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30. Januar 2011 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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Zurück an den Start:

Warum Scheitern das Leben bereichert Lebenslang n

Warum Theresienstadt
 eine Reise wert ist.
 Seite 8

Geschenkt
 n

Warum uns
Dankbarkeit ­verändert.
 Seite 11

Bedeutend n

Wie Menno Simons die ­Täuferbewegung prägte.
 Seite 19


2 ::: Editorial

Ihr Volker Kiemle
 Redaktionsleiter

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Mehr Anstand im politischen Umgang haben mehr

als 50 führende Repräsentanten von Christen, Juden und Muslimen in den USA angemahnt. In einem offenen Brief rufen sie die Kongressabgeordneten auf, in sich zu gehen. Es gelte, mit Anstand und »im Geist gemeinsamer amerikanischer Werte« mit politischen Gegnern umzugehen. Nach dem Attentat auf die demokratische Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords in Tucson (Bundesstaat Arizona) war scharfe Kritik an der Art und Weise der politischen Auseinandersetzung in den USA aufgekommen. Vor allem konservative Medien und Politiker wie die Anführerin der »Tea Party«, Sarah Palin, wurden beschuldigt, durch hasserfülltes Reden das gesellschaft­ liche Klima zu vergiften. Als »Schutzmacht für 
 Religionsfreiheit« welt-

SPD-geführten Kultusministeriums an Lehrer hervor. Die Richtlinien empfehlen demnach, Jungen und Mädchen ab der Pubertät getrennt in Sexualkunde, Sport und Schwimmen zu unterrichten. Klassenfahrten sollten möglichst nicht während des Fastenmonats Ramadan stattfinden. In Ostdeutschland werden

deutlich mehr Kleinkinder außer Haus betreut als im Westen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lag im März 2010 bei den einjährigen Kindern in 64 der insgesamt 86 ostdeutschen Kreisen die Betreuungsquote bei mindestens 50 Prozent. In Westdeutschland dagegen betrug die Quote in 212 der 325 Kreise weniger als 15 Prozent. In Berlin lag sie bei 46,8 Prozent. Die bundesweit höchste Quote hatte mit mehr als 80 Prozent der Kreis Jerichower Land.

weit sollte sich Deutschland verstehen. Das Zu katholischen Priestern geweiht wurden drei früfordete der Chef der Unionsfrakhere Bischöfe der anglikation im Bundesnischen »Kirche von Engtag, Volker Kauland«. Die Geistlichen John der, in einem InBroadhurst, Keith Newton terview. Er wünund Andrew Burnham wasche Toleranz gegenüber ren bisher als so genannte Muslimen in Deutschland, »fliegende Bischöfe« für jeaber auch Integrationsne Anglikaner zuständig, bemühungen. »Der Islam die die Frauenordination sollte sich da im eigenen und praktizierende Homo­I nteresse europäisieren.« sexuelle im Priesteramt ­ablehnen. Sie machen GeIslamfreundlich soll der brauch von einer »ApostoliSchulunterricht in schen Konstitution« des VaRheinland-Pfalz werden. tikans aus dem Jahr 2009. Das geht dem NachrichtenDanach dürfen übergetretemagazin »Focus« zufolge ne Anglikaner Sonderdiözeaus einem Schreiben des sen bilden. epd/idea

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T itelbild: CC-V ISION

Die Telefonanlage in unserem Haushalt hat eine äußerst nützliche Taste: den »Reset«-Knopf. Den kann man drücken, wenn das Telefon tot ist und die Internet-Verbindung nicht mehr aufgebaut werden kann. Der Druck auf die »Reset«Taste löst das Problem, indem die Anlage in ihren urspünglichen Zustand versetzt wird. Damit sind zwar auch einige Einstellungen gelöscht, aber ich kann danach wieder wie gewohnt arbeiten. Manchmal wünsche ich mir so eine Taste auch in anderen Bereichen des Lebens. Etwa, wenn sich Menschen so zerstritten haben, dass eine Verständigung nicht mehr möglich scheint. Wenn man beruflich in eine Sackgasse gelangt ist. Wenn eine Krankheit den Lebensplan über den Haufen wirft.
»Die zweite Entscheidung« nennt der Tübinger Seelsorger Dieter Eckmann diesen »Reset«-Knopf (Seite 6). Ihn zu benutzen, ist aber nicht ganz einfach: Man muss sich das eigene Scheitern eingestehen. Manches muss gelöscht werden. Das schmerzt, denn es stellt auch die eigene Lebensleistung in Frage. Aber im Gegensatz zur Telefonanlage fangen wir nach dem Reset nicht bei Null an: Die Lebenserfahrung bleibt uns erhalten. Sie befähigt uns, Entscheidungen bewusster und weitblickender zu treffen. Deshalb ist Scheitern keine Schande, sondern eine Chance.


Die zweite Chance ::: 3

Warum Scheitern milder macht Scheitern gehört zum Leben. Doch wie kann es uns gelingen, ­das Scheitern in unser Leben ­einzubinden und einzuplanen? Antworten von Klinikseelsorgerin Ulrike Förster.

Foto: Sebastian Staendecke/Pixel io.de

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lle Kundenkontakte laufen über mich. Die Arbeit in unserer kleinen Firma ist so organisiert, dass niemand ausfallen darf. Aber jetzt liege ich hier im Krankenhaus, und keiner kann mir sagen, was noch wird …« Das ist eine typische Geschichte: Lange Zeit lief es wie am Schnürchen. Doch nun ist die bewährte Struktur des Alltags von heute auf morgen zusammengebrochen. Mit Menschen, die so etwas verkraften müssen, habe ich als Klinikseelsorgerin häufig zu tun. Nun gehört es zum Leben dazu, dass Pläne scheitern, dass wir uns an Vorhaben verheben, dass Wege sich als Holzwege oder Sackgassen erweisen. Trotzdem ist »Scheitern« mit zahlreichen Ängsten besetzt. Es so selbstverständlich und gelassen ins Leben zu integrieren wie das Gelingen – das scheint keineswegs zu gelingen. Warum eigentlich? Vermutlich weil es stets mit erschütternden Erfahrungen verbunden ist. Man wird gezwungen etwas loszulassen, was einen bisher getragen hat: Personen, auf die man sich bisher verlassen konnte; Ressourcen, von denen man bisher lebte; Überzeugungen, die bisher standhielten. Aber auch das Umfeld macht es einem Menschen, der gescheitert ist, nicht leicht: Zwar wird mit schöner Regelmäßigkeit davon gesprochen, dass in jeder Krise eine Chance steckt und dass man aus Fehlern lernen kann. Tatsächlich jedoch leben wir in einer Gesellschaft, die glatte, effektive Wege idealisiert und Menschen für Fehler und Misserfolge gnadenlos beschämt und abstraft. Unsere Kultur gibt uns kaum Strategien an die Hand, damit souverän oder gar konstruktiv umzugehen. Wir lernen eher, dass man sich durch offensives Umgehen mit Fehlschlägen in Gefahr bringen kann. Daher ist es im Allgemeinen üblich, Brüche im Leben zu vertuschen oder zu verschweigen – um nicht bloßgestellt zu werden. Als aussagekräftiges Beispiel dafür empfinde ich den O-Ton eines Patienten: »Das geht keinen was an, warum ich im Krankenhaus war.« Eines ist mir wichtig geworden: Die Feststellung »gescheitert« ist lediglich eine Deutung, die aus einem bestimmten Blickwinkel heraus erfolgt. Sie erfasst nicht das gesamte Bild. Das heißt: Die Lage kann immer auch anders bewertet werden. Diese Sicht kann Kräfte mobilisieren. So entdecken Menschen manch-

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mal neben allem Schmerzlichen die Möglichkeit, ihr Leben anders zu sortieren. Sie setzen Schwerpunkte anders oder geben Facetten ihrer Persönlichkeit Raum, die lange verschüttet waren. Dann fallen Sätze wie: »Es hört sich für Sie sicher seltsam an, aber diese Lebenskrise hat mir etwas gebracht, was ich nicht mehr missen möchte.« Menschen, die gescheitert sind und gelernt haben, dazu zu stehen, können mitunter milder, verständnisvoller, barmherziger sein. Denn sie haben weniger Illusionen über sich selbst als Menschen, denen solche Erfahrungen erspart geblieben sind. Diese wiederholen häufig immer dieselben Muster, dieselben Überzeugungen, bewegen sich in immer demselben Horizont. Bisher kamen sie ja damit ganz gut durchs Leben. Meiner Meinung nach kann der christliche Glaube Vorbilder bieten, um mit Scheitern und Fehlschlägen entspannter und angstfreier umgehen zu können. Denn in der Bibel gibt es etliche Texte, die die Thematik offensiv behandeln (z. B. über Elia, Jeremia, Jesus, Petrus, Paulus). Zudem ist mir die Hoffnung wichtig, dass das Leben in seiner Gesamtheit bei Gott aufgehoben ist. Bewertungen wie »gelungen« oder »gescheitert« betrachte ich daher als etwas Vorläufiges, Unvollständiges.

