unterwegs 20/2011

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25. September 2011 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

20/2011

Wie wir den richtigen Weg finden kรถnnen

Verzeihen hilft! n

Was Eltern bei Ehekrisen ihrer Kinder tun kรถnnen. Seite 12

Verzichten hilft! n

Wie wir Hungernden helfen kรถnnen. Seite 15

Sehnsucht hilft! n

Worum es beim Treffen der Gemeindeerneuerung geht. Seite 16


2 ::: Editorial

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Dr. Christoph Morgner , der

e­ hemalige ­Präses des Evangelischen Gnadauer Gemein­schafts­ verbandes, hat das Bundesverdienstkreuz am Bande ­erhalten. Bei der Verleihung würdigte die Stellvertretende Regionspräsidentin ­Angelika Walther (SPD) Morgners Arbeit. Kirchenpolitisch bestehe sein ­größtes Verdienst darin, den konservativen und evangelikalen Flügel des Protestantismus, der sich zum ­größten Teil im Gnadauer ­Gemeinschaftsverband sammelt, über 20 Jahre hinweg auf einen Kurs geführt zu ­haben, der nicht gegen die evangelische Amtskirche ­gesteuert war. Höhere Steuern für Vermögende fordern vier

deutsche Millionäre, darunter auch Popstar Marius Müller-Westernhagen. »Ein paar Prozentpunkte mehr Steuern machen Wohlhabende nicht arm«, sagte er der Wochenzeitung »Die Zeit«. Es würden sogar alle reicher, wenn die Einnahmen konsequent zur Schuldentilgung genutzt würden und »Zukunft statt Zinsen« schafften. Offizielle Reaktionen gibt es nicht. Bischöfin Rosemarie Wenner hat an den Premier

der Fidschi-Inseln, Josaia Voreqe Bainimarama appelliert, die Konferenzen der Methodistischen Kirche wieder zuzulassen. Die Jährliche Konferenz der Metho-

distischen Kirche, der größten Religionsgemeinschaft des Landes, war dieses Jahr erneut verboten worden. Außer Sonntagsgottesdiensten sind alle Zusammenkünfte untersagt. Gleich­zeitig versicherte Wenner der Methodistischen Kirche Fidschi und Rotuma die ­Solidarität der EmK-Glieder in Deutschland. Der Papstbesuch ist den meisten

Deutschen völlig egal. 86 Prozent halten nach einer Umfrage den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland für unwichtig. Selbst die Mehrheit der ­Katholiken (63 Prozent) misst der Visite für sich persönlich keine Bedeutung bei. Die Ludwig-HofackerVereinigung nennt sich

künftig ChristusBewegung »Lebendige Gemeinde«. Die Person des württembergischen Pfarrers Ludwig ­Hofacker (1798–1828) sei in der jüngeren Generation kaum noch bekannt, erklärte der Vorsitzende Ralf ­Albrecht. Mit der Umbenennung solle deutlich ­gemacht werden, wofür die Vereinigung stehe. »Reicht eine Schale Reis am Tag?« Mit dieser Frage ­laden

die christliche Micha-­ Initiative Deutschland und die ­Aktion »Eine Schale Reis« zu einem Selbstversuch ein. Während einer Aktionswoche vom 9. bis 16. Oktober ­sollen Christen nachempfinden, wie wenig jeder dritte Mensch zum ­Leben hat – nämlich eine Schale Reis pro Tag. epd/kie/idea

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Titelfoto: Istockphoto

Nicht urteilen! Es sind beeindruckende Zahlen: Wenn Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntagabend das Flugzeug in der badischen Stadt Lahr besteigt und nach Rom geflogen wird, werden fast eine Viertelmillion Menschen die von ihm geleiteten Messen besucht haben. 4.000 Polizisten werden allein in Freiburg für seine Sicherheit gesorgt haben. 30 Millionen Euro wird die katholische Kirche in Deutschland für die viertägige Reise ausgeben, zuzüglich der Kosten für Sicherheit und Transport. Und durch die Rede vor dem Bundestag ist die Reise zum Politikum geworden. Was wurde dazu nicht alles geschrieben und gesagt! Sogar ein Buch ist rechtzeitig erschienen, in dem der evangelische Journalist Arnd Brummer seine Konversion von der katholischen zu evangelischen Kirche beschreibt. Wegen seiner harschen Kritik hat »Unter Ketzern« für Verstimmung auf katholischer Seite gesorgt. Für uns Methodisten ist Kirche ohne ökumenische Gemeinschaft mit anderen Kirchen nicht denkbar. Deshalb bin ich auch ganz bei den katholischen Schwestern und Brüdern, die sich über diesen Besuch und das große öffentliche Interesse freuen. Es ist aber auch gut, dass im Zuge des Papstbesuchs grundsätzliche ökumenische Fragen wie das gemeinsame Abendmahl oder das Kirchenverständnis wieder auf die Tagesordnung gekommen sind. Dass es hier keine Annäherung gibt, muss uns traurig stimmen. Aber es darf uns nicht dazu verleiten, über andere Glaubensformen und -traditionen zu urteilen. Dafür ist unser aller Horizont zu klein. Ihr Volker Kiemle


»Der breite und der schmale Weg«, von Paul Beckmann, Reproduktion: St. Johannis Verlag, Abdruck mit freundllicher genehmigung des Verlags

Es zählt zu den wohl bekanntesten Bildern des Pietismus in Deutschland: die Darstellung »Der breite und der schmale Weg« nach dem B ­ ibelwort aus Matthäus 7,13: »Die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln.« In diesem »unterwegs«-Heft gehen wir den S­ puren nach, die das Bild auch in unserer Kirche hinterlassen hat und fragen danach, wie der »schmale Weg« heute aussehen kann.


4 ::: Titelthema: Der breite und der schmale Weg

Erinnerungen an den breiten und Wohl kaum ein Bild hat viele Christen so geprägt wie die Darstellung »Der breite und der schmale Weg« des Malers Paul Beckmann. Entsprechend stark sind bei vielen die Erinnerungen. Wir haben einige Menschen aus unserer Kirche nach ihrer Geschichte mit dem Bild gefragt.

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oweit ich mich erinnere, habe ich das Bild vom schmalen und vom breiten Weg zum ersten Mal als Kind bei meinen Großeltern gesehen. Es hat mich immer fasziniert durch den Reichtum seiner Details und die Art, wie anschaulich die beiden Wege geschildert werden. Es prägte mir ein: Man muss sich als Christ unter Umständen gegen das entscheiden, was »man« tut. Allerdings sind die »Ausmalungen« der Irrungen des breiten Wegs für mich nie zu Vorschriften für das eigene Leben gemacht worden. Meine Großeltern lebten zwar diese Vermeidungsstrategie »weltlicher« Unterhaltung, die das Bild empfiehlt, aber ich erinnere mich nicht, dass dies zum Gegenstand großelterlicher Ermahnung geworden wäre. Und für meine Eltern, die sehr bewusst Christen waren und ganz in der Gemeinde lebten, spielte die klischeehafte Meidung weltlicher Vergnügungen wie Theater, Kino oder Tanz keine Rolle. Ich wurde schon als Kind ins Theater, die Oper oder ins Kino mitgenommen, und so waren die Illustrationen, die das Bild für den breiten Weg gibt, für mich eigentlich immer Beispiele für Entscheidungen, die frühere Generationen getroffen haben. Wir mussten für uns neu herausfinden, was unseren Weg mit Gott gefährden könnte. Die Beispiele für den schmalen Weg, die ja für das Auge weit weniger eindrücklich sind als die der Gegenseite, waren da eher von bleibender Bedeutung: Das Achten auf Gottes Wort und die Suche nach hilfreicher Gemeinschaft bleiben wichtige Merkmale eines Lebens in der Nachfolge Christi. Aber auch hier gilt: Was es bedeutet, gegen den vorherrschenden Zeitgeist und anders als das, was »man« tut, Jesus nachzufolgen, muss immer wieder neu erkannt werden. So würde heute auf einem solchen Poster der Einsatz für Notleidende und Benachteiligte sicher mehr Platz einnehmen müssen als auf einem Bild des 19. Jahrhunderts. Aber auch wenn wir das Bild heute anders zeichnen würden, eines gilt bis heute: Jesus zu folgen kann einsam machen und unpopulär sein. Aber es ist ein Weg, der frei macht. Dr. Walter Klaiber ist Bischof i.R. der Evangelisch-methodistischen Kirche

