unterwegs 08/2012

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8. April 2012 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

Das Magazin für

den ganzen Mann. SEITE

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8/2012

mann!

ISSN 1436 · 4536645 8. April 2012

Titelthema: »Edel ist alle Theorie« und Warum Einstellung Väter Verhalten der sind zweierlei Dinge

Zeiten ie war das in uralten ging auf Mann alles so klar. Der sah in Haus die Jagd, die Frau Heute dem Rechten. oder Höhle nach mehr dem Mammut, gilt die Jagd nicht Papa Mammon. Und sondern dem Luchs noch Lohntüte bringt weder bargeldlos und nach Hause. Genausoverschwindet ein unsichtbar beinahe wieder vom Teil des Verdienstes die Anerkenda Konto. Wo bleibt die Grillparty nung? Wo bleibt des Geldautonach dem Besuch maten? Väter gibt Millionen Rund zehn . Im Alter es in Deutschland Jahren 40 zwischen 35 und Drittel sind knapp zwei Trotz aller Männer Väter. ihrer großen Populationin der Mann blieb die Spezies Zeit weitgeForschung lange Allmählich hend unbeachtet. wird auch Es ändert sich das. heutige Mann Zeit. Denn der Spanlebt in einer gewaltigen und will vielnung. Er soll – nicht nur mit leicht – zuhause und SchrauBohrmaschine auch mit benzieher, sondern Spülbürste Staubsauger und Tochter agieren. Und die damit braucht ihn dringend, Bruder er den kleinen

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Drei Fragen an Markus Hofer

Diese Ausgabe erscheint mit

2 • 2012

Malessas Gedanken ein Was ist eigentlich »Spitzenvater«?

hier, aber eigentlich spielen. Ich spiele Arbeit. von nebenan noch und sie endlich auch wartet im Büro in Obhut nimmt wartet im Haushalt puzzlen kann. Und eigentlich diesem ungestört so manab und zu in seiner am meisten an noch … Wie schön, aufzu– Das Wort, das Aufgabe völlig freiberu�lichen momentanen man cher – besonders dass das, was ist das Wort eigentgehen. Zu fühlen, Männerseele nagt, richtig sein muss. gerade, aber eigenttut, zweifellos lich. Ich arbeitete mit meinen Kindern gerade bei Fatih. Bei Fatih doch Neulich war ich lich sollte ich deutsch-türkischen Çevikkollu, dem Beund allerbesten Kabarettisten im vollen obachter. Er suchte Vätern ohne nach Kulturkeller Er fand schlechtes Gewissen.Glücklinur einen einzigen kann aber chen. Den anderen Gleich jetzt geholfen werden. dass sie und hier. Dadurch, Tätigkeiten künftig manche beim Stichwort mitzählen, die oft verges»Haushalt« so das sen werden. Etwa chine, P�lege Renovieren, die Jagd, Bohrmas macht von und Reparatur Spülbürste – was ? Lampen, ElektroVäter glücklich geräten, Spielzeug, Autos, Fahrrädern und oder Chauffeurdienste Die Garten. die Arbeit im g gemeinsame Steuerklärun ndlich auch ist selbstverstä was für eine. Hausarbeit. Und vieBügeln, das würden Waschen oder im fremden Revier le Frauen als Jagd man als Grenzen sollte emp�inden. Und Peter Dietrich . Jäger respektieren

Auf der

Jagd

dem Magazin für Männer 29.03.12 11:09

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Das Osterwunder: Der Tod als Tor zum Leben Offene Augen n

Wie wir die kleinen Erfolge schätzen lernen. Seite 9

Offene Herzen n

Was wir unseren Kindern mitgeben. Seite 10

Offene Fragen n

Was die Generalkonferenz beschäftigen wird. Seite 18


2 ::: Editorial

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Pastor Andreas Cramer ist

für weitere fünf Jahre Vorsitzender des Verbands freikirchlicher Diakoniewerke. Cramer, Jahrgang 1953, ist ­Diplom-Verwaltungswirt, Theologe und Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche. Seit 2000 ist er Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerkes ­Martha-Maria und Aufsichtsratsvorsitzender der Martha-Maria-Gesellschaften. Zum Verband freikirchlicher Diakoniewerke ­gehören 44 Mitgliedseinrichtungen mit acht Diakonissenmutterhäusern sowie 160 Einrichtungen mit über 21.000 Mitarbeitenden. Religion ist für den neuen

Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, Peter Feldmann, »sehr wichtig, aber Privatangelegenheit«. Das erklärte der 53-Jährige gegenüber der Zeitung »Jüdische Allgemeine«. Feldmann ist Jude und hat 2007 den bundesweiten Arbeitskreis jüdischer ­Sozialdemokraten mitbegründet. Im Wahlkampf hatte die Religionszu­ gehörigkeit keine Rolle ­gespielt. Feldmann bezeichnete es als »Stärke unserer offenen, bürgerlichen und liberalen Stadt, dass dieser Punkt überhaupt kein Thema ist«. Kirche und Religion kom-

men in den Hauptnachrichtensendungen des

Fernsehens kaum vor. Im vorigen Jahr befassten sich nur ein Prozent der Beiträge mit den entsprechenden Themen, obwohl 62 Prozent der Bevölkerung Kirchen und Freikirchen angehören. Der Fußball nahm mit zwei bis drei Prozent mehr als doppelt so viel Raum ein. Am stärksten waren religiöse und kirchliche Themen im heute-journal vertreten (102 Minuten), ­gefolgt von den Tagesthemen (86), heute (77), der Tagesschau (73), RTL aktuell (50) und den Sat.1-Nachrichten (34). Flugpassagiere in Stuttgart

können sich in den nächsten sechs Wochen während ihrer Wartezeit intensiver mit der Bibel beschäftigen. Die Ausstellung »Drauf fliegen« zeigt in Terminal 3 Stuttgarter ­Bibeln seit 1812, die sich für verschiedene Lebenssituationen eignen – von alten illustrierten Ausgaben über ­Taschenbibeln bis hin zu Computerversionen der ­Heiligen Schrift. Blutige Konflikte und Unter-

drückung haben die Zahl der Asylanträge in den reichen Staaten nach UN-Angaben emporschnellen lassen. Im vergangenen Jahr gingen rund 440.000 Anträge in 44 untersuchten Ländern ein. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 370.000. Die USA ­ziehen dabei mit 74.000 die meisten Flüchtlinge an. Es folgen Frankreich mit 52.000 und Deutschland mit knapp 46.000 Anträgen. Die meisten Asylbewerber (36.000) stammen aus Afghanistan. epd/kie/idea

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Foto: EC / Titelfoto: sxc.hu / slafko pheonix1

Gelassenheit macht lebendig Ganz in der Nähe meines Wohnorts gibt es ein Hospiz. Jedesmal, wenn ich daran vorbeikomme, schaudert es mich ein wenig. Ich weiß natürlich, dass die Patienten dort gut versorgt werden. Aber es ist doch erschreckend klar: Wer hier ein Zimmer bezieht, hat nicht mehr lange zu leben. Den Gedanken an den Tod schiebe nicht nur ich meistens lieber weg: Wir haben den Tod – von spektakulären Einzelfällen abgesehen – aus der Öffentlichkeit und damit aus unserem Alltag verbannt. Das ist kein Wunder: Unsere Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gestiegen, und die moderne Medizin ermöglicht Heilung auch bei Krankheiten, die bis vor wenigen Jahren ein sicheres Todesurteil bedeuteten. Der Tod ist heute fast so etwas wie ein medizinischer Betriebsunfall. Aber trotzdem müssen wir sterben – alle, ohne Ausnahme. Verdrängen hilft da nichts. Im Gegenteil: Die Angst vor dem Sterben kann das Leben verdunkeln und lähmen. Angst kann man aber nur dadurch überwinden, indem man ihr ins Auge blickt. Der Tod gehört zum Leben – auch wenn er schmerzt. Doch es kann trösten, dass Jesus Christus vor uns und für uns den Weg in den Tod gegangen ist. Und uns damit den Weg zum wahren Leben gezeigt hat. Dieses Leben kann schon heute, am Osterfest, beginnen. Diese Erfahrung wünscht Ihnen Volker Kiemle


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Urbild unseres Lebens: Jesu Tod und Auferstehung Es gibt nichts zu beschönigen: Die meisten Menschen fürchten sich vor dem Tod – sei es das eigene Sterben oder der Verlust enger Angehöriger. Der Leidensweg, den Jesus Christus gegangen ist, kann hier zum Trost werden. Denn der Tod ist unser Ende – und gleichzeitig die Stunde neuer Schöpfung, sagt der evangelische Theologe Martin Klumpp.

Foto: Ludwig Alberter / pixelio.de

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m zehnten Abend, zum Abschluss von Gesprächsgruppen für Menschen in Trauer, sprechen wir darüber, wie sich die Trauer bei den Einzelnen entwickelt hat, was schwierig oder hilfreich war und welche Rolle die Gespräche in der Gruppe spielten. Vor vielen Jahren fasste eine Mutter, die im Laufe eines Jahres zwei Kinder verloren hatte – das eine durch einen Verkehrsunfall, das andere durch eine schwere Krankheit – ihre Empfindung in einem Satz zusammen: »In dieser Gruppe konnte man jedes Mal das Herz aufmachen und der Seele auf die Finger schauen.« Gibt es in der Seele Finger, die in uns oder für uns tätig sind? Sind das »psychische Kräfte«? Reden wir von jener Kraft, die in den Schwachen mächtig ist? Wenn es keine solchen Kräfte gäbe, könnte ich solche Gruppen niemals leiten. Das wäre nur ein masochistisches Rühren im Schmerz. Wir wissen als »Begleiter« nicht von vornherein den Weg. Am ersten Abend wird gesagt, dass wir keinen schnellen Trost liefern, dass

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Ratschläge untereinander nicht erwünscht sind, dass Trauer gegenseitig nicht bewertet werden soll. Wir gestehen unsere Ohnmacht ein und warten, dass Gottes Geist unserer Schwachheit aufhilft. Als ganz junger Vikar kam ich in ein Haus, in dem der Mann, den ich besuchen sollte, soeben gestorben war. Eine Gruppe älterer, rechtschaffener Männer hatte sich um die Frau versammelt, und sie sprachen ihr gut zu: Sie solle froh sein, jetzt dürfe der Verstorbene den Heiland sehen. Sie solle danken, dass er’s jetzt geschafft habe. Ratlos saß ich da, beobachtete, wie die Frau bei jedem dieser tröstlich gemeinten Sätze ein bisschen mehr in sich zusammensank. Da entfuhr mir – ohne wirkliches Nachdenken – ein Satz, den ich früher von meiner Mutter einmal gehört hatte: »Noi, des isch schlemm, do muaß mr heule.« Die Frau, die mein kindhaftes Schwäbisch gut verstand, richtete sich auf, bedankte sich bei den Männern und sagte mit klarer Stimme, es sei jetzt gut,