Ulrike Förster ist Klinikseelsorgerin in den Zeisigwaldkliniken Bethanien-Chemnitz.


6 ::: Die zweite Chance

Die zweite Entscheidung Menschen tun sich schwer mit Entscheidungen. Und dies umso mehr, weil Leben auf Entwicklung ­angelegt ist und niemand von vornherein sagen kann, ob die Bedingungen einigermaßen stabil ­bleiben, getroffene Entscheidungen durchzuhalten. Den eigenen Lebensentwurf zu ändern, ist dabei kein Makel, sagt der katholische Theologe und Priester Dieter Eckmann.

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enn der eigene Lebensentwurf zur Sackgasse gerät, kann es Zeit sein für eine »zweite Entscheidung«. Zunächst soll mit einer solchen weiteren Entscheidung ernst genommen werden, dass die Wahrheit eines Lebensentwurfs in einen lebenslangen Reifungsprozess eingebettet ist. Eine »zweite Entscheidung« wird dann bedeuten, eine erste Entscheidung – die in der Regel noch stark von Idealen und Wunschvorstellungen durchsetzt war – noch einmal zu präzisieren. Die einer ersten Entscheidung oftmals innewohnende Unsicherheit und Zielfixiertheit sammelt sich so gesehen erst in einer »zweiten Entscheidung«. Vergleichbar der reflektierten Innenseite einer ersten Entscheidung geht es ihr um einen oft ernüchternden und zuweilen schmerzlichen Durchbruch zu einem vertieften Verständnis seiner selbst, der eigenen Situation und letztlich auch der Beziehung zu Gott. Was sind die wesentlichen Elemente einer derartigen Neuentscheidung?

1 Sich der Situation stellen Damit ist gemeint, der momentanen Problematik nicht zu entfliehen, auf­brechende Emotionen, Abwehr und Verdrängungsmechanismen ernst zu nehmen. 2 Erfassen der Wirklichkeit und seiner selbst Hier ist ein Wechsel der Aufmerksamkeit von außen nach innen gemeint. Im Blick sind weniger Lösungen, als die Entdeckung von Entwicklungsthemen. Christlicher Glaube verwurzelt diesen Schritt in Gott, womit die Lebensgeschichte nicht nur Reifungsgeschichte ist, sondern auch Berufungsgeschichte: »Was sagt die Krise über mich und meine Beziehung zu Gott aus?« Buchtipp Dieter Eckmann: Zweite Entscheidung. Das Zurückkommen auf eine Lebensentscheidung im Lebenslauf St. BennoVerlag, Leipzig 2002, Reihe: Erfurter ­Theologische S­ tudien, Bd. 84, 390 Seiten, 24 Euro. ISBN 3746215781,

3 Versöhnung mit der eigenen Geschichte und mit Gott Damit ist ein sehr wichtiges Element angesprochen, bei dem es darum geht, sich mit der Vergangenheit – gerade auch emotional – auszusöhnen sowie den eigenen Anteil der jetzigen Situation wahrzunehmen. 4 Loslassen Hier ist etwa an das Loslassen von Idealisierungen anderer Lebensformen zu denken, von möglichen Kompensationsformen sowie von Aspekten des Selbstideals. 5 Entscheiden als Akt des Vollzugs auf Gott Damit ist ein neuer Entscheidungsakt auf dem Fundament einer persönlichen Beziehung und Freundschaft zu Jesus Christus gemeint. Dieser Schritt steht somit eindeutig unter der Perspektive, dass das Gelingen des Lebensentwurfes nicht allein vom Können des jeweiligen Menschen abhängt. Menschlich gesehen wird es nicht um Vollkommenheit gehen, sondern um Ganzheit.

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ich dem Wirken dieses Gottes zu überlassen und die Irritationen und Wachstumskrisen, welche damit verbunden sind, anzunehmen, das ist wahrlich ein Abenteuer. Vielleicht muss unsere bisherige Identität oder das, was wir fälschlicherweise dafür halten erst gründlich angekratzt werden, bevor sein Wesen und seine Wirklichkeit sich in uns nach und nach umsetzen. So geht es beim Abenteuer der Nachfolge tatsächlich weniger um ein Gehen auf befestigten Wegen (die wir uns selber vielleicht noch ausdenken), sondern um ein Schwimmen in tiefen Gewässern. Nicht wenige werden aber die Erfahrung machen: Es trägt mich wirklich dieses Wasser und das umso mehr, wenn ich mich nicht treiben lasse, sondern in Bewegung bleibe …

Dr. Dieter Eckmann ist seit 2007 Klinikpfarrer und Leiter der katholischen Klinikseelsorge in ­Tübingen. Zuvor war er in der Theologen- und Priesterausbildung der Diözese ­Rottenburg-Stuttgart tätig und Regens des Priesterseminars in Rottenburg.

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foto: York schön

»Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm ­gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich ­dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.« Matthäus 26,75

Die Wort zweite Chance auf den Weg ::: 7

Gescheitert und trotzdem gebraucht

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ütend. Frustriert. Gescheitert! So mag sich Petrus in dieser Situation gefühlt haben, als er »bitterlich weinte«. Für Petrus war noch einige Tage vor seiner Verleugnung Jesu völlig klar gewesen, dass er lieber sterben, als Jesus verleugnen würde (Matthäus 26,35), und nun das! Alles, an was er festgehalten, was ihm Kraft und eine Identität gegeben hatte, war weg. Und er selbst hatte dies herbeigeführt. Petrus war verletzt von seinem eigenen Scheitern, denn er hatte den Sinn seines Lebens verleugnet.

Im Scheitern allein sein Wenn ich heute diese Geschichte lese, so kommen mir Gedanken zu meinem Scheitern im Glauben in den Sinn. Natürlich kann ich mein eigenes Scheitern nicht direkt mit der Situation des Petrus vergleichen. Aber dennoch habe auch ich schon Jesus verleugnet. Ich war fest entschlossen, meinen Glauben zu bezeugen, und dann? Dann geschah das, was ich nicht für möglich gehalten hatte: Ich scheiterte. Ich trat nicht für meinen Glauben ein oder schämte mich dessen vielleicht sogar ein wenig. Ich verleugnete das, was mir Halt, Kraft und Sinn gibt. Meist wurde mir das erst im Nachhinein so richtig bewusst. Doch diese Momente haben mich nachhaltig geprägt. Wovon unsere Existenz abhängt An etwas zu scheitern, das zeigt uns Menschen auf, dass unsere Existenz von etwas anderem als nur von uns selbst abhängt. Und der direkte Moment nach dem Scheitern ist dabei wahrscheinlich einer der intimsten Momente im Leben eines Menschen. Denn im Scheitern ist jeder Mensch zunächst für sich allein. Natürlich können persönliche Gefühle, die dabei aufkommen, aufgefangen und begleitet werden. Doch letztlich durchlebt jeder Mensch den Moment des Bewusstwerdens des Scheiterns zumeist dennoch ganz allein.

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Petrus fühlte sich auch allein. Er war gescheitert und hatte scheinbar alles verloren. Und obwohl er Gott verleugnet hatte, fiel er bei ihm dennoch nicht in Ungnade. Im Gegenteil, Gott wandte sich ihm zu und gab Petrus eine neue Chance.

