht, Last oder gar Leistung, Stillsitzen, Anstrengung, trockener Wüste, Alleinsein verbunden. Manche verbuchen die »Stille Zeit« auch unter der Rubrik »Buch mit sieben Siegeln«. Kein Wunder, dass für die »Stille Zeit« keine Zeit bleibt im Alltag, der schon randvoll gefüllt ist mit Beruf, Familie, Gemeinde, Sport und Hobbies. Was so unattraktiv daherkommt wie die »Stille Zeit« wird kein Zeitfenster bekommen. So bleibt die Stille Zeit außen vor, zumal sie auch mit Regelmäßigkeit und Verpflichtung verbunden ist. Einmal »Stille Zeit« gemacht, reicht nicht: morgen, übermorgen, überübermorgen wieder ... Nur woher die Zeit nehmen, wenn nicht stehlen? So entstehen Gefühle von Druck und Leistung und ein schlechtes Gewissen.

Ein neues Bild der »Stillen Zeit« Und jetzt bitte ich Sie innezuhalten und tief durchzuatmen – einmal, zweimal, dreimal – Atem-Pause. Ich möchte Sie an dieser Stelle einladen, mit mir neue Bilder und Vorstellungen der »Stillen Zeit« zu entwerfen:

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Stellen Sie sich vor, Sie freuen sich auf die »Stille Zeit«, auf die Begegnung mit Gott, weil Sie Ihnen wohltut und Sie erfrischt, weil Sie Ihnen neue Klarheit und Kraft für Ihren Alltag schenkt. Die »Stille Zeit« ist für Sie eine Auszeit, eine Zeit der Inspiration und der Leichtigkeit. Sie fühlen sich verbunden mit anderen Menschen, an die Sie denken oder die zusammen mit Ihnen, oder auch zu anderer Zeit und am anderen Ort wie Sie, innehalten. Die »Stille Zeit« ist eine erfüllte Zeit, die Sie innerlich und äußerlich bewegt. Die Form der »Stillen Zeit« ist so, dass sie für Sie in diesem Moment stimmt. Hört sich klasse an, oder? Fühlen Sie sich jetzt auch wohl in Ihrer Haut? Ich möchte den Abschnitt am liebsten noch einmal lesen und tue es. Dabei frage ich mich: Wie komme ich zu dieser Erfahrung der »Stillen Zeit«? Meiner Meinung nach ist die Form der »Stillen Zeit« ein Knackpunkt für viele Menschen. Meist versteht man unter der »Stillen Zeit« nur die klassische Form, wie sie an vielen Stellen erläutert wird: ein kurzes Gebet zu Beginn, Bibeltext lesen, Nachsinnen


über den Text mithilfe eines Impulses oder auch Fragen und ein Gebet zum Abschluss. Diese Zeit kann alleine oder zusammen mit anderen geteilt werden. Aufgrund meiner eigenen Glaubens- und Lebenserfahrungen möchte ich um der Lebendigkeit des Glaubens und des Lebens willen die klassische Form der »Stillen Zeit« ergänzen mit weiteren Formen, die zur Begegnung mit Gott führen können. Zum Beispiel sind Musik und selbst gesungene Lieder für viele Menschen wichtige Orte der Begegnung mit Gott. Anderen hilft die Schöpfung Gottes: Ein Spaziergang im Grünen, an der frischen Luft, kann zur Stille und zur Begegnung mit Gott führen. Manche begegnen Gott über den Körper in Bewegung, Gebärden und Tanz und finden darin Stille. Wieder anderen hilft das Schweigen und Innehalten in der Meditation, um Gott zu begegnen. Und dann finden einige noch ganz andere Formen der »Stillen Zeit«: vielleicht im kreativen Gestalten und Malen oder im triefenden schweißvollen Angesicht oder … Mit dieser Vielfalt an Formen fällt es mir wesentlich leichter Erfrischung, Innehalten, Inspiration, Auszeit,

Gott lädt uns mit der »Stillen Zeit« ein, in den lichten Raum seiner liebenden Gegenwart einzutreten.

Deborah Burrer ist Pastorin im Bezirk Stuttgart-Weilimdorf.

Auftanken, Quelle, Gemeinschaft, Verbundenheit, Bewegtsein, Leichtigkeit mit der »Stillen Zeit« in Verbindung zu bringen. Und ich möchte am liebsten diesen Raum der Begegnung mit Gott sofort aufsuchen, in dem so viel Kraft und Bewegtheit und Stille und Verbundenheit liegt und Gott begegnen. Geht es Ihnen auch so? Die »Zeit der Stille« stelle ich mir wie einen Raum vor, der immer schon da ist und in den ich in jedem Moment bewusst eintreten kann. Ein heller, lichter Raum, der von Liebe und Wohlwollen erfüllt ist. Ein Raum, in den ich so eintreten darf, wie ich mich gerade fühle und mit dem, was mich beschäftigt. Alles darf da sein. Und Gott ist in diesem Raum immer schon da. Er wartet in diesem Raum auf mich. Er will mir begegnen, egal ob es beim Bibellesen und beim Gebet ist – allein oder mit anderen, egal ob es in der Musik, in der Natur, im Tanz, in der Meditation, beim kreativen Gestalten ist – allein oder mit anderen. Gott sucht mich dort auf, wo er mich begabt hat, wo er mir Ressourcen mitgegeben hat und wo meine Lebensquellen sprudeln. Für manche ist es eine Hilfe, sich für die »Stille Zeit« eine feste Zeit zu nehmen und einen gestalteten Ort zu schaffen, sofern Zeit und Ort nicht unter Druck setzen. Je nach Alltag und Lebenssituation kann es jedoch auch sein, dass »Stille Zeiten« nur unregelmäßig oder nur an Wochenenden oder einmal im Monat möglich sind. Dann ist ein kreativer und phantasievoller Geist gefragt, wie wir zwischendurch für nur einen Augenblick oder einige Minuten innehalten und uns auf Gott ausrichten können: vielleicht bei einem bewussten Blick aus dem Fenster in den blauen Himmel und einem kurzen Stoßgebet oder beim Bügeln oder bei der Autofahrt mit einer inspirierenden Musik oder einem christlichen Hörbuch im Hintergrund. Die Einladung steht! – Gott lädt Sie mit der »Stillen Zeit« ein, in den lichten Raum seiner liebenden Gegenwart einzutreten und ihm zu begegnen durch Ihre Begabungen und Ressourcen. Gott wartet auf Sie und möchte Ihnen Entlastung und Befreiung, Aufatmen und Auftanken, Leichtigkeit und Inspiration und Verbundenheit schenken. Nehmen Sie die Einladung Gottes an! Probieren Sie neue, Ihnen momentan entsprechende Formen der »Stillen Zeit« aus! Suchen und finden Sie Ihre Form der »Stillen Zeit«, die immer mal wieder wechseln kann! Und Sie werden sich an dem Wunder erfreuen: Wüste Alltags-Gärten beginnen zu grünen und zu blühen.

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Foto: sxc.hu / melodi2

4 ::: Frühling für den Glauben


Frühling für den Glauben ::: 5

So wird der Glaube lebendig »... der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.« So drastisch beschreibt Jesus Christus selbst, wie Christsein geht – und macht damit deutlich, dass auch mühevolle Zeiten zum Christenleben dazugehören. Wenn Christsein aber nur noch mühevoll ist, dann läuft etwas schief. Pastor Frank Mader erklärt im Gespräch mit Volker Kiemle, was man dagegen tun kann. Bei vielen Christen wird der Glaube mit der Zeit müde. Woran liegt das? Frank Mader: Das kann viele Gründe haben. Ein Christ wird müde, wenn er etwa in der Gemeindearbeit erlebt, wie sich trotz aller Anstrengungen nichts oder nicht viel verändert. Oder: Er wird schneller müde, wenn er keine Vorstellung davon hat, was Gott von ihm will. Und ein Christ wird müde, wenn er auf seinem Weg im Glauben keine Vergewisserung erfährt. Ich wüsste nicht, wie weit ich ohne Vergewisserungen auf meinem Weg hätte gehen können. Wie kann ich diese Klarheit gewinnen? Frank Mader: Gott lädt uns mit der »Stillen Zeit« ein,

in den lichten Raum seiner liebenden Gegenwart einzutreten. Lass mich einmal zurückfragen: Woher bekam der Zöllner Levi seine Klarheit, was zu tun war? Woher bekam König David die Klarheit, was falsch gelaufen ist? Woher Paulus die Richtung für sein Leben? Ich meine: Es begann immer damit, dass sie auf Gott gehört haben.

