mann! 5/2012

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ISSN 1436 · 4536645 23. September 2012

mann! Das Magazin für den ganzen Mann.

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Titelthema: »Frauen reden, Männer handeln«

Von Katzen und Frauen

5 • 2012

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Drei Fragen an Andreas Malessa

Martin meint ... Buchtipp: Altherrensommer

G

laubt man den Statistiken, dann steuern wir auf eine Single-Gesellschaft zu. In Großstädten zum Beispiel lebt schon mehr als die Hälfte der Einwohner in Ein-Personen-Haushalten. Tendenz: steigend. Haben die Menschen keine Lust mehr auf Partnerschaft? Aber wie immer ergibt sich, wenn man genauer hinschaut, ein anderes Bild. So gelten etwa Alleinerziehende automatisch als Singles – egal, ob sie in einer Beziehung leben oder nicht. Auch die Fernbeziehung – er arbeitet in Hamburg, sie in München – bekommt den Stempel »Single«. Nicht zuletzt steigt mit der Lebenserwartung auch die Zahl der älteren verwitweten Menschen an. All das lässt die Zahl der Singles steigen. Statistiken sind eben mit Vorsicht zu genießen. Wahr ist aber, dass junge Menschen heute etwas später eine Familie gründen als noch vor wenigen Jahren. Klar: Wer sich von Praktikum zu Praktikum hangelt, wird an das Thema Familie eher zurückhaltend rangehen. Zuerst will man einen Job haben, der �inanzielle Sicherheit bietet. Und dann kann man sich auch die Familie leisten.

Die Sehnsucht nach dem Einfachen

Wahr ist aber auch, dass die Erwartungen an eine Partnerschaft immens gestiegen sind. Je älter die Beteiligten, desto weniger sind sie bereit, sich auf einen anderen Menschen, auf dessen Geschichte und Macken einzulassen. Das Leben ist ja schon kompliziert genug, da soll bitteschön die Partnerschaft unkompliziert sein. »Wenn sich Freunde bei mir ausheulen, dass ihr Leben ›so leer‹ sei, rate ich immer zur Katze«, sagt der Komiker Ralf Schmitz dazu Eine gute Partnerschaft in seinem Buch »Schmitz‘ Katze«. Da ist was dran. fällt einem nicht Wer sich im Bekannten- und Freundeskreis umhört, dem in den Schoß. Aber sie wird schnell klar: So richtig überzeugte Singles sind selten. Auch aus vielen Umfragen ist bekannt, dass sich die meisten ist aller Mühe wert. Menschen nach einer erfüllenden Partnerschaft sehnen. Wenn sie alleine leben, dann oft aus Enttäuschung oder mangels Gelegenheit. Oder eben, weil Mr. oder Ms. Perfect noch nicht ins Leben getreten ist. Wer glücklich alleine lebt, ist sicher zu beneiden. Aber das kommt genauso wenig von alleine wie eine funktionierende Partnerschaft. Beides kostet einiges an Arbeit – und beides ist aller Mühe wert. Denn dann wird plötzlich alles einfach. Volker Kiemle


Freundschaft, Verbindung, Nähe, Liebe usw. ausmacht und bedeutet. Würde man fünf Männer fragen, wer ihr bester Freund ist und warum, bekäme man in der Regel Antworten wie: »Der Jürgen – weil wir zusammen bei der Bundeswehr waren« oder »Der Jens – wir machen schon seit Jahren in einer Band zusammen Musik«. Fragt man fünf Frauen nach ihrer besten Freundin, fallen die Antworten tendenziell anders aus: »Die Sabine, wenn ich mit der ein halbes Jahr nicht geredet habe – und dann sind wir trotzdem sofort wieder auf einer Wellenlänge« oder: »Mit der Christiane verstehe ich mich unheimlich gut …« Wahrscheinlich ist dieser Unterschied zumindest teilweise durch hirnorganische Strukturen vorgegeben. Männer haben im Allgemeinen deutlich bessere räumlich-geometrische Fähigkeiten, und die Tatsache, dass Ingenieure, Architekten und Menschen in ähnlichen Berufen viel häu�iger männlich sind, ist sicherlich nicht nur kulturell bedingt. Im Gegenzug fällt es Frauen dafür leichter, die Intuitionen, Bilder, Stimmungen usw. der rechten Gehirnhälfte in die rationale Ebene logischen Denkens einzubeziehen, wodurch sie in ihren Entscheidungs�indungsprozessen oft viel mehr Wahrnehmungen berücksichtigen als ihre männlichen Gegenüber – also »ganzheitlicher« denken. Und sie haben damit einen viel besseren Zugang von den Sprachzentren des Gehirns (stark linksseitig) zu den auch stark von rechtsseitigen Bildern geprägten Gefühlszentren. Kein Wunder also, dass es Frauen leichter fällt, über ihre inneren Emp�indungen zu sprechen. Und da es ihnen leichter fällt, ist es auch eher mit Befriedigung verbunden – und damit

