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anzeiger
Das Magazin für die österreichische Buchbranche Gewinnspiel: 6 Espressotassen von Tex Rubinowitz im Wert von € 90,–
Leuchtturm der Literatur
Sektionschef Tuzzi
Österreichischer Buchpreis 2020: Eine Institution der heimischen Literaturszene feiert ihren fünften Geburtstag
Der legendäre Spitzenbeamte bei Robert Musil findet in Manfred Matzka eine gegenwärtige Verkörperung. Ein Gespräch
VOM SCHONEN SCHEIN
© Barbara Pacejka Fotografie
Ö ST E R R E I C H I S C H E P O ST AG F I R M E N Z E I T U N G / G Z 02Z030877 M / 155. JA H RGA N G
ISBN 978-3 -85256-816 -4 · Qualitypaperbac
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… und was dahinter lauert
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Österreichischer Buchpreis 2020 Preisträger
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XAVER BAYER
GESCHICHTEN MIT MARIANNE EINES DER BESTEN BÜCHER DER LETZTEN JAHRE AUS DER FEDER EINES ÖSTERREICHISCHEN AUTORS
K A TJ A G A S S E R , O R F
„GESCHICHTEN MIT MARIANNE“, DIESE VIELTEILIGE MEISTERPROBE XAVER BAYERS, IST EIN BUCH DER STUNDE R O N A L D P O H L , D E R S TA N D A R D
XAVER BAYER ERWEIST SICH EINMAL MEHR ALS MEISTER SEINER LITERARISCHEN HEXENKÜCHE A N D R E A S P U F F -T R O J A N , Ö 1 E X L I B R I S
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IN SOMNAMBULER ENTRÜCKUNG WIRFT BAYER EINEN POETISCHEN BLICK, DER DIE WELT IN LAUTER WUNDER VERWANDELT CORNELIUS WÜLLENKEMPER, DLF
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Gestern – heute – morgen Geschenke mit Geschichte
– 155. Jahrgang – Editorial
„Der Österreichische Buchpreis erhält in seinem fünften Jahr so viel Aufmerksamkeit, wie wir uns immer erhofft haben“ Benedikt Föger
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aver Bayer hat den Österreichischen Buchpreis 2020 erhalten, Leander Fischer den Buchpreis Debüt. Persönlich überreichen konnten Frau Staatssekretärin Andrea Mayer und ich die Preise in diesem Jahr nicht, da die Preisverleihung dem Veranstaltungsverbot zum Opfer fiel. Die Medienberichterstattung war dafür umfangreicher denn je und man merkt, dass der Österreichische Buchpreis in seinem fünften Jahr so viel Aufmerksamkeit erhält, wie wir uns immer erhofft haben.
G. Ammerer, M. Brauer, M. Ernst Barocke Kochkunst heute Das Adelskochbuch der Maria Clara Dückher von 1654 Von der Forellenpastete bis zum Huhn in Zitronensauce, Quittentarte und Zimtkoch – 24 Rezepte für eine kulinarische Zeitreise, Speisen mit dem gewissen Extra, die den Gaumen überraschen. ISBN 978-3-7025-0985-9, € 29,–
F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H
Mediale Aufmerksamkeit brauchen auch die Autorinnen und Autoren, Verlage und ihre Bücher. Besonders in einer Zeit, wo Veranstaltungen, Lesungen und Messen abgesagt werden müssen. Die Journalistinnen und Journalisten sind unserer Branche zum Glück sehr gewogen und sich ihrer Verantwortung diesbezüglich bewusst. Das lässt trotz der starken Einschränkungen auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hoffen. Auch die Bundesregierung bemüht sich ehrlich, die Buchbranche möglichst unbeschadet durch die Krise zu begleiten, und setzt zahlreiche Maßnahmen. In intensiven Gesprächen mit dem Finanzministerium und mit Unterstützung des Kunstministeriums ist es dem HVB gelungen, dass die Mehrwertsteuersenkung für Bücher auch im nächsten Jahr erhalten bleibt – obwohl Gegenteiliges geplant war. Das ist ein gutes Omen für das zu Ende gehende Jahr und lässt Hoffnung aufkommen für ein fulminantes Durchstarten im kommenden Frühjahr. Ich wünsche uns allen gute Umsätze im Weihnachtsgeschäft und vor allem gute Gesundheit und viel Zuversicht.
Wolfgang Marschall Eine Luftmatratze muss her! Dorfwirtschaftswunder 1950 Hat die „dumme“ Frau bessere Heiratschancen? (1958) Kurios und unglaublich erheiternd sind die Berichte aus der Rieder Volkszeitung, wobei die Geschichten ebenso in jeder anderen ländlichen Region Österreichs hätten stattfinden können. ISBN 978-3-7025-0994-1, € 24,–
Benedikt Föger HVB-Präsident
Lesen Sie uns kennen. anzeiger / 3
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– Inhalt –
„Auch ein monatlich erscheinendes Magazin muss flexibel sein“ Teresa Preis
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KURZ GESAGT
KLASSIKER
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Teresa Preis Chefredakteurin anzeiger
IMPRESSUM
M e d ie n in h a b e r, K o n z e p t, R e d a k tio n u n d P r o d u k tio n : Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at C h e f r e d a k t i o n : Christian Zillner, DW 926, Teresa Preis, DW 812 G e s c h ä f t s f ü h r u n g : Siegmar Schlager A n z e i g e n l e i t u n g : Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar D r u c k : Print Alliance HAV Produktions GmbH. Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau
Weihnachtsgeschäft im Ausnahmejahr Wie gut ist der Buchhandel vorbereitet?
WISSENSWERT
6 H e r a u s g e b e r : Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at G e s c h ä f t s f ü h r u n g : Gustav Soucek P r o j e k t l e i t u n g : Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at A b o v e r w a l t u n g : Paula Fabiankowitsch, DW 12, fabiankowitsch@hvb.at
Eine Institution der österreichischen Literaturszene feiert fünften Geburtstag im Corona-Jahr. Über den bisherigen Weg und den Aufbruch in die Zukunft
Kurzmeldungen
HVB-MITGLIEDER IM PORTRÄT
24
Franz Kelih Hermagoras/Mohorjeva
Georg Fritsch
Ö1 Buch des Monats, Deutscher
Georg Fritsch Antiquariat
Buchpreis, Personalia, Österreichischer Buchhandlungspreis, Mittendrin, Leykam Verlag, Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien, Schweizer Buchpreis, Thalia und Osiander, Gesenkte Mehrwertsteuer
Gregor Grohmann
ESSENZIELL
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Neu entdeckt Iwan Bunin
Leuchtturm der Literatur Fünf Jahre Österreichischer Buchpreis
SCHWERPUNKT
Buchhandlung Grohmann
Lojze Wieser Wieser Verlag
SELBSTREDEND
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Manfred Matzka Im Gespräch
Kontinent Kinderbuch Read local
KURZ VOR SCHLUSS
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Gangster, Familienfehden und vergessliche Mörder Krimi & Thriller im Winter
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Aus der Branche
STANDARDS
Melanie Hofinger
Gastkommentar David Bongard
TITELSCHUTZ 8 MONATSBESTSELLER 20 GEWINNSPIEL 23
F O T O : N I N I T S C H AV O L L , I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L
ine Ausgabe zu planen, heißt vor allem flexibel sein. Die Pandemiebeschränkungen trafen heuer die meisten Verleihungen, der Österreichische Buchpreis nicht ausgenommen. Den diesjährigen Preisträgern und den vergangenen fünf Jahren widmen wir uns diesmal in „Essenziell“. Wie dynamisch der Buchhandel für das Weihnachtsgeschäft bleibt, wird in „Kurz gesagt“ erzählt, Tipps für Onlineshops und Onlinemarketing gibt es in „Kurz vor Schluss“. Wie zwei Buchhandlungen den Anschlag in der Wiener Innenstadt am 2. November erlebt haben, lesen Sie diesmal anstelle der Buchtermine auf Seite 34.
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– Kurz gesagt –
Weihnachtsgeschäft im Ausnahmejahr DIE HEKTISCHE UND FÜR DEN BUCHHANDEL WICHTIGE ZEIT BRAUCHT IN DIESEM JAHR BESONDERE PLANUNG. WIE GUT SIND DIE BUCHHANDLUNGEN VORBEREITET?
F O T O S : C H R I S T O P H E R M A V R I C , P H I L I P P B E R G E R M AY E R , P R I VA T
Hoffen, dass die Lieferkette gut funktioniert Wenn wir an das Weihnachtsgeschäft denken, kommen jedes Jahr zwie spältige Gefühle auf: Einerseits brau chen und hoffen wir auf einen guten Umsatz, andererseits graut uns vor dem fünfwöchigen Dauerstress. Und heuer kommen dank Corona noch Lioba Bauer, Erschwernisse dazu: der neuerliche Buchinsel Wien Lockdown, Masken und Abstands regeln. Vor allem Letztere machen in unserem kleinen Geschäft Probleme: Bereits nach dem ersten Lockdown mussten Kundinnen und Kunden auf der Straße warten. Allerdings haben wir jetzt einen Webshop eingerichtet, der die Kundenbestellungen vereinfacht. Wir sind also vorbereitet, haben genügend Ware ein gekauft und geordert – und jetzt heißt es hoffen, dass die Lieferkette in den nächsten sechs Wochen reibungslos funk tioniert!
Auf allen Kanälen bereit Wir sind vorbereitet! Weihnachten und Bücher gehören auch dieses Jahr einfach zusammen. Neben dem Buch LAAden bieten wir natürlich, wie im Frühjahr, unseren beliebten Bücher safe an, der kontaktloses Abholen vor dem Geschäft ermöglicht, und liefern und schicken Bücher auch nach Hau Michael Lehner, BuchLAAden in se. Das hat bereits im Frühjahr gut Laa an der Thaya funktioniert. Gerne verpacken wir weihnachtlich, falls das gewünscht wird. Unser wöchentlicher VideoBuchblog auf Facebook, Instagram und YouTube hilft hoffentlich bei der Auswahl im Netz. Falls man nicht in den BuchLAAden oder in unseren Webshop kann, bieten wir auch Bestellung und Beratung per WhatsApp, Telefon oder SMS an. Wir sind die Alternative zu internationalen Großkonzernen hier vor Ort!
„Neben dem BuchLAAden bieten wir unseren beliebten Büchersafe an, der kontaktloses Abholen vor dem Geschäft ermöglicht“ Michael Lehner
Gut aufgestellt und unterstützt Der Lockdown im Frühjahr hat uns gezeigt, wie großartig unser Team aufgestellt ist und dass sich unsere Kundinnen und Kunden sehr bewusst dafür entschieden haben, ihre Bücher online bei einem Tiroler Unterneh men zu bestellen und damit einheimi sche Firmen zu unterstützen. Natür Barbara lich hoffe ich, dass die Geschäfte offen Kumpitsch, bleiben können. Denn ein Onlineshop Tyrolia Innsbruck kann nie die persönliche Beratung durch uns Buchhändlerinnen und Buchhändler ersetzen. Bereits jetzt können unsere Kundinnen und Kunden in Ruhe direkt in einer unserer 18 Filialen ihre Weihnachtseinkäufe erledigen. Wir möchten, dass sich unsere Besucherinnen und Besucher bei uns wohlfühlen. Sie sollen die Bücher und Geschenkideen anfassen und sich mit uns aus tauschen können.
„Einerseits brauchen und hoffen wir auf einen guten Umsatz, andererseits graut uns vor dem fünfwöchigen Dauerstress“ Lioba Bauer
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– Wissenswert –
Personalia
Ö1 Buch des Monats
Das Ö1 Buch des Monats im November
Die Gewinnerin Anne Weber
Deutscher Buchpreis A n n e W e b e r wurde für ihren Roman „ A n n e t t e , e i n H e l d i n n e n e p o s “ (Matthes & Seitz Berlin) mit dem D e u t s c h e n B u c h p r e i s 2 02 0 ausgezeichnet. Darin erzählt Weber das unwahrscheinliche Leben der Anne Beaumanoir in Form eines Versepos. Die Preisverleihung fand in diesem Jahr pandemiebedingt als Livesendung aus dem Frankfurter Römer statt. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert, die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Verliehen wird der Preis für den deutschsprachigen Roman des Jahres von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
P a u la F a b ia n k o w its c h leitet ab sofort das Verbandssekretariat des H VB und wird sich der Organisation der anfallenden Verbandsaufgaben widmen. Zuvor war sie im Kunst- und Kulturbereich tätig. I s a b e l H u b e r ist seit November für die ISBNAgentur sowie die Datenredaktion im H VB verantwortlich. Ihre bisherige berufliche Laufbahn brachte sie schon quer durch die Buchbranche – sowohl in Verlagen als auch im Buchhandel. F O T O S : V N T R M E D I A , U . H U M M E L - B E R G E R , C . M A V R I C , P R I VA T, H U B E R I S A B E L , H B F
David Bröderbauers Roman „ W a l t a u c h e n “ (Milena Verlag) ist das Buch des Monats November. Ausgangs wartet ein Mann in der Arztpraxis eines Urologen, wo er erfahren möchte, ob sein Kinderwunsch erfüllt werden kann. Zwischen Gegenwart, Kindheitserinnerungen und verträumten Walfantasien wird die Geschichte erzählt. Das Buch „lässt uns tief in die vielschichtige Gefühlswelt seines feinfühligen Protagonisten eintauchen“, heißt es in der Begründung der Jury. Das Ö1 Buch des Monats ist eine exklusive Aktion für HVB-Buchhandlungen in Kooperation mit dem Radiosender Ö1. Der Siegertitel wird monatlich von der „Ex Libris“-Redaktion ausgewählt und in der Sendung besprochen.
R a i n e r H ö l t s c h l ist neuer Programmleiter für Literatur und Sachbuch beim L e y k a m B u c h e r v e r l a g am neu eröffneten Standort Wien. Seit 2011 arbeitete er zuletzt als Programmleiter beim Open House Verlag in Leipzig.
