Thema: Bauen, Einrichten 1/19

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THEMA :

#22019

Österreichische Post AG, WZ 02Z033405 W, Falter Zeitschriften GesmbH, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien

E N T G E LT L I C H E V E R L A G S B E I L A G E Z U FA LT E R 1 0 / 1 9

: BAUEN.WOHNEN

Mit dem Haus ins Grüne fahren

FOTO: WOHNWAGON.AT

„Karl“, ein mobiles Heim von Wohnwagon

Hundert Jahre Bauhaus ArchitektInnen über die heutige Bedeutung der einstigen Designavantgarde Seite 3

Wohntrends 2019 Zwischen smart und hygge, gemütlich und individuell, farbig – und Tapete! Seite 8

Wohnen im Holz Der Holzbau gewinnt auch in der Großstadt immer mehr an Boden Seite 12

Grün in Stadt und Land Die Begrünung der unmittelbaren Umgebung sorgt für Lebensqualität Seite 20


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H U N D E RT JA H R E BAU H AU S   :   WO H N E N  :   TH EMA 2/19   FALTER 10/19  3

Hundert Jahre Bauhaus Seite 3

Bauhausmöbel vom Opa 1919 wurde das „Designzentrum“ Bauhaus in Weimar gegründet. Der Architekt Carl Auböck beschreibt hier sein Bauhaus-Lieblingsstück

Wohntrends 2019: Smart und hygge

f­rühen Bauhaus-Stils.“ Erhalten sind ein Tischchen, eine Kredenz, ein Bett, ein kleiner Tisch mit Laden, ein Wandverbau und Sitzmöbel, aus Graskordeln geflochten. „Diese Möbel repräsentieren die Lehre ‚Form follows function‘ sehr gut. Auf unnötiges Dekor wurde verzichtet, die Möbel sind auf das Wesentliche reduziert.“

Seite 8

Holzbau: Wie wohnt es sich im Holz? Seite 12

Ran an den Rand: Wohnen am Stadtrand Seite 16

Lebensqualität: Grün in Stadt und Land Seite 20

Am Boden des Bauhandwerks Seite 26

Ferienhaus: Wochenend’ und Gartentraum Seite 28

IMPRESSUM Medieninhaber: Falter Zeitschriften Gesellschaft m.b.H., 1010 Wien, Marc-Aurel-Straße 9, T: 0043 1 536 60-0, F: DW 935, E: wienzeit@falter.at, www.falter.at; Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.; Redaktion: Fuchs & Partner; Gestaltung und Produktion: Reini Hackl, Andreas Rosenthal; Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau, DVR: 047 69 86. Diese Beilage ist ein Service der Sales-Abteilung der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H. Alle Rechte, auch die der Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar.

Führt eine Werkstätte in vierter Generation: Architekt Carl Auböck

D Auböcks Großeltern waren am Bauhaus: hier Möbel von ihnen

er Großvater des Wiener Architekten Carl Auböck war als Stipendiat Johannes Ittens an das Bauhaus gekommen, seine spätere Frau Mara arbeitete als Assistentin in der Webklasse von Georg Muche. Nach ihrer Rückkehr nach Wien entstanden jene Möbel, die auch heute noch im Haus von Carl Auböck zu finden sind. „Die Wohnmöbel meiner Großeltern, die hier in unserem Haus stehen, sind meine Lieblingsstücke des

Die Unikate wurden vom Tischler Wanitschek gefertigt. Er wurde auch oft von Adolf Loos beschäftigt und scheint aus dieser Zusammenarbeit sehr viel Wissen und Erfahrung für seine Projekte gewonnen zu haben. „Kennengelernt haben meine Großeltern den Tischler durch ihren Trauzeugen Otto Breuer, der Mitarbeiter in Adolf Loos’ Büro war und ebenfalls ein Semester am Weimarer Bauhaus studiert hatte. Aber“, fährt Auböck fort, „mit den Klassikern der Bauhaus-Möbel, wie etwa dem ,Wassily Chair‘ von Marcel Breuer, haben diese Möbel nichts gemein. Sie sind hauptsächlich aus Holz gefertigt und die Beschläge aus Messing. In Weimar wurden Möbel vorwiegend handwerklich hergestellt. Im Gegensatz zu jenen Möbeln, die in Dessau und Berlin entstanden und die man heute aus dem Handel kennt, sind die Möbel aus Weimar meines Wissens nie in Serie produziert worden.“ Die Werkstätte von Carl Auböck wurde bereits im 19. Jahrhundert gegründet und ist ein nun schon in vierter Generation geführter Gürtler- und Ziselierbetrieb im siebten Wiener Bezirk. Anfangs erzeugte die Werkstätte die Wiener Bronzen. Im Jahr 1926 begann Carl Auböck II. an seiner charakteristischen Design-„Handschrift“ zu arbeiten. Die heutigen Projekte der Werkstätte sind vielfältig. „Im Moment arbeiten wir an Messing-Podesten für die Vasen des Keramikers Matthias Kaiser, die von Kaiser selbst entworfen wurden. Weiters für das Philip Johnson Glass House Museum in Connecticut, fertigen für das italienische Designer-Duo Formafantasma nach deren Angaben und für Michael Anastassiades Pfeffer- und Kaffeemühlen. Für diese handbetriebene, aus massivem Kupfer bzw. Messing gedrehte Kaffeemühle gewannen wir 2018 den Preis ,Best Domestic Design‘ des ,Wallpaper‘-Magazins“, freut sich Auböck. Als Architekt ist er derzeit an der Fertigstellung eines Institutsgebäudes für Raumplanung der Technischen Universität Wien in der Karlsgasse tätig. SOPHIE HANAK

FOTOS: CLEMENS KOIS, CARL AUBÖCK

Inhalt


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Für den Umbau eines hundert Jahre alten Hauses erhielt Martin Mostböck den Preis für das beste Haus 2018 im Burgenland

Das beste Haus 2018

A

m besten gefällt mir der ,Wassily Chair‘ von Marcel Breuer: sehr reduziert, aus Stahlrohr mit Sitzgurten.“ Martin Mostböck arbeitet als Architekt und Designer in Wien. „Die Bauhausmöbel waren eine Revolution. Sie sind heute noch zeitlos. Hat man ein solches Stück vor sich, ist es schwer abzulesen, aus welcher Zeit es kommt. Bauhaus-Möbel sind immer aktuell – quality never goes out of style.“ Marcel Breuer beschäftigte sich in Deutschland mit Möbeldesign und war am Bauhaus tätig. Als das Bauhaus nach Dessau umzog, wurde er Leiter der Möbelwerkstatt. Hier experimentierte er mit Holz für unterschiedliche Möbelstücke. Später entwickelte er seine Stahlrohrstühle: Zum ersten Mal wurde unverkleidetes Metall für Möbelstücke verarbeitet. Der B3-Stuhl (später als „Wassily Chair“ bekannt) besteht aus Stahl, mit einer Bespannung aus textilem Material. Bei ihm reduzierte Breuer den Sessel auf die wichtigsten Funktionen: Lehne, Sitzfläche, Beine in Form von Kufen und runde Armlehnen. Er galt als

leichter „Clubsessel“ für das Wohnzimmer. Er sollte den Anschein von Leichtigkeit und Mobilität vermitteln. Um seine Stahlrohrmöbel produzieren zu können, gründete Breuer eine eigene Firma, die später von Thonet gekauft wurde.

Martin Mostböck schätzt Marcel Breuers B3-Stuhl „Wassily Chair“

Ein Haus als Maßanzug für zwei von Architekt Martin Mostböck

Martin Mostböck arbeitet an vielfältigen Themen. Zu seinen Entwürfen gehören Gebäude, Inneneinrichtungen, Möbel, Shops und Alltagsobjekte. Ein besonders auffallendes Projekt entstand in Graz. Creative Industries Styria (CIS) lud in Kooperation mit dem Holzcluster Steiermark österreichische Designer zu „Smart Urban Privacy“ ein, gemeinsam mit steirischen Tischlern oder Holzbaubetrieben innovative Stadtmöbel für den „Designmonat Graz 2017“ zu entwickeln. Mostböck hat dafür „The Rough One“ vor der Dreifaltigkeitskirche am Schloßbergplatz entworfen: eine Insel aus Holz, in der man dem Alltag entfliehen kann. „Es soll eine Rückzugsmöglichkeit in der Stadt darstellen. Abgeschirmt vom öffentlichen Raum kann man im Internet surfen, Ein-

kaufszettel schreiben oder sein Baby stillen.“ Das Werk besteht aus Bauund Brettschichtholz sowie Lärchenholzschindeln und bildet einen scheinbar über dem Boden schwebenden Kegel. Ein Blick in den Spalt zwischen Kegelrand und Boden verrät, ob er frei oder besetzt ist. Ein hundert Jahre altes Haus im Burgenland bildete den Ausgangspunkt für ein Projekt, das Martin Mostböck den Preis „Das beste Haus 2018“ (im Burgenland) eintrug. Jahrelang stand das alte Haus leer, dann wurde Mostböck vom Inhaber, einem Winzer, mit dem Umbau beauftragt. Nun schafft eine Glasbox auf dem alten Dach unter Beibehalten der historischen Substanz mehr Wohnraum. Zur Straße hin zeigt das alte Haus sein traditionelles Erscheinungsbild. „Das neue Raumgefüge nimmt das Traditionelle aus dem Bestand auf, verbindet es mit den modernen, zeitgenössischen Elementen und kreiert so Neues – einen Maßanzug für zwei.“ SOPHIE HANAK

FOTOS: UDO TITZ, THE MUSEUM OF MODERN ART, MARTIN MOSTBÖCK

Architekt Martin Mostböck gestaltet Möbel, Häuser, Interieurs, Shops und Alltagsobjekte. Hier stellt er sein Bauhaus-Lieblingsstück und einen eigenen, preisgekrönten Entwurf vor


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6 FALTER  10/19  T H EM A 2/ 19 :   WOH NEN  :   HU N D E RT JA H R E BAU H AU S

Jede Zeit hat ihr Bauhaus

Die Architektin Anna Popelka von PPAG architects kommentiert den Einfluss des Bauhauses auf die Gegenwart und erklärt, warum der Schulbau momentan innovativer als der Wohnbau ist

D

as Bauhaus hat sich dafür enga­ giert, der damaligen neuen Zeit ihre notwendige neue Form zu ge­ ben. Über einzelne Disziplinen hin­ weg ging es dabei um einen gesamt­ heitlichen Ansatz. Das gilt heute ge­ nauso und macht das Bauhaus auch jetzt noch interessant. Und genau dies könnte man auch als unseren Bezug zum Bauhaus bezeichnen. Beim preisgekrönten Wettbewerbs­ projekt für die Erweiterung des Bau­

haus-Archivs Berlin traten die gänz­ lich unterirdisch untergebrachten neuen Museumsräume nur über eine „performative“ Decke zutage, einen reichhaltigen, strukturierten Frei­ raum für alle, egal ob Museumsbesu­ cher oder Flaneure. Hier diffundiert der Geist des Bauhauses durch die De­ cke und befruchtet die Jetztzeit. Uns PPAG architects interessie­ ren Aufgaben aller Art. Wir sind be­ wusst nicht spezialisiert. Jedes Projekt