4 ::: Titelthema: Ostern

sie danke für ihr Kommen, stand auf, verabschiedete sie und fragte mich, ob ich mit ihr ins Schlafzimmer komme, um am Bett des Verstorbenen ein Gebet zu sprechen. Danach verabschiedete ich mich, sie hieß mich noch geschwind warten und kam aus dem Zimmer mit einem Fünfhundertmarkschein in der Hand, den sie mir als »Dank für Ihre Worte« überreichte. Mir wurde im Lauf der Jahre immer klarer, dass nicht wir Menschen trösten können, dass dies allein durch Gottes Geist geschieht.

noch Gott ist, wo wir uns ganz von ihm verlassen fühlen. In Christus schafft Gott den Tod nicht ab, er nimmt ihn eher in sich auf, erträgt ihn an sich selbst und nimmt ihm seine Macht (2.Timotheus 1,10). »Der Tod ist verschlungen vom Sieg« (1.Korinther 15,54). Er ist in Gott jetzt aufgehoben und kann deshalb nicht mehr unser ganzes Leben tyrannisieren durch Angst oder Faszination. Genauso gilt: Sünde und Schuld sind allerorten gegenwärtig. Aber sie sollen uns nicht mehr gefangen nehmen, indem wir sie verzweifelt und erfolglos selbst bezwingen wollen oder ihnen mit Lust und Übermut anheimfallen. Genauso sind Trauer, Wut, Ohnmacht und Bedrängnis nicht einfach aufgehoben. Gott aber sendet seinen Geist, dass mitten in der Schwachheit Kraft, Trost in Trübsal, Gewissheit im Zweifel, Heilung im Schmerz und Hoffnung im Dunkel wachsen. Nichts kann uns scheiden kann »von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist« (Römer 8,38).

Jesus hat dem Tod die Macht genommen Wie ist Jesus gestorben und wodurch entstand in seinen Jüngern die Gewissheit, dass er lebt? Einerseits schildern die Evangelien das Sterben Jesu sehr menschlich. Er hat Angst, ringt mit dem Tod und fleht dreimal zum Vater, dass dieser Kelch an ihm vorübergehe. Am Ende fühlt er seine Ohnmacht und ruft verzweifelt und vertrauend: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Andererseits weist Jesus mehrfach darauf hin, dass er als Menschensohn überantwortet Beim Sterben und in Trauer – Kraft des Lebens? würde und leiden müsse. Im Johannesevangelium er- Wo ist die Kraft der Auferstehung in uns spürbar? Sinscheint sein Ende geradezu verklärt. »Wie Mose in der gen wir sein Lob nur, weil es gottesdienstlich angeordWüste die Schlange erhöht hat, so net ist, oder gibt es mitten im muss der Menschensohn erhöht normalen Leben und im Sterwerden« (Johannes 3,15). ben Gründe für spontanes DanWo Jesus hingeht, da ist Das erste Osterzeugnis berichken? Gott selbst am Werk. Wenn tet, dass viele ihn gesehen haben. Wenn ein geliebtes Kind oder Jesus stirbt, geht Gott Die Evangelien beschreiben die Geein Ehepartner stirbt, wenn ein ­selbst in den Tod.« schichte Jesu von Ostern her und lebensbedrohlicher Befund mitschildern ihn als den, in dem Gott geteilt wird, empfinde ich die selbst hier auf Erden wirkt. Erst spontan eintretende Starre, den nachdem sich Gott zu dem Schock, in dem man gar nichts schmachvoll getöteten Jesus bekannte und ihn aufer- fühlt, wie einen Schutz, den Gott in größter Finsternis weckte, erkannten die Jünger ihn als Gottes Sohn, von uns schenkt. dem man sagen kann: »Wahrhaftiger Gott vom Vater Wenn der Schmerz langsam immer größer wird, in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch wenn ein Mensch an Leib und Seele nur noch leidet, von der Jungfrau Maria geboren«. keinen Ausweg sieht und keine Hilfe jemals möglich Diese unauflösbare Verknüpfung von Gott und scheint, dann hilft es schon, wenn man die Wut, die Mensch in Jesus besagt: Wo Jesus hingeht, da ist Gott Schuld, die Ohnmacht beschreiben, sagen oder schreiselbst am Werk. Wenn Jesus stirbt, geht Gott selbst in en kann. Wir sehen dies in den Psalmen, bei Hiob und den Tod. Martin Luther: »Weil Gott und Mensch ver- auch bei Jesus in Gethsemane. Am Ende des Buches einigt sind in einer Person, heißt es zu Recht: Gottes Hiob rechtfertigt Gott Hiob gegenüber seinen FreunTod, wenn der Mensch stirbt, der mit Gott ein Ding den, die immer nur Ergebung und Unterwerfung foroder eine Person ist« (WA 26, S. 333). Wenn Jesus als derten. »Ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Sünder und Gotteslästerer beschuldigt wird, ist er »für Knecht Hiob« (Hiob 42,7). Gott, der dem Tode die Macht genommen hat, eruns«, trotz aller Sünde. Der letzte Schrei »Mein Gott, mein Gott, warum trägt unser Klagen und das Schreien. Wenn kein hast du mich verlassen?« bezeugt, dass Gott auch dort Mensch uns mehr aushält, dann bleibt sein Ohr für uns noch offen. Erstaunlich ist, dass dieses Äußern der schmerzlichen Gefühle, das Klagen und das Schreien, beruhigend, manchmal sogar lösend wirken. Es ist keiInformation ne »Methode«, mit der wir Trost erzeugen könnten. n Martin Klumpp war Prälat der Evangelischen Landeskirche Sobald wir’s »machen« wollen, entsteht ein Druck, der lähmt. Viele Menschen gehen häufig ans Grab, stellen in Württemberg. Er lebt im Ruhestand in Stuttgart. n Er leitet vom 11. bis 13. Mai 2012 im sich den schrecklichen Befund immer wieder vor Einkehrhaus Stift Urach eine Tagung für Menschen in Trauer zum Thema »Wie schwere Trauer heilt«. Information: Telefon 07125 94990, E-Mail: info@stifturach.de http://tinyurl.com/d3xb86y


Titelthema: Ostern ::: 5

­Augen, legen den Finger auf die Narbe, berühren die Gegenstände des Verstorbenen und spüren, wie das schmerzt und zugleich beruhigt. Dieser Prozess führt irgendwann zu einer Wende, wenn wir finden: Ja, es ist jetzt wie es ist. Ich kann es stehen lassen. Es wächst dann eine neue Frage: Wie kann ich weiterleben, wenn es nun so ist: Neue Kräfte, die niemand selbst macht.

Foto: Volker Kiemle

Vor Gottes Angesicht ausgebreitet Sterbende durchleben, bevor sie sterben, noch einmal ihr ganzes Leben. Es ist, wie wenn sie alles vor Gottes Angesicht ausbreiten wollten. Schuldgefühle, schmerzhafte Erfahrungen, unerledigte Konflikte kommen noch einmal hervor. Das kann sehr weh tun, man kann es nicht mehr ändern. Nichts, was wir lebten, geht vor Gott verloren. Auch das Dunkle wird in seinem Lichte sichtbar. Hat der Apostel Paulus dies gemeint, als er schrieb: »Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi« (2.Korinther 5,10)? Das kann mit Angst und Schmerz verbunden sein, und zugleich wächst neuer Friede. Wir dürfen Dunkles, Schuld und Fehler vor Jesus Christus stehen lassen. Rechtfertigung ist ein Wunder, das uns befreit. Erst in diesem Frieden wird das Sterben möglich. Trauernde wiederholen, nicht nur in denkender Erinnerung, sondern bildhaft wie im Film, das ganze Leben dessen, um den sie trauern. Viele reden mit dem Toten und fühlen ihn oft nahe. Dabei wird Gelungenes und Versagen so lange wiederholt, manchmal auch durchlitten, bis Versöhnung wächst und die Gewissheit, dass dieser Mensch mit allem, was er lebte, angenommen ist. Er bleibt in uns lebendig. In Gesprächsgruppen für Trauernde wird kaum über Auferstehung diskutiert. Die Menschen sind gewiss, dass es so ist. Die Trauer ist ein Prozess des Abschieds und zugleich das Wachsen eines neuen Lebens, in dem die Trauer Platz hat, ohne alles zu beherrschen. Wer stirbt, entdeckt das Leben Der Sterbende kämpft lange gegen sein Ende, das er sich nicht vorstellen kann und will. Am Ende entdeckt er – mitten im Prozess des Sterbens – dichtes Leben. Das Sterben wird zu einem Teil des Lebens, in dem das Warten auf ein neues Leben beginnt. Viele Angehörige, die vorher furchtbare Angst hatten, das Sterben des geliebten Menschen mitzuerleben, berichten später, sie seien völlig ruhig geworden und hätten eine große Ehrfurcht empfunden vor dem, was da geschah. Ist die Taufe mit ihrem Untergehen und dem neu Geboren-Werden ein Symbol für unser ganzes Leben? Ist Christi Tod und Auferstehen das Urbild unseres ganzen Lebens? Werden wir in diesem Sinne »immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das

Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleische« (2. Korinther 4,10)? Jeder Tag stirbt am Abend. Er kommt nicht wieder und wir legen ihn in Gottes Hand. Der Tod ist unser Ende und die Stunde neuer Schöpfung. Die wunderbaren Erfahrungen von Gottes Nähe im Leben und Sterben sind keine Beweise für die Auferstehung. Wo Liebe strömt, muss nichts bewiesen werden. Sie sind eher hilfreiche Zeichen für den Glauben. Martin Luther beschreibt, dass der gekreuzigte und auferstandene Christus in allem gegenwärtig sei, auch in Tod und Sterben. Wenn wir aber von ihm ergriffen sind, dann gehen unsere Augen auf für die Vielfalt seines Wirkens. In einer Osterpredigt nimmt Luther als Zeichen für Tod und Auferstehung einen Kirschbaum, der im Winter trostlos, tot und kahl dasteht und im Frühjahr saftig, kräftig und voll weißer Blüten. »Also ist unser Haus, Hof, Acker, Garten und alles voll Bibel, da Gott durch seine Wunderwerke nicht alleine predigt, sondern auch an unsere Augen klopDie Trauer ist ein fet, unsere Sinne Prozess des Abschieds rühret und uns gleich ins Herz und zugleich das leuchtet.« Wachsen eines neuen

Lebens, in dem die Trauer Platz hat, ohne alles zu beherrschen.


foto: Daniel Schmidt

»Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein« Römer 6,5

Titelthema: Wort auf den Ostern Weg ::: ::: 77

Gott versteht mich österlich

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as wir an Ostern feiern, ist eine menschliche Unmöglichkeit. Ich muss gestehen, dass mir für Ostern der intellektuelle Durchblick fehlt. Immerhin feiern wir ein Geschehen, welches sich nicht in unsere alltäglichen Erfahrungen einfügt. Im Zentrum des Osterfestes stehen ja weder die wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings noch die frischen Farben einer über den Winter grau gewordenen Natur. An Ostern werden wir hineingenommen in ein Ereignis, welches mit Christus und uns zu tun hat. Wir feiern an Ostern eine Gemeinsamkeit mit Christus, für die wir keine Erklärung und auch nur sehr begrenzt eine Sprache haben.

gen. Was hilft mir ein leeres Grab, wenn es nicht die Gräber beträfe, in die wir uns schon während unseres Lebens eingraben? Es gibt Zeiten, da fühle ich mich in meinen Prägungen, den Rollenzuschreibungen und Erwartungen wie lebendig begraben – ich frage mich, wo und wie ich in alledem Ostern entdecken kann.