Die zweite Chance Petrus wird befähigt, öffentlich von Gott zu reden, Gemeinden zu gründen und Menschen zu heilen. Von dieser neuen Chance erzählt Lukas in der Apostelgeschichte. Zudem wird Petrus von Gott gestärkt, Anfechtungen von außen zu trotzen. Das ist das Wichtigste, was diese Geschichte der Verleugnung Jesu im weiteren Verlauf der Bibel aufzeigt. Und es schenkt auch uns, die wir an Gott glauben, Hoffnung und Gewissheit. Denn Gott nimmt unser Scheitern wahr und leidet auch mit (Hebräer 4,15f.). Doch Gott wendet sich deshalb nicht von uns ab, sondern wendet sich uns zu. Das ist das Wunderschöne, dass sich Gott, entgegen den üblichen Verhaltensweisen dieser Welt, nicht von uns abwendet – trotz des Scheiterns. Gottes Liebe zu uns ist so groß, dass er zu uns hält, auch wenn wir als Zeugen seiner Liebe und Gnade scheitern. Er beugt sich hinab und gibt uns eine neue Chance. Eine Chance, ihn gerade in Zeiten der Dunkelheit neu oder erstmals zu entdecken. Und das immer und immer wieder. Er ist für uns da, in den leichten wie auch in den schweren Situationen unseres Lebens. Petrus war in einer solch schweren Situation. Aber der Gott der Liebe fing ihn auf und gab ihm eine neue Perspektive. Und so wie Gott Petrus nach seinem Scheitern aufgefangen, ermutigt und befähigt hat, so wirkt Gott auch an uns. Er ist mit seiner Liebe für uns da, auf immer und ewig.

dominic schmidt studiert Theologie an der Theologischen Hochschule in Reutlingen.


Gemeindeporträt 10 ::: Gemeindeporträt

Geliebte Gemeinde

Das sind wir Vier lebendige Gemeinden mit bunt gemischter Altersstruktur bilden den Bezirk Bruchsal/Kraichtal. Bis zur Vereinigung der Evangelischen Gemeinschaft und der Methodistenkirche zur Evangelischmethodistischen Kirche im Jahr 1968 gehörten die Gemeinden der Evangelischen Gemeinschaft an. Im Laufe der Jahre wurden Gotteshäuser gebaut, renoviert und liebevoll hergerichtet. Sie schaffen uns Möglichkeiten zur Begegnung, für Bibelgespräche, Gebetstreffs, Sonntagsschulen, Krabbelgruppen, Jungschar-

und Jugendgruppen, Frauengruppen und für die zentrale Veranstaltung, den Gottesdienst. Die Gottesdienstgemeinschaft stärkt und belebt uns und wir profitieren von der biblisch fundierten, klaren Wortverkündigung durch Pastoren und Laienprediger.

Das machen wir Die große Bezirksgemeinde trifft sich zum jährlichen Bezirksgemeindetag in einer Sport- oder Mehrzweckhalle – mit Gottesdienst, Mittagessen, Zeit der Begegnung, Musik, Sport und Spiel. Auch das Sonntagsschulsommerfest, das im Juli vor den Sommerferien stattfindet, ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Darüber hinaus werden regelmäßige Bezirksveranstaltungen angeboten: gemischter Chor und »Chörle«, Posaunenchor, Seniorenkreis, Männertreff, Motorrad- und Schraubergruppe, Frauenfrühstückstreffen, Ausflüge. Auch die Hauskreisarbeit ist in dem Bezirk stark vertreten. Ein Schwerpunkt

Bezirk Bruchsal/Kraichgau n Zum Bezirk Bruchsal/Kraichgau gehören die Gemeinden Bruchsal,

Menzingen, Münzesheim und Unteröwisheim. n Der Bezirk hat 183 Mitglieder, 105 Kirchenangehörige/ Kirchenzugehörige und 120 Freunde. Gottesdienste (jeweils Sonntags): Bruchsal 10 Uhr, ­Menzingen 9.30 Uhr, Münzesheim 10.45 Uhr, Unteröwisheim 9 Uhr. www.emk-bruchsal-kraichtal n Bruchsal ist eine historische Stadt, bekannt durch den Spargel- und Weinanbau und das Barockschloss mit den darin untergebrachten ­Museen. In Bruchsal und den Stadtteilen leben etwas mehr als 42.000 Menschen. Die Stadt Kraichtal zählt knapp 15.000 Einwohner.

liegt in der Kinder- und Jugendarbeit, die wir stärker ausbauen und »vernetzt« sehen möchten. Angeregt durch das Buch »Fruchtbare Gemeinden« ist uns der Gedanke, wie wir den Menschen in unserer Stadt dienen können, neu wichtig geworden. Die gute Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und der gabenorientierte Einsatz ermöglichen hierfür ein zielgerichtetes und konstruktives Handeln. Den Gemeinden ist die örtliche Zusammenarbeit mit anderen Kirchengemeinden und dem CVJM wichtig. So veranstalten wir gemeinsam Jesus House, ProChrist, Jugendgottesdienste und Allianzveranstaltungen. Dieses Miteinander verhilft uns zu einem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, ohne unsere eigenen Glaubensüberzeugungen und die Identität als Kirche aufzugeben.

Warum wir das machen Geliebte Gemeinde – zuerst von Gott geliebte Gemeinde – im Sinne von 1. Johannes 4,19, schafft bei aller Aktivität ein verändertes Denken und vergewissert, dass alles Tun und Scheitern abhängig und gehalten ist von Gott, dem Herrn der Gemeinde. Die Gemeinde zurücklieben, eifern für Gott und Menschen, dienen und einander ertragen – herausfordernde Gedan­ ken, die uns immer wieder Anregung sind. Christine Beismann

Foto: privat

Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. ­Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, ­stellen sich in »unterwegs« ­regelmäßig EmK-Bezirke vor. In dieser Ausgabe geht es nach Bruchsal/Kraichgau.


Die zweite Chance ::: 11

Ganz einfach: Warum Dankbarkeit zufrieden macht Es ist schon eine Kunst, in allen Lebenssituationen dankbar und froh zu bleiben. Das schafft kein Mensch auf dieser Erde. Aber Dankbarkeit neu zu erfassen und für das eigene Leben fruchtbar zu machen, das ist sinnvoll. Denn dankbare Menschen sind zufriedene Menschen. Anregungen zu einem dankbaren Leben von Günter Sauder.

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ankbarkeit ist ein Kennzeichen geistlichen Lebens. Dankbarkeit ist aber auch immer ein Ausdruck einer guten Beziehung zu Gott. Die Bibel redet an einigen Stellen sehr deutlich davon, dass wir in allen Dingen dankbar sein sollen. Zum Beispiel: n Psalm 106,1: »Dankt dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.« n 1.Tessalonicher 5,18: »Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.« Warum ist das Danken so wichtig – und was geschieht dabei?

Danken hat immer etwas mit der Gnade Gottes zu tun Alles, was wir sind und alles, was wir haben, verdanken wir allein Gott und seiner Gnade. Der Dankende drückt Wohlbefinden aus, dass ihm Dank der Gnade Gottes zuteilwurde. Mit der dankbaren Annahme der Erlösung Jesu steht unsere Sünde nicht mehr zwischen uns und Gott. Weil dies alles aber ohne unser Dazutun geschehen ist, bleibt uns als einzig mögliche Reaktion die Dankbarkeit gegenüber Gott. Danken ist eine aktive Reaktion auf das, was Gott durch Jesus in unserem Leben und auf der Welt getan hat und noch tun wird. Dankbarkeit ist eine Lebenshaltung Wer seine Umgebung einmal ganz bewusst beobachtet, wird merken: Nörgeln, meckern, jammern und fordern sind zur Grundhaltung unserer Gesellschaft geworden. Dabei geht Undankbaren eine wesentliche Quelle der Lebenskraft und Lebensfreude verloren – nämlich die Dankbarkeit. Undank dagegen entfernt uns zudem von Gott. Dass wir geistlich zuweilen so armselig existieren, könnte daran liegen, dass der Dank in unseren Herzen und auf unseren Lippen zeitweise erstorben ist. Wir haben eben nur so viel geistliche Kraft, wie wir uns über den Weg des Dankens nehmen. Es ist wichtig, dass wir Dankbarkeit als eine Grundstimmung in uns haben. Dankbarkeit ist ein Merkmal geistlichen Lebens In der Dankbarkeit findet der Glaube seinen stärksten Ausdruck. Denn im Dank drücken wir am

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deutlichsten aus, ob und was wir von Gott verstanden haben! In der Dankbarkeit liegt eine Kraft, die das gesamte Leben prägt und verändert. Friedrich von Bodelschwingh prägte den Satz: »Die größte Kraft des Lebens ist der Dank.« Wenn wir uns vergegenwärtigen, mit welcher Barmherzigkeit, Hingabe und Ausdauer Bodelschwingh sich der Behinderten angenommen hat zu einer Zeit, als das noch keiner tat, und damit in den Betheler Anstalten ein unübersehbares Zeichen der Liebe Gottes aufrichtete, erahnen wir, wie sich Dank gegen Gott auswirken und sogar die Welt verändern kann. Paulus ermutigt uns darum mit dem starken Satz: »Seid dankbar in allen Dingen!« Wir haben es eben mit dem Schenken Gottes nicht nur in einer gesunden Familie, im regelmäßigen Einkommen und finanziellen Auskommen, in Gesundheit, fester Arbeitsstelle und auf bewahrten Wegen zu tun. Sondern wir wissen selbst dort seine Vaterhand im Spiel, wo alles dagegen zu sprechen scheint.