Urkunden für den Österreichischen Buchhandlungspreis Trotz der besonderen Umstände erhielten auch in diesem Jahr fünf Buchhandlungen den Ö s t e r r e i c h i s c h e n B u c h h a n d lu n g s p r e is . Während die Kunst- und Kulturstaatssekretärin A n d r e a M e y e r und der Vorsitzende des Österreichischen Verlegerverbandes, A l e x a n d e r P o t y k a , nicht wie gewohnt allen Siegern persönlich gratulieren konnten, statteten sie vertretungsweise den zwei in Wien beheimateten Siegerbuchhandlungen einen Besuch ab. So erhielten die Besitzer der B u c h h a n d l u n g L e r c h e n f e l d und der B u c h h a n d l u n g L ö w e n h e r z ihre Urkunden in Person. Zu den weiteren Gewinnern gehörten die B ü c h e r s t u b e in Horn, die
Übergabe in der Buchhandlung Lerchenfeld
Im Vergleich zum Vorjahresmonat.
+3,6 % –4,7 % +1,6 % Umsatz
Absatz
Preis
Weitere Marktdaten zur österreichischen Buchbranche liegen für HVB-Mitglieder exklusiv monatlich dem anzeiger bei.
Erhebung: Media Control im Auftrag des HVB.
Marktdaten Oktober 2020
B u c h h a n d l u n g W i r t h m i l l e r in Saalfelden wie auch die W a g n e r ’ s c h e U n i v e r s i t ä t s b u c h h a n d l u n g M e d i c i in Innsbruck. Andrea Meyer strich während des Besuchs der beiden Buchhandlungen noch einmal die Wichtigkeit der Ladengeschäfte heraus. „Gerade auch die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig der stationäre Buchhandel in Österreich ist. Buchhandlungen sind mehr als Verkaufsstellen, sie sind unverwechselbare Orte, die elementar wichtig für unsere Gesellschaft sind“, sagte die Staatssekretärin und fügte hinzu: „Hier kann man in die Welt der Lektüre eintauchen, Entdeckungen machen und Freunde finden.“
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Begegnungen
Gedanken und Bilder von Bischof Stecher
Mittendrin. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählen Stärkt die Branche und bildet Rückgrat Eines ist klar: Die Messen fehlen. Das ungezwungene Zusammenkommen, Wiedersehen, Plaudern, Vertiefen – bei Kaffee, Wein oder auch kurz im Vorbeigehen. Gerade in Bezug auf das Netzwerken. Das unbeschwerte Kennenlernen, EinanderAnita LuttenVorstellen, Wiedersehen fallen komplett berger, Lektorat weg. Was aber immer möglich ist, ist der Braumüller Austausch mit bereits bekannten, ins Verlag Herz geschlossenen Kolleginnen und Kollegen, sei es via Telefon, Videocalls, Mails oder zum gemütlichen Sektfrühstück an einem Sonntag, sofern man in der gleichen Stadt lebt. Der intensive Austausch untereinander stärkt die Branche und bildet deren Rückgrat. Als Mitinitiatorin der abendlichen Branchennetzwerkformate BuK und JVM weiß ich, wie wertvoll die persönlichen Begegnungen sind, und ich freue mich schon auf jeden einzelnen kommenden gemeinsamen Abend mit den großartigen und bereichernden Branchenkolleginnen und -kollegen.
F O T O S : S T E F A N I E J A K S C H , D R O S C H L V E R L A G , E R I K A M AY E R
Persönliche Kontakte fehlen Also, ich muss sagen: Alle fehlen mir! Das Distanzleben ist technisch natürlich gut möglich, auch geschäftlich – ich habe Taschenbuchlizenzen und auch einige Übersetzungsrechte verkaufen können, weil ich Annette Knoch, auf bestehende Kontakte zurückgreifen Lizenz-Abteilung konnte – aber die persönlichen Kontakte Literaturverlag fehlen mir sehr. Die digitale Frankfurter Droschl Messe war aus meiner Sicht kein Ersatz für die Messe live. Es geht auf Messen nie nur um die festen Termine, die man im Vorhinein vereinbart hat, sondern gerade auch um zufällige Begegnungen, dieses Über-den-WegLaufen fehlt mir. Und zwar nicht nur auf den Messen.
Onlinevernetzung nutzen Berufliche Kontakte aufrechtzuerhalten hat sich in Zeiten von Corona abrupt erschwert, was es gleichzeitig aber auch wichtiger denn je macht, Präsenz zu zeigen. Mit viel Engagement, guter Planung und etwas Kreativität lassen sich Nadine Fejzuli, passende Rahmenbedingungen schaffen, Presse und und das große Angebot neuer TechnoVeranstaltungslogien wie Zoom oder Microsoft Teams planung Otto trägt dazu bei, dass man ortsunabhänMüller Verlag gig Kontaktpflege betreiben kann. Auch die Bedeutung der herkömmlichen sozialen Medien hat zugenommen, wenn sich neue Facebook-Gruppen bilden, um beispielsweise Frauen der Branche über Corona hinaus nachhaltig zu vernetzen. So lässt sich Corona auch als Chance begreifen.
NEU Reinhold Stecher
Lichtworte
Gedanken zu Advent und Weihnacht. Mit Aquarellen des Autors Dieses liebevoll gestaltete Geschenkbuch zitiert prägnante Aussagen des beliebten Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher zum Weihnachtsfest. 18 farb. Abb., geb. ISBN 978-3-7022-3890-2 48 Seiten, € 9.95
Mit guten Gedanken auf dem Weg zum Fest
Elmar Simma
Geführt von einem inneren Stern Gute Gedanken für Advent und Weihnachten Die guten Gedanken und Geschichten dieses Buches ermöglichen mehr Achtsamkeit und Gelassenheit und sind der ideale Begleiter durch den Advent und die Zeit bis Dreikönig. zweifarbig, geb. m. Lesebändchen ISBN 978-3-7022-3780-6 128 Seiten, € 14.95
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– Wissenswert –
Kinderbücher prämiert Bücher von Jungbrunnen und Tyrolia Kinderbuch wurden je zweimal ausgezeichnet
Jubiläum Insgesamt 435 Jahre Geschichte wurden in einem Festakt am 28. September in Graz begangen. Denn so alt ist der 1585 gegründete und in der steirischen Hauptstadt angesiedelte L e y k a m B u c h v e r la g . J o h a n n a R a c h i n g e r , Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, hatte den Festvortrag gehalten, bevor Landeshauptmann H e r m a n n S c h ü t z e n h ö f e r das Wappen des Landes Steiermark verlieh. Verlagsinhaber L e o po l d G a r t l e r erhielt außerdem eine Auszeichnung für seine unternehmerische Leistung. Als Teil des Festaktes wurde auch die Festschrift „Mit Geschichte in die Zukunft. 435 Jahre Leykam Buchverlag“ vorgestellt, die bei den Gästen des Ehrenanlasses auf besondere Zustimmung stieß. Zum Jubiläum gönnte sich der Verlag neben dem neuen zusätzlichen Standort Wien zudem eine aufpolierte Präsenz im Internet. Dieser beinhaltet unter anderem ein neues Corporate Design und einen akzentuierten Auftritt in den sozialen Medien.
Bilderbuch „ E i n m a l w i r s t d u … “ (Tyrolia). Die Dotierungen für die Auszeichnungen wurden 2019 von der K u l t u r a b t e i l u n g d e r S t a dt W i e n erhöht: Der Illustrationspreis ist mit 3.000 Euro dotiert, die drei anderen Kinder- und Jugendbuchpreise mit je 4.000 Euro. Um für die Auszeichnungen berücksichtigt zu werden, müssen die Bücher im Jahr der Preisverleihung oder im vorhergegangenen Jahr in einem Wiener Verlag erschienen sein.
Stern gewinnt
Thalia-Osiander
A n n a S t e r n heißt die diesjährige Siegerin des S c h w e i z e r B u c h pr e i s e s . Die 30-Jährige erhielt für ihren Roman „ da s a l l e s h i e r , j e t z t “ ein Preisgeld von 30.000 Schweizer Franken (entspricht etwa 27.800 Euro). Ihr im Elster & Salis Verlag erschienenes Werk wurde von der Jury für seine experimentelle Kraft gelobt, zudem strichen die fünf Mitglieder der Jury heraus: „Anna Stern hat einem der ältesten Themen der Literatur eine völlig neue Form und unerhörte Töne abgewonnen.“ Und weiter hieß es da: „Ein gleichermaßen intimer wie kunstvoller Roman über zutiefst menschliche Erfahrungen“. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die diesjährige Preisverleihung abgesagt. Stattdessen wurde der für den Apéro und das Festessen reservierte Betrag unter den anderen Nominierten aufgeteilt.
Die Folgen der neuen Zusammenarbeit der deutschen Buchhandelsketten T h a l i a M a y e r s c h e und O s i a n d e r (Thalia stellt das Netz für die neueVertriebsgesellschaft Osiander und erhält dafür die Anteilsmehrheit) betrifft auch österreichische Verlage. „Independent-Verlage leben von der Balance zwischen Filialisten und inhabergeführten Läden“, sagt F o l i o -Verleger H e r m a n n G u m m e r e r dazu. „Die ist in Deutschland gestört. Als Osiander Herwig übernahm, wurde in unserem Fall aus der Summe der Teile – sagen wir 4+2=6 – innerhalb kürzester Frist 4,5. Unsere Bücher brauchen kompetente Buchhändler mit Entscheidungsspielraum, die individuelle Vorlieben und Spezialisierungen pflegen, die mit ihrem Sortiment überraschen und damit die Neugier ihrer anspruchsvollsten, also besten Kunden befeuern.“
Titelschutzmeldungen
F O T O : C H R I S T O P H E R M AV R I C
V. l. n. r.: Hermann Schützenhöfer, Leopold Gartler, Elfriede Gartler, Ulrike Gartler und Stefan Gartler
Insgesamt vier Bücher werden im Rahmen des K i n de r - u n d J u g e n db u c h pr e i s e s de r S t a dt W i e n geehrt: Verena Hochleitner gewinnt den I l l u s t r a t i o n s pr e i s für ihr Kinderbuch „ D i e dr e i R ä u b e r i n n e n “ (Tyrolia). Die drei Kinder- und Jugendbuchpreise gehen an den Jugendroman „ N i c h t s o da s B i l de r b u c h m ä dc h e n “ von Agnes Ofner, das Bilderbuch „ L e n i , S c h w e i n u n d de r a n d e r e “ von Helga Bansch (beide: Jungbrunnen) sowie an Leonora Leitl für ihr philosophisches
Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.
Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeiger. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Isabel Huber unter huber@hvb.at. Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Die Tränen einer Balalaika“ Untertitel: Es sang der Wind, es spielte eine Spieluhr, es versank eine Welt … in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Franz Seidl Lehen 1, 3254 Bergland
Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur € 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–. Isabel Huber berät Sie gern unter huber@hvb.at, Tel. 01/512 15 35 DW 14. (*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Rückbesinnung auf das Morgen“ in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Eigenverlag Rudolf Wollmarker Kahlspergstraße 460 5411 Oberalm
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Gesenkte Mehrwertsteuer verlängert Die Senkung auf 5 statt 10 Prozent bleibt in Kraft
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ach vehementen Forderungen vor allem aus Richtung des H a u pt v e r b a n ds de s Ö s t e r r e i c h i s c h e n B u c h h a n de l s (HVB) hat die Bundesregierung eine Verlängerung der gesenkten Mehrwertsteuer für Bücher bestätigt. Die ursprünglich Ende Juni vom N a t i o n a l r a t beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer auf 5 Prozent betraf neben gedruckten Büchern auch E-Books und Audiobooks. Die Senkung bleibt nun bis über das Jahrensende hinweg in Kraft. Die Maßnahme hatte in den vergangenen Monaten zur Verbesserung der angeschlagenen betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen beigetragen. Die österreichischen Verlage wie auch Buchhandlungen hatten durch Corona Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent zu verzeichnen. Die Neuregelung der zweiten Jahreshälfte hatte zumindest teilweise dabei geholfen, die signifikanten Umsatzeinbrüche abzufedern. Wie hart die
Branche getroffen wurde, zeigen Zahlen aus den ersten neun Monaten des Jahres. Während laut Statistik Austria der österreichische Einzelhandel als Ganzes um 0,4 Prozent gestiegen war, hatte der stationäre Buchhandel im Durchschnitt herbe Verluste einstecken müssen. So wurde während der ersten neun Monate für die stationären Geschäfte ein Umsatzminus von 11,6 Prozent ermittelt.
Ihr Partner für den Buchdruck
100 % 41 % 80 % 24 38
Zu denjenigen, die die Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung explizit begrüßten, gehörte auch HVB-Präsident B e n e d i k t F ö g e r . Dabei strich Föger heraus, dass nicht nur Buchhandlungen von der Senkung profitieren würden: „Mit der reduzierten Mehrwertsteuer ist auch dem Zwischenbuchhandel, den Verlegerinnen und Verlegern und vor allem den Autorinnen und Autoren geholfen.“ Gerade die Schreibenden seien besonders hart von der Krise getroffen worden, so Föger. Denn diese hätten neben der schwierigen Situation des Handels auch unter dem fast vollständigen Ausfall ihrer Einkünfte aus Lesungen und Veranstaltungen gelitten. Besonders dafür lobte Föger die Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung: „Diese aktuelle und sehr positive Entscheidung der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer auf Bücher bei 5 Prozent zu belassen, zeigt deren großes Verständnis für die Gesamtsituation der Buchbranche.“
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– Essenziell – Österreichischer Buchpreis
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– Essenziell – Österreichischer Buchpreis
Leuchtturm
der österreichischen Literatur EINE INSTITUTION DER ÖSTERREICHISCHEN LITERATURSZENE FEIERT FÜNFTEN GEBURTSTAG IM CORONA-JAHR. ÜBER DEN BISHERIGEN WEG DER AUSZEICHNUNG UND DEN AUFBRUCH IN DIE ZUKUNFT Text: Lena Wechselberger Illustration: Georg Feierfeil
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ie weltweite Pandemie hat auch vor dem Festakt für die Verleihung des Österreichischen Buchpreises kei nen Halt gemacht. Österreich befindet sich im zweiten Lockdown, Veranstaltungen sind untersagt. Nicht nur die Feierlichkeiten zur Preisvergabe, sondern auch die Buch Wien in deren Rahmen Gewinnerinnen und Ge winner üblicherweise gemeinsam auftreten, konnten nicht stattfinden.