Ostern: Fundamental tief und erschütternd Die Auferstehungsbotschaft erzählt davon, wie Gott dich und mich – in Christus – so ganz anders versteht als ich mich verstehe. Wir erfahren bei Paulus etwas von der Sicht Gottes auf das, was wir Wirklichkeit nennen. Gott versteht dich und mich, die Lebenden und die Toten, österlich. Gemeinschaft der Auferweckung höre die befreiende und gleichzei»Es gibt Zeiten, da Ich Paulus schreibt: »Denn wenn wir mit tig befremdende Botschaft, dass Gott ihm verbunden und ihm gleichgewormich auf eine Weise versteht, wie sie ­fühle ich mich wie den sind in seinem Tod, so werden wir ohne sein Wort nicht gegeben wälebendig begraben« mir ihm auch in der Auferstehung gleich re. Gott sieht dich und mich innerhalb sein« (Römer 6,5). Wir sind hineingeseiner österlichen Kraft. Dein und nommen in den Vorgang der Auferstehung Christi. An mein konkretes Leben ist »Gegenstand« der Kraft einer anderen Stelle schreibt Paulus von Christus als Gottes. Diese Kraft fängt mit deinem und meinem Ledem Erstling der Auferweckung (1.Korinther 15,20) ben auf wunderbare Weise etwas an. Davon bekomund wo ein Erstling ist, müssen Zweite und Dritte fol- men wir oft wenig mit, und das göttliche Wirken ist gen. So sind wir – du und ich – Nachfolger Christi. nicht selten unserer Anschauung entzogen. Wer kann diesen Vorgang an sich selbst verstehen Das macht unseren Glauben nicht immer einfach und begreifen? Wer könnte dieses Geschehen an sich und ist zugleich so befreiend: Ich muss Gottes österliund anderen sichtbar machen oder gar objektiv fest- ches Wirken in meinem und deinem Leben nicht bis ins stellen? Ich kann es nicht, denn mein Leben gestaltet Letzte verstehen. Ich glaube, dass die österliche Kraft sich wie das Leben vieler Menschen in meiner Umge- der Auferweckung, von der nur Gott in Wahrheit Bebung. Freude und Leid liegen zumeist beieinander. scheid weiß, tatsächlich wirkt und mit dir und mir etEbenso wie Sorge und zuversichtliches Gottvertrauen. was anfängt. Dass Gott dich und mich österlich verVon außen sieht man mir das Osterereignis nicht an. steht, das ist das Glück meines Lebens. Manchmal denke ich heimlich: Ostern versteht kein Mensch! Ich glaube nicht, dass dieser Mangel an Durchblick nur an mir liegt. Auch der Appell, schlicht an das leere Johannes Knöller Grab zu glauben, hilft mir nicht weiter. Denn was nützist Superintendent des Reutlinger Distrikts. te mir ein leeres Grab, wenn es nicht mit den Gräbern Er wohnt in Pfullingen. heute zu tun hätte? Mit den Toten von heute und mor-

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::: unterwegs erlebt

Titelthema: Ostern ::: 99

Auf zum Fest des Lebens! Erfolgreich sein – wer möchte das nicht? Doch allzuoft übersehen wir in diesem Streben, wenn wirklich etwas Neues, Hoffnungsvolles aufkeimt oder wenn wir beständig Gutes von Gott erfahren. Bischöfin Rosemarie Wenner macht uns Mut, die Osterzeit zum genauen Hinschauen zu nutzen.

Foto: Claus Kellner / Medienwerk der EmK

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itten in der Passionszeit nahm ich am Posaunentag des Schwarzwaldverbandes in Bruchsal teil. »Mit Gott – für Gott – und kein bisschen leiser« war das Motto des Gottesdienstes anlässlich des hundertjährigen Verbandsjubiläums, in dem schon der Osterjubel erklang. Als 150 Bläserinnen und Bläser »Mein Mund besinge tausendfach« intonierten und eine große Gemeinde in dieses Lied einstimmte, wurde vermutlich nicht nur mir warm ums Herz. Die Begeisterung der Musizierenden sprang über, zumal eine bunte Mischung von sehr jungen bis zu altverdienten Bläserinnen und Bläsern dem Chor angehörte. Bläserchöre stiften bekanntlich nicht nur zum Gotteslob an, sie verbinden auch auf einmalige Weise die Generationen in den Gemeinden. Die Musik in den Ostergottesdiensten wird vermutlich nirgends so laut und so mitreißend sein wie beim Jubiläumsfest des Schwarzwaldverbandes, auch wenn Organisten, Chöre und Bands ihr Bestes geben. Viele Gemeinden schaffen es kaum, den Gemeindegesang angemessen zu begleiten. Gott sei Dank können viele Methodisten recht gut singen, ansonsten käme das »Auferstanden, auferstanden ist der Herr« an etlichen Orten kläglich rüber. Und Hand aufs Herz: In vielerlei Beziehung ist uns auch eher zum Klagen als zum Loben zumute. Schöne Großveranstaltungen tun gut, aber sie wiegen das ermüdende Klein-Klein des Alltags nicht auf. Wir sehnen uns nach beständigeren Erfolgserlebnissen. Gleichzeitig scheinen wir uns an schlechte Nachrichten gewöhnt zu haben, so dass wir es kaum wahrnehmen, wenn wirklich etwas Neues, Hoffnungsvolles aufkeimt oder wenn wir beständig Gutes von Gott erfahren. Es geht

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uns wie dem Jüngerkreis, der zwar gehört hatte: »Jesus lebt«, sich aber dennoch ängstlich und resigniert hinter verschlossenen Türen verschanzte. Ob Christus sich auch bei Zugang verschafft, uns die Wundmale seines Leidens zeigt, damit wir seine Verletzlichkeit in Solidarität mit uns erkennen, und uns sein »Friede sei mit euch« zuruft? Dann kann es uns in einem ganz schlichten Gottesdienst warm ums Herz werden. Schon während des Hörgenusses beim Posaunentag fing ich an darüber nachzudenken, wieviele mühsame Übungsstunden nötig waren, bis ein solcher Klangteppich zusammengefügt werden konnte. Ich dachte an die ersten Versuche der Jungbläser, ihren Trompeten reine Töne zu entlocken und an die Geduld ihrer Lehrerinnen und Lehrer. Das Üben verlangt Ausdauer, aber auch Hoffnung, dass sich die Mühe lohnen wird. Nachfolge gleicht meistens eher den vielen anstrengenden Übungsstunden als einer festlichen Aufführung. Wen das Ziel lockt, der wird den langen Weg auf sich nehmen. Das Ziel ist das Fest des Lebens, das Gott für seine Schöpfung bereitet. Da fügt sich das Klein-Klein zu einer großen Harmonie zusammen, Dissonanzen lösen sich auf, alle stimmen mit ein in den Lobpreis, jeder einzelne Ton gehört dazu. Immer wieder ist heute schon etwas von dieser Sinfonie des Lebens zu hören. Wir können dazu beitragen, indem wir unseren Part spielen und andere zum Mitmachen ermutigen. Und wenn wir verstummen und uns ängstlich verschließen vor der Osterfreude, sagt uns der Auferstandene: »Friede sei mit euch!« Der Osterjubel ist Gott sei Dank nicht von uns zu erzeugen. Uns wird zugerufen: »Der Herr ist auferstanden!« Wir antworten: »Er ist wahrhaftig auferstanden.«


12 ::: Gemeindeportrait

Gemeinde mit Vision Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regelmäßig EmK-Bezirke vor. In dieser Ausgabe geht es nach Fellbach.

D

er Bezirk Fellbach/StuttgartWangen hat sich ein Leitbild gegeben. Damit will sich der Bezirk selbst vorstellen: Gott begegnet mir in seiner umfassenden Liebe. Davon sind wir überzeugt. Gott greift liebevoll in unser Leben ein, er begegnet uns in der Gemeinschaft, der Natur, im Gottesdienst. Er stellt mich auf meine Füße, lässt mich aufatmen und immer wieder neu beginnen. 2003 haben wir unser neues Gebäude eingeweiht, kurz darauf gab es die Bezirksvereinigung mit Stuttgart-Wangen. Wangen ist eher von den älteren Jahrgängen geprägt, engagiert sich jedoch weiterhin in der ökumenischen Arbeit im Stadtteil. 2005 haben wir uns zu einer engeren Zusammenarbeit im Verbund mit Cannstatt entschieden. 2010 wechselte unser Pastor. Heute befinden wir uns in einem Aufschwung und wollen als Gemeinde enger zusammenwachsen. Deshalb treffen wir uns alle zwei Monate zum Frühstück. Wenn das Wetter mitspielt, gehen wir

Die Gemeinden des Bezirks Fellbach/Stuttgart-Wangen befinden sich im Aufschwung.

alle 14 Tage zusammen spazieren. Da wird viel gesungen, gebetet, über aktuelle Themen diskutiert und wir dürfen gemeinsam im Glauben wachsen, Fragen stellen, nach Antworten suchen. Kürzlich starteten wir ein neues Projekt, das Kinderland, bei dem Kinder aus der Stadt ein biblisches Thema an einem Vormittag mit uns erleben, singen, spielen und eine Kleinigkeit essen. Dafür danke ich Gott aus tiefstem Herzen. Wir sind eine recht kleine Gemeinde, da ist man für jeden Einzelnen dankbar. Denn bei den vielen Dingen, die sich da auf rund 20 Mitarbeiter verteilen, da spürt man jeden, der seine Zeit und Energie ins Reich Gottes steckt. Die Liebe Gottes soll mich in meinem Leben und im Umgang mit anderen Menschen leiten. Ich bin bereit, mich Konflikten zu stellen und das Lebenszerstörende, das Böse, beim Namen zu nennen.

