unterwegs 17/2010

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15. August 2010 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

17/2010

Kirche wohin: Welche Wege führen in die Zukunft? Für die Zukunft n

Wie Gemeindeberater helfen können. Seite 10

Für Leib und Seele n

100 Jahre Erholung in Hohenschwangau. Seite 12

Für den Ruhrpott n

EmK-Gemeinden beim Still-Leben auf der A40. Seite 20


2 ::: Vorweg

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Rücktrit t ist nicht die einzige Lösung nach ­einem Fehlverhalten. Das hat der Bamberger Theologieprofessor Heinrich ­B edford-Strohm betont. »Auch der Verbleib im Amt kann angesichts der segensreichen Wirkungsmöglichkeiten, die damit erhalten bleiben, eine verantwortliche Entscheidung sein«, sagte er nach dem Rücktritt von Bischöfin Maria ­Jepsen. »Wenn die moralisch Sensiblen reihenweise zurücktreten, ist niemandem gedient.« Vorsicht mit dem Begriff »Fundamentalismus« – dazu rät der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Reinhard Hempelmann. Der Fundamentalismus sei eine Reaktion auf religiöse und kulturelle Identitätsgefährdungen. Er benutze den Begriff zum Beispiel für eine bestimmte Auslegung der Bibel: »Wer etwa die Überlieferung der Schöpfungsgeschichte in Mose 1 und 2 so auslegt, dass Gott die Welt in 6 mal 24 Stunden geschaffen hat, vertritt meines Erachtens eine bibelfundamentalistische Position.« Die Weltwirtschaf tsordnung ist unfair, ungerecht und »tiefer Ausdruck von Sünde«. Das sagt der designierte Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), der chilenische Theologe Martin Junge. Zur Rettung der Banken hätten die G-20-Staaten mehr als 800 Milliarden

US-Dollar zur Verfügung gestellt – Geld, das man für die Bekämpfung von Aids oder die Entschuldung von Staaten nie freigegeben hätte, beklagte Junge vor der LWB-Vollversammlung in Stuttgart. Got tes Beistand gilt allen Menschen. Darauf hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, nach der ­Loveparade-Katastrophe von Duisburg hingewiesen. Allerdings sei es ihm unmöglich, »Gottes Wirken bei der Loveparade im Einzelnen zu entdecken und theologisch zu deuten«. Sein Glaube und seine theologische Überzeugung verböten es jedoch, in diesem Unglück einen Fingerzeig Gottes gegen die Loveparade oder gegen die Organisatoren zu sehen. Zuvor hatte die Journalistin Eva Hermann ausdrücklich begrüßt, dass es keine Loveparade mehr geben wird. »Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen«, schrieb sie auf der Internetseite des Kopp-Verlags. Der Zölibat gehört nicht notwendig zum Evangelium. Das hat der Erfurter Bischof Joachim Wanke betont. Gleichzeitig könne es »ein Zeichen sein, das für das Evangelium spricht«, wenn Geistliche die Ehelosigkeit mit »Klarheit der eigenen sexuellen Bestimmtheit« lebten. Grundvoraussetzung sei eine klare Entscheidung des Einzelnen für den Zölibat. epd/idea/kie

T itelFoto und Montage: Claus Arnold

Sie hat wohl ausgesprochen, was manche Menschen gedacht haben: Bei der »Love-Parade« Ende Juli in Duisburg könnten, so spekulierte die Journalistin Eva Hermann, auch »ganz andere Mächte eingegriffen und dem schamlosen Treiben ein Ende bereitet« haben. Könnte, so lautete die unterschwellige Botschaft, Gott die Hände im Spiel gehabt haben? So, wie beim Untergang der Städte Sodom und Gomorrha? Die Antwort kann nur ein klares und eindeutiges Nein sein. Es steht uns Menschen nicht zu, in ein Unglück Gottes Wirken hineinzudeuten. Mit gleichem Recht könnte man fragen, warum Gott nicht reihenweise Kirchen einfallen lässt, hinter deren Mauern Kinder und Jugendliche jahrzehntelang körperlich und seelisch gequält wurden? Oder ist sexueller Missbrauch in dieser Art der Beurteilung weniger schlimm als die Love-Parade? Schon die Frage zeigt, wie absurd es ist, wenn wir Gott zum Kronzeugen unseres eigenen Urteils machen wollen. Auch bei Fußballspielen gab es Exzesse und Tote durch Massenpanik. Die Verantwortlichen haben auf solche Unglücke mit besseren Sicherheitsvorkehrungen reagiert – nicht mit Verboten. Wer sich um die moralische Verfassung unseres Landes sorgt, sollte vorbildlich leben und einladend für Gottes Willen eintreten. Das eigene Urteil als Gottesurteil auszurufen ist der falsche Weg. Ihr Volker Kiemle Redaktionsleiter


Kirche der Zukunft ::: 3

Wie die Kirche wachsen kann:

Vier Wege in die Zukunft Menschen zu Nachfolgern Jesu Christi zu machen und damit die Welt verändern – dieser Leitspruch der amerikanischen EmK beschreibt den Auftrag der Kirche Jesu Christi. Dafür gibt es inzwischen viele Methoden und Programme. Peter Dietrich stellt vier davon vor. Die Methodistische Kirche in Großbritannien ist Partner von Fresh Expressions. Die Initiative fördert seit fünf Jahren die Gründung von Gemeinden für kirchenferne Milieus. Es gibt eine Surferkirche am Strand, eine Jugendgemeinde im Skaterpark und eine Kirche bei der Polizei. Es gibt Kirchen in Cafés, im Pub, in Schule und Sportclub. Fresh Expressions ist kein neuer Weg in die bestehende Gemeinde und kein Brückenprojekt, um später zu einer »richtigen« Gemeinde zu gehören. Es geht um neue Gemeinden, die ein neuer Ausdruck von Kirche sind. Sie sind vom Evangelium geprägt, aber auch von der Kultur, in die sie gepflanzt werden. Am Anfang steht viel Zuhören, gefolgt vom Dienst an den Menschen. Der Gottesdienststil entscheidet sich erst am Schluss. Jede Gemeinde soll ein Original sein. Sie soll reifen, ohne wie ihre Muttergemeinde zu werden. n

Die Willow Creek Community Church in Chicago wurde 1975 von Bill Hybels gegründet. Heute gehören weltweit über 10.000 Gemeinden zum Netzwerk. Seit 1996 gab es 24 deutsche Gemeinde-, Leiter-, Jugendund Kinderarbeitskongresse mit bis zu 11.000 Teilnehmern. Willow Creek bietet Seminare, Mentoring und Arbeitsmaterial. Gemeinden sollen lernen, kirchenferne Menschen in die Nachfolge Jesu zu führen. Dazu sollen Haupt- und Ehrenamtliche ihre Gaben entfalten. Zu den Grundwerten gehören vollmächtige Lehre, gemeinsamer – auch diakonischer – Dienst an der Welt und liebevolle Beziehungen. Die Strategie: Christen bauen Freundschaften auf und laden zum Gottesdienst ein. Die Gäste folgen Christus, finden eine Kleingruppe, entdecken ihre Gaben und gestalten ihr Leben neu. Es sollen keine Nachahmungen der Chicagoer Gemeinde entstehen.

Foto: jutta rotter / pixelio.de

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Das Emmaus-Konzept für beziehungsorientierten Gemeindeaufbau entstand in England. Die deutschen Ausgaben der Glaubenskurse wurden von der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) mitentwickelt, Herausgeber ist der Greifswalder Professor

Michael Herbst. Der Name erinnert an die Jünger auf dem Weg nach Emmaus und an den oft längeren Prozess, der zum Glauben führt. Zunächst sollen Gemeinden bestehende und neue Kontakte entdecken. Zu den Kursen, oft in neutralen Räumen, wird persönlich eingeladen. In kleinen Lerngemeinschaften wird der Glaube gemeinsam entdeckt. Der Gruppenleiter ist mehr Moderator als Lehrer. Zum Kurs gehören liturgische Elemente. Der Basiskurs orientiert sich am Glaubensbekenntnis, es folgen Bibellesen, Gebet, Abendmahl und Gemeinde. Im dritten Teil geht es um ethische Fragen. Das Konzept Natürliche Gemeindeentwicklung (NGE) will die Qualität von Gemeinden objektiv messen. Seit der ersten empirischen Studie durch Christian A. Schwarz und Christoph Schalk wurden weltweit über 60.000 Gemeinden untersucht. Als acht Bereiche, die wachsende von schrumpfenden Gemeinden unterscheiden, gelten bevollmächtigte Leiter, gabenorientierte Mitarbeit, leidenschaftliche Spiritu­ alität, zweckmäßige Strukturen, inspirierender Gottes­ dienst, ganzheitliche Kleingruppen, bedürfnisorientierte Evangelisation und liebevolle Beziehungen. Für das NGE-Profil füllen 30 Gemeindemitglieder Fragebögen aus, die Auswertung ergibt Vergleichszahlen zum Landesdurchschnitt. An ihrem »Minimumfaktor« sollte die Gemeinde besonders arbeiten. In Deutschland gibt es knapp 120 lizenzierte Ansprechpartner. n

Informationen im Internet: www.freshexpressions.org.uk (englisch) www.willowcreek.de www.a-m-d.de/glaubenskurse/emmaus/ www.nge-deutschland.de

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Peter Dietrich ist freier Journalist. Er lebt mit seiner Familie in Wendlingen.