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as Bild Bild vom schmalen und vom breiten Weg spielt spielt in meiner Erziehung eine wichtige Rolle. Meine Mutter sprach ständig davon. Daraus erwuchs eine Vorsicht, ja eine Angst gegenüber allem Neuen. Die aktuelle Mode wurde abgelehnt. Nylonstrümpfe, hochhackige Schuhe, Lippenstift galten als Eitelkeiten. Meine ältere Schwester sollte nicht zum Betriebsfest gehen, da dort getanzt wurde. Sie wanderte später aus, weil sie die Vorhaltungen nicht mehr ertragen konnte. Ich blieb in der Gemeinde, spürte aber zunehmend eine Entfremdung von Nachbarn, Kollegen und Freunden, da das gemeinschaftliche Leben überwiegend in der Gemeinde stattfand. Als die Kinder aus dem Haus gingen, begann ich ein Studium der Religionspädagogik. In einer geselligen Runde erzählte ein Mitstudent, wie er beim Warten auf Taxikunden aus Zeitvertreib mit Kollegen okkulte Praktiken ausprobierte. Wider Erwarten funktionierte es, aber er wurde mit den Antworten beim Gläserrücken nicht mehr fertig. In der Gruppe entstand eine Stille. Plötzlich sagte ein Italiener in unserem Kreis: »Inge, was sagst du dazu, du bist doch Christ!« Ich wäre am liebsten in einem Mauseloch verschwunden. Der junge Mann sprach sich später bei mir aus. Ich spürte, von Christen erwartet man mehr. Nach diesem Erlebnis war mir wichtig, Berührungsängste und Vorurteile zu überwinden. Ich suchte einen Weg näher am Menschen. Ich machte mich sachkundig auf Gebieten wie zum Beispiel Sucht und andere Religionen. Sprachfähig zu werden für den Glauben, ist mir ein Anliegen. Ich abonniere eine ökumenische christliche Zeitschrift, die mir aktuelle Sach- und Hintergrundinformationen liefert, freue mich natürlich über alle Beiträge aus den Medien unserer Kirche. Ich bin dankbar für lebensnahe Predigten und für Literatur, die ich in Beziehung setzen kann zur Bibel. Ingeborg Putzke

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Titelthema: Der breite und der schmale Weg ::: 5

schmalen Weg

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chon als Kind habe ich dieses Bild gesehen. Obwohl das Durchschnittsalter in unserer Gemeinde relativ hoch war und die Leute sicher von dieser Einstellung geprägt waren, wurde das Bild bereits damals schon kritisch kommentiert. Vor einigen Jahren fand ich ein Poster in einer christlichen Buchhandlung und habe mit nostalgischer Freude die Details neu entdeckt. Heute sehe ich das Bild so: Es war der damalige fromme Zeitgeist, alles Neue, Fortschrittliche als für den Glauben gefährlich anzusehen. Den ehrlichen Willen aber erkenne ich an, den jungen Leuten oder den im Glauben Jungen eine Hilfestellung zu geben. Im 19. Jahrhundert war die Welt eben für viele Leute schwarzweiß, nicht nur in der Kirche. Als Orientierung gilt für mich nach wie vor Gottes Wort. Man kann heute ohnehin nicht mehr einfach in Bausch und Bogen Fortschritt, Mode, alles, was Spaß macht, was »man« heute macht, an sich als verwerflich betrachten. Der »breite Weg«, vor dem Jesus warnt, bedeutet ja auch nicht Zeitgeist, sondern Mehrheit. Das heißt für mich: Als Orientierung darf nicht die Allgemeinheit dienen. Das, was alle meinen oder machen, ist nicht allein schon dadurch richtig. Letztlich würde das ja bedeuten, ich lasse mich fremd bestimmen durch die anderen. Im Gegenteil: Das, was »alle« meinen oder tun, muss eigentlich schon deshalb erst mal kritisch hinterfragt werden. Die Orientierung für uns Christen kann nur das Wort Gottes sein. Die zehn Gebote, vor allem aber das von Jesus unterstrichene wichtigste Gebot, das Doppelgebot der Liebe: Gott zu lieben mit allem, was mir möglich ist und meinen Nächsten wie mich selbst. Ich denke, folgende Fragen sind ganz persönlich zu beantwortend: Was entspricht am ehesten der Liebe, mit der mich Gott beschenkt? Was fördert mein Verhältnis zu Gott und zu meinem Nächsten? Was bringt mich und meinen Nächsten weiter auf dem Weg der Nachfolge Jesu? Was hilft mir und meinem Nächsten, im Glauben zu wachsen oder was ist dabei hinderlich? Und wenn ich mit diesen Fragen zu einer anderen Meinung komme, als die Mehrheit, dann ermutigt mich das Bildwort Jesu, meiner Meinung gewiss zu sein und alleine oder mit einer Minderheit den erkannten Weg zu gehen. Für mich bedeutete das, Diakonisse zu werden, weil ich dies als Jesu Führung für mein Leben erkannt hatte, auch wenn dieser Weg alles andere als populär ist. Sr. Roswitha Müller ist Oberin und Mitglied des geschäftsführenden Vorstands im Diakoniewerk Martha-Maria Nürnberg

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as Bild hing nach meiner Erinnerung Ende der 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Vorraum zum »Jugendheim« der Friedenskirche Zwickau. Sein Platz war verschämt in einer Ecke. Geprägt hat es mich nicht, war vielmehr wegen seines simplen Entweder-Oder und wegen fortschrittsfeindlicher Akzente immer wieder einmal Gegenstand amüsierter Betrachtung. Dass man mit der Eisenbahn geradewegs in die Hölle fährt, schien uns damals doch ein wenig seltsam. Hinzu kam, dass in jenen Jahren sich für mich die Frage nach dem »breiten« oder »schmalen Weg« sehr konkret und zugespitzt stellte: Wer sich dem staatlichen Druck zur Teilnahme an der Jugendweihe entzog, musste damit rechnen, weder den höheren Bildungsweg gehen zu können, noch eine vernünftige Lehrstelle zu bekommen. Angesichts dessen erschien mir die Ausdrucksweise dieses Bildes doch weit weg vom Leben. Klar war mir allerdings, dass es in Leben und Glauben Situationen der Entscheidung gibt, die kein »Sowohlals-auch« vertragen. Da mir im Laufe der Jahre – auch innerhalb der Kirche – manches Absonderliche begegnet ist, betrachte ich nun Absonderlichkeiten mit einiger Gelassenheit. Zwei Anliegen waren besonders während meines aktiven Dienstes als Pastor meine ständigen Begleiter: Wie begreife und verkündige ich das Evangelium in seiner Leben verändernden Kraft so, dass es nicht beliebig wird und umgekehrt sich nicht in Belehrungen, Normierungen und Appellen erschöpft? Was bedeutet es für meinen Glauben, dass ich nicht ein für alle mal auf der Seite des Guten stehe, sondern immer im Spagat bin zwischen dem »richtigen« und dem »falschen Weg«? Orientierung gibt mir nach wie vor die Bibel. Die Angst, etwas falsch zu tun, ist mir seit der bewussten Erfahrung von Vergebung genommen. Im Vordergrund stehen nicht mehr die Fragen, was mir geboten oder verboten ist. Durch langjährige Beschäftigung mit der Bibel sind biblische Geschichten und Gestalten Teil meiner Wahrnehmung geworden. Sie stehen deutend in mir auf, wenn ich Nachrichten sehe oder Zeitung lese oder Menschen begegne. Orientierung gibt mir die Person Jesu Christi. Dabei habe ich immer stärker die Überzeugung: Nicht ich arbeite mich zu ihm hin auf schmalem, steinigen Wege. Er kommt mir entgegen bis da hin, wo ich gerade bin. Das ist befreiend. Wolfgang Ruhnow war Direktor des Theologischen Seminars Bad Klosterlausnitz und Superintendent des Zwickauer Distrikts


6 ::: Titelthema: Der breite und der schmale Weg

Was Micha uns zu sagen hat Drei große Fragen begleiten die Menschheit von Anfang an: Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Was dürfen wir hoffen? Für das Zusammenleben besonders wichtig ist dabei bis heute die zweite Frage – und sie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ohne einen Maßstab, der außerhalb von uns liegt, geht es nicht.

Das Ziel bestimmt die Richtung Klar ist dabei auch, dass die Frage »Was sollen wir tun?« untrennbar mit dem Ziel verbunden ist, das man dem Leben gibt. So war etwa für den Philosophen Aristoteles »Glückseligkeit« das höchste Ziel – nicht in einem platten, auf das eigene Ich verengten Sinne, wie wir es heute oft definieren. Aristoteles meint ein Glück, das man in geistiger und praktischer Tätigkeit findet. »Glückseligkeit« ist also nichts für faule Egoisten, sondern muss erarbeitet werden. Der Philosoph Immanuel Kant formulierte dagegen den »Kategorischen Imperativ« als Ziel des menschlichen Handelns: »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.« Auch hier muss man sich anstrengen und das eigene Handeln immer wieder hinterfragen. Wobei es einen gravierenden Nachteil gibt: Wenn ich es zum Beispiel für richtig halte, dass Men-

schen gefoltert werden, dann darf das nach Kant auch »Gesetz« werden – immer vorausgesetzt, ich würde die Folter als Strafe auch an mir selbst akzeptieren.