Wenn das so schwer ist – warum sollen Christen »ihr Kreuz« auf sich nehmen? Frank Mader: Ich würde sagen: Wer den Ruf von ­Jesus Christus nicht gehört hat, der hat keinen Anlass nachzufolgen. Alles gründet darin, dass er gerufen hat. Jesus hat den Zöllner Levi gerufen, er hat den Apostel Paulus gerufen. Wen Jesus gerufen hat, den ruft er in die Nachfolge. Und Nachfolge heißt: »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach« (Markus 8,34). Wer Jesu Reden gehört hat, der wird nachfolgen, auch wenn er nichts davon hat. Grund der Nachfolge, Grund des »Kreuztragens« ist allein Jesus. Etwas davon zu haben, ist dann höchstens erfreuliches »Nebenprodukt«. Das Problem von Christen scheint mir manches Mal, nicht auf die Wanderung im Hochgebirge eingestellt zu sein. Das ist schwer und anspruchsvoll – aber auch unbeschreiblich schön und erfüllend.

Was kann eine Gemeinde tun, um Menschen zur Nachfolge einzuladen? Können Sie ein Beispiel erzählen? Frank Mader: Die Gemeinde muss Gelegenheiten Frank Mader: Kürzlich schaffen, um Menschen in die war eine Frau mit ihren Nachfolge Jesu zu rufen. Das kann »Nachfolge beginnt durch Veranstaltungen geschehen: zwei Kindern bei uns im Gottesdienst. Sie war das Wir etwa machen das gelegentlich immer damit, dritte Mal da. Nach dem bei unseren IMpuls-Gottesdiensdass Menschen Gottesdienst erzählte sie ten. Es kann aber genauso durch mir, wie sie angesprochen eine persönliche Anfrage zur Mitauf Gott hören.« ist. Mich hat das gefreut. arbeit geschehen, wie etwa bei der Pastor Frank Mader Und ich riskierte den Vorbereitung auf MitgliederaufSatz: »Dann halte das nahmen und Taufen von Erwachsefest, was dich angesprochen hat, und verstehe es als nen. In der Regel achte ich darauf, dass jedes KirchenGottes Reden an Dich.« So beginnt der Weg zur mitglied auch eine Aufgabe übernimmt. Was wir noch Klarheit: Gott spricht und ich höre. Die Klarheit tun: festigt sich dann, wenn ich das Reden Gottes bewah- n In den Gemeinden setzen wir uns zusammen und re. Und sie vertieft sich, wenn ich daraus gehbare überlegen, wen wir konkret auf eine Mitarbeit anspreSchritte der Umsetzung mache. Das Kreuz Jesu auf chen. sich zu nehmen, kostet Kraft und ist anstrengend. n Jedem Teenager bieten wir nach seiner Einsegnung Der Weg des Glaubens gleicht keinem mühelosen einen »Arbeitsplatz« in der Gemeinde an. Weg über den Zebrastreifen. Er gleicht viel eher ei- n Auch »Neue« in der Gemeinde fragen wir schon ner Wanderung durchs Hochgebirge. Nachfolge Jesu bald für die Mitarbeit an. ist so! Wichtig scheint mir dabei eben diese Klarheit Meine Erfahrung ist: Nachfolge kann in der Gemeinde meines Weges. Das ist die beste Vorsorge gegen die am besten einstudiert werden. Nachfolge muss konMüdigkeit. kret werden!

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8 ::: Zeitgeschehen

Foto: US-Navy / Class Dylan McCord

Wie die EmK in Japan hilft

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Das Erdbeben in Japan hat verheerende Schäden hinterlassen. Das Foto zeigt einen Küstenstreifen östlich der nordjapanischen Stadt Sendai.

kommentar Ein verhängnisvoller Irrweg Kernenergie als Weg zur Energieerzeugung ist ein verhängnisvoller Irrweg. Das wird in diesen Tagen auf schreckliche Weise deutlich. Pastor Hans Martin Renno, EmK-Referent für gesellschaftliche Fragen, kommentiert. Die Katastrophe in Japan zeigt, dass wir auf dieser Erde nicht sicher wohnen und dass es keine Sicherheit gibt. Zugleich halten wir vertrauensvoll an dem Glauben fest: »… Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn … Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön … Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen« (Eckart Brücken, Gesangbuch der EmK 579). Dieses Erdbeben ist eine Seite des Unglücks. Gott hat uns Menschen die Verantwortung für die Schöpfung übergeben und zugetraut. »Gott, der Herr, brachte also den Menschen in den Garten Eden. Er übertrug ihm die

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lle nach Japan entsandten etwa 20 Mitarbeitenden der Missionsbehörde der weltweiten EmK haben Erdbeben und Tsunami vom 11. März unbeschadet überstanden. Das stand nach wenigen Tagen fest. Sie helfen nach Kräften ihren Nachbarn und in ihrer Umgebung. Nur wenige sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Die meisten Verbliebenen arbeiten in und um Tokio, wenige im Westen des Landes. Ein Missionar ist an eine Bildungseinrichtung etwa 100 Kilometer nördlich von Tokio entsandt. Dort gab es größere Schäden. Das methodistische Hilfswerk UMCOR arbeitet mit der Vereinigten Kirche Christi in Japan und anderen Partnern zusammen, um Menschen in den betroffenen Gebieten ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit zu helfen. Die EmKWeltmission steuert 10.000 Euro für den Einsatz bei und bittet dafür um Spenden. Bischof Larry Goodpaster, der Vorsitzende des EmK-Bischofsrates, bat in einem Brief an seine Kolleginnen und Kollegen, ihm im Gebet zu folgen »für die Toten und ihre Familien, die Verletzten, die Rettungskräfte, die Überlebenden ohne Wasser, Lebensmittel oder Heizung, für die wegen der radioaktiven Strahlung Evakuierten und für alle anderen Betroffenen.« UMNS / Übersetzung und Recherche: Reinhold Parrinello

Aufgabe, den Garten zu pflegen und zu schützen« (2.Mose 2,15). Fast 25 Jahre nach dem GAU (größten anzunehmenden Unfall) im Kernkraftwerk Tschernobyl wurden wir eindrücklich daran erinnert, dass die Kernenergie keineswegs die Zukunftstechnologie in Sachen Energiegewinnung ist. Das Restrisiko und die ­Folgen sind unabsehbar, unberechenbar, unzumutbar, der Einsatz damit unverantwortlich. In den Sozialen Grundsätzen der Evangelisch-methodistischen Kirche heißt es: »Darüber hinaus drängen wir auf eine kompromisslose Unterstützung des Energiesparens und der verantwortlichen Entwicklung aller Energieressourcen – mit einem besonderen Anliegen für die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen – so dass die Erde als gute Schöpfung bewahrt bleibt.« (Soziale Grundsätze der Evangelisch-methodistischen Kirche, EmK-Forum 36, S. 13). Ich bin froh und dankbar über die ersten Schritte der deutschen Bundesregierung, die auf eine Wende in der

Energiepolitik in Richtung Abkehr von der Kernenergie hindeuten. Ich hoffe und bete dafür, dass dieses Umdenken konsequent weitergeführt wird – und zur Abschaffung der Kernenergie weltweit führt. Gleichzeitig bin ich traurig und ­wütend darüber, dass erst und immer wieder so viel Schlimmes geschehen muss und Landtagswahlen unmittelbar bevorstehen müssen, bis die politisch Verantwortlichen verantwortlich handeln. Energieerzeugung darf nicht als wirtschaftliche und nicht als politische Macht missbraucht werden, vielmehr hat – nach meiner Überzeugung –­­jeder Mensch ein Recht auf Energie. Deshalb sind wir Methodistinnen und Methodisten und alle Menschen dieser Erde aufgerufen, Energie einzusparen – und unser Leben so zu gestalten, dass alle Menschen auf der ganzen Welt in menschenwürdiger Weise leben können: ein Lebensstil, der für alle Menschen auf Gottes Erde zuträglich ist. Hans Martin Renno ist Referent für unterwegs 7/2011 ::: 27. März 2011 ­diakonische und gesellschaftspolitische Verantwortung der EmK.