FÜNF JAHRE ÖSTERREICHISCHER BUCHPREIS Trotz der erschwerten Umstände bleibt An lass zum Jubeln: Der Österreichische Buch preis feiert dieses Jahr sein fünfjähriges Bestehen. 2016 wurde er ins Leben gerufen, seitdem hat er gleichwohl die Leben vieler Autorinnen und Autoren verändert. Das Branchenhighlight fand am 9. November in abgeänderter Form statt: Die finale Jury sitzung wurde online abgehalten. Per Presse aussendung wurde schließlich bekannt gege ben: Xaver Bayer gewinnt mit „Geschichten mit Marianne“ (Jung und Jung) den Österrei chischen Buchpreis. Der Debütpreis geht an Leander Fischer für sein Werk „Die Forelle“ (Wallstein). Ausgerichtet wird der Österreichische Buchpreis jährlich vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKOES) und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB). Unterstützt wird er von der Arbeiterkammer Wien (AK Wien). Dabei wird das beste Werk einer österreichischen Autorin oder ei nes österreichischen Autors mit einem Preis geld von 20.000 Euro ausgezeichnet, die an deren vier Titel auf der Shortlist werden mit
2.500 Euro prämiert. Auch der Debütpreis, „Impulse und gezielte Unterstützung“ zu dotiert mit 10.000 Euro, wird vergeben – die bieten, vor allem für „noch unbekannte beiden Mitbewerberinnen oder Mitbewerber Künstlerinnen und Künstler, deren Namen auf der Shortlist dürfen sich über eine Preis allein noch nicht die Kassen zum Klingeln summe von 2.500 Euro freuen. bringen“. Das Erfolgsrezept ist simpel, aber effektiv: „Beste Literatur“, fasst die Staatssekretärin DAS ERGEBNIS VON ANGEBOT für Kunst und Kultur Andrea Mayer zusam UND NACHFRAGE Die Geburtsstunde des Österreichischen men. Deshalb habe sich der Österreichische Buchpreises wurde bereits 2015 eingeläutet. Buchpreis in den vergangenen fünf Jahren Als beim damaligen Deutschen Buchpreis nicht nur zu einem wichtigen Preis für die keine Schriftstellerinnen oder Schriftsteller Verlags und Buchbranche entwickelt, son aus Österreich nominiert wurden, forderte dern stehe sowohl bei Autorinnen und Auto die Autoreninitiative in einem offenen Brief ren als auch bei Leserinnen und Lesern hoch eine Veränderung. im Kurs. Das Anliegen wurde erhört. Bereits im Frühjahr 2016 präsentierte der damalige ANERKENNUNG VON Kulturminister Josef Ostermayer den Ös DER GANZEN BRANCHE terreichischen Buchpreis. Seitdem kürt eine Aufgrund des Fehlens einer wortwörtli jährlich wechselnde Fachjury die Preisträ chen Bühne soll den Nominierten sowie gerinnen und Preisträger. Allein in diesem den Gewinnern dieses Jahr stattdessen eine Jahr reichten 52 Verlage 98 Titel ein, für den Plattform der Worte geboten werden. Laut Debütpreis bewarben sich 17 Verlage mit HVBPräsident Föger war die jährliche Preis 19 Werken. Benedikt Föger, Präsident des verleihung bisher eine Chance, der Gewin HVB, fasst zusammen, was den Österrei nerin oder dem Gewinner „Anerkennung chischen Buchpreis vom verwandten Deut von Kollegenseite, von der ganzen Branche schen oder Schweizer Buchpreis abhebt. Be und auch vonseiten der Politik zu zollen“. sonders sei, dass das Buch „aus allen Genres Auf der Shortlist für den Österreichischen sein kann und man bei allen Einreichungen Buchpreis waren 2020 Helena Adlers Ro jedes Jahr sieht, wie vielfältig und reichhal man „Die Infantin trägt den Scheitel links“ tig die österreichische Literatur ist“. Belle (Jung und Jung), „Die Bagage“ (Carl Hanser) tristische, essayistische, lyrische sowie dra von Monika Helfer, der Roman „Putzt euch, matische Werke dürfen eingereicht werden. tanzt, lacht“ (Otto Müller Verlag) von Karin Außerdem ist es der einzige Buchpreis, „der Peschka, „Feenstaub“ (Picus) von Cornelia auch mit der Debütkategorie junge Autorin Travnicek und der Erzählband „Geschichten nen und Autoren fördert und anerkennt“. mit Marianne“ (Jung und Jung) von Gewin Der Debütpreis wird von der Arbeiter ner Xaver Bayer vertreten. kammer Wien gestiftet. Präsidentin Renate Das Spektrum der nominierten Bü Anderl ist dabei besonders daran gelegen, cher steht für die Vielfältigkeit der »
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– Essenziell – Österreichischer Buchpreis
Österreichischer Buchpreis 2016 Friederike Mayröcker für „fleurs“ (Suhrkamp Verlag) 2017 Eva Menasse für „Tiere für Fortgeschrittene“ (Kiepenheuer & Witsch) 2018 Daniel Wisser für „Königin der Berge“ (Jung und Jung) 2019 Norbert Gstrein für „Als ich jung war“ (Carl Hanser Verlag)
Österreichischer Buchpreis Debüt 2016 Friederike Gösweiner für „Traurige Freiheit“ (Literaturverlag Droschl) 2017 Nava Ebrahimi für „Sechzehn Wörter“ (btb Verlag) 2018 Marie Gamillscheg für „Alles was glänzt“ (Luchterhand Verlag) 2019 Angela Lehner für „Vater unser“ (Hanser Berlin) 2020 Leander Fischer für „Die Forelle“ (Wallstein Verlag)
Der Debütpreis ging an Leander Fischer (l.) für seinen Roman „Die Forelle“. Xaver Bayer (r.) wurde für „Geschichten mit Marianne“ mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet
» österreichischen Literatur. In dieser Philosophie und Germanistik studiert hat, Auswahl ist für jede Lesewütige und jeden „seit Jahrzehnten zum Größten, was die ös Buchstabenenthusiasten etwas zum Schmö terreichische Literatur zu bieten hat“. Jedoch kern dabei: ob Adlers Antiheimatroman, sei er bisher eher auf der Geheimtippseite Helfers familiengeschichtliches Zeitporträt, gewesen. Damit ist nach dem Österreichi Peschkas Aussteigergeschichte, Travniceks schen Buchpreis 2020 für „Geschichten mit märchenhaftes und gleichzeitig sozialkriti Marianne“ wohl Schluss. Zwanzig dieser sches Abenteuer oder Bayers Erzählungen Geschichten mit Marianne durchlebt der im Sinne der literarischen Moderne. Die De namenlose Protagonist mit seiner Partne bütpreisShortlist umfasste die Romane „Die rin auf 184 Seiten. Die Entscheidung, die Forelle“ (Wallstein) des Preisträgers Leander selben Personen als roten Faden durch die Fischer, „Über allem und nichts“ (Resi Geschichten führen zu lassen, erinnert Bayer denz Verlag) von G u n t h e r N e u m a n n sowie an „die Zeichentrickfigur Kenny aus der Se M e r c e de s S pa n n a g e l s „Das Palais muss rie ,South Park‘, die in jeder Folge auf eine brennen“ (Kiepenheuer & Witsch). Bei einer andere Weise stirbt, aber dann in der nächs breit gefächerten Auswahl wie dieser wird ten Folge wieder am Leben ist“. Grenzüber klar, wovon Staatssekretärin Mayer spricht, schreitung in die Angsträume unserer Zeit wenn sie die Vielfalt der österreichischen lautet die Devise, die Bayer mit bitterbösem Literatur lobt: „Jede Autorin und jeder Autor Humor verfolgt. Teil der Jurybegründung ist ist eine eigene Welt und hat eine unverwech Bayers Vermögen, die literarische Moderne selbare Sprache.“ in verschiedensten Genres – „sei es Horror geschichte oder FantasySzenerie“ – zu über VON PREISTRÄGERN UND führen. „Ein brillantes, facettenreiches Nach IHREN VERLAGEN denken über unsere Zeit“, lautet das finale Was Xaver Bayer an seiner Auszeichnung Attest der Expertinnen und Experten. besonders freut, ist, „auch für junge Schrei bende ein Ansporn zu sein, dass man näm LESEN ALS HALT lich zum Schreiben eigentlich nur einen Stift IN SCHWIERIGEN ZEITEN in die Hand zu nehmen braucht“. Der 1977 Die diesjährige Jury bestand aus U l r i k e geborene Wiener verfasste bereits Romane, T a n z e r , Literaturwissenschaftlerin an der Erzählungen und Theaterstücke. Laut Verle Universität Innsbruck, dem Leiter der Ruper gerin A n n a J u n g vom Salzburger Jung und tus Buchhandlung K l a u s S e u f e r - W a s s e r t h a l , Jung Verlag gehört der freie Schriftsteller, der S e b a s t i a n F a s t h u b e r , Kulturjournalist beim
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2020 Xaver Bayer für „Geschichten mit Marianne“ (Jung und Jung)
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FELIX PHILIPP INGOLD edition xpd
aktuelle Relevanz, etwa durch Themen wie den „Klimawandel und die Zerstörung der Umwelt“ oder auch toxische Männlichkeit. Andrea Mayer, Staatssekretärin für Kunst und Kultur
Benedikt Föger, HVB-Präsident
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Renate Anderl, Präsidentin der AK Wien
DER GUTE VERKAUF DER GEWINNERTITEL HÄLT AN Auch Verlage und der Buchhandel profitie ren vom Österreichischen Buchpreis. Neben der erhöhten Beachtung der Branche wird auch der Verkauf angekurbelt. Der Verlag Jung und Jung mit Sitz in Salzburg hat be reits zwei Preisträger des Österreichischen Buchpreises verlegt. 2018 erhielt auch Dani el Wisser mit seinem Roman „Königin der Berge“ diese Auszeichnung. Laut Verlegerin Anna Jung halten die Nachwirkungen für den Verkauf des Buches bis heute an. Der Preis bringe einfach viel Aufmerksamkeit und Präsenz im Buchhandel, was letztend lich dem Verkauf helfe. In diesem Jahr war der Verlag gleich mit drei Titeln auf der Longlist vertreten, zwei davon schafften es auf die Shortlist. „Es ist aber letztendlich ein Preis für die Schreibenden und deren Arbeit“, betont Jung. Zum DebütpreisGewinn von Leander Fi scher meldet sich T h e de l v o n W a l l m o de n , Verleger des deutschen Wallstein Verlages, zu Wort. Auch er freut sich über die zusätzli che Aufmerksamkeit: „Für den Verlag unter streicht der Preis, dass man bei uns immer wieder wichtige Neuentdeckungen findet.“
Falter, und der Literaturkritikerin N i c o l e H e n n e b e r g . Insgesamt sei die Gesprächs atmosphäre in den Jurysitzungen sehr kons truktiv und auf die Texte konzentriert gewe sen, beschreibt Literaturwissenschaftlerin Tanzer. Den „Löwenanteil der Arbeit musste aber sowieso jeder allein für sich zu Hause WOHIN GEHT DIE REISE? verrichten: lesen, lesen, lesen“, so Fasthuber EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT vom Falter. In der Presseaussendung beton Jubiläen haben eine diametrale Wirkung. te die Jury zudem die Rolle des Lesens als Einerseits regen sie zum Reflektieren und Hilfestellung, „gerade auch in schwierigen Zurückblicken auf die vergangene Zeit an, Zeiten“. andererseits eröffnen sich Fragen für die Das Debüt des Jahres legte Leander Zukunft. Wie sieht der Österreichische Buch Fischer mit „Die Forelle“ (Wallstein) hin. Der preis wohl bei seinem zehnjährigen Jubilä 28Jährige kommt aus Oberösterreich und um aus? AKPräsidentin Anderl wünscht wurde in der Vergangenheit bereits mit dem sich bis dahin vor allem, „dass alle Veranstal DeutschlandfunkPreis ausgezeichnet. Auf tungen wieder vor Ort stattfinden können“. fast 800 Seiten widmet er sich der Kunst des Immerhin sei es auch wichtig, sich in der Fliegenfischens sowie den beiden Protago Szene zu vernetzen. Bisher in jede der ver nisten Ernstl und Siegi. Der Roman ist „das gangenen Preisverleihungen involviert war genaue Gegenteil der einfachen, schmuck auch HVBPräsident Föger. Er glaubt an eine losen Prosa“, so das Attest der Jury. Vonsei weitere Steigerung des Medieninteresses für ten des Wallstein Verlages freut man sich „einen der angesehensten Literaturpreise im darüber, dass die Expertinnen und Experten deutschsprachigen Raum“. von dem sprachlich und intellektuell heraus Dem Österreichischen Buchpreis sind ragenden ersten Buch von Leander Fischer sein Einfluss und seine Relevanz für öster ebenso beeindruckt seien wie der Verlag reichische Autorinnen und Autoren sowie selbst. Verlagshäuser aus Österreich und Deutsch Auch Leander Fischer freut sich über land nicht abzusprechen. Innerhalb von fünf die resultierende Breitenwirksamkeit, da er Jahren hat er sich zum Leuchtturm für Lite das „schielende Auge in Richtung Verkaufs ratur aus Österreich entwickelt. Und was das zahlen beim Schreiben eigentlich meistens fehlende Feiern im großen Kreis betrifft: Das zudrückt“. Laut ihm hat das Buch zudem wird nächstes Jahr nachgeholt. «
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Marina Zwetajewa
Morgen soll für übermorgen gelten Ausgesuchte Gedichte
568 Seiten, Hartband, € 24,– ISBN: 978-3-85415-597-3
Marina Zwetajewa gilt als eine der stärksten, formal anspruchsvollsten Autorinnen der europäischen Moderne. Kühne Brüche und der Vorrang des Klanglichen erschweren verbindliche Sinnstiftung, provozieren sie aber auch. Erotischer Taumel, Kriegswirren, Emigration, Naturseligkeit, großstädtischer Horror sind nur einige der emotional extrem spannungsreichen semantischen Räume, die ihre zwischen strenger Artistik und ausgelassener Schwärmerei changierende Dichterrede durchmisst. – Felix Philipp Ingold lässt sich in seinen übersetzerischen Annäherungen von der melodischen und rhythmischen Dynamik der Originalgedichte leiten, um vergleichbare Energien in der Zielsprache freizusetzen. In sorgsamem, dabei durchaus eigenwilligem „Nachbau“ der russischen Vorlagen vermag der Dichter-Übersetzer Ingold deren offene Sinnpotentiale in höchster Intensität zur Wirkung zu bringen.
