unterwegs 11/2011

Page 1

22. Mai 2011 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

11/2011

Kirchentag in Dresden: Was unsere Gemeinden beitragen

Legendenbildung n

Was auf der ÂťTitanicÂŤ zuletzt gespielt wurde. Seite 12

Herzensbildung n

Wie die Crottendorfer Gemeinde ausbildet. Seite 14

Gruppenbildung n

Wo im Internet Pfarrer bewertet werden. Seite 21


2 ::: Editorial

Der Kirchentag in Dresden beginnt am 1. Juni. In der Elbestadt werden rund 100.000 Menschen erwartet. Es ist schon eine gute Tradition, dass wir als als Evangelisch-methodistische Kirche mit Personen und Werken sowohl in der Vorbereitung als auch beim Kirchentag selbst vertreten sind. Ist das selbstverständlich? Ja – und zwar aus mehreren Gründen. Zwar wird die auch als »Protestantentreffen« bezeichnete Veranstaltung evangelisch-landeskirchlich dominiert, organisatorisch ist der Kirchentag unabhängig von der Amtskirche. Der Kirchentag ist eine große Laienbewegung und hat sich immer auch kritisch mit der Amtskirche auseinandergesetzt. In unserer freikirchlichen Tradition steht uns der Kirchentag also sehr nahe. Auch organisatorisch und inhaltlich sind wir mit dem Kirchentag verwoben: Die EmK ist nicht nur in den Gremien vertreten, es gibt zahlreiche Einzelpersonen, die sich in unterschiedlicher Weise beteiligen. Dabei stehen sie immer auch für die EmK. Und nicht zuletzt ist es für alle evangelischen Freikirchen wichtig, dass sie die Deutungshoheit über »evangelisch« nicht den Landeskirchen überlassen. Dazu müssen wir keine Opposition bilden. Es genügt schon, deutlich zu machen, wofür wir stehen. Und dazu bietet der Kirchentag eine Plattform. Ihr Volker Kiemle Redaktionsleiter

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Andreas Cramer ist für weitere

sechs Jahre zum Direktor des Diakoniewerkes Martha-Maria gewählt worden. Cramer, Jahrgang 1953, Diplom-Verwaltungswirt, Theologe und Pastor der EmK, ist seit 2000 Direktor. Als Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerkes Martha-Maria ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Martha-Maria-Gesellschaften. Das Diakoniewerk MarthaMaria führt Krankenhäuser, Seniorenzentren und andere soziale Einrichtungen mit insgesamt mehr als 3.400 Mitarbeitenden. Angesichts neuer dramatischer Zahlen zum Alkohol-

tige Trainer des BundesligaFußballclubs, Volker Finke, hatte sich vor Schaefers Rücktritt gegenüber Journalisten zu dessen christlichem Glauben geäußert. Die Baptistengemeinde, zu der Schae­fer gehört, sei eine Gemeinde »mit Missionsauftrag und Erwachsenentaufe, das ganze Programm«, wird Finke im »Kölner Stadtanzeiger« zitiert. Dagegen betonte Fischer, der Missionsauftrag gehöre zur Identität und zum Auftrag jeder Kirche. Zudem werde nicht nur in den Baptistengemeinden die Erwachsenentaufe gespendet, sondern auch in den Großkirchen. Eine »Überanpassung an die Moderne« hat der Medien-

theoretiker Norbert Bolz der evangelischen Kirche vorgeworfen. »Das ist eine Anbiederung, die gnadenlos ist und keine Grenzen mehr kennt – das bringt die Kirche um«, sagte der Protestant auf einem Kolloquium über Christliche Medienpräsenz in Deutschland in Bonn. Als Beispiel für die kirchliche Anpassung nannte Bolz das Streben nach »politischer Korrektheit«.

missbrauch vermisst das Blaue Kreuz in Deutschland ein Erschrecken in der Gesellschaft. Das erklärte der Bundessekretär Reinhard Lahme nach Erscheinen des »Jahrbuchs Sucht 2011«. Danach wird zwar weniger geraucht, aber weiterhin viel getrunken. Die Zahl der Alkoholvergiftungen zwischen den Jahren 2000 und 2009 stieg um fast 112 Prozent. 9,5 Millionen Bürger Die Vermögenssteuer sollte trinken Alkohol in riskanter wieder eingeführt werden. Weise, so das Jahrbuch. Das hat der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Frank Schaefer, Ex-Trainer ­Instituts für Wirtschaftsfordes 1. FC Köln, ist vom schung, Gert G. Wagner, Sportdirektor des Clubs dif­angesichts der wachsenden famiert worden. Das hat der Kluft zwischen Arm und Vorsitzende der Kölner Reich in Deutschland vorACK, der katholische Degeschlagen. Zudem sollten chant Rainer Fischer, in eiEinkommenssteuern im nem offenen Brief erklärt. oberen Bereich angehoben Der Sportdirektor und heuwerden. kie/epd/idea

unterwegs 11/2011 11/2011 ::: ::: 22. 22. Mai Mai 2011 2011 unterwegs

Titel: Evangelischer kirchentag Foto: Privat

Bald ist es soweit:


Titelthema: Der Kirchentag und die EmK ::: 3

Weit geöffnete Türen Vom 1. bis 5. Juni steht Dresden im Zeichen des Kirchentags. Auch die Dresdener EmK-Gemeinden sind dabei: Am Abend der Begegnung werden sich die vier ­Gemeinden mit einem gemeinsamen Stand beteiligen. In der Emmaus- und in der Friedenskirche gibt es Angebote. Folgende Programmpunkte stehen fest: Donnerstag Rock und Pop, Emmauskirche, ­Katharinenstraße 17: 10.30 bis 11.20 Uhr „ Glaube, Kritik, Hoffnung, Kritische Rocksongs und Lieder voller Freude und Hoffnung, geprägt vom Glauben an Jesus, mit »Hope!«, Weißbach 12.30 bis 13.30 Uhr „ Für immer, Rockmusik aus Mittelhessen, mit »KIM« (keep in mind), Linden. 14 bis 15.30 Uhr „ Glaube in die Welt tragen, Praise und Worship von ruhig bis rockig mit »BBlessed«, Witten. 16 bis 18 Uhr „ Rocken für den Glauben, mit »Frame-Less«, Karlsruhe.

Freitag Rock und Pop in der Emmauskirche, Katharinenstraße 17: 10.30 bis 11.30 Uhr „ Stephan H. Gosch und Band 12 bis 13 Uhr: „ You’ve Got to Decide, Folk-, Rock- und Bluesballaden, mit »Just-4-Fun«, Bochum. 14 bis 15.30 Uhr „ Rockiger Lobpreis aus Berlin, mit »BConnected-Band«, ­Berlin. 17 bis 18 Uhr „ Come to Where the ­Worship Is, mit »Route 77«, Zwickau.

21 bis 24 Uhr „ Gute-Nacht-Café, F­ riedenskirche (Bühlau), Neubühlauer Straße 3. 21 bis 24 Uhr „ Gute-Nacht-Café, ­Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

21 bis 24 Uhr „ Gute-Nacht-Café, F­ riedenskirche (Bühlau), Neubühlauer Straße 3. 21 bis 24 Uhr „ Gute-Nacht-Café, ­Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

19.30 bis 22 Uhr „ Feierabendmahl, ­Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

Samstag 10.30 bis 11. 30 Uhr „ New Life Worship , mit »City of Hope Music«, Falkenstein. 12.30 bis 14.30 „ Für immer, Rockmusik aus Mittelhessen, mit »KIM«, Linden. 15 bis 16 Uhr „ Glaube in die Welt tragen, Praise und Worship von ruhig bis rockig mit »BBlessed«, Witten. 16.30 bis 17.30 Uhr „ Glaube, Kritik, Hoffnung, Kritische Rocksongs und Lieder voller Freude und Hoffnung, geprägt vom Glauben an Jesus, mit »Hope!«, Weißbach 18.30 bis 20.30 Uhr „ Zeitgemäße Lobpreismusik mit viel Spaß und Tiefgang, mit Stephan H. Gosch, Hiddenhausen. 21 bis 24 Uhr „ Gute-Nacht-Café, F­ riedenskirche (Bühlau), Neubühlauer Straße 3. 21 bis 24 Uhr „ Gute-Nacht-Café, ­Emmauskirche, Katharinenstraße 17.

