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anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Ö ST E R R E I C H I S C H E P O ST AG F I R M E N Z E I T U N G / G Z 02Z030877 M / 155. JA H RGA N G

Gewinnspiel: 2 x 2 Tickets für die Europäischen Literaturtage

„Ich bin auch eine Gestalterin“

Jenseits der Wadlbeißer …

Die S taatssek retä rin für K unst und K ul tur A ndrea May er ü ber die Buchbranche und ihre P l ä ne für die Z eit nach der P andem ie.

aber m it S chl usssucht. Die A uto rin L y dia Mischk ul nig im G esp rä ch ü ber ihren neuen R o m an.

Ich seh das so Heide Schmidt über Freiheit, Feminismus und warum Demokratie nicht verhandelbar ist

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Gedankenspiele Kluge Köpfe schreiben über große Wörter und das auf kleinem Raum. Eine Haltung, eine Einstellung, ein Gefühl, ein Zustand können es sein – in jedem Fall sind die Begriffe gewichtig, worüber die Autor*innen lustvoll, tiefsinnig und freigeistig schreiben. Kleine Bücher voller Klarsicht.

»Eine Reihe für alle Sinne«

(Sabine Nikolay, ORF)

Eva Menasse über den Kompromiss

Paul Jandl über das Glück

Ilija Trojanow über die Neugier Lotte Tobisch über den Mut

Cover mit Farben in Kaltfoliemetallic je 48 Seiten, je 10 € Auslieferung: MOHR

LITERATURVERLAG DROSCHL www.droschl.com

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Erlesene Geschenke – 155. Jahrgang –

„Wir werden die Buch Wien 21 als Schaufenster für das Buch und als größte Auslage österreichischer Literatur zurückbringen“

an Wunde r glauben

Gustav Soucek

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a, wir mussten es tun. Wir, als Veranstalter, haben die Buch Wien 20 abgesagt. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, denn die konkrete Umsetzungsplanung der heurigen Buch Wien hat während des Corona-Zeitraums begonnen, uns war die besondere Herausforderung einer Durchführung und das damit einhergehende Risiko bewusst. Das Vertrauen der Fördergeber war bis zuletzt vorhanden, alle Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen und ein umfassendes Präventionskonzept wurde erarbeitet. Aber die zum Zeitpunkt der Absage stark ansteigende Zahl von Corona-Erkrankungen in Österreich, die Prognosen für den Herbst/Winter und die daraus folgenden Gegenmaßnahmen, um Covid-19 einzudämmen, machten eine Umsetzung im November weitgehend unplanbar.

Nina Stögmüller Das kleine Buch der Weihnachtswunder Ein wundervolles Geschenk, das sich hervorragend zum Vorlesen an gemütlichen Winterabenden eignet: Viele kleine Geschichten, die alle die gleiche Botschaft ausstrahlen: Weihnachten ist eine Zeit der Wunder – und wenn wir lernen, die kleinen zu erkennen, dann sind wir auch bereit für die großen! ISBN 978-3-7025-0987-3, € 19,95

kreativ werden

F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H

Dazu kam noch die Reisewarnung für Wien, viele internationale Gäste und Aussteller mussten deswegen kurzfristig ihre Mitwirkung absagen, und auch nationale Verlage, Aussteller und Partner wurden durch die zunehmend instabile Situation verunsichert. Die Gesundheit aller Mitwirkenden vor Ort wäre durch unser umfassendes Sicherheitskonzept gewährleistet gewesen, aber was hilft es, wenn allgemeine Verunsicherung herrscht und niemand auf die Messe kommt? Die Buch Wien ist eine Publikumsmesse, die Begegnung der Verlage sowie Autorinnen und Autoren mit ihren Leserinnen und Lesern, die mediale Platzierung von Titeln, der Impuls für den Buchverkauf im gesamten stationären Handel – alles rechtzeitig vor Weihnachten –, das sind die Kernelemente der Buch Wien. Aber leider nicht mehr unter diesen Voraussetzungen. Ich bedanke mich bei meinen Gremien, den Mitgliedern, allen Ausstellern und Partnern und besonders bei den HVB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, dass wir professionell planen, aber dann auch genauso entschlossen absagen konnten. Wir werden die Buch Wien 21 als Schaufenster für das Buch und als größte Auslage österreichischer Literatur zurückbringen. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, bleiben Sie wohlauf.

Nina Stögmüller Mein Geburtstag Lesen.Schreiben.Malen.Wünschen Ein persönliches Geburtstagsbuch mit Informativem zur Geschichte des Geburtstages, liebevollen Märchen für Erwachsene, Illustrationen zum Ausmalen und Tagebuchseiten zum Befüllen. ISBN 978-3-7025-0930-9, € 19,95

Gustav Soucek HVB-Geschäftsführer

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Lesen Sie uns kennen. www.pustet.at

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– Inhalt –

„Alles anders? Stammbuchhandlungen können helfen“ Teresa Preis

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Wer bin ich? Antworten nach dem Sinn im Leben finden sich in diesem Herbst in zahlreichen Neuerscheinungen zu den Themen Spiritualität und Religiosität

KURZ GESAGT

KLASSIKER

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Teresa Preis Chefredakteurin anzeiger

Buchhandlung als Mikrokosmos Die Lieblingsbuchhandlungen der Autorinnen und Autoren

WISSENSWERT

IMPRESSUM

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H e r a u s g e b e r : Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at G e s c h ä f t s f ü h r u n g : Gustav Soucek P r o j e k t l e i t u n g : Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at A b o v e r w a l t u n g : Paula Fabiankowitsch, DW 12, fabiankowitsch@hvb.at M e d ie n in h a b e r, K o n z e p t, R e d a k tio n u n d P r o d u k tio n : Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at C h e f r e d a k t i o n : Christian Zillner, DW 926, Teresa Preis, DW 812 G e s c h ä f t s f ü h r u n g : Siegmar Schlager A n z e i g e n l e i t u n g : Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar D r u c k : Print Alliance HAV Produktions GmbH. Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

Kurzmeldungen

HVB-MITGLIEDER IM PORTRÄT

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Erich Neuhold Verlagsagentur Neuhold

Helen Zellweger

Ö1 Buch des Monats, Leipzig 2022:

Schultz & Schirm Verlag

Gastland Österreich, Personalia, Leo-Perutz-Preis, Marktdaten, Mittendrin, Österreichischer Buchpreis, Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, Literaturnobelpreis, Die schönsten Bücher Österreichs

Iris Kraßnitzer

ESSENZIELL

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Neu entdeckt Georg Trakl

ÖGB Verlag

SELBSTREDEND

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Lydia Mischkulnig Im Gespräch

„Ich bin auch eine Gestalterin“

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Staatssekretärin Andrea Mayer im Gespräch

KURZ VOR SCHLUSS

SCHWERPUNKT

16

Seelensucher, BibelHeldinnen und Häuptlinge

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Aus der Branche

Glaube und Religion

Jürgen Schütz

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Kontinent Kinderbuch Read local

Gastkommentar Nava Ebrahimi

STANDARDS TITELSCHUTZ 8 MONATSBESTSELLER 20 GEWINNSPIEL 23 BUCHTERMINE 34

F O T O : N I N I T S C H AV O L L , PA B L O H E I M P L AT Z / U N S P L A S H

m Herbst kommt schon wieder alles anders als gedacht. Stammbuchhandlungen können dabei helfen: Wo versorgen sich Autorinnen und Autoren am liebsten mit Büchern? Das haben wir diesmal für „Kurz gesagt“ gefragt. Staatssekretärin Andrea Mayer gibt für „Essenziell“ Einblicke in ihre Beziehung zur Buchbranche. Die Autorin Lydia Mischkulnig spricht in „Selbstredend“ über ihre Positionen zur österreichischen Seele, europäischer Politik und zur Literatur. Für „Kurz vor Schluss“ schreibt die Schriftstellerin Nava Ebrahimi, warum sie sich zurück in den Schrank gestellt fühlt. Viele starke Haltungen, es gibt was zu entdecken.

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– Kurz gesagt –

Die Buchhandlung als Mikrokosmos STAPELWEISE BÜCHER – WO KAUFEN AUTORINNEN UND AUTOREN AM LIEBSTEN EIN? An keiner Buchhandlung vorbeigehen Ich bin eine Buchhandlungsschlampe. In jede Buchhandlung, an der ich vorbeikomme, muss ich auch hinein, egal, ob hipper Studentenladen, Antiquariat oder unpersönliche Riesenkette. Müsste ich mich jedoch auf eine einzige Buchhandlung festlegen, wäre es wohl die „genussbuchhandlung tiempo Irene Diwiak, zuletzt nuevo“ in der Taborstraße. Drei Dinge schäterschien ihr Roman ze ich an ihr besonders: Erstens die große „Malvita“ (Zsolnay) Auswahl, ohne dabei vollgestopft zu wirken. Zweitens erreiche ich sie zu Fuß. Und drittens durfte ich dort schon zweimal eine Buchpräsentation abhalten, wodurch ich sie immer mit schönen Erinnerungen verbinden werde.

„In jede Buchhandlung, an der ich vorbeikomme, muss ich auch hinein“

F O T O S : L E O N H A R D H I L Z E N S AU E R .C O M , D E TA I O S I N N, L AU R I N G R A B N E R , PAU L F E U E R S Ä N G E R

Irene Diwiak

Klostergemäuer und Bücherstapel Meine Lieblingsbuchhandlung liegt in Vöcklabruck nahe dem oberen Stadtturm in der Hinterstadt. Sie heißt Buchhandlung Neudorfer und befindet sich in einem alten Klostergemäuer – ganz unterschiedlich große Räume mit Gewölben. Und alles, wirklich jeder Platz in den Sandra Weihs, zuletzt Regalen bis oben hin und manchmal in erschien ihr Roman zwei Reihen, ist besetzt mit Büchern. Die „Delilah“ (Czernin) neuen Marketingstrategien à la „weniger ist mehr“ hat der Neudorfer ausgelassen, deswegen fühlt man sich in der Zeit ein bisschen zurückversetzt, wenn man über die Schwelle tritt. Vor, neben, hinter, unter und an der Wand gegenüber der Kasse finden sich die Neuerscheinungen, die jeder lesen muss, während die Kasse aus dem vorigen Jahrhundert stammt. Die Dunkelheit und Enge saugt einen weiter hinein in den nächsten Raum, und man will nie wieder herausfinden. Dort ist Literatur, die war und bleiben wird. Fast immer hat Michael Neudorfer die wichtigen Österreicher der letzten 150 Jahre, die ich jetzt und sofort lesen möchte, weil ich es mir gerade einbilde, lagernd. Nicht selten finde ich dort das, was ich nicht suchte und mich dann begeistert. Außerdem mustert mich Michael Neudorfer grinsend so nett über die Brille hinweg, wenn ich, einen Bücherstapel schleppend, ihn wieder verlasse.

Persönliche Begegnung und sachkundige Beratung Bücher sind Produkte. Sie sind aber auch und zuallererst Kulturgüter, geistige Erzeugnisse, Kommunikationsmedien, Transportmittel von Gefühlen, Gedanken, Welten, Sprachkunst. Ihre Stephan Roiss, Vermittlung passiert meines zuletzt erschien sein Roman „Triceratops“ Erachtens adäquater im realen Raum und in einer At(Kremayr & mosphäre, die persönliche Scheriau) Begegnung und sachkundige Beratung ermöglicht. Ich vermeide Onlinebestellungen und suche gerne kleine, engagierte Buchhandlungen anstatt der Filialen großer Ketten auf. In Ottensheim ist das „Der kleine Buchladen“, in Linz zumeist die Buchhandlung „Alex“, in Graz vor allem der „Büchersegler“.

„Ich suche gerne kleine, engagierte Buchhandlungen“ Stephan Roiss

Einfühlsam und fachkundig Im Gegensatz zu anderen Großstädten ist Wien mit einer Vielzahl kleiner, liebevoll geführter Buchhandlungen gesegnet. Es sind Mikrokosmen, die sich von unserem großen Universum darin unterscheiden, dass man ihren Schöpfern Stefan Slupetzky, und Betreibern schon zu Lebzeiten zuletzt erschien sein begegnen kann. Und dass GebeKurzgeschichtenband te hier im Handumdrehen erhört „Atemlos“ (Picus) werden: Egal, um welche Art von Literatur es geht, man wird hier einfühlsam und fachkundig beraten und gleich mit Lesestoff versorgt. Die virtuellen Götter, die einen im Internet mit hübschen gelben Sternchen zum Konsum von Bestsellern verleiten wollen, sind im Vergleich zu echten Buchhändlern so hilfreich wie der „Netdoctor“ bei einem Schlaganfall.

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– Wissenswert –

Personalia

Ö1 Buch des Monats

Das Ö1 Buch des Monats im Oktober

Österreich wird das Gastland im März 2022

Österreich zu Gast Österreich wird das Gastland bei der Leipziger Buchmesse 2022. Der Direktor der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, begrüßte die Wahl: „Unser Nachbar ist für Deutschland ein wichtiger Buchmarkt und hat eine starke Literaturszene, die in vielen Facetten neu zu entdecken ist.“ Nach dem Ausfall der Messe in diesem Jahr und der Verschiebung der nächsten Ausgabe in den Mai 2021 wird die Leipziger Buchmesse im Jahr 2022 wieder wie gewohnt im März stattfinden, genauer vom 17. bis 20. März. Für den HVB ein starkes Signal für die österreichische Literatur und Buchwirtschaft.

Nachdem Kristina Lindenthal den Brandstätter Verlag in Wien verlassen hat, um sich neuen Aufgaben zu widmen, übernimmt Friederike Harr (Foto) die Gesamtleitung Vertrieb und Kommunikation. Anna Klaus steht Friederike Harr als Pressereferentin bei Brandstätter zur Seite. Nach einigen Jahren als Zuständige für die Pressearbeit beim Picus Verlag arbeitete sie zuletzt als Redakteurin für verschiedene Magazine.

F O T O S : U R S U L A H U M M E L - B E R G E R , L U I S H A R M E R ( 1 ) , G I A N M A R I A G A VA ( 2 ) , G A B Y G E R S T E R

Der neue Roman der Schweizer Autorin Gertrud Leutenegger, „Späte Gäste“ (Suhrkamp), ist das Buch des Monats Oktober. Das Buch „erzählt die Geschichte einer Nacht, in der äußerlich fast nichts passiert. Doch das leere Haus und die Dunkelheit sind die Projektionsfläche für Erinnerungen an das frühere Leben im Dorf, an die Beziehung und an deren Zerbrechen, aber auch für Fantasien, Ängste, Einbildungen“, so die Jury zur Auswahl des Buches. Das Ö1 Buch des Monats ist eine exklusive Aktion für HVB-Buchhandlungen in Kooperation mit dem Radiosender Ö1. Der Siegertitel wird monatlich von der „Ex Libris“-Redaktion ausgewählt und in der Sendung besprochen.

