anzeiger
Buch Wien 22
Interviews mit Robert Menasse und Droemer-Knaur-Verlegerin Doris Janhsen. Und Geschäftsführer Patrick Zöhrer berichtet
Am Tatort des Krieges
Yevgenia Belorusets über ihre Erfahrungen im Krieg von Tag eins an und wie sie als Fotokünstlerin und Autorin darauf reagiert
BilderBuchBande
BilderBuchBande
Unsere Buchgeschenktipps
Car Stills
Modellautos in großer Pose
ROSSBOTHBuchpreisbindung
– Rabatterhöhung abgewendet! Am 12. Oktober wurde im Ministerrat zum Entwurf des Bundesgesetzes über die Preisbindung bei Büchern (Buchpreisbindungsgesetz 2023 – BPrBG 2023) der Antrag auf Zulassung für den Nationalrat behandelt. Im Vorfeld wurde mit verein ten Kräften sichergestellt: Die Regierung nimmt Abstand von der geplanten Erhöhung des Buchpreisrabatts für Bibliotheken auf 20 Prozent. Der mögliche Rabatt bleibt bei zehn Prozent.
Es ist dem HVB und vielen engagierten Mitgliedern in der Begutachtungsphase gelungen, die Regierungsvorlage entscheidend abzuändern. Über 50 Stellungnahmen auf der Parlamentsseite, viele Schreiben an die zuständigen Regierungsmitglieder, Ministerien und deren Mitarbeiter:innen und intensive persönliche Gespräche mit den Verantwortlichen haben das bewirkt.
Insbesondere stationäre Buchhändler:innen in Stadt und Land sorgten sich um ihre Existenz. Aber sie wurden auch von Buchhandelsfilialist:innen, Verlagen, Auslieferungen und Verlagsvertreter:innen unterstützt. Es waren hektische Tage und Wochen mit vielen Gesprächen, Telefonaten, Schreiben, Erklärungen und Interventionen. Am Ende war es das geschlossene und gemeinschaftliche Auftreten der Buchbranche, das ein Umdenken bewirkt hat.
Fortfolgend sind nun Kulturausschuss, Nationalrat und dann abschließend der Bundesrat mit der Neuerlassung der Buchpreisbindung befasst, um alles zu einem gütlichen Ende zu bringen. Buchpreisbindungsgesetz 2023: Damit ist die erneuerte Grundlage für den Erhalt der Vielfalt der Buchbranche geschaffen.
Und dafür danke ich Ihnen allen!
Gustav Soucek HVB-Geschäftsführer
Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek P rojektleitung: Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at Aboverwaltung : Manon Rieser, DW 12, rieser@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at
Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: P rint Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau
Das Geschenkbuch für Oldtimerfans! Walter Pangerl arrangiert Modellautos (von Alfa Romeo und Aston Martin über BMW, Ford und Lancia bis zu Peugeot, Porsche, Volvo und Wartburg) aus der Zeit des „Wirtschaftswunders“ vor historischen Aufnahmen. Und so entsteht etwas völlig Neues: Standbilder aus nie gedrehten Filmen. Gastbeiträge von Andrea Traxler, Hermann Schlösser und Walter Titz.
176 Seiten, ISBN 978-3-7025-1072-5
Nina Stögmüller
Raunächte erzählen
Ein Lese- und Märchenbuch zu den zwölf heiligen Nächten im Jahr
Dieses Buch erzählt von der besonderen Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, beinhaltet Raunachtsmärchen, viel Wissenswer tes über die Bedeutung der Raunächte, über Her kunft und Hintergründe der Bräuche, Rituale und Raunachtgestalten, aber auch über die besondere Zeitqualität dieser Nächte, von der wir modernen Menschen auch heute noch profitieren können.
156 Seiten, ISBN 978-3-7025-0684-1
Lesen Sie uns kennen. www.pustet.at
„Am Ende war es das geschlossene und gemeinschaftliche Auftreten der Buchbranche, das ein Umdenken bewirkt hat“
Gustav Soucek
Messen und andere Höhepunkte
Frankfurt, Leipzig, Wien: ein anzeiger voller Messegeschichten
Es ist Herbst – das heißt, es ist Messe zeit. Die größte Buchmesse der Welt, die Frankfurter Buchmesse, ist gerade zu Ende gegangen. Eindrücke davon fin den Sie auf S. 11, auf S. 22 berichten wir über den spanischen Gastlandauftritt in Frankfurt. Was sich aktuell im öster reichischen Gastland-Projekt „meaois wiamia“ tut, erfahren sie wie immer auf unserer Gastland-Seite (S. 5).
Und wir wenden uns bereits dem nächsten Großereignis zu: der Buch Wien. Ihr haben wir diesmal unsere Titelgeschichte gewidmet (S. 12). Dort lesen Sie unter anderem ein Interview mit Robert Menasse, der auf der Buch Wien zu Gast sein wird, sowie einen Text von Messeleiter Patrick Zöhrer. Wir haben außerdem die wichtigsten Facts & Figures der Buch Wien für Sie zusam mengestellt.
Highlights gibt es dieser Tage über haupt viele: Der Leo-Perutz-Preis und der Christine-Lavant-Preis wurden ver liehen (S. 10), außerdem feiert die Buch branche einen Erfolg: Die Erhöhung des Bibliotheksrabatts auf 20 Prozent wurde aus der Regierungsvorlage des Buch preisbindungsgesetzes gestrichen (S. 6).
Es gibt diesmal auch unter den Mitglieder-Porträts eine Besonderheit: Vorgestellt wird HVB-Präsident und Czernin-Verleger Benedikt Föger, der tatsächlich noch nie im anzeiger porträ tiert wurde (S. 23). Das ist fast ein Glück, denn jetzt hat sich ein sehr guter An lass ergeben: Am 27. September wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen. Wir gratulieren!
Im Schwerpunkt widmen wir uns diesmal philosophischen, religiösen und ethischen Themen: Buchempfehlungen dazu lesen Sie auf den Seiten 16–20.
Linn Ritsch Chefredakteurin
Geschichten, Gespräche, Diskussionen: die Buch Wien 22 12
5 GASTLAND ÖSTERREICH
Leipzig 2023: „meaoiswiamia“
Buchhändler:innen-Reise nach Wien: Teilnehmer:innen berichten
6
WISSENSWERT
Neue Aufgabe für Ana Marwan Marwan ist die neue Chefredakteurin von Literatur und Kritik Österreichischer Buchpreis Die Shortlist-Titel im Überblick Leo-Perutz-Preis Der Gewinner des Preises für Kriminalliteratur steht fest
12 ESSENZIELL
Buch Wien 22 Einstimmung und Informationen
16 SCHWERPUNKT
Philosophie, Ethik und Glaube
21 GEWINNSPIEL
Festival-Pässe für die Buch Wien!
22 INTERNATIONAL Spanien in Frankfurt Ehrengast auf der Buchmesse
23 HVB-PORTRÄTS
Benedikt Föger
Czernin-Verleger und HVB-Präsident
Erich Zangl Buchhandlung Erich Zangl
25 KLASSIKER
Federico García Lorca
26 BESTSELLER
Meistverkaufte Titel im September
28
SELBSTREDEND
Yevgenia Belorusets
Die ukrainisch-russischdeutsche Autorin und Fotografin erzählt über ihre Erfahrungen im Krieg
33
GASTKOMMENTAR
Michael Stavarič
schreibt über die Buch Wien
34 TERMINE
Buchveranstaltungen November, die Sie nicht verpassen sollten
in Leipzig
„Der Auftritt ist klasse, das Motto genial“
Die vom HVB veranstaltete Buchhändler:innen-Reise: Zwanzig Buchhändler:innen aus Deutschland und der Schweiz lernten österreichische Verlage, Literatur und das Gastlandprojekt besser kennen
Es zeigt sich immer wieder: Werbeplakate, Presseaussen dungen und Social-Media-Posts sind wichtig, aber ohne per sönliche Einladungen und Veranstaltungen im kleinen Kreis geht es nicht. „Als ich die Einladung zur Buchhändler:innenReise nach Wien bekam, ist mir das erste Mal aufgefallen, dass Österreich im nächsten Jahr Gastland auf der Leipziger Buchmesse sein wird“, sagt der Buchhändler Samy Wiltschek, der gemeinsam mit 19 Kolleg:innen aus Deutschland und der Schweiz der Einladung des HVB folgte und zwei Tage in Wien verbrachte. Sie waren der österreichischen Literatur und Kultur gewidmet; geboten wurde ein abwechslungs reiches Programm mit Lesungen und Museums führungen. Die Reise sollte Interesse am GastlandProjekt wecken. Das ist gelungen: „Der Auftritt ist klasse, der Spruch ,meaoiswiamia‘ ist genial“, resü miert Wiltschek. Auch die Schweizer Buchhändlerin Marianne Sax ist beeindruckt: „Ich finde es sehr gut, dass sich der Auf tritt nicht auf drei Tage in Leipzig beschränkt, sondern über ein ganzes Jahr stattfindet – das verleiht der Sache natürlich mehr Gewicht.“ Im Frauenfelder Bücherladen Marianne Sax und in der Buchhandlung Jastram in Ulm werden zukünftig
mehr Titel österreichischer Autor:innen zu finden sein: Neu entdeckungen wie Marko Dinić und Barbi Marković ebenso wie Robert Schindel.
Auch Verlage aus Österreich wurden den Teilnehmer:innen vorgestellt. „Ich kenne viel mehr österreichische Autor:innen in deutschen Verlagen“, meint Sax. „Deswegen war es wichtig, uns auch die Verlage zu zeigen, die ja auch viel interessante Lite ratur haben, österreichische und internationale.“
Das Interesse für weitere Gastland-P rojekte ist geweckt, ein weitergehender Austausch erwünscht. „Ich fände es schön, einen Buchhändler:innen-Aus tausch zu organisieren, wie wir es 2014 gemacht haben, als die Schweiz in Leipzig zu Gast war“, sagt Sax. „Unsere Gäste haben bei uns gewohnt; die Kosten bleiben also gering, und der Austausch schafft literarische Verbindungen und per sönliche Beziehungen.“
Was nicht heißt, dass Werbeaktionen ins Leere laufen: „Ich habe angeregt, dass der HVB uns Buchhändler:innen digitales Material zum Gastlandauftritt zukommen lässt, sagt Wiltschek. „Wenn wir neue Informationen bekommen, werde ich sie gleich verbreiten. Was das bewirken wird, weiß ich natürlich nicht, aber es macht einfach Spaß.“
Meaoiswiamia – und viele Fragezeichen
Auf
Meaoiswiamia – der Name ist Pro gramm. Ich habe sehr um diesen Claim gekämpft. Ein Grund dafür ist: Sofort wird deutlich, es handelt sich um ein Sprachkunstwerk. Als sol ches referiert es auf die österreichi sche Avantgarde, für die unser Land nicht zuletzt in Deutschland gern gerühmt wird. Ein weiterer Grund: meaoiswiamia ist eine politische Set zung, eine Art Gegenkonzept zum auch in Österreich nach wie vor tief wurzelnden ‚mia san mia‘.
„Mehr als wir“ ist auch die Pro grammatik des Gastlandauftritts bei
Claim,
der Leipziger Buchmesse 23: Öster reich wird als ein Land gezeichnet, das sich als offenes versteht, als mehrsprachiges, sozial diverses, als in literarischer und verlegerischer Hinsicht heterogenes und reiches.
Jedenfalls: Sowohl mit dem meaoiswiamia-Literaturpodcast als auch mit der ‚Literatur on Tour‘ wie auch mit dem ORF-Ko operationsprojekt ‚Archive des Schreibens‘, den Wochenendpro grammen für Journalist:innen und Buchhändler:innen aus Deutschland und der Schweiz versuchen wir den
Auftrag an
Auftrag einzulösen, den wir uns mit dem Claim selbst gegeben haben: Viele unterschiedliche Stimmen sol len zu Wort kommen.
Die ersten positiven Rückmel dungen auf die Literatur on Tour und die erfreulichen Rückmeldun gen von Buchhändler:innen und Journalist:innen stimmen mich op timistisch, dass wir auf dem richti gen Weg sind. Damit es weiterhin so bleibt: Her mit der Kritik! Dass den noch alle Fragen offen bleiben wer den, so oder so: Das ist bekanntlich seit Brecht nicht zu ändern.
anzeiger
Erfolg auf ganzer Linie
Dank der Bemühungen zahlreicher Mitglieder der Buchbranche ist es gelungen, die Erhöhung des Bibliotheksrabatts auf 20 Prozent zu verhindern
A m 11. Oktober wurde im Ministerrat zum Entwurf des Bundesgesetzes über die Preisbindung bei Büchern (Buch preisbindungsgesetz 2023 – BPrBG 2023) der Antrag auf Zulassung für die Natio nalratsbehandlung gestellt. Die vom HVB stark kritisierte Erhöhung des Bibliotheks rabatts auf 20 Prozent ist in dieser Regie rungsvorlage nicht mehr enthalten. Es ist nunmehr wieder ein Ausmaß von maxi mal zehn Prozent vorgesehen.
Die gesetzliche Buchpreisbindung dient dem Schutz des Kulturgutes Buch. Der Hauptverband erkennt in der aktuellen Regierungsvorlage die Wünsche der Buch
branche wieder und zeigt sich sehr erfreut, dass es in einem gemeinsamen Kraftakt mit vielen einzelnen Branchenteilnehmern gelungen ist, den Begutachtungsentwurf sinnvoll zu überarbeiten. Denn die Buch preisbindung schafft die Voraussetzung für eine große Diversität im Buchvertrieb und unterstützt damit Buchhandlungen als wichtige Orte der Leseförderung, der
Dialog mit der Vergangenheit
Kulturvermittlung und des gesellschaftli chen Austauschs. Am 17. Oktober befasst sich der Kulturausschuss mit der Regie rungsvorlage und anschließend der Natio nalrat sowie der Bundesrat
Auf der Website des österreichischen Parlaments sind die Dokumente auf der Parlamentsseite für alle Interessierten ab rufbar. www.parlament.gv.at
32 Jahre lang war Karl-Markus Gauß Chefredakteur und einer der beiden Herausgeber von „Literatur und Kritik“. Jetzt übernimmt die Bachmann-Preisträgerin Ana Marwan
E s sind große Fußstapfen, in die ich trete“, sagt die slowenische Schriftstellerin Ana Marwan über ihre neue Aufgabe. Sie wird ab dem neuen Jahrgang 2023 als Chefredak teurin und Herausgeberin von Literatur und Kritik an die Stelle des Schriftstellers KarlMarkus Gauß treten. Otto-Müller-Verleger Arno Kleibel gibt Literatur und Kritik seit 1991 heraus.
