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anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Gewinnspiel: Büchergutscheine im Wert von € 100,–

Webshops und Community

Schließlich das Meisterwerk

Wie Branchenunternehmen voriges Jahr in der Krise lernen und von der Digitalförderung profitieren konnten

Monika Helfer wollte schon mit zwölf Schriftstellerin werden. Über ihren Weg, ihr Werk und die eigene Familiengeschichte

„Andò garantiert Spannung und Düsternis in einem Roman von großer Poesie.“ Il Sole 24 Ore

Wien · Bozen | www.folioverlag.com

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ISBN 978-3-85256-826-3 · Gebunden mit Schutzumschlag · 231 S. · € [D/A/I] 22,– Erstverkaufstag: 23. Februar 2021 · auch als E-Book erhältlich

Ö ST E R R E I C H I S C H E P O ST AG F I R M E N Z E I T U N G / G Z 02Z030877 M / 156. JA H RGA N G

Eine unbedachte Tat kettet einen Straßenjungen und einen Musikprofessor in einer unauflösbaren Schicksalsgemeinschaft aneinander.

Foto: Lia Pasqualino

Im Neapel der Camorra

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EVA SCHMIDT

Die

WELT

GEGENüber Er z ä h l u n g e n

„Es ist die betörende Nüchternheit und luzide Genauigkeit ihrer Sätze, die mich an dieser Autorin begeistern.“ ROBERT SCHNEIDER

22,-, gebunden, ET: 26.2.2021 978-3-99027-250-3

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Wandern mit Mehrwert – 155. Jahrgang –

„Die Rettung ist trotz der Chancen der Digitalisierung die analoge zwischenmenschliche Begegnung“

Mit en Gutschein n v rt e im W o € 90,–

F

ebruar! Die momentane Bewegungslosigkeit führt irgendwie zu Wahrnehmungsstörungen der Zeit. Aber hallo: Es ist schon wieder Februar! Es fehlen ganz einfach die Ereignisse. So wie das erste große des heurigen Jahres, die Leipziger Buchmesse. Kaum war sie zum Greifen nahe da, war sie auch schon wieder weg. In der Planung aus Sicherheitsgründen auf Mai verschoben, leider dann im Jänner abgesagt. Das ist frustrierend. Für die Branche, aber natürlich auch besonders für die Mitarbeiter*innen des Veranstalters.

Anni und Alois Pötz Grenzenlos ge(h)mütlich Genusswanderungen und Ausflugsziele zwischen Steiermark und Slowenien Erleben Sie das unvergleichliche Flair der südlichen Steiermark und der Stajerska, wie ihre Fortsetzung in Slowenien heißt. ISBN 978-3-7025-1011-4, € 24,–

F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H

Mit dem Team der Leipziger Buchmesse gibt es momentan dennoch eine hohe Interaktion, denn Österreich wird Gastland auf der Leipziger Buchmesse, und der HVB darf die Gesamtorganisation dieses Projektes abwickeln. Eine Aufgabe, auf die wir uns unglaublich freuen. Zuletzt war Österreich auf der Frankfurter Buchmesse 1995 Gastland, auch damals war der HVB mit der Organisation betraut. Organisation ist etwas, das dem HVB liegt. Nicht nur durch die konstanten Projekte, wie z. B. die Durchführung einer Vielzahl von Österreichischen Buchpreisen oder der Buch Wien, auch bei Einmal-Aufgaben, wie dem Projekt „Digitalförderung der österreichischen Buchbranche“, konnte sich der HVB beweisen. Im Heft ab der Seite 11 gehen wir darauf ein, was einzelne Teilnehmer*innen der Buchbranche mit den Förderungen machten, um digital fit zu sein. Im digitalen Verkauf hat sich jedenfalls der Buchhandel als sehr fit bewiesen: 200 % Umsatzsteigerung bei den Onlineverkäufen des österreichischen Buchhandels! Das ging für viele an die Grenzen des Leistungsvermögens, hat aber auch hoffentlich einiges gerettet. Die Rettung, die wir uns momentan alle wünschen, ist trotz der Chancen der Digitalisierung dennoch die analoge zwischenmenschliche Begegnung. Im Buchhandel, in den Verlagen, bei den Auslieferungen, den Verlagsvertreter*innen und den Antiquariaten, bei den Messen und den Zusammenkünften. Ja, diese Zeit wird wiederkommen, bitte halten Sie durch und bleiben Sie wohlauf und gesund.

Gustav Soucek HVB-Geschäftsführer

Die große Sehnsucht

Alfred Berghammer Ich will nochmal! Wieder auf dem Jakobsweg Jakobsweg, die Zweite – Mehr als zehn Jahre später sollte es nun der Camino Francés von den französischen Pyrenäen über Burgos und León nach Santiago sein. Ein faszinierender Erlebnisbericht. ISBN 978-3-7025-1012-1, € 19,95 Kombipaket mit Reise-Tagebuch eines Pilgers ISBN 978-3-7025-1014-5, € 39,–

Lesen Sie uns kennen. anzeiger / 3

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– Inhalt –

„Wer kennt die Neuerscheinungen und Vorlieben der Leser*innen am besten?“

W

er kennt die Neuerscheinungen und Vorlieben der Leser*innen am besten, haben wir uns gefragt. In unserem neu aufgebauten Schwerpunkt sprechen vier Buchhändler*innen über aktuelle Kinder- und Jugendbücher, Trends und Diversität. Für „Aus der Branche“ teilt Hildegard Gärtner ihre Überzeugung, dass Teamarbeit und Teamstärkung in Zukunft unerlässlich sein werden. Wir haben uns für „Essenziell“ angesehen, wie das letzte Jahr die Digitalisierung in der Branche vorangetrieben hat und welche Projekte in Planung sind. Und Monika Helfer erzählt, warum sie erst jetzt über ihre Familie schreibt.

Wie kleinere und größere Branchenunternehmen im letzten Jahr in der Krise lernen und von der Digitalförderung profitieren konnten

KURZ GESAGT

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Prädikat unterstützenswert Wie die Corona-Hilfen in der Buchbranche greifen

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KLASSIKER Neu entdeckt George Orwell

HVB-MITGLIEDER Chefredakteurin anzeiger

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IMPRESSUM Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at Aboverwaltung: Paula Fabiankowitsch, DW 12, fabiankowitsch@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Teresa Preis, DW 812 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag

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WISSENSWERT Kurzmeldungen Ö1 Buch des Monats, Verlagsförderung, Deutscher Buchpreis, Buch Wien, Mittendrin, Preisausschreibungen, Personalia, Leipziger Buchmesse, Wissenschaftsbuch des Jahres

ESSENZIELL Webshops, Werbung und Community Digitalisierung

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SCHWERPUNKT Wassermänner mit viel Zeit, altbekannte Teddys und singende Bären Neue Kinder- und Jugendbücher Aus der Branche Hildegard Gärtner

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Michael Hlatky Verlagshaus der Ärzte Gerhard Bauer facultas Dombuchhandlung Eva Maria Ribitsch-Solar Buchhandlung Ribitsch-Solar Jürgen Fetzer Antiquariat Jürgen Fetzer

SELBSTREDEND Monika Helfer Im Gespräch Kontinent Kinderbuch Jahresringe

KURZ VOR SCHLUSS Gastkommentar Klaus Kastberger

STANDARDS 8 Titelschutz 24 Monatsbestseller 27 Gewinnspiel

F O T O : N I N I T S C H AV O L L , I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L

Teresa Preis

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– Kurz gesagt –

Prädikat unterstützenswert WIE DIE CORONA-HILFEN IN DER BUCHBRANCHE GREIFEN

Der Tropfen auf den heißen Stein Dass die Bundesregierung den kleinstrukturierten Buchhandel als wichtigen geistigen und kulturellen Nahversorger nicht als systemrelevant erkannt hat, war wenig überraschend. Speziell für die überschaubare Anzahl der Verlagsvertretungen gab und gibt Bernhard es natürlich keine eigenen staatlichen Spiessberger, Förderungen, meine beiden MitarbeiteVerlagskontor und rinnen waren aber im ersten Lockdown Vorsitzender des in Kurzarbeit. Das hat recht gut funktiÖsterreichischen oniert, unbürokratisch war die AntragVerlagsvertreterstellung allerdings nicht. Von einigen verbandes meiner Kund*innen weiß ich, dass sie Förderungen für Mitarbeiter*innen, Fixkosten und Umsatzentgang bekommen haben, was für einige nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein war – hier spielen verschieden Faktoren wie die Größe und Lage der Buchhandlung eine Rolle. Viele meiner Kund*innen hingegen sind seit Beginn der Pandemie extrem beschäftigt und konnten somit Schlimmstes verhindern, wieder andere der kleinen, unabhängigen Buchhandlungen hatten sogar Umsatzzuwächse. Mit wie vielen zusätzlichen Arbeitsstunden diese erreicht wurden, ist allerdings wohl vorstellbar.

F O T O S : R E S I D E N Z V E R L A G , C H R I S T O P H E R M AV R I C , J O S E P H K R P E L A N

Notwendig und hilfreich Natürlich sind und waren in diesen Krisenmonaten die erhöhte Verlagsförderung, die zusätzliche Vertriebsförderung vom Bundesministerium und Sonderförderung der Literar Mechana tatsächlich sehr notwendig und hilfreich. Die Verlagsbranche hat aber immer noch eine ziemliche DurststreClaudia cke vor sich, da der stationäre Handel Romeder, in Deutschland geschlossen ist, und Residenz Verlag was die Öffnung in Österreich mit den neuen Regelungen bringt, werden wir sehen. Die Stimmung der Buchhändler*innen ist desperat, sie sind vorsichtig in ihrem Einkaufsverhalten. Umso mehr schätzen wir das besondere Engagement der Buchhandlungen, die mit neuen Verkaufswegen von Online- und Tele-Bestellungen über Packerl-zur-Post-Schleppen und Aufbau von Abholstationen großartigen Einsatz zeigen.