Stefanie Jaksch übernimmt ab sofort die Verlagsleitung bei Kremayr & Scheriau in Wien. Seit 2016 ist sie im Verlag tätig und seit 2018 war sie bereits für das Sachbuch-Programm verantwortlich.

Leo-Perutz-Preis für Ursula Poznanski Ursula Poznanski ist die Gewinnerin der elften Ausgabe des Leo-Perutz-Preises für Wiener Kriminalliteratur. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde Poznanski für ihr Werk „Vanitas – Grau wie Asche“ (Knaur) verliehen. Die 1968 in Wien geborene Poznanski ist sowohl mit Jugendbüchern erfolgreich als auch mit ihren Werken für Erwachsene. Die Jury lobte die vielschichtig gezeichnete weibliche Hauptfigur und das Aufgreifen aktueller Themen. Auch die dichte und flotte Sprache wurde herausgestrichen. All dies seien Merkmale, die an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern würden.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat.

+7,9 % +5,1 % +2,8 % Umsatz

Absatz

Preis

Weitere Marktdaten zur österreichischen Buchbranche liegen für HVB-Mitglieder exklusiv monatlich dem anzeiger bei.

Erhebung: Media Control im Auftrag des HVB.

Marktdaten September 2020

Der von der Stadt Wien Kultur und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gestiftete Leo-Perutz-Preis wird mit Unterstützung der Bestattung Wien ausgerichtet. Die Jury für das Jahr 2020 setzte sich aus sechs Mitgliedern zusammen: der JurySprecherin Sylvia Fassl-Vogler (Stadt Wien Kultur), Oliver Hartlieb (Vorstandsmitglied des Österreichischen Buchhändlerverbandes), Alex Beer (Krimiautorin und Leo-Perutz-Preisträgerin 2019), Elisabeth Schippel (Buch-handlung Krimisalon), Nina Lämmermayer (Bestattung Wien) und der Journalistin Doris Kraus (Die Presse am Sonntag).

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– Wissenswert –

Willkommen, Herbst! Mittendrin. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählen Leuchtende Fische und Boote „Der Herbst steht auf der Leiter …“ Die Strandlektüre weicht den Neu-erscheinungen der bunten Jahreszeit. Seit ein paar Tagen gibt es neben fantastischer Jugendliteratur auch elegante schwarMeike Linnewedel, ze Spitzhüte, magische Papiertaschen Buchhandlung und im Dunkeln leuchtende FledermBüchersegler aussticker. Die Kapitänin Beatrice Bau(Graz) mann wählt die Titel für die Schulbüchertische aus, Weihnachtsbücher und Karten werden bestellt und Schaufensterdekoration wird gebastelt. Der Plan dieses Jahr: Papierlaternen in Form von Fischen und Booten. Dazu gesellen wir Kreativbücher mit noch mehr Ideen und neue Titel passend zum Jahreslauf. Was raschelt da? Willkommen, Herbst!

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Sorgenfreies und sicheres Stöbern Da es für uns alle ein besonderer Herbst ist, sind wir noch einmal mehr bemüht, ein sorgenfreies und sicheres Stöbern für unsere Kundinnen zu ermöglichen. Neben zahlreichen Thementischen in der Buchhandlung werden wir Marlene Walder, auch im E-Commerce-Bereich abWagner’sche gestimmten und emotionalen Content Buchhandlung spielen. Auch mit unserer neuen (Innsbruck) Veranstaltungsreihe „Wissen kurz & bündig“ sorgen wir für tägliche Abwechslung. In regelmäßigen Briefings tauschen die Kolleginnen ihre Buchtipps aus, wodurch wir unsere Kundinnen mit den spannendsten Novitäten versorgen können. Wir freuen uns auf viele Beratungsgespräche und einen regen Austausch in diesem Leseherbst.

Die drei großen Fragen Unsere Vorbereitungen für den Herbst laufen schon seit dem Frühjahr, da wir im September an gleich zwei neuen Standorten gestartet haben: Am Campus, Altes AKH, wo wir nach einem groß angelegten Thomas Seidl, Umbau ein breites Publikum in einer Filialleiter Facultas modernen Buchhandlung ansprechen. BOKU und Altes Außerdem mit einer zweiten Filiale AKH (Wien) an der BOKU, die mit selbst gebauten Möbeln aus Paletten dem Standort gemäß auf Bodenständigkeit setzt. So unterschiedlich die Filialen optisch sein mögen, die Voraussetzungen sind ähnlich. Die großen Fragen sind: Wie wird der Unialltag aussehen? Gibt es Präsenz an den Universitäten? Wie groß wird die Kauflust zu Weihnachten sein? Wir sind bereit!

Fünf Titel auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis

Österreichischer Buchpreis: Shortlist Die fünf nominierten Titel der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis bilden ein breites Spektrum zeitgenössischer Literatur Fünf der zehn Longlist-Titel haben es auf die Shortlist für den Österreichischen Buchpreis 2020 geschafft: – Helena Adler: „Die Infantin trägt den Scheitel links“ (Jung und Jung) – Xaver Bayer: „Geschichten mit Marianne“ (Jung und Jung) – Monika Helfer: „Die Bagage“ (Carl Hanser) – Karin Peschka: „Putzt euch, tanzt, lacht“ (Otto Müller Verlag) – Cornelia Travnicek: „Feenstaub“ (Picus) Für den Debütpreis sind drei Titel im Rennen: – Leander Fischer: „Die Forelle“ (Wallstein Verlag) – Gunther Neumann: „Über allem und nichts“ (Residenz) – Mercedes Spannagel: „Das Palais muss brennen“ (Kiepenheuer & Witsch) Der Österreichische Buchpreis wird gemeinsam mit dem Debütpreis am 9. November verliehen. „Im fünften Jahr seines Bestehens ist der Österreichische

Buchpreis nicht mehr aus der deutschsprachigen Literaturlandschaft wegzudenken“, so HVBPräsident Benedikt Föger. Über das Jubiläum freut sich auch die Staatssekretärin für Kunst und Kultur, Andrea Mayer: „In diesen fünf Jahren hat sich der Österreichische Buchpreis nicht nur zu einem wichtigen Preis für die Verlags- und Buchbranche entwickelt, sondern er steht auch bei Autorinnen und Autoren hoch im Kurs.“ Wer mit dem Österreichischen Buchpreis bzw. dem Debütpreis ausgezeichnet wird, wird erst am Abend der Preisverleihung bekannt gegeben. Die Preisträgerin bzw. der Preisträger des Österreichischen Buchpreises erhält 20.000 Euro. Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Alle anderen Nominierten der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Österreichische Buchpreis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKOES), dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet.

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– Wissenswert –

Literaturnobelpreis für Glück

Die schottische Autorin A. L. Kennedy

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Der letzte Schrei Der diesjährige Ehrenpreis des Öster­ reichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln geht an die schottische Autorin A. L. Kennedy. Bereits mit ihrem ersten Roman „Einladung zum Tanz“ (Steidl) im Jahr 2001 wurde Kennedy berühmt, heute zählt sie zu den wichtigsten zeitgenössischen englischsprachigen Autorinnen und Autoren. Kennedy scheue sich nicht, „regelmäßig ihre Stimme gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Unrecht zu erheben und dabei einzumahnen, dass der Mangel an Menschlichkeit mit dem Mangel an Kultur und der Geringschätzung von Kunst einhergeht“, heißt es in der Jurybegründung. Die Ehrung erfolgt im Rahmen der Europäischen Literaturtage am 22. November in der Minoritenkirche in Krems. Die Laudatio hält Sonja Zekri (Süddeutsche Zeitung). Der mit 10.000 Euro dotierte Ehrenpreis wird gemeinsam vom Hauptverband des Österreichischen Buch­ handels und dem Fachverband Buch­ und Medienwirtschaft der Wirtschaftskam­ mer Österreich vergeben.

Die amerikanische Dichterin und Essayistin Louise Glück erhält in diesem Jahr den Nobelpreis für Literatur. Glück, die in den USA bereits zahlreiche Preise erhalten hat, habe eine „unübersehbare poetische Stimme, die mit strenger Schönheit das individuelle Bestehen universell macht“, so die Jurybegründung. Zwei ihrer Gedichtbände sind auf Deutsch bei Luchterhand erschienen: „Averno“ 2007 und „Wilde Iris“ 2008.

Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück

Spieglein, Spieglein Eine Fachjury hat die 15 Preisträgerbücher kreative Konzepte und professionelle Profür den Design-Wettbewerb der schönsten duktion“, so HVB-Präsident Benedikt Föger. Bücher Österreichs 2019 gewählt. Drei davon „Beim Wettbewerb um die schönsten Bücher wurden zusätzlich vom Bundesministerium Österreichs wurden 2019 wieder jene Publifür Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und kationen ausgezeichnet, die vorbildlich zeiSport mit Staatspreisen in der Höhe von je gen, was möglich ist, wenn all diese Faktoren 3.000 Euro ausgezeichnet: beispielhaft ineinandergreifen.“ Die prä– „COMPANY. Fotografien und Fragmente mierten Bücher werden ab dem 9. Dezember über das Arbeiten“ (De Gruyter), gestaltet als Teil der Ausstellung „Die Schönsten Büvon Beton.Studio und bei Holzhausen ge- cher Österreichs, Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande 2019“ in der Hauptbüdruckt. – „Melin“ (Luftschacht), von Rahel Messerli cherei Wien gezeigt. Alle 15 Bücher werden auch für den internationalen Wett-bewerb gestaltet und bei Buch Theiss gedruckt. – „Warning Signs – London, Battle, Has­ Schönste Bücher aus aller Welt eingereicht. tings 2018“, von Hannes Mitterberger gestaltet, im Eigenverlag der Künstlerin Zita Oberwalder erschienen und von der Steiermärkischen Landesdruckerei gedruckt. Die 15 schönsten Bücher „Es braucht viel Einsatz, damit ein schönes Österreichs Buch entsteht: Verlegerisches Geschick,

Titelschutzmeldungen

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Doris Klinda unter klinda@hvb.at. Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur € 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–. Doris Klinda berät Sie gern unter klinda@hvb.at, Tel. 01/512 15 35 DW 14. (*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Rückbesinnung auf das Morgen“ in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Eigenverlag Rudolf Wollmarker Kahlspergstraße 46, 5411 Oberalm

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Kunstpädagogischer Primitivismus – Primitivism in Art Education“ Untertitel: Zur Kolonialität eines progressiven Projektes – On the coloniality of a progressive project in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Zaglossus e. U. Vereinsgasse 33/12, 1020 Wien

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FOTOS: PETER LECHNER

Seit Mai 2020 ist Andrea Mayer als Staatssekret채rin f체r Kunst und Kultur auch f체r die Literatur zust채ndig

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– Essenziell – Andrea Mayer im Gespräch

„Ich bin auch eine

Gestalterin“ DIE STAATSSEKRETÄRIN FÜR KUNST UND KULTUR ANDREA MAYER ÜBER IHRE VERBINDUNG ZUR BUCHBRANCHE, DIE ERFINDUNG DER BUCH WIEN UND PLÄNE FÜR DIE ZEIT NACH DER PANDEMIE

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ie gebürtige Amstetterin Andrea Mayer wurde im Mai diesen Jahres zur Staatssekretärin für Kunst und Kultur angelobt und übernahm das Amt damit mitten in der Krise. Nach einem Studium der Geschichte, Germanistik und Rechtswissenschaften hatte sie in den 1990er-Jahren ihre Karriere im öffentlichen Dienst begonnen und zuletzt als Kabinettsdirektorin der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei unter Bundespräsident Alexander Van der Bellen gearbeitet.

Interview: Teresa Preis

im Ausland verstärkt sichtbar zu machen und Innovation in allen Sparten zu fördern. Ich bin jedenfalls froh, dass wir das Budget 2021 nun in trockenen Tüchern haben. Ich denke, uns ist hier echt viel gelungen – denn das Kunst- und Kulturbudget 2021 weist ein großes Plus auf. Das ermöglicht uns starke und neue Akzente für den österreichischen Kulturbereich zu setzen. Diese kommen auch der österreichischen Literatur zugute. Krisenbedingt ist die Verlagsförderung heuer um 800.000 Euro aufgestockt worden. Welche Maßnahmen sollten damit umgesetzt werden? Mayer – Wir haben die Mittel für Werbung und Vertrieb verdoppelt, weil Bücher Öffentlichkeit benötigen und zur Leserschaft kommen müssen. Verlage können mit diesen Sondermitteln noch stärker als bisher ins Marketing investieren. Eine bedeutende Maßnahme in dieser Zeit.

Frau Staatssekretärin, Sie sind mitten in der Krise berufen worden. Welche Themen und Projekte haben für Sie oberste Priorität? Andrea Mayer – Das stimmt, 2020 ist ein sehr schwieriges Jahr. Thema Nummer eins ist naheliegend: Seit Monaten sind wir vor allem damit beschäftigt, die Gesundheitskrise und die Folgen für die Branche zu managen. Ich denke, da ist uns vieles gelungen. Für den Kulturbereich wurden bis jetzt mehr als 160 Millionen Euro in die Hand genommen. Mein Ziel ist, die Kulturbranche gut durch die Krise zu führen. Diese wird noch einige Zeit dauern – da bin ich Realistin. Neben Krisenmanagerin bin ich aber auch Gestalterin. Es gibt viele andere Themen, die wir gerade bearbeiten: etwa faire Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern, Absicherung und Weiterentwicklung der Kulturinstitutionen, ökologische Nachhaltigkeit im Kulturbereich und vieles mehr. Besonders wichtig ist mir, die österreichische Kunst

Seit Juni liegt die Mehrwertsteuer für Gas­ tronomie, Kultur und Medien sowie für Bücher bis Jahresende bei fünf Prozent. Da Bücher in Österreich der Buchpreisbindung unterliegen, hatte diese Maßnahme für die Branche eine besondere Bedeutung. Wel­ che Auswirkungen konnten Sie bislang beob­ achten? Mayer – Mit der Mehrwertsteuersenkung auf fünf Prozent haben wir denselben ermäßigten Steuersatz wie in Deutschland. Das hilft natürlich dem Buchhandel und damit auch den Verlagen und den Autorinnen und Autoren. »

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– Essenziell – Andrea Mayer im Gespräch

Ist geplant, diese Senkung auch auf das Jahr 2021 auszudehnen? Mayer – Die Bundesregierung hat die Verlängerung der Umsatzsteuersenkung bereits angekündigt. (Ein Fahrplan zum weiteren Vorgehen folgt nach Vorliegen der entsprechenden Beschlüsse im anzeiger – Anm. d. Red.)

