P U R E 03 2023 MÄRZ CHF 8.50
N°03/2023 S.18 The Faces Frances Tiafoe, Quannah Chasinghorse, Colm Dillane, Rasha Nahas, Sarah Sherman, Brendan Fraser, Sam Himself, Rickey Thompson, Jennifer Coolidge, Lourdes Leon
S.32 The Hype
Das schnelllebige London zeigt sich in „Best End Girl“ von seiner romantischen Seite.
Fashion, Beauty, Travel, Eat&Drink
S.50
S.50 Best End Girl Photography: Kári Sverriss
Der Dotter wie flüssiges Gold, das Weiß wie Marmor.
S.32
S.62 Flowing Energy Interview: Wannasiri Kongman & Jesse Dorsey, Boyy Heldinnen und Helden fürs Treppchen.
S.18
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S.68 Fashion Report SS23 S.100 Jeremy’s Universe Moschino
S.112 Sartorial Outlaws
Heiß, was da auf den Laufstegen dieser Welt so alles abgeht!
Interview: Luca Hasler & Ricardo Ferreira, Luca Ferreira
S.68
S.114 Home Improvement Interview: Sarah Hartmann
Moschinos Frontmann zaubert Looks, bei deren Anblick wir schmunzeln.
S.100
S.118 In Full Bloom Photography: Christine Polz
Wir haben Blumen und neue Mode für dich.
S.118 8
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S.130 Landing on Mars Amangiri & Camp Sarika
S.140 No More Fairy Tale Exotenleder in der Modebranche
S.148 Gifted Selten kommen Natur und Luxus einander so nahe wie im Amangiri in Utah.
Photography: Stephen Tayo
S.130
Es ist eine Gabe, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken.
S.148
S.160 Cloud Nine Anantara Veli & Anantara Dhigu
S.164 Street Style Handtaschen COVER Photography: Kári Sverriss Styling: Krishan Parmar Hair: Philippe Tholimet Make-up: Nicky Weir Model: Zak
S.12 Impressum S.14 Contributors
Kleid von AADNEVIK.
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IMPRESSUM Herausgeber Stefan Berger – berger@faces.ch Patrick Pierazzoli – pierazzoli@faces.ch CHEFREDAKTEUR Patrick Pierazzoli VERLAGSLEITUNG Stefan Berger CREATIVE CONSULTANTS Florian Ribisch Alex Wiederin STV. CHEFREDAKTEURIN Marina Warth – marina@faces.ch GRAFIKLEITUNG Joana Chopard – grafik@faces.ch Redaktion FACES Bertastrasse 1 CH-8003 Zürich REDAKTION Neda Hofer DESIGN/LAYOUT Sina Heim AUTORINNEN Neda Hofer, Britta Nolte, Michael Rechsteiner, Marina Warth FOTOS & ILLUSTRATIONEN Christine Polz, Kári Sverriss, Stephen Tayo, pa picture alliance (dpa), Launchmetrics SpotlightSM TYPEFACES Synt (Dinamo) Salt Lake (Florian Ribisch) VERLAG Fairlane Consulting GmbH Bertastrasse 1 CH-8003 Zürich ANZEIGEN & KOOPERATIONEN SCHWEIZ UND INTERNATIONAL Tel. +41 43 322 05 37 Stefan Berger – berger@faces.ch ANZEIGEN & KOOPERATIONEN DEUTSCHLAND FACES Deutschland Straßburger Straße 6D D-10405 Berlin Tel. +49 30 552 02 383 Director: Julia Gelau – julia@faces.ch ABONNEMENTSPREISE FACES erscheint 8 Mal im Jahr. Einzelverkaufspreis CHF 8.50 / € 7.50 Jahresabo CHF 39.– / € 35.– © Copyright 2023 Fairlane Consulting GmbH Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dürfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
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MERCI A family looks for ways to support and inspire one another.
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Florian Ribisch
Joana Chopard
Nadia Hartzer
Julia Gelau
Er ist der Mann in Mailand, Florian Ribisch, unser Art Director und Kopf hinter unserem Layout. Ribisch rudert unser Schiff von Beginn an mit, und das ist mittlerweile 22 Jahre her. Unterdessen hat unser Art Director Kinder bekommen (vier) und Haare gelassen (mehr), aber keinen Funken Genialität eingebüßt. Noch immer schwingt er die Fahne für Print, liest seinen Kids von Papier vor und nicht vom Tablet und hört Musik von Schallplatten anstatt aus dem Speaker.
Als leitende Grafikerin steht Joana Chopard mit wehendem Walle-Haar, mit dem sie Merida und Rapunzel gleichfalls neidisch macht, ganz oben an Deck unseres FACESFrachters. Klingelt der Wecker, springt Joana als Erste aus dem Bett, während andere noch auf Snooze drücken. Eine gute Eigenschaft für jemanden, dessen größter Traum es ist, mit Walen zu schwimmen, denn: Der frühe Vogel fängt den Orca, oder so.
Wer seit 18 Jahren auf dem Mode-Parkett tanzt, für den fühlt sich die Branche längst an wie eine familiäre Party. Und so bewegt sich Nadia Hartzer auch ganz geschmeidig durch die Massen, wenn sie für FACES die großen Modenschauen besucht, Trends recherchiert und Menschen trifft, die die Welt bewegen. Hartzer kommt aus Südafrika, hat in New York studiert und lebt seit 2004 in der Schweiz, wo sie an ihrem eigenen Start-up feilt.
Bis zur goldenen Hochzeit dauert’s noch etwas an, aber elf Jahre Berlin-Liebe sind doch schon mal was. Hätte die Stadt ein Gesicht, es wäre jenes unserer Executive Director Germany Julia Gelau, die für FACES in Deutschland die Fahne schwingt. Pilates und Jogging helfen ihr in stressigen Zeiten genauso wie das Kraulen ihres Rehpinschers Mika – ein Hund mit Persönlichkeit und einem eigenen Instagram-Kanal.
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Ama Lou with LOEWE Earth Photographed by Tyler Mitchell
Botanical Rainbow Fragrances perfumesloewe.com
Life is not a solo act. It’s a huge collaboration.
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Johanna Fuoß
Camila Cavalcanti
Christine Polz
Kári Sverriss
Egal, ob mit oder ohne Kulleraugen: Tiere gelten geschützt! Deshalb lebt Johanna Fuoß nicht nur vegan, sondern setzt sich als Fachreferentin bei PETA auch für das Tierwohl ein. Ihr Spezialgebiet: die Modebranche. Ihr Fazit: Es muss besser gehen. Für uns hat sich Fuoß ganz tief ins Thema Exotenleder gegraben und neben der Problematik auch Lösungen beschrieben.
Camila Cavalcanti wollte unbedingt in die Modebranche, seit sie Audrey Hepburn in „Breakfast at Tiffany’s“ zum ersten Mal beim Croissant mampfen in New York gesehen hat. Die Brasilianerin hat im Store begonnen, sich zur Managerin hochgearbeitet, dann den Vertrieb übernommen und schließlich das Marketing. Heute pendelt die 34-Jährige für Mode-Shootings zwischen Stuttgart und Paris hin und her und hat als Hommage an die gute Hepburn neben ihrem Hund immer eine Sonnenbrille mit dabei.
Outdoor-Shootings sind für Christine Polz sowas wie für andere Kaffee zu machen. Das kann sie einfach. Das mag an der Liebe zu Bergen liegen, zur wilden Natur und zu Skandinavien, die das Herz der Fotografin zum Pochen bringt, und sicherlich an ihrem Händchen für gute Menschen. Anstatt in eine der Metropolen dieser Welt verlegte Polz ihr Studio kürzlich in ihre Heimat nach GarmischPartenkirchen. Hier brütet sie über ihren Ideen und wirft sich für gute Fotos schon mal ins meterhohe Gras.
Ab wie vielen Verpflichtungen nennt man jemanden eigentlich einen Tausendsassa? Nun, wir zählen mal mit: Kári Sverriss ist Fotograf, TV-Host, Innendekorateur und Florist, lebte bereits in Spanien, Deutschland und Großbritannien, wobei es ihn immer wieder in seine Heimat nach Island zieht, wo er sich an der Schönheit der Natur labt wie ein durstiges Kamel an einer frischen Quelle. Irgendwo dazwischen quetschen wir noch 20 Jahre Arbeit in der Modebranche – und ja, das ist wahrlich eine ganze Menge.
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MEINE WELT, WIE SIE MIR GEFÄLLT. PS &S O H S 150 AURANT REST s Samstag,
Uhr g bi Monta on 9 bis 20 rv imme voli.ch i t i p p sho
FOL LOW US
THE FACES Text: Michael Rechsteiner
„EXCUSE ME WHILE I KISS THE SKY.“ 18
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© P I CT UR E A L LI A NC E / D PA / FR AN K MO LT E R
Und vergessen sind Nadal und Federer.
FRANCES TIAFOE
BIG BREAK
Game, set, watch! Diesen Spieler muss man im Auge behalten. Beim letztjährigen US Open erreichte Frances Tiafoe das Halbfinale – als erster Afroamerikaner, seit es 1972 dem legendären Arthur Ashe gelang. Sehen wir etwa in diesen Tagen dessen legitimen Nachfolger über den Platz hechten? Beim Australian Open waren dann alle Blicke erneut auf Tiafoe gerichtet: Mit einem multikolorierten Dress von Nike schlug der 25-Jährige auch modisch ein Ass auf. N°03 / 2023
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© PI C T UR E A LL I A NCE / FS / AD ME D I A
Aufmerksamkeit lässt sich durchaus für Gutes nutzen.
QUANNAH CHASINGHORSE
POSE & PROTECT
Ob Protestmarsch oder Catwalk, sie ist auf dem Erfolgspfad. Als Nachkomme der Hän Gwich’in First Nation und des Oglala-Lakota-Stammes setzt sich Quannah seit dem Teenageralter für die Belange indigener Völker in Nordamerika ein. Auch ihre Modelkarriere lenkt sie davon nicht ab. Im Gegenteil: Auf dem allerersten Video-Cover der Vogue ist die 20-jährige Aktivistin mit Billie Eilish zu sehen und gewinnt für ihr Anliegen so viele Blicke wie noch nie. 20
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© PI C T UR E A LL I A NCE / P H OT O SHO T / AVA L O N
Da klatschen sie alle, von der Front Row bis zur letzten Reihe.
COLM DILLANE
KINDERTRAUM
Was, wenn Willy Wonka in der High Fashion statt Schokoladen-Industrie gelandet wäre? Die Antwort hat neulich die Herbst/Winter-Kollektion von Louis Vuitton über den Laufsteg geschickt. Einst wurde Colm Dillane vom College geschmissen, weil er sein Studentenzimmer zum Streetwear Store umfunktionierte. Also zog er mit seinem KidSuperLabel nach Brooklyn und etablierte sich mit verspielten Designs, auf die jetzt auch das Nobellabel Appetit bekommen hat. N°03 / 2023
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© SA M A HA D DA D
In der Ruhe liegt die Kraft.
RASHA NAHAS
SINGER/STRONGWRITER
Mit ihren Songs baut Rasha Nahas keine Brücken, sondern legt Flüsse trocken. Denn nur so entsteht musikalisches Neuland, aus dem bislang verborgene Pracht erblüht. Auf ihrem ersten Album „Desert“ begrub die in Berlin wohnhafte Palästinenserin orientalische Klischees mit Rockabilly und Brechtschem Kabarett. Für den introspektiven Zweitling „Amrat“ begab sich Nahas in ein Studio auf den Golanhöhen und schöpft in den stilleren Tönen noch größere Kraft. 22
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© P I C TUR E A LL I AN CE / PHOTOSHOT / JORDAN HI NTON / AVALON
Cringe und creepy ist das, was Sarah Sherman auf der Bühne anstellt.
SARAH SHERMAN
SHOCK JOKER
Ihre Comedy? Blanker Horror. Als würde man auf LSD von einem Killer-Clown gejagt. Unter dem Pseudonym Sarah Squirm deckt die New Yorkerin Stand-up-Bühnen mit Blut, Schweiß und Lachern ein. Und sorgt als Neuzugang in der TV-Institution „Saturday Night Live“ für wundervolles Chaos. Die Sketch-Show lancierte unter anderem die Karrieren von Eddie Murphy, Tina Fey und Adam Sandler. Letzterer klopfte bei Sarah bereits für seinen nächsten Film an. 24
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© PI C T UR E A LL I A NCE / P H OT O SHO T / AVA L O N
Endlich wieder dick im Geschäft.
BRENDAN FRASER
KING OF HEARTS
Es scheint, als drücke ihm die ganze Welt ihre Daumen. Nach jahrelangem Karrieretief macht Brendan Fraser, der einstige Star aus Action-Komödien wie „The Mummy“, plötzlich ernst – und hat damit endlich wieder Grund zum Lachen. Mit seiner schwergewichtigen Hauptrolle im Drama „The Whale“ räumte Fraser bereits zahlreiche Preise ab und greift jetzt nach dem Oscar-Männchen. Es wäre nach zahlreichen Schicksalsschlägen der verdiente Triumph des Brenaissance Man. N°03 / 2023
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© ST EFA N T SC HU M I
Für seine Songs weinen wir ein Meer voll Tränen.
SAM HIMSELF
TRÜBADOUR
Der traurigste Bariton aus Basel schöpft Hoffnung. Mit seinem Debütalbum „Power Ballads“ setzte Sam Himself neue Standards in der Kategorie Trennungspop und sorgte international für so viele Herzschmerztränen, dass eine Rheinfähre darin hätte schwimmen können. Mit seinem zweiten Longplayer „Never Let Me Go“ sticht der Sänger jetzt erneut ins Meer der Traurigkeit. Doch schimmert diesmal zarter Optimismus am Horizont der eleganten Indie-Pop-Songs. 26
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du bist du wir haben den look dazu
Blazer 49.95 CHF
c-a.com
© P I CT UR E A L LI A NC E / C RA SH / I MA GE SPAC E / M E DI APUNCH
Zuhören und losgrinsen.
RICKEY THOMPSON
ON THE FUNWAY
Wie schafft man es in der Modewelt nach oben? Keine Ahnung, sei lustig im Internet? Hat zumindest bei Rickey Thompson geklappt. Seine witzigen Kurzvideos auf Vine und später Instagram katapultierten ihn ins Rampenlicht. Und dieses steht ihm ausgezeichnet, ob auf Magazin-Covern von Out, Nylon und Hunger oder dem Laufsteg der Milan Fashion Week. Ah, und funny kann er immer noch – in seinem Podcast „We Said What We Said“ mit Bestie Denzel Dion. 28
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© PI C T UR E A LL I A NCE / NU RP HO T O / I MA G E PR ESS AGE NCY
Von der Reifeprüfung der 90er Jahre zur heißesten Nummer auf dem Roten Teppich.
JENNIFER COOLIDGE
FIVE STAR WOMAN
Endlich Ikone. „American Pie“ machte sie zur ersten MILF der Popkultur. Danach büffelte sich Jennifer Coolidge durch meist lausige Film-Scripts. Bis sie ins Luxushotel „White Lotus“ eincheckte. Zwei Staffeln lang überstrahlte die Schauspielerin als verpeilte Milliardärin selbst die Sonne von Hawaii und Italien. Dafür darf sich jetzt die Frau, die einst „Stupid Girl“ im Direct-to-TV-Horrorfilm „A Bucket of Blood“ spielte, die glänzendsten Awards abholen. N°03 / 2023
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© PI C T UR E A LL I A NCE / NE WSCO M / HU T CHI N S P HOTO
Die neue Madonna?
LOURDES LEON
NEXT GEN
Nepo Baby? Nope, baby! Dem Nachwuchs prominenter Persönlichkeiten weht zurzeit eine kühle Brise entgegen. Gilt doch der einflussreiche Telefoncall von Mom’n’Dad oft als Ersatz fürs tatsächliche Talent. Auch die Tochter von Madonna steht unter Generalverdacht. Doch das Model, das schon bei so ziemlich jeder relevanten Fashion Week überzeugte, vibet mit ihrem 90s-Breakbeat-Revival musikalisch näher am Zeitgeist, als es Frau Mutter seit Jahren tut. 30
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LOEV
w w w. l o e vj e w e l r y. c o m
swiss sustainable DIAMOND JEWELRY
POPup – NÜSCHELERSTRASSE 1
ZURICH
THE HYPE Text: Marina Warth
„CLEANIN’ OUT MY CLOSET.“ 32
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FASHION Be stylish and edgy but also low maintenance.
The Look
VOLLGAS
Selbst wenn du voller Überzeugung nur ÖV fährst, kommst du am Biker-Trend nicht vorbei. Versace zeigt, wie einfach es gehen kann – wenn du die richtigen Teile hast. Leder: checked. Schwarz: checked. Ein paar Fransen hier und da: kann nicht schaden. Und wenn du dich beim Warten an der Haltestelle doch irgendwie fehl am Platz fühlst, hilft die Sonnenbrille.