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– Schwerpunkt – Krimi und Thriller im Winter
Gangster, Familienfehden und vergessliche Mörder Draußen wird es kalt und das eigene Sofa lädt wieder zum langen Verweilen ein. Mit diesen Krimis und Thrillern ist Spannung für dunkle Winterabende garantiert
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as Herbstprogramm hält auch in diesem Jahr einige Überraschungen für Fans von Krimis und Thrillern bereit. Neben neuem Lesestoff aus Österreich, bedrohlichen Mafiaclans und verlorenen Inseln gibt es aber auch ein Wiedersehen mit altbekannten Ermittlern.
Text: Hannah Lea Jutz
Von Clans, Gangs und Gangstern
FOTO:UNSPLASH
In „Nackt im Grab“ (Gmeiner) wird im Wald die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der anscheinend nach einer bekannten Mafiamethode hingerichtet und dann nackt vergraben wurde. Kommissar Peter Heiland findet heraus, dass der Tote offenbar ein kleines Rädchen im Uhrwerk
einer illegalen Organisation ist, die günstig Arbeiter vermietet und damit an Großbaustellen Millionen abzockt. Autor Felix Huby schickt Kommissar Heiland im neuen Roman auf Spurensuche von Berlin bis ins Schwabenland. Bill lebt gern auf großem Fuß. Von schnellen Autos, Luxusuhren und Designerkleidung kann der Betrüger nicht genug bekommen. Nur mit Gewalt hat er es nicht so. Seine Partnerin Fiona hingegen hat damit kein Problem. Die zwei sind das ideale Liebespaar – nach dem Vorbild Bonnie und Clyde. Bis Bill es etwas zu weit treibt und die beiden von Jägern zu Gejagten werden. In „Love & Bullets“ (Suhrkamp) von Nick Kolakowski reisen
Neuer Krimi-Lesestoff von bedrohlichen Mafiaclans, über Regionalkrimis bis hin zu altbekannten Ermittlern
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WAIDMANNSDANK VON ALEXANDRA BLEYER IM ORF SENDETERMIN 15.12.2020 Fiona und Bill durch ganz Amerika, um vor einem New Yorker Gangster-Syndikat zu fliehen. Statt eines Verbrecherpaars steht in „Die letzte Geliebte“ (Kiepenheuer & Witsch) ein Ermittlerpaar im Vordergrund. Hardy Engel und seine Gefährtin Polly Brandeis geraten im neuen Fall in den Sumpf von Hollywoods Geheimnissen, als sie einen Ex-Politiker genauer unter die Lupe nehmen. Dieser pflegt nicht nur regen Kontakt zum Ku-Klux-Klan und einer mysteriösen Geliebten, sondern scheint auch in eine Verschwörung verwickelt zu sein, die in die höchsten politischen Kreise des Landes reicht. Christof Weigolds dritter Roman über den deutschen Ermittler Hardy Engels, der im Hollywood der goldenen Zwanzigerjahre Verbrechen und Verschwörungen aufklärt.
Krimis und Thriller aus Österreich Ursula Poznanski legt mit ihrem frisch mit dem Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur ausgezeichneten Buch „VANITAS. Grau wie Asche“ den zweiten Band ihrer Reihe vor. Wieder ermittelt die Wiener Blumenhändlerin Carolin. Während in der Blumenhandlung am Zentralfriedhof täglich ein junger Mann auftaucht, werden des Nachts Gräber geschändet. Bald liegt sogar eine frische Leiche auf einem der Gräber. Die Zeit für einen folgenreichen Schritt für Carolin ist gekommen. Die Dynamiken von Familienclans lernt der Metzger in seinem neuen Fall kennen, als er auf der Suche nach seiner Verlobten in die Machenschaften eines solchen verwickelt wird. Denn kurz vor dem Jawort lässt Danjela Djurkovic den Metzger vor dem Altar stehen, kurz nachdem ein bedrohlicher Mann in der Kirche auftaucht. Thomas Raab liefert mit „Die Djurkovic und ihr Metzger“ (Haymon) das ersehnte Comeback und seinen achten Fall für den Restaurator Willibald Adrian Metzger. „Vom schönen Schein“ (Folio) handelt das neue Buch der österreichischen Krimiautorin Eva Rossmann. Aus verschiedenen Perspektiven erzählt die Politjournalistin und Verfassungsjuristin mörderische Geschichten, die hinter die Hochglanzfassaden von Vorstadtehen, Urlaubsidyllen und Seniorenresidenzen blicken. Franz-Josef Freisinn-Wartenau ist ein ehrgeiziger Student. Schnell absolviert er das Studium der Rechtswissenschaften und beginnt anschließend am Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen sein Richteramt. Als er eines Tages die erste Teilungsklage auf dem Tisch hat, kommt er auf eine Idee, die ihm später zum Verhängnis werden wird. „Gier auf der Waagschale“ (Leykam) von Autor Dietmar Steinbrenner ist eine True-Crime-Story, die die Abgründe der menschlichen Gier ergründet und zeigt, zu welchen Gedanken und Handlungen sie Menschen treibt. »
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– Schwerpunkt – Krimi und Thriller im Winter
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In „Der Malik“ (Benevento) verschwindet ein Mitarbeiter des österreichischen Finanzministeriums während einer Dienstreise auf Malta. Er hinterlässt eine Notiz mit den Worten „Der Malik“, arabisch für „König“, die den einzigen Anhaltspunkt für die beiden Kommissare Michael Lenhart und Sabine Preiss darstellt. Doch schon bald kommen die Ermittler einem Verbrecherkartell auf die Spur, das Korruption und Geldwäsche im großen Stil betreibt. Autor Bernhard Kreutner hat selbst Politikwissenschaft studiert und liefert einen Kriminalroman mit brisantem politischen Hintergrund.
Bruder. Oder zumindest erzählt sie das dem Privatdetektiv Philip Marlowe. Seine Ermittlungen führen ihn zu Orfamays großer Schwester, die ein großer Filmstar ist. Die Originalausgabe des Romans „Die kleine Schwester“ (Diogenes) von Raymond Chandler erschien bereits 1949 und entlarvt die gnadenlose Welt hinter dem schimmernden Hollywood-Glamour. „Der gute Sohn“ (Unionsverlag) von der erfolgreichen Krimiautorin Jeong Yu-jeong erzählt die Geschichte vom Vorzeigeschüler Yu-jin. Eines Morgens wacht er auf und entdeckt im Wohnzimmer seine tote Mutter. Sie wurde ermordet – ihre Kehle durchgeschnitten. Erinnerungen an den letzten Abend hat Yu-jin keine. Alle Indizien deuten jedoch darauf hin, dass er der Mörder seiner Mutter ist. Kommissar Kostas Charitos ist seit Kurzem stolzer Großvater und möchte sich eigentlich auf seine Familie konzentrieren. Bis der Besitzer einer Hotelkette in einem Badeort in der Nähe von Athen tot aufgefunden wird. Der Mörder hat ein Bekennerschreiben hinterlassen, in dem er den Toten als Heuchler bezeichnet. Der Vorfall ist der Beginn einer rätselhaften Mordserie. Die Anklage ist immer dieselbe, die Opfer jedoch könnten unterschiedlicher nicht sein. „Zeiten der Heuchelei“ (Diogenes) ist der neue Krimi des griechischen Bestsellerautors Petros Markaris. »
Es bleibt in der Familie Nachdem ihre Mutter spurlos verschwindet, ist die junge Architekturstudentin Sloane Connolly froh über Ablenkung. Diese kommt in Form eines merkwürdigen Angebots: Ein reicher Kunstförderer möchte, dass Sloane Denkmäler für sechs Personen entwirft, die in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Was Sloane jedoch nicht weiß: Keine der Personen ist an Altersschwäche gestorben. John Katzenbach schreibt im Psychothriller „Der Bruder“ (Droemer) von einem schwerreichen Psychopathen, der Rache will. Orfamay Quest sorgt sich ebenfalls um ein Familienmitglied, und zwar um ihren vermissten
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Schaurige Stunden im Winter
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– Schwerpunkt – Krimi und Thriller im Winter
Elisabeth Schippel, Krimisalon
Herbst und Winter im Krimisalon Obwohl ich im Krimisalon natürlich hauptsächlich Krimis verkaufe, fragen die Kundinnen und Kunden zurzeit oft auch andere Buchgenres nach. Generell wirkt es, als tauschten sich die Menschen mehr über Literatur aus, empfehlen einander vor allem schöne Bücher. Erbauliches scheint Konjunktur zu haben. Das sind nicht die einzigen Spuren, die die vergangenen Monate am Krimisalon hinterlassen haben. Nach dem Lockdown hat sich die nachbarschaftliche Kundenfrequenz in dem kleinen Laden zwar eingependelt. Doch höre ich immer wieder, wie sehr die bisher regelmäßig bei mir stattfindenden Lesungen von Krimiautoren vermisst werden. Die Trends der kommenden Monate in meinem Genre? Serien bleiben Dauerbrenner, etwa Thomas Raab mit „Die Djurkovic und ihr Metzger“ (Nr. 8) oder Wolfgang Schorlau mit seinem 10. Dengler-Thriller „Kreuzbergblues“. Nachgefragt werden aber auch Klassiker wie Georges Simenon. Für Humorbedürftige unter den Krimifans gibt es die „Achtsamkeitskrimis“ von Karsten Dusse. Was mir für die Vorweihnachtszeit noch am Herzen liegt, ist das reiche Spektrum der Kinderliteratur. Von der Vielfalt liebevoll gemachter Kinderbücher begeistert, wird hier eine besondere Auswahl an Neuerscheinungen und Bilderbuch-Klassikern bereitgehalten. Es muss ja nicht immer ein Krimi sein.
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Vom Vergessen und Vergessen-werden
Auf einer Insel, nicht unweit vom Festland, häufen sich ungewöhnliche Ereignisse. Regelmäßig gehen Dinge verloren: Zu Beginn sind es noch Hüte, dann alle Vögel und die Fähre. Schon bald gibt es auf der gesamten Insel keine Haarbänder und keine Rosen mehr. Auch die Erinnerungen der Bewohner verblassen langsam. Die wenigen, die nicht vergessen können, werden von der Erinnerungspolizei verfolgt. Der internationale Bestseller „Insel der verlorenen Erinnerung“ (Liebeskind) von Yoko Ogawa handelt vom Verlust von Freiheit und der Bedeutung der eigenen Vergangenheit. Gibt es ein Recht auf Vergessenwerden? Dieser Frage geht Massimo Carlotto im Roman „Die Frau am Dienstag“ (Folio) auf den Grund. Bonamente Fanzago war bis zu seinem Schlaganfall ein erfolgreicher Pornodarsteller. Was ihm jetzt noch bleibt, sind die Treffen mit seiner mysteriösen Dienstagsfrau in der Pension Lisbona, die von dem sanftmütigen Transvestit Signor Alfredo geführt wird. Alles scheint friedlich, bis die Dienstagsfrau durch ein Verbrechen von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Menschen wie sie haben kein Recht darauf, vergessen zu werden. In „Ein Irokese am Genfersee“ (Unionsverlag) schreibt Willi Wottreng über ein vergessenes Kapitel der Zeitgeschichte. Deskaheh, Chief des indigenen Volkes der Irokesen, kommt 1923 nach Europa. Es ist die letzte Chance, das Land seines Volkes im Norden Amerikas vor der Besetzung der Weißen zu retten. Seine Reise führt in die Schweiz, vom Völkerbund in Genf erhofft sich Deskaheh Hilfe. Während die Menschen in der Schweiz dem charismatischen Chief zu Füßen liegen, wird sein Appell nicht überall erhört. Autor Wottreng vereint Kriminalroman, Politthriller, Reportage und literarische Parabel. Friedrich und Elisabeth sind schon seit 40 Jahren verheiratet. Trotz vieler Schicksalsschläge und Friedrichs Alzheimererkrankung sind die beiden glücklich. Bis Friedrich eines Abends einen TVBeitrag über den seit 22 Jahren ungeklärten Mord an der besten Freundin ihrer Tochter sieht und vor Elisabeth Details erwähnt, die er gar nicht kennen dürfte. Im Thriller „Wenn das Licht gefriert“ (Gmeiner) schreibt Roman Klementovic über einen Mann, dessen voranschreitende Demenz unabsichtlich ein gut gehütetes Geheimnis preisgibt.
