100 Jahre Hotel Teuchelwald

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Geistliche Reize im heilenden Klima Das Hotel Teuchelwald in Freudenstadt feiert das ganze Jahr 2011 mit einem breiten Spektrum an Veranstaltungen sein 100-jähriges Jubiläum. Jeder hundertste und tausendste Gast erhält ein besonderes Geschenk. Bärbel Kalmbach hat für uns den Teuchelwald besucht.

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u Beginn der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts waren durch den Bau der Schwarzwaldbahn von Stuttgart-Böblingen-FreudenstadtHausach-Offenburg-Straßburg die Bedingungen erfüllt, um aus Freudenstadt einen Luftkurort zu machen. Und Stadtschultheiß Alfred Hartranft wurde nicht müde, »die balsamischen, stärkenden Ausdünstungen der nahe gelegenen Waldungen« als Standortvorteil anzupreisen. Diese Vorzüge von Freudenstadts Höhenlage veranlassten den gläubigen Israeliten Abraham Kulb aus Stuttgart, ein »rituell jüdisches« Hotel einzurichten. Am 12. Oktober 1910 wird sein Baugesuch betreffend der Erstellung eines Hotels an der Schömberger Straße in Freudenstadt vom KöniglichWürttembergischen Oberamt Freudenstadt genehmigt. Alles begann erfreulich, wäre da nicht die Stützmauer gewesen, die unterhalb des Neubaus am Straßengraben entlang der Nachbarschaftsstraße Freudenstadt/Schömberg errichtet werden musste. Diese stürzte im Februar 1911 teilweise ein und versperrte einen Teil der Straße. Dies rief sämtliche Behörden auf den Plan. Doch Kulb verkaufte 1913 das 1911 erbaute

Hotel Teuchelwald an den Nachbarn Carl Luz zum Waldeck, der das Haus seinem 400-Betten-Hotel angliederte und gleichzeitig in Hotel »Imperator« umbenannte. Die Epoche des »Weltkurorts« endete jäh mit dem Schuss von Sarajewo: Der Erste Weltkrieg vertrieb schlagartig die Gäste und brachte Kriegsverletzte in das Reservelazarett Teuchelwald. Das hinterließ Spuren, die nicht so schnell in den anschließenden Notzeiten getilgt werden konnten.

Auftrag aus Amerika Amerikanische Methodisten beauftragten Albert Klaiber aus Brooklyn/New York, die deutsche Bruderkirche zu unterstützen und ein passendes Haus im Weltkurort Freudenstadt zu erwerben. Der Kaufvertrag war schon unterzeichnet, da trat die Stadt vom Vertrag zurück, weil man befürchtete: »Die Amerikaner sind gekommen und wollen Freudenstadt aufkaufen.« Dennoch hat die »Bischöfliche Methodistenkirche« einige Monate später, 1920, das erstklassige Hotel »Imperator« in schönster Lage am Eingang der ausgedehnten Waldpromenaden gekauft. Es wurde wieder

Teuchelwald: Das Angebot Bibel- und Wandertage, Seminare für Körper und Seele, Musik, Kunst und Kultur, Glaube und Spiritualität, ­Medicalwellness und kulinarische ­Angebote erwarten die Gäste.Was aber den Geist dieses methodistischen Hotels ausmacht, ist die seelsorgerliche Zuwendung im Umgang mit den Gästen, aber auch mit den Mitarbeitenden. Der Direktor, Pastor Uwe Saßnowski (Foto), nimmt seine Gäste in seelsorgerlicher Begleitung auch im Wort­

sinne bei einer Wanderung »auf dem Weg« mit, um ihnen etwa am Beispiel des schönen Schwarzwaldes die Schöpfung Gottes nahezubringen. Streicheleinheiten für Körper, Seele und Geist verspricht neben vielen anderen Angeboten das Verwöhnprogramm in den Räumen von »Wellness im Park«. Wenn in all den Jahren seines Bestehens mancherlei Wechsel, Änderungen, Umbauten und Verbesserungen durchgeführt wurden, so ist doch der christliche Geist des Hauses zu spüren. Der »Teuchelwald«, ist das einzige Hotel der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland und seit 2007 in