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It-Piece
PAKETPOST
„I know what I’m doing even when I’m wearing a pencil skirt.“ Shakira
Eigentlich waren sie schon immer lächerlich, diese ganz kleinen izi-biziwinzigen Taschen, in die kaum mehr als ein ZweiEuro-Stück gepasst hat. Wir nehmen es also ganz dankbar an, dass wir jetzt vom Lippenstift bis zur Zahnbürste und den Ersatzsocken wieder alles dabei haben können, was wir täglich zum Überleben brauchen. Selbst wenn das bedeutet, dass wir Schultern und Bizeps beim nächsten Besuch im Gym eine Extra-Session gönnen.
Nice to have
Y2K
Ein bisschen von damals, ein wenig von heute: Puma lässt sich von den Joggingschuhen der 2000er inspirieren und verpasst diesen mit neuen Materialien und Farben ein Update. Das Ergebnis heißt „Velophasis“ und ist so bunt, dass wir damit am Ende des Tunnels bereits den Frühling erspähen. Die Silhouette und die wabenförmige Mesh-Struktur
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fungieren als Hommage an die Zweitausender, während Puma seinen Neuzugang mit allem versorgt, was die Technologie heute hergibt. Dieser Sneaker ist die geballte Ladung Energie und für uns genau der Arschtritt, den wir gerade so dringend brauchen. Puma, „Velophasis Phased“, drei Farben, ca. 140.– (puma.com)
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Book
HITMAN
Helmut Newton sah sich nie als Künstler. Und sollten seine Fotos doch den Weg ins Museum finden? „Purer Zufall!“ Nun, es gibt Dinge, über die streitet man nicht – und besonders nicht mit einem wie Newton, einem der ganz großen Knipser der Mode. Chanel, Yves Saint Laurent, Versace, Thierry Mugler oder Blumarine setzten den Fotografen genauso auf ihre Gehaltsliste wie Villeroy & Boch oder Absolut Vodka. Da kommt einiges an Fotos zusammen, die – sorry, Helmut – eben ganz selbstverständlich an die Wand gehören. Bis 14. Mai 2023 sind seine besten Werke in der Ausstellung „HELMUT NEWTON. BRANDS“ in der Helmut Newton Stiftung in Berlin zu sehen. Keine Zeit für einen Trip? Dann einfach im begleitenden Buch „Helmut Newton. A Gun for Hire“ blättern. Helmut Newton, June Newton & Matthias Harder, „Helmut Newton. A Gun for Hire“, Hardcover, 240 Seiten, Taschen, ca. 50.– (taschen.com)
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Special Collection
FARBENFREAK
Le Corbusier war kein Minimalist. Echt nicht – zumindest nicht, was sein eigenes Zuhause anbelangt. Das Archiv enthüllt Farben, Texturen und Formen, die man dem ArchitekturGenie gar nicht zugetraut hätte. Nun denn, Tekla nimmt die Inspirationen dankend entgegen und kreiert daraus bereits zum zweiten Mal eine Kollektion an kuscheligen Tagesdecken, die jedem Zuhause ein bisschen CorbusierFlair verleihen. Tekla X Le Corbusier, Tagesdecken in unterschiedlichen Farben, 140 x 200 cm, aus Lammwolle und Kaschmir für ca. 995.–, aus Lammwolle für ca. 745.– (teklafabrics.com)
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Unfuck the World
REPAIR AND CARE
Wann wurden Schuhe eigentlich zum Wegwerfobjekt? Das haben sich auch Catherine und Stefan gefragt, nachdem sie für große Marken wie Giorgio Armani oder Harrys of London über 40 Schuhkollektionen auf den Markt gebracht haben. Zeit für was Eigenes! Und etwas, das komplett auf den Kopf stellt, was wir von Sneakers bisher erwarten durften. VYN setzt auf ein zirkuläres System und produziert saisonübergreifend und im Hinblick auf die Nachfrage seine Sneakers, die mit ihren TrägerInnen wachsen. Denn Absatz und Fersenkappe lassen sich nach Lust und Laune über einen Klick austauschen und personalisieren. Zukünftig sollen die Schuhe auch schnell und einfach wiederbesohlt und deren richtige Pflege in Masterclasses vermittelt werden. Segnet der Sneaker nach jahrelangem Einsatz dann doch das Zeitliche, so zerlegt ihn das Label in seine Einzelteile und recycelt jegliche Materialien. VYN, Classic oder Classic Suede, Sneakers, ca. 420.– (vyn.one)
We love
BECOMING REALITY Nicole Hana Kim fertigt für ihr eigenes Schmucklabel Teile, die garantiert nicht in der Schmuckschatulle vergammeln. Jetzt gibt die Designerin das Zepter weiter – und zwar an dich! Du hast eine Idee für ein Design oder einen Ring im Kopf, der N°03 / 2023
sich an deinem Finger gut machen würde? Dann holst du dir über bishu.ch das Do-It-Yourself Ring Making Set und studierst die Anleitung und das OnlineTutorial. Aus Wachs modellierst und schnitzt du dann dein Wunschdesign, das anschließend von
professionellen GoldschmiedInnen aus rezykliertem Silber gegossen und verfeinert wird. Deinen Ring kriegst du dann per Post – nur auf die Schulter klopfen, das musst du dir selbst. Bishu, „Ring Making Set“ ab ca. 149.– (bishu.ch) 37
BEAUTY Beauty can be perceived but not explained.
The Look
NYMPHE
Motten zieht’s zum Licht – und uns dorthin, wo die Musik besonders laut spielt. Deshalb blicken wir immer und immer wieder auf diesen Look von Annakiki, auf die gebleichten Brauen, die fragenden Augen und auf diese wunderbar verzierten Lippen, die schwarzen Lippenstift an dieser Stelle offiziell aus dem Gothic-Genre befreien.
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New Product
LIGHTS ON
Keinen Platz mehr im Bad? Dann her mit Produkten, die mehrere Funktionen vereinen und andere Tuben und Tiegel unnötig machen. Mac liefert uns mit „Strobe Dewy Skin Tint“ einen Hybriden, der die Haut pflegt und gleichzeitig Highlights setzt. Sheabutter, Glycerin und Hyaluronsäure hydratisieren die Haut, während in der Gel-Creme enthaltene Pigmente das Licht streuen wie ein Prisma. Das sorgt für schöne Haut, die ins Scheinwerferlicht gehört. Mac, „Strobe Dewy Skin Tint“, ca. 46.– Pat McGrath, Eye Shadow Palette Star Wars in „The Golden One“, ca. 40.–
Special Collection
THE FORCE IS WITH YOU Über 18 Stunden saßen wir vor der Glotze, um das Ausmaß des Kriegs der Sterne zu erfassen. Mindestens so lange verbringen wir nun vor dem Spiegel, wenn wir die von Star Wars
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inspirierten Make-upProdukte von Pat McGrath ins Gesicht pinseln. Schließlich gibt es einiges zu entdecken: Mascara in Pink oder Blau zum Beispiel, irisierende Lidschattenpaletten,
die zugeklappt jeden Darth-Vader- oder C-3POFan zum Jauchzen bringen, oder funkelndes Lipgloss, das für uns jegliche Sterne vom Himmel holt. patmcgrath.com
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„Lipstick is the most valuable weapon in a woman’s make-up kit.“ Monica Bellucci Hair Trend
PRIMADONNA
Wie der Wet-Look sein Grunge-Image los wird? Mit Kamm, Schere und einem Haarreif, der diesen Style zurück auf den Roten Teppich holt und hinein ins Rampenlicht. Beispiel gefällig? Gibt's von Roberto Cavalli.
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Nice to have
SLEEP WELL
Unserem Haupt gönnen wir das weiche Kissen und unseren Lippenstiften maximal die hölzerne Schublade? In der Kosmetiktasche von Seletti
finden unsere liebsten Produkte ein richtiges Zuhause. Und nicht nur das: Beim Kramen in den Untiefen unserer Tasche kreischt das Rosa des
Täschchens mindestens so laut wie die gejagte Schauspielerin in einem „Scream“-Streifen. Seletti, Kosmetiktasche mit Lippenstift-Print, ca. 55.–
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Liebling
PERSONALITY
Ein Parfum ist Selbstbewusstsein zum Aufsprühen. Und als solches suchen wir natürlich nach einem, das unseren Charakter punktgenau einfängt. Da lohnt sich ein Blick auf die Kreationen des Schweizer Labels Pernoire, das Parfums nicht als reine Düfte versteht, sondern als individuelle Charaktere. Die Leidenschaft zu wohlriechenden Wässerchen katapultiert Nico und Robins Freundschaft aus dem Sandkasten ins Beauty-Gewerbe. Gemeinsam tüfteln die Basler so lange, bis fünf Düfte in ihren Flakons auf neue Haut warten. Unser Liebling: Amoral, eine Melange wie ein frisch gebrühter Masala Chai, der mit schwarzem Tee, Kardamom, Zimt, Sandelholz und Tonkabohne für Aufsehen sorgt. Und dafür, dass wir hinter jedem hinterher schnuppern, der es wagt, Amoral aufzusprühen. Pernoire, „Amoral“, Extrait de Parfum, 50 ml, ca. 195.– (pernoire.com)
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Check it out
EARTHBOUND
Nirgendwo ist das Grün saftiger und das Schwarz dunkler als in Island. Die Natur zeigt sich von ihrer puren Seite und wirft uns Eis in Diamantenform und stürmische Wasserfälle vor die Füße. Aber nicht nur:
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Hier wachsen diverse Pflanzen, die Angan für seine Beautyprodukte verwendet. Der Grund? Wildnessel, Löwenzahn, Rotklee, Thymian oder Schafgarbe kommen mit der Kälte klar und wappnen
auch unsere ausgetrockneten Wangen gegen das garstige Wetter. Vollgepackt mit Vitaminen und Mineralien funktionieren die Cremes von Angan wie eine wollene Balaclava: Sie schützen, beruhigen und
regenerieren unsere Haut und mildern Entzündungen. Produziert wird in Island, gecremt auf der ganzen Welt – und hoffentlich bald auch in deinem Badezimmer. anganskincare.com
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We love
MY HEART WILL GO ON
Make-up Trend
GLASKLAR
Mit den 2000ern ist auch das Lipgloss zurück. Ob wir darüber die Hände verwerfen oder glückselig an unseren Lippen knabbern? Letzteres können wir übrigens gleich wieder lassen, schließlich verzeiht das klare Gloss nicht das geringste
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Bisschen. Also schrubben wir unsere Lippen erst mit Peeling glatt, verwöhnen sie dann mit ordentlich Balm und schmieren erst einige Minuten später das Gloss auf – immer und immer wieder und genauso üppig wie hier bei Max Mara.
Wo Herz drauf steht, steckt ganz viel Herz drin. Das ist keine spröde Floskel, sondern wahr, steckt Elizabeta Zefi doch alles in ihre Produkte, was sie zu geben hat. Da finden sich die Erfahrungen ihres Lebens als Friseurin in Berlin, Los Angeles, New York und Zürich, ganz viel pflanzliche Superkraft und noch mehr intelligente Zutaten, die umsetzen, was versprochen wird. Sieben Linien stehen zur Auswahl – einfach gekennzeichnet und erkennbar, und ja, das ist in der Beauty-Branche nicht selbstverständlich, wo gerne mal mit großem Vokabular und schlau klingenden Formulierungen um sich geworfen wird. Ob Regeneration, Wachstum, Volumen oder Extra-Pflege: 24 Produkte versorgen jeden Schopf mit dem, was er gerade am dringendsten braucht. Selten war feines Haar nach dem Waschen so aufgepumpt oder sprödes Haar so seidig. Elizabeta Zefi, erhältlich über nishes.ch
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TRAVEL Set off from home, go to an unknown place, and you discover yourself.
Book
LOVELETTER
Liebe in Worte zu fassen, ist gar nicht so leicht. Aber in Bilder? Für Pia Riverola ist letzteres so einfach wie für ein Kind der Purzelbaum. Als ihr Flugzeug 2012 auf mexikanischem Boden aufsetzt, sollte dies 44
den Grundstein legen für eine Liebe, die bis heute anhält. Zehn Jahre später hat Riverola in Südamerika Wurzeln geschlagen – und so viel fotografiert, dass es für ein ganzes Buch reicht. „Flechazo“ ist die
Liebeserklärung an ihre neue Heimat und für Mexiko ein MarketingVolltreffer. Pia Riverola, „Flechazo“, Homecoming Gallery, 210 Seiten, 103 Fotografien, ca. 69.– (homecoming.gallery) N°03 / 2023
„When I’m at the beach, I like to stay away from my phone as much as possible.“ Millie Bobby Brown We love
CHUBBY
Für die Liege berappst du 50 Euro am Tag, und der Schirm kostet extra? Dann investier dein Geld lieber in dieses neue Schätzchen, für das sich Fatboy und Longchamp die Hände reichen: Der „Glamping O“ besteht aus recyceltem Polyester, rockt dank Neon-Farbe jeden Strand und lässt sich nach dem Sonnenbad wieder so klein zusammenfalten, dass in der Tasche genügend Platz für Snacks bleibt. Fatboy X Longchamp, „Glamping O“, ca. 135.–, (longchamp.com)
Nice to have
XOXO
Wer nimmt heute denn schon noch wirklich den Griffel zur Hand? Nun, wir sollten es öfters tun und Schwarz auf Weiß festhalten, was wir einander sagen wollen. Und wenn wir uns dann schon die N°03 / 2023
Mühe machen, dann muss richtiges Briefpapier her, besonders dann, wenn in der Ferne nur kitschige Puzzle-Postkarten die Alternative sind. Assouline liefert Bogen und bedruckte Umschläge, die Fernweh
versprühen. Für die Liebe zwischen den Zeilen sind wir allerdings selbst verantwortlich. Assouline, „Travel from Home“, zehn Bogen à fünf Motiven, ca. 65.– (assouline.com) 45
EAT&DRINK Expect problems and eat them for breakfast.
We love
GUT FEELINGS
Wer sich Champagner einfach so reinschüttet, hat die Bedeutung von Genuss nicht verstanden. Und Genuss findet sich keinesfalls bloß im Glas, sondern auch in den Boxen. Grund genug, die zwei Luxusgüter zusammen zu bringen. Krug holt sich dafür die Crème de la Crème der Musikszene ins Boot und lässt diese am Glas nippen – oder wie Ryuichi Sakamoto auch daran horchen. Danach liegt es an den Profis, das Blubberwasser in Musik zu verwandeln. Was dabei rauskommt, regt an – zum Zuhören, Diskutieren und Nachdenken. krug.com
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20er-Jahre-Charme inmitten von London.
Places
A SLICE OF PARIS
Wie bringt man Paris nach London? Indem man Charme kreiert. Besonders gelungen ist dies JeanFrancois und Tanzi, die mit dem Patron Kentish Town in Englands Hexenkessel eine Oase für Frankophile schafft. Im gemütlichen BrasserieAmbiente kommen
N°03 / 2023
Klassiker der französischen Küche auf den Tisch, die nicht einfach nur die Bäuche der Gäste füllen, sondern Erinnerungen schaffen. Besonderes Augenmerk gilt neben dem Interieur, das uns das Gefühl gibt, mit dem Betreten des Restaurants durch ein Zeitloch und
direkt in die 20er Jahre gestolpert zu sein, den Cocktails. Was hier geschüttelt oder gerührt ins Glas kommt, sorgt am Gaumen für dieses Kitzeln und im Kopf für ein Feuerwerk, das noch lange nachwirkt. Patron Kentish Town, 25 Fortress Rd, London, patronlondon.co.uk
Nice to have
GRAND CRU
Alles ist besser mit dem richtigen Olivenöl. Aber bevor wir dich durch zahlreiche bittere Genossen testen lassen, legen wir dir gleich die Königin unter den Ölen ans Herz: Octave hat mit seinem Geschmack und dem feschen Aussehen schon Preise gewonnen, da hast du noch am Discounter-Öl geschnuppert. Es kommt nicht von ungefähr, ist Anastasios Ghiatras und Janis Papadatos das Öl aus der Olive so heilig, fließt ihnen dieses als Schweizer mit griechischen Wurzeln quasi durch die Adern. So kommt für Octave „Organic“ und Octave „Signature“ denn auch nur das Allerbeste in die Designer-Flasche. Wir könnten problemlos deren Noten aufzählen, von rohen Artischocken und grünen Tomaten oder von geschälten Mandeln und frischem Gras erzählen, aber schlussendlich bist du selbst schuld, wenn du dir diese Leckerei durch die Lappen gehen lässt. Octave, „Organic“, 500 ml, ca. 78.–, „Signature“, 500 ml, ca. 68.– (octaveworld.com)
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Book
„If I start feeling down I’ll gorge myself on pasta.“ Natalie Imbruglia
FOODIE’S FAVOURITE
Pochiert, gebraten, frittiert, gekocht oder gerührt. Kaum ein Lebensmittel lässt so viel mit sich anstellen wie das Ei. Dass die Kombination aus Gelb und Weiß jedoch nicht nur in der Küche hoch im Kurs steht, veranschaulicht das Buch „The Gourmand’s Egg“, das dem Ei von der Antike bis ins Heute folgt und ihm gar über die
Schulter guckt, wenn es für Salvador Dalí oder Frida Kahlo Modell steht. Neben geschichtlichen Hintergründen und Gutenachtgeschichten für Ei-Fans finden sich – natürlich – auch Rezepte, die dafür sorgen, dass wir bald jedes Rührei links liegen lassen. Taschen, „The Gourmand’s Egg“, Hardcover, 288 Seiten, ca. 40.– (taschen.com)
Taucherli, „Unmilky Flow 35 %“, 100 g, ca. 6.– (taucherli.com)
Liebling
CRAVINGS
Wenn uns die Lust auf Süßes zu zuckerjagenden Zombies macht, dann ist eine nicht weit: die Tafel 48
von Taucherli. Die wird lokal in der Schweiz im kleinen Team produziert, ist lecker, sieht schick aus
und gibt’s neu sogar als vegane Variante – und das schmeckt uns gleich doppelt gut. N°03 / 2023
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BESTLOVELY END GIRL LONDON HAPPY SOLO Photography: Kári Sverriss
Styling: Krishan Parmar Hair: Philippe Tholimet using Oribe Hair Care Make-up: Nicky Weir using Saie Beauty Model: Zak @ Next Management Set Design: Hermione Fenton Retouching: Bulygina Anna Assistance: Rúnar Bjarna Special thanks to: Patron Restaurant, London
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Top von A.W.A.K.E. MODE. Kleid von DIOR. Schuhe von JIMMY CHOO.
