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28. August 2011 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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GenieĂ&#x;en ist erlaubt Hoffen auf Heimat n

Wie Menschen im FlĂźchtlingslager Dadaab leben. Seite 8

Reisende Gemeinde Ein reiches Leben n

Warum uns das Unterwegs-Sein gut tut. Seite 13

n

Zum 90. Geburtstag von Philip Potter. Seite 14


2 ::: Editorial

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Neuer Vertreter der Sieben-

August mit einem Massenten-Tags-Adventisten bei gebet in einem Stadion den Vereinten ­Aufsehen erregt, als er vor Nationen ist 30.000 Menschen für die der aus Senegal Rettung der USA betete. stammende Perry begann seine politiTheologe und sche Karriere bei den Sprachwissen­Demokraten und wechselschaftler Dr. te 1989 zu den RepublikaGanoune Diop. Er wird nern. 1999 wurde er Stellgleichzeitig stellvertretender vertreter des damaligen Direktor für Öffentliche An­texanischen Gouverneurs gelegenheiten und ReligionsGeorge W. Bush und ein freiheit der adventistischen Jahr später, als Bush zum Weltkirchenleitung in Silver US-Präsidenten gewählt Spring, Maryland/USA. wurde, zu dessen Nachfol­Ganoune Diop war zuletzt ger im Gouverneursamt. als Direktor der adventistischen Studienzentren für die Die Zahl der Tierversuche in Bereiche Islam, ­Judentum, Deutschland ist in den verBuddhismus, Hinduismus gangenen Jahren deutlich sowie säkulare und postmogestiegen. Im Jahr 2005 derne Bevölkerungsschichsind jährlich etwa 2,4 Milten zuständig. lionen Tiere zu Versuchszwecken »verwendet« Papst Benedikt XVI. soll worden, wie es im Tier»Ehren­oberhaupt aller schutzbericht der BundesChristen« sein. Das hat der regierung heißt. 2009 waevangelische Theologe ren es knapp 2,8 Millionen. Der Anstieg wird un­Reinhard Frieling vorgeschlagen. Mit einem geter anderem mit dem meinsamen Ehrenoberhaupt Ausbau des Forschungswürde das Christentum standortes Deutschland ­seine Botschaft glaubwürdisowie dem verstärkten ger vertreten »als eine in Einsatz von eigens gezüchTausende Kirchen gespaltete teten, gentechnisch veränReligion«, schreibt schreibt derten Tieren begründet. der ehemalige Leiter des Konfessionskundlichen Mehr als 100.000 Glieder ­Instituts in Bensheim in hat die konservative ­einem Zeitungsbeitrag. »Nordamerikanische Luther­ische Kirche« Ein bekennender Methodist (NALC) ein Jahr nach ihwill Präsident der USA rer Gründung. Die NALC ­werden: Der Gouverneur hatte sich 2009 von der des US-Bundesstaates Texas, Evangelischen LutheriRick Perry, hat seine Kandischen Kirche in Amerika datur zu Wahl im nächsten (ELCA) abgespalten, weil Jahr angekündigt. Perry will offen homosexuell lebenfür die Republikaner antreden Theologen der Weg ins ten. Er gilt als konservativer Pfarramt geöffnet wurde. Christ und hatte Anfang epd / ANN / kie

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Titelfoto: MEV; Foto: Privat

Der reine Luxus So ein Ärger: Die Milch ist alle, und es ist schon spät am Abend. Morgen früh will mein Sohn seine Milch haben – ­ansonsten wird es ein holpriger Start in den Tag. Aber wir leben ja in der Stadt, und so kann ich noch rasch in den ­Supermarkt gehen. Der pure Luxus. Auch wenn nicht alle bis spät abends oder sogar rund um die Uhr einkaufen können: Zu den normalen Geschäftszeiten gibt es alles, was wir brauchen, zu kaufen. Und sogar mehr: Von jedem Produkt gibt es unzählige Sorten und Varianten, und trotz gestiegener Lebenshaltungskosten sind manche Lebensmittel – wie etwa Fleisch – noch immer beschämend billig. Es ist noch gar nicht so lange her, da kannte man solch einen Überfluss hierzulande nicht. Und in vielen Ländern der Erde haben die meisten Menschen nicht mal das Nötigste zum Überleben. Die aktuelle Hungersnot in Afrika macht das wieder erschreckend deutlich. Die Probleme sind nicht neu. Das kenianische Flüchtlingslager Dadaab etwa gibt es seit 20 Jahren (siehe Seite 8). Derzeit leben dort mehr als 400.000 Menschen, täglich kommen mehr. Es wird berichtet, dass viele Hungerflüchtlinge abgewiesen und nur noch die Kräftigen eingelassen werden – es gibt kein Geld, um die ­Geschwächten zu versorgen. Können wir da überhaupt noch mit gutem Gewissen reichlich essen und sogar noch genießen? Ja, aber in dem Wissen, dass wir unverdient beschenkt werden. Und wenn wir bereit sind, unseren Überfluss zu teilen. Ihr Volker Kiemle


Titelthema: Genießen erlaubt ::: 3

Genießen ist erlaubt! Dürfen es sich Christen so richtig gut gehen lassen und genießen? Viele denken da sofort an den reichen Jüngling: Nur wer asketisch lebt, kommt in den Himmel. Doch anderen zu helfen und selbst das Leben genießen, muss kein Gegensatz sein, sagt die Theologin Petra Ziegler. Mehr noch: Gott fordert uns sogar zum Genießen auf.

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foto: Maria Lanznaster/pixelio.de

uf Bärlauch freue ich mich jedes Frühjahr. Die frischen grünen Blätter würzen ganz fein geschnitten Salat und Soßen. Am allerliebsten esse ich Bärlauch-Kässpätzle. Das ist Genuss pur. Schon beim Drandenken rieche ich den unwiderstehlichen Bärlauch-Käse-Röstzwiebel-Duft, und mir läuft das Wasser im Munde zusammen. So ähnlich muss es Israeliten gegangen sein, als sie einst von Mose zum ersten Mal gehört haben, dass Gott sein Volk in ein Land bringen wird, in dem Milch und Honig fließen (2. Mose 3,8). Gott macht es spannend, redet zunächst nur von einem »guten und weiten Land«. Doch er ahnt wohl schon, dass die Worte »gut« und »weit« noch viel zu vage Formulierungen sind. Milch und Honig dagegen waren für die umherziehenden Israeliten der größte Genuss. Mit Honig ist wahrscheinlich eine Art Fruchtsirup – von Trauben, Datteln oder Feigen – gemeint. Dieser Sirup war so kostbar, dass er sogar exportiert wurde.

Der reine Luxus Dass Süßstoff einmal reinster Luxus war, können wir uns angesichts voller Supermarkt-Regale heute gar nicht mehr vorstellen. Aber einmal im Jahr kann ich es. In der Passionszeit verzichte ich meist auf Schokolade. Wenn ich am Ostersonntag das erste Schokoladenei auspacke, rieche ich erst daran und lasse es mir dann auf der Zunge zergehen. Das erste Schokoladenei nach der Fastenzeit schmeckt am besten. Doch wie viel Genuss ohne Reue ist erlaubt? Wer die Geschichte vom reichen Jüngling (Matthäus 19,16–26) im Kopf hat, wird sagen: Wer wirklich fromm sein will, für den ist »Genuss« tabu. Denn der Jüngling kommt ja nur dann ins Himmelreich, wenn er alles verkauft, was er hat. Der Lyoner Kaufmann Waldes, der im 12. Jahrhundert gelebt hat, hat dieses Jesus-Wort wörtlich genommen und sein Vermögen den Armen geschenkt. Kommt von solchen Bibeltexten her die Schlussfolgerung vieler Christen, ein vollkommenes Leben sei ein Leben in Kargheit oder Askese? Selbst wenn wir auf Kaviar, Champagner und Trüffel verzichten (was die meisten von uns ja sowie tun), leben wir zumindest in Deutschland im Luxus. Es ist ein Luxus, sich jeden Tag die Lebensmittel kaufen zu können, die einem gerade schmecken. Es ist ein Luxus,

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immer frisches Wasser zu haben – das nehmen wir gerade jetzt wahr, wo in Ostafrika eine Dürreperiode herrscht. Wenn wir Geld für Hilfsnahmen spenden, wird die Not wird vielleicht etwas gelindert wer- den. Aber der Hunger in Afrika und anderswo auf der Welt bleibt auf absehbare Zeit. Anderen zu helfen, aber selbst das Leben genießen, muss kein Gegensatz sein. Es gibt genügend Bibelstellen, in denen Gottes Schöpfung gelobt wird und solche, die das Genießen ausdrücklich empfehlen. Wenn in Psalm 34,9 dazu aufgefordert wird »Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist«, dann ist damit nicht nur gemeint, zu verstehen, dass Gott einem aus einer großen Notlage hilft, sondern der Gläubige soll Gottes Barmherzigkeit mit allen Sinnen aufnehmen. Gott fordert immer wieder in der Bibel zum Genuss auf. In Jesaja 1,19 verspricht Gott: »Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen.« Die Vorstellung, für Christen verbiete sich gutes Essen und guter Wein – oder gar Alkohol überhaupt –, ist eher eine Folge des Missbrauchs. Richtig verstandener Genuss hat für mich auch etwas mit Wertschätzung zu tun: für den Winzer, der seine Trauben kultiviert und sich um den Ausbau seines Weins bemüht; für den Bauern, der es mir ermöglicht, dass ich Dinkelbrot essen und Biomilch trinken kann. Und hinter allem steht die Überzeugung, dass Gott der Schöpfer aller Dinge ist. Ich halte es da mit Prediger 2,24–25: »Ist’s nun nicht besser für den Menschen, dass er esse und trinke und seine Seele guter Dinge sei bei seinem Mühen? Doch dies sah ich auch, dass es von Gottes Hand kommt. Denn wer kann fröhlich essen und genießen ohne ihn?«

Petra Ziegler ist Chefredakteurin des Evangelischen Gemeindeblatts für Württemberg. Sie lebt in Stuttgart.