Anna Popelka und Georg ­Poduschka von PPAG architects vor ihren Entwürfen, darunter auch ein „Enzi“ (das Sitzmöbel in Magenta)

Diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren im Bildungsbau viel getan. Für uns ein Window of opportunity. Es ist heute allgemein anerkannt, dass jedes Kind anders ist und daher jede Lernumgebung entsprechend vielfäl­ tig sein sollte. Der Paradigmenwechsel in der Pä­ dagogik hat zu Schulen geführt, die völlig anders aussehen als frühere Ge­ bäude. Es geht nicht mehr um Diszi­ plinierung und Aufbewahrung, son­ dern um Schule als anregenden Le­ bensort, der ermutigt und wo mündige Bürgerinnen und Bürger heranwach­ sen dürfen. Das braucht unterschied­ lichste Raumangebote für unterschied­ liche Lernsettings, etwa Projektunter­ richt und Freies Lernen. Also Einhei­ ten überschaubarer Größe mit um eine freie, gemeinsam genutzte Mitte grup­ pierten Klassen. In Norwegen haben wir gerade eine kleine Sekundarschu­ le eröffnet, bei der das auf eine spe­ zielle geometrische Weise gelöst ist, wir nennen es das „rotationale Prin­ zip“. Die einzelnen Räume sind wie Kristalle rund um ein zentrales Fo­ rum angeordnet. In Wien ist in der Längenfeldgasse gerade eine Berufs­ schule mit Volksschule nach unserem Entwurf in Bau. Schulen werden im Spannungs­ feld zwischen städtebaulicher Pers­ pektive und Möbelbau entwickelt. In allen diesen Dimensionen entfaltet die Materie ihre Wirksamkeit. Beim Bil­ dungscampus Sonnwendviertel, dem Pilotprojekt der Stadt Wien, haben wir sogar die Schultische neu erarbeitet. An ihnen können drei statt nur zwei Kinder sitzen, das eignet sich gut für altersübergreifendes Arbeiten in der Gruppe. ANNA POPELKA

FOTO: PFLUEGL

ist Forschungsgegenstand, ich würde uns als Prototypenbauer bezeichnen. Wir fragen nach dem notwendigen Neuen und wie es aussehen könnte. Allgemein herrscht ja eher eine star­ ke Beharrlichkeit vor, man hängt an der Konvention. So entwirft man im Wohnbau seit hundert Jahren diesel­ ben Wohnungen, ohne Rücksicht da­ rauf, dass sich Verhältnisse, Familien­ strukturen und Wohnverhalten sehr stark verändert haben. Das eintöni­ ge Angebot wird der pluralistischen Gesellschaft nicht gerecht. Mich wun­ dert, dass die Menschen es überhaupt noch annehmen – und ich prophezeie einen großflächigen Abriss in naher Zukunft. Gerade in der komfortablen Situation stark steigender Nachfra­ ge könnte man zumindest einen Pro­ zentsatz des Wohnangebots mutiger anlegen.


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Die Tapete mit wildem Muster wie hier mit Ananas bestimmt bei Viktor Steinwender den Wohnraum

Smart bis hygge Wohntrends reagieren auf Sehnsüchte. Heute soll das Heim funktio­ nieren, gemütlich und individuell sein. Expertinnen Sibylle FellnerKisler und Evamaria Schmertzing-Thonet erläutern den Trend

Die Renaissance der Tapete Evamaria Schmertzing-Thonet, Inhaberin von Viktor Steinwender, ist eine „Grande Dame“ des gehobenen Wohnens in Wien. Für sie gilt: Das Wichtigste am Interieur sind die Farben. Generationen von Einrichtungswilligen kannten zumindest die Auslagen des traditionellen Einrichtungshauses Viktor Steinwender in den Wiener Tuchlauben. Seit bald zwanzig Jahren gehört es Evamaria Schmertzing-Thonet. Zuletzt tauschte sie das riesige Lokal gegen ein kleineres in der Wipplingerstraße. Hier wirkt alles freundlich und unkompliziert, auch schauen viele junge Menschen spontan herein. „Es herrscht nicht mehr so eine Schwellenangst wie früher“, sagt Schmertzing-Thonet. Das mag auch an den bunten Stoffen der Accessoires oder Tapeten liegen, die den Schauraum prägen. Die Jungen fragen nach bestimmten Accessoires in der Auslage, wie etwa Stehlampen. Es gibt sündteure von Porta Romana, aber auch solche für kleinere Budgets, etwa von Neptune. Sehr beliebt sind Kerzen von baobab in sämtlichen Größen und Designs. „Accessoires machen eine unserer wichtigen Säulen aus“, so Schmertzing-Thonet. Die anderen sind die prächtigen Stoffe für Vorhänge und Pölster sowie zuletzt Wohnmöbel. Da dominieren momentan eher klassische Formen. „Bei Möbeln ist momentan punkto Design nicht so viel los“, meint Schmertzing-Thonet. Es herrscht Zurückhaltung, ­dafür

FOTOS: MARTHA GATTRINGER

xperten sind sich einig: Es gibt im Interieur-Bereich keine klaren Trends mehr. Barometer für modische Schwankungen ist die jährliche Möbelmesse IMM Cologne. Im Jänner 2019 zeigte sich dort eine starke Vorliebe für Farben und Materialien, für Küchen, die alle Stücke spielen, ohne das allzu aufdringlich sichtbar zu machen. Funktion und Hightech sind heute selbstverständlich, jedenfalls im High-End-Segment. Generell offenbart der aktuelle Möbeltrend eine Sehnsucht nach Wärme und Gemütlichkeit. Vor allem Jüngere haben es gern hygge, wie die dänische Variante des beschaulichen Lebens genannt wird. Da passen die immer noch trendigen Midcentury-Möbel aus Skandinavien gut dazu, ebenso wie der gegenwärtige Vin­tage-Boom. Immerhin hat dieser wieder ein stärker ausgeprägtes Bewusstsein für handwerkliche Qualität und Nachhaltigkeit zur Folge. Bauhaus-Stil (siehe Seite 3–6) ist momentan ebenso out wie üppige Sofa­landschaften. Bei den Basismöbeln herrscht stilistische Zurückhaltung, dafür kann man bei Stoffen und Accessoires in bunten Farben schwelgen. Bemerkenswert sind die neuen Tapeten, die es in allen Qualitäten und mit jeder Art von Motiv gibt.


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erleben Tapeten eine Renaissance. Aber nicht die biederen im Raufaserlook oder mit artigen Mustern, sondern solche mit richtigen Bildern und Szenerien, etwa von Pierre Frey oder Manuel ­Canovas. Da kleben Dschungelmotive an den Wänden oder bunte Fische, Vögel, exotische Blumen und Wiesenlandschaften wie aus dem Märchen „Alice im Wunderland“. „Ist das nicht wunderbar?“, fragt Schmertzing-Thonet mit Blick auf ihre Musterküche im modernen Landhausstil und einer Tapete voll bunter Ananas, die aus lauter kleinen Blumen bestehen. Pro Rolle muss man ein paar Hundert Euro hinblättern. „Aber man tapeziert ja eher kleinere Flächen mit so etwas. Und wenn man es nach einiger Zeit nicht mehr sehen mag, kommt es einfach wieder weg.“ Farben sind das Um und Auf in Schmertzing-Thonets Wohnwelt. „Die Kombination Weiß-Anthrazit ist nicht spannend. Da fehlt jede Stimmung. Türkis ist dagegen wunderbar und gut für die Psyche.“ Auch Viktor Steinwender bietet das volle Beratungspaket. „Wir versuchen, die emotionale Situation unserer Kunden zu verstehen und zu gestalten. Die Menschen wollen sich zu Hause geborgen fühlen.“ Trends beobachtet die Doyenne zwar, nutzt sie aber nur bedingt. „Wir wollen die Fantasie anregen.“ Manche Kunden brauchen mehr, ­manche

„Wir bieten einrichtungswilligen Ehepaaren zusätzlich eine kostenlose Paartherapie an“ EVAMARIA SCHMERTZING-THONET

­ eniger Animation. Aufzwingen w möchte sie niemand etwas: „Über Geschmack lässt sich einfach nicht streiten.“ Gibt es noch den typischen „russischen“ Hang zu Gold und Brokatstoffen? „Nein, heute richtet sich ja schon die nächste Generation ein. Sie ist hier sozialisiert und hat einen sehr guten Geschmack.“ Gibt es auch Unstimmigkeiten, etwa zwischen Ehepaaren über die zu treffenden Entscheidungen? „Ständig“, lacht Schmertzing-Thonet. „Wir bieten zusätzlich eine kostenlose Paartherapie.“ Letztlich finde sich immer ein Kompromiss. Was hat sich eigentlich für die Unternehmerin stilistisch so verändert in den letzten Jahren? „Es ist leichter geworden, weniger dunkles Holz.“ Schon vor vielen Jahren war ihr Kirschholz ein Gräuel. „Aber das Wohnen ist heute nicht mehr von bürgerlichem Statusgehabe geprägt. Alles richtet sich nun auf das Menschsein.“ Stil beweist man sich selbst, nicht anderen Sibylle Fellner-Kisler, Inhaberin von „Hofzeile 27. Accessoires und Interieurs“, lebt als Interior-Designerin auch ihr eigenes Konzept konsequent: nämlich in ihrem Wiener Showroom.

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Sibylle Fellner-Kisler: Gutes Wohnen heißt, sich eine „Heimat“ zu schaffen, einen persönlichen Rückzugsort mit individueller Wohnqualität. Wohnen ist Ausdruck eines Lebensgefühls. Warum brauchen Menschen Hilfe bei der Einrichtung? Fellner-Kisler: Aufgrund der heutigen Lifestyle-Überflutung, der Schnell­ lebigkeit von Trends, der Uniformität des Angebots und der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen. Ich bin gern Inspirationsquelle und helfe den Kunden, ihren eigenen Stil zu finden. Wie weit nehmen Sie auf Wohntrends Rücksicht? Fellner-Kisler: Ein Trend ist eine aktuelle modische Erscheinung, die man aufgreifen kann, aber sie muss immer gepaart sein mit dem individuellen Geschmack und dem Lebensstil des Kunden. Momentan hat zum Beispiel Samt ein Revival. Diesen Stoff mag ich wegen seiner angenehmen Haptik sehr. Wovon ich allerdings abraten würde, ist die modische Farbe Senfgelb. Die wirkt langfristig unharmonisch. Derzeit herrscht bei den Einrichtungstrends ein ziemlicher

Fortsetzung Seite 10

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Wohnung und Garten sind für Sibylle Fellner-Kisler zugleich auch Schauräume, in denen Kunden Accessoires in einem echten Wohnumfeld sehen Fortsetzung von Seite 9

Welche Materialien sind für Ihre Konzeptionen wichtig? Fellner-Kisler: In erster Linie hoch qualitative Naturprodukte wie Holz oder Naturstein. Auch die Alltagstauglichkeit ist wichtig, die den individuellen Anforderungen unserer Kunden gerecht wird. Stil beweist man sich selbst, nicht anderen. Ich verstehe da­ runter nicht „Geschmack“, sondern ein Erscheinungsbild, das die eigene Persönlichkeit widerspiegelt. Sie bieten ja alles an, von der Beratung über die Konzeption bis zur Renovierung … Fellner-Kisler: Leben und Architektur hautnah! Dienstleistung hat bei uns oberste Priorität. Die Kunden kommen in den Showroom und haben die Mög-

lichkeit, die Möbelstücke zu erleben. Je nachdem entwickeln sich Projekte von kompletten Wohnungssanierungen, mit denen wir viel Erfahrung haben, bis hin zum Homestaging, also der besonderen Inszenierung von Wohnräumen.