Kleid von CHRISTOPHER ESBER. Schuhe von MACH & MACH.
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Links: Top von VERSACE. Hose von ALEXANDER WANG. Sonnenbrille von OAKLEY.
Rechts: Kleid von JADED LONDON.
Kleid von MILLIA LONDON. Schuhe von PIFERI.
Top von VERSACE. Hose von ALEXANDER WANG. Sonnenbrille von OAKLEY.
Kleid von AADNEVIK.
Kleid von MOLLY GODDARD.
Kleid von AADNEVIK. Schuhe von JIMMY CHOO.
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Top von VERSACE. Hose von ALEXANDER WANG. Sonnenbrille von OAKLEY.
Kleid von HUISHAN ZHANG. Armreif von MELLERIO.
Kleid von FOAM OF THE DAYS.
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Links: Top von VERSACE. Hose von ALEXANDER WANG. Sonnenbrille von OAKLEY.
Rechts: Kleid von JADED LONDON.
Kleid von MILLIA LONDON. Ringe von MELLERIO.
DUO
FLOWING ENERGY
Wie viel Freude und Spaß in Boyy steckt, fühlt man im Mailänder Store sofort.
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Die Geschichte von Wannasiri Kongman und Jesse Dorsey sorgt gar bei Cinderella für Schnappatmung. Die Thailänderin und der Kanadier treffen sich in den 90ern in New York. Da ist Liebe, da ist Leidenschaft – und diese Idee von der eigenen Tasche. Über zwanzig Jahre später sind die Handtaschen von Boyy auf dem Mode-Parkett eine standfeste Nummer – und Wannasiri und Jesse noch immer das Paar, das auf der Straße alle Blicke auf sich zieht. Ein Gespräch über Zufälle und die Macht des eigenen Bauchgefühls. Interview: Marina Warth – Fotos: Boyy
Bonnie & Clyde der Mode: Jesse Dorsey und Wannasiri Kongman.
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„In den Neunzigern war die Modebranche ein Geheimclub.“
Klein, süß, handlich: die Pebble von Boyy.
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FACES: Ihr habt euch in New York City kennen gelernt. Liebe auf den ersten Blick? Jesse Dorsey: Das war 2004, ein grauer Februar, und dass wir uns überhaupt getroffen haben, war ein kompletter Zufall. Wir hatten keine gemeinsamen Freunde, keinerlei Überschneidungen. Wir sind dann in irgendeinem Club aufeinander getroffen, einfach so, niemand hat uns einander vorgestellt. Es war Schicksal, so kann man das wohl sagen. F: Was hast du denn gedacht, als du Jesse zum ersten Mal gesehen hast? Wannasiri Kongman: Es war wie im Film. (lacht) Er hat mich gegrüßt, und ich habe hinter mich geblickt, weil ich annahm, er würde zu jemand anderem sprechen. Ich fand ihn heiß, sehr heiß sogar und das von Beginn weg! F: Der Grundstein eurer Beziehung war gelegt. Wie ging es dann weiter bis dahin, wo ihr euch entschieden habt, ein eigenes Modelabel zu gründen? JD: Ich war damals Musiker und DJ, produzierte sogar Soundtracks und alles mögliche, um mich in New York über Wasser zu halten. Dann traf ich Wannasiri und merkte schnell, wie besessen sie von Handtaschen war. Wir spazierten dann zum Beispiel durch Downtown Manhattan, und sie kannte die Namen aller It-Bags, die die New Yorkerinnen durch die Straßen trugen. Für mich war das ein regelrechter Crash-Kurs in Sachen Luxustaschen! (lacht) F: Und du hast dich schließlich von ihrer Begeisterung anstecken lassen. JD: Ja, absolut! Plötzlich ging es mir genauso; ich konnte mich kaum mehr irgendwo bewegen, ohne dass mir die Handtaschen nicht direkt ins Auge sprangen. Ich hoffte, die Damen würden meine Blicke nicht missverstehen, interessierte ich mich doch bloß für die Handtaschen und gar nicht für sie. (lacht) F: Wie wurde aus dieser Leidenschaft schließlich ein Business? JD: Wir haben oft darüber gesprochen, selbst eine Handtasche zu designen. Das fühlte sich damals natürlich alles noch sehr abstrakt an, schließlich hatten weder Wannasiri noch ich die blasseste Ahnung davon, wie man tatsächlich Mode designen und herstellen würde. Ich machte ja Musik, sie studierte Journalismus. F: Haben euch deine Kontakte aus der Musikwelt geholfen? JD: Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde. Also rief ich einige Leute an, und auch Wannasiri aktivierte ihr Netzwerk. Dann kamen wir irgendwie zu diesem Mann in New York, der Muster produzierte; dieser schickte uns aber zuerst zu einem anderen, ein paar Blocks weiter, wo wir Leder kaufen mussten. Wir hatten zwar keine Ausbildung in Mode, befanden uns aber mitten im Herz dieser Modemetropole – wir spürten den Puls der Stadt und der Branche. F: Welchen Rat hättet ihr euch damals gewünscht? WK: Ganz ehrlich: Hätten wir damals mehr darüber gewusst, wie man einen eigenen Brand aufbaut, hätten wir diesen Schritt wahrscheinlich gar nicht erst gewagt. JD: Wir hatten keine Erwartungen und mussten uns mit niemandem messen. Wir waren einfach zwei junge Erwachsene mit Leidenschaft und einer Idee. Der Fakt, dass wir so unerfahren waren, hat uns schließlich zum Erfolg gebracht. F: Ihr habt euch an keine Regeln gehalten und euch auch N°03 / 2023
BOYY Boyy ist das Baby von Jesse Dorsey und Wannasiri Kongman. Sie ist Journalistin, kommt aus Thailand und ist gerade neu in New York, er stammt aus Kanada, ist Musiker und sofort verzaubert von dieser Frau, die mit Designertaschen am Arm durch Big Apples Straßen tänzelt und dabei vom eigenen Brand fantasiert. Feuer, Temperament, Optimismus und die große Liebe zu Design schweißen Jesse und Wannasiri zusammen – und bilden die Basis ihres eigenen Brands Boyy, dessen Taschen schnell die 0815-It-Bags aus der Hand der Modemenschen fegt. Der Erfolg bestätigt die beiden darin, weiterzumachen. Und das tun sie: Mit Schuhen, Accessoires und so vielen Ideen, dass die Zukunft nicht schnell genug kommen kann. boyy.com
gar keine Sorgen gemacht, richtig? WK: Genau. Wir dachten gar nicht darüber nach, dass wir ein Marketing- oder PR-Team brauchen würden, sondern entwarfen einfach unsere Tasche und kümmerten uns dann darum, wie wir diese nun verkaufen sollten. F: War die Modebranche damals besser als heute? WK: In den Neunzigern war die Modebranche ein Geheimclub. Da kamst du nicht einfach so rein. Die einzige Möglichkeit, von Menschen gesehen zu werden, war damals, in Magazinen abgedruckt zu werden. Heute ist alles anders. Heute hat jeder und jede die Möglichkeit, in die Modebranche einzusteigen, ein eigenes Label zu gründen und die eigenen Kollektionen öffentlich zu machen. F: Social Media leistet seinen Beitrag zur Demokratisierung der Modebranche. Auf der anderen Seite erhöhen die sozialen Medien auch den Druck. Stimmt ihr zu? WK: Natürlich profitieren wir mit Boyy davon, dass man uns und unsere Kollektionen auf der ganzen Welt sieht. Geht es ums Business, ist Instagram eine tolle Plattform, um Aufmerksamkeit zu generieren und mit seiner Community im ständigen Austausch zu sein. Rein persönlich gesehen, mag ich die sozialen Medien allerdings nicht besonders. Die Balance zu halten, ist enorm schwierig. JD: Als wir mit Boyy begonnen hatten, gab es zwar bereits Blogs, aber die Anzahl an Modebrands und DesignerInnen war verglichen zu heute viel überschaubarer. Das betrifft nicht nur die Mode, sondern auch die Musik. F: Es gibt diese Geschichte von Lou Doillon und Boyy. Erzählt ihr mir sie? JD: Diese Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr dich Social Media pushen kann. Lou Doillon stand in New York an der 42nd Street, rauchte eine Zigarette, trug eine unserer Taschen und wurde damit fotografiert. Das war purer Zufall! Dieses Bild ging viral und half uns enorm. Heute passiert dir sowas kaum mehr, es ist einfach viel zu viel, was auf Instagram und in anderen sozialen Medien geschieht. WK: Der Unterschied zu heute besteht darin, dass man damals wusste, dass es authentisch war. Es war echt. Heute ist vieles fake. F: Zufall spielt eine große Rolle in eurem Leben. Glaubt ihr überhaupt an dieses Konzept? WK: Ich glaube eher daran, dass es so kommen musste, wie es kam. Mit viel Glück! F: New York war also überzeugt, und nach und nach kam die ganze Welt auf den Geschmack eurer Taschen. Dänemark war dann einer der ersten Orte, an dem ihr ein eigenes Geschäft eröffnet habt. Wie kam es dazu? JD: Dänemark war damals für uns einer der größten Märkte. Also beschlossen wir, auf einem Europabesuch auch nach Kopenhagen zu reisen. Wir spazierten einfach die Straße entlang, sahen dieses eine Gebäude und das Schild, auf dem stand, dass diese Liegenschaft zu haben sei. Wir waren drei Tage lang dort und verließen die Stadt schließlich mit einem neuen Ort für ein Geschäft in der Tasche! WK: Dann ging es sechs Monate, bis wir eröffneten. Wir gingen hier einmal mehr genauso vor wie bei der Gründung von Boyy: Wir hörten auf unser Bauchgefühl und machten einfach. Wir haben davor keine Analyse durchgeführt oder uns genau überlegt, ob dieser Schritt 65
richtig sei – wir fühlten es einfach. JD: Das ist sowas wie unser Mantra: Wenn unser Bauchgefühl uns sagt, wir sollen etwas tun, dann vertrauen wir darauf. F: Wie beschreibt ihr eure Erfolgsformel? JD: Glück und Ehrgeiz, das wars. F: Ihr steckt viel Mühe in das Design eurer Shops. Das gilt sicherlich auch für euer eigenes Zuhause. Wie müssen wir uns eure Wohnung in Mailand vorstellen? JD: Wir haben diese ganz ausgefallene Wohnung in Mailand gefunden, die wir nach drei Jahren Mieterdasein gekauft haben. Die Einrichtung davon ist ein ständiger Prozess. Wir möchten in Zukunft einiges renovieren und kaufen auch immer mal wieder neue Teile dazu. Du musst wissen, dass unser Zuhause 1972 von einem der berühmtesten italienischen Brutalismus-Architekten renoviert wurde. Das führt dazu, dass ich mich täglich fühle, als lebte ich inmitten einer italienischen Sehenswürdigkeit. (lacht) F: Klingt nach einer wahren Perle! JD: Du solltest die Möbel sehen, alle damals in den Siebzigern extra für diese Wohnung entworfen. F: Habt ihr unter euren Möbeln euch ein liebstes Stück? JD: Wir besitzen diese großartigen Stücke, die der dänische Künstler Fos für die Geschäfte von Céline entworfen hat, als Phoebe Philo noch für den Brand verantwortlich war. Heute arbeiten wir sogar mit ihm zusammen. Dann haben wir diesen tollen Tisch von Carlo Scarpa, den ich sehr liebe und noch ganz viel anderes. F: Wie beschreibst du euren Einrichtungsstil? JD: Würdest du uns zuhause besuchen, fändest du dich in einem 70er Universum wieder! Aber nicht dieses kitschige 70er-Zeug, sondern diese minimalistische Richtung, die bis heute Bestand hat. F: Wenn ihr so auf die 70er steht, kauft ihr bestimmt auch viele Vintage-Teile in Secondhand-Geschäften! JD: Ja, ich bin ein großer Vintage-Käufer, und nein, nicht im Geschäft, sondern über Auktionen. Dafür reise ich nach Deutschland, Holland oder Italien – ich suche diese ausgefallenen Teile und reise diesen dann tatsächlich hinterher. F: Von Möbeln zurück zur Mode. Wart ihr schon immer interessiert an Trends und Mode? JD: Die 80er waren mein Jahrzehnt, damit bin ich aufgewachsen. Ich liebte Skateboarding und diese ganze Kultur drumherum. Dann kam irgendwann Ralph Lauren dazu, später Fiorucci aus Italien, das ich von den Covers von Madonna kannte. Mein Bruder fuhr in Sachen Mode eine ganz andere Schiene. Er trug viel von Issey Miyake oder Yohji Yamamoto und veranstaltete sogar eine Modenschau in der Schule. Mode war stets sehr präsent in meinem Leben. WK: Mode war das einzige, was mich wirklich interessierte. Ich sah diese tollen Schuhe oder Taschen in Musikvideos und wusste immer genau, welche Teile ich haben wollte. Mit zehn veranstaltete ich nachts zuhause dann diese Shootings, in denen ich mich selbst stylte und wie für ein Magazin-Cover ablichtete. Ich liebte das, meine FreundInnen und mich zu stylen, es war meine große Leidenschaft, und ich war absolut besessen davon, stets den richtigen Look zu kreieren. F: Wie muss ich mir deinen Stil vorstellen, als du nach New York kamst? 66
WK: Zuhause bei meinen Eltern und dort, wo ich aufgewachsen bin, passte ich so gar nicht ins Schema. Viele Menschen verstanden mich nicht, weil ich mich einfach viel ausgeflippter kleidete als sie. Als ich dann nach New York zog, fühlte ich mich regelrecht befreit. F: Erinnerst du dich an eines deiner ausgefallensten Outfits? WK: Es war das Jahr 2000, und ich trug diesen exzentrischen Vintage-Gürtel, mit dem ich mich fühlte wie Carrie Bradshaw in „Sex and the City“. (lacht) Der Manager des Restaurants, in dem ich damals arbeitete, schimpfte deshalb mit mir, weil er mein Outfit so unmöglich fand. In dem Moment habe ich gelernt: Mir ist es egal, was du über mich und meinen Look denkst. F: Zürich hat euch sogar zu einer Kollektion inspiriert. Wie gefällt euch die Stadt? WK: Zürich ist für mich immer noch ein Geheimtipp. Viele Menschen haben die Stadt wohl gar nicht auf dem Schirm – und das, obwohl sie so viel zu bieten hat! JD: Ich mag das, wenn eine Stadt nicht so berühmt oder bei allen beliebt ist. Das verhält sich mit Mailand genauso. Nicht jeder mag Mailand, und nicht jeder hat Zürich auf dem Schirm. Allerdings haben beide Städte so viel zu bieten und so viele grandiose Orte, Restaurants und Cafés – es macht einfach Spaß, hier Zeit zu verbringen. WK: Ich denke tatsächlich darüber nach, nach Zürich zu ziehen! Ich möchte Zürich unbedingt im Sommer erleben. Ich will die Menschen sehen, wie sie den Sommer am See verbringen und gleichzeitig inmitten der Stadt sind. Es muss großartig sein! F: Es würde mich nicht wundern, wenn ihr bald eine Wohnung in Zürich hättet! Spontane Entscheide zu treffen, ist euer Ding. Welche anderen Charakteristika des jeweils anderen sind für euch besonders wichtig? JD: Wannasiri ist sehr spirituell, während ich ein enormer Kopfmensch bin. Während ich in der Vergangenheit häufig zu oft über etwas nachgedacht habe, hat sie einfach getan, was sie wollte, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen. Das bewundere ich sehr, und es inspiriert mich von Tag zu Tag. WK: Nachdem wir schon so lange zusammen sind, habe ich den Eindruck, dass wir uns immer mehr dem jeweils anderen angepasst haben. Ich mache mir mittlerweile auch mehr Gedanken über das Leben und über alles, was vor mir liegt, als früher. Jesse hat mich auf diesem Weg stets begleitet, er unterstützt mich sehr, und das liebe und schätze ich enorm an ihm. F: Welcher Augenblick oder Moment macht euch rückblickend auf eure Gründungsgeschichte besonders sentimental? JD: Rückblickend fühlt sich alles an wie ein Märchen oder als hätten wir im Lotto gewonnen. Es war toll, ohne Erwartungen einfach an unseren Kollektionen arbeiten zu können. Unser erster Showroom war die Küche in meiner New Yorker Wohnung. Wir haben es geschafft, aus einem Dollar zwei zu machen und daraus vier und so weiter. F: Habt ihr das Gefühl, euer Happy End bereits erreicht zu haben? JD: Wir sind beides Menschen, die immer nach vorne blicken. Natürlich könnten wir längst einfach in den Sonnenuntergang segeln, aber so sind wir nicht, wir wollen mehr. N°03 / 2023
„Rückblickend fühlt sich alles an wie ein Märchen oder als hätten wir im Lotto gewonnen.“
Wie ein Mond auf Halbmast: das Modell Disc.