Bezirk Fellbach/Stuttgart-Wangen n Der Bezirk besteht aus den Gemeinden Fellbach

(82 Glieder, 83 Angehörige, 35 Freunde) und StuttgartWangen (46 Glieder, 56 Angehörige, 5 Freunde). n Fellbach hat 45.000, Wangen 8.600 Einwohner. n Sonntagsgottesdienst: Wangen 9.30 Uhr, Fellbach 10 Uhr. emk-fellbach.de

Doch noch mehr suche ich die Versöhnung und lebe Vergebung. Gerade weil wir eine kleine Gemeinde sind, dürfen wir uns immer wieder bewusst machen, dass Gott arbeitet und nicht wir. Dass wir uns nicht aneinander aufreiben, sondern Gott arbeiten lassen. Gott hat mich in diese Gemeinschaft gestellt. In unserer Unterschiedlichkeit lerne ich lauter Kinder Gottes kennen. Wir sind alle verschieden. Am deutlichsten merken wir das aktuell beim typischen Generationenkonflikt: Musik. Heute stehen bei uns Gottesdienste mit von der Orgel oder der Gitarre begleiteten Gesangbuchliedern und von einer Band begleiteten Lobpreis-Liedern gleichberechtigt nebeneinander. Auch wenn ich mich über manches aufrege, so möchte ich doch lernen, immer dankbarer zu werden für die Menschen, die mich im Glauben und Leben begleiten. Dementsprechend will ich mich für andere Menschen öffnen – in und außerhalb der Gemeinde. Ich war schon in vielen Gemeinden, aber ein Offenheit, eine Herzlichkeit und eine Gastfreundschaft wie in dieser Gemeinden habe ich so wirklich noch nicht erlebt. Gott helfe mir in seiner Liebe. Amen. Ruth Dipper

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Sie haben Post

Titelthema: Ostern ::: 17

Für Sie gelesen Walter Klaiber: Jesu Tod und unser Leben. Was das Kreuz bedeutet. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, Paperback, 208 Seiten, 12,80 Euro. ISBN: 978-3-374-02845-0

V

or Ostern fühlen sich viele Tageszeitungen und Magazine berufen, den christlichen Glauben und die Frage nach der Auferstehung kritisch zu thematisieren. Rationales Denken und eine souveräne Distanz zur Religion lassen sich gut verkaufen. In dieser Diskussion ist Walter Klaibers Buch eine willkommene Hilfe. Ein Satz im Vorwort lässt aufhorchen: »Die Frage: ›Was sagt denn das Neue Testament nun wirklich zu diesem Thema?‹ ist drängend.« Klaiber sieht angesichts vieler verunsicherter Menschen in den Gemeinden die Pflicht, dass Theologie auf diese Frage(n) eine Antwort geben muss. Denn nicht nur die Zweifler »von außen«, sagte Klaiber, sondern auch Vertreter der Kirche und Theologieprofessoren forderten, »von der Vorstellung eines stellvertretenden Todes Jesu Abschied zu nehmen«. In den Kapiteln 2 und 3 betrachtet Klaiber die Ereignisse um den Tod Jesu zunächst historisch und befragt sie auf ihre Plausibilität hin. Die im Alten Testament zu findenden Hilfen und Antworten werden in den Kapiteln 4 bis 6 dargelegt. Zu den Themen Stellvertretung, Reinigung, Opfer und zum Skandal der Hinrichtungsart am Kreuz zeigt Klaiber Antworten in den Briefen des Paulus und in anderen neutestamentlichen Abschnitten. Die Evangelien kommen in den Kapiteln 12 und 13 zu Wort. Mit dem Hebräerbrief und der Johannesoffenbarung und den Themen Taufe und Abendmahl schließt Klaiber den Gang durchs Neue Testament ab. Spannend, wie Klaiber in Kapitel 17 der Frage nachgeht, wie Jesus seinen Tod verstand, und in Kapitel 18 den ausführlichen Versuch unternimmt, eine zusammenfassende Antwort zu geben, warum Jesus sterben musste. Klaiber nimmt die Leser in die Geschichte so mit hinein, dass geradezu spürbar wird, wie die Christen damals in den »alten Schriften« klare Verständnishilfen entdeckten und zum Schluss kommen mussten, dass Gott durch das Unrecht, das Menschen Jesus antaten, das Unrecht und die Schuld der Menschen bewältigte. Er weist nach, dass das Kreuz als »Gottes Zeichen für das Ende der Gewalt» steht, in dem Gott »sein wirkliches Wesen« zeigt. Dass die Aussagen der Bibel für heutige Leser und Hörer oft schwer nachzuvollziehen sind, bestätigt Klaiber an etlichen Stellen seines Buches. Lesern, die biblisch-theologisch nachdenken wollen, wird dieses Taschenbuch jedoch eine den Glauben stärkende Lektüre sein. Wer das Buch liest, wird die saisonal-reißerische Leserschaft-Fängerei leichter durchschauen und gelassener damit umgehen können. Einen säkularen Journalisten wird das Buch aber nicht zum Umschreiben seines Artikels veranlassen. Klaus Ulrich Ruof

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Von: lothar.elsner@emk-bildungswerk.de An: unterwegs@emk.de Betreff: E-Mail aus dem Bildungswerk

Kann eine Gemeinde reifen? Jetzt im Frühling können wir bestaunen, wie eine Knospe ganz klein anfängt und dann zur Blüte kommt. Nach dem Verblühen entwickelt sich die Frucht, die immer reifer wird, bis wir sie dann pflücken und genießen können. Auch bei Menschen sprechen wir von »Reifeprozessen«: Als einzelne Menschen können wir im Leben reifer werden. Aber kann das auch eine Gemeinde? Das könnte schwierig werden, denn meistens provozieren Entwicklungsschritte Einzelner Konflikte. Wenn ein Kind laufen gelernt hat, kommen die Eltern erst einmal in Stress, weil das Kind nun einen viel größeren Aktionsradius gewonnen hat. Jugendliche, die im Umgang mit ihrer Zeit, ihrem Geld selbständiger werden, geraten regelmäßig in Konflikt mit den Eltern, weil diese andere Vorstellungen davon haben, was gut und wichtig ist. Reifeprozesse verlaufen nicht stetig, sondern sprunghaft mit Brüchen, Krisen und Konflikten. Das ist in den Gemeinden nicht anders. Die eine hat sich nach Jahrzehnten davon befreit, durch Pflichterfüllung Gott und der Gemeinde gefallen zu wollen. Nun lässt sie sich nicht mehr so selbstverständlich für den Organistendienst oder anderes verplanen. Sie ist freier geworden, aber dadurch auch fröhlicher und zugewandter. Ein anderer hat ein bewegtes Leben hinter sich und sucht nach einer inneren Heimat. Er möchte seinem geistlichen Leben Kontinuität und Verbindlichkeit geben. Hilfreich ist es, wenn wir erkennen, dass nicht alle die gleichen Schritte gehen müssen. Aber es reicht auch nicht, wenn wir uns alle in Ruhe lassen. In dem Reifungsprozess der anderen kann ich erahnen, dass auch ich noch nicht am Ende aller Weisheit angekommen bin, sondern noch ungeahnte Entwicklungen möglich sind. Wenn wir andere »Reifestadien« als ungefährlich und doch als Herausforderung für unseren Glauben sehen können, kann mit dem Reifen Einzelner auch die Gemeinde reifen. Eine Gemeinde kann reifen, weil sie ein lebendiger Organismus ist – der »Leib Christi«. Die Entwicklung Einzelner im Glauben und im Leben fördert das Bildungswerk durch die vielfältigen Seminarund Kursangebote. Dass daraus - bei allen Konflikten auch eine Reifung der Gemeinde folgen kann, dabei hilft die »Gemeindeberatung und -entwicklung«. n Pastor Lothar Elsner leitet das Bildungswerk

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der Evangelisch-methodistischen Kirche. www.emk-bildung.de


18 ::: Auf dem Weg zur Generalkonferenz

Anträge des Kirchenvorstands Deutschland Die Generalkonferenz (GK) organisiert die Arbeit der EmK in den USA und auf Weltebene und nimmt in Resolutionen Stellung zu Fragen der Gegenwart. Auch die Sozialen Grundsätze werden von der GK weiterentwickelt. Darum geht es in den meisten Anträgen des deutschen Kirchenvorstands an die GK: l Hersteller sollen gentechnisch veränderte Nahrungsmittel kennzeichnen (Klarstellung von Artikel 160 G). Die Anwendung von Gentechnik bei Nahrungsmitteln sei zweifelhaft. Die EmK soll gentechnikfreie Lebensmittel befürworten (Artikel 160 O). l Die Ablehnung von Gewalt in den Medien soll deutlicher gefasst werden (Artikel 162 S). l Der Artikel über den Wehrdienst soll inhaltlich beschränkt werden auf die pastorale Betreuung während des Wehrdiensts und auf die Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen (Artikel 164 I). Das ökumenische Leitbild vom gerechten Frieden soll in die Sozialen Grundsätze Eingang finden (Artikel 165 C). l Die Kirchenglieder sollen aufgerufen werden, Energie zu sparen. Die EmK soll Atomenergie ablehnen und sich hauptsächlich für die Entwicklung erneuerbarer Energieformen einsetzen (Artikel 160 B). l In Anwendung des Briefs des Bischofsrats »Gottes erneuerte Schöpfung – Ein Aufruf zum Hoffen und Handeln« (siehe EmK-Forum-Heft 35, Seiten 12 bis 13) soll Kohlendioxid-Ausstoß in der EmK vermieden, verringert oder ausgeglichen werden. Dieser Antrag fordert konkrete Schritte. Er wird von der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa unterstützt. Anträge aus Europa Wichtiger als die oben genannten Detailanträge zu den Sozialen Grundsätzen ist der gemeinsame Antrag der drei europäischen Zentralkonferenzen sowie der GKBehörde für Kirche und Gesellschaft. Sie bitten die Generalkonferenz dafür zu sorgen, dass die Sozialen Grundsätze grundlegend überarbeitet werden. Dazu soll ein