„ Der Showroom ist nicht nur Ausstellungsraum, sondern auch das Zuhause meiner Familie. Diese einzigartige Atmosphäre spüren unsere Kunden“ SIBYLLE FELLNER-KISLER

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Sie designen auch selbst. Wann ist Design für Sie gelungen? Fellner-Kisler: Wir entwerfen Polstermöbel und Lampen. Gelungen ist es für mich dann, wenn das Produkt die Realisierung eines Traumes ist, gute Verarbeitung widerspiegelt und dem Kunden ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubert. Meine Innenarchitekten und ich realisieren gemeinsam die Wünsche und Vorstellungen unserer Kunden. Ich befürworte, auf einen zeitlosen Stil zu setzen und nicht mit dem Mainstream zu schwimmen. Wir planen in Kürze auch eine eigene Produktlinie mit Polstermöbeln. Sie leben und arbeiten im selben Raum, da Sie Ihren Showroom in Ihren privaten Räumen haben. Wie gelingt das? Fellner-Kisler: Dank dem Verständnis meiner wundervollen Familie und dank meiner lieben Mitarbeiter. Und weil mein Beruf meine Berufung ist

und ich selbst gern wohne. Der Showroom ist nicht nur Ausstellungsraum, sondern auch das Zuhause meiner Familie. Diese einzigartige Atmosphäre spüren unsere Kunden. Außerdem kann ich damit die Funktionalität der Möbelstücke beweisen. Besonders ist auch, dass es zusätzlich noch einen Gartenbereich mit Pool gibt. Da wir sowohl Indoor- als auch Outdoor-Produkte in unserem Sortiment haben, sind beide Bereiche im Showroom stilistisch miteinander verknüpft. Stört es Sie nicht, dass Privates und Öffentliches so ineinander verschmelzen? Haben Sie keine privaten Gegenstände in Ihrem Showroom, oder wird das weggeräumt, wenn Kunden kommen? Fellner-Kisler: Nein, es stört mich keineswegs, ganz im Gegenteil, ich liebe dieses Spannungsfeld zwischen privaten Räumlichkeiten und öffentlichem Auftritt. Für mich bedeutet es Authentizität, wenn sogar meine Hunde als trendiges Accessoire den Showroom beleben. Aber selbstverständlich muss man einen Termin zur Besichtigung vereinbaren.

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Stilmix, dominiert von Möbeln aus den 1950er- und 1960er-Jahren … Fellner-Kisler: Ja, dieser Stilmix wird von den großen Einrichtungshäusern vorgegeben. Aber es geht doch darum, dass jeder seinen eigenen Geschmack hat und mit mir die Möglichkeit, ihn immer wieder neu zu entdecken. Trendige Akzente setze ich durch liebevoll ausgewählte Accessoires.


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12 FALTER 10/19  T H EM A 2/ 19 :   WOH NEN  :   BAU STO F F H O L Z

Auch im Hausbau spielt Mobilität eine immer größere Rolle. Hier ein Holzhaus auf Rädern, entworfen von Wohnwagon in Gutenstein

Wie wohnt es sich im Holz? Seit Jahren wächst der Holzanteil bei österreichischen Bauvorhaben. Laut Experten und Architekten ist das gut für Mensch und Umwelt TEXT: TOBIAS SCHMITZBERGER

E

blick auf die Erderwärmung. Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre trägt wesentlich zu ihr bei, daher ist jedes im Holz gebundene Kilogramm gut aufgehoben.

Das Innere des mobilen Hauses von Wohnwagon. Der Trend zum „tiny house“ kommt ebenso wie der zu mobilen Wohneinheiten aus den USA

Der Anteil von Holzbauten nimmt in Österreich zu Wenn man eine derartige Beschreibung liest, fragt man sich, warum in Österreich eigentlich nicht alles aus Holz gebaut wird. Holz gäbe es nämlich genug. Tatsächlich nimmt der Holzbauanteil in Österreich langsam, aber stetig zu. Gleichzeitig stößt Holz als Baustoff aber an Grenzen. Selbst ein Holzhaus braucht ein Fundament aus Stahlbeton, weil Holz unter der Erde nass wird und verfaulen würde. Trotzdem gibt es gute Gründe, Holz auch in Zukunft weiterhin verstärkt einzusetzen. Das gilt nicht nur

FOTOS: WOHNWAGEN.AT

in Feuerwehrhaus aus Holz klingt ungewöhnlich. Feuer und Holz haben eine Beziehung, in der es schon einmal brennt. Trotzdem steht im oberösterreichischen Steinbach am Ziehberg ein solches Gebäude. Das Holz-Marketing proHolz Austria beauftragte dazu eine Fallstudie. Ihre Ergebnisse sind beeindruckend. „Neben der wohligen Atmosphäre ist es ein tolles Gefühl, in einem Haus zu arbeiten, das aus heimischem Holz besteht“, wird der Ziehberger Feuerwehrkommandant zitiert. Das verbaute Holz stammt aus der Umgebung der 850-Seelen-Gemeinde. Dadurch profitierten laut Studie lokale Holzlieferanten, Sägewerke und Tischlereien, das investierte Geld blieb in der Region. Als wäre das nicht erfreulich genug, sind in dem Gebäude 110.000 Kilogramm Kohlenstoff­ dioxid gespeichert. Ein Vorteil im Hin-


BAU STO F F H O L Z   :   WO H N E N  :   TH E MA 2/19   FALTER 10/19  13

für ländliche Gemeinden wie Ziehberg, sondern ebenso für Großstädte wie Wien. Es ist nicht ganz leicht, mit ­Alfred Teischinger zu sprechen. Der 64-Jährige ist Professor am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Für ein rasches Telefonat, bevor er per Zug in die Arbeit fährt, hat er schließlich doch Zeit. Holzbauten werden in Österreich immer mehr, erklärt er. Als Holzbau gilt ein Gebäude, dessen tragende Elemente wie Wände, Decken und Dachstuhl mindestens zu fünfzig Prozent aus Holz bestehen. Woher Teischinger um die Zunahme von Holzbauten weiß? Durch die anzeigenpflichtigen Baugenehmigungen und das Bauvolumen. Bei anzeigenpflichtigen Baugenehmigungen handelt es sich um Bauvorhaben, die bei Gemeinden offiziell eingereicht werden. Hier stieg der Holzbauanteil zwischen 1998 und 2013 von 25 auf 43 Prozent. Beim Bauvolumen geht es um den umbauten Raum, also darum, wie viel Raum von Holzelementen umschlossen ist. Hier stieg der Holzanteil von 14 auf 22 Prozent. „Vereinfacht gesagt heißt das: Viele Bauten aus Holz werden genehmigt, aber sie sind volumenmäßig klein. Das sind etwa Dachaufstockungen, Wintergärten, aber auch kleine ­öffentliche

Gebäude wie ­Kindergärten“, erklärt Teischinger.

„ An einem Tag steht bei uns der Rohbau. Und es macht Freude, eine Holzküche zu haben“ THERESA STEININGER, WOHNWAGON, GUTENSTEIN

Das mobile Haus aus Holz auf Rädern: Wohnwagons Klein sind auch die mobilen Wohnhäuser, die Theresa Steiningers Unternehmen herstellt. 2013 gründete die heute 28-Jährige mit Partnern das Start-up Wohnwagon, für das mittlerweile 28 Personen arbeiten. Mit ihrer „Homebase“ im niederösterreichischen Gutenstein bauen sie 15 bis 33 Quadratmeter große Wohnwägen, die zu großen Teilen aus Holz bestehen. Außenwände, Decken, Ablagen: alles aus Holz. Ein Vorteil ist, dass man mit Holzteilen sehr schnell bauen kann. Das gilt für Wohnwagons ebenso wie für Holzhäuser. Viele Dinge werden bereits in der Werkstatt vorgefertigt, etwa Fensterausschnitte. Auf der Baustelle muss dann alles nur mehr eingesetzt werden. „An einem Tag steht bei uns der Rohbau“, sagt Steininger. Sie selbst schätzt am Holz aber noch andere Dinge. „Es macht Freude, eine Holzküche zu haben“, sagt sie, „denn Holz reagiert mit dem Raum und atmet.“ Holz nimmt Feuchtigkeit auf. Wird es in einem Raum wärmer und die Luft trockener, gibt Holz Feuchtigkeit wieder ab. So reguliert es die Luftfeuchtigkeit. Gerade in den beheizten Wohnungen im ­Winter

Der „Wohnwagon Karl“ des Start-ups Wohnwagon steht in idyllischer Umgebung, einem Weinberg

e­ mpfinden das viele Menschen als angenehm. „Das heißt aber auch, dass man Wasserflecken auf unserem unbehandelten Holz eine Zeit lang sieht. Etwa wenn man ein Wasserglas auf der Ablage abstellt. Damit muss man leben können“, sagt Steininger. Dazu muss sie oft Aufklärungsarbeit leisten, wenn sie Kunden und Kundinnen berät. Zwar informieren sich viele, aber nicht alle: „Es kommen auch Menschen, die das Thema etwas naiv angehen.“ Heimisches Holz enthält oft Astlöcher und andere Unregelmäßigkeiten. „Manche Kunden haben hohe optische Ansprüche, die wir von Indus­ trieprodukten gewöhnt sind. Lebendige Materialien mit leichten Unregelmäßigkeiten sind uns mittlerweile einfach fremd.“ Daher muss Steininger mit Kunden reden und „den Werkstoff erlebbar machen“, wie sie sagt. Persönlich ist diese Unregelmäßigkeit für sie das Reizvolle am Holz: „Mir gefällt am Werkstoff, dass er lebendig ist.“ Der Holzbau kommt allmählich auch in die Großstadt Im engeren Sinne ist Holz nicht lebendig – es ist ja ein toter Baum. Um Österreichs Wälder muss man sich Fortsetzung Seite 14


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Fortsetzung von Seite 13

Holzbau am Dach in der Großstadt von Ulreich Bauträger

„ Holz ist gut für Zubauten, Dachausbauten und Aufstockungen. Man muss darunterliegende Wände, Decken und Fundamente kaum verstärken“

FOTOS: KARL SCHROTTER (2), ULREICH BAUTRÄGER (2), HOLZARCHITEKTEN

ALFRED TEISCHINGER, BOKU WIEN

Das Bürogebäude des Kältetechnikunternehmens amt im steirischen St. Stefan im Rosental außen und innen