Der Tod wohnt am Meer Das kleine Örtchen Föhr wird erschüttert, als eine Frau unter mysteriösen Umständen am Strand zu Tode kommt. Kurz darauf werden mehrere junge Männer erschossen. Inselpolizist Hark Hansen und
FOTO: HANNA PRI BITZER
Marktgespräche
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die Flensburger Kommissarin Kerrin Iwersen stehen vor einem Rätsel: Wie passen diese Morde zusammen? Die Autorin von „Dunkelmeer“ (Piper), Stefanie Rogge, verbrachte ihre Ferien auf Föhr und legte ihre Bindung zur kleinen Insel nie ab. Von einer Nordsee- geht es auf eine Ostseeinsel. Der Kriminalroman „Niewetow“ (Edition Nautilus) ist ein Remake von Ray Bradburys Klassiker „Der Tod ist ein einsames Geschäft“ (1985) und überträgt die Nachkriegsstimmung von Venice Beach in das neblige Inselstädtchen Niewetow. Dorthin reist der angehende Journalist Daniel Brandenburg und entdeckt kurz nach seiner Ankunft eine Leiche im Hafenbecken. Als weitere Tote folgen, ist Brandenburg schon bald überzeugt, dass in der Stadt ein Todesengel am Werk ist. Im neuen Kriminalroman „Das Weiße Haus am Meer“ (emons) von Hannes Nygaard beschließt der US-amerikanische Präsident kurzfristig, an die Ostsee, den Timmendorfer Strand, zu reisen. Panik bei der deutschen Politik. Das LKA soll ein Attentat auf das Staatsoberhaupt verhindern, und auch Lüder Lüders wird der Arbeitsgruppe für Personenschutz zugeteilt. Seine Erfahrungen werden von seinen Kollegen jedoch nicht sonderlich ernst genommen, und so versucht Lüders einen Mann zu beschützen, der mit der ganzen Welt auf Konfrontationskurs geht. Kommissar Van Veeteren ist eigentlich im Ruhestand. Bis er von einem ehemaligen Kollegen Besuch bekommt und dieser von Neuigkeiten aus einem alten Fall erzählt. In der Küstenstadt Oosterby wurden damals vier Menschen getötet, allesamt Mitglieder des „Vereins der Linkshänder“. Das fünfte Mitglied des Vereins blieb verschwunden und wurde bald als Täter identifiziert – der Fall landete bei den Akten. Doch jetzt, Jahre später, taucht seine Leiche auf, und kurz darauf wird eine weitere Männerleiche gefunden. „Der Verein der Linkshänder“ (btb) vom schwedischen Kultautor Håkan Nesser begleitet Kommissar Van Veeteren und Inspektor Barbarotti bei der Suche nach einem Mörder, der die Ermittler an der Nase herumführt. Vom Norden geht es in den Süden: Vor drei Jahren verschwand die sechszehnjährige Tochter von Tim Blancks bei einer Partyreise auf Mallorca. Während die Polizei den Fall schon längst aufgegeben hat, sucht Tim immer noch fieberhaft nach seiner Tochter Emme. Inzwischen arbeitet der Schwede in Palma als Privatdetektiv und soll die untreue Ehefrau eines deutschen Millionärs beschatten. Als der Geliebte der Frau tot aufgefunden wird und die Frau selbst verschwindet, stößt der Detektiv bei den Ermittlungen auf eine Spur seiner Tochter. „Verschollen in Palma“ (Tropen) ist der Start der neuen Mallorca-Krimiserie von Mons Kallentoft. «
Aus der Branche
Das Wir-Gefühl Hier stellen Branchenmitglieder ihre dringendsten Anliegen vor. Diesmal Melanie Hofinger, Eigentümerin der Veritas Buchhandlungen
Melanie Hofinger
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ch habe eine Vision: In jedem Ort sollte es die Möglichkeit geben, in eine Buchhandlung zu gehen. Schon als ich 2018 die erste Buchhandlung Veritas übernommen habe, stand fest: Das Team wird behalten. Alle sollen miteinbezogen werden, wenn es darum geht, wie wir den Arbeitsalltag gestalten. Bei uns arbeiten Buchhändlerinnen und Buchhändler, die an anderer Stelle in der Branche vielleicht schon als zu alt gelten würden. Gleichzeitig bilden wir gemeinsam in Kooperation mit einer Stiftung Lehrlinge aus, die ansonsten nicht so gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. Wenn wir neues Personal für die Buchhandlungen suchen, lade ich Bewerber als Erstes ein, mit meinem Team zu schnuppern. So sollen sie einerseits ein realistisches Bild von ihren Aufgaben bekommen. Andererseits kann das Team besser entscheiden, ob die Person zu uns passt. Erst wenn das Feedback positiv ist, lerne ich die Kandidaten kennen. Ein solcher Prozess unterstreicht, wie wichtig es ist, einander zu kennen und die gleichen Werte zu teilen. Das ist auch unser Erfolgsrezept: Offenheit und Ehrlichkeit. Dazu kommt das Wir-Gefühl und die Leidenschaft, die wir an den Tag legen. All das schafft Vertrauen zueinander und unterstützt die flachen Hierarchien, die mir wichtig sind. Und ich weiß mittlerweile: Auch unsere Kunden merken diesen Zusammenhalt.
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Empfehlungen Gefährlicher Auwald Sommer 1924: Anton und Ernestine wollen der Stadthitze entfliehen und mieten eine Badehütte in Kritzendorf. Als ein berühmter Maler unerwartet stirbt, ist es mit der Ruhe vorbei. „Mord im Auwald“ – Beate Maly. Emons Verlag
Kitschloses Glück Der Feuilletonist Paul Jandl schreibt in der Reihe Gedankenspiele über das Gefühl Glück. Lösungen sind nicht zu erwarten, Stoff für Gedankenspiele hingegen schon. „Gedankenspiele über das Glück“ – Paul Jandl. Droschl
Der große Unbekannte Drei Stimmen erzählen Georgs Leben – seine Mutter, sein Liebhaber und seine Frau. Was wissen die Menschen, die einem am nächsten sind, über einen – und was bleibt verborgen? „Portrait“ – Jürgen Bauer. Septime
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Das Magazin für die österreichische Buchbranche
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– Klassiker – neu entdeckt
Landadel, Skandale und Surrealismus Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein
FOTO: BARBARA DIETL
IWAN BUNIN (1870–1953): „LEICHTER ATEM“ Iwan Bunin, 1870 im zentralrussischen Woronesch in der Familie eines verarmten Adeligen und Offiziers geboren, galt anfänglich als „Sänger des russischen Landadels“. Es war komplizierter: Als Lyriker erlangte er rasch Berühmtheit, seine Begeisterung für Tolstois Anarchismus trug dem jungen Journalisten drei Monate Gefängnis ein. Anton Tschechow protegierte ihn, Maxim Gorki bezeichnete Bunin als besten Autor seiner Generation. Die Schilderung des brutalen russischen Landlebens in „Das Dorf“ (1910) geriet zum Skandal. Die Welt der Muschiks – die Bunin zufolge sowohl Ikonen als auch den Knüppel hervorbrachte – wurde aus Sicht der Linken zu sehr verklärt, aus jener der Rechten zu düster dargestellt. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs wird der vierunddreißigjährige Schriftsteller Mitglied der Kaiserlichen Akademie, eine erste Ausgabe seiner „Sämtlichen Werke“ erscheint. Mit seiner Frau Vera Muromzewa, Tochter des Vorsitzenden der Staatsduma, unternimmt Bunin Reisen durchs Mittelmeer, nach Palästina, Ceylon und immer wieder durch Europa. Am 30. März 1914 notiert der kosmopolitische Russe in seinem Tagebuch: „Wien – katholisches Osterfest, abends Abreise nach Zagreb (…) Budapest. (…) Abreise die Donau hinunter zum Schwarzen Meer.“
Auch die Schauplätze der in „Leichter Atem“ versammelten Erzählungen aus den Jahren 1916–1919 sind international: Flirrende Hitze liegt über der algerischen Stadt Constantine, in der das amouröse Abenteuer eines jungen Dekadent mit der Gemahlin eines Kolonialbeamten auf die Tragödie zusteuert; schon im Titel „Der Sohn“ lässt die Psychoanalyse grüßen. In der Titelgeschichte benötig Bunin kaum sechs Seiten, um den Eifersuchtsmord an einer sechzehnjährigen Gymnasiastin als Epochentragödie fehlgeschlagener Emanzipation der Frau zu gestalten. Moskau und Petersburg werden im Taumel der Moderne karikiert. Bunin erzählt eine Mordgeschichte à la Dostojewski, von einem moldawischen Recken und einem Proto-Nazi in Gestalt eines deutschen Reisenden durch den SuezKanal, der sich anderen „Rassen“ gegenüber überlegen wähnt. Ein russischer Teehändler sinniert auf den Philippinen darüber, sich im Anblick des orangegelben Sonnenunterganges am Strand des Pazifiks einen Revolver in den Mund zu stecken. Beim Dohlen-Schießen übt der junge Motka für den Ersten Weltkrieg, den die älteren Bauern allein als Krieg der Herren verstehen. Die heraufziehende Apokalypse der Weltgeschichte beherrscht im Hintergrund alle schon teilweise in Odessa verfassten Erzählungen, wohin sich Bunin im Sommer 1918 aus dem revolutionsgeschüttelten Russland geflüchtet hat. Bunins letzte in Russland niedergeschriebene Erzählung ist eine Heiligenlegende voller Surrealismus und düsterer Prophetie. Dann folgten die Flucht des Autors über Istanbul und die Emigration nach Frankreich. 1933 erhielt Iwan Bunin, der Autor des anderen Russlands, den Nobelpreis für Literatur.
Statement der Verlegerin:
„Iwan Bunin ist einer der Großen der russischen Literatur. Er ist ein Meister der kurzen Form und wird fabelhaft von Dorothea Trottenberg ins Deutsche übersetzt. Seine Erzählungen entstammen oftmals der Sehnsucht nach seinem Heimatland, sind jedoch gänzlich unsentimental“ Sabine Dörlemann
Iwan Bunin: Leichter Atem. Erzählungen 1916–1919 Deutsch von Dorothea Trottenberg Dörlemann Verlag 2020
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– HVB-Mitglieder im Porträt – Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt
Franz Kelih „Ich bin stolz, als Verlagsleiter mitverantwortlich zu sein, dass Kärnten ein Dreh- und Angelpunkt mehrsprachigen kulturellen Lebens bleibt“ Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig Foto: Karlheinz Fessl
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er Verleger, der mit seinem Autor durch die unberührte Natur wandert. Dabei berufliche Themen wie Druck, Satz oder Rechtschreibung außen vor lässt und sich stattdessen mit ihm auf eine freundschaftliche Ebene begibt. Eine Symbiose inmitten der Natur. Klingt zu romantisch, um wahr zu sein? Bei Franz Kelih, dem Verlagsleiter des ältesten slowenischen Verlags, des Hermagoras Verlags, steht das durchaus am Programm. „Wir haben vor einigen Jahren ein Bilderbuch über die Julischen Alpen herausgebracht. Mit dem Autor Helmut Teissl habe ich einige solcher Wandertouren beschritten. Das hilft nicht nur, den Kopf freizubekommen, es entwickeln sich auch wunderbare Freundschaften.“ Die Koschuta in den Karawanken südlich von Klagenfurt bildet die geografische Grenze zwischen Kärnten und Slowenien. Der Gebirgszug ist neben dem Obir, dem höchsten Bergmassiv der Nord-Karawanken, und Kelihs Hausberg, dem Freiberg (Setiče), eines der liebsten Ausflugsorte des passionierten Wanderers. Denn Kelih, selbst Kärntner Slo-
wene, wohnt in einer kleinen zweisprachigen Gemeinde, dem 600-Einwohner-Dorf Zell-Pfarre/Sele. Zu seinem Arbeitsort, dem seit fast 170 Jahren existierenden zweisprachigen Hermagoras/Mohorjeva Verlag in Klagenfurt, pendelt er täglich vierzig Minuten. Am Viktringer Ring finden sich das Verlagshaus und die Buchhandlung. Hier oder auch im Veranstaltungszentrum im Haus nebenan finden kulturelle Begegnungen zwischen Kärntnern und Kärntner Slowenen statt – Veranstaltungen wie zuletzt eine Lesung mit dem slowenischen Autor Drago Jančar, Träger des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur 2020. Seit 2003 ist Kelih im Hermagoras Verlag tätig, bei dem er zunächst das Schulbuchprogramm aufgebaut hat, bevor er 2007 die alleinige Verlagsleitung übernahm. Aufgrund der Geschichte und geografischen Lage gibt es in Kärnten insgesamt drei zweisprachige Verlage. Der 1851 gegründete Hermagoras Verlag ist nicht nur der traditionsreichste, sondern auch der einzige, der slowenische Schulbücher verlegt.
Das Buchprogramm umfasst alle Buchgenres mit Editionen in slowenischer und deutscher Sprache, neben Belletristik und Kinder- und Jugendbüchern sind darunter auch Kunstmonografien, Geschichtsbücher oder Sachbücher. Die jährliche Buchproduktion des zweisprachigen Verlags beläuft sich auf 35 Bucheditionen, davon zwei Drittel auf Slowenisch und ein Drittel auf Deutsch. Die Arbeit bei Hermagoras/Mohorjeva ist Franz Kelih ein ganz persönliches Anliegen. „Im Vergleich zu früher hat man als Kärntner Slowene keinerlei Nachteile mehr. Zwischen Kärntnern und Kärntner Slowenen gibt es ein besseres Zusammenleben. Auch die politische Situation in Kärnten hat sich sehr gebessert. Ich bin stolz, zweisprachig aufgewachsen zu sein und als Verlagsleiter mitverantwortlich dafür zu sein, dass Kärnten ein Dreh- und Angelpunkt mehrsprachigen kulturellen Lebens bleibt.“
Hermagoras/Mohorjeva www.mohorjeva.at
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– HVB-Mitglieder im Porträt – Georg Fritsch Antiquariat, Wien
„Im alten Wien traf man auf eine Mischung aus Klerus und Sexualität“
Text: Lisa Schöttel Foto: Stefan Knittel
Georg Fritsch N
eben Büchern, Grafik und Gemälden hängt im Büro des Antiquariats eine Fotografie der Buchhandlung Foyles, von Wolf Suschitzky 1936 aufgenommen. Hier hat Georg Fritsch 1968 nach seiner Lehre bei Hans Eberhard Goldschmidt gearbeitet. Dieser Verleger und Buchhändler (1908–1985) hatte ebendort 1938 das Rare Book Department gegründet, und zwar mit dem Onkel des Fotografen, später als Libris (London) Ltd. das deutschsprachige Antiquariat in Swiss Cottage. Diese Nähe zu Bücherschicksalen im Exil ist auch für die Beziehungen zu Mira Lobe entscheidend, die in der Döblinger Buchhandlung zu Weihnachten und im Schulbuchgeschäft ausgeholfen hat, und zu Elias Canetti, der Fritsch bei Spaziergängen auf die Hohe Warte begleitet und seine Erinnerungen an Wien ausgebreitet hat (das Buch von Werner Rosenberger, „Auf der Hohen Warte“, Wien 2015, berichtet darüber). Der Nachlass der Psychoanalytikerin Eva Rosenfeld (1892–1977) gelangte über Fritsch an das Sigmund Freud Museum in Wien, jener des Verlegers Gottfried Bermann Fischer (1897–1995), der im Wiener Exil in Rosenfelds Haus gewohnt hat, teilweise
an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Die Fotosammlungen Trude Fleischmann und Moriz Nähr konnten in Wiener Museumsbesitz übergeben werden. Während seiner Lehrzeit 1965 hatte der damals 18-Jährige an den Jugendkulturwochen in Innsbruck teilgenommen. Seine Begegnungen dort, u. a. mit Peter Handke, zeigten, dass man von diesem Metier vollständig überzeugt sein muss. „So wurde mir klar, dass ich die Existenz eines Dichters nicht führen kann.“ Auch der plötzliche Tod seines Vaters, des Schriftstellers Gerhard Fritsch, veranlasste ihn dazu, einen anderen Weg einzuschlagen, gleichfalls nur mäßig entlohnt. 1971 erlag Fritsch für kurze Zeit der Verlockung eines höheren Einkommens und wurde Vertreter eines schwedischen Pharmakonzerns in Osteuropa. Nach wenigen Jahren beschloss er, in den Buchhandel zurückzukehren. 1975 übernahm Fritsch die Buchhandlung Dr. Goldschmidt, die in kurzer Zeit Aufschwung genommen hat. Das Antiquariat im ersten Bezirk in Wien eröffnete er 1985 in der ehemaligen Galerie Basilisk: „Im alten Wien traf man auf eine Mischung
aus Klerus und Sexualität.“ Für Fritsch der ideale Ort, um als Antiquar zu arbeiten. Seine Buchhandlung in Döbling wird von seiner Frau Heidi, geborene Ortlieb, geführt. Den Beruf des Antiquars beschreibt Fritsch als ewige Gedächtnisübung. „Das Schlimmste war für mich, wenn mich jemand etwas gefragt hat und ich es nicht beantworten konnte.“ Sein Modell ist Stefan Zweigs „Buchmendel“, dessen Gedächtnis ein Katalog aller Bücher ist, die irgendwann, irgendwo erschienen sind. „Lesen kann jeder“, das Ehrenmitglied der Thomas Bernhard Gesellschaft sieht es als seine Aufgabe, die Bücher auch als „körperliche Erscheinung“ zu verstehen. Mittlerweile werden monatlich 100 Titel mit Illustrationen unter www.austriadrei.at angeboten.