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FASHION REPORT Man soll nicht vergleichen. Und wir machen es doch: Die neue Saison verhält sich zur vergangenen wie der Eisbecher mit Extra-Sahne zum Eis am Stiel. Größer, breiter, üppiger – die Designer liefern das volle Programm, und das ist viel! Lass uns dir unter die Arme greifen: Wir haben alles, was du diesen Sommer nicht verpassen darfst.
Spring/Summer 2023
Text: Marina Warth – Fotos: Launchmetrics Spotlight SM, Picture Alliance
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FIBER
Ein Kleid zum Aufsprühen? Die Mode geht neue Wege und bringt „customized“ aufs nächste Level. Im Bild: COPERNI
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LIESEL
Gut gestrickt ist halb gewonnen. Und dass die neuen Maschen auf dem Treppchen ganz oben stehen, ist spätestens jetzt klar. Im Bild: ACNE STUDIOS
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JUKEBOX
Viel! Mehr! Alles! Deshalb paaren sich hier Violett und Pink, Denim mit Jersey und Federn mit Spitze. Im Bild: VERSACE
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MORTICIA
Was sich früher in die Ecke verzog, steht nun im gleißenden Sonnenlicht. Im Bild: PROENZA SCHOULER
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MADAGASCAR
Wie wir unsere Liebe zu Tieren ausdrücken? Indem wir ihnen mit einem Komplett-Look Tribut zollen. Im Bild: VETEMENTS
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ATTRAPPE
Knospen und Blüten stehen gerade hoch im Kurs – und finden sich aufgenäht und hindrapiert auf allem, was sich irgendwie überziehen lässt. Im Bild: VIVETTA
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WEDNESDAY
Schwarz kann auch spritzig – zum Beispiel mit Cut-Outs und Spitze. Im Bild: CHRISTIAN DIOR
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PLASTIC
Transparenz lässt sich durchaus auf die Spitze treiben. Im Bild: CHRISTOPHER KANE
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LAVA
Muster aus längst vergangenen Zeiten feiern ihr Revival und tun dies mit so viel Energie, dass wir uns glatt hypnotisieren lassen. Im Bild: SPORTMAX
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KÜKEN
Einmal aus dem Ei gepellt, gibt es kein Halten mehr. Im Bild: MARQUES’ALMEIDA
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PROPHET
Wir schwirren um diesen glitzernden Vorhang wie die Motten ums Licht. Im Bild: VALENTINO
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MARS
Neues Logo, neuer Art Director: Ferragamo gibt in Mailand Vollgas. Im Bild: FERRAGAMO
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BOUQUET
Blumen verpassen dem letzten Rest Winter-Tristesse den benötigten Arschtritt. Im Bild: CAROLINA HERRERA
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FLASH
Gefunkel trifft Denim und sexy auf grunge. Frag uns nicht wie, aber es funktioniert. Im Bild: BURBERRY
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RAUPE
Geht es um neue Mode, sind wir nie satt. Deshalb laden wir uns die Teller gleich doppelt voll. Im Bild: LOUIS VUITTON
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MIRROR
Selbstbewusst, heiß und strotzend vor Energie: So lieben wir das. Im Bild: DAVID KOMA
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SUNSET
Smartphone weg und hingeschaut! Auch wenn dieser Sonnenuntergang noch ein paar Minuten länger bleibt. Im Bild: MARNI
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RUBENS
Wem für die Kunst an der Wand der Zaster fehlt, schwenkt ganz einfach um. Im Bild: ROBERTO CAVALLI
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USEFUL
Hier ein paar Schnallen, dort ein paar Taschen. Wir knacken den Jackpot und zwar mit Kleidung, die mehr kann, als hübsch auszusehen. Im Bild: MIU MIU
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WHITE NOISE
Ein so runder Geburtstag will anständig gefeiert werden: Moncler tut dies mit 18'000 Menschen und dem Mailänder Dom als Kulisse. Im Bild: MONCLER
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FLAME
Es brutzelt, knistert und zischt, bevor unsere Begeisterung genauso lodert wie die abgebildeten Flammen. Im Bild: BALMAIN
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CATCH
Als hätten wir etwas besonders Wertvolles aus den Tiefen des Ozeans gezogen. Im Bild: CHLOÉ
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CHEER
Spaß soll sie machen und Freude verbreiten – wozu ist Mode denn sonst da? Im Bild: CHANEL
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TIME TRAVEL
Wie wir die 70er in die Zukunft holen? Mit neuen Silhouetten und spannendem Material-Mix. Im Bild: ULLA JOHNSON
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GRASSHOPPER
Heuschnupfen-Alarm! Zum Glück können uns die Pollen so hübsch aufgedruckt gar nichts anhaben. Im Bild: LOUIS VUITTON
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NACHTEULE
Diese Neuinterpretation des Kleinen Schwarzen verpasst jedem Vorgängermodell eine klatschende Ohrfeige. Im Bild: VICTORIA BECKHAM
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MASSIVE
Hüte beherrschen unseren Kopf und helfen dabei, Aufmerksamkeit zu bunkern. Im Bild: CASABLANCA
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BLOSSOM
Beschäftigungstherapie gesucht? Dann ran an die Kordel und losgehäkelt, was das Zeug hält. Im Bild: KENZO
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X-RAY
Ob wir unser Innerstes tatsächlich so direkt nach außen stülpen wollen? Im Bild: OFF-WHITE
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ILLUSION
Wie sowas geht? Mit ordentlich Grips und noch mehr Fingerfertigkeit. Im Bild: LOEWE
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PEARL
Knalligen Farben gönnen wir stets unsere Aufmerksamkeit – und diesem Ensemble sowieso. Im Bild: PRADA
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SLEEK
Wet-Look mal anders. Nämlich mit Pailletten. Chic! Im Bild: Nº21
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RISE
Wir lassen es Orangen regnen und Teile, die unverkennbar zusammen gehören. Im Bild: FERRAGAMO
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ROYAL
Denim zeigt sich besonders großzügig und sammelt nicht zuletzt deshalb richtig viele Punkte. Im Bild: BALLY
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HONEY
Wenn Züchtigkeit seinen Ausbruch plant, kommt sowas dabei raus. Im Bild: MISSONI
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AQUARIUM
Realität und Fantasie gehen Hand in Hand und erschaffen auf dem Laufsteg eine Parallelwelt. Im Bild: JW ANDERSON
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POLYCHROM
Wer mit Texturen und Farben spielt, schafft es mitunter glatt aufs Treppchen. Im Bild: DSQUARED2
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AVATAR
Blau gehört zu den Vorreitern dieser Saison und dieser Look zu denjenigen, die wir so schnell nicht vergessen. Im Bild: ALEXANDER MCQUEEN
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GUMMIBOOT
Es lohnt sich, out of the box zu denken und ab und zu über den Rand zu malen. Im Bild: MOSCHINO
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ARTWORK
Mit seinen Treppenstufen und dem wasserspeienden Brunnen zeigt sich der Palais de Tokyo in Paris während der Show von Rick Owens als Hindernisparcour für Models. Im Bild: RICK OWENS
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PANZER
Anstatt uns zurück zu ziehen, stürmen wir in voller Montur nach vorne. Im Bild: PACO RABANNE
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ANTIKE
Was damals war, ist auch heute noch gut – und ein Print stets die beste Möglichkeit, Kunst zu zelebrieren. Im Bild: BALMAIN
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OPULENZ
Fette Klunker und Perlen wie frisch aus dem Tresor hängen wir uns nun ganz prominent an den Hals. Im Bild: ANDREAS KRONTHALER FOR VIVIENNE WESTWOOD
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SPLASH
Wer sich in diesem Aufzug am Pool zeigt, braucht keinen Kopfsprung zu machen. Im Bild: MSGM
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STRONG
Werden wir die 90er irgendwann mal wieder los? Im Bild: FENDI
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GLACIER
Ein Kleid wie ein Eisberg – und mindestens so erfrischend. Im Bild: LOEWE
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NEON LIGHTS
Ganz schön viel los! Und wir schauen hin – immer und immer wieder. Im Bild: PRABAL GURUNG
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DIAMOND
Zugegeben: Hinsetzen ist nicht. Aber wir verstehen die Message. Im Bild: DIESEL
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YIN & YANG
Wer das Spiel mit der nackten Haut so gut beherrscht, der passiert im Nu das nächste Level. Im Bild: DAVID KOMA
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BIKER
Scheiß egal, ob wir in diesem Aufzug aufs Motorrad steigen oder es uns lediglich an der Bar gemütlich machen: Hauptsache, wir behalten die Attitüde. Im Bild: GCDS
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ARIELLE
Wer für diesen Look seine Stimme gibt, kriegt ordentlich was zurück. Im Bild: BLUMARINE
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FAIRY
In diesem transparenten Glitzer-Fummel crashen wir jede Sommer-Party. Im Bild: ROTATE BIRGER CHRISTENSEN
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HEAVEN
Sehr geehrte Gäste, wir starten unseren Flug in einen wolkenlosen Himmel und wünschen Ihnen eine gute Zeit mit uns an Bord. Im Bild: STELLA MCCARTNEY
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VALENTINE
Was ist ein Strauß Blumen im Vergleich zu diesem Aufzug? Im Bild: VIVETTA
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ON STAGE
JEREMY’S UNIVERSE Fotos: Assouline
Fall Winter 2021, Cayley King © Marco Ovando
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Jeremy Scott © Giampaolo Sgura
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Jeremy Scott ist kein Ritter in schillernder Rüstung und Moschino keine Disney-Prinzessin. Dennoch hört sich die Geschichte an wie ein kitschiges Märchen. Der Amerikaner, der das italienische Label aus dem Dreck zieht, es liebkost und umgarnt und zurück in die Schlagzeilen bringt – mit Kollektionen, die so abgefahren sind, dass die Szene Saison für Saison nach Scotts neuesten Entwürfen giert wie ein Serien-Junkie nach der nächsten Staffel. Assouline dokumentiert Scotts Schaffen für das italienische Modehaus in einem Werk, das selbst dessen Kollektionen Konkurrenz macht. Fall Winter 2015 © 2016 Mattel Inc.
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Spring Summer 2020, Carol Mendes © Marcus Mam
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Fall Winter 2014, Anna Ewers © Sonny Vandevelde
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Spring Summer 2016, Stella Maxwell © Giampaolo Sgura
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Spring Summer 2017, Cayley King © Thierry Le Goues
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Fall Winter 2021, Alexis Chaparro, Brandon Good and Noah Luis Brown © Marcus Mam
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Spring Summer 2020, Kaia Gerber © Marcus Mam
MOSCHINO Was Franco Moschino hinterließ, ist heute Jeremy Scotts Spielwiese. Und was der amerikanische Designer mit dem italienischen Label anstellte,
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ist in Assoulines neuestem Werk zu sehen. Kollektionen und Werbekampagnen, Fotos aus dem Archiv und von der Fashion Week, dazu Hintergrundwissen und
Gossip aus der Welt der Schönen und noch Schöneren, schließlich gehören Madonna und Britney Spears genauso zu Moschinos Fans wie Miley Cyrus und Rihanna. Der
Modejournalist Alexander Fury kennt die Transformation Moschinos vom wenig beachteten Entlein zum gehypten Enfant Terrible und liefert mit „Moschino“
nicht nur ein Sammelwerk, sondern ein ganzes Universum. Alexander Fury, „Moschino“, Assouline, ca. 260.– (assouline.com)
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Fall Winter 2021, Lulu Tenney © Marco Ovando
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INTERVIEW
FUTURE IS NOW
Mit dem Audi activesphere concept wagt Audi einen Blick in die Zukunft. Weshalb solche Visionen so wichtig sind und weshalb das Unternehmen den Vorsprung lebt, verrät Henrik Wenders, Leiter Marke Audi, im Interview. Interview: Stefan Berger Foto: Audi
Henrik Wenders ist als Leiter Marke der Motor des Automobilherstellers Audi.