Dank verändert uns selbst Wer dankt, schaut anders in die Welt – und sieht anders aus. Er sieht Gott in den ganz alltäglichen Dingen, die zu unserem Leben gehören: ein wohlschmeckendes Essen, die Freude am Garten, Spaß an der Musik, Freunde, mit denen ich offen reden kann, gesunde Kinder, Beweglichkeit ohne Schmerzen und vieles mehr. Dankbare Menschen finden immer etwas zum Staunen, zum Staunen über Gott. Ich habe noch nie mürrische Leute getroffen, die gleichzeitig dankbar waren. Darum empfinde ich es zunehmend erfrischend, mit dankbaren Menschen zusammen zu sein. Der Dankbare sieht hinter dem, was er erfährt, erhält und erlebt, die gütige Hand seines Gottes. Das hilft, uns nicht an die Gaben zu verlieren und zu viel von den Dingen zu erwarten. Dahinter steckt ja mehr als nur die Fürsorge Gottes für unser Leben: Gott gibt uns reichlich, damit wir zur Freude des Gebens und Mitteilens finden. Denn wirklich reich macht uns ja gar nicht das, was wir haben, sondern das, was wir geben und teilen, anderen mitteilen!


12 ::: Die zweite Chance

»Der Dankbare sieht hinter dem, was er erfährt, erhält und erlebt, die gütige Hand seines Gottes.«

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Die zweite Chance ::: 13

Diese Horizonterweiterung verändert unser Leben. Ein dankbarer Mensch hat begonnen, Gottes Wirklichkeit zu sehen, und er ist offen für weitere Erfahrungen der Hilfe Gottes. Danken weitet. Danken weitet den Blick – auf Gott und den Mitmenschen. »Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden«, heißt es in 2. Korinther 5,17. Wo praktiziertes Danken unser Leben bestimmt, wird sich unser Leben verändern. Das Leben wird neu, weil es eine neue Dimension erhält. Eine neue Dimension, die aus dem Wissen um das Teilhaben an der Fülle Gottes stammt. Im Danken bringe ich alles, was mir im Alltag begegnet, bewusst in eine Beziehung zu Gott. Dadurch lerne ich, mein Leben und was es enthält, bewusster wahrzunehmen.

Foto: fischl iloewe / pixel io.de

Wie wir Dankbarkeit lernen 1. Schritt: Dankbarkeit ist ein Willensakt Ob wir dankbare Leute sind oder nicht, ist eine Frage des Willens. Will ich mich verändern, umprägen lassen? Was darf mein Denken bestimmen, welche Bilder dürfen mich innerlich leiten? Davon sind unsere Reaktionen, ist unser Verhalten und letztlich unser ganzer Lebensstil abhängig. Von Herzen dankbar werden ist sicher ein Geschenk von Gott. Aber an dem sind wir aktiv beteiligt. In Psalm 50, 23 heißt es: »Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes.« Wer anfängt zu danken, bekommt immer mehr zum Danken! 2. Schritt: Aufhören mit dem Vergleichen Ich bin gewollt, ich bin einmalig, ich bin begabt – das sind die drei Grundwahrheiten unseres Lebens. Aber wir merken auch, dass es in uns selbst eine andere Stimme gibt. Und manchmal halten wir diese Stimme der Zerstörung, die Sprache des Misstrauens, für die Stimme der Wahrheit. Diese Stimme sagt: »Du bist nichts Besonderes, du bist wie die anderen, du bist nicht gewollt, begabt zu nichts.« Aber lassen wir uns nicht täuschen. Die Wahrheit des Lebens ist, dass wir all das mitbekommen haben, was uns sicher sein lässt, dass der Mensch von Gott her auf Zuversicht angelegt ist. Wir müssen dahin kommen, uns selbst als wertvoll anzuerkennen, und zwar unabhängig von unserer Leistungskraft, unserer momentanen Nützlichkeit, unserem akademischen Grad, unserem Gesundheitszustand, unserem momentanen Aussehen und unserem Marktwert. Darin liegt für mich der entscheidende Schlüssel zum Sinn unseres Lebens. 3. Schritt: Danken heißt neu sehen lernen Darum ist es eben so wichtig, dass wir täglich das Danken üben. Wenn ich nur danken will, wenn mir gerade mal zufällig danach zumute ist oder wenn ich mich gerade mal dazu aufgelegt fühle, kann es durch-

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aus passieren, dass ich mein Leben lang keinen Grund zum Danken finde. Je mehr wir über die Führung Gottes in unserem Leben nachdenken, desto mehr kommen wir ins Staunen. Dann kommen wir vom Denken zum Danken. 4. Schritt: Sich erinnern: Wofür kann ich danken? Es ist gut, Rituale im Leben zu haben. Ein Ritual wäre, sich täglich an etwas zu erinnern, wofür ich Gott herzlich Dank sagen möchte. Sie können sich Dank-Karten anlegen, auf jede Karte einen Dank schreiben und jeden Tag eine andere Karte nach oben legen. 5. Schritt: Worte der Zuversicht gegen negative Gedanken setzen Viele Menschen lassen sich durch negative Einreden leiten und entwickeln eine Stimmung, die durch Zweifel, Skepsis, Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet ist. Dann nützen auch alle Willensanstrengungen nichts, die Dinge zu ändern. Negative Einreden rauben die innere Kraft. Deshalb ist es eine wichtige Aufgabe, sich mit Sätzen zu beschäftigen, die eine entscheidende Wirkung auf unsere Einstellung, auf unser Denken, Fühlen und Handeln haben. Um das richtige Vorgehen für sich zu entdecken, kann man die eigenen negativen Einreden einmal aufschreiben. Was sind die wichtigsten Sätze, die ich mir immer wieder einrede oder mit denen ich unwillkürlich auf bestimmte Situationen reagiere? Danach ist es wichtig, für sich selbst positive Einreden zu finden. Manche Menschen gebrauchen mehr unbewusst als bewusst Sprichwörter. »Frisch gewagt ist halb gewonnen« zum Beispiel. Andere Menschen bevorzugen Verse aus den Psalmen, Worte aus den Sprüchen oder Jesusworte. 6. Schritt: Mit Dank den Tag beginnen und beenden »Dankbarkeit erzeugt Bewusstsein für all die guten Dinge, die einem in der Vergangenheit zugestoßen sind«, schrieb der amerikanische Psychologe Martin E. P. Seligman. »Eine Übung ist, wenn man abends vor dem Zubettgehen drei Dinge aufschreibt, die an diesem Tag richtig gut gelaufen sind. Man wird feststellen, dass sogar an den schlimmsten Tagen immer etwas Positives passiert ist.« Man kann auch den Morgen mit Dank beginnen – es lohnt sich. Danken kommt von Denken. Wir müssen lernen, richtig und bewusst zu denken. Dann können wir dankbar erkennen, was in unserem Leben alles geschenkt wurde.

Günter Sauder ist Geschäftsführer der Sauder Consulting GmbH in Ladenburg.


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Wenn zwei sich streiten, hilft Mediation Seit Anfang des Jahres ist Mediation ein gesetzlich abgesichertes Verfahren: Richter sollen vor der Annahme einer Klage prüfen, ob nicht Mediation der bessere Weg wäre, Konflikte zu bearbeiten. In der EmK werden schon länger Mediatoren ausgebildet, jetzt wurde auch ein Netzwerk der Mediatorinnen und Mediatoren gegründet.