Zeitgeschehen ::: 9

Ein heilsamer Schock? Die Atomkatastrophe in Japan hat eine neue Debatte über Atomkraftwerke entfacht. Was wir davon erwarten können und wie die EmK zur Atomkraft steht, darüber hat Volker Kiemle mit Volker Schulz gesprochen. Der 52-Jährige ist seit Mitte der siebziger Jahre in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv und ist Umweltbeauftragter der Süddeutschen Jährlichen Konferenz. Wie steht die EmK zur Atomenergie? müssen wir glaubhaft sein, indem wir in unseren GeVOLKER SCHULZ: Weltweit gesehen wird Atomkraft meinden Energieeffizienz vorleben. Durch entsprevon der EmK weder eindeutig abgelehnt noch befür- chende Maßnahmen lässt sich der Energiebedarf draswortet. Allerdings fordern unsere »Sozialen Grund- tisch senken und mittelfristig noch Geld sparen.« sätze« Nachhaltigkeit auch in der Energieversorgung – das schließt die Förderung regenerativer Energie- Wer hat denn ein großes Interesse daran, dass die quellen ein. In Deutschland ist das etwas anders. Die Atomenergie bleibt? Süddeutsche Jährliche Konferenz ist seit mehr als zwei VOLKER SCHULZ: Ganz klar die vier großen EnergieJahren Mitglied in der Klimaallianz, konzerne RWE, E.ON, EnBW und die als große Lobbyorganisation von Vattenfall. Sie wollen die Kraftwerke »Wenn die Katastrophe und die Stromnetze in ihrer Hand Kirchen und Umweltverbänden für den Atomausstieg eintritt. Damit hat behalten. Hinzu kommt ein wirtin Japan kein sich die SJK eindeutig gegen AtomInteresse: Der Staat Anstoß zum Umdenken schaftspolitisches kraft ausgesprochen. hat enorm viele Steuergelder in die ist – was dann? Forschung investiert. Und weil auch Die Laufzeitverlängerung für Atomdie Entsorgung vom Staat finanziert kraftwerke ist ausgesetzt, die ältesten Anlagen sollen wird, ist Atomstrom so billig im Vergleich zu erneuerabgeschaltet werden. Genügt das? baren Energien. VOLKER SCHULZ: Natürlich nicht! Allerdings haben wir europaweit so stark auf Kernenergie gesetzt, dass Wird es nach der Reaktorkatastrophe in Japan eine man nicht von heute auf morgen alle Atomkraftwerke Wende in der Atompolitik geben? abschalten kann. Es ist einfach zu wenig im Bereich der VOLKER SCHULZ: Was jetzt gerade läuft, scheint mir alternativen Energieerzeugung gemacht worden. Das nicht sehr nachhaltig zu sein. Ich hoffe allerdings, dass Potenzial allerdings ist da – zumindest in Deutschland. die alten Atommeiler dauerhaft vom Netz gehen und Je nach Berechnung könnten wir zwischen 60 und 100 dass auch bei den europäischen Nachbarn ein UmdenProzent unseres Strombedarfs durch erneuerbare Ener- ken beginnt. Das wäre schon ein großer Schritt. Aber gien decken. Nicht sofort, aber in absehbarer Zeit. anderen Atomkraftwerke werden weiterlaufen und produzieren weiter Müll, der nicht entsorgt wird. Ich Der Strom geht uns also nicht aus? habe durchaus die Hoffnung, dass sich letztlich die inVOLKER SCHULZ: Natürlich brauchen wir intelligente telligentere Technik durchsetzt. Wenn nicht die KataZwischenlösungen – etwa dezentrale Stromerzeugung strophe in Japan ein Anstoß dazu ist – was sollte es durch Blockheizkraftwerke, die nur im Bedarfsfall da- dann sein? zugeschaltet werden. Es gibt zudem enorme Reserven – wir produzieren viel mehr Strom als nötig, aus Angst Methodismus in Japan vor Spitzenbelastungen. Das Verrückte ist, dass bei weniger Bedarf eher eine Windkraftanlage vom Netz n In Japan gibt es vier Kirchen methodistischer Tradition oder mit genommen wird als ein Atomkraftwerk. Das erste methodistischen Wurzeln: die Kirche des Nazareners, die Freie dauert 15 Minuten, das zweite zwei Tage. Methodistische Kirche, die Wesleyanische Kirche und die Vereinigte Kirche Christi. Zusammen haben sie etwa 200.000 Mitglieder.

Was kann die EmK darüber hinaus tun, um den Ausstieg aus der Kernenergie voranzubringen? VOLKER SCHULZ: Wir sollten als Kirche und auch als einzelne Gemeinden immer wieder von den politischen Entscheidungsträgern mehr Nachhaltigkeit in der Energiewirtschaft einfordern. Auf der anderen ­Seite

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n 1873 wurde in Japan offiziell eine Mission der Bischöflichen

Methodistenkirche eingerichtet. 1907 vereinigten sich verschiedene methodistische Zweige zur Japanischen Methodistenkirche. Unter dem Druck staatlicher Gesetzgebung schloss sie sich 1941 mit mehr als 30 anderen evangelischen Kirchen zur Vereinigten Kirche Christi in Japan (UCCJ) zusammen. Der Vereinigungskonferenz saß der Methodist Yoshimune Abe vor. Die UCCJ hat derzeit etwa 195.000 Mitglieder in mehr als 1.700 Gemeinden. In Japan gibt es etwa 1,7 Millionen Christen (1,3 Prozent der Bevölkerung).


Familie für den Glauben 12 ::: Frühling

Wie sich Jugendliche für den Gottesdienst begeistern lassen Eltern von Teenagern kennen das: Es ist Sonntagmorgen – und es gibt keine Chance, den Nachwuchs zum Besuch des Gottesdienstes zu überreden. Das muss nicht sein, sagt Christina Detka. Als Mutter von drei Teenagern weiß sie, wie eine Gemeinde aussehen kann, die Jugendliche anzieht. Ihr Fazit: Die Teenies brauchen vor allem Freunde und ansprechende Gottesdienste zu vernünftigen Zeiten.

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s ist Sonntagmorgen. Schön, wir haben Zeit für die Jugendlichen stellt sich die Frage: Fühlt sich das die Familie, können gemütlich frühstücken und gut an? dann gehen wir gemeinsam in den Gottesdienst. Die JugendAktionsTage (JAT) unserer EmK sind Ich klopfe an die Türen meiner Teenies. Fehlanzeige. dafür ein Idealbeispiel, da sie auf die Bedürfnisse der Die weckt so schnell niemand. Hab ich vorhin wirk- jungen Leute zugeschnitten sind. Für eine Woche wird lich gedacht, ich könnte sie sonntagmorgens zum Auf- die Kirche in einen Veranstaltungs- und Lebensraum stehen bewegen? Gestern war bestimmt noch eine für Jugendliche umgewandelt. Sie verbringen den Tag Party bei Freunden oder es lief irgendwo ein guter mit geistlichen Anregungen und Workshops, in denen Film. Es wurde spät und die Nacht kurz. Der Sonntag ein kreativer Abend für Jugendliche aus dem Umfeld ist dann genau wie bei den nichtchristlichen Freunden der Gemeinde, der Schule und des Ortes vorbereitet zum Ausschlafen eingeplant. Klar, dass ihnen ein Got- wird. Da können sie sich ausprobieren und Gemeinde tesdienst um zehn Uhr morgens nicht reinpasst. Diese ganz anders kennenlernen. Es sind genügend MitarbeiSituation kennen bestimmt viele Eltern von Teenies. ter und Mitarbeiterinnen da, die auch für die GeEin gut funktionierender Jugendkreis am Abend hat sprächsthemen und Probleme dieser Altersgruppe ein eine ganz andere Anziehungskraft und ist für viele Tee- Ohr haben. nies auch der erste Berührungspunkt Das ist eine sehr gute Aktion für mit einer Gemeinde. Das ist die UhrTeenies und Jugendliche, um in eine »Teenies brauchen Gemeinde hineinzufinden und den zeit, wo junge Menschen sich entfalten und auch bereit sind, guten geistlichen Glauben neu und anders vermittelt zu einen Grund, sich Anregungen zu folgen. KommunikatiDurch die dort begonneauf den Gottesdienst bekommen. on und persönliche Kontakte spielen nen Kontakte entsteht oft ein großes zu freuen.« für sie im Zeitalter von Facebook und Netzwerk mit ungeheurem Potenzial, iPhone eine große Rolle. Sie brauchen das nur genutzt werden muss. Tiefe Gleichaltrige, sonst fühlen sie sich verloren, eine gute Freundschaften entstehen – der Kern unserer Kirche. Gruppe, in der ihre Persönlichkeit gefördert wird. Aus diesem Netzwerk können neue Dinge mit neuWenn sie sich im Jugendkreis dann für einen Sonntag- en Treffpunkten wachsen. In Mainz-Kostheim zum morgengottesdienst verabreden, wird ihnen das Auf- Beispiel gibt es seit einem Jahr das Bistro Connected stehen schon wieder etwas leichter fallen. an jedem letzten Freitag des Monats. Dort treffen sich Jugendliche, die sich häufig bei JAT kennengelernt haDer Idealfall ist selten ben, zu einem Zeitpunkt, der ihrer biologischen Uhr Da dieser Idealfall jedoch nur selten anzutreffen ist, sehr entgegenkommt. Sie feiern zusammen Gottessind Kompromisse nötig. Den Teenies müssen Mög- dienst, haben eine Lobpreiszeit und verbringen den lichkeiten gegeben werden, ihren Glauben auf eine restlichen Abend im Bistro und mit Spielen und Gefür sie natürliche Art zu leben. Das können beispiels- sprächen. weise Jugendgottesdienste am Abend sein. Für Eltern bedeutet dies wiederum: nächtliche Abholaktionen, Tolle Erlebnisse können den Alltag nicht ersetzen Zubereitung vieler Salate für die Buffets hinterher Solche Erlebnisse bestimmen das Leben unserer Jugendund großer Einsatz moderner Technik. Doch wenn lichen. Allerdings sollten Wege gefunden werden, die es etwas Gutes gibt, werden auch Freunde mitge- Jugendlichen in den ganz normalen Gemeindealltag zu nommen und es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, integrieren. Einen Platz, an dem sie gebraucht und etwas das mit allen Sinnen erlebt werden kann. Für wahrgenommen werden. Wie bekommen wir die Tee-

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Jugendliche brauchen auch besondere Aktionen – wie das Bundesjugendtreffen –, damit sie sich für die Kirche begeistern.