Der intensive Duft von Bärlauch gehört für viele Menschen zum Frühling.


4 ::: Titelthema: Genießen erlaubt

Was Schwarzbrot mit einem Drei-Gänge-Menü verbindet »Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen« – so sagt es der Volksmund. Die Bibel lehrt uns aber noch mehr: Essen stiftet Gemeinschaft. Und dabei darf es auch üppig zugehen. Denn Essen und Trinken erhalten und bestätigen unsere leibliche Existenz vor Gott. Rosemarie Dorn-Wiedenmann erklärt, warum das so ist.

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Gutes Essen ist ein ­Geschenk, dem wir mit Aufmerksamkeit ­begegnen sollten.

Essen ist Gottes Gabe – von Anfang an Ein gutes Essen ist bei einem gelungenen Fest nicht wegzudenken. Das Essen nimmt auch, vielleicht ohne dass uns dies richtig ins Bewusstsein dringt, in den biblischen Geschichten einen wichtigen, vielleicht sogar sehr wichtigen Stellenwert ein. So spricht Gott im Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 zu dem Menschenpaar, direkt nachdem er sie segnet (V. 29): »Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.« Im Schöpfungsbericht in 1. Mose 2 heißt es (V. 9a): »Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei gute Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen.« In der Sündenfallsgeschichte wird dieser Vorgang fort-

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Foto: Alexandra H./pixelio.de

o essen sie am liebsten, wenn Sie sich und Ihrer Familie einmal etwas Gutes gönnen wollen? Gehen sie »groß« aus in ein Restaurant, wo sie umgeben sind von gehobener Eleganz? Wo fünf erlesene Gänge ungewöhnliche Geschmacks­ erlebnisse versprechen? Oder finden Sie es doch viel schöner, weil ungezwungener, bei ihrem Stammlokal um die Ecke die immer gleiche Lieblingspizza zu bestellen oder einen langen Sommerabend mit Freunden in einem Biergarten bei einer einfachen Mahlzeit zu verbringen und bis Mitternacht über Gott und die Welt, Menschliches und Allzumenschliches zu sinnieren? Oder sind nicht die schönsten Mahlzeiten die zu den Festen, wenn sich eine große Familie oder ein lang vertrauter Freundeskreis zu Hause trifft und Selbstgekochtes serviert wird? Auch eine Mahlzeit zu zweit mit dem Partner oder der Partnerin, mit einer guten Freundin oder einem guten Freund kann ein Höhepunkt sein, ein kleines Fest, das die Routine des Alltags durchbricht.


Titelthema: Genießen erlaubt ::: 5

gesponnen, indem das erste Menschenpaar die Frucht worden, und das nicht zu Unrecht. Sehr häufig ist das des verbotenen Baums der Erkenntnis von Gut und Bö- Ziel eine Verbesserung unserer Gesundheit. Es kursiese dann doch verzehrt. Im Folgenden kommt dem Essen ren eine Unmenge Vorschläge, wie wir unsere Esskulin den biblischen Geschichten ein nicht zu unterschät- tur verbessern können. Auffällig erscheint mir dabei zender Stellenwert zu: Im Bund Gottes mit Noah wird aber auch, dass die gesellschaftliche Schere weit auseinanderklafft. Dass sich einerseits ein erstes Speisetabu erwähnt, nämausgeklügelte Diäten und raffilich das Verbot des Genusses von nierte Kochsendungen großer BeTierblut. Besser ein trockener liebtheit erfreuen, während andeAuch in den Geschichten der Bissen mit Frieden als ein rerseits viele Kinder anscheinend Erzväter wird immer wieder vom Haus voll Geschlachtetem kein Familienleben mit gemeinsaEssen berichtet: So bietet Abraham men Mahlzeiten und Tischsitten den drei Gottesboten in Mamre ein mit Streit (Sprüche 17,1) kennen und immer noch ein erbesonders sorgfältig zubereitetes schreckend großer Teil der Mahl an und sie essen es, bevor sie Menschheit hungert. ihm die Geburt seines Sohnes Isaak verheißen. Genauso geht es bei der Entscheidung um das Erstgeburtsrecht zwischen Esau und Jakob ums Brot und Festessen sind beides Geschenke Essen; Josef setzt seinen Brüdern in Ägypten ein Fest- Welche Schlüsse lassen sich aus den biblischen Bezüessen vor. Dann beginnt der Auszug der Israeliten aus gen zum Thema Essen ziehen? Essen und Trinken sind Ägypten mit der Einsetzung des Passafestes und dem ein Geschenk Gottes an mich, eine einfache Scheibe Passamahl, dem zentralen Fest der Juden bis heute, die Brot genauso wie ein opulentes Festessen. Einem GeSpeisung des Volkes in der Wüste mit Wachteln und schenk begegne ich mit Aufmerksamkeit und DankManna. Die Tora enthält Speisegebote und -verbote, barkeit. Ein Tischgebet muss kein lästiges und leeres ohne die das Alte Testament und die jüdische Kultur Ritual sein, sondern ist sein guter Moment, mich in über die Jahrtausende nicht verständlich sind. Aufmerksamkeit und Dankbarkeit auf das Essen einzustimmen. An zentraler Stelle Welches Ziel ich dabei vor Augen habe, möchte ich Im Neuen Testament spielt das Essen wieder an zen- mit wenigen konkreten Hinweisen deuten: Nach Mögtralen Stellen eine entscheidende Rolle. Im Johannes- lichkeit Bio-Essen, sofern ich es mir leisten kann. Aber evangelium gibt sich Jesus auf der Hochzeit zu Kana Bio-Essen, das um den halben Globus gekarrt wurde, mit einem Speisewunder das erste Mal als Messias zu bringt mich in einen inneren Widerspruch, das kann erkennen. Und dann richtet sich das zentrale Augen- ich nicht in »Frieden« genießen. Also: Lieber Äpfel als merk in allen vier Evangelien auf die Umdeutung des Kiwi. Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Und: Wenn Passafestes durch Jesus selbst zu Beginn der Passions- ich ab und zu bereit bin, auf meinen gewohnten Stangeschichte. Jesus deutet diesen – im Grund sehr einfa- dard zu verzichten, habe ich für die Bedürftigen etwas chen und äußerlich undramatischen – Ess- und Trink- übrig. Auch das dient dem »Frieden«. vorgang auf seinen Tod und seine Auferstehung hin. Essen und Trinken, gerade die biblischen Festessen Und im Gleichnis von der verschlossenen Tür (Lukas lehren mich das, dienen der Pflege der Gemeinschaft. 13,29) wird die zukünftige ewige Freude des Gottes- Und bei einem Festessen darf es üppig zugehen, auch reichs mit einem großen Festmahl verglichen: »Und es das zeigen die biblischen Geschichten. Gemeinsames werden kommen von Osten und Westen, von Norden Essen als eine, hoffentlich positive, Form der Gemeinund Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Got- schaft, als Höhepunkte des Lebens. Essen und Trinken erhalten und bestätigen meine tes.« Essen und Trinken ist ja ein täglich mehrmals wie- leibliche Existenz vor Gott. Und zwar bis dahin, dass derholter Vorgang, über den wir uns im Normalfall im Essen und Trinken beim Abendmahl die Hoffnung wenig Gedanken machen – jedenfalls viele von uns, auf Heiligung und Verklärung unserer leiblichen Exismich eingeschlossen – und für den wir uns manchmal tenz gefeiert wird, die Jesus Christus uns im Reich auch wenig Zeit nehmen können oder wollen. Es geht Gottes verheißt. mir mit der Aufzählung von Festessen und den biblischen Bezügen auch nicht darum, dem ganzen Vorgang ums Essen und Trinken eine Überhöhung angedeihen zu lassen, die in die falsche Richtung führt. Nämlich dazu, ein unnötiges Brimborium um einfache VorgänRosemarie Dorn-Wiedenmann ge des täglichen Lebens zu machen. hat Germanistik und Geschichte studiert Ernährung ist aber auch in unserer weitgehend und lebt mit ihrer Familie in Stuttgart. nichtreligiösen Gesellschaft ein wichtiges Thema ge-

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12 ::: Gemeindeportrait

Gemeinsam Neues wagen

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b in den …« »Dschungel!« 60 Kinder, fast 30 Mitarbeitende, manche Eltern und Geschwister sowie einige Gemeindeglieder schreien es heraus: Das Motto des Zeltlagers 2010. Wir befinden uns im Gottesdienst, mit dem die Großveranstaltung des Bezirks Dornhan nach zehn Tagen endet. Für viele ist das Zeltlager der Höhepunkt des Jahres. Einige Kinder sind jedes Jahr dabei. Die meisten von ihnen gehören nicht zur EmK. Eine andere Großveranstaltung ist der Bezirksbasar mit Schlachtplatte. Außerdem beteiligt sich die EmK jedes Jahr mit einem Stand am Weihnachtmarkt in Dornhan. Der Erlös vom Kaffee- und Kuchenverkauf geht in der Regel an die Aktion der EmK-Weltmission »Kinder helfen Kindern«.

