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25. M채rz 2012 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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Warum musste Jesus sterben? Verstehen n

Das Opfer, das Leben bringt. Seite 3

Anfassen

Hinschauen

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Kinder lernen, was der Tod ist. Seite 8

Kunst deutet das Kreuz. Seite 12


2 ::: Editorial

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Kräftig gewachsen ist die

­Kreditgenossenschaft ­»Oikocredit« im vergangenen Jahr. Die Bilanzsumme stieg um fünf Prozent auf 672 Millionen Euro. Aus Deutschland kamen dabei fast 28 Millionen Euro neu hinzu. Dadurch wuchsen die Anlagen aus Deutschland um 13 Prozent. Die Zahl der deutschen Anleger stieg 2011 um fast sechs Prozent auf über 19.700. Insgesamt haben sie 242,5 Millionen Euro bei ­Oikocredit investiert. Die Versorgungskasse der Süddeutschen Jährlichen Konferenz hat 500.000 Euro investiert. In der Regel verzinst Oikocredit die Einlagen mit zwei Prozent. Hartmut Kämpfer ist neuer

Vorsitzender des Jugendverbands »Entschieden für Christus« (EC). Er löst ­Gerald Pauly ab, der nach elf Jahren satzungsgemäß nicht wiedergewählt werden konnte. Der 40-jährige Kämpfer (rechts) ist Sparkassenbetriebswirt und lebt in Berlin. Er ist seit seiner Jugend in verschiedenen Leitungs­ funktionen im EC tätig. Zur zweiten Vorsitzenden ­wurde die bisherige Beisitzerin Gesine Westhäuser (links) gewählt.

Christen sollten nicht versu-

chen, Juden zu missionieren. Das bekräftigte der EKDRatsvorsitzende, der ­rheinische Präses Nikolaus Schneider, am 11. März in Leipzig bei der Eröffnung der 60. »Woche der Brüderlichkeit«. Dort erhielt Schneider die Buber-Rosenzweig-Medaille. Mit der Auszeichnung wurde Schneiders Wirken für den Dialog zwischen Christentum und Judentum gewürdigt. Dazu gehöre sein Eintreten gegen jedes Wiedererstarken von Rassismus und Antisemitismus und seine »deutliche Absage an die ­Judenmission«, hieß es in der Begründung. Wünsche an Gott nimmt die Ak-

tion »Pro-Christ« entgegen. Eine Internet-Kampagne soll auf die nächste Pro-Christ-

Evangelisation im März 2013 in der Stuttgarter PorscheArena aufmerksam machen. Von Dezember bis März sind Besucher der Internetdienste GMX und web.de eingeladen, einen Wunsch an Gott zu formulieren. Zugleich bekommen sie mehrere Personen gezeigt, von denen sie eine als Fürbitter für ihr Anliegen auswählen können. Die Beter geben sich mit Vornamen, Foto und Wohnort zu erkennen. Die Teilnehmer erhalten das Versprechen, dass in Kürze für sie gebetet wird. www.prochrist.org

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Foto: EC / Titelfoto: sxc.hu / slafko pheonix1

Ein Kind wird geboren Es ist schwerstbehindert und wird wahrscheinlich nicht lange leben – und wenn, dann nur mit starken Schmerzen und erheblichen Einschränkungen. Kann man diesem Kind Leid ersparen, indem man den Tod vorzieht? Das ist beileibe keine theoretische Frage. »Muss dieses Kind am Leben bleiben?« So fragte der Philosoph Peter Singer schon 1995 in einem Buch über das »Problem schwerstgeschädigter Neugeborener«. Jüngst haben zwei australische Mediziner in einem Fachartikel erklärt, dass ein neugeborenes Kind, wie auch ein Fötus, noch keinen »moralischen Status als Person« hat. Deshalb ist für sie das Töten eines Babys nichts anderes als ein Schwangerschaftsabbruch. Und die sind selbst in Deutschland bis kurz vor der Geburt legal – wenn auch in Ausnahmefällen. Eine Gespensterdebatte? Nein: In den Niederlanden ist es seit 2005 gesetzlich erlaubt, dass solche Kinder kurz nach der Geburt mit Einverständnis der Eltern getötet werden können. »Abtreibung nach der Geburt«, heißt das. Diese Praxis und die neuerliche Diskussion zeigen deutlich das ethische Dilemma, in das sich Befürworter aktiver Sterbehilfe ­ ­hineinmanöveriert haben. Leben ist zu jedem Zeitpunkt und unter allen Umständen schützenswert – vor ­allem zu Beginn und am Ende. Setzen wir uns dafür ein! Ihr Volker Kiemle


Titelthema: Jesu Tod – unser Leben ::: 3

Das Opfer, das Leben bringt Die Frage, warum Jesus Christus gekreuzigt wurde, beschäftigt die Christenheit seit ihren Anfängen. Immer wieder gibt es Streit darüber – vor allem, weil heute viele Christen von der Vorstellung des »Sühneopfers« verstört sind. Letztlich kommt es aber darauf an, der Bedeutung des Todes Jesu nachzuspüren, sagt der ehemalige Bischof Walter Klaiber. Volker Kiemle hat den ausgewiesenen Kenner des Neuen Testaments interviewt.

Warum wird immer wieder über die Bedeutung des Todes Jesu gestritten? Walter Klaiber: Zum einen ist für uns manches Denkmodell, mit dem der Tod Jesu im Neuen Testament erklärt wird, fremd geworden. Wir kennen etwa Opfer nur noch im übertragenen Sinne – die Vorstellung, dass durch das Opfer eines Tieres etwas bewegt wird, können wir nicht nachvollziehen. Zum anderen haben wir eine Tradition, die diese Botschaft oft ziemlich verzerrt dargestellt hat und wo Aussagen falsch zitiert werden. Worin besteht die Verzerrung? Walter Klaiber: Es ist etwa immer wieder von dem

zornigen Gott die Rede, der nur dadurch vergeben

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kann, indem er seinen eigenen Sohn opfert. Damit wird der Gott Israels mehr oder weniger anderen Göttern gleichgesetzt. Das ist weder die Denkweise des Alten noch die des Neuen Testaments. Vielmehr sind Sühneopfer Zeichen und Handlungen, die die Menschen brauchen, damit ihr Leben untereinander und mit Gott wieder in Ordnung kommt. Gerade durch das Sühneopfer schenkt Gott Vergebung. Das könnten die Menschen doch aber auch ohne Gott miteinander ausmachen ... Walter Klaiber: Das ist der Knackpunkt: In unserem Bewusstsein hat Schuld nur in der Beziehung zu anderen eine Bedeutung. Und wir meinen, mit dem Satz »Ich vergebe dir« sei es geschehen. Doch das Alte Testament sieht in der Schuld mehr: eine Art Gift, die das Leben der Gemeinschaft zerstört. Diese Lebensvergiftung wird durch das Sühneopfer beseitigt. Das brauchen die Menschen – Gott braucht das nicht. Was ist für uns heute an die Stelle des Sühneopfers getreten? Walter Klaiber: Interessant ist, dass wir heute zwar nicht mehr in solchen Kategorien denken. Aber wir erleben sehr wohl, dass Schuld nicht einfach durch einen Akt des guten Willens beseitigt werden kann – das bestätigt auch die Tiefenpsychologie. Nicht umsonst

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Foto: sxc.hu / slafko

Muss man an den Sühnetod Jesu Christi glauben, um Christ zu sein? Walter Klaiber: Wenn man die Frage auf den Sühnetod fokussiert, dann würde ich sagen: nein. Es gibt auch im Neuen Testament unterschiedliche Weisen, den Tod Christi zu deuten. Neben dem Modell der Sühne gibt es auch die Stellvertretung – dass sich einer mit seinem Leben für andere einsetzt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, Christ zu sein, ohne dem Tod Jesu eine Bedeutung zuzumessen. Aber ich kann nicht entscheiden, ob jemand ein Christ ist oder nicht. Insofern muss ich die Frage letztlich offen lassen.


4 ::: Titelthema: Jesu Tod – unser Leben

haben sich hier biblische Begriffe wie etwa der Sündenbock erhalten oder die Rede davon, dass man jemanden in die Wüste schickt. So muss es zur Vergebung auch gewisse Zeichen geben – man spricht zwischen den Völkern auch von Sühnezeichen. Es geht dabei nicht um Entschädigung, sondern darum, dass deutlich wird: Was da zwischen uns steht, das ist beseitigt. Aber damit wird Sühne auf einen tiefenpsychologischen Akt reduziert, der ohne Gott auskommt ... Walter Klaiber: Wenn jemand meint, ohne Gott leben zu können, kann ich ihm das nicht absprechen. Für die Bibel ist Gott derjenige, der eine gedeihliche Gemeinschaft zwischen den Menschen vorgibt und trägt; und er ist auch der Adressat, wenn etwas schiefgeht und die Gemeinschaft wieder geheilt werden muss. Was bedeutete der Tod Jesu für die ersten Christen? Walter Klaiber: Sie standen unter Schock und hatten