HVB-Präsident Benedikt Föger und der Vorsitzende des Österreichischen Verlegerverbandes Alexander Potyka bei der Überreichung der Ehrennadel des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels an Andrea Mayer im April 2019

Die Buch Wien, das größte Literaturereignis des Jahres, wurde nun abgesagt. Was verbinden Sie mit dieser Veranstaltung persönlich? Mayer – Ich war bei der „Erfindung“ der Buch Wien dabei und habe sie während meiner Zeit als Leiterin der Kunstsektion begleitet. Als sie dann 2008 zum ersten Mal über die Bühne ging, war ich begeistert. Nicht nur von der Messe selbst, sondern vom inspirierenden Rahmenprogramm, das in ganz Wien stattfand. Seitdem habe ich keine Buch Wien ausgelassen. Auch privat habe ich sie regelmäßig besucht. Die Buch Wien ist eine Erfolgsgeschichte. Sehr schade, dass sie heuer ausfällt.

Mayer – Die Absage der wichtigen Buchmessen in Leipzig, Frankfurt und Wien bedeutet, dass das Schaufenster für neue Bücher heuer kleiner geworden ist. Notwendig ist daher, andere Kommunikationskanäle und Kooperationen zu suchen und verstärkt einzusetzen: Radio, Fernsehen, Printmedien, Buchhandlungen und Büchereien können sich für die Neuerscheinungen aus dem Frühjahr und dem Herbst noch stärker als bisher einsetzen. Sie können dem Buch aus Österreich eine Bühne bieten. Wird sich die Buch Wien nach der Pandemie anders aufstellen müssen? Wo sehen Sie deren Chancen? Mayer – Wir wissen heute nicht, wie der Herbst 2021 aussehen wird. Aber zum einen haben wir in den vergangenen Monaten gelernt, mit der Pandemie umzugehen, zum anderen sehnen sich die Menschen in unserem Land nach Kunst und Kultur wie kaum zuvor. Daher lassen Sie mich optimistisch sein und eine Prognose wagen: Die Buch Wien 2021 wird an die bisherigen Erfolge anknüpfen.

Die Absage bedeutet den Ausfall Hunderter Veranstaltungen und der Bühne für Neuerscheinungen aus österreichischen und internationalen Verlagen. Welche Auswirkungen sehen Sie für den Markt?

Österreich wird Gastland der Leipziger Buchmesse im März 2022. Wie kam es dazu und was bedeutet das für die österreichische Literatur aus Ihrer Sicht?

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„Der Auftritt Österreichs als Gastland der Leipziger Buchmesse 2022 ist ein deutliches Signal: Es geht weiter“ Andrea Mayer

Schon als Sektionschefin für Kunst haben Sie sich für die Literatur eingesetzt. Welche Ihrer Entscheidungen in dieser Position halten Sie für die wichtigste? Mayer – Es war ja ein Bündel von vielen Maßnahmen, das wir umgesetzt haben. Alle waren wichtig. Wir haben etwa die Literaturstipendien erhöht und neue Stipendien für junge Autorinnen und Autoren geschaffen. Die Fülle an wunderbaren Debüts zeigt mir, dass wir zur richtigen Zeit die richtigen Schritte gesetzt haben. Die Verlagsförderung wurde damals aufgestockt. Der Österreichische Buchhandlungspreis wurde ins Leben gerufen. Und der Österreichische Buchpreis wurde eingeführt. Der feiert heuer sein fünfjähriges Jubiläum, was mich natürlich sehr freut. Er ist ein fixer Bestandteil unseres Literaturkalenders geworden. Als Staatssekretärin müssen Sie sich um alle Belange der Kultur kümmern. Kommt die Literatur nun zu kurz? Mayer – Auf keinen Fall. Im Gegenteil: In dieser Krise sind der Austausch und die Kooperation mit den Vertreterinnen und Vertretern des Literaturbereichs sogar mehr geworden. Der Kraftakt, die Pandemie zu stemmen, hat alle enger zusammenrücken lassen.

Was würden Sie sich von den heimischen Verlagen für die Zukunft wünschen? Mayer – Dass sie weiterhin großartige und aufregende Bücher publizieren, dass sie sich weiterhin trauen, Neues auf den Markt zu bringen, und dass Bücher aus Österreich weiterhin erfolgreich sind. Wo, meinen Sie, hätten die Buchhändlerinnen und Buchhändler künftig die größten Chancen? Im Onlinegeschäft oder doch in den Service- und Beratungsleistungen des stationären Handels? Mayer – Online einzukaufen hat schon seine Vorteile für den Konsumenten und die Konsumentin sowie für den Buchhandel. Es ist ein wichtiger Verkaufskanal. Gerade während der Pandemie hat man das gesehen. Andererseits geht nichts über eine Buchhandlung, in der Kundenberatung und Menschlichkeit großgeschrieben werden. Was sind die Hintergründe für Ihr besonderes Engagement für die Buchbranche? Mayer – Ich lese seit meiner Kindheit sehr gern. Bücher sind treue und geduldige Begleiter. Sie sind da, wenn du sie brauchst, sie bringen dich zum Lachen oder Weinen, sie sind geduldig und warten auf dich, wenn du beim ersten Mal nicht sofort mit ihnen ins Gespräch kommst. Mit Büchern lässt es sich überallhin reisen, in die Vergangenheit, durch die Gegenwart, in die Zukunft und in Richtung Unmöglichkeit.

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Und zum Schluss: Wo kaufen Sie Ihre Bücher ein? Mayer – Am liebsten in einer guten Buchhandlung. Hier spielt das wahre Literaturleben. Ich genieße es, durch die Reihen der Regale zu schlendern, den Blick schweifen zu lassen, Bücher zu entdecken, die ich immer schon unbedingt lesen wollte, obwohl ich es noch gar nicht wusste. Dort finde ich Bücher, die mich auf Ideen bringen. Nicht zu vergessen: der typische Duft nach bedrucktem Papier. Manchmal bestelle ich online bei einer Buchhandlung in Wien, wenn es schnell gehen muss oder etwa im Corona-Lockdown. Gerne nehme ich auch einmal ein Buch von einem Offenen Bücherschrank mit, wenn ich vorbeigehe. Ich mag den Re-Use-Gedanken. «

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… und

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Mayer – Diese Idee begleitet mich schon seit meiner Zeit als Sektionschefin. Ich freue mich sehr, dass das nun in diesen schwierigen Zeiten ein deutliches Signal ist: Es geht weiter. Es gibt eine Zeit nach Corona. Der Auftritt Österreichs als Gastland in Leipzig 2022 schafft die Möglichkeit für eine erfolgreiche Positionierung der Literaturlandschaft Österreichs. Wichtig ist für mich, dass unser Engagement nachhaltig wirkt. Es soll den Autorinnen und Autoren sowie den Verlagen bezüglich Ansehen und Wirtschaftlichkeit dienlich sein. Zudem soll es Österreich als Kunst- und Kulturnation international weiter stärken.

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Die Bibel entdecken und verstehen

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WIE IST DIE BIBEL ENTSTANDEN?

Die Höhlen bei Qumran am Toten Meer. Hier wurden 1947 die ältesten erhaltenen Bibelhandschriften gefunden

Wie ist die Bibel entstanden? Die Bibel ist die Frucht einer jahrtausende alten Erzähltradition. Lange bevor die Schriftkultur entstand, wurden von einer Generation zur nächsten wesentliche Erfahrungen mit Gott und der Welt mündlich weitergegeben. Später wurden die alten Überlieferungen gesammelt und aufgeschrieben. Die schriftliche Überlieferung. war anfangs weder an einem einzigen Ort angesiedelt, noch darauf angelegt, ein umfassendes Werk zu erstellen. Vielmehr wuchs der „Stoff“ der Bibel an verschiedenen Stellen: Die Könige Israels ließen eine Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel aufschreiben. Für die Rechtsprechung wurden Gesetzestexte gesammelt. Gottesdienstordnungen entstanden, um den Kult am Tempel zu regeln. Auch Gebete (Psalmen) für den Gottesdienst, vor allem für die großen Feste, schrieb man auf. Ab dem 8. Jahrhundert hielten Propheten oder deren Schüler ihre Worte schriftlich fest und ermöglichten dadurch eine größere Verbreitung. Daneben entstanden kleine Sammlungen von Volkstraditionen mit Geschichten, Fabeln, Liedern und Lebensregeln.

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Ein Fragment einer Bibelhandschrift aus Payprus in griechischer Sprache

Im 7. Jahrhundert bestand Israel nur noch aus einem kleinen Territorium im Süden und versuchte, sich auf seine Fundamente zu besinnen. Dies war Anlass, viele bisher getrennt überlieferte Schriften zusammenzufassen. Manche Texte wurden neu geschrieben und bekamen so auch eine neue Bedeutung. Der massivste Einschnitt war das 50 Jahre währende babylonische Exil im 6. Jh. v. C. Diese Zeit und die Phase der Rückkehr ins Land brachte wichtige neue Texte hervor (z. B. das erste Kapitel der Bibel). Zum ersten Mal verstand man die überlieferten Texte als „heilige Schrift“. Bis zum 2. Jahrhundert wurden die drei großen Teile der hebräischen Bibel ( ZUM KANON SIEHE S. 18) nochmals überarbeitet. Bestehende Texte wurden dabei mit neuen kombiniert. Darum gibt es z. B. zwei Schöpfungserzählungen am Anfang der Bibel. Während der ersten 20 Jahre nach Ostern gab es im Christentum nur mündliche Überlieferungen, weil die Wiederkunft Jesu Christi erwartet wurde. Als Bibel gebrauchten die Christen die Texte Israels. Erst im Rahmen der Mission entstanden zunächst Briefe an Gemeinden und später als Fundament für die christliche Botschaft die vier Evangelien ( VGL. S. 58/59) .

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SPRACHE UND SCHRIFT DER BIBEL

In Tonkrügen waren die Schriften, die in den Höhlen bei Qumran gefunden wurden, versteckt

Schriftrollen aus Leder oder Papyrus wurden verwendet, um längere Berichte oder Gesetzessammlungen aufzuschreiben

Sprache und Schrift der Bibel

Metallstücke oder auch Elfenbein. Für längere Texte – z. B. Berichte oder Gesetzessammlungen – wurden Leder oder Papyrus benutzt. in der Stadt Pergamon (heutige Türkei) begann man, auf bearbeiteten Tierhäuten zu schreiben („Pergament“). Leider sind diese empfindlichen Materialien im Laufe der Jahrhunderte größtenteils zerstört worden. Von den ursprünglichen Handschriften der Bibel ist uns daher keine erhalten. Aber es gibt Abschriften, die nur wenig jünger sind als die Originale. Das gilt besonders für das Neue Testament. Die ältesten erhaltenen Bibelhandschriften wurden 1945 in Nag Hammadi (Ägypten) und seit 1947 in den Höhlen bei Qumran am Toten Meer gefunden. Die Schriften, die hier in Tonkrügen versteckt waren, reichen zurück bis ins 3. Jahrhundert v. C. Berühmt wurde vor allem die Jesaja-Rolle, denn mit ihr hat man eine fast komplett erhaltene Schriftrolle gefunden. Dies war ein besonderer Glücksfall; denn meist werden nur größere oder kleinere Bruchstücke entdeckt, manchmal nicht größer als eine Briefmarke. Aber jedes Fragment kann helfen, den ursprünglichen Text wiederherzustellen und Fehler aufzuspüren, die sich beim immer neuen Abschreiben der Texte eingeschlichen haben.

Das Alte Testament wurde in hebräischer Sprache geschrieben. Zum Teil bis ins 1. Jahrhundert v. C verwendeten die Schreiber dabei das als besonders ehrwürdig betrachtete altphönizische Alphabet. Ähnlich der ägyptischen Bilderschrift sind seine Zeichen jeweils aus dem Anfangslaut eines Bildsymbols entwickelt. An einigen Stellen der Bibel finden sich auch Reste des Aramäischen (Jeremia 10,11; Esra 4,6–6,18; Daniel 2,4–7,28). Das war die Reichssprache während der Perserzeit. Durch sie veränderte sich auch die Schrift: Aus der aramäischen Schreibschrift entstand die neue „Quadratschrift“, in der zwischen dem 4. und 2. Jahrhundert v. C fast alle Bibeltexte geschrieben wurden. Jedes Zeichen passt dabei genau in ein Quadrat. Das Neue Testament wurde in griechischer Umgangssprache verfasst. Schreibmaterialien Erst 105 n. C wurde in China das Papier erfunden. Bis dahin verwendete man andere Materialien. Kurze Texte wie Notizen und Listen schrieb man auf Tonscherben (Ostraka), flache Steine, Wachsplättchen,

In dieser Bibelausgabe mit der neuen Einheitsübersetzung erschließen 96 vierfarbige Sonderseiten in leicht verständlicher Form, geschichtliche, kulturelle und theologische Hintergründe des Alten und Neuen Testaments. Eine kompakte Einleitung zu jedem biblischen Buch und Detailinformationen zu vielen Fragen rund um die Bibel ermöglichen dem Leser einen einfachen Zugang zum Verständnis der Heiligen Schrift.

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Als Laie gewinnen Sie Wissen zur Bibel und argumentieren problemlos mit diesem Buch gegen Biblizismus, fundamentalistische oder wortwörtliche Interpretationen. Sie bekommen hiermit das wissenschaftliche und aktuellste Wissen über das Buch der Bücher verständnisvoll vermittelt; beispielsweise zur Erschaffung der Welt, zu den 10 Geboten, zur Jungfrauengeburt, zur Kollektivschuld für den Tod Jesu sowie vielen weiteren informativen Texten.

Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH • Deckerstraße 39 • 70372 Stutt gart Telefon: 0711 / 6 19 20 - 35 • Telefax: 0711 / 6 19 20-44 • E-Mail: vertrieb@bibelwerk.de • www.bibelwerk.de Auslieferung D und A durch KNV Zeitfracht GmbH • Auslieferung in CH durch Buchzentrum AG (BZ)

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– Schwerpunkt – Glaube und Religion

Seelensucher, Bibel-Heldinnen und Häuptlinge Wer bin ich? Und warum? Und gibt es einen Gott? Antworten auf die Frage nach dem Sinn im Leben und andere Glaubensfragen bieten die Herbst-Neuerscheinungen im Bereich Glaube und Religion Text: Hannah Lea Jutz

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esonders in Krisenzeiten geben Glaube, Religion und Spiritualität Halt, Kraft und helfen gegen Unsicherheit und verschiedene Ängste. Während der Ausgangsbeschränkungen gab es viel Zeit für Selbstreflexion, und auch jetzt im Herbst beschäftigen sich viele Menschen mit Religion, Glauben oder den existenziellen Fragen des Lebens. Diese Bücher aus dem Herbstprogramm helfen bei der Suche nach Antworten.

