unterwegs 20/2012

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23. September 2012 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

Das Magazin für

den ganzen Mann. SEITE

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20/2012

mann!

ISSN 1436 · 4536645 2012 23. September

Drei Fragen an Andreas Malessa

Titelthema: »Frauen reden, Männer handeln«

Von Katzen und Frauen

Diese Ausgabe erscheint mit

5 • 2012

Martin meint ... Buchtipp: Altherrensommer

steuern wir auf Statistiken, dann laubt man den Großstädten zum lschaft zu. In eine Single-Gesel mehr als die Hälfte der Einschon Tendenz: steiBeispiel lebt n-Haushalten. PartLust mehr auf wohner in Ein-Persone Menschen keine sich, wenn man gend. Haben die wie immer ergibt So gelten etwa nerschaft? Aber ein anderes Bild. ob sie genauer hinschaut, matisch als Singles – egal, auto FernbeAlleinerziehende leben oder nicht. Auch die – bein einer Beziehung in Hamburg, sie in München mit arbeitet er – zuletzt steigt ziehung »Single«. Nicht kommt den Stempel auch die Zahl der älteren verwitwesteigen. rtung Zahl der Singles der Lebenserwa ist All das lässt die Wahr an. zu genießen. ten Menschen Familie eben mit Vorsicht etwas später eine Statistiken sind von Menschen heute Klar: Wer sich aber, dass junge vor wenigen Jahren. wird an das Thema gründen als noch Praktikum hangelt, Zuerst will man Praktikum zu nd rangehen. Und Sicherheit bietet. Familie eher zurückhalte �inanzielle der leisten. einen Job haben, sich auch die Familie dann kann man

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dem Magazin für Männer

dem Einfachen n an eine Die Sehnsucht nach die Erwartunge

chaft Eine gute Partners fällt einem nicht Aber sie in den Schoß. wert. ist aller Mühe und

die auch, dass sind. Je älter Wahr ist aber immens gestiegen bereit, sich auf sie Partnerschaft weniger sind Beteiligten, desto dessen Geschichte Menschen, auf schon einen anderen Leben ist ja einzulassen. Das die Partnerund Macken da soll bitteschön bei kompliziert genug, sein. »Wenn sich Freunde rt ich schaft unkomplizie ihr Leben ›so leer‹ sei, rate dass Ralf Schmitz dazu mir ausheulen, sagt der Komiker was dran. immer zur Katze«, Da ist »Schmitz‘ Katze«. is umhört, dem in seinem Buch und Freundeskre sind selten. Singles Wer sich im BekanntenSo richtig überzeugte sich die meisten wird schnell klar: bekannt, dass sie Umfragen ist sehnen. Wenn Auch aus vielen Partnerschaft Gelegenheit. einer erfüllenden mangels nach oder g Menschen ist. dann oft aus Enttäuschun Leben getreten alleine leben, noch nicht ins wenig Mr. oder Ms. Perfect das kommt genauso Oder eben, weil zu beneiden. Aber kostet einiges an Arbeit – sicher ist alleine lebt, ft. Beides Volker Kiemle Wer glücklich nde Partnerscha alles einfach. eine funktioniere von alleine wie dann wird plötzlich Mühe wert. Denn beides ist aller 14.09.12 11:10

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Was uns Grund zum Danken gibt Gewinnend n

Wie eine ehemalige Nonne Frieden stiftet. Seite 10

Sprachfähig n

Was den Theologischen Grundkurs auszeichnet. Seite 15

Wirtschaftlich n

Was die Herrnhuter Brüder mit Lacken zu tun haben. Seite 18


2 ::: Editorial

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Bestellen Sie jetzt ihr Abo unter Telefon 0711 83000-0 oder per E-Mail: info@blessings4you.de

kurz gesagt Mit einem Festgottesdienst in

Chemnitz ist Pastor Barry Sloan in sein Amt als ­Sekretär für Evangelisation der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) eingeführt worden. In seiner Antrittspredigt am 8. September betonte der 46-Jährige, die Kirche müsse in der Verkündigung auch neue Wege gehen. Bischöfin Rosemarie Wenner erklärte, ­Sloan verstehe als Ire in Deutschland etwas von Kommunikation, von interkulturellem Lernen und er wisse wie wichtig es sei, dass »richtig übersetzt« werde. Sloan wurde in Belfast geboren und war seit 1998 als Missionspartner leitender Pastor des EmKBezirks Chemnitz-Erlöserkirche. Die sächsische Landeskirche

trennt sich endgültig von dem Dresdner Jugendevangelisten Lutz Scheufler. Das Arbeitsverhältnis wurde zum 31. März 2013 gekündigt. Scheufler ist seit Juni vom Dienst suspendiert. Er hatte im Streit um die Öffnung der Pfarrhäuser für homosexuelle Paare eine »Stellungnahme« unterzeichnet, die die Autorität des sächsischen Bischofs und der Kirchenleitung ­infrage stellt. Vor zu viel Naivität im Um-

gang mit dem Islam hat die Publizistin Necla Kelek ­gewarnt. Sie sei nicht über-

zeugt von der Einstellung vieler Deutscher »Wenn wir ihnen (den Muslimen – Anm. d. Red.) demokratisch begegnen, werden sie irgendwann auch demokratisch«, erklärte sie in der ZDF-Sendung »Peter Hahne«. Kelek bezog sich auf die geplanten Verträge des Hamburger Senats mit den drei größten muslimischen Verbänden sowie der alevitischen Gemeinde. ­Darin soll unter anderem ein gemeinsamer Religionsunterricht von evangelischen, muslimischen und alevitischen Kindern sowie die Gleichstellung islamischer Feiertage mit den christlichen geregelt ­werden. Laut Frau Kelek ist nur etwa ein Drittel der in Deutschland lebenden Muslime in Vereinigungen organisiert oder hat ­Kontakt zu Moscheen. Trotzdem nehme dieses e­ ine Drittel für sich in ­Anspruch, die Gesamtheit der hiesigen Muslime zu repräsentieren. Weil er eine Kippa im Dienst

getragen hat, muss ein ­jüdischer Polizist in Berlin möglicherweise mit ­disziplinarrechtlichen Maßnahmen rechnen. Der 59-Jährige war als Verbindungsmann der Polizei bei einer Demonstration gegen das Beschneidungsverbot in Berlin eingesetzt. Bei der Veranstaltung trug er die jüdische Kopfbedeckung. Damit habe er gegen das seit 2005 in Berlin geltende Neutralitätgesetz verstoßen, sagte ein Polizeisprecher. epd/idea

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Foto: Klaus Ulrich Ruof / Titelfoto: Claas Deutschland

Von Herzen dankbar Im Schwäbischen gibt es einen Spruch, der übersetzt etwa so heißt: »Nichts gesagt, ist Lob genug.« Will heißen: Wenn sich niemand beklagt, hat man seine Sache gut gemacht. Manchen genügt das. Andere warten auf ein offizielles »Dankeschön« für die Mühe, die sie sich gemacht haben. So oder so: Wir alle freuen uns, wenn sich jemand bei uns bedankt. Dabei ist mir aufgefallen: Menschen, die es nicht in erster Linie auf den Dank abgesehen haben, sondern etwas einfach nur gerne machen, sind entspannter als jene, die verkrampft nach Anerkennung suchen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wer etwas für andere tut, dem gebührt auch der Dank. Aber die Dankeserwartung sollte nicht das erste Motiv sein, sondern die Freude am Tun. Und ein freiwilliger Dank kommt mehr von Herzen als ein erzwungener. Auch Gott will unseren Dank nicht, weil wir uns verpflichtet fühlen. Er will, dass wir ihn aus freien Stücken loben. Und Gründe zum Danken gibt es viele. Man muss nur aufmerksam durchs Leben gehen. Lob ist ein Lebenselexier – auch für den Lobenden. Denn kaum etwas macht glücklicher, als dankbar zu sein oder Dankbarkeit selbst zu spüren. »Die größte Kraft des Lebens ist der Dank«, hat der Theologe Hermann Bezzel (1861–1917) geschrieben. Das gilt auch beim Erntedankfest. Ihr Volker Kiemle


Titelthema: Erntedank ::: 3

Wie Gerechtigkeit wächst Katastrophen, Krisen, Not: Was sich derzeit in der Welt abspielt, bietet auf den ersten Blick nur wenig Grund zum Danken. Sollten wir das Erntedankfest also abschaffen? Hans Martin Renno spielt diesen Gedanken durch.