4 ::: Kirche der Zukunft

»Geistliches Wachstum ist Gemeindewachstum« Viele Menschen mit dem Evangelium bekannt zu machen, neue Mitglieder zu gewinnen, nach außen zu wirken – welche Gemeinde, welche Kirche wünscht sich das nicht? Und es gibt inzwischen viele ­Ideen, Methoden und Programme. Dennoch schrumpfen die meisten Gemeinden. Über Gründe und Gegenmaßnahmen hat Volker Kiemle mit dem Gemeindeaufbau-Experten Eberhard Schilling gesprochen. Wir leben in einer Zeit, in der sich alles rasend schnell Die meisten Kirchen in Deutschland schrumpfen, verändert – und das überfordert viele Menschen. auch die EmK. Was hindert uns am Wachstum? Warum muss sich da auch noch die Kirche ändern? Eberhard Schilling: Ich denke da spontan in drei Eberhard Schilling: Ich kann Menschen gut verRichtungen: Zum Ersten ist es durchaus möglich, stehen, die sich durch die ständigen Veränderungen um heute Menschen zum Glauben zu führen, aber es ist – sie her gestresst oder genervt fühlen. Mir geht es selbst zumindest bei uns in Mitteleuropa – schwerer als so. Früher wusste ich die Postgebühren für Briefe, früher. Für die evangelistische Durchdringung unserer Pakete, Päckchen, Bücher- und Warensendungen aus- Gesellschaft brauchen wir jeden einzelnen Christen, wendig. Heute weiß ich noch, was ich auf einen Stan- jede Christin. Da läuft sehr viel auf der Beziehungsdardbrief oder eine Postkarte kleben muss, für die ebene – Freundschaften müssen aufgebaut und gepflegt meisten anderen Dinge muss ich nachschauen. Die werden. Viele wollen diesen Preis für die Weitergabe vielen Änderungen im Lauf der Jahre des Evangeliums nicht bezahlen. haben mich innerlich müde gemacht. Zweiten: Wenn wir uns den »Wenn die Menschen Zum Irgendwie denke ich, dass es sich gar Lebenslauf einer Institution als Glonicht mehr lohnt, das alles zu wissen, ckenkurve vorstellen, dann hat die sich ändern, dann die nächste Änderung wird eh nicht in unserem Land den Zenit übermüssen wir als Kirche EmK lange auf sich warten lassen. schritten. Zum Glück haben wir eine uns darauf einlassen.« ganze Reihe von Gemeinden, die vital Gilt das auch für die Kirche? und anziehend sind, daneben gibt es Eberhard Schilling: Nein! Wir wären schlecht leider zu viele Gemeinden, die müde geworden sind beraten, wenn wir versuchen würden, ein ver- und darunter leiden, dass die Kräfte nachlassen. Und änderungsresistentes Rückzugsgebiet zu schaffen. Wir es gibt – noch – zu wenig Gemeinden, in denen eine sind ja gesandt zu den Menschen, die in unserer Gesell- Aufbruchsstimmung herrscht. Unser Gemeindemix ist schaft leben, und wenn die Menschen sich ändern, ihre in dieser Hinsicht nicht ausgewogen genug. Gerade Fragen, ihre Vorlieben, ihre Kultur, dann müssen wir angesichts der Mobilität in unserer Gesellschaft führt uns darauf einlassen. Gott selbst hat uns das vor- das zu schmerzhaften Verlusten. gemacht, als er in Jesus Christus ganz und gar ein Drittens: Demografische und andere Faktoren führen Mensch seiner Zeit geworden ist. Und Paulus spricht zu einer zusätzlichen Verschärfung des Problems. von der Herausforderung »allen alles zu werden, um Unsere Bevölkerung schrumpft, ganz besonders die auf unterschiedliche Weise einige zu retten«. Es geht deutschstämmige. Menschen mit Migrationshinterum die Inkarnation und Inkulturation des Evan- grund erreichen wir trotz guter Ansätze bisher noch zu geliums. Auch die Menschen, die schon in unseren Ge- wenig. Das Durchschnittsalter in der Bevölkerung und meinden leben, ändern sich ja, ob sie das selbst wollen noch mehr in unseren Gemeinden steigt kontinuierlich oder nicht. Wenn wir alles so belassen wollen, wie wir an. Viele Menschen sind Institutionen gegenüber es gewohnt sind, werden wir uns trotzdem irgendwann kritisch eingestellt und legen sich ungern verbindlich komisch und fremd in unseren eigenen Formen fühlen. fest. Dieses Umfeld macht es nicht gerade leicht, steigende Mitgliederzahlen zu erreichen. Zur Person Was macht eine Gemeinde zukunftsfähig? Eberhard Schilling Eberhard Schilling: Leidenschaftlicher Glaube, ist Pastor des »Jesus-Centrums« in radikales Gottvertrauen, tätige Liebe – zu Gott, zu Nürnberg und zu 50 Prozent übergemeindlich tätig als Sekretär für missionarischen Gemeindeaufbau und Gemeindegründung im Evangelisationswerk der EmK.


Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Kirche der Zukunft ::: 5

einander und zu den Menschen vor unseren zu geben. Wir messen der Motivation unserer MitKirchentüren. Inspirierende Hoffnung, Optimismus arbeitenden und einem guten »Betriebsklima« große der Gnade. Man könnte es auch mit anderen Stich- Bedeutung bei – aber manchmal gibt es da auch worten umschreiben, etwa mit den Kennzeichen Sand im Getriebe. Wir kümmern uns liebevoll um fruchtbarer Gemeinden von Bischof Schnase – von Einzelne – und versagen dabei immer wieder. Wir radikaler Gastfreundschaft bis hin zur außer- arbeiten sehr intensiv auf der Ebene der Geordentlichen Großzügigkeit. Oder mit den Qualitäts- meindeleitung. Wir machen uns viele Gedanken über merkmalen der Natürlichen Gemeindeentwicklung: in- die Gestaltung unserer Gottesdienste, über Stile und spirierender Gottesdienst, leidenschaftliche Spiritualität, Methoden. Wir leisten uns ein Evangelisationsteam liebevolle Beziehungen. Wenn eine Gemeinde das lebt, und beten viel. Wir investieren kräftig in unsere wozu Gott sie berufen und beauftragt hat, dann wird Nachwuchsleiter, in Mentoring und Coaching. Wir sie sich gesund entwickeln können und haben ein gutes Kleingruppensystem, zukunftsfähig sein. Das andere – wie eine florierende Arbeit mit Kindern »Das Gemeinde­ sie sich am »Markt« präsentiert, wie und Jugendlichen. Vor allem aber attraktiv ihre Angebotsplatte ist – wird wachstum machen spürt man bei unseren Leitern und daraus erwachsen. Mitarbeitern, dass sie ein leiden­ nicht wir. Gott schaftlich brennendes Herz für Gott schenkt es.« Wie hängen geistliches Wachstum und und ihre Mitmenschen haben. Gemeindewachstum zusammen? Eberhard Schilling: Geistliches Wachstum ist Ge- Wie wünschen Sie sich die EmK in 25 Jahren? meindewachstum. Gemeindewachstum hat nicht nur Eberhard Schilling: Bunt, vielfältig, kreativ. Viele eine quantitative Seite, sondern auch eine qualitative. unterschiedliche Gemeindetypen. Mehr MigrantenBeides muss uns wichtig sein. Weil jeder Mensch in gemeinden und mehr Migranten in unseren den Augen Gottes zählt, würde ich mich nie zu der herkömmlichen Gemeinden. Gemeinden mit Aussage hinreißen lassen, Zahlen seien nicht so ent- mehreren unterschiedlichen Gottesdienstproscheidend. Aber ich bin auch überzeugt, dass zahlen- grammen jede Woche. Jugend- und andere Zielmäßiges Wachstum sich am ehesten einstellt, wenn gruppengemeinden. Viele sozialdiakonische Projekte, wir uns auf das geistliche Wachstum konzentrieren. die auch Türen zum Glauben öffnen. Große GeUnd immer wieder gibt es leider auch gesundes geist- meinden mit viel Ausstrahlung und hunderten von liches Wachstum, das wegen schwieriger Rah- Gottesdienstbesuchern und kleine oder klein menbedingungen zu keinem zahlenmäßigen Zuwachs gewordene Gemeinden, die neu lernen, ohne führt. Der biblische Normalfall, den wir immer Kirchengebäude in Privathäusern zusammenwieder erleben, bleibt aber der, dass geistliches zukommen, die wenig hauptamtliche Betreuung Wachstum früher oder später auch zu zahlenmäßigem brauchen und sich liebevoll umeinander kümmern. Wachstum führt. Ökumenisch offen, im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, voller Sehnsucht nach dem Wirken des Ihre Gemeinde, das »Jesus-Centrum« in Nürnberg, Heiligen Geistes, einladend für Suchende, fähig, wächst seit Jahren stetig. Wie machen Sie das? Menschen den Weg zu einem Leben mit Gott zu Eberhard Schilling: Wir machen es nicht, Gott zeigen, immer neu auf der Suche danach, wie das schenkt es. Natürlich bemühen wir uns, wenig falsch Reich Gottes unter den aktuellen Herausforderungen zu machen. Wir versuchen, dem Geist Gottes Raum gebaut werden kann.