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FACES: Wie beschreiben Sie den Audi activesphere concept in drei Wörtern? Henrik Wenders: Zukunft, Freiheit, Nachhaltigkeit. Zukunft, weil damit ein Stück Zukunft vorweggenommen wird. Die Freiheit, dass ich mich unabhängig von Raum und Zeit dem widmen kann, was ich gerade tun möchte, und nachhaltig, weil ich dies tun kann, ohne dabei einen Schaden anzurichten. F: Welchen Zweck verfolgen Concept Cars? HW: Concept Cars waren schon immer die Vorkommunikation von Erlebnissen. In den vergangenen 113 Jahren ging es bei Audi immer um Form und Funktion, also das visuelle und das haptische Erlebnis. Jetzt entwickelt sich das Automobil weiter zum Erlebnis-Device. Die Erlebnisreise beginnt jedoch nicht erst im Automobil, sondern schon zuhause. Damit werden unsere Produkte ein integraler Bestandteil eines digitalen Ökosystems. F: Welches Umdenken hat in der Automobilindustrie in den vergangenen Jahren stattgefunden? HW: In den vergangenen hundert Jahren war der Prozess in der Autoindustrie stets derselbe: Zuerst kam der Motor. Der Elektroantrieb hat alles revolutioniert und die Herangehensweise verändert. Alles beginnt nun
beim Menschen und der Frage, was genau der Mensch in seinem Automobil erleben soll. Wir brauchen Sensoren, Gesichtserkennung und damit eine ganz andere Infrastruktur, ja, ein richtiges digitales und damit technologisches Ökosystem, um diese Erlebnisse überhaupt anbieten zu können. F: Der Innenraum wird also zum Erlebnisraum. Ist dies ein wesentliches Merkmal der Zukunft des Automobils? HW: Absolut. Dies ist auch der Grund, warum die Fahrzeuge „sphere“ heißen, denn schließlich geht es um die Privatsphäre, in die ich mich als Fahrgast zurückziehen kann. Das kann durchaus eine Privatsphäre sein, in der ich nicht erreichbar sein möchte, weshalb wir ein Fahrzeug konstruiert haben, das komplett ohne Display auskommt. Dafür kann ich dank eines zusätzlichen Fensters die schöne Aussicht in jede Richtung genießen, das ist doch was. F: Wie weit ist denn das Thema Digitalisierung? HW: Ich finde es fantastisch, was die Technologie heute schon beherrscht. Wir sind gerade dabei, mit der Car ID ein digitales Backend entstehen zu lassen, damit wir dieses dann markenspezifisch im Frontend bespielen können. Es lohnt sich, weil sich durch die Vernetzung N°03 / 2023
ganz andere Services und Dienstleistungenmöglichkeiten ergeben. Man kann das mit dem iPhone vergleichen: Jeder User und jede Userin verwendet andere Apps, hat andere Bedürfnisse und Erwartungen. Dasselbe setzen wir gerade um: Wir entwickeln Applikationen, die für jede Marke und für jedes Individuum anders kuratiert werden. F: Zurück zum Design: Welche Rolle spielen die Farben beim activesphere concept? HW: Das Petrol-Grün der Karosserie erinnert an die Farbe des Eis eines gefrorenen Bergsees. Das Fahrzeug integriert sich fast nahtlos in die Natur. Ich finde, das sieht einfach sehr schick aus. Das warme Rot des Innenraums ist inspiriert von Kaminfeuer. Das schafft eine warme und kuschelige Atmosphäre. F: Audi steht für ein progressives Design. Was ist aus Ihrer Sicht das Progressive am Design? HW: Schlichtweg alles. Hier wird einmal mehr deutlich, dass wir diesen Begriff „Vorsprung leben“ in unserem Markenkern zelebrieren. Wir springen nach vorne, wir nutzen unser Know-how und neueste Technologie, um etwas zu gestalten, was in der Ausprägung noch nie da war, um Erlebnisse zu kreieren, die einzigartig sind. F: Welche Idee steckt hinter der Kombination von Design und Funktionalität beim Audi activesphere concept? HW: Der Wagen ist vergleichbar mit einem Schweizer Taschenmesser: formschön von außen, kompakt in der Größe, aber multifunktional und anlassbezogen. Innen ist das Fahrzeug mit einer Pick-up-Fläche ausgestattet, wobei der Innenraum dennoch von dieser Fläche getrennt werden kann. Denn Wärme ist Energie, und bei einem Elektrofahrzeug ist Energiemanagement der Hebel für Reichweite. Es kommt auf jedes Kilowatt an, und jede Optimierung zählt. Formgebung und Aerodynamik spielen eine Rolle für einen perfekten Airflow, was wiederum ebenfalls großen Einfluss auf die Reichweite hat. F: An welche Vorgaben musste man sich im Design halten? HW: Wir haben uns dazu entschlossen, nicht mit Sehgewohnheiten zu brechen, obwohl man es technisch könnte. Der Audi skysphere hat beispielsweise eine ganz lange Haube. Warum? Weil ein Roadster mit langer Haube einfach atemberaubend schön ist. Je größer die Haube, desto prestigeträchtiger das Fahrzeug. F: Mit diesem Fahrzeug ist wahnsinnig viel möglich. Wen stellen Sie sich als typischen Käufer bzw. als typische Käuferin vor? HW: Es sind Menschen mit einem aktiven Lebensstil, die gerne draußen und aktiv in der Natur unterwegs sind. Egal, ob mit dem Fahrrad im Gelände, mit den Skiern im Schnee, mit dem Foil auf dem Wasser oder mit dem Golfbag auf dem Golfplatz. F: Diese Zielgruppe legt bekanntermaßen hohen Wert auf Nachhaltigkeit. Inwiefern hat man diesem Aspekt hier Rechnung getragen? HW: Der Aspekt Nachhaltigkeit zieht sich bei Audi durch wie ein roter Faden. Wir haben von der Beschaffung über das Portfolio bis zur Wiederverwendung ein komplett holistisches Nachhaltigkeitskonzept. F: Was heißt das konkret? HW: In der Beschaffung fahren wir mit den 14'000 LieferantInnen in 60 Ländern CO2-Workshops, um deren Dekarbonisierungsplan festzulegen. In der Produktion setzen wir auf die Mission „Zero“ (CO2-neutral). An drei N°03 / 2023
Standorten haben wir die Ziele heute bereits erfüllt. Das heißt, jeder Audi e-tron, der da draußen herumfährt, wurde in einem Werk gebaut, das bilanziell CO2-neutral operiert, und bis ins Jahr 2025 operieren alle AudiWerksstandorte komplett bilanziell CO2-neutral. Die größten Dach-Photovoltaikanlagen der Welt stehen auf unseren Dächern; das sind immerhin über 160'000 Quadratmeter Dachfläche. Dazu wird jeder neue Audi, der ab 2026 gelauncht werden wird, ein elektrischer sein. Das heißt, in weniger als zehn Jahren werden wir unsere Fahrzeugflotte komplett auf elektrische Mobilität umstellen. F: Was können Sie uns zum Thema Kreislaufwirtschaft sagen? HW: In einem Audi stecken rund 600 bis 800 Kilo Aluminium. Da macht es sich schon bemerkbar, wenn ich den Rest Verschnitt zurück an die LieferantIn gebe, die ihn dann wieder einschmilzt – allein damit sparen wir schon Hunderttausende Tonnen CO2 pro Jahr. Zudem haben wir an allen Audi-Werkstandorten Wasserkreisläufe installiert und damit alleine im vergangenen Jahr 0,7 Milliarden Liter Wasser gespart. Davon gibt es noch zahlreiche weitere Beispiele, die beweisen: Die ökologische Nachhaltigkeit ist bei Audi schon heute da. F: Wie lange dauert es, bis so ein Fahrzeug wie der Audi activesphere concept tatsächlich in der Serie realisierbar ist? HW: Fünf Jahre ist die Daumengröße für einen kompletten Neuansatz, denn hier reden wir über eine komplett neue elektronische Plattform. Eine Plattform, die dann eventuell auch automatisches Fahren ermöglicht und für das Verschwinden von Dashboard und Lenkrad sorgt. F: Die Automobilindustrie hat sich in den vergangenen zehn Jahren enorm verändert. Welche Eigenschaften muss eine HerstellerIn aus Ihrer Sicht mitbringen, um in diesem Umfeld bestehen zu können? HW: Als ich 2020 zu Audi kam, war das erste, was ich in meiner Rolle als Leiter Marke Audi gemacht habe, die Markenstrategie erneut zu überprüfen und gemeinsam mit dem Vorstand zu überarbeiten. Der Markenkern, den ich dem Vorstand vorgeschlagen habe, lautete „Vorsprung leben“. Ich glaube, aufgrund der technologischen Möglichkeiten war es noch niemals so spannend und gleichzeitig so wichtig, den Mut und das Mindset zu haben, nach vorne zu springen. F: Auf Elektrizität statt Benzin umzustellen, ist ein solcher Schritt. HW: Wir sind jetzt gemeinsam in die Wüste gesprungen und haben das erste Rallye Dakar Fahrzeug elektrifiziert. Wir springen gerade gemeinsam nach vorne und elektrifizieren die Formel 1. Das sind sehr mutige Schritte, und genau die sind es, die in diesem ultimativen Transformationsjahrzehnt so überlebenswichtig sind. F: Welches Gimmick gefällt Ihnen persönlich am besten am Audi activesphere concept? HW: Ich finde diese Pick-up-Fläche genial, weil sie so formschön ist. Selbst wenn sie ausgefahren ist, sieht das immer noch schick aus.
„Zukunft ist bei Audi eine Haltung.“
Das gesamte Interview und noch mehr Informationen zum Audi activesphere concept gibt es auf faces.ch 111
APPAREL
SARTORIAL OUTLAWS
Den Rucksack auf den Schultern und den Kopf voller Ideen: Luca Hasler und Ricardo Ferreira fehlt für den großen Durchbruch eigentlich nur noch etwas Glück. Die beiden Schweizer stürmen mit der Männermode ihres Labels Luca Ferreira gerade die Herzen hiesiger Modefans. Interview: Marina Warth Foto: Kevin Tuazon
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FACES: Der Name Luca Ferreira kommt von euren eigenen Namen. Was für ein Typ ist Luca Ferreira? Luca Hasler & Ricardo Ferreira: Unser Markenname besteht aus Luca Haslers Vornamen und Ricardo Ferreiras Nachnamen. Wir sind uns in Sachen Charakter sehr ähnlich, unterscheiden uns jedoch in unserem Stil sehr voneinander. Der eine mag es minimalistischer, der andere ist gerne auffällig unterwegs – das wider spiegelt sich auch in unserer Kollektion. F: Was sollen die KonsumentInnen über Luca Ferreira wissen? RF: Wir legen in unseren Kollektionen einen sehr hohen Wert auf Qualität und Details. Die Kreationen von Luca Ferreira stehen stets am Puls der Zeit, ohne dabei Mainstream zu sein. Uns ist es wichtig, dass unsere Kunden unsere Teile voller Freude und ohne jegliche Bedenken tragen können. F: Was sind die Vor- und Nachteile daran, zu zweit ein Modelabel zu gründen?
LH: Die Vorteile liegen auf der Hand: Im Brainstorming und im gemeinsamen Gespräch kommen mehr Ideen zusammen. Die Inspirationen sind nicht nur zahlreicher, sondern auch weitläufiger. Gemeinsam blicken wir in die verschiedensten Bereiche jeglicher Themen. Zudem ergänzen wir uns mit unseren Skills und unseren Ideen und haben die Möglichkeit, unsere Arbeiten aufzuteilen. Natürlich gibt es auch ab und an Meinungsverschieden heiten, die wir aber stets gemeinsam diskutieren und zusammen eine Lösung finden, um eine Entscheidung zu treffen, die für beide stimmt. F: Wie müssen wir uns eure Zusammenarbeit vorstellen? LH: Sehr chaotisch, mit vielen Tagen und schlaflosen Nächten, in denen wir lachen und weinen. Wäre es nicht so chaotisch, würden die meisten Kreationen nicht ent stehen. F: Was bewundert ihr am jeweils anderen am meisten? LH: Ricardo ist in der Kommunikation besonders stark, was ich sehr bewundere. Zudem verfügt er über diese N°03 / 2023
„Unsere Arbeit ist sehr chaotisch, mit vielen Tagen und schlaflosen Nächten, in denen wir lachen und weinen.“ Gelassenheit und Ruhe, die ich nicht habe. RF: Luca ist sehr zuverlässig und ein guter Vertrauter, der seinen eigenen Stil hegt und pflegt und nie seinen Humor verliert. F: Was hättet ihr gerne gewusst, bevor ihr euer Label gegründet habt? RF: Dass der Einstieg in den Markt so extrem schwierig ist. Wir machen die Erfahrung, dass das Sicherheits bedürfnis der SchweizerInnen besonders groß ist und die Menschen hier deshalb nicht so offen für Neues sind, sondern lieber auf Vertrautes setzen. F: Welche Hürde in der Modebranche ist höher als gedacht, und was fällt euch einfacher, als ihr euch das vorgestellt habt? LH: Es ist enorm schwierig, überhaupt erst die richtigen Kontakte zu Geschäften und Showrooms zu knüpfen, um dort unsere Kollektionen präsentieren zu können. Die Schweiz hat im europäischen Vergleich eine sehr starke Textilvergangenheit – da ist es für uns umso unverständlicher, dass sich nur sehr wenige Unterneh men und Privatpersonen für Schweizer ModeStart ups interessieren und die Bereitschaft für Kollabora tionen oder Investitionen dementsprechend gering ist. Ich hätte erwartet, dass die Zusammenarbeit mit Produktionsstätten eine größere Hürde für uns dar stellen würde. Zum Glück erwiesen sich das Sourcing und die Produktion dann doch einfacher als anfangs gedacht. F: Was macht ihr am besten im Team, und welche Aufgaben muss jeder für sich erledigen? RF: Da wir noch ganz am Anfang stehen, werden bei uns alle Arbeitsschritte zusammen ausgeführt und gemein sam besprochen. F: Wie habt ihr euch das Arbeiten in der Modebranche früher vorgestellt, und wie ist es tatsächlich? RF: Aufgrund unserer Erfahrungen in der Modebranche wissen wir, worauf es ankommt. Ein eigenes Mode unternehmen zu führen, ist allerdings neu für uns – wir begeben uns damit in eine komplett neue Welt. F: Wo wünscht ihr euch mehr Unterstützung? LH: Unterstützung ist vielleicht der falsche Begriff. Wir wünschen uns mehr Offenheit und einen besseren Zugang zur Schweizer Modebranche. Es wäre doch spannend, in der Schweiz eine Vereinigung von Mode schaffenden zu haben, um Synergien zu nutzen und sich gegenseitig austauschen zu können. F: Welchen Vorteil habt ihr als unabhängiges Label im Vergleich zu großen Häusern wie Gucci oder Prada? LH: Die Freiheit, nicht von einem Konzern geleitet zu werden, wodurch wir das machen können, worauf wir gerade Lust haben. Dies betrifft die Gestaltung der Kollektion, unsere Entscheidungsfindung oder unser Auftreten gegen außen. F: Welcher Designer oder welche Designerin ist euer Held bzw. eure Heldin und weshalb? LH: Held ist ein großes Wort. Ich blicke allerdings voller Bewunderung auf die Arbeit von Mike Amiri. Die Art und Weise, wie er die Kollektionen von Amiri kreiert und anschließend präsentiert, inspiriert mich immer wieder aufs Neue. N°03 / 2023
F: In welchem eurer Kleidungsstücke steckt am meisten Arbeit und weshalb? RF: Strick ist enorm aufwändig. Es geht dabei nicht nur darum, das richtige Material und die passende Strickart zu finden, sondern diese auch ideal auf das gewünschte Design anzupassen. Darüber hinaus stellt uns auch Leder immer wieder vor neue Herausforde rungen. Die visuellen Effekte unserer Lederjacke der vergangenen Winterkollektion 2022 entstehen etwa in Handarbeit. Jede Jacke wird einzeln bearbeitet, und dieses traditionelle Handwerk beherrschen nur wenige Produktionen. F: Für welches Problem braucht ihr gerade dringend eine Lösung? LH: Den Markeintritt in die Schweiz zu schaffen und die Chance zu bekommen, unsere Kollektionen in mehreren Stores zu präsentieren. F: Könnt ihr euch vorstellen, eine eigene Modeboutique zu eröffnen? Wo würdet ihr dies tun und weshalb gerade dort? RF: Eine eigene Boutique ist eines unserer Zukunftsziele. Wir würden diese gerne in Zürich eröffnen, da die Stadt ein sehr internationales Publikum hat und in Sachen Mode immer up to date ist. F: Worauf achtet ihr, wenn ihr für euch selbst Mode kauft? LH & RF: Auf den Stil, die Qualität, die Passform und den gesamten Look. F: Wieviel haben diese wunderbaren Mode-Dokus von entwürfezeichnenden DesignerInnen wie etwa Karl Lagerfeld mit eurem Arbeitsalltag gemein? LH & RF: Wir erkennen gewisse Arbeitsschritte, die in sol chen Dokumentationen dargestellt sind, und können uns ein Stück weit auch mit der Arbeit identifizieren. Allerdings zeichnen wir keine Entwürfe, sondern ent wickeln basierend auf den Ideen in unseren Köpfen unsere Schnittmuster, aus denen wiederum ein erstes Sample entsteht. F: Wo produziert ihr eure Kleidung, und kennt ihr alle Hände, durch die diese geht? LH: Unsere ProduzentInnen befinden sich in Italien und Portugal. Dort kennen wir alle Menschen, die in die Arbeitsprozesse involviert sind – und ich spreche hier vom Stofflieferanten bis zum Produzenten. F: Welcher Kontakt aus eurem Netzwerk hilft euch am meisten weiter und wobei? RF: Je nach Phase, in der wir uns befinden und befanden, waren das immer andere Personen. Besonders zu Beginn der Gründung unseres Labels konnten wir auf die Kon takte zurückgreifen, die sich aus unserem Studium an der Schweizerischen Textilfachschule ergeben haben. F: Was steht beruflich ganz oben auf eurer Wunschliste? Und was privat? LH & RF: Beruflich steht der Wunsch ganz oben, von unserem Label leben zu können. Wir wollen jeden Tag unseren Traum leben, der Modebranche unsere Sicht und unsere Kreationen zeigen zu können. Das ist unsere Leidenschaft. Privat ist es uns wichtig, jeden Tag an uns selbst zu arbeiten – sei das mental oder physisch. Wir wollen uns stets auf das bestmögliche Niveau brin gen und konstant am Ball bleiben.
LUCA HASLER & RICARDO FERREIRA Aus zwei mach eins: Luca Hasler und Ricardo Ferreira haben ihr Handwerk an der Schweize rischen Textilfachschule gelernt und beim gemeinsamen Büffeln beschlossen, zusammen den ModeOlymp zu erklimmen. Ihr Baby: Luca Ferreira, Mode für Männer, die sich was trauen. lucaferreira.com
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ZUHAUSE
HOME IMPROVEMENT
Interview: Marina Warth Fotos: Sarah Hartmann (represented by 0360works)
Sarah Hartmanns Zuhause ist eine Kreuzung aus Rummelplatz und Glücksbärchis Wolke. Inmitten von Pastellfarben fühlt sich die Berlinerin besonders wohl, die die meisten Teile und Möbelstücke in ihrer Wohnung auf Secondhand-Plattformen erwirbt und ihre FollowerInnen auf @sarahheartmann an ihren Projekten teilhaben lässt. Dank Stichsäge, Farbe und Pinsel werden die Fundstücke zu Unikaten, die den 0815-Teilen des gelb-blauen Möbelriesen gehörig die Schau stehlen.
Sarah macht sich ihre Wohnwelt, wie sie ihr gefällt.
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Individualismus ist nicht nur in Sachen Wohnung Sarah Hartmanns Motto.
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„Es ist so viel preiswerter, persönlicher und individueller, Secondhand zu kaufen.“
Aufmöbeln leicht gemacht – wenn man weiß, wie es geht.