Frauen reden Männer handeln ...«

Er: »Hallooo. Bin zu Hause , wie war dein Tag?« Sie: »’N Abend, Schatz. Na Er: »Och, gut.« Sie: »Wie – ›och, gut‹???« sonderes.« Er: »Ja, normal halt, nix Be mer muss man »Im ): mt Sie (etwas verstim hen.«

Nase zie dir die Würmer aus der n wissen?« den lste wil Er: »Also, was te so war ... Sie: »Na ja, halt, wie’s heu en!« Erzähl doch mal ’n bissch ähr hundertmal gef un be ha ich o, Er: »Ja, als d E-Mails geschrieben, telefoniert, zig Briefe un ung. Wir brauchen für und dann war Teamsitz neuen Laptop. Und die Messe jetzt doch ’nen um den großen Lastdann habe ich mich noch n, weil die drei Meter wagen kümmern müsse kleinen nicht reicht …« fünfzig Lade�läche vom stände, Laptops und Sie: »Du, also, deine Messe s interessiert mich Laster und das alles – da doch gar nicht.« ssiert dich denn??« Er (ärgerlich): »Ja, was intere

W

as passiert in diesem Gespräch? Sie möchte wissen, was in ihm vorgeht. Er erzählt, was er alles getan hat. Sie ist frustriert. Wenn er dann endlich verstanden hat, dass sie einen Zugang zu seinem Innenleben sucht, stellt er oft fest, dass er den selbst gar nicht hat. Er dagegen möchte, dass sie ihn

bestätigt. Oder besser noch: bewundert, wie viel Leistung er gebracht hat. Aber von diesem Bedürfnis ahnt sie nichts. Wie sollte sie auch? Er scheint ja von Selbstwertgefühl und Leistungsfähigkeit nur so zu strotzen. Männer und Frauen reden anders. Und sie hören anders zu. Wenn er fragt: »Ist im Kühlschrank noch Mayo?«, kann es sein, dass er wirklich nur wissen will, ob noch welche da ist – nicht, dass sie die Tube holt. Wenn sie dann leicht verstimmt die Mayo mit den Worten auf den Tisch stellt: »Hol sie das nächste Mal doch selbst!«, hat sie einen Appell gehört, wo vielleicht gar keiner war. Und er versteht nicht, warum sie sauer ist: »Ich hab doch nur gefragt!«

Männer sind also doch anders, Frauen wohl auch.

Es gilt herauszu�inden, wie Männer und Frauen typischerweise kommunizieren. Trotz vieler Unterschiede gibt es ein überdurchschnittlich häu�iges Muster: Er beklagt sich, dass sie immer alles ausdiskutieren muss. Sie hält dagegen: Er interessiert sich nicht. Grundlage dieser Kon�likte ist meistens eine sehr unterschiedliche De�inition davon, was

Sport-Tipp

Berufs-Tipp Hat Sie der Mut verlassen?! »Auch die längste Reise beginnt mit einem kleinen Schritt.«

Aus China All die guten Vorsätze, an die man sich nicht halten konnte, und alle Enttäuschungen im Laufe eines Lebens führen dazu, dass wir resigniert sind. Wir trauen uns nichts mehr zu und sind mutlos. Ich will Sie wieder neu ermutigen, wagen Sie den ersten Schritt im Vertrauen auf ein gutes Ende. Gerade als Christen haben wir die Zusage, dass Gott uns dabei begleitet. Für diesen wichtigen ersten Schritt haben Sie auf jeden Fall die Kraft und den Mut. Sie werden sehen, dass sich damit oft bereits die Blockade löst und scheinbar unüberwindbare Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Reinhard Ruch war Manager in großen Unternehmen und berät jetzt Führungskräfte als Trainer und Coach.