Die EmK richtet

Ausschuss gebildet werden, dessen Mitglieder die den weltweiten Charakter der EmK widerspiegeln. Die Sozialen Grundsätze sollen mit einer klaren theologischen Grundlegung und einem wesleyanischen Verständnis vom Heil beginnen. Sie sollen in einer knappen und weltweit bedeutsamen Weise geschrieben sein, die Raum lässt für regionale und lokale Auslegung und Anwendung. Anträge an die Generalkonferenz mit Gesellschaftsbezug sind häufig umstritten. Deshalb ist offen, ob die GK diesen Anträgen folgen wird. Die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, Deutschlands Nachbar im Westen, Süden und Osten, beantragt dass die Ausweitung der Arbeit in Rumänien und in Belgien in der Verfassung, Lehre und Ordnung dokumentiert wird. In Brüssel haben Glieder der EmK, die aus der Demokratischen Republik Kongo kommen, eine Gemeinde gebildet, die der Jährli-

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Foto: Mike DuBose, Generalkonferenz 2008, Fort Worth, Texas

Am 24. April beginnt in Tampa/Florida (USA) die Tagung der der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Elf Tage befasst sich das höchste Gremium unserer Kirche mit aktuellen Themen und Anträgen. Unter anderem ist eine grundlegende Änderung der internationalen Arbeitszweige geplant. Aus der Zentralkonferenz Deutschland nehmen sechs Delegierte sowie Bischöfin Rosemarie Wenner teil. Reinhold Parrinello hat sich durch die Akten gearbeitet und stellt die wichtigsten Themen aus deutscher Sicht vor.


Auf dem Weg zur Generalkonferenz ::: 19

sich neu aus

chen Konferenz Schweiz-Frankreich angegliedert ist. In Cluj, Rumänien, hat sich eine unabhängige Gemeinde der EmK angeschlossen, die zur Provisorischen Jährlichen Konferenz Bulgarien gehört. Der schwedische Teil der EmK hat sich mit der Missionskirche und dem Baptistischen Bund zu einer gemeinsamen Kirche zusammengeschlossen. Die Jährliche Konferenz Schweden beantragt daher, dass die GK diese Kirche als eine mit der EmK verbundene vereinigte Kirche annimmt. Mit der EmK verbundene vereinigte Kirchen dürfen an die GK Delegierte (ohne Stimmrecht) entsenden.

Weitere Anträge mit Bezug zu Zentralkonferenzen Wurde die Arbeit der EmK in Malawi von der GK 2008 von einer »Mission« zu einer Missionskonferenz erhoben, ist nun eine weitere Aufwertung beantragt: In Malawi soll eine Provisorische Jährliche Konferenz

entstehen. Die EmK-Weltmission fördert mit Mitarbeitern und Projekten den Aufbau der EmK in diesem afrikanischen Land. Damit das rasante Wachstum der EmK in Afrika nicht aufgehalten wird, sollen die Gebiete der afrikanischen Zentralkonferenzen (ZK) erweitert werden: die ZK Afrika um Äthiopien und Swasiland, die ZK Kongo um die Zentralafrikanische Republik und die ZK Westafrika um Burkina Faso, Guinea-Bissau, Kamerun, Mali und Niger. Die ZK Kongo soll einen vierten Bischof erhalten. Der Bischofsrat beantragt, für die theologische Ausbildung in den Zentralkonferenzen Geld bereitzustellen. Dies sei erforderlich, weil die EmK in vielen Zentralkonferenzen wächst und daher ein steigender Bedarf an theologischer Bildung in Ländern außerhalb der USA bestehe. Die Geldreserve soll für das Jahrviert 2013 bis 2016 mit fünf Millionen US-Dollar (etwa 3,8 Millionen Euro) ausgestattet werden. Der Studienausschuss für die weltweite Natur der EmK bringt einige Vorschläge ein: In das Book of Discipline (BoD; deutsch: Verfassung, Lehre und Ordnung) soll ein Bund für die weltweite Natur der EmK aufgenommen werden. Die GK soll klarstellen, welche Teile des BoD für die Gesamtheit der EmK gelten, welche durch die Zentralkonferenzen angepasst werden dürfen. Die GK soll auch klären, wie die GK-Behörden in einer weltweiten, statt einer US-zentrierten EmK funktionieren. Die GK möge einen Prozess in den Jährlichen Konferenzen in Gang setzen, der ein vorgeschlagenes neues Modell für eine weltweite EmK untersucht. Daraus können Anträge zu größeren Strukturänderungen an die GK 2016 erwachsen.

Weitere Themen Wie seit 1972 auf jeder Generalkonferenz, dürfte auch 2012 die Diskussion um Homosexualität heiß entbrennen. Vor allem in den USA wird dieses Thema sehr kontrovers diskutiert – nicht nur in den Kirchen. Zu diesem Thema gibt es eine Flut inhaltlich gegensätzlicher Anträge. Der Bischofsrat hat jüngst dazu aufgerufen, auch bei diesem Thema nicht zu vergessen, dass wir Christen zur Einheit berufen sind. Bei der GK sind zum besondere Gesprächsphasen vorgesehen, in denen das »Aufeinander Hören« praktiziert werden soll. Viele weitere Themen und Anträge werden behandelt werden. Ein Schwerpunkt wird dabei im »Aufruf zum Handeln« des Bischofsrats liegen (siehe Artikel Seite 21). Die Tagesordnung ist sehr voll. Tägliche Gottesdienste laden zum Nachdenken ein, geben spirituellen Halt und lassen zur Ruhe kommen. Informationen zur Generalkonferenz n Über die Generalkonferenz gibt es vor und während der Tagung

umfangreiche Informationen im Internet:

http://tinyurl.com/c7osfos

n Tagesaktuelle Berichte sowie Einschätzungen der deutschen

Delegierten werden auf der Seite unterwegs 8/2012 ::: 8. April 2012

www.emk.de veröffentlicht.

n Auch auf der Facebook-Seite der EmK in Deutschland gibt es laufend

neue Informationen:

www.facebook.de/emk.deutschland


20 ::: Auf dem Weg zur Generalkonferenz

Die Welt im Blick Rund 1.000 Delegierte aus der weltweiten EmK kommen vom 24. April bis 4. Mai zur Generalkonferenz in Florida zusammen. Wir haben die deutschen Delegierten nach ihren Erwartungen gefragt.

Ich freue mich auf die Begegnung und den Austausch mit anderen Delegierten unserer weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche und erwarte Anregungen für unser missionarisches Wirken in der Welt gemäß John Wesleys Motto »Die Welt ist mein Kirchspiel und Seelen zu retten mein Beruf.« Hartmut Heidler, Laienmitglied des Bezirks Brand-Erbisdorf

Ich erwarte eine sehr intensive und arbeitsreiche Zeit mit vielen interessanten und bereichernden Kontakten und Erfahrungen sowie gute Entscheidungen für den Weg der Kirche. Gespräche am Rande der Sitzungen geben wichtige Einblicke und Impulse, wie Glaube in anderen Teilen unserer weltweiten Kirche gelebt wird. In den letzten vier Jahren habe ich in der Kommission für Belange der Zentralkonferenzen mitgearbeitet. Daher bin ich besonders interessiert daran, möglichst gute und passende Bedingungen für die kirchliche Arbeit außerhalb der USA zu schaffen. In Deutschland betreffen uns die Studie zum Predigtamt, zumindest im Hinblick auf Ämterverständnis und Ordination, die Umstrukturierung und natürlich die Anträge, die wir selbst eingebracht haben: die Neuformulierung der Sozialen Grundsätze. Christine Flick, Distriktslaienführerin des Reutlinger Distrikts

Beeindruckt hat mich in der Vergangenheit, wie viele Freiwillige und Chöre sich Urlaub genommen und auf eigene Kosten angereist sind und es dabei noch als Ehre empfunden haben, ihrer Kirche während der Generalkonferenz dienen zu dürfen. Kulturelle Verschiedenheiten, Sprachbarrieren, unterschiedliche Erwartungen an das, was eine Generalkonferenz leisten kann und soll sowie grundlegende Meinungsverschiedenheiten in manchen theologischen und ethischen Fragen stellen die Einheit immer wieder auf eine große Probe. Ich bete zusammen mit vielen Geschwistern in unserer Kirche darum, dass Gottes Geist uns leiten und uns in all unserer Verschiedenheit immer wieder durch den gemeinsamen Blick auf Jesus Christus einen und verbinden möge. Die Teilnahme an der Generalkonferenz wird mit Sicherheit eine bereichernde und spannende Erfahrung! Irene Kraft, Pastorin des Bezirks Bielefeld

Ich erwarte inspirierende Gottesdienste, wie ich sie schon bei der letzten Generalkonferenz 2008 in Fort Worth erleben durfte. Und ich bin gespannt auf interessante Debatten im Ausschuss für Hochschulbildung und ordinierte Dienste, in dem ich mitarbeiten werde, und anschließend im Plenum. Mir geht es besonders um die Bewertung und die Nachhaltigkeit der kirchlichen Arbeit: Wie wurden die Beschlüsse der letzten Generalkonferenz in den verschiedenen Bereichen gelebt und umgesetzt? Wie geht der strukturelle Wandel voran, um dem weltweiten Charakter unserer Kirche besser zu entsprechen? Auch Deutschland betrifft es, ob die Generalkonferenz den Vorschlägen folgen wird, Ordination und Aufnahme in die volle Mitgliedschaft in der Jährlichen Konferenz zu trennen, um Pastoren auf Probe die Verwaltung der Sakramente zu ermöglichen. Werner Philipp, Pastor des Bezirks Dresden-­Emmauskirche

Diesmal sind thematische Gesprächseinheiten geplant. Ich hoffe sehr, dass sie uns helfen, auch bei den seit langem ­extrem strittigen Themen besser als ­bisher aufeinander zu hören und ­einander zu achten. In meinem Gepäck befinden sich einige Anträge des deutschen Kirchenvorstandes, die unsere Sozialen Grundsätze betreffen. Der wichtigste Antrag betrifft die generelle Überarbeitung der Sozialen Grundsätze mit dem Ziel, die weltweit unterschiedlichen Sichtweisen stärker zu berücksichtigen. Die Art und Weise unserer Mitwirkung in gesamtkirchlichen Gremien würde sich verändern, wenn die weitreichenden Anträge zur Restrukturierung der weltweiten EmK angenommen werden. Die in diesem Zusammenhang beabsichtigte weitere Stärkung der Ortsgemeinden wäre auch für uns in Deutschland ein wichtiges Signal. Harald Rückert, Pastor des Bezirks Reutlingen-Erlöserkirche

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Mehr lebendige Gemeinden Die EmK hat den Auftrag, Menschen zu Jüngern und Jüngerinnen Jesu Christi zu machen und so die Welt zu verändern. Die Gemeinde ist der Ort, an dem dieser Auftrag am deutlichsten in Erscheinung tritt und verwirklicht wird. So steht es in der Kirchenordnung. Damit dies weltweit auch in der Praxis stärker sichtbar wird, hat der Bischofsrat der EmK einen »Aufruf zum Handeln« veröffentlicht.