Ohne Liebe und Demut geht es nicht Das macht deutlich, dass es ohne einen Maßstab, der nicht in uns selbst liegt, nicht geht. Und den hat uns der Prophet Micha schon vor mehr als 2.700 Jahren gegeben: »Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.« Micha hat das zwar den Mächtigen Israels zugerufen, die das Volk unterdrückten, es gilt aber dem ganzen Volk. Denn es ist einfach, auf »Die da oben« zu schimpfen; das eigene Fehlverhalten dürfen wir dabei aber nicht ausblenden. Michas Ansage ist klar. Der Weg, den er skizziert, ist schmal. Die Worte müssen mit Leben gefüllt werden, das ist klar. Und es geht nicht ohne Diskussionen. Aber wenn wir uns Michas Appell zu Herzen nähmen, wäre schon viel gewonnen. kie

Welcher Weg ist der richtige? Unsere Gesellschaft steht vor Fragen, die unsere V­ orfahren noch nicht unterwegs 20/2011 ::: 25. September 2011 ­einmal ahnten.

Foto: Sigrid Rossmann / pixelio.de, albrecht Arnold

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as sollen wir tun? Wir stehen vor Fragen, die unsere Vorfahren noch nicht einmal ahnten. Ob Umgang mit Atomkraft, Forschung mit embryonalen Stammzellen oder die vorgeburtliche Untersuchung von Embryonen sind dabei nur drei Beispiele aus der jüngsten Zeit. Mit jedem Tag kommen weitere komplexe Fragen dazu. Längst gibt es Ethikkommissionen, die versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Dabei folgen sie meist weniger bestimmten Grundprinzipien wie etwa der Unantastbarkeit menschlichen Lebens, sondern sie versuchen, Nutzen und Risiken bestimmter Handlungen gegeneinander abzuwägen. Zudem müssen sich die Experten am moralischen Empfinden und Handeln der Menschen orientieren – die Lösungen müssen für die Mehrheit annehmbar sein. Das bedeutet zweierlei: Antworten können für verschiedene Kulturkreise höchst unterschiedlich sein. So ist etwa Forschung an Stammzellen, die aus überzähligen Embryonen gewonnen werden, in vielen Ländern selbstverständlich, während sie in Deutschland nur in engen Grenzen erlaubt ist. Zum anderen können die Antworten nie endgültig sein. Denn das, was wir für richtig halten, ändert sich. Schließlich ändert sich auch die Welt insgesamt. So ist etwa der Schutz der Umwelt erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts ein ethisches Thema.


foto: York schön

Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; Titelthema: Der7,13 breite undWort der schmale auf denWeg Weg ::: 7 und wenige sind ihrer, die ihn finden. Matthäus

Gib deinem Leben Form

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ls Christen leben wir genauso im Strom des All- Der schmale Weg Jesu tags wie alle anderen Menschen auch. Leicht Von zwei Wegen, von zwei Lebensweisen ist die Rede. verzetteln und verheddern wir uns. Dabei sind Der breite Weg wird von vielen Menschen begangen. nicht unbedingt die Vielfalt der Termine und Aufgaben Das Leitbild dieses Weges lautet: »Hauptsache Ich«. das Problem, sondern die mangelnde Konzentration Hauptsache ich komme an mein Ziel. Auf dem schmaauf die Mitte. len Weg ist das anders. Diesen schmalen Weg hat Jesus Die spannende Frage ist, welche Mitte unserem Le- zuvor in der Bergpredigt beschrieben (Matthäus 5–7). ben Gestalt und Form gibt. Diese Formbildung unseres Diesen schmalen Weg zu gehen, scheint nicht leicht. Er Lebens geschieht oftmals unbewusst. Doch manchmal erfordert Konzentration und Konsequenz, aber auch wachen wir regelrecht aus dem Schlaf unseres Lebens eine souveräne innere Freiheit. auf und fragen erschrocken, wer und was unser Leben Jesus führt uns dorthin, wo wir unser Leben zu füheigentlich bestimmt. Dann spüren wir, dass wir mitten ren haben: In der Bergpredigt ist von Armut und im Trubel unseres Lebens, das Leben Reichtum, Sorge und Zuversicht, »Hauptsache Ich« doch verlieren können. Konzentration Feindschaft und Versöhnung die Rede. ist angesagt. Wer sich nur treiben lässt ist für viele Leitbild Wer kennt das alles nicht? Der schmale und von morgens bis abends nur im weicht den Nöten und Kämpfen ihres Lebensweges Weg Strom der Ereignisse mitschwimmt des Lebens nicht aus. Aber auf ihm erwird das Leben nicht finden. Hier gilt, was wir bei fährt man eine selten gewordene Freiheit. Nämlich die Matthäus lesen: denn der Weg ist schmal, der zum Le- Freiheit, voller Hoffnung alles mit der Gegenwart Gotben führt. tes zu verknüpfen. Jesus lehrt uns, den morgigen Tag und den uns um Entscheidend sind innere Bilder etwas bittenden Menschen, ja sogar unseren Feind, Ich kenne das aus dem Sport. Beim Dauerlaufen schie- konsequent im Licht der Gegenwart Gottes zu sehen. ßen mir viele Gedanken durch den Kopf. Oftmals hin- Wir sind überzeugt, dass Gott jeden Menschen aktiv terfragen sie meinen Bewegungsdrang. Doch dann an seinem Reichtum beteiligen will. Dies formt und konzentriere ich mich: Vor mir erscheint das Bild eines prägt unser Leben. Wer auf dem schmalen Weg unterLäufers, der mit lockerem und kräftigem Schritt Raum wegs ist, lässt sich nicht beirren, sondern fokussiert gewinnt. Dieses innere Bild hat tatsächlich die Kraft sich ausschließlich auf das Ereignis der Liebe Gottes. Schwächeperioden zu überwinden. Ja, dieses Bild ge- Die Hauptsache bin dann nicht mehr »Ich«, sondern winnt sogar die Regie über die verschiedenen Etappen dass die Liebe Gestalt gewinnt, von der Paulus in meines Wegs. Nun frage ich Sie ganz direkt nach den 1. Korinther 13 sogar ein Lied zu singen weiß. Leitbildern Ihres Lebens. Es ist wahrscheinlich gar nicht so einfach, das Bild zu entdecken, welches Sie in Ihrem Denken, Fühlen und Handeln leitet. Aber es lohnt sich nach dem Bild zu fragen, welches Ihrem Johannes Knöller Leben Prägung und Form gibt. Vor allem stellt sich ist Superintendent des Reutlinger Distrikts. dann die Frage, ob Sie mit diesem Bild leben können und wollen.

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10 ::: Titelthema: Der breite und der schmale Weg

Wachsen in der Liebe: Der methodistische Weg John Wesley, der Gründer der methodistischen Bewegung, hat seine Leute dazu aufgerufen, nach Vollkommen hier auf Erden ein perfekter Christ sein muss, der nie mehr an Gott und anderen schuldig wird. Vielmehr sollen den Menschen wachsen. Bischöfin Rosemarie Wenner beschreibt diesen besonderen Veränderungsprozess.

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Foto: pixelio.de/Rainer Sturm