keine fertige Theorie. Erst die Begegnung mit dem Auferstandenen hat in ihnen das Bewusstsein geweckt, dass in diesem Tod ein tieferer Sinn liegen musste. Sie haben sich dann an entsprechende Andeutungen Jesu erinnert und im Alten Testament nach Spuren gesucht, die etwas über diesen Tod aussagen konnten. Sie haben unterschiedliche Spuren gefunden, und das hat dann zu unterschiedlichen Deutungen geführt. Welche Deutungen sind das? Walter Klaiber: Da ist etwa das Motiv des leidenden Gerechten: In der Geschichte Israels mussten immer wieder Propheten leiden oder wurden getötet, weil sie zur Sache Gottes standen. Dieses Modell greifen auch heutige Kritiker der Heilsbedeutung auf. Demnach ist der Tod des Gerechten vor allem Zeichen der Treue zur Sache Gottes. Gleichzeitig wurde deutlich, dass das für die Gemeinschaft, für die sich diese Leute eingesetzt haben, nicht ohne Bedeutung ist. Zumindest ist es ein Signal umzukehren. Bis heute ist das Kreuz ein Zeichen dafür, dass sich Christus in die Ungerechtigkeit der Welt hineinbegeben hat. Und was ist mit dem Gottesknecht? Walter Klaiber: Das vielleicht wichtigste Verstehensmodell kommt aus der Prophetie von Jesaja 53 – dem

leidenden Gottesknecht. Hier wird von einem gesprochen, den Gott dazu bestimmt hat, die Schuld der Gemeinschaft, ja sogar der ganzen Welt, auf sich zu nehmen. Ein weiteres Modell kam aus der griechischen Mythologie: dass sich ein Mensch opfert für eine Stadt oder ein Volk, weil es zürnende Götter eben fordern. Das kommt im Neuen Testament nicht vor. Aber der Grundgedanke, dass sich in extremen Situationen einer für die Gemeinschaft opfert, um die Gemeinschaft zu retten, war eine Erklärungshilfe für den Tod Jesu.

Information Buchtipp Dr. Walter Klaiber wurde am 17. April 1940 in Ulm geboren. Nach dem Studium der evangelischen Theologie wurde er Pastor der Evangelischen Gemeinschaft. Von 1969 bis 1971 war er Wissenschaftlicher Assistent bei dem Theologen Ernst Käsemann in Tübingen. Seine Doktorarbeit schrieb Klaiber über »Die Bedeutung der iustificatio impii (Rechtfertigung der Sünder, Anm. d. Red.) für die

Ekklesiologie des Paulus«. Ab 1971 war er Dozent für Neues Testament am Theologischen Seminar (heute: Theologische Hochschule) der EmK in Reutlingen, ab 1976 dort Direktor. 1989 wurde Klaiber zum Bischof der EmK in Deutschland und West-Berlin gewählt, 1992 zum Bischof der EmK im vereinigten Deutschland. Seit 2005 lebt Klaiber im Ruhestand in Tübingen.

Walter Klaiber: Jesu Tod und unser Leben. Was das Kreuz bedeutet, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, 208 Seiten, Paperback, 12,80 Euro. ISBN 978-3-374-02845-0


»Der Sündenbock« Grafik von Robert Eberwein

Titelthema: Jesu Tod – unser Leben ::: 5

Viele Menschen lehnen es ab, sündig zu sein, und geben stattdessen ihrer Natur oder den Umständen die Verantwortung für ihr Handeln. Wie lässt sich diesen Menschen der Kreuzestod nahebringen? Walter Klaiber: Das Neue Testament beschränkt die Deutung des Todes Jesu nicht auf die Schuldfrage. Das ist zwar eine zentrale Frage. Aber die erwähnte Stelle aus Römer 8 zeigt, dass auch die Mächte, die uns von Gott trennen, eine große Rolle spielen. Die Menschen brauchen Ich würde diesen MenSühneopfer, damit ihr Leben schen auch fragen, ob es wirklich so ist, dass sie untereinander und mit Gott sich in ihrem Handeln wieder in Ordnung kommt.« nur von ihrer Prägung Walter Klaiber leiten lassen können. Paulus bezeichnet das Wort vom Kreuz als »anstößig«. Warum? Walter Klaiber: Paulus zeigt, dass sich Gott in diesem Tod erniedrigt hat, um auch den Armen und Verachteten zu zeigen: »Ich bin ganz bei euch!« Damit ist das Kreuz auch ein Zeichen der Solidarität Gottes mit Menschen, die leiden müssen – und gleichzeitig eine Kritik an Menschen, die sich auf Kosten anderer groß machen. Diese Botschaft ist anstößig, weil sie letztlich vom Menschen auch fordert, die Zerbrochenheit der eigenen Existenz anzuerkennen, und gleichzeitig betont, dass Gott in diese Zerbrochenheit gekommen ist.

Grafik: Robert Eberwein

Auf welchen Nenner lassen sich diese verschiedenen Deutungen bringen? Walter Klaiber: Unabhängig vom einzelnen Erklärungsmodell ist die Tatsache, dass Jesus diesen Tod auf sich genommen hat, ein starker Erweis der Liebe Gottes. Gott will uns damit bis in die Tiefe des Todes hinein nahekommen! Das macht Paulus im Schluss von Römer 8 deutlich: Nichts kann uns von der Liebe Gottes scheiden. Wie unterscheiden sich Schuld und Sünde? Walter Klaiber: Sünde bezeichnet zuerst das Schuldigwerden vor Gott. Das Wort wird im Neuen Testament auch als Überbegriff für die Entfremdung des Menschen von Gott gebraucht, für das, was zwischen Gott und den Menschen steht. Schuld bezieht auch das Verhältnis zu den anderen Menschen mit ein. Hier geht es nicht nur um den objektiven Tatbestand, sondern um das Schuldigwerden anderen gegenüber.

Die Sünde ist immer noch in der Welt. Ist Jesus vergeblich gestorben? Walter Klaiber: Diese Frage muss jeden nachdenklichen Christen anfechten – gerade, weil auch die Christenheit eine Schuldgeschichte hat. Andererseits ist durch die Botschaft am Kreuz die Liebe Gottes in diese Welt hineingekommen – eine Liebe, die Menschenherzen erfüllt und ansteckt und befähigt, für andere zu leben. Und das gilt bis heute, auch wenn es viele nicht sehen wollen. Das ist nicht einfach nur Humanismus: Die Verpflichtung zum Mitleiden ist sehr stark durch das Christentum in diese Welt gekommen. Wie erklären Sie einem Kind, warum Jesus ans Kreuz genagelt wurde? Walter Klaiber: Die äußere Ursache ist, dass Jesus so konsequent in seinem Einstehen für die Menschen war, dass die Herrschenden das als Kritik gesehen haben. Deshalb wollten sie ihn beseitigen. Dass Jesus dem Tod nicht ausgewichen ist, ist ein Zeichen für die Treue zu seinem Auftrag. Und genau darin hat er uns die Liebe Gottes ganz deutlich gezeigt.


8 ::: Titelthema: Jesu Tod – unser Leben

»Das Jenseits ist wie eine freundliche Wohnung« Tod und Sterben werden in unserer Gesellschaft weitgehend aus der Öffentlichkeit verdrängt. Kinder gehen damit eher unbefangen um. Wie, das ist jetzt in der interaktiven Ausstellung »Erzähl mir was vom Tod« in Neu-Ulm zu sehen. Zwar richtete sich die Schau in erster Linie an Kinder, aber auch Erwachsene sind angetan. Franziska Feinäugle ist für uns durchgewandert.

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enn die Menschen in Mexiko jedes Jahr im November ihr Totenfest feiern, picknicken sie fröhlich auf dem Friedhof: Denn sie glauben, dass die Toten an diesem Tag Urlaub haben und zu den Lebenden zu Besuch kommen, um Kaffee zu trinken, etwas Gutes zu essen und ihre Lieblingsmusik zu hören. Ein derart unbefangener Umgang mit dem Thema Tod ist unserer Gesellschaft im Lauf der vergangenen Jahrzehnte abhanden gekommen; der Gedanke ans Sterben wird aus dem Leben verdrängt, Schweigen umgibt oft die Bereiche, die über Jungsein, Gesundsein, das Hier-und-Jetzt hinausgehen. Dass Kinder sich meist ebenso unbefangen an das Tabuthema Tod heranwagen wie die Mexikaner an ihrem Totenfest, kann man neuerdings im Kindermuseum am Neu-Ulmer Petrusplatz beobachten oder auch gern am eigenen Leib erfahren. »Erzähl mir was vom Tod«, heißt die »interaktive Ausstellung über das Davor und das Danach«, die dort bis September 2012 zu durchwandern ist – nicht nur von Kindern, sondern auch von Eltern, Großeltern und neugierigen kinderlosen Erwachsenen.