Foto: Mike Dubose

I

n Afrika und Asien wächst die EmK – sogar stark. Aber in Europa und in den USA gehen Lebendigkeit und Bedeutung der Kirche zurück. Die Gliederzahlen sinken hier seit Jahrzehnten. Dadurch steht der Kirche immer weniger Geld zur Verfügung, besonders spürbar in der aktuellen Wirtschaftskrise. Der Bischofsrat, unterstützt vom Connectional Table, hat deshalb im November 2009 das Projekt »Aufruf zum Handeln« ins Leben gerufen, das auf der bestehenden Arbeit aufbaut. Untersuchungen hatten zuvor ergeben, dass in der EmK an einigen Stellen nicht effizient und wirksam genug gearbeitet wird. Das Ergebnis des Projekts in Kurzform: Die EmK soll sich in den nächsten zehn Jahren stark darauf konzentrieren, die Anzahl lebendiger Gemeinden zu mehren. Alle Konferenzen, alle Einrichtungen, alle Führungskräfte, alle Gemeinden der EmK sollen sich für dieses Ziel einsetzen. Dabei betont der Bischofsrat, dass dies zuallererst eine geistliche Angelegenheit ist. Strukturänderungen der Kirche, die Abschaffung der garantierten Dienstzuweisungen und die Bereitstellung von Geld sollen den Prozess unterstützen. Der Bischofsrat macht die Förderung der Lebendigkeit in Gemeinden zu seinem Hauptanliegen. Er unterwirft die Arbeit der Bischöfe und Bischöfinnen einer transparenteren Bewertung durch die zuständigen Gremien. Der Bischofsrat hat bei der Generalkonferenz beantragt, dass er aus den eigenen Reihen einen Vollzeit-Präsidenten wählen darf, der zudem vier statt bisher zwei Jahre im Amt bleibt. Bisher übernimmt ein Bischof oder eine Bischöfin dieses Amt zusätzlich.

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Strukturänderung und weitere Maßnahmen Den Vorständen aller 13 Generalkonferenz-Behörden gehören momentan insgesamt mehr als 500 Personen an. Um Geld zu sparen, Entscheidungen zu beschleunigen und die Zusammenarbeit zu verbessern, soll die Arbeit von neun dieser Behörden in einem Zentrum unter einem kleinen Vorstand zusammengefasst werden. Angesichts von viel Kritik am Wie der vorgeschlagenen Strukturänderung ist völlig offen, was die Generalkonferenz dazu beschließen wird. (Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie in der Ausgabe 4/2012 der Zeitschrift »podium«.) Zudem sollen die Jährlichen Konferenzen die Freiheit erhalten, ihre Struktur entsprechend den Erfordernissen für eine fruchtbare Arbeit selbst festzulegen. Sie sollen die Anwerbung junger Leute für den Pastorenberuf sowie die Unterstützung derjenigen jungen Geistlichen verbessern, deren Arbeit am wirksamsten ist. Was lebendige Gemeinden der EmK rund um den Globus kennzeichne, wurde Bischöfin Rosemarie Wenner auf dem Führungskräfte-Gipfel der EmK im April 2011 gefragt. Sie erklärte: »Uns alle eint, dass wir christuszentriert sind. Wir laden Menschen dazu ein, mit Jesus Christus in persönlicher Beziehung zu leben. Wir sind überzeugt: Persönliche Heiligung ist auch soziale Heiligung.« Reinhold Parrinello

Lebendige Gemeinden laden zur Nachfolge Christi ein. ­Deshalb sollen die Kirchenstrukturen der konsequent auf die Förderung lebendiger Gemeinden ausgerichtet werden.


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Hirzenhain: Gottesdienst für Mission »Tueza kumi tangela« – ein afrikanisches Loblied war der Einstieg zu einem etwas anderen Gottesdienst in Hirzenhain (Bezirk Dillenburg). Exotische Klänge machten die Besucher neugierig auf das, was da wohl noch kommt.

M

itte März wurde in Hirzenhain ein Familiengottesdienst gefeiert, bei dem für das »Kinder helfen Kindern«-Projekt in Mosambik gesammelt wurde. Dabei informierte zunächst ein Film über das Waisenhaus in Cambine. Ein Anspiel durch Jugendliche aus der Gemeinde verdeutlichte, wie gut es Schülern in Deutschland geht und wie unterschiedlich die Strukturen zu denen in Mosambik sind. Vor der Predigt gab es die Aktion »Familienbande«. Die rot-weißen Bänder, die durch die Reihen gezogen wurden, verdeutlichten, wie die einzelnen Gemeindeglieder miteinander verwandt, verschwägert oder verschwistert sind. Und auch diejenigen, die keine direkten Verwandten in der Gemeinde haben, sind wortwörtlich so eingebunden, dass eine feste Zugehörigkeit zur Gemeinde entsteht. Doch manchmal gibt es auch Kinder, die

kurz &bündig Mehr als 100 Besucher lockte der

4. Medientag der Evangelischmethodistischen Kirche (EmK) nach Nürnberg. In 17 teils ganztägigen Seminaren und Workshops konnten sich die Teilnehmer intensiv mit der kirchlichen Medienarbeit auseinandersetzen. Dabei reichte die Bandbreite von der Moderation im Gottesdienst über

»Familienbande« wurden in Hirzenhain sichtbar gemacht.

keine geschützten Familienbande haben. Wer ist dann für sie da? Oder was ist mit Witwen und Waisen? Wer versorgt sie? Jesus sagt in Markus 3, wer den Willen Gottes tut, der ist ihm Bruder, Schwester und Mutter. Es ist gut zu wissen, dass wir zu Gottes großer Familie gehören. Wir haben aber auch festgestellt, dass auch ein Waisenhaus wie das in Cambine eine Art Familie sein kann. Sie versorgt, schützt und bietet ein Zuhause.

klassische Pressearbeit bis hin zum Auftritt in sozialen Internet-Netzwerken. Veranstaltet wurde der Tag vom Medienwerk der EmK und der EmKRundfunkagentur radio m. kie »Stadt, Land, Fluss« heißt eine

Ausstellung mit Aquarellen von Uschi Keuper, die noch bis zum 25. Mai im Bethesda Krankenhaus Stuttgart zu sehen ist. »Ich male sehr gerne, wenn ich unterwegs bin«, sagt Uschi

Foto: privat

Der Höhepunkt des Gottesdienstes war die Kollektensammlung auf afrikanisch. Zu »Masithi – Amen, wir preisen Gott den Herrn« kamen Erwachsene und Kinder singend und tanzend zum Altar, um ihren Beitrag nach vorne zu bringen. Eine überwältigende und ausgelassene Stimmung machte sich breit. Alles in allem ein sehr schöner, eindrücklicher Familiengottesdienst, bei dem 330 Euro gesammelt werden konnten. Jürgen Fleck

Keuper über die Motive ihrer Aquarelle, »alles, was mir an Landschaften, Städten und in der Natur ins Auge fällt«. n Agaplesion Bethesda Kranken-

haus Stuttgart, Hohenheimer Straße 21, geöffnet täglich von 8 bis 20 Uhr in den Aufenthaltsbereichen vom 4. bis 6. Stock.


unterwegs info ::: 23

persönlich Aufgeno mmen Bremerhaven ::: am 25. März Iris Eichholz (44), Petra Harms (45), Christa Kaminski (71), ­Karin Siedenburg (53) und ­Daniela Tolksdorf (39). Büdingen ::: am 8. April Michael Krahnert (47) und Markus ­Lachmund (31). Werdau ::: am 1. April Gerald Mielke (45) und Marlen Mielke (21). Wolfsburg ::: am 26. Februar Charlotte Osei (57).

W i r g r at u lie r en Balingen-Frommern ::: Maria König zum 90. Geburtstag. Calw-Oberkollbach ::: Elsa Kusterer zum 90. Geburtstag.

Termine Berlin ::: Salem-Kirche BerlinNeukölln, Delbrückstraße 15, 14. April, 17 Uhr, Leuchtspuren – 125 Jahre Frauenwerk, Jubiläumsgottesdienst im Rahmen der NJK, Informationen bei Gabriele Fellenberg, Telefon 04101 35605. Marbach am Neckar ::: EmK-­ Erlöserkirche, Schafgartenstraße 4, 21. April, 19.30 Uhr, Chorkonzert »Come let us sing«. Leitung: ­Susanne Schaupp. Eintritt frei.

Foto: Rolf van Melis / pixelio.de

Pforzheim ::: EmK, Maximilianstraße 28, 27. April, 19.30 Uhr, Adam und Eva privat, Theaterabend mit Eva-Maria Admiral und Eric Wehrlin, Informationen bei Martin Brusius, 07231 104819. Remseck-Hochberg ::: EmK, Hauptstraße 37, 22. April, 10 Uhr, Konzertgottesdienst – W ­ esley, 18.30 Uhr, Konzert – Von Bach ... bis Gospel – und ein bisschen weiter, beide Konzerte mit WindWood & CO.

Chemnitz-Friedenskirche ::: Johannes Dörffel zum 90. Geburtstag. Esslingen ::: Lydia Kobus zum 90. Geburtstag. Esslingen-Hegensberg ::: Christel und Fritz Weber zur goldenen Hochzeit. Gornsdorf ::: Magda Meischner zum 90. Geburtstag. Greiz ::: Magdalene und Heinrich Kaufmann zur goldenen Hochzeit. Herrenberg ::: Elisabeth Kittel zum 90. Geburtstag. Karlsruhe-Erlöserkirche ::: Maria Flamm zum 100. Geburtstag; Ruth und Walter Mannherz zur eisernen Hochzeit. Lößnitz ::: Irene und Erich Schmidt zur eisernen Hochzeit.

Zwickau-Planitz ::: Helga und Winfried Florl zur goldenen Hochzeit.