Zusammenhalt von allen Seiten Trotz Lockdown und Einschränkungen konnte ich weiterarbeiten, da mich sowohl die Stammkund*innen unterstützt haben als auch viele neue Kund*innen, die das Grätzel neu entdeckt haben. Die Unterstützung der Nachbarschaft war ein ganz wichtiger Punkt, ohne den ich das letzte Jahr Romana Ledl, nicht geschafft hätte. Ich habe seit SomBuchcafé Melange mer auch einen Onlineshop, da ich davon ausgegangen bin, dass der Herbst/Winter noch einmal Zugangsbeschränkungen mit sich bringen würde. Rückblickend bin ich darüber sehr froh. Auch wenn es Zeit und natürlich Geld erfordert, hat sich das auf jeden Fall gelohnt. Die Digitalförderung sehe ich als einen guten Schritt in die richtige Richtung, so kann ich meine Onlinekommunikation ausbauen und professionalisieren. Alle Förderungen waren sehr hilfreich für mich: Die Mehrwertsteuersenkung auf fünf Prozent, Umsatzersatz oder die Digitalisierungsförderung. Ich fühle mich von vielen Seiten unterstützt, und das schätze ich sehr.

„Alle Förderungen waren sehr hilfreich für mich: Die Mehrwertsteuersenkung auf 5 Prozent, Umsatzersatz oder die Digitalförderung“ Romana Ledl

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– Wissenswert –

Ö1 Buch des Monats

Das Ö1 Buch des Monats im Jänner

Andrea Mayer kündigte eine Erhöhung der Verlagsförderung bis auf Weiteres an

3 Millionen: Verlagsförderung erhöht Die Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat eine Erhöhung der Verlagsförderung angekündigt. Statt der bisherigen 2,2 Millionen Euro werden beginnend mit 2021 nun insgesamt drei Millionen Euro ausgeschüttet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Bereichen Werbung und Vertrieb. Schon im Jahr 2020 hatte es durch die Corona-Hilfen von 800.000 Euro eine De-facto-Förderung von drei Millionen Euro gegeben, die nun aber zementiert wird. Mayer begründete die Erhöhung unter anderem mit dem Ausfall von österreichischen und deutschen Buchmessen, welche den Verlagen wichtige Foren genommen hätten. Darüber hinaus fügte sie hinzu:

„Die ausgeweitete Verlagsförderung gibt den Verlagen mehr Möglichkeiten bei der Werbung, verbessert ihre Position am Markt, erhöht die Planungssicherheit und beschert den einzelnen Verlagen ein Plus von 20 Prozent und mehr, gerechnet auf die Jahresförderungssumme.“ Als Teil der Erhöhung wird auch der Vergabeprozess adaptiert. So sollen die Mittel nun in vier Tranchen vergeben werden, sodass für jede Förderung auch Mittel für Werbung und Vertrieb zuerkannt werden können. Grundlage für die Verlagsförderung bleibeweiterhin die Qualität der Verlagsprogramme und die Professionalität der Arbeit des Verlages, hieß es.

Jury verkündet

Anmeldung zur Buch Wien 21

Die Jury für den Deutschen Buchpreis 2021 steht fest: Knut Cordsen (Kulturredakteur, Bayerischer Rundfunk), Bettina Fischer (Leiterin Literaturhaus Köln), Anja Johannsen (Leiterin Literarisches Zentrum Göttingen), Richard Kämmerlings (Literarischer Korrespondent, Die Welt), Sandra Kegel (Ressortleiterin Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Zeitung), Beate Scherzer (Buchhändlerin, Proust Wörter + Töne) und die gebürtige Grazerin Anne-Catherine Simon (FeuilletonRedakteurin, Die Presse). Bucheinreichungen sind noch bis zum 26. März möglich. Die Preisverleihung findet am 18. Oktober statt.

Das wichtigste Ereignis der österreichischen Buchbranche findet vom 10. bis 14. November mit Hunderten ausstellenden Verlagen statt: Auf der Buch Wien erwarten Besucher*innen neben Tausenden Neuerscheinungen auch Veranstaltungen, Bühnengespräche, Podiumsdiskussionen, Lesungen und Vorträge mit deutschsprachigen und internationalen Autor*innen. Ab sofort und noch bis zum 30. April ist die Anmeldung für Aussteller auf der Buch Wien 21 zum Frühbucherbonus möglich. Alle weiterführenden Informationen dazu finden Sie auf www.buchwien.at.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat.

–28,8% –35,1% +9,7% Umsatz

Absatz

Preis

Weitere Marktdaten zur österreichischen Buchbranche liegen für HVB-Mitglieder exklusiv monatlich dem anzeiger bei.

Erhebung: Media Control im Auftrag des HVB.

Marktdaten Jänner 2021

100 % Kostenrückerstattung und Sicherheit für Aussteller auf der Buch Wien garantiert

FOTOS: ISTO CK, URSULA HU MMEL-B ERGER, PICUS VERLAG, FOTO SCH ROECK/O.FREUDENTHALER, LEI PZIGER MESSE/JÖRG SI NGER≠

Ove Ditlevsens „Die Kopenhagen-Trilogie“, bestehend aus den Teilen „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ (Aufbau), ist das Ö1 Buch des Monats im Februar. Die Autorin zählt zu den bekanntesten Schriftsteller*innen des Landes. Das Werk sei „neben Sylvia Plaths ‚Die Glasglocke‘ der aufrichtigste, sich selbst gegenüber schonungsloseste und in der Beschreibung des persönlichen Scheiterns klarsichtigste Bericht eines Frauenlebens in der Mitte des 20. Jahrhunderts“, so die Jury. Das Ö1 Buch des Monats ist eine exklusive Aktion für HVB-Buchhandlungen in Kooperation mit dem Radiosender Ö1. Der Siegertitel wird monatlich von der „Ex Libris“-Redaktion ausgewählt und in der Sendung besprochen.

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F O T O S : P E T E R S E N , P R I VA T, F R A N C I S G I A C O B E T T E

– Wissenswert –

Von der Werbeausgabe zum fixen Standbein Der dritte Lockdown (nach Weihnachten) gestaltet sich ein wenig gemütlicher Ulrike Schachinger, als seine beiden VorBuchhandlung Schachinger gänger – dafür aber auch finanziell herausfordernder. Seit dem Frühjahr sind zu den treuen Stammkund*innen viele neue (Online-)Kund*innen dazugekommen und auch geblieben, der Webshop hat sich von einer reinen Werbeausgabe zum unentbehrlichen Standbein gemausert. Als EPU macht mir schön langsam die Einsamkeit zu schaffen, es ergeben sich aber doch immer wieder Gespräche mit Kund*innen beim Abholen an der Tür. Und die ersten Vertretertermine stehen an – eine Ahnung von Frühling und davon, dass es irgendwie weitergeht …

Die nächste Phase bringt Ideen Mittendrin. Mitarbeiter*innen erzählen Vorfreude auf die Zukunft Mittlerweile haben wir eine Routine, was die Organisation und Abwicklung während des LockKatharina downs betrifft. Uns Huchler, Buchhändler*innen Buchhandlung geht allen ab, Bücher Brunner Höchst zu empfehlen und zu beraten und damit auch Zusatzverkäufe zu generieren. Das ist via Webshop und Telefon zwar möglich, aber leider nur beschränkt. Wir freuen uns auf jeden Fall auf die Zukunft, wenn wir wieder persönlich für unsere Kund*innen da sein können!

In Ruhe auf Ideen stoßen Der Lockdown ist gut, um in Ruhe zu arbeiten und noch klarer zu analysieren, was ohnehin schon lange Lois offensichtlich war: Lammerhuber, Die Vertriebssituation Edition für Bücher hat sich Lammerhuber ökonomisch immer mehr zu Lasten der Verlage verschoben. Das hat uns dazu gebracht, mit einigen der besten National Geographic-Fotografen eine neue Produktlinie mit Direktvertrieb aufzubauen. Unser erstes Produkt: „WILD“ von Michael Nichols, das fast schon ausverkauft ist, siehe www.booksforfriends. photo – so könnte die Buchzukunft der Edition Lammerhuber ausschauen. Und sie wird eine gute sein.

Hier ist die Literatur!

Roman 448 Seiten. Gebunden. € 24,70 [A] ISBN 978-3-89561-410-1

Roman 184 Seiten. Gebunden. € 20,60 [A] ISBN 978-3-89561-456-9

Roman 224 Seiten. Gebunden. € 22,70 [A] ISBN 978-3-89561-283-1

Roman 496 Seiten. Gebunden. € 26,80 [A] ISBN 978-3-89561-168-1

»Ein überragender Roman, der an Tolstoi, Dickens und Titanic denken lässt.«

Das Herz des Hais ist eine der großartigsten Liebesgeschichten.

Ein Buch der Kindheit, des Erinnerns und ein Buch des Erwachsenwerdens, wie es in der deutschsprachigen Literatur bislang keines gibt.

Amy Waldman hält unserer Gesellschaft und ihrem Umgang mit anderen Kulturen den Spiegel vor.