Das Wichtigste für die alte Befana ist es, mit ihrem großen Besen ihr kleines Haus zu kehren. Jeden Tag kehrt sie und lässt sich davon nicht abbringen. Auch nicht, als plötzlich drei Männer, gekleidet wie Könige, vor ihrem Haus stehen und ein kleines Kind suchen, das der Welt den Frieden bringen soll. Befana bleibt bei ihrem Besen und überlegt es sich erst in letzter Sekunde doch noch anders. Es scheint schon zu spät zu sein, doch sie entdeckt schließlich doch noch, was wirklich das Wichtigste im Leben ist. „Befana, die Weihnachtsfrau“ (Eschbach) erzählt die berührende Legende vom Sinn des Weihnachtsfests neu, die schönen Originalillustrationen sind dabei erhalten geblieben. Jedes Jahr feiern viele Menschen in Österreich Weihnachten und damit die Geburt von Jesus. Doch was geschah damals wirklich? Selbst in der Bibel gibt es Widersprüche. Wann und wo ist Jesus also geboren? Wieso wurde er als Heiland wahrgenommen? Und war Maria wirklich Jungfrau und Josef ein alter Mann? Die Forschungen und Ergebnisse von vielen Bibelwissenschaftlern werden im Buch „Von wegen Heilige Nacht!“ (Gütersloher Verlagshaus) von Simone und Claudia Paganini präsentiert und zeichnen ein ernüchterndes und doch erleuchtendes Bild von der Weihnachtsnacht. Der große Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte – verblüffend und unterhaltsam. Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, beginnen die dreizehn Rauhnächte. Bis zum 6. Jänner dauern sie an und sind für viele Menschen die mystischsten Nächte im ganzen Jahr. „Rauhnächte: Die schönsten Rituale“ (camino) erklärt einige der vielen Rituale für diese Zeit. Autorin Nadine Stegelmaier erläutert die historischen Hintergründe der Rauhnächte sowie traditionelle Bräuche aus verschiedenen Religionen und verbindet diese mit der aktuellen Faszination um das Thema. Nostalgische Bilder veranschaulichen, wie das alte Wissen heutzutage genutzt werden kann und wie man aus dieser besonderen Zeit Kraft schöpfen kann.

Seelensucher, Gottfinder, Lebenswert und Fragende Was ist die Seele? Bereits seit mehreren Tausend Jahren beschäftigen sich Menschen mit dieser Frage. Selbst Kinder wollen schon wissen, wie es in ihrem Inneren aussieht. In „Der Seelensucher: Eine Geschichte über das große Geheimnis des Menschen“ (Kösel) hat Rainer Oberthür Erklärungen, Geschichten und Theorien von Naturwissenschaftlern, Schriftstellern, Philosophen, Theologen und Kindern zusammengetragen und in eigene Worte gefasst. Gott finden abseits von religiösen Gemeinden? Matthias Beck argumentiert in „Gott finden. Wie geht das?“ (Styria), dass Gott in allen Dingen gefunden werden kann. Jeden Tag und von jedem Menschen. Die Kirche kann zwar eine wichtige Hilfestellung beim persönlichen Hinfinden sein, aber dem Menschen auf der Suche nach Gott auch im Wege stehen. Theologe und Medizinethiker Beck zeigt in seinem Buch schrittweise, wie der Mensch zu den Tiefen seiner Persönlichkeit und damit zu sich selbst findet. Ein sinnvolles und wertvolles Leben zu führen ist eine urmenschliche Sehnsucht. Sinn im Alltag zu sehen und wahrzunehmen wird in einer hochtechnisierten und schnelllebigen Welt immer schwieriger. Doch ganz ohne Traditionen und spirituelle Anbindung lässt es sich laut klinischer Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin Elisabeth Lukas nur schwer gut leben. Aufbauend auf der Logotherapie von Viktor Frankl, liefert „Was das Leben wertvoll macht“ (Butzon & Bercker) hilfreiche Impulse für ein spirituelles und sinnvolles Leben.

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Heilige Nacht, Raunächte und biblische Faktenchecks: Weihnachten kommt

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Neues von WAS IST WAS!

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Trauerbewältigung ist aktuell ein wichtiges Thema. Besonders für Kinder ist der Tod oft schwer verständlich. In „Omas Abschied“ (Herder) stirbt die Großmutter der Protagonistin und wird von Gott „zu sich gerufen“. Ihre Verabschiedung und die Gefühlswelt der Enkelin werden in einem poetischen Bilderbuch mit Illustrationen von Yvonne Hoppe-Engbring erzählt. Klaus Engbring stellt sich der Frage nach dem Tod mit einer leisen und versöhnlichen Antwort. „Weiter leben!“ (Tyrolia) von Christine Leutkart hilft bei der Neuorientierung nach dem Tod des eigenen Partners. In diesem Buch beschreiben betroffene Frauen und Männer ihre Erfahrungen und die Herausforderungen, die sie bewältigen mussten: Einfühlsame Fürsorge der Kinder, die Planung der Verabschiedung und die eigene Trauer. Ermutigende Geschichten für Trauerende und eine Anleitung, wie man aus den Tragödien des Lebens lernen kann. Dass der Tod ein weitgehendes Tabuthema ist, ist kein Geheimnis. Dabei wissen wir alle, dass wir einmal sterben müssen. Und doch haben viele Menschen Angst davor. Und manchmal ist die Angst so groß, dass die Freude am Leben verloren geht. „Die Angst vor dem Tod“ (Patmos) ist ein Ratgeber von Hans Morschitzky und bietet Hilfestellung beim schwierigen Thema Sterben und Tod. Mit vielen Übungen und Reflexionsfragen, die dabei helfen, den Tod zu akzeptieren und das Leben im Hier und Jetzt in vollen Zügen zu genießen. Mechthild Schroeter-Rupieper ist Begründerin der Familientrauerarbeit in Deutschland und hat mit „In deiner Trauer getragen“ (bene!) einen einfühlsamen Ratgeber für Sterbende, Angehörige und Hinterbliebene geschrieben. Die Autorin erzählt bewegende Geschichten aus ihrer jahrzehntelangen Arbeit als Trauerbegleiterin und gibt Hilfestellungen bei Trauer mit Kindern und dem Trauern nach einem Suizid oder einer tödlichen Diagnose. Denn der Abschied beginnt, wenn der oder die Betroffene die Nachricht bekommt, dass er oder sie bald sterben wird. Wie soll »

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Omas Tod, Trauer, Todesangst und Familientrauerarbeit

Spektakuläre Bilder, unglaubliche Fakten Besondere Geschenkidee für Nachwuchsforscher WAS IST WAS Abenteuer Evolution Ab 8 Jahren, HC, 192 Seiten, 22,8 x 29,5 cm. Mit zalreichen Fotos, Illustrationen und Infografiken 25,70 € (A)

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– Schwerpunkt – Glaube und Religion

Marktgespräche

man die verbleibende Zeit noch nutzen? » Und auch das Umfeld hat viele Fragen. SchroeterRupieper bietet Antworten.

Simon Biallowons, Mitglied der Geschäftsführung des Herder Verlags

Vielfalt und fruchtbare Kontroverse Im Herder Verlag legen wir Wert auf eine überzeugende Mischung aus Must-have-Büchern und Titeln, die überraschen. Das können besondere Themen oder natürlich Autorinnen und Autoren sein. Entscheidend ist, dass wir bei unseren Leserinnen und Lesern entweder ein Bedürfnis erfüllen – oder eines wecken. Wir haben keine Scheu davor, auch innerhalb des Programms fruchtbare Kontroverse und Debatte zu setzen und zu führen. Wir haben uns in der letzten Zeit in der Politik an heiße Themen wie Rechtsterrorismus und innere Sicherheit getraut, aber auch große Namen wie Joachim Gauck, Sigmar Gabriel oder Thomas de Maizière finden sich in unserem Programm. In der Psychologie haben wir ein faszinierendes Buch des berühmtesten Psychotherapeuten der Welt, Otto Kernberg, mit Manfred Lütz – ein Highlight! Und in der Religion verjüngen wir das Programm weiter und setzen auf das neue Segment „Religiöse Belletristik“ mit prominenten Autorinnen und Autoren wie Sibylle Lewitscharoff, Felicitas Hoppe oder Patrick Roth. Bevor wir ein Buch in unser Programm aufnehmen, braucht es eine ernsthafte Diskussion, die Bewertung inhaltlicher wie markttechnischer, aber auch strategischer Gesichtspunkte. Und dann braucht es manchmal auch Mut – das macht Verlegen aus.

Weisheiten der amerikanischen Ureinwohner sind in „Die Erde ist heilig“ (Patmos) zusammengefasst. Die Reden und Worte berühmter Häuptlinge wie Seattle, Sitting Bull, Powhatan und Black Hawk sind nicht nur im Buch festgehalten, sondern können auf der beiliegenden CD auch gehört werden. Angelika Kirchschlager liest die Einführungen zu den Reden, Konstantin Wecker liest die Reden selbst und begleitet die Lesung musikalisch. Hinzu kommen beeindruckende Fotografien im Buch. Ein Erlebnis für alle Sinne und die Erkenntnis, dass die Häuptlinge uns um einiges voraus sind, wenn es um ein natürliches, einfaches und sinnvolles Leben geht. Von Nordamerika nach Deutschland: Kaum eine andere Familie spiegelt das Schicksal und die Geschichte der deutschen Juden des 19. und 20. Jahrhunderts so deutlich wie die Scholems. Vom glanzvollen Aufstieg ins Bürgertum bis zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden: Jay Geller erzählt in „Die Scholems“ (Suhrkamp) die Geschichte von vier Brüdern, die sich unterschiedlicher nicht entwickeln hätten können. Eine Familie, in der sich die verschiedenen Ausprägungen der deutsch-jüdischen Geschichte versammeln: Nationalismus wie Liberalismus, Sozialismus wie Zionismus. „Die seltsamsten Orte der Religionen“ (C.H. Beck) ist ein Reiseführer der besonderen Art. Johann Hinrich Claussen beschreibt 39 christliche und nichtchristliche Orte, wie versteckte Kirchen, magische Bäume und verbotene Schreine. Neben dem ältesten Steingarten Japans, einem christlichen Tempel mit 37.000 Sitzplätzen im Kongo oder der Porzellankirche in Meißen finden auch Druidenbäume und Megakirchen im Buch Platz. Eine kleine Weltreise zu Tierfriedhöfen, Rattentempeln, Kathedralen aus Müll und Weltkriegstrümmern, die den Lesenden Einblick in die Gründe und Abgründe der menschlichen Existenz erlauben. Der Begriff „Scharia“ ist mit vielen Vorurteilen verbunden. Für die einen bedeutet es Gewalt, strenge Bestimmungen und hohe Strafen. Andere sehen es als Gottes Gesetz, wie es im Koran steht. Mouhanad Khorchide und sein Team analysieren die Gesetzestexte zu Themen wie Homosexualität, Erbrecht, Ehe- und Scheidungsrecht aus dem Koran, erklären deren historische Zusammenhänge und zeigen Wege für eine zeitgemäße Rezeption. „Weg zur Quelle: Die Scharia im Koran“ (Herder) ist der zweite theologische Koran-Kommentar von Herder. Wie kann Integration gelingen? Eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit, über die sich nicht

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Muslime in Bayern, vier unterschiedliche Brüder und amerikanische Häuptlinge

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nur die Politik Gedanken macht. Beispiele zeigen: Es geht. „Islamische Gemeinde Penzberg“ (Gütersloher Verlag) erzählt die ermutigende Geschichte der bayerischen Kleinstadt Penzberg, wo das Miteinander von verschiedenen Religionen, Sprachen und Kulturen Alltag ist. 1989 wird hier ein Gebetsraum für muslimische „Gastarbeiter“ eingerichtet. Heute gibt es den Gebetsraum nicht mehr, an seine Stelle ist eine schöne Moschee getreten. Und aus den Bewohnern, die eigentlich nur einige Jahre bleiben wollten, ist eine deutsche muslimische Gemeinde geworden.

Aus der Branche

Miteinander reden Hier stellen Branchenmitglieder ihre dringendsten Anliegen vor. Diesmal Jürgen Schütz vom Septime Verlag

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Bibelzeit, Alltagsgeschichten, Jona im Walfisch und biblische Heldinnen In „Es gibt eine Zeit“ (Tyrolia) gelingt Lena Raubaum eine Neuinterpretation des bekannten Bibeltextes (Koh 3, 1–8). Durch aktuelle Situationen und Erlebnisse, die den Lesenden alles andere als fremd sind, bekommt der alte Bibeltext Aktualität und Relevanz. Die Illustrationen zur Geschichte über die Zeit und ihre verschiedenen Facetten stammen von Clara Frühwirth. Besonders geeignet für Kindergruppen, Schüler und Schülerinnen, die mit dem Buch die Bedeutung von Zeit verstehen und lernen, dass alles seine Zeit braucht. „Instabibel“ (Katholisches Bibelwerk) erzählt 52 Geschichten aus dem Alltag und verknüpft sie mit Stellen aus der Bibel. Jeden Tag gibt es zahlreiche Begegnungen, nur selten werden diese bewusst wahrgenommen. Für jede Woche des Jahres gibt es eine Erzählung aus dem Leben, die zum Innehalten und Reflektieren anregt. Bunt gestaltet, mit schönen Illustrationen und im quadratischen Format, ist die Instabibel besonders ansprechend für Jugendliche. Jona wird von Gott in die Stadt Ninive geschickt. Doch Jona, ein kleiner, unscheinbarer Mann mit hoher Stimme, weigert sich. Er beschließt, nicht auf Gott zu hören und ans andere Ende der Welt zu fliehen. Doch auf seiner Flucht landet er im Bauch eines riesigen Fisches und muss dort drei Tage verbringen. Erst danach erkennt er, dass er vor seiner Bestimmung nicht flüchten kann, und geht nach Ninive, um den Menschen von Gott zu erzählen. „Jona – Der große Fisch und Ninive“ (camino) ist eine kindgerechte Nacherzählung von Erich Jooß mit Illustrationen von Franziska Meiners. Wer an bekannte Personen aus der Bibel denkt, dem kommt neben Jona auch Noah, Moses, David oder Salomon in den Sinn. Doch was ist eigentlich mit den Frauen? „Superheldinnen der Bibel“ (Herder) porträtiert 16 furchtlose Frauen aus der Bibel: Prisca, Debora, Maria, Miriam und viele andere. Die schottische Autorin Michelle Sloan schreibt humorvoll und in leichter Sprache über Frauenpower und die wichtigsten Heldinnen aus der Bibel. «

Jürgen Schütz

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leine Verlage machen tolle Bücher, das ist eine Meinung, die unter vielen Buchhändlerinnen und Buchhändlern en vogue ist. Doch bedeutet sie letztendlich nichts, wenn wir kleinen Verlage nicht die nötige Unterstützung bekommen. Schon gar nicht, wenn dieser Einsatz nur einmal jährlich beim Indiebookday stattfindet. Das echte Engagement braucht es in Presse und Buchhandel an 365 Tagen im Jahr. Das wäre übrigens auch eine Chance für kleine Buchhandlungen: Statt einer Miniaturversion einer großen Kette zu sein, ohne die entsprechende Quantität anzubieten, könnten sie sich auf wahre Schätze konzentrieren. Sie könnten mehr Raum für Bücher einräumen, die nicht ohnehin schon überall stapelweise angeboten werden. Kleine Verlage werden vom Buchhandel genau wie vom Feuilleton leider oft übersehen. Als wäre es ein Qualitätssiegel für ein Buch, in einem großen Verlag zu erscheinen. Dabei sind Bücher aus kleinen Verlagen ganz sicher den Blick wert. Apropos Qualität: Corona hat uns nicht schlecht erwischt! Einerseits gab es einen raschen Werbekostenzuschuss vom BKA. Andererseits waren die Leserinnen und Leser auf der Suche nach guter Literatur. Wir konnten neben dem aktuellen Programm auch Backlisttitel verkaufen. Das geringe Interesse kann also nicht daran liegen, dass wir bei den Kunden nicht gut ankommen. Auch die kleineren Buchhandlungen haben erfolgreich auf Onlineshops umgestellt. Das ist eine Chance für uns Kleinen, die wir nicht vorüberziehen lassen sollten – zur echten, gegenseitigen Unterstützung.