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in historischer Moment, ein würdiger Rahmen: Im Bildungs- und Begegnungszentrum (BBZ) der EmK in Stuttgart-Giebel – genau dort, wo die Idee zu diesem Netzwerk entstand, wurde das »MediatorInnen-Netzwerk« der EmK gegründet. Die Idee stand am Ende des ersten vom Bildungswerk angebotenen Ausbildungskurses für Mediation.In ihrer Grußbotschaft ging Bischöfin Rosemarie Wenner auf die Jahreslosung 2011 ein: »Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem« (Römer 12,21), die für diese Art Konfliktkultur die Richtung vorgibt. Mediation als ein hervorragendes Verfahren zur Konfliktbearbeitung befindet sich im Aufwind. Immer mehr Menschen greifen darauf zurück, wenn es um Streitig-

Christa Brombach und Lothar Elsner bei der Gründungsfeier des »MediatorInnen-­ Netzwerks« der EmK. Foto: Privat

keiten in der Nachbarschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz oder in Gruppen geht und haben gute Erfahrungen damit gemacht. Denn sie setzt auf die Eigenverantwortung der Kontrahenten, wie der Berater und Mediator Hartmut Schäffer bei der Gründungsfeier betonte. Mediation sei unter anderem so erfolgreich, weil ein Perspektivenwechsel stattfinde: Konfliktgegner werden zu Konfliktpartnern, die Bedürfnisse des anderen werden in die Lösung miteinbezogen. Durch Mediationen werde der Rechtsfrieden deshalb dauerhafter. Schäffer zeigte auch an vielen Beispielen aus dem In- und Aus-

land, dass Mediation immer mehr Einzug bei Gerichtsverfahren findet – und zwar mit Erfolg. Inzwischen stelle eine EU-Richtlinie die Mediation der juristischen Streitbeilegung gleich. n Im »MediatorInnen-Netzwerk«

haben sich Mediatoren aus dem Bereich der EmK zusammengeschlossen, bei denen man sicher sein kann, dass sie ihr Handwerk gründlich gelernt haben und dass sie sich der EmK verbunden wissen. Eine Liste findet sich unter www.emkmediation.de oder kann per E-Mail unter Christa.Brombach@t-online.de angefordert werden.

Marbacher Bürger spenden 28.000 Euro für EmK-Hilfsprojekt 28.000 Euro haben die Bürger von Marbach (Baden-Württemberg) für das EmK-Hilfsprojekt in Liberia gespendet. Das Geld war bei einem Sponsorenlauf der EmK-Gemeinde zusammengekommen. An der »Marbacher Meile – Lauf für das Leben« im vergangenen Juni nahmen rund 250 Personen teil. Jetzt bedankte sich der Initiator des Projekts »Eine hellere Zukunft für die Kinder in Liberia«, Frido Kinkolenge (Buchanan/Liberia), für

die zum dritten Mal erfolgte Unterstützung. Insgesamt wurden fast 90.000 Euro von Marbacher Bürgern im Rahmen des seit 2006 alle zwei Jahre stattfindenden Sponsorenlaufs gespendet. Kinkolenge hatte das Hilfswerk 2004 ins Leben gerufen, nachdem zwischen 1989 und 2003 ein Bürgerkrieg den westafrikanischen Staat erschüttert hatte. Dabei waren auch viele Kinder als Soldaten eingesetzt und zum Töten gezwungen worden.

Viele müssen wegen Traumata behandelt werden. In dem Zentrum erhalten sie eine Schul- und Berufsausbildung sowie finanzielle Unterstützung beim Start in das Berufsleben oder Studium. Hunderte von Kindern hätten von den Programmen profitiert, schreibt Kinkolenge an den Marbacher Pastor Reinhard Gebauer. Besonders bedankte er sich für Bilder, die Marbacher Kinder für ehemalige Kindersoldaten gemalt hatten.


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Basteln für »5000 x 1000« Seit Frühjahr 2008 lief im Bereich der Süddeutschen Jährlichen Konferenz (SJK) die Spendensammlung zur Aufstockung des Versorgungsfonds der EmK in Deutschland. Anvisiert waren »5000 x 1000« Euro, bis Ende vergangenen Jahres kamen 1,9 Millionen Euro zusammen. Mit vielen fantasievollen Aktionen haben Gemeinden, Werke und Einzelpersonen zu diesem Ergebnis beigetragen. In der Gemeinde Bad Kreuznach etwa wurden fleißig Teddybären für die Aktion genäht. Unsere Leserin Dorothea aus Norheim hat dabei ihren Vater Kurt Göhl (Foto) fotografiert – mit 84 Jahren der älteste Näher im Nähkreis. Die Aktion »5000 x 1000« hat ein gutes Drittel der Summe erbracht, die von der SJK zur Aufstockung des Versorgungsfonds aufgebracht werden muss. Auch nach dem offiziellen Abschluss der Aktion sind Spenden möglich. Informationen gibt es im Internet und bei der diesjährigen Tagung der SJK in Öhringen. Christine Flick und Dieter Reinert www.5000x1000.de

Foto: Privat

Warum »Zukunft für Kinder« erfolgreich ist Mit 100.000 Euro hat es 1998 begonnen, inzwischen hat die Stiftung »Zukunft für Kinder« ein Kapital von 1,6 Millionen Euro – und kann entsprechend Gutes tun. Die Stiftungsverantwortlichen nennen drei Gründe für den Erfolg.

trollieren auch, ob die eingesetzten Gelder wirklich ungeschmälert Gutes tun. Missionssekretär Frank Aichele hat Sitz und Stimme im Stiftungsrat. Darüber berichtet er den Zustiftern mindestens einmal jährlich.

1. Vorteil: Verbindung mit der Weltmission unserer EmK Wenn unsere Stiftung selbst das von ihr jährlich erwirtschaftete Geld ausgeben wollte, müsste sie Verbindung mit ausländischen Einrichtungen in Übersee aufnehmen, diese Verbindungen regelmäßig pflegen und dann auch sorgfältig kontrollieren. Dazu bräuchte man einen ganzen »Apparat«, der teuer ist und sicher die Hälfte der Kapitalerträge schlucken würde. Dieser »Apparat« steht der Stiftung »Zukunft für Kinder« durch die EmK-Weltmission mit Sitz in Wuppertal zur Verfügung. Die Mitarbeiter arbeiten im Verbund mit unserer weltweiten EmK vor Ort, haben die richtigen Einrichtungen und Beziehungen im bedürftigen Ausland geschaffen und kon-

2. Vorteil: Stiftungsrat mit juristischem Sachverstand Der Stiftungsrat beaufsichtigt die Geschäfte des Stiftungsvorstands. Geleitet wird dieses Gremium durch das EmK-Mitglied Dr. Udo Heissler, ehemaliger Vorsitzender Richter am OLG in Stuttgart. Sein juristischer Sachverstand hat zur Rechtsform »kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts« geführt, dies erleichtert die Verwaltungsarbeit erheblich. Aufkommende juristisch-knifflige Fragen werden ohne Probleme sofort dank seines Wissenstandes erledigt.

unterwegs 3/2011 ::: 30. Januar 2011

3. Vorteil: Stiftungsvorstand mit finanziellem Sachverstand Als Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist unser EmK-Mitglied

Klaus Steinhilber bemüht, die Geldanlagen der Stiftung zu mehren. Der ehemalige Chef der Volksbank Plochingen konnte so das Stiftungskapital auf jetzt rund 1,6 Millionen Euro mehren. Die Finanzkrise, die so viele Anlagen dezimierte spielte im Stiftungskapital keine negative Rolle, im Gegenteil: Der Zuwachs an Kapitalerträgen und neuen Geldern war in diesen Jahren am höchsten. Wesentlich zum großen Erfolg hat die schwäbisch-sparsame Verwaltung beigetragen: noch nicht einen Cent in den gesamten Stiftungsjahren wurde von den gespendeten Geldern für Verwaltungskosten und Werbung ausgegeben. Immerhin geben die deutschen Stiftungen rund 75 Prozent ihrer Erträge dafür aus. Natürlich profitiert die Stiftung in allererster Linie von Gottes Führung, wie Er die Spendenfreudigkeit großzügiger Menschen steuert. Aber dass die älteste EmK-Stiftung Jahr für Jahr Gutes tun kann, das ist auch auf die drei Vorteile zurückzuführen. Stefan Steinhilber


16 ::: unterwegs info

persönlich Aufgenommen

Dresden-Emmauskirche ::: am 31. Dezember Monika Clemenz (51) und Lars-Michael Lehmann (36). Edewecht ::: am 19. Dezember Sabine Pape-Eilers (32), Marc Pape (35); Adriane Schmid (30) und Renate Wellbrock (60). Hamburg-Wilhelmsburg ::: am 9. Januar Volker Schenk (48). Leingarten ::: am 5. Dezember Rita Heiß (60). Neuruppin ::: am 28. Dezember Veronika Böhm (44); am 16. Januar Marion Träger (21). Oranienburg ::: am 28. November Heidi Imbs (68).