BAU STO F F H O L Z   :   WO H N E N  :   TH E MA 2/19   FALTER 10/19  15

trotzdem keine Sorgen machen, selbst wenn der Holzbau in den letzten Jahren zugenommen hat. Laut der Wald­ inventur des Bundesforschungszen­ trums für Wald sind Österreichs Wälder in den vergangenen zehn Jahren um 3.400 Hektar jährlich gewachsen, das ist die Fläche von 4.762 Fußballfeldern. Derzeit werden 88 Prozent des jährlichen Wachstums genutzt, es gäbe also noch Rohstoff für weitere Holzgebäude. Aus dem Wald wandert Holz zunehmend in die Stadt. Zum Beispiel auf ein altes Gründerzeithaus in der Neubergenstraße im 15. Wiener Gemeindebezirk. Die ersten Stockwerke sehen gewöhnlich aus, zumindest äußerlich: Eine weiß gestrichene massive Außenmauer mit hohen Fenstern, wie man sie in Wien recht häufig sieht. Oben aber prangt ein Aufbau aus Lärchenholz. Verantwortlich dafür ist Ulreich Bauträger. Geschäftsführer Hans Jörg Ulreich sieht einen großen Vorteil darin, dass man die Holzteile für den Aufbau industriell vorfertigen kann, was den Baufortschritt beschleunigt. Allerdings sei die Vorplanung um einiges schwieriger, viele technische Details seien heikler. „Da benötigt man viel mehr Know-how“, sagt Ulreich. Das ist ein Grundproblem des städtischen Holzbaus. Während er in ländlichen Regionen oft Tradition hat, ist der Einsatz in der Stadt weniger erprobt, gerade bei großen Bauprojekten. Das wirkt sich auch auf die Kosten aus, sie sind oft höher als bei anderen Baumaterialien. In der Neubergenstraße war das kein Problem. „Der Holzbau ist zwar etwas teurer – aber die kürzere Bauzeit macht diesen Nachteil sicher wett“, sagt Ulreich. Noch etwas spricht für Holz in der Stadt. Es ist ein leichter Baustoff, wie BOKU-Professor Teischinger erklärt. „Das ist gut für Zubauten, Dachausbauten und Aufstockungen. Man muss darunterliegende Wände, Decken und Fundamente kaum oder gar nicht verstärken.“ Gerade in Städten, wo der Wohnraum knapp wird und Gebäude aufgestockt werden, ist dies günstig. Laut Teischinger gibt es noch etwas, das Holz verstärkt in die Stadt bringt, vor allem ins städtische Umland: die Fertigteilhäuser. „Man sieht es nicht, aber deren tragende Konstruktion ist oft Holz“, sagt er. Es wird nur verdeckt, von Isolierung und Putz etwa. Auch hier geht der Bau sehr rasch. „Gerade in der Stadt ist das wichtig. Viele Menschen leben in Mietwohnungen und müssen parallel dazu den Hausbau bezahlen. Für sie sind schnelle Gebäude günstiger“, so Teischinger. Zeit ist Geld im Bauwesen. Schön wohlig und wohl auch gesund: Wohnen im Holz Neben pragmatischen Gründen sprechen auch emotionale für den Holzbau. Karin Magnes und Andreas Voit nennen sich die „holz.architekten“.

„ Der Holzbau ist zwar etwas teurer – aber die kürzere Bauzeit macht diesen Nachteil wett“ HANS JÖRG ULREICH, ULREICH BAUTRÄGER

„ Dem Geschäftsführer von amt war wirklich wichtig, dass seine Mitarbeiter in gesunder Umgebung arbeiten“

Ihr Büro liegt auf der Laßnitzhöhe, einem kleinen Ort unweit von Graz. Seit 2005 haben sich die beiden auf Holzbau spezialisiert. Sie planen dabei auch Massivholzhäuser. Hier bestehen Wände, Decken und Dachbauplatten vollständig aus Holz. Laut Voit erhoffen sich viele Menschen einen höheren Wohnkomfort, wenn sie sich für einen Holzbau entscheiden. „Wenn Familien bauen, wollen sie oft eine gesunde Wohnumgebung für sich und ihre Kinder schaffen“, sagt Voit. Vielleicht auch deshalb kommt Holz verstärkt bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Kindergärten zum Einsatz, vermuten Magnes und Voit. Gemeinsam planten sie das Bürogebäude für amt, ein Kältetechnikunternehmen. „Dem Geschäftsführer war es hier wirklich wichtig, dass seine Mitarbeiter in einer gesunden Umgebung arbeiten“, sagt Magnes. Ob und wie Holz auf die menschliche Gesundheit wirkt, lässt sich wissenschaftlich nur schwer nachweisen. Teischinger äußert sich vorsichtig, ohne jedoch mögliche Wechselwirkungen auszuschließen: „Es gibt in diesem Bereich einfach viele Emotionen, Mythen und überzogene Erwartungen – aber eben durchaus auch echte Effekte.“ 2009 unternahm das Human Research Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung in der Steiermark eine Pilotstudie. Ein Forscherteam untersuchte,

wie sich Massivholz auf die Gesundheit einer Schulklasse der Hauptschule Haus im Ennstal auswirkt. Ergebnis: Die Herzen der Schüler in der Massivholzklasse schlugen pro Tag und im Schnitt um 8.600 Mal seltener als die Schülerherzen in einer ohne Holz gebauten Klasse. Das ist relevant, weil eine langsame Herzschlagfrequenz auch Leben verlängern kann. Warum Holz solche Einflüsse hat, bleibt aber unklar. Klarer ist der positive Effekt von Holz für die Umwelt. Ein Kubikmeter Holz bindet eine Tonne Kohlenstoffdioxid. Wenn Holz zudem Materialien wie Beton ersetzt, entsteht ein doppelter Effekt: Bei der Betonerzeugung wird Kohlenstoffdioxid frei, was der Einsatz von Holz im Bau vermeidet. 2013 wurden etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Holz verbaut, also 1,5 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid gespeichert. Laut Teischinger wurde zusätzlich der Ausstoß von 1,8 Millionen Tonnen CO₂ verhindert, da Holz mineralische Materialien ersetzt. Unterm Strich landeten 3,3 Millionen Tonnen CO₂ weniger in der Atmosphäre. Teischinger will das nicht überinterpretieren. „Das ist nicht unwesentlich, für sich allein aber nicht weltrettend“, sagt er. Zum Vergleich: Österreichs jährlicher CO₂-Ausstoß liegt bei etwa achtzig Millionen Tonnen. Auch wenn Holz viel Potenzial hat, Wunder wirkt es wenige.

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KARIN MAGNES UND ANDREAS VOIT, HOLZ.ARCHITEKTEN

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Ran an den Rand

Raus aus der City: Viele Menschen zieht es hinaus an die Peripherie, wo das Leben ruhiger ist als in der Innenstadt. Platz für alle, die im Grünen und zugleich urban leben wollen, bietet die Seestadt Aspern

G

egenüber von Norbert Kernlers Wohnung in Wien gibt es einen Supermarkt. Nicht ungewöhnlich, doch: „Ich glaube, das ist der einzige Supermarkt in Wien mit Schildern, auf denen steht, dass man nicht in Badebekleidung einkaufen soll.“ Norbert Kernler wohnt seit März 2015 am nordöstlichen Rand Wiens in der Seestadt Aspern und er genießt es, die Entstehung eines ganzen Stadtteils zu verfolgen und mitzugestalten.


FOTO: MA18/CHRISTIAN FÜRTHNER

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See umgibt, um dieses „Urlaubsfeeling“ zu genießen.

ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Kaufentscheidung geht.

Seestadt Aspern: urbane Dichte im Grünen Auch Michael Pisecky, Geschäftsführer von s Real und Obmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien, lobt den neuen Stadtteil, in dem einmal rund 20.000 Menschen wohnen sollen: „Ich glaube, dass die Seestadt Aspern wirklich etwas Besonderes ist, weil es keine aufgelockerte Streusiedlung ist, wie man sie oft am Stadtrand findet, sondern es eine urbane Dichte gibt, die es jetzt schon toll macht, dort zu wohnen.“ Während innerstädtisch wegen der dichten Verbauung mit Ausnahmen wie dem Sonnenwendviertel am Hauptbahnhof, dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs oder den Aspanggründen im dritten Bezirk nur noch kleinere Projekte umgesetzt werden könnten, gebe es am Stadtrand generell viel Potenzial. Während Singles und Paare ohne Kinder das urbane Leben in der City bevorzugen, zieht es Familien oder auch jene Menschen, die auf eine preisgünstige Lage achten, eher an den Stadtrand – vorausgesetzt, man kommt auch hin, und zwar am besten in nicht mehr als 25 Minuten: Die Nähe zu einer U- oder auch S-Bahn

Floridsdorf, Kagran und der Süden von Wien Viel gebaut wird in Floridsdorf, gefragt und entsprechend teuer ist der 22. Bezirk rund um die Alte Donau und in der Nähe von U1 oder U2. „Stark im Kommen ist der Süden“, sagt ­Michael Pisecky, und auch hier löst die UBahn, und zwar die Verlängerung der U1, die deutlich gestiegene Nachfrage in Oberlaa und Roth­neusiedl aus. Naturgemäß weniger Wohnangebote als in den Flächenbezirken Wiens gibt es im vom Wienerwald umkränzten Westen der Stadt, obwohl auch dort etwa mit dem Wildgarten am Rosenhügel im 12. Bezirk, wo bis 2022 rund 1.100 Wohnungen entstehen, einige mittlere und größere Bauvorhaben im Gange seien. Neben jungen Familien gebe es seit einigen Jahren noch eine zweite Gruppe, die es verstärkt an den Stadtrand ziehe: „Angehörige der Generation 60 plus, die ein Haus auf dem Land gehabt haben, verkaufen es und ziehen wegen der besseren ärztlichen Versorgung in eine Wohnung mit Anbindung an die Stadt.“ Sie bringen durch den Verkauf ihrer Immobilie möglicherweise auch eher das Geld auf, das Fortsetzung Seite 18

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„Wenn ich all die Menschen sehe, die mit Luftmatratzen und Schlauchbooten durch die Straßen zum See gehen, dann ist das einfach Leben.“ Einerseits sei es hier wie in der Stadt, andererseits wie im Urlaub: In der Früh, wenn man mit der U-Bahn zur Arbeit fährt, kann man Hasen auf den Feldern herumhüpfen sehen. Und abends setzt sich Norbert Kernler gern für eine halbe Stunde in den Park, der den direkt an der U-Bahn liegenden

In der Seestadt Aspern sollen im Endausbau 20.000 Menschen wohnen

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nötig ist, um das neue Domizil am Stadtrand zu bezahlen. Zwar sei das Wohnen am Stadtrand von Wien, das innerhalb Österreichs für extrem teuer gehalten werde, im Vergleich zu anderen europäischen Städten mit Preisen von durchschnittlich etwa 4.500 Euro pro Quadratmeter immer noch günstig. „Doch die Preise sind in den letzten zehn, zwölf Jahren stark gestiegen, haben sich teilweise fast verdoppelt.“ Nicht nur die Grundkosten seien mittlerweile sehr hoch, auch die Baukosten seien seit etwa zwei Jahren so stark gewachsen, dass viele Projekte verschoben oder gar nicht mehr umgesetzt werden würden. „Beim Neubau stoßen wir an die Grenze dessen, was am Markt angenommen wird: 6.000 Euro pro Quadratmeter am Stadtrand zahlt niemand mehr.“ Mietpreissteigerung in Mödling: bis zu siebzig Prozent Auch für Rudolf Ley, Geschäftsführer von Remax, ist hier eine Grenze erreicht. Preise in dieser Höhe würden mitunter etwa in Mödling gefordert, also am besonders begehrten südwestlichen Stadtrand Wiens. Im Großraum Mödling habe es in den letzten Jahren eine Preissteigerung von siebzig Prozent bei Eigentumswohnungen gege-