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as haben Christenmenschen zu tun? Was »man« tut. Wir folgen Jesus nach. Das macht wirklich haben sie zu lassen? Das Bild vom schmalen einen Unterschied. Man sieht ihn nicht notwendigerund vom breiten Weg mag den Eindruck er- weise an Äußerlichkeiten. Aber man merkt ihn hofwecken, dass das irgendwann einmal recht klar war. fentlich an unserer Haltung und an unserem Verhalten. Christen hielten sich in der Kirche auf, Nichtchristen Wir lassen uns von Gott eine Perspektive der Hoffin der Kneipe. Die einen suchten ernsthaft, Gott zu nung schenken. Dass wir uns selbst, unsere Mitmenschen und die Welt mit Gottes gefallen, die anderen vergnügten Augen sehen lernen, wirkt sich sich. Ob es diese klare Trennung je Wir grenzen uns auf dem im Alltag aus. gab oder ob man nur dazu ermahnJohn Wesley ging so weit zu te, sich deutlich abzugrenzen, mag Weg zur Vollkommenheit sagen: Gott macht uns vollkomich nicht beurteilen. Heute betont nicht von der »bösen man, dass Christus uns zur Freiheit men. Wesleys Vorstellung von Welt« ab. Rosemarie Wenner befreit (Galater 5,1). Man ist froh, Vollkommenheit war jedoch dass man enge Gesetzlichkeit abnicht so, dass jemand jemals hier streifen konnte. Jeder darf selbst auf Erden ein perfekter Christ entscheiden, wie er den Glauben lebt. Dies ist aber sein muss, der nie mehr an Gott und anderen schuldig auch eine große Verantwortung, die manchen zu wird. Vielmehr sollen Christen sich immer weiterentschwer erscheint. Sie sehnen sich nach klaren Regeln. wickeln und in der Liebe zu Gott und den Menschen Wer erwartet, dass ich mindestens für die EmK einen wachsen. Das ist ein Veränderungsprozess, den der Verhaltenskodex aufstelle, den muss ich enttäuschen. Heilige Geist in uns wirkt. Er formt uns in Gottes Bild. Ich will allerdings skizzieren, was wir aus der metho- Wir grenzen uns auf diesem Weg nicht von der bösen distischen Tradition lernen können für eine an Chris- Welt ab, um quasi »auf der Insel der Seligen« unseren tus orientierte Lebensgestaltung. Heiligenschein zu polieren. Nein, wir wirken in die Welt hinein. Wir müssen uns das Heil nicht verdienen Lieben ist ja ein Beziehungsgeschehen. Wenn ich Wir halten mit allen evangelischen Christen fest, dass Gott lieben will, werde ich das praktizieren, indem ich wir uns das Heil nicht verdienen müssen. Dass wir hier meinen Nächsten liebe wie mich selbst. Für ihren Weg und in Ewigkeit in Gemeinschaft mit Gott leben dür- in der Nachfolge gab Wesley seinen Leuten die »allgefen, verdanken wir nicht unserem Lebenswandel, son- meinen Regeln« mit auf den Weg: Methodisten sollen dern Gottes Gnade. Christus befreit uns aus dem Krei- Böses meiden, Gutes tun und die Gnadenmittel nutzen. sen um uns selbst und ruft uns in die Gemeinschaft mit Die Werke der Barmherzigkeit in Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Christen. Das hört sich nicht den Armen zählte Wesley auch zu den Gnadenmitteln. nach einem radikalen Anderssein an. Und doch ist da- Er gab zum Beispiel einer reichen Dame namens Miss mit etwas grundlegend Neues geschehen. Wir leben March im Jahr 1775 folgenden Rat: »Gehen Sie zu den nicht uns selbst. Wir orientieren uns nicht an dem, was Armen und Kranken in ihren armseligen Behausungen.


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Von: matthias.walter@emk.de An: unterwegs@emk.de Betreff: E-Mail von radio m

Hamburg/Werdau 21

heit zu streben. Damit meinte er aber nicht, dass jemand jemals Christen sich immer weiterentwickeln und in der Liebe zu Gott und

Nehmen Sie Ihr Kreuz auf sich, Frau! Gedenken Sie Ihres Glaubens; Jesus ging vor Ihnen, und er wird mit Ihnen gehen. Legen Sie die feine Dame ab – Sie haben eine höhere Bestimmung.« Was für ein Paradox: Die »höhere Bestimmung« weist nach unten, zu den Menschen, von denen wir uns natürlicherweise lieber fernhalten würden. Mit ihnen zusammen finden wir Gott. Wir orientieren uns also nicht an herrschenden Maßstäben von »nach Oben streben« und immer mehr gewinnen wollen. »Glück« ist mehr als die Befriedigung unserer Bedürfnisse, mehr als Anerkennung, Ehre oder Macht. Es ist Leben in Beziehung, verbunden sein mit Gott und mit den Mitmenschen, in denen wir ihn erkennen.

Der Weg in die Gemeinschaft Wachsen in der Liebe führt in Gemeinschaft. Die ersten Methodisten versammelten sich in Klassen und Banden. Sie redeten in geleiteten Gesprächen darüber, wie sie den Glauben im Alltag lebten, was sie an Gutem tun konnten und wo sie scheiterten. Indem man sich mit den Erfahrungen und Ratschlägen der anderen auseinandersetzte und füreinander betete, half man sich gegenseitig, in der Heiligung zu wachsen. Wesleys Modell der Klassen lässt sich nicht eins zu eins auf heute übertragen. Viele Gemeinden suchen deshalb zeitgemäße Wege, um durch Kleingruppen, Gebetspartnerschaften oder Gesprächsforen sich gegenseitig zu helfen, Gottes Wille für den Alltag zu verstehen und sich an Jesu Weg der Liebe zu orientieren. Entscheidend ist, dass wir Christsein als Wachstumsprozess gestalten, als einen Weg in Gemeinschaft mit Gott und mit Geschwistern im Glauben, auf dem wir uns von Gottes Gnade prägen lassen und so Gottes Liebe in die Welt hineintragen. Auf dem Weg zur Vollkommenheit werden wir viele Fehler machen. Entscheidend ist, dass wir Lernende bleiben, die sich gegenseitig helfen, Gottes Gegenwart in dieser Welt zu entdecken und in Gottes Werk der Heilung und Veränderung mitzuwirken.

Die Mitarbeiter von radio m sind keine Stubenhocker! Reportagen, Interviews und natürlich Gemeindebesuche, Schulungen und Vorträge. Außenkontakte sind uns wichtig. Menschen, die für uns Werbung machen, natürlich auch. Einen eigenen Rennstall »wie die Großen« können wir uns nicht leisten. Aber Fans der Gemeinde Weissach (Baden-Württemberg) haben jetzt die radio m-Seifenkiste gebastelt und werden am Erntedankfest – nach dem Gottesdienst natürlich! – an den Start gehen. Das Team von radio m drückt dafür kräftig die Daumen, selbst wenn bei der super Geschwindigkeit dann unsere Internetadresse nicht mehr so gut lesbar sein sollte … Dieses Seifenkistenmodell ist ein besonders originelles Beispiel dafür, dass Menschen die missionarische Medienarbeit der Hörfunkagentur radio m gut finden und unterstützen. Natürlich setzen wir nicht uns selbst »in Szene«, aber wenn Menschen neugierig werden und auf unser Internetangebot stoßen, dann hören sie von »Gott und der Welt«. Sie bekommen Impulse fürs Christsein, die Einladung zum Glauben und Informationen über das, was »die« Kirche und was Christen so alles tun. Sie haben oder hatten eine ähnlich originelle Idee? – Dann nehmen Sie doch einfach Kontakt mit uns auf! Senden Sie eine E-Mail an info@radio-m.de.

n Pastor Matthias Walter leitet radio m,

die Rundfunkagentur der Evangelischmethodistischen Kirche.


Interview /Der Nachruf breite und der schmale Weg 16 ::: Titelthema:

Gottes Qualität entdecken Um »Leben in Gottes Qualität« geht es beim diesjährigen Herbstkongress des Arbeitskreises für geistliche Gemeindeerneuerung (AGG) in der EmK. Tagungsort ist die Gemeinde in Berlin­Lankwitz. Markus Hinz-Sperling hat Pastor Stefan Kraft dazu interviewt. Was erwartet die Besucher des Kongresses Was verstehen Sie unter »Leben in Gottes Qualität«? an diesem Wochenende? Stefan Kraft: Leben in Gottes Qualität meint, in seinen Möglichkeiten zu leben, zu denken, zu glauben. Stefan Kraft: Wir versuchen, drei wichtigen Elementen Oft genug ertappen wir uns doch, wie wir Gottes Se- Raum zu geben: Erstens wollen wir Gott miteinander suchen, ihn nicht einfach »segnend gen für »unser« Leben oder voraussetzen«. Zweitens werden wir »unsere« Gemeindearbeit »Viele Menschen ein paar wirklich gute Vorträge höerbitten und erhoffen. Gottes Möglichkeiten, seine Perhaben Sehnsucht ren, die uns besser verstehen helfen, in diesem Segen zu gehen. Und dritspektive und die Erfahrunnach frischem tens wird es Angebote zur persönligen seiner Kraft kommen Leben.« chen Segnung geben, auch Angebote dabei häufig leider unter die weiterführender Begleitung. Räder. Man wird »realisPastor Stefan Kraft tisch«, wie man sagt. In Wahrheit wird aber der Horizont des Möglichen oft Wer wird an diesem ­Kongress teilnehmen? nur kleiner. Neu zu entdecken, was möglich ist, zu Stefan Kraft: Ich hoffe, viele. Natürlich gibt es etliche, erleben, wie Gott im Alltag der Gemeinde und des die seit Jahren die Kongresse des AGG besuchen. Die Einzelnen »stattfindet«, darum geht es bei diesem sind natürlich herzlich eingeladen. Daneben ist dieser Kongress aber kein Treffen einer bestimmten FrömKongress. migkeit oder »Richtung«. Wer immer Lust hat, inspirierende Gedanken zu denken und sich neu bewegen Der Untertitel des Kongresses heißt: zu lassen, sollte mit dabei sein. »… anders leben können!« Ist das vorhandene Leben nicht gut genug? Stefan Kraft: Zunächst mal ist es immer gut, wenn Informationen Menschen bewusst ihr Leben mit Gott gestalten. Aber viele erzählen von einer Sehnsucht nach frischem, unKongress »Leben in Gottes Qualität«, 28.–30. Oktober 2011, verbrauchtem Leben. Wir wollen, dass diese ursprüngEmK Berlin-Lankwitz. Informationen per E-Mail: liche Kraft des Evangeliums wieder erlebbar wird, dass kongressbuero@kreuzkirche-lankwitz.de Christen in ihrer Alltagsgestaltung und ihrem Dienst www.kongress.kreuzkirche-lankwitz.de neu erleben, wie ihr Denken und Handeln fruchtbar und kraftvoll wird.