W ir gratu l ieren Aue ::: Hanna und Siegfried Tuchscherer zur diamantenen Hochzeit. Kirchheim-Teck ::: Ruth Klaiber zum 90. Geburtstag. Oldenburg ::: Dr. Günther Bruns zum 90. Geburtstag. Waltersdorf ::: Marie Schneider zum 90. Geburtstag.

wowannwas T ermine Nürnberg ::: Eben-Ezer-Kirche, Stadenstraße 68, 17.2., 18.30 Uhr, Die Jungen Tenöre, Informationen unter Telefon 0911 959-1024 oder -1029. Möglich wird dieses Benefizkonzert zugunsten der Martha-Maria-Stiftung dank Sponsor KIBImmobilien für Menschen (www. kib-gruppe.de). Pfullingen ::: Warum ich (trotzdem) glaube, Frauentag der ­Regionen Tübingen/Reutlingen, EmK Pfullingen, 12.2., 9 bis 16 Uhr, Informationen unter Telefon 07121 968658. Weinsberg ::: Christuskirche, Bleich 38, 30.1., 19.30 Uhr, Paul-Gerhardt-Konzert, mit

Werner Hucks und Werner Hoffmann, Informationen unter www.gospel.org.

Rundfunk im Internet radio m kompakt: Podcast-­ Magazin – engagiert. radio m im Gespräch: PodcastGespräche über den Glauben. radio m Themen: Berichte und ­Reportagen. radio m ­Andachten: ­Kostenlos zu abonnieren: www.radio-m.de radio m bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 7. bis 12.2., kurz nach 6 Uhr: mit Anja Kieser;

Asperg ::: Friedrich Sauereisen am 6. Januar, 83 Jahre. Aue ::: Inge Anhorn geborene Schröber am 20. Dezember, 84 Jahre. Besigheim-Ottmarsheim ::: ­Elsa Walter am 30. Dezember, 89 Jahre. Bremerhaven ::: Dietrich Ukena am 19. Dezember, 89 Jahre. Eliasbrunn ::: Marianne ­Eberlein geborene Schmidt am 30. Dezember, 86 Jahre. Erfurt/Springstille ::: Horst Stegmann am 21. Dezember, 73 Jahre. Greiz ::: Wolfried Schmeller am 13. Januar, 80 Jahre. Hamburg-Hamm ::: Hanna ­Gerwien am 4. Januar, 71 Jahre. Heilbronn-Böckingen ::: Ruth Zehner am 27. Dezember, 87 Jahre. Heilbronn-Pauluskirche ::: ­Elisabeth Oelschläger geborene Osterstock am 14. Dezember, 97 Jahre. Lahr ::: Martin Herzog

am 30. Dezember, 43 Jahre. Lohra ::: Katharina Merte ­geborene Will am 12. Dezember, 81 Jahre. Mannheim/Ludwigshafen ::: Paula Stephan am 11. Januar, 88 Jahre. Neuschoo/Aurich ::: Hinrich Harms Taaken am 6. Januar, 94 Jahre. Pforzheim ::: Elfriede Hohl am 22. Dezember, 79 Jahre. Ronshausen ::: Katharina Noll am 26. Dezember, 97 Jahre. Uhingen ::: Getrud Steier am 29. Dezember, 85 Jahre. Wuppertal ::: Lydia Stotzka am 3. November, 100 Jahre. Zwickau-Planitz ::: Brigitta ­Unger am 26. Dezember, 69 Jahre.

Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«: sonntags, 7–8 Uhr: mit Anja Kieser.

Radio AREF – sonnund feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg)

ERF Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz, mit Horst ­Marquardt. Foto: Volker K iemle

Berlin-Lankwitz ::: am 19. Dezember Susanne ­Babucke (43), Harald Babucke (47), Frank Baczynski (46), ­Marina Baczynski (49), Leslie Barbour (20), Gabriele Becker (50), ­Simone Brockhaus (24), WolfRüdiger Brockhaus (26), Yookie Budia-Mangenge (28), ­Christiane Carmesin (52), Sarah Dilling (26), Manuel Fernandes (16), Susanne Fernandes (50), Mario Fernandes, (67), Elisa Flügge (18), Gabriele ­Hempelmann (51), Helga ­Johann (58), Gisela Kaden (78), Isabelle Kraft (19), Julia Kraft (17), Gernot Lieck (72), Janna Lubig (17), Yvonne MandryReichwald (46), Diana Müller (30), Agnes Plath (26), Daniel Plath (28), Dietrich Plath (43), Claudia Purchess (49), Hans-­ Peter Purchess (54), Anne-­ Kathrin Reiche (19), Peter Reichwald (48), Ira Schelp (37), Stephan Schmidt (35), Cornelia Wermuth (57), Gunar Zabel (34) und Marina Zabel (27).

Heimgegangen

BR2 Radio 6.2., 6.30 Uhr, POSITIONEN, mit Reiner Kanzleiter.

unterwegs 3/2011 ::: 30. Januar 2011


Kirchengeschichte Die zweite Chance ::: 19

Ein Kämpfer für vorbildlichen Lebenswandel Vor 450 Jahren, am 13. Januar 1560 starb mit Menno Simons einer der einflussreichsten und bedeutendsten Täuferführer seiner Zeit. Ihm verdanken die »Mennoniten« ihren Namen. Christoph Wiebe, Pfarrer der Mennonitengemeinde in Krefeld, zeichnet dieses außergewöhnliche Leben nach.

Fotos: Archiv, Albrecht Arnold

A

m 13. Januar vor 450 Jahren starb mit Menno und zogen nach seiner Geburt ins nahe Pingjum, von Simons einer der einflussreichsten und be- wo der Vater stammte. Wahrscheinlich 1524 wurde deutendsten Täuferführer seiner Zeit. Ihm ver- Menno in Utrecht oder Bolsward zum Priester geweiht, danken die »Mennoniten« ihren Namen. Krank und in danach wurde er Vikar in Pingjum. Er kam früh mit seinen Gemeinden zunehmend isoliert, hatte er die den weitverbreiteten zeitgenössischen Zweifeln an letzten Jahre seines Lebens ab etwa 1554/55 der hergebrachten Abendmahlslehre in Konauf dem Gut Fresenburg in der Nähe takt und versuchte, durch intensives Bivon Bad Oldesloe in Schleswig-Holbelstudium zur Klarheit zu gelangen. stein verbracht. Hier hatte Menno Seine Zweifel an der Verwandlung Simons dank des toleranten Adder Elemente Brot und Wein in ligen Bartholomäus von AhleLeib und Blut Jesu wurden dafeld nicht nur einen Unterdurch aber nur noch stärker. schlupf gefunden, sondern Im Jahr 1531 erfuhr er sogar eine kleine Druckerei von der Hinrichtung eines einrichten können, die der Täufers in Leeuwarden, Verbreitung seiner und zu seinen Zweifeln an Schriften diente. der AbendmahlsauffasTrotzdem ging es ihm sung trat jetzt auch noch nicht gut: In den Gedie an der Kindertaufe. meinden war Menno die Ein Jahr später wurde Entwicklung immer stärMenno Pfarrer in Witker entglitten. Er war mit marsum und hatte nun seinen Ansichten in die auch direkt mit Täufern zu Minderheit geraten und tun. Es wird vermutet, dass hatte schließlich einem harMenno jahrelang mit den ten Kurs in der Frage des Täufern sympathisierte. Banns zustimmen müssen, um Bevor er dann aber im Janunicht selbst aus der Gemeinar 1536 tatsächlich mit seinem schaft ausgeschlossen zu werden. bisherigen Leben brach, sich den Weniger die Auseinandersetzungen Täufern anschloss und in den Untermit evangelischen Theologen und Kirgrund ging, geschah noch einiges. In chenführern als vielmehr die harten Münster in Westfalen entwickelte sich Gegen Ende seines Lebens geriet und kompromisslosen inneren Ausei- Menno Simons zunehmend mit den die dortige Reformation im Laufe des nandersetzungen machten Menno in von ihm gegründeten mennonitischen Jahres 1533 zu einer täuferischen Beseinen letzten Lebensjahren zu schaf- Gemeinden in Konflikt. wegung, die sich Anfang 1534 durchfen. 25 Jahre Verfolgung und Leben setzte. Das so genannte »Täuferreich im Untergrund, verbunden mit langjähriger Reisetätig- zu Münster«, das eineinhalb Jahre währte (bis Sommer keit in den Niederlanden und der norddeutschen Tief- 1535), wurde sofort militärisch bekämpft und die Stadt ebene vom Niederrhein bis nach Danzig hatten an sei- von den Truppen des Fürstbischofs belagert. Phantastiner Gesundheit gezehrt und ihre Spuren hinterlassen. sche Schauergeschichten über die Vorgänge in der Stadt Geboren wurde Menno vermutlich im Januar 1496 wurden verbreitet. Die moderne Geschichtsforschung in Witmarsum in Friesland. Seine Eltern waren Bauern hat gezeigt, welches die inneren Entwicklungen in