Mit Marwan habe er eine ebenbürtige Nachfolgerin für Gauß gefunden, um die Qualität des Mediums zu halten: „Beide schauen sehr weit über den Tellerrand hi naus. Der Unterschied zwischen ihnen ist, dass sie aus unterschiedlichen Generationen stammen und unterschiedlich sozialisiert sind.“
Wichtig war ihm außerdem, für die Po sition eine Person zu finden, die keiner be stimmten literarischen Gruppierung zuzu rechnen ist: „Das ist bei Ana Marwan der Fall. Sie ist jung, talentiert und auch enorm sprachbegabt. Ihre Muttersprache ist Slowe nisch, Deutsch hat sie später gelernt.“
Der Fokus auf Literatur aus Osteuropa bleibt, ebenso wie die meisten der aktuell bestehenden Rubriken. „Es kommen aber auch einige neue hinzu“, so Marwan. „Unter anderem würde ich gern einen expliziten Dialog mit der Vergangenheit führen und alte Texte mit zeitgenössischen Ereignissen vergleichen. Wichtig ist mir auch, das, was
aufgrund von Markt- oder Glücksprinzipien übersehen wurde, ins Licht zu rücken.“
Jede Literaturzeitschrift sei zwangsläufig politisch. Marwan möchte ein breites Denk spektrum abdecken, etwaige Diskrepanzen in extremen Positionen hervorheben. „Ich bin gegen alles, was Menschen auseinanderstatt zusammenbringt.“
Gold für Österreichs Schätze
Ebenso wie die ORF-Show „9 Plätze – 9 Schätze“ ist auch das Begleitbuch ein Publikumsliebling. Für Band 1 wurde dem Kral Verlag und dem ORF das „Goldene Buch“ verliehen
Heuer wurde im ORF bereits zum 9. Mal der schönste Platz Österreichs gekürt, die Einschaltquoten waren hoch – die Show „9 Plätze – 9 Schätze“ erfreut sich an haltender Beliebtheit. Dort stellen neun Bundesländer Natur- und Kulturperlen vor. Stille oder wilde Wasser, schroffe wie sanfte Felsen oder saftiges Grün – jeder Platz hat auf jeden Fall Schatzpotenzial.
Diese Orte lassen sich nicht nur er leben, sondern auch erlesen. Dass die Österreicher:innen das gern tun, zeigt der Anklang, der das ORF-Format auch in Buchform findet. Der erste Band der im Kral Verlag erschienenen Serie ver kaufte sich über 15.000 Mal. Im Rahmen eines ORF-Pressegesprächs am 6. Okto ber wurden der ORF und der Kral Ver lag dafür vom HVB mit dem „Goldenen Buch“ ausgezeichnet. Insgesamt verkauf ten sich die bisher erschienenen Bände über 75.000 Mal.
V. l.: Robert Ivancich (Verleger, Kral), Robert Ziegler (Landesdirektor ORF Niederösterreich, Hrsg. Band 1), Michael Battisti (Sprecher der Landesstudios, Marketingleiter ORF Niederösterreich, Hrsg. Band 1), Gustav Soucek, Alexander Hofer (Channel manager ORF 2), Barbara Karlich (Moderatorin)
Titelschutzmeldungen
Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titel schutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgen den Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Isabel Huber unter huber@hvb.at.
Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur € 80,–/sechs Titel € 110,– und bis zu zwölf Titel um nur € 210,–.
Isabel Huber berät Sie gern unter huber@hvb.at Tel. 01/512 15 35 DW 14. (*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Eleventh Cycle in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Kian N. Ardalan Publishing Wohlmutstraße, 1020 Wien, Österreich
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Sehnsuchtsorte im Salzkammergut in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Verlagsgruppe Styria GmbH Lobkowitzplatz 1, 1010 Wien, Österreich
Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Vegan durch den Tag 101 unserer Lieblingsrezepte von früh bis spät in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Zucker & Jagdwurst/Von Meer & Stephan GbR Leykestraße 3, 12053 Berlin
Deutschland
Jetzt im Handel: 9 Plätze – 9 Schätze, Band 8, ISBN: 978-3-99103-083-6
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Die Frau des Rabbiners in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.
BRINKLEY Verlag e. U.
Herrengasse 44, 7471 Rechnitz, Österreich
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: NEBELSCHWIMMEN – LYRIK PROSA in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.
Seppi ROSE
Museumstraße, 6020 Innsbruck, Österreich
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Franziska First Lady von Korea in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.
Verlag Ritzberger
Linke Bahngasse 7, 1030 Wien
Österreich
Ö1 Buch des Monats
Als der italienische Schriftsteller und Journalist Andrea Giovene in den 1960er-Jahren an der fünfbändi gen „Autobiographie des Giuliano di Sansevero“ schrieb, war die Zeit der gesellschaftsprägenden Fürstenhäu ser schon länger vorbei. Im Roman wird eine Gesellschaftsschicht aus der Erinnerung gehoben, um sie in ihrem Anachronismus und ihrer Lebensunfähigkeit ebenso darzustel len wie die Unumgänglichkeit ihres Niedergangs.
Giuliano di Sansevero ist das Alter Ego seines Autors. Beiden lasten 900 Jahre Familiengeschichte auf den Schultern, beide unternehmen den Versuch, sich in Tradition und Kon vention einzufügen. Der erste Band der „ Autobiographie des Giuliano di Sansevero“ trägt den Titel „Ein junger Herr aus Neapel“ und han delt von den ersten zwanzig Lebens jahren des Adelssprosses.
„Es ist ein Ausleuchten des Ver gangenen, ein Begreifen des Gesche henen, ein Beharren auf Eindeutig keit und damit auf das Aussprechen des ewig Unausgesprochenen, was ja bekanntermaßen der Kitt vermeint lich bedeutungsvoller Familien ist“, schreibt die Jury über das Ö1 Buch des Monats Oktober.
Bücher als Gate-Opener
Andrea Giovene: „Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero“, Band 1: „Ein junger Herr aus Neapel“, aus dem Italienischen von Moshe Kahn. Galiani Berlin. ISBN: 978-386971-265-9
Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhand lungen beworben werden kann.
Frau Rendl, beginnen wir mit einem Blick zu rück: Was hat sich seit der Verlagsgründung verändert?
40 Jahre sind lang, wir sind ziemlich stolz darauf, dass es uns so lange schon gibt. Seit der Gründung hat sich der Verlag immer wieder verändert. Denn das sind, davon sind wir überzeugt, die wichtigsten Aufgaben ei nes zukunftsfähigen Literaturverlags: auf die Gesellschaft zu schauen, sich immer wieder zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Wir können auf einige Meilensteine zurück schauen, zum Beispiel die Gründung unserer Taschenbuchreihe 2008. Eine Konstante im Programm stellt die Lyrik dar. Daran halten wir fest, ebenso wie an unserem Überset zungsschwerpunkt mit ukrainischen Stim men, den wir jetzt erst recht stärken wollen.
Auch die Produktion hat sich verändert … Ja, seit Frühjahr 2022 produzieren wir alle Literatur- und Sachbuch-Neuerscheinungen im Hardcover nach dem Cradle-to-CradleVerfahren, also auf die aktuell nachhaltigste Art und Weise.
Welche Ansprüche haben Sie an die Bücher, die Sie verlegen? Wir wollen keine „Gate-Keeper“ sein, son dern „Gate-Opener“. Wir wollen Schleusen und Fenster zur Welt öffnen und sie nicht verstellen. Wir haben uns ganz bewusst da für entschieden, auf die Lücken in unserer Gesellschaft zu schauen. Hinzuhören, wel che Perspektiven bisher nicht erzählt wur den. Darin sehen wir auch unsere Verant wortung als Verlag.
Was bedeutet der Krimi-Schwerpunkt für den Verlag?
Seit den 1990er-Jahren werden bei Haymon literarisch anspruchsvolle Krimis verlegt. Daran halten wir weiterhin fest, denn: Der Kriminalroman ist ein Genre der Vielfalt, das macht ihn so besonders. Er ermöglicht den Blick in die Abgründe der Gesellschaft und der menschlichen Seele. Das Krimifest Tirol, das seit seiner Geburt 2018 inzwischen auch in Kärnten gefeiert wird und wofür wir mit Bernhard Aichner einen großartigen Mit initiator haben, zeigt einmal mehr die vielen Facetten und die Faszination des Krimis.
Worauf sind Sie stolz?
Darauf, dass wir mehr denn je mit Leiden schaft und Freude bei unserer Arbeit sind. Und auf das aktuelle Herbstprogramm und die wunderbar vielfältigen Stimmen darin.
Unsere Autor:innen zeigen uns so viel: dass Literatur Empathie schafft, dass sie Humor, Einblicke, Ablenkung und Fokus, ja sogar Wut transportiert. Und dass sie ein Instru ment der Selbstermächtigung, der Rück eroberung und des Wandels sein kann.
Wo sehen Sie Herausforderungen für den Verlag – aktuell und in der Zukunft?
Die Hauptherausforderungen sind ganz sicher: die jüngeren Generationen fürs Lesen zu begeistern, gesellschaftlich relevant zu bleiben, Pluralität zu schaffen. Ein Anliegen, an dem wir nonstop arbeiten, ist das Pflegen unserer sehr guten Zusammenarbeit mit den Buchhändler:innen, ohne die wir nicht da wären, wo wir heute sind.
Unterschiedliche Klangfarben
Die Shortlist für den Österreichischen Buchpreis 2022 steht fest: Aus 133 eingereichten Titeln hat die Jury fünf Bücher nominiert
Es bleibt spannend: Erst am Abend der Preisverleihung
am 21. November im Rahmen der Buch Wien er fahren die fünf Autor:innen der Shortlist sowie die drei Autor:innen der Debütpreis-Shortlist, wer gewonnen hat.
Die Entscheidung dürfte der Jury nicht leichtfallen.
„Fünf außergewöhnliche Romane unterschiedlichster Klangfarbe stehen im Finale um den Österreichischen Buchpreis und symbolisch für die Diversität der aktuellen Literatur“, so die Staatssekretärin für Kunst und Kultur Andrea Mayer.
Die Preisträgerin bzw. der Preisträger erhält 20.000 Euro, die vier anderen auf der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro. Für den Debütpreis gibt es 10.000 Euro, die beiden weiteren bekommen 2.500 Euro.
Debütpreislesung: Auszüge aus den für den Debüt preis nominierten Werken lesen die drei Autor:innen am 3. November um 19 Uhr in der Bibliothek der AK Wien. Anmelden unter bibliothek@akwien.at. Dazu gibt es einen Livestream auf der Website der AK Bibliothek.
Der Preis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kul tur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS), dem HVB und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet.
Folgende Titel stehen auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis:
Helena Adler Fretten (Jung und Jung Verlag)
Reinhard Kaiser-Mühlecker Wilderer (S. Fischer Verlag)
Anna Kim Geschichte eines Kindes (Suhrkamp Verlag)
Robert Menasse Die Erweiterung (Suhrkamp Verlag)
Verena Roßbacher Mon Chéri und unsere demolierten Seelen (Verlag Kiepenheuer & Witsch)
ISBN: 978-399027-271-8
ISBN: 978-310-397104-0 ISBN: 978-3518-43056-9
ISBN: 978-3518-43080-4 ISBN: 978-3462-00119-8
Ihr Partner für den Buchdruck
Auch im Jahr 2022
pflanzen wir für jeden Auftrag einen neuen Baum
Erster Preis fürs Gruseln
Uli Brée gewinnt mit „Du wirst mich töten“ den Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur 2022
Der Gewinnertitel hält, was er ver spricht: Der mit dem Leo-PerutzP reis ausgezeichnete Kriminalroman „Du wirst mich töten“ ist genauso spannend, wie er klingt. „In wenigen Worten entste hen so filmreife Szenen vor dem inneren Auge der Leserinnen und Leser, die sich diesem bildgewaltigen Sog nur schwer entziehen können“, heißt es in der Jurybe gründung. „Der Autor beweist aber nicht nur seinen sicheren Instinkt für die dunklen Seiten der Mensch heit, sondern lässt ab und zu sogar ein wenig Hoffnung und Menschlichkeit durchblitzen.“
Der mit 5.000 Euro dotierte Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur
wurde am 12. Oktober im Rahmen des Autor:innenempfangs der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus im Hotel Imperial ver liehen. Er wurde von Kulturstadträtin Ve ronica Kaup-Hasler und Benedikt Föger, P räsident des Hauptverbandes des Öster reichischen Buchhandels, überreicht. Der Leo-Perutz-Preis wird gemeinsam von der Stadt Wien Kultur und dem Haupt verband des Österreichischen Buchhan dels gestiftet und mit freundlicher Unterstützung der Bestattung Himmelblau ausgerichtet.
Die Laudatio hielt die Autorin Sabina Naber. Im Anschluss lasen alle Nominierten an unterschied lichen Locations der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus.
Sprachliches Umkreisen
Die österreichische Schriftstellerin Christine Lavant (1915–1973) hatte für abgehobene Diskussionen über Literatur nichts übrig. „Hörts auf, so zu reden“, sagte sie zu einer solchen einmal. „Was hat denn das mit dem Leben zu tun!“
Sehr viel mit dem Leben zu tun hat die Literatur Alois Hotschnigs, der in diesem Jahr mit dem ChristineLavant-Preis ausgezeichnet wurde. Hotschnigs Literatur sei, so die Lau datorin Katja Gasser, ein „intensives sprachliches Umkreisen“ und zu gleich „von einer Entschiedenheit, die nur einer haben kann, der mit beiden Füßen fest im Leben steht“.
V. l. n. r: Hans Gasser, Präsident der Inter nationalen Christine Lavant Gesellschaft, Lavant-Preisträger Alois Hotschnig, Laudatorin Katja Gasser, Werner Pietsch, KELAG
Hotschnig wurde 1959 in Kärnten geboren und lebt als freier Autor in Innsbruck. Seine Werke umfassen erzählende Prosa, Gedichte, Thea terstücke und Hörspiele. Zuletzt er schien der Roman „Der Silberfuchs meiner Mutter“ (Kiepenheuer & Witsch). Zu seinen zahlreichen Aus zeichnungen zählen u. a. der Tiroler Landespreis für Kunst (2007), der Erich-Fried-Preis (2008) und der Anton-Wildgans-Preis der Österrei chischen Industrie (2009).
Die Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Preises für Lyrik und Prosa fand am 2. Oktober im Wiener Radio Kulturhaus statt.