EmK-Mitwirkende Donnerstag 14 bis 15 Uhr „ Ökumenischer Gottesdienst

zu Christi Himmelfahrt, mit Bischöfin Rosemarie ­Wenner, Rudolf-Harbig-Stadion, Lennéstraße 12. Fr iedenskirc

he

Freitag Morgen-, Mittag-, Abend- und Nachtgebet,

mit Pastor Hartmut Handt, Bühne am Gymnasium Dreikönigschule. Louisenstraße 42. 13.30 bis 14.30 Uhr „ Offenes Singen mit dem Liederbuch, mit Pastor Hartmut Handt und Martin Heider, Kirche des Diakonissenkrankenhauses, Bautzner ­Straße 70. 14.45 Uhr „ Buchvorstellung »Jesu Tod und unser ­Leben«, mit Bischof i.R. Walter Klaiber, Messehalle 2, Bühne der Kirchentagsbuchhandlung. 18 Uhr „ Feierabendmahl für Kranke und Gesunde, mit Pastor Hartmut Handt, Kirche des Diakonissenkrankenhauses, Bautzner Straße 70.

fotos: Evangelischer Kirchentag/PRIVAT

Emmauskirche

Die Perlenkette Wie eine Perlenkette ziehen sich die Veranstaltungsorte des Kirchentages an der ­Elbe entlang. Sie reicht von der Messe bis zum Großen Garten. Insgesamt umfasst sie 104 Gebäude, Standorte für Zeltaufbauten und 17 Open-Air-Gelände.

www.kirchentag.de unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Der Verein »projekt LEBEN« wird ein Café im Diakoniequartier direkt vor der Semperoper betreiben. Dieses Café wird auch stark von Mitgliedern der EmK-Gemeinde Cranzahl unterstützt. Es gibt eine enge Verbindung zwischen EmK Cranzahl und dem Verein zum Beispiel auch durch Hilfsprojekte. Der gesamte Erlös des Cafébetriebes ist für den Kauf des Backofens in Sacele bestimmt.


4 ::: Titelthema: Der Kirchentag und die EmK

»Keine fertigen Antworten« Rund 100.000 Protestanten werden in Dresden zum 33. Evangelischen Kirchentag erwartet. Aber gehen von der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Bewegung wirklich noch gesellschaftliche Impulse aus? Benjamin Lassiwe sprach dazu mit Katrin Göring-Eckardt, Präsidentin des Dresdener ­Kirchentags, Präses der EKD-Synode und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. wichtiger, als man es erahnt hat – und dann wird es auf diese Weise auch größer, aber da ist es meist schon. Also: Im Moment haben wir eine Atomkatastrophe, den Militäreinsatz in Libyen, die Nordafrikanischen Revolutionen, die Eurokrise. Natürlich denken wir genau darüber nach, wie wir die brisanten Themen aufnehmen und sind froh, dass vieles schon im Programm angelegt ist.

Riskiert man da nicht, dass der Besucher da hingeht, wo er immer hingeht? Göring-Eckardt: Nein, der Besucher geht zu dem Thema, das ihn persönlich gerade am meisten bewegt. Und das ist oft das Besondere. Und für Dresden haben wir Interessiert sich denn die typische Kirchentags­ in der Tat einen Schwerpunkt bei Spiritualität und besucherin wirklich für ihren Glauben – oder geht es Glauben, weil wir sagen, dass dies in einer glaubensnicht vielmehr um Politik? fernen Region ein besonGöring-Eckardt: Mal ehrlich: Waderes Thema ist. Wir harum kommt man sonst zum Kirchenben als zweites großes »Das Interesse an tag? Ich glaube, dass das Interesse an Thema die Freiheit – das Spiritualität hat beim Spiritualität beim Kirchentag eher bietet sich in der Mitte Euzu- als abgenommen hat. Es ist ja ropas mit der Erinnerung Kirchentag eher vergangenen Kirchentagen vorgean die friedlichen Revoluzugenommen.« worfen worden, dass wir nicht mehr tionen geradezu an, aber es so zugespitzt gesellschaftliche Theist durch die Ereignisse in men behandeln, wie wir es früher Nordafrika natürlich etgetan hätten. Aber die Besucherinnen und Besucher was, das uns ganz neu beschäftigt. Und das dritte growollen auf der einen Seite vor allem differenziert dis- ße Thema, das wir uns vorgenommen haben, ist im kutieren und wenden sich auf der anderen Seite stärker weitesten Sinne die Nachhaltigkeit, die Wachstumsspirituellen Angeboten zu. Dazu kommt, dass wir in frage und die Bewahrung der Schöpfung. Das ist durch Dresden die Aufgabe haben, diejenigen, die »einfach Fukushima jetzt mit einem weiteren, sehr aktuellen so« vorbeikommen, mit unseren Inhalten besonders Beispiel unterlegt. Die Frage, was wir uns als Menanzusprechen. Deswegen freue ich mich über die Ini- schen zutrauen, mit welcher Hybris wir mit unserer tiative der Kirchenmusikstudierenden, die Kirchen- Natur umgehen – diese Frage stellt sich nicht neu, aber bänke auf die Straße tragen, Grundbegriffe des Glau- sie stellt sich noch einmal mit neuer Kraft. bens erklären und mit den Menschen ins Gespräch über den Glauben kommen wollen. Aber diese Frage haben Sie auch schon bei anderen Kirchentagen gestellt ... Hatten die letzten Kirchentage gesellschaftlich Göring-Eckardt: Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung ­bedeutsame Schwerpunktthemen? der Schöpfung, der konziliare Prozess – das ist sicherGöring-Eckardt: Der Kirchentag ist und hat eine klaslich etwas, was bei Kirchentagen immer wieder vorsische Zeitansage. Man merkt immer wieder, dass die kommt. Und trotzdem stellen wir diese Frage immer Themen, die in der Zeit wichtig sind, beim Kirchentag wieder neu, mit aktuellen Akzenten: Wir haben bei jeeinen Ort haben. Manchmal wird ein Thema dann dem Kirchentag geschaut, welches Thema zu dieser

unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Foto: DEKT / Jens Schulze

Wofür braucht es eigentlich einen Kirchentag? Göring-Eckardt: Es wäre extrem schade, wenn es den Kirchentag nicht gäbe. Wenn alle zwei Jahre mehr als 100.000 Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt zusammenkommen, zeigt allein das: Es ist gut, dass es ihn gibt. Und diese 100.000 sind ja auch anders zusammengesetzt als bei sonstigen Großveranstaltungen: Woanders gehen die einen zum Rockkonzert und die anderen zum Musikantenstadel. Nur beim Kirchentag kommen alte und besonders viele junge Menschen unterschiedlicher Milieus zur selben Veranstaltung. Wir haben eine bunte Mischung – und in Dresden eine besondere Begegnung von Ost und West.