Foto: Malte Wolman

nies also dazu, mit Begeisterung in die Kirche zu gehen? Ganz wichtig sind Freunde, persönliche Kontakte, Gemeinschaft, passende Uhrzeiten, aktuelle Musik, ansprechende Gottesdienstgestaltung und gutes Essen. Die Teenies brauchen einen Grund, sich auf den Gottesdienst zu freuen, gute Erfahrungen mit Kirche, Gemeinde und den Menschen darin. Es ist schön, wenn ein freundschaftlicher Dialog zwischen Jung und Alt besteht, wenn beide Seiten einander mit Toleranz begegnen und jeder seinen Platz in der Gemeindefamilie findet. Dieser Dialog wird gefördert, indem die Jugendlichen ins Gemeindeleben eingebunden werden und spüren, sie sind wichtig, es wird für sie gebetet und ihre Veranstaltungen werden mitgetragen. Teenies schätzen es, wenn wir sie nach ihrer Meinung fragen, wie sie sich Gemeindeleben vorstellen, was sie gerne verändern würden, wo sie sich einbringen möchten ... Ebenso tut es uns doch allen gut, nach unserer Meinung gefragt zu werden.

Patenschaften können helfen Eine weitere Möglichkeit, Jugendliche für die Kirche zu begeistern, sind Patenschaften, bei denen die Teenies und Jugendlichen eine besondere Beziehung zu einem erwachsenen Gemeindemitglied aufbauen können. Es wird geschaut, wer sich dazu bereit erklären würde, Pate für jemanden aus dem Jugendkreis zu werden, und wer zu wem passen könnte. So ergeben sich Ansprechpartner außerhalb der Familie, die sich um Teenies kümmern und sie im Gebet begleiten. Es entstehen generationsübergreifende Freundschaften, wo sich zwar in erster Linie der Erwachsene um den jungen Menschen bemüht und für ihn da ist.

Doch auch umgekehrt werden die Erwachsenen von den Teenies bereichert oder auch im Krankheitsfall besucht. Wir machen in unserer Gemeinde damit richtig gute Erfahrungen und ich erlebe es immer wieder, wie gut es den Teenies tut, jemanden zu haben, mit dem sie über alles reden können, der für Klassenarbeiten oder irgendwelche Probleme betet oder sie ins Kino oder Café einlädt. Je mehr sich die Jugendlichen also als Teil der Gemeindefamilie fühlen und Ansprechpartner außerhalb der eigenen Familie finden, desto sicherer werden sie sich unter Christen fühlen und bewegen.

Lust auf Gemeinde! Jede gute Erfahrung gibt ihnen Stärke und Selbstbewusstsein, und das Wissen, von Gott geliebt zu sein, schafft eine stabile Lebensgrundlage. Wenn wir von Teenies nicht verlangen, dass sie alles nach unseren Vorstellungen machen, sondern ihnen Raum zur Entwicklung geben und sie dabei aktiv unterstützen und fördern, werden wir durch sie überrascht werden. So wünsche ich den Gemeinden ein offenes Herz für die Teenies und Verständnis für sie. Und den Heranwachsenden Interesse an gewachsenen Strukturen und Lust auf Gemeinde.

Christina Detka lebt und arbeitet in Neuenhain / Taunus. Sie ist verheiratet mit Gordon. Die Kinder sind 14, 16 und 17 Jahre alt.


14 ::: Zeitgeschehen

»E10«-Benzin: Mehr als schwarz oder weiß Das als »Biokraftstoff« bezeichnete Benzin-Alkohol-Gemisch »E10« hat Anfang März die Gemüter in Deutschland erhitzt. Inzwischen steht die Atomenergie im Zentrum der Aufmerksamkeit, die ­Auseinandersetzung um »E10« bleibt bestehen. Was dahintersteckt, erklärt der Beauftragte der Evangelischen Kirche für agrarsoziale Fragen, Clemens Dirscherl, im Gespräch mit Volker Kiemle. Wem nützt die Einführung des E10-Kraftstoffs? die Situation jedoch wesentlich differenzierter. Wenn ­Warum drängt die Bundesregierung darauf? etwa aus deutschen Zuckerrüben oder Raps Kraftstoff Clemens Dirscherl: Die Einführung von E10-Kraft- hergestellt wird, entsteht als Koppelprodukt hochwerstoffen nutzt zunächst einmal den Biokraftherstellern, tiges eiweißhaltiges Futtermittel. Bisher müssen große sowohl in Deutschland als Mengen an Sojafutter vorauch international. So stellt nehmlich aus Brasilien impor»Die Autoindustrie die Südzucker AG heute nicht tiert werden. Berücksichtigt nur Zucker her, sondern ist man, dass zum Anbau von muss endlich Autos groß in die Bioethanol-Progentechnischem Soja auch Rebauen, die wirklich duktion eingestiegen. Letztes genwälder abgeholzt werden, Jahr wurden rund 1,4 Prozent könnten tatsächlich über eine sparsamer sind!« der Ackerflächen in Deutscheuropäische Eiweißstrategie land für die Beigabe von Biomaßvoll auch Energiepflanzen Dr. Clemens Dirscherl ethanol zu Benzin genutzt. mit dem Koppelprodukt FutDabei handelt es sich hauptsächlich um Futtergetreide terverwertung angebaut werden. Eine Schwarz-Weißund Zuckerrüben, womit natürlich dann auch einige Diskussion, wie sie in der Öffentlichkeit oft geführt deutsche Landwirte Chancen haben, ihre Erzeugnisse wird, wird der Vielschichtigkeit der Fragestellung nicht alternativ zur Lebensmittelproduktion zu vermarkten. gerecht. Daraus ergeben sich oftmals dann auch ethiDie Bundesregierung drängt auf die Einführung des sche Dilemmata. E10-Kraftstoffes, um ihre ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen. Bis 2020 sollten zum Basisjahr 1990 E10 soll die Abhängigkeit von Erdöl verringern. 40 Prozent der schädlichen Emissionen reduziert wer- ­Welche Alternativen sind aus Ihrer Sicht im Bereich den. Dazu hat man als relativ schnellen und zentral der Mobilität sinnvoller? umzusetzenden Weg die Bio-Kraftstoffverordnung ge- Clemens Dirscherl: Um grundsätzlich Energie einwählt. zusparen, gibt es sicherlich wirksamere Wege. Insbesondere die Automobilindustrie müsste stärker in die »Brot für die Welt« warnt davor, dass der Anbau von Verpflichtung genommen werden, tatsächlich sparsaBio-Kraftstoffen die Ernährungsgrundlagen in armen mere Autos zu produzieren. Hier haben wir in den Ländern gefährden kann. Was ist da dran? letzten Jahren den so genannten »Rebound-Effekt« geClemens Dirscherl: Grundsätzlich gibt es interna- habt, dass Motoren sparsamer wurden, der Gesamttional den Zielkonflikt von »Teller und Tank«, wenn verbrauch sich jedoch nicht reduzierte, weil die Autos immer mehr Agrosprit auf Flächen angebaut wird: immer schwerer wurden und immer luxuriöser ausgeMais, Palmöl oder sonstige Ölpflanzen. Insgesamt ist stattet waren – etwa mit Klimaanlagen und Sitzheizungen. Außerdem ist der Schienenverkehr auszubauen, um ihn verkehrstechnisch effizienter nutzen zu Informationen können. Schließlich ist jeder einzelne durch seine Lebensweise und sein Fahrverhalten gefragt, einen Bein »E10« ist Benzin, dem bis zu zehn Prozent »Agroethanol« trag für einen verantwortungsvollen Umgang mit den beigemischt wird. Das ist Alkohol,der aus Pflanzen wie knappen Energieressourcen zu leisten. Hier gilt die Weizen, Zuckerrüben, Zuckerrohr oder Mais gewonnen wird. Devise »Maß statt Masse« – ob beim Reisen, EssverIn Deutschland wird er zu zwei Dritteln aus Getreide und zu halten oder auch der ständigen Gier nach einer Maxieinem Drittel aus Zuckerrüben hergestellt. mierung des materiellen Lebensstandards. n Dr. Clemens Dirscherl ist Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks und leitender Agrarreferent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Zudem ist er Beauftragter für agrarsoziale Fragen der EKD.