DER AUTOR
Uli Brée wurde 1964 in Dinslaken (Nord rhein-Westfalen) geboren, ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Dreh buchautoren, u. a. für Kultserien wie „Vor stadtweiber“, „Vier Frauen und ein Todesfall“ sowie „Tatort“. Mit Rupert Henning und André Heller hat er den Kinofilm „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ verwirklicht.
Neu formatiertes Onlineservice
Die HVB-Website buecher.at präsentiert sich in neuer Form: mit neuem Design, überarbeitetem Newsbereich und übersichtlicheren Serviceseiten.
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
• Neue Rubrik „Termine“ mit HVB-Veranstaltungsterminen
• Fotogalerien mit Eindrücken von HVB Branchenveranstaltungen und Messen
• Vergünstigungen für Mitglieder auf einen Blick: Liste der HVB-Vorteilspartner
• Ausgebauter „Über Uns“-Bereich: Liste aller Vorstände und Verbandsgeschichte
• Direkte Weiterleitung vom Hauptmenü auf die ISBN/ISSN-Seite
• Neu strukturierter Bereich mit Informatio nen zu Messepräsenten und HVB-Auszeichnungen
• anzeiger-Archiv: direkter Zugriff auf alle Ausgaben der letzten zwei Jahre
Im Mitgliederbereich finden sich nützliche In halte wie zum Beispiel: Zugriff auf das Archiv des anzeigers, Informationen zu Marktdaten, BestsellerPlakate, Musterverträge und vieles mehr.
Österreich in Frankfurt
BUCH WIEN 2022
Interviews: Linn Ritsch
Illustration: Georg Feierfeil
Zu Gast auf der wichtigsten Buchmesse Österreichs: der Träger des Deutschen Buchpreises 2017 Robert Menasse und die DroemerKnaur-Verlegerin Doris Janhsen. Wir haben mit beiden gesprochen.
Außerdem: Patrick Zöhrer, Geschäftsführer der Buch Wien über die Messeschwerpunkte
Neues aus Europa
Auf der Buch Wien 22 präsentiert Robert Menasse „Die Erweiterung“, den zweiten Teil der Europa-Trilogie
Die Hauptstadt“ brachte Robert Menasse 2017 den Deutschen Buch preis ein. Im eben erschienenen zweiten Teil seiner Europa-Trilogie „Die Erweiterung“ geht es auch um die Frage, ob Albanien in die Europäische Union aufge nommen werden soll.
Herr Menasse, welche Rolle spielt Europa für unsere Zeit?
Robert Menasse – Im Lauf der letzten Jahre wurde mir zunehmend klar, dass ich meine Zeitgenossenschaft nicht reflektieren kann, ohne Europa mitzudenken. Es ist das Funda ment all unserer Probleme, Anstrengungen, Hoffnungen und unseres Scheiterns. Ehrlich gesagt hat mich sehr erstaunt, dass dieser Aspekt nirgends in der Gegenwartsliteratur auch nur angedeutet wird. Es gibt so viele Probleme, die von radikaler europapoliti scher Wirkung sind, etwa der Mauerfall in Deutschland und die Wiedervereinigung des Landes. Aber alle Wiedervereinigungs romane zeigen ausschließlich einen ostoder westdeutschen Blick, so als gäbe es nur Deutschland. Die Organisation unseres Kon tinents bildet die Grundlage unseres Lebens. Diese Grundlage möchte ich mitreflektieren.
Die Hauptfiguren in der „Erweiterung“ stammen von außerhalb der EU Menasse – Der Roman erzählt über Biogra fien von Menschen in Ländern, die in die EU hineinwollen. Das verknüpfen sie mit Hoffnungen und leiten davon Emotionen und Handlungen ab. Die Figuren leben in Brüssel, Warschau, Wien und Tirana. Auf seltsame Weise sind sie zum Teil sehr subku tan miteinander vernetzt. Die Welt heute ist vernetzt, auch wenn wir uns darüber nicht immer klar sind. Ich zeige das erzählerisch ganz konkret.
Albanien spielt im Roman eine Hauptrolle. Menasse – Ich finde es interessant, die Län der anzuschauen, in denen nicht nur die Regierung eine Mitgliedschaft in der EU an strebt. Umfragen zeigen, dass in Albanien über neunzig P rozent der Bevölkerung sich den Beitritt zur EU wünschen. Der amtieren de albanische Regierungschef hat die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, Albanien in die EU zu führen. Das Land tut jetzt viel, um die Voraussetzungen zu erfüllen. So gibt es eine Justizreform, um das albanische
Am 27. November spricht Robert Menasse auf der Buch Wien mit Katja Gasser über seinen neuen Roman
Rechtssystem den Forderungen der EU an zupassen. Zugleich sind einige EU-Staaten bereit, europäisches Recht zu brechen, und spielen kokett mit dem Gedanken, aus der EU auszutreten. Dieser Widerspruch, dass Nicht-EU-Mitglieder bessere Mitgliedsstaa ten wären als EU-Mitglieder, spiegelt die der zeitige politische Lage in Europa.
Haben Sie einen Bildungsanspruch?
Menasse – Mit politischer Bildung sollen sich Bildungspolitiker befassen. Wer einen Roman von mir liest, sieht in der Welt Zu sammenhänge, wo er bisher vielleicht nur ein trübes Fenster gesehen hat. Denken Sie an die „Menschliche Komödie“ von Balzac, was sich dort für ein Panorama eröffnet! Er hatte keine politische These in dem Sinn, aber er zeigt die Welt. Manche sagen, dass man bei Balzac mehr über seine Epoche ler nen kann als aus Geschichtsbüchern. Das ist mein Anspruch: Nicht mich mit Balzac auf eine Stufe zu stellen, sondern eine solche Er zählung zu wagen.
Wie entstehen Ihre Figuren?
Menasse – Sie entstehen aus ihren Biogra fien. Dabei muss ich viel über diese Figuren wissen, mehr als das, was ich dann auch schreibe. Etwa über den albanischen Natio nalhelden Skanderbeg, um den es in meinem Buch auch geht. Er war der Erste, der die albanischen Stämme geeint und das christ liche Abendland gegen die muslimischen Osmanen verteidigt hat. Nun ist er National held – eines muslimischen Staates. Inwieweit
ist das tatsächlich identitätsstiftend? Es kann jedenfalls realpolitische Konsequenzen ha ben, das zeige ich. Wenn ein albanischer Po litiker versuchen würde, mit dem Skander beg-Mythos des geeinten Albaniens Politik zu machen, wäre dies eine Lunte am Balkan, weil es einen großalbanischen Staat bedeu ten würde. Für Europa eine politische Gefahr.
Wie passt da Genderpolitik dazu, worüber Sie auch schreiben?
Menasse – Man hört oft, der „dekadente“ Westen befasse sich lieber mit Genderfragen statt mit den wirklich wichtigen politischen Fragen. Doch seit dem Mittelalter erlaubt das albanische Recht, das Geschlecht zu wechseln. Eine Frau kann mit einem Schwur sagen, ich bin jetzt ein Mann. Sie wird dann ganz selbstverständlich als solcher behan delt. Ich habe auf meinen Reisen in Albanien solche Menschen getroffen. In der „Erwei terung“ geht es um ein Einzelschicksal, das davon beeinflusst ist: um eine Frau, die ihr Geschlecht wechseln möchte.
Wie viel Recherche vor Ort steckt in Ihrem Roman?
Menasse – Ich habe viel gelesen und mich mehrmals länger in Albanien aufgehalten. Vor Ort versuche ich vor allem mit möglichst vielen Menschen zu sprechen, sie erzäh len zu lassen, wie sie leben. Ich nehme mir eine Wohnung, damit ich am Markt einkau fen, kochen und Menschen zu mir einladen kann. Dann schreibe ich Notizbücher voll. Irgendwann ergeben sich Zusammenhänge. Bei diesem Konzept wird dann die Kompo sitionsarbeit für den Roman sehr aufwendig.
Sie stellen den Roman bei der Buch Wien vor. Mögen Sie Buchmessen?
Menasse – Die Frankfurter Buchmesse ist eine Geschäftsmesse, bei der es nicht um Schriftsteller:innen, sondern um den Verkauf von Rechten und Lizenzen geht. Autor:innen, die bei Sinnen sind, meiden die Frankfurter Buchmesse. Die Buch Wien ist völlig anders, viel kleiner, weniger hektisch, und vor allem stehen die Autor:innen im Mittelpunkt. Das ist sehr sympathisch und schön, dort andere Autor:innen zu treffen, gerade nach den Pan demiejahren. Ich denke, eine solche Messe ist auch für das Publikum interessant, denn dort gibt es die Möglichkeit, mit Schriftsteller:innen in Kontakt zu kommen.
in der Messe Wien, Halle D (ORF-Bühne, Der StandardBühne, Radio Wien-Bühne, Kinderbühne, Donau Lounge, 3sat-Lounge)
Vielseitiger, größer und zeitgemäß
Aktualität, Meinungsaustausch und größere Reichweite zeichnen die Buch Wien aus
Ein breiter Diskurs ist in diesen Zeiten wichtiger denn je. Die Buch Wien leis tet mit Hunderten Bühnengesprächen und Podiumsdiskussionen, in denen sich 471 Autor:innen und Expert:innen aus 28 Nati onen den großen Herausforderungen der Gegenwart widmen, ihren Beitrag für einen tiefgehenden Meinungsaustausch.
Dabei geht es um hochaktuelle Themen wie etwa die Energiekrise, den Krieg in der Ukraine, die Klimakrise, Political Correct ness, die Zukunft des Kapitalismus und viele weitere – und darum, wie sich diese Themen auf die Gesellschaft auswirken.
Die Buch Wien setzt sich in ihrer Ge samtheit gegen die zunehmende Herausfor derung einer desinformierten Gesellschaft ein und bemüht sich um die Beseitigung von Falschinformationen, Halbwahrheiten und um eine faktenbasierte Aufklärung ih rer Besucher:innen. Für das Gelingen die ses Anspruches tragen auch in diesem Jahr wieder insbesondere die zahlreichen TopJournalist:innen bei, die alle 402 Veranstal tungen gewissenhaft vorbereiten und kri tisch moderieren.
Erstmals werden nicht nur einzelne, sondern eine große Anzahl an Veranstal tungen von den großen Medienpartnern der Buch Wien aufgezeichnet und übertra gen. Von den unterschiedlichen Politik- und Wirtschaftspodcasts der Medienhäuser Der Standard, Kurier, Der Falter und Die Zeit über die Kultur- und Wissenschaftssendungen des Radiosenders Ö1 bis hin zu den Unterhal tungssendungen von Radio Wien wird die Präsenz der Buch Wien über das Messege lände hinaus stark gesteigert. Durch diese er höhte Aufmerksamkeit wird den Neuerschei nungen des Herbstes, den Personen, die sie machen und schreiben, sowie der gesamten Branche eine unvergleichliche Bühne gebo ten, und damit werden vielen Zehntausen den Menschen wichtige literarische und ge sellschaftspolitische Inhalte nähergebracht.
Der große Debattenschwerpunkt sowie die gesteigerte Aufmerksamkeit außerhalb der Kulturredaktionen unserer Medienpart ner bringen zahlreiche neue interessante Besucher:innen-Gruppen auf die Messe. Die se Entwicklung war bereits im letzten Jahr zu beobachten und wird sich in diesem Jahr fortsetzen. Viele Aussteller haben erkannt, dass sich dadurch auch neue spannende Möglichkeiten der Interaktion zwischen
Leser:innen und Verlagen ergeben, und setzen in diesem Jahr auf neue Formen des Standauftritts. Das Besucher:innen-Erlebnis steht im Vordergrund, dies wird sich insbe sondere in größeren Flächen, ansprechen den Ausstattungen und mehr Möglichkeiten für einen Austausch zwischen schreibenden und lesenden Menschen zeigen.
Ganz besonders ragt in diesem Jahr das Jubiläum der Donau Lounge heraus. Seit zehn Jahren ist dieser besondere Messe bereich eine einzigartige Plattform für die be deutendsten zeitgenössischen Autor:innen, Verlage und politische Institutionen aus 14 Donauländern. Wer Europa verstehen will, kann hier die vielen unterschiedlichen Geschichten dieser historisch fragmentier ten Region zu einem großen Gesamtbild zu sammenfügen.
Ich lade Sie herzlich ein, entdecken Sie das vielseitige Programm der Buch Wien – von unzähligen Publikumslieblingen über lite rarische Neuerscheinungen und spannende Debatten bis hin zu einem bunten Kinderund Jugendprogramm – und nutzen Sie die vielen Möglichkeiten des persönlichen Aus tausches innerhalb der Buchbranche, die un sere Messe bietet.
Intim und weltoffen zugleich
Doris Janhsen, die Leiterin der deutschen Verlagsgruppe Droemer-Knaur, plant heuer einen größerer Messeauftritt auf der Buch Wien
Droemer-Knaur-Verlegerin Doris Janh sen kennt und schätzt die Buch Wien seit Jahren. Dieses Jahr soll der Messeauftritt auf der Buch Wien etwas größer ausfallen.
Frau Janhsen, was verbinden Sie mit der Buch Wien?
Doris Janhsen – So persönlich, so herzlich in ihrer Atmosphäre, so intim und weltof fen zugleich ist wohl keine andere Messe. In Wien ist man an einem gemeinsamen Weg interessiert, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Das schätzen unsere Autor:innen und wir Aussteller:innen sehr.
Die Vorfreude aller unserer Beteiligten, ihre Begeisterung vor Ort und Wehmut, wenn es vorbei ist, sprechen für die Atmosphäre die ser Messe.
Wie hat sich die Buch Wien in den vergangenen Jahren entwickelt?
Doris JanhsenJanhsen – Das Messeprogramm wird expe rimentierfreudiger. Zu den Unterhaltungs formaten gesellen sich zunehmend Podi umsdiskussionen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen, die einen Blick aufs Weltgeschehen wagen. Eine spannende Ent wicklung hin zu einem weltoffenen Diskurs.
Wie nehmen Sie die Buch Wien im Vergleich zu anderen Messen wahr?
Janhsen – Die Buch Wien ist längst nicht mehr die „kleine Schwester“ der deutschen Buchmessen, sondern eine ebenbürtige Mit
spielerin. Wir schätzen diese Messe als ver lässliche Partnerin. Nirgendwo sonst kom men wir so unkompliziert in Kontakt mit unseren Leser:innen. Die Buch Wien besitzt die Flexibilität, sich rasch deren Bedürfnis sen anzupassen.