Titelthema: Der Kirchentag und die EmK ::: 5

Zeit und an diesem Ort von besonderer Bedeutung ist. Das Freiheitsthema ist beispielsweise eines, das wir nicht bei jedem Kirchentag haben. Und wir haben auch nicht bei jedem Kirchentag das 25-jährige Gedenken an Tschernobyl wie jetzt in Dresden. Insofern kann man nicht sagen, dass wir nur das machen, was wir sowieso immer machen. Welche Antworten hat die Kirchentagsbewegung ­bisher auf ihre Fragen bekommen? Göring-Eckardt: Es wäre das Gegenteil von Kirchentag, wenn es plötzlich fertige Antworten geben würde. Was die Kirchentagsbewegung tut, und das ist sicherlich verstärkt der Fall: Sie diskutiert differenziert. Sie versucht, sich kundig zu machen über Konflikte in der Welt, über die Großthemen. Und vom Kirchentag sind Menschen auch immer wieder mit neuen Ideen nach Hause gegangen. Ein Beispiel vom Kirchentag in Bremen 2009: Wir hatten dort eine »CO2-Spar-Wand« mit Hinweisen für viele, teils überraschende Möglichkeiten, im Alltag klimafreundlich zu handeln. Dort konnte man sich Klebezettel mitnehmen, auf denen solche Sachen standen wie: »Auf jeden Topf passt ein Deckel.« Denn wer auf seinen Kochtopf einen Deckel setzt, spart beim Kochen Energie. Wenn ich heute durch das Land fahre und für den Kirchentag in Dresden Werbung mache, sprechen mich immer wieder Menschen darauf an, dass sie sich damals einen solchen Zettel genommen haben und seine Ratschläge bis heute befolgen. Geht es jetzt also um das Kleine vor Ort statt um die großen Demonstrationen? Göring-Eckardt: Es ist beides. Mit der Individualisierung und der individuellen Gottesbegegnung bekommt das Persönliche einen stärkeren Akzent – und auf der anderen Seite wird man nie behaupten können, dass die Weltpolitik jetzt vor der Tür bleibt. Man hat als normaler Christenmensch, als normaler Kirchentagsbesucher selten die Gelegenheit, so viele nationale und internationale Gäste beieinander zu haben und mitzubekommen, wie auf einem anderen Kontinent dieselbe Frage diskutiert wird, die wir hier diskutieren. Zur Person Katrin Göring-Eckardt wurde am 3. Mai 1966 in Friedrichroda (Thüringen) geboren. Nach dem ­Abitur studierte sie evangelische Theologie und war Mitglied im »Demokratischen Aufbruch«. 1990 wurde sie Mitglied im Bündnis 90 und Bündnis 90/Die Grünen. Seit 1998 ist sie Mitglied, seit 2005 Vizepräsidentin des Bundestags. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne. unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Aber sind es nicht zum großen Teil immer dieselben Gäste? Agnes Aboum aus Kenia etwa ist bislang in ­jedem Kirchentagsprogramm gewesen, an das ich mich erinnern kann ... Göring-Eckardt: Und das ist auch gut so. Gleichzeitig haben wir in Dresden osteuropäische Gäste, die mitnichten immer beim Kirchentag waren. Es ist weder verboten noch besonders schwierig, bestimmte Menschen, die etwas zu sagen haben, mehr als einmal einzuladen – und gleichzeitig sagen wir auch: Wir schauen nach neuen Podiumsteilnehmern, gerade auch nach jüngeren. Ein interessantes Phänomen ist allerdings, dass die jüngeren Besucher und Besucherinnen sehr oft zu den ganz alten Rednern gehen. Die wollen im Zweifelsfall die Weisheit der Menschen mit den weißen Haaren sehen, hören, von ihnen lernen.


6 ::: Titelthema: Der Kirchentag und die EmK

Kirchentag: Wo sich Werke unserer Kirche vorstellen Frauenwerk

radio m

Theologische Hochschule Reutlingen

Die Frauen des Frauenwerks greifen bei ihrer diesjährigen Präsenz das Motto des Kirchentags auf und ­zeigen, »wo (bei ihnen) das Herz schlägt«. Nach vielen Jahren wird das Frauenwerk wieder einen eigenen Stand bei einem Kirchentag haben. Der Mut dazu resultiert aus den guten Erfahrungen beim ökumenischen Kirchentag in München. Dort war das Frauenwerk als Mitgliedsorganisation des Christinnenrats innerhalb des großen gemeinsamen Stands präsent. Dort zeigten die Besucher auch für die vergleichsweise kleinen Werke ein hohes Interesse und es war eine gute Gelegenheit, das Engagement des Frauenwerks zu präsentieren. In Dresden sollen die Besucherinnen und Besucher mit verschiedenen Mitmachaktionen und einer Überraschung zum Mitnehmen zum Verweilen eingeladen werden. Neben der regionalen Vorsitzenden (OJK), der ZK-Vorsitzenden und der Referentin sowie der Leiterin des Redaktionsteams »FrauenWege« werden weitere Frauen aus dem Arbeitsausschuss OJK für Gespräche und Begegnung bereitstehen. Darüber hinaus wird die aktive Teilnahme an dem Ökumenischen Frauengottesdienst ein besonderes Erlebnis wird sein. n Marktbereich 1: »Christsein im ­Alltag« angesiedelt sein, F10 D04 n »Da wohnt ein Sehnen tief in uns«, Gottesdienst, 2.Juni, 19 Uhr, ­Christuskirche Strehlen.

Breit aufgestellt ist der Stand von ­radio m beim Kirchentag in Dresden im wörtlichen Sinne. Weil Standnachbarn unverhofft abgesprungen sind, haben wir die Chance ergriffen und nach dem Motto »2 für 1« nun eine doppelt so große Standfläche wie ­geplant. Den zusätzlichen Raum ­nutzen wir für drei »Hörstationen« – drei bequeme Sessel, in denen sich die Kirchentagsbesucher nicht nur entspannen, sondern auch in unser Hörfunkangebot reinhören können. Außerdem stellen wir unser zweites wichtiges Standbein vor: unsere ­Internetseite www.radio-m.de. Natürlich steht in jedem Fall die ­medien-missionarische Arbeit von ­radio m im Mittelpunkt. Übrigens: ­Besonders schön ist, dass zum StandTeam Leute aus der OJK und NJK gehören, die als engagierte Freunde von radio m die Arbeit mit präsentieren. Breit aufgestellt sind wir also im doppelten Sinne! n Marktbereich 1: Theologie und Glaube, Großzelt, F8 D09

Die Theologische Hochschule Reutlingen hatte 2010 beim Ökumenischen Kirchentag in München einen Stand auf der Agora. Die Erfahrungen waren so gut, dass es auch in Dresden auf dem Markt der Möglichkeiten einen Stand geben wird. Insgesamt waren 2010 etwa 20 Studierende zum Standmanagement ­eingeteilt, so dass zu jeder Zeit mindestens zwei Personen vor Ort sein konnten. Schnell entwickelte sich der Stand zu einem Treffpunkt und einer Kommunikationsplattform für Studierende, deren Freunde, allerlei EmK-ler und andere Leute. Und Interessierte kamen in einer Bandbreite, wie sie sich nur auf einem großen Markt finden lässt: Menschen, die nichts mehr als einen Sitzplatz oder einen Schluck Wasser brauchten; Menschen, die für sich selbst, ihre Kinder oder Enkelkinder auf der Suche nach einem guten Studienplatz an einer vertrauenswürdigen Institution waren; oder Menschen, die das intensive intellektuelle oder geistliche Gespräch suchten. Der Stand bot Informationen über das Studium, die Hochschule und die Evangelisch-methodistische Kirche, vielerlei Publikationen konnten eingesehen werden. Jetzt freuen wir uns auf den Kirchentag in Dresden!

Die EmK präsentiert sich beim Markt der Möglichkeiten am F5 B09

n Marktbereich 1: Theologie und

Glaube, Zelt F7: Ausbildungsstätten, Platz C04

Das e »N tzwerk präsen­Ökumene« eim Markt tiert sich b keiten am der Möglich 03 Stand F1 A unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011


Foto: YORK SCHÖN

»Wo dein Schatz ist, Titelthema: Wort und auf den die EmK Weg ::: 7 da wird auch dein Herz sein«Der Kirchentag Matthäus 6,21