Die Geschichte des Bezirks Dornhan beginnt im Jahr 1870. Damals kamen Prediger der Evangelischen Gemeinschaft in den Schwarzwald. Bei der Jahreskonferenz 1877 in Stuttgart erhielt Prediger Vetter eine Dienstzuweisung für den Schwarzwald und nahm in Sulz a. N. seinen Wohnsitz. Heute wohnen Pastorin und Pastor in Dornhan. Die heutigen Kirchengebäude wurden zwischen 1954 und 1976 eingeweiht. 2005 konnte das Pastorat in Dornhan bezogen werden. Seit November 2006 gibt es auf der Friedenskirche neben dem Pastorat eine Photovoltaikanlage. Bei einem Klausurtag formulierten die BK-Mitglieder 2006 für den Bezirk: »Wir stehen für Gemeinschaft mit Gott und untereinander, Freiwilligkeit und Verbindlichkeit

Bezirk Dornhan n Die Gemeinden des Bezirks Dornhan liegen am Rand des

­Schwarzwaldes in den Landkreisen Freudenstadt und Rottweil. Dornhan (Kernstadt) hat rund 2.900 Einwohner. Die kleinen ­Ortschaften Betzweiler, Dürrenmettstetten, Fluorn und Römlinsdorf sind ganz unterschiedlich geprägt. n Zum Bezirk gehören 130 Glieder, 136 Kirchenan- und ­zugehörige sowie 72 Freundinnen und Freunde. n Im Bezirk gibt es drei Bibelgesprächskreise, drei Hauskreise, drei Jungschargruppen, Müttertreff, Posaunenchor, zwei Sonntags­schulen, Teeny- und Jugendkreis. Projektchöre bilden sich zu besonderen Anlässen. www.emk-dornhan.de

und Hinwendung zum Menschen.« Seitdem beschäftigt uns die Frage, was das uns heißt. Wir befinden uns mitten in einem Prozess, die Strukturen anzupassen. Dabei sind in den letzen Jahren neue Ideen entstanden, wie etwa das Projekt Kirche und Film in Dornhan: Am Freitagabend wird ein Spielfilm gezeigt, der am Sonntag im Gottesdienst thematisch aufgenommen wird. In Römlinsdorf haben wir mit Kindererlebnisnachmittagen begonnen, die dreimal im Jahr an einem Samstag stattfinden. Am Sonntag gibt es dann immer einen Gottesdienst für Jung und Alt, dem oft ein gemeinsames Mittagessen folgt. In Betzweiler geschieht viel in ökumenischer Zusammenarbeit. Das nächste große Projekt ist schon geplant: Die zweite »Gemeindewoche«, eine besondere Verkündigungswoche. In den letzten Jahren haben wir als Bezirk mehrere 40-Tage-Aktionen durchgeführt, die uns immer wichtige Anstöße gegeben haben. Dieses gemeinsame Hören auf Gott und der Austausch darüber sind uns auf unserem Weg wichtig. Wir sind gespannt, wohin dieser Weg uns führen wird. Steffen Peterseim

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Foto: privat

Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regelmäßig EmK-Bezirke vor. In dieser Ausgabe geht es nach Dornhan im Schwarzwald.


::: unterwegs erlebt

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Warum Christen nicht stehenbleiben Jesus nachzufolgen heißt, unterwegs zu sein. Ganz praktisch wird das in unserer Kirche daran deutlich, dass Pastorinnen und Pastoren regelmäßig neue Dienstzuweisungen bekommen. Aber auch Gemeinden müssen sich bewegen – hin zu den Menschen, betont Bischöfin Rosemarie Wenner.

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Foto: Claus Kellner / Medienwerk der EmK

ommerzeit ist Reisezeit. Das hat für einige Pastorenfamilien in diesem Jahr wieder eine besondere Bedeutung. Sie haben eine neue Dienstzuweisung erhalten. Der Wechsel kostet die Familien einiges: Ehepartnerinnen suchen eine andere Arbeitsstelle, Kinder lassen Freunde zurück und müssen sich in einer neuen Schule einleben. Ist solch ein Aufwand nicht zu groß? Manche Veränderungen sind nötig, weil Pastoren in den Ruhestand gehen und Menschen neu in den Dienst der Kirche kommen. Doch es gibt einen weiteren Grund, warum wir uns Versetzungen zumuten: Sie erinnern uns Jahr für Jahr daran, dass wir als Christen und Christinnen in die Welt gesandt sind. Missionarisch leben hat mit Abschieden und Neuanfängen zu tun. Das ist anstrengend. Aber es bietet auch Chancen.

Es braucht mehr als nur »neue Besen« Bei der Tagung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz in diesem Jahr stellte Professor Wilfried Härle eine Studie vor, die er im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland durchführte. Wachsende Gemeinden wurden befragt, um von ihnen zu lernen. In dem Buch »Wachsen gegen den Trend« sind die Ergebnisse veröffentlicht. Die Studie zeigt, dass eine Veränderung in der pastoralen Leitung Wachstum fördern kann. Diese Bemerkung aus dem Referat von Professor Härle prägte sich mir ein. Da und dort erleben wir dies auch in methodistischen Gemeinden. Und es kann öfter geschehen, wenn wir den Pastorenwechsel nicht als methodistisches Ritual abtun, sondern die Unterbrechung vom Gewohnten nutzen. Ein solcher Prozess ist nicht mit dem Sprichwort zu beschreiben: »Neue Besen kehren gut!«

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Wenn dies alles wäre, würde sich nicht viel ändern. Die Gemeinde ließe die neue Pastorin machen und würde applaudieren oder kritisieren, je nach Geschmack. Die Pastorin würde sich trotz manch guter Ideen schnell verschleißen. Bald wäre alles beim Alten. Wenn ein Pastorenwechsel wirklich eine Wachstumschance in sich bergen soll, braucht es mehr. Man ist gemeinsam bereit, sich auf Veränderungen einzulassen, um Gott neu zu erleben. Gemeinden lassen sich von den Impulsen des neuen Pastors herausfordern. Durch Härles Beobachtungen sehen sie sich und ihre Umgebung in einer neuen Perspektive. Und Pastoren regen Prozesse an, um tiefer zu verstehen, was Gottes Gedanken für die methodistische Gemeinde in X sein könnten. Gibt es Herausforderungen im Stadtteil, die Gott uns auf die Seele legt? Gibt es Menschen, vielleicht sogar Menschen, die bisher nicht zu uns gehören, die zur Mitarbeit bereit sind? Und vor allem: Rechnen alle zusammen damit, dass Gott die Gemeinde segnet und zum Segen setzt? Mit Erstaunen hörte ich, dass Härles Studie dieselben Wachstum fördernden Faktoren zu Tage brachte wie eine groß angelegte Studie unter EmK-Gemeinden in den USA: lebendige Gottesdienste, Kleingruppenarbeit, Angebote für Kinder und Jugendliche und engagierte Pastoren und Pastorinnen, die andere zur Mitarbeit motivieren. Das hört sich ziemlich unspektakulär an. In der Tat ist es nichts Besonderes, damit zu rechnen, dass Gemeinden wachsen können. Manchmal braucht es aber die Unterbrechung vom Gewohnten, um sich darauf neu zu besinnen. Ich bete dafür, dass die Versetzungen in diesem Sommer Initialzündungen für Wachstum in Gemeinden sind.


14 ::: Portrait

Leben mit der Bibel und der Tageszeitung

Philip Potter hat die weltweite Kirche geprägt.