www.st-z.de

Ich lasse schalten

Fahrrad ist einfach. Fahrrad ist Mechanik. Das war einmal. Inzwischen greift immer öfter die Elektronik ein, nicht nur beim E-Antrieb, sondern auch beim Schalten. Elektronische Schaltungen machen das schlichte Rennrad endgültig zu einer HightechMaschine. Ein leichter Tastendruck und die Kette wechselt aufs nächste Kettenblatt oder Ritzel. Je nach Hersteller auch über mehrere Ritzel hinweg. Was das bringt? Die elektronischen Schaltungen beeindrucken mit einer enormen Präzision und Geschwindigkeit. Aber auch mit einem solchen Preis. Gerrit Mathis ist Redaktionsleiter

von radio m und Fahrrad-Experte.


bestens geeignet zu de�inieren, was eine gute Beziehung ausmacht. Für die meisten Männer dagegen bedeutet es eine enorme Anstrengung, ihre inneren Emp�indungen in Sprache zu fassen. Also: Des einen Vergnügen ist des anderen harte gedankliche Arbeit. Welchen Gewinn für die Beziehung manchen Frauen ein »tiefes, persönliches Gespräch« bedeutet, können viele Männer am besten erfassen, wenn sie es mit einer samstäglichen Aufräumaktion im Keller, der Besteigung eines Bergs oder einem gemeinsamen Kinobesuch vergleichen.

Was tun?

Für die meisten Paare muss Intimität also auf mindestens zwei Standbeinen stehen: 1. gemeinsames Gespräch über Dinge, die die Partner betreffen und bewegen, und 2. gemeinsames Erleben im Sinne von Handeln, Spielen, Arbeiten. Wer dem Partner das Eine entzieht, wird in der Regel mit dem Entzug des Anderen bestraft. Ulrich Giesekus berät seit vielen Jahren Paare. www.beratungenplus.de

aus: Ulrich Giesekus: Liebe, die gelingt und den Alltag besteht. Brunnen Verlag, 9,95 Euro. ISBN: 978-3-7655-1341-1

Das Wesen des Mannes

Der Mann: Macho oder Weichei, Testosteronprotz oder Memme, Alphatier oder Softie? Gefühlte 3.000 Mal habe ich diese Frage schon gestellt bekommen. Es gibt anscheinend nicht wenige Männer (und Frauen), die damit beschäftigt sind, das »wahre Wesen« des Mannes festlegen zu wollen. Mich irritiert das etwas. Wenn ein Mann nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der eigenen Person feststellt, dass er über eher traditionelle Männlichkeitsattribute verfügt und dies für ihn auch stimmig ist – fein! Wenn er bei sich hingegen Impulse, Bedürfnisse und Eigenschaften wahrnimmt, die gemeinhin als »männeruntypisch« gelten – auch gut! Und wenn er (was bei 99,99 Prozent der Männer der Fall sein dürfte) von beidem etwas �indet, dann sollte er eh davon Abstand nehmen, sich in irgendeine der von diversen Männer- oder Frauenzeitschriften aufgehaltenen Schubladen hineinzulegen. Was mich persönlich an dieser Thematik viel mehr umtreibt, ist die Frage: Warum werden Männer in der modernen Medienlandschaft grundsätzlich mit negativen Attributen versehen: entweder abgewertet (Macho, Memme etc.) oder aber lächerlich gemacht (Softie etc.)? Das ist eine Frage, die ich gerne gestellt bekommen würde. Björn Sü�ke ist Männertherapeut und Autor.

Andreas Malessa

ge, Journg 1955, Theolo ga hr Ja s Teil Zur Person: viele Jahre al te ur To r. to nalist, Au die Lande. Andreas“ durch d un o rn „A n vo Männern in Deutschl

and?

, so lange es den ignorieren sie er hw sc Be n he lic körper t es geht: 2010 Äußerlich gut. Ihre dämpfen sie, so gu en rg So n lle zie nen übrigens, re �inan 7,7 Prozent von ih irgendwie geht. Ih (5 e nt Re hnin er m beitneh ini- und Niedriglo gingen 850.000 Ar 0 arbeiteten in M 00 0. sie 60 n re nd ie ru ns er ), ab st kompe bevor sie 65 waren Bedeutungsverlu r vo ntner te gs Re e Än bt n ga he elisc werklich be nd Ha r: te m Jobs weiter. Ihre se nä re estigeträchtige Eh n Händen sitzen in durch möglichst pr iter mit zwei linke be ar es ist ides nicht Ge . er er vi Stiftungen. Wer be d un n ie sind begehrte Reno em Gr n, s ist alles eindevorstände letzten 30 Jahre. Da r de as Vereins- und Gem Di sub la ozent aller im Keller die Ur erden dann 60 Pr w er kann, digitalisiert ab um ar W . eingereicht? falls zu tadeln zeit ) von Frauen ch ho er prima und keines lb Si r de auen mit (also die nach und den älteren Fr ch rli Spät-Scheidungen ne in rn ne fslosen Män Weil es vielen beru . ich nicht gut geht el eh ihren Männern Rolle