Berlin-Friedrichshain ::: Carl Ordnung am 6. März, 84 Jahre. Frankfurt Ruferkirche ::: Walter Hübner am 13. März, 84 Jahre. Grießbach ::: Heinz Paul Reuter am 19. März , 83 Jahre; Anni Ruth Reuter geborene Weber am 20. März, 86 Jahre. Hamburg-Bethanien ::: Diakonisse Ruth Barth am 9. März, 90 Jahre. Kassel ::: Irmgard Überscher geborene Kappel am 15. März, 88 Jahre. Leipzig-Kreuzkirche ::: Magdalena Hoppert am 25. Januar, 79 Jahre.

München-Erlöserkirche ::: Manfred Schubert am 23. Februar, 79 Jahre. Pirmasens ::: Lotte Lang am 8. März, 82 Jahre. Reutlingen-Betzingen ::: Lydia Schuler am 16. März, 95 Jahre. Stuttgart-Mitte ::: Ulrich Bauer am 15. März, 78 Jahre. Velbert ::: Gottfried Hofmann am 16. Februar, 86 Jahre. Weitefeld ::: Milli Kober geborene Lenz am 22. Februar, 83 Jahre. Werdau ::: Steffen Scholz am 21. März, 54 Jahre. Wilkau-Haßlau ::: Horst Reinwardt am 9. März, 89 Jahre. Zwickau-Friedenskirche ::: Johannes Günther am 26. Februar, 76 Jahre; Martha Göckeritz geborene Tunger am 1. März, 92 Jahre.

Tiefenbronn ::: Gemmingenhalle, 14. April, 19.30 Uhr, Abschlusskonzert der Bläserwoche des BCPD.

Ensemblespiel mit Blockflöten ::: Stuttgart-Giebel, 17. bis 20. Mai, Leitung: Christa Schmetzer, Anmeldung bei Christa Schmetzer, Telefon 07043 954599, E-Mail: christa.schmetzer@tele2.de

wo wann was

Das Leben gestalten – ­Veränderungen meistern ::: Haus Hessenkopf, Goslar, 5. bis 8. Juni, Leitung: Gerold Brunßen und Team. Referent: Andreas Kraft. Informationen und ­Anmeldung bei Gerold ­Brunßen, Telefon 05361 4631044, E-Mail: gerold.­brunssen@emk.de

radio m bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 16. bis 21.4., 6.20 Uhr, mit Anja Kieser; Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«, sonntags, 7–8 Uhr, mit Anja Kieser.

SEMINA RE Entdecke, was geht … vom Festmachen und Losgehen ::: Frauenwochenende für den Hamburger Distrikt, 4. bis 6. Mai, Freizeithaus Der Seehof in Plön, Informationen bei G ­ abriele ­Fellenberg, Telefon 04101 35605. Erwachsenenbildung in der ­Gemeinde ::: Generationenverbindende Gemeindearbeit, EmK Chemnitz, 8. Mai, 18 bis 21 Uhr, Leitung: Dr. Lothar Elsner, ­Informationen und Anmeldung: Bildungswerk, Hauptgeschäftsstelle, Telefon 0711 86006-91, E-Mail: bildungswerk@emk.de und www.emk-bildung.de

Heimgegangen

Rundfunk im Internet radio m kompakt: Aktuell und kritisch. radio m gespräch: Glaube im Dialog. radio m ­andachten: Impulse für jeden Tag. radio m themen: Berichte und ­Reportagen.

Radio AREF– sonn- und feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg) ERF Plus Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz – Leben im ­Rückblick, mit Horst Marquardt im Gespräch mit Männern und Frauen 60+.


24 ::: Leserbriefe an die Redaktion

Christen sind nicht der Stamm Zum Leserbrief »Verklausulierter Begriff« (2/2012) bezüglich »­Juden rein« (25/2011) 1. Anmerkung zu »Wer sich zu Jesus als dem angekündigten Messias bekennt, fällt aus dem Judentum als Glaubensgemeinde heraus.« Ein Hindu oder ein Moslem, der auf Jesus getauft wird, ist kein Hindu oder Moslem mehr. Aber ein Jude, der in Jesus den verheißenen Messias Israels erkennt, bleibt im Denken des Neuen Testaments ein Jude. Doch sind nicht wir Christen der Stamm, zu dem die an Jesus glaubenden Juden heute dazukämen, sondern Israel ist der gute Ölbaum, in den wir Heidenchristen eingepfropft werden. Gott hat diesen Ölbaum nie entwurzelt. Darum sehe ich im heutigen messianischen Judentum den Anfang der Erfüllung von Römer 11,26: »So wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob.« 2. Anmerkung zu »Die gewaltsame Inbesitznahme fremden Eigentums (hat) zum Verlust von Besitz und Heimat für Millionen Menschen (geführt).« Zur Zeit der Teilungsresolution für Palästina im Jahr 1947 bildeten die Araber die Mehrheit im westlichen Palästina. Die Arabar akzeptierten den Uno-Teilungsplan nicht und keine 24 Stunden nach der Ausrufung des Staates Israel fielen die Streitkräfte Ägyptens, Jordaniens, Syriens, des Libanon und des Irak in das Land ein und zwangen Israel, seine neue alte von der internationalen Gemeinschaft anerkannte Heimat mit Waffengewalt zu verteidigen. In den folgenden 15 Monaten flohen bis zu 700.000 arabische Bewohner aus dem Land und ca. 300.000 Juden (später nochmals 500.000) aus den umliegenden arabischen Staaten ins Land. Bedenken wir, dass heute niemand mehr die Sudetendeutschen als Flüchtlinge bezeich-

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net, so ist es schon sehr sonderbar, dass es heute sechs Millionen palästinensische Flüchtlinge gibt, denen eine Integration in die aufnehmenden Länder verweigert wurde. Pastor Albrecht Weißbach, Zeitz Zu »Wer liebt, erlebt den Glauben« (4/2012) Der letzte Satz ist so nicht richtig. Wir verachten den Alltag nicht, sondern wir nehmen Sachprobleme oft persönlich, fühlen uns von ihnen erdrückt, anstatt alles erst einmal anzunehmen wie es ist und dann das Beste daraus zu machen, Schritt für Schritt und keine vollkommene Lösung suchen. Dazu bedarf es jedoch eines gesunden Selbstwertgefühls sowie Liebe und Barmherzigkeit gegenüber dem Anderen. Zuviel verlangt? Winfried Ohlms, Grünstadt

Mehr Genauigkeit! Zu »Wie sich die Decke des Schweigens heben lässt« (5/2012) Widersprochen werden muss der Formulierung, es gäbe »noch eine zweite Decke in unserer Geschichte: Die Zeit der DDR«. Da stehen Nazi-Vergangenheit und DDR gefährlich unerlaubt nahe beieinander. Und es muss die Frage erlaubt sein, ob tatsächlich über der DDRVergangenheit »eine Decke des Schweigens« liegt. Stellt Jobst Bittner fest: »In der DDR wurde die NS-Vergangenheit nicht aufgearbeitet. Das fand erst nach dem Mauerfall statt«, dann möchte ich zu gern von ihm wissen, von wem er das weiß. Bitte, bei so brisanten Themen, ein wenig mehr Genauigkeit! Das fordert die Erinnerung von uns. Sonst belebt sie nicht. Pastor i.R. Herbert Uhlmann, Reinsdorf

Warum bietet unser Kirchenmagazin dem Leiter der TOS (Tübinger Offensive Stadtmission) eine Plattform, seine Überzeugungen unkommentiert zu verbreiten? Bittner stellt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verhältnis einer christlichen Gemeinde zu Israel und Gemeindewachstum her. Er wird gefragt: »Hat fehlendes Gemeindewachstum also etwas mit dem Verhältnis der Gemeinde zu Israel zu tun?«. In seiner Antwort nennt Bittner es »einen großen Mangel«, dass gängige Gemeindewachstumsprogramme diesen von ihm behaupteten Zusammenhang nicht thematisieren. Warum wird der von Bittner konstruierte Zusammenhang an keiner Stelle kritisch hinterfragt? Wir begrüßen das Anliegen, die »Decke des Schweigens« zu heben und Schuld am Volk Israel beim Namen zu nennen. Aber wir wehren uns dagegen, Versöhnung in einen direkten Zusammenhang mit Gemeindewachstum zu bringen. Wir schätzen an unserem Magazin »unterwegs«, dass es eine große Breite von Positionen und Meinungen wiedergibt. Wir hoffen, dass die Vielfalt und Buntheit der EmK auch in Zukunft in unserem Kirchenmagazin zu finden ist. Wir wünschen uns, dass streitbare Positionen nicht einseitig beworben, sondern von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Pastorinnen und Pastoren des Reutlinger Distrikts: Gerda ­Eschmann und Holger Eschmann, Achim Härtner (Reutlingen), Rolf Held, Stefan Herb, Martin Jäger, Christoph Klaiber, Dorothea ­Lorenz, Martin Metzger, Steffen Peterseim, Wilfried Röcker, Dominic Schmidt, Kerstin Schmidt-­ Peterseim, Klaus Schopf, Alfred Schwarzwälder, Ralf Schweinsberg und Ulrich Ziegler

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Nachrichten Titelthema: Ostern ::: 25

Bittners Anliegen, die Kommunikation zwischen den Generationen über die Gräueltaten der NS-Zeit anzuregen, ist grundsätzlich ehrenwert. Allerdings stellt Bittner in diesem Zusammenhang Thesen auf, die sowohl theologisch als auch historisch fragwürdig sind. Zu Letzterem gehört Bittners politische Auffassung der Nachkriegsjahre: Er sieht den kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwung nach dem Krieg einzig darin begründet, dass sich Deutschland »aktiv an die Seite Israels gestellt hat«. Waren nicht eher die USA, EWG und Nato Paten des Wirtschaftswunders? Für theologisch bedenklich halte ich die Verknüpfung von Gemeindewachstum und Israelfreundschaft, wobei offenbar Israel als Staat gemeint ist. Meiner Ansicht nach nutzt Bittner geschickt den Holocaust als »Wunden Punkt« der deutschen Geschichte, um uns seine Sicht auf den Nahostkonflikt zu indoktrinieren. Nicht zuletzt aber frage ich: Muss ich als 19-Jähriger Buße tun für die Sünden meiner Großväter? Mit diesem Interview macht sich »unterwegs« zur Werbeplattform für ein Buch, dessen politisch wie religiös fragwürdige Thesen völlig unkritisch wiedergegeben werden. Schade. Jakob Jäger, Tübingen Ich schreibe als Betroffener der NS-Zeit. Das hört sich eigenartig an von jemand, der 1935 geboren ist. Ich war nie in einer NS-Organisation wie Hitler-Jugend u. a. Ich wusste nicht einmal, dass ich damit belastet war. Während eines Seelsorgegesprächs gab Gott dem Seelsorger ein Bild, das deutlich machte, dass ich als Säugling nicht getauft wurde, wie ich meinte und mir gesagt worden war, sondern eine Weihe an mir vollzogen wurde. Mir war schon bekannt gewesen, dass Hebammen in jener Zeit angehalten waren, Säuglinge Hitler zu weihen. Dass dies bei mir geschah, wusste ich nicht. Ich wurde dort von dieser Weihe losgesagt. Meiner Frau und mir wurde klar, woher mein oft kaltes, hartes, ungerechtes Verhalten kam. Ich konnte es nicht ändern, obwohl ich es wollte. Dann fand ich heraus, dass ich wirklich nicht getauft worden war. Ich ließ mich taufen und mein Leben veränderte sich total, was meine Frau und unsere Kinder bezeugen. Ich schreibe das, weil ich denke, dass es noch viele Geschädigte des NS-Regimes gibt, die nicht selbst etwas dazu beigetragen haben, aber belastet sind. Es gibt Befreiung! Sucht jemand, wo ihr das aussprechen könnt und der euch davon lossprechen kann. Hitlers Ideen waren nicht einfach verrückt, sondern von teuflischen Mächten gegeben und diese wirken heute in vielen jungen Leuten weiter. Deshalb ist eine Lossagung notwendig. Pastor i.R. Willi Gittinger, Weil der Stadt