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KEN FOLLETT Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit NEU Bastei Entertainment € 19,99

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JO NESBØ Ihr Königreich NEU Ullstein Ebooks

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Bestseller

September 2020 NR.

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Lisa Eckhart

Omama

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Der hippokratische NEU Neid CARL UEBERREUTER

Robert Seethaler

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Der letzte Satz

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Kingsbridge Der Morgen einer neuen Zeit

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Das kleine Böse Buch - Spezial ÜBERREUTER

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Yotam Ottolenghi, Ixta Belfrage

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Marco Balzano

Ich bleibe hier

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Das kleine Böse Buch ÜBERREUTER

Reinhard Haller

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Malle, Koth, Woschitz, Malle, Salzger NEU

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Der Tote in der Hochzeitstorte

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Das Kind in dir 1 muss Heimat finden KAILASH

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Rupert präsentiert: Ein echt wildes Abenteuer BAUMHAUS VERLAG

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Zuversicht in Zeiten der Krise

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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

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MELISA ERKURT Generation haram Zsolnay, Paul € 20,60 PAUL PIZZERA Der hippokratische Neid Carl Ueberreuter Verlag € 15,00 MANUEL RUBEY Einmal noch schlafen, dann ist morgen Molden Verlag in Verlagsgruppe Styria GmbH & Co. KG € 23,00 MARY L. TRUMP Zu viel und nie genug Heyne € 22,70 FRANZ WELSER-MÖST Als ich die Stille fand Brandstätter Verlag € 22,00 J. GUTMANN, R. ROGNER, J. ZOTTER Eine neue Wirtschaft Edition A € 20,00 MALLE/KOTH/WOSCHITZ/MALLE/ SALZGER Mathematik verstehen 7 Lösungen ÖBV € 11,25 MALLE/KOTH/WOSCHITZ/MALLE/ SALZGER Mathematik verstehen 6 Lösungen ÖBV € 11,25 OMAR KHIR ALANAM Sisi, Sex und Semmelknödel Edition A € 22,80 YUVAL NOAH HARARI Eine kurze Geschichte der Menschheit Pantheon € 15,50

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JOHN STRELECKY The Big Five for Life 4 DTV Verlagsgesellschaft € 10,20 SENNA GAMMOUR In dein Gesicht! 16 Ullstein Taschenbuch Verlag € 13,40 FRANZISKA BÖHLER, JARKA KUBSOVA I’m a Nurse 3 Heyne € 13,40 JOHN STRELECKY Wiedersehen im Café am Rande der Welt 5 DTV Verlagsgesellschaft € 10,20 JOHN STRELECKY Auszeit im Café am Rande der Welt 7 DTV Verlagsgesellschaft € 10,20 ICHIRO KISHIMI, FUMITAKE KOGA Du musst nicht von allen gemocht 9 werden Rowohlt TB € 10,30 JAY SHETTY Das Think Like a Monk-Prinzip NEU Rowohlt TB € 16,50

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Jede Krise eröffnet auch neue Chancen. Achtsamkeit und Solidarität können Raum gewinnen, Vertrauen und Zuversicht lassen neue Schritte wagen. Dazu lädt Bischof Benno Elbs in diesem Buch ein.

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SUCHARIT BHAKDI, KARINA REISS Corona Fehlalarm? Goldegg Verlag € 9,99

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Werft eure Zuversicht nicht weg

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– Klassiker – neu entdeckt

Ekstase und Melancholie Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

F O T O : P R I VA T

GEORG TRAKL (1887–1914): „DICHTUNGEN UND BRIEFE“ Georg Trakl, der im November 1914 siebenundzwanzigjährig in einem Krakauer Lazarett infolge einer Kokainvergiftung starb, war nicht nur eines der ersten Opfer des Ersten Weltkriegs unter den Dichtern, er ist bis heute auch Österreichs bedeutendster Lyriker. Zu seinen Lebzeiten erschien ein einziger Gedichtband, „Sebastian im Traum“, die zweite, noch von ihm selbst zusammengestellte Auswahl erschien erst posthum. Wer Trakls Gedichte „Verklärter Herbst“, „Ein Winterabend“ oder „Grodek“ nie gelesen hat, kann das in der ergänzten Ausgabe seiner Werke mit Dichtungen (samt Varianten) und Briefen nachholen. Aufgewachsen ist Trakl als eines von sieben Kindern eines Salzburger Eisenwarenhändlers in bürgerlichen Verhältnissen mit französischer Gouvernante, Klavierstunden und Besuch des humanistischen Gymnasiums. Auf den vorzeitigen Schulabbruch folgt ein Praktikum in einer Apotheke inklusive erster Drogenerfahrungen. „Schlaf und Tod, die düstern Adler / Umrauschen nachtlang dieses Haupt“ wird es in seinem vorletzten Gedicht heißen, in dem Trakl alle Motive seines expressiven, zwischen Ekstase und Melancholie, zwischen Wahn und ruchloser Frömmigkeit changierenden Dichtens rekapituliert. Der junge Trakl versucht sich als Theater- und Literaturkritiker,

ein erstes Gedicht ist aus 1906 erhalten, aus diesem Jahr stammt auch ein Jugenddrama, das am Salzburger Landestheater aufgeführt wird. Seine literarischen Helden heißen Nietzsche und Dostojewski, und wenn Trakl Raben, junge Mägde, rotes Laubwerk, den Knaben Elis oder den Mirabellgarten bedichtet, geschieht dies weniger im Gefolge von Mörike oder Lenau, sondern von Rimbaud und Baudelaire. „Ratten“ heißt ein Gedicht, in dem Alltag in Apokalypse umschlägt – ein Kanal speist „mit feistem Blut vom Schlachthaus“ den stillen Fluss. An der in seinen Gedichten immer wieder auftauchenden „Schwester“ entzündet sich bis heute die Fantasie der Interpreten: „Der Schwester Schlaf ist schwer. Der Nachtwind wühlt / in ihrem Haar, das mondner Glanz umspült.“ Dass es sich um ein inzestuöses Verhältnis handelte, darf bezweifelt werden, auch wenn der Verfasser dunkler Psalmen selbst zu dieser sinistren Schlüpfrigkeit beitrug, als er sein Dichten als „unvolkommene Sühne“ bezeichnete. Von Zeitgenossen wie Oskar Kokoschka, Adolf Loos oder Karl Kraus hochgeschätzt, treibt Georg Trakl den Tanz der kakanischen Gesellschaft über dem Abgrund dichterisch auf die Spitze und zu jenem Ende, das er selbst als einfacher Soldat und Sanitäter in der Schlacht bei Grodek an der österreichisch-russischen Front in Galizien erlebt. Daran irre geworden, wird er zur Beobachtung seines Geisteszustandes in ein Lazarett nach Krakau gebracht, wo er am 3. November 1914 stirbt. Unmittelbar davor verfasst er sein größtes und letztes Gedicht: „Am Abend tönen die herbstlichen Wälder / Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen / Und blauen Seen, darüber die Sonne / Düstrer hinrollt …“

Das sagt der Herausgeber:

„Vor mehr als 50 Jahren erschien im Otto Müller Verlag die erste historisch-kritische Ausgabe Trakls. Die neue Ausgabe orientiert sich daran, korrigiert aber manche Mängel und ergänzt sie vor allem durch seither entdeckte Texte.“ Hans Weichselbaum

Georg Trakl (Hg. Hans Weichselbaum): „Dichtungen und Briefe“ Otto Müller Verlag, Salzburg, Wien 2020

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– Gewinnspiel –

Jetzt mitspielen!

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Jetzt 2 x 2 Tickets für die Europäischen Literaturtage gewinnen

Ein Wochenende im Zeichen Europas Spielen Sie mit und gewinnen Sie für sich und eine Begleitperson Tickets für die Europäischen Literaturtage von 19. bis 22. November in der Wachau! Bei den Veranstaltungen zum Thema „Mehr Wildnis!“ sprechen u.a. Petina Gappah, Matthias Politycki,

Sjón und Olga Grjasnowa. Robert Menasse und Ariadne von Schirach eröffnen die Literaturtage. Als Abschluss wird der Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an die Autorin A. L. Kennedy verliehen.

Jetzt mitspielen und gewinnen auf:

www.falter.at/anzeiger Teilnahmeschluss: 9. November 2020

anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr, Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht übertragbar oder auszahlbar. Die GewinnerInnen werden schriftlich verständigt. Teilnahmeschluss: 9. November 2020. Datenschutz: Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist eine Angabe von personenbezogenen Daten erforderlich. Die TeilnehmerInnen erklären sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihnen übermittelten Daten von der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach vollständiger Durchführung des Gewinnspiels umgehend und unwiederbringlich gelöscht.

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Verlagsagentur Neuhold, Graz

Erich Neuhold Text: Elisabeth Krenn­Stuppnig Foto: R. Zettelmann

F

rüher ist man zweimal jährlich zu den Buchhandlungen gefahren, und diese haben dann für das nächste halbe Jahr ihren Bedarf bestellt. Jetzt kaufen Buchhändlerinnen und Buchhändler viel selektiver ein. Als Verlagsrepräsentant muss man sich mehr denn je schnell anpassen können.“ Erich Neuhold ist zwar selbst gelernter Buchhändler, doch bevorzugte er schon früh selbstständiges und orts­ unabhängiges Arbeiten. Nach fünf Jahren im Buchhandel ging er als Verlagsvertreter in den Außendienst. „Eine tolle Zeit“, erinnert er sich zurück: „Als Verlagsvertreter bin ich ständig herumgereist, das hat mich mit damals 25 Jahren sehr gereizt.“ Gemeinsam mit dem Verlag Herder Wien baute er die Auslieferung Herder Wien aus und gründete 1988 seine Verlagsagentur. Insgesamt fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Neuhold heute in der Agentur, die er selbst gern als Familienunternehmen bezeichnet. So arbeiten mit ihm auch sein Sohn Raffael und dessen Lebensgefährtin Stefanie Praith sowie Neuholds Exfrau Winny. Außerdem Wilhelm Platzer, Verlagsrepräsentant und für den Westen Österreichs zuständig, den Neuhold ebenfalls zur Familie zählt: „Wir kennen einander seit vierzig Jahren.“ Herder, Gmeiner, Aufbau, Panini oder die VEMAG­Gruppe, diese und viele weitere zählen zum Verlagsportfolio der Agentur. Zu den Kernaufgaben gehören das Marketing, der Vertrieb und die flächendeckende Be­ treuung des klassischen Buchhandels sowie alle weiteren buchaffinen Märkte. Vor allem aber, so Neuhold, gelte es, als Verlagsagent „das zu bieten, was der Markt verlangt, und den Kunden aufmerksam zuzuhören“. Kaum ist ein Titel in den Medien oder auf den Bestsellerlisten, informiert die Agentur den Handel und schnürt passende Pakete und Aktionen. „Wir müssen viel zeitnaher verkaufen und auf Just­in­time­Bestellun­ gen reagieren.“ Die Zeit sei schnelllebiger geworden: „Buchhandlungen bevorraten nicht mehr im selben Ausmaß wie früher.