Foto: SXC.HU/AYLA87

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eit Monaten erschrecken uns immer neue Meldungen: Gewalt und Terror in Syrien, Atomkonflikt mit dem Iran, Dürre und damit Missernte in den USA, Eurokrise, drohende Altersarmut … Aus der Sicht der Themenbereiche »Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung« betrachtet ist es trostlos und hoffnungslos um unsere Welt bestellt. Also lassen wir das Erntedankfest besser – und ehrlicher – ausfallen? Als ich meiner Tochter gegenüber diesen Gedanken äußere, empört sie sich heftig: Es stimmt, dass es viel Gewalt und Unrecht auf dieser Erde gibt. Viele Menschen leiden Not. Viele Menschen leiden unter Hunger. Gewiss – und Gott sei Lob und Dank – wir nicht. Wir haben ein Dach über dem Kopf, wir haben genügend Geld, um uns Kleidung und Nahrungsmittel zu kaufen. Aber wenn wir aufhören, uns zu bedanken, wenn wir Dankbarkeit nicht mehr spüren, wahrnehmen und äußern, dann ist all den notleidenden Menschen doch auch nicht geholfen; dann wird das Miteinander der Menschen und die zwischenmenschliche Atmosphäre bei uns ja auch noch unerträglich! Diese Empörung (meiner Tochter) schreckt mich auf. In der Tat: Wenn wir uns nicht mehr bedanken, wenn wir Dienstleistung und Hilfe nicht mehr mit dem Wort »Danke« beantworten oder quittieren oder ho-

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norieren, sondern als selbstverständlich erachten oder gleichgültig hinnehmen, dann geht uns die Beziehung zum Mitmenschen verloren und auch der Bezug zum Leben, das wir nicht verdient haben, sondern das ein unverdientes Geschenk ist. Dann verlieren wir auch den Bezug zu Gott, dem Schöpfer und Erhalter und Erneuerer des Lebens! Und noch etwas: Die Dankbarkeit, die wir empfinden und äußern, hält uns sensibel dafür, dass es genügend – und leider viel zu viel – Menschen auf dieser Erde gibt, die eigentlich keinen Grund zum Danksagen haben. Und diese Dankbarkeit will uns befähigen, unsere Herzen, unsere Sinne, unsere Hände und unsere Geldbeutel zu öffnen, um Menschen zu helfen, damit auch sie überzeugt und von Herzen »Danke« sagen können. So lehrt uns das Erntedankfest 2012, erst auf das zu schauen, wofür wir voller Freude und von Herzen »Danke« sagen können, um dann in Demut und voller Sehnsucht nach Gerechtigkeit danach zu suchen und darauf zu sehen, wo und wie ich bzw. wo wir etwas beitragen können, damit ein gerechter Ausgleich (nachhaltig) wachsen kann – durch Teilen unseres Geldes, unserer Lebensmittel, unserer Kleidung, unseres Wohnraumes … Hans Martin Renno


4 ::: Titelthema: Erntedank

Warum Bio nicht nur auf dem Teller schmeckt Wenn es um Lebensmittel geht, wird in Deutschland oft mit fast religiösem Eifer gestritten: Hier die Verfechter des konventionellen Anbaus, dort die Öko-Verfechter. Man könnte allerdings auch ganz ruhig die Fakten betrachten – und dann zu dem Schluss kommen, den Hansjörg Schrade gezogen hat: »Für einen Christen gibt es da nicht viele Wahlmöglichkeiten.« Der Stuttgarter Großhändler handelt nur mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Volker Kiemle hat ihn besucht.

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Mit einem alten Ford samt Anhänger fing Hansjörg Schrade Ende der 1980er Jahre an. Inzwischen betreibt er einen Großhandel.

rische fährt immer«, sagt Hansjörg Schrade und deutet auf die beiden Laderampen, die an die Lagerhalle seiner Firma angebaut sind. Hier können die LKW-Fahrer rund um die Uhr andocken und ihre Ware abladen: Äpfel vom Bodensee, Datteln aus dem Iran, Limetten aus Mexiko, Tomaten aus Holland, Auberginen aus Spanien, Ingwer aus Uganda und China, Ananas aus Costa Rica. Alles aus ökologischem Landbau, alles für Einzelhändler, Marktbeschicker und Großverbraucher aus der Region. Während der 54-Jährige durch die 900 Quadratmeter große Halle geht, herrscht viel Betrieb in den Kühlhäusern und an den Rampen. 20 Vollzeit- und 10 Teilzeitmitarbeiter sorgen dafür, dass das Lager zweimal pro Woche komplett umgeschlagen wird. Nichts ist im Handel schlimmer als Stillstand. Hier ist Schrade in seinem Element. »Ich war schon immer ein ungeduldiger Mensch«, sagt er. Zum Großhandel kam er aber aus der Not heraus: Der frisch examinierte Agraringenieur verlor Ende der 1980er Jahre zweimal in kurzer Zeit den Job, und das Arbeitsamt konnte mit ihm nichts anfangen. »Der Berater erklärte mir, einen Agraringenieur hätte er noch nie vermittelt«, erinnert sich Schrade. »Also fing ich auf dem Wochenmarkt an.« Bio natürlich – da hatte Schrade seine Prinzipien. Und einen Riecher fürs Geschäft. »Das war eine günstige Zeit für Bio-Produkte«, sagt er. Entsprechend gut waren die Umsätze, schon 1992

gründete Schrade einen Großhandel. Das unternehmerische Know How hatte der Ingenieur bei seiner ersten Arbeitsstelle gelernt, das Durchsetzungsvermögen liegt ihm im Blut. »Ich bin keiner, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält – das ist für den Markt genau richtig.«

Goldgräberstimmung In der Branche herrschte damals Goldgräberstimmung: Von 1997 bis 2005 hat sich der Umsatz in der Naturkostbranche auf nahezu vier Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr hat die Branche 6,6 Milliarden Euro umgesetzt, neun Prozent mehr als 2010. Maßgeblich dazu beigetragen haben die großen Discounter – sowohl solche, die ihr BioSortiment ausgeweitet haben, als auch eine wachsende Zahl von Bio-Supermärkten. Deren Umsatz ist allein im vergangenen Jahr um zehn Prozent gestiegen. Großen Einfluss hatten aber auch Lebensmittelskandale. So bescherte allein die BSE-Krise im Jahr 2001 der Bio-Branche ein Umsatzplus von 30 Prozent. Mit 7,5 Millionen Umsatz gehört Schrades Firma »ecofit« eher zu den kleineren Betrieben im deutschlandweiten Biohandel. »Der größte Händler macht 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz im Jahr, der zweitgrößte über 100 Millionen, und ein paar kleinere 30 bis 50 Millionen«, sagt Schrade. »Zum Glück sind die aber weiter weg.« Schrade selbst ist am richtigen Ort, wie er sagt: Die Lagerhalle liegt direkt an der Zufahrt zum Stuttgarter Großmarkt. »Die Lastwagen aus ganz Europa fahren bei uns am Haus vorbei«, sagt Schrade »Das spart Umwege – LKW-Fahrer haben nie Zeit.« Die Werte verbinden Wenig Zeit hat auch Kesse Kingston. Der aus Ghana stammende 39-Jährige schiebt einen Wagen mit Obstkisten durch die Kühlhallen und kommt dabei ins Schwitzen. Seine dicke Jacke könnte er eigentlich ausziehen – trotz der unsommerlichen Temperaturen zwischen 2 und 10 Grad, die hier Gemüse und Obst

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Titelthema: Erntedank ::: 5

Fotos: Volker Kiemle

Hansjörg und Annegret Schrade handeln aus Überzeugung mit Bio-Lebensmitteln.