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FACES: Womit verdienst du deine Brötchen? Sarah Hartmann: Da ich Ende letzten Jahres meinen Vollzeit-Job als Grafikdesignerin gekündigt habe, verdiene ich meine Brötchen ab diesem Jahr ausschließlich mit Kooperationen und Partnerschaften auf Social Media. F: Welche Berufsbezeichnung steht auf deiner Visitenkarte? SH: Brauch ich sowas? Wahrscheinlich würde da jetzt Content Creator stehen. F: Wie sieht ein stinknormaler Arbeitstag bei dir aus? SH: Ich muss meine richtige Routine noch finden, da jeder Tag noch super aufregend ist ohne ein Angestelltendasein. Gerade stehe ich immer gegen neun Uhr auf und mache mir eine Übersicht darüber, was an diesem Tag alles ansteht und was ich besorgen muss. Weil ich auf Tageslicht zum Filmen und Fotografieren angewiesen bin, muss der Content vor 15 Uhr abgedreht sein. Meistens gehe ich danach noch zum Baumarkt und hole Fundstücke von Ebay-Kleinanzeigen ab. Am Abend schneide und poste ich meistens ein neues DIY oder eine Kooperation auf Instagram und Tiktok und beantworte Nachrichten und Kommentare. Oft gehe ich spät abends noch E-Mails, Anfragen und Briefings durch. Zur Entspannung vor dem Schlafengehen habe ich gerade das Häkeln wieder für mich entdeckt. F: Was tust du in zehn Jahren? SH: Hoffentlich immer noch das, was ich liebe (was auch immer das sein wird) – nur mit etwas mehr Falten im Gesicht. F: Was hat dein Zuhause, was andere nicht haben? SH: Keine Angst vor Farben und Mustern. F: Worauf achtest du, wenn du andere Wohnungen betrittst? SH: Auf den Geruch. Ich bin ein großer Fan von Raumdüften, und das fällt mir in anderen Wohnungen immer sofort auf. F: Was macht eine coole Wohnung aus? SH: Eine coole BewohnerIn mit Experimentierfreude. F: Welcher Einrichtungsstil sagt dir gar nicht zu und weshalb? SH: Der erste, der mir einfällt, ist der maritime Stil; ich bin leider kein Fan dieses Yacht- und BootshafenFeelings in Blau und Weiß. Auch Pampasgras oder alles, was zum Boho-Stil dazugehört, wird man bei mir nicht finden. F: Was ist der größte Fehler, den man beim Einrichten einer Wohnung machen kann? SH: Zum schwedischen Lieblingsmöbelhaus zu fahren, dem Motto zu frönen „einmal hin, alles drin“ und die komplette Wohnung auf einmal einzurichten. Es ist so viel preiswerter, persönlicher und individueller, Secondhand zu kaufen und in ausgewählte, hochwertige und langlebige Möbelstücke zu investieren. F: Welches Möbelstück oder Accessoire ist dein bestgehüteter Schatz, weshalb, und wie kamst du dazu? SH: Da gibt es viele, die ich wirklich liebe, aber ein besonderes Teil ist auf jeden Fall mein fliederfarbener Esstisch, der auch gleichzeitig mein Schreibtisch ist. Das war eines der ersten Secondhand-Teile in meiner neuen Wohnung und hat so den Stil und die Farbwelt für das Wohnzimmer vorgegeben. Ich hatte ihn einem älteren Ehepaar in Charlottenburg für wenig Geld abgekauft und neu lackiert. Das Beste ist, dass er ausziehbar ist, falls ich mal mehr Gäste einladen sollte. F: Welches Teil oder Möbelstück war ein absoluter FehlN°03 / 2023
kauf und weshalb? SH: Wirkliche Fehlkäufe gab es tatsächlich noch keine, aber es gibt definitiv Teile, die ich nach einem DIY oder Upcycling zeitnah wieder verkauft habe, weil ich entweder keinen Platz dafür hatte oder die Farbe doch nicht ganz in mein visuelles Konzept gepasst hat. F: Welcher Designklassiker ist den Hype nicht wert? SH: Vielleicht werde ich dafür jetzt gehasst, aber ich bin der Meinung, dass das Togo-Sofa von Ligne Roset gut aussehen kann und auch gemütlich ist, aber den aktuellen Marktpreis absolut nicht wert ist. Für diese Menge an Geld kann man sich ein oder gleich mehrere tolle individuelle Design-Sofas zulegen, die mehr zu bieten haben. F: Was sammelst du? SH: Nagellack in allen Farben, (Sonnen-)brillen und Lampen. F: Wo und auf welchen Plattformen machst du die besten Schnäppchen? SH: Meine absolute Go-To-Plattform ist Ebay-Kleinanzeigen. Ich verbringe mindestens ein bis zwei Stunden täglich auf dieser Seite und wühle mich durch die Angebote in ganz Deutschland. Oft finde ich aber auch tolle Teile in meiner Nähe, die ich direkt abholen kann. F: Wie sucht man klug die richtigen Teile, die seinem eigenen Stil entsprechen? SH: Leider kenne ich noch keinen magischen Trick, um schnell und einfach tolle Vintage-Möbel zu finden. Die Suche ist nicht zu unterschätzen und braucht viel Zeit und Geduld, aber es lohnt sich immer. Ich lasse mich gerne von Pinterest und Instagram inspirieren, bin aber nie zu versteift auf ein spezielles Möbelstück oder einen bestimmten Stil, da man nie genau wissen kann, was man Secondhand alles findet. Das macht die Suche aber auch so spannend. F: Wie und wo findet man die richtigen Bilder für seine Wohnung? SH: Ich bin ein großer Fan davon, lokale KünstlerInnen zu unterstützen, deswegen kann ich Plattformen wie Kunst100 sehr empfehlen. Oder man schreibt die KünstlerInnen direkt über Instagram an. Schöne Prints in verschiedenen Stilrichtungen mit passenden Rahmen gibt’s auch bei Wall of Art. F: Für welches Möbelstück sparst du? SH: Das nächste große Möbelstück, was unbedingt zeitnah her muss, ist ein richtiger Kleiderschrank mit viel Stauraum. Seit dem Einzug versinke ich in Bergen von Klamotten in der Ecke meines Schlafzimmers – das muss endlich ein Ende nehmen. F: Die Wohnung ist leer. Wo beginnst du mit der Einrichtung? SH: Als ich vor ungefähr einem Jahr in meine jetzige Wohnung gezogen bin, habe ich mich zuerst auf die großen Möbelstücke konzentriert und alles andere darum gebaut. Esstisch, Couch und Bett waren meine ersten To-Dos. Bei diesen Dingen würde ich auch nicht sparen, da sie ständig in Gebrauch sind und besonders langlebig sein sollten. F: Was sind die Basic-Materialien und -Werkzeuge, die man stets zuhause haben sollte, um Secondhand-Teile aufzubereiten? SH: Ich schwöre auf ein kabelloses Schleifgerät, ein Lackierset mit Farbrollen und Pinseln und eine Stichsäge. Mit dieser Ausstattung kann man schon einiges an DIY- und Upcycling-Arbeiten erledigen. 117
IN FULLHIGHBLOOM FLOWER SWEET FIELDS Photography: Christine Polz Styling: Camila Cavalcanti Make-up & Hair: Debora Hörz Model: Mila Bausch Assistance: Edson Tafelmaier
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Kleid von GANNI. Kette von BLUMARINE.
Links: Kleid von NANUSHKA. Strickjacke von ROTATE BIRGER CHRISTENSEN. Kette von PACO RABANNE.
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Rechts: Kleid von NANUSHKA. Kette von ZARA. Ohrringe von DIOR.
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Kleid von ROTATE BIRGER CHRISTENSEN. Gürtel von TOMMY HILFIGER.
Links: Kleid von ZIMMERMANN. Kette von BLUMARINE.
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Rechts: Pullunder von GANNI. Rock von ZIMMERMANN. Stiefel von PARIS TEXAS.
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Kleid von GANNI. Bluse von SEE BY CHLOÉ.
Links: Bluse von SEE BY CHLOÉ. Sonnenbrille von SAINT LAURENT.
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Rechts: Rock von ZIMMERMANN. Oberteil von COPERNI. Ohrringe von MARINE SERRE.
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DUNE
LANDING ON MARS
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Links: Neben den imposanten Felsformationen kämpfen selbst die luxuriösen Camp-Zelte um Aufmerksamkeit. Rechts: Ruhe und Entspannung bietet das durchdesignte Aman Spa.
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Durch Zeit und Raum gefallen und irgendwo auf einem fremden Planeten aufgewacht: Umgeben von Sand und Dünen, roten Felsen und bizarren SteinFormationen erlebt man im Amangiri die volle Wucht der Natur, deren Schönheit beinahe von der minimalistischen Architektur des Luxus-Resorts ablenkt. Eingebettet in die Wüstenlandschaft Utahs findet sich hier ein Zuhause auf Zeit, dessen Spektakularität wir glatt mit Zehn von Zehn bewerten. Interview: Marina Warth Fotos: Amangiri
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Hier definiert sich das Wort Sonnenuntergang nochmals ganz neu.
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Links: In den Suiten des Amangiri dominieren Erdtöne und Minimalismus. Rechts: Wer im Camp Sarika übernachtet, muss auf die Spa-Annehmlichkeiten nicht verzichten.
„ DI E S E U N W I R K L IC H E W Ü S T E N L A N D S C H A F T G I B T E I N E M DA S G E F Ü H L , E I N E N A N D E R E N P L A N E T E N Z U B E S U C H E N .“
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Wer Camping mit beengten Verhältnissen assoziiert, war noch nie im Camp Sarika.
„ D I E Z E I T, D I E D I E M E N S C H E N I N I H R E M U R L AU B V E R B R I N G E N , I S T S E H R W E R T V O L L G E W O R D E N .“
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AMANGIRI & CAMP SARIKA Als würde die Wüstenlandschaft in Utahs Nirgendwo nicht ausreichen, um einem die Sprache zu verschlagen, schafft Aman hier mit dem Amangiri und dem Camp Sarika einen Ort, der aus Träumen stammen könnte. Umgeben von rotem Sand, Stein und Klippen planscht man hier im Außenpool und sortiert seine Gedanken im luxuriösen MinimalismusInterieur in einer von 34 Suiten. Wem Spa-Besuche und Yoga nicht ausreichen, um vom Alltag zuhause richtig abzuschalten, der begibt sich in eines von zehn Zelt-Camps, die Ruhe, Gelassenheit und Abgeschiedenheit auf eine ganz neue Art und Weise zelebrieren. Die Umgebung ist zu spektakulär, um nicht auf eigene Faust entdeckt zu werden, finden sich hier doch immer wieder Fossilien von Dinosauriern, die diesen Ort vor über 160 Millionen Jahren zu ihrem Zuhause gemacht haben. aman.com/resorts/amangiri
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FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen? Audrey Huttert: Ich bin als Kind mit meiner Familie sehr oft gereist und hatte das Glück, an vielen schönen Orten übernachten zu können. Natürlich konnte ich während den gediegenen Abendessen meiner Eltern nicht stillhalten und verließ zwischen den Gängen stets den Tisch. Dann huschte ich durch die Räume und unterhielt mich mit den MitarbeiterInnen – ich sprach mit den Damen am Empfang, unterhielt mich mit den Portiers und machte Späße mit den anderen Angestellten. Diese Begegnungen blieben mir sehr präsent und waren mit der Grund, weshalb ich mich mit 15 Jahren für einen Beruf in der Hotellerie entschieden habe. F: Wie beschreiben Sie das Amangiri in Utah in einem Satz? AH: Versteckt zwischen den dramatischen Sandsteinformationen und inmitten eines Tals im Süden Utahs ist das Amangiri mit seiner minimalistischen Architektur eine Enklave, die Luxus mitten in der Wüste bietet. F: Führen Sie uns durch die einzelnen Schritte Ihres Resorts von der Idee bis zum fertigen Hotel! AH: Die Vision der ArchitektInnen des Amangiri war es, den Geist der Wüstenlandschaft einzufangen und in ein umweltfreundliches Design zu bannen. Der Swimmingpool, ein zentrales Element des Resorts, windet sich um eine 165 Millionen Jahre alte Felsformation und verkörpert deshalb diese Idee perfekt. Seit der Eröffnung des Resorts 2009 ist er zum Herzstück des Amangiri geworden. Jedes Zimmer verfügt über raumhohe Fenster, die die Landschaft wie ein Kunstwerk einrahmen. Die Aman-Gruppe hat es geschafft, mit dem Amangiri in Utah einen modernen und luxuriösen Rückzugsort zu schaffen. Seit drei Jahren umfasst das Resort auch Das hält Audrey Huttert von… das Camp Sarika und damit zehn Luxus-Pavillons, die KREUZFAHRTSCHIFFEN: es den Reisenden erlauben, die Natur noch näher und die richtig luxuriösen? Ja, bitte! intensiver zu erleben. BUFFET-ESSEN: nein, danke. F: Aus welchen Gründen sollten wir unbedingt im AmanALL-INCLUSIVE: giri übernachten? gerne. AH: Diese unwirkliche Wüstenlandschaft, in die das AmanHUNDEN IM RESTAURANT UND IM HOTEL: giri eingebettet ist, gibt einem das Gefühl, einen andeja. ren Planeten zu besuchen. Es ist der ideale Ort, um sich KINDERN IM RESTAURANT UND mit der Natur zu verbinden und diese zu erkunden. Die IM HOTEL: Nationalparks Grand Canyon, Bryce Canyon und Zion klar. ANIMATEURINNEN: sind nur einen Katzensprung entfernt. Dazu kommt Live-Entertainment verleiht das Aman Spa, das mit einer Fläche von 2'300 Quadrateinem Ort zusätzlich Charakter. metern den richtigen Rahmen legt, um zur Ruhe zu DRESSCODES: Nur, wenn dieser der Umgebung kommen und sich richtig zu entspannen. angemessen ist. F: Welche Aspekte Ihres Berufs als Hotelier empfinden Sie als TRIPADVISOR: besonders spannend und welche sind eher langweilig? ermöglicht konstruktive AH: Besonders schätze ich den Empfang und die BewirReviews. NACHHALTIGKEIT: tung unserer Gäste, die aus ganz unterschiedlichen unbedingt – und zwar in allen Ländern und Kulturen zu uns kommen und individuelle Bereichen vom Essen über Hintergründe mitbringen. Die Zusammenarbeit in einer die Einrichtung bis hin zu den Erlebnissen. Gruppe von Menschen, die alle dieselbe Leidenschaft FACHKRAEFTEMANGEL: für diesen Beruf teilen und den Anspruch haben, unseren Man sollte auf die Einstellung Gästen während ihres Aufenthalts bei uns grandiose der Menschen achten und weniger auf ihr Können. Erfahrungen zu bieten, macht mich glücklich. Die 138
Wüste Utahs ist ein toller Ort, und ich fühle mich sehr privilegiert, hier zu leben, zu arbeiten und die Möglichkeit zu haben, diese Umgebung und ihre Natur zu erleben, zu erkunden und wahrlich in sie eintauchen zu können. Eher langweilig ist dagegen die Büroarbeit, aber auch die muss erledigt werden. F: Woran müssen Hoteliers denken, worüber sich andere keine Gedanken machen? AH: Keine Anfrage ist zu groß und kein Detail zu klein. F: Worüber machen Sie sich zu viele Gedanken? AH: Ich versuche, mir nicht zu viele Sorgen zu machen und eine Sache nach der anderen in Angriff zu nehmen. F: Wie sind Sie als Chefin? AH: Ich bin zugänglich, agil und anpassungsfähig. Ich habe zwar hohe Erwartungen, fördere aber gleichzeitig die Kreativität und Innovation meines Teams und sorge dafür, dass das Arbeitsumfeld Spaß macht. F: Was macht eine gute GastgeberIn aus? AH: Eine gute GastgeberIn heißt ihre Gäste willkommen, als wären sie gute FreundInnen, und vermittelt ihnen das Gefühl von Frieden und Zugehörigkeit, egal wo auf der Welt sie sich gerade befinden. F: Welche Gäste mögen Sie am liebsten? AH: Immer und immer wieder sind ich und mein Team gerührt, wenn wir sehen, wie dankbar unsere Gäste für die Zeit bei uns und die besonderen Momente sind, die sie im Amangiri erlebt haben. Es ist schön, zu sehen, wie sehr sie die Verbindungen genießen, die sie vor Ort mit unserem Team knüpfen. F: Was stört Sie an Gästen? AH: Gäste, die sich durch den kleinsten Fehler oder ein Missgeschick ablenken lassen und dadurch die Schönheit, das Wunder und den guten Willen verpassen, die sie umgeben, bedaure ich. F: Welche Erwartungen haben Sie an Ihr Hotel? AH: Den bereits hervorragenden Ruf weiter zu verbessern und das Amangiri als Reiseziel auf der Bucket List vieler Reisender zu halten. F: Wie haben sich die Erwartungen Ihrer Gäste im Laufe der Jahre verändert? AH: Die Zeit, die die Menschen in ihrem Urlaub verbringen, ist sehr wertvoll geworden, und es war noch nie so wichtig wie heute, ihnen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten. F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst zu Gast sind? AH: Auf einen ausgezeichneten Service, der ist mir besonders wichtig. Dieser sollte unaufdringlich, einfach, aufmerksam und echt sein. Zudem achte ich auf eine schöne und saubere Umgebung. F: Was unterscheidet ein gutes von einem großartigen Hotel? AH: Sein Ort. Dieser soll eine Verbindung herstellen können zum Reiseziel oder zu den Menschen, die ihn besuchen. F: Wo steht heute Ihr eigenes Bett? AH: Ich komme ursprünglich aus Gent in Belgien, heute wohne ich in Canyon Point in Utah in den USA. N°03 / 2023
Luxus bedeutet, Platz zu haben.