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::: Die Kirchengeschichte zweite Chance 20 :::

der Stadt waren und wie die eingeschlossenen Täufer versuchten, mit ihrer Theologie auf die jeweils sich ändernde Situation zu reagieren. Unter den Täufern in Münster befand sich auch Mennos Bruder Peter Simons, er war dort sogar Hofmeister der Königin Divara. Im Frühjahr 1535 aber war Peter Simons unter den Täufern, die in Bolsward in Friesland ein Kloster besetzen. In Amsterdam versuchten Täufer, das Ratshaus zu stürmen. Mit solchen Aktionen wollte man den Münsteraner Täufern zu Hilfe kommen und die täuferische Reformation auch an anderen Orten durchsetzen. Aber das Kloster wurde schnell erobert, die Täufer niedergemacht und auch Mennos Bruder getötet.

Auf der Burg Hohenwittlingen (bei Bad Urach / BadenWürttemberg) erinnert eine Tafel an dort inhaftierte Täufer.

Wie verirrte Schafe Münster selbst fiel im Sommer 1535 durch Verrat. Die Lage des Täufertums war danach desolat, die verzweifelten täuferischen Gruppen kamen Menno vor wie verirrte Schafe. Er fühlte sich berufen, ihnen zu helfen, die Gläubigen zu trösten, zu sammeln und ihnen neue Orientierung zu geben. Anfang 1536 ist Menno vierzig Jahre alt – und wendet sich ab von seinem bisherigen Leben. Lange genug hat er gegen seine innere Überzeugung den Priesterdienst versehen und dabei gegen sein Gewissen getauft und Abendmahl abgehalten. Innerlich längst auf ihrer Seite, schließt sich Menno nun offen den Täufern an. An die Stelle des gesicherten Lebens eines Pfarrers tritt die ungesicherte Existenz im Untergrund. Vermutlich im gleichen Jahr heiratet Menno die Begine Gertrud. In der Täuferbewegung wächst Menno schnell in eine Führungsrolle hinein, bereits ein Jahr später steigt er zu einem Ältesten auf. Unter den verschiedenen täuferischen Richtungen, die nach der Niederlage in Münster miteinander im Wettstreit liegen, nimmt er

eine charakteristische Position ein. Während die »Batenburger« den Kampf der Münsteraner fortführen und als terroristische Gruppe im Untergrund die Rache an den Gottlosen propagieren, sind die »Davidjoristen« bereit, sich unter dem Druck der Verfolgung äußerlich anzupassen, ihre Kinder in den Kirchen taufen zu lassen und ihre täuferischen Überzeugungen nur heimlich in einem informellen Netzwerk Gleichgesinnter weiter zu pflegen. Menno wendet sich gegen beide: Gegen die »Batenburger« vertritt er die strikte Rach- und Wehrlosigkeit der Täufer. Das Gewaltmonopol der Obrigkeit wird bedingungslos anerkannt, jede Form täuferischer Gewaltausübung verworfen. Auf der anderen Seite hält er gegen die »Davidjoristen« daran fest, dass täuferische Gemeinden sich sichtbar etablieren und für ihre Überzeugungen eintreten sollen. Das schließt die Bereitschaft ein, in der Nachfolge Christi Leiden auf sich zu nehmen. Diese spezifische täuferische Haltung verbindet sich bald mit Mennos Namen, erstmals 1544 taucht in einer Polizeiordnung der ostfriesischen Gräfin Anna die Bezeichnung »Mennoniten« auf. Für Menno kam es entscheidend darauf an, eine Obrigkeit zu finden, die Täufer toleriert und ihren Glauben und ihr Gemeindeleben zulässt. Unermüdlich war er auf der Suche nach einer solchen Obrigkeit. Und wo er eine Chance sah, wagte er es, sich zu zeigen und in Gesprächen für seine Haltung zu werben. So in Emden 1544 und in Wismar 1554. Als sich ab 1540 auch das Kurfürstentum Köln für einige Jahre reformatorischem Gedankengut öffnete, zögerte Menno nicht, auch an den Niederrhein und bis in die Kölner Gegend zu kommen. Menno war überzeugt, dass das täuferische Gemeindemodell sich durchsetzen und durch einen vorbildlichen Lebenswandel Gegner und Obrigkeit für diesen Glauben einnehmen würde. Doch fand sich diese Obrigkeit, die er suchte, nicht. Andererseits setzte das Streben nach moralischer Überlegenheit eine problematische Dynamik im Inneren der Gemeinschaft in Gang. Das Streben danach, »ohne Flecken und Runzel« (Epheser 5,27) zu sein, wurde immer rigider, Abweichungen und moralische Verfehlungen wurden mit dem Bann bekämpft. Menno konnte sich dagegen nicht durchsetzen und trug diese Linie gegen seine innere Überzeugung mit, was er auf dem Sterbebett bedauerte. Was bleibt, ist das Vermächtnis eines regen und kämpferischen Täuferführers, der in immer neuen Anläufen der Wahrheit des Evangeliums nachspürte und sie nach innen und außen in Wort und Schrift verteidigte. Mennos Leitspruch, den er allen seinen Schriften voranstellte, war das Wort aus 1. Korinther 3,11: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. Christoph Wiebe Aus dem Gemeindebrief Januar 2011 der Mennonitengemeinde Krefeld.

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DieMeine zweite Chance Meinung ::: 21

Einladung zur Leserreise Methodismus in England: »unterwegs« bringt Sie hin! England ist das Stammland des Methodismus.Gleich­zeitig ist die britische Gesellschaft seit Jahrzehnten von einer wachsenden Entkirch­lichung geprägt. Die Kirchen reagieren auf diese ­Entwicklung und entwickeln neue Gemeinde- und Gottesdienstformen. Einige Beispiele aus der Britischen Methodistenkirche können Sie mit »unterwegs« auf einer Reise durch Südengland kennenlernen. Auf dem Programm stehen zudem die touristischen Wahrzeichen Londons sowie die Besichtigung von ­Stonehenge und Besuche in Bristol, Glastonbury, Oxford, Stratford upon Avon und C­ oventry. Die Leserreise wird von Colin und Muriel Barrett geführt. Colin Barrett ist Pastor der Britischen Methodistenkirche und leitet derzeit die EmK-Gemeinde Brand-Erbisdorf bei Freiberg/Sachsen. Termin: 18. bis 25. Juni 2011 Leistungen: Flug ab/bis Frankfurt am Main, Busreise in England, 7 x Ü/HP, Eintrittspreise, Führungen Preis: 1.310,- Euro pro Person im Doppelzimmer, Einzelzimmerzuschlag: 248,- Euro Informationen: Medienwerk der EmK, Telefon 069 242521-150, E-Mail: medienwerk@emk.de

Auf dem Programm der »unterwegs«-Leserreise steht auch ein Gottesdienstbesuch in der Methodist Central Hall in London