In diesem Jahr werden Sie ja einen größeren Messeauftritt haben als bisher. Warum?
Janhsen – Ich sehe es als unsere Aufgabe als Verlag, einen Beitrag dazu zu leisten, dass der Austausch zwischen schreibenden und lesenden Buchliebhaber:innen – wieder –möglich wird. Mit einem größeren Messe stand schaffen wir eine Anlaufstelle für sol che Gelegenheiten. Die Buch Wien ist auch wichtig für uns, weil sie uns die Möglichkeit gibt, unser Netzwerk zu österreichischen Handelspartner:innen auszubauen und mit ihnen ins Weihnachtsgeschäft in unserem zweitgrößten Markt zu starten.
Ein gutes Buch gewinnt in Zeiten wie diesen wieder an Bedeutung. Nur der Vertriebsweg ist neu.
bei Pressel.
– Schwerpunkt: Editor’s Choice –Philosophie, Ethik, Glaube
Wer die Macht über uns hat
Text: Linn RitschSonntags brav in die Kirche wandern, sich am Mittagstisch für die erhalte nen Gaben bedanken und nach jeder Sünde zitternd gen Himmel blicken – wie oft gibt es das heute noch? Ablassbriefe kann man auch keine mehr kaufen. „Gott ist tot“, schrieb Nietzsche schon 1882 in der „Fröh lichen Wissenschaft“. Seitdem wurde das Zi tat Tausende Male zitiert, aufgearbeitet und weitergesponnen. Wer aber ist an seine Stelle getreten? Wem unterwerfen wir uns jetzt? Wem geben wir die Macht, uns dazu zu brin gen, Dinge zu tun, die wir eigentlich nicht tun wollen, und das zu unterlassen, was uns glücklich machen würde?
Isolde Charim gibt darauf eine Antwort: Wir selbst. In „Die Qualen des Narzissmus“ (Zsolnay) beschreibt die Philosophin und Publizistin, warum wir uns freiwillig den ge genwärtig in unserer Gesellschaft herrschen den Verhältnissen unterwerfen.
Zu Anfang ihres Buches stellt sie eine Fra ge in den Raum: Warum sind wir mit dem Bestehenden zufrieden? Davon ausgehend beschreibt sie ihre Theorie der freiwilligen Unterwerfung: Wir unterwerfen uns, so Cha rim, unserem Ich-Ideal: einer psychischen Instanz, die uns stets dazu aufruft, mehr zu werden, als wir sind, und unserer eige nen (niemals erreichbaren) Einzigartigkeit nachzueifern: „Im Erfolg, in der Aufmerk samkeit, im Lob, im Applaus wird man als Verkörperung des Ideals wahrgenommen.“
Wir beugen uns also keiner äußeren Instanz, sondern unserem Narzissmus.
Charim führt die Leser:innen durch auf einander aufbauende Gedanken und bezieht sich dabei auf Theorien westlicher Denker, zitiert Spinoza, Hegel, Freud und Foucault. Die Theorie, die sie in ihrem Buch darlegt, ist schmerzhaft nachvollziehbar. Sie zeigt eine (westliche) Welt, in der fast alle vor dem
eigenen Ich-Ideal niederknien und ohne äu ßeren Antrieb versuchen, gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen.
Byung-Chul Han schreibt in „Undinge“ (Ullstein) ebenfalls über freiwillige Unterwer fung. In seinem Essay geht es um die Herr schaft der Information und Kommunikation, der wir uns willentlich ausliefern. Dass der Mensch mit der Menge an Daten, mit denen er laufend überschüttet wird, heillos überfor dert ist, wissen inzwischen wohl fast alle. Han betrachtet diese Informationen in einem neu en Zusammenhang: Er nennt sie „Undinge“ und stellt sie den Dingen gegenüber – phy sisch existierenden Gegenständen also, zu denen wir, die Spezies der „Phono sapiens“, allmählich den Bezug verlieren.
Nicht mehr durch Handlungen würde der Mensch sein Leben bestimmen, schreibt Han, sondern durch Auswahl. „Die Hand ist das Organ der Arbeit und der Handlung. Der
Waren wir in unseren Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten jemals so frei wie jetzt? Und was bedeutet „frei“ überhaupt?Der Narzissmus im griechischen Mythos: Der schöne Jüngling Narziss verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild
Finger hingegen ist das Organ der Wahl. Der handlose Mensch der Zukunft macht nur von seinen Fingern Gebrauch. Er wählt, statt zu handeln.“
In diesem nur wenig mehr als hundert Seiten umfassenden Text gibt es viele Gegen überstellungen zwischen vergangenen und zukünftigen Existenzformen der Menschen. Er handelt vom Analogen und Digitalen, von Besitz und Erlebnis. Auch im Zusammen hang mit einem der beliebtesten „Undinge“ unserer Zeit: dem Smartphone.
Die Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte sind düster beschrieben, die Zu kunftsaussichten, die der Autor ankündigt, noch düsterer. Glücklicherweise stellt Han gleich im ersten Kapitel fest, dass wir noch nicht gänzlich verloren seien: Dem hand losen Menschen der Zukunft fiele gar nicht mehr auf, dass er handlungsunfähig gewor den ist. „Wir aber sind kritikfähig, weil wir noch Hände haben beziehungsweise han deln können.“ Gut, denn sonst würden wir vielleicht voller Entsetzen oder Langeweile das Buch weglegen und uns unserem Smart phone zuwenden. Das wäre wirklich schade.
„Undinge“ ist nichts, was man als leich te Lektüre bezeichnen würde, aber in sei ner Klarheit hochinteressant und äußerst lesenswert – ebenso wie Isolde Charims „Die Qualen des Narzissmus“. Die beiden Bücher spiegeln uns – und möglicherweise erken nen wir uns darin.
Zum Ausgleich ein Text, in dem es nicht um uns geht, sondern um das persönliche Schicksal eines anderen. Sein Name: Werner Herzog. Der Filmemacher, Schauspieler und Philosoph ist in diesem Jahr achtzig Jahre alt geworden und hat zu diesem Anlass seine Autobiografie veröffentlicht. In „Jeder für sich und Gott gegen alle“ (Hanser) hält der Autor sich selbst einen Spiegel vor.
Er unternimmt gar nicht erst den Ver such, Vollständigkeit zu schaffen – wer könnte auch ein ganzes Leben erzählen? Herzog denkt an bestimmte Ereignisse, Per sonen und Episoden zurück. Der Untertitel des Buches ist „Erinnerungen“. Er schreibt über Jugendabenteuer, über Reisen nach Griechenland und Mexiko, über seine Arbeit mit Klaus Kinski. In schöner, leichter Prosa und ohne sich irgendwelchen vorgefertigten Vorstellungen zu unterwerfen. Nicht einmal den eigenen: Beim Schreiben geschah etwas, das Herzog ganz plötzlich bewog, damit auf zuhören. Seine Erinnerungen enden mitten im Satz. „Als wäre …“
leben - essen - freuen
Kochbuch 49
Die Idee zu diesem Kochbuch entstand aus dem Wunsch nach einer übersichtlichen Anleitung für einfaches Kochen mit gesunden und regionalen Zutaten
Die Qualen des Narzissmus ISBN 978-3-552-07309-8
7 x 7 = 49 Rezepte Tischkalenderformat 24 x 17 cm im praktischen Schuber ISBN 978-3-903280-04-5
128 Seiten € 34,-
Armeedienst in Russland als Christ
Undinge ISBN 978-3-550-20125-7
Jeder für sich und Gott gegen alle ISBN 978-3-446-27399-3
Echte Freundschaft, Edelmut, Tapferkeit und Loyalität im Konflikt mit unverständlichen Gesetzen ISBN 978-3-903280-05-2
374 Seiten € 26,-
Ethik, Glaube
Antworten auf die großen Fragen Buchhandlung Schachinger
Seit 17 Jahren betreibt Ulrike Schachinger ihre kleine Buchhandlung in Schärding. Für die Buchhändlerin ist ihr Laden nicht nur Verkaufsstätte, sondern auch Fens ter in die Gegenwart. Und die zeigt sich im Moment mehr als turbulent. „Krieg, Klima wandel und Energiekrise lassen uns unsere Grundeinstellung zum System und das Sys tem selbst hinterfragen“, sagt Schachinger. „ Auf wirtschaftlicher, ethischer und sozialer Ebene stellen wir uns immer öfter die Frage: Was darf der Mensch?“
Zu diesen und anderen philosophischen Fragen hat die Buchhändlerin eine Liste an aktuellen Leseempfehlungen zusammenge stellt. Besonders begeistert ist sie vom Buch „The Quartet – Wie vier Frauen die Phi losophie zurück ins Leben brachten“ der beiden Autorinnen Claire Mac Cumhaill und Rachel Wisemann (C.H. Beck). Das Buch sei eine Mischung aus Roman und philosophi scher Biografie und bringe die bisher unbe kannte Geschichte von vier Philosophinnen hervor: Elizabeth Anscombe, Philippa Foot, Mary Midgley und Iris Murdoch.
Alle vier begannen kurz nach dem Zwei ten Weltkrieg ihr Philosophiestudium an der Universität in Oxford. Eine Zeit, als die männlichen Professoren und Studierenden alle eingezogen und durch Frauen, Kriegs dienstverweigerer und geflüchtete Wissen schaftler ersetzt wurden. „Daraus entwickel te sich eine ganz neue Philosophie“, erzählt Schachinger. Die höchst aufgeladene poli tische Situation lässt auch viele Parallelen zur jetzigen Zeit ziehen. „Alles steht auf der Kippe – das ist bei uns auch so. Und neue existenzielle Fragen drängen sich auf.“
Text: Lisa SchöttelLiterarische Antworten auf existenzielle Fragen und Philosophie in Häppchen fin den sich in der Reihe „Gedankenspiele“, die regelmäßig im Droschl Verlag erscheint. Schachinger: „Der Titel des letzten Bands lautet „Gedankenspiele über die Sehn sucht“. Autorin Felicitas Hoppe geht darin der Frage nach, was das Ziel unserer süch tigen Wünsche sein könnte.“ Dabei tun sich auch kleine und große Fragen auf: Was ist der Unterschied zwischen Werbung und Philosophie? Zwischen Verheißung und Er füllung? Und zwischen Genügsamkeit und Selbstoptimierung?
Im kleinen Format widmet sich die Reihe „übermorgen“ (Kremayr & Scheriau) ähnlich großen Themen. Unter dem Motto „Starke Stimmen aus dem Heute für die Zukunft“ setzen sich verschiedene Autor:innen mit aktuellen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen auseinander. Der Direk tor des Bruckner Orchesters und oberöster reichische Landsmann Norbert Trawöger hat den zuletzt erschienenen Band über das „Spiel“ verfasst. „Trawöger beschreibt das Spiel als wichtig für das sinnvolle Sein – eine echte Leseempfehlung“, meint Schachinger.
Als weiteren „inspirierenden Gegenent wurf zur Leistungsgesellschaft“ beschreibt sie das Sachbuch „Vita contemplativa oder von der Untätigkeit“ (Ullstein) des in Deutschland lebenden koreanischen Phi losophen und Theologen Byung-chul Han „Seine These darin: Wir leben, um zu über leben. Dieser Rastlosigkeit und unserem Effizienzdenken stellt er die Untätigkeit ge genüber“, so die Buchhändlerin. Die richtige Lektüre für Stressgeplagte.
PRIVATUlrike Schachinger über „Vita contemplativa“
„Ein inspirierender Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft“
Das Comic !
BAHOE
jeder
sortierten Buchhandlung
Crudelitas, Habermas und Yoga
Facultas Universitätsbuchhandlung am CampusPhilosophische Betrachtungen der Menschwerdung, kritische Blicke auf das Verhältnis von Staat und Religion und neue Sichtweisen auf Meditation als Mittel zur Überwindung psychischer Krisen. Die Buch liste der beiden Buchhändler:innen Robert Hall und Theresa Öhler ist lang und bringt die große Themenvielfalt im Bereich Philo sophie, Ethik und Religion zum Ausdruck.
Den Beginn macht der deutsche Philo soph Otfried Höffe mit seinem neuen Buch „Ist Gott demokratisch?“ (S. Hirzel). Das Thema: die wechselhafte Beziehung von Staat und Religion. Der emeritierte Profes sor für politische Philosophie umkreist in seinem Essay u. a. den „Wert“ der Religion, blickt zurück auf die säkulare Antike und zeigt mögliche Gefahren von Religionsge meinschaften für die Demokratie auf. „Höffe befasst sich mit Fragen, die die Menschheit seit Anbeginn beschäftigen und weiterbe schäftigen werden“, sagt Robert Hall. „Wie strukturiere ich Gemeinwesen, wie gehe ich mit Parallelautoritäten um, und welche Me chanismen muss diese Autorität entwickeln, um funktionieren zu können?“
Um demokratische Willensbildungs prozesse geht es im neuen Essay von Jürgen Habermas. „Vor sechzig Jahren erschien sein erstes Buch mit dem Titel ,Strukturwandel der Öffentlichkeit‘ – ein Klassiker und mir vom Studium noch in guter Erinnerung“, erzählt Hall. In „Ein neuer Strukturwan del der Öffentlichkeit und die deliberative Politik“ (Suhrkamp) beschäftigt sich der Theoretiker mit der Entwicklung neuer Me dien und beschreibt, wie sie Selbstwahrneh mung und Demokratie verändern.
Vom erschreckenden Einfallsreichtum der Grausamkeit erzählt „Crudelitas“ (Matthes & Seitz), das neue Buch des Kulturwissen schaftlers Wolfgang Müller-Funk. „Crudelitas als Teil der Zivilisierungsprozesse zu begrei fen hat mir eine gänzlich neue Perspektive auf unsere Menschwerdung verschafft“, sagt Hall. „Es hat mir auch ein bisschen die Frage nach dem menschlichen Sein beantwortet –leider“, fügt er hinzu.
Den inneren Kampfkünsten und der Me ditation wollte sich der französische Autor Emmanuel Carrère in seinem neuen Buch „Yoga“ (Matthes & Seitz) widmen. Theresa Öhler hat das Buch gelesen, während sie selbst auf einem Retreat war, und fand es amüsant, wie sich die geschilderten Erfah rungen mit ihren deckten. Die Geschichte nimmt jedoch eine unerwartete Wendung. Eine Trennung und der Tod eines Freundes lassen den Autor in eine tiefe persönliche Krise fallen. „Carrère beschreibt seine ver störenden Erfahrungen in der Psychiatrie und erzählt von seinen Begegnungen mit Geflüchteten, die er auf einer griechischen Insel unterrichtet“, sagt Öhler. Ein berühren des Buch darüber, was es heißt, ein in den Wahnsinn der heutigen Welt geworfener Mensch zu sein.