unterwegs 7/2011 ::: 27. März 2011


come back

come back e. V. informiert

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Liebe Geschwister, liebe Freunde unserer Arbeit,

UNSeRe ARBeItSZWeIge

wir sind neulich gefragt worden, wie es uns persönlich mit den vielen einschneidenden Erlebnissen im Jahr 2010 ergangen ist. Es ist ein guter Einstieg, zu sagen: »Es war wirklich ein turbulentes Jahr«. Wir bemerken in besonderer Weise Veränderungen im sozialen Bereich. Etablierte Hilfestrukturen im Bereich der Suchtkrankenarbeit stehen genauso hart auf dem Prüfstand wie vieles andere. Einerseits empfinden wir das als normal, andererseits sind es auch Situationen, die uns herausfordern und auch in unterschiedlicher Weise als Leitung und Mitarbeiterschaft unter Druck bringen und es betrifft zunehmend die sozial benachteiligte Personengruppe. Unter Druck gebracht hat uns auch die Situation mit dem hochwasser im August 2010, wo wir nach einem langen Trocknungsprozess im Januar 2011 mit baulicher Erneuerung und Renovierung beginnen konnten. Wir sind sehr dankbar, dass die finanzielle Sicherung durch Spenden und öffentliche Förderung sichergestellt ist. Wir haben ein neues projekt im Bereich der tagesstruktur begonnen, mit dem Ziel, Menschen, die zunehmend arbeits- und perspektivlos sind, eine bessere Versorgung anbieten zu können. Erfreulich ist für uns auch, dass im Raum unserer Kirche das Basisseminar Sucht im Februar 2011 aus allen Konferenzen eine interessierte Beteiligung erfuhr und so Gemeindemitglieder und Pastoren auch ein gutes Handwerkszeug mitnehmen konnten. Eine weitere Herausforderung ist das Bundesmodellprojekt Sucht im Alter, ein Schulungsprojekt für MitarbeiterInnen in Sucht- und Altenhilfe, für das wir gemeinsam mit einem diakonischen Träger der Altenhilfe und einer diakonischen Fortbildungseinrichtung ausgewählt wurden. Sucht im Alter ist aus unserer Sicht nicht nur ein fachspezifisches Thema, sondern auch ein Thema in Gemeinden. Der Name des Projektes »WATCH« bedeutet: Wahrnehmen, Ansprechen, Thematisieren, Coachen und Handeln. Ein weites Feld der Betätigung ... Weitere Informationen finden Sie auch im Internet sowohl unter www.projekt-watch.info oder der eigenen come back Webseite www.verein-comeback.de. Dankbar sind wir für die sich entwickelnde gute Zusammenarbeit mit unserem neuen Gemeindepastor Hans-Peter Helm, der engagiert sein Tätigkeitsfeld in einer wohl sehr spezifischen Gemeinde mit einem dazugehörigen spezifischen Arbeitsfeld aufgenommen hat.

Sozialtherapeutische Wohnstätte für Abhängigkeitskranke (61 Plätze) Friedensstraße und Marschnerstraße, Zittau • plus Außenwohngruppe (29 Plätze) • plus Ambulant Betreutes Wohnen (22 Plätze)

Die Frage war, wie es uns mit den vielen Erlebnissen und Ereignissen geht, hier wollen wir gerne mit dem Titel eines Projektes des Kinder- und Jugendwerkes der OJK, welches im Sommer 2011 bei uns stattfindet, antworten: »Ora et labora« (deutsch: Bete und Arbeite). Wir freuen uns sehr, zehn Jugendliche für eine Woche bei uns in Zittau zu haben, die unter diesem Thema eine Freizeit mit Arbeitseinsatz in come back gestalten. Dies ist auch ein guter Leitgedanke für uns selbst und für die Mitarbeiterschaft, mit den Aufgaben und Anforderungen, die vor uns stehen, richtig umzugehen. Wir grüßen Sie recht herzlich und bitten Sie, uns in ihr Gebet einzuschließen Ihre Frank Ufer und Christian Zimmermann

Suchtberatungs- und Behandlungsstelle in Zittau und Neugersdorf Begegnungs- und Förderzentrum Schrammstraße, Zittau • Tages- und Beschäftigungsstruktur (für stationären Bereich) • Arbeitsgelegenheiten nach SGB II • Sozialpädagogische Begleitung im Arbeits- und Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose und Suchtkranke • Tagestreff Lebenszentrum gilead in Eckartsberg bei Zittau


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Hochwasserkatastrophe im August 2010 Sicherlich haben einige von Ihnen im Internet unsere Lage mit verfolgt, nachdem unser Sozialtherapeutisches Heim in der Friedensstraße in Zittau durch das Hochwasser im August 2010 betroffen war. Ein gutes halbes Jahr später möchten wir Sie hier über den aktuellen Stand informieren. Durch starke, lang anhaltende Regenfälle kam es am 7. und 8. August in rasantem Tempo zu einem Anstieg der Neiße. Die beiden Häuser in der Friedensstraße liegen direkt an diesem Grenzfluss. Im Laufe der vielen Jahre bestand bisher einmal die Gefahr, dass Wasser übertritt. Doch nun kam es zum ersten Mal tatsächlich dazu. Die 46 Bewohner mussten in den Abendstunden evakuiert werden. Das Kellergeschoss von Haus I und das Erdgeschoss von Haus II standen einen halben Meter hoch unter Wasser. Betroffen waren die Heizung in Haus I, Therapieräume, das Schwesternzimmer, der Küchen- und Wäschekeller, die gesamte Kühltechnik, Sanitärräume und Büros. Das Bauwerk selbst hatte erheblichen Schaden genommen. Durch großes freiwilliges Engagement der Mitarbeiter, die fast rund um die Uhr im Einsatz waren, war es möglich, Schlimmeres zu verhindern. Am Sonntag kamen viele Mitarbeiter von sich aus zur Arbeit, um beim Aufräumen, Wischen etc. zu helfen. Auch Bewohner packten tatkräftig mit an.

Am Abend konnten die Heimbewohner in die Häuser zurückgebracht werden. Nach ersten vorläufigen Schätzungen belief sich der Schaden auf etwa 200.000 Euro. Wenn wir jedoch zu unseren Nachbarn über die Grenze nach Polen schauten, waren wir insgesamt sehr dankbar, dass nicht noch mehr zu Schaden gekommen war. Nach dem Katastrophenwochenende wurde mit Hochdruck daran gearbeitet, den Heimbetrieb so normal als möglich zu gestalten, d. h. zuerst versuchten wir, das Wasser aus den Häusern zu bekommen. Dazu wurden Trocknungsgeräte aufgestellt. Fünf konnten wir über die Diakonie Sachsen ausleihen, drei weitere sehr gute Geräte stellte uns die Firma Fischer aus Raschau freundlicherweise sehr preisgünstig zur Verfügung, das Möbelgeschäft Illing (Fam. Peter) gab ein Transportauto dazu und Geschwister der Suchtkrankenhilfe »Kommt« aus Crottendorf übernahmen die Fahrt. Die Trocknungsgeräte liefen wochenlang rund um die Uhr. Etliche Tage gab es durch den Ausfall der Heizung kein warmes Wasser in Haus 1, Berge von Schutt und Sperrmüll wurden in den ersten Tagen aus den Häusern getragen. Mitarbeiter und Bewohner leisteten Vorarbeiten für die Firmen. Trotz aller Arbeit versuchten wir, den Bewohnern, so weit es geht, einen normalen Heim-

alltag zu bieten. Mittlerweile wurden die Fußböden und -beläge erneuert, die Wände verputzt, neues Mobiliar und Kühltechnik bestellt. Nun müssen noch die Malerarbeiten erfolgen und wir hoffen, zu Ostern wieder alle Räume nutzen zu können. Beeindruckend war von Anfang an das rege Interesse und die Sorge vieler Menschen und Geschwister deutschlandweit – auch gerade innerhalb der EmK! Die Anteilnahme und sofort einsetzende Spendenbereitschaft war überwältigend und sehr ermutigend inmitten dieser Katastrophe. Wir versuchten, die Inhalte unserer Webseite wöchentlich zu aktualisieren, um Sie auf dem Laufenden zu halten, auch mit einem Spendenbarometer um Hilfe zu bitten und Danke zu sagen. Das