Ihre Leserbriefe erreiche n uns am s­ chnellsten per E-Mail: unterwegs@emk.de Leserbriefe geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Wir be halten uns vor, Leserbrie fe zu kürzen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung von Les erbriefen besteht nicht.

Überschätzte Gefahr? Soll Hitlers »Mein Kampf« öffentlich werden? Die Gefahren, die von Adolf Hitlers Buch »Mein Kampf« ausgehen, sind nach Ansicht des Münchner Historikers Christian Hartmann weit überschätzt. Eine propagandistische Wirkung könne er nicht entdecken, allein schon weil der Text viel zu schwer zu lesen sei, sagte Hartmann dem Evangelischen Pressedienst. Außerdem seien viele Bezüge und Anspielungen selbst für Historiker mittlerweile schwer verständlich. Hartmann arbeitet am Münchner Institut für Zeitgeschichte an einer Edition von Hitlers Kampfpamphlet. 70 Jahre nach Hitlers Tod – im Jahr 2015 – erlöschen die Urheberrechte des Freistaats Bayern, der das Buch seit 1946 unter Verschluss hält. Spätestens dann soll die Edition erscheinen. Hitlers Weltanschauung soll genau untersucht und seine Behauptungen mit der historischen Wirklichkeit konfrontiert werden, erklärt Hartmann das Konzept der neuen Edition. Er könne die zahlreichen Debatten um das Buch nicht nachvollziehen, sagte Hartmann. Hitler-Texte seien nicht nur im Internet, sondern in jeder wissenschaftlichen Bibliothek zu finden. Das Leben des Diktators sei in einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Editionen lückenlos dokumentiert. »Es ist alles da – bis eben auf das Buch ›Mein Kampf‹«, sagte Hartmann. Das Buch habe sich inzwischen zu einem Mythos entwickelt. Den gelte es, wieder zu entzaubern. Dennoch dürften mit dem Buch keine Geschäfte gemacht werden, vor allem aber dürfe es politisch nicht missbraucht werden, mahnte Hartmann. »Wir müssen vielmehr versuchen, für den Umgang mit diesem schwierigen Erbe angemessene wissenschaftliche und auch pädagogische Strategien zu entwickeln.« Für das Verständnis der Biografie Hitlers, aber auch der Geschichte des Nationalsozialismus sei »Mein Kampf« zentral. epd


26 ::: Rätsel Auflösung des Rätsels aus dem letzten Heft 7/2012

In unseren Senioreneinrichtungen in Berlin-Kreuzberg und ­Berlin-Steglitz sind ab Sommer 2012 die Stellen in der

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Die Seelsorgeaufgaben beider Senioreneinrichtungen können von einer Person zu 100 % oder von 2 Personen zu je 50 % übernommen werden. Wir suchen eine Seelsorgerin/Theologin oder einen Seelsorger/Theologen mit einer qualifizierten Seelsorgeaus­ bildung und Freude an der Arbeit mit älteren Menschen, die/der unsere kirchlichen Einrichtungen diakonisch prägt, die Menschen (BewohnerInnen, Angehörige, Mitarbeitende und Besucher) seelsorgerlich begleitet und für das geistliche Angebot verantwortlich ist.

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Die Stellen sind zunächst auf 1 Jahr befristet, eine Verlängerung ist evtl. möglich. Für Rückfragen steht Ihnen der Geschäftsführer, Herr Pastor N ­ orbert Böhringer, unter der Telefonnummer (02 02) 2 90-25 04 gerne zur Verfügung. Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, senden Sie Ihre ­aussagekräftige Bewerbung bitte an:

Bethanien Diakonissen-Stiftung Vorstand | Pastor Norbert Böhringer Hainstraße 35 | 42109 Wuppertal Oder per Mail an: norbert.boehringer@bethanien-stiftung.de Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

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unterwegs Herausgegeben von der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Zeitschriftenredaktion im Medienwerk der EmK: Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-4 60487 Frankfurt am Main Telefon 069 242521-150 Telefax 069 242521-159 E-Mail: unterwegs@emk.de Vertrieb • Anzeigen- und Abonnementsverwaltung: Blessings 4 you GmbH Postfach 31 11 41 · 70471 Stuttgart Telefon 0711 83000-51 Telefax -50 Anzeigendisposition: E-Mail: anzeigen@blessings4you.de Es gilt der Anzeigentarif 2011. Bezugspreise: Bei Bezug über die EmK-Gemeinde: im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten. Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der Erms Herstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart Einheftung in dieser Ausgabe: mann! Beilagen in dieser Ausgabe: Francke Buch, Christoffel-Blindenmission

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Der wichtigste Ort Ob wir mit Gott leben und ihn ernst nehmen, zeigt sich in ganz alltäglichen Situationen. Astrid Eichler beschreibt an zwei Beispielen, was uns helfen kann, »fertig zu werden für den Himmel«.

Astrid Eichler ist Pfarrerin und Mitgründerin von EmwAg, einer ­Gemeinschaftsbewegung für Singles (www.emwag.de). Sie lebt bei Berlin.

Später bin ich Gefängnisseelsorgerin, arbeite in einem ganz anderen Umfeld. Mittendrin in der Welt – dort, wo sie am Finstersten scheint. Heftiger Gegenwind. Viele vom Personal sehen nicht ein, was Kirche im Knast eigentlich soll. Für sie bin ich ein Störfaktor und werde auch so behandelt. Da gibt es zum Teil absurde Situationen. »Die machen mich fertig!«, denke ich und bin erinnert an Schwester Reni. Jahrelang hat sie mich als junge Christin begleitet. Sie sprach gern von den »Fertigmachern«. Ja, Gott gebraucht die Menschen, die uns fertig machen ... damit wir fertig werden für sein Reich, für die Herrlichkeit. Sie sprach gern von den Schleifarbeiten an Rohdiamanten – damit wir zu kostbaren Schmuckstücken werden. Ich hatte inzwischen vielfach erfahren: Diese Schleif­ arbeiten geschehen nicht sonntags im Gottesdienst, die geschehen mitten im Alltag. Sie geschehen nicht durch schöne Sonntagspredigten. Aber Predigten können uns helfen, besser zu verstehen, was wir an den anderen Tagen der Woche erleben. Und sie können uns motivieren, die Herausforderungen im Alltag als Chancen zu nutzen, um »fertig zu werden für den Himmel«. Eine Sozialarbeiterin, die noch nicht lange in der Anstalt war, sagte zu mir: »Frau Eichler, wie die mit Ihnen umgehen – das grenzt ja an Mobbing. Sie müssen ein Gemüt haben wie ein Schaukelpferd!« Keine Ahnung, was für ein Gemüt ein Schaukelpferd hat. Aber diese Äußerung war für mich Anlass für eine kleine Siegesfeier mit meinem Herrn. Ich spürte, dass der Friede Gottes mein Herz tiefer erfüllte, als alle Attacken von außen eindringen konnten. www.glaube-am-montag.de

Foto: Peter Reinäcker / pixelio.de

Eine Krise – diesmal in der Gemeinde. »Astrid macht doch, was sie will, die tanzt euch auf der Nase herum!« Ein knallharter Vorwurf steht im Raum. Ich bin tief getroffen, habe Lust, mich zu verteidigen. »Wie kann sie nur! Was soll denn das?« »Astrid, hab Acht auf dein Herz!«, klingt es in mir (Sprüche 4,23). Der wichtigste Ort ist nicht die Sitzung des Gemeindekirchenrates, nicht der Streit mit denen, die mir Vorwürfe machen. Der wichtigste Ort ist mein Herz. Was trifft mich hier so tief – und warum? Was habe ich zu verlieren? Was ist meine Angst? Ich gehe spazieren und führe nicht heiße Streitgespräche, sondern halte mein Herz dem hin, der es bis ins Tiefste kennt. Ich brauche Zeit, damit ich mich nicht in einen Krieg stürze, in dem mein Herr mir nicht beistehen kann. Wenn ich um meins kämpfe, um meinen Posten, meine Ehre, mein Recht, wird er mir nicht beistehen können. Wenn ich einen Blick habe für ihn und für seins und für das, was ihn jetzt erfreut, dann werde ich still sein und er wird für mich streiten (2. Mose 14,14). Ja, ich werde still sein und er wird für mich streiten – das wird ein Herzenswort in vielen Situationen. Still sein – dann gewinnt er Zugang zu meinem Herzen. Wie oft ist Angst der Antrieb für Worte und Handlungen, für machtvoll lautes Auftreten und Streit? Ich möchte, dass er mit mir meine Angst anschaut. Und dann fragt er mich: »Warum fürchtest du dich? Was hast du zu verlieren?« Und ich erinnere mich: »Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde« (Psalm 73,21). Vor Jahren habe ich mal gebetet: »Herr, mache mich zu einem Menschen, der so beten kann: Wenn ich nur dich habe, dann ist mir alles andere egal ... dann soll mein Herz an nichts anderem hängen! Auch nicht an meinem Posten, meinem Dienst, meiner Ehre, meinem Ruf.« Das ist Glaube am Montag und am Dienstag, am Mittwoch und am Donnerstag. Denn immerzu gibt es Herausforderungen, die mir an meine Ehre wollen, meinen Posten, meinen Einfluss.


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