Als kleine Leseempfehlung für zwischen durch hat sie noch den neuen Band von David Steindl-Rast auf Lager: „Die Kraft des Staunens“ (Kneipp). „Das Buch enthält kurze Texte über alltägliche Dinge, die eine dankbare Betrachtung lohnen.“ Ein Buch zur Besinnung, zum stillen Lesen und zur Medi tation über die schönen Dinge im Leben.
Philosophie, Ethik, GlaubeText: Lisa Schöttel FOTOS: PRIVAT Theresa Öhler und Robert Hall
„‚Crudelitas‘ hat mir ein bisschen die Frage nach dem menschlichen Sein beantwortet –leider“
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Was bewegt die Buch Wien?
Vom 23. bis 27. November wird das Wiener Messegelände zum Zentrum für Meinungs austausch. Tausende Neuerscheinungen sowie Hunderte Bühnengespräche und Podiumsdiskussionen mit renommierten Autor:innen und Expert:innen widmen sich den spannendsten Themen, die aktuell die
Welt bewegen. 471 Mitwirkende aus 28 Na tionen repräsentieren die wichtigen zeitge nössischen Stimmen aus Literatur, Wissen schaft, Politik und Wirtschaft.
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Kirschen für Frankfurt
Spanien brachte drei Kirschen zur Buchmesse nach Frankfurt, in denen die „sprühende Kreativität“ des Ehrengastes 2022 im deutschsprachigen Raum verbreitet werden sollte
Drei Kirschen. Und vier Sprachen. So präsentierte sich der Ehrengast Spani en auf der diesjährigen Frankfurter Buch messe unter dem Motto „Creatividad desor bidande“ – sprühende Kreativität.
„Die spanische Kreativität geht über Ter ritorien, Grenzen, Kontinente, Kulturen, Sprachen, Alter und Geschlecht hinaus“, er klärte María José Gálvez, Generaldirektorin für Bücher und Leseförderung der Regie rung Spaniens. „Sie ist vielfältig, dynamisch und fließt buchstäblich über.“
Das zeige sich insbesondere am Buch markt. „Seit wir 1991 als Ehrengast einge laden waren, hat sich in der Literaturszene Spaniens viel getan. Diese neue kulturelle Lebendigkeit wollten wir heuer zeigen.“ Mit 200 Autor:innen, Übersetzer:innen und Vertreter:innen der Buchbranche.
Im Fokus standen der Wandel der Ge schlechterrollen, urbanes Leben in Spanien sowie Technologisierung und Klimawandel. Präsentiert wurden vor allem junge und viele weibliche Autor:innen, etwa Elvira Sastre oder Elisabeth Duval.
„Wir haben das große Glück, dass wir uns in mehreren Sprachen ausdrücken können“, erklärte Generaldirektorin Galvéz. „Diese linguistische Fülle“ spiegelte sich auch im Literaturprogramm für die Mes se wider: So traten etwa die Baskin Katixa Agirre, die Katalanin Marta Orriols und der Galizier Manuel Rivas auf.
Galvéz betonte die Rolle Spaniens als Brücke zwischen Europa und Lateinameri ka: „600 Millionen Menschen vereint eine gemeinsame Sprache. Dies macht Spanisch nach Englisch zur zweiten Sprache der Welt.“ So war auch die Literatur Lateiname rikas etwa durch Patricio Pron oder Clara Obligado vertreten.
Das Herzstück des Auftritts bildete der 2.000 Quadratmeter große Pavillon, vom spanischen Architekturstudio ENORME aus Madrid mit dem Designteam Vitamin gestaltet. Er umfasste drei Kapseln, die „Kir schen“, mit einer immersiven Ausstellung, zwei Bühnen sowie einem Happy-Hourund Workshopbereich.
Das Konzept geht laut Galvéz auf die „The orie der Kirschen“ der spanischen Schrift stellerin Carmen Martín Gaite zurück. „Sie vergleicht Geschichten mit Kirschen: Wenn ich eine pflücke, bekomme ich die nächste gleich dazu.“ In den drei Kirschen konnten Besucher:innen die „sprühende Kreativität“ der spanischen Literaturszene in all ihren Facetten erkunden.
Der Gastlandauftritt, so wünschte es sich Galvéz, soll außerdem spanische Lite ratur in Märkte bringen, in denen sie bis her wenig präsent ist: „Wir möchten eine dauerhafte Verbindung zwischen spani schen und internationalen Verlagen sowie Autor:innen und Leser:innen auf der gan zen Welt schaffen.“
Dafür wurden seit Beginn des Projekts 2019 mehr als drei Millionen Euro in Über setzungen investiert. Mit dieser Investition konnten 37 Prozent der mehr als 150 Bü cher spanischer Autor:innen unterstützt werden, die 2022 auf den deutschen Buch markt kamen.
Die „sprühende Kreativität“ Spaniens beschränkte sich während der Frankfurter Buchmesse nicht auf das Messegelände. Der Spanien-Schwerpunkt erstreckte sich auch die Stadt Frankfurt, die von der Kreativi tät Spaniens einiges zu spüren bekam: bei Flamenco-Abenden, Tango-Konzerten, spa nischen Filmen und Ausstellungen.
SVENJA„Carmen Martín Gaite vergleicht Geschichten mit Kirschen: Wenn ich eine pflücke, bekomme ich die zweite gleich dazu“
María José Gálvez– HVB -Mitglieder im Porträt –Benedikt Föger
Statt Igelknochen das Ehrenkreuz
Text: Linn RitschZunächst
sah es so aus, als würde Benedikt Föger in seinem Berufsleben viel Zeit damit verbringen, die Mittel fußknochen von Igeln zu messen. Zwar war er bereits als Schüler am Verlagswesen inte ressiert, trotzdem trat er in die Fußstapfen seiner Mutter und wurde Biologe. Eine Aus bildung zum Verleger gibt es in Österreich nämlich nicht, außerdem interessierte er sich sehr für Naturwissenschaften, was ihm später zugutekam: „Das ist ein breit angeleg tes Studium, man erhält eine vielseitige Aus bildung. Ich glaube, dass naturwissenschaft liches Denken mir auch als Verleger – gerade auch im Umgang mit Menschen, die Geistes wissenschaften studiert haben – immer wie der geholfen hat.“
Durch sein Fachwissen und seine schriftstellerische Begabung kam Föger zum Journalismus: „Dass ich schreiben konnte, wusste ich ja.“ In Deutsch war er Einserschüler gewesen. Er schrieb für Die Presse über naturwissenschaftliche Themen, bis er einen Anruf von Hubertus Czernin erhielt.
Der Artikel, den Föger über die national sozialistischen Überzeugungen von Konrad Lorenz verfasst hatte, war gut recherchiert, nüchtern geschrieben und unauffällig auf einer linken Seite der Zeitung platziert. Dem Gründer des Czernin Verlags war er trotz dem aufgefallen. Er fragte Föger, ob er ein Buch über Konrad Lorenz schreiben und in seinem Verlag veröffentlichen wolle.
Föger willigte ein, aus der Zusammenar beit wurde Freundschaft. „Mein Buch war ei nes der letzten, die Hubertus Czernin selbst betreut hat“, erinnert er sich. „Er war damals schon sehr schwer erkrankt.“ Drei Jahre spä ter übernahm Föger den Czernin Verlag. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich sehr gern Verleger sein würde und das auch gut ma
chen würde“, sagt er. „Ich hatte jedoch Res pekt vor dem Namen und den wirtschaftli chen Aufgaben, die sich mir stellen würden.“
Er meisterte sie. Der Czernin Verlag ist heute mit einem vielseitigen Programm wirtschaftlich gut aufgestellt. „Aus dem ur sprünglichen Verlagsprogramm haben wir die Bibliothek des Raubes beibehalten, den Schwerpunkt österreichischer Geistes- und Kulturgeschichte und das politische Sach buch.“ Neu dazu kam die Literatur: „Gera de Literatur von jungen österreichischen Autor:innen interessiert mich sehr.“
Benedikt Föger ist also Biologe und Ver leger. Und nun, obwohl eigentlich kein typi scher „Vereinsmeier“, seit mittlerweile acht Jahren HVB-Präsident. Aber, sagt Föger, es habe sich ergeben – irgendjemand muss diese Funktion schließlich übernehmen.
Die Verbandsarbeit ist ihm wichtig, aber sie steht nicht an oberster Stelle. „Die Prioritä ten waren bei mir immer klar. Das Wichtigs
te ist meine Familie. Als Zweites kommt der Verlag als wirtschaftliches Standbein und Hauptinteresse.“
Die Zusatztätigkeit für den Verband nimmt einige Wochenenden in Anspruch. „Aber es macht auch Spaß. Gerade wenn man sieht, dass Dinge gelingen, wie die Senkung der Mehrwertsteuer während der Hochphase der Pandemie.“
Für seinen Einsatz wurde ihm am 27. Sep tember 2022 von Bundespräsident Ale xander Van der Bellen das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen. Die Auszeichnung macht deutlich, wie glücklich sich die Buchbranche schätzen kann, dass Benedikt Föger nicht bei den Igeln geblieben ist. Trotzdem, aufgege ben hat er dieses Interesse nicht: Im Czer nin Verlag steht zwischen hohen weißen Bücherregalen ein Terrarium mit drei klei nen Schildkröten. Wenn sie groß genug sind, dürfen sie in seinen Garten.
Benedikt Föger, Verleger des Czernin Verlags und Präsident des HVB, hat im September das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse“ verliehen bekommen
Erich Zangl
Text: Elisabeth Krenn-StuppnigKonzentriert und andächtig sitzen die Mönche über ihren Büchern, sie schreiben, diskutieren und lesen. Sie ben mal drei Meter umfasst die Zeichnung des Poysdorfer Künstlers Hans Berger, die den größten Raum der Buch- und Papier warenhandlung von Erich Zangl schmückt. Sie nimmt Bezug auf den geschichtsträch tigen Ort, an dem die Buchhandlung unter gebracht ist. Das Poysdorfer Kloster, das im 17 Jahrhundert erbaut wurde, ist zugleich Ar beits- und Wohnort von Erich Zangl, der auf knapp fünfzig Quadratmetern Verkaufsfläche Bücher, Papierwaren, Schulartikel, Billets und Artikel für den Bürobedarf verkauft. Mittler weile ist hier auch ein Hermes-Paketshop un tergebracht.
Eine bunte Mischung also. Der Schwer punkt? Kinderliteratur und Regionalia, etwa Weinviertler Heimatbücher oder Kriminal romane der Poysdorfer Autorin Beate Fercht länder.
Es ist über dreißig Jahre her, dass sich Zangl selbstständig gemacht hat. Der gelernte Kauf mann für Küchengeräte kam durch Zufall zu seinem neuen Beruf. Im Kloster befand sich bis zum Jahr 1991 die Buchhandlung Linhart. Als Zangl erfuhr, dass die Eigentümerin Helga Linhart in Pension gegangen war, ergriff er seine Chance als Quereinsteiger und eröffne te seine Papier-Buchhandlung. Und nicht nur das: „In unserer Buchhandlung kann man auch schlafen“, erklärt Zangl. Aus einem Teil des alten Klosters haben er und seine Frau ein Ferienappartment gemacht, in andere Räum lichkeiten ist ein Bäcker eingezogen. „Es hilft, mehrere Standbeine zu haben.“ Die letzten Jahre seien für die Buchhandlung eine He rausforderung gewesen.
Umso mehr freut sich Zangl auf die erste Buchausstellung seit zwei Jahren, die er Ende November ausrichten wird. Sie findet im
140 Quadratmeter großen Veranstaltungs saal statt, in dem auch die gezeichneten Mön che zu bewundern sind. Hier wird Zangl Best seller und Neuerscheinungen präsentieren.
Ein weiterer wichtiger Ertragsfaktor sind auch die Buchausstellungen an insgesamt zehn Schulen. Kinder, sagt Zangl, seien für ihn eine wichtige Klientel. Nicht nur, weil sie es sind, die schon um sieben Uhr in die Buch handlung kommen, um Sticker oder Dinge für den Schulbedarf zu kaufen. „Kinder lesen bis zur Hauptschulzeit sehr fleißig. Danach wird es schwierig. Es war nur logisch, mich
thematisch auf sie zu fokussieren und ent sprechende Literatur anzubieten.“
Buchhandlung Erich Zangl Wiener Straße 16 2170 Poysdorf Telefon: 02552/37 75 E-Mail: zangl@aon.at Website: www.buchhandlung-zangl.at
Einmal im Jahr lädt er deshalb auch Kinderbuchautor:innen in sein Poysdorfer Geschäft ein. Doch in Krisenzeiten sei es schwer, solch ein aufwendiges Programm zu bieten. Nicht nur die Heizkosten machen ihm zu schaffen, auch die Portokosten seien stark angestiegen. Trotzdem ist Zangl auf der Suche nach einer Person, die ihn im Geschäft unterstützt: „Allein geht es nur schwer. Im Moment habe ich Sechzig-Stunden-Wochen.“ Man werde sehen, was die Zukunft bringt. Jetzt aber, meint Zangl, freue er sich auf die Buchausstellung im November.
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-Mitglieder im Porträt –Buchhandlung Erich Zangl
„Kinder lesen sehr fleißig. Es war nur logisch, mich auf sie zu fokussieren“
– Klassiker –neu entdeckt
Wo Nonnen schmachten
Text: Erich Klein
Illustration: Katharina Klein
FEDERICO GARCÍA LORCA: ZIGEUNERROMANZEN/ PRIMER ROMANCERO GITANO (1928)
Der Dichter Federico García Lorca (1898–1936), Sohn eines reichen adeligen Landwirts, wuchs in der Gegend von Granada auf. Während des Jusstu diums in Madrid freundete er sich mit dem Maler Salvador Dalí und dem späteren Regis seur Luis Buñuel an. Lorca hatte schon einige Theaterstücke und Gedichtbände veröffentlicht, als ihn „Ro mancero gitano“, eine Sammlung von „Zi geunerromanzen“, 1928 schlagartig be rühmt machte.
Der Band mit achtzehn zwischen Ballade und Volks lied changierenden Gedichten wird von einer „Mondsüchti gen Romanze“ eröffnet: „Kam einmal Frau Mond zur Schmiede, / duftend und mit Krinoline. / Und der Junge sieht sie, sieht sie / und der Junge sieht sie an.“ Die märchenhafte Mondin macht sich bereit für den Auftritt der heranreitenden Gitanos – was in der schmachtend lüsternen At mosphäre weiter passiert, bleibt der Fantasie von Leserin und Leser überlassen. Als fröhlich vor sich hinklappernde Trochäen ertönen Schreie aus der Schmiede.