Thomas Andre, Hamburger Abendblatt

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Schöffling & Co. 16.02.21 11:41


– Wissenswert –

Start der Ausschreibungen Ab sofort und noch bis 28. Februar laufen die Einreichfristen Sowohl der Österreichische Buchhand- Berechtigt zur Einreichung sind Verlage, lungspreis als auch der Wettbewerb Die Druckereien sowie Gestalter*innen mit einer schönsten Bücher Österreichs finden in die- österreichischen Firmenadresse wie auch sem Jahr wieder statt. Beide Preise werden Privatpersonen mit österreichischem Wohnvom Hauptverband des Österreichischen sitz und herausgebende Institutionen mit Buchhandes (HVB) ausgerichtet und vom österreichischer Firmenadresse. Für die einBundesministerium für Kunst, Kultur, öf- gereichten Werke müssen mindestens zwei fentlichen Dienst und Sport (BMKOES) un- der drei folgenden Kriterien erfüllt sein: terstützt. Zudem gehören PERGRAPHICA®, das Premium-Designpapier von Mondi, Das Buch wurde von einem und Buch Theiss zu den Förderern der • österreichischen Verlag veröffentlicht schönsten Bücher Österreichs. bzw. von einer österreichischen Zur Einreichung für Die schönsten BüInstitution herausgegeben. cher Österreichs 2020 sind alle in Buchform Das Buch wurde in Österreich gestaltet. erschienenen Veröffentlichungen zugelas- • Das Buch wurde in Österreich gedruckt. sen, die zwischen dem 1. Jänner 2020 und • dem 31. Dezember 2020 publiziert wurden. Insgesamt fünfzehn Werke in sechs Kategorien werden dann von einer Fachjury aus- Die Einreichfrist endet am 28. Februar 2021. gewählt. Drei dieser ausgezeichneten Werke Einreichungen können ausschließlich unter erhalten einen Staatspreis über jeweils 3.000 folgender Adresse vorgenommen werden: www.schoenstebuecher.at/anmeldung Euro.

Titelschutzmeldungen Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Isabel Huber unter huber@ hvb.at. Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur € 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–. Isabel Huber berät Sie gern unter huber@hvb.at, Tel. 01/512 15 35 DW 14. (*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Ebenfalls am 28. Februar endet die Einreichfrist für den Österreichischen Buchhandlungspreis 2021. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert, wobei jede der fünf Gewinner-Buchhandlungen 10.000 Euro erhält. Berücksichtigt werden dabei Buchhandlungen, die ihren Sitz in Österreich haben. Zudem sollten die Buchhandlungen inhabergeführt und unabhängig sein, ein literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten und innovative Geschäftsmodelle verfolgen beziehungsweise sich im Bereich der Leseund Literaturförderung engagieren. Die Jury, bestehend aus Verlagsvertreter*innen, Autor*innen und Journalist*innen, wählt die fünf Buchhandlungen des Jahres aus. Auch in diesem Fall können Einreichungen ausschließlich online vorgenommen werden. Das Onlineformular und alle weiteren Informationen finden Sie ab sofort unter: www.oesterreichischer-buchhandlungspreis.at

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, falls die Titel bereits geschützt sind, oder falls durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Ich liebe Frauen in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Mitgift Verlag Adam-Betz-Gasse 34/2/1, 1220 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: DAS FFREE PRINZIP Finanzielle Freiheit erleben … in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Mitgift Verlag Adam-Betz-Gasse 34/2/1, 1220 Wien, Österreich

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Leipzig ohne Buchmesse

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Personalia Tanja Raich hat mit Mitte Jänner die Kinderbuchund Literaturprogrammleitung im Leykam Verlag übernommen. Zuletzt war sie Programmleiterin der von ihr mitbegründeten Literaturreihe bei Kremayr & Scheriau.

Die sowieso schon in den Mai verschobene Leipziger Buchmesse 2021 ist in ihrer klassischen Form abgesagt worden. Eigentlich hätte die Messe vom 27. bis 30. Mai stattfinden sollen. Laut dem Geschäftsführer der Leipziger Messe, Martin Buhl-Wagner, könnte eine Veranstaltung mit mehr als 100.000 Gästen jedoch angesichts der aktuellen Rechtslage und unter Gewährleistung der Gesundheit nicht in der gewohnten Form stattfinden. Stattdessen soll es virtuelle Veranstaltungen – und abhängig von der Situation im Mai – auch einige Präsenzveranstaltungen mit Publikum geben. Denn das Thema der Veranstaltungsreihe ist die Begegnung. „Unser Fokus liegt auf Sichtbarkeit. Wir wollen trotz herausfordernden Bedingungen Literat*innen und Lesefans zusammenbringen“, so Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. Im kommenden Jahr ist die Messe wieder im März geplant.

Tanja Messerli, die seit dem 1. August 2020 den Schweizer Buchhändlerund Verleger-Verband (SBVV) interimistisch geleitet hat, ist als offizielle Geschäftsführerin des Verbands bestätigt worden.

Ihr Partner für den Buchdruck

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Die vier Wissenschaftsbücher des Jahres

Wissenschaft In insgesamt vier Kategorien wurde der Preis für das Wissenschaftsbuch des Jahres verliehen. Die Siegerbücher: Thomas Hofmann mit „Abenteuer Wissenschaft. Forschungsreisende zwischen Alpen, Orient und Polarmeer“ (Böhlau), Martin Hartmann mit „Vertrauen. Die unsichtbare Macht“ (S. Fischer), Martin Schröder mit „Wann sind wir wirklich zufrieden?“ (C. Bertelsmann) und Nikola Kucharska mit„Ausgestorben. Das Buch der verschwundenen Tiere“ (Ravensburger).

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Digitalförderung Wie viel? Insgesamt 250.000 Euro als direkte Förderung für digitale Projekte der Buchbranche. Für wen? 65 Unternehmen profitierten von Fördersummen bis zu 5.000 Euro. Davon 29 Buchhandlungen, 28 Verlage, 5 Antiquariate und 3 Verlagsvertretungen. Woher? Initiiert und organisiert vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB), bereitgestellt vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKOES).

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– Essenziell – Digitalisierung

Webshops, Werbung und Community WIE KLEINERE UND GRÖSSERE BRANCHENUNTERNEHMEN IM LETZTEN JAHR IN DER KRISE LERNEN UND VON DER DIGITALFÖRDERUNG PROFITIEREN KONNTEN Text: Teresa Preis Illustrationen: Georg Feierfeil

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ie beschäftigt die Branche schon länger und hat in den vergangenen zwölf Monaten noch einmal an Bedeutung gewonnen: die Digitalisierung. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie mussten viele über Nacht ihren Geschäftsalltag umstellen. Dabei sind vorbildliche Projekte entstanden, die wir hier vorstellen.

trotzdem weitergehen: „Unsere Kund*innen bestellen gern persönlich, telefonisch, über sämtliche Messenger-Dienste, Social Media oder auch per E-Mail. Das funktionierte im Lockdown sehr gut, die Bücher wurden abgeholt, zugestellt oder per Post versendet.“ Digital gut aufgestellt war man beim Tyrolia-Verlag. „Die Schienen für das Digitalgeschäft waren schon gelegt: Wir haben eine Homepage mit Webshop und drei Facebook-Seiten, je eine für die Sparten KinUMSTELLUNG: VOM STATIONÄREN der- und Jugendbuch, Religion sowie Berge ZUM DIGITALEN HANDEL Einer der Vorreiter ist Markus Renk, Ge- und Kultur“, erklärt Verlagsleiter Gottfried schäftsführer der Wagner’schen Buchhand- Kompatscher. Doch auch bei Tyrolia wurlung in Innsbruck. Er hat den Umbruch als de weiter in den digitalen Auftritt investiert: Chance gesehen: „Mit dem ersten Tag des „Neu dazugekommen sind die Teilnahme an Lockdowns haben wir ordentlich Geld für die VLB-Tix sowie die Nutzung von Book2Look Bewerbung unseres Onlineshops zur Verfü- für die Spitzentitel.“ Zusätzlich wurde das gung gestellt. Außerdem haben wir jetzt eine Onlinewerbebudget erhöht. eigene Abteilungsleiterin für E-Commerce installiert, die sich Vollzeit mit diesem Thema auseinandersetzt“, sagt Renk. Eine Inves- ONLINESHOPS: DIE KUND*INNEN tition mit positiven Folgen, die Umsatzstei- ZUHAUSE ABHOLEN gerung bei den Onlineverkäufen betrug im Clemens Ettenauer ist Geschäftsführer der Jahr 2020 rund 400 Prozent. Komischen Künste in Wien sowie Verleger Auch bei Dorothy Singer, Inhaberin der des Holzbaum Verlags. Das Onlinegeschäft Buchhandlung Singer am Rabensteig in war für ihn von Anfang an ein fixes StandWien, hat sich im vergangenen Jahr einiges bein: „Wir hatten schon vor der Corona-Pangeändert. Die Buchhandlung, die aus der demie zwei gut laufende Webshops. Durch früheren Jüdischen Buchhandlung entstan- die ständigen Lockdowns hat sich ihre Priden ist und erst seit Dezember 2018 in dieser orität aber natürlich erhöht.“ Er will auch Form existiert, hatte zu Beginn der Pande- weiter investieren. „Die Digitalförderung mie noch gar keinen Onlineshop. „Da unsere war Anstoß, unsere Webshops zu verbessern, Homepage mit Webshop erst im Entstehen da ist nämlich noch Luft nach oben“, erklärt ist und auch von uns noch nicht verlinkt Ettenauer. wurde, haben wir bisher über diesen Weg nur Ein Onlineshop als Zusatzangebot für vereinzelte Bestellungen erhalten“, so Singer. jene Stammkund*innen in anderen BundesDas Geschäft der Buchhandlung konnte ländern, die jetzt weniger nach Wien und

die Wiener*innen, die nicht mehr so regelmäßig in die Innere Stadt kommen können: Das war die Idee für das neue Projekt der Buchhandlung Singer. „Vielleicht erreichen wir damit auch Neukund*innen, die uns als Spezialbuchhandlung im Internet finden – neben Büchern haben wir ja auch einen großen Non-Book-Bereich zum Thema jüdisches Leben, jüdische Feiertage und so weiter“, sagt Dorothy Singer. Zusätzlich zur Buchhandlung und dem integrierten Café betreut Singer auch den Info-Point Jüdisches Wien. Gerade der soll bald digital verfügbar und Touren sollen online buchbar sein. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Wien-Besucher*innen sich vor Antritt der Reise im Internet informieren und auch schon im Vorhinein die entsprechenden Tickets bestellen. Da geht es gar nicht mehr ohne einen Onlineauftritt.“