frischhalten. Seit 3 Uhr früh ist er hier, und er hat schon zwei Liefertouren ins weitere Umland hinter sich. Jetzt, am späten Vormittag, ist er dabei, die Lieferungen für den nächsten Morgen zu kommissionieren. »Hier ist immer Betrieb«, erklärt er. Trotz der ungewöhnlichen Arbeitszeit sei er froh, hier zu arbeiten, sagt er. Ob es an der Ware liegt, die hier umgeschlagen wird? »Die Mitarbeiter sind nicht alle Überzeugungstäter, aber sie alle finden Bio gut«, sagt Hansjörg Schrade. »Allerdings haben wir in der Bio-Szene noch immer den Luxus, dass die allermeisten Kunden und Lieferanten Überzeugungstäter sind.« Das sorge in der Branche für eine sehr hohe Verlässlichkeit. »Man kennt sich und man hat die gleichen Werte.« Das wirke sich auch direkt aufs Geschäft aus. »Leute, die Bio nur des Geldes wegen gemacht haben, waren nicht wirklich erfolgreich.« Insgesamt ist der Wachstumstrend in der Bio-Branche ungebrochen – auch wenn immer wieder ideologische Schlachten geführt werden. So hat erst wieder Anfang September eine Untersuchung der Universität in Stanford für Aufsehen gesorgt: Bio-Lebensmittel, so die Forscher, seien nicht grundsätzlich gesünder als konventionell angebaute. Und gleich wurde wieder in Stammtischmanier über Sinn und Unsinn des ökologischen Landbaus debattiert. Ähnliches konnte man bei der Ehec-Hysterie im im vergangenen Jahr beobachten: Nachdem kurzfristig spanische Bio-Tomaten als

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Ursache ausgemacht worden waren, brachen kurzzeitig auch im Bio-Handel die Umsätze ein.

Eine Frage des Glaubens Hansjörg Schrade sieht solche Debatten gelassen. »Ich muss mich nicht rechtfertigen, im Gegenteil: Der konventionelle Händler muss sich fragen lassen, wie er Produktionsmethoden gutheißen kann, die Menschen krank machen.« Wer ein oder zwei konventionell angebaute Paprikas aus Südspanien esse, könne das Gift noch gut wegstecken. »Aber ich muss mich fragen: Was tue ich den Schwarzarbeitern in den spanischen Gewächshäusern an, die den ganzen Tag den Pestiziden ausgesetzt sind? Da gibt es für einen Christen nicht viele Wahlmöglichkeiten.« Für Schrade ist klar: »Leute, die beim konventionellen Anbau schaffen müssen, haben eine Last. Und die, die im konventionellen Anbau entscheiden, haben ein Problem.« Auch der konventionelle Bauer müsse erklären, wie er seine Anbaumethoden mit der Bewahrung der Schöpfung zusammenbringe. »Wenn aber in Almeria oder Südamerika biologisch produziert wird, hilft das den Menschen und der Umwelt dort enorm.« Deshalb gebe es auch »sehr gute Gründe, Bio-Ware zu importieren«, sagt der überzeugte Christ, der sich in der EmK in Reutlingen engagiert. Einen gewissen missionarischen Elan kann man Schrade abspüren – auch wenn er sich deutlich vom alternativen Öko-Freak der 1980er Jahre unter-


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Alles frisch: Mitarbeiter Kesse Kingston stellt die Lieferungen zusammen.

scheidet. »Ich habe viele beobachtet, die als alternative Unternehmer angefangen haben und mit der Zeit normale oder sogar knallharte Unternehmer geworden sind«, sagt er. Andere seien an dem hohen Anspruch zerbrochen. »Ich habe mich nie als alternativen Unternehmer gesehen.« Als ungeduldiger Mensch bekennt sich Schrade zu einem eher patriarchalischen Führungsstil. »Es sind eben nicht alle in einem Unternehmen gleich.« Er selbst habe das Chef-Sein aber mühsam lernen müssen. »Ich habe mich lange als Gipfelstürmer gesehen, dem Mitarbeiter hinterherstürmen. Erst langsam habe er gelernt, dass man zuweisen muss, wer wo und wann stürmt.« Um die Zukunft ist dem Unternehmer nicht bang – auch wenn die Konkurrenz in den vergangenen Jahren größer geworden. Aber es ist noch Luft nach oben: Derzeit machen Bio-Lebensmittel fünf Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland aus. Dabei könnten auch große Mengen in Bio-Qualität pro-

duziert werden, betont Schrade. Allerdings sei derzeit die Bio-Sprit-Produktion ökonomisch viel attraktiver ist als eine Umstellung auf ökologischen Landbau. Zudem sind Lebensmittel in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu billig. »Wenn jeder auf Bio umsteigen würde, würde der Preis insgesamt steigen«, sagt Schrade. »Das hätte Einfluss auf die Ernährung der Menschen.« So würde etwa ein höherer Fleischpreis dafür sorgen, dass weniger Fleisch gegessen wird – und das wäre für die Gesundheit gut. »Und wenn wegen hoher Preise mehr mit günstigen Lebensmitteln gekocht würde – statt der teuren Tütensuppe eine selbstgemachte Kartoffelsuppe –, dann wäre das auch gesünder.« Volker Kiemle n Informationen im Internet

www.boelw.de www.bnn-einzelhandel.de www.n-bnn.de

EKD: Biopatente einschränken D

ie Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) macht sich in der kontroversen Debatte über Biopatente für strengere Maßstäbe bei der Erteilung von Patenten auf Pflanzen und Tiere stark. In einer neuen Studie wird unter anderem eine demokratische Kontrolle des Europäischen Patentamts verlangt. Die Erfahrungen zeigten, dass sich die europäische BiopatentRichtlinie überwiegend negativ auswirke, schreibt der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider im Vorwort zur Stellungnahme »Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist. Biopatente und Ernährungssicherung aus christlicher Perspektive«. Die Vielfalt an Saatgut und Tierrassen nehme ab, landwirtschaftliche Forschung und Zucht würden behindert, und gleichzeitig werde die Ernährung aller Menschen nicht sicherer, schreibt Schneider. Dadurch fühle sich seine Kirche herausgefordert, sich in die kontroverse Debatte um Biopatente einzumischen. Bundestag und Europäisches Parlament hatten in den vergangenen Monaten Entschließungen gegen zu weitgehende Patentierungen verabschiedet. Erwartet wird außerdem ein Bericht der EU-Kommission über

die Auswirkungen der Patentrichtlinie. Die Autoren machen keinen Hehl daraus, dass aus theologischer Sicht und wegen der Folgen für Menschen, Tiere und die Artenvielfalt Biopatente abzulehnen sind, da sie monopolartige Rechte begründen, die der Allgemeinheit schaden: »Patente auf Pflanzen und Tiere stellen kein geeignetes Instrument dar, um wissenschaftlichtechnische Innovationen zu fördern.« Biopatente erschwerten den Zugang zu Saatgut und Nahrung, und ihre Zulassung verstoße damit gegen das völkerrechtlich verankerte Recht auf Nahrung, argumentieren die Autoren. Im Einzelnen verlangt die EKD, die Patenterteilung auf Leben, also auf Pflanzensorten und Tierrassen, konsequent auszuschließen. Zwar lässt das europäische Patentrecht dies nicht zu, in der Praxis wird der Schutz aber durch zu weit gefasste Patente ausgehebelt. Als eines der wichtigsten Ziele nennt die EKDStudie den Erhalt der Sorten- und Artenvielfalt. Drei Viertel der Kulturpflanzen und Tierrassen seien in Europa in den vergangenen hundert Jahren von ertragreicheren Sorten verdrängt worden. epd

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foto: Daniel Schmidt

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Psalm 103,2

Wort auf den Weg :::7

Augen öffnen für das Gute

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er Septemberhimmel war traumhaft blau. Als Familie machten wir an einem Sonntagnachmittag einen schönen Ausflug ans Meer. Wir sammelten Muscheln, tobten am Strand an der frischen Luft herum. Die Herbstsonne zeigte uns nochmals, was sie kann und wärmte uns schön auf. Alles fiel von uns ab, alle Belastung, alle Arbeit, alle Sorgen – es war wunderschön. Die Zeit blieb stehen. Auf dem Rückweg nach Hause blockierte uns ein Wagen in einer äußerst engen Straße den Weg. Ich war fast ganz durchgefahren; kurz vor der Einmündung in die Querstraße stand ein anderes Fahrzeug. Mitten auf der Straße stehend machte er keine Anstalten, den Weg freizugeben. Ich schaute den Fahrer durch die Frontscheibe an. Er schaute zu uns herüber und rührte sich nicht. Er sah es offensichtlich nicht ein, die fünf Meter zurückzufahren. Ich hätte über 50 Meter zurücksetzen müssen. Meine Frau stieg aus und bat ihn höflich, die Straße freizumachen. Der Mann stellte sich taub. Ich stieg aus und fragte, ob er nicht eben das kleine Stück zurücksetzen könnte. Bitte! Nichts. Ich ballte die Fäuste in der Hosentasche und fragte, ob er den Rückwärtsgang nicht finde. Er machte Anstalten, sich erbost abzuschnallen, stieg aus und wollte mir eine auf die Nase geben. Unfassbar. Ich bin dann später mit einer verdrehten Seele nach Hause gekommen. Woran habe ich an diesem Abend wohl gedacht? An den schönen Nachmittag am Meer oder an den Mann, der mich zum Kochen gebracht hat? Richtig geraten, ich habe an diesen unfreundlichen Autofahrer gedacht! Ich wurde meinen Ärger nur schwer los. Ich hatte nicht mehr den Blick dafür, was an diesem Tag so schön war.