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– HVB-Mitglieder im Porträt – Buchhandlung Grohmann, Zwettl
Gregor Grohmann
Porträt: Elisabeth Krenn-Stuppnig Foto: Claus Schindler/Foto Zwettl
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s gibt Menschen, die aus Angst vor dem Ungewissem in Situationen verharren, die sie nicht glücklich machen. Und es gibt Menschen wie Gregor Grohmann. Er lebte, studierte und arbeitete viele Jahre lang in Wien, in einer Werbeagentur und schließlich als Marketing- und Vertriebsleiter für Telekommunikationsunternehmen. Bis er sich vor zehn Jahren dazu entschloss, sich „von dem Wahnsinn abzusetzen“. Zu schnell, zu hektisch und zu stressig sei die Branche gewesen. Zu weit weg von dem, was ihn wirklich glücklich machte. Denn seine wahre Leidenschaft galt schon immer dem Buch. In Wien begann er deshalb mit einem Antiquitätengeschäft, das er nicht nur als Kunsthandlung betrieb, sondern in dem er auch mit historischen Büchern handelte. Zudem half er „ab und zu“ bei seiner
„Es gibt im Waldviertel ein großes Bewusstsein für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Dieses Interesse möchte ich verstärken“
guten Freundin Petra Hartlieb im Buchladen „Hartliebs Bücher“ im neunten Wiener Gemeindebezirk aus. Sie war es auch, die Gregor Grohmann dabei unterstützte, den Sprung zu wagen und eine eigene Buchhandlung zu eröffnen. Zwar nicht in Wien, sondern im rund anderthalb Autostunden entfernten Zwettl, der „eigentlichen Hauptstadt des Waldviertels“, wie er schmunzelnd sagt. Mit der Gegend verbindet Grohmann vieles. Seit fast 30 Jahren be-
sitzt er hier mit seiner Familie ein Wochenendhaus. Die nächsten Buchhandlungen befinden sich in Horn, Gmünd und Krems. Umso glücklicher waren die Zwettler, allen voran der Bürgermeister, als Grohmann sich dazu entschloss, im Zentrum der Stadt seine Buchhandlung zu eröffnen. Hier bietet er seit Mitte August ein breites Sortiment für seine Kundschaft an. „Für den Start habe ich ein ganz gutes Portfolio hinbekommen“, zeigt sich Grohmann stolz. Ein Mix aus Klassikern, Romanen und Bestsellern, aber auch Graphic Novels („mein persönliches Steckenpferd“), Neuheiten und persönlichen Empfehlungen abseits des Mainstreams finden sich auf 100 Quadratmetern. Einen Schwerpunkt legt Grohmann auf das Kinder- und Jugendbuch sowie auf Regionalia, Bücher mit Waldviertelbezug – Bildbände, Romane und Kochbücher finden sich in einem alten Bauernkasten. Ein kleines Sortiment an Papierwaren findet sich ebenfalls im Geschäft. Wesentlicher, lebendiger Teil der Einrichtung ist mittlerweile auch Lisa, der Buchhandlungshund. „Ich war schon immer sehr naturverbunden“, sagt der leidenschaftliche Jäger und Imker, der in der Buchhandlung auch seinen eigenen „Buchhandlungshonig“ zum Kauf anbietet. Grohmann könne sich auch vorstellen, die Buchhandlung als Kunst- und Kulturplattform zu nutzen. Dabei würde er nicht nur Lesungen mit namhaften Autorinnen und Autoren veranstalten, sondern auch nachhaltige landwirtschaftliche Betriebe der Region vorstellen. „Das ist auch ein Grund, warum ich mir das Waldviertel, neben Wien, als meine zweite Heimat ausgesucht habe“, so Grohmann. „Es gibt hier ein großes Bewusstsein für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Dieses Interesse möchte ich vor allem bei Kindern und Jugendlichen verstärken.“
Buchhandlung Grohmann Landstraße 27 3910 Zwettl www.buch-grohmann.at
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– HVB-Mitglieder im Porträt – Wieser Verlag, Klagenfurt
Porträt: Lena Wechselberger Foto: privat
„Wir wollen eine kulturelle Öffentlichkeit zustande bringen, die von selbst nicht entsteht“
Lojze Wieser T
ausende Geschichten hat Lojze Wieser mit seinem Wieser Verlag bereits geholfen zu erzählen. Während er die Kartoffeln für das Püree zu Mittag auf den Herd stellt, berichtet er über seine eigene. Sie beginnt mit seinem Vornamen. Die bewusste Entscheidung für Lojze – und nicht wie auf dem Taufschein Alois – soll ein „sichtbares Zeichen“ für den sprachlichen Hintergrund des Kärntner Slowenen setzen. Als zwiespältig beschreibt er seine Liebe zum Lesen während der Kindheit. Die Eltern waren Mitglieder einer Buchgemeinde, und jedes Jahr zu Weihnachten wurde dem Vater eine Bücherkiste zum Weiterverkauf anvertraut. Diese durften die Kinder zwar „behutsam und vorsichtig“ ansehen, wenn die Bücher aber schlussendlich an die Nachbarn verkauft wurden, war die Enttäuschung groß. Heute freut sich Lojze Wieser über verkaufte Bücher. Der 1987 gegründete Wieser Verlag in Klagenfurt hat bisher über 1.200 Werke verlegt, darunter 400 aus dem ost- und südosteuropäischen Raum. Etwa 90 Prozent davon sind Belletristik. Die erfolgreichste Serie „Europa Erlesen“ bietet eine „kaleidoskopartige Betrachtung der Wirklichkeit“ und eine Aufforderung, dass
Literatur nicht immer klassisch von A nach Z gelesen werden müsse. „Wir haben Straßen des Verständnisses und Brücken zu den einzelnen Kulturen gebaut, weil wir der Überzeugung waren, dass es die einzige Form ist, sich die kulturellen Verschiedenheiten in ihrer verwandtschaftlichen Beziehung zueinander zu erarbeiten“, schildert der Verleger die Pionierarbeit für die Literatur aus dem europäischen Osten. Hätte er drei Wünsche frei, so würde er sich den Traum einer europäischen Austauschbibliothek erfüllen: Jeden Monat eine Buchneuerscheinung in allen europäischen Sprachen. Denn Zweck des Wieser Verlags sei es, „eine kulturelle Öffentlichkeit zustande zu bringen, die von selbst nicht entsteht“. Immerhin würden manche Themen in der Literatur des europäischen Ostens oftmals früher behandelt. Jedoch fänden sie zunächst aufgrund der kulturpolitischen Hürden keine Beachtung im westlichen Europa. Laut Wieser dienen uns „Bilder, die in den einzelnen Kulturen gewoben werden, als Erweiterung des eigenen Blickes“. In den letzten Jahren ist Lojze Wieser vermehrt selbst literarisch tätig geworden. Sein Debüt gab er mit „Kochen unter anderen
Sternen. Geschichten von entlegenen Speisen“ beim Czernin Verlag. Darin widmet er sich Kindheitsgeschmäckern: den Speisen seiner Mutter, hervorgebracht von einer Küche des Mangels. Das Kochen zieht sich durch Wiesers Leben, etwa in Form des von ihm präsentierten ORF-Kulinarik-Formats „Der Geschmack Europas“. Bis heute wurden dafür 26 Filme gedreht, 24 davon hat er in preisgekrönten Begleitjournalen festgehalten – Beiträge zur kulturellen Geschmacksarchäologie. Apropos, das Kartoffelpüree ist inzwischen mit Muskatnuss abgeschmeckt, dazu gibt es faschierten Braten. Mahlzeit!
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Sektionschef Tuzzi im Gespräch DER LEGENDÄRE SPITZENBEAMTE IN ROBERT MUSILS „MANN OHNE EIGENSCHAFTEN“, DER EBENSO DEZENT WIE ELEGANT AUS DER WELT RÄUMT, WAS SEINE OBEREN VERBOCKT HABEN, FINDET IN MANFRED MATZKA EINE GEGENWÄRTIGE VERKÖRPERUNG – UND SCHREIBEN KANN ER AUCH NOCH Text: Erich Klein
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anfred Matzka (Jg. 1950), Jurist und Autor, begann seine Beamtenlaufbahn im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes, wechselte ins Innenministerium und war von 1999 bis zu seiner Pensionierung 2015 Leiter der Präsidialsektion im Bundeskanzleramt. Mit „Die Staatskanzlei: 300 Jahre Macht und Intrige am Ballhausplatz“ verfasste er 2017 eine Geschichte seines früheren Arbeitsplatzes; soeben erschien im Brandstätter Verlag deren Fortsetzung „Hofräte, Einflüsterer, SpinDoktoren: 300 Jahre graue Eminenzen am Ballhausplatz“. Der anzeiger traf den Autor am Tag nach dem Wiener Terroranschlag. Herr Matzka, Ihre Reaktion auf den Terroranschlag? Manfred Matzka — Tiefste Betroffenheit und Entsetzen. Ich saß auf der anderen Seite des Schwedenplatzes im Restaurant, das verdunkelt wurde, als man hörte, dass jemand mit Gewehren unterwegs ist. In der
Fotos: Stefan Knittel
eher politischen Runde waren alle entsetzt, dass so etwas in der ruhigen österreichischen Landschaft passiert. Sozialstruktur und Integrationssituation sind bei uns nicht so beschaffen, dass sich in den Vorstädten Gruppierungen bilden und Youngsters in die Innenstadt ziehen, um etwas niederzubrennen. Aber offenbar gibt es an den Rändern Erscheinungen, vor denen niemand mehr gefeit ist. Deshalb muss man schon fragen, in welchen Zeiten wir leben. Ich bin siebzig Jahre alt und hätte mir so etwas vor zwanzig Jahren nicht vorstellen können. Sie wurden 1950 in Waidhofen an der Thaya geboren … Matzka — Ich komme aus Puch bei Waidhofen, einem Dorf mit siebenundvierzig Häusern. Wenn man durch den Wald ging, stieß man an den Eisernen Vorhang, und dort war die Welt zu Ende. Mein Vater war Dorfschullehrer und ich das einzige Kind im Dorf, das aufs Gymnasium ging. Es war eine
sehr ruhige Welt (lacht), was mir eine schöne Kindheit bescherte. Man konnte oft von den Bäumen fallen und hatte viel Zeit, Klavier zu üben. Ich hatte mit siebzehn erstmals ein Taschenbuch in der Hand, auf dem nicht Karl May stand. In einem Fernsehfeature einige Jahre später erzählten zwei Jugendliche, was sie zuletzt gelesen hatten. Einer ein Buch über die letzte Fußballeuropameisterschaft, der andere konnte gar nichts sagen. Ich weiß nicht mehr, welche Zeitungen es beim Greißler in Puch gab – viele werden es nicht gewesen sein. Es gab keine politische Literatur, ’68 fand nicht wirklich statt, auch am Gymnasium gab es keinen politischen Dialog. Das Fortschrittlichste für junge Burschen war der Mittelschüler-Kartell-Verband, dort konnte man immerhin eine Zeitung machen. Man hat ein wenig die Wahl verfolgt, und das war’s dann. Der Weg eines Waldviertler Lehrersohnes führt nicht automatisch zur SPÖ …
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„Als ich im Parlament auf den Abgeordneten Jörg Haider traf, der mich begrüßte und mir auf die Schulter klopfte, schauten alle scheel“ Manfred Matzka
Matzka — Da waren auch einige Brüche dabei, schmerzlich genug. Ich kam vom Land und die Kinder diskutierten in der Stadt Dinge, von denen ich noch nie gehört hatte. Der Weg vom Waldviertel nach Wien in die Studentenorganisationen und in den VSSTÖ, oder der Weg von Puch zum Präsidialchef des Kanzleramts war jedenfalls ein weiter Weg, sehr viel länger als die einhundertzwanzig Kilometer Luftlinie. Ich wollte ursprünglich Musik studieren und bestand auch die Aufnahmsprüfung an der Akademie, kam dann aber zu einem Seminar des Europäischen Forums Alpbach. Diese Veranstaltung war das Wildeste, was ich in meinem Leben erlebt habe: Von völlig verwirrten Maoisten bis zu extrem rechtslastigen Schmiss-Brüdern war da alles. Es ging drunter und drüber, und in der Diskussion über die Schuld am Bürgerkrieg des Jahres 1934 wurde fast gerauft. Mich hat dieses Erlebnis stark politisiert, und da mir beim Bundesheer in Stockerau unendlich fad war, fuhr ich öfter nach Wien
zu jener Gruppe, die das Seminar für das folgende Jahr vorbereiten sollte. Die Linken in dieser Gruppe waren den Rechten argumentativ überlegen, so schloss ich mich den Linken an. Später führte das gelegentlich zu kuriosen Situationen: Als ich im Parlament auf den Abgeordneten Jörg Haider traf, der mich begrüßte und mir auf die Schulter klopfte, schauten alle scheel. (lacht) Haben Sie wie Bundeskanzler Schüssel bei Jazzmessen mitgesungen? Matzka — Ich kann auf andere Erfahrung zurückgreifen: Als mein Vater in den damals noch sehr postfeudalen Strukturen seinen Lehrerposten bekommen hatte, musste er sich auch verpflichten, Orgel zu spielen. Er war total unmusikalisch, so sagte ich mit siebzehn manchmal zu ihm: Vater, ich spiel dir die Messe. Eine wissenschaftliche Karriere hat sie nie interessiert? »
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Matzka — Jein. Ich heuerte zwar unmittelbar nach dem Studium als UniAssistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht an, aber es gab dann doch ein Schwanken zwischen Wissenschaft und Politik. Ich wollte auch eine politische Karriere anstreben, habe aber eine entscheidende Wahl in der Jugendorganisation der Sozialdemokratie verloren. Der Schritt in den Verfassungsdienst war durchaus logisch, wobei es auch persönliche Einflüsse gab. Die damalige Ministerin Hertha Firnberg, die mich als VSSTÖ-Obmann schalt, wenn wir wieder einmal demonstrierten, sagte zu mir: Es hat wenig Sinn, wenn du Aufsätze schreibst und zwei Löcher zum Abheften hineinmachst. Tu, was du dir denkst, in Wirklichkeit und schau dir einmal die Verwaltung an. In Ihrem neuen Buch schreiben Sie über den Moment, in dem Sie dachten, jetzt der Macht ganz nahe zu sein … Matzka — Die Momente, in denen man das Gefühl hat, jetzt habe ich etwas entschieden, sind relativ häufig, weil man es subjektiv so wahrnimmt. Als zum Beispiel Schengen in Kraft trat – ich hatte die Vorverhandlungen geführt, wir fuhren nach Salzburg, und die Grenzbalken wurden aus den Angeln gehoben –, hatte ich wirklich das Gefühl, ohne mich würde das jetzt nicht geschehen. Das heißt nicht, dass ich das reisefreie Europa erfunden habe, die Grenzen wären auch ohne mich aufgegangen. Es gibt in Wirklichkeit keine Monokausalitäten, auch wenn der subjektive Faktor als Gefühl eine gewisse Rolle spielt. Österreichs Schengen-Beitritt wäre damals nicht möglich gewesen, hätte nicht Kanzler Kohl in einer entscheidenden Phase gesagt, ich will, dass die Grenze zwischen Deutschland und Österreich fällt. Wie wichtig aber das persönliche Moment ist, merkt man, wenn Fehler gemacht werden, die sich in der Folge verhängnisvoll weiterentwickeln. Sehr gut nachzulesen in Barbara Tuchmans „Torheit der Regierenden“. Auf der eine Seite große Macht zu haben und andrerseits getrieben zu sein, war auch das Faszinierende beim Schreiben meines Buches über die Hofräte, Spin-Doktoren und Ratgeber: An einzelnen Figuren nachzuzeichnen, wie weit sie Einfluss hatten oder auch nicht – sind es Figuren, die Bedeutung hatten? Ab wann war Ihnen die Bedeutung des Hauses am Ballhausplatz klar? Matzka — Das war schon früher der Fall, in der ersten Zeit im Kanzleramt in den 1980erJahren, als Kreisky dort saß. Das Haus war kein Finanzamt, sondern eine Stelle, von der auch ein bisschen Weltpolitik ausging. Wenn
man die Fahnenständer, hereinmarschierende ausländische Potentaten oder UN-Generalsekretäre sieht, weiß man, das ist mehr als eine Hütte mit Schreibtischen. Als ich nach viel zu langen Jahren im Innenministerium 1999 ins Kanzleramt zurückkehrte, sagte ich mir, du sammelst jetzt Material, vielleicht wird daraus einmal etwas. Die Beschäftigung mit dem Haus kulminierte dann in der Vorbereitung auf das Jubiläum des Wiener Kongresses. Das sollte etwas Großes werden – eine internationale Großveranstaltung mit den Mächten von damals und einer Aufführung von „Fidelio“ am Minoritenplatz.