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hilip Potter gehört in die Reihe progressiver Methodisten. Bevor er als Generalsekretär des Ökumenischen Rates (ÖRK) von Genf aus Furore machte, trugen andere vor ihm schon ein hohes Maß an Mitverantwortung für den Weg der Gemeinschaft der Kirchen. Der amerikanische Bischof Gerald Oxnam (1891–1963) gehörte von 1948–1954 dem Präsidium des ÖRK an. Der erste Laie unter den Präsidenten des Kirchenbundes war der New Yorker Rechtsanwalt Charles C. Parlin (1898–1981), der auch in der Vereinigung von Evangelischer Gemeinschaft und Methodistenkirche höchst aktiv war. Er gehörte dem Präsidium von 1961 bis 1968 an. Mit Philip Potter wurde am 16. August 1972 ein selbstbewusster, kluger, sensibler, zugleich dialogbereiter und durchsetzungsfähiger Theologe, der nicht aus den traditionellen Kirchen der westlichen Welt kam, zum Generalsekretär gewählt. Nach ihm kamen zwei weitere Generalsekretäre aus methodistischen Kirchen: Emilio Castro (*1927) aus Uruguay und Samuel Kobia (*1947) aus Kenia. Potter markierte von Anfang an seine Position klar. »Ich bin kein schwarzer Europäer, und ich hoffe nicht, dass das von mir erwartet wird.« Der Blick auf die Welt und auf die Kirchen sah aus der westindischen Perspektive anders aus als von New York, Genf oder Berlin her. Philip Potter wurde am 19. August 1921 auf der Karibikinsel Dominica geboren. Sein Vater war ein

Buchtipp Philip A. Potter: »... damit du das Leben wählst.« Texte und Reden eines Gestalters der ökumenischen Vision, Hrsg. von Andrea Fröchtling u.a., Edition Ruprecht, Göttingen 2011, 24,90 Euro. ISBN: 978-3-7675-7149-5

akademisch gebildeter Katholik, seine Mutter gehörte der verschwindend kleinen methodistischen Kirche an. Damit prägten von Anfang an zwei konfessionelle Traditionen seine Kindheit. Philip studierte Jura. In der methodistischen Gemeinde wirkte er als Sonntagsschullehrer und Jugendleiter. Das war zu jener Zeit der typische Einstieg ins methodistische Predigtamt. Mit 18 Jahren bekam er die Aufgabe eines Laienpredigers übertragen. Die Kirche erkannte sein Charisma als Prediger und berief ihn zur Teilnahme an der Mission in den hauptamtlichen Dienst. Nach der Bewährung im Praktikum sandte ihn die Konferenz nach Kingston/Jamaika zum Studium. Zu seinen charakteristischen Merkmalen gehörten seine exegetisch gründlichen Bibelarbeiten und seine klaren theologischen Aussagen in überzeugenden Predigten. Dem reich begabten Philip wurden schon bald Aufgaben im Christlichen Studentenweltbund übertragen, deren deutsche Abteilung die Christliche Studenten Vereinigung war. 1949 wurde Potter der Präsident dieses Weltbunds. Als 37-Jähriger übernahm er das Jugendreferat im Genfer Zentrum des Ökumenischen Rates. Seine weltweiten Beziehungen hatten den Blick auf die Probleme der sogenannten »Dritten Welt« noch verschärft. Über seine Heimat schrieb er: »Man kann vom karibischen Raum nicht sprechen, ohne von der menschlichen Tragödie unseres Volkes tief bewegt zu sein. Wir sind entwurzelt, chronisch arm, ständig in der Versuchung, andere Menschen nachzuahmen … Nirgendwo anders habe ich das Drama der Menschheit so offen und so hoffnungsvoll liegen sehen.« Wer diese Sätze liest, versteht die Sehnsucht und die im Glauben begründete Hoffnung, durch die Potter in der Ökumene innerlich zum Handeln gezwungen wurde. 1967 bis 1972 war er Direktor der Genfer Abteilung für Weltmission und Evangelisation. Von 1972 bis 1984 übte er als Generalsekretär das Amt des ÖRK aus. Sein Glaube war – typisch methodistisch – handlungsorientiert und zielte immer auf den gestalteten Glauben in der Nachfolge Christi. Zu seiner Zeit wurde das Lima-Dokument erarbeitet, in dem die gesamte Kirche Christi eine weltweite Einheits-Diskussion auf einer vorher nie da gewesenen breiten Basis führte, um über die grundlegenden Fragen von Taufe, Eucharistie und Amt Wege der Verständigung zu suchen.

unterwegs 18/2011 ::: 28. August 2011

Foto: Peter Williams / WCC

Er gehört zu den progressiven Methodisten und machte als Generalsekretär des Ökumenischen Rates Furore. Am 16. August feierte Philip Potter seinen 90. Geburtstag. Karl Heinz Voigt würdigt ihn.


unterwegsinfo

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THR: Rektor und Prorektor im Amt bestätigt D

er Verwaltungsrat der Theologischen Hochschule Reutlingen (Evangelisch-methodistische Kirche) hat Rektor Prof. Dr. Jörg Barthel (im Bild rechts) einstimmig in seinem Amt bestätigt. Zum neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrates wurde der Schweizer Pfarrer Markus Bach gewählt (3.v.l.). Er löst Pastor Thomas Leßmann (hinten Mitte) ab, der das verantwortungsvolle Amt länger als eine Wahlperiode innehatte. Auch der Prorektor, Prof. Dr. Roland Gebauer (5.v.l.), wurde für eine weitere Amtszeit gewählt. Barthel und Gebauer leiteten die staatlich anerkannte Fachhochschule höchst professionell, teilte die THR mit. So konnten im vergangenen Jahrviert zwei Akkreditierungen äußerst erfolgreich abgeschlossen werden. Zudem hätten

beide großes Ansehen als theologische Wissenschaftler. Schließlich werde das kirchliche Engagement der beiden geschätzt.

Zum zehnjährigen Gedenktag der

»Zwischenräume« zeigt die

Anschläge vom 11. September 2001 rufen die christlichen ­Kirchengemeinden in Nellingen und der D.I.T.I.B. Moscheeverein Ostfildern zu Frieden und freundlicher Begegnung auf. Am 11. September laden sie dazu ein, der Opfer dieses Attentats und der Opfer der Kriege im Irak und Afghanistan zu gedenken und sprechen sich gegen Gewalt im Namen unserer Religionen aus. Um 9.30 Uhr beginnt ein ökumenischer ­Gottesdienst in der St. Blasius-Kirche Nellingen mit Pfarrer Peter Martin, Pastor Jürgen Hofmann und Pfarrerin Cornelia Krause. Um 11 Uhr beginnt ein interreligiöses Friedensgebet mit dem Imam und Angehörigen des Vorstands des D.I.T.I.B. Moscheevereins Ostfildern und den Geistlichen der christlichen Kirchen Nellingens auf dem Schulhof der Klosterhofschule.

a­ ktuelle Kunstausstellung im ­Bethesda Krankenhaus in ­Stuttgart. Vom 4. September bis 20. November präsentiert die Stuttgarter Künstlerin ­Kerstin Rehbein Malerei, Grafik und Druckgrafik. Rehbein hat M ­ alerei und Grafik in Stuttgart und Dresden studiert. Seit 1995 ist sie freischaffende Künstlerin. 2004 hat sie den Kunstpreis der Diözese ­Rottenburg-Stuttgart gewonnen. n ­Stuttgart, Hohenheimer Straße 21, geöffnet täglich von 8 bis 20 Uhr in den Aufenthaltsbereichen vom 4. bis 6. Stock. www.bethesda-stuttgart.de La Dolce Vita (das süße Leben) –

unter diesem Motto stand das Sommerfest im Seniorenzent­ rum Martha-Maria Nagold am 25. Juli.

Der Verwaltungsrat sprach den Professoren für die theologische Lehre und Forschung seinen Dank aus. pm

kurz &bündig Das Duo Windwood & Co. ­gestaltete den Festgottesdienst; Musikstücke, Lieder und die Predigt über die Reise von Paulus durch Italien drehten sich um Dolce Vita und Italien. Beim Genießen der verschiedensten kulinarischen Köstlichkeiten war Zeit für fröhliche Begegnungen und Gespräche. ­Verschiedene Aktivitäten gab es am Nachmittag. Daneben konnten Kunstleitpfosten für die Landesgartenschau bemalt werden. Die Nagolder Gruppe Siculi begeisterte die Bewohner und Besucher mit typisch italienischer Musik. Das »Wort auf den Weg« rundete das Sommerfest ab. http://bit.ly/pOWYRN


16 ::: unterwegs info

Stuttgart: EmK wird zum Energieversorger

Eine energie­ reiche Koalition (v.l.): Lothar Elsner und ­Volker Schulz (EmK), Paul Hell und Jobst Kraus (ÖEG), Kurt Junginger und Paul Gräsle (EmK). Foto: Melanie Reh

Die EmK in Süddeutschland ist unter die Energieversorger gegangen: Mit einen Festakt trat die Süddeutsche Jährliche Konferenz (SJK) offiziell der Ökomenischen Energiegenossenschaft Bad Boll bei. Damit wurde ein Konferenzbeschluss der SJK vom Mai 2011 umgesetzt.