AUSTAUSCH: SOCIAL-MEDIASTRATEGIEN UND NEWSLETTERMARKETING Was ein gut geplanter Social-Media-Auftritt bringt, weiß auch Clemens Ettenauer. Mit insgesamt acht Facebook-Seiten, einem Instagram- sowie einem Twitter-Account sind seine Buchprojekte breit gestreut – und erfolgreich. „Neben dem Newsletter sind Social Media für uns das wichtigste Werbemittel, um direkt mit unseren Kund*innen zu kommunizieren, ihnen neue Produkte vorzustellen und zu verkaufen“, so Ettenauer. Dabei werden sowohl Bücher als auch Non-Books inszeniert. „Es funktioniert manchmal sehr schnell, neulich haben wir ein »

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schönes Foto von unserem ‚Antistressball für Wiener‘ auf Instagram gestellt, und schon zwanzig Minuten später stand eine Dame bei uns im Geschäft, hat uns auf ihrem Smartphone das von uns gepostete Bild gezeigt und dann direkt den Ball gekauft“, erzählt der Geschäftsführer. Auch Bestellungen über Instagram gewinnen für ihn zunehmend an Bedeutung. Im Kontrast zu den täglichen Social-Media-Beiträgen wählen Ettenauer und sein Team für den monatlichen Newsletter besondere Highlights aus. Auf Social-Media-Kanäle konzentriert sich auch Markus Renk von der Wagner’schen Buchhandlung. „Wir konnten mit manchen unserer Facebook-Posts mehr als 42.000 Leute erreichen, das war gerade an den Schließtagen ganz essenziell.“ Doch nur auf Onlinekanäle zu setzen war ihm zu wenig: „Auch wenn das Gros der Bestellungen über den Webshop kam, war eine ordentliche Telefonbetreuung sehr wichtig, und zwar über die kompletten Öffnungszeiten. Auch E-Mail, Facebook, WhatsApp und andere Kanäle haben Bestellungen eingespielt.“ Das Service für seine Stammkund*innen will Renk zudem mit einem neuen Projekt erweitern, das er unter anderem mit der Digitalförderung verwirklichen kann. Natürlich sind die Details dazu noch geheim. Um mit ihren Kund*innen stets im Austausch zu bleiben, verschickt auch Dorothy Singer regelmäßig einen Newsletter über

delt. „In der Antiquariatsbranche gibt es den Druck zur Digitalisierung schon länger. Es wird einfach immer mehr online und vor allem international verkauft“, sagt Geschäftsführerin Karin Schaden. Auch wenn viele der Wiener Kund*innen gern ihre Bücher im Geschäftslokal begutachten kommen, wird vorher in der Onlinedatenbank recherchiert. Das Antiquariat Schaden war also auf die Ausnahmesituation Corona vorbereitet. Und doch: „Wir hatten zwar bereits eine große Datenbank, das ist uns sehr zugute gekommen. Sie ist allerdings im Laufe des Jahres an ihre Grenzen gestoßen. Wir sind das größte Antiquariat in Österreich, und bei dieser riesigen Datenmenge ist es vermehrt zu Ausfällen gekommen“, erzählt sie. Die Datenbank, das Herzstück, müsse also neu programmiert werden. „Dabei ist uns die Digitalförderung zur richtigen Zeit entgegengekommen“, so Schaden. Die Datenbank mit über 100.000 Datensätzen und Fotos jedes einzelnen Buches muss komplett neu aufgesetzt werden, um alle Daten übertragen und sichern zu können. Wie lief das Geschäft im letzten Jahr? „Im Moment verkaufen wir wirklich viel online, es funktioniert sehr gut ihre Buchhandlung. Facebook nutzte sie – umso wichtiger ist es, dass wir hier optimal bisher hauptsächlich zur Bewerbung von aufgestellt sind“, so Karin Schaden. Terminen und Veranstaltungen. „Als OneWoman-Show kann man nicht so viele Kanäle aktuell bespielen. Außerdem liegt unser BEWEGUNG: BUCHTRAILER UND Schwerpunkt nach wie vor im Ladengeschäft, ONLINE-KAFFEEHAUSBESUCHE da muss man leider Prioritäten setzen“, be- Verlage müssen ihren Autor*innen auch in schreibt die Buchhändlerin ein Dilemma, Zeiten der Pandemie eine Plattform bieten, sowohl um Neuerscheinungen zu präsentiedas vielen sicherlich bekannt vorkommt. „Eine große Online-Community ist die ren als auch, um im Gespräch zu bleiben. So wichtigste Währung in dieser neuen Welt“, wurde im Brandstätter Verlag kurzerhand sagt Verleger Nikolaus Brandstätter vom ein neues Format geschaffen. „Frei nach dem Wiener Brandstätter Verlag: „Die Menschen Motto ‚Not macht erfinderisch‘ haben wir ein wollen in den sozialen Medien nicht nur mit neues digitales Format gegründet, das ‚Café Werbebotschaften erreicht werden. Deshalb Brandstätter‘. Gerade in pandemischen Zeihaben wir hier unser Storytelling im letzten ten, in denen auch die Medien thematisch Jahr stark verbessert.“ Der Bereich, der da- stark von der Coronakrise dominiert werden, von in seinem Verlag am meisten profitierte, ist es wichtig, sichtbar zu bleiben“, erklärt war das Thema Kochbuch. „Im Lockdown Verleger Nikolaus Brandstätter. In dem Livehaben ja viele Menschen wieder vermehrt zu Talkformat lädt der Verlag seit letztem Frühkochen begonnen und das auch über soziale jahr zum regelmäßigen Gedankenaustausch. Medien geteilt. Davon hat das Kochbuchseg- Mittlerweile erreicht das Format rund 20.000 bis 30.000 Zuseher*innen, zu den bisheriment profitiert.“ gen Gästen zählen Adele Neuhauser, Lilian Klebow oder Hans-Peter Haselsteiner. Der Tyrolia Verlag will mit der UnterstütDATENBANKEN: DAS HERZSTÜCK zung durch die Digitalförderung für mehr DER ANTIQUARIATE Für das Antiquariat und die Universitäts- Sichtbarkeit der Buchtitel sorgen. „Wir werbuchhandlung Schaden hat der Online- den für wichtige Backlist-Titel Book2Lookauftritt noch einmal eine ganz andere Be- Leseproben erstellen und entsprechend deutung. Schließlich ist das internationale verbreiten“, so Verlagsleiter Kompatscher. Geschäft für antiquarische Bücher längst Außerdem wagt der Verlag einen Schritt in zu einem großen Teil im Internet angesie- die Welt der bewegten Bilder: „Im Bereich

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Kinder- und Jugendbuch werden wir einige professionelle Trailer erstellen.“ Auch Clemens Ettenauer möchte mit den Komischen Künsten in Richtung Videoformat gehen: „Wir würden gern einen YouTube-Kanal starten. Interviews mit Künstler*innen und Autor*innen zu ihren Werken wären spannend.“

„Eine große Online-Community ist die wichtigste Währung in dieser neuen Welt“

DIGITALGESCHÄFT, COMMUNITY-ERWEITERUNG UND UNTERSTÜTZUNG FÜR DEN STATIONÄREN HANDEL Ideen und Tatendrang treiben die Branche an. Markus Renk etwa sieht den Schwerpunkt seiner Buchhandlungen zwar nach wie vor im stationären Handel, so wird er noch im Frühjahr den ersten Standort in Wien eröffnen. „Trotzdem gewinnt das Versandgeschäft stark an Bedeutung. Rund 80 Prozent unserer Bestellungen können wir innerhalb von zwei bis drei Tagen versenden. Unsere Kund*innen werden also sicher weiterhin bei uns bestellen.“ Als Nächstes soll der Shop gemeinsam mit der Buchmedia

nochmals ausgebaut und verbessert werden, „sowohl was die Suche betrifft als auch die Nachverfolgung der Versandfortschritte für die Kund*innen.“ Für Gottfried Kompatscher von Tyrolia bleibt der Fokus auf den stationären Bereich. „Als Teil eines Unternehmens, das 18 Buchhandlungen betreibt, sind und bleiben wir Verfechter des gedruckten Buches sowie des stationären und damit regionalen Buchhandels“, sagt der Verlagsleiter. „Das sind unsere Säulen, dafür schlägt unser Herz. Dass das gedruckte Buch eine große Zukunft hat, hat auch die Pandemie gezeigt.“ Der weitere Weg in Richtung Digitalisierung ist für ihn daher auch nur dann von Nutzen, „sofern sie die beiden Säulen gedrucktes Buch und stationärer Buchhandel stützt oder ergänzt.“ Verleger Nikolaus Brandstätter setzt für die Zukunft vor allem auf eine noch größere Breitenwirkung. „Es ist unser großes Ziel, unsere Community und Reichweite über die digitalen Kanäle noch weiter zu steigern. Das ist nicht nur jetzt wichtig, sondern wird auch in der Zeit nach der Krise eine große Rolle spielen.“ «

Arbeitsblätter, Experimente und Videos zu aktuellen Kindersachbüchern Der Österreichische Buchklub der Jugend stellt im Laufe des Schuljahres acht qualitätsvolle Sachbücher für die Grundstufe 2 vor. In kurzen Videos bekommen Sie Impulse, wie die Bücher in der Unterrichtspraxis angewendet werden können.