nachruf Charles Kingsley Barrett (1917 – 2011) Am 26. August 2011 verstarb im Alter von 94 Jahren der britische Theologe Charles Kingsley Barrett. Er zählt zu den bedeutendsten Auslegern des Neuen Testaments des 20. Jahrhunderts. Seine Kommentare zum Johannesevangelium, der Apostelgeschichte und den paulinischen Briefen zeichnen sich durch wissenschaftliche Gründlichkeit, eine klare theologische Aussage und eine verständliche Sprache aus; der Johanneskommentar

wurde auch ins Deutsche übersetzt. Zugleich aber war Barrett ein überzeugter methodistischer Christ und Prediger. Bis in seine letzten Lebensjahre predigte er jeden Sonntag in den methodistischen Kapellen rund um Durham. Noch in seinen letzten Tagen im Krankenhaus sprach er mit den Leuten von Gott und sang Lieder von Charles Wesley. Barrett wuchs als Sohn eines Predigers der »United Methodist Church« auf, in der sich drei kleinere wesleyanische Gruppen zusammengeschlossen hatten und die sich 1932 mit den »Primitive Methodists« und den »Wesleyan Methodists« zur britischen

Methodistischen Kirche vereinigte. Dieses Erbe machte ihn zu einem energischen Verfechter eines freikirchlich orientierten Methodismus, in dem die Mitsprache der Laien ­wichtig war. Er war daher einer der schärfsten Gegner des 1971 gescheiterten Vereinigungsplans mit der ­Kirche von England. Er war nicht grundsätzlich dagegen. Aber die ­Bedingung, unbedingt an einer historischen Sukzession im Bischofsamt als Zeichen für die Apostolizität der Kirche festzuhalten, stand für ihn im Widerspruch zu allem, was er im ­Neuen Testament als »Zeichen eines unterwegs 20/2011 September 2011 Apostels« fand. ::: 25.Walter Klaiber


unterwegsinfo

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unterwegs 20/2011 ::: 25. September 2011

Wasser aus der ganzen Welt für einen Apfelbaum in Otterfing Im vergangenen Jahr hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) den ökumenischen Tag der Schöpfung ausgerufen. Beim ökumenischen Kirchentag bekamen die Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedskirchen der ACK Apfelbäumchen. Bischöfin Rosemarie Wenner gab ihr Bäumchen nach Otterfing bei München. Jetzt bekam es Wasser aus aller Welt.

Fotos: privat

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eim zentralen Gottesdienst zum Tag der Schöpfung am 2. September nahm der Berliner Superintendent Christian Voller-Morgenstern für diesen »Nachwuchs« eine Flasche mit Wasser entgegen. Das entsprechende Nass hatten Vertreter der weltweiten Ökumene zusammengetragen. Abgesandte aus Finnland, Ägypten, Ozeanien, Südamerika sowie Armenien brachten zum Gottesdienst jeweils zeichenhaft etwas davon mit. Bei der Übergabe erinnerten sie an die Bedeutung des Lebenselixiers: an den Reichtum und die Entbehrung, an die Suche nach dem Schöpfer

Noch freie Plätze gibt es beim

­ egegnungstag der ArbeitsgeB meinschaft Suchtkrankenhilfe und Prävention der EmK. Dabei geht es darum, wie Familienmitglieder, Seelsorger und Gemeinden mit Süchtigen umgehen können und wie den Angehörigen geholfen werden kann. Die Begegnung findet am 5. November in der Erlöserkirche Karlsruhe (Hermann-­ Billing-Straße 11) statt. Beginn ist um 9.30 Uhr. Danach gibt es Informationen darüber, wie eine Abhängigkeit entsteht, wie die Umgebung reagiert und wie

und die Taufe, an die Bedrohung durch Flut wie den gebotenen sorgsamen Umgang mit dem Wertstoff. Der mennonitische Theologe Fernando Enns wies bei dieser Gelegenheit in seiner Predigt auf den Skandal hin, dass zwar zur vorübergehenden Stützung des Finanzsystems der europäischen Währung Milliardenbeträge zur Verfügung gestellt werden, nicht aber für die Dürreopfer in den ostafrikanischen Notstandsgebieten. Die christlichen Gemeinden sind nun eingeladen, in der Zeit bis zum 4. Oktober möglichst mit Gemeinden aus der Ökumene zusammen eine eigene Veranstaltung zum Tag der Schöpfung zu halten. Material für die Gottesdienstgestaltung findet sich auf der Internetseite der ACK. Der EmK-Bezirk Solingen zum Beispiel hat am ersten Sonntag im September aus diesen Anregungen heraus einen Gartengottesdienst gefeiert. Die Geste mit der Wasserspende haben die Solinger für sich übernommen. Sie senden ebenfalls als Zeichenhandlung eine Flasche Wasser aus dem Schöp-

Co-Abhängige handeln ­können. Referenten sind der ­Suchtkrankentherapeut Arno ­Gerhold und Pastor Philipp ­Zimmermann. n Information und Anmeldung bei Pastor Philipp Zimmermann, E-Mail: philzim@sucht-sjk.de Ein Herz für Gemeindeaufbau hat

die klein gewordene EmK-­ Gemeinde Stralsund – und sucht deshalb eine Familie oder ein Ehepaar, die als »Zeltmacher-Missionare« an der Ostsee ­leben und arbeiten möchten. »Wir wollen uns als Gemeinde

In Otterfing wächst der EmK-Apfelbaum.

fungstag-Gedächtnis aus dem Bergischen Land in den oberbayerischen Ort Otterfing (siehe nächste Seite). Alfred Mignon

kurz &bündig nicht aufgeben«, sagt Pastor Burkhard Hübner. Im vergangenen Jahr habe man durch den Zuzug eines Ehepaares nach Wiepkenhagen (Nachbargemeinde) ermutigende Erfahrungen gesammelt. Eine FünfZimmer-Wohnung im EmKGemeindehaus steht zur Vermietung frei. n Informationen bei Pastor Hübner, Telefon 03831 -286826, E-Mail: stralsund@emk.de


18 ::: unterwegs info

Lauter feiert seine Hundertjährige D

ie Lauterer Methodisten haben in diesem Jahr doppelten Grund zum Feiern: 100 Jahre Friedenskirche und 120 Jahre Chor. Das Chor-Jubiläum findet seinen Höhepunkt am 9. Oktober mit der Aufführung einer Kantate. Die Kirche entstand im Jahre 1911 in einer Rekordbauzeit von zwölf Wochen! Und das trotz gelegentlichem Mangel an Baumaterial. Bereits im Juli diesen Jahres gingen einige Interessierte auf eine historische Wanderung durch den Ort. Hier wurden die Häuser besucht, in denen die Methodisten in Lauter vor dem Bau der Kirche ihre Versammlungen abhielten. Ein Höhepunkt der Jubiläumsfestivitäten war das Gemeindefest am 28. August zusammen mit den Geschwistern aus Bernsbach. Nach einem Familiengottesdienst unter dem

Gemeindeglieder zeigten beim Jubiläum in Lauter Mode aus den vergangenen 100 Jahren (oben). Zum Jubiläum gab es die Kirche auch aus dem Vollen geschnitzt (links). Fotos: privat

Motto: »Vorsicht Baustelle, betreten auf eigene Gefahr« gab es im Laufe des Tages einige Höhepunkte. So konnten alle an einer Versteigerung von »antikem Krimskrams« teilnehmen. Die Kinder schnitzten Holzgestalter Bäumchen. Eine Menge Spaß hatten die Jüngsten mit dem »Zuckerlemaa«. Gemeinsame Spiele, wie ein historisches Gemeindetheater unter dem

Titel »Stöckraustu«, fanden frohe Mitspieler und Zuschauer. Neben gutem Essen wurde das Fest mit einer historischen Modenschau – einem Streifzug durch die letzten hundert Jahre – abgerundet. Nicht zu vergessen die Talentshow, welche so manches Ungeahnte zu Tage förderte. Alles in allem ein gelungenes Fest bei herrlichem Wetter. Carsten Jähn