Wohnen in der Stadt mit Urlaubsfeeling: Seestadt Aspern

„ Beim Neubau stoßen wir an die Grenze dessen, was am Markt angenommen wird: 6.000 Euro pro Quadratmeter am Stadtrand zahlt niemand mehr “ MICHAEL PISECKY, OBMANN DER IMMOBILIEN- UND VERMÖGENSTREUHÄNDER DER WKW

ben, also etwa fünf bis sieben Prozent pro Jahr. Mitunter hätten es die Bauträger mit ihrer Preisgestaltung übertrieben: „So viele Menschen, die sich 6.000 Euro und mehr pro Quadratmeter leisten können, gibt es dann doch nicht.“ Jetzt habe sich der Preisanstieg etwas eingependelt: Ley geht davon aus, dass die Preise heuer um durchschnittlich drei Prozent steigen werden. Betrachtet man den gesamten Stadtrand von Wien, rechnet man bei Remax damit, dass Eigentumswohnungen um 2,3 Prozent und frei zu vereinbarende Mieten um ein Prozent teurer werden. Ein ökologisches, ökonomisches und soziales Debakel Warum träumen dennoch so viele Wienerinnen und Wiener vom Wohnen am Stadtrand? Die Hektik der Großstadt verlassen und sein Leben in einer gesünderen Umgebung verbringen – diesen Wunsch hört Ley immer wieder, von allen Bevölkerungsgruppen, vor allem aber von Familien mit Kindern: „Im Sommer, während einer Hitzewelle, wird ja oft nicht nur die Wohnung, sondern auch die Umgebung in der Stadt sehr heiß. Draußen hat man doch mehr Grün, denn zumindest am westlichen und südwestlichen Stadtrand ist der Wienerwald

mit seinen Freizeit- und Wandermöglichkeiten in der Nähe.“ Beim Wohnen selbst bleibt der Wunsch nach einem großzügigen Eigenheim mit großem Garten allerdings oft ein Traum. „Wenn man schon einmal ein Grundstück hat, versucht man möglichst viel rauszuquetschen, denn jeder Quadratmeter bringt Geld. Derzeit werden daher viele Eigentumswohnungen und Reihenhäuser gebaut, weniger Doppelhäuser, Einfamilienhäuser schon gar nicht.“ Was begehrte Stadtrandgebiete wie Perchtoldsdorf und Mödling unter anderem attraktiv macht, nämlich die alten Ortskerne mit ihrer gewachsenen Infrastruktur, fehlt sonst oft am Rand von Wien. „Die Stadt ist immer weiter in die Region hi­nausgewachsen. Wo auch immer man die Siedlungsgebiete an den Rändern vorfindet, besitzen sie kaum mehr etwas Ortsspezifisches. Sie folgen austauschbaren Siedlungsmustern“, kritisiert Rudolf Scheuvens, Professor für örtliche Raumplanung an der TU Wien: „Die Konsequenz dieses Prozesses ist nicht nur ein stadtstrukturelles, sondern auch ein ökologisches, ökonomisches und soziales Debakel: anhaltender Ressourcenverbrauch, flächenfressende Siedlungsausdehnung, weiterer Verlust von stadtnahen Erholungs- und ökologischen Ausgleichs-

FOTO: MA18 / CHRISTIAN FÜRTHNER

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räumen, soziale Entmischung und erhöhte Autoabhängigkeit.“ Hohe Wohnzufriedenheit in der Seestadt Aspern Diese Fehler versucht man bei der Planung jenes neuen Stadtteils für rund 20.000 Menschen zu vermeiden, der am nordöstlichen Rand Wiens entsteht. „Mit dem Jahreswechsel waren bereits über 7.000 Menschen in der Seestadt Aspern gemeldet, heuer werden etwa 1.000 dazukommen“, sagt Gerhard Schuster, Vorstandsvorsitzender der Wien 3420 aspern Development AG. Ein Einkaufsstraßenkonzept habe von Anfang an eine funktionierende Nahversorgung ermöglicht und sei wesentlicher Bestandteil der Stadt der kurzen Wege. Zu den Geschäften kommen Ärzte, Schulen, Kindergärten und zunehmend Freizeitangebote hinzu. Die autofreien Wohngrätzel und die Möglichkeit, dank der öffentlichen Anbindung durch die U2 und mehrere Buslinien auf das Auto verzichten zu können, sind für viele ein Argument für die Seestadt, für manche allerdings auch eines dagegen: „Die den Quartieren zugeordneten Sammelgaragen sorgen dafür, dass die Freiflächen um die Wohnhäuser autofrei und entsprechend ruhig sind, sie bedingen aber auch Fußwege und müssen angemietet werden. Dieses Konzept ist

Mit dem Jahreswechsel waren bereits über 7.000 Menschen in der Seestadt Aspern gemeldet, heuer werden etwa 1.000 dazukommen“ GERHARD SCHUSTER, ASPERN DEVELOPMENT AG

insbesondere im 22. Bezirk noch sehr ungewohnt.“ Insgesamt sei die Wohnzufriedenheit aber sehr hoch. „Dazu tragen nicht nur die vielen Freiräume in der Seestadt, sondern auch die angrenzenden Naturräume wie der Nationalpark Donauauen bei. Viele Bewohnerinnen und Bewohner schätzen auch die Möglichkeit, mehr oder weniger im Grünen zu leben und trotzdem städtische Infrastruktur zu haben“, sagt Gerhard Schuster. Da alles noch im Entstehen ist, können die Menschen, die hier leben, ihre Umgebung mitgestalten – etwas, das in anderen Wohnlagen am Stadtrand so meist nicht möglich ist. Der Umstand, dass die Seestadt noch so jung und nur zu einem recht kleinen Teil fertig ist, bedeute auch, dass das Freizeit-, Unterhaltungs- und Gastroangebot noch bei Weitem nicht voll entwickelt sei: „Umso wichtiger sind daher die Räume, die wir zum Beispiel für Sport, Theatergruppen und private Feiern zur Verfügung stellen.“ Dass um sie herum alles noch unfertig ist, stört Bernadette Schilling nicht, im Gegenteil: „Das finde ich total spannend.“ Hin und wieder denke sie sich zwar, dass die Kräne nun wieder weiterwandern könnten, aber ihr gefalle der Gedanke, dass sie mit ihrer Familie zu den „Wohnpionieren“ der Seestadt gehört. Dabei hatte sie gar nicht beabsichtigt, hierher zu

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ziehen, denn landschaftlich gefiel es ihr hier zunächst nicht. Doch mittlerweile schätzt sie es, umgeben von Äckern und Grünland zu wohnen. Das Auto benutzt sie so wenig wie möglich, stattdessen geht sie viel zu Fuß, auch zur Arbeit als Pastoralassistentin im örtlichen Seelsorgezentrum. „Dass der Autoverkehr und damit auch die Gefährdung durch ihn hier so eingeschränkt wird, erhöht die Lebensqualität“, meint sie. Und dass ihre Töchter im Sommer im Bikini vom See nach Hause gehen können, löse auch bei ihr ein „Urlaubsfeeling“ aus. Dass es die Familie überhaupt hierher an den Stadtrand verschlagen hat, liegt daran, dass hier Platz für ein besonderes Baugruppenprojekt war, das B. R. O. T. Aspern, was für Beten – Reden – Offensein – Teilen steht. Es wurde gemeinschaftlich geplant und bebaut und wird selbst verwaltet. „Nachbarschaftlichkeit ist hier kein Schlagwort, sondern wird gelebt. Wir machen immer wieder Gemeinschaftstage, bei denen man einander besser kennenlernt.“ Während manche Besucher die Dichte der Häuser in der Seestadt als eher abschreckend empfinden würden, ist der neue Stadtteil am Rande Wiens für Bernadette Schilling und ihre Familie zu einem Zuhause geworden, das sie nicht mehr missen möchten. CHRISTINA RADEMACHER


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Die Bepflanzung der Wohnumgebung mit unterschiedlichen Gewächsen erhöht die Lebensqualität in der Stadt

Mehr Grün in Stadt und Land Es wird heißer. Schlechte Luft und Feinstaub beeinträchtigen das Wohlergehen. Was können wir tun, um das zu ändern? Zumindest unsere unmittelbare Umgebung begrünen

M

acht denn Efeu nicht die Hauswand kaputt?“, fragt mich eine junge Frau, die während meines Vortrags im Naturhistorischen Museum aufmerksam und immer wieder nickend den Ausführungen gefolgt ist. Den Vortrag „Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt“ habe ich vergangenes Jahr 41 Mal gehalten, eingeladen von Städten wie Graz, Zürich, München, Stuttgart und Wien oder von rührigen Umweltorganisationen. Der Klima­wandel wirkt sich auf uns Menschen besonders in den Städten unangenehm aus. Dagegen hilft eine einfache, aber sehr

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wirkungsvolle Maßnahme: Mehr Grün in Form von Pflanzen in allen unseren Lebensbereichen. Wie und wo das geht, stelle ich mit Bildbeispielen aus Europa und mit Wissenswertem in meinem Buch und Vorträgen vor. Wie viel Nutzen stiftet Efeu an einer Hauswand? Aber zur Frage des Efeus (Hedera helix): Er kann mit seinen Luftwurzeln klettern und hält sich dauerhaft an Wänden fest. Efeu ist immergrün, rankt rasch nach oben und

bedeckt so nach einigen Jahren oft riesige Flächen. Er kann bis zu 400  Jahre alt werden. An Felsen, Baumstämmen und auf Steinmauern richtet er keinen Schaden an. An Holzwänden hinterlässt er manchmal zu viel Feuchtigkeit und kann zur Schimmelbildung beitragen. Auch kriechen die Pflanzentriebe in jede Ritze und Spalte. So kann Efeu an Hausfassaden aus Beton, Metall, Stein und geeigneten Verputzen hochwachsen, muss dabei aber immer wieder kontrolliert oder geschnitten werden. Wird dies richtig gemacht, bringt Efeu wie alle Rankpflanzen Vorteile: Im Sommer wirkt er


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kühlend auf das ­Hausklima; er schont die Fassade vor Sonnenlicht, Sturm und Hagel, erzeugt einen Sauerstoffvorhang und feinstaubgefilterte Atemluft, die angenehm kühl durch die Fenster strömt. Rankpflanzen dienen vielen Nützlingen wie Bienen, Insekten und Vögeln als Lebensraum und Nahrung. Efeu muss nicht gedüngt oder sonderlich gepflegt werden, er ist sehr anspruchslos. Wer sich für grüne Hausfassaden entscheidet, verbessert die Lebensbedingungen um und im Haus messbar. Und das ohne großen Aufwand. Die senkrechten Flächen wie Hausfassaden, Mauern, Zäune, Schallschutzwände sind nur ein „vergessener“ Lebensraum für Pflanzen, die letztlich für unser Wohlergehen und unsere Gesundheit sorgen – ob als essbare Gartenpflanzen, ob als Farne und Beerensträucher, ob als blühende und duftende Pflanzen. Ganz besonders gilt dies für die größten und komplexesten Pflanzen, unsere Bäume. Ihre Wirkung ist überragend, ihre Fähigkeiten sind beeindruckend. Regulierungswut und Ordnungssucht vergessen Nach einem Waldbesuch kann man nicht schlecht gelaunt sein. Die Aromen, die gefilterte, sauerstoffreiche Luft, das kühlende Klima und die Ruhe wirken wohltuend auf uns ein, beruhigen uns und entschleuni-