Ganz einfach ins Jenseits Die Reise ins Jenseits trifft man in Neu-Ulm auf ganz unkomplizierte Art an. Vorbei an einer überdimensionalen Sanduhr und Dutzenden kleinen Uhren aller Spielarten – Symbole für das Verrinnen der Zeit, Voraussetzung für Vergänglichkeit und Sterblichkeit – gelangt man zu einem Durchgang, dessen Bedeutung ein Schild betont: »Achtung! Ihr verlasst jetzt das Diesseits und betretet das Jenseits.« Information Die Ausstellung »Erzähl mir was vom Tod!« ist noch bis zum 9. September 2012 im Kindermuseum im Edwin-­ScharffMuseum am Neu-Ulmer Petrusplatz zu sehen. Geöffnet dienstags und mittwochs 13 bis 17 Uhr, donnerstags bis samstags 13 bis 18 Uhr und sonntags 10 bis 18 Uhr. Kinder bis 14 Jahre frei, Jugendliche 1 Euro, Familienkarte 9 Euro. Informationen: Telefon 0731 9726180 www.edwinscharffmuseum.de

Das Jenseits ist wie eine freundliche Wohnung mit vielen Zimmern, die keine Türen haben. In jedem erlebt man etwas anderes, erfährt man etwas anderes, begreift man etwas anderes. »Was bleibt von dir, wenn du gehst?«, ist die Frage, die ein besonders gemütlicher Raum den Kindern stellt: Es ist das Wohnzimmer des verstorbenen Erwin M., und aus den Bildern und dem Meisterbrief an seiner Wand, aus den Schallplatten und Familienfotos können sie vieles über diesen Menschen ablesen, obwohl er nicht mehr da ist. In einem Reisepass, den jedes Kind am Eingang ausgestellt bekommt, tragen sie ihre Erkenntnisse und Antworten ein. Nebenan in einer Nische sitzt eine Gruppe Kinder vor einer Bildergeschichte. Die kleinen SchwarzweißFotografien an der Wand erzählen vom Altern und Sterben eines Großvaters: Zuerst rasiert er sich noch selbst, später braucht er Hilfe, am Ende stirbt er. Dieses Älterwerden und Schwächerwerden ist nicht allen Kindern der Ganztagsschulklasse fremd. Ein Mädchen hebt die Hand: »Als mein Opa gestorben ist, hat man ihm seinen guten Anzug angezogen und eine Zigarre mitgegeben«, erinnert sich die Achtjährige. »Schade, dass er gestorben ist«, schickt sie noch hinterher. Dann gehen die Kinder mit ihrem Ausstellungsbegleiter Gernot Ladwein weiter ins Sargzimmer.

Traueranzeigen im Sargzimmer Es ist der vielleicht beeindruckendste Raum der Ausstellung: Seine Wände sind über und über mit Traueranzeigen tapeziert, in großen silbernen Ständern stehen weiße Kerzen, die hintere Hälfte des Raums wird beherrscht von einem Sarg. Neugierig knien sich die Mädchen und Jungen hin und helfen Gernot Ladwein, den Deckel vom Sarg zu heben. Die Kinder bestaunen den schönen weißen Stoff, mit dem er ausgekleidet ist, und das Kissen. »Wer von euch weiß, was eine Urne ist?«, fragt der Ausstellungsbegleiter und zeigt auf die unterschiedlichen Behälter, die in diesem Raum bescheiden am Rand stehen. Eine Schülerin weiß es: »Wenn jemand verbrannt wird, macht man das da rein.«

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Foto: Franziska Feinäugle

Vor der Weiterreise zu den alten Ägyptern nutzen die Kinder die Gelegenheit, ihre eigenen Trauerbotschaften in eines der vielen leeren Kästchen an der Wand zu schreiben. Nachrufe auf Katzen, Hamster und Vögel finden sich dort, Grüße an Großeltern, manchmal auch Zeichnungen statt Worte. Schräg gegenüber dürfen die Kinder den großen, goldglänzenden ägyptischen Totengott Osiris ungestraft anfassen. Vor der stattlichen Statue steht eine Waage, in der rechten Waagschale liegt eine schwarze Feder. Vor dem Eintritt ins Totenreich, erklärt Gernot Ladwein den Kindern, galt es im alten Ägypten, Rechenschaft abzulegen über das Leben. »Was habt ihr schon mal für eine gute Tat getan?«, hilft der Pädagoge den Kindern auf die Sprünge. Oscar fällt sofort eine ein. »Ich habe mal einem alten Mann, der sich nicht mehr bücken konnte, seine Krücke aufgehoben.«

Die gute Tat als Eintrittskarte Jeder schreibt seine gute Tat auf einen der am Rand bereitliegenden Zettel. »Wie schreibt man staubsaugen?«, fragt eine Schülerin. Als alle fertig sind, werden die Zettel auf die linke Waagschale gelegt. »Wenn eure Taten leichter sind als eine Feder, sind es gute Taten«, erklärt Gernot Ladwein. Einige der Kinder sind ein wenig beunruhigt. »Gab es das schon mal«, fragt einer, »dass die Taten schwerer waren als die Feder?« – »Ja«, antwortet der Begleiter. »Aber nicht hier.« Aufgeregt gehen die Mädchen und Jungen an Osiris vorbei und gelangen in eine schwarze Kammer. Das Urteil des

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ägyptischen Gottes ertönt in tiefer Lautsprecherstimme: »Ihr seid mir noch zu jung fürs Jenseits. Geht durch den Notausgang und lebt euer Leben.« Was die Grundschüler liebend gern tun.

Auf Socken in den Himmel Überhaupt geht es in der Ausstellung »gar nicht ausschließlich um den Tod, sondern ganz viel ums Leben und darum, wie man mit dem Leben umgeht«, sagt die Leiterin des Edwin-Scharff-Museums, Helga Gutbrod. Ob jemand den Tod verdrängt oder sich offen damit beschäftigen kann, »hat immer etwas damit zu tun, wie sehr man mit sich im Reinen ist und mit dem Tod, den man selbst schon erlebt hat«. Sie ist fasziniert, wie viele Besucher das Bedürfnis haben, sich zum Thema Tod zu äußern: indem sie eine der Traueranzeigen im Sargzimmer ausfüllen oder indem sie einen Zettel aufhängen an einem der Äste des Paradiesbaumes in jenem weißen Raum, der in der Ausstellung den Himmel darstellt und nur in Socken betreten werden darf. Das Papier, das in den weißen Zweigen hängt, trägt Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. »Man fährt mit der Seele in den Himmel. Natürlich sieht man die Seele nicht«, hat Isabella notiert. Jemand anderes glaubt, »dass das Leben nach dem Tod der gleiche Ort und Zustand ist wie im Traum«. Auf einem anderen Zettel hat jemand die Überzeugung festgehalten: »Der Tod ist die Tür zu unserem eigentlichen Leben. Ich freue mich darauf, einmal dort zu sein.«

Anfassen erlaubt: Im Sargzimmer können sich die Besucher des Neu-Ulmer Kindermuseums mit der Bestattungskultur auseinandersetzen.


10 ::: Norddeutsche Jährliche Konferenz

Die Norddeutsche Jährliche Konferenz (NJK) tagt vom 22. bis 26. Juni im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen unter dem Motto »Entdecke, was geht!«. Diese Einladung renzMitgliedern feallen Konnur henicht rlicgilt h Jä e ch ts eu d rd o N der Konferenz, sondern ergeht an alle Gemeinden, ab Samstag, den 25. Juni amnGlaubenstag in g -Kreuzber li er B | 2 01 2 l ri p A . 15 ­Krelingen teilzunehmen. Noch kann man bisanmelden. 12.sich

Einblicke von der Norddeutschen Jährlichen Konferenz 2011 in Kreling

Willkommen zur NJK: Veranstaltungstipps Donnerstag, 12. April, 11 Uhr Christuskirche (Dieffenbachstraße 39, 10967 Berlin-Kreuzberg) n Eröffnungsgottesdienst mit Abendmahlsfeier Leitung: Pastor Gabriel Straka, Predigt: Pastor Thomas Steinbacher über Johannes 14,15–19 Freitag, 13. April, 9 Uhr Tagungszentrum Jerusalemkirche (Lindenstraße 85, 10969 Berlin-Kreuzberg) n Bibelarbeit zu Jesaja 55,1-5 Prof. Dr. Jörg Barthel, Reutlingen Freitag, 13. April, 19.30 Uhr Tagungszentrum Jerusalemkirche (Lindenstraße 85, 10969 Berlin-Kreuzberg) n Abend der Gemeinschaft mit Gedenken der ­Verstorbenen Unsere Zeit in Gottes Händen Erinnern-Ehren-Danken Leitung: Pastor Andreas Fahnert und Pastor Holger Sieweck Musikalische Begleitung: Lydia Otto, Saxophon, Werner Otto, Klavier

Samstag, 14. April, 9 Uhr Tagungszentrum Jerusalemkirche (Lindenstraße 85, 10969 Berlin-Kreuzberg) n Bibelarbeit zu Johannes 6,1–15 Pastor Sven Kockrick, Eisenach Samstag, 14. April, 18 Uhr Salemkirche Berlin-Neukölln (Delbrückstraße 15, 12051 Berlin-Neukölln) n 125 Jahre Frauenwerk Leuchtspuren – Jubiläumsgottesdienst Leitung: Gabriele Fellenberg, Heidrun Brüß ab 17 Uhr: Imbiss und Getränke Samstag, 14. April, 19.30 Uhr Erlöserkirche Berlin-Mitte (Schröderstraße 5, 10115 Berlin-Mitte) n Konferenzjugendabend Gottesdienst mit Bischöfin Rosemarie Wenner Dialogpredigt: Thorsten Kelm und Lars ­Weinknecht n anschließend: Unplugged Mitsingkonzert: Lautstark & Friends; Mit Nachtcafé für ­Nachtschwärmer; Leitung: Kinder- und ­Jugendwerk, Pastor Lars Weinknecht

Sonntag, 15. April, 9.45 Uhr Dachetage der Heilig-Kreuz-Kirche (Zossener Straße 65, 10961 Berlin-Kreuzberg) n Kinderkonferenz »Hier bin ich« Leitung: Kinder- und Jugendwerk, Pastor Günter Loos und Kathrin Mittwollen Sonntag, 15. April, 10 Uhr Heilig-Kreuz-Kirche Berlin-Kreuzberg (Zossener Straße 65, 10961 Berlin-Kreuzberg) n Sendungsgottesdienst Leitung: Superintendent Christian Voller-Morgenstern Predigt: Bischöfin Rosemarie Wenner über Matthäus 28,16–20 n anschließend: Kaffeetrinken

www.njk2012.de

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Vorschau – Norddeutsche Jährliche Konferenz 2012 ::: 11

Die Sparbeschlüsse greifen Die Norddeutsche Jährliche Konferenz (NJK) tagt vom 12. bis 15. April in BerlinKreuzberg unter dem Motto »und ihr sollt auch leben«. In der Woche nach Ostern will die NJK sich daran erinnern, dass »die Kirche sich zuerst und vor allem dem Wirken ihres Herrn verdankt«, sagt der Berliner Superintendent Christian Voller-Morgenstern.