Solingen: Wasser für Otterfing Unter dem Thema Schöpfung - Wasser – Gabe Gottes und Quelle neuen ­Lebens feierte die EmK-Gemeinde ­Solingen zum Tag der Schöpfung ­einen besonderen Gottesdienst im gleicher­maßen blumen- wie wasserreichen Garten von Gemeinde­ gliedern. Einige Gottesdienst­ besucher brachten Originalwasser aus Deutschlands ältester Trinkwassersperre, ihrem Bewässerungsbrunnen oder ihrem Gartenteich mit. Andere berichteten über ihre Erfahrungen in bestimmten Situationen und machten deutlich, dass es nicht selbstverständlich ist, in jeder Lebenssituation

Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ­haben. Dass man nicht nur eine Tasse Wasser trinkt, wenn man sich einen ­leckeren Kaffee aufbrüht, sondern gleich 140 Tassen Wasser verbraucht, wurde durch Erläuterungen des ­Begriffs »virtuelles Wasser« eindrucksvoll erläutert. Als Hoffnungszeichen für das Wachstum von ­Gemeinden und für die Lebensberechtigung zukünftiger Generationen wurde das gesammelte Wasser des Gottesdienstes zum EmKBaum nach Otterfing (siehe Seite 17), an die Partnergemeinde und an den örtlichen ACK-Vorsitzenden gesandt. Peter Düdden


unterwegs info ::: 19

Au f geno mmen Neudorf ::: am 18 September Phillipp Martin (19), Maik ­Burkert (21) und Claudia ­Schürer (34). Vorpommern ::: am 11. September Fanny Schwarz (19).

Welzheim ::: Walter Semmler zum 90.Geburtstag. Wuppertal-Elberfeld ::: ­Gerlinde und Lothar Schumacher zur goldenen Hochzeit; Doris und Willi Röser zur goldenen Hochzeit.

H eimgeg a ngen W ir g r atu l ie r en Affalter ::: Annemarie und ­Siegfried Harnisch zur ­diamantenen Hochzeit. Auerbach ::: Elfriede Hummel zum 90. Geburtstag. Cranzahl ::: Edith und Joachim Engert zur goldenen Hochzeit. Esslingen ::: Martha Eisele zum 95. Geburtstag. Göppingen ::: Hildegard Bauer zum 90. Geburtstag. Heidelberg ::: Renate und ­Helmut Kreschnak zur ­diamantenen Hochzeit. Karlsruhe-Grötzingen ::: ­Renate und Siegfried Kunzmann zur goldenen Hochzeit. Recklinghausen/Marl ::: ­Brunhilde und Dr. Wolfgang Hoffmann zur goldenen Hochzeit. Reutlingen ::: Zeidina und ­Martin Brombach zur diamantenen Hochzeit; Rosmarie und Helmut Grauer zur goldenen Hochzeit. Schmalkalden ::: Pastorin i.R. Friede-Renate und Pastor i.R. Dieter Weigel zur goldenen Sehma ::: Monika und Joachim Mann zur goldenen Hochzeit.

S emina r e Mauer oder Brücke ::: Wochenende für konfessionsverbindende Paare und Familien und ökumenisch Interessierte, 7. bis 9. Oktober, Diakonisches Institut in Dornstadt bei Ulm. Glaubenskurs »Stufen des ­Lebens« ::: 11. bis 13. November, Bildungswerk Stuttgart. n Informationen und Anmeldung für diese Seminare: Telefon 0711 8600690, E-Mail: ­bildungswerk@emk.de

Bärenwalde/Stützengrün ::: Hans-Dieter Turbanisch am 25. August, 72 Jahre. Bergisches Land ::: Diakonisse Elfriede Hensel am 3. September, 84 Jahre. Deizisau ::: Lina Maier am 24. August, 89 Jahre. Delmenhorst-Neerstedt ::: ­Johanna Pooch am 23. August, 91 Jahre. Eberswalde ::: Ruth Zimmer am 25. August, 80 Jahre. Frankfurt Ruferkirche ::: ­Martha Bradler am 28. August, 97 Jahre. Leinfelden-Echterdingen ::: Willi Stierle am 28. August, 85 Jahre. Ludwigsburg ::: Waldemar ­Kieser am 14. August, 76 Jahre; Theo Dignus am 20. August, 98 Jahre. Marbach am Neckar ::: Helene Kleinknecht am 27. August, 84 Jahre. Oberkollbach ::: Erna Bauer am 8. September, 84. Jahre. Reutlingen-Betzingen ::: ­Rosemarie Armbruster am 27. August, 85 Jahre.

Solingen ::: EmK, Bergstraße 62, 15. Oktober, 10 bis 16 Uhr, Frauentag Bergisch Land, Ruhrgebiet, Rheinland, Referentin: Regine Stoltze. n Informationen bei Marlies Düdden, Telefon 0212 44223.

Ter mine Heidelberg-Neuenheim ::: EmK Kirche am Markt, Ladenburger Straße 23, 9. Oktober, 17 Uhr, Konzert für Klavier zu vier Händen mit Tatjana Kontorovich und Otmar Wiedenmann-Montgomery.

Reutlingen-Erlöserkirche ::: ­Ilse Haug am 2. September, 99 Jahre. Rudersberg ::: Emilie Deuschle am 19. August, 85 Jahre Schleiz ::: Hildegard Schubert am 5. August, 89 Jahre. Triebes/Langenwetzendorf ::: Christa Jetschke am 8. August, 83 Jahre. Tübingen ::: Emma Zeeb am 14. August, 91 Jahre; Elfriede Volkmann am 17. August, 100 Jahre. Tübingen-Pfrondorf ::: Karl Raster am 10. September, 93 Jahre. Zweibrücken ::: Johanna ­Schröder am 21. August, 87 Jahre. Zwickau-Friedenskirche ::: ­Erika Franke geborene Wünsche am 12. August, 96 Jahre; Werner Schnabel am 23. August, 84 Jahre; Ursula Roth geborene Tittmann am 24. August, 87 Jahre. Zwönitz ::: Hilde Weidlich am 26. August, 97 Jahre.

Nachruf Am 29. August verstarb im Alter von 80 Jahren Pastor i.R. Paul Stein in Oberstdorf, nachdem er dort mit Familienangehörigen noch herrliche Urlaubstage verbringen durfte. Er wurde am 24. Mai 1931 geboren und wuchs in einem methodistischen Elternhaus in Ottmarsheim (Besigheim) auf. Er sollte die ­elterliche Landwirtschaft

Rund funk bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 3. bis 8.10., 6.20 Uhr mit Anja Kieser; Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«: sonntags, 7–8 Uhr: mit Anja Kieser.

Radio AREF – sonnund feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg)

persönlich ü­ bernehmen. In einer Phase der Distanzierung von Elternhaus und Gemeinde brachte ein Beinbruch bei einem Fußballspiel den ­Wendepunkt in seinem ­Leben, der ihn schließlich 1951 in das ­Predigtamt der Methodisten­kirche führte. Er ­begann seinen Dienst in den ­Bezirken Naila und Murrhardt. Nach dem Studium erhielt er Dienstzuweisungen für die ­Bezirke Nürnberg-Pauluskirche, Crailsheim, Vaihingen/Enz und Weinsberg. 1954 heiratete er ­Esther, geborene Weber, die als Kontoristin auch finanziell für die junge ­Familie sorgte. Drei Töchter wurden den Eheleuten geschenkt. 1993 trat Paul Stein in den ­Ruhestand, den das Ehepaar in Ottmarsheim im Haus der ältesten Tochter verbrachte. 2003 ­erlitt Paul Stein einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte und der Sprache beraubte. Ende 2009 verstarb seine Frau. Paul Stein war mit seinen praktischen und lebensnahen Predigten, in denen es immer auch etwas zum Lachen gab, ein begeisterter und begeisternder Verkündiger mit tiefgründigem Humor. Mit seinen Gaben und seinem Dienst hat Gott uns reich beschenkt und alle, die ihm ­begegnet sind. Am 5. September nahm eine große Trauergemeinde dankbar von ihm Abschied und fand Trost in den Worten von Psalm 121. Wolfgang Rieker

wowannwas ERF Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz, mit Horst ­ Marquardt. ERF Radio 28.9., 10.45 Uhr, Bibel heute, mit Hans Jakob Reimers. SWR 4 9.10., 9.15 Uhr, Sonntagsgedanken mit Ulrike Burkhardt-Kibitzki.


