FACES SWITZERLAND, DEZEMBER 2021

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LAST FACTS

Pogonophobie

Bart Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Die Rede ist nicht von Donald Trump, sondern vom Bart. Ob Vollbehaarung oder nur DreiTage-Stoppeln: Bärte sind genauso ein Statement wie die Tiffany-Halskette oder die Gucci-Tasche. Früher mit Weisheit assoziiert, hat die Gesichtsbehaarung heute mehr oder weniger nur noch modischen Wert. Wer ihn will, lässt gut 14 Zentimeter pro Jahr sprießen oder unterzieht sich der Transplantation (ja, das gibt es!) und zelebriert danach den Gang zum Barbier wie andere denjenigen zum Figaro. Weshalb es sich lohnt, das Prozedere auf sich zu nehmen? Weil das Haar vor der Sonne schützt oder Staub und Pollen filtert. Noch nicht überzeugt? Nun ja, lesen Sie weiter. Im 19. Jahrhundert wurden Bärte von englischen Ärzten als Heilmittel verschrieben, was zu großer Popularität der Gesichtsbehaarungen führte. Und das nicht mal zu unrecht: Für Allergiker filtert der Bart Staub und Pollen. Ebenso schützen die Haare den Träger vor Wind und Wasser, die das Gesicht austrocknen und 95 Prozent der UV-Strahlen – dadurch erkranken Bartträger weniger an Kinn-, Backenund Oberlippenkrebs. Und durch das Weglassen des Rasierens werden kleine Schnittverletzungen verhindert, die Infektionen zur Folge haben können.

14 cm Barthaare wachsen rund 14 cm pro Jahr. Vor der Erfindung des ersten mechanischen Rasierapparates mit doppelseitiger Rasierklinge durch King Camp Gillette im Jahre 1901 mussten Männer regelmäßig zum Barbier, um nicht auszusehen wie Höhlenmenschen. Heute rasieren sich fast 96 Prozent aller Männer täglich, insgesamt durchschnittlich 3'350 Stunden ihres Lebens.

Der längste Bart, der jemals gemessen wurde, wuchs am Kopf von Hans Langseth. Der Norweger hat seinen Bart auf eine Länge von 5,33 Meter wachsen lassen.

55%

55 Prozent der Männer auf der Welt tragen einen Bart – und es werden immer mehr. Auch die Zahl von Barttransplantationen steigt ununterbrochen.

Dass der Bart schneller wächst, wenn man ihn öfters rasiert, ist ein Mythos! Um das Wachstum zu fördern, hilft regelmäßiger Sport oder der Verzicht auf Sex. Testosteron und DHT fördern aber nicht nur den Bartwuchs, sondern auch die Glatzenbildung, weshalb Glatzenträger häufig einen starken Bartwuchs haben. Im Sommer und tagsüber wächst der Bart schneller, und künstlich nachhelfen könnte man dem Bartwuchs mit dem BluthochdruckMedikament Minoxidil.

Die meistverbreiteten Barttypen sind der 3-TageBart (Stuble), der Vollbart (Full Beard), der Schnauzer (Moustache), der Henriquattre (Circle), der Ankerbart (Anchor, Van Dyke), der Backenbart (Koteletten, Chops), der Chin-Puff, der Chin-Strap, der Fu Manchu und der Ziegenbart (Goatee).

Der Bart hat nicht nur Freunde. Pogonophobie bezeichnet die Angst vor Bärten und kann bei Betroffenen Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und Angstschweiß hervorrufen. Alexander der Große hat seinen Kriegern das Tragen von Bärten verboten, da die Gegner sonst daran ziehen könnten. Der russische Zar Peter der Große erhob Steuern auf die Bärte seiner Untertanen.

Bier ist nicht für alles die Lösung, aber für vieles. Haare zum Beispiel macht es wirklich schön – Malz sei Dank. Die simpelste Bartpflege besteht also darin, seinen Schnauzer regelmäßig in etwas Bierschaum zu tauchen.

Kulturell und traditionell symbolisieren Bärte Weisheit, und Bartträgern wurde früher tendenziell ein höherer sozialer Status zugeschrieben. Schnee von gestern: 98 Prozent der Forbes-Liste der 100 reichsten Männer der Welt sind bartlos.

Dezember 2021


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