6 ::: Kirche der Zukunft

Warum Senioren auch Zukunft unserer Kirche sind Wie die Zukunft unserer Kirche aussieht? Man ist geneigt zu sagen: Sie liegt in der Hand der ­»Jungen«, der Kinder und Jugendlichen. Sie werden die Kirche der Zukunft leben und gestalten. Aber auch die Älteren in unseren Gemeinden sind »Zukunft«, sagt Sonja Röcker – und nennt einige Gründe. Senioren sind auch Zukunft unserer Kirche … … weil sie heute und in Zukunft einen großen Anteil unserer Kirchenmitglieder bilden: Fasst man unter der Rubrik »Seniorinnen und Senioren« Menschen zusammen, die 60 Jahre und älter sind, so stellt diese Gruppe einen großen Teil unserer Kirchenmitglieder dar. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Im Gegenteil: Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Menschen wird sich in den nächsten Jahrzehnten noch weiter verschieben. Das Statistische Bundesamt hat errechnet, dass im Jahr 2050 ein Drittel der Bevölkerung 60 Jahre oder älter sein wird. … weil sie einen missionarischen Auftrag haben: Die Menschen in unserem Land werden zwar immer älter – die Lebenserwartung wird bei den Männern bis 2050 auf 84 und bei den Frauen auf 88 Jahre steigen –, gleichzeitig werden Lebenswege und damit auch soziale Beziehungen immer individueller. Deshalb müssen sich viele Menschen mit dem Ende ihres Erwerbslebens neu orientieren. Sie suchen oft Halt, Heimat, Beziehungen und neue Herausforderungen. Seniorinnen und Senioren können an dieser Stelle »Zukunft« sein, weil sie Gleichaltrige in die Gemeinde einladen, Beziehungen schaffen und Glaube und Liebe weitergeben. Dadurch eröffnen sie eine neue Zukunft. …w eil sich das Menschenbild von Kirche und Gesellschaft unterscheidet: In 3. Mose 19,32 heißt es: »Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren.« Inwieweit leben wir die Tatsache in unserer Kirche und unseren Gemeinden, dass jedem Menschen – egal, welchen Alters – dieselbe Würde verliehen wurde? Inwieweit

leben wir die Achtung und den Respekt vor der Erfahrung und Weisheit der Älteren, wenn wir von »überalterten Gemeinden« sprechen und meinen, dass nur noch der etwas wert ist, der etwas leisten kann? Bedenken wir, dass, wenn Zukunft morgen beginnt, auch die 95-Jährige mit ihrem Gebet und ihrem Lächeln Zukunft weit über das Morgen hinaus gestalten kann?

…w eil sie Kirche von heute gestalten und an ­Entscheidungen für morgen beteiligt sind: Seniorinnen und Senioren – vor allem die der »Generation 55+« – sind nicht selten tragende Säulen in unseren Gemeinden. Sie bringen sich mit ihren Gaben, mit ihrer Glaubens- und Lebenserfahrung in Gremien und Ausschüssen ein und treffen und beeinflussen heute wichtige Entscheidungen für die Kirche von morgen. Fazit: Die Zukunft unserer Kirche liegt in der Hand Jesu Christi und wird gelebt von Menschen verschiedenen Alters, die von ihm lernen und sich von ihm gebrauchen lassen möchten. Die Herausforderung für die Jüngeren wird dabei sein, den Wunsch der Älteren nach bestimmten Formen und letztendlich nach »Heimat« verstehen zu lernen. Die Kunst der Älteren wird es sein, Vertrautes los- und Neues zulassen zu können, damit Kirche auch Heimat für Jüngere werden kann.

Sonja Röcker

Foto: Istockphoto

ist Referentin im Bildungswerk Süd und dort auch zuständig für die Bildungsarbeit mit Senioren.


foto: York schön

Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Lukas 15, 20

Wort auf den Weg ::: 7

Die Kirche der Zukunft ist immer überraschend!

D

as große Herz, das Jesus für Suchende und Verlorene hat, ist im Lukasevangelium ganz deutlich zu erkennen. Im Vergleich mit den anderen Evangelisten definiert Lukas die Sendung Jesu und betont dabei die Umkehr der Verlorenen: »Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten« (5,32). Oder: »Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist« (19,10). Und in die Mitte seines Evangeliums stellt er ein Kapitel mit drei Gleichnissen vom Verlorenen: vom verlorenen Schaf, verlorenen Groschen, und gipfelnd im Gleichnis vom verlorenen Sohn, das das Zentrum seiner Theologie enthält: die Zuwendung Gottes zu allen Menschen, die umkehren. Sie werden, wie der verlorene Sohn, wieder eingesetzt in ihre ursprüngliche Stellung. Dieses Gleichnis vom verlorenen Sohn könnte auch das Gleichnis vom liebenden Vater heißen. Ein Vater mit einem großen Herzen für Verlorene, für Irrende, für Suchende, für Zurückkehrende. Sollte nicht die Kirche der Zukunft, der Leib Christi, auch so ein Herz haben? So ein Herz zu haben, heißt, nicht wegzuschauen wie der größere Bruder in dieser Geschichte. In der damaligen Kultur wurde unbedingt erwartet, dass der ältere Bruder sich einmischt und als Friedenstifter wirkt. Wir lesen nichts davon. Er lässt den Jüngeren ziehen. Er schweigt. Wie viele Geschwister haben wir aus unseren Gemeinden einfach gehen lassen, ohne nach ihnen zu fragen oder unser Interesse an ihnen zu zeigen? Mischen wir uns ein oder schweigen wir und schauen weg? Die Gemeinde der Zukunft wird sich das nicht erlauben – weil sie das Vaterherz Gottes in sich trägt. Die Gemeinde mit dem Vaterherzen Gottes wird auch bereit sein, das Überraschende zu tun. In Palästina damals war es nicht üblich, dass respektierte Männer in der Öffentlichkeit rannten. Männer sind ge-

gangen, langsam und mit Würde. Es war sowieso sehr unpraktisch: Sie trugen Gewänder, die bis zu den Füßen gingen. Um laufen zu können, mussten sie das Gewand hochheben. Das war ein Problem, weil dadurch die Beine gezeigt wurden – für Juden war das eine Demütigung. Der Vater war also bereit, Sitten und Meinungen und Erwartungen beiseitezulassen – es war Ausnahmezustand! Sein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist gefunden worden. Deswegen läuft er wie ein Verrückter, mit seinem Gewand über der Schulter, und deswegen fällt er ihm um den Hals und hört nicht auf, ihn zu küssen! Während der Sohn noch weit entfernt war, ist die Liebe ihm entgegengelaufen. Ein schönes Bild, oder? Ein Vaterherz für »Verlorene« macht es möglich … das Unvorstellbare, das Überraschende, das Neue, das Andere, das Richtige. Die Kirche der Zukunft muss dies verstehen. Ein Herz für Suchende zu haben, heißt, zuzugeben, dass auch ich ein Verlorener bin. Am Anfang des Gleichnisses halten wir den älteren Bruder für den vernünftigeren der zwei Brüder. Aber wie er sich am Ende verhält, zeigt, dass auch er falsch (»verloren«) ist. Ihm fällt es schwer, seine eigenen Fehler zu sehen. Wer ein Herz für Verlorene hat, erkennt, dass wir alle manchmal verloren sind. Die Zukunft braucht eine Kirche mit einem großen Herzen für Zurückkehrende, eine Kirche, die mit ihrer grenzenlosen Liebe überrascht, eine demütige Kirche, die versteht, dass große Brüder nicht immer recht haben.

Barry Sloan D.Min. ist Pastor im Bezirk Chemnitz-Erlöserkirche / Flöha und Sekretär für missionarischen Gemeindeaufbau im Evangelisationswerk.


14 ::: Jubiläum

100 Jahre »Erquickung an Leib un

»Gott legte uns das Gebäude wiederholt vor die Füße«, schrieb der damalige Direktor des ­Diakoniewerks Martha-­Maria über den E­ rwerb des ­Erholungsheims Hohenschwangau. 100 Jahre später gibt es dieses Gottesgeschenk aus Stein noch immer. Der Grafiker ­Johannes Mertens hat seinen Urlaub in Hohenschwangau genutzt, um im Gästebuch das Haus zu zeichnen (oben). Das Foto rechts oben zeigt das Haus im Original.

U

nser Anliegen ist, dass sich alle Gäste persönlich aufgenommen fühlen.« Schwester Sofie Klenert ist die Leiterin des Erholungsheimes MarthaMaria in Hohenschwangau. Gemeinsam mit ihrer Mitschwester Ilse Pätzold wurde sie vor fünf Jahren vom Diakoniewerk Martha-Maria berufen, das Erholungsheim zu führen. »Es ging alles ganz schnell«, erinnert sich Schwester Ilse. Doch die beiden Diakonissen haben sich rasch eingearbeitet und lieben diese besondere Aufgabe – wie alle ihre Vorgängerinnen in der einhundertjährigen Geschichte des Hauses.