Sich glücklich schätzen

D

a wird auch dein Herz sein. (Matthäus 6,21) – nah bei Gott. Wer also Schätze im Himmel sammelt, Das ist das Leitwort des 33. Deutschen Evan- der kreist um mehr als sich selbst. Er will mehr, er will gelischen Kirchentags, zu dem in der ersten Ju- anderes und stellt sich so selbst vor Gott. Keine ganz niwoche mehr als hunderttausend Menschen nach kleine Herausforderung für uns. Aber verbunden mit Dresden kommen werden. »… da wird auch dein Herz der großen Zusage, an irdischen Dingen nicht verzweisein.« Ein Halbsatz nur, ganz bewusst so gewählt, um feln zu müssen. Raum zu lassen, selbst zu überlegen und zu benennen, So kann sich glücklich schätzen, wem Gott zur Seite wo das eigene Herz ist, wofür es schlägt. Dort nämlich, steht, glücklich, wer sich aufgehoben weiß bei ihm, wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. Das, glücklich, wer seinen Schatz im Himmel hat. Und zuworan du dein Herz hängst, wird dein gleich ist klar: Das alles ist nicht zu Leben bestimmen und dich als Menhaben, ohne selbst daran mitzutun, »Wir halten am schen ausmachen. Und zur Entscheidass Recht geschieht denen, die GeTraum von einer dung steht: Sammeln wir Schätze auf walt leiden, dass Hungrige gespeist Erden, häufen wir mehr Besitz an, als gerechten Welt fest.« werden, dass die aufgerichtet werden, wir wirklich brauchen und halten dadie niedergeschlagen sind. Sich dafür ran egoistisch fest? Oder tun wir das mit ganzem Herzen einzusetzen, das sprichwörtlich Gute, gerade mit dem, ist an uns. was wir haben, und teilen es? Sammeln wir Schätze des Was ist wirklich wichtig im Leben, woran hänge ich Himmels, indem wir danach streben, was Gerechtigkeit mein Herz, für wen schlägt es und wofür will ich mich und Frieden bringt für mehr als uns selbst? einsetzen? Das werden sich beim Kirchentag in Dresden Christinnen und Christen, Evangelische und KaAuf Gottes Zusagen setzen tholische, Orthodoxe und Muslime, Menschen ohne Wie die Schätze des Himmels zu sammeln sind, das oder mit ganz anderem Glauben fragen. Und sie wersagt Jesus Christus sehr klar in der Bergpredigt, aus den nicht zuletzt Antworten in der Bergpredigt finden. Alle, die sich davon leiten lassen, sind nicht bereit, der das Kirchentagsmotto stammt: Selig, die Leid tragen, selig, die hungert und dürstet nach der Gerechtig- den Traum von einer anderen, gerechteren Welt aufzukeit, selig die Sanftmütigen, Barmherzigen und Fried- geben. Und wenn die Hunderttausend, die in Dresden fertigen … denn ihnen gehört das Himmelreich. Wer zusammenkommen, ihr Herz öffnen für die Not eines hier und heute so handelt, dass ihm das Himmelreich anderen, der Stimme ihres Herzens einmal mehr folgen gehört: Wer Frieden stiftet, wer auch dann nach Ge- als der Logik der Ökonomie und aus dem Herzen herechtigkeit strebt, obwohl er fürchten muss, dafür ver- raus handeln ohne Kalkül, dann wird das unser Miteifolgt zu werden, der sammelt Schätze im Himmel, die nander verändern, ja dann verändert das die Welt. weder Motten noch Rost zerfressen und die kein Dieb stehlen kann. Es werden ja nicht die selig gepriesen, die Hunger leiden müssen, sondern die, die etwas dagegen tun, Katrin Göring-Eckardt dass Menschen hungern. Wo so gehandelt wird, da ist sitzt im Deutschen Bundestag für »Bündnis 90/Die Grünen«, das Himmelreich schon angebrochen. Und wer solches ist Bundestags-Vizepräsidentin und Präsidentin des Evangelischen Kirchentags in Dresden. tut, dessen Herz ist schon heute da, wo sein Schatz ist

unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011


unterwegsinfo

9

unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Ein etwas anderer Urlaub Statt Urlaub hat Monika Gelderblom eine Woche am Kurs »Laien in der Verkündigung« teilgenommen. Eine lohnende Alternative – wie ihr Bericht zeigt.

W

ie war der Urlaub?«, wurde ich von meinen Kollegen gefragt. »Anstrengend, aber sehr schön!« habe ich geantwortet. Wie ich das erklärt habe? Ich werde Laienpredigerin unserer Kirche und war eine Woche beim dreistufigen Kurs in Braunfels. Ich war eine der 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus drei Konferenzen am Kurs »Laien in der Verkündigung«. Die Dozenten Klaus Abraham, Knut Neumann und Hans-Christof Lubahn haben uns das Wissen für Laienpredigerinnen in anschaulicher Weise vermittelt. Von 9 bis 18 Uhr waren wir gemeinsam in den Bereichen Dogmatik, Methodismus, Altes Testament und Kirchengeschichte unterwegs. Viele Gruppenarbeiten und praktische Übungen erleichterten nicht nur das Aufnehmen des Stoffes, sondern halfen auch schnell zu einer guten Gemeinschaft. Nach dem Abendessen

100 Jahre Hotel Teuchelwald

werden am 28. und 29. Mai in Freudenstadt gefeiert. Beginn ist am 28. Mai mit einem Festakt um 17 Uhr. Am 29. Mai gibt es ab 10 Uhr einen Festgottesdienst, um 11 Uhr wird eine Ausstellung mit Werken der Schweizer Künstlerin Cornelia Mumenthaler eröffnet. Ab 12 Uhr werden die Gäste kulinarisch im Restaurant und auf der Sonnenterasse verwöhnt. Ab 14 Uhr gibt es verschiedene Angebote im ganzen Haus: Führungen, eine kleine Wanderung über den Kienberg

Corinna Sipple, Dornhan: Das Schöne an der Woche ist, dass Vertrauen wachsen kann, wir das Gelernte in Gesprächen vertiefen und so viel von­ einander lernen können.

Pastor Hans-Christof ­Lubahn, Pforzheim: Diese Lerngemeinschaft ist mir ein geistig-geistlicher Genuss und eine intensive, aber lohnende Arbeit.

schlossen sich die Übungspredigten der Teilnehmer an. Bei meiner Predigt waren mir die Rückmeldungen der anderen Teilnehmer eine Hilfe und Ermutigung. Danach saßen wir in geselliger Runde zusammen. Manches Mal war der Mittagsschlaf am nächsten Tag nötig, um den Schlafmangel auszugleichen und die Aufnahmekapazität wieder herzustellen. Wir wurden in der ganzen Woche auf unterschiedlichen Wegen durch Gottes Wort angesprochen. Mir ist in der Beschäftigung mit der Urgeschichte (1. Mose 1–12) zur Goldenen Kugel, einen Rundgang durch das historische Freudenstadt und eine kleine Schwarzwald-Rundfahrt mit dem Nostalgiebus. Um 17 Uhr ist ein musikalischer ­Abschluss geplant. n Informationen unter Telefon 07441 532-0 www.hotel-teuchelwald.de Alles über die Gemeindediakonie

in der EmK findet sich jetzt im Internet unter www.emk-diakonie.de. In vier Rubriken sind dort Informationen über die vielfältigen Formen der Diako-

Irmi Ufer, Zittau: Für mich ist der Kurs ein großer Gewinn. Ich bin dankbar, dass es diese (auch familienfreundliche) Möglichkeit der Laienpredi­ gerausbildung gibt!

noch mal aufgegangen, wie dicht diese an unserem Leben dran ist. Die von den Teilnehmern gestalteten Morgen- und Abendandachten gaben uns in den verschiedenen Formen von Liedandacht bis liturgischer Andacht neue Impulse zum Gotteslob. Die Woche endete mit einem gemeinsam gestalteten Gottesdienst, in dem wir an unsere Taufe und unser neues Leben mit Christus erinnert wurden. Der dreistufige Kurs »Laien in der Verkündigung« ist eine Möglichkeit, um Laienprediger der EmK zu werden. Informationen bei Pastor Klaus Abraham, Telefon 0441 25437

n

kurz &bündig nie in der EmK, Veranstaltungshinweise und Arbeitshilfen zusammengeführt. Die Fachgruppe »Gemeindediakonie und Gemeinwesenarbeit« will dieses Angebot in den nächsten Jahren gemeinsam mit den Diakonie-Ausschüssen bzw. - Kommissionen der Jährlichen Konferenz weiter ausbauen. Damit soll das diakonische Engagement in Gemeinden gefördert werden.


10 ::: unterwegs info

Grießbach: Methodisten seit 100 Jahren

Seit 100 Jahren gibt es eine methodistische Gemeinde in Grießbach (Sachsen). Am 1. Mai versammelte sich eine große Festgemeinde, um Gott zu loben und ihm zu danken für sein Wirken in dieser Zeit.