In Österreich und einigen anderen Regionen Europas herrscht ein hohes Maß an Regulierungswut und Ordnungssucht

gen. Ähnlich wie die großen Bäume im Wald wirken auch deren kleinere Geschwister in unseren Zimmern, am Balkon, im Garten oder am Dach. Bei meinen Vorträgen werden mir immer wieder dieselben Fragen gestellt: Dachgärten – geht das? Was ist, wenn die Dachhaut undicht wird? Wie ist das mit Gewicht und Statik? Oder: Welcher Baum ist für meinen Garten der richtige? Wie groß kann er, wie klein darf er sein? Soll er Pollen erzeugen oder besser nicht? Kann er immer blühen, ohne Laub abzuwerfen? Wie pflegeleicht und sauber ist ein Baum? Auf beinahe jede Frage gibt es eine passende Antwort, für fast jeden Wunsch die richtige Lösung. Aber immer wieder wird mir bewusst, dass in Österreich und einigen anderen Regionen Europas ein hohes Maß an Regulierungswut und Ordnungssucht vorherrscht. Alles sollte sauber, geregelt, genormt und sicher sein. Es gibt zwar den Wunsch nach Bäumen, aber der steht jenem nach Sonne im Weg, nach guter Luft und vor allem dem nach dem Parkplatz. Wir haben uns in unserem Denken und Tun schon sehr weit von der Natur entfernt. Ein eintöniger Rasenteppich gilt als Pflegeziel und schöner als eine Blumenwiese. Ein auf Würfel geschnittener Baum passender als einer mit natürlicher Krone. Am Mauerrand stören Löwenzahn und Brennnessel und werden als Unkraut vernichtet.

Um unsere Lebensbedingungen im unmittelbaren Umfeld verbessern zu können, müssen wir uns zunächst mit dem versöhnen, was wir Natur nennen, und zu verstehen lernen, wie wir mit ihr leben können. Eine Trennung zwischen Natur und Arbeit oder Wohnen ist der falsche Weg. Stattdessen müssen wir uns die Natur in unseren Lebensraum zurückholen, so nah und so viel wie möglich. Im Folgenden gebe ich dazu praktische Beispiele. Mehr Grün in unseren Wohnund Arbeitsräumen Für unsere Arbeits- und Wohnräume gilt: Je mehr Pflanzen hier leben, umso besser für die Atemluft und unsere Gesundheit. Pflanzenblätter filtern Staub aus der Luft, und gute, natürliche Erden binden Smog. Die Umgebungsluft wird klarer, kühler und sauerstoffreicher. Dafür müssen wir den Pflanzen Licht bieten, indem wir sie nah ans Fenster stellen und ihnen regelmäßig Wasser sowie natürliche Dünger geben. In guter Luft schlafen wir besser (Zirbenholzmöbel oder -späne tragen ihres dazu bei), arbeiten konzentrierter und sind nicht so schnell genervt oder müde. Jeder Raum braucht mindestens eine zimmerhohe Pflanze oder mehrere kleinere. Etwa Efeutute. Sie klettert an Stäben hoch. Das Fortsetzung Seite 22

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können. Der ideale Sichtschutz und Schattenspender nimmt Feinstaub auf und bietet Insekten und Bestäubern Nahrung. Und wenn sie zu groß werden? Dann mit den Nachbarn darüber reden, ob vielleicht eine Pflanzenbrücke zum nächsten Fenster oder Balkon wachsen darf. Besteht sie aus Blauregen (Wysteria), die sich dauerhaft um Drähte und Eisenstangen winden kann, dann duftet die Pflanzenbrücke auch herrlich. Achtung: Die holzige Pflanze kann Gerüste aus Holz erdrücken, da ist genaues Hinsehen wichtig. Gut für Balkonien sind auch kleinere Gehölze und Sträucher. Etwa blühende Sträucher mit Johannis-, Stachelund Preiselbeeren. Auch gesunde Küchengewürze wie Melisse, Thymian, Rosmarin oder Lavendel wachsen gut am Balkon und bezaubern uns durch Blüten, Duft und Blattfülle. Wunderbar ist auch Wacholder. Immergrüne Pflanzen wie die Stechpalme (Ilex) oder Eiben (Taxus baccata) machen den Balkon zu einem grünen Kraftplatz in der Stadt. Wie macht sich die Fassade am Haus in Grün? Warum nicht? Empfohlen dafür seien die Jungfernreben. Sie bedecken die Wände schnell mit ihren großen Blättern, erstrahlen im Herbst in leuch­ tenden Farben und sind für Fassaden absolut ungefährlich. Am Boden brauchen sie nicht sehr viel Platz, vielleicht einen halben Quadratmeter Erde und Humus. Auch in Pflanztrögen, die an die Hausfassaden gestellt werden, können die Jungfernreben wachsen. Wer nicht mag, dass die Luftwurzeln der Pflanzen dauerhaft am Verputz haften bleiben, bietet den Rankpflanzen Steighilfen mit stabilen Gittern und gespannten Drähten an. Sie werden in zwanzig Zentimeter Abstand vor der Hauswand montiert. Daran ranken rasch wachsende und blühende Pflanzen empor, etwa der Kletter-Spindelstrauch, auch Hopfen, Weinreben und Wilder Wein, Waldreben, Clematis oder Kletter-Knöterich. Die größte Überraschung ist aber wohl, wie rasch sich an den grünen Fassaden Leben einstellt: Singvögel, Schmetterlinge, Insekten, vielleicht auch einmal Fledermäuse werden es schätzen, einen neuen Lebensraum zu haben.

Fortsetzung von Seite 21 Einblatt filtert mit großer Leistung, der Schwertfarn schaut zart aus, ein Ficus (Birkenfeige) ist anspruchslos und langlebig. Anspruchslos sind auch die Schusterpalme oder die dickblättrige Glücksfeder. Am besten kombiniert man Pflanzen mit unterschiedlicher Blattform und Farbe. In großen Töpfen können sich die Wurzelballen der Pflanzen gut entfalten, zur

Balkonien kann auch in der Großstadt ganz schön wild werden

­ üngung verwendet man ausschließD lich Natursubstrate. So schön und gesund kann Balkonien für uns und Tiere sein Auf den Balkon gehören Töpfe und Tröge, aus denen Rankpflanzen wie Kletterhortensien und Wilder Wein an Steighilfen und Gittern hochwachsen

Was sich vor dem Haus und im Hof abspielt Wer prüft, wie breit der Gehsteig vor dem Haus ist (und sein muss), wird häufig feststellen, dass sich da noch schmale Pflanztröge ausgehen. In diesen lassen sich immergrüne Hortensien anpflanzen, oder, so die übrigen Hausbewohner bzw. Besitzer einverstanden sind, auch blühende Rankpflanzen an Eisengittern mit einer vorbestimmten Höhe. Eine ­Anregung Fortsetzung Seite 24


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Fortsetzung von Seite 22 für die Nachbarn, es nachzumachen. Eigentlich gehört in jeden Innenhof mindestens ein großwüchsiger Baum. Je nach Lichteinfall und Bodentiefe eignen sich dort klimaresistente Baumarten wie Eichen, Linden oder Baumhasel. Die Gartenexperten in der jeweiligen Gegend wissen Bescheid, welcher sich am besten eignet – einfach ihren Rat einholen. Wichtig wäre auch, bereits versiegelten Boden wieder aufzureißen und mit Gittersteinen oder offenen Steinverbünden zu belegen. Das erzeugt neue Verdunstungsflächen und gibt Pflanzen Lebensraum. Sie danken es mit einer natürlichen Kühlung, die auch sofort spürbar wird. Erstaunlich einfach ist auch, eigenes Gemüse, Salate, Kräuter und Gewürze anzupflanzen. Es gibt Bauanleitungen für günstige Hochbeete, die überall Platz finden. Und wenn es wirklich ganz einfach sein soll, bietet schon ein mit Steinen begrenzter, aufgeschütteter Humushügel eine Heimat für ein duftend-blühendes Pflanzenparadies. Eine seiner Überraschungen und Genüsse ist auch, dass es mit Sicherheit NachahmerInnen finden wird. Solche wilden Gärten bieten auch in Wien schon eine willkommene und regelmäßige Möglichkeit für Kontakte mit ­anderen

Der Traum vieler Stadtmenschen ist ein eigener Dachgarten

Menschen und den Austausch mit Gleichgesinnten.

Ein Kiesflachdach kann im Sommer bis zu 80 Grad Celsius heiß werden. Bepflanzt bringt es das Dach auf 32 Grad

Zu guter Letzt landen wir auf dem Dach Auf einem Kiesflachdach können im Sommer öfters Temperaturen von achtzig Grad Celsius gemessen werden – Tendenz steigend. Dieselbe Fläche wird, ist sie mit Pflanzen bewachsen, nie wärmer als rund 32 Grad Celsius. Ein gewaltiger Temperaturunterschied! Wenn also auf dem Hausdach bloß Kies herumliegt, der im Sommer heizt und im Winter nicht isoliert, schüttet man eine zehn bis 15 Zentimeter dicke Substratschicht auf. Das ist in den allermeisten Fällen statisch völlig problemlos. Um den Abfluss biegt man ein Gitter, das Verstopfungen verhindert. Wer genügend Geduld aufbringt, wird eines Tages feststellen, dass sich die Pflanzen von selbst dort ansiedeln. Manchmal finden dort sogar Orchideen von allein Platz. Das grüne Dach funktioniert ohne Pflege und zusätzliche Bewässerung. Auf extensiven Gründächern blühen Steinrosenfluren und Sedumteppiche. Die Pflanzen sind äußerst anspruchslos. Natürlich kann man sein Dach mit ausgesuchten und dafür geeigneten Pflanzensamen auch in eine Blu-

menwiese verwandeln. Magerwiesen und blühende Wildblumenmischungen gedeihen selbst auf diesen spärlichen „Dachböden“. Man muss lediglich einmal pro Jahr kontrollieren, ob nicht Bäumchen wie etwa Birken anwachsen, deren kleine Flugsamen sehr weit fliegen, oder auch Ebereschen, deren Samenkörner von Vögeln ausgekotet werden. Wer einen immergrünen Pflanzengarten mit Sträuchern und kleinen Gehölzen möchte, braucht dafür unbedingt fachliche Beratung. In diesem Fall wird ein Flachdach für einen üppigen Bewuchs professionell vorbereitet. Statt der Kiesflächen werden wurzelsichere Folien, Retentionsfolien und ein passender Substrataufbau aufgebracht. Je nach Pflanzenart und Wuchsgröße braucht man dazu unterschiedliche Bodentiefen. Für Bäume sind zur Verankerung ihrer Wurzeln Stahlgitter und entsprechend tiefe Baumquartiere nötig, damit sie dem Wind widerstehen können. In jedem Fall bringt die Begrünung eines Daches verblüffende Ergebnisse und löst bei ihren Besitzern Begeisterung aus. In oft großer Höhe breitet sich eine neue Pflanzenwelt aus, die sich mit den Jahreszeiten ändert und nützlichen Tieren eine neue, gesunde Heimat bietet. Und den Menschen.