E

s geht nicht immer so schnell in der Kirche.« Pastor Kurt Junginger musste selbst schmunzeln: Vor knapp einem Jahr hatten die Umweltbeauftragten in der SJK den Vorschlag, sich mit dem Thema »erneuerbare Energie« auseinanderzusetzen, auf den Tisch ge-

interview Die EmK in Süddeutschland engagiert sich für erneuerbare Energien. Über die Gründe und Pläne hat Melanie Reh mit Pastor Kurt Junginger gesprochen. Wie ist die EmK auf die Idee gekommen sich der ökumenischen Energiegenossenschaft anzuschließen? Kurt Junginger: Schon vor längerer Zeit gab die Gruppe der Umweltbeauftragten in der SJK den Anstoß über das Thema Erneuerbare Energien nachzudenken. Schließlich ist schon lange deutlich, dass eine Wende in der Energiepolitik notwendig ist. Angesprochen, diskutiert und befürwor-

bracht. Im Mai wurde die Frage bei der SJK-Tagung in Öhringen diskutiert und ein entsprechender Auftrag verabschiedet. Nur zwei Monate später war es soweit: Die Evangelisch-methodistische Kirche hat eine Zusammenarbeit mit der Ökumenischen Energiegenossenschaft (ÖEG) Bad Boll vereinbart. Die ÖEG wurde Ende 2009 in der Evangelischen Akademie Bad Boll gegründet. Anlass war der Neubau des Gästehauses, auf dessen Dach eine PhotovoltaikAnlage errichtet wurde. Die EmK möchte sich allerdings nicht nur auf den Bau von den typischen Photovoltaik-Anlagen be-

tet wurde es dann bei der diesjährigen Süddeutschen Konferenz in Öhringen. Es stellte sich dann die Frage: Wie können wir uns am besten engagieren? Wir sind bald auf die ökumenische Energiegenossenschaft gestoßen, die unsere Ideen im Großen und Ganzen teilt. Zunächst war geplant, eine eigene ­Energiegenossenschaft zu gründen. ­Warum wurde das nicht realisiert? Kurt Junginger: Bei unserer ­Recherche hat sich sehr schnell herausgestellt, dass die Gründung einer Genossenschaft nicht einfach ist. Es bringt nicht nur eine Menge Arbeit sondern auch jede Menge komplizierte Anmeldeformalitäten mit sich. Bei der

schränken. »Wir wollen gerne etwas frischen Wind hineinbringen«, kündigte Volker Schulz, Umweltbeauftragten der EmK, beim Festakt in Stuttgart-Giebel an. Insofern ist nicht nur geplant, im Vorstand und Aufsichtsrat tätig zu werden, sondern auch ein eigenes Außenbüro einzurichten. Schließlich ist die Bandbreite der Tätigkeiten einer Energiegenossenschaft sehr groß, sagt Paul Gräsle. Gräsle, der sich schon jahrzehntelang für die Umwelt und nachhaltiges Handeln in der Kirche einsetzt, spielt dabei in Gedanken mit Wärmekraftkopplungsanlagen oder Blockheizkraftwerken. »Es gibt so viele Projekte die wir in Angriff nehmen können«, sagt Gräsle. Doch zunächst braucht es Geld. »Ich denke, das könnten wir schon in rund fünf Jahren zusammen haben«, sagte Schulz. Letzten Endes werden dann aber natürlich die Genossen und Genossinnen entscheiden, in welchen Bereichen der regenerativen Energiegewinnung die ÖEG agieren wird. Am ersten Abend wurden schon Anteile im Wert von 22.000 Euro gezeichnet. Melanie Reh

ökumenischen Energiegenossenschaft stießen wir auf offene Ohren. Welche Ziele haben Sie sich für die ­Zukunft mit der ökumenischen ­Genossenschaft gesetzt? Kurt Junginger: Natürlich dass wir auf Dächern von Kirchen und Gemeindehäusern Solaranlagen bauen. Sehr gerne möchten wir nicht nur bei der Photovoltaik bleiben, sondern auch auf anderen Gebieten der regenerativen Energie tätig werden. Da gibt es ja noch so viele Möglichkeiten. Für die Genossen und Genossinnen setzen wir uns zum Ziel, dass etwa zwei bis drei Prozent Rendite ausgezahlt werden können, es soll sich ja auch schließlich lohnen. Der Rest 18/2011 ::: 28. August 2011 wird inunterwegs die Nachhaltigkeit investiert.


unterwegs info ::: 17

Vaihingen an der Enz: »Ich bin da, wo du bist«

D

as war ein Fest! Zehn junge Leute und Ulrieke Urban, ein echtes Original in Vaihingen an der Enz, haben sich in die Gliedschaft der Evangelisch-methodistischen ­Kirche aufnehmen lassen. Es war auch deshalb ein großes Fest, weil vier von den jungen Leuten getauft wurden. Uns allen ist es an diesem Tag »ins Herz geknallt«: Gott stellt sich uns vor – »Ich bin da wo du bist«. Mose ist nicht auf der Suche nach Gott, sondern nach Grünfutter für seine Tiere. Bei dieser Suche passierst es: Gott spricht ihn persönlich an: Mose! Eine wirkliche Beziehung zu Gott beginnt damit, dass Gott redet, dass Gott persönlich anspricht. Mehr noch – er stellt sich mit seinem Namen vor: Jahwe – Ich bin da wo du bist, so übersetzt Martin Buber. Elf prächtige Menschen haben den Ruf Gottes gehört und sie

Ein großes Fest: Elf prächtige Menschen haben den Ruf Gottes gehört und sie haben wie Moses geantwortet: Hier bin ich!

haben wie Moses geantwortet: Hier bin ich, ich bin ganz da, ganz Ohr, ich höre. Sie und wir alle bekommen die Zusage: »Ich Gott – bin da wo du bist!

Ja, es war wirklich ein großes Fest für uns als Bezirk. Und weil es so schön war, laden wir am 1. Advent wieder zur Gliederaufnahme ein. Pastor Johannes Browa

Happenbach: Posaunenchor in Frankreich A

Fotos: Klaus Rabe

uf Einladung des Bläserkameraden Klaus Hofmann, der sich gerade mit seiner Familie beruflich für drei Jahre in Annecy (Departement Hoch-Savoyen) aufhält, machte sich eine Gruppe des Posaunenchores Happenbach kürzlich auf eine Reise nach Frankreich. Nach einem ersten gemütlichen Abend begann der Freitag mit einem vollen Programm. Am Vormittag wurde am Col de la Forclaz eine kleine Wanderung unternom-

unterwegs 18/2011 ::: 28. August 2011

men. Nachmittags hoben einige zu einem Tandem-Gleitschirmflug ab oder versuchten sich beim Wasserskifahren. Der Rest der Gruppe genoss die Landschaft bei einer Schiffsreise auf dem See von Annecy. Am Samstagnachmittag fand dann das große bläserische Ereignis statt, für das zu Hause bereits viel geprobt worden ist. Dank der Vermittlung durch Klaus Hofmann durfte der Posaunenchor Happenbach im Stadtgarten »Jardin Europe« von Annecy ein einstündiges Konzert geben. Mit einem vielseitigen Programm durch mehrere Jahrhunderte konnte die Bläsermusik viele Parkbesucher und Zuhörer ansprechen. Am Sonntag hieß es Koffer packen und sich auf den Heimweg

machen – nicht aber ohne einen Konzert im Jardin kleinen Abstecher nach Genf. Dort Europe, Annecy, begleitete der Posaunenchor Hap- Frankreich penbach noch musikalisch den Gottesdienst der Genfer EmK-Gemeinde. Nach einem kleinen Imbiss und vielen »Merci«, »Dankeschöns« und einem »à la prochaine« (bis zum nächsten Mal) ging es auf den Heimweg. Diese Tage waren sehr ermutigend. Herbert Geigle www.emk.de/abstatt-happenbach


18 ::: unterwegs info

persönlich Aufgeno mmen Lage ::: am 19. Juni Regina ­Friesen (32), Simone Pfitzner (40), Hendrik Wilhelmi (39) und Kathrin Wilhelmi (31). Meßstetten ::: am 7. August Alexander Eppler (43), Linda Groschupf (23), Mirjam ­Groschupf (28), Gabriele Kailer (33), Ilena Kästle (23) und Birgit Schumacher (20).

Wi r gr atu lie ren Annaberg-Buchholz ::: Christine und Roland Küchler zur goldenen Hochzeit. Bebra ::: Anneliese und Heinrich Liedtke zur goldenen Hochzeit. Birkenfeld ::: Mathilde Wacker zum 90. Geburtstag. Bruchsal/Kraichtal ::: Heidi und Wolfgang Dietze zur goldenen Hochzeit. Ellefeld ::: Kurt Blött zum 90. Geburtstag. Esslingen ::: Hildegard und Otto Roth zur diamantenen Hochzeit.

wo wann was T e r mine Abstatt-Happenbach ::: ­Gemeindezentrum Friedens­ kirche, Richard-Bäuerle-Straße 3, 23. September, 20 Uhr, Black Gospel mit Caroline Aigbe und gospel.ag-Band. Nürnberg ::: Eben-Ezer-Kirche, Stadenstraße 68, 14. September, 17 Uhr, Sterben im Krankenhaus – Herausforderung an die Menschlichkeit, mit Dr. ­Dieter Schwab.

Heilbronn-Böckingen ::: Ottilie und Adolf Jeuther zur goldenen Hochzeit. Nürnberg ::: Diakonisse Magda Müller zum 90. Geburtstag. Scheibenberg ::: Ilse Häberlein zum 90. Geburtstag. Villingen ::: Elisabeth Sturm zum 90 Geburtstag. Witzschdorf ::: Helga und Friedemann Seifert zur goldenen Hochzeit. Zschopau ::: Gisela und Bernhard Becker zur goldenen Hochzeit.

H eimgegangen Affalter ::: Erna Günther am 4. August, 90 Jahre. Berlin-Wittenau ::: Ruth Dunkel am 20. Juli, 82 Jahre. Frankfurt-Ruferkirche ::: Anneliese Schweinsberg geborene Sandfort am 2. August, 93 Jahre. Gomaringen ::: Sabine Braun am 3. August, 52 Jahre. Heidelberg ::: Else Bastine ­geborene Kraft am 8. August, 90 Jahre.