„Wichtig ist es, den Kunden genau zu kennen und schnell zu reagieren“

Verlagsagentur Neuhold www.verlagsagentur-neuhold.at

Was heute Trend ist, ist in zwei Monaten oft schon vorbei.“ Auch fehle es im Handel an Personal, Zeit und finanziellen Ressour­ cen, so der Branchenexperte. „Buchhändler haben immer weniger Zeit, sich Kataloge in aller Sorgfalt durchzusehen, um ihr Sor­ timent auszuwählen. Deshalb helfen wir bei der Auswahl.“ Ob große Filialisten oder kleinere, regi­ onale Buchhandlungen am Land – je nach Kundenstruktur brauchen sie andere For­ men der Unterstützung. Eine Entwicklung, die sich vor allem seit März dieses Jahrs abzeichnet: Persönliche, regelmäßige Be­ suchstermine verlagern sich häufiger in den virtuellen Raum. „Wir halten Video­ und Te­ lefonkonferenzen ab, in denen wir unsere Kunden beraten. Dass wir über Jahre hinweg unser Backoffice aufgebaut haben, hat uns während der Zeit des Lockdowns besonders geholfen.“

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Schultz & Schirm Verlag, Wien

„Ich habe lange an Papier gerochen und Druckereien recherchiert“

Text: Lisa Schöttel Foto: Maria Noisternig

Helen Zellweger M

einen Lebenslauf kann man so nicht planen“, lacht die Schultz & Schirm-Geschäftsführerin Helen Zellweger. Der Mut, neue Wege einzuschlagen, habe schlussendlich die großen Leidenschaften der ehemaligen Schauspielerin zusammengeführt: die Liebe zu den Sprachen und zum Theater. Über das Tanztheater, Zellweger hatte bereits in jungen Jahren in mehreren professionellen Compagnien getanzt, kam die damals 19-Jährige zum Sprechtheater. Nach einer erfolgreichen Theater- und Filmkarriere, die sie unter anderem ans Theater im Bahnhof und ans Burgtheater führte, beschloss sie, Übersetzung zu studieren. Der Rat ihrer Dozentin, keine universitäre Karriere einzuschlagen, sondern ihr Wissen in der Praxis anzuwenden, bewog Zellweger zu einer neuerlichen radikalen Umorientierung. Durch Zufall kam sie zum Job als persönliche Assistentin von Georg Hoanzl und gründete mit ihm sowie Michael Niavarani 2014 den Bühnenverlag Schultz & Schirm. Das verlegerische Handwerk musste sie von der Pike auf erlernen. „Ich habe lange an Pa-

pier gerochen und Druckereien recherchiert, bevor ich mich für eine entschieden habe“, beschreibt Zellweger die ersten Jahre. Mit der Unterstützung zweier Mentorinnen aus der Theater- und Verlagsszene, vielen Reisen und konsequentem Netzwerken konnte sie den Verlag innerhalb kurzer Zeit im deutschsprachigen Raum etablieren. Verlegerisches Know-how eignete sie sich auch bei mediakolleg-Seminaren an. Wichtig ist ihr vor allem, junge Autorinnen und Autoren zu fördern und sie bei der Entwicklung von neuen komödiantischen Texten dramaturgisch zu unterstützen. „Das unterscheidet uns von anderen Bühnenverlagen“, meint Zellweger, die es als große Herausforderung sieht, Humor auf die Bühne zu bringen. Michael Niavarani als Zugpferd zu haben, ermöglicht es dem Verlag darüber hi-

naus, Übersetzungsprojekte oder Stipendien zu finanzieren. Die Verknüpfung unterschiedlicher Themen und Erfahrungen findet sich nicht nur in Zellwegers Lebenslauf, sie spiegelt sich auch in ihrer Aufgabe als Verlegerin wider: „Was ich an der Verlagsarbeit mag, ist, Menschen zusammenzuführen, damit etwas Neues entstehen kann.“ Sie selbst ist glücklich über ihren beruflichen Weg: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich Theater und Übersetzen vereinen kann.“ In diesem Jahr steht der Verlag wieder vor neuen Herausforderungen. Um sich Unterstützung zu holen, trat Zellweger, bereits seit der Verlagsgründung Mitglied im Hauptverband, vor Kurzem auch dem Verband der Bühnenverleger Österreichs bei. „Man merkt gerade jetzt, dass Lobbyismus wichtig ist und man als geballte Kraft mit den Ministerien sprechen muss.“

Schultz & Schirm Verlag www.schultzundschirm.com

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– HVB-Mitglieder im Porträt – ÖGB-Verlag, Wien

Iris Kraßnitzer Porträt: Lena Wechselberger Foto: Markus Zahradnik

B

ei genauem Hinhören ist der Kärntner Dialekt von Iris Kraßnitzer auch nach 17 Jahren in Wien nicht zu verkennen. „Ich werde versuchen, deutlich zu sprechen“, lacht sie. Der Plan, nach dem Germanistik- und Skandinavistikstudium Literaturübersetzerin zu werden, wurde von ihrer neu entdeckten Liebe zum Verlagswesen durchkreuzt. Schnell war für sie klar, dass sie Belletristik zwar privat sehr zu schätzen weiß, beruflich aber für Fach- und Sachliteratur brennt. Nach dem Studienabschluss begann sie ihre Karriere beim Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB-Verlag). Mit nur 31 Jahren übernahm sie 2015 „sehr ehrfurchtsvoll“ als erste Frau die Geschäftsführung des Verlags. Der ÖGB-Fachverlag ist besonders auf Arbeits- und Sozialrecht, Zeitgeschichte sowie politische Sachbücher spezialisiert. Für Kraßnitzer soll Fachliteratur vor allem Servicecharakter haben, weil sie sich das auch selbst wünsche, wenn sie sich mit einem neuen Themengebiet auseinandersetzt. Ob Wissen via Checklisten, semantische Netzwerke oder klassisch vermittelt wird, hängt immer von dem Thema und den Vorkenntnissen ab. Der Entwicklungsprozess soll sich nach der Zielgruppe richten. „Content und IT-Knowhow müssen interdisziplinär sein, sonst kann man die Inhalte nicht so aufbereiten, wie es sich die Menschen wünschen“, erklärt sie. In der Digitalisierung sieht Kraßnitzer somit Herausforderungen und Chancen zugleich. Trotzdem: „Die Liebe zum Buch ist nach wie vor ungebrochen. Die schönsten Momente sind eigentlich, wenn man Bücher, an denen man lange und intensiv gearbei-

„Die schönsten Momente sind, wenn man Bücher, an denen man lange und intensiv gearbeitet hat, in Händen hält“

ÖGB-Verlag

www.oegbverlag.at

tet hat, in Händen hält – da geht es Verlegerinnen und Verlegern nicht anders als Autorinnen und Autoren“, schwärmt sie. Überhaupt glaubt Kraßnitzer nicht daran, dass das gedruckte Buch verschwinden wird. Wer eines online bestellen möchte, kann das über den fairen Buchshop „Bessere Welt“ des ÖGB-Verlags tun. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden fair bezahlt, durch kurze Lieferketten werden Emissionen eingespart. Vertriebskooperationen mit anderen Verlagen sorgen für ein breites Sortiment. Eine besonders relevante Neuerscheinung ist für Kraßnitzer der Nachfolgeroman von Veronika Bohrn Mena, „Leistungsklasse – Wie Frauen uns unerkannt und unbedankt durch alle Krisen tragen“. Über die Frage nach ihrem Lieblingsbuch denkt sie lange nach. Letztendlich entscheidet sie sich für „Die Wand“ von Marlen Haushofer. Im Gegensatz zur Protagonistin in diesem Roman ist Kraßnitzer aber nie allein zu Hause, dort warten ihre Katzen Kivi und Fabio. Vielleicht miauen die beiden auch ein wenig kärntnerisch.

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DIE SCHÖNSTEN BÜCHER ÖSTERREICHS 2019 1

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1. Company. Fotografien und Fragmente über das Arbeiten (De Gruyter, Edition Angewandte)

2. Melin (Luftschacht Verlag) 3. Warning Signs (Zita Oberwalder, Eigenverlag)

4. Atlas der unerforschten Gebiete (Johanna Amann, Eigenverlag)

5. Building Critique. Architecture and its Discontents (Spector Books)

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6. Das Zweitkleinste. Vorarlberg in Zahlen (Moments of Aha) 7. Demokratie und Frieden auf der Straße. Comrade Conrade. Ein Kunst-, Forschungs- und Friedensprojekt in Graz 2016–2019 (CLIO Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit)

8. In Frauenkleidung (edition mosaik)

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9. Kreuz (Edition Dostal) 10. Meanwhile (Soybot) 11. Peter Doig (Revolver Publishing GOLDLAND MEDIA)

12. Peter Raneburger. Ratio – Tagebuch V (Peter Raneburger, Eigenverlag)

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13. Thomas Bernhard. Autobiografische Schriften (Residenz Verlag)

14. Ultramarin Ultramarine Outremer. Drago Persic (Verlag für moderne Kunst)

15. Wein in Österreich. Die Geschichte (Christian Brandstätter Verlag)

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– Selbstredend –

Jenseits der Wadlbeißer, aber mit Schlusssucht SO LÄSST SICH DIE POSITION DER KÄRNTNER SCHRIFTSTELLERIN LYDIA MISCHKULNIG BESCHREIBEN, DIE EINEN NEUEN ROMAN HERAUSGEBRACHT UND DEN WÜRDIGUNGSPREIS FÜR LITERATUR DES LANDES KÄRNTEN 2020 ERHALTEN HAT Text: Erich Klein, Fotos: Stefan Knittel

L

ydia Mischkulnig, geboren 1963 in Klagenfurt, seit 1991 freie Schrift-stellerin, lebt in Wien. Seit ihrem Debüt „Halbes Leben“ (1994) veröffentlichte sie mehrere Erzählbände und sechs Romane. Sie hat in Japan und an der Universität für angewandte Kunst in Wien Literatur unterrichtet, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, jüngst den Würdigungspreis für Literatur des Landes Kärntens 2020. Frau Mischkulnig, kürzlich ist Ihr neuer Roman „Die Richterin“ erschienen, den Sie wegen Corona kaum in der Öffentlichkeit vorstellen können. Was fehlt Ihnen am meisten? Lydia Mischkulnig – Der Kontakt zum Publikum, und zwar der physische Kontakt. Die Atmosphäre, die bei einer Lesung in einem Raum entsteht, fällt weg. Es fehlt die Aura.

der Melodie dieser Stimmen zuzuhören. Das onomatopoetische Moment in „Hatschi Bratschis Luftballon“ war eine Verführung sondergleichen. Während diese Geschichte selbst politisch äußerst inkorrekt ist … Mischkulnig – Natürlich. Aber die Geschichte vom „Kinderverzahrer“ aus dem Morgenland habe ich ohnehin nicht geglaubt. Es war mir klar, dass das eine Erfindung ist. Offenbar faszinierte es mich, dass man aus Erfindung, Klang und Melodie etwas erschaffen kann, das einen anderen gefangen nimmt. Dann kamen natürlich Otfried Preußlers „Kleine Hexe“ und Astrid Lindgren mit „Pippi Langstrumpf“ dazu.

Wie wichtig ist es Ihnen, als Autorin zu gefallen? Mischkulnig – Das ist schwierig zu beantworten. Als Mensch möchte ich als allgemein verträglich gelten, ich möchte mit dem Werk gefallen. Was soll das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt bedeuten? Ich möchte von Menschen, die ich selbst ernst nehme und die etwas von Literatur verstehen, als streitbar angesehen werden.

Ihre Jugendlektüre? Mischkulnig – Meine Eltern, Volksschullehrer, hatten ein volles Bücherregal, in dessen unterster Reihe die Literatur stand. Franz Werfels „Der Tod des Kleinbürgers“ hat mich voll erwischt. Zwar hatte ich noch keine Ahnung, was einen literarisch wertvollen Text ausmacht, aber ich begriff damals, dass es um Existenzielles geht. Sehr bald kam ich dann auch auf Kafka. Mit dreizehn weiß man nicht genau, was der erste Satz der „Verwandlung“ bedeutet, zwanzig Jahre später kapiert man, dass es dabei um knallharte Familienökonomie geht. Diese Art von Literatur begleitet mich bis heute, und deren Ansprüche möchte ich auch selbst erfüllen.

Welche Bücher haben Ihnen als Kind gefallen? Mischkulnig – Zuerst die Märchen auf Märchenplatten. Es gab da die Magie des Schallplattenauflegens: Da ist die Nadel, und dann strömt eine Stimme heraus, die eine ganze Welt aufmacht! Ich habe es sehr genossen,

Und die Schullektüre? Mischkulnig – Was im Deutschunterricht so gelesen wurde, sehr früh auch Handke, von dem der Deutschlehrer überzeugt war, dass es interessant sein könnte. Ich las damals abstruse Sachen wie „Ich bin ein Bewoh-

Für eine freie Autorin bedeutet das auch finanzielle Einbußen … Mischkulnig – Da fehlt die Aura der Gagenübergabe. (lacht)

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ner des Elfenbeinturms“ und konnte damit wenig anfangen. Schon mehr mit „Wunschloses Unglück“, weil es um eine Kärntner Existenz ging. Ingeborg Bachmann ist mir erst viel später im Zusammenhang mit Jean Améry und der Exilliteratur wichtig geworden. Vorher habe ich sie eher als eine Heulsuse wahrgenommen. Das ist auch Literatur, die sich im Lauf der Zeit mit mir mitbewegt und dabei hilft, meine Kriterien zu entwickeln. Das Getöse des Literaturbetriebs nimmt ständig zu, sodass man kaum mehr weiß, was Literatur eigentlich ist – zumindest mir geht es so. Was meinen Sie damit? Mischkulnig – Der Literaturbetrieb entwickelt sich in derart viele Richtungen, und bisweilen bekommt man den Eindruck, es ginge

„An der Schule war ich in Deutsch nicht gut gewesen und als schräge Person verschrien, die schräge Aufsätze schreibt“ Lydia Mischkulnig

nur mehr um die Show. Der Griff zu den genannten Autorinnen und Autoren hilft mir, wieder zu mir zu kommen. Sie sind in Kärnten zur Zeit des Ortstafelstreits und der Diskussion um Zweisprachigkeit aufgewachsen. Hat Sie das persönlich berührt? Mischkulnig – Meine Eltern waren zweisprachige Lehrer: Slowenisch und Deutsch. Wir lebten aber in einem Teil Kärntens, wo ich das Slowenische bald nicht mehr wahrnehmen konnte. In der Volksschule war ich das einzige Kind, das auch in Slowenisch ging, immer am Samstag mit Extraunterricht. Als die Lehrerin in Pension ging, gab es dann keinen Unterricht mehr, und mir war es auch irgendwie unangenehm, weil ich nicht anders als die anderen sein wollte. Zuhause wurde nicht Slowenisch gesprochen? Mischkulnig – Nein, das war angeblich nur bis zur Geburt meiner Schwester der Fall. Es wurde dann immer deutscher. Bei Familientreffen hat mich dann allerdings erstaunt, dass es etwa einen wilden Streit über den Bau eines Turnsaales »

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» beim slowenischen Gymnasium in Klagenfurt gab. In der Verwandtschaft waren einige über die Finanzierung dieses Turnsaals durch das Land bitterböse und zeigten deutlich, wie antislowenisch sie waren. Ich hielt das für verrückt, weil sie selbst nicht einmal ordentlich Deutsch sprechen konnten. Durch die Familien ging ein Riss, und ich habe zumindest verstanden, dass es da etwas gab, womit die Menschen nicht zurechtkamen, und wollte mit der Zeit immer mehr wissen. Bei all diesen „vorwaldheimatischen“ Ressentiments wurde mir allmählich klar, dass es um die große Geschichte ging. Sie haben, bevor Sie freie Schriftstellerin wurden, in Graz Bühnenbild und an der Filmakademie in Wien Drehbuch studiert. Warum so viel darstellende Kunst? Mischkulnig – Theater interessierte mich, weil es eine Möglichkeit war, aus der Enge auszubrechen. Die Studiobühne in Villach war für mich ein Ort der Inspiration. Dort wurde über Literatur gesprochen, außerdem gefiel mir die Gemeinschaft: Text und Schauspieler zusammen, dann kommt noch das Publikum dazu. Das habe ich verherrlicht! Als ich Bühnenbild zu studieren begann, dachte ich vermutlich, es wäre leichter, ein Zimmer einzurichten als ein Stück zu schreiben. Außerdem war ich in Deutsch in der Schule nicht gut gewesen und als schräge Person verschrien, die schräge Aufsätze schreibt. Als ich die Aufnahmeprüfung für Bühnenbild schaffte, jubelte ich, bemerkte aber sehr bald, dass das Theater weniger ein schönes Gruppenerlebnis als Wadlbeißerei ist. Damit wollte ich mein Leben nicht verbringen und machte die Aufnahmeprüfung an der Filmakademie. Dort passierte genau dasselbe, nur in verschärftem Maße. Irgendwann war klar, dass ich für Gruppen nicht brauchbar bin und umgekehrt. Ich muss alles mit mir selbst ausmachen. Als ich in Graz studierte, stand das Forum Stadtpark noch in voller Blüte – dort war wirklich einiges los, aber ich bin da nicht hingegangen, weil es mich abschreckte und ich das Gefühl hatte, es sei eine Gemeinde, zu der ich nicht gehöre. Wann waren Sie sich als Autorin sicher? Mischkulnig – Beim ersten Buch dachte ich mir, ich probiere es einfach, und wenn es etwas wird, mache ich weiter. Es ist tatsächlich etwas geworden, es kamen Preise und weitere Bücher. Mein Prinzip war immer: Dann mache ich weiter. Mittlerweile ist es auch schon egal, ich bin jetzt siebenundfünfzig und brauche keine andere Arbeit mehr suchen. (lacht)