Vom Kinderheim zum Erholungsheim Wie kam Martha-Maria zu diesem Erholungsheim in idyllischer Lage, direkt unterhalb des Schlosses Neuschwanstein? In der 1899 erbauten Villa befand sich zunächst ein privates Heim für verstoßene Kinder mit Namen »Bethanien«. Nach jahrelangem Kontakt mit

der Besitzerin erwarb der Martha-Maria-Verein 1910 das Gebäude und richtete ein Schwestern-Erholungsheim darin ein. Dieses konnte 1927 mit dem Erwerb der Nachbarsvilla (»Römerhaus«) komplettiert werden. Direktor Gustav Adolf Schneider schrieb damals: »Das Diakonissenheim in Hohenschwangau kam ungesucht in den Besitz des Martha-Maria-Vereins. Gott legte es uns wiederholt vor die Füße.« In den ersten Jahrzehnten seines Betriebs war das »Haus Bethanien« ein Erholungsheim vorwiegend für Diakonissen und kirchliche Mitarbeiter. Die Diakonissen waren verpflichtet, hier Urlaub zu machen – vor allem um sie vor einem zusätzlichen anstrengenden Arbeitseinsatz daheim in der Landwirtschaft zu schützen.

Krieg und Nachkriegszeit Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Römerhaus von Offizieren aus dem Stab Rosenberg des Außenministeriums beschlagnahmt, die im Schloss Neuschwanstein gelagerte Beutekunst katalogisierten. »Die Diakonissen mussten diese verpflegen, dabei war die damalige Leiterin, Schwester Sofie Meyer, jüdischstämmig und bewusst dort versteckt«, erinnert sich Hilde Läpple aus Nürnberg. Sie arbeitete zu dieser Zeit als achtzehnjährige junge Frau »notdienstverpflichtet« im Haus Bethanien und musste auch die Arbeit der Offiziere im Schloss unterstützen.

Die Diakonissen Sofie Klenert und Ilse Pätzold (von links) leiten das Erholungsheim seit fünf Jahren. Jetzt gehen sie in den Ruhestand.

Die Jubiläumsfeier

Die Chronik

n Das Jubiläum des Erholungsheims Hohen-

n 1899–1900 Bau zweier Villen auf dem

n 1927–1932 Oberschwester Emma Münker

schwangau wird am 19. September gefeiert. Beginn um 11 Uhr im Gymnasium Hohenschwangau (direkt neben dem Erholungsheim). Dabei werden die Leiterinnen Schwester Sofie Klenert und Schwester Ilse Pätzold verabschiedet, Siegfried Schäfer wird als neuer Leiter eingeführt. Nach dem Mittagsimbiss verschiedene Angebote. n Erholungsheim Martha-Maria, Pöllatweg 5, Hohenschwangau, Telefon 08362 81142. www.martha-maria.de

Grundstück am Pöllatweg n bis 1908 Betrieb des privaten Kinderheims »Bethanien« n 1910 Kauf der Villa durch den MarthaMaria-Verein und Errichtung des Erholungsheimes »Diakonissenheim Bethanien«; erste Diakonisse ist Schwester Karoline Gutekunst n 1915 Schwester Irene Haydu n 1918–1926 Schwester Elise Heidner n 1927 Erwerb der Nachbarvilla (»Römerhaus«)

n 1932–1935 Schwester Elise Heidner n 1935–1936 Oberschwester Johanna Schödel n 1938–1950 Schwester Sofie Meyer n 1950–1956 Schwester Sofie Kummer n 1956–1960 Schwester Rosa Ruopp n 1960–1975 Schwester Elisabeth Mistele n 1975–1988 Schwester Martha Trommer n 1988–2005 Schwester Gisela Stöckenius n 2005–2010 Schwester Sofie Klenert

und Schwester Ilse Pätzold n 2010–2011 Umbau und

Wiedereröffnung unter neuer Leitung


Kirche derJubiläum Zukunft ::: 15

nd Seele« In der Nachkriegszeit fingen die Mitarbeiter-, Bibelund Wanderfreizeiten an. Die »Töchterfreizeiten« waren in den vierziger und fünfziger Jahren angebotene Rüstzeiten, aus denen später die eine oder andere Diakonisse hervorging. Zu Zeiten der Lebensmittelknappheit mussten die Gästegruppen ihr Essen selbst mitbringen. Bis Mitte der siebziger Jahre versorgten die Diakonissen ihre Gäste mit Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Erst 1975 wurde auf »Hotel garni – Zimmer mit Frühstück« umgestellt.

Ein Haus mit Atmosphäre Das geistliche Angebot war von Anfang an dabei. »Viele unserer Gäste kommen bewusst zu uns, weil wir ein christliches Haus sind«, erklärt Schwester Sofie. »Jetzt im Zeitalter des Internets stoßen auch nicht-kirchlich gebundene Urlauber auf uns – und wer da war, kommt gerne wieder.« Das Haus mit seinen 32 Betten ist ganzjährig geöffnet. Der Arbeitstag von Schwester Sofie und Schwester Ilse beginnt um 6 Uhr: gemeinsame Andacht, Tagesplanung, Frühstücksbüfett richten, Gäste verabschieden, Gäste empfangen, Hauswirtschaft, Büro. »Besonders schön ist für mich, Familien mit Kindern zu erleben«, sagt Schwester Ilse. »Wenn Kinder in ihrer Unbefangenheit fragen, was ich da auf dem Kopf trage, dann kommen wir ins Gespräch.«

Fotos: Dorothee Mammel / Gr afik: Johannes Mertens www.mertens-gr afik.de

Familie Koch aus Rothenbergen in Hessen und Familie Schönborn aus Gerlingen bei Stuttgart sind Stamm­ gäste im Erholungsheim Martha-Maria. Dorothee Mammel hat sie getroffen. Seit wann kommen Sie hierher? Frau Schönborn: Wir sind 1995

das erste Mal hierher gereist und jetzt schon zum 20.-mal da. Eine Kollegin von mir ist Methodistin und hat von diesem Haus mit seiner besonderen Atmosphäre geschwärmt. Wir selbst sind katholisch und evangelisch und fühlen uns hier sehr wohl. Wir haben Freunde eingeladen, die auch schon oft hier Urlaub gemacht haben. Herr Koch: Wir sind durch einen Freund aus dem Erzgebirge hierher eingeladen worden. Er war nach der Wende Kurpastor in Hohenschwangau. Das war 1993 und seither sind wir fast jedes Jahr wiedergekommen, insgesamt 16-mal. Wir laden immer wieder Freunde ein, die mit uns hier ihren Urlaub verbringen.

Die beiden Diakonissen werden im September 2010 in den Ruhestand verabschiedet. Mit ihnen geht eine Ära zu Ende: Zwölf Diakonissen vor ihnen leiteten das Haus, unterstützt von Mitschwestern. Nun wird Martha-Maria das Haus umbauen. Im Frühjahr 2011 soll es unter neuer Leitung allen Erholungssuchenden wieder zur Verfügung stehen. Was Direktor Schneider in den Anfangsjahren schrieb, soll dann weiter gelten: »Es hat jetzt schon vielen Schwestern und lieben Gästen gedient. Sie haben Erquickung an Leib und Seele gefunden. Und ich hoffe, dass es noch hunderten dienen wird. Wie lange? Das weiß Gott!«

Dorothee Mammel war schon als Kind und später mit der eigenen Familie in ­Martha-Maria Hohenschwangau in Urlaub. Sie arbeitet als ­Kulturmanagerin und lebt mit ihrer Familie in München.

Was macht den Urlaub hier besonders? Frau Schönborn: Zum einen ist es

die Lage: Eine wunderbare Landschaft mit sehr vielen sportlichen und kulturellen Möglichkeiten: Wandern in den Bergen, in Schluchten und auf der Ebene, Fahrrad fahren, Schwimmen, Tennis. Von dem ganzen touristischen Trubel der Königsschlösser bekommt man hier überhaupt nichts mit. Das Ambiente der beiden Häuser mit dem großen Park ist herrlich. Frau Schönborn: Das Geistliche spielt hier eine große Rolle, ohne dass es einem aufgedrängt wird. Die Andachten jeden Morgen, die Bibelstunde und die Gottesdienste. Die Gäste tauschen sich untereinander aus, manchmal auch kontrovers. Mir kommt es oft vor, dass wir Probleme im Reisegepäck mitbringen, die dann bei der Abreise gelöst sind. Frau Koch: Sehr schön ist auch die familiäre Atmosphäre des Hauses. Das ist anders als in einem Hotel. Der

Interview Empfang und die Betreuung durch die beiden Diakonissen, die vielen Stammgäste. Man freut sich richtig aufeinander. Es gibt so viele Möglichkeiten, untereinander ins Gespräch zu kommen. Für uns sind dabei schon einige persönliche Kontakte entstanden, auch über den Urlaub und über die EmK hinaus. Werden Sie wiederkommen? Frau Schönborn: Wir haben schon gebucht für das nächste Jahr!