Lorcas ganz auf die europäische Moderne von Dada und Surrealismus eingeschworene Künst lerfreunde kritisierten das antikisierende Spiel mit Archaik und Volkslied. Der Dichter selbst, der sich als „Zigeuner reinsten Wassers“ bezeichnete, beharrte auf der romantisierenden Überhöhung seiner Heimat. „Meine Gedichte sind ein Altar bild Andalusiens mit Gitanos, Pferden, Erzengeln,
Planeten, mit seiner jüdischen Brise, mit seiner römischen Brise, mit Flüssen, mit Verbrechen, mit dem ordinären Bild des Schmugglers und dem himmlischen Bild der nackten Kinder von Córdoba, die sich über den Erzengel Raphael lus tig machen.“
Lorca zeichnet ein fantastisches Porträt sei ner Heimatstadt Granada: Die pastorale Morgen stimmung mit Maultierherde, die über die Hügel zieht, verwandelt sich flugs in eine Karikatur der kleinstädtischen Gesellschaft vom Bürger über die Kokette bis zum Bischof. In der Romanze über Sevilla lässt Lorca seinen homoero tischen Neigungen freien Lauf: Erzengel Gabriel „geht auf seinen Lackschuhen acht los / durch den Dahli enwald der Luft / und im Doppelrhythmus klingen / kurze schwarze Himmel takte.“
Es sind viele Unterröcke die hier rascheln, Nonnen schmach ten, junge Mädchen verwandeln sich in schrille surreale Bilder, bisweilen überschlägt sich der hymnische Ma chismo zu unfreiwilliger Ko mik: „Ich zog mir das Halstuch aus, / Sie zog sich das Kleid vom Leib. / Ich den Gürtel samt Revolver. / Sie die Mieder – alle vier.“ Lorcas Romanzen werden nicht nur von vielen schwarzen Engeln bevölkert, über deren Häuptern sich himmlisches Licht ergießt, sie geben auch den Blick auf die im Untergrund der Gesellschaft schon dräuende Gewalttätigkeit frei. Die Roman ze über die Guardia Civil evoziert jene Brutalität, die Spaniens Leben kein Jahrzehnt später tatsäch lich heimsuchen sollte und der auch García Lorca selbst zum Opfer fiel.
EIN DICHTER ÜBER DEN DICHTER
Federico García Lorca: Zigeunerromanzen/ Primer romancero gitano Gedichte Spanische Bibliothek
Zweisprachige Ausgabe. Aus dem Spanischen von Martin von Koppenfels Suhrkamp 2022 ISBN: 978-3-518-47302-3
„Welch ein Dichter! Lorca war der verschwenderische Zauberer, war eine Zentrifuge der Fröh lichkeit, die Lebens freude in ihrem Schoß trug und ausstrahlte wie ein Planet“
Pablo Neruda, Literaturnobelpreisträger 1971
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Am Tatort
des Krieges
Yevgenia Belorusets über ihre Erfahrungen im Krieg von Tag eins an, dem Tag des Überfalls Russlands auf die Ukraine, und wie sie als ukrainische Fotokünstlerin und ukrainisch-russisch-deutsche Autorin darauf reagiert
Interview: Erich KleinDie ukrainische Schriftstellerin und Fotokünstlerin Yevgenia Beloru sets wurde 1980 in Kiew geboren, war 2008 Mitbegründerin der Zeitschrift für Literatur und Kunst Prostory und wur de 2009 Mitglied der Kurator:innengruppe „Hudrada“. Sie lebt abwechselnd in Kiew und Berlin und beschäftigt sich mit den Schnitt stellen von Kunst, Medien und Gesellschaft. Yevgenia Belorusets engagiert sich in einer Reihe kultureller und politischer Initiativen. 2019 erschien im Berliner Verlag Matthes & Seitz der Erzählband „Glückliche Fälle“ und soeben ihr Buch „Anfang des Krieges. Tagebücher aus Kyjiw“.
Frau Belorusets, wie kam es zu Ihrem Buch „Anfang des Krieges“?
Yevgenia Belorusets – Der Krieg begann, als ich schlief. Frühmorgens hatten viele Freunde und Bekannte angerufen. Als ich aufwachte, sah ich ihre Anrufe auf meinem Telefon, hatte keine Ahnung, was los ist, und dachte, es sei jemandem etwas passiert. Dass es etwas Tragisches sein musste, habe ich gespürt. Ich rief dann meine Cousine an: „Weißt du es noch nicht? Der Krieg ist aus gebrochen!“ Ich habe es im ersten Moment nicht geglaubt, hatte aber sofort Angst um meine Familie. An diesem Tag ist ziemlich viel passiert. Die ersten dreißig Minuten nach diesem Gespräch waren noch irgend wie normal, dann wurde die Zeit immer langsamer. Eine Stunde verging wie sonst ein ganzer Tag. Ich habe in den ersten zwei, drei Stunden unglaublich viel gemacht – Freun de zurückgerufen und besprochen, was wir jetzt tun könnten, mit meinen Eltern gespro chen. Seit 2014 kennt man meinen Namen bei einigen deutschen Medien, man wusste, dass ich im Kriegsgebiet fotografiert und einige Berichte geschrieben hatte, vielleicht auch von meinem Buch, das auch mit dem Krieg zu tun hatte. Der Spiegel rief mich an und bat mich, einen analytischen Text zu schreiben. Im Lauf des Gesprächs kamen wir überein, dass ich einfach über den ersten Tag des Kriegs schreibe. Gleich mehrere Texte hätte ich verfassen können, etwa über Kie wer und Schutzbunker. Es gab sie seit 2014, man wusste, wo sie sich befanden. In den Straßen signalisierten Aufschriften: „Zum Luftschutzbunker“. Wir haben darüber im mer gelacht, weil wir überzeugt waren, dass man sie nie brauchen würde – ich hielt das immer für zu ängstlich. Dann suchten in den ersten Tagen alle diese Bunker auf, auch ich – und dort begann ich mit dem ersten Text.
Ist es nicht sehr schwierig, in solchen Momenten zu schreiben?
B elorusets – Es entsteht eine Wortlosigkeit, die auch ich verspürte. Sehr viel blieb un geschrieben und ungesagt. Die Hilflosigkeit und die Abwesenheit der Worte, um die sen Krieg zu beschreiben, spüre ich immer noch. Auf Deutsch statt auf Russisch oder Ukrainisch zu schreiben war für mich eine große Chance. Das Ausweichen auf diese dritte Sprache hat mir erlaubt, mich von der ganzen Situation zu distanzieren. Auf Ukrainisch oder Russisch hätte ich das nicht schreiben können. Nachdenken über den jeweils nächsten Text gab mir eine Art zu sätzliches Auge, was mir in dieser Situation außerordentlich half.
Sie hätten Kiew verlassen können. Warum sind Sie geblieben?
B elorusets – Meine Eltern wohnen in Kiew, auch sie sind geblieben. Ich dachte, bleib noch einige Tage – wusste aber natürlich nicht, was in diesen Tagen passieren würde. Mir war auch nicht klar, ob meine Kraft zu bleiben in den folgenden Tagen ausreichen oder schwinden würde. Kiew wurde bela gert, Gerüchte liefen um, dass es bald keine Fluchtwege mehr geben könnte. Die Straßen in den Westen waren zum Teil schon blo ckiert. Es kam auch die Angst auf, dass Kiew ausgehungert wird. Zufahrtsstraßen wurden
beschossen, also dachte man, es kämen bald keine Lebensmittel mehr nach Kiew oder die Wasserzufuhr würde abgeschnitten. Anders als in einem Dorf steht in Kiew nicht an jeder Ecke ein Brunnen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ein Mensch wie ich, eine Zivi listin, allein durch die Anwesenheit stören könnte. Ich habe ziemlich viel darüber nach gedacht, ob ich aus Kiew weggehen und aus der Ukraine ausreisen soll.
Wie groß war die Angst?
Belorusets – Die Angst kam immer wieder. Vor allem nachts, wenn Bomben fielen. Be stimmte Stellen in der Stadt wurden immer wieder beschossen. In der Allee, auch ein historischer Ort Kiews, neben meinem Haus konnte man die kleinen Streifen von den Raketen am Himmel sehen. Wenn man dort stand, sah und hörte man den Krieg direkt. Es kamen immer wieder Menschen hierher, die dann lange dastanden und zuhörten. Diese Geräusche kann man nirgendwo sonst hören, es ist die Musik des Krieges. Als in der Nähe meines Hauses die U Bahn Station Lukjaniwska getroffen wurde – am 15. März um vier Uhr früh –, bin ich unglaublich er schrocken. Ich saß mehrerer Stunden zit ternd im Korridor, trank Tee und überlegte, wie ich meine Eltern überzeugen kann, die Stadt sofort zu verlassen. Am nächsten Tag ging ich zur Stelle, an der die Rakete einge schlagen war – ein Tatort des Krieges. An dieser Stelle war auf eigenartige Weise jedes Stück Metall lebendig, jedes zersplitterte Zie gelstück hatte einen eigenen Klang. Der Ort der Zerstörung war auf ganz eigenartige Wei se in Bewegung. Die Kiewer standen davor und betrachteten die Szenerie schweigend und voller Verwunderung. Sehr viele Men schen, vor allem auch junge und alte Frauen, gingen durch diesen Ort der Zerstörung. An diesem Tag habe ich entschieden, in Kiew zu bleiben. Auf diese Art habe ich auch meine eigene Krise überwunden.
Sie haben begonnen zu fotografieren, obwohl aus militärischen Gründen sehr rasch eine Zensur verhängt wurde … Belorusets – Ich bat den Spiegel um einen Brief, der mich als Journalistin ausweisen sollte. Das funktionierte aber nicht. An die sem ersten Tag des Krieges wurde ich mehr fach von Bürgern festgehalten, auch von Mit gliedern der sogenannten Zivilverteidigung, die mir sagten, dass ich eine Gefahr darstelle. Als ich ihnen erklärte, dass ich diesen ersten Tag des Krieges dokumentieren will, haben sie das schließlich akzeptiert. Mein Gedächt nis spielte gegen mich, ich vergaß
„Dieser Krieg ist auch Beweis dafür, dass Expert:innenwissen ziemlich überschätzt wird, wenn es darum geht, die politische Zukunft eines Landes zu zeichnen“
Yevgenia Belorusets
»
rasch unglaublich viel von dem, was an diesem Tag passierte. Doch ich habe ständig fotografiert und erstmals verstan den, welche Qualität das Medium Foto hat. Irgendwann bekam ich dann auch vom uk rainischen Verteidigungsministerium eine Akkreditierung.
Ihre Erzählungen in „Glückliche Fälle“ handeln vom Leben im Osten der Ukraine, wo es schon seit 2014 Krieg gab. Hat Sie der große Krieg gegen das ganze Land überrascht?
B elorusets – Absolut! Ich hielt so etwas für unmöglich. Dass sich heutzutage, da Wirt schaft und Kultur eines jeden Landes so sehr in internationale Prozesse eingebunden sind, ein so großes Land wie Russland so rasch aus all diesen Prozessen herausschneiden und darüber hinaus noch derartige Kriegs verbrechen begehen kann. Vielleicht habe ich es gespürt, wollte es aber nicht wahrha ben. Ich las analytische Texte, sagte mir aber trotzdem immer: Das sind nur Drohungen. Noch einen Tag vor dem Krieg habe ich mit einer Professorin in Berlin telefoniert und auf ihre Frage, ob jetzt der Krieg komme, ge lacht. Dieser Krieg ist ja auch absolut gegen die Interessen des Landes.
Warum sind Sie früher eigentlich immer wieder in den Osten der Ukraine gefahren?
B elorusets – Ich war nie in den dortigen, sogenannten Volksrepubliken, weil ich mit meiner Kiewer Registrierung dort gar nicht einreisen durfte. Für Menschen aus der Zen tral oder Westukraine, die dorthin wollten, um zu recherchieren, waren die Volksrepu bliken geschlossen. Damals fand eine regel rechte Vernebelung der Realität des eigenen Landes statt. Man verstand nicht mehr, was die Menschen erleben, was die Realität ist, in der sie sich bewegen. Russland hatte schon vor dem Krieg mit einer riesigen Desinfor mationskampagne über die Menschen aus dem Donbas begonnen. Angeblich verlang ten sie die Freiheit aus ukrainischer Diktatur, weil sie die „Ideen des Maidan“ nicht teilten. Außerdem würden sie einen Aufstand gegen die Ukraine vorbereiten: Einfache Arbeiter kaufen sich einen Panzer und ziehen in den Krieg (lacht). Die Ukraine war damals sehr unerfahren und machte viele Fehler. Man wusste nicht, wie mit dieser Propaganda um zugehen sei, aber erklärte jene Ukrainer, die europäische Ideen nicht teilten, zu Verrätern und meinte, sie wären zu sowjetisch geblie ben. Ich habe nicht verstanden, wie ich mit dieser doppelten Lüge umgehen sollte, und
wollte nicht akzeptieren, dass die Menschen im Donbas einfach entwertet werden. Des halb bin ich dorthin gefahren, ohne genau zu wissen, was ich dort tun würde und was daraus dann entstehen würde. Es war mit ziemlicher Angst und Unsicherheit verbun den. Meine erste Reise führte gleich an die Frontlinie in die belagerte Stadt Debaltsewo. Heute würde ich das wohl nicht mehr ma chen. Ich hatte zu wenig Angst, weil ich noch nicht wusste, was Krieg überhaupt ist.
die Zukunft dieses Krieges nachdenke, dann gefallen mir manche dieser magischen Ana lysen viel besser als die Analysen der politi schen Expert:innen. Vielleicht ist das keine kluge Antwort, aber ich kann nichts anderes sagen.
Weil die Expert:innen so oft irrten? Belorusets – Zuerst hieß es, die Ukraine würde in sieben Tagen besiegt. Sie haben sich geirrt. Die daraus resultierenden Fehler
Wie lange wird der Krieg dauern?