Semina r e Kursreihe Laien in der Seelsorge ::: Bethesda–Gästehaus ­Wuppertal, Einführungsseminar 7. bis 9. Oktober. Laien in der Verkündigung ::: Persönlich Predigen, Bildungsund Begegnungszentrum, ­Stuttgart-Giebel, 23. bis 25. September. Laien in der Leitung ::: ­Leitungsaufgaben übernehmen/ Gremien leiten, Bildungs- und Begegnungszentrum, StuttgartGiebel, 23. bis 25. September, mit Dr. Rainer Bath. n Informationen und ­Anmeldung zu diesen Seminaren beim Bildungswerk, Telefon 0711 8600690; E-Mail: bildungswerk@emk.de

Kandel ::: Heinrich (Heiner) Günther am 1. August, 84 Jahre. Mainz/Wiesbaden ::: Elfriede Tutte am 26. Juli, 83 Jahre. Mössingen ::: Birgid Schultz ­geborene Koch am 28. Juli, 64 Jahre; Katharina Wagner am 8. August, 99 Jahre. Neuschoo/Aurich ::: Siegfried Kruse am 29. Juli, 79 Jahre. Niefern-Öschelbronn ::: Erna Pfeiffer am 4. August, 100 Jahre. Reinsdorf ::: Herbert Müller am 29. Juli, 88 Jahre. Steinenbronn ::: Maria Schuldt am 11. August, 90 Jahre. Schwarzenberg-Neuwelt ::: ­Karin Seemann am 6. August, 57 Jahre. Weissach ::: Agnes May am 6. August, 96 Jahre.

NACHRUF Am 26. Juli wurde Kristine Beier im Alter von 69 Jahren in Gottes Reich heimgeholt. ­Kristine Beier wurde am 28. Oktober 1941 in Olbernhau geboren und wuchs in der ehemaligen ­Evangelischen Gemeinschaft des ­Ortes auf. Sie erlernte den

Rundfunk im Internet radio m kompakt: Podcast-­ Magazin – engagiert. radio m im Gespräch: PodcastGespräche über den Glauben. radio m Themen: Berichte und ­Reportagen. radio m ­Andachten: ­Kostenlos zu abonnieren: www.radio-m.de radio m bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 5. bis 10.9., kurz nach 6 Uhr: mit Anja Kieser; Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«: sonntags, 7–8 Uhr: mit Anja Kieser.

Beruf der Medizinisch-­ technischen ­Assistentin und ­arbeitete in ­verschiedenen ­Labors. Im Jahre 1963 heiratete sie Pastor Ernst Beier. Ihr ­gemeinsamer Weg führte sie aufgrund verschiedener ­Dienstzuweisungen über ­Magdeburg, Schwerin und ­Marienberg wieder zurück nach Olbernhau. In allen Gemeindebezirken brachte sich Schwester Beier durch ihre Mitarbeit ein. Die Mitarbeit im Kindergottesdienst, das Singen im Chor, das Gestalten des Blumenschmuckes oder die grafische Gestaltung des Gemeindebriefes sind einige Beispiele dafür. Auch für die Weihnachtspäckchenaktionen für Kinder engagierte sie sich. Am 26. Juli 2011 wurde Kristine Beier im Alter von 69 Jahren heimgeholt. Sie hinterlässt ­ihren Ehemann Ernst, ihre beiden Söhne Thomas und Udo sowie zwei Enkel, die sie stets als ihre »Sonnenscheine« bezeichnete. Die Trauerfeier am 9. August auf dem Olbernhauer Friedhof war geprägt vom Lied »Meine Zeit steht in deinen Händen«. Matthias Zieboll

Radio AREF – sonn- und ­feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg) ERF Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz, mit Horst ­Marquardt. 1.9., 20.30 Uhr, Reiseeindrücke, mit Horst Marquardt. Radio Sachsen-Anhalt 11.9., 7.45–8.00 Uhr, Wort am Sonntag, mit Frank Eibisch. Radio Thüringen 12.-16.9., 22.57 Uhr, Gedanken zur Nacht, mit York Schön.

unterwegs 18/2011 ::: 28. August 2011


EVANGELISATIONSWE WE EVANGELISATIONS RRKK

Ökumene ::: 19 15

Evangelisch-methodistischen Kirche derder Evangelisch-methodistischen Kirche

Fresh Expressions – frische, kreative Wege Fresh Expressions (Abkürzung: FX) ist eine missionarische Initiative der methodistischen und anglikanischen Kirchen Englands. In enger Zusammenarbeit miteinander haben beide Kirchen frische, kreative Wege und Formen entdeckt, neue Menschen mit dem Evangelium der Liebe Gottes zu erreichen. Dabei werden die bestehenden, traditionellen Gemeinden genauso geschätzt, wie die neuen Gemeinden, die entstehen. Neues und Altes konkurrieren nicht - sie ergänzen einander und brauchen einander. Dass dieses Umdenken in der britischen Kirche schon stattgefunden hat, ist einer der Gründe, warum FX so fruchtbar werden konnte. Inzwischen nehmen 25.000 Methodisten in England wöchentlich an FX-Projekte teil, und jede fünfte Methodistengemeinde hat eine FX-Projekt begonnen.

Auf dem Forum G 2012 – FX Conection Missioner Rev. Stephen Lindridge

Auch die Kirchen in Deutschland haben angefangen, sich mit FX intensiver zu beschäftigen. Zum Forum G vor zwei Jahren in Braunfels hat Mission Enabler der britischen Methodistenkirche, Rev. Dave Martin, das Thema bei uns in Deutschland eingeführt. Inzwischen hat er auch Vorträge und Workshops bei jährlichen Konferenzen (SJK, NJK) gehalten und das Interesse für FX bei vielen erweckt. Übrigens, wir freuen uns, dass wir für das nächste Forum G den FX Connectional Missioner der britischen Methodistenkirche, Rev. Stephen Lindridge, gewinnen konnten. Durch seine Erfahrung als Gesamtleiter von FX in der Methodistenkirche wird Stephen Lindridge uns viele gute Impulse geben können. (Forum G: 19. – 21. April 2012, Braunfels)

Neue Menschen für das Evangelium der Liebe Gottes zu begeistern ist das Ziel von »Fresh Expressions«, einer missionarischen Initiative der methodistischen und anglikanischen Kirchen Englands.

Im Evangelisationswerk sind wir dabei, den Gemeindegründungskurs zu erweitern und adaptieren, sodass wir auch Gemeindeglieder ausrüsten können, die ein FX-Projekt beginnen wollen, sei es eine missionarische ElternKind-Arbeit; eine sozial-diakonische Arbeit mit Kindern aus der Nachbarschaft; ein Jugendcafé; eine bestehende Gruppe oder Gemeindeprojekt neu erfinden, sodass es selbst für die neuen Teilnehmer »Kirche« wird; oder andere kreative FX-Projekte für Männer, Frauen, Singles, Ehepaare, Senioren, Immigranten, Geschäftsleute, Sportler usw. Der missionarische Aspekt steht bei FX immer im Vordergrund. Es geht nicht um Aktionismus, sondern um den klaren missionarischen Auftrag, neue und andere Menschen zu erreichen, um sie zu Jüngern zu machen, damit sie die Welt verändern. Barry Sloan


Evangelisationswerk 16 ::: Ökumene 20

Neues aus dem Evangelisationswerk PASTOR WILFRIED BOLAY FEHLT UNS – es ist einfach so. Es ist merkwürdig ohne ihn in der Sekretäre-Runde. Noch schwieriger ist es aber für das Team in Laichingen, wo Bruder Bolay so viel mitgetragen und mit seinen ermutigenden Worten immer wieder neue Kraft gegeben hat. Dank dem großen Engagement von Hans-Martin Kienle (Leiter der Zeltmission) und seinem Team konnte die Arbeit trotzdem größtenteils weitergeführt werden.

GEBETSANLIEGEN: BITTE BETEN SIE … … für Hans-Martin Kienle und sein Team in Laichingen. Für die ZKSekretäre: Pastor Eberhard Schilling, Pastor Christhard Elle, Pastor Barry Sloan (D.Min.). … für einen schnellen Verkauf der alten Halle in Laichingen, damit der Neubau zu Ende gebaut werden kann. … für alle Einsätze der Zelte, emk-mobil und dem emkspiel-mobil im In- und Ausland. Für Gottes Bewahrung und Segen.

GUTE AUSLASTUNG Die EmK-Zeltmission hat eine gute Auslastung. Wir können nicht von einem Rückgang unserer Einsätze wie andere Zeltmissionen berichten. Eher müssen wir schauen, wie alles machbar bleibt. Auch für nächstes Jahr haben wir etliche Anfragen erhalten. Wir danken Gott, dass Er viel Segen auf unsere Arbeit legt. Durch die Einsätze im Zelt oder mit der emk-mobil werden Menschenleben von Gott berührt und verändert. »In Litauen z. B., während eines Zeltlagers für Kinder aus sozial-schwachen Familien, durfte ich erleben, wie die Kinder offener und mit einer tiefen Liebe erfüllt wurden … Dazu kommt noch, dass es in dieser Saison bislang, Gott sei Dank, noch keinen Unfall oder sonstige Schäden gegeben hat« (Hans-Martin Kienle, Leiter der Zeltmission).