Die Ehepaare Koch aus Rothenbergen (links) und Schönborn aus Gerlingen schätzen die ­Atmosphäre im ­Erholungsheim Hohenschwangau.


Gemeindeporträt der Zukunft 16 ::: Kirche

Die Gnade weitergeben Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regelmäßig EmKBezirke vor. In dieser Ausgabe geht es nach Birkenfeld.

Das ist um uns herum los Die kirchliche Landschaft in Birkenfeld ist sehr vielfältig, mit vielen Angeboten für alle Altersgruppen. Neben der Landeskirche und der katholischen Kirche gibt es Freikirchen. In jüngerer Zeit sind etliche völlig freie Gemeinden entstanden. Kontakte haben wir zur Ökumene und der Evangelischen Allianz sowie zu einzelnen freien Gemeinden. Das machen wir Wir versammeln uns jeden Sonntag zu Gottesdienst und Sonntagsschule mit anschließendem Kirchenkaffee. Das ist eine gute Gelegenheit, sich über das Gehörte auszutauschen und Kontakte zu pflegen. In allen Gemeinden treffen wir uns

Bezirk Birkenfekld n Der Bezirk Birkenfeld besteht aus den Gemeinden Birken-

feld, Unterreichenbach und Wurmberg-Neubärental. Zum Bezirk gehören 95 Mitglieder und etwa 160 Kirchenangehörige und Freunde aller Altersgruppen. n Die Gemeinden liegen am Nordrand des Schwarzwaldes im Großraum Pforzheim und haben sich aus Bauerngemeinden zu lebhaften Industriegemeinden entwickelt. n Sonntagsgottesdienste: Birkenfeld 9.30 Uhr, Unterreichenbach 11.15 Uhr, Neubärental 19 Uhr (jeden ersten Sonntag im Monat 18 Uhr: Gottesdienst mit Kindern). www.emk-birkenfeld.de

wöchentlich zu Bibel- und Gebetsstunden, außerdem bestehen einige Hauskreise. Wir lieben Musik, daher gibt es bei uns einen Gemischten Chor, einen Bläserchor, ein Lobpreis-Team und an Festtagen einen Projektchor mit vorwiegend jüngeren Geschwistern. Mehrmals jährlich wird der Gottesdienst bereichert mit Beiträgen der Sonntagsschule, Mädchen- und Bubenjungschar und dem Jugendkreis. Seit einem halben Jahr gibt es wieder eine Krabbelgruppe mit derzeit neun Kindern und ihren Müttern. Hier erreichen wir insbesondere Gemeindefremde. An Veranstaltungen unserer Kirche im Verbund »Enzkreis« nehmen wir teil, etwa beim »Lauf für das Leben« in Pforzheim.

Deshalb machen wir das alles Vom Wort Gottes angeleitet, freuen wir uns, dass wir als Leib Christi vor Ort zusammenleben können und pflegen deshalb die Gemeinschaft zueinander in unseren verschiedenen Gruppen und im Gottesdienst. Wir stehen füreinander im Gebet ein und helfen einander praktisch, wo nötig. Das haben wir noch vor Vor ein paar Wochen haben wir auf dem Dach der Christuskirche eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Wir sehen sie als Beispiel unseres Tuns. Wir wollen uns von Gottes Liebe und Gnade bescheinen lassen, diese aufnehmen und in die Welt weitergeben. An unserer Wirkung nach außen können wir noch arbeiten, uns öffnen und das Evangelium über die Kirchenmauern scheinen lassen. Marc Laukemann

Foto: pr ivat

Hier kommen wir her Die Geschichte der Evangelischen Gemeinschaft (EG) in Birkenfeld begann 1895 von Pforzheim aus. Dort hatte sich schon Jahre zuvor eine große Gemeinde gebildet, die in vielen umliegenden Ortschaften durch Wort und Chorgesang missionierte. In Birkenfeld kam man zuerst in verschiedenen Häusern und in einem Gasthaus zusammen. 1923 kam die Klage an die »Vierteljahreskonferenz«: »In Birkenfeld ist der Saal zu klein.« Das Werk hat sich segensreich weiterentwickelt, insbesondere durch die Dienste der Chöre, Jugendvereine, Sonntagsschulen der Gemeinden Pforzheim, Mühlacker, Birkenfeld. 1925/26 wurde die Birkenfelder »Kapelle« gebaut. Das starke Wachstum der Gemeinde machte in den Jahren

1971/72 den Bau unserer heutigen Christuskirche notwendig. Ähnlich verlief der Werdegang der beiden Außengemeinden in Unterreichen­ bach und Wurmberg-Neubärental, auch hier mussten in den gleichen Jahren für die bisherigen »Stubenversammlungen« Räume gebaut werden.


Bildung in der EmK ::: 17

Auf dem Weg des Lebens ...

... den Glauben weiter vertiefen ...

... Leitungsaufgaben wahrnehmen ...

... als Mitarbeiter/in gestärkt werden ...

... Verantwortung übernehmen ...

... Länder und Leute kennenlernen ...

... aufatmen und Befreiendes erfahren ...

... künstlerisch-kreativ tätig werden ...

Was dahinter steckt? Bitte wenden ...


18 ::: Bildung in der EmK

Theologischer Grundkurs Ost und West

Gruppentraining sozialer Kompetenzen

9 Wochenenden über 2 Jahre fürs persönliche Weiterkommen und/ oder als Ausbildung zum Laienprediger/zur Laienpredigerin.

Das Aufbauseminar der Kursreihe »Laien in der Leitung« ist vom Grundkurs unabhängig und kann von allen interessierten Laien besucht werden.

Einführungswochenende: Ost: 10.–12.9.10 West: 7.–9.1.11 Ort: Ost: Schwarzenshof/Schaala West: Weltersbach bei Leverkusen

Termin: 12.–14.11.10 Ort: Schwarzenshof/Schaala Leitung: Christine Reinert

Laien in der Seelsorge Kursreihe 19 7 Wochenenden über 2 Jahre: das bewährte Ausbildungsprogramm für alle im Bereich Seelsorge Interessierten und Engagierten. Der Kursbeginn wurde von September auf November verschoben. Einführungsseminar: 19.–21.11.10 Ort: Schwarzenshof/Schaala

Fachbereich Glaube und Theologie

Fachbereich Gemeinde und Leitung

Fachbereich Persönlichkeit und Seelsorge

Leitungsaufgaben im Seniorenkreis übernehmen

Haushalter Gottes im Umgang mit Energie

Meditation in Atem und Tanz

Wie bereite ich eine Andacht vor? Wie leite ich eine Gruppe? Dies und mehr gibt es in der Basisschulung für Mitarbeitende im Seniorenkreis und die, die es werden möchten, zu erfahren.

Ein Seminar des Forums sozialdiakonische Ethik, bei dem es um Fragen von Energieverbrauch und -produktion im Hinblick auf die Bewahrung der Schöpfung gehen soll.

Termin: 3.–5.12.10 Ort: Teuchelwald, Freudenstadt

Termin: 19.–21.11.10 Ort: BBZ Stuttgart-Giebel

Fachbereich Generationen und Lebensformen

»Die ›Lebensalter‹ des Menschen – vom Werden und Vergehen«. Unter diesem Motto steht das Seminar unter der Leitung von Monika Leyendecker. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Termin: 5.–7.11.10 Ort: Geistl. Zentrum Schwanberg

Fachbereich Gesellschaft und Beruf

Fachbereich Kultur und Medien

Weitere Veranstaltungen aus unserem Programmheft: • • Studienreisen: Vorschau 2011 Abano Therme; Blumenriviera; Israel; Norwegen/Hurtigroute; Bach-Reise/Musikreise; Kenia; Griechenland/Meteora-Kloster; Breslau/Riesengebirge Prag; Peak-District/England; Korea; England/Leserreise; Dreiländerreise: D-A-CZ; Südafrika/Weltkonferenz; Pfalz; Donau-Fluss-Reise; Island; Provence/Camargue; Harz

Fachbereich Studienreisen und Begegnungen

Laien in der Verkündigung: Feiert mit uns ein Fest vor dem Herrn Termin: 24.–26.9.10 Ort: Diakoniewerk Martha-Maria, 90491 Nürnberg Was kommt, wenn Schnase geht? – Praxismodelle zur Nachhaltigkeit Termin: 13.11.10 Ort: EmK, 74321 Bietigheim Vom Umgang mit der Trauer Termin: 26.–28.11.10 Ort: BBZ, 70499 Stuttgart-Giebel

• Termin: 13.–16.9.10 Ort: 09481 Scheibenberg Liebe Leserinnen und Leser, wir hoffen, dass Ihnen das neue Design des Bildungswerks gefällt. Falls Sie mehr über unsere Angebote erfahren möchten, schauen Sie doch unter www.emk-bildung.de vorbei oder bestellen Sie ein Programmheft unter Telefon 0711-86006-90 . Ihr Bildungswerks-Team

Impressum für diese Einheftung V.i.S.d.P. Dr. Lothar Elsner, Bildungswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche, Giebelstraße 16, 70499 Stuttgart, Telefon 0711-86006-90 V.i.S.d.P. Dr. Lothar Elsner, Bildungswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche, Giebelstr. 16, 70499 Stuttgart, Tel. 0711-8600693


unterwegsinfo

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10 Jahre Kindertreff Delbrücke in Neukölln Mit einem Kinderstraßenfest und einem Gemeindetag feierten der Kindertreff Delbrücke und die Salemgemeinde Berlin-Neukölln Anfang Juli das zehnjährige Bestehen ihres offenen Kinder- und Jugendprojektes. Bei 36 Grad Celsius waren selbst die Kinder an den zahlreichen Spielständen in ihrer Aktivität etwas gebremst. Zudem zog das Fußballspiel Deutschland-Argentinien, das im Gemeindesaal gezeigt wurde, Kleine wie Große in den Bann.