„ E I N E G U T E GA S T G E B E R I N H E I S S T I H R E GÄ S T E W I L L KOM M E N, A L S WÄ R E N S I E G U T E F R E U N D I N N E N . “
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BEAST
NO MORE FAIRY TALE
Sie hängen in der Armbeuge oder umschlingen das Handgelenk, dabei gehören Krokodile, Schlangen und Co. in die freie Natur anstatt auf den Laufsteg. Und der Modefan? Der legt für derlei Accessoires auch noch mächtig Zaster auf den Tresen. Wie wenig die grausamen Machenschaften der Exotenleder-Industrie mit einem süßen Modemärchen zu tun haben und weshalb ein striktes Handelsverbot die Antwort sein muss – PETA klärt auf. Text: Britta Nolte Fotos: pa picture alliance
In der Exotenleder-Industrie leiden Echsen, Schlangen und Krokodile schlimmste Qualen. Mehrere Recherchen der Tierrechtsorganisation PETA und ihrer internationalen Partnerorganisationen haben das N°03 / 2023
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Elend in den vergangenen Jahren ans Licht gebracht. Die Spur dieses Tierleids führt auch in die Schweiz, ist diese doch weltweit einer der größten Umschlagplätze für Reptilienleder. Das bedeutet aber auch: Die Eidgenossenschaft kann politisch Einfluss auf die Branche nehmen. Immerhin hat der Nationalrat reagiert und im März 2021 eine Motion zur Deklarationspflicht für Leder aus Reptilienhaut angenommen. PETA liefert Argumente, weshalb politische Maßnahmen damit auf keinen Fall enden dürfen und ein Importverbot zwingend notwendig ist, um den grausamen Handel mit Reptilienhäuten zu beenden. Mode und Accessoires aus sogenanntem Exotenleder kosten jeden Tag unzählige Tiere, insbesondere Reptilien, das Leben. Allein in der Schweiz werden jedes Jahr über eine Million Lederhäute von Alligatoren zu Uhrenarmbändern verarbeitet und rund 150'000 Häute von anderen „exotischen“ Tieren als Leder importiert. Hauptabnehmer der Produkte sind allen voran die USA, China und Hongkong. Unter den europäischen Ländern führt auf Platz sieben Deutschland die Rangliste solcher Importe an. Für ihre Häute werden die Tiere auf grausamste Weise getötet. So werden beispielsweise die Körper von
„Mode aus Exotenleder kostet jeden Tag unzählige Tiere das Leben.“ Schlangen mit Luft oder Wasser vollgepumpt, um ihnen – häufig bei lebendigem Leib – die Haut einfacher abziehen zu können und sie auszuweiden, wie Recherchen von PETA Asien erst kürzlich erneut bewiesen haben. Die Bilder zeigen, dass ArbeiterInnen Mund und Anus der Pythons mit engen Bändern verschließen. Dann schneiden sie ein Loch in Kopf oder Schwanz, führen einen Schlauch ein und füllen die Körper der Tiere gewaltsam mit komprimierter Luft auf. Ein Mann wurde dabei gefilmt, wie er sich absichtlich auf eine Schlange stellt – offenbar, um den Druck weiter zu erhöhen. Diese unvorstellbare Gewalt gegen Tiere ereignete sich in einem Betrieb in Vietnam. Weit weg von der Schweiz; dennoch kann jeder aktiv gegen diese Form der Ausbeutung vorgehen – Widerstand ist sowohl auf persönlicher als auch politischer Ebene möglich. Denn neben der Entscheidung von Privatpersonen, keine Produkte aus der Haut oder anderen Bestandteilen von Tieren zu kaufen, hat auch die Schweizer Politik die Möglichkeit, regulierend einzugreifen, um einer Industrie den Riegel vorzuschieben, die Luxus vorgaukelt, aber Gewalt verkauft. IMPORTVERBOT ZWINGEND NOTWENDIG „Dabei hat die Schweiz im Sinne ihrer Tradition bei der Verbindung von Freiheit und Solidarität geradezu eine moralische Verpflichtung, für diejenigen einzutreten, die sich nicht selbst helfen können“, sagt Johanna Fuoß, Fachreferentin für Tiere in der Bekleidungsindustrie bei PETA. Stellt sich die Eidgenossenschaft tatsächlich der grausamen Exotenleder-Industrie in den Weg, wird das spürbare Verbesserungen 142
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für viele Tiere haben. Immerhin ist das Land einer der weltweit größten Handelsplätze für Exotenleder. Hunderttausende Häute von Alligatoren und Zehntausende von Pythons werden jährlich importiert, in der Schweiz verarbeitet und anschließend teils wieder exportiert. Einen Großteil der Tierhaut verwendet die Uhrenindustrie für Armbänder, doch auch Schuhe, Taschen oder Geldbeutel aus Leder können aus der Haut von Kaimanen oder anderen Reptilien bestehen. „Eine Deklarationspflicht für Reptilienleder, wie es eine aktuelle Motion analog zur Schweizer Pelzdeklarationsverordnung fordert und die der Nationalrat angenommen hat, ist aus Tierrechtssicht positiv zu werten, greift aber zu kurz und birgt die Gefahr – ähnlich wie bei Pelzprodukten – einen echten Wandel in Form von Handelsverboten zu verschleppen“, betont Johanna Fuoß. „In der Schweiz verstößt die Art und Weise, wie mit Tieren in der Exotenleder-Industrie umgegangen wird, gegen das Tierschutzgesetz und würde zu einem gesellschaftlichen Aufschrei führen. Solange die Einfuhr tierquälerischer Produkte wie Reptilienleder noch erlaubt ist, verschieben wir die Misshandlung dieser Tiere lediglich ins Ausland, wo niemand ihr Leid sieht. Für die Tiere geht das Grauen jedoch unverändert weiter.“ REPTILIENHANDEL BEDROHT DIE ARTENVIELFALT Der Handel mit exotischen Tieren birgt viele Probleme. Die tatsächliche Populationsgröße ist bei den meisten Arten gänzlich unbekannt. Selbst unter Fachleuten kann niemand eine zuverlässige Aussage darüber treffen, wie gefährdet sie wirklich sind. Zudem boomt der illegale Handel mit bedrohten oder geschützten Arten. „Die Exotenleder-Industrie steckt voller Korruption, und viele Häute werden ‚gewaschen‘; selbst als „Farmzucht“ deklarierte Tiere werden teilweise illegal aus der Wildnis entnommen. Zertifizierungen werden so häufig gefälscht, dass im Grunde niemand mit Sicherheit sagen kann, woher die Häute wirklich stammen“, erklärt Johanna Fuoß. Schätzungen zufolge werden nur etwa zehn Prozent aller illegalen Transaktionen mit exotischen Tieren aufgedeckt. Ob Wildfang oder eigens zum Töten gezüchtet: Es geht der tierausbeutenden Branche nur um den maximalen Profit. Allein der Handel mit den Häuten von Pythons wird vom International Trade Center auf etwa eine Milliarde Dollar geschätzt. Für die Exotenleder-Industrie sind Tiere wie Schlangen, Krokodile, Alligatoren und Echsen nichts als Ware und ein Produktionsgut. In kaum einem Land der Erde bestehen Gesetze, welche Reptilien in Zuchtbetrieben und Schlachthäusern schützen und ihre Tötungen regulieren. Das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES, auf welches die sogenannte Luxusbranche gerne als Teil ihrer vermeintlichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen verweist, um ihren Produkten einen humaneren Anstrich zu verpassen, versucht lediglich zu kontrollieren, wie viele Tiere gehandelt werden. „Wie dabei mit ihnen umgegangen wird, spielt keine Rolle. Das öffnet Tierquälerei Tür und Tor“, so Johanna Fuoß. Augenzeugen von PETA Asien bestätigen diesen Verdacht. Sie konnten beobachten, dass Schlachthofmitarbeitende in Indonesien auf völlig unzulängliche Weise versuchten, Schlangen zu betäuben oder zu töten. Hierzu schlugen sie bis zu fünf Mal mit Hämmern auf die Köpfe der Tiere ein. Im Rahmen der Recherche wurden zwei indonesische Schlachthäuser überprüft. Die Aufnahmen N°03 / 2023
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zeigen auch einen Mann, der die Haut von Schlangen mit einer Rasierklinge aufschnitt. Mindestens eines der Tiere bewegte seinen Schwanz danach noch. Die ArbeiterInnen prüften vor der Häutung nicht, ob die Tiere wirklich tot sind. DAS PERFIDE SYSTEM DER EXOTENLEDER-INDUSTRIE Um an die Haut der Tiere zu gelangen, hat die Exotenleder-Industrie ein perfides System aufgebaut. So stammen etwa die Häute von Krokodilen und Alligatoren, die für die „Exotenleder-Produktion“ misshandelt werden, in der Regel von Tieren, die in Afrika, Amerika oder Südostasien entweder in der Natur gefangen oder auf „Farmen“ und Ranching-Systemen gezüchtet wurden. Beim Ranching-System werden Eier von wildlebenden Krokodilen oder Alligatoren gesammelt und industriell ausgebrütet. Anschließend werden die Jungtiere teilweise wieder ausgesetzt, während der andere Teil unter schlimmsten Bedingungen in den Aufzuchtanlagen dahinvegetieren muss, um im Alter von ein bis drei Jahren für seine Häute gnadenlos getötet zu werden. Auch Schlangen werden von der Industrie für ihre Häute ausgebeutet. Die Tiere leben normalerweise in üppigen Urwäldern oder
„Für die Tiere geht das Grauen unverändert weiter.“ Sümpfen, umgeben von den vielfältigen Reizen, auf die ihre Natur ausgelegt ist. In Gefangenschaft hingegen werden die Reptilien in dreckige Drahtkäfige gesperrt, in denen sie sich nicht einmal vollständig ausstrecken können – freie Bewegungen oder Klettern sind unmöglich. Die eingesperrten Tiere haben in den Käfigen nichts, mit dem sie sich beschäftigen oder worin sie sich verstecken könnten – auch kein Wasser zum Baden. In kommerziellen Schlachtbetrieben ist eine solche Unterbringung gang und gäbe. Ebenso werden Alligatoren und Krokodile meist in dreckige Becken und überfüllte kahle Betongruben gesperrt, um für die Lederindustrie gezüchtet und in einem Alter von 18 Monaten bis drei Jahren getötet zu werden. Oftmals sind Tausende Krokodile von ihrer Geburt bis zu ihrem Tod in solchen kargen Gruben gefangen – sie haben niemals die Möglichkeit, ihren natürlichen Verhaltensweisen nachzugehen, etwa Tunnel zu graben, ihre Kinder zu beschützen oder gar Werkzeuge zur Jagd zu benutzen, wie es die Tiere in freier Natur tun. Diese unnatürlichen Haltungsbedingungen haben zur Folge, dass viele Tiere krank und aggressiv werden, was untereinander wiederum zu Verletzungen führt. Um Aggressionen unter den Tieren zu vermeiden, werden Alligatoren für die Lederproduktion in den USA meist in absoluter Dunkelheit in Gebäuden gehalten und sehen niemals das Sonnenlicht. Doch nicht nur das Recht der Tiere auf Unversehrtheit verletzt die grausame Exotenleder-Industrie, sie bedroht auch die Gesundheit der Menschen.
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LEDERPRODUKTION SCHÄDIGT NATUR, UMWELT UND MENSCHEN Die Corona-Pandemie dürfte auch den letzten Zweifelnden gezeigt haben, dass die Haltung von kranken, gestressten Tieren auf engstem Raum und unter unhygienischen Verhältnissen eine perfekte Brutstätte für tödliche Viren bildet. Ein Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und des Internationalen Livestock Research Institute thematisiert die Ursachen des Coronavirus und anderer Zoonosen. Demnach haben ungefähr 60 Prozent der menschlichen Krankheiten ihren Ursprung in Tieren. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass unter anderem die massenhafte Haltung in Zuchtanlagen einer der Faktoren ist, der für das Aufkommen von Zoonosen verantwortlich ist. Als Zoonosen werden Krankheiten bezeichnet, die von anderen Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Bei vielen Zoonosen wie E. coli oder Salmonellen wurde bereits festgestellt, dass Krokodile diese Erreger in sich tragen und ihn an Menschen weitergeben können. Die Exotenleder-Industrie bietet den Viren optimale Bedingungen, um sich zu übertragen. PETA und ihre internationalen Partnerorganisationen konnten dokumentieren, wie
„Die Herstellung von Exotenleder ist lebensverachtend und schädlich für die Umwelt.“ ArbeiterInnen ohne Schutzausrüstung von Alligatoren verletzt wurden, als sie diese töten wollten – und wie sie beim Häuten und Ausweiden von Schlangen in direkten Kontakt mit Blut und Innereien kamen. Menschen haben sich erstmals auf Lebendtiermärkten mit tödlichen Krankheiten wie SARS und COVID-19 infiziert. Dort besteht ebenfalls enger Kontakt zu Tieren, und es herrschen ähnlich unhygienische Bedingungen wie auf Schlangenfarmen. Zudem ist „Exotenleder“ extrem schädlich für die Umwelt. Damit Schuhe, Taschen oder Gürtel aus Schlangenhäuten nicht in den Kleiderschränken verwesen, müssen sie haltbar gemacht werden. Dies geschieht, indem die Häute mit vielen umweltschädlichen Schwermetallen wie Chrom behandelt werden. „Die Zukunft der Mode liegt in innovativen, nachhaltigen, veganen Fasern auf Basis von mikrobiologisch hergestelltem Kollagen, Pilzgeflechten oder Pflanzenabfällen wie Kaktusleder, für die kein Tier eingesperrt und getötet wurde“, konkretisiert Johanna Fuoß. TIERSCHUTZORGANISATIONEN GEGEN DIE TIERQUÄLEREI IN DER LEDERINDUSTRIE Die People for the ethical Treatment of Animals stehen an der Seite aller Tiere und gehen aktiv gegen die Tierquälerei in der ExotenlederIndustrie vor. Durch Undercover-Recherchen wie auf den Farmen in Asien gelingt es der Tierrechtsorganisation immer mehr, das Bewusstsein der VerbraucherInnen für tierfreundlichen Konsum zu sensibili146
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sieren. „Ein bewährtes Mittel sind auch unsere Straßenaktionen“, ergänzt die PETA-Referentin: „In Schlangenkostümen waren unsere Aktive in den größten Städten Deutschlands unterwegs und haben für PassantInnen das Tierleid der Exotenleder-Industrie nachgestellt. Auch für die Schweiz sind Demos vorgesehen.“ Die Organisation macht sich auch auf politischer Ebene stark für die Tiere und konfrontiert Unternehmen mit den schockierenden Videoaufnahmen. Und das mit Erfolg: In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Marken wie Chanel, Jil Sander, Victoria Beckham, Paul Smith und Mulberry dazu entschieden, zunehmend auf vegane Materialien zu setzen und Exotenleder aus dem Sortiment zu streichen. „Nun liegt es an den großen Playern in der Luxusindustrie nachzuziehen und ihrer Verantwortung gegenüber Tieren und der Natur endlich gerecht zu werden, indem auch sie den Verkauf exotischer Tierhäute beenden“, erklärt Johanna Fuoß. GEMEINSAM FÜR EINE BESSERE WELT Die „Herstellung“ von Exotenleder ist derart lebensverachtend und schädlich für die Umwelt sowie alle BewohnerInnen der Erde, dass nur ein Handelsverbot dieses Leders eine langfristige Lösung für das Problem bietet. Die Schweiz als eine der größten Drehscheiben für Exotenleder sollte die Chance nutzen und mit einem Importverbot für Tierhäute von exotischen Tieren als Pionierin auftreten. Die Schweizer und Schweizerinnen sind aber nicht dazu verdammt, zu warten, bis die oftmals langwierigen politischen Prozesse in die Gänge kommen. Sie können schon heute etwas gegen Tierleid und potenzielle zukünftige Pandemien unternehmen, indem sie sich gegen Produkte aus Exotenleder entscheiden und Produkte im Schlangen- oder Krokodil-Look kaufen, die ohne Tierhäute produziert werden und für die niemand getötet wurde.
