mann! September 2013

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ISSN 1436 · 4536645 8. September 2013

mann! Das Magazin für den ganzen Mann.

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Titelthema: »Durch Bruch zum Leben«

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igentlich geht es uns gut. Während in vielen Regionen der Erde Chaos herrscht, machen wir uns Gedanken über den nächsten Urlaub oder ob die neue Designerküche nun Glanzlack oder Buche natur sein soll. Aber unter der Ober�läche rumort es: In Deutschland macht sich die Angst breit, nicht mehr mithalten zu können, sozial abzusteigen. Sicher ist viel Panikmache dabei. Doch nicht allen geht es so gut – auch im reichen Deutschland gibt es immer mehr Arme. Und arm bedeutet in unserer Gesellschaft: Wir müssen leider draußen bleiben. Armut rückt zunehmend in die Mitte der Gesellschaft. Die häu�igste Eintrittskarte heißt Arbeitslosigkeit. Der lebenslange Job ist für Berufseinsteiger ohnehin schon lange passé, und seit auch große Firmen massenhaft Stellen abbauen, kann es jeden treffen. Was folgt, sind oft unsichere Jobs: befristet, schlecht bezahlt. Statistisch gesehen ist zwar eine gute Ausbildung die beste Maßnahme gegen Arbeitslosigkeit. Aber was bedeutet schon die Statistik, wenn es einen selbst trifft? Und dann noch als Mann, der sich jahrelang über seinen Job de�iniert und den größten Teil des Familieneinkommens verdient hat? Fällt die Arbeit weg, kann das ganz schön am Selbstwert kratzen, sagt der Freiburger Psychologe und Coach Hans-Georg Willmann im »mann!«Interview (siehe Seite 3). Wer nicht jung (und möglichst ledig) ist, hat schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt. Michael Mogel hat das am eigenen Leib erfahren. Seine

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Drei Fragen an Hans-Georg Willmann

Geschichte lesen Sie auf der nächsten Seite. Zum Glück hat sein Arbeitgeber umgedacht – so wie auch andere Firmen, die sich langsam auf ältere Arbeitslose einstellen. Sie haben die Erfahrung als großes Kapital erkannt. Zudem haben die Älteren ihre Sinnkri-

! k i n a P e n i e K Der Blick in die Welt kann ganz schön Angst machen. Aber es gibt ein Gegenmittel. sen samt Kleinkinderproblemen meist hinter sich, sind körperlich �it und können nochmal durchstarten.

Pillen und Coaching gegen die Panik?

Arbeitslosigkeit ist zwar ein individuelles Schicksal, hat aber nichts mit eigenem Versagen zu tun. Das kann man nicht oft genug betonen in einer

Buchtipp: Ihr Pferd ist tot? Steigen Sie ab!

Gesellschaft, die dem Einzelnen immer mehr Verantwortung für sein Schicksal zuweist. Klar – jeder ist seines Glückes Schmied. Aber es gibt eben äußere Umstände, auf die der Einzelne kaum Ein�luss hat. Zum Beispiel wirtschaftliche Krisen und die damit verbundenen Einschnitte, bis hin zu Entlassungen (oder der Angst davor). Da helfen keine Appelle, sich selbst zu optimieren und sich marktgerecht zu designen. Was dabei rauskommt, sehen wir in der Suchtstatistik: Immer mehr Menschen werfen sich Pillen ein, um am Arbeitsplatz funktionieren zu können. Schmerzen? Lähmende Angst? Konzentrationsprobleme wegen Überlastung? Dagegen gibt es doch was aus der Apotheke! Über�lüssig zu sagen, dass das nicht gesund ist. Mein Gegenmittel ist Gottvertrauen. Das allerdings kann man nicht lernen, aber üben – zuallererst im Gespräch mit Gott. »Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat« – wer mit diesen Worten aus Psalm 124 sein Gebet beginnt, gewinnt schon einen anderen Blick auf die eigenen Ängste. Vieles klärt sich, wenn man es vor Gott ausspricht. Auch das Gespräch mit anderen Menschen hilft, Gott näher zu kommen. Wenn ich Sorgen und Ängste mit anderen teile, merke ich: Ich bin nicht allein, andere machen gleiche oder ähnliche Erfahrungen. Der Gesprächspartner kann auch ein Coach sein, der einen unverstellten Blick von außen mitbringt. Das entlastet und schafft auch Raum für neue Wege und Ideen. Und das alles ohne Pillen. Volker Kiemle


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