Belorusets – Ich interessiere mich schon seit Langem für ukrainische Magie, für wahrsagerische Praktiken, die in der Ukra ine viel stärker verbreitet sind, als man in Europa denkt. Ich glaube, hier findet man die besten Expert:innen, die zu dieser Fra ge etwas sagen können. Es gibt dazu sehr viel Material auf YouTube. Auch werden in den ukrainischen Nachrichten Expert:innen aus Transkarpatien befragt. Es gibt dazu unterschiedliche Auffassungen. Die meis ten behaupten, der Krieg werde im Februar entschieden. Ob der kommende oder ein späterer Februar gemeint ist, ist hier nicht so wichtig (lacht). Im Ernst – wenn ich über
haben sehr viel gekostet. Der Krieg wurde von Putin begonnen, weil seine Expert:innen entweder logen oder sich irrten. Die ser Krieg ist auch ein Beweis dafür, dass Expert:innenwissen ziemlich überschätzt wird, wenn es darum geht, die politische Zukunft eines Landes zu zeichnen. Wenn die ukrainischen Wahrsager:innen über die Zu kunft sprechen, geben sie auch zu, dass ihre Sicht der Dinge nicht mit soziologischen Umfragen übereinstimmt. Sie agieren in einem absolut irrationalen Bereich.
Das beweist immerhin, dass die Menschen in der Ukraine ihren Humor noch nicht ganz verloren haben …
„Das Ausweichen auf das Deutsche hat mir erlaubt, mich von der Situation zu distanzieren. Auf Ukrainisch oder Russisch hätte ich das nicht schreiben können“
Yevgenia Belorusets
Belorusets – Ja, als Kiew im März in großer Gefahr war, gab es eine lange Sendung, in der alle ukrainischen Wahrsager:innen nach ihrer Sicht des Krieges befragt wurden. Alle Prognosen waren positiv, und Kiew wurde dann ja tatsächlich befreit (lacht)
Ihre Muttersprache ist Russisch. Wie steht es um das Russische in Hinkunft? B elorusets – Wir haben Glück, dass Spra chen nicht mehr an einem Ort eingesperrt sind. Es geht heute vielmehr darum, wo sich die Träger:innen einer Sprache befinden. Eine Sprache zu verdrängen oder gar zu be seitigen ist nicht so einfach. Eine Merkwür digkeit dieses Krieges ist, dass man jetzt eine Sprache bekämpft, als handle es sich um eine Person, die bestimmte politische Ent scheidungen traf. Ich bin gespannt, wann dieses mythologische Verständnis von Spra che dekonstruiert wird und was dann auf den Trümmern entsteht.
Was waren die ersten Bücher Ihrer Kindheit? Belorusets – Die Kindergedichte von Daniil Charms, die ich mir auf einer alten Schall platte immer wieder anhörte, auch Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“. Meine Oma las mir sehr viel Puschkin vor, die Märchen, aber auch Gedichte. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, welche Gedichte, aber ich sehe es noch vor mir, wie meine Oma das Buch öffnet und den Titel des Gedichts vor liest: „Ruslan und Ljudmilla“. Natürlich auf Russisch.
Wann haben Sie zu schreiben begonnen? In der Kindheit? Tagebücher, Gedichte?
B elorusets – Ich habe immer geschrieben, aber weder Tagebücher noch Gedichte, son dern irgendwelche Fragmente. Lange Zeit hatte ich mit einem Phänomen zu kämpfen: Ich begann einen Text zu schreiben, konnte ihn dann aber nicht zu Ende bringen. Daraus entwickelte sich mit der Zeit eine wirklich schmerzhafte Einstellung zu Texten über haupt. Mich hat die Fotografie gerettet, und ich begann, Texte für die Ausstellungen mei ner Fotos zu schreiben.
Zuhause wurde russisch gesprochen. Stellte sich je die Frage beim Schreiben, ob auf Russisch oder Ukrainisch?
B elorusets – Ich habe eine solche Entschei dung nie getroffen und werde sie vermut lich auch nie treffen. Die Sprache, in der ich schreibe, ist Ukrainisch oder vom Ukrai nischen geprägt. Ich habe nie in Russland gelebt und mich immer in ukrainischen Zu sammenhängen bewegt. Auf jeden Fall habe
ich beschlossen, in der Sprache zu schreiben, die ich am besten kann. Das ist Russisch, mit ukrainischer Intonation.
Ihre Beschäftigung mit Literatur hat auch familiäre Hintergründe … B elorusets – Literatur wurde mir nie aufge zwungen. Aber ich bin in einer literarischen Atmosphäre aufgewachsen. Mein Vater ist Übersetzer, hat ein sehr leidenschaftliches Verhältnis zur Literatur, aber in einer be sonderen Form. Untertags machte er andere Dinge, bewegte sich in einer Welt außerhalb der Literatur. Anders als jene, die ganz in der Literatur aufgehen, bewegte sich mein Vater in mehreren Welten, hatte in einer Fabrik gearbeitet und also auch mit dieser Realität zu tun. Abends übersetzte er, worin er lange Zeit sehr unsicher war. Er ging als Jude aber auch in oppositionellen Dissidentenkrei sen um und tippte gemeinsam mit meiner Mutter verbotene Literatur ab. Wir haben zu Hause noch immer die Mappen mit den Samisdat Ausgaben. Literatur war eine un gesetzliche Untergrundarbeit, mit der man sich nachts beschäftigte. Er hatte auch kei nerlei Hoffnung, dass seine Übersetzungen je gedruckt würden, hatte er doch nie irgend wie gefällige Autor:innen übersetzt. Dank dieser Arbeit habe ich schon in meiner Kind heit erlebt, dass Literatur nichts vom Leben Abgetrenntes ist. Dass sie aber doch Macht besitzt, selbst wenn sie mit leiser Stimme spricht. Eine laute Stimme war für mich nie ein Anliegen. Ich habe auch nie an eine lite rarische Karriere gedacht. Außerdem war ich mit Blick auf meinen Vater überzeugt, dass so etwas ohnehin unmöglich ist.
Welche Autor:innen haben Sie gelesen?
Belorusets – Meine Liste ist ehr umfang reich: Edgar Allan Poe, Robert Walser, Lau tréamont, Georg Trakl. Jetzt werden Sie lachen: Auch Euripides gehört dazu, „Die Bakchen“. Sehr gern habe ich die deutschen Romantiker gelesen. E. T. A . Hoffmann etwa immer wieder.
Wo bleiben die Schriftstellerinnen?
Belorusets – Gertrude Stein war eine große Entdeckung für mich, als sie in russischer Übersetzung erschien. Ich war begeistert, verstand aber nicht ganz, worum es wirklich ging. Ich schätze einige ukrainische Künst ler und Künstlerinnen sehr, die selbst auch Texte schreiben. Erst kürzlich habe ich Less ja Ukrajinka wiedergelesen, die mir plötz lich sehr wichtig ist. Ich kenne natürlich die zeitgenössischen ukrainischen Autor:innen von Andruchowytsch über Zhadan »
Kontinent Kinderbuch
Karin Haller
Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at
Mach dir die Welt
Astrid Lindgren, die Schöpferin des wohl stärksten Mädchens der Welt, soll ihren Leser:innen geraten haben: „Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar.“ Oft leichter gesagt als getan. Da helfen die Biografien von Role Models, die nie aufgehört haben, für ihre Überzeugungen und Leidenschaf ten zu kämpfen. Auch in der Kin der- und Jugendliteratur wird man hier problemlos fündig, die „Good Night Stories for Rebel Girls“ haben vor fünf Jahren einen The menhype losgetreten. Nun bin ich der Überzeugung, dass es nicht genug inspirierende Geschichten über beeindruckende Frauen geben kann. Und darf Ihnen einen meiner Herbstlieblinge ans Herz legen – Raffaela Schöbitz’ “Mach dir die Welt. 30 Frauen erzählen: Ein Buch zum Mitmachen“ bei Leykam. Das Besondere daran: die Ich-Perspektive, aus der die Künst lerin die Frauen erzählen lässt, die vielfältige Auswahl (Ute Bock ist auch dabei!) und vor allem die mit den Biografien verbundenen Anregungen zu eigener Aktivität. Da darf gezeichnet, geschrieben, gebacken und vor allem nach gedacht werden. Mein aktuelles Vorbild ist die indische Boxerin MC Mary Kom, die sich über eine Unzahl von Hürden hinweggesetzt hat. Sie regt übrigens nicht dazu an, jemandem eine reinzuhauen, sondern sich ein sportliches Ziel zu setzen. Na dann …
bis Sabuschko. Außerdem habe ich jetzt zwei österreichische Autor:innen ver gessen, die ich sogar übersetzt habe: Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek. Jelinek war eine meiner ersten Übersetzungen. Ich saß unendlich lang an der Übersetzung von drei Seiten, die dann in einer russischen Jelinek Anthologie publiziert wurde. Beiden waren für mich wichtig.
Sie leben jetzt in Berlin. Werden Sie bleiben oder gehen Sie nach dem Krieg nach Kiew zurück?
B elorusets – Ich lebe schon seit zehn Jahren in beiden Städten, die meiste Zeit in Kiew. In Berlin bearbeite ich mein Archiv. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht in Berlin zu leben, dasselbe gilt aber auch für Kiew. Für einen Künstler oder Schriftsteller ist in der derzei tigen Situation das Wichtigste die Distanz. Das mag eine künstliche Situation sein, aber es erlaubt auch, kreativ zu sein. Selbst wenn man so nicht ganz verlässlich ist und ein wenig Verrat begeht …
Wie verhalten sich Schreiben und Fotografie zueinander?
B elorusets – Für mich ist das ein und das selbe. Dennoch geht beides nach wie vor nicht ganz zusammen. Die Literatur war für mich wichtig, um nicht beim Fotografieren hängen zu bleiben, und der Krieg hat mich dann zum Schreiben gezwungen. Ich dach te schon, ich könnte kein neues Buch mehr
beginnen, war eher überzeugt, dass weder Foto grafie noch Literatur möglich wären. Mit beiden zusammen habe ich doch noch eine Zukunft (lacht)
Woran arbeiten Sie gerade?
Belorusets – Ich bereite eine Ausstellung im deutschen Bundestag vor. Das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Allein die Mappe mit den Fotos nur aufzumachen, um die Bilder anzusehen, ist schon schwierig. Ich möchte nicht Klischees über den Krieg wiederholen! Was dann nach dem neuen Buch weiter passiert, weiß ich noch nicht.
Was halten Sie davon, dass man in Kiew die Straßennamen russischer Klassiker entfernt?
B elorusets – Es geht dabei um die Frage, was Russland für die Ukraine bedeutet. Darauf gibt es verschiedene Antworten: Die Ukraine war eine Kolonie und wurde von der Metropole, also von Moskau, aus kolonisiert. Wenn das stimmt, muss man alle Spuren dieses Koloni alisierungsunternehmens beseitigen. Oder die Ukraine war eine Verbündete Russlands, eine Koautorin des ganzen Projekts. Dann sind auch wir für dieses Projekt verantwortlich. Doch die Ukraine ist heute kein Land, das bereit wäre, in dieser Frage Verantwortung zu übernehmen.
Wenn Zweiteres zutrifft, kann man sich anders zu diesem ganzen Erbe verhalten, den Straßen namen, Objekten und Denkmälern. Die Frage, wie man sich dazu verhält, ist also eine Frage, wie man sich zur ganzen Geschichte verhält. Ich würde es vorziehen, wenn darüber ausführlich diskutiert würde. Wichtig ist dabei noch ein weiterer Umstand: Wenn Russland die Ukrai ne nicht überfallen hätte, wäre das Ganze nicht passiert. Selbst 2014, als dieser Brudermord be gann, blieben alle Denkmäler stehen. Erst als Russland anfing, die Ukraine mit Raketen zu be schießen, wurden die Denkmäler gestürzt. Ich glaube nicht, dass es dabei überhaupt um Ge schichte geht. Es ist eine emotionale Reaktion auf den Krieg, den Putins Russland führt.
Bücher von Yevgenia Belorusets im Verlag Matthes & Seitz
Yevgenia Belorusets: Glückliche Fälle (2019). Aus dem Russischen von Claudia Dathe Ein Glücksfall für die neuere ukrainische Literatur, die im ersten Vierteljahrhun dert seit der Unabhängigkeit des Landes vor allem No Future Pop mit Mafia, durchgeknallten Typen und ein wenig Sex hervorbrachte. Die Kiewerin Yevgenia Belorusets fährt in den verpönten „russi schen“ Osten des Landes und porträtierte eigenwillige Frauen, die bisweilen wirken, als wären sie erfunden: Da fängt eine Kinder im Handschuh, eine Nagelstylistin verschwindet mit den prorussischen „Separatisten“ und taucht wieder auf; eine Altenpflegerin trifft auf den Engel des Todes. Ein Pandämonium des Schre ckens unter der Hülle des Alltäglichen und Normalen.
Yevgenia Belorusets: Anfang des Krieges. Tagebücher aus Kyjiw (2022) ISBN: 978-3-7518-0806-4
„Es war ein Frühlingstag, die Sonnen flecken spielten auf den Wänden der Häuser und auf den weißen Mauern der Sophienkathedrale.“ Seit Beginn des Russisch Ukrainischen Krieges führt Yevgenia Belorusets ein Tagebuch, in dem sie aus der umkämpften Haupt stadt berichtet. Sie erzählt von ihren El tern, von den Luftschutzkellern, von den Bildern in den Medien und den Bildern auf der Straße. Am Ende heißt es dann: „Ich selbst muss mich immer wieder überzeugen und überreden, dass es ihn gibt, dass er andauert, dass ich mitten im Krieg diesen Eintrag beende. Ich rede mit mir selbst wie mit einem Kind, erkläre mir selbst den Krieg, und für ei nige Zeit reicht es. Es vergehen Stunden, Tage, und der Wunsch, mich von dieser Tatsache zu befreien, überwältigt mich. Ich zweifle an der Realität und stelle mir vor, ich könnte in einer Welt aufwachen, wo der Krieg unverwirklicht bleibt.“
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„Noch einen Tag vor dem Krieg habe ich auf die Frage, ob jetzt der Krieg komme, gelacht“
Yevgenia BelorusetsYevgenia Belorusets hat den Kriegsbeginn in Kiew fotografisch festgehalten
Besser als Töten und Morden …
… ist die Suche nach schönen Worten. Die Buch Wien steht nicht nur für Messetrubel und gemütliche Zusammentreffen, sie stellt sich auch gegen die Barbarei der Welt
Text: Michael StavaričEine der polarisierendsten Fragen, die man in unserer Branche stellen kann, ist bekanntlich jene nach dem Be liebtheitsgrad einer Buchmesse beziehungs weise Buchmessen im Allgemeinen. Gehst du gern zu Buchmessen? Ich garantiere, darauf werden Sie nur zwei Antworten zu hören bekommen: 1. Ich liebe Buchmessen! 2. Ich hasse Buchmessen! That’s it.