M

it der Verbreitung der methodistischen Erweckungsbewegung machten sich auch Aufgeschlossene aus Grießbach in die umliegenden Orte Venusberg, Drebach, Herold und Weißbach auf, um an den dortigen Versammlungen teilzunehmen. Die Gute Nach-

Ein großes Signet »Der gute Hirte« des Graphikers Werner Knauer aus Aue ziert die Erlöserkirche in Grießbach.

richt sprach sie an, sie kamen zu einem aktiven Glauben und wie andere wollten sie eine verbindliche Gemeinschaft bilden. In der Osterwoche 1911 kam es unter Leitung von Prediger Hugo Georgi zur Mitgliederaufnahme in die Bischöfliche Methodistenkirche und damit zur Gründung einer Gemeinde, die ab 1913 zum Bezirk Zschopau gehörte. In den ersten Jahren öffnete Familie Berndt ihr Haus für die regelmäßigen Versammlungen und Gottesdienste. Wie anderswo auch lagen den Ge-

n Eine kurze Chronik ist gegen

eine Spende erhältlich bei Pastorin Christin Eibisch, Telefon 0371 70087 611.

unterwegs 9/2011 ::: 24. April 2011

Fotos: privat

Eine große Festgemeinde feierte 100 Jahre Methodisten in Grießbach.

schwistern besonders die Kinder am Herzen und es entstand eine große Sonntagsschule. Es bildete sich ein kleiner Chor, Jugendliche trafen sich mit ihresgleichen der umliegenden Orte. 18 Jahre später war es soweit: Die Erlöserkirche mit Wohnung unterm Dach konnte in der Ortsmitte, unweit des Gemeindeamtes, gebaut werden. Nach nur fünf Monaten Bauzeit feierte die Gemeinde am 20. Oktober 1929 die Einweihung unter Leitung von Prediger Hermann Ott. In den Jahren 1967 und 1968 wurde ein An- und Umbau nötig. Für das Logo »Der gute Hirte« an der Frontseite zur Straße ließ sich der bekannte Graphiker Werner Knauer aus Aue gewinnen. Am 1. Mai predigte Albrecht Weißbach (Foto rechts), der von 1995 bis 2003 als Pastor für die Gemeinde zuständig war, über die Freiheit eines Christenmenschen und sprach allen Mut zu, die Freiheit, die uns in Jesus Christus geschenkt ist, im Dienste Jesu zu leben. Glückwünsche überbrachten Pfarrer Karl-Heinz Kluge im Namen der Lutherischen Kirche, Bürgermeister Jens Hausstein sowie schriftlich Superintendent Friedbert Fröhlich. Erfreut wurden wir besonders auch durch den Witzschdorfer Chor, der Gottes Liebe bezeugte. Christin Eibisch


12 ::: Geschichte

»Titanic«: Spielte ein Methodist das letzte Lied? Es war eine Szene, wie fürs Kino gemacht: Kurz bevor die »Titanic« im Meer versank, spielte die ­Bordkapelle den Choral »Näher, mein Gott, zu dir«. Ob es wirklich so war, ist aber zweifelhaft. Klar ist dagegen, dass zwei Musiker Methodisten waren – darunter der Kopf der Band, dessen ­Lieblingschoral eben »Näher, mein Gott, zu dir« war.

Z Spielte der Geiger Wallace Hartley (Bild Mitte) noch »Näher,mein Gott, zu dir«, bevor die Titanic sank?

um Schluss ist es noch einmal ganz still. Nur von fern dringen die Klänge übers Wasser. »Näher, mein Gott, zu dir« spielt die Bordkapelle der »Titanic«. Es ist das letzte Stück, ehe sich das stolze Schiff mit gewaltigem Ächzen ein letztes Mal aufrichtet. Dann wird das damals größte Schiff der Welt vom eisigen Meer verschlungen – und mit ihm fast 1.500 Menschen. Der 15. April 1912 markiert eine der größten Katastrophen der Seefahrt, die die Fantasie von Filmemachern immer wieder angeregt hat. Zehn Spielfilme und sechs Dokumentarfilme sind seither entstanden, am bekanntesten dürften »Der Untergang der Titanic« (1953) und »Titanic« mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet sein. In beiden Filmen spielte die Kapelle »Näher, mein Gott, zu dir«. Doch so gut das Lied passt: Es dürfte sich um eine dramaturgische Zurechtbiegung der Wirklichkeit handeln. Das schreibt der Musikjournalist Steve Turner in seinem neuen Buch »The Band That Played On« (Die Kapelle, die weiterspielte). Gesichert ist dagegen, dass zwei Mitglieder der berühmten Titanic-Kapelle Methodisten waren. Der Leiter und Geiger Wallace Hartley und der Cellist John Wesley Woodward. Turner stellt auch Vermutungen darüber an, inwieweit der Glaube die Entscheidung der Musiker beeinflusst hat, bis zuletzt zu spielen. Hartleys moralischer Charakter und seine persönliche Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist, müsse die Musiker bewegt haben. »Zusammen als Kapelle unter Hartleys Leitung haben sie ihre persönlichen Grenzen überwunden«, schreibt Turner. Wallace Hartley wuchs in Colne, England, auf. Sein Vater, Albion Hartley, war Chorleiter und Sonntagschulleiter der »Bethel Independent Methodist Chapel«. Vielleicht war es eine Vorahnung der kommenden Dinge, dass es Chorleiter Hartley war, der das Lied »Näher, mein Gott, zu dir« in der Gemeinde einführte.

Colne hatte starke Beziehungen zum Methodismus, auch wenn seine Einführung in die Bewegung nicht die besten Eindrücke hinterließ. Mehrere Male besuchte John Wesley die Textilstadt. Ihm begegneten stets Widerstand und manchmal Gewalt. Während eines Besuchs stand er einer wütenden Menge gegenüber, und einer seiner Helfer wurde von einer Brücke zu Tode gestürzt. Aber der Methodismus wurde schließlich in Colne akzeptiert, zehn methodistische Kapellen wurden gegründet. Geboren 1878, lernte der junge Wallace an der Colne Methodist Tagesschule, sang im Gemeindechor und lernte das Violine-Spiel von einem Gemeindemitglied. Weniger ist bekannt über das Kapellenmitglied mit dem »methodistischsten« Namen: John Wesley Woodward. Aber der Cellist wurde in methodistischer Tradition erzogen, sein Vater war ein Vorstandsmitglied der »Hill Top Methodist Chapel« in West Bromwich, England.

Die schicksalhafte Nacht Die Titanic fuhr von Southampton in England ab. Die Kapelle wurde in Liverpool angeheuert. Hartley gehörte zu den drei Musikern, die im Sommer 1912 heiraten wollten. Diese Reise sollte seine letzte Seereise sein; er wollte zu Hause seine Konzerttätigkeit fortsetzen. Laut Vertrag waren die Musiker Passagiere der zweiten Klasse, nicht Teil der Crew. Somit standen sie nicht unter dem Kommando des Kapitäns. Als das Schiff am 14. April gegen 23.40 Uhr den Eisberg rammte, war das Konzert der Kapelle an diesem Abend fast zu Ende. Irgendetwas veranlasste sie, ihre Instrumente zusammenzupacken und in den Aufenthaltsraum der ersten Klasse zu gehen. Eine Überlebende behauptete später, dass einer der Männer, als sie an ihm vorüberging, zu ihr sagte, dass sie »den Leuten durch Musik ein bisschen Mut machen wollten«. »Niemand weiß mit Sicherheit, warum die Kapelle spielte«, erklärt Turner. »Doch wir wissen, dass Wal-

unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011


Die »Titanic« n war bei ihrer Jungfernfahrt am

Fotos: AKG-Images

10. April 1912 das größte Schiff der Welt (269,04 Meter lang, 28,19 Meter breit, 53,33 Meter hoch, hatte 10,54 Meter ­Tiefgang, 46.329 Bruttoregistertonnen Rauminhalt); n stieß am 14. April 1912 um 23.40 Uhr mit einem Eisberg ­zusammen; n sank nach 2 Stunden und 40 Minuten mit rund 1.500 Passagieren an Bord; n ist für viele ein Symbol für menschliche Selbstüberschätzung.