An das Gute denken Es ist wohl so: Wir sehen ganz schnell das, was nicht gelingt. Wir denken zuerst an das, was uns ärgert und missfällt – und vergessen das Gute. Der Psalm 103

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zeigt uns einen wichtigen Punkt. Der Psalmbeter sagt nicht einfach »Mein Herr und Gott, ich lobe dich!« Der Beter fordert seine Seele, sein Innerstes bewusst auf, Gott zu loben und nicht das Gute zu vergessen. Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Er fasst einen Entschluss, das Gute zu sehen und sich immer wieder daran zu erinnern. Gott zu loben, ist eine Lebenskraft. Es bedeutet auch, aktiv das Gute sehen zu wollen. Es geht darum, eine Entscheidung zu treffen: Ich will Ausschau halten nach dem Guten in meinem Leben. Natürlich gibt es immer wieder Erfahrungen, die uns das Leben schwer machen. Ohne Frage. Die dürfen wir auch beklagen. Aber genauso ist es wichtig, die Sinne wach zu halten für die schönen und guten Dinge, die wir erfahren und sich bewusst daran zu erinnern. Denn das ist nicht alles selbstverständlich. Gott gibt uns so viel. Und wir sollten nicht die Chance verpassen, ihm zu danken und uns zu erinnern an das Gute. Das verändert unser Leben. Das ist eine Lebenskraft. Das Erntedankfest ist für mich so ein Punkt, an dem mir Gott eine neue Perspektive anbietet. Ich lenke meinen Blick nicht auf das, was mir fehlt oder das was mich ärgert. Ich sehe mich um und sehe, was mir alles geschenkt ist. Ganz elementare Dinge, genügend Essen, Trinken und Menschen, die mit mir leben und glauben.

Michael Putzke ist Pastor in Kassel und Großalmerode und stellvertretender Rekdaktionsleiter im Medienwerk der EmK.

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8 ::: Titelthema: Erntedank

»Wir müssen mehr auf die Geschwister aus Afrika hören« Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren, sagt Jean Ziegler, der ehemalige Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung. Doch noch immer stirbt alle drei Sekunden ein Mensch an Hunger. Was angesichts dieser Zahlen Erntedank bedeuten kann und was gegen Krisen helfen könnte, darüber hat Volker Kiemle mit Frank Aichele, dem Missionssekretär der EmK, gesprochen. Derzeit steigen die Nahrungsmittelpreise weltweit. Was bedeutet das für die Arbeit der Weltmission? Frank Aichele: Noch sehen wir keine großen Auswirkungen. Aber demnächst kommen die neuen Projektanträge; und viele Partner werden bei Projekten, in denen Menschen oft die einzige warme Mahlzeit des Tages erhalten, mehr für Nahrung einkalkulieren müssen. Vor allem für Kirchen, die sehr stark im ländlichen Raum arbeiten – etwa die Kirche in Mosambik – , hat es große Auswirkungen. Einige wenige Bauern werden vielleicht profitieren, weil sie ihre Überschüsse besser verkaufen können. Die meisten Bauern arbeiten aber nur für den Eigenbedarf, und da helfen steigende Lebensmittelpreise nicht. Und da in der Folge auch viele andere Güter teurer werden, stehen diese Menschen am Ende schlechter da. Was wäre nötig, damit die Menschen in den weniger entwickelten Ländern für solche Krisen ­besser ­gewappnet sind? Frank Aichele: Langfristig hilft ihnen Sicherheit – in mehrfacher Hinsicht. Dazu gehört etwa ein faireres Weltwirtschaftssystem, das den Produzenten von Nahrungsmitteln ein gutes Auskommen sichert. Helfen würde ihnen sicher auch eine bessere Regierungsführung – man merkt ganz deutlich, welche Länder gut und welche schlecht regiert werden. Helfen würde ihnen auch eine deutlich bessere Infrastruktur. Denn wo es keine Straßen gibt, auf denen man seine Produkte zum Markt bringen kann, kann man auch nichts verkaufen. So verrotten zum Beispiel in entlegenen Regionen oft Bananen, die man in der (Haupt)Stadt gut verkaufen könnte. Aber es gibt niemand, der solch eine Zur person Pastor Frank Aichele leitet als Missionssekretär seit 2010 die EmK-Weltmission. Der 48-Jährige war Pastor in Heilbronn und Bietigheim-Bissingen sowie in Woodbridge (Großbritannien). Als Missionspartner der britischen Methodistenkirche war er dort zuständig für drei Gemeinden und arbeitete auch im World Church Office, der Missionsbehörde der britischen Methodisten, mit. www.emk-weltmission.de

Vermarktung organisiert. Unser Beitrag als Weltmission ist beispielsweise die Unterstützung von Bildungsarbeit und von Landwirtschaftsprojekten in den Partnerländern. Wie effektiv ist vor diesem Hintergrund die ­Entwicklungshilfe generell? Frank Aichele: Es kommt immer darauf an, wo sie ansetzt. Staatliche Entwicklungshilfe gibt ja viel Geld direkt als Budgethilfe in die Länder. Es kommt dann auf die Regierung an, ob sie Geld verschwendet oder sinnvoll einsetzt. Kirchliche Entwicklungshilfe setzt bei Partnern an – in der Regel bei den Kirchen im Land selbst. Da kommt es darauf an, wie gut die Partner arbeiten. Die meisten, würde ich sagen, arbeiten sehr gut. Aber es ist nichts perfekt in dieser Welt. Wie sieht passende Entwicklungshilfe aus? Frank Aichele: Ein Patentrezept gibt es nicht. Nach-

haltigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe sind sehr wichtig. Aber je länger ich in dieser Arbeit bin, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass das Weltwirtschaftssystem und die Machtverteilung das größte Hindernis dafür sind, dass die Probleme der Entwicklungsländer gelöst werden. Wir schaffen an einzelnen Punkten Verbesserungen, die oft durch negative Entwicklungen in anderen Bereichen sozusagen wieder neutralisiert werden. Es ist generell festzustellen, dass die Globalisierung vor allem Ländern hilft, die eh schon gut aufgestellt sind. Was sollte die weltweite EmK tun? Frank Aichele: Ich würde mir wünschen, dass die weltweite EmK noch stärker auf ihre Geschwister in Afrika hört und gleichzeitig noch deutlicher auf Missstände dort hinweist – so wie das die Geschwister aus anderen Ländern bei uns ja auch tun soll(t)en. Wünschenswert wäre auch, dass die weltweite methodistische Bewegung sich besser vernetzt und dadurch ein stärkeres Gewicht bekommt. Aber auch hier zeigt sich, dass Kirchen in unterschiedlichen Ländern unter-

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Wenn wir unsere heimische Landwirtschaft mehr schätzten, würde das auch den Menschen in Afrika helfen.

schiedliche Interessen haben. Was uns in Deutschland hilft, muss bei der Partnerkirche in Brasilien nicht unbedingt eine hohe Priorität haben. Was bedeutet methodistische Weltmission im 21. Jahrhundert? Frank Aichele: Es bedeutet, dass wir uns als eine Welt verstehen und Mission als gegenseitiges Lernen und miteinander Unterwegssein praktizieren. Ziel ist es, dass wir uns gegenseitig besser helfen, das Evangelium in unseren Ländern zu leben und zu teilen. In finanzieller Hinsicht ist das derzeit noch fast eine Einbahnstraße von den reichen Ländern zu den ärmeren, und angesichts der unterschiedlichen Lebensstandards ist das auch richtig so. Ziel muss es aber sein, dass wir in allen Bereichen ein Geben und Nehmen haben. Darum versuchen wir inhaltlich viel von anderen Kirchen zu lernen, auch wenn nicht alles übertragbar ist. Denn Afrika ist inzwischen in weiten Teilen viel christlicher geprägt als Europa.