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n den letzten Jahren hatte die Finanzdebatte die Tagungen der NJK bestimmt. Jetzt zeigt sich, dass die im letzten Jahr verabschiedete mittelfristige Finanzplanung greift. Die Beschlüsse zum Sparen waren richtig, erklärt der Schatzmeister Andreas Kraft. Der Haushalt 2011 konnte ohne Entnahme aus dem Vermögen abgeschlossen werden. Die finanzielle Situation der NJK hat sich soweit verbessert, dass »entgegen den ungünstigsten Szenarien die Gehälter nicht reduziert werden müssen«, erklärt der Vorsitzende der Kommission für Finanzen und Kircheneigentum Superintendent Christian VollerMorgenstern. Die Gehälter wurden mit Jahresbeginn 2012 um 2 Prozent erhöht und bleiben damit auf der Höhe von 96,15 Prozent der Tabelle der Zentralkonferenz, nachdem diese um 2 Prozent angehoben wurde. Die Tagung der NJK kann sich damit anderen Aufgaben und Inhalten zuwenden. Inhaltliche Impulse setzen die Bibelarbeiten zum Thema. Professor Dr. Jörg Bartel wird die Einladung zu Gnadenbund Gottes in Jesaja 55,1–5 auslegen, Pastor Sven Kockrick die Speisung der Fünftausend nach Johannes 6,1–15.

Eine neue Berlin-Erfahrung verspricht der Tagungsort im Tagungszentrum Jerusalemkirche in Berlins Mitte: Zwischen dem Checkpoint Charlie und dem Jüdischen Museum gelegen, nicht weit entfernt von dem Holocaust-Denkmal und dem Brandenburger Tor. Bei diesem Umfeld ist die Nachricht, dass die NJK am Tagungsort der Jerusalemkirche aus organisatorischen Gründen kein Mittagessen anbieten kann, durchaus als Chance zu sehen. Die Konferenzteilnehmer sind gebeten, sich eigenständig auf den Weg zu machen und zu verpflegen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten in der Nähe des Tagungsorts in allen Preislagen. mip

Berlin

Statistik 2010 Mitglieder ::: 6.554 Kirchenangehörige ::: 4.247 Kirchenzugehörige ::: 314 Freunde ::: 4.038 Gemeinden ::: 104 in 64 Gemeindebezirken Konferenzhaushalt 2012 Haushaltsvolumen ::: 4,8 Millionen Euro Umlage ::: 3,2 Millionen Euro Konferenzausgleich ::: 125.900 Euro

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unterwegsinfo

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Nagold: Eine wachsende Kirche Noch ist der Zaun geschlossen und das Grün zeigt sich nur zaghaft. Aber man sieht Pastorin Dorothea Lorenz und ihrem Kollegen Jonathan Whitlock die Vorfreude auf das große Ereignis schon an. Ein Jahr schon planen sie die Aktionen der EmK für die Baden-Württembergische Landesgartenschau in Nagold. Mit dabei sind auch die katholische und die evangelische Kirche am Ort. ie Friedenskirche ist nur einen Steinwurf vom sagenumwobenen Keltenhügel und nur einen Blick von der inzwischen in ganz Deutschland bekannten »Wachsenden Kirche« entfernt. »Das wird eine große Sache!«, sagt Jonathan Whitlock und erzählt von den vier Themenbereichen: »Schöpfung – Leben – Glauben – Miteinander wachsen«. Man kann es einzeln lesen oder zusammenhängend – einen tiefen Sinn gibt es beide Male und die kreative Auseinandersetzung damit ist voller Möglichkeiten. Ob man sich beim Thema »Schöpfung« für den Farben- und Symbolrausch der Bibelillustrationen des Sieger Köder begeistert oder Engelsdarstellungen Nagolder Künstler bestaunt? Vielleicht möchte man die große Wanderausstellung »Unterwegs fürs Seelenheil« besuchen und dabei über die Wege im »Leben« nachdenken? Dem »Glauben« kann man aber auch begegnen, wenn man Josef Hamberger zuschaut, wie er mit seiner Motorsäge Skulpturen schafft oder man versenkt sich still in die Kalligraphien von Maya Huber oder die prächtigen Ikonen, die der Mötzinger Professor Reiner Niethammer zur Verfügung stellt. Wenn es ums »Wachsen« geht, spielen Egli-Figuren eine große Rolle.

Dorothea Lorenz und Jonathan Whitlock freuen sich auf die Landesgartenschau.

Von April bis Oktober öffnet die Nagolder EmK ihre Türen, damit die drei Kirchengemeinden Impulse geben können. Wer ein paar Schritte vom Gartenschauweg abweicht, kann ruhig werden, Gespräche suchen, sich inspirieren lassen. Hier geht es um Weinstock und Rebe. Wer hier ein Samenkorn findet, der entdeckt ein lebendiges Miteinander und wirft einen Blick voraus. Nur zwei Gehminuten entfernt öffnet sich das Rund der »Wachsenden Kirche« und man ist »Unter den Linden« Gottes Schöpfung ganz nah. Gespräche und Diskussionen, vor allem aber Gebet, Lobpreis und Dank haben hier ihren festen Platz. Viele gute Ideen wurden zusammengetragen. »Es war sehr arbeitsintensiv und es bedeutet für unser Gemeindeleben auch einige Einschränkungen«, erzählt Pastor Whitlock. Aber das 30jährige Kirchenjubiläum wird auf dem Gartenschaugelände gefeiert und zum Regionalen Himmelfahrtstreffen kommt die Bischöfin! Auch Pastorin Dorothea Lorenz sieht viel Grund zur Freude: »Schon die Planungsphase ist toll und gibt der

Ökumene einen mächtigen Schub«, erzählt sie. »Wir haben so viele patente Menschen kennen gelernt und bekommen einen tieferen Einblick in die Strukturen der anderen Kirchen.« Strahlend berichtet sie vom großen Gottesdienst am Schöpfungstag oder vom Meditationsraum, der eigens für diese sechs Monate entstehen wird. Das Motto »Wachsende Gemeinde« berührt alle. Es ist eine Herausforderung für die Beteiligten, aufeinander zuzugehen, den Glauben zu diskutieren und zu leben. Auf einer Gartenschau können Blumen und Bäume, aber auch wertvolle Gedanken und Beziehungen wachsen. Die Blumen verblühen, die »Wachsende Gemeinde« wird mit ihren Kontakten bleiben. Angela Körner-Armbruster n Landesgartenschau Nagold

27. April bis 7. Oktober 2012. Geöffnet werktags von 10 bis 17 Uhr, sonntags von 12.30 bis 17 Uhr. Tagzeitgebete in der Wachsenden Kirche: 12, 15, 18 Uhr; EmK-Gottesdienst jeden 1. Sonntag im Monat auf der Hauptbühne. www.landesgartenschau-nagold.de

Foto: Angela Körner-Armbruster

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unterwegs info ::: 15 Meine Meinung

Pastorinnen trafen sich in Braunfels E

ine »Vielfalt von Begabungen« gibt es in der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Das stellte Gwen Purushotham von der weltweiten Behörde für Aus- und Weiterbildung der EmK bei einem Treffen mit 24 Pastorinnen der EmK aus neun europäischen Ländern fest. Die Pastorinnen waren mit Bischöfin Rosemarie Wenner und Gwen Purushotham in Braunfels zusammengekommen. Die Vielfalt an Begabungen kam zum Beispiel in den Bibelarbeiten zum Ausdruck, die Margarita Todorova aus Bulgarien und Irina Mitina aus Russland hielten. Beide brachten Themen mit, die sie in ihrem Umfeld gerade beschäftigen: Wie können wir einen Beitrag zu den Uno-Millenniumszielen leisten und die Armut in dieser Welt reduzieren? Wie kann man das Wesentliche der EmK in einem Satz definieren? Die Gespräche in immer wieder neu zusammengesetzten Gruppen waren wichtig. In manchen Ländern sind die Dienstgemeinschaften dazu zu klein oder die Wege zu weit. Rege wurde diskutiert: Was kann man tun, um einem Burn-out vorzubeugen? Wie können wir uns gegenseitig stärken und ermutigen? Was sind die besonderen Herausforderungen von Gemeinden mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen? Wer kennt eine Kollegin, die sich für Gemeindewachstumsstrategien interessiert oder warum gibt es kaum Frauen, die dieses Thema interessiert oder die ein Buch dazu geschrieben haben, das die Sichtweise der Frauen mit einbezieht? Besonders erfreulich war zu hören, dass es im vergangenen Herbst ein ähnliches Treffen auf den Philippinen und Anfang Februar auch in Afrika mit 300 Teilnehmerinnen gab. Esther Handschin