EINLADUNG Auch in diesem Jahr möchten wir allen Interessierten der Arbeit der Zeltmission und dem Evangelisationswerk ganz herzlich unsere Freizeit »mission europe« empfehlen. Hier gibt es Berichte und Einblicke aus erster Hand. Die Mitarbeiter der Zeltmission werden von Ihren Erlebnissen mit den Zelten, dem emk-mobil und dem emk-spiel-mobil berichten. Sie hören etwas über Gemeindegründung im nahen Ausland und natürlich aus dem Nähkästchen der Sekretäre des Evangelisationswerkes. »mission europe« beginnt am Freitag den 11. November mit dem Abendessen und geht bis zum Buß- und Bettag, den 16. November 2011. Anmeldungen bitte direkt an das Haus Höhenblick in Braunfels (06442 9370). Die Freizeit kostet keinen Teilnahmebeitrag, Sie müssen nur Ihre Übernachtung und Verpflegung zahlen. Die Mitarbeiter des Evangelisationswerkes freuen sich, Sie (erstmalig) begrüßen zu dürfen.

DANKESCHÖN Herzlichen Dank für alle Begleitung und Unterstützung im Gebet, in der Mitarbeit und durch Ihre finanzielle Spenden und Gaben. Ihre Gebete und Unterstützung sind nicht umsonst. Damit wird das Reich Gottes gebaut. Danke, dass Sie unsere Partner in der Mission Gottes sind!

IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNG Herausgeber: Evangelisationswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche • Redaktion: Barry Sloan Fotos: Evangelisationswerk, freshexpressions.org.uk • Geschäftsstelle: Im Brühl 28–32, 89150 Laichingen, Telefon 07333 50-61, Telefax 07333 21186 Spendenkonto: EmK Zeltmission, Volksbank Laichingen, BLZ 63091300, Konto 8570000 • www.evangelisationswerk.de


Meine Meinung ::: 21

Für Sie gelesen Lebenskunst Peter Bubmann/Bernhard Sill (Hg.): Christliche Lebenskunst, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2008, 390 Seiten, Halbleinen mit Leseband, 24,90 Euro. ISBN: 978-3-7917-2140-8 Die »Kunst zu leben« (ars vivendi) oder die »Kunst, ein gutes Leben zu führen« (ars bene vivendi) ist ein Thema schon der frühen griechischen Philosophie. Glück, Askese und Tugend sind ihre zentralen Begriffe. Es ging hier also primär um ethische Fragen. Bis in unsere Zeit bleibt die »Lebenskunst« mehr ein Thema der (praktischen) Philosophie als der Theologie, wenn sie auch dort eine gewisse Rolle spielt. Im späten Mittelalter wird der »Kunst zu leben« eine »Kunst zu sterben« (ars moriendi) gegenübergestellt und mit ihr gleichzeitig verbunden. Die Herausgeber dieses Bandes, Theologieprofessoren in Erlangen und Eichstätt (Bubmann evangelisch, Sill römisch-katholisch) haben mehr als dreißig zum großen Teil bekannte Autorinnen und Autoren versammelt. In vierzig Kapiteln, die in sechs »Abteilungen« aufgeteilt sind, wird das ganze Spektrum des menschlichen Lebens in seiner Schönheit und mit seinem Schmerz behandelt. Die Verfasserinnen und Verfasser sind davon überzeugt, dass der christliche Glaube zu einem gelingenden Leben helfen kann. Hilfreich sind die beigegebenen Literaturempfehlungen zu den einzelnen Kapiteln des Buches und zum Gesamtthema. Da der Band auch in seiner äußeren Aufmachung sehr ansprechend ist, eignet er sich auch vorzüglich als Geschenk. Hartmut Handt

»Tanz, tanz, ich führe dich zum Tanz« Marion Keuchen u. a. (Hg.): Tanz und Religion. Theologische ­Perspektiven, Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2008, 248 Seiten, Paperback, 18 Euro. ISBN: 978-3-87476-555-8 Kann ich, ein geradezu passionierter Nichttänzer, ein Buch empfehlen, in dem es um Tanz und Religion geht? Vielleicht hätten mich ja die Reaktionen auf den Abdruck des Liedes »Ich tanzte im Himmel als die Welt begann« im EmK-Gesangbuch (GB 137) zur Vorsicht mahnen sollen. Vielen gefällt dieses Lied nicht; mehr: Es ist ihnen ein Ärgernis. Da richtet auch wenig aus, dass sich die Oberin einer Diakonissenschwesternschaft über dieses Lied ganz besonders freut. Ich kann zahlreiche Gründe für beide Haltungen nennen. Aber auch dafür, dieses Buch zu empfehlen. Nach einer Einleitung von Harald Schroeter-Wittke (Religionspädagoge und Kirchengeschichtler) untersucht der bekennende Nichttänzer Jürgen Ebach (Alttestamentler) den alttestamentlichen Befund. Wer wollte ihm danach widersprechen, dass der Tanz im Judentum einen hohen Stellenwert hatte (und hat!)? Die folgenden Beiträge halten durchweg das Niveau der ersten, ob es nun um Untersuchungen aus dem biblischen, ökumenischen oder allgemein kulturellen Bereich geht. Das Buch lädt ein, sich aufs Tanzen einzulassen. Vielleicht tue ich es ja auch noch. Genau betrachtet, spricht viel mehr dafür als dagegen! Hartmut Handt

unterwegs 18/2011 ::: 28. August 2011

Urlaub leben Urlaubszeit - Seele baumeln lassen, Neues sehen und denken. Schade, dass zu Hause der Alltagstrott so schnell wieder Oberhand gewinnt und außer hübschen Erinnerungs­stücken und Bildern fast nichts übrigbleibt. Im Urlaub ist man so offen für Neues – warum nicht etwas davon mit nach Hause nehmen und in den Alltag integrieren? Meine letzte Urlaubslektüre (Beth Hoffmann: Die Frauen von Savannah) war nicht nur unterhaltsam, sondern hielt etliche neue Impulse für mich bereit. Eine Episode hat es mir besonders angetan: Eine alte Dame, Sapphire, spielt mit der jungen CeeCee Halma. Eine etwas verwirrte Zuschauerin lässt immer wieder Steine verschwinden. Daraufhin meint Sapphire: Ach, bau das Spiel einfach mit den Steinen, die wir haben, so gut wie möglich auf. Wir spielen mit dem, was wir haben.« Mit dem spielen und leben, was wir haben. Unseren Tag gestalten mit dem was da ist – nicht die Suche nach den verloren gegangenen Steinen in den Vordergrund stellen. So wie CeeCee in dem Buch, denke auch ich, dass das eines der klügsten Dinge ist, die ich je gehört habe. Wir Menschen verzetteln uns so sehr in dem was sein könnte, dass wir verlernen die Gegenwart zu leben und zu gestalten. Uns fällt zuerst auf, was fehlt: Sonne im Urlaub, schöne Erlebnisse im Alltag, eine tolle Jugendarbeit in der Gemeinde, engagierte Mitarbeiter, hilfsbereite Kollegen, ... Was würde wohl passieren, wenn wir das Gute mehr sehen und wertschätzen und manches Andere ignorieren? Vielleicht finden wir ganz neue Spielsteine, unerwartete Lösungen, neue Freude an- und miteinander?! Das ist mein Mitbringsel aus dem Urlaub – nicht immer einfach zu leben, aber lohnend. Probieren Sie mal aus.

Angelika Rieber ist Lehrerin und Laienpredigerin. Sie lebt mit ihrer Familie am Bodensee.

Was meinen Sie?

Diskutieren Sie www.board.em

mit!

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22 ::: Rätsel

Und führet mich ...

Auflösung des Rätsels aus dem letzten Heft 17/2011

Essen kommen Verlag Brendow Hardcover, 192 Seiten Best.-Nr.: 189.271 • 19,95 €

Ein fantastisch-vielfältiges Kochbuch – der Gewinn aus dem Verkauf geht an die offene Sozialarbeit der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Oranienburg bei Berlin. Dort treffen sich seit zehn Jahren die Kinder der „Weißen Stadt“ – für ein warmes Essen, Hilfe bei den Hausaufgaben oder viel Spaß mit Freunden. Jetzt wird es zu eng. Und dieses Kochbuch soll helfen, einen Neubau zu finanzieren. Mit Original-Rezepten von DJ Ötzi, Ken Follett, Stefan Kretzschmar, Ursula von der Leyen, Anne-Sophie Mutter, Bastian Pastewka, Adrian Plass, Frank-Walter Steinmeier, Klaus Wowereit ... und vielen, vielen anderen

Die Kochkunst der Untermarchtaler Schwestern ist über die Donauregion hinaus bekannt und beliebt bei allen, die einmal das Glück hatten im Kloster einzukehren. Dieses Kochbuch, nach langem wieder veröffentlicht, versammelt Schätze aus der traditionellen Küche der Region, weiß, wie man Dinge zubereitet, die die Hausfrau von heute höchstens dem Namen nach kennt, und stellt damit ein fast verlorenes Küchenwissen zur Verfügung. Ungewöhnliche Salate, verschiedenste Einlagen für Suppen, Braten für die große Gesellschaft, Tipps zum Einmachen und Einlegen, herrliche Torten... Über 1400 Rezepte laden zum Schmökern und Ausprobieren ein. Ergänzt durch einen Küchendolmetscher.