Foto: MEV

Warum entsteht dann bei uns der Eindruck, Afrika sei mehrheitlich muslimisch? Frank Aichele: Das hat viel mit Unwissenheit zu tun. Die meisten Medien hierzulande informieren kaum über Afrika. Der Kontinent kommt nur bei Katastrophen vor. Man muss sich die Informationen schon gezielt zusammensuchen. Leider werden auch nur die Konflikte zwischen den Religionen thematisiert, aber die vielen guten Beispiele für harmonisches Zusammenleben werden fast nie erwähnt. Welchen Einfluss hat das große Wohlstandsgefälle zwischen dem Norden und dem Süden auf das ­Missionsverständnis der Menschen in Afrika? Frank Aichele: Vielen Menschen in Afrika fehlt die umfassende Absicherung ihrer Grundbedürfnisse, die

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wir gewohnt sind. Deshalb kommen religiöse Fragen viel stärker im Alltag vor. Wer hierbei in Gott Hilfe gefunden hat, teilt diese Erfahrung mit anderen. Allerdings muss Christsein in Afrika genauso überzeugend gelebt werden wie in Europa, um andere zu erreichen. Krisen sind häufig in Afrika. Was bedeutet Erntedank unter solchen Bedingungen? Frank Aichele: Es gibt immer etwas, wofür die Menschen danken können. Im vergangenen Jahr hatte ich das Glück, ein Erntedankfest in Malawi miterleben zu dürfen. Wir waren in der Stadt Blantyre, wo viele Menschen keine Bauern mehr sind. Aber es wurde – ähnlich wie bei uns – mit viel Freude gefeiert. Die Dankbarkeit darüber, dass Gott einem etwas schenkt, ist bei den Menschen dort immer da – auch wenn die Ernte schlecht ist. Wir haben vor zwei Jahren nach Malawi Nahrungsmittel geschickt, weil es eine Trockenheit gab. Als wir dann diese Partner besuchten, haben die Menschen auch gefeiert, dass wir es ihnen ermöglicht haben, über dieses Jahr zu kommen. Das war dann der Dank an Gott für Geschwister, die helfen. Erntedank wurde zum Dank für die Verbundenheit weltweit. Das hat mich, der ja das ganze Jahr alles kaufen kann, sehr beeindruckt. Ich habe viel gelernt. Also ein ganz elementares Ernteverständnis ... Frank Aichele: Klar, in Afrika leben viele Menschen

auf dem Land direkt von der Ernte. Aber auch die Menschen in der Stadt haben meist Verwandte auf dem Land und sind mit der Ernte verbunden. Für uns kann das ein Anstoß sein, die Leistung unserer Landwirte wieder mehr wertzuschätzen. Das Gefühl, dass wir von ihnen abhängig sind, ist verlorengegangen. Wenn wir unsere heimische Landwirtschaft mehr schätzten, würde das auch den Menschen in Afrika helfen.


10 ::: Titelthema: Erntedank

Von der Nonne zur Friedensvermittlerin Der Weltrat methodistischer Kirchen zeichnet in diesem Jahr Joy Balazo mit seinem Friedenspreis aus. Die von den Philippinen stammende Australierin erhält ihn für ihre Friedensarbeit im pazifischasiatischen Raum. Reinhold Parrinello stellt sie uns vor.

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Feinde zusammenbringen 2001 gründet Balazo Young Ambassadors for Peace (YAP, Junge Botschafter für den Frieden). Sie oder Beauftragte führen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen verfeindeter Gruppen siebentägige Workshops durch. Die erste Phase gilt dem Kennenlernen. Da herrschen noch Misstrauen und Verschlossenheit. Dann werden Spiele gemacht, bei denen die jungen Leute langsam »auftauen«. Da geht es oft recht lustig zu, und es wird viel gelacht. Erst dann wird der Kon-

Die ehemalige Nonne Joy Balazo setzt sich dafür ein, dass es bei Konflikten keine Verlierer gibt.

flikt bearbeitet. Dazu werden unter anderem die Bedürfnisse und Befürchtungen aller am Konflikt Beteiligten notiert. Die jungen Leute tragen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse nach den Workshops in ihre Umgebung und sind so Botschafterinnen und Botschafter des Friedens. YAP-Stationen gibt es im Osten Indonesiens, in Thailand für Myanmar (früher »Birma«) und zwei Stationen in Papua-Neuguinea. In Papua-Neuguinea führten die Workshops zu einem Friedensabkommen zwischen 32 Stämmen. Balazo arbeitete auch auf den Salomon-Inseln (Pazifik) und auf den Philippinen für Frieden und Versöhnung. Joy Balazo verließ 2011 ihre Arbeitsstelle in Australien. Sie wolle sich »in meiner Heimat die Hände schmutzig machen«. Auf der Insel Mindanao gibt es seit Jahrzehnten bürgerkriegsähnliche Zustände zwischen Muslimen und Christen. 160.000 Menschen sind bisher umgekommen. Der Konflikt wird auch in eingeborene Bergvölker hineingetragen. Dort will Balazo jetzt vermitteln. Der Friedenspreis wird 2013 übergeben. Reinhold Parrinello

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Foto: unitingworld.org.au

oy Balazo hat mehr als 20 Jahre bei UnitingWorld gearbeitet. Das ist eine Hilfsorganisation der Uniting Church in Australia (Unierte Kirche in Au­ stralien, mit großem methodistischen Anteil). Der Präsident der Kirche, Pastor Andrew Dutney, begrüßt die Auszeichnung Balazos: »Dieser Preis ist eine phantastische Anerkennung der Arbeit von Joy Balazo als Streiterin für den Frieden.« Balazo wurde als jüngstes Kind in eine große, wohlhabende Familie hineingeboren. In der Familie habe Religion eine wichtige Rolle gespielt, erzählt sie in einem Interview mit einem Radiosender in Australien. Ihr Vater sei Bürgermeister ihrer Heimatstadt auf der südphilippinischen Insel Mindanao gewesen. Sie ging auf katholische Schulen und wurde dann Nonne. Als angehende Nonne hatte sie unter anderem in einem Elendsviertel in der philippinischen Hauptstadt Manila zu arbeiten. Sie merkte, wie sie in einen Zwiespalt kam: in der Gemeinschaft des Klosters, dem Konvent, der relative Luxus, den sie auch von Zuhause gewöhnt war, und im Slum die armen Menschen, denen es fast an allem fehlte. »Ich dachte: Das ist nicht mein Platz«, sagt Balazo in dem Radio-Interview. Sie verlässt den Konvent und studiert Psychologie. Zunächst arbeitet sie mit reichen Leuten. »Dann«, so schildert sie im Interview, »erschien mir Gott im Traum«. Das habe ihrem Leben eine andere Richtung gegeben. Seitdem arbeitet sie für den Frieden: zunächst bei der Ecumenical Movement for Justice and Peace (EMJP, Ökumenische Bewegung für Gerechtigkeit und Frieden) auf den Philippinen, später bei UnitingWorld.


ISSN 1436 · 4536645 23. September 2012

mann! Das Magazin für den ganzen Mann.

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Titelthema: »Frauen reden, Männer handeln«

Von Katzen und Frauen

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Drei Fragen an Andreas Malessa

Martin meint ... Buchtipp: Altherrensommer

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laubt man den Statistiken, dann steuern wir auf eine Single-Gesellschaft zu. In Großstädten zum Beispiel lebt schon mehr als die Hälfte der Einwohner in Ein-Personen-Haushalten. Tendenz: steigend. Haben die Menschen keine Lust mehr auf Partnerschaft? Aber wie immer ergibt sich, wenn man genauer hinschaut, ein anderes Bild. So gelten etwa Alleinerziehende automatisch als Singles – egal, ob sie in einer Beziehung leben oder nicht. Auch die Fernbeziehung – er arbeitet in Hamburg, sie in München – bekommt den Stempel »Single«. Nicht zuletzt steigt mit der Lebenserwartung auch die Zahl der älteren verwitweten Menschen an. All das lässt die Zahl der Singles steigen. Statistiken sind eben mit Vorsicht zu genießen. Wahr ist aber, dass junge Menschen heute etwas später eine Familie gründen als noch vor wenigen Jahren. Klar: Wer sich von Praktikum zu Praktikum hangelt, wird an das Thema Familie eher zurückhaltend rangehen. Zuerst will man einen Job haben, der �inanzielle Sicherheit bietet. Und dann kann man sich auch die Familie leisten.