20 Jahre

come

Am 26. November 2010 feierten wir unser 20-jähriges Vereinsjubiläum. Es war ein gelungener schöner Festnachmittag, der mit einem Gottesdienst in der Zittauer Hospitalkirche (EmK-Gemeinde) begann. Grußworte des Ehrenvereinsmitglieds Bischof i. R. Dr. Rüdiger Minor, des damaligen Gemeindepastors Ludwig Herrmann und ein verlesenes Wort von Bischof i. R. Dr. Walter Klaiber stimmten uns auf das Jubiläum ein. Bischöfin Rosemarie Wenner predigte im Festgottesdienst – geleitet vom Vereinsnamen come back – eindrücklich über die Bibelverse Jesaja 55,1–3: Sie stellte uns Gott als leidenschaftlichen Marktschreier vor, der um die Menschen wirbt, sie einlädt und ihnen das Leben umsonst geben möchte. Seine Einla-


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möchten wir auch an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich und herzlich tun! Es ist eine unglaubliche Summe von 23.600 Euro Spendengeldern zusammengekommen. Als Ziel hatten wir uns 20.000 Euro gestellt, und selbst das zu erreichen, erschien uns fraglich. Nach jetzigem Stand beläuft sich der Schaden auf rund 160.000 Euro, der Freistaat Sachsen übernimmt 80 Prozent, die Differenz kann durch die Spenden und Hilfe der Diakonie in Radebeul getragen werden. Auf ausdrücklichen Wunsch einiger Spender

haben wir von den erhaltenen Spenden Hilfe weitergegeben zu direkten Nachbarn in Polen. Zwei polnischen Familien mit Kindern, die viel extremer als wir betroffen waren, konnten wir gemeinsam mit unserer Zittauer EmkGemeinde und mit Unterstützung der Lieferfirma »Küchen Theilig« bei der Neugestaltung ihrer Küchen helfen. Durch neue Optionen gibt es inzwischen eine Versicherung für die Häuser im Falle von Hochwasser. Wir können hier leider nicht alle Spender oder Gruppen nennen, die uns enorm ge-

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holfen haben, möchten aber beispielhaft der EmK Gemeinde Öhringen und Pastor Holger Panteleit danken, die einen Basar mit von uns in der Tagesbeschäftigung hergestellten Artikeln veranstaltete und uns 780 Euro überwiesen haben. Herzlichen Dank! Die Verbundenheit und Unterstützung haben wir gebraucht und sie waren eine enorme Ermutigung. Wer namentlich gespendet hat, aber keine Adresse angegeben hat, kann sich wegen einer Spendenbescheinigung gerne noch bei uns melden. Wir konnten uns bei einzelnen nicht persönlich bedanken oder eine solche Bescheinigung ausstellen, da wir nur den Namen, aber keine Anschrift vorliegen haben. Bitte melden Sie sich unter Telefon 03583 7969540.

back e.V. – unsere Jubiläumsfeier

cen der Wende und der friedlichen Re- Dankbarkeit gegenüber Gott für alles volution seien in freier Entscheidung Entstehen, Wachsen, Erreichen und wahrgenommen worden. Vielmehr sei Gelingen der Arbeit des Vereins sogar in den 80er Jahren Verantwor- come back! e: tung für andere übernommen worden, hen Wohnstätt altherapeutisc zi So r de rs ne als dies noch quasi illegal woh ußwort eines Be war, und dann kam durch Gr be Gäste, en und Herren, lie die Wende erst die FreiSehr geehrte Dam it 2007 bei heit dazu. che und ich bin se ender des n Name ist Mike Wa ei Vo m r gewählte rsitz h ic Nach den Glückwünschen n bi 10 20 it Se nr ichtung come back. r Bewohner der Ei und Grußworten der Feierde en m Na Im s. zu diesem Heimbeirate back sehr herzlich e stunde war bei einem festm co in re Ve m nkbar, dass möchte ich de ulieren. Ich bin da lichen Buffet die Gelegenat gr en eh st Be d ich 20-jährigen men worden bin un om heit zu persönlichem en fg au ck ba mmen habe. ich bei come r mein Leben beko fü Austausch und Gemeince an Ch ue ne n gegeben, dadurch eine ltige Möglichkeite lfä schaft. Uns erfüllte an dievie it Ze er es di r BeschäftiMir wurden in nen Bereichen de de sem Tag vor allem tiefe ie ch rs ve in h ic rschiedlichkeit z. B. wurde habe ich die Unte i be Da t. te ei rb mal an meigung eingea Möglichkeit, auch e di d un t tz hä sc hätze ich der Arbeit ge men. Außerdem sc m ko zu n ze en gr einsetzen zu ne Leistungs or tlichen Bereich sp im h ic m t, ei schtennis beim die Möglichk 2007 spiele ich Ti r be m ze De 1. it funden habe. können. Se e neue Freunde ge el vi h ic wo g, er letzte Woche in SV Eckartsb eunden habe ich Fr n ne ei m it m kal gespielt. Gemeinsam sischen Landespo ch sä n de um e rden. der Vorrund derer Mensch gewo an nz ga n ei h ic n it dem ich in Seit 2007 bi lsiver Mensch. Se pu im hr se n ei h ic d ausgeglicheFrüher war ntlich ruhiger un se we h ic n bi e, ir, dass sich Zittau wohn nf t wünsche ich m ku Zu e di r Fü . en ickelt und die ner geword in so positiv entw rh ite we ch au n itarbeitern mein Lebe Bewohnern und M n de it m it be ar nsche ich Zusammen In diesem Sinne wü . ist t gu so in rh Gottes Segen. auch weite rn alles Gute und te ei rb ita M n re Ih Ihnen und imbeirat , Vorsitzender He v.l.: Landrat B. Stange, Sozialdezernentin M. Weber, Bischöfin R. Wenner, Mike Wache (37)

dung »Komm! Komm zurück, komm nach Hause!« gilt jedem Menschen – auch heute. Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Festgäste im Förder- und Begegnungszentrum des come back e.V. in der Schrammstraße in Zittau zu einer Feierstunde. Hier war alles feierlich gerichtet. Viele Vertreter des öffentlichen Lebens durften als Gäste begrüßt werden, darunter Landrat Bernd Stange, der Superintendent Friedbert Fröhlich, Vertreter des sächsischen Staatsministeriums, der Fachkrankenhäuser, der Stadt und verschiedener Gremien. Der ehemalige Staatsminister Dr. Hans Geisler bezog sich in seinem Grußwort auf Psalmworte und blickte auf die »beeindruckende Entwicklung« des Vereins zurück. Die Chan-

Sozialminister a.D. Dr. H. Geisler mit Ehefrau, Bischof i.R. Dr. R. Minor


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Neues aus unserer Arbeit Suchtberatungs- und Behandlungsstelle come back

sein Studium in Sozialmanagement (als MBA).

Das bezeichnende Schlagwort in unserer Arbeit der Suchtberatungsstelle heißt Veränderung! Grund sind massive finanzielle Kürzungen seitens des Landkreises. Kündigungen konnten durch neue Projekte, eine beginnende Elternzeit und Altersrente verhindert werden, aber was bisher mit 4,6 Fachkraftstellen getan wurde, muss nun mit 3,1 geleistet werden. Es ist also nicht leichter geworden, wir versuchen aber dem steigenden Hilfebedarf der Menschen unseres Landkreises gerecht zu werden. Im Jahr 2010 wurden insgesamt 709 Klienten betreut (524 wegen Alkohol, 82 wegen illegaler Drogen), davon waren 421 Neuzugänge. Motivations- und Nachsorgegruppen haben sich fest in unserem Angebot etabliert, erstmals konnten wir in unseren Räumen die ambulante Alkoholentwöhnungsbehandlung anbieten und durchführen.

Möglichkeit für Studium

Neues aus der Mitarbeiterschaft Als neue Mitarbeiter sind im Laufe des vergangenen Jahres dazu gekommen: Marta Kusmider, Annerose Hampel, Nicole Netter, Andrea Rothe, Romy Schwerdtner und Saskia Mittmann. Aus der Mitarbeiterschaft ausgeschieden sind Lydia Trommer, Barbara Dautz, Gerlinde Pakoßnick, Lisanne Schmidt und Anita Lehnert. Außerdem zwei besonders langjährige Mitarbeiterinnen, die seit Beginn der Vereinsarbeit dabei waren, nun aber in den verdienten Ruhestand gehen: Gerlinde Zimmermann (Suchtberatungsstelle) und Gudrun Kern (Buchhaltung). Martin Aurich, Corinna Schütz und Kathleen Schmidt konnten ihre berufsbegleitende Weiterbildung zum Sozialtherapeuten (VT) abschließen, Michael Meaubert seinen Heimleiterbefähigungsnachweis und Falk Zimmermann

Interessenten am Studiengang Sozialpädagogik/Sozialarbeit haben die Möglichkeit, über ein BA-Studium an den Berufsakademien Breitenbrunn und Gera ein Studium und praktische Arbeit bei come back zu verbinden. Möglichst rasch bei den Berufsakademien (BA) oder bei uns melden. Unsere polnischen Freunde Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit und über die Jahre gewachsenen Beziehungen zur polnischen Selbsthilfegruppe »ODNOVA« aus Luban. Nicht nur der gemeinsame Urlaub von Bewohnern unseres Sozialtherapeutischen Heimes und polnischen Gruppenteilnehmern ist mittlerweile ein festes Highlight im Jahr. Wir treffen uns außerdem zu sportlichen Ereignissen (Tischtennisturniere), nehmen gegenseitig an Festen und Höhepunkten teil (Musikfestival in Polen, Jubiläen, Weihnachtsfeiern). Es ist schön, dass über die Grenzen Freundschaften (gerade auch seitens der Bewohner) gewachsen sind. Der Blick über den eigenen Tellerrand macht dankbar für die guten Arbeitsbedingungen, die wir hier haben, von denen unsere Nachbarn nur träumen können.