eine Ein-Schilling-fünfzig-Stempelmarke zahlt, sagt das Einiges aus: nicht nur über die Kaisertreue der Österreicher, sondern auch über die Österreichtreue der Kaiser. Auch ein Kaiser weiß, was eine Stempelmarke ist. Die Sozialdemokratie hat lange an HabsburgKannibalismus laboriert … Matzka — Das Habsburg-Thema hat mich nie interessiert. Mein Zugang zur Geschichte ist ein anderer. Wenn ich von Maria Theresia spreche, dann nicht von der Repräsentantin eines menschenverachtenden Repressionsregimes, in dem etwa religiös Andersden-
„Wahrscheinlich kann nur ein österreichischer Beamter Musil richtig lesen. Das habe ich jetzt so nicht gesagt, aber da ist schon etwas dran“ Manfred Matzka
Die Regierungsspitze nahm meine Planung schmunzelnd zur Kenntnis, dann begann ein Gerangel zwischen Kanzler und Vizekanzler und schließlich kam, was in einer großen Koalition oft geschieht, gar nichts heraus. Ich machte dann Zufallsfunde aus ganz anderen Zeiten. In einem dicken Aktenkonvolut des Verfassungsdienstes tauchte etwa ein A4Zettel mit der Unterschrift „Otto Habsburg“ auf. Es handelte sich um die Erklärung, die er 1963 abgegeben hatte, um wieder einreisen zu dürfen – eine Verzichtserklärung, wenn man so will. Am linken oberen Rand befindet sich eine Ein-Schilling-fünfzig-Stempelmarke. Wenn ein Kaisersohn fürs Abdanken
kende niederkartätscht wurden – diese Dimension kenne ich zwar auch, aber ich kann wenig dazu sagen. Worin ich mich auskenne, das ist die technokratisch-josephinische Dimension. Man findet bei Maria Theresia Elemente, die noch heute Aktualität besitzen, ja sogar zukunftsweisend sein könnten. Ein Lieblingsbeispiel ist die Vermessung Istriens. Als das Landvermessen, das in Österreich seinen Ursprung in der Neunkirchner Allee hat, verbessert werden sollte, entschied man sich unter Maria Theresia für Istrien, der Berg Učka in der Landesmitte war fürs Triangulieren bestens geeignet. Die Vermessung wurde an Private ausgeschrieben, die, wenn
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Kontinent Kinderbuch sie genau arbeiteten, gutes Geld verdienten. Waren sie schlampig, war der Reibach schon geringer. Ein Modell für Public Private Partnership vom Feinsten! Ich beschäftige mich mit Dingen wie der kontinuierlichen Entwicklung der Kanzleiordnung des alten Kaunitz bis zum heutigen elektronischen Aktensystem. Im neuen Hofräte-Buch geht es um die Verwaltung im Lauf von dreihundert Jahren und wie sehr sich die grauen Eminenzen bei aller Unterschiedlichkeit ähneln. Wie gehen Sie mit Franz Kafka um, der in seinem „Schloss“ einen Landvermesser zum Protagonisten macht … Matzka — Kafka kommt von der anderen Seite auf das Thema zu, indem er das Dunkle, Undurchdringliche, Verwirrende und Unlösbare extrem gut herausarbeitet. Ich konzentriere mich auf technokratische Gestaltung, und wie man etwas umsetzt. Ich kenne keine Karte und keinen Kataster, den Kafkas Landvermesser gemacht hätte, was er allerdings auch nicht vorhatte. Seine Lektüre bereitet auch ein wenig Angst. Meine Tradition ist eine der Aufklärung und des Josephinismus, der bei Figuren wie Renner oder Kelsen als sozialdemokratischer Etatismus wieder ins Spiel kommen. Man glaubte daran, dass man mit einer Verfassung eine Gesellschaft ändern könne, und wenn das mit dem Parlament in der richtigen Hand liege, gehe alles zum Guten Wer sind für Sie die „Good Guys“ und die „Bad Cops“ der dreihundertjährigen Geschichte des Ballhausplatzes? Matzka — Die Frage fürchte ich immer, weil ich sie kaum beantworten kann. Sie sind mir alle gleich lieb. (lacht) Ich fange mit dem „Bad Guy“ an, einer doppelköpfigen Hydra: Sektionschef Hecht und Professor Kastner. Ersterer hat 1933/34 entscheidend zum Untergang der österreichischen Demokratie beigetragen. Als brillanter Jurist und voll im Dienst seines „Politruks“, des Ministers Vaugoin, baute Hecht jene Maschine zusammen, die die ganze Rechtsordnung außer Kraft setzte. Die Terminologie „Selbstausschaltung des Parlaments“ stammt ebenso von Sektionschef Hecht wie der Trick mit dem „kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetz“. Den mag ich so wenig wie Professor Kastner, der schon in seiner Jugend ein illegaler Nazi war. 1938 ins Kanzleramt befördert, führte er akribisch die Arisierung der jüdischen Industrie durch. Als „schwerbelastet“ leistete er nach 1945 Zwangsarbeit, wurde dann aber ins Ministerium für Vermögenssicherung gerufen, wo er die Restituierung jener Vermögen durchführte, die er vorher arisiert hatte. In
seiner Autobiografie schrieb er: „Ich habe immer nur dem Staat gedient.“ Er meinte noch, es sei unter den Nazis besonders lustig gewesen, weil tatsächlich geschah, was man sich so ausdachte und anordnete. Das schlägt dem Fass den Boden aus! Und wer waren die positiven Akteure? Matzka — Auch hier gibt es ein Doppel: Der Erste ist Friedrich von Gentz, Sekretär des Wiener Kongresses 1814/15, Kabinettschef von Metternich. Schon als Jugendlicher ein faszinierender Schreiber – seine Pamphlete gegen Napoleon sind unglaublich. Ein Wendehals, der die Französische Revolution erst befürwortet, dann bekämpft und eine Friedensvision für Europa entwickelt hat: Balance, Kooperation und Ausgleich unter den Staaten. Auf sein Konto gehen aber auch die Beschlüsse, in Europa alle revolutionären Bewegungen rigoros zu unterdrücken. Andrerseits fasziniert, dass er ein Hallodri der Extraklasse war, der Geldgeschäfte machte, wo es nur ging. Im Jahr des Wiener Kongresse nahm er sechzigtausend Gulden an Geldgeschenken ein – umgerechnet fast eine Million Euro. Compliance gab es damals noch nicht. Noch mit fünfundsechzig lachte er sich die neunzehnjährige Tänzerin Fanny Elssler an, der er Schriftdeutsch beibrachte. Meine zweite positive Figur ist ein Gegenbeispiel zu Hecht und Kastner – Botschafter Hans Thalberg. Er war ein bescheidener Mensch, Jude, Vertriebener, der 1946 zurückkam und im Außenministerium unter jenen Leuten saß, die vorher für Österreichs verhängnisvollen Weg verantwortlich gewesen waren. Trotzdem findet er sich zurecht, wird Kreisky-Berater, ist im Hintergrund tätig und tritt wieder ins zweite Glied zurück. Auch das ist Österreich und ein österreichischer Bürokrat! Unter Ihren Figuren ist auch Robert Musil, dessen Arbeitsplatz sich kurzfristig am Ballhausplatz befand. Matzka — Natürlich fasziniert mich Musil, „Der Mann ohne Eigenschaften“ ist ein tolles Buch – fast wie von einem Sektionschef geschrieben, was das Grundverständnis für die österreichische Verwaltung und Bürokratie betrifft, auch seine Sicht auf Wien als Kopf des Reiches. Als Hochbürokrat mit fünfunddreißig Jahren Erfahrung liest man es vermutlich auch ganz anders als jemand, der diese Erfahrung nicht hat. Wahrscheinlich kann nur ein österreichischer Beamter Musil richtig lesen. Das habe ich jetzt so nicht gesagt, aber da ist schon etwas dran. (lacht) Vielleicht gilt das in gewisser Weise auch für Heimito von Doderer. Das ist eine Seite der Medaille »
Karin Haller Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at
Eingestöpselt Podcasts sind in aller Ohren, fröhlich berichten die großen Plattformen wie Spotify oder Apple Music über eine ständig wachsende Nachfrage. Dementsprechend wächst auch das Angebot, da kann man schon mal den Überblick verlieren. (Zur Rettung: Deutschlandfunk Kultur sendet einen Podcast über Podcasts.) Es gibt zu praktisch jedem Interessensgebiet etwas zu hören, so nischig kann es gar nicht sein. Natürlich ist auch das Kinderbuch auf den Zug aufgesprungen, mit sehr unterschiedlichen Sendungen in verschiedenster Länge und Qualität. Sie finden primärliterarische Inhalte – Hörspiele, Märchen, Kinderlyrik – ebenso wie Podcasts, die sich der Kinder- und Jugendliteratur an sich widmen, vor allem auch den Kunstschaffenden selbst. Exemplarisch seien hier die buchempfehlende „Kinderbuchtheke“ von Kinderbuchlesen.de, das „Freigeistern“ von Christine Knödler und, Achtung Eigenwerbung, die „Kinderbuchtöne. Gespräche mit KinderbuchautorInnen“ des Instituts für Jugendliteratur genannt. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis des Formats? Seine Multitasking-Freundlichkeit? Die ständige unproblematische Verfügbarkeit? Oder vielleicht sogar, nach einer visuellen Überfütterung, die gesteigerte Sehnsucht nach dem gesprochenen Wort? Wer weiß. Ein Ende des Podcast-Hypes ist jedenfalls vorerst nicht abzusehen. Und jetzt ist ja ohnedies die Jahreszeit, in der man wunderbar am Sofa liegen oder spazieren gehen kann. Gerne auch mit Stöpseln in den Ohren.
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– andrerseits gilt für Musil, Doderer und auch Stefan Zweig, dass sie irgendwo stehen geblieben sind. „Die Welt von Gestern“ ist nicht nur ein Buchtitel, sondern bezieht sich auch auf die Beschäftigung mit der Welt von gestern. Das ist eine lehrreiche Auseinandersetzung mit der Geschichte, die mir in der Beschäftigung mit Blick nach vorne nicht so viel bringt, wenngleich ich es gern lese. In meiner Bibliothek stehen diese Bücher in der Abteilung Vergangenheit – zur Abteilung Zukunft gehören andere. Zum Beispiel welche?