Die Sehnsucht nach dem Einfachen

Wahr ist aber auch, dass die Erwartungen an eine Partnerschaft immens gestiegen sind. Je älter die Beteiligten, desto weniger sind sie bereit, sich auf einen anderen Menschen, auf dessen Geschichte und Macken einzulassen. Das Leben ist ja schon kompliziert genug, da soll bitteschön die Partnerschaft unkompliziert sein. »Wenn sich Freunde bei mir ausheulen, dass ihr Leben ›so leer‹ sei, rate ich immer zur Katze«, sagt der Komiker Ralf Schmitz dazu Eine gute Partnerschaft in seinem Buch »Schmitz‘ Katze«. Da ist was dran. fällt einem nicht Wer sich im Bekannten- und Freundeskreis umhört, dem in den Schoß. Aber sie wird schnell klar: So richtig überzeugte Singles sind selten. Auch aus vielen Umfragen ist bekannt, dass sich die meisten ist aller Mühe wert. Menschen nach einer erfüllenden Partnerschaft sehnen. Wenn sie alleine leben, dann oft aus Enttäuschung oder mangels Gelegenheit. Oder eben, weil Mr. oder Ms. Perfect noch nicht ins Leben getreten ist. Wer glücklich alleine lebt, ist sicher zu beneiden. Aber das kommt genauso wenig von alleine wie eine funktionierende Partnerschaft. Beides kostet einiges an Arbeit – und beides ist aller Mühe wert. Denn dann wird plötzlich alles einfach. Volker Kiemle


18 ::: Geschichte

Frommes Wirtschaften in Niesky

Die Herrnhuter Bewegung zeichnet nicht nur eine tiefe Frömmigkeit aus, sondern auch eine besondere Wirtschaftsethik. Von Anfang an ist das wirtschaftlich-unternehmerische Handeln Teil der Kirche. Ein Beispiel ist die Lackfabrik in Niesky, die vor 225 Jahren gegründet wurde.

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ie Firma Höpner Lacke GmbH – früher Birk & Co. – in Niesky (Oberlausitz) blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Als Gründungsjahr der Lackfabrikation wird das Jahr 1787 angesehen. Die Geschichte des Unternehmens geht in seinem Ursprung als Eisenhandlung auf den aus Schweden stammenden Gabriel Hörnberg zurück, der 1752 in die erst zehn Jahre alte Siedlung der Brüdergemeine Niesky kam und 1759 mit einer Eisenwarenhandlung konzessioniert wurde. Sein Nachfolger, der Däne Peter Birk, der das Geschäft 1787 übernahm, begann unmittelbar danach mit der Herstellung von Lacken und lackierten Eisenwaren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte die Übergabe der Eisenhandlung und der Lackproduktion in die Hände der Brüdergemeine Niesky. Die Firma erhielt 1884 den Namen »Höpner & Co.« und ging 1895 in die Verantwortung der Evangelischen BrüderUnität über. 1991 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH, alleiniger Gesellschafter ist die Brüder-Unität. Heute produziert die Höpner Lacke GmbH mit elf Mitarbeitern jährlich rund 500 Tonnen unterschiedliche Beschichtungsstoffe.

Ehrlichkeit als Geschäftsgrundlage Seit der Gründung der Brüdergemeine 1727 in Herrnhut ist das wirtschaftlich-unternehmerische Handeln

Teil der Kirche. Die feste Integration von privaten und gemeinschaftlichen Wirtschaftsbetrieben in das Leben der Brüdergemeine führte zur Ausbildung einer eigenen Herrnhuter Wirtschaftsethik. Bereits 1765 legte die Brüdergemeine sehr klare Grundsätze für ihre wirtschaftliche Arbeit fest: »Die Grundlage unseres ganzen Commercii ist die aufrichtige, ehrliche und – soweit möglich – auf beiden Seiten vorteilhafte Bedienung unseres Nächsten.« »Auch heute geht es den Wirtschaftsunternehmen der Brüder-Unität nicht um Profitmaximierung«, sagt Holger Perske, Mitglied der Kirchenleitung und für Finanzen und Vermögen zuständig. »Sondern wir sehen in diesen Betrieben eine Möglichkeit, auch im wirtschaftlichen Leben Grundsätze christlicher Sozialethik zur Geltung zu bringen und zu bewahren. In unserer Kirchenordnung haben wir formuliert: Die Arbeit soll durch Wahrhaftigkeit, Treue und soziale Gesinnung bestimmt sein.« Thomas Przyluski n Zum Jubiläum erscheint die Festschrift »225 Jahre Lack-

herstellung in Niesky – Zum Firmenjubiläum der Höpner Lacke GmbH«. Sie wurde von Dr. Rüdiger Kröger, Leiter des Unitätsarchivs in Herrnhut, und Dr. Peter Vogt, Pfarrer der Brüdergemeine in Niesky, herausgegeben.Diese Festschrift ist für 27,90 Euro über die Comenius-Buchhandlung ­Herrnhut, Telefon 035873 2253, zu beziehen.

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Fotos: Brüder-Unität

Die Lackproduktion in Niesky um 1910 (links) und die Belegschaft heute.


EmK-Weltmission ::: 19

Uruguay und Brasilien Neue Beziehungen und gelebte, langjährige Partnerschaft Wir sind eingeladen nach Uruguay – ein recht kleines Land in Südamerika mit einer ebenso kleinen methodistischen Kirche. Aber es gibt dort manch Beeindruckendes zu entdecken. So werden Bischöfin Rosemarie Wenner und ich schon am ersten Tag in der Hauptstadt Montevideo ins nationale Museum der Geschichte Uruguays in der Zeit der Militärdiktatur (1973–1985) geführt. Mit Erstaunen stellen wir fest, dass hier eine kleine Abteilung nur der methodistischen Kirche gewidmet ist. Sie hat in dieser Zeit vorbildlich die demokratischen Kräfte unterstützt und gegen die Diktatur angekämpft. Deswegen wurden auch Mitglieder verhaftet und andere mussten ins Ausland fliehen.

Aber auch heute noch leistet die methodistische Kirche Bemerkenswertes. Obwohl sie nur etwa 1.000 Mitglieder hat, betreibt die Kirche allein in Montevideo sowohl eine große, evangelische Schule, eine Schule und Werkstatt für Menschen mit Behinderungen sowie ein Waisenhaus. Von einzelnen Gemeinden werden weitere sozialdiakonische Projekte für arme Menschen durchgeführt. Bei unseren Besuchen in all diesen Einrichtungen sind wir sowohl von den guten Standards als auch von den engagierten Mitarbeitenden beeindruckt. Ganz besonders

Bild oben links: Koch- und Backkurs der Einrichfreuen wir uns, dass nun eine Freiwilli- tung für Behinge aus Deutschland seit Mitte August derte in Uruguay.

im Waisenhaus in Montevideo mitarbeitet. In der Zukunft können wir sogar jährlich zwei Freiwillige nach Uruguay senden – auch die Behinder teneinrichtung hat einen interessanten Platz für Freiwillige offen. Diese für uns neue Beziehung nach Uruguay ist durch ökumenische Kontakte in den letzten drei Jahren gewachsen. Da die Situation und Geschichte unserer beiden Kirchen viele Parallelen aufweist (Kirche in der Diktatur, kleine Kirche in einem zuneh-

Bild oben rechts: Kirchengemeinde in Recife/ Brasilien Bild unten: Kosmetik-/ Friseurwerkstatt für Menschen mit Behinderungen (Uruguay)