Neues Sitzwachenangebot in Martha-Maria: Im Rahmen des Palliativprojektes im Krankenhaus und Seniorenzentrum Martha-Maria Nürnberg gibt es jetzt eine Sitzwachengruppe. 18 speziell ausgebildete Ehrenamtliche begleiten Schwerkranke und Sterbende und deren Angehörige. Der Dienst geschieht unabhängig von Konfession, Kirchen- und Religionszugehörigkeit. Geleitet wird er ebenfalls ehrenamtlich. www.martha-maria.de

Die Kinder standen beim Kindertreff-Jubiläum in der ersten Reihe.

Am Nachmittag fand dann eine Podiumsrunde zum Thema »Kinderarmut im Kiez – Herausforderung für alle« statt. Bischöfin Wenner wies darauf hin, dass der Bischofsrat der EmK bereits in den 1990er-Jahren eine Kampagne zum Thema Kinderarmut initiiert hatte. Projekte wie der Kindertreff Delbrücke in Neukölln bestätigten, dass solches Engagement nicht etwas Zusätzliches zum sonstigen Gemeindeprogramm darstelle, sondern die ureigenste Aufgabe der Kirche sei. Die Wurzeln des Methodismus lägen gerade im Einsatz für die Armen und Schwachen der Gesellschaft. Allerdings seien diese

FuSSballgucken für die Pensionen: Beim »Public ­Viewing« in der Zionskirche in Mühlheim an der Ruhr verfolgten die Zuschauer nicht nur die WM-Spiele mit deutscher Beteiligung, sondern sie sammelten auch noch Geld für die Aktion »1000x1000«, die den Pensionsfond der Norddeutschen Jährlichen Konferenz unterstützt. Gut eingelebt hat sich das Bäumchen, das der EmK beim Eröffnungsgottesdienst des

Foto: pr ivat

Wurzeln im Zuge der Kirchenbildung zunehmend aus dem Blick der »Mittelstandskirche« geraten. Eine Rückbesinnung auf diese Werte stehe heute mehr denn je an. Der Migrationsbeauftragte des Stadtbezirkes Neukölln, Arnold Mengelkoch, lobte die Arbeit des Kindertreffs und erklärte, es müsse in Stadtteilen wie Neukölln alle 500 Meter solche Orte für Kinder und Jugendliche geben. Als Gemeinde und Kindertreff danken wir für alle Unterstützung auch weit über die Konferenzgrenzen hinweg, die in den vergangenen Jahren dem Projekt zugutekam. Holger Sieweck

kurz &bündig Zweiten Ökumenischen Kirchentags anvertraut worden ist. Der Zögling wurde auf dem Grundstück der Landgemeinde Otterfing, einer Tochter der Friedenskirche München, eingepflanzt. Wie dem Bild anzusehen ist, ist er schon um einiges gewachsen.

Foto: Alfred Mignon

A

m Sonntag feierte die Gemeinde mit ihren Gästen einen OpenAir-Gottesdienst. Unsere Bischöfin Rosemarie Wenner stellte in ihrer Predigt über die große Ernte (Matthäus 9,35–38) heraus, dass Jesus angesichts der Not und des Leids der Menschen vom Ziel, von der der Ernte her, dachte. Wir fragen oft genug nur nach dem Jetzt und resignieren nicht selten mit Blick auf den derzeitigen Mangel. Christen müssen sich die Perspektive auf das Kommende erhalten und im Vertrauen in Gottes Wirken jetzt handeln. So ist auch alle missionarische und diakonische Arbeit trotz vielfältiger Herausforderung aus dieser Perspektive zu betrachten.


20 ::: unterwegs info

Gottesdienst auf der A40 Wir stehen auf der A40 – das gehört für die Bewohner der Ruhrgebietsmetropolen zum Alltag. Am 18. Juli bekam dieses Bekenntnis eine neue Bedeutung. Auch an diesem Tag stand man auf der A40 – aber nicht im Stau: Millionen nahmen den Picknickkorb und bezogen ihr Sonnenplätzchen auf der Autobahn zwischen Duisburg und Dortmund. Auch die EmK-Gemeinden aus Bochum, Gelsenkirchen, Velbert und Dortmund machten mit. ie Bochumer hatten sich schon im Frühjahr, als das Projekt der »stillen« Autobahn publik wurde, für diesen Sonntag um einen Kirchenplatz beworben. Im zweiten Anlauf bekam die Gemeinde einen Platz zugesprochen, der gute 400 Meter von der Ausfahrt Stahlhausen – die dem Kirchengebäude am nächsten gelegene – entfernt war. Vom Parkplatz aus wurde die Ausrüstung mit Rucksäcken, Taschen und Bollerwagen und Fahrrad an die Tische gebracht. Die Veranstaltung nannte sich zwar »Still-Leben«, doch es war alles andere als still. Wir wollten um 12 Uhr einen kurzen Freiluft-

Richtig still war es nicht beim »Still-Leben« auf der A40. Dafür wurde an den vielen Ständen die kulturelle Vielfalt des Ruhrgebiets sichtbar. Mit dabei war auch die EmK.

gottesdienst feiern, dies war jedoch erst einmal akustisch unmöglich, da rechts von uns die Jäger einen Stand hatten und in ihre Hörner bliesen, anschließend gab es von links eine Elvis-Show. Die Musik war zwar gekonnt, gegen die Lautstärke kamen wir aber nicht an. Wir waren immerhin mit einem tragbaren »Missionarsharmonium« und einem sangeskräftigen Chor ausgerüstet, sodass auch bei uns immer wieder mal Passanten stehen blieben. Als dann die anderen Darbietungen Pause machten, feierte man den ersten EmK-Autobahn-

EmK unter der Brücke Auch die Dortmunder EmK beteiligte sich am »Still-Leben«. Kurz vor der Auffahrt zur Ruhrallee hatte die Gemeinde die »da Vinci«-Brücke aufgebaut. Damit und mit der Gospelband »touched« ließen sich etliche Passanten zum Stehenbleiben bewegen. Ulrike Wenneborg /kie

gottesdienst auf der A40. Pastor Rainer Mittwollen fragte sich in seiner Auslegung, wie das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter in unserer modernen Autobahnwelt erzählt werden müsste. Ob dann ein Arzt nach vielen Stunden Klinikdienst vielleicht doch lieber an der Unfallstelle vorbeifährt und jemand eher Unbeachtetes die ersten nötigen Handgriffe für den Verletzten tut? Achten wir im Geiste Jesu aufeinander und entdecken dabei, wer für uns Nächster ist! Das konnte man an diesem Tag auf der Autobahn lernen: Es gibt viele, die Erstaunliches tun in ihrem Ehrenamt und dabei anderen zu Nächsten werden. Die EmK war an der roten Fahne oder den Namensschildern der Helfer zu erkennen. Zettel verteilen war ebenso verboten wie der Verkauf von Waren, einschließlich Essen. So konnte man bei uns Kaffee und Kuchen umsonst bekommen. Ein Gemeindemitglied hatte herzförmige Waffeln am Stiel gebacken, an denen auch eine Serviette befestigt war, auf welcher ebenfalls stand, wer wir waren. Insgesamt gab es über den Tag hin immer wieder Gespräche mit Interessierten. Sigrun Lodewigs / Günter Loos

Fotos: pr ivat

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unterwegs info ::: 21

Balingen: Männertreff wird Weltmeister Z

um ersten »WeltmissionsTurnier« lud die EmK in Balingen am 18. Juli im Rahmen des jährlichen Sommerfestes ein. Nach einem Familiengottesdienst, der deutlich machte, wie wichtig jeder Einzelne für das Zusammenspiel ist, wurde das Turnier – Tischfußball mit Menschen – angepfiffen. Neben Gemeindevorstand, Chor, Bibelkreis und Männertreff hatten sich auch Familienmannschaften sowie eine Damenmannschaft des Storchennestes und eine Schülermannschaft des Gymnasiums Balingen gemeldet. Insgesamt kämpften 12 Mannschaften zu je fünf Spielern um den Titel. Dabei ging es den Mannschaften nicht nur um die Spielerehre, sondern auch um den Einsatz für

Menschen in Südafrika. Jedes Tor wurde nämlich von Sponsoren mit einem Geldbetrag belohnt. So wurde an diesem Tag für den »Ziegler-AidsFonds« der EmKWeltmission ein Gesamtbetrag von über 1.700 Euro erspielt. Viel Spaß hatten die Zuschauer und Spieler an diesem Sonntag. Den Pokal holten sich letztendlich die Männer des Männertreffs Balingen nach einem spannenden Finale gegen die Jungs vom Gym-

nasium Balingen. Ob es ein Wanderpokal wird, bleibt abzuwarten. Mirabell Schlagenhauf / Helge König-Blocher

Stuttgart: »Zion« wird »Hoffnungskirche«

foto: pr ivat

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ach 50 Jahren war es soweit: Am 25. Juli vereinigten sich die beiden Innenstadt-Bezirke der Evangelisch-methodistischen Kirche in Stuttgart zu einer großen Innenstadtgemeinde. Vorangegangen war die Fusion der Bezirke Stuttgart-Auferstehung und Stuttgart-Zion zum Bezirk Stuttgart-Mitte. Dieser ist mit 300 Mitgliedern einer der größten EmK-Bezirke in Süddeutschland.