PETA PETA kämpft weltweit für den Schutz und die Rechte aller Tiere auf unserem Planeten. Die Organisation, die sich seit 2018 als PETA Schweiz auch hier engagiert, klärt die Öffentlichkeit über das Tierleid auf und übt Druck auf die Verantwortlichen in Wissenschaft und Politik aus. Das Ziel: Misshandlungen an Tieren zu unterbinden. Als gemeinnützige Organisation wird PETA Schweiz ausschließlich durch Spenden finanziert. Johanna Fuoß ist Fachreferentin bei PETA für den Bereich Tiere in der Bekleidungsindustrie. Ihre Expertise erstreckt sich über alles, was mit tierischen Bestandteilen in Kleidung und anderen Textilien zu tun hat. Auch mit tierleidfreien veganen Alternativen ist die Veganerin bestens vertraut. Für diesen Artikel stand sie Britta Nolte Rede und Antwort. Die Texterin arbeitet in der Pressestelle der Tierrechtsorganisation, auch sie ernährt und kleidet sich vegan. peta-schweiz.ch
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Vom iPhone 5 zur professionellen Kamera und vom Hobby-Knipser zum gefeierten Fotografen: Mittlerweile prangen Stephen Tayos Fotografien in der New York Times, der Vogue oder Dazed. Kleider sind seine Bauklötze, Lagos ist sein Spielplatz – und FACES einer seiner Fans. Fotos: Stephen Tayo, Now Gallery, Greenwich Peninsula
Rechts: Elegant wie ein Pfau.
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Links: Wenn der Mensch zum Objekt wird.
Rechts: Auch unfertig ein Kunstwerk.
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Links: Stil kann man nicht kaufen – zum Glück.
Rechts: Geiler Einteiler! Zu haben bei Ebute Metta.
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Was hinter den Kulissen abgeht, hat durchaus Aufmerksamkeitspotential.
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Rechts: Netze im Meer und Plastik im Ozean: Probleme, die einen Schnappschuss lang zu Kunst werden.
Links: Hut gefällig?
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HUMAN STORIES: THE SATIRISTS Lagos ist Geburtsstätte und Inspirationsquelle von Stephen Tayos Schaffen. So besteht sein Portfolio aus den Menschen, die Lagos ein Gesicht geben und deren Probleme das Leben in Nigerias größter Stadt zum Spießrutenlauf werden lassen. So ist die Ausstellung „Human Stories: The Satirists“ mehr Gesellschaftskritik denn Stadtportrait, wenn Tayo mittels Plastikinstallationen auf eine der größten Sauereien unserer Zeit aufmerksam macht. Human Stories: The Satirists, NOW Gallery, Greenwich Peninsula, London, Großbritannien
Rechts: Twinning is winning.
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Ammenhaie sind zahm wie Kätzchen – und wir mutig wie eine Horde Löwen.
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OASIS
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Das Leben ist hart genug, wir wollen Kitsch und davon so viel, dass es für eine ganze Woche reicht! Deshalb verabschieden wir uns auf die Malediven, wo uns die Anantara-Gruppe mit den Schwestern-Resorts Dhigu und Veli gleich zwei Möglichkeiten bietet, das Paradies zu erkunden. Text: Marina Warth Fotos: Anantara Hotels, Resorts & Spas
Es gibt Orte, die stehen auf jeder Bucket List. Die Malediven sind so ein Ziel, dem viele eine Zeile widmen. Once in a lifetime? Da tut man dem Archipel unrecht, das im Indischen Ozean gleich 26 Atolle umfasst und mit über 1'000 Inseln so viele, dass sich damit locker eine ganze Liste füllen lässt. Anantara liefert mit den beiden Resorts Anantara Dhigu und Anantara Veli gleich zwei Gründe für die Reise ins Paradies. Diese Beschreibung ist keinesfalls übertrieben: das Wasser klar wie Kristall, die Fische so bunt wie im Disney-Film und die Beach- und Overwater-Villen so unangestrengt luxuriös, dass diese in Sachen Spektakularität glatt mit dem Kitschstrand mithalten können. Lediglich 35 Minuten Schnellboot-Fahrt trennen Malé-Ankömmlinge vom Robinson-Crusoe-Feeling. Denn: Obwohl die beiden Schwestern-Inseln mit 177 Villen einiges an Platz für Reisende bieten, trifft man beim Spazieren durchs gepflegte Grün häufiger auf Geckos und Flughunde denn auf andere TouristInnen. Woran das liegt? Sicherlich an den Beach- und Overwater-Villen, deren schickes Interieur es einem wahrlich erschwert, das Drinnen fürs Draußen zu verlassen – und das muss einem an einem Ort wie den Malediven erst einmal gelingen. Hier finden alle ein Zuhause auf Zeit: Im Anantara Dhigu residieren Familien, im Anantara Veli kommen Erwachsene ohne Kinder auf ihre Kosten. Obwohl hinsichtlich Philosophie getrennt, können Reisende dank Pontoon-Transfer beide Inseln erkunden und insbesondere die kulinarischen Highlights beider Resorts genießen: Buffet im Café Fushi mit arabischen, indischen und westlichen Leckereien, Thai-Food direkt am Wasser im Baan Huraa, Teppanyaki und japanische Köstlichkeiten im gediegenen Ambiente des Restaurants Origami oder Naan, Currys und mehr, was die südasiatische Küche hergibt, im Cumin. Nun, Liegen und Essen sind eine gefährliche Kombination: Gut, liefert Anantara vom Boxing übers Beach Bootcamp bis zur Yoga-Stunde genügend Möglichkeiten, den Körper zu fordern. Letzteres schaffen auch ein Ausflug auf die eigene Picknick-Insel Gulhifushi oder eine SchnorchelExpedition mit Haien, die selbst das Herz eingefleischter AbenteurerInnen zum Pochen bringt.
ANANTARA VELI
ANANTARA DHIGU
Ruhe und Erholung gesucht? Dann ist das Anantara Veli im Süd-Malé-Atoll die richtige Adresse für einen Aufenthalt auf den Malediven. Das im Dezember 2022 nach Renovationen wiedereröffnete Resort bietet mit 67 Strand- und Overwater-Villen (mit und ohne eigenem Pool) eine überschaubare Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten und damit auf der kleinen Insel genügend Platz für RobinsonCrusoe-Newbies. Holz, Stein und Rattan dominieren das Interieur der Villen und fügen sich ganz natürlich zwischen dem tropischen Grün der Palmen und dem paradiesischen Türkisblau des Ozeans ein. Eine Bar und drei Restaurants sorgen für zufriedene Mägen, das vom New Yorker Designer Yuji Yamazaki umgestaltete Spa für den körperlichen und seelischen Balsam.
Das Anantara Dhigu schafft den Spagat zwischen Familienhotel und Ruheoase. In der blauen Lagune planschen Kinder vergnügt, während sich die Eltern beim Genuss einer frischen Kokosnuss auf dem Liegestuhl ausstrecken. Die kurzweilige Verbindung ab Malé mit dem Schnellboot sorgt für einen reibungslosen Urlaubsbeginn, extra für die Bedürfnisse von Familien abgestimmte Zwei-Bett-Villen für den restlichen Komfort. Auf der 20'000 Quadratmeter großen Insel gibt es genügend Möglichkeiten, die Kinder tagsüber zu beschäftigen, sodass ruhige Nächte garantiert sind. Dank drei Restaurants ist für kulinarische Abwechslung gesorgt, und mit dem spektakulären Overwater-Spa werden selbst die kitschigsten Wellness-Träume wahr.
anantara.com/de/veli-maldives
anantara.com/de/dhigu-maldives
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Die Picknick-Insel Gulhifushi ist das Disneyland für Erwachsene.
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INVEST
„I NEVER HAVE MORE THAN ONE BAG AT A TIME.“ JANE BIRKIN
Sie stehlen uns die Show, immer und immer wieder, wenn wir sie durch die Metropolen dieser Welt tragen und von der einen Front Row in die nächste. Unsere Taschen schlucken, was wir ihnen offerieren – heute, morgen und hoffentlich ein Leben lang. 164
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CHANEL, „Mini Messenger Bag“, aus Tweed und Shearling, ca. 4'410.– N°03 / 2023
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GUCCI, „Mini GG Marmont Multicolor Top Handle“, aus Baumwolle, ca. 2'000.– 166
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HERMÈS, Kelly II Sellier 28 Veau Epsom in „06 Vert Jade“, aus Kalbsleder, ca. 9'900.–
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DIOR, „Dior Caro Small“, aus Kalbsleder mit Perlen, ca. 6'900.–
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GIAMBATTISTA VALLI, „Floflo“, aus Kalbsleder und Canvas, ca. 1'800.– N°03 / 2023
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LOEWE, „Small Luna“, aus Kalbsleder und Jacquard, ca. 1'885.– 170
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MIU MIU, „Wander Hobo“, aus Matelassé-Nappaleder, ca. 2'160.–
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Louis Vuitton, „Pochette Accessoires“, aus Monogram-Canvas, ca. 1'050.–
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OFF-WHITE, „Jitney 1.4“, aus Kalbs- und Lammleder, ca. 1'670.– N°03 / 2023
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FACES’ FAVOURITES FULL OF ENERGY
Wie der Tennisball auf dem Court hüpfen wir in den neuen Sneakers von Lacoste durch die Straßen. Der L003 Neo kombiniert Sport und Mode und verknüpft Lacostes Historie mit dem Hier und Jetzt. So zollt etwa die Silhouette dem Können und Wirken von René Lacoste Tribut, während die verwendeten Materialien den Sieges zug der Sneakers feiern: Neopren trifft auf Mesh, der raffinierte Schnür verschluss auf ein abge fahrenes Lochmuster und das ikonische Krokodil auf die chunky Sohle, die uns wie auf Wolken schweben lässt. Nicht nur das Design bricht mit jeglichen Konventionen, auch die Farben von Pink bis Neongelb sprengen laut und bewusst jegliche Grenzen. Selten gehen Style und Komfort so raffiniert Hand in Hand – und sorgen nicht nur bei uns für tosenden Applaus. Die Londoner Musikerin Ella Mai tanzt mit dem L003 Neo bereits begeistert über die Bühne, während HipHopUpcomer Midwxst beweist, dass der Stern des neuen LacosteLieblings mindestens so hell scheint wie sein eigener. Wir wissen es: Du willst ihn, den neuen L003 Neo von Lacoste. Und du hast Glück, denn wir verlosen ein Paar in Beige Schwarz auf faces.ch.
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Style is a reflection.
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PROMOTION
LUXURY GOODS
Wenn es aus dem Schopf rieselt und sich die Schuppen auf den Schultern sammeln wie Schneeflocken auf dem Fenstersims, müssen wir handeln. Denn: Schuppen sorgen dafür, dass wir den Kopf hängen lassen, uns Mützen übers Haupt ziehen und uns am liebsten unter der Bettdecke verkriechen würden. Dieses Gefühl verbannt Kérastase mit seiner neuen Linie Symbiose für immer aus unserem Herzen. 30 Jahre lang hat das Unternehmen an den Ursachen für Schuppen geforscht: Stress, Müdig keit oder Hormon schwankungen wirken als Katalysatoren für diesen N°03 / 2023
einen Mikroorganismus, der die Barrierefunktion schwächt, das Austrocknen der Kopfhaut begünstigt und diese dazu bringt, noch mehr Zellen zu produzieren, die wiederum als Schnee auf unserem Schopf landen. Ein Teufelskreis, den Kérastase mit sechs Haarprodukten und drei StarInhalts stoffen nun durchbricht: PiroctonOlamin wirkt auf besagten Mikroorganismus ein, Salicylsäure peelt und löst die Schuppen in Luft auf, und Bifidus fördert ein gesundes Ökosystem auf unserer Kopfhaut. Mit 1,9 Prozent Salicyl säure reinigt das Micro Peeling Cellulaire unser Haupt und entfernt
abgestorbene Haut schüppchen. Fettige Kopf haut setzt anschlie ßend auf Bain Pureté AntiPelliculaire, eine transparente Flüssig formel, empfindliche Kopfhaut auf Bain Crème AntiPelliculaire, dessen Pendant mit cremiger Textur – beides Anti SchuppenShampoos, die die Kopfhaut beruhigen und hydratisieren. Extra Pflege liefern die Pflege spülung Fondant Apaisant Essentiel und die Masque Revitalisant Essentiel, die strapaziertes Haar in der Tiefe repariert, pflegt und ihm neuen Glanz verleiht. Kérastase lehnt seine neue LuxusLinie an die Handhabe einer Gesichts
pflegeroutine an und versorgt uns deshalb zusätzlich mit der Nacht pflege Sérum Cellulaire Nuit AntiPelliculaire Intensif. Vor dem Zubett gehen angewendet, reduziert das Serum die Zellerneuerung über Nacht und sorgt für eine gesunde und gekräftigte Kopfhaut. Mit ihrer frischen Zitrus note und dem luxuriösen Duft von Jasminblüte und Pfeffer liefert Kérastase einen zusätzlichen Grund, die neue Linie Symbiose nicht mehr hergeben zu wollen. Luxus kann man erklären – noch besser erlebt man ihn allerdings. Deshalb gibt es unter faces.ch zwei Mal die gesamte Haarpflegelinie
Symbiose von Kérastase zu gewinnen. Über folgenden QR-Code gelangst du zudem direkt zum Interview mit der Dermatologin Malgorzata Buczak, die dir alle Inhaltsstoffe der neuen Produkte ausführlich erklärt. Kérastase Brand Ambassadorin Marina Summer hat die Linie bereits getestet – wie sie die Produkte anwendet und welche Tipps sie dir dafür gibt, siehst du auf Instagram @itsmarinasummer.
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9.2., PRÄSENTATION AUDI ACTIVESPHERE CONCEPT, ANDERMATT, SCHWEIZ
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TIME AHEAD Text: Neda Hofer Fotos: Audi Selbstfahrende Autos und fliegende Raumschiffe? Sind gar nicht mehr so sehr Zukunftsmusik. Zumindest nicht, nachdem wir am 9. Februar 2023 in Andermatt bei der Präsentation des Audi activesphere concept mit dabei waren. Das Crossover-Coupé mit Offroad-Fahrwerk und Pick-up-Heck ist der beste Freund jeglicher AbenteurerInnen, die Natur und Sport kombiniert mit Nachhaltigkeit und Komfort genießen wollen. Natürlich darf für das futuristische Feeling die AR-Brille nicht fehlen, die uns beim Navigieren fühlen lässt wie Iron Man. Damit macht Audi einen großen Sprung in Richtung Zukunft.
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Highlight: Henrik Wenders (Leiter der Marke Audi) feurige Rede (mehr dazu im Interview auf Seite 110). Fazit: Back to the future 2.0.– und wir waren mit dabei. 176
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1 Der Star des Abends: Audi activesphere concept. 2 Henrik Wenders, Leiter Marke Audi, Sid Odedra, Head of UI/ UX Design Audi AG, Gael Buzyn, Senior Design Director Audi Design Loft Malibu & Dieter Jermann, Brand Director Audi Schweiz 3 Heinz Julen, Artist, Architekt und Designer 4 Anna Demchenko, Aftersales Manager AUDI AG & Jacquiline Harvey, Leiterin Vertrieb für China und Hongkong 5 Gael Buzyn, Senior Design Director Audi Design Loft Malibu 6 Andreas Caminada, Starkoch und Audi Ambassador, Hildegard Wortmann, Mitglied des Vorstands der AUDI AG Vertrieb und Marketing & Henrik Wenders, Leiter Marke Audi 7 Sid Odedra, Head of UI/UX Design Audi AG (rechts) 8 Henrik Wenders, Leiter Marke
Audi, Katharina Momani, Head of Marketing Audi Schweiz & Steffen Müller, Brand Strategy, Customer Insights Audi AG 9 Dan Roznov, Champagnefriends.ch & Evelyn Gorgos, Head of Corporate Communications & Media Relations Swiss Deluxe Hotels 10 Thomas Passen, Managing Director Ringier Advertising / Ringier AG, Roger Calisi, Head of Sales Audi Schweiz & Marco Parroni, Managing Director / Head Global Brand Programs, Partnerships and Sponsoring Julius Baer 11 Henrik Wenders, Leiter Marke Audi & Stefan Berger, Herausgeber FACES Magazin 12 Helmuth Ruhl, CEO AMAG Group & Sami Sawiris, Investor Andermatt Swiss Alps 13 Sina Zemp, Leiterin Hypotheken- und Finanzierungscenter Zentralschweiz Credit Suisse
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WTF
852 Jeder Mensch isst in seinem Leben durchschnittlich 852 Tiere.
Dafür werden jeden Tag weltweit knapp 200 Millionen Tiere geschlachtet und insgesamt 72 Milliarden Lebewesen im Jahr. Dazu gehören 68,8 Milliarden Hühner, 1,5 Milliarden Schweine, 656 Millionen Truthähne, 573 Millionen Schafe und 302 Millionen Kühe – und das sind gerade mal die Landtiere, zu denen sich 1,2 Billionen Meerestiere addieren. Noch schlimmer: 20 Prozent davon werden nie verzehrt.
Massentierhaltung verursacht viele Probleme, ist gekennzeichnet durch einen hohen Flächen- und Wasserverbrauch, belastet Böden und Gewässer und trägt mit ihren Emissionen zum Klimawandel bei – ganz zu schweigen von den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Tieren und Menschen während der intensiven Nutztierhaltung. Quelle: World Food Program und UNEP Food Waste Report 2022
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