lace Hartley einst einem Freund gesagt hatte, dass Musik die Macht besäße, Panik zu verhindern. Mein Gefühl sagt mir, dass er ein Mensch mit großer moralischer Autorität und eine geborene Führungspersönlichkeit war und dass deshalb sein Wunsch zu dieser Zeit auf alle anderen Männer übergegangen war.« Nur drei Leichen der Musiker wurden gefunden und identifiziert. Darunter war die Hartleys. Seine Leiche war die einzige, die nach Hause gebracht wurde. Ihm wurde die Ehre eines Helden zuteil: Zu seinem Begräbnis kamen rund 40.000 Menschen – fast zweimal so viel wie Colne zu dieser Zeit Einwohner hatte. Mehrere Denkmale wurden zu seiner Ehre und der seiner Kollegen geschaffen. Die beiden am meisten verbreiteten Meinungen über die Kapelle der Titanic sind, dass sie spielte, bis das Schiff unterging, und dass das letzte Lied »Näher, mein Gott, zu dir« war. Allerdings gibt es dazu keine zuverlässigen Augenzeugenberichte. Außerdem: Wenn die Kapelle an Deck spielte (sie begann ihre letzte Aufführung im Aufenthaltsraum der ersten Klasse), ist es unklar, wie die zwei Pianisten daran hätten teilnehmen können – an Deck gab es keine Klaviere. Und als das Schiff begann, sehr schief zu fahren, wäre es für die Cellisten schwierig gewesen, ihr Spiel sitzend fortzusetzen. Aber Philip Gowan, Mitglied der EmK und TitanicGeschichtsforscher, glaubt, dass die Kapelle tatsäch-

unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Titelthema: Der Kirchentag und die EmK ::: 13

lich weiterspielte. »Alle Erzählungen, die ich las oder von Leuten hörte, die dabei waren, deuten für mich darauf hin, dass die Kapelle bis zum Ende spielte«, erklärt Gowan. »Die meisten der Überlebenden, die an einer Stelle des Schiffes waren, an der sie die Musik gehört haben könnten, behaupteten tatsächlich, dass sie die Kapelle spielen hörten.« Autor Turner erklärt dazu: »Sie spielten sicher, solange sie konnten.«

Ein Walzer zum Schluss? Was aber war das letzte Lied? Wir werden es nie mit Sicherheit wissen. Da es ihr Ziel war, dass die Menschen ihren Mut nicht verlieren und die Passagiere ruhig blieben, mag ein Lied, das typischerweise bei Beerdigungen gesungen wird, nicht die beste Wahl gewesen sein. »Es ist wahrscheinlicher, dass sie einen französischen Walzer gespielt haben. Die verlässlichsten Berichte, die ich gehört habe, erwähnen das Stück ›Songe d‘Automne‹«, sagt Gowan. »Wallace Hartley sagte einmal zu einem Freund, dass, wenn er sich auf einem sinkenden Schiff befände, es am besten sei, ein Lied wie ›Näher, mein Gott, zu dir‹ zu spielen«, sagt Turner. »In einem der überzeugendsten Berichte, die ich las – von einem der Seeleute –, spielte am Schluss ein einzelner Geiger ›Näher, mein Gott, zu dir‹. Ich vermute, das war Wallace Hartley.« UMNS / Übersetzung: Reinhold Parrinello / kie

Der Untergang der Titanic im Jahr 1912 hat die Fantasie vieler Maler ­angeregt – so auch den Briten Willy Stoewer (1864–1931).


20 ::: Aus Briefen an die Redaktion

»Nicht resignieren« Zu: »Wie eine gerechte Gesellschaft aussehen kann« (9/2011) In »Unterwegs« konnten in der Vergangenheit schon viele gute Beiträge zu gesellschaftlich relevanten Fragen gelesen werden. Nach meinem Dafürhalten ist jedoch der Artikel von Albrecht Müller einer der besten Publikationen zu diesem brisanten Thema, die ich in den letzten Jahren hier und an anderer Stelle gelesen habe. Seine Aufzählung der beunruhigenden, ja traurigen, Fakten lässt an Klarheit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Selbstverständlich kann ich mich fragen, was ich als Einzelne überhaupt tun kann; ist nicht die Lobby in der Wirtschaft und die der »Superreichen« viel zu stark? Das mag stimmen, entlässt uns jedoch keinesfalls aus der Verantwortung. Gerade wir als Christen sollten weder resignieren, noch uns einschüchtern lassen. Es wäre viel zu einfach, würden wir uns hinstellen und sagen: »Ich kann ja doch nichts tun, die ›da oben‹ machen sowieso was sie wollen.« Nein, wir haben als (christliches!) Wahlvolk bei jeder Wahl aufs Neue die Möglichkeit, ja die Pflicht, uns einzumischen. Das kann in der Praxis durchaus bedeuten, dass wir unser Kreuzchen an einer anderen Stelle machen, als bei Wahlen zuvor. Herr Müller schreibt vollkommen richtig: »Die vollendete Gerechtigkeit wird es nie geben, aber es gibt Schritte in die richtige Richtung.« Gehen wir diese Schritte

Was meinen Sie?

mit! Diskutieren Sie k.de

www.board.em

Tag für Tag, informieren wir uns, um dann in »christlicher Verantwortung« zu handeln und uns einzumischen. Sigrid Labitzke, Markgröningen

ten, was man gemeinsam machen könnte. Ein Musterbeispiel für interreligiöse Verständigung und Zusammenarbeit!« Dr. Klaus Thimm, Bonn

»Musterbeispiel für interreligiöse Verständigung« Zu »Aleviten: Auf dem Weg in die Öffentlichkeit« (9/2011) Es ist beeindruckend, welche Gemeinsamkeiten alevitischer und methodistischer Glaube aufweisen in Fragen der Ethik, das heißt des rechten Handelns, und der »Heiligung«. Bei drei aufeinanderfolgenden Kirchentagen habe ich zusammen mit einer alevitischen Theologin Dialog- und Diskussionsveranstaltungen gehabt zum Thema »Gemeinsamkeiten, Vergleichbarkeiten und Andersartigkeiten bei alevitischem und evangelischem Glauben«, die viel Anklang gefunden haben. Nach Christen und Muslimen bilden die Aleviten die zahlenmäßig drittstärkste Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Ihre besondere Offenheit gegenüber der evangelischen Ausprägung des christlichen Glaubens zeigt sich nicht nur darin, dass alevitische Kinder da, wo es noch keinen alevitischen Religionsunterricht gibt, in der Regel am evangelischen Religionsunterricht teilnehmen. Sondern auch darin, dass es einen Beschluss des Vorstandes der »Alevitischen Gemeinde Deutschland« als Dachorganisation der Aleviten gibt, in dem die alevitischen Ortsgemeinden aufgefordert werden, von sich aus Kontakt zu evangelischen – und besonders methodistischen! – Gemeinden zu suchen, um einander kennenzulernen und auszulo-

»Wir haben einen klaren Auftrag« Zu »kurz gesagt« (4/2011) und Leserbriefen in »unterwegs« (6/2011 und 9/2011) Homosexualität, dazu macht die Bibel, das Wort Gottes, eindeutige Aussagen. Es freut mich, dass dies noch mehr Geschwister so sehen und ernst nehmen. Theologie, die Sünde nicht mehr als solche benennt, stellt das Erlösungsopfer Jesu in Frage. Jesus hätte dann umsonst gelebt und gelitten. Wer jedoch um Vergebung bittet, Erlösung braucht und will, wird von Jesus gerettet. Frei Gewordene wollen in der Heiligung leben (besonderes Merkmal des Methodismus). Ist dies heute nicht mehr gefragt? Wird dies an der theologischen Hochschule der Evangelischmethodistischen Kirche überhaupt noch gelehrt? Wir haben einen klaren Auftrag: Menschen die freimachende Botschaft der Rettung von Schuld und Sünde durch Jesus zu verkündigen. Lehren wir etwas anderes, werden wir an den Menschen unserer Zeit schuldig und berauben sie der Hoffnung für Zeit und Ewigkeit. Ilse Bernhardt, Pliezhausen

Ihre Leserbriefe er reichen uns am schnellsten per E-Ma il: unterwegs@emk. de Leserbriefe geben nicht in jedem Fall die Meinung der Re daktion wieder. Wir behalten uns vo r, Leserbriefe zu kürzen. Ein Anspru ch auf Veröffentlichung von Leserbrie fen besteht nicht.


Meine Meinung ::: 21

Pfarrerkritik im Internet

Ist das gerecht?

Eine neue Website lädt zur Online-Bewertung von Geistlichen ein. Die Reaktionen sind gespalten.