Was tun, wenn sich Deutschland ins Viertelfinale der Fußball-WM schießt und das Spiel genau auf das lang geplante Kirchlicher-Unterricht-Wochenende zum Thema »Nächstenliebe« fällt? Vor dieser Frage stand Tilman Sticher, Pastor der Heilbronner Pauluskirche. Da ohnehin der Besuch im benachbarten Pflegestift geplant war, wurde aus der Not eine Chance: Zwischen fünf und acht Jugendliche verteilten sich

Die Vereinigung ist der vorläufige Schlusspunkt unter einen fast zwei Jahre dauernden Prozess mit intensiven Gesprächen. Dabei haben sich die beiden Innenstadtgemeinden nicht zuletzt durch regelmäßige gemeinsame Gottesdienste im Lauf des vergangenen Jahres immer besser kennen gelernt. Einen Schub von außen hatte der Prozess dadurch erhalten, dass rings um die Auferstehungskirche

auf drei Wohngruppen und schauten dort gemeinsam mit Bewohnern das Spiel an. Die Senioren freuten sich über die Gemeinschaft mit den jungen Menschen und auch für die Teens wurde es zu einer spannenden Erfahrung. Eine Fotoreise »Im Kreuzfahrtschiff um die Welt« zeigt die Fotografin Angelika Beck vom 29. August bis zum 25. November im Stuttgarter Bethes-

ein neues Einkaufszentrum gebaut werden soll. Auch deshalb wurde beschlossen, dass die Auferstehungskirche aufgegeben wird und die Zionskirche einen neuen Namen erhält. Sie wird nun »Hoffnungskirche« heißen. Mit einem Abendmahlsgottesdienst wurde die Gemeindearbeit am Standort Auferstehungskirche nach 140 Jahren eingestellt. Danach zog die Gemeinde in die Hoffnungskirche. kie

kurz &bündig da-Krankenhaus. Die Bilder können täglich von 8 bis 20 Uhr in den Aufenthaltsbereichen des 4. bis 6. Obergeschosses besichtigt werden. Die Vernissage findet am 29. August, 11.15 Uhr, statt. n Bethesda-Krankenhaus, Hohenheimer Straße 21, Stuttgart, Telefon 0711 2156-0, www.bethesda-stuttgart.de


22 ::: unterwegs info

persönlich Au fgeno mmen

Böblingen ::: am 25. Juli Simon Ellinger (19). Breitenbrunn ::: am 18. Juli ­Susan Heymann (33) und Falk Heymann (33). Esslingen ::: am 25. Juli Peter Altdörfer (55); Evelyn Heinsohn (53) und Simone Korell (31). Heidenheim ::: am 1. August Eduard Wichmann (22). München-Erlöserkirche ::: am 18. Juli Katrin Heinzmann (29). Pforzheim ::: am 4. Juli Britta Engel (43) und Ulrich Engel (40); am 14. Juli Silvia KlaiberTakács (32); Barbara Lechler (41) und Mike Lechler (45). Wilkau-Haßlau ::: am 14. Juli Christa Jäger (73).

Wi r gr atu lie ren Burkhardtsdorf ::: Gerhard Barth zum 90. Geburtstag. Esslingen ::: Hedwig Maisch zum 95. Geburtstag. Esslingen-Berkheim ::: Esther Reusch zum 90. Geburtstag. Heidelberg ::: Maria und Günter Moll zur goldenen Hochzeit; Doris und Manfred Saßnowski zur goldenen Hochzeit.

Ludwigshafen ::: Ria und Heinz Menge zur goldenen Hochzeit. Nürnberg ::: Diakonisse Erna Werner zum 90. Ge­burtstag. Pfrondorf ::: Luise Schumacher zum 95. Geburtstag. Stuttgart-Zuffenhausen ::: Hedwig Witte zum 100. Geburtstag. Ulm-Zionskirche ::: Walter Jungk zum 90. Geburtstag. Weitefeld ::: Emil Wallmeroth zum 95. Geburtstag. Werdau ::: Elfriede und Herbert Freund zur diamantenen ­Hochzeit. Zwönitz ::: Christine und ­Johannes Kraus zur goldenen Hochzeit.

H eimgegangen Alfdorf ::: Maria Wiedmann am 11. Juli, 90 Jahre. Auerbach ::: Gerhard ­Badstübner am 18. Juli, 84 Jahre. Birkenfeld ::: Ruth Scherible geborene Erkert am 8. Juli, 82 Jahre. Heidenheim ::: Hildegard Töpel am 28. Juli, 100 Jahre. Kirchberg/Wilkau-Haßlau ::: Heinz Gnüchtel am 29. Juni, 81 Jahre.

Lauter ::: Helga Günnel ­geborene Keller am 22. Juli, 73 Jahre. Lohra ::: Elisabeth Rieck ­gebo­re­ne Herpel am 17. Juli, 90 Jahre. Mülsen ::: Wolfgang Geier am 16. Juli, 72 Jahre. Murrhardt ::: Karl-Heinz Siegele am 19. Juli, 73 Jahre. Nürtingen-Raidwangen ::: Gott­lieb Bauer am 28. Juni, 88 Jahre. Reinsdorf ::: Esther Meyer geborene Gläser am 10. Juli, 87 Jahre. Stuttgart-Wangen ::: Erwin Sulzberger am 14. Juli, 92 Jahre. Tübingen ::: Ruth Märkle am 24. Juli, 81 Jahre. Winnenden ::: Rolf Stauden­ maier am 4. Juli, 66 Jahre; Elise Klein geborene Hahn am 13. Juli, 87 Jahre. Wolfsburg ::: Birgit Morghen am 30. Juli, 66 Jahre. Wuppertal-Elberfeld ::: ­Ingeborg Dammasch am 18. Juli, 82 Jahre.

NACHRU F Am 20. Juli hat Gott Oberin in

Ruhe Diakonisse Wilhelmine ­L achenmaier im Alter von 98 Jahren zu sich in die Ewigkeit ­gerufen. Schwester Wilhelmine ­L achenmaier wurde am 16. September 1911 in Erbstetten, Kreis Marbach in Württemberg geboren. Sie wuchs in einer großen, gläubigen ­Familie auf. Schon in jungen Jahren fand sie zum lebendigen Glauben. Mit 25 Jahren kam sie ins Mutterhaus Martha-Maria. 1940 wurde sie nach München versetzt. Mit dem Umzug 1946 in das Martha-Maria-Anwesen in München-Solln übernahm Schwester Wilhelmine Verantwortung für das Krankenhaus in München. 1965 wurde sie zur Oberin des Diakoniewerkes Martha-Maria berufen. Mehr als 16 Jahre füllte sie dieses Amt aus. In ihrem aktiven Ruhestand brachte sie sich noch zehn Jahre in der Verwaltung ein. Bis ins hohe Alter war sie als kompetente Ansprechpartnerin geschätzt. Die vielen Anliegen von Martha-Maria und ihrer großen Familie hat die treue Beterin in ihrer Fürbitte aufgenommen. Schwester Wilhelmine prägte in den Jahrzehnten ihres Wirkens das Diakoniewerk und die Schwesternschaft. Bis zum Ende ­ihres irdischen Lebens war sie ein Vorbild. Martha-Maria

wowannwas T e r mine Fürth ::: Die Stolpernasen. Clownstheater zugunsten der Aktion »5000x1000«. 20. August, 20 Uhr, Gemeindezentrum der EmK Fürth (Angerstraße 21). Grünhain-Beierfeld ::: Windwood & Co – Kirche im Kerzenschein, mit Vanessa Feilen und Andreas Schuss, 20. August, 19.30 Uhr, EmK Beierfeld (August-Bebel-Straße 74).

Leer ::: Gebietsfrauentreffen Weser-Ems, mit Beate Klähn-Egbers und Marion Bertog, 28. August, EmK Leer. Informationen und Anmeldung: Telefon 0491 9607723.