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© Janine Guldener Theresa Prammer Lockvogel Kriminalroman ISBN 978-3-7099-8103-0 376 Seiten, gebunden

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erscheint am 16.03.2021


© Emanuel Aeneas Photography Katharina Schaller Unterwasserflimmern Roman ISBN 978-3-7099-8130-6 240 Seiten, gebunden

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– Schwerpunkt –

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Kinder- und Jugendbuch

Der friedliche Wassermann schenkt jedem noch so kleinen Thema seine Aufmerksamkeit

Wassermänner mit viel Zeit, altbekannte Teddys und singende Bären Das sind die Trends und Neuerscheinungen im Kinder- und Jugendbuchbereich Text: Hannah Lea Jutz

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inder- und Jugendbücher erfreuten sich im vergangenen Jahr besonders großer Beliebtheit. Geschlossene Schulen und mehrere Lockdowns führten dazu, dass viele Kinder und Eltern mehr Zeit zum Lesen und Vorlesen hatten. Ne-

ben Beschäftigungsbüchern sind auch Sachbücher zu Umweltthemen sowie Bücher, die beim Lesenlernen helfen, besonders gefragt. Vier Buchhändler*innen beschreiben spannende Neuerscheinungen und Trends beim Kinder- und Jugendbuch.

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Bücher für Jung und Alt Magda Hassan von der Kinderbuchabteilung Herder

Das NEUE BIND UP im Frühjahr!

FOTO: SUPERBILD

81ISBN 978-3-7886-22

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Lebenswelten aufeinandertrefagda Hassan leitet die fen und sich ineinander verKinderbuchabteilung der lieben, ist eines davon. Auch Buchhandlung Herder in der das Debüt „Der Wassermann Wollzeile im ersten Wiener Gehat Zeit“ (Tyrolia) meindebezirk. Gemeinsam mit von Leonie Schlager, die 2019 ihren Kolleginnen Ines Kühnel den Dixi-Kinderliteraturpreis und Verena Reiber legt sie bei gewann, erwartet Hassan mit der Auswahl von Kinder- und JuFür Magda Hassan Spannung. Im Buch geht es um gendliteratur besonderen Wert sind Kinder- und den friedlichen Wassermann, auf Vielfalt. „Es soll für jeden Bilderbücher oft Geschmack etwas dabei sein.“ Kunstwerke für Groß der jedem noch so kleinen Thema seine Aufmerksamkeit Einen hohen Stellenwert haben und Klein widmet. Denn er weiß, dass alWerte und Geschichten: „Ohne les seine Zeit braucht. Beliebt beim Team ist erhobenen Zeigefinger und ganz spielerisch die „Qualle“-Reihe von Lena Raubaum, die identifizieren sich die Leser*innen schließin diesem Jahr um „Qualle in der Küche“ lich mit den Protagonist*innen und bilden (Obelisk) erweitert wird. Ebenfalls gespannt sich ihre eigene Meinung zu dem im Buch sind sie auf „Gwendolyn macht’s andersErlebten.“ Für die Buchhandlung ist es von rum“ (Edition Nilpferd) von Melanie Laibl großer Bedeutung, dass nicht nur die Kinmit Illustrationen von Barbara Fisinger. Neder, sondern auch die Erwachsenen Freude ben den Neuerscheinungen aus den österam gemeinsamen Lesen haben. Daher finreichischen Verlagen schätzen Hassan und den sich in den Regalen viele Kinder- und ihr Team auch immer jene aus den VerlaBilderbücher, die auch für Erwachsene interessant, lehrreich, schön oder passend sind. gen Jacoby & Stuart, NordSüd, Gerstenberg, „Mit einer unglaublichen Verknappung Adrian, Mixtvision, Bohem und Knesebeck. schaffen es manche Bilderbücher, Themen, „Tatsächlich ist das Durchstöbern aller Verdie uns alle betreffen, auf den Punkt zu lagsprogramme jede Saison aufs Neue spanbringen und uns zu berühren – egal, wie nend. Wir sind stets darauf neugierig, was alt wir sind. Dann werden Kinderbücher zu sich die Verlage einfallen lassen und welche Kunstwerken. Ein Credo, dem ich mich mit Autor*innen und Künstler*innen sie entdem Verein Kinderkulturwelt verschrieben deckt haben.“ Beim Durchstöbern fallen in diesem Jahr habe.“ Der Verein Kinderkulturwelt fördert altersübergreifende Kunst und organisiert die vielen Titel zu den Themen Viren, Bakteverschiedene Veranstaltungen zum Thema. rien und Gesundheit auf. Magda Hassan finIm letzten Jahr fand die „Kinderbuchwelt“, det es besonders positiv, dass immer mehr eine Ausstellung des Vereins, im virtuellen Bücher auf den Markt kommen, die eine Raum statt und ist online weiterhin verfüg- bunte Vielfalt an Figuren abbilden, ohne dabei zu problematisieren. „Hervorzuheben bar (www.kinderbuchwelt.at). In diesem Jahr gibt es verschiedene Ti- ist hier einerseits die mutige Verlagsarbeit tel, auf die sich Magda Hassan und ihre des Zuckersüß Verlags und andererseits das Kolleginnen freuen. Das neue Buch „Es- neue Verlagsprogramm von Penguin Junior ther und Salomon“ (Tyrolia) von Elisabeth – in diesen Büchern wird mit einer wunderSteinkellner und Michael Rohrer, in dem baren Selbstverständlichkeit Diversität und zwei Jugendliche aus unterschiedlichen damit die Realität abgebildet.“

Eine Reise in die Vergangenheit! Großformatige Bilder, anschauliche Grafiken Ein Sonderband in gewohnter WAS IST WAS Qualität WAS IST WAS Entdecke die Geschichte Ab 8 Jahren, HC, 192 Seiten, 23 x 27,8 cm. Mit zalreichen Fotos, Illustrationen und Infografiken 20,60 € (A)

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– Schwerpunkt – Kinder- und Jugendbuch

Hochwertige Illustrationen und unerwartete Held*innen Franz Lindl von der Buchhandlung Morawa

Morris Lucky Luke 100 Die Ursprünge Western von Gestern € 14,00 (D)/€ 14,40 (A) 48 Seiten, gebunden Erscheint am 03.03.2021

in den Amazonas-Dschungel benfalls in der Wollzeile, entführt. Denn Laila und ihr nur wenige Hundert Meter Freund El Rato müssen unbeentfernt, liegt die Traditionsdingt den alten Schamanen buchhandlung Morawa. Vor finden, damit er Lailas unheiletwas weniger als drei Jahren bare Krankheit vielleicht doch hat Franz Lindl dort die Filialnoch heilen kann. Auch den leitung übernommen. Bei der Jugendroman „Und der Ozean Auswahl von neuen Büchern Ein Sortiment war unser Himmel“ (cbj) von legt die Buchhandlung neben mit Büchern über Patrick Ness mit Illustrationen Aktualitätsbezug großen Wert starke Charaktevon Rovina Cai hat Lindl beauf Ausgewogenheit. „Wir re, Vorbilder und stellt. Dieser handelt von einer möchten Kindern und JugendAußenseiter*innen Herde von Walen, die einen lichen Bücher anbieten, die von bietet Franz Lindl ewigen Krieg gegen die Welt der starken Charakteren handeln, Menschen führen und in einem von Vorbildern oder auch von Außenseiter*innen und ‚Sonderlingen‘, die treibenden Schiff auf ein unglaubliches man am Ende der Geschichte zu verstehen Monster stoßen. Bei den österreichischen und zu schätzen gelernt hat.“ Diese Bücher Verlagen stechen für Lindl das neue Buch sollen nicht nur Spaß am Lernen wecken und der „Teddy Eddy“-Reihe von Ingrid Hofer, den Wissensdurst der Kinder stillen, sondern „Mein Freund Teddy Eddy – Wunderbare auch den Horizont der Lesenden erweitern. Vorlesegeschichten“ (G&G), und „Esther Außerdem wird bei Bilder- und Sachbüchern und Salomon“ (Tyrolia) von Elisabeth besonders auf Publikationen geachtet, die Steinkellner und Michael Roher hervor. Besonders beliebt in der Buchhandlung mit hochwertigen Illustrationen aufwarten. Daher freut sich Lindl auf das Bilder- Morawa sind aktuell Kinderbeschäftigungsbuch „Julian feiert die Liebe“ (Knesebeck) bücher, die die Kreativität fördern und bei von Jessica Love, in dem Julian auf eine denen Kinder malen, basteln oder rätseln Hochzeit eingeladen ist und dort Blumen- können. Im Trend liegen auch Escape-Spiekind sein darf. Auf der Hochzeit lernt Julian le. „Die Zeiten des Lockdowns haben diesen Marisol kennen, die beim Herumtollen ihr Trend gesetzt. Im Frühjahr 2021 haben viele Kleid ganz dreckig macht. Doch Julian hat Verlage ihr Angebot erweitert und an diese eine Idee, wie er ihr helfen kann. Auch das neuen Bedürfnisse angepasst.“ Abgesehen Kinderbuch „Die Nachtbushelden“ (Atri- davon werden hochwertige Sachbücher zu um) von Onjali Q. Raúf, in dem Protagonist Umweltthemen, Tierfantasy-Romane und Hector einem Komplott gegen die Obdach- skurrile Krimis konstant nachgefragt. Ebenlosen der Stadt auf die Schliche kommt, so konstant nimmt Lindl den Umsatz-zudarf im Morawa-Bücherregal nicht fehlen. wachs im Kinder- und Jugendbuchbereich Ebenfalls spannend findet Lindl den Aben- aber auch bei der Belletristik wahr. „Das war teuerroman „Der Ruf des Schamanen“ in dieser Form nicht zu erwarten und wurde (Thienemann-Esslinger) von Bestseller-Au- wahrscheinlich schon durch den Frühjahrstor Davide Morosinotto, der die Lesenden lockdown befeuert.“

FOTO: REINHARD ÖHNER

© Lucky Comics 2021

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© 2021 NordSüd Verlag, » Was wir bauen – Pläne für unsere Zukunft « von Oliver Jeffers

Jetzt ein Lagerfeuer ! Mit unseren neuen Büchern wird’s gemütlich !