Gott berührt uns Noch immer sind uns im Erzgebirge die zahlreichen, gut besuchten Veranstaltungen des Christfestes unseren Gemeinden in Erinnerung. Oft waren wir in diesen Tagen aufs Neue von Tränen gerührt: Die Menschwerdung Gottes in einem kleinen Kind hat uns ergriffen, im aktuellen Film »Von Menschen und Göttern«, in zahlreichen Krippenspielen und dazu die Realität mit unseren Enkeln unter dem Tannenbaum, die wir in unserer Zeit als kleine Revolution betrachten. Der Hirnforscher Gerald Hüther hält die Rührung für sehr kostbar: »Dieses Gefühl der Rührung ist ein unglaublich bedeutsames Gefühl, weil es mit etwas verbindet, was man verloren hatte. Man ist sozusagen in sich selbst emotional berührt. Das ermutigt, sich noch mal aufzumachen, noch mal die Welt mit anderen Augen zu betrachten.« Wenn wir das tun sind wir schnell zurück mitten im Leben. Gelingt es uns bestehendes Unrecht mit anderen Augen zu betrachten? Die Geschichten von versagenden Hirten sind in der Bibel und in unserem Alltag zahlreich. Bei uns in Sachsen werden gerade Kinder und Jugendliche durch Haushaltskürzungen enorm bestraft, die die Verantwortlichen der Sachsen Landesbank durch ihre Misswirtschaft verursacht haben und nun im Haushalt eine Milliarde Euro beanspruchen, doch dafür wird die Wehrkunde »Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen und Bundeswehr«, die wir 1989 abgewählt haben, ab der 10. Klasse wieder eingeführt … Gott ermutigt uns hinzusehen, weil er selbst heruntergekommen ist, an die Seite von uns Menschen, unbestechlich, weitsichtig und gütig (Hesekiel 34), um unserer Zukunft willen, um uns wenigstens 2011 wieder aufatmen zu lassen. Gott berührt uns, wenn es wieder einem Menschen gelingt, sein Leben gegen alle Widerstände zu bewältigen. Es wächst eine Sehnsucht in uns, uns ihm anzuschließen. Gerne möchte ich im neuen Jahr zu ihnen gehören ...

Andreas Demmler ist Physiotherapeut und Laienmitglied des Bezirks Crottendorf.

unterwegs 3/2011 ::: 30. Januar 2011


22 ::: Rätsel

Geduld und Ruh...

Auflösung des Rätsels 
 aus dem letzten Heft 
 2/2011

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Herausgegeben von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Zeitschriftenredaktion im Medienwerk der EmK: Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Telefon 069 242521-150 Telefax 069 242521-159 E-Mail: unterwegs@emk.de Vertrieb • Anzeigen- und Abonnementsverwaltung: Blessings 4 you GmbH Postfach 31 11 41 · 70471 Stuttgart Telefon 0711 83000-51 Telefax -50 Anzeigendisposition: E-Mail: anzeigen@blessings4you.de Es gilt der Anzeigentarif 2011. Bezugspreise: Bei Bezug über die EmK-Gemeinde: im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten. Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der Erms Herstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart Beilagen in dieser Ausgabe: Gerth Medien

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unterwegs

wenn die Seele streikt

Foto Martin Wagenhan

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12.01.2011 Anzeigen14:53 ::: 23Uhr

1893: Violet Hayes träumt vom großen Abenteuer, von der wahren Liebe, vom echten Leben. Die Weltausstellung in Chicago liefert der Tochter aus gutem Hause den perfekten Vorwand, der Obhut ihres Vaters zu entkommen und ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Zumal sie gerade herausfinden musste, dass ihr gesamtes Leben auf einer Lüge basiert. 
Doch gänzlich frei ist Violet auch in Chicago nicht. Sie wohnt bei ihrer tiefgläubigen Großmutter, die ganz eigene Vorstellungen davon hat, wie ihre Enkelin ihr Leben gestalten sollte. Und auch ihre drei Großtanten, die unterschiedlicher kaum sein könnten, versuchen Violet für ihr jeweiliges Lebenskonzept zu begeistern. Violet hat die Qual der Wahl. Was möchte sie werden: Heilige, Suffragette, Dame der Gesellschaft? Oder doch lieber Detektivin? Und welchem ihrer Verehrer soll sie ihr Herz öffnen? Chicago eröffnet Violet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Doch ihren eigenen Weg zu finden, erweist sich als das größte Abenteuer.

Mein Leben bei den Ureinwohnern West-Papuas Gerth Medien Gebunden, 240 Seiten Best.-Nr.: 816.585 • 14,99 € Doris und Klaus Kuegler brechen mit ihren drei Kindern auf, um bei dem neu entdeckten Stamm der Fayu in West-Papua zu leben. Eindrücklich beschreibt Doris Kuegler,
was eine Mutter empfindet, die ihre Kinder inmitten eines ehemals kannibalischen Volksstammes im Dschungel großzieht. Und was es bedeutet, unter Steinzeit- Bedingungen zu leben. Fesselnd schildert sie auch, wie es ihrer Familie gelang, den kriegerischen Fayu Begriffe wie Vergebung, Gnade und Liebe zu vermitteln.

Doris Kuegler gewährt einen ungeschminkten Einblick in die Dschungeljahre der Familie. Ein beeindruckender Bericht über ein Leben zwischen den Kulturen.

Seite 1


Foto: Dietmar Meinert/Pixel io.de

24 ::: Porträt

Mit Mut aus der Krise

Der Berliner Unternehmer Markus Hofmann hat vieles verloren – und manches neu g­ ewonnen

M

Foto: privat

arkus Hofmann ist ein Pionier. Als einer der Ersten überhaupt entwickelte er mit seiner Firma mobile Dienste und kleine Computerprogramme für Mobiltelefone, so genannte Apps. In der Zeit von iPhone, Facebook und Wireless-LAN sind sie in aller Munde. Doch als Hofmann Anfang 2000 sein Hamburger Internet-Startup zur Entwicklung mobiler Anwendungen gründete, waren Zeit und Technik noch nicht reif dafür. Investoren stiegen aus, die vielversprechende Firma ging pleite. Hofmann schaffte es zwar, alle Mitarbeiter an anderer Stelle unterzubringen – doch zugleich büßte er einen sechsstelligen Betrag aus seinem Privatvermögen und ein Stück seiner Gesundheit ein. Heute arbeitet Markus Hofmann als Manager bei einem großen deutschen Verkehrsunternehmen. Er ist überzeugt davon, dass manches Mal in seinem Leben das Scheitern einen Sinn hatte: »Kurz nachdem meine Firma abgewickelt war, erkrankte ich lebensgefährlich«, sagt Hofmann bei einer Tasse Tee in einem Berliner Hotel. Und während im Hintergrund ein Pianospieler in seine Tasten greift, wird der Manager nachdenklich: »Hätte ich damals die Firma noch gehabt, wäre das wirtschaftlich ein Desaster geworden.« Hofmann ist

davon überzeugt, dass Krisen auch ihr Gutes haben weil sie uns zu schöpferischen Veränderung zwingen. »Die eine Krise hatte mir die Freiheit geschenkt, um die andere zu bewältigen.« Viel existentieller sei ohnehin die Glaubens- und Lebenskrise gewesen, als sich seine erste Ehefrau nach vielen Ehejahren von ihm getrennt habe. »Psalm 23 war mir damals mein einziger Halt«, sagt Hofmann. »Als ich mitten in der Krise nur das finstere Tal durchlebte, hoffte ich, dass irgendwo letztlich auch lebendiges Wasser und grünen Auen sind.« Seine Erfahrung, dass Scheitern zum Leben gehört hat Markus Hofmann in einem Impulsheft komprimiert, das im Berliner »Down to Earth«-Verlag erschienen ist. »Man muss erkennen, dass oft nur Umwege zum Ziel führen«, sagt Hofmann. Die Raumkapsel Apollo 11 etwa sei zu 80 Prozent ihrer Flugzeit nicht auf dem richtigen Kurs zum Mond gewesen, am Ende aber angekommen. »Ein Leben ohne Krisen oder Fehler ist nicht nur unmöglich, sondern wäre auch langweilig«, weiß Markus Hofmann. Vor allem aber sei die Vergebung die einzige Kraft, die Vergangenes verändern könne. »Jedes Fehlverhalten ist auch Schuld gegen das Leben und den Schöpfer«, sagt Markus Hofmann. Es helfe, wenn man ihn auch nach Scheitern um Vergebung bitte und darauf vertrauen kann, dass er gern vergebe. »Denn Vergebung zu empfangen und zu schenken setzt schöpferische Zukunftsenergie frei. Ein Leben lang hast du die Chance, dich zu verändern, ein neues Kapitel zu beginnen und neue Möglichkeiten zu entdecken.« Benjamin Lassiwe

unterwegs 3/2011 ::: 30. Januar 2011


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