Wie geht es älteren

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Und wie kommt man

da raus ?

ite)

(siehe nächste Se ltherrensommer«. »A ch Bu m ne ei m Das steht in

Aufmerksame Leser wissen, dass an dieser Stelle regelmäßig die Tiefen und Breiten des Mannseins ausgelotet werden. Dazu gehört natürlich auch das Partnersein. Da gäbe es viel zu sagen – und gleichzeitig auch wieder nichts. Denn »wovon man nicht reden kann, soll man schweigen«, hat der (übrigens unverheiratete) Philosoph Ludwig Wittgenstein geschrieben. Kenner werden einwenden, dass dieser Satz am Ende eines Buches über Logik steht und insofern nichts mit dem Thema »Partnerschaft« zu tun hat. Auch irgendwie wahr. Aber weil wir hier unter uns sind, können wir auch mal über Dinge reden, die sonst eher verschwiegen werden. Und dazu gehört das Verhältnis der Ehepartner zur jeweiligen Schwiegermutter. Ich rede jetzt natürlich nicht von meiner eigenen, vielmehr geht es mir um das Allgemeine. Hier lauern Gefahren, gegen die ein Segeltörn um das Kap der Guten Hoffnung eine Spazierfahrt ist. Durch

intensive Feldforschung habe ich vier Grundtypen der Schwiegermutter herauskristallisiert: Typ 1 solidarisiert sich grundsätzlich mit dem eigenen Sprössling – meist mit dem eigenen Sohn, seltener mit der eigenen Tochter. Typ 2 nimmt stets den (Schwieger-) Sohn in Schutz. Typ 3 hält sich aus den Paar-Fragen raus und hat dafür immer einen Rat in Sachen Kindererziehung parat. Typ 4 …. nun ja, ähem … ehrlich gesagt, da ist die Datenbasis noch etwas dünn. Aber zwei Dinge werden schon deutlich: Männer gehen eher selten unter in diesem Bermuda-Beziehungs-Dreieck. Ergo: Position beziehen ist angesagt. Natürlich für die Herzallerliebste. In der Regel haben wir ganz bewusst die Tochter geehelicht. Dabei lohnt es sich immer, Experten zu Rate zu ziehen. Und in diesem Fall gibt es niemand, der besser Bescheid weiß, als der Schwiegervater. Volker Kiemle


Schriftgemäßes Bügeln Dass sich anständige moderne, christliche Männer partnerschaftlich verhalten, sollte inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein. Aber neulich kamen mir beim Bügeln an einem schwülen Sommertag leise Zweifel, ob diese Veränderung in der Gesellschaft wirklich schriftgemäß ist. Und so �ing ich an, meine Bibel zu befragen, was sie denn dazu zu sagen hat. Schon gleich im ersten Kapitel wurde ich fündig: Gott schuf Mann und Frau zu seinem Bilde, und zwar gleichzeitig. Eine solche Aussage in einem Text aus dem 6. Jahrhundert vor Christus – Respekt! Aber schon im zweiten Kapitel relativiert sich das Ganze wieder ein bisschen: Da wird zunächst Adam erschaffen, dann die P�lanzen und Tiere. Erst danach bekommt er seine Eva als Gehil�in aus der Rippe geleiert – es lebe das Patriarchat! Hoffnungsvoll blätterte ich weiter. Abraham dürfte wenig zur Hausarbeit