Starke Tage für Kinder 22 Kinder, vier Probetage, ein Auftritt: ein vollgepacktes Programm absolvierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kindermusikwoche in Scheibenberg. Unter der Leitung von Uwe Nürnberger wurde fleißig gepobt, einige hatten ihre Musikintrumente mitgebracht und konnten damit die selbst begleiten. Natürlich kam auch der Spaß an der frischen Luft nicht zu kurz: Entweder fuhren die Kinder Schlitten oder machten eine Wanderung. Auch die Abende gingen mit Essen, Quiz, Filmen, Kinderkonzert, Beten und Gute-Nacht-Geschichten schnell vorüber. Die vielen Lieder, wie etwa die Kinder-Kantate »Der Turmbau zu Babel« oder das Bewegungslied »Ich stehe fest auf dem Fels« wurden am Sonntag während eines Gottesdienstes in der EmK Schwarzenberg vortragen. Hanna (10), Franziska (9) und Rebekka (7) Bauer aus Naila (Oberfranken / Bayern)

persönlich Wider den Kompromiss Der Kompromiss ist die beste Lösung. Die Kontrahenten gehen aufeinander zu und finden gemeinsam eine Lösung. Aber finden sie auch eine Lösung, mit der jeder glücklich ist? Wohl kaum. Deswegen ist der Kompromiss oft genug auch die schlechteste Lösung. In Deutschland gibt es laut Bildungsminist­erin Annette Schavan (CDU) knapp 100 unterschiedliche Schulformen. Jedes Bundesland hat seine eigenen Schulformen, eigene Rahmenpläne, eigene Abschlüsse. Und in jedem Bundesland hat jeder Schulabschluss eine andere Wertigkeit. Fatal, wenn dann daraus unterschiedliche Aufnahmebedingungen an Hochschulen und Universitäten resultieren. Das ist das Ergebnis des Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland. Zugegeben, der Föderalismus hat seine Vorteile, aber eben auch seine Nachteile. Zu den Vorteilen zählen: Die Wirtschaft kann sich besser den örtlichen Gegebenheiten anpassen, Machtkonzentration wird verhindert. Ein offenkundiger Nachteil: In einem Land, das von seinen Bürgern fordert, immer mobiler und flexibler zu werden, wird es immer schwieriger, zum Beispiel als Pastor mit Kindern im Schulalter von einem Bundesland in ein anderes versetzt zu werden. Der Föderalismus im Bildungssystem ist eine Erfindung der (alten) Bundesrepublik. Den gibt es nicht in England, nicht in Frankreich, nicht in Italien, und den gab es auch nicht in der DDR. In der DDR konnte man von einem Ort in einen anderen umziehen und die Schule wechseln. Man durfte sich sicher sein, fast nichts verpasst zu haben, denn überall wurde zur selben Zeit das selbe unterrichtet. Und wo stehen wir heute? Anfang März diesen Jahres hat die Kultusministerkonferenz (KMK) getagt, in der die Bildungsminister aller 16 Bundesländer vertreten sind. Die KMK hat erkannt, dass der bundesdeutsche Föderalismus dem Bildungssystem abträglich ist. Deswegen führt sie nun unter anderem gemeinsame Bildungsstandards für einige Hauptfächer ein. Mutig war die KMK jedoch nicht. Sie hätte in den Hauptfächern ein zentrales Abitur und eine zentrale Zehnt-Klasse-Prüfung für alle Bundesländer beschließen können. Stattdessen sucht sie einen Kompromiss. Es werden gemeinsame Aufgabenpools gebildet, aus denen die Bundesländer ihre Abitur-Klausuren und Prüfungen zusammenzimmern. Viel besser wäre es für alle Schüler in Deutschland gewesen, endlich einheitliche Prüfungen einzuführen.

Holger Mittelstädt Holger Mittelstädt ist Laiendelegierter des Bezirks BerlinStadt. Er ist Schulentwicklungsberater und Schulleiter in Brandenburg und Autor zahlreicher pädagogischer Bücher.

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16 ::: unterwegs info

persönlich Au fgenommen

Annaberg-Buchholz ::: am 26. Februar Ulrike Mengdehl (24), Thomas Richter (28), Wolfgang Richter (26) und Maik Springer (29). Mühlheim am Main ::: am 19. Februar Gerhard Schneider (51) und Tabea Schneider (18) . Öhringen ::: am 4. März Walter Baust (64), Oliver Dochtermann (27), Olaf Panteleit (15) und ­Tabea Schmidt (18). Oranienburg ::: am 11. März Markus Bensch (18) und Marty Kressin (17). Potsdam ::: am 11. März ­Felismina Jeronimo (47). Rutesheim ::: am 11. März ­Carsten Heitmann (43) und ­Sabine Heitmann (44). Treuen ::: am 4. März Reinhard Backhaus (57). Tuttlingen/Trossingen ::: am 26. Februar Birgit Wiljotti (45).

Venusberg ::: am 11. März Chris Reuter (30) und Tanja Sättler (30).

W ir gratu lieren Albernau ::: Erna und Kurt ­Mothes zur diamantenen ­Hochzeit. Baden-Baden/Loffenau ::: ­Anneliese Runzheimer zum 90. Geburtstag. Bockau ::: Helene Espig zum 100. Geburtstag. Dittersdorf ::: Irmela und Horst Heine zur goldenen Hochzeit. Duisburg-Hamborn ::: Hermine und Siegfried Schmielewski zur goldenen Hochzeit. Heilbronn-Böckingen ::: Irene und Werner Sautter zur ­diamantenen Hochzeit. Nürnberg ::: Diakonisse Lina Stelzer zum 90. Geburtstag und Diakonisse Barbara Heß zum 90. Geburtstag.

wowannwas T ermine Abstatt-Happenbach ::: EmKFriedenskirche, Richard-BauerleStraße 3, 6. April, 17 Uhr, Passionskonzert – Gospel & Crucifixion, mit Brass & Songs-Bläserensemble, Simone Rabe und der gospel.ag-Band, Informationen unter www.gospel.ag oder ­Telefon 07130 401694. Besigheim-Ottmarsheim ::: EmK-Friedenskirche, Kreuzäckerstraße 62, 4. April, 20 Uhr, Passionskonzert – Es ist vollbracht, mit Esther Kuch und der gospel.ag-Band, Informationen unter www.gospel.ag oder Telefon 07130 401694.

Weinsberg ::: Christuskirche, Bleich 38, 4. April, 20 Uhr, ­Clemens Bittlinger, Bilder der Passion, Information unter ­Telefon 07134 2782. Zschorlau ::: EmK, Schneeberger Straße 2, 28. März, 19 Uhr, Es geht nicht ums Geld – es geht ums Ganze; 29. März, 19 Uhr, Gesundheit ist nicht alles – ­lieber krank als (geistlich) tot!, Gemeindeabende mit Alfred ­Mignon; 1. April, 17 Uhr, Konzert mit Classic Brass, Leitung: ­Jürgen Gröblehner.

SEMINAR E Lebensfragen im Spiegel der Psalmen ::: Sommerkurs in ­Pugerna/Lugano/Tessin (Schweiz), 16. bis 22. September, Leitung: Dr. Jörg Barthel, Dr. Lothar Elsner. Informationen

Heimgeg angen Albstadt-Tailfingen ::: Heinz Schairer am 24. Februar, 73 Jahre; Hartwig Ernst Schöller am 2. März, 77 Jahre. Baden-Baden/Loffenau ::: Manfred Herb am 26. Februar, 73 Jahre; Hildegard Breisch ­geborene Bausch am 8. März, 91 Jahre. Berlin-Wittenau ::: Siegfried Woratz am 15. Februar, 85 Jahre. Bernsbach ::: Manfred Reinhold am 6. März, 84 Jahre. Burkhardtsgrün ::: Herbert Süß am 28. Februar, 82 Jahre. Esslingen ::: Rosel Fuchs am 4. März, 97 Jahre.

und Anmeldung: Bildungswerk, Telefon 0711 86006-91, E-Mail: bildungswerk@emk.de und www.emk-bildung.de Konzepte erarbeiten, Visionen umsetzen ::: Kursreihe Laien in der Leitung, Stuttgart-Giebel, 11. bis 13. Mai, Leitung: Sonja Röcker; Referent: Superintendent Dr. Rainer Bath, Informationen und Anmeldung: Bildungswerk, Hauptgeschäftsstelle, Telefon 0711 86006-91, E-Mail: bildungswerk@emk.de und www.emk-bildung.de

Rundfunk im Internet radio m kompakt: Aktuell und kritisch. radio m gespräch: Glaube im Dialog. radio m ­andachten: Impulse für jeden Tag. radio m themen: Berichte und ­Reportagen.

Falkenstein ::: Ortraude Müller am 10. Februar, 91 Jahre. Hamburg-Eppendorf ::: Markus Claus am 8. Januar, 45 Jahre. Heidelheim ::: Lina Kuhn am 28. Februar, 88 Jahre. Kassel ::: Willy Kirchner am 4. Februar, 87 Jahre. Leonberg ::: Martin Möbius am 6. März, 86 Jahre. München-Erlöserkirche ::: ­Manfred Schubert am 23. Februar, 79 Jahre. Pirmasens ::: Ludwig Schlicher am 8. Februar, 75 Jahre. Potsdam ::: Margarete Charnow am 9. Februar, 89 Jahre. Reutlingen ::: Hilde Wild am 28. Februar, 85 Jahre. Schneeberg ::: Irene Göckeritz am 15. Februar, 86 Jahre. Tübingen ::: Helene Kehrer am 29. Februar, 93 Jahre. Winnenden ::: Ernst Schäfer am 20. Dezember, 79 Jahre.

radio m bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 2. bis 7.4., 6.20 Uhr, mit Anja Kieser; Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«, sonntags, 7–8 Uhr, mit Anja Kieser.