Ich selbst zähle mich zur ersten Frakti on, vielleicht ja auch, weil ich mit Messebesuchen mehrheitlich gute Erinnerungen verknüpfe. Es gilt schließlich viel zu entdecken, Gleichgesinnte zu treffen, anregende Gespräche zu führen. Man fühlt sich inspi riert und motiviert. Auch das eine oder an dere Buchprojekt wird selbstverständlich auf Buchmessen geboren.
Oder man zeigt sich eben gekränkt (weil einen keiner beachtet) oder überfordert und abgestoßen vom insgesamt hektischen Tru bel, jenem sprichwörtlichen Jahrmarkt der
Eitelkeiten, jener ausbeuterischen, kapitalis tischen, unnötigen Farce. „Ich gehe ungern zur Buchmesse nach Frankfurt. Der Anblick der Hallen allein, mit hunderttausend Bü chern – ein abstoßender Anblick“, verlaut barte einst Marcel Reich Ranicki. Er wäre demnach wohl zur zweiteren Kategorie zu zählen.
Die Buch Wien gibt es seit dem Jahr 2008, Marcel Reich Ranicki verstarb im Jahr 2013, und es entzieht sich meiner Kenntnis, ob er sie jemals aufgesucht hat. Doch hätte er in Wien wohl ein anderes Urteil fällen müssen: Eine Halle, Zigtausende Bücher, die dennoch im besten Sinne überschaubar bleiben – ein gar angenehmer Anblick? Jedenfalls, wie man es in Wien ausdrückt: a gmiatlichere Gschicht.
Was ihren Umfang betrifft, ist die Buch Wien freilich weder mit der Frankfurter Buchmesse (der größten Buchmesse der Welt) vergleichbar noch mit der Leipziger
Buchmesse (der zweitgrößten Buchmesse mit dem wohl größten und spannendsten Le seprogramm der Welt), dennoch hat sie sich zu einem bekannten Branchen , Leser:innen und Autor:innentreff gemausert.
Die Buch Wien ist für mich gerade dieser Tage auch ein Zeichen gegen die Barbarei der Welt, sie ist eine Zusammenkunft von (mit ) denkenden, mitfühlenden und weltoffenen Menschen, die allesamt dafür einstehen, dass der Simplifizierungswahn nicht über handnimmt. Bücher vermitteln bei ihren Lektüren wesentlich mehr als nur Geschich ten – sie formen Charakter, sind Sozialisie rungshilfen, sie stecken voller Botschaften, Durchhalteparolen, abschreckender Bei spiele und benennen schlicht, was benannt werden muss: Sie sind Bewahrer und Hüter unserer Sprache, sie garantieren eine immer währende Komplexität der Welt. Jaroslav Seifert, der einzige Literaturnobelpreisträger meiner alten Heimat, der Tschechoslowakei, schrieb sinngemäß: „Die Suche nach schö nen Worten ist besser als Töten und Mor den.“ Was bleibt dem hinzuzufügen?
Ein Besuch der Buch Wien scheint mir demnach in diesem Jahr ein fast schon un erlässliches Statement dafür zu sein, wofür man einstehen und in welcher Welt man leben möchte. Ich hoffe, Sie machen Ge brauch davon, entdecken neue Autor:innen und unterstützen die österreichischen (und überhaupt alle) Verleger:innen dabei, das Medium Buch zu erhalten.
Michael Stavarič ist Autor zahlreicher Romane, Gedichte und Kinderbücher und arbeitet außer dem als Übersetzer und Dozent
„Die Buch Wien ist für mich auch ein Zeichen gegen die Barbarei der Welt“
Veranstaltungen November 2022
DIENSTAG, 1. 11.
Patrick Budgen: „Schluss mit lustig“ (Bestat tungsmuseum Wien, Simmeringer Hauptstraße 234/Tor 2/Aufbahrungshalle 2, 1110 Wien, 11:00)
MITTWOCH, 2. 11.
Präsentation „Stille Nacht“ Anthologie (Litera turhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)
Slam22 – Deutschsprachige Poetry-Slam-Meis terschaften, 2.–6. 1 1. Spektakel, Theater Akzent, Werk X Petersplatz, Theater am Spittelberg, Aera, Konzerthaus, Stadtsaal, MuTh; Team-Finale im Volkstheater, Finale im Burgtheater. Info: slam22.at
DONNERSTAG, 3. 11.
Beate Kniescheck: „Eva & Söhne“ (Buchhand lung Seeseiten, Janis-Joplin-Promenade 6/5, 1220 Wien, 19:00)
Debüt-Preis des Österreichischen Buchpreises Lesungen der drei Nominierten. Bibliothek: (Arbeiterkammer Wien, Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien, 19:00
FREITAG, 4. 11.
Anna Baar: „Divan mit Schonbezug“/Magdalena Schrefel: „Brauchbare Menschen“ (Theater Kosmos Bregenz, Mariahilfstraße 29, 6900 Bregenz, 19:30)
Film & Gespräch mit Michael Stavarič und Thomas Ballhausen: Hanno Millesi: „R.I.P. – Rest in Poetry“ (Das Kino – Salzburger Filmkulturzentrum, Giselakai 11, 5020 Salzburg, 19:30)
SAMSTAG, 5. 11.
Gedenkveranstaltung: Jad Turjman: „Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt. Wie ich gelernt habe, die Heimat in mir zu finden“ (Bibelwelt Salzburg, Elisabethstraße 39, 5020 Salzburg, 17:00)
SONNTAG,6. 11.
Elvira Flora, Claudia Schwarz: „Vorarlberg erzählt. Die große Geschichte vom kleinen Land“ (vorarlberg museum, Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz, 11:00)
DIENSTAG, 8. 11.
Josef Škvorecký: „Der siebenarmige Leuchter. Erzählungen“ (Tschechisches Zentrum, Herren gasse 17, 1010 Wien, 18:30)
Patrick Budgen: „Schluss mit lustig“ (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)
Elias Hirschl: „Salonfähig“ (KIK – Kunst im Keller Ried, Johann-Georg-Hartwagner-Straße 14, 4910 Ried im Innkreis, 20:00)
MITTWOCH, 9. 11.
Georg Breinschmid, Gunkl: „Gute Omen“ (Buchhandlung Heyn, Kramergasse 2–4, 9020 Klagenfurt, 19:00)
Am 5. 11. findet eine Gedenkveranstaltung für den verstorbenen Jad Turjman statt
DONNERSTAG, 10. 11.
Lesungen: Alex Beer: „Felix Blom“/Wolf Harlander: „Schmelzpunkt“/Tatjana Kruse: „Es gibt ein Sterben nach dem Tod“/André Pilz: „Morden und Lügen“/ Rebecca Russ: „Mutterliebe: Peng! Tag Eins“ (Literatur haus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)
FREITAG, 11. 11.
Finale Literaturwettbewerb: Badener Saal:Zeilen.lauf (Congress Casino Baden, Kaiser Franz-Ring 1, 2500 Baden, 18:00)
Slam’md – Der Poetry Slam mit Donner (Red Box – Haus der Jugend, Eisentorgasse 5, 2340 Mödling, 19:30)
SAMSTAG, 12. 11.
Susanne Scholl: „Omas Bankraub“ (At the Park Hotel Baden, Kaiser Franz-Ring 5, 2500 Baden, 19:30)
SONNTAG, 13. 11.
Bernhard Studlar stellt sechs Autor:innen vor: Herbstblätter (Schloss Pöggstall, Hauptplatz 1, 3650 Pöggstall, 17:00)
DIENSTAG, 15. 11.
Petra Piuk: „Rotkäppchen rettet den Wolf“ (Literatur haus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 09:00)
MITTWOCH, 16. 11.
Eva Rossmann: „Tod einer Hundertjährigen“ (Leporello – Die Buchhandlung am Stephansplatz, Singerstraße 7, 1010 Wien, 19:00)
DONNERSTAG, 17. 11.
Literarisches Quartett: Aufgeblättert (Rupertus Buchhandlung, Dreifaltigkeitsgasse 12, 5020 Salzburg, 19:30)
FREITAG, 18. 11.
Erwin Steinhauer liest Erik Satie (Brucknerhaus, Untere Donaulände 7, 4020 Linz, 19:30)
Ursula Strauss: „Brief einer Unbekannten“ (Domä ne Wachau, Dürnstein 107, 3601 Dürnstein, 19:30
SONNTAG, 20. 11
Preisverleihung: Ehrenpreis des Österreichi schen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln für Miljenko Jergović (Klangraum Krems Minoritenkirche, Minoritenplatz 2, 3500 Krems an der Donau, 11:00)
MONTAG, 21. 11.
Österreichischer Buchpreis: Preisverleihung. Einladung erforderlich (Kasino am Schwarzenberg platz, Schwarzenbergplatz 1, 1010 Wien, 19:30)
DIENSTAG, 22. 11.
Senthuran Varatharajah: „Rot (Hunger)“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)
MITTWOCH, 23. 11.
Buch Wien: 23–27. 1 1. (Messe Wien, Halle D Trabrennstraße, 1020 Wien)
Andreas Jungwirth: „Im Atlas“ (Bibliothek Lustenau, Pontenstraße 20, 6890 Lustenau, 9:00)
DONNERSTAG, 24. 11.
Peter Karoshi: „Zu den Elefanten“ (Messe Wien, Messeplatz 1, 1020 Wien, 17:00)
FREITAG, 25. 11.
Florian Klenk & Christian Bacherl: „Bauer und Bobo. Wie aus Wut Freundschaft wurde“ (Rudensaal Sierning, Pfarrheimgasse 6, 4522 Sierning, 19:00)
SAMSTAG, 26. 11.
Helena Adler: „Fretten“ (Messe Wien, Messeplatz 1, 1020 Wien, 17:00)
SONNTAG, 27. 11.
Kirstin Breitenfellner: „Maria malt“ (Messe Wien, Messeplatz 1, 1020 Wien, 12:30)
Katja Gasser: „Von Erwachsenen hab ich mir mehr erwartet“ (Messe Wien, Messeplatz 1, 1020 Wien, 14:30)
DIENSTAG, 29. 11.
Markus Meyer liest Gerhard Hauptmann: KlangTheater ORF: „Under the Surface – Der Schuss im Park“ (Radiokulturhaus, Argentinierstra ße 30a, 1040 Wien, 19:00)
STEIN
BACK IN
BEZAUBERNDE ZIEGEL
Viola Rosa Semper | Charlotte Schwarz
Auf Entdeckungsreise geht es quer durch Wien zu den
Sichtziegelbauten.
Seiten,
Wadsak
Klimawandel
Fakten gegen Fake & Fiction
Die Klimakrise ist die größte Bedrohung der Menschheit. Dieses Manifest ist eine Aufforderung an die Bürger*innen, auf die Straße zu gehen, ihre Stimmen zu erheben und Klimagerechtigkeit zu fordern. Es ist der einfache, lautstarke Wunsch nach einer Zukunft. Aktivistin Paula Dorten erzählt von ihren Ängsten und Träumen. Klimaexperte und Meteorologe Marcus Wadsak erklärt anhand von wissenschaftlichen Fakten, warum wir keine Zeit mehr haben und die Klimakrise unser Leben für immer verändern wird. Noch haben wir die Möglichkeit, diese Veränderung zu gestalten. Es ist die einzige Chance der Menschheit, diese Generation nicht die letzte sein zu lassen.
Marcus Wadsak, Paula Dorten Letzte Generation Das Klimamanifest
978-3-99100-346-5
Seiten,
Dieses Buch ist eine unschlagbar kompakte Informationsquelle auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft mit Antworten auf die brennendsten Fragen zum Thema Klimawandel. Denn wir sind die erste Generation, die die Folgen spürt, und die letzte, die etwas dagegen tun kann. Und wer denkt beim Stichwort „Klimawandel“ noch an verzweifelte Eisbären auf dahinschmelzenden Eisschollen? Wir sind längst selbst davon betroffen. Hitzesommer, Dürren und sommerliche Tage im Spätherbst lassen keinen Zweifel mehr zu: Es wird immer heißer. Niemand hat diese Veränderungen unserer Umwelt genauer im Blick als der Wetterexperte Marcus Wadsak. Was passiert gerade mit unserem Planeten? Und vor allem: Was können wir tun, damit auch unsere Kinder und Enkel noch hier leben können?
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Nachhaltigkeit und Klimawandel
Das bestehende Energiesystem muss tiefgreifend und rasch umgebaut werden, sodass der Energieverbrauch sinkt, die Emissionen zurückgehen und die erneuerbaren Energiequellen Wind, Fotovoltaik, Wasserkraft und Biomasse die fossilen Energieträger ersetzen. Ergänzend dazu braucht es über Jahrzehnte ein umfangreiches Programm zur Entnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre. In diesem Buch werden Konzepte beschrieben, wie die Versorgung mit Wärme, Mobilität und Strom aussehen sollte, um bis 2040 gänzlich aus den fossilen Energien auszusteigen. Diese Konzepte beziehen sich auf die Europäische Union, auf Deutschland und im Detail auf Österreich. Die vorgeschlagene, tiefgreifende Transformation des Energiesystems ist möglich, die Sonne strahlt mehr als genug Energie auf unsere Länder ein, die Technologien sind hoch entwickelt. Daher will das Buch Optimismus, Tatkraft und Zuversicht stärken.
Heinz Gabriel Kopetz
Mit der Kraft der Sonne gegen die Klimaund Energiekrise
ISBN 978-3-99100-369-4
480 Seiten, Softcover
Jürgen-Thomas Ernst ist seit über 25 Jahren Förster und Waldpädagoge. In diesem Buch gibt er Einblicke in die Geheimnisse des Waldes und erklärt, wo es in unseren heimischen Wäldern nach Mandarinen duftet, wo man im Wald ein sehr wirksames Mittel gegen Kopfschmerzen finden kann, oder was ein Kienspan ist und wofür man ihn in früheren Zeiten verwendet hat. Zudem zeigt er Möglichkeiten auf, wie wir den Kontakt zur Natur und zum Wald nicht verlieren. Denn diese Gefahr besteht. Der amerikanische Autor Richard Louv spricht von einer „Nature deficit disorder“.
Mit diesem Buch lernen wir den Wald auf gänzlich neue Art kennen. Er ist der nachhaltigste und klimaneutralste Ort der Welt, der unbedingt geschützt werden muss.
Jürgen-Thomas Ernst Geheimnisse des Waldes Von Mandarinenduft, Zaubermitteln gegen Kopfschmerzen, natürlichen Lichtquellen und dem wohl gesündesten Ort der Welt