ZEIT FÜR DEINE MISSION Die Weltmission ist auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden! Gesucht werden Praktikantinnen und Praktikanten im Kurzeinsatz von wenigen Monaten ebenso wie Missionarinnen bzw. Missionare über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Unser Seminar »Overseas« vom 22.– 24. Februar 2013 in Wuppertal bietet die Möglichkeit unverbindlich mehr über die Arbeit der Weltmission zu erfahren, die Zusammenarbeit mit unseren Partnerkirchen weltweit, die Einsatzmöglichkeiten in den verschiedenen Ländern. Missionssekretär Frank Aichele wird zusammen mit ehemaligen Missionarinnen und Missionaren das Seminar leiten. Seminarwochenende »Overseas« – Zeit für deine Mission Zeit: 22.–24. Februar 2013 Ort: Gästehaus der Diakonissen-Schwesternschaft Bethesda, Wuppertal Kosten: keine Übernachtungs- und Verpflegungskosten Leitung: Missionssekretär Frank Aichele, ehemalige Missionarinnen und Missionare Teilnehmerzahl: max. 20 Teilnehmende Weitere Informationen und Anmeldung bei EmK-Weltmission


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Bischöfin Rosemarie Wenner (4.v.l.) mit den anderen Teilnehmenden der BrasilienKonsultation

mend säkularen Staat, Mischung aus kleiner werdenden und wachsenden Gemeinden mit unterschiedlichen Ansätzen) sehen wir viele Chancen, voneinander zu lernen. Eine Möglichkeit dazu wird sich nächstes Jahr beim :emkongress: 2013 in Reutlingen ergeben, denn Vertreter aus Uruguay sind mit dabei. Mit Brasilien verbindet uns dagegen eine langjährige und sehr intensive Partnerschaft. In den letzten Jahren haben sich aber die Umstände sowohl in Brasilien als auch in Deutschland verändert. Vor allem in Brasilien hat sich die wirtschaftliche Lage deutlich positiv entwickelt und auch das Durchschnitts-

einkommen erhöht. Gleichzeitig ist aber die große Schere zwischen arm und reich nicht kleiner geworden. Unsere Partnerkirche ist in den letzten Jahren zum Teil stark gewachsen und hat heute nicht nur finanziell größere Spielräume. Um dieser neuen Realität gerecht zu werden, vereinbarten wir eine Konsultation mit der Partnerkirche, um über die Zukunft der Partnerschaft zu beraten. Bischöfin Rosemarie Wenner, unsere ehemalige Missionarin Ulrike Kirchner und ich als Missionssekretär trafen sich in São Paulo mit der Kirchenleitung aus Brasilien. Die wichtigsten Ergebnisse kann man so zusammenfassen: Die methodistische Kirche in Brasilien übernimmt größere finanzielle Verantwortung für eine gute Zahl der schon lange laufenden Projekte. Die EmK-Weltmission wird auch in Zukunft eine Vielzahl von Projekten fördern, dabei aber einen Schwerpunkt auf neue und innovative Projekte legen.

BEISPIEL 1 Im Nordosten des Landes, in der Region von Fortalezza, lebt das Volk der Tremembé. Sie gehören zu den ursprünglichen Einwohnern Brasiliens und sind über die Jahrhunderte in eine Randsiedlerrolle gedrängt worden. Die über 5.000 Tremembé leben inzwischen nur noch auf einem Bruchteil ihres ursprünglichen Siedlungsgebietes und reiche Großgrundbesitzer sowie manche Politiker würden gerne auch dieses Gebiet unter ihre Kontrolle bekommen. Schon seit einigen Jahren hat die Kirche eine erfahrene Sozialarbeiterin angestellt, die den Tremembé in vielfältiger Weise hilft: Eigene Schulen und Kultureinrichtungen wurden gegründet, die Tremembé können nun ihren Kindern ihre Kultur und Sprache weitergeben, haben sich organisiert und sind besser dafür vorbereitet, ihre Rechte auch durchzusetzen. Die methodistische Kirche arbeitet hier wirklich für das Wohl der Menschen – und das obwohl sie von Gesetz wegen dieses indigene Volk nicht missionarisch betreuen darf, es sei denn die Führung der Tremembé wollen das ausdrücklich. Bei meinem Besuch konnte ich viele Tremembé kennen lernen, die wieder stolz sind auf ihre Herkunft und Kultur, die mit Zuversicht in die Zukunft schauen und die ungeheuer dankbar sind für die Unterstützung durch die Sozialarbeiterin.

Auch in Zukunft wird der gegenseitige Austausch von Personal gewünscht, soll aber vermehrt auch kürzere Einsätze umfassen. Die vielfältigen Beziehungen zwischen beiden Kirchen sollen auf allen Ebenen weitergeführt werden, um gegenseitig noch stärker voneinander lernen zu können. Wir wollen versuchen, die Unterschiedlichkeit der beiden Kirchen gegenseitig fruchtbar zu machen. Aus der Vielfalt der bei dieser Reise besuchten Projekte habe ich nachfolgend zwei beispielhaft herausgegriffen. Die beiden Beispiele zeigen, dass die methodistische Kirche die Bedürfnisse der Menschen sieht und versucht, möglichst praktisch zu helfen. Dabei können und wollen wir unseren Partner auch in Zukunft tatkräftig unterstützen. Und vielleicht regt das eine oder andere Beispiel ja auch uns selbst an, für bedürftige Mitmenschen in Deutschland etwas Neues anzupacken. Frank Aichele

BEISPIEL 2 Ebenfalls im Nordosten, aber in der Region von Recife hat die methodistische Kirche vor Jahren eine Arbeit mit und unter einfachen Bauernfamilien in einem sehr ländlichen und trockenen Gebiet begonnen. Nachdem die Situation gut analysiert wurde, konnte zusammen mit »Habitat für Humanitas« und anderen Partnern vielen Menschen statt der vorhandenen »Bruchbuden« neue Häuser mit einem großen Wasserspeicher gebaut werden. Die Wasserspeicher ermöglichen es, genug Wasser in der Regenzeit zu sammeln um die anderen sieben bis neun Monate des Jahres zu überbrücken. Eine sehr lohnenswerte Investition! Doch noch gibt es viele andere Bauern, die keinen Wasserspeicher haben und mit dem Bau derselben soll in Zukunft noch mehr Menschen geholfen werden. Vor Ort gibt es eine methodistische Gemeinde, die diese Arbeit missionarisch und diakonisch begleitet.

IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNG Herausgeber: EmK-Weltmission • Geschäftsstelle: Holländische Heide 13, 42113 Wuppertal, Telefon 0202 7670190, E-Mail: weltmission@emk.de • www.emkweltmission.de Fotos: EmK-Weltmission • Spendenkonto: EmK-Weltmission, Ev. Kreditgenossenschaft , BLZ 520 604 10, Konto-Nr. 401 773


Meine Meinung ::: 21

Für Sie gelesen

Nahverkehr

Er-fahren

Wenn alle in einem »Boot« sitzen, ist die Fahrgemeinschaft eine Schicksalsgemeinschaft. Als »Passagier« im Nahverkehrszug vor allem an Wochenenden erlebt man, was es heißt, wenn Menschen sich auf engstem Raum arrangieren müssen. Es gibt nicht genug Sitzplätze und neben einer stattlichen Anzahl von Fahrrädern müssen auch noch Kinderwägen und Rollatoren im eng bemessenen Stauraum untergebracht werden. Eine logistische und »logische« Herausforderung. Wer steht auf, damit Senioren Platz finden? Wie ordnen wir das »Sperrgut« an, dass in der Reihenfolge des Ausstiegs ein schneller Zugriff möglich ist? Wie sorgen wir dafür, dass der »Dampfkessel« nicht explodiert? Der Nahverkehr ist ein faszinierender Mikrokosmos der Mitmenschlichkeit mit seinen Chancen und Risiken, der sonst kaum zu finden ist. Es ist interessant zu sehen, ob und wie Quertreiber »eingemeindet« werden können. Charaktere offenbaren sich: laute und leise, umtriebige und zurückgezogene. Kommen zu der Enge auch noch Fahrtverzögerungen, gibt es weitere emotionale Regungen zu beobachten. Und ist es nicht schön, einfach in den vielerlei Gesichtszügen der Menschen zu lesen? Großartig, wenn sich in den Vierersitzgruppen generationen­übergreifender Small-Talk entwickelt. Und wenn wir selbst zur Lösung eines der Transportprobleme beigetragen haben oder einem Mitfahrenden Auskunft geben konnten, fahren wir im langsamen »Bummelzug« auf der »Erfolgsschiene«. Kommt zu allem noch eine gemeinsame Belustigung, vielleicht durch eine entgleiste Durchsage, ist das Tüpfelchen aufs I gesetzt. ­ Erlebniswelt Nahverkehr: eine Schule der Freundlichkeit, der Anteilnahme, der Hilfsbereitschaft, der Geduld ­kurzum: der (Nächsten-)Liebe.