Der weltweit am meisten gesuchte Terrorist, Osama Bin Laden, wird gezielt von einer Spezialeinheit in seinem Versteck getötet. Der amerikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama urteilt über den Einsatz, dass »der Gerechtigkeit Genüge getan« wurde. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückt ihre Freude über Bin Ladens Tod aus. Der Vatikan teilt mit, dass sich Christen nicht über die Tötung von Menschen freuen. Jesus sagt: »Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen« (Matthäus 26,52). Wie immer man die Tötung Bin Ladens beurteilen mag – es stellt sich doch die Frage, um welche Art von Gerechtigkeit es hier geht und welcher Friede beim »Krieg gegen den Terror« erreicht werden soll.

E

in etwas fettes, weißes Schaf mit einem Fieberthermometer unter der Pranke begrüßt die Internetnutzer. »Hallo Schäfchen!«, heißt es auf der Website www.hirtenbarometer.de. »Hier kannst du die Arbeit aller Würdenträger verschiedener Religionen bewerten und sehen, was andere Schäfchen von der Arbeit deines Lieblings-Hirten halten.« Denn das kürzlich ans Netz gegangene Internetportal ist Deutschlands erste Website, die allein den Zweck hat, dass Kirchgänger die Arbeit ihres Pfarrers kritisch kommentieren – auf Wunsch auch anonym. Mittels einer Suchfunktion lassen sich Geistliche nach Konfession, Wirkungsstätte oder Ort finden. Ist der Pfarrer gefunden, können Nutzer Noten in den Kategorien »Gottesdienst«, »Glaubwürdigkeit«, »Am Puls der Zeit«, »Jugendarbeit« und »Seniorenarbeit« abgeben. Und sie können Kommentare zu eigenen Erlebnissen mit dem oder der betreffenden Geistlichen hinzufügen. »Damit wollen wir den Dialog und den Informationsfluss zwischen Pfarrern und Kirchenmitgliedern verbessern«, sagt Fabian Ringwald. Zusammen mit drei Freunden hat er das Hirtenbarometer nach dem Vorbild von Lehrerbewertungsportalen wie spickmich.de gestartet. »Wir sind privat alle in unterschiedlichen Kirchen engagiert, und haben gemerkt, dass es viel Gesprächsbedarf gibt.« Jedoch würden sich viele Gemeindemitglieder nicht trauen, ihren Pfarrer auf schlechte Leistungen anzusprechen. »Im Internet gibt es oft den hilfreichen Schleier, wo der Benutzer die Möglichkeit erhält, dem Pfarrer etwas zu sagen, was er ihm im direkten Kontakt nicht ins Gesicht sagen will«, sagt Ringwald. Deswegen sei auch die Abgabe anonymer Kommentare möglich. Allerdings würden diese Kommentare von den Portalbetreibern moderiert. Der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer ist skeptisch. »Grundsätzlich begrüßen wir die Möglichkeit, Pfarrerinnen und Pfarrern ein Feedback zu geben«, sagt Pressesprecher Christian Fischer. Kritik und Anregungen förderten in der Regel das Gemeindeleben und trügen zur einer offenen und konstruktiven Beziehung zwischen Pfarrer und Gemeinde bei. »Dazu müssen sich aber aus unserer Sicht die Bewertenden und die Bewerteten auf einer glaubwürdigen Beziehungsebene treffen«, so Fischer. Und das sei bei anonymen Plattformen im Internet meist nicht der Fall. Skeptisch ist auch Holger Eschmann, Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule der EmK in Reutlingen. Er halte solche Bewertungs-Instrumentarien für hilfreich, wenn Personen in Abhängigkeitssituationen seien – etwa LehrerSchüler oder Professoren-Studierende. »Bei Pfarrern und Pastorinnen sehe ich dadurch eher den Trend verstärkt, weiter von der direkten zur virtuellen Kommunikation zu wechseln.« Hier sei das direkte Ansprechen weitaus sinnvoller. »Dabei können sich auch Gelegenheiten zum seelsorglichen Gespräch ergeben.« Benjamin Lassiwe/kie unterwegs 11/2011 ::: 22. Mai 2011

Wir kommen von Ostern her und dürfen uns nicht nur der Auferstehung Jesu gewiss sein. Wir können als Christen auch eine andere Art von Frieden ermöglichen, der zwar nicht von dieser Welt ist, aber in diese Welt hineinwirken kann. Das zieht politisches Engagement nach sich, wie bei den Ostermärschen deutlich wird. Doch einmal im Jahr für den Frieden auf die Straße zu gehen, reicht nicht aus. Wir haben eine Botschaft, die eine andere Art von Gerechtigkeit fordert und einen echten Frieden will. Diese Botschaft kann eine Gesellschaft verändern, was John Wesley mit seinem sozialpolitischen Einsatz eindrucksvoll bewiesen hat. Es wäre gut, wenn sich die Kirchen im ökumenischen Miteinander intensiver verständigten und sich mehr Gehör in den Medien verschafften als dies bislang der Fall ist, damit unsere Botschaft mehr Menschen erreicht. Hierzu kann aber auch jeder von uns seinen ganz persönlichen, kleinen Beitrag leisten.

Markus KOch ist Journalist, Laienprediger und Laienmitglied für den Bezirk Baden-Baden/Loffenau. Er lebt mit seiner Familie in Baden-Baden.

Was meinen Sie?

Diskutieren Sie mit! www.board.emk.de


Anzeige

22 ::: Rätsel

Diese soll der Herr ­behüten

Auflösung des Rätsels aus dem letzten Heft 10/2011

für unterwegs...

Größer als meine Träume Gerth-Medien Gebunden, 320 Seiten

Handtücher

50 x 100 cm

in den Farben anthrazit, honiggelb, naturweiß und rot.

Elisabeth Mittelstädt

Best.-Nr.: 816.583 • 16,99 €

E 17,90

... und zuhause. Einfach bestellen beim ­Medienwerk: Per Telefon 069 242521-150 • Per E-Mail: m ­ edienwerk@emk.de

„Da drüben wohnt die Freiheit“, dachte Elisabeth Mittelstädt und folgte dem Fluchtführer in Richtung Westen. Ein gefährliches Unterfangen, denn mit ihrem Fluchtversuch begab sie sich in Lebensgefahr. Doch die 17-Jährige sehnte sich nach Freiheit – nach der Freiheit, ihre Meinung offen zu sagen, ihren Glauben zu leben und ihre Träume zu verfolgen. Noch ahnte sie nicht, dass Gottes Plan viel größer war als ihre kühnsten Träume ... 

Lesen Sie die bewegende Lebensgeschichte von Elisabeth Mittelstädt, Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift LYDIA. Sie erzählt von lähmendem Leid und heilender Liebe. Verrat und Vergebung. Wagnissen und Wundern. Eine beeindruckende Autobiografie, die ermutigt und gleichzeitig zu Tränen rührt.


Teuch-uwgs-43,25x125-0511

Anzeigen ::: 23

05.05

F e r ienwo hnungen

Stettiner Haff vor den Toren Usedoms, 2 NR.-FeWo’s, 2 Pers., kl. Küche,Du/WC, 25qm, incl. Bettw./Handt.,Parkpl., 28,- €/ Tag, Penke, 17379 Heinrichshof, Tel. 039777-22760, Fax 26885

Ferien- und Familienhotel

03. - 10. Juli 2011 Bibel und Wandertage

S tel l engesuch

Leitung: Pastor Horst Knöller

Hausmeisterstelle für Kirchengebäude in Bremen, Teilzeitstelle, Dienstwohnung vorhanden, Tel. 04202/889007, E-Mail: h.koelm@freenet.de

18. - 24. Juli 2011 „Die Ros’ ist ohn' Warum…“ Musik und Literaturwoche

Schulbegleiter/in (München) gesucht. Für unseren behinderten Sohn (18) ­suchen wir dringend ab September für ein Jahr eine(n) Schulbegleiter(in) auf der Basis eines FSJ oder Sozialpraktikums. Anstellung, Zimmer und Bezahlung erfolgt über einen Verein vor Ort. Keine Pflegetätigkeit. Nähere Informationen bei Reiner Kanzleiter, Tel. 089-26026699 oder reiner.kanzleiter@emk.de

Leitung: Pastor Uwe Saßnowski

Leitung: Pastor Hartmut Handt

Sommerwochen in Adelboden

02. - 13. September 2011 Dreiländerreise nach Südböhmen und Niederösterreich

Erlebniswoche

Aktive Kneippwoche

mit Eliane & Markus Müller

Gönnen Sie sich eine Woche für Körper, Seele und Geist. Eine Gesundheitswoche mit verschiedenen Referenten.