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Am Boden des Bauhandwerks Bis zu 25 verschiedene „Gewerke“ können im Hausbau nötig sein. Der Einsatz geprüfter Handwerker ist teuer. Aber vermeintlich billigere Schwarzarbeit kann auf längere Sicht teuer werden

Handwerk ist teuer, soll aber auch sicher sein Bis zu 25 handwerkliche Disziplinen kommen beim Hausbau zum Einsatz: Erdbau, Spezialtiefbau (Gründungsarbeiten), Rohbau, Verputzarbeiten, Estrich, Dämmarbeiten, Holzbau, Stuckateure und Trockenausbauer, Asphaltierer, Pflasterer, Steinmetzmeister, Brunnenmeister, Dachdecker, Glaser, Spengler, Hafner, Platten- und Fliesenleger, Maler und Tapezierer, Bodenleger, Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik, Elektrotechnik, Kommunikationselektronik (Netzwerke, Audio-, Video- und Kommunikationsanlagen), Metalltechnik (Metallbau, Schmiede), Kälte- und Klimatechnik, Mechatronik (Aufzugsbau, Treppenlift etc.). Bei Wohnungen fallen natürlich einige Bereiche wie Erdbau und Gründungsarbeiten weg. Es gibt grosso modo zwei Möglichkeiten, Handwerker für Haus- und Wohnungsbau zu beauftragen: direkt durch den Bauherren oder durch einen Hauptauftragnehmer, der die Leistungen, die er nicht selbst erbringt, an Subunternehmer weitergibt. Hierzulande ist das im Regelfall ein Baumeister, der – das ist eine österreichische Besonderheit – nicht nur zur Ausführung, sondern auch zur Planung von Bauten berechtigt ist. Handwerker werden, je nach Vertrag, Schwierigkeit der zu erbringenden Leistung und erforderlichen Qualifikationen, verschieden entlohnt. Billig ist die Arbeit der Handwerker nicht: Sie kostet (Arbeitszeit, Wegzeit, Material, Verwaltungs­kosten,

TEXT: BRUNO JASCHKE

„ Durch Schwarzarbeit geschädigte Bauherren können keine Ansprüche geltend machen und müssen auch noch den Fiskus fürchten“ REINHARD KAINZ, WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH

die je nach Vertragsart verschieden abgerechnet werden), aber sie gewährleistet auch langfristige Stabilität. Die auf den ersten Blick hohen Preise für Handwerksarbeiten haben zur Folge, dass Konsumenten vermeintlich günstigere Lösungen suchen. Eine Möglichkeit ist, Schwarzarbeiter zu engagieren. Schwarzarbeit soll billig sein, kann aber teuer werden „Der durch Schwarzarbeit und die damit verbundene Abgabenhinterziehung verursachte Schaden für den Steuerzahler wird auf jährlich etwa acht Milliarden Euro geschätzt“, erklärt Reinhard Kainz, Geschäftsführer Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). „Wie hoch der Schaden für die Konsumenten ist, kann faktisch nicht erhoben werden. Denn durch Schwarzarbeit geschädigte Bauherren können keine Ansprüche geltend machen, sondern müssen befürchten, bei einer Schadensmeldung zusätzlich auch noch vom Fiskus belangt zu werden.“ Im Zuge der EU-Erweiterung hat sich eine weitere Alternative aufgetan: Baufirmen hauptsächlich aus Osteuropa, die Handwerksarbeiten wesentlich billiger als heimische Betriebe anbieten. Das hält Herwig Holler für eine sehr problematische Lösung. Der Baumeister ist auch Bausachverständiger, Ombudsmann der WK-NÖ Landesinnung Bau und Beisitzer der Schlichtungsstelle der WKO Bundesinnung Bau sowie Mediator im Bauwesen. Sie kann nämlich teuer zu stehen kommen. Denn meistens sind solche Unternehmen nicht imstande, handwerkliche Arbeiten auf dem Qualitätsstandard heimischer Firmen und Personen, die dafür höhere Preise verlangen, zu bieten. „Dieses Risiko ist den Konsumenten zumeist nicht bewusst. Erst im Nachhinein merken sie, dass es sich nicht ausgezahlt hat“, erklärt Holler. Eine Geiz-ist-geil-Mentalität führe dazu, dass an den falschen Stellen gespart werde. So rufe bei manchen die Vorstellung, eine Beratungsgebühr im dreistelligen Eurobereich auszugeben, wenn es um eine Investition von mehreren 100.000 Euro geht, Kopfschmerzen hervor. Für das Engagement einer billigen Baufirma bekommt der Konsument die Rechnung präsentiert, wenn Mängel am Bau durch teure Spezialisten ­behoben

werden ­müssen. „Das kommt auf jeden Fall teurer, als die Mängel von vornherein zu vermeiden“, versichert Holler. „Qualität ist die intelligenteste Form des Sparens“, sekundiert Kainz. Erwartung guter Qualität, Hoffnung auf Migranten Auch die besonders am Land gern praktizierte Methode, die heiklen Arbeiten (Gründungsarbeiten, Rohbau, Statik, Dämmung) Baumeistern zu überlassen und vermeintlich leichtere Aufgaben Freunden und Schwarzarbeitern anzuvertrauen, geht oft daneben. „Da werden dann“ sagt mit sarkastischem Unterton ein oberösterreichischer Baumeister, „Fehler gern den Baumeistern untergeschoben. Denn der Freund macht ja keine Fehler.“ Reinhard Kainz von der WKO ergänzt: „Bereits ein kleiner Mangel, etwa eine an nur einer Stelle fehlerhaft ausgeführte Abdichtung, kann über die Jahre einen ,Totalschaden‘ zur Folge haben.“ Für Laien ist die Qualität einer handwerklichen Leistung beim Hausund Wohnungsbau nicht leicht abzuschätzen. Zudem zeigen sich Baumängel nicht immer gleich bei der Fertigstellung. Und genau das ist für Kainz das gewichtigste Argument, geprüfte Handwerksbetriebe zu beauftragen: „Der befugte Handwerker bietet nämlich auch nach der Fertigstellung die Gewähr, dass die von ihm erbrachte Leistung sowohl den technischen Vorschriften als auch der vereinbarten Funktionalität entspricht.“ Wenn es mit den heimischen Handwerkern oft nicht einfach ist, liegt das auch daran, dass Österreich ähnlich wie Deutschland unter einem gravierenden Facharbeitermangel leidet. Laut Kainz nicht zuletzt eine Folge des durch die Hochkonjunktur hervorgerufenen Baubooms im Land. ­Erfreulicherweise kommen aber seit einiger Zeit wieder mehr Nachwuchskräfte auf den Markt. „Die Lehrlingszahlen sind seit rund zwei Jahren trotz gegenläufiger Demografie deutlich steigend. So ist in Gewerbe und Handwerk, mit mehr als 45.000 Lehrlingen der größte Lehrlingsausbildner in Österreich, ein Anstieg bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr von 5,2 Prozent zu verzeichnen und über alle Lehrjahre hinweg ein Plus von 2,6 Prozent. Eine wichtige Gruppe sind dabei Asylberechtigte, die auch gezielt auf eine Lehre im Handwerk angesprochen werden.“

FOTOS: WEINWURM, SKEEZE_PIXABAY, JARMOLUK_PIXABA

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ein anderer österreichischer Film war im eigenen Land so erfolgreich wie „Hinterholz 8“ (1998) in der Regie von Harald Sicheritz und nach einem Buch von Hauptdarsteller Roland Düringer: Der Häusl­bauer-Alptraum musste einen sensiblen Punkt bei den Österreicherinnen und Österreichern getroffen haben: Viele haben die Frustrationen über Pfusch beim Haus- und Wohnungsbau wohl selbst erlebt. Es existieren keine Statistiken, die Auskunft geben, ob durch den Erfolg von „Hinterholz 8“ zumindest kurzfristig mehr Aufträge bei Baumeistern oder Handwerksunternehmen eingegangen sind. Immerhin entließ der Film seine Seher mit dem Gefühl, Bauen komme um sprichwörtliche Eckhäuser günstiger, wenn es von Professionisten erledigt wird.


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„Bereits ein kleiner Mangel, etwa eine fehlerhaft ausgeführte Abdichtung, kann über die Jahre einen ,Totalschaden‘ zur Folge haben.“ Reinhard Kainz

Mit 45.000 Lehrlingen ist der Bereich Gwewerbe und Handel der größte Lehrlingsausbildner in Österreich


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uten Tag, ich interessiere mich für das Objekt „Naturparadies“ in H. und darf Sie um Zusendung der Unterlagen bitten. Mit freundlichen Grüßen, T. Onlineformular SENDEN. Sehr geehrte Frau T., herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserem Angebot – wir freuen uns, wenn wir Sie darüber informieren dürfen! Gerne möchten wir jedoch vorab unserer gesetzlichen Verpflichtung nachkommen und Ihnen Ihre Rechte als Konsument und die Details des Vermittlungs- und Immobiliengeschäftes nahebringen. Folgen Sie bitte dazu den Links: Widerrufsformular.pdf sowie Nebenkostenübersicht.pdf und senden Sie diese Formulare unterzeichnet zurück. Hochachtungsvoll, M. Guten Tag, Frau M., anbei finden

Der Versuch, zum ­eigenen Stück G ­ arten samt Haus zu ­kommen, wird immer schwieriger. Eine Wochenendhaussuchende gibt Trost und Rat

TEXT: NINI TSCHAVOLL

Sie wie gewünscht das unterzeichnete Widerrufsformular sowie die Provisionsvereinbarung. Bitte um Vorschläge zwecks Besichtigungstermin, bevorzugt am Wochenende. Sehr geehrte Frau T., vielen Dank für Ihre Nachricht; sehr gerne können wir die Liegenschaft „Naturparadies“ am Samstag besichtigen. Zeitlich bin ich flexibel, 11 Uhr würde gut passen. Mit freundlichen Grüßen, M. Der Traum vom eigenen Haus mit Gartenparadies Endlich. Bereits am Gartenzaun weiß ich: Hier werde ich alle zukünftigen Wochenenden und Sommerfrischen meines Lebens verbringen. Es ist ideal. Nach gut zwei Dutzend Besichtigungen in immer größer werdenden

konzentrischen Kreisen rund um die Hauptstadt endlich ein Treffer. Ein schöner, mäandernder Bach ist die natürliche Grenze des als Naturparadies angepriesenen, ruhigen Grundstücks. Alte Bäume stehen im großzügig angelegten Garten, ein Saunahäuschen im hinteren Teil, davor ein Schwimmbecken. Alles ein wenig in die Jahre gekommen, 1980er-JahreChic, aber passabel. Es ist ein kühler Tag im Spätherbst, der Garten voller Laub. Ich beginne in Gedanken schon mit dem Zusammenrechen und weiß bereits jetzt, wo der Komposthaufen hinkommt. Und wie es sich anfühlen wird, im Sommer barfuß im glasklaren Bach zu stehen. Die Thuja muss weg, soviel ist klar, und um das Rosengestrüpp hat sich wohl auch schon lange keiner mehr gekümmert, dort kommt