„Ich hätte gern Bücher, die sich durch eine österreichische Sprache von der deutschen unterscheiden. Wir haben sie nicht – schade “ Manfred Matzka
Matzka — Viel aus dem politischen Bereich, Bücher, die sich mit künftigen Tendenzen befassen, aber auch Bücher über die Vergangenheit wie Tuchmans „Torheit der Regierenden“ oder Christopher Clarks „Schlafwandler“ über den Ersten Weltkrieg. Fukuyamas „Ende der Geschichte“ hat sich zwar nicht bewahrheitet, ist aber ein gutes Buch. Ich bedaure, dass in der zeitgenössischen österreichischen Literatur diese Weite der genannten Autoren, aber auch deren sprachliche Eleganz nur noch selten zu finden ist. Ich hätte gern mehr Autoren, die
so gut schreiben können, wie Peter Matic spricht, mit dieser österreichischen Perfektion und mit diesem Hintergrund. Ich hätte gern Bücher, die sich durch eine österreichische Sprache von der deutschen unterscheiden. Wir haben sie nicht – schade. Gibt es zu wenig Österreich-Patriotismus? Matzka — Ich weiß nicht, ob es um Patriotismus geht – in der Sprache haben wir zu wenig Österreich-Patriotismus. Offensichtlich gelingen uns im Bereich der Musik mehr Höchstleistungen als in anderen Bereichen der Kunst. Bei der Malerei muss ich passen – bei der Sprache hatten wir es aber in greifbarer Nähe. Es gibt zeitgenössische Autoren, die mich beeindrucken, aber mehr aufgrund ihrer Gesamtsettings, nicht durch ihre Sprache. Da ist noch Luft nach oben – und ich würde das nicht aus patriotischen Gründen für gut halten, sondern weil es mich überzeugt, weil es schön ist und mich fasziniert. Leider gab es in der sozialdemokratischen Arbeiterkultur irgendwann einen Bruch. Es entstand etwa die Idee, das rote Volkstheater müsse das bessere Burgtheater oder die bessere Josefstadt sein. Besonders deutlich ist das in der Architektur. Wenn es jemand kann, sollte einmal ein Essay über die Wohnsituation sozialdemokratischer Politiker geschrieben werden: Wie schauen deren Häuser und die Einrichtung dieser Häuser aus? Warum schauen Häuser nach 1945 nicht so aus wie die von Adolf Loos komponierten würfelförmigen Einfamilienhäuser, sondern haben diese postfaschistischen Giebel? Im kulturellen Bereich suchte man Zuflucht bei bourgeoisen oder sogar feudalistischen Kulturformen. Ein schönes Beispiel ist das Kanzleramt mit seiner Neugestaltung nach dem Krieg durch Oswald Haerdtl. Matzka — Mit ihm wurde immerhin ein Architekt gefunden, der nicht belastet war. Den Preis dafür hat ein Journalist so charakterisiert: „Linzer Bahnhof mal Neobarock.“ Das Bundeskanzleramt schaut in der Tat so aus. Modern gemacht, aber man erkennt ein bisschen die Reichskanzlei, und dann gibt es im Kanzlertrakt aus den Fünfzigerjahren noch diese unsägliche Vielfalt an Bundesadlern, die dort herumfliegen. Ich glaube sogar, Haerdtl war das bewusst und machte sich darüber auch lustig. Im Marmorecksalon sitzen auf den großen Spiegeln zwei Adler in nicht sehr heraldischer Pose und tratschen miteinander. Im Dienstzimmer des Bundeskanzlers gibt es einen mit Bundesadlern gesäumten Spiegel, die am unteren Rand, gut Wienerisch gesprochen, „oaschhoch“ angeordnet sind; mit den Pürzeln nach oben. «
Bücher von Manfred Matzka Erschienen im Brandstätter Verlag Die Staatskanzlei. 300 Jahre Macht und Intrige am Ballhausplatz (2017) Die Vorgeschichte beginnt geologisch am Ottakringerbach, an dem ab 1717 der Architekt Lukas von Hildebrandt die Geheime Hofkanzlei errichtet. Von Wenzel Anton Graf von Kaunitz-Rietberg als Staatskanzler der Maria Theresia spannt sich der Bogen über Fürst Metternich bis zum Ultimatum an Serbien und zu Kaiser Karls Abdankung. Nach zweihundert Jahren Aristokratie kommt der Marxist Otto Bauer auf den Ballhausplatz. Es folgen Austrofaschismus, die Ermordung von Kanzler Dollfuss, Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg, Wiederaufbau und zuletzt die Kanzlerdemokratie. Ein Buch für gelernte Österreicher. Mein Istrien-Kochbuch (2019) Die Matzkas besitzen zwischen Kvarner-Bucht und Karst ein altes Steinhaus. Ehefrau Anica Matzka-Dojder verrät 70 istrische Lieblingsrezepte, Manfred Matzka steuert Geschichten über Kultur, Kulinarik und Landschaft bei. Hofräte, Einflüsterer, Spin-Doktoren. 300 Jahre graue Eminenzen am Ballhausplatz (2020) Am Anfang standen der hagere Sonnenfels oder der brillante Friedrich von Gentz als graue Eminenzen in direkter Nähe zu Österreichs Herrschern. Nach Kakaniens Untergang schrieb der Rechtsprofessor Hans Kelsen für die Republik jene Verfassung, die jüngst zu tagespolitischen Ehren ob ihrer „Schönheit“ kam. Die dreihundert Jahre umfassende Erzählung über Politikberater führt über gestresste Kreisky-Sekretäre herauf bis zu den Einsagern von Schüssel, Gusenbauer, Faymann, Kern und gegenwärtigen Spin-Doktoren. Mit umfassendem Wissen über Amt und Macht und untrüglichem Blick in die Tiefen der Zeit wird das Innenleben des Staates geschildert, wobei der Insider zu bedenken gibt: „Auch ich habe in meinem Bestreben, dort etwas beizutragen, wo die Entscheidungen ,wirklich‘ fallen, feststellen müssen: Immer dann, wenn ich geglaubt habe, an genau diesem mystischen Ort angelangt zu sein, war die Stelle, an der tatsächlich die Entscheidungen getroffen wurden, wieder woanders.“
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– Kurz vor Schluss – Gastkommentar
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„Auch wenn wir unsere Kundinnen und Kunden etwas seltener von Angesicht zu Angesicht sehen, muss das nicht die Sicht auf sie verstellen“
Sauerteigbrot und Pioniergeist Warum es gerade jetzt wichtig ist, seine Kundinnen und Kunden auch online besser zu verstehen Text: David Bongard
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ieles war in den letzten Monaten anders und wird es – zumindest auf absehbare Zeit – wohl auch bleiben. Der gewohnte Bewegungsradius ist geschrumpft und damit im Buchhandel auch der Absatz der Reiseliteratur. Dafür haben zahlreiche Österreicherinnen und Österreicher die Attraktivität des wortwörtlich Naheliegenden wiederentdeckt. Für viele ist das eigene Zuhause zeitweise zum alleinigen Mittelpunkt des Lebens geworden. Wieder Zeit zu finden, um zu kochen, zu backen und gemeinsam mit der Familie zu genießen, kann in Krisenzeiten ein wertvoller Beitrag zur inneren Ruhe sein. Anhand der gestiegenen Zugriffszahlen auf Foodblogs und Rezeptwebsites kann man diesen Trend online gut nachvollziehen. Auch in meinem eigenen Bekanntenkreis hat die Begeisterung für selbst gebackene Sauerteigbrote zum Teil erstaunliche Ausmaße angenommen.
Es war aber nicht alles nur Rückbesinnung auf „gute alte Werte“ in diesem Frühjahr. Was den ersten Lockdown anders gemacht hat als die Pandemie-Maßnahmen vergangener Generationen, ist, dass er nicht zu einer totalen Isolation geführt hat. Das Social Distancing wurde, dank unserer technischen Möglichkeiten, zu einer kleinen sozialen und digitalen Transformation. Digitalisierung, nicht als abstraktes Zukunftskonzept, sondern als real gelebter Alltag. Geschäftliche und private Videokonferenzen, der regelmäßige Besuch von Onlinekursen und Webinaren, Click-&-Collect-Einkäufe beim Supermarkt oder in der Buchhandlung am Eck – ab jetzt ist das alles ganz normal. Auch der Buchhandel hat viel kreatives Potenzial freigesetzt: individuelle Buchempfehlungen per E-Mail oder WhatsApp, Lesungen als Livestream, unkomplizierte Bestellmöglichkeiten auch ohne Webshop, tägliche
Zustellung mit Lastenrad und Schutzmaske. Hut ab vor so viel Einsatz und Pioniergeist! Nachteile bringen die neuen Ansätze freilich auch mit sich: Sie sind aufwendig und kostenintensiv, was sich auch durch geschrumpfte Gewinnspannen zeigt. Jetzt gilt es, die neuen Marketing- und Vertriebsmethoden zu optimieren. Hier kann insbesondere der Onlinebereich seine Stärken voll ausspielen. Auf Webpräsenzen und Onlinemarketing-Kanälen ist meist eine nahezu lückenlose Erfolgsmessung möglich. Richtig gehandhabt, lassen sich damit Streuverluste im Marketing reduzieren und die Verkaufszahlen gezielt steigern. Auch wenn wir unsere Kundinnen und Kunden noch eine Weile etwas seltener von Angesicht zu Angesicht sehen, muss das nicht die Sicht auf sie verstellen. Das Wissen, welches Facebook-Posting zu den meisten Interaktionen führte oder was die am häufigsten gelesenen Buchempfehlungen sind, gibt uns einen indirekten, aber wertvollen Einblick in das Denken und Fühlen unserer Zielgruppen. In meinen Augen eine entscheidende Grundlage, um aus den aus der Not geborenen Einzelaktionen systematische und nachhaltige Onlinemarketing-Strategien aufzubauen. Wer bald damit startet, profitiert nicht nur im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft, sondern schafft sich eine gesunde Basis für die digitale Welt nach der Pandemie.
David Bongard ist Leiter der Agentur Resonanz Digital und berät Buchhandlungen und Verlage zu Onlinemarketing und zielgruppengerechter Webkonzeption
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– Aktuell –
„Ich habe mich nie unsicher gefühlt“ Ein Terroranschlag in der Wiener Innenstadt brachte unerwartetes Chaos in den Vorabend des neuen Lockdowns. Susanne Remmer und Franz Lindl von den Buchhandlungen rund um den Tatort haben mit dem anzeiger über ihre Erlebnisse gesprochen
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in solches Erlebnis muss erst einmal verarbeitet werden. Das war dann auch die oberste Devise nach dem Anschlag. Sicherstellen, dass es allen gut geht, dass jede und jeder unserer Angestellten einen Weg hat, mit dem Geschehen umzugehen. Franz Lindl, Auch wir haben in der Wollzeile erst wieder Filialleiter am Mittwoch aufgemacht. In den ersten Tagen Morawa Wollzeile nach dem Anschlag kamen weniger Stammkunden als üblich, auch die Laufkundschaft hat sich eher zurückgehalten. Generell waren weniger Menschen in der Innenstadt. Bei vielen, die in die Buchhandlung gekommen sind, war die Stimmung angespannt. Viele konnten nicht verstehen, warum wir der Bitte der Bundesregierung nachgekommen sind und das Geschäft am Tag nach dem Anschlag geschlossen hielten. Die Reaktion war schon erstaunlich. Es hat dann auch bis zum Montag eine Woche später gedauert, bis sich der Normalbetrieb wieder eingestellt hat.
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rst habe ich nur Sirenen gehört und Menschen wegrennen sehen, ohne zu ahnen, was genau los ist. Ich war auch gerade erst selber von einem Büchertisch in unsere Buchhandlung am Lichtensteg zurückgekehrt. Obwohl die Buchhandlung so nah am Ort des Geschehens Susanne Remmer, ist, habe ich erst nach und nach realisiert, was Inhaberin Buchda eigentlich vor der Tür passiert. Doch ich habe mich während des gesamten Abends nie unsihandlung Leo cher gefühlt, nur traurig und wütend. Ich habe die Lichter abgedreht und mich in unser Obergeschoß zurückgezogen. Als sich abzeichnete, dass es noch länger dauern würde, habe ich im Hotel gegenüber angerufen und ein Zimmer bekommen. Da ich am nächsten Morgen so nah am Geschäft war, bin ich direkt wieder hingegangen. Eine Hand voll Stammkunden aus der Gegend ist über den Tag verteilt vorbeigekommen, auch eine unserer Mitarbeiterinnen. Wir hatten Lieferungen auszupacken, was irgendwie tröstlich und ablenkend war. Erst am Mittwoch hatten wir wieder normal geöffnet. Viele haben sich nach uns erkundigt. Aber vor allem wurden viele Bücher gekauft. Es hat sich gezeigt, was auch mit der Pandemie deutlich wurde: Bücher sind Lebensmittel.
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SOEBEN ERSCHIENEN Neu herausgegeben Ein halbes Jahrhundert nach Erscheinen der ersten Historischkritischen Ausgabe liegt nun ein von Hans Weichselbaum überarbeiteter und aktualisierter Band mit den Dichtungen und Briefen Georg Trakls vor. Er ist nicht nur eine zeitgemäße Ergänzung zu den früheren Editionen, sondern macht auch erstmals bisher unbekannte Texte des Lyrikers, die in den letzten Jahren gefunden wurden, leicht zugänglich.
Georg Trakl Dichtungen und Briefe (Hrsg. Hans Weichselbaum) 620 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag € 39,– (E-Book: € 30,-) ISBN 978-3-7013-1282-5
Fragen unserer Zeit Ein weit gespanntes Panorama einer Familien- und Zeitgeschichte über mehrere Jahrzehnte und eine vielstimmig erzählte Geschichte von Krieg und trügerischem Frieden, neuen Lebensentwürfen in der Fremde und vom Heimkommen.
Brita Steinwendtner Gesicht im blinden Spiegel Roman | 371 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag € 25,– (E-Book: € 20,-) ISBN 978-3-7013-1279-5
Die Macht der Wörter Ein poetischer und bildstarker Roman über die Schatten der Geschichte im Alpe-Adria-Raum und Kärnten und Friaul als vielfach „geschüttelte“ Grenzregion, das Spiel mit der Sprache und seelische Widerstandskräfte mitten im Chaos.
Ursula Wiegele Arigato Roman | 195 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag € 22,– (E-Book: € 18,-) ISBN 978-3-7013-1280-1
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Ein Gedankenexperiment Was passiert, wenn die Grezen zu bleiben? In einer bildreichen, teils expressiven Sprache erzählt Christian Lorenz Müller von einem Mann, der sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, um zurück zu sich selbst zu finden.
Christian Lorenz Müller Unerhörte Nachrichten Roman | 357 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag € 25,– (E-Book: € 20,-) ISBN 978-3-7013-1281-8
OT TO MÜL L ER V ERL AG