Rückblick Jahresfest 2010 Gerne denken wir an unser Jahresfest im letzten Juni zurück. Jahresfeste bedeuten für uns immer ein schönes und buntes Aufeinandertreffen von (ehemaligen) Bewohnern, Vereinsmitgliedern, Freunden, Mitarbeitern, Gemeindemitgliedern und Betreuten aus dem ambulanten Bereich. Es ist ein Innehalten in unserer Arbeit, ein Dankeschön an Gott, ein Feiern, ein Hören voneinander und Motivation weiter zu gehen. Als Gastredner für die Zelttage waren Friedemann Trommer und Albrecht Weißbach bei uns, die sehr ansprechend und praktisch über das Thema »Jenseits von Eden« sprachen. Bereichernd am Festsamstag war die EmK-Band »Begegnung«.

Jahresfest 2011 Herzliche Einladung zu unserem diesjährigen Jahresfest am 25. Juni 2011 ab 14 Uhr in der Friedensstraße 35b in Zittau. Bereits Donnerstag und Freitag (23. und 24. Juni 2011) finden im Zelt der EmK Zeltmission zwei evangelistische Tage statt. Gastredner wird dieses Jahr Pastor Christian Meischner von der EmK Reichenbach sein.

IMpReSSUM FüR dIeSe eINheFtUNg herausgeber: »come back« e. V. – Suchtkrankenarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche (Ostdeutsche Jährliche Konferenz) Vorstand: Frank Ufer • geschäftsführer: Christian Zimmermann • geschäftsstelle: Geschwister-Scholl-Straße 29, 02763 Eckartsberg, Telefon 03583 79695-40, Telefax 03583 79695-49 • E-Mail: info@verein-comeback.de • www.verein-comeback.de Redaktion: Irmgard A. Ufer • Fotos: Mitarbeiter come back • Spendenkonto: Commerzbank Zittau, BLZ 850 800 00, Konto 0 281 177 700


Das Bildungswerk informiert ::: 19 1

Nach 20 Jahren beginnt der 20. Kurs »Mitarbeit in der Seelsorge« »Biographiearbeit« ist einer der aktuellen Trends in der Erwachsenenbildung. Menschen erzählen ihre Lebensgeschichte, ihre Prägungen, ihre Verletzungen, ihre Brüche und entdecken ihre Stärke, ihr Lebensthema und ahnen etwas vom Ganzen und dem Sinn. Seit 20 Jahren ist in unseren Kursreihen »Laien in der Seelsorge« – jetzt umbenannt in »Mitarbeit in der Seelsorge« – die Lebens- und Glaubensgeschichte ein zentrales Thema. Menschen erzählen und hören zu, nähern sich der eigenen und fremden Lebensgeschichten. Das ist heilend für die eigene Seele und befähigt zum seelsorglichen Gespräch mit anderen. Außer dem Titel des Kurses hat sich nach 20 Jahren auch der Veranstalter geändert. Neben dem Bildungswerk wird der Verband der Evangelischmethodistischen Diakoniewerke (EmD) Mitveranstalter dieser Kurse, um die Besuchsdienste in Krankenhäusern und Alteneinrichtungen zu stärken. Wie kann ich zum Mitarbeiter/ zur Mitarbeiterin in der Seelsorge werden? Informationen zum nächsten Kurs Ziele und Themen – einige Stichworte π Was ist Seelsorge? – Kennenlernen von Seelsorgekonzepten π Reflektion der eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte π Helfen und Hilflosigkeit π Wie führe ich ein seelsorgliches Gespräch? π Auseinandersetzung mit Krisen- und Konfliktsituationen π Trauer, Sterben und Tod Die Kursarbeit geschieht durch thematische Einführungen, Einzel- bzw. Gruppenarbeit, Plenumsgespräche und durch praktische Übungen. Nach jedem Seminar verfassen die Teilnehmenden eine schriftliche Rückmeldung. Teilnahmevoraussetzungen Grundsätzlich ist allen Interessierten die Teilnahme möglich. Für Mitarbeitende in Gemeindegruppen, Besuchs- und in Verkündigungsdienst bietet sich der Kurs besonders an, um die eigene Kompetenz zu stärken. Von den Teilnehmenden wird die Fähigkeit erwartet, sich mit der eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte auseinander zu setzen und sich auf den Gruppenprozess einzulassen. Die Ausbildung setzt eine gewisse körperliche und psychische Belastbarkeit voraus. Weitere Voraussetzungen sind die schriftliche Bewerbung und Weiter auf der nächsten Seite...

Kursreihe »Mitarbeit in der Seelsorge« – drei Statements Susanne Bader, Kursteilnehmerin: Nach der Kursteilnahme hat sich für mich etwas in der seelsorglichen Begegnung mit Menschen verändert. Vorher fühlte ich mich bei solchen Gesprächen oft hilflos, als würde mir etwas fehlen. Ich habe Ratschläge gegeben, meine Meinung kundgetan. Dabei war ich mir nicht sicher, ob ich das Richtige tue. Der Kurs hat mir Sicherheit gegeben in der seelsorglichen Begegnung. Ich habe sozusagen »Handwerkszeug« mitbekommen, z.B. Gesprächsführung. Für mich ist es im Verlauf des Kurses ganz wichtig geworden, im seelsorglichen Gespräch ganz bei dem Menschen zu sein, ohne Vorurteile und Einschränkungen. Ich habe gelernt zu hören, nachzufragen, die richtigen Fragen zu stellen, auch mal zu spiegeln, d.h. das Gehörte in eigenen Worten zu wiederholen. Es ist erstaunlich, wie das die Gespräche beeinflusst. Am besten ist es, wenn der Gesprächspartner irgendwann selber auf eine Lösung des Problems kommt. Es fasziniert mich immer wieder, wie das, was ich in dem Kurs gelernt habe und jetzt in Gesprächen anwende, die Begegnungen beeinflusst: zuhören können, nicht kritisieren, keine fertigen Lösungen anbieten, nachfragen und auch mal still sein. Die Menschen öffnen sich, auch weil sie wissen, dass das Gesagte ganz bei mir bleibt. Bischöfin Rosemarie Wenner: Menschen, die Zeit haben für andere, die zuhören können und die sich auf ein intensives Gespräch einlassen, sind wichtiger denn je. Einander begleiten in Lebensund Glaubensfragen und sich öffnen für Menschen im Umfeld der Gemeinde sind Markenzeichen methodistischer Gemeinden. Menschen bieten verlässliche Beziehungen an und bringen damit zum Ausdruck, dass der Weiter auf der nächsten Seite...


202 ::: Das Bildungswerk informiert

die Teilnahme am Einführungswochenende. Über die Teilnahme am Kurs sollte die Gemeindepastorin bzw. der Gemeindepastor informiert werden. Termine Einführungsseminar vom 7.–9. Oktober 2011. Die weiteren sieben Wochenenden finden 2012 und 2013 statt. Ort Bethesda-Gästehaus, Hainstraße 59, 42109 Wuppertal Kursgebühr 40,– € pro Kursmodul, Ermäßigung ist möglich. Unterkunft/Verpflegung: 97,– € für EZ mit NZ / Wochenende (Stand 2011). Leitung Sabine Jäger-Mathern, Religionslehrerin, Gruppenleiterin in der Telefonseelsorge-Ausbildung nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsdynamik; Jörg Mathern, Religionslehrer mit Zusatzqualifikation im Bereich Klientenzentrierte Gesprächsführung und Erwachsenenbildung. Alle weiteren Informationen finden sie im Internet unter: www.emk-bildung.de/laien-in-der-seelsorge.html

dreieinige Gott sich uns zuwendet und uns miteinander verbindet. Das gemeinsame Lernen in einer Gruppe kann helfen, die Befähigung zur seelsorglichen Begleitung zu vertiefen im Hören auf Gott und aufeinander und im Wahrnehmen von Möglichkeiten und Grenzen. Viele Menschen erhalten durch die Kurse »Mitarbeit in der Seelsorge« wertvolle Impulse für sich persönlich, für die Mitarbeit in Gemeinde und Kirche und für ihr Christsein in Beruf, Nachbarschaft und Familie. Jörg Mathern, Kursleiter: Neue Menschen kennen lernen; Zeit finden für intensive persönliche Gespräche; eine Auszeit vom Alltag nehmen; biblischen Texten ganz neu persönlich begegnen; die eigene Lebens- und Glaubensgeschichte bedenken; Gottesdienste feiern, die spirituelle Kraft geben; gemeinsames Lernen mit vielen abwechslungsreichen Arbeitsformen; wertvolles Wissen erwerben, um Menschen seelsorglich begleiten zu können; empfindsam werden für Menschen in krisenhaften Lebenssituationen. All das macht die Kursreihe »Mitarbeit in der Seelsorge« aus! Viel Gutes ist in den Kursen gewachsen, für mich verbunden mit persönlich wertvollen Erfahrungen. So freue ich mich, gemeinsam mit meiner Frau Sabine, die mit mir zusammen dann das Leitungsteam bildet, auf die neue Kursreihe, die dieses Jahr in Wuppertal beginnt.

