ADELE SCHLOMBS
Grenzverschiebungen Zur Intention der Ausstellung
Wusstest Du, dass Feldhasen keine Furcht kennen? Sie gelten als Meister der Erotik, aber nicht als Strategen. (…) Sie springen vergnügt hierhin und dorthin, immer die Richtung wechselnd. Sie springen von Grenze zu Grenze Und durchbrechen das feststehende lineare System Ausstellung und Katalog sind das Ergebnis eines mehrjährigen Dialogs mit dem Ziel, die Grenzen zwischen westlicher und fernöstlicher, aber auch zwischen alter und neuer Kunst auf den Prüfstand zu stellen. Leiko Ikemura erweist sich in ihrem Werk als kon sequente Grenzgängerin. Nicht nur die Beziehungen zwischen japanischem und westlichem Stil, auch die zwischen alter und neuer Kunst definiert sie in ihren Arbeiten in einzigartiger Weise neu. Noch vor 25 Jahren wäre es kaum denkbar gewesen, dem Werk von Leiko Ikemura im Museum für Ostasiatische Kunst eine große monographische Ausstellung zu widmen. Allenfalls hätte man sich auf eine der häufig inszenierten sog. „Interventionen“ ver ständigen können, um die alte Kunst Chinas und Japans aus der Sicht zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler einer Neuinterpretation zu unterziehen und die museale Deutungshoheit für einen begrenzten Zeitraum an sie abzutreten. Umgekehrt wäre es Leiko Ikemura, die sich durch ihren Werdegang von Anbeginn an als internationale Künstlerin positionierte, unangemessen oder gar abwegig erschienen, sich ethno graphisch zu verorten und im Museum für Ostasiatische Kunst auszustellen – nur weil sie gebürtige Japanerin ist. Publikum und Kunstkritik hätten dies missverstehen und sie wohlmöglich als „Traditionalistin aus dem Land der aufgehenden Sonne“ mystifizieren, d.h. ausgrenzen können.
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