Radio AREF– sonn- und feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg) ERF Plus Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz – Leben im ­Rückblick, mit Horst Marquardt im Gespräch mit Männern und Frauen 60+. 1.4., 11.45 Uhr, Bibel heute, mit Hans Jakob Reimers.

de . ixelio p / elis M n av olf R : oto F

Ludwigsburg ::: Christuskirche, Friedrichstraße 22, 6. April, 19 Uhr, Gospeloratorium – Prince of Peace, von Ralf Grössler, mit Hannelore Finkbeiner, Chor und Orchester der Christus­ kirche, Leitung: Holger Dignus, ­Informationen bei Hans-Martin Brombach, Telefon 07141 923067.

Freudenstadt ::: Hotel Teuchelwald, Seminar für Frauen, 26. bis 29. April, Prophetinnen, Informationen bei Margret ­Epple, Telefon 07152 53280.

Schneeberg/Langenweißbach ::: Uthe und Hermann Dieke zur goldenen Hochzeit. Schorndorf ::: Gertrud Weber zum 90. Geburtstag.


20 Jahre Friedliche Revolution ::: 17

Hoffnungg für Gehörlose Viele Kinder und Jugendliche leiden noch heute unter den Folgen des 2003 in Liberia zu Ende gegangenen Bürgerkrieges. Vor allem junge Menschen mit Behinderungen erhalten oft nicht die nötigen Hilfen. Die EmK in Liberia hat dieses Problem bereits 2004 in den Blick genommen und das Schulungsprogramm »Hoffnung für Gehörlose« ins Leben gerufen. David Worlobah – Leiter des Programms – erzählt: »Gehörlose Kinder und Jugendliche in Liberia werden täglich mit den harten wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Alltags konfrontiert, die viele von ihnen dazu reduziert hat, als Straßenbettler ihr Dasein zu fristen. Die Mehrheit hat kaum die Möglichkeit, ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Sie werden von ihren Familien abgeschoben und in der Gesellschaft diskriminiert, ja als »unnütz« betrachtet. Hier setzt das ›Hope for the deaf‹-Programm an.« Durch dieses Projekt haben die gehörlosen Jugendlichen nun die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren. Seit einigen Jahren erlernen die Gehörlosen in und um die Hauptstadt Monrovia sehr erfolgreich das Schuhmacherhandwerk. »Die Qualität ist so gut, dass seit 2011 diese Schuhe im Handel angeboten werden. Darüber hinaus hat sich eine ganze Anzahl von Absolventen bereits ein eigenes klei-

nes Geschäft aufgebaut. Das ist wundervoll!«, meint David Worlobah. »In diesem Jahr soll mit der Hilfe der EmK-Weltmission begonnen werden, auch Kurse in Nähen und Kosmetikpflege anzubieten.« Seit 2011 setzt Worlobah das Programm auch im rund 70 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Kakata um: »In den ländlichen Gebieten von Liberia gab es leider gar kein Angebot für Gehörlose. Das war sehr bedauerlich und wir wollten das ändern.« Ebenso neu ist der Unterricht in Gebärdensprache. Für Kinder ab sechs Jahren wird es in einem einjährigen Kurs darum gehen, die Kommunikation mit Gebärden zu erlernen und sich damit besser ausdrücken zu können.

»Denn nur wer eine Sprache hat, kann die Schule besuchen und später für sein Auskommen sorgen.« David Worlobah ist sehr dankbar dafür, dass es gehörlose Kinder immer wieder schaffen, von der Vorschule in die Grundschule zu wechseln. Ein besonderes Erlebnis war die Teilnahme des US-Botschafters von Liberia bei der Überreichung der Urkunden an die Kinder. Holger Würth

Unterstützen Sie bitte dieses Programm unter den Projektnummern 4733 (Gebärdensprache) und 4734 (Ausbildung)

David Worlobah, Leiter des Projekts »Hoffnung für Gehörlose«


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Eine Chance für Aids-Waisen Anfang März waren Missionssekretär Frank Aichele und Pastor Rainer Mittwollen in Kenia, um mit den Verantwortlichen am Methodist Hospital in Maua über die Fortführung der Zusammenarbeit zu sprechen. Daneben wurden mehrere Projekte besucht. Fast 100 neugierige und interessierte, aber auch vorsichtige und unsichere Augenpaare schauen auf uns. Zu fünft besuchen wir die Vorschulklasse in Athiru Gaiti, einem kleinen Dorf in der Nähe von Maua, Kenia. Dass gleich drei Weiße sowie zwei Kenianer in Anzug mit dem Auto zu ihnen kommen, ist sicher für die meisten Kinder ein sehr ungewohnter Anblick. Die meisten der Kinder im Alter von 3 bis 7 Vier KlassenJahren sind Waisen, ihre Eltern starräume der Grundschule in ben mehrheitlich durch Aids. Fast alle Athiru Gaiti

leben in der Obhut ihrer Großeltern oder bei Tanten und Onkeln. Dort werden sie zwar mit dem Nötigsten versorgt, aber zu einem regelmäßigen Schulbesuch reicht es nicht. Da in dieser Gegend Kenias 60 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind, ist dies auch kein Wunder. Die Mitarbeiter des »Gesundheits- und Entwicklungsprogramms auf den Dörfern«, vom methodistischen Krankenhaus in Maua ins Leben gerufen und von Stanley Gitari geleitet, haben dieses Problem erkannt und 2009 darauf reagiert. Mit Hilfe aus den USA wurde das ECD-Programm (Early Childhood Development) gegründet und eine Vorschulklasse eingerichtet, in der etwa 100 dieser Waisenkinder unterrichtet werden. Die Vorschule ist in Kenia sehr wichtig, denn hier lernen die Kinder Englisch sowie die Grundlagen von Lesen und Schreiben. Und ohne diese Vorraussetzungen schafft fast niemand die Grundschule. Bei unserem Besuch unterrichtet nur eine Lehrerin diese 100 Kinder – die zweite Lehrkraft ist krank, Ersatz gibt es nicht. Alle sind in einem Raum auf dem Gelände der methodistischen Grundschule untergebracht. Aber da diese Grundschule selber sehr knapp an Räumen ist, konnte das von Anfang

an nur eine Zwischenlösung sein. Die Kinder singen und tanzen uns vor, was sie schon gelernt haben. Man sieht ihnen nun die Freude an, die Schule besuchen zu dürfen und damit eine Chance auf Ausbildung und Zukunft zu bekommen. Wir fünf unter Leitung von Stanley Gitari fahren nun weiter zum Gelände der methodistischen Kirche vor Ort. Hier hat das Team vom ECD einen Platz bekommen, um insgesamt drei neue Klassenräume zu errichten. Zwei sind schon fast fertig, der dritte ist in der Planung. Dort sollen in naher Zukunft die 100 genannten Kinder und noch ein paar mehr unterrichtet werden. Da die Finanzierung aus den USA nun langsam ausläuft, unterstützen wir als EmK Weltmission diese Vorschule 2012 mit 3.500 Euro (Projektnummer 5128). Wir konnten uns davon überzeugen, dass dieses Geld nicht nur wirklich gut gebraucht, sondern auch sehr sinnvoll eingesetzt wird. Hier erhalten enorm benachteiligte Kinder eine Chance, sich selbst eine Zukunft zu ermöglichen. Denn nur durch Bildung können Armut und soziale Probleme dieser Region in Kenia nachhaltig verändert und verbessert werden. Frank Aichele

IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNG Herausgeber: EmK-Weltmission • Geschäftsstelle: Holländische Heide 13, 42113 Wuppertal, Telefon 0202 7670190, E-Mail: weltmission@emk.de www.emkweltmission.de • Fotos: EmK-Weltmission • Spendenkonto: EmK-Weltmission, Ev. Kreditgenossenschaft , BLZ 520 604 10, Konto-Nr. 401 773


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Gottes leise Stimme im Radio »Wenn die Kirchen ein gesellschaftliches Monopol haben, dann in der Aufgabe, das Gespräch über Gott nicht verstummen zu lassen und dazu beizutragen, dass in den lauten Frequenzen der Welt die leise Musik Gottes nicht überhört wird.« So schreibt der Theologe Paul Zulehner. Nun bewegt sich die Hörfunkagentur radio m eigentlich genau in den »lauten Frequenzen der Welt«, konkret: in den hektischen, schnellen Frequenzen des Privatradios. Dessen oberstes Ziel ist, neben dem Geldverdienen, die Unterhaltung der Hörerinnen und Hörer – und damit ihre Bindung an den Sender. Nachdenkliches, Tiefergehendes ist eher unerwünscht, weil es als Wegschaltrisiko eingestuft wird. In gewissem Sinne stellen wir hier den medialen Fuß in die Tür. Denn wir liefern, zusammen mit anderen evangelischen und katholischen Anbietern, quasi Tiefgang. Wir wünschen uns, dass die Hörerinnen und Hörer aufhorchen und

innehalten, wenigstens für 60 oder 90 Sekunden. Mit ihrem »Brief an die Katholiken Frankreichs« haben die französischen katholischen Bischöfe bereits 1996 eine Arbeitsaufgabe formuliert, die sich auch radio m zueigen macht: Den Glauben anbieten, ja vorschlagen, in der heutigen Gesellschaft. Bezeugen, erzählen und vorschlagen – das sehen wir als unsere Aufgabe an. Und das in einer großen Bandbreite von Hörfunkbeiträgen und Formaten: Vom kurzen Verkündigungsimpuls am Morgen, bis zu Kirchenmagazinen mit journalistischen Beiträgen, die über christliches und kirchliches Engagement berichten. Die »Ansprache« ist entweder seriös – sowie bei Klassik Radio – oder eher kumpelhaft wie bei Energy. Immer aber unterhaltsam und zugleich möglichst tiefgehend. Wir versuchen, an der Lebenswirklichkeit der Menschen anzuknüpfen und doch die »leise Musik Gottes« vernehmbar zu machen.