Oliver Jeffers Was wir bauen Pläne für unsere Zukunft 48 Seiten / 24 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10563-0

Hans de Beer Kleiner Eisbär Lars und die Pandabären 32 Seiten / 21,5 × 25,8 cm ISBN : 978-3-314-10530-2

Baptiste Paul & Miranda Paul / Estelí Meza Frieden 40 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10565-4

Rebecca Gugger / Simon Röthlisberger Der Berg 48 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10562-3

Carla Haslbauer Die Tode meiner Mutter 48 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10561-6

Dr. Dominic Walliman Ben Newman Professor Astrokatz Reise in die Tiefsee 72 Seiten / 29 × 29 cm ISBN : 978-3-314-10558-6

Janie Bynum Das Plapperküken 40 Seiten / 21,5 × 25,8 cm ISBN : 978-3-314-10513-5

Erwin Moser Boris der Kater Der findigste Kater aller Zeiten 136 Seiten / 28 × 21,5 cm ISBN : 978-3-314-10538-8

www.nord-sued.com


– Schwerpunkt – Kinder- und Jugendbuch

Marktgespräche

Komplexe Gefühlswelten und Geschichten vom Rande der Gesellschaft Eva Maria Volgger von der Buchhandlung Ananas

Bärbel Dorweiler, ThienemannEsslinger

Kinder ernst nehmen Kinderbücher wie „Räuber Hotzenplotz“ oder „Die kleine Hexe“ wurden im vergangenen Jahr besonders stark nachgefragt. Die Familien schätzen das gemeinsame Lesen als Ruhepol im Alltag und genießen es, durch die Bücher etwas erleben zu können. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch Kinderbeschäftigungsbücher, zum Beispiel vom „Kleinen Raben Socke“. Die hohe Nachfrage nach den Klassikern spornt uns umso mehr an, unsere Neuerscheinungen entsprechend zu positionieren. Durch eine Verschiebung ins Digitale und den Ausbau der sozialen Medien, durch Onlinelesungen, unsere neue Website sowie Newsletter-Marketing ist uns das bei Titeln wie „Der kleine Siebenschläfer“ gut gelungen. Corona war dafür eine Art Katalysator. Auf unserer Website finden Schenkende, Eltern und Kinder jetzt den Lieblingsbuchfinder, der hilft, das richtige Buch anhand von Alter, Leseerfahrung und thematischen Vorlieben zu finden. Wir möchten die Kinder mit ihren Lesevorlieben, aber auch ihren Ängsten, Sorgen und Bedürfnissen ernst nehmen. Gerade ist etwa das Buch „Es geht um die Wurst“ erschienen, das sich mit der Fleischproduktion beschäftigt. Unser Ziel ist, dass Kinder sich selbst Gedanken machen können. Besonders wichtig sind uns auch die Buchhandlungen. Wir sind begeistert, welche Aktionen sie in diesen schwierigen Zeiten auf die Beine gestellt haben.

der Kleinen und Großen und va Maria Volgger betreibt darüber, dass die Jüngsten oft nun seit fast dreißig Jahren die Mutigsten sind.“ Noch ein die Kinder- und JugendbuchTitel aus dem Picus Verlag behandlung in Dornbirn. Bevor schäftigt sich mit Emotionen, sie das Geschäft gründete, war ist faszinierend einfach und sie Lehrerin, somit kann sie in berührend, beschreibt Volgden Verkaufsgesprächen sehr ger: „Bär singt“ von Émile gut und schnell einschätzen, Jadoul. Wenn der Mond aufob die Text- und InhaltsanforEva Maria Volgger geht, streift der Bär durch den derungen in den Büchern den unterstellt Kindern Wald und singt ein Schlaflied Entwicklungsstufen der jeweinicht, sich nicht auf für seine Freund*innen, etwa ligen Kinder entsprechen. Sie Neues einlassen zu für die Amsel. Auch sie schläft arbeitet eng mit öffentlichen können ein, aber für immer. „Großartig Stellen, Schulen oder Bibliotheken zusammen und bestückt regelmäßig und gleichwertig eindrucksvoll sind auch deren Bücherregale. Dank ihrer langjähri- die Illustrationen“, sagt Eva Maria Volgger. Sie sieht auch einen Paradigmenwechsel: gen Berufserfahrung weiß sie Bescheid über die inhaltliche Ausrichtung der Verlage und Herausfordernde und gesellschaftsrelevanlegt im Einkauf großen Wert auf Anspruch te Themen wie soziale Herkunft oder Armut und die Verantwortung den Kindern ge- werden nicht mehr ausgespart, sondern fingenüber sowie auf Vielfalt. Inzwischen sind den immer mehr Beachtung. „Solange wir etwa 150 Verlage mit Kinder- und Jugend- zusammen sind“ (Thienemann-Esslinger) buchprogrammen in der engeren Auswahl von Bobbie Pyron beschreibt eine Familie, bei den jährlichen Bestellungen der Neuer- die in einer Notunterkunft leben muss und scheinungen und der Durchsicht der Back- für die nichts mehr so ist, wie es war. Oder list. Volgger nimmt sich viel Zeit für die Be- in „Zimteis mit Honig“ (Picus) von Barbaratung von Kindern. „Kinder lassen sich gut ra Schinko beobachtet Moritz in einem Einmotivieren, die Neugier erwacht und der kaufszentrum ein Mädchen, das nicht in die Funke springt dann schon. Ich unterstelle Schule geht, wenn er muss. Einfühlsam und ihnen nicht, sich nicht auf Neues einlassen behutsam nähert sich die Autorin in dieser Erzählung dem Thema Obdachlosigkeit an. zu können.“ Interessant findet sie, wie viele Neuer- Die Illustrationen stammen von der preisscheinungen es aktuell gibt, in denen es um gekrönten Künstlerin Ulrike Möltgen. „Die ,Lust auf Lesen‘-Reihe aus dem Beltz große und kleine, „gute“ und „schlechte“ Gefühle geht und um Selbstwahrnehmung. Verlag fällt auf, weil endlich intelligente, un„Vladimir, der kleine Vampir“ (Picus) von terhaltsame und motivierende Bücher für Grégoire Solotareff hat Angst, die Vorgaben die ersten Lesejahre geschaffen wurden“, beseiner Eltern nicht erfüllen zu können. Wie geistert sich Volgger. In „Die Keilers machen wird man bloß ein erfolgreicher Vampir? sich breit“ erzählt Alice Keller eine „tierisch“ „In einer beeindruckenden Kombination gute Geschichte, in der es sich die beiden von lebendig-schönen Bildern und klarem Wildschweine Oswald und Fernanda Keiler Text erzählt Solotareff von den Ängsten in einem Menschenhaus gemütlich machen.

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– Schwerpunkt – Kinder- und Jugendbuch

Lyrik, Umweltschutz und Unterwasserwelten

Aus der Branche

Die dringendsten Anliegen der Branchenmitglieder. Hildegard Gärtner vom Jungbrunnen Verlag

Hildegard Gärtner, Geschäftsführerin

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ie letzten Monate haben wir im Verlag für eine Art Inventur genutzt: Welche Kompetenzen und Arbeitsbereiche wer­ den wir in den kommenden zehn Jahren brauchen? Wie können wir zukunftsfähig werden, die individuellen Eitelkeiten hint­ anstellen und das Gemeinsame kultivieren? Ich denke, dass die Zukunft in noch mehr Teamfähigkeit und besserer Teamentwick­ lung liegt. Die Kultur eines Unternehmens entsteht aus dem, was in einem Team ge­ lebt wird. Deshalb müssen wir im Gespräch bleiben und uns mit den unterschiedlichen Arbeitsprozessen, Prioritäten und Vorlieben auseinandersetzen. Um in diesem Prozess voranzukommen, um nicht nur im Klei­ nen, sondern auch als Branche qualitativ zu wachsen, wäre es gut, wenn wir lernen würden, Diversität als Bereicherung zu er­ kennen. Wir sollten Teams so gestalten, dass wir Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts oder sozialer Hintergründe ansprechen und vor allem aktiv mitein­ beziehen. Dabei werden wir uns von manchen Er­ wartungen verabschieden müssen. Statt­ dessen heißt es, offen und beweglich zu bleiben. Gerade auch wenn unsere Team­ mitglieder selbst vorschlagen, welchen Part sie übernehmen wollen und welche Kompe­ tenzen sie einbringen könnten. Teams, die auf der Basis ihrer Stärken agieren, entwi­ ckeln Kraft und Leichtigkeit zugleich. Diese Offenheit und diese Stärke wünsche ich mir.