(Pfarrer der EMK im Ruhestand)

16. - 21. Oktober 2011 Bibelwoche: „Kraft in Schwachheit“

„Freude an dem, was wir noch können“

Leitung: Bischof i.R. Dr. Walter Klaiber

Ferien, die in Erinnerung bleiben ...

Kursmodule einzeln kombinierbar - attraktives Rahmenprogramm.

2. - 9. Juli 2011

9. - 16. Juli 2011

Inklusive Bergbahnpass für freie Fahrt auf den Bergbahnen und Ortsbussen von Adelboden! Besser mit Herz! S

www.Hotel-Teuchelwald.de

72250 Freudenstadt · Tel. 07441/532-120

Ferien- und Familienhotel Alpina Flecklistrasse 40 CH-3715 Adelboden Telefon: 0041 (0)33 673 75 75

www.alpina-adelboden.ch info@alpina-adelboden.ch

IMPR E SSUM

unterwegs Herausgegeben von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Zeitschriftenredaktion im Medienwerk der EmK: Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Telefon 069 242521-150 Telefax 069 242521-159 E-Mail: unterwegs@emk.de Vertrieb • Anzeigen- und Abonnementsverwaltung: Blessings 4 you GmbH Postfach 31 11 41 · 70471 Stuttgart Telefon 0711 83000-51 Telefax -50 Anzeigendisposition: E-Mail: anzeigen@blessings4you.de Es gilt der Anzeigentarif 2011. Bezugspreise: Bei Bezug über die EmK-Gemeinde: im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten. Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der Erms Herstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart Einheftung in dieser Ausgabe: Lebenszentrum Ebhausen, radio m Beilagen in dieser Ausgabe: Francke

Axel Kühner

Leben über sich selbst hinaus Impulse für einen befreiten Glauben Neukirchener Aussaat Gebunden (flexibler Einband), 144 Seiten Best.-Nr.: 155.845 • 12,90 €

Leben - das ist Alltag und Fest, Einzigartigkeit und Gemeinschaft, Glaube und Liebe. Wenn wir die Vielfalt des Lebens bewusst aus Gottes Hand nehmen und mit anderen Menschen teilen, bekommt unser Leben eine neue Dimension - wir finden uns selbst, unseren Weg und unsere Aufgaben.
Die Gedanken, Gleichnisse und Geschichten, die der beliebte Autor Axel Kühner in diesem Buch gesammelt hat, regen dazu an, die wunderbare Freiheit zu entdecken, die wir als Gottes Kinder haben. So strahlt unser Leben über uns selbst hinaus.

Der neue Kühner – voller Wärme und Weisheit


24 ::: Titelthema: Der Kirchentag und die EmK

Im Auftrag des Herrn Ein Satz machte Alfred Mignon über Nacht zum Medienstar: »Das Wichtigste für mich ist, dass ich einen Freund aus den Schulden herausholen muss.« ­Zuvor hatte der 61-jährige Pastor 125.000 Euro gewonnen – und mehr als 110.000 Euro gleich einem Freund ­versprochen, der in der Klemme steckte. »Twitter« stand Mignon kurzzeitig ganz oben. Auf der Straße wird der Pastor angesprochen, sogar mit korrektem Titel: »Bei einem Spaziergang am Tegernsee rief ein Passant: ›Das ist doch der Pastor von der evangelisch-methodistischen Kirche‹«, erzählt Mignon und lacht. »Und das im tiefsten Oberbayern, wo Evangelische sehr selten sind.«

»In Gottes Schoß« In den Ereignissen der vergangenen Tage sieht Mignon klar Gottes Hand am Werk: »Ich habe mich bei dem Sender beworben, weil ich einen klaren Auftrag hatte: Ein guter Freund steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Und wir haben keinen anderen Weg gesehen, um an eine so große Summe zu kommen.« Die Chance, in die Endrunde zu kommen, sei extrem gering – umso klarer sei für ihn gewesen, dass Gott ihn dort haben wollte. Er habe sich während der Sendung in »Gottes Schoß« gefühlt. »Gott – wenn du willst, dass der Familie geholfen wird, dann hilf mir jetzt!«, habe er vor der Sendung gebetet. Beworben hat er sich schon oft, und zweimal schon war Mignon in die Vorauswahl gekommen. In die Sendung selbst hat er es noch nicht geschafft. »Aber ich hatte immer vor, den größten Teil des Gewinns zu verschenken.« Deswegen hat Mignon auch jetzt kein Problem damit, den Gewinn wegzugeben. »Ich habe keine Beziehung zu dem Geld aufgebaut – das ist total abstrakt.« Dabei zeigt er eine Postkarte, auf der steht: »Reichtum sollte nur einen Zweck haben: Armut abzuschaffen.« Dieses Zitat von Julius Nyerere, dem ersten Präsidenten von Tansania, habe ihn geleitet. Und natürlich der Satz John Wesleys: »Erwirb, so viel du kannst. Spare, so viel du kannst. Gib, so viel du kannst.« Das Telefon klingelt. Eine Reporterin will noch unbedingt vorbeikommen. Mignon seufzt. Aber nur ein bisschen. Schließlich genießt er den Rummel auch. Vor allem, weil dadurch die Kirche positiv ins Gespräch kommt. Volker Kiemle

Foto: Volker Kiemle / Medienwerk der EmK

E

s ist gar nicht so leicht, an diesem Montagmorgen mit Alfred Mignon ein ungestörtes Gespräch zu führen. »Ich nehm’ mal inzwischen das Telefon«, sagt seine Frau Eva-Maria. Seit der 61-jährige Pastor in der am Freitag zuvor ausgestrahlten Sendung »Wer wird Millionär?« 125.000 Euro gewonnen und mehr als 110.000 Euro gleich wieder verschenkt hat, reißen sich die Zeitungs- und Fernsehredaktionen um ihn. Die »Bild«-Zeitung setzte die Geschichte sogar auf die Titelseite der Samstagsausgabe, die Einladung zur Talkshow »Markus Lanz« kam noch am selben Abend. Fotografen und Reporter geben sich die Klinke in die Hand. Ein Journalist kam sogar in den Sonntagmorgengottesdienst, um den Pastor zu interviewen. Doch das bringt Alfred Mignon nicht aus der Ruhe. Er sitzt auf der Holzbank vor dem Haus in Otterfing, genießt die Sonne und lässt die Ereignisse Revue passieren. Ja, mit dem Medieninteresse hat er gerechnet – nicht zuletzt der Fernsehsender selbst habe ja ein Interesse daran, möglichst oft genannt zu werden. Und nicht jeden Tag verschenkt einer seinen Gewinn – auch wenn Mignon betont, dass er nicht der Erste ist, der das macht. »Aber dass die Bild-Zeitung die Geschichte auf die Titelseite gehoben hat, das hat mich erschüttert.« Offensichtlich sei es so etwas Exotisches, dass jemand seinen Besitz teilt. »Dabei ist das für Christen doch selbstverständlich!« Ist es eben nicht. Für seine Großzügigkeit musste sich Mignon sogar Schmähungen anhören: Er sei wohl nicht ganz richtig im Kopf, schrieb einer per Mail. Darüber kann der Pastor nur den Kopf schütteln, beirren lässt er sich nicht. Er ist schon immer seinen eigenen Weg gegangen. Dabei sei er auch gescheitert, erzählt Mignon. Aber immer wieder sei er in seinem Handeln ermutigt worden – nicht zuletzt in seiner Berufung zum Dienst als Pastor. Ermutigt haben ihn in den vergangenen Tagen auch hunderte von E-Mail-Schreibern und Telefonanrufern. Auf der Internet-Plattform »Facebook« gibt es begeisterte Kommentare, beim Kurznachrichtendienst


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.