der Trägerschaft der Evangelisch-­ methodistischen Diakoniewerke. Er ist sozusagen die »vorgeschobene Kanzel der EmK«, nicht nur ein gut geleitetes Hotel, sondern ein im christlichen ­Sinne geführtes Haus, in dem die ­Gäste Erholung für Leib, Seele, Geist und Herz finden. Bärbel Kalmbach Inf or matio nen

Hotel Teuchelwald Schömberger Straße 9 72250 Freudenstadt Telefon 07441 532120 Telefax 07441 532135 rezeption@Hotel-Teuchelwald.de www.Hotel-Teuchelwald.de unterwegs 5/2011 ::: 27. Februar 2011


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Fotos: Bärbel Kalmbach / Hotel Teuchelwald

Erholung für Körper und Geist: Das Hotel Teuchelwald wird 100 Jahre alt.

schlicht in »Teuchelwald« umbenannt und stärkte nun am Eingang des Teuchelwaldes zahlreiche Gäste an Leib und Seele im christlichen Sinne – bis zum heutigen Tag. Damit gehört es zu den traditionsreichen Hotels in Freudenstadt. Der Ferienbetrieb wurde 1921 aufgenommen und 1922 das »Haus Kienberg« als Personal- und Wirtschaftsgebäude mit einer Waschküche und einem Stall für Milchkuh, Pferd und Kutsche für die Abholung der Gäste am Bahnhof errichtet. Doch schon im Jahr 1925 wurde die Pferdekutsche vom ersten Auto des Hotels »Teuchelwald« abgelöst. Der Ankauf der benachbarten »Villa Hauser« komplettierte das Hotelensemble. Am Ende des Zweiten Weltkrieges diente der »Teuchelwald« wieder als Lazarett für verwundete Soldaten. Lange noch leuchtete das »Rote Kreuz« auf dem Dach des Hauses. Nach der Zerstörung Freudenstadts am 16. April 1945 besetzten es französische Truppen und die Rückga-

be erfolgte erst 1949. Diakonisse Schwester Luise Schuon übernimmt fortan die Leitung. Das benachbarte »Sanatorium Hohenfreudenstadt« wurde 1957 erworben, um auch den medizinischen Anforderungen gerecht zu werden: Im Heilklima Freudenstadts, das ein Schon- und Reizklima zugleich ist, kommt der stressgeplagte, gesundheitsgeschädigte, erholungsbedürftige Mensch unserer Zeit so richtig zum Aus-, Aufund Durchatmen. Stetig werden die Häuser modernisiert und mit dem Bau der Tagungsräume und neuem Schwimm- und Wellnessbereich dem gewünschten Standard angepasst. Das kurze besinnliche Wort für den Tag am Morgen, kreative, musische, geistige, sportliche oder medizinische Angebote runden den erholsamen Aufenthalt ab. Seit 2007 hat das Diakoniewerk Martha Maria in Nürnberg das Hotel »Teuchelwald« in die Trägerschaft übernommen. Direktor Uwe Saßnowski ist dankbar, dass so die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gewahrt bleiben und der Charme des 100-jährigen, stilvollen Hotels den Gast verzaubert. Bärbel Kalmbach

Die Teuchel Der Baumeister von Freudenstadt, Heinrich Schickhardt, ließ 1599 zur ­Wasserversorgung von Freudenstadt eine dreieinhalb Kilometer lange ­Teuchelleitung verlegen. Sie führte von den Quellen im Langenwald entlang des heutigen Teuchelwegs bis zu den vier Brunnen am Marktplatz. Das Gefälle betrug 0,4 Prozent. Im Mittel verlief die Teuchelleitung 1,5 Meter tief. Von dieser Wasserleitung her hatte das Waldgebiet den Namen »Teuchelwald«.


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