20 ::: Kirchengeschichte

»Bloß kein Stillstand!«

C

harlotte Reihlen wurde am 26. März 1805 geboren. Ab ihrem zwölften Lebensjahr pflegte sie ihre schwerkranke Mutter und übernahm einen Großteil des Familienhaushalts. Es heißt, sie habe sich abends sogar nur teilweise entkleidet, um der Mutter rasch beistehen zu können. Mit 18 Jahren heiratete sie den Kaufmann Friedrich Reihlen. Das Glück der Eheleute war zunächst groß: Sie waren jung, verliebt, lebten sorglos in der wohlhabenden Unternehmerfamilie und bekamen bald ihr erstes Kind. Einen tiefen Einschnitt im Leben der jungen Mutter bedeutete der Tod ihres zweiten Sohnes. Der zweijährige Julius erkrankte an einer Luftröhrenentzündung und starb qualvoll. Charlotte Reihlen verfiel in eine schwere Depression. Sie machte sich Vorwürfe und glaubte, Gott wolle sie für ihre Ungläubigkeit strafen. In ihrer Not besuchte sie 1830 einen Gottesdienst von Pfarrer Christian Adam Dann in der Stuttgarter Leonhardskirche. Es traf sie, als sei die Sonne durch die Wolken gebrochen, habe sie über das Wort Gottes gesagt. Die fromme Bürgerin fand ihre geistliche Heimat im Pietismus. Und sie begann, sich für andere zu engagieren. Besonders setzte sie sich für Kinder ein. Sie hatte für ihre Töchter einen Hauslehrer eingestellt. Friedrich Weidle erarbeitete sich eine angesehene Stellung. Bald sandten auch andere Familien ihre Töchter zum Unterricht ins Haus Reihlen. Die Suche nach größeren Räumlichkeiten brachte Charlotte Reihlen auf den Gedanken, eine konfessionelle Schule für Mädchen zu gründen. Aus dieser Idee ging das Weidle’sche Töchterinstitut, das heutige Evangelische Mörike-Gymnasium, hervor. 1856 lernten bereits 500 Schülerinnen im eigenen Schulgebäude. Ebenso initiierte Charlotte Reihlen eine »Dienstbotenschule«, um Mädchen nach Verlassen der Volksschule mit 14 Jahren eine Ausbildung zu ermöglichen. Charlotte Reihlen lebte stets sparsam und einfach, um viele Mittel für gute Zwecke einsetzen zu können.

Es ist überliefert, dass Besucher sie wegen ihrer einfachen Kleidung für die Magd des Hauses statt für die Hausherrin hielten. Wo immer Charlotte Reihlen war, erfasste sie sogleich die Bedürfnisse der Menschen und musste handeln. So initiierte sie für Menschen, die sich kein Gesangbuch leisten konnten, einen Hilfsverein, der ein »Armengesangbuch« herausbrachte, oder gründete einen Bibelverein, der Bibeln zu erschwinglichen Preisen von Haus zu Haus anbot. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts erfuhr Charlotte Reihlen von der Eröffnung einer Diakonissenanstalt in Kaiserswerth bei Düsseldorf. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los, sie wollte eine solche Einrichtung auch in Stuttgart gründen. Anfangs traf sie auf Widerstand, konnte sich aber mit großer Unterstützung des Stuttgarter Stiftskirchenpredigers Sixt Karl Kapff später durchsetzen. Sie bildeten 1853 ein Gründungskomitee und suchten Diakonissen über die Zeitung. Ein Jahr darauf wurden die ersten Schwestern verpflichtet. Kapff soll ihr bei der Darstellung der im Pietismus beliebten Worte Jesu am Ende der Bergpredigt (Matthäus 7,13–14) geholfen haben. Die Worte wurden oft in »Zwei-Wege-Bildern« dargestellt: Der breite Weg, den viele wählen, führe zur Verdammnis; der schmale ins Paradies. Sie entwarf dazu ein Bild, beauftragte den Künstler Paul Beckmann und fügte selbst entsprechende Texte hinzu. Sie gab dem Ganzen den Titel »Der breite und der schmale Weg« und ließ es drucken. Es ist bis heute eine der bekanntesten Darstellungen des Motivs. Reihlen wollte damit die Menschen zur Nachfolge Jesu animieren. Seit ihrer Jugend wurde Charlotte Reihlen von Krankheiten geplagt. Am 21. Januar 1868 hielt ihr zerbrechlicher Körper einer Erkältung nicht mehr stand. Ihre Bekannten ließen sie am Sterbebett nicht allein. Auf dem Stuttgarter Fangelsbachfriedhof befindet sich noch heute Charlotte Reihlens Ehrengrab. Beate Dreinhöfer

unterwegs 20/2011 ::: 25. September 2011

Rahmen: NilsZ/Fotolia.com Foto: Landeskirchliches Archiv, Stuttgart

Sie sah Menschen in Not und handelte sofort. Sie lebte bescheiden, um anderen helfen zu können. Sie war Mitbegründerin der Evangelischen Diakonissenanstalt Stuttgart. Und sie entwarf eines der bekanntesten Bilder des schwäbischen Pietismus: die Pfarrerstocher Charlotte Reihlen. Beate Dreinhöfer skizziert ihr ereignisreiches Leben.


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Meine Meinung ::: 21

Für Sie gelesen John MacArthur: Durch die enge Pforte. Wie moderne Evangelikale den schmalen Weg breit machen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Oliver Reichel, Betanien Verlag, Oerlinghausen 2. Auflage 2010, 11,50 Euro. ISBN: 978-3-935558-66-X Schon der Titel des Buches zeigt, wohin John MacArthur seine Leser führt: Für den Pastor der »Grace Community Church« in Los Angeles sind die angesagten Methoden zum Gemeindewachstum eine Verwässerung des Evangeliums. Marketinginstrumente haben seiner Meinung nach in einer Gemeinde, die sich dem Evangelium verpflichtet weiß, nichts zu suchen. Eine Gemeinde, die sich am Massengeschmack orientiert, bietet vielleicht ein kundenfreundliches Christentum – dem Evangelium entspricht das seiner Meinung nach nicht. Ziel seiner Kritik sind vor allem die amerikanischen Mega-Gemeinden und ihre Prediger – wie Robert Schuller (Saddleback-Gemeinde) oder Bill Hybels (Willow Creek). Ihr »Evangelium der Selbstachtung« steht für ihn im krassen Gegensatz zum wahren Evangelium, das Selbstverleugnung fordert. Diese Botschaft sei aber nicht gemütlich und eingängig – und deshalb so unbeliebt in Gemeinden, die vor allem attraktiv für Ungläubige sein wollen. So hält er es für falsch, einen Gemeindegottesdienst auf Ungläubige zuzuschneiden. »Es gibt in der Bibel keinen Hinweis darauf, dass die Gemeinde etwas anderes ist als die Versammlung von Erlösten«, erklärt er. MacArthurs Thesen sind steil, einseitig und provozierend. Er sieht sich als Vertreter des »wahren Evangeliums«. Die Schärfe, mit der er argumentiert und bewertet, ist allerdings geradezu vernichtend. Man spürt deutlich, dass MacArthur hier seinen Clinch mit einigen bekannten amerikanischen Evangelisten verarbeitet hat. Ob uns das alles hilft, als Christen mehr Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, sei dahingestellt. Als Anregung, das eigene missionarische Handeln zu hinterfragen, kann es durchaus dienen. kie Ko rr ektu r

In den Artikel »Ferien mit Gott« (unterwegs 19/2011) haben sich zwei Fehler eingeschlichen: n Der allererste Ashram war zwei Monate früher als ange­ geben – vom 11. bis 14. April 1961 im »Haus der Sieben Brüder« in Hunoldstal. n Die nächsten Einkehrtage in Vesperweiler sollen eine Woche früher als angegeben, nämlich vom 20. bis 24. Juni 2012, stattfinden. Wir bitten, dies Versehen zu entschuldigen! Die Redaktion

Hauptsache billig Vor fünf Jahren brachte die Folk-JazzLiedermacherin Heather Greene aus New York ihr Debutalbum »Five Dollar Dress« heraus. Im Titelsong spricht sie von ihrem roten, mexikanischen 5-Dollar-Kleid. In mir löste dieses Lied von Anfang an die Frage aus: Gibt es neben »sündhaft teurer« auch »sündhaft billige« Kleidung? Ich glaube: ja. Die Krux der realexistierenden Supermarktwirtschaft ist, dass an beiden Enden der sozialen Skala moralisch fragwürdig eingekauft wird. Die Reichen leisten sich ihre 5.000-Dollar-Kleider, die Ärmsten greifen notgedrungen zu den Billigst-Textilien für wenige Euro. Aber ist es denn kein Segen, dass es für Menschen, die fast nichts haben, Kleider fast umsonst gibt? Ganzheitlich betrachtet leider nicht, denn sehr wahrscheinlich handeln die Armen ethisch sogar noch viel verwerflicher als die »Oberen Zehntausend«. Kann das »mexikanische Kleid« fair produziert worden sein? Lässt es nicht vermuten, dass es von unterbezahlten Näherinnen oder gar Kindern hergestellt wurde? Billige Sonderangebote (»Sünderangebote«?) sind also teuer erkauft. Während der Erwerb von Regional-, Fairtradeund Bioprodukten im Bereich der Lebensmittel vielen eher in Fleisch und Blut übergegangen ist, sind im Bereich der Kleidung den Kunden weitestgehend die Hände gebunden. Für Kleidung gibt es noch viel zu selten entsprechende Öko- und Fairtrade-Labels. Am Preis allein lässt sich eben nicht ablesen, ob man ein ethisch einwandfreies Produkt gekauft hat. Es gibt also markt-politisch noch sehr viel zu erreichen auch durch das Engagement unserer EmK! Halten wir uns vor Augen: Der gedankenlose Billigerwerb ist in allen Sparten bedenklich. Unsere selbstauferlegte oder notwendige Discounter-Mentalität wirft nicht zuletzt schwierige Fragen auf in Bezug auf Jesu »Seligpreisung der Armen«.