beigesteuert haben; dafür hatte er ja sein Dienstmädchen Hagar, das auch in reproduktionstechnischer Hinsicht dort aushalf, wo Sara nicht weiterkam. Überhaupt nahm die Vielweiberei im Verlauf der Lektüre ordentlich zu: Bekanntlich kam Jakob nur auf dem Umweg über Lea zu seiner schönen Rahel, und beide brachten auch noch je ein Dienstmädchen mit ein. König David wurde stolzer Gatte von ungefähr 8 Hauptfrauen, von den Nebenfrauen und seinen zahlreichen Affären ganz zu schweigen. Und Salomo versammelte in seinem Harem 700 Haupt- und 300 Nebenfrauen. Wenn er neben seinem Job als König noch täglich drei Stunden Zeit der P�lege partnerschaftlicher Beziehungen gewidmet hätte (und welcher Mann schafft das schon?), dann hätte er rein rechnerisch pro Jahr und Frau eine Stunde Zeit gehabt. Nun gut, mit Salomo war das Ende der Fahnenstange erreicht und irgendwie emp�inde ich doch zu monogam, um

mir diese Glaubenshelden als biblische Vorbilder zu nehmen, also stöberte ich weiter. Im Neuen Testament geht es weniger barock zu: Die Polygamie ist out; Ehefrauen werden kaum erwähnt, höchstens Schwiegermütter. Allerdings �inden wir einige konkrete Hinweise darauf, dass Jesus die Frauen mehr achtet als seinerzeit üblich, egal ob verheiratet oder nicht. Und wenn wir Christen sein wollen, müssen wir uns wohl oder übel an ihn halten, auch wenn es überhaupt nicht in unsere Klischeevorstellung passt, dass der Sohn Gottes auch mal das Klo putzt und den Müll rausbringt. Also, Männer, strengt eure Fantasie an, besorgt euch ein WWJD-Armband und hört Genesis beim Bügeln, aber nur Track 1! Martin Schultheiß studierte Physik und ein

bisschen Theologie, betätigt sich hauptberuflich als Buchgroßhändler und tourt seit 1990 zusammen mit Fabian Vogt als christliches Musikkabarett »Duo Camillo« durch die Republik. Vom Thema »Mann!« fühlt er sich unmittelbar angesprochen, da er selbst zu dieser Randgruppe der Gesellschaft zählt.

Selbst- und Fremderkenntnis Wie gehen Männer mit der Tatsache um, dass sie alt werden? Sie verdrängen das, so gut es geht. Und sie reden schon gar nicht mit ihren (Ehe-)Partnerinnen darüber. Das zumindest ist die Erkenntnis von Andreas Malessa. Der Journalist und Rundfunkautor hat die unterschiedlichsten Männer jenseits der 50 über ihren Umgang mit dem Altern befragt – vom pensionierten Arbeiter, der sich mit einem Job auf dem Müllplatz die Rente au�bessert, über den frühverrenteten Atomingenieur, dem auch der goldene Handschlag die Sinnsuche nicht erspart, bis hin zum Bordellkönig, der erfolgreich Rentner-Bordelle betrieben hat. Er beschreibt meist lapidar, was die Protagonisten sagen, wie sie sich geben und wie sie sich selbst sehen. Dabei wird eine große Diskrepanz zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung deutlich, die den Leser nachdenklich stimmt und auch erschreckt. Vor allem im Ruhestand kommen die wenigsten mit dem damit einhergehenden Bedeutungsverlust klar. Man könnte die Gleichung aufstellen: Je höher der soziale Status vor dem Ruhestand, desto mehr lügen sich die Männer in die Tasche. Malessa hinterfragt dabei auch

mann! wird herausgegeben von Medienwerk der EmK

die gesellschaftlichen Fitness- und Schönheitsideale, die inzwischen auch Männer gewaltig unter Druck setzen. »An den Fruchtsaft-Bars gehobener Muckibuden geht’s moralisch rigoroser zu als in jeder Papstansprache.« Für einen Mann mittleren Alters ist das Buch reichlich desillusionierend. Gibt es wirklich so wenige Männer, die in Würden alt werden wollen? Die die körperlichen Einschränkungen bis zu einem gewissen Maße auch annehmen? Die sich eingestehen, dass nicht mehr alles geht? Bestimmt nicht. Und damit es noch mehr werden, rät Malessa alten Männern, den eigenen Weg zu gehen. »Der moderne Großvater könnte doch einfach der letzte Romantiker der Familie sein. Als liebenswert chaotischer Rebell gegen alles sorgenvoll Vernünftige.« Volker Kiemle Ob da die Frauen mitmachen?

Buchtipp

Andreas Malessa: Altherrensommer. Männer in der Drittlife-Krise Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2012 17,99 Euro. ISBN: 978-3-5790-6663-9

Ludolfusstraße 2–4, 60487 Frankfurt/Main, mann@emk.de · Redaktion: Volker Kiemle Fotos: ccVision, iStockphoto, privat

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