Wie wichtig ist Ihnen ein Begriff wie „weibliches Schreiben“? Mischkulnig – Eine schwierige Frage. Wer in dieser Schublade landet, ist ein psychotherapeutischer Schreiber mit feministischer Sicht und vielleicht nicht einmal ein guter Ratgeber. Feministisches Schreiben hat nur eine Chance, wenn es sprachmächtig ist und über literarische Notwendigkeit verfügt. Andernfalls gehört es nur zu einem Segment wie „Bücher für Fünfundzwanzigjährige“, „Bücher für Kinder“, „Bücher für Transsexuelle“. All das macht keine große Literatur aus und gehört zu keinem Kanon. Außerdem ist

Warum leider? Mischkulnig – Weil ich gern Frauen hätte. Ein Lieblingsbuch ist Flauberts „Madame Bovary“. Diese grässliche Person? Gerade der von Ihnen geschätzte Jean Améry unternahm eine Ehrenrettung von deren dümmlichem Ehemann! Mischkulnig – Améry hatte zu viel Mitgefühl mit Charles Bovary! Mir hat Flauberts Versetzungsspiel gefallen mit diesem „Madame Bovary, c’est moi“. Mir gefällt die Empathie, sich als Frau in Männerrollen und als Mann in Frauenrollen zu begeben, um

„Ich bemerkte sehr bald, dass Theater weniger ein schönes Gruppenerlebnis als Wadlbeißerei ist. Und die Filmakademie auch, nur in verschärftem Maße“ Lydia Mischkulnig

es extrem problematisch, wenn man einmal eine Punze trägt. Mir ist das besonders bei Migrationsliteratur aufgefallen, bei der jemand ständig auf seine Herkunft reduziert wird. Als ich in den 1990er-Jahren zu schreiben begann, dachte ich, ich will ja nicht in die Frauenecke gedrängt werden. Ich hätte dann das Gefühl gehabt, gleich wieder entsorgt zu sein. Welche Frauen aus Literatur oder Kunst gehören zu Ihrem Kanon, wenn Sie schon diesen Ausdruck verwenden? Mischkulnig – Meine Lieblingsbücher sind leider von Männern geschrieben.

Vorstellungsräume auszuloten. Etwas Ähnliches hat auch Ingeborg Bachmann gemacht. Mich fasziniert auch eine Künstlerin wie Louise Bourgeois, bei der die Beschäftigung mit Kunst zum Lebensentwurf wurde, oder Maria Lassnig mit ihrer Beständigkeit und Beharrlichkeit bis ins hohe Alter, oder eine Figur wie Coco Chanel. Die mit den Nazis kollaborierte … Mischkulnig – Ja, natürlich – das ist verrückt. Die Brüchigkeit in den Biografien kommt dann noch dazu. Wie laviert sich jemand durch das Leben und welches Werk kommt dabei heraus? Das interessiert mich.

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Kontinent Kinderbuch Gabrielle, die Richterin Ihres neuen Romans, nennt als Lieblingsautor Vladimir Nabokov. Mischkulnig – Von Nabokov habe ich viel über das Schreiben gelernt. Als ich mit sie­ benundzwanzig „Lolita“ zum ersten Mal las, genoss ich das Buch ganz besonders, weil ich verstand, wie er schreibt, wie er Texte dyna­ misiert. Zum Beispiel fand ich heraus, dass der Protagonist Humbert Humbert mittels seiner Projektionsfähigkeit die Welt gleich­ sam fetischisiert. Ein Kühlschrank brummt ihn aggressiv an, Eiswürfel schauen aus wie eiskalte Kopfkissen mit harten Ecken. Al­ les wird in Sinnlichkeit transformiert und bekommt einen ungeheuren Drive. Dieses menschliche Ungeheuer ist so beschrieben, dass man es nur lieben kann. Wenn ich mit meinen Einfällen nicht weiterkomme oder nicht mehr weiß, ob ein Satz stimmt, greife ich zu Nabokov. Und andere wichtige Autoren? Mischkulnig – Kafka ist ganz wichtig, die alten Sachen von Handke. Seine dicken Schmöker interessieren mich nicht, vielleicht kommt das noch. Ich mag Konrad Bayer, schon ein paar Sätze aus seinem „sechsten sinn“ erfüllen mich mit Freude am Sprachspiel, an Wahnsinn und Irrsinn. Solche Texte sind Aggregate, an denen ich mich auflade. Ich schätze Robert Musil, und Jean Amérys Essays gehören in den Schulunterricht. Amérys Hauptthema ist die Erfahrung des Naziterrors. Wir sind in der Zeit des Wirtschaftswunders aufgewachsen … Mischkulnig – Ich wurde 1963 geboren und wuchs in Watte gepackt auf – als sich Jean Améry 1978 suizidierte, war ich in der sechs­ ten Klasse Gymnasium. Aber ich war auch schon ein bewusstes Wesen, damals begann meine Wahrnehmung von Zeitgenossen­ schaft. Meine Eltern, die nach der Barbarei der Nazis geboren wurden, besaßen ein Buch mit dem Titel „Der gelbe Stern“, in dem die Gräuel der Nazis dokumentiert waren. Ich habe diese Zeit nicht mehr erlebt, aber es war ja nicht schwierig zu zählen und festzu­ stellen, dass all das nicht so lange her war. Nur ein, zwei Generationen trennten mich von dieser Zeit. Mich hat schon vor der Ma­ tura die Frage interessiert, wie verhalte ich mich zu alldem. Eine Frage, die für viele Figuren Ihrer Romane von Bedeutung ist. Mischkulnig – Wenn ich mir eine Figur aus­ denke, geht es immer um ein erzählenswer­ tes Moment, von dem aus ich etwas entfalten kann. Es geht mir dann um ein Umrühren in der Zeit und die Frage, wie und aus welchen

Komponenten sich eine menschliche Exis­ tenz zusammensetzt. Hauptfigur Ihres neuen Romans ist eine Richterin. Warum gerade eine Richterin? Mischkulnig – Als ich zu schreiben begann, war es noch ein Richter. Ich schrieb die ersten Seiten, wusste, welche Gerichtsszenen aus meinen Notizen in meine literarische Sprache übertragbar sind, und fragte mich dann aber: Warum nimmst du einen Mann und keine Frau? Wieso wird von mir gleich als selbstverständlich angenommen, dass ein Richter ein Mann ist? Wieso soll nicht eine Frau dieses Machtgewand in Form eines Talars anziehen? Davor haben Sie mit realer Recherche bei Gericht begonnen? Mischkulnig – In meinem Bekannten­ kreis gibt es einige Juristen, die mir Kontakt zu Richtern herstellten. Ich re­ cherchierte ein halbes Jahr lang, ging zu Gerichtsverhandlungen, sprach mit Rich­ tern und Richterinnen und hatte das Gefühl, mit ihnen Tacheles reden zu können. Sie zeigten mir die Länderdokumentationen, anhand derer Asylverfahren entschieden werden, ich sah die Büros, Gerichtssäle und Verhandlungen. Ich dachte, das wür­ de beklemmend und anstrengend, doch gefordert hat mich die rasch sich ausbrei­ tende Langeweile, während über ein Leben verhandelt wird. Das hat mich am meisten erstaunt. Sie halten mit Ihrem Buch auch Gericht über die Republik und die österreichische Seele … Mischkulnig – Wenn ich mir vorstelle, dass ich ein Buch über die österreichische See­ le geschrieben habe, bekomme ich Angst. Es war auch für mich verrückt, mich in die Position einer Richterin zu begeben, die jah­ relang Fälle bearbeitet, bei denen es immer um Asyl geht. Die ständig von einer Stadt in einem Land hört, von dem sie fast alles weiß, wo sie aber selbst nie war und vermutlich nie hinfahren wird. Ich wollte zum Beispiel wis­ sen, wie schaut im Kopf das Bild dieses Lan­ des aus, während man ständig richten und bescheiden muss. Der Bruder der Richterin Gabrielle ist auf die schiefe Bahn geraten, wurde aber geläutert. Die Figuren des Romans spiegeln sich gegenseitig und wirken wie frühpensionierte Bobos. Mischkulnig – Sehr schön: Früh­pensio­ nierte Bobos und gepflegte Flegel! (lacht) Ich habe lange überlegt, wie ich diese Lebensge­ schichten in die Erzählung hineinnehmen kann. Diese Gabrielle ist nicht »

Karin Haller Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Read local Messenlos ist es Herbst geworden, ohne Messe gehen wir in den Winter. Möglicherweise spülen die Informationskanäle in der Flut der Neuerscheinungen so manche Perle nicht an die Oberfläche. Daher hier zumindest ein paar kinderliterarische Herbst-Highlights aus der Feder österreichischer Künstlerinnen und Künstler, die in heimischen Verlagen erschienen sind, damit sie keinesfalls untergehen. Also, in alphabetischer Reihenfolge: Christian Futschers „Gute Reise, Eierspeise“ (Picus), sprachspielerische Nonsensverse, die gute Laune machen, ins Bild gesetzt von Raffaela Schöbitz; Heinz Janisch mit einem neuen Band in seiner „Ein Fall für Jaromir“-Reihe, „Das versteckte Gold“(Obelisk) – Kinderkrimis können auch super lustig sein; Leonora Leitls „Held Hermann. Als ich Hitler im Garten vergrub“ (Tyrolia), ein so ernst wie heiter erzählter Kinderroman über das letzte Kriegsjahr im Mühlviertel; Willy Puchners „Mein Kater Tiger“ (G&G), ein liebevoller Blick auf die Welt aus Katzenperspektive; Robert Schneiders „Der Schneeflockensammler“ (Jungbrunnen) mit den Illustrationen von Linda Wolfsgruber, eine poetische Hommage an die vermeintlichen Sonderlinge unter uns. Und Raffaela Schöbitz’ „Die grauen Riesen“ (Luftschacht), ein Bilderbuch als Fest kindlichen Empowerments. Dass einige dieser Titel viel Humor in sich bergen, ist kein Zufall, sondern meine aktuell bevorzugte Lesestrategie. Mal sehen, ob es hilft.

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zufällig Juristin geworden, sie wollte ursprünglich einmal alles richtig machen und richtig leben. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass ein Rechtsgelehrter immer weiß, wie das geht. Innerer Frieden ist etwas ganz anderes, als ausbalanciert in der Gesellschaft dahinzuleben. Auch meine Richterin kommt aus einem österreichischen Sumpf, wo viel Ungeklärtes die Wahrheit überdeckt. In keiner einzigen Biografie lässt sich alles klären, es bleiben immer gewisse Unklarheiten. Man nennt das Ambiguitätstoleranz, die man im Lauf eines Lebens auch sich selbst gegenüber entwickeln muss, um nicht einem Purifizierungswahn zu verfallen. Joe, der Ehemann der Richterin, ein pensionierter Lehrer, wirkt etwas gelassener. Er hat eine Art Traum vom Glück, nämlich einen Roman zu schreiben – doch sind alle Figuren auch ein wenig wunschlos unglücklich. Mischkulnig – Ich befürchte beinahe, dass dem so ist. Vielleicht ist das aber auch ein Benefit: Wenn man sich mit einer solchen Figur beschäftigt und all ihre Möglichkeiten durchgespielt hat, erlebt man als Autorin selbst einige Tage Glück. Das Glück der Autorin ist ihre Arbeit … Mischkulnig – Ich weiß nicht, ob ich glücklich oder unglücklich bin, ich bin auf jeden Fall – gut therapiert. (lacht) Sie therapieren sich selbst? Mischkulnig – Vielleicht ist es wirklich so. Bekanntlich ist das Glück ein Vogerl, und vermutlich kann man mit den Umständen nur Frieden schließen. Nur in dem Moment, wenn ich den Schlusspunkt einer Erzählung setze und weiß, dass ich es geschafft habe, einen Text abzuschließen, gibt es einen kurzen Moment der Befriedigung. Das hält dann aber nicht sehr lange an, und dann muss die Arbeit wieder aufgenommen werden. Vielleicht ist das der Motor des Schreibens. Eine gewisse Schlusssucht. Das Buch ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Älterwerden. Haben Sie Angst davor? Mischkulnig – Es ist etwas Bedrohliches, weil nicht fassbar. Man rutscht dahin und weiß nicht, wo man hinsteuert und wo man letztlich ankommt. Beim Alterswerk. Mischkulnig – Ich bin sehr neugierig und auch froh darüber, dass ich mich in meinem Leben so weit mit Literatur eingelassen habe, dass ich das so lange machen werde, bis ich nicht mehr kann. Aber natürlich kommen mit dem Alter auch die Einschläge immer

näher, wenn Menschen wegsterben. Auch die Krankheiten mehren sich. Ich habe mich immer mit Vergänglichkeit auseinandergesetzt, und das geht auch so weiter. Das klingt, wenn ich an Ihren Kollegen Josef Winkler denke, nach einem recht kärntnerischen Thema: Tod und Kälberstricke … Mischkulnig – Nein, die bleiben in Kärnten. (lacht) Ich brauche auch keine Suada, die den Katholizismus abfeiert. Altern ist eine Auseinandersetzung mit der Endlichkeit, mit Ende und Entfremdung. Jean Améry hat diesen Entfremdungsprozess von sich selbst in seinem Essay gnadenlos beschrieben: Wenn man in den Spiegel schaut und feststellt, dass man nicht mehr so ausschaut wie das innere Bild, das man von sich selbst abgespeichert hat. Ich finde das spannend, aber es hat auch etwas Unheimliches. Solche Unheimlichkeit gehört ganz wesentlich auch zur Figur meiner Richterin: Sie erkennt, dass alles irgendwie brüchig ist, kann damit aber leben, zugleich weiß sie, dass die Risse immer größer werden und irgendwann der Kontrollverlust eintritt. Das ist auch wie Altern. Wohin treibt unsere Welt, die vorerst noch ganz gut eingerichtet ist? Mischkulnig – Wohin das Ganze treibt? Auf jeden Fall in Kälte! So stelle ich mir jedenfalls eine Dystopie vor: Europa wird zu einer Festung mit Außenflüchtlingslagern und Abschiebepatenschaften, eine Welt, in der man sich über ein solches Oxymoron keinen Gedanken mehr macht. In einem derartigen Geflecht befinden wir uns jetzt – ob es Wirklichkeit wird, weiß ich nicht. Es geht immer um das Ringen darum, welche Ideen und Konzepte von sozialer Verantwortung sich durchsetzen. Sieht man von populistischen Slogans ab, herrscht in Europa erschreckende Stummheit. Mischkulnig – Es ist ein Nichtweiterwissen, weil es keine überzeugte Haltung gibt. Wenn ich weiß, dass niemand im Meer absaufen darf, weiß ich auch, was zu tun ist. Wenn ich das nicht weiß und zu überlegen beginne, ob ich einige herausfische und andere ertrinken lasse, wenn ich schon vorher in der Wüste große Lager eröffne und dann checke, wer nach Europa darf und wer nicht, dann wird es recht komisch. Dann muss man wählen, den einen zu retten oder vor die Hunde gehen zu lassen. Wer will das entscheiden? Es fehlt die Haltung, das Bekenntnis! Eigentlich gibt es ja nur mehr eine Überzeugung, die parteipolitisch lautet: Wir wollen hier niemand mehr haben. Das finde ich traurig. «

Bücher von Lydia Mischkulnig Erschienen im Haymon Verlag : Schwestern der Angst. Roman (2010) Die Geschichte der unzertrennlichen Schwestern Renate, dunkel und neurotisch, und Marie, normal und hell, die sich – als ein gewisser Paul ins Leben der beiden tritt und für eine entscheidet – rasant von einer psychologischen Fallstudie zum Horrotrip voller Illusionen und Grausamkeit entwickelt. Die Lust an tragischen Gegenständen wird nur durch Rachegelüste überboten.. Vom Gebrauch der Wünsche. Roman (2014) Schauplatz ist die Villa Aurelia, ein in der NS-Zeit enteignetes Anwesen in Sievering.