Daniel Schmidt ist freiberuflicher Orthografiker. Er lebt in der Nähe von Bietigheim.

Was meinen Sie?

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22 ::: Rätsel

Segen, Mut und Kraft

Auflösung des Rätsels aus dem letzten Heft 19/2011

Wort für heute 2012

Die EmK in Deutschland auf einen Blick!

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Bibelwochen im Herbst Kraft in Schwachheit 16.10. - 21.10.2011 Leitung: Bischof i.R. Dr. Walter Klaiber ISRAELWOCHE Leitung: Pastor Helmut Schert

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Der Christliche Sängerbund e.V. (CS) bietet als Chorverband mit rund 400 Chören überwiegend aus dem Bereich der Freikirchen Schulungen und Seminare an. Ein weiterer bedeutender Arbeitszweig ist die Ver­ öffentlichung von Noten und anderer Literatur im angeschlossenen Verlag Singende Gemeinde. Die Bundesgeschäftsstelle koordiniert die Angebote des Vereins und des Verlages. Für unsere Geschäftsstelle in Wuppertal suchen wir zum nächst­ möglichen Zeitpunkt, spätestens jedoch zum 1. Januar 2012 eine/ einen

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unterwegs Herausgegeben von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Zeitschriftenredaktion im Medienwerk der EmK: Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Telefon 069 242521-150 Telefax 069 242521-159 E-Mail: unterwegs@emk.de Vertrieb • Anzeigen- und Abonnementsverwaltung: Blessings 4 you GmbH Postfach 31 11 41 · 70471 Stuttgart Telefon 0711 83000-51 Telefax -50 Anzeigendisposition: E-Mail: anzeigen@blessings4you.de Es gilt der Anzeigentarif 2011. Bezugspreise: Bei Bezug über die EmK-Gemeinde: im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten. Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der Erms Herstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart Beilagen in dieser Ausgabe: Kawohl (Kalender) E-Werk Mission Europe unterwegs-Jahreskalender 2012

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Welche Aufgaben erwarten Sie:  Verantwortung des operativen Geschäfts im Bereich Finanzen (Haushaltsplan, Gehalt, Verlagsbudget, Spenden)  Personalverantwortung für die Angestellten  Büroleitung der Geschäftsstelle  Mitarbeit in der Öffentlichkeitsarbeit und im Marketing  allgemeine Verlagstätigkeiten  Entwicklung neuer Produktideen und deren Umsetzung  Organisation und Teilnahme am fachlichen Austausch (Gremienarbeit)  Motivation und Einbindung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  Kreative Weiterentwicklung des Fundraisings Was Sie mitbringen sollten:  Zugehörigkeit zu einer Kirche, die der VEF angehört  Abgeschlossene kaufmännische Ausbildung, idealerweise als Verlagskauffrau/­mann oder einige Jahre Berufserfahrung im (Musik­)Verlagswesen  Unternehmerisches Denken  Organisationstalent, Verlässlichkeit, Einsatzwille und Kommunikationsfähigkeit  Überzeugendes und gleichzeitig verbindliches Auftreten  Sicherer Umgang mit dem PC Was wir Ihnen bieten können:  Geschäftsführungsposition in Voll­ oder Teilzeit (nach Absprache)  Selbstständiges, verantwortungsvolles und abwechslungsreiches Arbeiten in einem guten Team aus Angestellten und Ehren­ amtlichen  Bezahlung in Anlehnung an AVR  Hilfe bei der Wohnungssuche Selbstverständlich können Sie sich auch bewerben, wenn Sie die eine oder andere Voraussetzung (noch) nicht erfüllen. Ihre Bewerbung mit Lebenslauf und ggf. weiteren Anlagen senden Sie bitte bis zum 15.10.2011 – gerne auch per E­Mail – an den Bundesvorsitzenden Pastor Gabriel Straka, Dieffenbachstr. 39, 10967 Berlin, Telefon 030­6 93 62 57, E­Mail gabriel.straka@cs­vsg.de Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!


24 ::: Portrait

Tod in Afghanistan Zwei deutsche Entwicklungshelfer wollten den notleidenden Menschen in Afghanistan helfen. Sie haben dafür einen hohen Preis bezahlt: ihr Leben. Die Leichen der seit dem 19. August am Hindukusch vermissten evangelischen Christen Siegbert Stocker (69) aus Meißen in Sachsen und Willi Ehret (59) aus Heimerdingen in Baden-Württemberg wurden am 5. September entdeckt.

D

orfbewohner fanden die Leichen und alarmierten die Behörden. Die Männer lagen in Säcken verpackt unter einem Felsen im Salang-Pass in der Provinz Parwan – nördlich der Hauptstadt Kabul. In der Nähe waren die beiden zu einer Bergwanderung aufgebrochen. Provinzgouverneur Basir Salangi sagte im Fernsehen des Landes, die Deutschen seien erschossen worden. Die Polizei hatte seit Tagen nach ihnen gesucht. Vergeblich. Noch ist das Motiv unklar. Man vermutet Raubmord. Denn keine Organisation – wie etwa die Taliban – hat sich zur Tat bekannt. Der Werkzeugmachermeister Siegbert Stocker arbeitete seit drei Jahren für die Kommunität der Christusträger in Kabul; der promovierte Landwirt Willi Ehret war für die staatliche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig.

Siegbert Stocker bildete in Afghanistan junge Menschen aus.

tigkeit von Gott abhängig. Als etwa seine Arbeitserlaubnis verlängert werden musste, schrieb er, dass er dafür »der himmlischen Abteilung für Auslandsdienste« vertraue. Was ihn antrieb: In seiner Arbeit wollte er »ein lebendiger Brief Gottes sein«.

Ehret: Berufen, um für Gott zu arbeiten Noch vor wenigen Wochen war Ehret zu Besuch in Deutschland. Er habe keine Angst. Gefährlich sei es in Afghanistan eher für Soldaten, meinte er damals. Ein unvorsichtiger Draufgänger war der Vater von drei erwachsenen Kindern nicht. Als junger Mann hatte er erfahren, was für eine Kraft im christlichen Glauben steckt. Er wusste sich berufen, für Gott im Ausland zu arbeiten. Nach dem Besuch der Bibelschule Wiedenest ging er als Missionar der Deutschen Missionsgemeinschaft nach Nigeria – in die islamisch geprägte Stadt Jos. Später wurde er Entwicklungshelfer im Auftrag der GIZ im ostafrikanischen Staat Malawi, einem der ärmsten Länder der Erde. Als er dann in Afghanistan gebraucht wurde, sagte er zu. Klaus Rösler

unterwegs 20/2011 ::: 25. September 2011

Foto: Christusträger

Stocker: Ein lebendiger Brief für Gott Siegbert Stocker war 69 Jahre alt. Seit knapp drei Jahren arbeitete er in der Ausbildungswerkstatt einer Nichtregierungsorganisation in Kabul. Er war seit 1967 Mitglied der evangelischen Christusträger-Bruderschaft. Mitglieder dieser ordensähnlichen Gemeinschaft sind seit 1969 sozial in Afghanistan tätig, zurzeit durch zwei ambulante Kliniken für Lepra- und Tuberkulosekranke, technische Unterstützung diverser Krankenhäuser in Kabul und eine Ausbildungswerkstatt. Seit einem Besuch 2008 in Afghanistan sei es Siegberts großer Wunsch, den Ärmsten in diesem geschundenen Land zu dienen, erklärte ein Sprecher der Christusträger. Der Werkzeugmachermeister unterrichtete Auszubildende in den Grundlagen des Metallhandwerkes. Im März 2010 übernahm er die Leitung einer neuen Lehrwerkstatt für Metallbauer. Er liebte seine »schöne und anstrengende Arbeit« – trotz mancher Sprachprobleme. Immer wieder überlegte er, wie er den jungen Afghanen technisches Denken vermitteln könnte. Denn in der Kultur ist es üblich, dass Auszubildende immer nur »Ja« sagen – auch wenn sie nichts verstanden haben. Was tun? Er beschaffte sich einige LegoTechnik-Bausätze, um das Technikverständnis der Jugendlichen zu fördern. »Mit guter Frucht«, wie er im letzten Rundbrief schrieb. Er wusste sich in seiner Tä-


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