FOTO: ALEXANDRA EIZINGER

Wochenend’ und Gartentraum


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Der Freund und Fachmann für Bauliches geht schweigend ums Haus und dann hinein, eingehüllt in den Redefluss der Immobilienmaklerin

Das hätten viele Großstädterinnen und Großstädter gern fürs Wochenende

das Hochbeet hin. Maklerin M. reißt mich aus meinen Gartenträumen. Wir wollten uns doch auch das Haus ansehen, das gepflegte Schmuckstück inmitten dieses Naturparadieses. Ich folge ihr mäßig interessiert, besichtige Raum für Raum, steige hinab in den Keller, er scheint trocken, klettere hinauf unter das Dach, es scheint dicht, wenn auch nicht isoliert. Die Fenster wären halt nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Küche samt Geräten aber sei zeitlos und von guter Qualität, die könne man ganz leicht ein wenig aufwerten, ohne große Investitionen. Der offene Kamin im Wohnzimmer habe schon anderen Interessenten ausnehmend gut gefallen, sehr gemütlich. Immer wieder fallen Worte wie Ambiente, Juwel, einzigartig, Alleinstellungsmerkmal in ihren Aus-

Wo man Wochenendhäuser suchen kann www.willhaben.at/iad/immobilien/ www.immobilienscout24.at www.immosuchmaschine.at Zentralverband der Kleingärtner Österreichs www.kleingaertner.at/service/wie.htm

führungen.In Gedanken sitze ich bereits mit einer Tasse Tee am großen Fenster und schaue in mein grünes Reich hinaus. Enten schwimmen im Bach vorbei, der Hibiskus blüht, es summt rund um das neue Zuhause, denn Bienenkästen sind selbstverständlich auch vorgesehen. Auf der Terrasse sehe ich schon die große Tafel, an der Familie und Freunde im Sommer sitzen werden, um bis spät in die Nacht den Erwerb dieses Prachtstücks von einem Wochenendhaus zu feiern. Und das Paradies aus Sicht von Sachverständigen Ein Woche später stehe ich etwas ernüchtert, aber noch immer euphorisch wieder am Gartenzaun. Mit mir Freunde, die etwas „von der Substanz“ verstehen, ein gutes Auge und Erfahrung haben und mich beraten wollen. Die ganze Woche habe ich Telefonate mit der Gemeinde und mit dem Bauamt geführt, Kataster-, Einreich- und Flächenwidmungspläne eingesehen, die öffentliche Anbindung gecheckt. Beim Bau des Saunahäuschens hatte es der Vorbesitzer mit dem Grenzverlauf wohl nicht so genau genommen, die Luftaufnahmen zeigen, dass es zur Hälfte auf öffentlichem Grund steht. Gibt es deswegen 18 Jahre nach Errichtung noch immer keine offizielle Fertigstellunganzeige? Das, meint die Maklerin, sei überhaupt kein Problem, alles leicht zu klären. Alles im Laufen, da wäre sie dran. Aus dem tiefen Brunnenschacht am Grundstück steigt geheimnisvoller Dampf auf. Eine thermische Quelle? Davon weiß sie nichts und schreitet bei der Besichtigung resolut weiter. Der Freund und Fachmann für Bauliches geht schweigend ums Haus und dann hinein, eingehüllt in den Redefluss der Immobilienmaklerin. Wortlos zeigt er dorthin und dahin, runzelt die Stirn und klopft mit dem Fingerknöchel die Wände ab. Als er beginnt, Fragen zu stellen, sehe ich ihn plötzlich auch: den Riss, der vom Dach bis zum Fundament mitten durch das Haus verläuft. Trenn­linie zwischen dem unterkellerten Teil des Hauses auf einem Fundament und dem nicht unterkellerten Bereich. Was der Riss bedeute, müsse man wohl nicht erklären, meint der Freund mit strenger Miene. Die Tür, neben der ich stehe, hängt plötzlich unübersehbar schief in den Angeln. Ach, ja, das stimmt, sagt die Maklerin. Ihr Baumeister meine aber, das wäre nicht so tragisch, es gäbe da ganz neue Techniken zum Heben eines Hauses, keine große Sache. Ich denke nach. Den ganzen Sonntag lang und auch noch den Montag. Ich rechne, ich wäge ab, berate mich mit Auskennern, was die Reparatur des von mir übersehenen Risses für Kosten verursachen wird. Am Dienstag greife ich zum Hörer und mache der Maklerin ein Angebot: Ein Drittel

unter dem veranschlagten Preis. Dieses Drittel ist der Betrag, den die Sanierung zumindest kosten wird. Die Maklerin japst hörbar nach Luft und versucht, nett zu sein. Es sei eben ein Naturparadies. Wieder spricht sie vom Alleinstellungsmerkmal und von den anderen Interessenten, die dem Riss nicht diese Bedeutung beimessen würden. Wir könnten dann ja noch mal telefonieren, wenn mein Angebot für den Verkäufer doch interessant wäre. Aber uns beiden ist klar, das wird nicht der Fall sein. Erst Tage später schaffe ich es, die vielen Fotos vom Haus mit Riss im Naturidyll vom Smartphone zu löschen. Die Freunde finden, ich hätte richtig gehandelt. Das wäre doch ein Fass ohne Boden geworden, wer weiß, was da noch so alles aufgetaucht wäre, im Brunnenschacht und sonst wo. Es werde schon das Richtige daherkommen, irgendwann. Schlecht getröstet, aktiviere ich wieder meine Suchagenten auf den verschiedenen Immobilienplattformen. Aber es wird wohl nicht von selbst daherkommen, das ideale Wochenendhaus. Was Großstädter auf dem Land erwartet (und sie erwarten) Was suchen Städterinnen und Städter eigentlich, wenn sie vom Wochenendhaus im Grünen sprechen? So verschieden die Menschen mit ihren Bedürfnissen und Vorlieben auch sind, Ruhe und Erholung wollen alle. Viele versprechen sich dies von einem Häuschen inmitten eines Gartens. Um diejenigen, die in dieser Anschaffung nur Arbeit und Belastung sehen, soll es hier nicht gehen. Sie verbringen ihre Wochenenden ohnehin lieber im grünen Prater, auf der Donauinsel oder in einem städtischen Schwimmbad. Für alle anderen bedeutet ein Wochenendhaus: Eine Auszeit nehmen, in der Natur sein. Die Stille genießen, die Vögel hören, das Plätschern eines Baches. Morgens barfuß durch den taunassen Garten gehen und dabei den Nacktschnecken ausweichen. Zum Frühsport die Yogamatte auf der Terrasse ausrollen und über die Felder laufen. Beim Greißler im Dorf Frühstück einkaufen und als einzige Zeitung die „Krone“ auf der Budel vorfinden. Gras mähen, Hecken schneiden, Gemüse pflanzen und ernten. Unkraut jäten, in der Erde graben und sich dabei einen Sonnenbrand im Nacken holen. Blumen hochbinden und sich die Hände an den Rosen zerkratzen. Lose Dachziegel reparieren, Fensterdichtungen erneuern, tropfende Wasserhähne dichten, Gartenzaun reparieren. Die Einfahrt kärchern, mit dem Reißbesen vor der eigenen Tür kehren, Komposthaufen umstechen und am Abend jeden Knochen spüren. Mit dem Fahrrad zum Heurigen oder zum Fortsetzung Seite 30


30 FALTER 10/19  T H EM A 2/ 19 :   WOH NEN  :   WO C H E N E N D H AU S

Fortsetzung von Seite 29 Wirt ins Nachbardorf fahren. Spätnachts bei Mondlicht über holprige Feldwege nach Hause fahren und dabei Fuchs und Hase gute Nacht wünschen. Beim Feuerwehrfest Grillhendl essen und zu selbst gemachten Mehlspeisen der Dorffrauen dünnen Kaffee trinken. Mit den Alteingesessenen anstoßen und wissen, dass man nie dazugehören wird. Am Samstagvormittag abwechselnd die Sammler von der örtlichen Blasmusik, der Freiwilligen Feuerwehr und der Landjugend am Gartenzaun abwimmeln wollen, aber dabei den ersten beiden eine Spende und einen Schnaps geben. In der Hängematte liegen, ein Buch lesen, in die Luft schauen und eindösen. Den Grill anheizen, Freunde aus der Stadt bewirten und mit ihnen bis zum Morgen feiern und diskutieren. Und mit dem Kofferraum voller Blumen, Kräuter und Tomaten am Sonntagabend zurück in die Stadt fahren. Wochenendhaus in der Stadt? Warten auf den Kleingarten Ein Wochenendhaus ist ein Haus, ein Häuschen oder eine Hütte, das sich in

Die Nachfrage nach Kleingärten ist in Wien so groß, dass auf den Wartelisten der Vereine keine neuen Vormerkungen mehr angenommen werden

ländlicher Lage befindet. Es soll geeignet sein, darin Wochenenden und Urlaube zu verbringen. Preislich gilt: Je ländlicher die Gegend, je schlechter angeschlossen an das öffentliche Verkehrsnetz, desto günstiger ist Grund und Boden zu erwerben. An den Stadträndern sind Wochenendhäuser teuer und dicht an dicht gereiht. Dazwischen Gärten von naturnaher Bepflanzung bis zum akkurat geschnittenen Rasen und symmetrischen Hecken. Eine Möglichkeit, ein Fleckchen Grün im Stadtgebiet zu pflegen, bieten die 26.830 Kleingärten Wiens. Sie gehören meist der Stadt Wien und sind in Vereinen organisiert. Seit einigen Jahren werden diese Pachtgärten, auf denen Häuser in Form von Superädifikaten stehen, von der Stadt an Private verkauft. Als Superädifikat gilt ein Bauwerk, das mit Zustimmung des Grundeigentümers auf dessen Grundstück steht. Das Eigentum am Bauwerk wird durch Urkundenhinterlegung begründet, eine Eintragung ins Grundbuch findet nicht statt. Die Nachfrage bei den Kleingartenvereinen in Wien ist derzeit so groß, dass keine neuen Vormerkungen auf

den Wartelisten mehr angenommen werden. Gelingt es nach Jahren, einen Garten zu ergattern, muss so gut wie immer erst dem Vorpächter das Haus und die Bepflanzung abgegolten werden. Die Grundpreise liegen Anfang 2019 bei ca. 900 Euro pro Quadratmeter. Die Bebauungspläne auf den kleinen Gartengrundstücken werden bisweilen bis auf den letzten legalen Quadratzentimeter ausgereizt und so zu ganzjährig bewohnbaren Heimen gemacht. An Seen und Schotterteichen in Niederösterreich und im Burgenland ist die Situation ähnlich: Die Grundstücke sind im Privatbesitz von Verpächtern, erworben werden können nur die daraufstehenden Häuser. Mittlerweile werden aber günstige alte Verträge nicht mehr verlängert, Jahrespachten haben sich verdoppelt oder verdreifacht. Der Grund: In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Wochenendhäusern am Wasser signifikant gestiegen. Wohl auch eine der Folgen der Klimaerwärmung, denn die Sommer in den Städten werden in absehbarer Zeit bestimmt nicht kühler.



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