Gutes aus der Klosterküche SCM Verlag, 448 Seiten Best.-Nr.: 629.416 • 14,95 €


Anzeigen ::: 23

Martha-Maria-Hotel Hohenschwangau 17.09. – 24.09.2011 KUNST- UND WANDERFREIZEIT Auf den Spuren des Glaubens Die Frage, was das Leben hält und trägt, ist die Frage der Menschen schlechthin. Jede Generation hinterlässt dazu ihre Spuren. Eine wunderbare Gegend, sich auf Spurensuche zu begeben, ist der Pfaffenwinkel mit seinen Kirchen und Klöstern. Miteinander unterwegs sein auf alten Wegen zu Orten des Heils lässt Spuren des Glaubens entdecken und ihre Botschaft lesen. Leitung: Pastor Winfried Bolay, Halle Siegfried Schäfer, Hohenschwangau

Oberammergau. Gemeinsamer Bummel über den historischromantischen Weihnachtsmarkt Kloster Ettal. Zeit zur Ruhe und Besinnung – „Zeit für mich!“ Klänge der Musik leiten durch diese Adventswoche mit Kantor Gerhard Pfeiffer, München. Leitung: Siegfried und Christiane Schäfer, Hohenschwangau 20. – 27.12.2011 HOHENSCHWANGAUER WEIHNACHTSTAGE Es ist ruhig geworden „unter den Schlössern“. Berge- und Seenlandschaft haben sich in ein Wintermärchen verwandelt. Sie sind eingeladen, das Wunder der Weihnacht in dieser besonderen Umgebung zu erleben: Verkündigung der Weihnachtsbotschaft bei Andachten und Festgottesdiensten, in Chorsätzen, Texten und bei J. S. Bachs Weihnachtsoratorium, bei alpenländischen, instrumentalen Weihnachtsweisen und Gesängen. Busausfahrt zum Oberammergauer Krippenweg. Mit dem Pferdeschlitten zur Rotwildfütterung. Leitung: Pastor Ulrich Jahreiß, Nürnberg, Siegfried und Christiane Schäfer, Hohenschwangau

28.10. – 04.11.2011 ENZIAN-WANDERWOCHE Begleitete Bergwanderungen mit meditativen „GipfelerlebnisStopps“, parallel dazu leichte Höhenwege und Spaziergänge inmitten der Ostallgäuer Seenplatte vor beeindruckender Bergkulisse. Allgäuer Hüttenzauber bei Alphornklängen und guten Gesprächen. Alpenrundfahrt mit Besuch einer Schaukäserei. Quizabend „Der große Allgäupreis“. „Samstagabend“ mit Pastor Werner Jung, Wüstenrot. „Wander-Gottesdienst“ mit Pas- Für diese Angebote gilt: Preis pro Person/Tag im EZ 51,00, tor Werner Jung. Tägliche Andachtsimpulse. im DZ 47,00 € für Halbpension (Frühstücksbüfett, AbendmeLeitung: Siegfried und Christiane Schäfer, Hohenschwangau nü), alle Fahrten, Eintritte, Unterhaltungen, Kurtaxe. Besonders attraktive Freizeit-Pauschalen für Kinder und Jugendliche im 05.12. – 11.12.2011 Eltern- beziehungsweise separatem Zimmer. Preise auf Anfrage: ADVENTSLICHTER entzünden, betrachten und erleben Wir laden Sie ein zu einer besonderen Woche im Advent - in Martha-Maria-Hotel Hohenschwangau die Winterwelt des Ostallgäus. Bei den morgendlichen An- Pöllatweg 5, 87645 Hohenschwangau dachten werden die alten Melodien des Advents angestimmt. Leitung: Siegfried Schäfer Eingehüllt in warme Decken oder Felle geht es bei einer ro- Telefon: (08362) 81142, Telefax: (08362) 509722 mantischen Pferdeschlittenfahrt durch die schneebedeck- Hotel.Hohenschwangau@Martha-Maria.de te Winterwelt. Alpenrundfahrt mit Besuch der Krippenstadt www.Martha-Maria.de

IMPRESS UM

unterwegs Herausgegeben von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Zeitschriftenredaktion im Medienwerk der EmK: Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Telefon 069 242521-150 Telefax 069 242521-159 E-Mail: unterwegs@emk.de Vertrieb • Anzeigen- und Abonnementsverwaltung: Blessings 4 you GmbH Postfach 31 11 41 · 70471 Stuttgart Telefon 0711 83000-51 Telefax -50 Anzeigendisposition: E-Mail: anzeigen@blessings4you.de Es gilt der Anzeigentarif 2011. Bezugspreise: Bei Bezug über die EmK-Gemeinde: im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten. Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der Erms Herstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart Einheftung in dieser Ausgabe: Evangelisationswerk

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24 ::: Portrait

In Polen zu Hause »Ich war wie ein Träumer« sagt Erich Bettenhausen aus Wickenrode in Nordhessen. Nach fast 30 Jahren besuchte er sein Elternhaus in Schlesien. Andere haben ihn gewarnt. »Du kennst die Polen nicht!«, sagte einer. Gefahren ist er trotzdem und schloss Freundschaft, die bis heute andauert. Michael Putzke hat mit Erich Bettenhausen gesprochen.

Erich Bettenhausen suchte sein Elternhaus im heutigen Polen und schloss Freundschaft.

S

ein Elternhaus stand noch, wenn es auch am Ende des Kriegs schwer beschädigt worden war. Die Tür war verschlossen. Vorsichtig ging Erich Bettenhausen um das Haus herum. Da kamen die neuen Bewohner den Weg entlang vom Gottesdienst zurück. Er sieht wie die alte Polin die Hände in die Hüften stemmt. Er wolle nur kurz in sein Elternhaus hinein, bittet Erich Bettenhausen den Taxifahrer zu übersetzen. »Ich will nichts haben, nur gucken!« Da macht die Frau einen Schritt zu Seite und gibt mit einer einladenden Geste den Weg zu Tür frei: »Prosze«. Bitteschön. Sein Vater hatte 1936 den Hof gekauft. Er wollte »ein freier Bauer auf freier Scholle« sein, erinnert sich Erich Bettenhausen. Wie viele seiner Familie hatte sein Vater das Dorf Königswald in Nordhessen verlassen, um in Schlesien neu anzufangen. Auf dem Hof in Langhermsdorf wuchs Erich Bettenhausen auf, bis die Familie Ende des Krieges flüchten musste. Er kann sich noch genau an das Datum erinnern. »Es war der 29. Januar 1945.« Ein Unteroffizier der Wehrmacht bot ihnen an, sie ein Stück auf dem Lastwagen mitzunehmen. Sie froren bei 20 Grad Kälte, kamen durch die verstopften Straßen bis nach Cottbus. Dann ging es mit der Bahn weiter und sie erreichten die alte Heimat der Familie in

»Vergessen Sie Schlesien!« Fast 30 Jahre später wagte Erich Bettenhausen 1974 das erste Mal die Fahrt nach Polen. Ein Busunternehmer bot Fahrten nach Schlesien an. »Vergessen Sie Schlesien«, warnte ihn der Reiseanbieter. »Wir fahren nach Polen!« Der heute Achtzigjährige lacht: »Ich bin immer nach Hause gefahren.« Sein Elternhaus in Langhermsdorf ist ihm geblieben, weil er keine Ansprüche stellte, sondern sich den Polen mit viel Respekt näherte. Zwei Jahre nach dem ersten Kontakt fährt Erich Bettenhausen wieder nach Langhermsdorf, dieses Mal mit einer kleinen Gruppe. Die polnische Familie in seinem Elternhaus wusste nichts von ihrem Kommen, aber sie baten ohne Umschweife die Deutschen zu Tisch. Diese Mentalität hat Erich Bettenhausen beeindruckt: »Die Polen hatten kaum etwas und haben es mit uns geteilt«. Als sich er am Abend vom Tisch erhob und mit Händen und Füßen bedeutete: »Wir müssen uns jetzt ein Quartier suchen«, kam die Antwort schnell: »To Hotel.« Sie deuten auf ihr Haus: Das ist ihr Hotel. Die haben nicht lange überlegt und nahmen uns alle auf, erinnert sich Erich Bettenhausen. Bis heute ist das so geblieben. Wenn er anruft, heißt es immer: »Kein Probläm, Platz iist.« Eine Freundschaft ist gewachsen, die bis in die nächste Generation reicht. Erich Bettenhausen half, wo er konnte, das Elternhaus zu sanieren. »Was haben wir an Segen dort erlebt,« resümiert er und seine blauen Augen strahlen, »Ich wurde aufgenommen, ich darf dort zuhause sein. Es wird mir voll gewährt«. Einmal sogar kam der Hausbesitzer zu ihm und bot ihm einen Schlüssel des Hauses an. Erich Bettenhausen wusste das zu schätzen, aber lehnte bescheiden ab. Den tiefen katholischen Glauben der polnischen Familie achtet er. Jeden Sonntag gehen sie zu Kirche. Dem bibelfesten Methodisten Bettenhausen fällt gleich die passende Stelle dazu ein: »Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter« (Matthäus 12,50). mip

unterwegs 18/2011 ::: 28. August 2011

Foto: Michael Putzke

Nordhessen. Sie hätten während der Flucht viel Glück gehabt. Aber alle hofften, einmal wieder zurückzukehren. Es dauerte Jahrzehnte und es war ganz anders.


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