Run dfu nk im Internet radio m kompakt: Podcast-­ Magazin – engagiert. radio m im Gespräch: PodcastGespräche über den Glauben.

radio m Themen: Berichte und ­Reportagen. radio m ­Andachten: ­Kostenlos zu abonnieren: www.radio-m.de radio m bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 23. bis 28.8. | kurz nach 6 Uhr: mit Anja Kieser; Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«: sonntags | 7–8 Uhr: mit Kerstin Vogel.

Radio AREF – sonn- und feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg) ERF Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz, mit Horst Marquardt. 15.8. | 22.20 Uhr, Andachtszeit, mit Ruth Bär. 18.8. | 21.30 Uhr, Florence Nightingale - ein Leben für ­andere, mit Brigitte Troeger.


EVANGELISATIONSWE WE EVANGELISATIONS RRKK

Kirche der Zukunft ::: 23

Evangelisch-methodistischen Kirche derder Evangelisch-methodistischen Kirche

Es geht los! A

m Freitag, dem 16. Juli 2010 ­rückten ­ Bagger und LKWs der ­Firma Striebel (unser Nachbar) an, um den neuen ­Containerstellplatz hinter der Halle zu bauen. Zuerst mussten Wiese und Humus ­abgetragen und dann mehrere Schotterschichten und die Feinschicht aufgebaut werden. Nach den Bauferien folgt die Asphalt-Deckschicht. Die Fertigstellung des Containerstellplatzes ist die Voraussetzung dafür, dass der Hallenausbau weitergehen kann, denn die Container werden ­zukünftig im Freien stehen. Nur die Fahrzeuge finden neben Lager und Werkstätten im Erdgeschoss der Halle Platz. Im Ober­ geschoss werden dann die Büros, Sitzungsraum, Wohnungen, Archiv usw. eingerichtet.

Von den erhofften 250.000 Euro Bauspenden sind bis jetzt etwa 100.000 Euro eingegangen. Vielen Dank allen, die mitgeholfen haben und noch ­mithelfen werden, den Fertigbau ­finanziell zu stemmen. Wir hoffen, noch im Herbst mit dem eigent­ lichen Ausbau der Halle beginnen zu können. Bitte beten Sie weiter für den Verkauf des ­ alten Anwesens. Hans-Martin Kienle, Leiter der Zeltmission Wilfried Bolay, Sekretär für Evangelisation

S tellplatz r C o ntaine


Kirche der Zukunft 24 ::: Evangelisationswerk

Zelt »Serbien« (9b) und emk-spiel-mobil in Serbien Jabuka, Pivnice (mit EmK-Kindergarten und Kisac) waren die Einsatzorte. Für die Kinder waren nicht nur Hüpfburg, Tischkicker und andere Spielgeräte, sondern auch die biblischen Geschichten, Lieder und das ganze Programm der örtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein großes Erlebnis. In der hauptsächlich aus Sinti und Roma bestehenden wachsenden Gemeinde Jabuka arbeiten Pastorin Lila Balovska und ihr Mann unter räumlich sehr beengten Verhältnissen. Daher war es für die Kinder besonders schön, viel Platz zu haben. In Pivnice unterhält die EmK einen Kindergarten, der hohe Anerkennung im Ort findet. Die Grundschule verlegte sogar ihren Unterricht ins Zelt und zum emk-spiel-mobil, vor kurzem noch völlig undenkbar! In Kisac, der größten EmK-Gemeinde Serbiens, gibt es eine ausgedehnte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, jährlich eine Evangelisationswoche und sonntags zwei Gottesdienste, die im ­Lokalfernsehen übertragen werden. Wilfried Bolay

lik-Kuncak schreibt: Superintendentin Ana Pa

Liebe Grüße zurück nach Serbien! Impressum für diese Einheftung Herausgeber: Evangelisationswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche • Redaktion: Pastor Wilfried Bolay, Sekretär für Evangelisation und Leiter der Zeltmission • Fotos: Wilfried Bolay, privat • Geschäftsstelle: Im Brühl 28–32, 89150 Laichingen, Telefon 07333 50-61/-62, Telefax 07333 21186 Spendenkonto: EmK Zeltmission, Volksbank Laichingen, BLZ 63091300, Konto 8570000 • www.evangelisationswerk.de


Meine Meinung ::: 25

Für Sie gelesen: Neue Bücher Männerseelen erkundet Björn Süfke: Männerseelen. Ein psychologischer Reiseführer. Goldmann Verlag, München 2010, 284 Seiten, kartoniert, 8,95 Euro. ISBN: 978-3-442-15607-8 Der Psychotherapeut Björn Süfke hat ein sehr gelungenes Buch über Männer geschrieben. Süfke behauptet: Die männliche Seele ist ein unbekanntes Land – nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Er nimmt die Leser (und Leserinnen) mit auf eine Rundreise durch die männliche Seele. Das Buch wurde in erster Linie über Männer und für Männer geschrieben. Es kann, ja es sollte aber auch von Frauen gelesen werden. Ich empfehle es ausdrücklich Männern: Sie werden sich wiederfinden und vielleicht auch ihr Leben verändern. Und Frauen werden ihren Freund, Ehemann, Nachbarn und Arbeitskollegen wiedererkennen – und besser verstehen können. Grundthema des unterhaltsam geschriebenen Buches ist das »männliche Dilemma«: Männer haben kaum Kontakt zu ihren Gefühlen und Bedürfnissen. Das hat ein Verhalten zur Folge, das durch Gefühlsabwehr, Verdrängung und Rationalisierung geprägt ist. Der Durchschnittsmann macht sich und andere unglücklich. Süfke appelliert an die Kräfte, aus der »Identitätslüge« herauszukommen – notfalls mit Hilfe einer Psychotherapie. Doch das Buch ist für Männer geschrieben, die die Kraft zur Selbsttherapie haben. Es ist mit Abstand das Beste, was ich in den vergangenen Jahren an Männerbüchern gelesen habe.

Den anderen im Herzen willkommen heißen Karen Armstrong: Plädoyer für Gott (Hrsg. v. Friedrich Schweitzer), Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2010, 108 Seiten, gebunden, 24 Euro. ISBN: 978-3-16-150305-4 Ein Buch, im Postkartenformat, knapp über 100 Seiten, zum Preis von 24 Euro – kann man sich das leisten? Ja! Vielleicht am ehesten als ein wertvolles Geschenk für sich selbst oder für andere. Denn das, was die englische Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong anlässlich der Verleihung des Dr. Leopold Lucas-Gedächtnispreises 2009 an sie in Tübingen gesagt hat, ist überaus erhellend. In dem kurzen Text werden fundamentale Themen der Religionen und des religiösen Zusammenlebens angesprochen. Karen Armstrong (Jahrgang 1944) hat zahlreiche Bestseller zu religionsgeschichtlichen Themen verfasst. »Dialog« ist eines ihrer wichtigsten Themen – Verständnis und Respekt unter den drei Religionen Christentum, Judentum und Islam. Der Titel klingt, als nehme Armstrong eine (christliche) Verteidigungshaltung ein. Nichts liegt ihr ferner. Gegen die in unserer Zeit so gefährliche Tendenz zu religiösem Fundamentalismus ist nur ein Kraut gewachsen, meint Armstrong: Mitgefühl, das aus der »Kenosis« erwächst, die man als »Selbstzurücknahme« beschreiben kann, dem bewussten Verzicht auf den Wahrheitsanspruch »seiner« Sache. Ein anregendes, weiterführendes Buch. Es ist zweisprachig, sodass man den Vortrag im Original mitlesen kann. Matthias Wal

Trügerischer Ruhm Jeder freut sich, wenn sein Name in einem Zeitungsbericht genannt wird, oder wenn man auch nur für einen kurzen Augenblick im Fernsehen zu sehen ist. Auch wir als eine in Deutschland kleine Kirche wünschen es uns, dass wir und unsere Aktivitäten in den Gemeinden häufiger in der medialen Öffentlichkeit Berücksichtigung fänden. Doch dieser »Ruhm« ist trügerisch. Der »Fall Kachelmann«, der in den letzten Wochen die Menschen in unserem Land immer wieder beschäftigt, macht deutlich, wie schnell die öffentliche Wahrnehmung und Beurteilung einer Person oder einen Institution umschlagen kann. Vor Monaten war der Wetterprophet und Moderator noch der Liebling der Fernsehzuschauer; heute ist sein Ruf ruiniert. Ganz unabhängig davon, ob die schlimmen Vorwürfe gegen ihn sich als wahr herausstellen, und wie das Urteil des Gerichts ausfallen mag. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Jörg Kachelmann noch einmal in seiner munteren und etwas schnodderigen Art das Wetter erklären sehen werden. Für die so genannte Öffentlichkeit wird Herr Kachelmann nicht mehr tragbar sein, selbst wenn keiner genau weiß, was wirklich geschehen ist. Für uns als Kirche ist nach meiner Meinung darum Fingerspitzengefühl und vielleicht sogar Zurückhaltung gefragt, wenn wir nach größerer Medienpräsenz streben. Denn, wie gesagt, dieser »Ruhm« ist trügerisch und kann sich schnell ins Gegenteil verkehren.

Jürgen Stolze ist Pastor im Bezirk Madgeburg/Genthin.


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