Die Familienbande sind verschlungen: Tante Agnes betreibt ein Altersheim für bessere Kreise, Mutter „Mamu“ dient als Pflegerin; Giovanni, einer der Bewohner und steinreich, übt mit dem Knaben Leon Tango; der Ex-Faschist wird möglicherweise von der ominösen Irmgard ermordet. Ein Familienroman als Thriller mit ungeklärtem Mord und viel wunschlosem Unglück. Die Paradiesmaschine. Erzählungen (2016) Der Rasenmäher stottert; wieso vaterlose Kinder bedauert werden; dir vorzustellen, wie es ist, wenn du allein bist – der Alltag der Zivilisation zerfällt in diesen Erzählungen beinahe unscheinbar-harmlos und dann umso vehementer. Die Richterin. Roman (2020) Gabrielle ist Richterin am Bundesverwaltungsgericht in Wien Erdberg und entscheidet tagein, tagaus über Asylanträge afghanischer Flüchtlinge. Ihr ist nach Sachlichkeit und Gerechtigkeit zumute und sie hat ein Problem mit den Augen. Ehemann Joe, pensionierter Lehrer, putzt derweil das eheliche Heim, zieht dabei ihr gelbes Chanel-Kostüm an und träumt davon, einen Roman zu schreiben. Der einst auf Abwege geratene Bruder ist mittlerweile zum Menschenrechtler geläutert und kommt aus jenem Land zurück, in das die Schwester abschiebt. Eine unüberbietbar präzise Diagnose unserer Zeit und Welt mit bezeichnendem Anfang: „Trennung soll der Mensch auf Müll beschränken, das kann zumindest nicht schaden.“

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– Kurz vor Schluss – Gastkommentar

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„Die Absagen der Buchmessen Leipzig und Wien und die stark reduzierte Messe in Frankfurt bilden nur die Spitze des Eisbergs“

Zurück in den Schrank Die Autorin Nava Ebrahimi über die Vorzüge eines Tastenhandys und warum Austausch und Auseinandersetzung die Literatur ausmachen Text: Nava Ebrahimi

I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L , F O T O : P E T E R R I G A U D

P

assend zu 2020 beginnt dieser Text im Konjunktiv II: Ich hätte die Eröffnungsrede der diesjährigen Buch Wien halten dürfen. Seit Frühjahr stand der Termin, wie alle anderen Termine auch, in meinem Kalender wie eine Kippfigur: Findet statt/findet nicht statt. Dennoch, den ganzen Sommer über sammelte ich Themen, Gedanken und Beobachtungen. In der Hoffnung, tiefere Bewusstseinsschichten zu erreichen, begann ich wieder, Morgenseiten zu schreiben. Anfang September ersetzte ich mein Smartphone durch ein Tastenhandy. Ich wollte weniger am Schlagzeilenstrom hängen, mich weniger von virtueller Gesellschaft ablenken lassen. Ich wollte mich ganz auf die Rede konzentrieren können. Die Buchmesseeröffnung wäre für mich ein Forum mit besonders großer Reichweite gewesen – und damit mit besonderer Verantwortung, Themen, die die Gesellschaft

derzeit umtreiben, aus einer im Tagesgeschäft unüblichen Perspektive zu betrachten und anders zu verknüpfen. Ich suchte nach der richtigen Sprechposition. Vieles war mir noch unklar, einzig eines wusste ich: Eine solche Rede konnte ich im November 2020, nach allem, was wir in diesem Jahr erlebt haben, nicht halten, ohne die große Frage nach der Solidarität aufzubringen. Solidarität mit den Alten, mit den Jungen, prekär Beschäftigten, Unterbezahlten, mit Menschen auf der Flucht und den zum Bleiben Verurteilten. Solidarität, ein gewichtiges Wort, keine leichte Aufgabe, aber ich war vorbereitet. Dann die Absage. Es war, als stellte man mich zurück in den Schrank, in dem ich wegen des Lockdowns schon im Frühjahr gestanden und aus dem ich auch im Sommer nur etwas hinausgelugt hatte. (Bei diesem Schrank denke ich unweigerlich an den Schrank, der in Birgit

Birnbachers Text, mit dem sie 2019 den Bachmannpreis gewonnen hat, nutzlos im Treppenhaus herumsteht.) Nachdem ich Ende Februar meinen zweiten Roman veröffentlicht hatte, wäre das Frühjahr eigentlich die Zeit gewesen, hinauszugehen und herauszufinden, was ich da drei Jahre still und allein produziert hatte. Erst im Gespräch mit Leserinnen entfaltet sich das Werk, fächert es sich auf in die unzähligen Möglichkeiten, gelesen zu werden. Mein Buch und ich, wir sind im Schrank stehen geblieben dieses Jahr, auch wenn es einige zu Hause für sich gelesen haben, still und allein. Zu Austausch und Auseinandersetzung ist es kaum gekommen. War mir schon vorher bewusst, dass beide die Literatur erst vervollständigen, so habe ich das erst 2020 wirklich und beinah körperlich begriffen. Die Absagen der Buchmessen Leipzig und Wien und die stark reduzierte Messe in Frankfurt bilden nur die Spitze des Eisbergs. Unter der Oberfläche, kaum erkennbar, andere Ereignisse, die nicht stattgefunden haben, trotz großer Anstrengungen vieler Veranstalter; Lesungen in der Provinz zum Beispiel, Diskussionen mit Schülerinnen oder Pensionisten, Treffen mit anderen Autorinnen. Haufenweise verpasste Gelegenheiten für neue Perspektiven und Verknüpfungen. Sie fehlen mir. Sie werden uns fehlen.

Nava Ebrahimi ist Autorin und hätte die Eröffnungsrede der Buch Wien 2020 halten sollen. Zuletzt erschien ihr Roman „Das Paradies meines Nachbarn“ (btb)

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– Buchtermine –

Veranstaltungen November die Geschichte machten (Buchhandlung Morawa, Wollzeile 11, 1010 Wien, 19:00) Mathilde Schwabeneder: Sie packen aus. Frauen im Kampf gegen die Mafia (Buchhandlung Moser, Am Eisernen Tor 1, 8010 Graz, 19:30)

MONTAG, 2. 11.

Hamed Abboud: In meinem Bart versteckte Geschichten/Franz Hammerbacher: Naqoura (Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße 5/10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00) Thomas Bruckner: Wundersuche. Von Heilern, Geblendeten und Scharlatanen (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)

FREITAG, 13. 11.

DIENSTAG, 3. 11.

MITTWOCH, 4. 11.

Heide Schmidt: Ich sehe das so (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) DONNERSTAG, 5. 11.

Krimifest 1: Anne Freytag, Melanie Raabe, Friedrich Ani & Thomas Raab (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00) Oliver Rathkolb: Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) Rotraut Schöberl: Mord auf leisen Pfoten (Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 19:00) Ewald Nowotny: Geld und Leben (Buchhandlung Moser, Am Eisernen Tor 1, 8010 Graz, 19:30) Buchpräsentation: Katharina Grabner-Hayden: Endlich Ruhe (Arkadensaal Langenlois, Rudolfstraße 1, 3550 Langenlois, 19:30) FREITAG, 6. 11.

Simone J. Taschée und Klaus Postmann: Das große Buch vom Kräutertee (Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 17:00) Krimifest 2: Carlo Lucarelli, Eva Rossmann, Bernhard Aichner & Jan Costin Wagner (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00) Sandra Weihs: Delilah (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)

Christoph Wagner-Trenkwitz präsentiert sein neues Buch „Alles Walzer“ bei Morawa am 26. 11.

DIENSTAG, 17. 11.

Fritz Kumhofer, Lies Kató: Es war nicht wie im Fernsehen (Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 19:00) DONNERSTAG, 19. 11.

Klaus Postmann und Simone J. Taschée präsentieren „Das Große Buch vom Käutertee“ am 6. 11.

Fahim Amir, Sabine Gruber u. a.: Gesellschaften im Umgang mit der Natur und anderen Außenseitern (Museum Niederösterreich, Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, 19:00) Europäische Literaturtage (19. 11.–22. 11.): Zum Thema „Mehr Wildnis!“ u. a. mit Petina Gappah, Matthias Politycki, Sjón, Polly Clark, Edo Popović und Olga Grjasnowa. (Klangraum Krems Minoritenkirche, Minoritenplatz 4, 3500 Krems an der Donau) SONNTAG, 22. 11.

Aksel Lund Svindal: Größer als ich (Buchhandlung Tyrolia, Maria-Theresien-Str. 15, 6020 Innsbruck, 19:30) SAMSTAG, 7. 11.

Krimifest 3: Martin Walker, Romy Hausmann, Zoë Beck, Stefan Slupetzky & Manfred Baumann (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)

Europäische Literaturtage – Verleihung: Lesung und Gespräch mit A. L. Kennedy. Konzert Mario Roms Interzone: Literarisch-Musikalische Matinee/Verleihung: Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (Klangraum Krems Minoritenkirche, Minoritenplatz 4, 3500 Krems an der Donau, 11:00) MITTWOCH, 25. 11.

MONTAG, 9. 11.

Yamen Hussein und Lena Gorelik: Weiter Schreiben (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

Dieser Tage … Reflexionen zu CoronaJournalen. Auftaktlesung zur Tagung „Corona verstehen“. Mit Bettina Balàka, Isabella Feimer, Thomas Stangl (Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00)

DIENSTAG, 10. 11.

Kinderbuchwelt: Kinderbücher wissen mehr (10.11.–14.11., ZOOM Kindermuseum, MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien) Antonio Fian: Nachrichten aus einem toten Hochhaus/ Roman Markus: Dings oder Morgen zerfallen wir zu Staub (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) Lutz Seiler: Stern 111 (Literaturhaus am Inn, JosefHirn-Straße 5/10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00) DONNERSTAG, 12. 11.

Gerhard Jelinek: Mutiger, klüger, verrückter. Frauen,

DONNERSTAG, 26. 11.

Christoph Wagner-Trenkwitz: Alles Walzer – Der Opernball von A bis Z (Buchhandlung Morawa, Wollzeile 11, 1010 Wien, 19:00) Thomas Stipsits: Uhudler-Verschwörung (Buchhandlung Moser, Am Eisernen Tor 1, 8010 Graz, 19:30) MONTAG, 30. 11.

Angela Lehner & Vanessa Graf: Rauriser Literaturpreise (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

FOTOS:PETER STROBL, H ERBERT LEHMANN

Elfriede Hammerl: Das muss gesagt werden (Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 19:00) Andrea Petkovic: Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht (Seeseiten Buchhandlung, Janis-JoplinPromenade 6/5/EG/Top 1, 1220 Wien, 19:30) Pamela Obermaier & Dominik Border: Mein innerer Tyrann (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) Elisabeth Klar: Himmelwärts/Bettina Gärtner: Herrmann (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30) Melisa Erkurt: Generation haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben (Museum Arbeitswelt Steyr, Wehrgrabengasse 7, 4400 Steyr, 19:30) Lesofantenfest (3.–14. November) Literatur für Kinder in den Büchereien der Stadt Wien (Info: buechereien.wien.gv.at/lesofantenfest)

Mistelbacher Krimitage. Doppellesung mit Roman Klementovic und Alex Beer (Stadtsaal Mistelbach, Franz Josef-Straße 43, 2130 Mistelbach, 19:30) Axel Görlach, Regine Koth Afzelius: Der Kunstliebhaber (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30) Ursula Poznanski: Vanitas. Grau wie Asche (At the Park Hotel Baden, Kaiser Franz-Ring 5, 2500 Baden, 19:30)

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FASZINIERENDE WEGE

Gabriele Hasmann, Charlotte Schwarz Die schönsten, geheimnisvollsten, verborgensten aber auch die bekanntesten Stiegen und Brücken werden in Wort und Bild vorgestellt. 248 Seiten, € 29,90 ISBN: 978-3-85439-678-9

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»Ein funkelndes Debüt. Ein brillanter Reiseführer durch das Russland der Vergangenheit und Gegenwart.« Peter Frankopan

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»Das ist wirklich das beste Sachbuch, das ich je gelesen habe. Brillant erzählt, in einer Sprache, in der sehr viel Herz ist.« Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur

Sophy Roberts zeigt auf ihrer extravaganten Spurensuche, welch bedeutende Rolle Klaviere in Sibirien als Symbol europäischer Kultur spielen. Ihre Erkundungen führen tief in das Herz der Geschichte und erzählen uns nicht weniger von der Gegenwart. Aus dem Englischen von Brigitte Hilzensauer 400 Seiten. Gebunden mit Fotos. Auch als E-Book. zsolnay.at


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