Neue, erfrischende Impulse für das persönliche Glaubensleben ...können sich einstellen, wenn man sich Zeit nimmt, in die Welt biblischer Texte einzutauchen, mehr über deren Entstehung, Hintergründe und Bedeutung zu erfahren, sowie sich mit theologischen Fragen zu beschäftigen und diese mit anderen zu diskutieren. Eine gute Gelegenheit dazu bieten die beiden Theologischen Grundkurse, die im Herbst im Süden und im Nordwesten Deutschlands beginnen. In einer Kombination aus Fernunterricht und gemeinsamen Seminarmodulen bekommen die Teilnehmenden einen Einblick in theologische Zusammenhänge, Hinweise zum Verständnis und zur Auslegung der Bibel, Hintergrundwissen über Kirchen- und Theo-

logiegeschichte und damit neben vielen neuen Erkenntnissen auch Herausforderungen und Denkanstöße für das persönliche Glaubensleben. Die Daten: Wer weniger Zeit investieren kann, hat die Möglichkeit, im schönen spätsommerlichen Lugano eine Woche »Theologie kompakt« zu erleben. Dabei sollte man sich von den Titeln und Arbeitsfeldern der Referenten Dr. Lothar Elsner (Leiter des Bildungswerks) und Prof. Dr. Jörg Barthel (Leiter der Theologischen Hochschule Reutlingen) nicht abschrecken lassen: der Kurs wendet sich an alle Interessierten, auch ohne besondere Vorkenntnisse.

Theologischer Grundkurs Nordwest und Süd Kursbeginn: jeweils vom 30.9.–2.10. 2011 Orte: 49377 Vechta und 70499 Stuttgart Weitere Informationen unter www.thgk.de oder im Bildungswerk. Sommerkurs Theologie kompakt Termin: 27.8.–3.9.2011 Ort: Hotel am Luganersee / Schweiz Weitere Informationen im Bildungswerk unter bildungswerk@emk.de oder Telefon 0711-86006-91

IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNG Herausgeber: Bildungswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche • Redaktion: Raphaela Swadosch / Dr. Lothar Elsner • Foto: fotolia Geschäftsstelle: Giebelstraße 16, 70499 Stuttgart, Telefon 0711-86006-90, Telefax 0711-86006-99, www.emk-bildungswerk.de


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Frühling für den Glauben ::: 21

Neue Bücher Keine Wunder, aber Zeichen Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. Carl Hanser Verlag, München 2011, gebunden, 188 Seiten. 17,90 Euro. ISBN: 978-3-446-23634-9 Als Hörbuch: Ungekürzte Lesung, 255 Minuten, 4 Audio-CDs, Hörbuch Hamburg, 19,95 Euro. ISBN: 978-3-89903-036-5 Arno Geigers Buch über die Alzheimererkrankung seines Vaters ist eine Liebeserklärung an den Vater und ein Buch über das, was das Leben ausmacht – ein sehr menschliches, poetisches und anrührendes Buch. Geiger schildert die seit Mitte der 90-er Jahre andauernde Krankheit seines Vaters und wie diese alle Beteiligten verändert. Er schönt dabei nicht das Schreckliche. Die Krankheitsgeschichte wurde für die Familie, die erstaunlich fest zusammenhält, zu einer Läuterung, so schreibt Arno Geiger. Er kann das so sagen, weil der positive, fröhliche und kontaktfreudige Charakter des Vaters weitgehend unversehrt bleibt – ein Glück, das nicht alle Betroffenen und ihre Angehörigen haben. Auch der Sprachwitz des Vaters, seine hellen Momente und seine merkwürdig schwebenden Sätze bleiben. Sätze wie: »Das Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter« und »Es geschehen keine Wunder, aber Zeichen«. Sie machen das Buch unter anderem so lesenswert. Die Krankheit des Vaters bringt den Sohn dazu, zurückzuschauen auf ein ganzes Jahrhundert, auf tiefgreifende familiäre und gesellschaftliche Veränderungen. Die Krankheit wird zum Vergrößerungsglas für Dinge, die Gesunden kaum auffallen. Es gehören viele Fähigkeiten dazu, das unter der Oberfläche des Alltags tobende Chaos zu kaschieren. »Und gleichzeitig ist Alzheimer ein Sinnbild für den Zustand unserer Gesellschaft«, schreibt Geiger. »Der Überblick ist verlorengegangen, das verfügbare Wissen nicht mehr überschaubar, pausenlose Neuerungen erzeugen Orientierungsprobleme und Zukunftsängste. Von Alzheimer reden heißt, von der Krankheit des Jahrhunderts reden.« Es sind Zeilen wie diese, es sind feinfühlige, sprachlich klare und einprägsame Sätze, die das Buch anrührend und bereichernd lesenswert machen. Ein Buch über eine grausame Krankheit – und doch eine Ermutigung zum Leben ohne Beschönigung. Ein Buch über den Wert von Beziehungen, das Glück des Lachens und die Barmherzigkeit, sich Schuld und Fehler vergeben zu können. Hier lernt einer das Leben neu sehen – und nimmt uns mit. Ein Buch für Väter und Söhne und für alle, die es mit alt gewordenen Angehörigen zu tun haben. Ein Buch über die »grundlegenden Dinge, die uns getrieben haben, die MenMatthias Walter schen zu werden, die wir sind«.

unterwegs 7/2011 ::: 27. März 2011

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Von: frauenwerk@emk.de An: unterwegs@emk.de Betreff: E-Mail vom Frauenwerk

»…ich krieg die Krise!« Das sagen wir allzu schnell, aber ist es denn wirklich eine Krise, wenn Ketchup auf meine weiße Jeans tropft? Was für Arten von Krisen gibt es denn? Wodurch stolpere ich in eine Krise hinein, und wie komme ich da wieder heraus? Oder besser: gibt es Vorbeugung? Fast dreißig Frauen informierten sich darüber am 29. Januar 2011 beim Seminartag für Frauen in Kirchentellinsfurt. Pastorin Gerda Eschmann referierte zum Thema »Stolpersteine auf dem Lebensweg – Umgang mit Krisen« und erarbeitete mit den Frauen Lösungsmöglichkeiten unter Einbeziehung der Ansätze der Logotherapie. Fazit: An Krisen nicht zerbrechen, sondern sie als Reifungsprozesse erleben, die zu meinem Menschsein dazugehören! Nachmittags konnte sich jede Frau auf die Suche nach ihren persönlichen Stolpersteinen machen, nach Wegen aus der Krise suchen oder im kreativen Workshop rückblickend dem eigenen Lebensweg nachspüren. Dabei tut der Austausch in kleiner Runde gut: ich sehe, dass auch andere Frauen ihr Päckchen zu tragen haben, ich bin nicht allein mit meinen Problemen. Es bereichert, anderen Frauen – wieder, oder ganz neu - zu begegnen! Die Kirchentellinsfurter Planungsgruppe mit cateringerfahrener Backstage-Gemeinde tat alles, damit sich die Frauen wohl fühlen konnten. Der Seminartag findet jedes Jahr im Januar statt und wird vom Frauenwerk SJK angeboten. Bis einschließlich 2012 ist die Planungsgruppe in Kirchentellinsfurt dafür verantwortlich, dann gibt sie diese Arbeit ab. Eine Nachfolgergruppe wird gesucht! Wo gibt es drei bis vier Frauen in einer Gemeinde im Raum der SJK, die die Organisation dieses Seminartages für einige Jahre übernimmt? Die Aufgabe ist überschaubar (Infos beim Frauenwerk) und Spaß, Freude und viele gute Begegnungen gibt’s gratis dazu! n Gabriele Deiß ist Laienmitglied des Bezirks Reutlingen-­

Betzingen. Sie lebt in Kirchentellinsfurt. n In dieser Rubrik berichten Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter von Werken der EmK von ihrer Arbeit.


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