Beim Blick in das Verzeichnis unseres zentralen Computers (Server) stelle ich fest, dass das im vergangenen Jahr eine ganze Menge war: Neun komplette Kirchenmagazine von 6 bis 9 Uhr auf Antenne Thüringen. 100 journalistische Beiträge sowie Sonntag für Sonntag von uns moderierte und zusammengestellte Kirchenmagazine auf diversen Sendern. Ebenso jede Woche eine kurze Einführung in eine Kantate von Johann Sebastian Bach – im Dialogformat. 500 Andachten – nicht nur im Radio, sondern auch auf unserer Homepage www.radio-m.de. Dort finden sich auch über 100 extra dafür produzierte Podcasts. Dass Gottes Stimme dabei vorkommen kann, hoffen und erbitten wir. Dass wir unsere Arbeit tun können, liegt nicht nur am finanziellen Engagement unserer Spenderinnen und Spender, sondern auch an ihrer Fürbitte. Und das Wichtigste: Dass Menschen sich öffnen für die Stimme Gottes, liegt einzig an Gottes Tun und Wirken. Matthias Walter

Das radio m Spendenkonto: Konto 416240 EKK Kassel BLZ 52060410

Das Team von radio m: Myriam Ehmann, Gerrit Mathis, Anja Kieser, Benjamin Elsner, Kerstin Mühlmann und Matthias Walter. FOTO: GIACINTO CARLUCCI

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20 ::: Kirchengeschichte

»Ihre Worte waren wie Feuer« Mary Fletcher (1739–1815) fühlte sich zum Predigen berufen und setzte sich gegen den Widerstand führender Methodisten durch. John Wesley selbst sah die außergewöhnliche Berufung und setzte für sie das Predigtverbot für Frauen aus. Zeit ihres Lebens kümmerte sich die Bankierstochter um Arme und Kranke. Martin E. Brose zeichnet dieses segensreiche Leben nach.

M

aldwyn Edwards, ein profunder Kenner des Methodismus, hat eine klare Meinung zu Mary Fletcher: »Ihr ganzes Leben war durch die uneingeschränkte Hingabe an Gott gekennzeichnet, wobei sie all ihre Zeit, Kraft und ihr gesamtes Vermögen hingab.« Wer war diese Frau? Mary Fletcher wird am 1. September 1739 als Enkelin des Hugenotten-Flüchtlings David Bosanquet in der englischen Stadt Leytonstone geboren. Als sie fast sieben Jahre alt ist, lernt sie durch eine methodistische Hausangestellte den lebendigen christlichen Glauben kennen. Mary bedauert es sehr, dass kurz darauf die Hausangestellte wieder entlassen wird. Ohne Hilfe und Ermutigung von außen erlischt die kleine Flamme des Glaubens allmählich. 1755 lernt die Sechzehnjährige in London Sarah Crosby, die erste methodistische Predigerin, kennen. Sie besucht Sarah Crosby häufig und beteiligt sich an ihrer Sozialarbeit. Mary kann sich mit dem grandiosen Lebensstil ihrer reichen Bankier-Familie nicht mehr abfinden. Sie zieht 1760 nach London und mietet zwei unmöblierte Zimmer. Sie lebt sehr spartanisch, kleidet sich schlicht und will nur Gottes Weisungen folgen. 1762 bekehrt sich Mary bei einem Gebetstreffen des Predigers Joseph Guildford und schließt sich den Methodisten in London an.

Ein Waisenhaus entsteht 1763 wird ein Haus, das die 23-jährige Mary in Leytonstone im Osten Londons besitzt, frei. Ein Erbe ihrer Großmutter ermöglicht es ihr, es mit Möbeln auszustatten. Sie gründet mit Hilfe der Methodistin Sarah Ryan ein Heim für Witwen, Invalide, Waisenkinder und eine Schule nach dem Muster von John Wesleys Schule in Kingswood. Am Anfang besteht die Familie aus Mary, Sarah Ryan, einer Magd und Sally Lawrence, »einem vierjährigen Kind, das ich kurz zuvor vom Sarg seiner Mutter weg in unser Haus aufgenommen hatte«. Da fünf weitere Waisenkinder aufgenommen werden, wird Ann Tripp als Erzieherin für die Kinder angestellt. Innerhalb von fünf Jahren nehmen sie 35 Kinder und 34 Erwachsene auf und betreuen sie. Da das Gelände um das Haus für Erweiterungen zu klein ist, zieht sie nach fünf Jahren 1768 nach Cross Hall in Yorkshire, wo sie in einem Farmhaus das Wai-

senheim weiter als eine Familien-Gemeinschaft führt und eine dazugehörige Farm bewirtschaftet, um die Kosten zu senken. Sarah Ryan stirbt am 17. August 1768 im Alter von 43 Jahren. Damit verliert Mary ihre »geistliche Mutter«, die ihr als enge Freundin und treue Beterin in Glaubensfragen und allen Nöten und Sorgen des Alltags eine große Hilfe gewesen war.

Mission in Yorkshire Wie zuvor laden Mary Bosanquet und Sarah Crosby auch in Yorkshire zu Gebetstreffen ein. Nach und nach wächst die Society auf über 50 Mitglieder an, so dass Mary an verschiedenen Orten in der Umgebung neue Gruppen bildet. Da sich Marys Ausführungen – besonders in Predigthäusern – wie Predigten anhören, wird sie im Frühjahr 1771 von einem Prediger und anderen heftig kritisiert. Sie weiß, dass bei den Methodisten Laienpredigerinnen nicht erlaubt sind. Im Sommer 1771 schreibt sie an Wesley, skizziert die verschiedenen Einwände gegen ihre Arbeit und ihre Antworten darauf. Der Brief ist eine meisterhafte Kombination von biblischer Exegese und geistlichem Mandat. Er verfolgt den Ansatz, nicht die Vorurteile gegen Fähigkeiten von Frauen in Frage zu stellen, sondern vielmehr darum zu bitten, dass man ihnen wie bei den Männern die gleiche Möglichkeit einräumt, ihrer Berufung zu folgen. Sie hat das Empfinden, dass ihre Berufung außergewöhnlich sei. Wesley akzeptiert das Argument der »außergewöhnlichen Berufung«, denn er hatte erkannt, dass nicht nur die methodistischen Laienpredigten, sondern »das ganze Werk Gottes, das man Methodismus nennt« eine außergewöhnliche Beauftragung der Vorsehung Gottes ist.« »Eindeutig die Hand Gottes« In seiner Antwort vom 13. Juni 1771 begründet er seine Haltung: »Ich glaube, dass der stärkste Punkt der Argumentation ist, dass Sie eine außerordentliche Berufung haben. Ich bin davon überzeugt, dass jeder unserer Laienprediger eine solche hat, sonst könnte ich in keiner Weise sein Predigen billigen … Gewöhnlich hielt sich Paulus an die Regel: ›Ich gestatte einer Frau nicht, dass sie in der Gemeinde redet.‹ Aber in außer-