Klaus Petzold (Hg.): Das hat mich verändert. Gruppen­ fahrten in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und nach Kraków in den Jahren 1979-2010, Evangelische Verlags­ anstalt Leipzig 2012, 448 Seiten, Paperback, 34 Euro. ISBN: 978-3-374-03015-6 Wem soll ich dieses Buch empfehlen? Natürlich ganz allgemein allen, denen die Beschäftigung mit der (neueren) Geschichte unseres Volkes wichtig ist, besonders aber denjenigen, die nach Auschwitz fahren wollen. Sie werden an sich selbst einen Veränderungsprozess entdecken – und das Buch kann sie darauf vorbereiten. Der Herausgeber, emeritierter Professor für Religionspädagogik in Jena, hat das Buch dreiteilig angelegt: In der gut hundertseitigen Einleitung (sie ist weit mehr als das!) werden Grundfragen der Erziehung nach Auschwitz, speziell in religionspädagogischem Zusammenhang, dargestellt. Der zweite Teil informiert über die Konzeption der Fahrten und ihre Durchführung sowie die Schwerpunkte der Reisen und die »Nacharbeit« in der Öffentlichkeit daheim. Das abschließende Kapitel »Zwischen Anklage, Protest und Mit-leiden« reflektiert das Erlebte, vor allem unter theologischen Aspekten. Bewegend und erregend ist der umfangreiche zweite Teil (300 Seiten). Hier kommen 44 Personen zu Wort, vorwiegend akademische Lehrer, Studenten und Schüler. Sie berichten über ihre Erlebnisse, Erfahrungen, Eindrücke und Reflexionen auf diesen Reisen. Die meisten von ihnen sind noch jung. Wer je Zweifel an der Sinnhaftigkeit solcher Fahrten hatte oder noch hat, lese diese Zeugnisse! Der dritte Teil enthält hilfreiche Register. Eine wichtige und nachdenklich machende Veröffentlichung. Hartmut Handt

Ein Musikerleben Michael Gielen: Unbedingt Musik. Erinnerungen, Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 2012, 366 Seiten, 11,99 Euro. ISBN: 978-3-458-35830-5 Michael Gielen war Zeit seines Lebens ein Provokateur. Sein kompromissloses Eintreten für die zeitgenössische, ja avantgardistische Musik vor allem machte ihn bekannt und berühmt. Vielen bedeutenden Musikern begegnet man in seinem Buch: Furtwängler, von Karajan, Erich Kleiber – um nur die drei für ihn wohl wichtigsten zu nennen. Der Verfasser hat sich vorgenommen, ehrlich zu schreiben; man kann es ihm, meine ich, glauben: »Für manches in meinem Leben schäme ich mich. Gerade das aber habe ich (fast) nie weggelassen«, schreibt er im Vorwort. Das Buch ist gut zu lesen und liefert viele interessante Begebenheiten und Einzelheiten aus dem Musikleben der letzten Jahrzehnte. Gielen, als sehr präziser Orchesterleiter und Komponist bekannt, ist in seinem Beurteilen über Kollegen und Vorgänge klar und manchmal scharf, aber meines Erachtens nie verletzend. Die letzten Kapitel machen allerdings deutlich, dass auch in seinem Falle wohl gilt: »Der Alte ist milder.« Aber das macht ihn und sein Buch keineswegs unsympathischer –im Gegenteil. Hartmut Handt

Daniel Schmidt ist freischaffender Orthografiker. Er lebt in Freudental.

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10 Sekunden für Gott Vieles, was wir im Alltag tun, ist vorgegeben – und nur selten hinterfragen wir das. Dabei tun kurze Unterbrechungen gut. Benedikt Walker hat dafür die Regel »Ora et labora« neu für sich entdeckt.

Zwei Aufträge Das Ora et labora stellt zwei Pole im Leben des Menschen dar, für die es in der Bibel klare Aufträge gibt. Anselm Grün schreibt über »Ora et labora«: »Die Fähigkeit, gut zu arbeiten, ist für die Mönche ein Test, ob das geistliche Leben gesund und das Beten echt ist. Es ist ein geistliches Programm, ein Weg, Gott mitten in sein Leben hineinzulassen und ihm mitten im Alltag zu begegnen.« Die natürlichste Form des Betens bei der Arbeit ist sicher das spontane Aussprechen der Gedanken und Gefühle vor dem gegenwärtigen Gott – dem Gefährten bei der Arbeit. Eine Hilfe kann es auch sein, wenn das Beten an bestimmte Zeiten und Orte oder Tätigkeiten gebunden wird – ein kurzes Gebet für die Schüler beim Betreten des Klassenzimmers oder beim Versenden einer Mail. Das hat mich schon mehrfach gezwungen, einen Text zu überarbeiten. Meine innere Gebetshaltung kann meinen Berufsalltag und mein Denken und Handeln verändern.

»Ora et labora – bete und ­arbeite«, so hat der ­Münchener Künstler Klaus Rost seine Skultpur genannt.

Wenn ich meine Arbeit in Demut und Gehorsam Gott gegenüber tue, hänge ich nicht so an ihr, sie macht mich weniger blind für meine Mitmenschen und Gott. Weil ich im Dienst Gottes stehe, wird die Frage zweitrangig, welchen Dienst ich verrichten soll. Eine Übung, die mir dabei hilft, ist der Stundenschlag. Beim Glockenschlag zur vollen Stunde unterbreche ich die Arbeit für zehn Sekunden. In dieser kurzen Auszeit danke ich Gott für seine Gegenwart und bete für die Menschen, die im Moment um mich herum sind. Obwohl die Unterbrechung nur zehn Sekunden dauert, murrt meine innere Stimme oft dagegen – höre ich aber ein einkommendes Mail, bin ich sofort im Mailprogramm! Die Ehrfurcht vor Gott ist der Schlüssel, um in der Schöpfung Gott zu entdecken. Sie verändert meinen Umgang mit Gegenständen, Menschen und der Natur. In der Ehrfurcht verzichtet der Mensch auf das, was er sonst gern tut: in Besitz nehmen und für eigene Zwecke gebrauchen. Geht die Ehrfurcht verloren, werden Menschen, Natur und Gegenstände auf Materie reduziert. Grund der Ehrfurcht vor den Menschen ist der Glaube, dass uns in jedem Menschen Christus begegnen kann. Das beeinflusst meine Beziehungen. Wenn es gelingt, dem Leben des Einzelnen zu dienen, dann wird das auf Dauer auch am meisten Ertrag für das Leben aller bringen. Auch ich bin verleitet, im Eifer der Arbeit meine persönlichen Grenzen zu überschreiten. Ein Missachten meiner Kräfte führt oft zu Misserfolgen und kann in einer Erschöpfungsdepression enden. Mich ermutigt da ein Satz von Theresa von Avila: »Gott ist viel mehr daran interessiert, uns ganz zu gewinnen, als dass wir die ganze Welt für ihn gewinnen.« Benedikt Walker www.glaube-am-montag.de Foto: Klaus D. Rost

Ich erinnere mich gut an die Nacht, in der meine Mutter starb. Ich war im Endspurt meiner Diplomarbeit und wollte bald mit einer Doktorarbeit beginnen. Am Todesbett hinterfragte ich meine Motivation. Für welche Ziele investiere ich meine Energie? Wie wirkt sich mein Christsein auf meinen Berufsalltag aus? Worin unterscheidet sich ein christlicher Wissenschaftler von einem, der nicht an Gott glaubt? Diese Nacht war der Anfang einer Reise, auf der ich auch den benediktinischen Leitsatz »Ora et labora – bete und arbeite« entdeckte. Nach der benediktinischen Tradition ist Ziel des Lebens, dass in allem Gott verherrlicht wird. Arbeit und Gottesbeziehung hängen eng zusammen. »Ora et labora« trennt den Alltag nicht in zwei unabhängige Teile, sondern hilft, Gott auch in der Arbeit zu finden und zu verherrlichen.


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