unterwegs 7/2012 ::: 25. März 2012


Kirchengeschichte ::: 21

besuche stoßen Mary und John Fletcher in der Gemeinde immer wieder auf Ablehnung. Mary und John Fletcher bewähren sich als Team, sie geben trotz vieler Enttäuschungen nicht auf. Durch regelmäßige Veranstaltungen, Gründung von Sonntagsschulen, in denen bis zu 300 Kinder lesen und schreiben lernen und Gottes Wort hören, gute Predigten und den unermüdlichen Liebesdienst an Armen und Kranken hören die Widerstände allmählich auf und es kommt zu ersten Bekehrungen. Da John Wesley ihren Mann als einzigen unter seinen Mitarbeitern dafür geeignet hält, sein Nachfolger zu werden, macht er ihm in seinem Brief vom Januar 1773 ein Angebot. Doch John Fletcher nimmt es nicht an. Der einzige Weg, wie man das Charles Wesley geht Kreuz gewinnbringend tragen noch einen Schritt weiter. In seinem letzkann: Wenn man es so trägt, ten Brief an seinen als trüge man es nicht.« Freund John Fletcher macht er den außergewöhnlichen Vorschlag, dass John und Mary Fletcher, als ein Ehepaar, das die Wesleys überleben wird, nach ihrem Tod die Methodisten gemeinsam leiten sollten. ordentlichen Fällen machte er einige Ausnahmen, besonders in Korinth.« So kann Mary weiter VersammEin großer Wandel lungen abhalten und auch predigen. Durch zahlreiche Predigtdienste, Besuche von Klass- Im Sommer 1785 bricht in Madeley Typhus aus. Da gruppen und Einladungen, auf verschiedenen Veran- die Nachbarn Angst vor einer Ansteckung haben, pflestaltungen zu sprechen, ist Mary viel unterwegs, muss gen sie die Kranken nicht. Mary aber und ihr Mann aber auf der anderen Seite den Aufgaben im Waisen- gehen von Haus zu Haus, um Hilfe und Trost zu brinheim und in der Schule gerecht werden. Sie fühlt sich gen. Nach einiger Zeit stecken sich Mary und John bei im Zwiespalt und fragt sich, ob das so Gottes Wille ist. gemeinsamen Krankenbesuchen an. Mary Fletcher Mary hofft, am 7. Juni 1781 eine Antwort zu bekom- wird wieder gesund, während ihr Mann nach zweiwömen. chiger Krankheit am 14. August 1785 stirbt. Drei Tage Es muss ihr wahrhaftig wie durch göttliche Vorse- später wird er unter Anteilnahme von Tausenden auf hung bestimmt vorgekommen sein, dass am folgenden dem Madeley-Kirchhof zu Grabe getragen. Tag, am 8. Juni, ein Brief von John Fletcher eintrifft, in Mary Fletcher entscheidet sich nach gründlicher dem er von seiner Liebe spricht, die er nun schon seit Überlegung, nicht wegzuziehen, sondern die Arbeit in 25 Jahren für sie empfindet und die nie aufgehört hat. Madeley fortzusetzen. »Obgleich ich sehr krank und »Da war so eindeutig die Hand der göttlichen Vorse- traurig war, half mir der Herr, das so zu machen – dahung im Spiel, dass dem Argumentieren dagegen der mit zeigte er mir den einzigen Weg, wie man das Kreuz Grund entzogen schien ... Nachdem wir bei Gesprä- gewinnbringend tragen kann: Wenn man es so trägt, chen unsere Herzen uns gegenseitig geöffnet hatten, als trüge man es nicht.« glaubten wir, dass es Gottes Wille sei, dass wir heiraten Um nicht in Madeley Anstoß zu erregen, predigt sollten.« Mary Fletcher nicht in der Kirche, sondern regelmäßig Am 12. November 1781 heiratet die 42-jährige in einer Scheune mit rund 300 Sitzplätzen. Trotz der ­Mary Bosanquet den 52-jährigen John Fletcher Chur- altersbedingten Einschränkungen ist sie ständig zu ch. Für Mary Fletcher beginnt nun ein völlig neuer Le- Fuß unterwegs, um Armen, Kranken und Einsamen zu bensabschnitt. Die Arbeit in dem kleinen Ort Madeley, helfen und Klassgruppen zu besuchen. Grafschaft Salop, ist extrem schwierig. Die verrohte Am 9. Dezember 1815 erlebt Mary Fletcher, woArbeiterbevölkerung steht den Fletchers kritisch bis nach sie sich gesehnt hatte: »Dass sich die ewigen Tore ablehnend gegenüber. Es müssen viele Krankenbesu- öffnen und sie zum König der Ehren eintreten darf.« che gemacht werden, da es im Kohlebergwerk und in Sie wird neben ihrem Mann auf dem Madeley-Kirchden Gießereien häufig Unfälle gibt. Trotz vieler Haus- hof beerdigt. Martin E. Brose

unterwegs 7/2012 ::: 25. März 2012


22 ::: Rätsel Auflösung des Rätsels aus dem letzten Heft 6/2012

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Freiburg, 1912: Richard darf einen lukrativen Auftrag ausführen. Als Klavierbauer für die Firma Welte soll der junge Mann ein selbstspielendes Piano auf einem Luxusliner einbauen: der Titanic. In Irland trifft er die bezaubernde Norah, die sein Leben gehörig auf den Kopf stellt. Die Stewardess soll sich um das Wohl der reichen Gäste auf dem Schiff kümmern. Doch mit einer gewagten Rettungsaktion im irischen Hafenviertel schafft sich Norah mächtige Feinde. Als finstere Ganoven hinter ihr her sind, versucht Richard, sie zu beschützen. Und als die Titanic schließlich aus Southampton ausläuft, blicken beide in eine ungewisse Zukunft.

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unterwegs Herausgegeben von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Zeitschriftenredaktion im Medienwerk der EmK: Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Telefon 069 242521-150 Telefax 069 242521-159 E-Mail: unterwegs@emk.de Vertrieb • Anzeigen- und Abonnementsverwaltung: Blessings 4 you GmbH Postfach 31 11 41 · 70471 Stuttgart Telefon 0711 83000-51 Telefax -50 Anzeigendisposition: E-Mail: anzeigen@blessings4you.de Es gilt der Anzeigentarif 2011. Bezugspreise: Bei Bezug über die EmK-Gemeinde: im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten. Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der Erms Herstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart Einheftungen in dieser Ausgabe: Weltmission / radio m Beilagen in dieser Ausgabe: Media Kern

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Schmirgeln für das Reich Gottes Es muss nicht immer heroisch sein: Tamara Hinz berichtet über den Glauben im Alltag

Der Alltag mit Jesus Jesus ermutigt mich, wegzuschauen von einem »Somüsste-es-eigentlich-sein-und-warum-funktioniertdas-bloß-bei-mir-nicht?« hin zu dem, was bei mir vorhanden ist und woran er sich freut. Er zeigt mir, dass in meinem Leben durchaus viel Leben mit ihm ist: Da sind eingefleischte Verhaltensmuster, die ich mir mit viel Übung, Gebet und Disziplin beginne, abzugewöhnen. Da ist der zaghafte Griff nach der Hand von Jesus, wenn ich neue Schritte gehe, die mir in ihrer Fremdheit Angst bereiten. Gewöhnlichkeiten geistlichen Lebens, die ich achten, wertschätzen und nicht mehr kleinreden will. Mein Montag kann durchaus jesustauglich sein und ihm Ehre geben. Mein Montag enthält darüber hinaus viele Arbeiten, die auf den ersten Blick mit dem Bau des Reiches Gottes nichts zu tun haben. Da schleicht sich leicht das Empfinden ein, den Großteil meiner Zeit mit irgendwelchem »ungeistlichen Zeugs« zu verplempern. Vor einiger Zeit wollten wir uns eine neue Esszimmergarnitur kaufen. Wir fanden aber nichts, was uns gefiel und unseren Preisvorstellungen entsprach. So fasste mein Mann den Entschluss, unsere alten Holz-

möbel noch einmal aufzuarbeiten. Über mehrere Wochen hinweg verbrachte er jede freie Minute mit Schleifen, Schmirgeln und Lackieren. Oft schimpfte er und schwor sich und mir, »so etwas« nie wieder zu machen. Ich munterte ihn auf: »Wenn du im Himmel ankommst, wird der Herr dich sicher als erstes auf diese grandiose Esszimmergarnitur ansprechen und deinen Fleiß loben.« Worauf mein Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Rücken streckte und muffelte: »Diese blöden Stühle interessieren den Herrn wahrscheinlich überhaupt nicht.«

Für Gott relevant? Ich vermeinte zu hören: Diese Stühle sind für das Reich Gottes nicht relevant – und damit hat diese Arbeit für Jesus auch keinen Wert. Wenn ich es mir recht überlege, ist genau das die geistliche Prägung, mit der ich aufgewachsen bin: Das »normale« Leben mit Hausarbeit, Garten, Hobby, Sport und Urlaub ist ohne Bedeutung – es sei denn, diese Dinge eignen sich als Mittel zum Zweck, nämlich das Reich Gottes zu bauen. Aber in sich haben sie keinen Wert. In zunehmendem Maß finde ich diese Denkweise sehr lebensfeindlich. Denn mein Leben besteht aus diesen Alltäglichkeiten – und mit genau diesem Leben will ich Gott loben und ihm Freude machen. Benutze ich diese Alltäglichkeiten nur als Sprungbrett für etwas anderes – beispielsweise um Menschen zu missionieren –, verachte ich den Wert meines Lebens als solches und spalte es in ungesunder Weise auf. www.glaube-am-montag.de

Foto: Volker Kiemle / Medienwerk der EmK

Vor einiger Zeit war ich auf einer Konferenz für geistliche Erneuerung. Bei dem Versuch, einen Zusammenhang zwischen dem Gehörten und meinem Leben herzustellen, drifteten meine Gedanken immer wieder ab. Woran liegt es bloß, dass ich häufig Probleme habe, das Gesagte auf das Niveau meines »normalen« Alltags herunterzubrechen? Am Inhalt lag es nicht, denn der war kraftvoll, geistlich und herausfordernd. Lag es vielleicht daran, dass viele Redner nach wie vor Männer sind, deren Erlebniswelt sich so sehr von meinem »Alltagsgewusel« als Mutter unterscheidet? Oder daran, dass das Besondere dieser Leute bei ihrer Vorstellung immer so hervorgehoben wird? Gänzlich eingeschüchtert schleicht sich bei mir die irrige Meinung ein, geistlich erfülltes Leben komme bei dem gewöhnlichen Christen mit einem gewöhnlichen Alltag nicht vor, sondern sei jener Handvoll Menschen vorbehalten, die sich durch besondere Segnungen, hervorragende Leistungen oder einen außergewöhnlichen Lebensstil profiliert haben. Am Ende ist klar: Mein gewöhnlicher Alltag mit seiner recht gewöhnlichen, durchschnittlichen Spiritualität, der kann ja nichts sein.

Bei christlichen Großveranstaltungen treten oft Menunterwegs 7/2012 ::: 25. März 2012 schen auf, die Außergewöhnliches mit Gott erlebt haben. Doch der Alltag mit Gott ist genauso wertvoll.


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