Franziska Schweizer von der Buchhandlung Pippilotta

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Auch beim Jungbrunnen und m Februar vor acht Jahren Tyrolia Verlag wird Schweizer eröffnete Franziska Schwei­ fündig. „Ich schätze es, dass die zer die Kinderbuchhandlung Lyrik mehr in den Vordergrund Pippilotta in Ottakring. Die gekommen ist. Es gibt immer Bücher bei Pippilotta sucht mehr großartige Gedichte, Lyrik sie alle selbst aus und hat da­ und Sprachspiele im Kinderbe­ bei keine bestimmten The­ reich.“ „kuddelmuddel remmimenschwerpunkte, sondern Eine verstärkte Nachdemmi schnickschnack“ (Peter richtet sich stark nach ih­ frage nach diverseren Hammer Verlag) von Arne Rau­ ren Kund*innen. Die kleine Kinder- und Jugendtenberg ist ein Gedichtband für Buchhandlung hat ein gro­ büchern bemerkt Kinder, der mit lustigen Gedich­ ßes Stammkundensortiment, Franziska Schweizer ten für Jung und Alt besticht. Laufkundschaft kommt kaum Ein Buch, dass zwar nicht neu vorbei. „Ich lege viel Wert auf Diversität und Gendergerechtigkeit. Das erschienen, aber immer noch sehr aktuell verlangen und wollen meine Kund*innen ist und bei Pippilotta nachgefragt wird, ist auch. Natürlich suche ich auch Bücher „Wie viel wärmer ist 1 Grad?“ (Beltz) von aus, die mir selbst gefallen.“ Wie der Name Kristina Scharmacher­Schreiber und Ste­ schon erahnen lässt, gibt es bei Franziska phanie Marian. Darin werden einfach und Schweizer viele Klassiker von Astrid Lind­ schlüssig die Folgen des Klimawandels ver­ gren, Christine Nöstlinger, Otfried Preußler anschaulicht. „Das ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene geeignet.“ oder Michael Ende. Den Trend zu Nachhaltigkeits­, Natur­ Mit den aktuellen Verlagsvorschauen ist Franziska Schweizer zwar noch nicht ganz und Umweltthemen beobachtet Franziska durch, trotzdem hat sie das Gefühl, dass die Schweizer weiterhin. Nicht nur bei den Verlagsprogramme des vergangenen Jahres Sachbüchern, sondern auch im Bilder­ ein wenig stärker waren. Ein Lichtblick sei buch­Bereich. Trotz Corona und Lock­ der Moritz Verlag, den die Buchhändlerin down hat die Pippilotta­Inhaberin aktuell alle Hände voll zu tun, generell schätzt, und um die Wünsche ihrer das Bilderbuch „Tief im Kund*innen zu erfül­ Ozean“ (Moritz) von len. „Ich merke, dass John Hare. Im textlosen verstärkt Kinder­ und Buch erzählt Hare mit Bilderbücher nachge­ Gesten die Geschichte fragt werden, in de­ von einem Tiefsee­Bus, „Es gibt nen unterschiedliche der eine Kindergruppe immer mehr Kinder vorkommen an den Meeresboden und die Kund*innen bringt. Dabei geht ei­ großartige Gedichte, darauf legen, dass nes der Kinder verlo­ Lyrik und Sprachspiele Wert nicht nur weiße Kinder ren und ist plötzlich abgebildet sind.“ auf sich allein gestellt. im Kinderbereich“

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Aufgabe: Teamentwicklung

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Bücher

Bisher zu Gast im Buchpodcast: David Schalko Monika Helfer Susanne Kristek Rolf Lappert Clemens Berger Jürgen Bauer Tanja Paar Gabriele Kögl

Andreas Schäfer Iris Wolff Kristof Magnusson Lena Raubaum Sebastian Janata Alex Beer Felix Mitterer Hauke Hückstädt

Hubert Achleitner Jasmin Schreiber Romy Hausmann Isabel Bogdan Nava Ebrahimi Stefan Slupetzky Ilse Helbich Dominik Barta

Alle zwei Wochen führt die Wiener Buchhändlerin Petra Hartlieb Gespräche mit Autorinnen und Autoren über das Lesen, das Schreiben und das Leben an sich. Alle Folgen auf falter.at/buchpodcast und überall dort, wo Sie Podcasts hören.

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Bestseller Jänner 2021 Belletristik Hardcover

Pläne für die Zukunft Der Autor und seine Tochter Mari bauen ein Haus. Mit starkem Fundament ist es ein sicherer Zufluchtsort, an dem Hoffnung und Zuversicht wachsen können. „Was wir bauen“ – Oliver Jeffers. NordSüd

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Pläne für die Umwelt Der dritte Band führt Lena in ein Camping-Abenteuer: Es geht mit dem Zug an den Bodensee, und auch ihre beste Freundin Hannah ist dabei. Aufregung am Campingplatz garantiert. „Kein Schmutz in der Luft“ – Stephanie Sigg. Camino

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Pläne für die Liebe Bisher hat Hotaru keine Erfahrung mit der Liebe gemacht. Als Hotaru bei einer zufälligen Begegnung auf ihren Mitschüler Hananoi trifft, ändert sich schlagartig alles.

Belletristik Taschenbuch

Hanser, Carl

€ 19,60

2

€ 10,30

1

1

THOMAS STIPSITS Die Uhudler-Verschwörung Ueberreuter Sachbuch € 15,99

2

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VI KEELAND, PENELOPE WARD Park Avenue Player Lyx.digital € 9,99

KATJA BRANDIS Seawalkers (4). Ein Riese des Meeres 1 Arena € 14,40 JEFF KINNEY Gregs Tagebuch 15 – Halt mal die Luft an! 1 Baumhaus Verlag € 15,50 MARGIT AUER Die Schule der magischen Tiere 11: Wilder, wilder 3 Wald! Carlsen € 12,40 MARGIT AUER Die Schule der magischen Tiere 2: Voller Löcher! WE Carlsen € 12,40 J. K. ROWLING Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter 1) 7 Carlsen € 17,50 AIMÉE CARTER Die Erben der Animox 1 Verlag NEU Friedrich Oetinger GmbH € 16,50 MARGIT AUER Die Schule der magischen Tiere 3: Licht aus! WE Carlsen € 12,40 KAREN M. MCMANUS ONE OF US IS LYING 11 cbt € 11,40 J. K. ROWLING Harry Potter und die Kammer WE des Schreckens (Harry Potter 2) Carlsen € 17,50

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J. K. ROWLING 10 Der Ickabog 13

Carlsen

€ 20,60

1

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JULIA QUINN Bridgerton – Der Duke und ich NEU Cora Verlag € 5,99

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SEBASTIAN FITZEK Der Heimweg Droemer eBook € 14,99

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THOMAS STIPSITS Kopftuchmafia Ueberreuter Sachbuch

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BLANKA LIPINSKA 365 Tage Blanvalet € 9,99

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CHARLOTTE LINK Ohne Schuld Blanvalet € 21,99

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€ 15,99

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MICHAEL ROBOTHAM Fürchte die Schatten NEU Goldmann € 12,99

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AURORA ROSE REYNOLDS Until You: Talon NEU Romance Edition € 4,99 KATJA MAYBACH 10 Der Duft von Rosenöl und Minze NEU Dotbooks

€ 5,99

Im Auftrag des HVB ermittelt das Marktforschungsinstitut media control das gesamte Bestseller-Portfolio. Mit den Bestsellerlisten werden auf dem Absatzweg Sortimentsbuchhandel und E-Commerce,

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Bahnh


mmerce,

Bestseller Jänner 2021 NR.

BELLETRISTIK

1

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CARL UEBERREUTER

Thomas Stipsits

Kopftuchmafia

3

UEBERREUTER

1

NEU

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Das Kind in dir 8 muss Heimat finden

Brot backen mit Christina

Die Schule der magischen Tiere 11: 3 Wilder, wilder Wald! CARLSEN

Margit Auer

Christina Bauer 6

1

BAUMHAUS VERLAG

KAILASH

Das Gesetz des Ausgleichs

Gregs Tagebuch 15 – Halt mal die Luft an! Margit Auer

Stefanie Stahl

EDITION A

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LÖWENZAHN

Die Schule der magischen Tiere 2: WE Voller Löcher! CARLSEN

J.K. Rowling Wojciech Czaja

Die Eroberung Amerikas

NEU

Almost

Paul Ivic NEU

EDITION KORRESPONDENZEN

Restlos glücklich

NEU

BRANDSTÄTTER VERLAG

Harry Potter und der Stein der Weisen

7

CARLSEN

André Heller

Zum Weinen schön, 17 zum Lachen bitter

Philippa Perry Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen

Der Heimweg

2

Der Mann im roten Rock

NEU

Die Schlange im Wolfspelz

Monika Helfer 9

A Promised Land (UK) VIKING

Der Ernährungskompass - Das Kochbuch

Kuchen backen mit Christina

WE

Karen M. McManus ONE OF US IS LYING

11

CBT

J.K. Rowling 9

LÖWENZAHN

Harry Potter und die Kammer des Schreckens

WE

CARLSEN

Jamie Oliver

Barack Obama

Die Bagage

CARLSEN

Christina Bauer 14

PANTHEON

HANSER, CARL

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C. BERTELSMANN

Yuval Noah Harari

Eine kurze Geschichte der Menschheit

NEU

OETINGER GMBH

Margit Auer

Die Schule der magischen Tiere 3: WE Licht aus!

Bas Kast NEU

ROWOHLT, REINBEK

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Aussaattage 2021 Maria Thun

Die Erben der Animox 1 VERLAG FRIEDRICH

AUSSAATTAGE M. THUN

Michael Maar NEU

Reinhold Bilgeri

Die Liebe im leisen Land

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Matthias K. Thun

KIEPENHEUER & WITSCH

Weil ich es wert bin!

365 Low-CarbRezepte NAUMANN & GÖBEL

ULLSTEIN BUCHVERLAGE

DROEMER HC

Aimée Carter

Eva Neisser WE

Julian Barnes

Sebastian Fitzek

AMALTHEA SIGNUM

10

Ein verheißenes Land

Backen mit Christina LÖWENZAHN

Johannes Huber NEU

HANSER, CARL

Seawalkers (4). Ein Riese des Meeres Jeff Kinney

Christina Bauer

PENGUIN

Monika Helfer Vati

INDERLEICHT

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CSV

NEU

Barack Obama

Biyon Kattilathu

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Die 12 Tiroler

ARENA

Einspruch! BRANDSTÄTTER VERLAG

ZSOLNAY, PAUL

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KINDERBUCH Katja Brandis

Toni Innauer 1

Ingrid Brodnig NEU

ZSOLNAY, PAUL

6

Und erlöse uns von den Blöden PIPER

David Schalko

Bad Regina KIEPENHEUER & WITSCH

Franzobel

5

RATGEBER

Monika Gruber, Andreas Hock 1

VERLAG, SACHBUCH

2

DIESE BÜCHER KAUFT MAN IN ÖSTERREICH AM HÄUFIGSTEN

SACHBUCH

Thomas Stipsits

UhudlerVerschwörung

9

Jamies 5-ZutatenKüche

Das Posterformat zum Download gibt es für Buchhandlungen im Mitgliederbereich www.buecher.at

Praxiswissen für Tourenliebhaber

J.K. Rowling 7

DORLING KINDERSLEY

Der Ickabog

2

CARLSEN

VERLAG

Im Auftrag des HVB ermittelt das Marktforschungsinstitut media control die einzige offizielle Buchverkaufsliste im gesamten stationären Buchhandel und auf allen Online-Plattformen in Österreich. 600 Verkaufsstellen und knapp 90 % aller Barverkäufe sind damit erfasst.

anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Sachbuch Hardcover

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MONIKA GRUBER, ANDREAS HOCK Und erlöse uns von den Blöden Piper € 20,60

Sachbuch Taschenbuch

1 1

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INGRID BRODNIG Einspruch! NEU Brandstätter Verlag € 20,00 BARACK OBAMA Ein verheißenes Land 2 Penguin € 20,60

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JOHN STRELECKY Das Café am Rande der Welt DTV Verlagsgesellschaft € 9,20 JOHN STRELECKY The Big Five for Life DTV Verlagsgesellschaft € 10,20

MICHAEL MAAR Die Schlange im Wolfspelz NEU Rowohlt, Reinbek € 35,00

EVA REISINGER Was geht, Österreich? NEU Kiepenheuer & Witsch € 12,40 ROBERT T. KIYOSAKI Rich Dad Poor Dad 19 Finanzbuch Verlag € 15,50 BODO SCHÄFER Die Gesetze der Gewinner 20 DTV Verlagsgesellschaft € 10,20 VIKTOR E. FRANKL ... trotzdem Ja zum Leben sagen 13 Penguin € 10,30 DALE CARNEGIE Wie man Freunde gewinnt WE Fischer Taschenbuch € 13,40 SABINE BODE Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr WE Goldmann € 13,40

9

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JOHANNES HUBER Das Gesetz des Ausgleichs Edition A € 24,00

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WOJCIECH CZAJA Almost NEU Edition Korrespondenzen € 20,00

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PHILIPPA PERRY Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen Ullstein Buchverlage € 20,60

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JULIAN BARNES Der Mann im roten Rock NEU Kiepenheuer & Witsch € 24,70

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YUVAL NOAH HARARI Eine kurze Geschichte der Menschheit Pantheon € 15,50

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WE

NATALIE KNAPP Kompass neues Denken Rowohlt TB € 10,30 JAMES CLEAR Die 1%-Methode Minimale Veränderung, maximale Wirkung Goldmann € 13,40

OBAMA 10 ABARACK Promised Land (UK)

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Sachbuch E-Book

Ratgeber Hardcover

9

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Viking

€ 44,10

MONIKA GRUBER, ANDREAS HOCK Und erlöse uns von den Blöden Piper eBooks € 16,99

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INGRID BRODNIG Einspruch! NEU Brandstätter Verlag

€ 15,99

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TONI INNAUER Die 12 Tiroler CSV € 19,80

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CHRISTINA BAUER Backen mit Christina Löwenzahn € 25,90

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STEFANIE STAHL Das Kind in dir muss Heimat finden Kailash / Sphinx € 11,99

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STEFANIE STAHL Das Kind in dir muss Heimat finden Kailash € 15,50

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ICHIRO KISHIMI, FUMITAKE KOGA Du musst nicht von allen gemocht werden Rowohlt Digitalbuch € 2,99

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CHRISTINA BAUER Brot backen mit Christina Löwenzahn € 25,60

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PHILIPPA PERRY Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen Ullstein Ebooks € 9,99

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PAUL IVIC Restlos glücklich NEU Brandstätter Verlag

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THOMAS STIPSITS Das Glück hat einen Vogel Ueberreuter Sachbuch € 9,99

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BARACK OBAMA Ein verheißenes Land Penguin € 32,99

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MATTHIAS K. THUN Aussaattage 2021 Maria Thun Aussaattage M. Thun € 9,30

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HERWIG KOLLARITSCH, SILVIA JELINCIC Pro & Contra Coronaimpfung Edition A € 14,00

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BAS KAST Der Ernährungskompass – Das Kochbuch C. Bertelsmann € 22,70

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JOHANNES HUBER Das Gesetz des Ausgleichs Edition A € 18,00

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CHRISTINA BAUER Kuchen backen mit Christina Löwenzahn € 25,90

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LAURA SPINNEY 1918 -–Die Welt im Fieber Hanser € 8,99

WE

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WE

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€ 28,00

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Dorling Kindersley Verlag

Bahnhofsbuchhandel sowie Elektro-und Drogeriemarkt 83 Prozent aller Barverkäufe in Österreich abgedeckt.

Skitouren in Osttirol und Oberkärnten

Hohe Tauern – Villgrater Berge – Lienzer Dolomiten – Karnischer Kamm Kompetent, umfassend und auf neuestem Stand: Der einzige Skiführer für die Region mit 200 Touren und der Ski-Hochroute Hoch Tirol. 447 farb. Abb., 36 topographische Karten 1 Übersichtskarte, Klappenbroschur ISBN 978-3-7022-3875-9 512 Seiten, € 37.95

Rudi Mair / Patrick Nairz

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365 Low-Carb-Rezepte Naumann & Göbel € 9,99

JAMIE OLIVER 10 Jamies 5-Zutaten-Küche

Thomas Mariacher

7., akt. Auflage

3 7

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Die entscheidenden Probleme und Gefahrenmuster erkennen Ein Muss für alle, die Schnee und ihr Leben lieben: der topaktuelle Stand des Lawinenwissens mit neuen Unfallanalysen! 143 farb. Abb., 45 Grafiken, Klappenbroschur ISBN 978-3-7022-3504-8 232 Seiten, € 29.95

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Mohr Morawa Buchvertrieb | A-1230 Wien Tel. +43 (0) 1 680 14 -5 | Fax: +43 (0) 1 688-71 -30 bestellung@mohrmorawa.at

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– Klassiker – neu entdeckt

Big Brother Calling

Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

GEORGE ORWELL (1903–1950): NINETEEN EIGHTY-FOUR George Orwell (eigentlich Eric Blair), einer der markantesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wurde 1903 als Sohn eines britischen Kolonial­ beamten im Norden Indiens geboren. Nach dem Besuch des Elitecolleges Eton trat er 1921 in Myanmar als Polizist an, sechs Jahr später quittierte er den Dienst. Sein literarisches Debüt, der 1928 erschienene Be­ richt „Tage in Burma“, ist eine Abrechnung mit dem Kolonialis­ mus lange vor der Epoche der Ent­ kolonialisierung. Sein wechselhaftes Leben als Englisch­ lehrer, Tellerwäscher und Landstreicher dokumentierte der nunmehr freie Autor in „Ganz unten in Paris und London“ (1933). Mit doku­ mentarischen Essays über die Not nordenglischer Industriestädte avancierte Orwell zu einem bedeutenden Autor der europäischen Linken. Der lebenslang überzeugte Sozialist Orwell kämpfte 1936/37 auf republikanischer Seite im Spanischen Bürgerkrieg – seine Parteinahme für den Anarchismus und die Darstellung stalinistischer Säuberungen in seinem 1938 erschienen Bericht „Mein Katalonien“ brach­ te ihn in Konflikt mit jenen, die noch immer, nicht zuletzt wegen der Gefahr des Nationalsozialismus, an Stalin glaubten. Als Propagandaautor für die BBC und als Literaturkritiker verfasste George Orwell während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Essays – das Spektrum reicht von Überlegungen zur Populär­

kultur über die Bedeutung englischer Eliten bis zu Gedanken zum Sozialismus. Der Essay „Über Nationalismus“ aus dem Jahr 1945 hat bis heute nichts an Frische verloren. Patina setzte hingegen die aus demselben Jahr stammende, gegen Stalins Sowjetunion gerichtete Satire „Farm der Tiere“ an. Doch höchst aktuell bleibt Orwells unmittel­ bar nach dem Krieg begonnenes Hauptwerk, der Roman „1984“. Dessen Vision eines totalitären Staates der Zukunft schien nach dem vorgebli­ chen Ende des Kalten Krieges nur einen Moment lang von der Geschichte überholt. Der Verfasser bestand darauf, dass es in der kolportagehaften Liebesgeschichte zwischen Winston Smith und Julia mit dem London der Nachkriegszeit als Staffa­ ge um mehr geht als eine „Demonstration der Perversionen, derer eine zentralisierte Wirtschaft fähig ist, die schon teilweise im Kommunis­ mus und im Fa­ schismus Wirk­ lichkeit geworden ist“. Orwells Dys­ topie zielt auf jene umfassende Auf­ lösung und Vernich­ tung des Individuums ab, die schon lange vor totaler Überwachung, Propa­ ganda und New Speech begonnen hat. Das System organisierter Lüge, auf das sich Gesellschaften gründen, ist ständig im Wandel, selbst wenn Orwells „Big Brother“ nicht ganz mit der Ära von Fake News gleichzusetzen ist. „Der letzte Mensch in Europa“ war der bezeich­ nende Arbeitstitel des Buches, das so beginnt: „Es war ein heller, kalter Apriltag. Die Uhren schlugen dreizehnmal“. George Orwell starb erst sechsund­ vierzigjährig am 21. Jänner 1950.

George Orwell: 1984 Aus dem Englischen neu übersetzt von Lutz-W. Wolff dtv 2021

George Orwell: Über Nationalismus Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn dtv Literatur 2020

George Orwell: Tage in Burma Aus dem Englischen von Manfred Allié Dörlemann Verlag (ET 31. 3. 2021)

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– Gewinnspiel –

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Bücherschecks sind eine Initiative des HVB, um den stationären Buchhandel zu unterstützen und Bewusstsein für die Vorteile des lokalen Einkaufs zu schaffen. Schließlich kosten Bücher in Österreich immer und überall dasselbe. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr, Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht übertragbar oder auszahlbar. Die GewinnerInnen werden schriftlich verständigt. Teilnahmeschluss: 15. März 2021. Datenschutz: Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist eine Angabe von personenbezogenen Daten erforderlich. Die TeilnehmerInnen erklären sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihnen übermittelten Daten von der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach vollständiger Durchführung des Gewinnspiels umgehend und unwiederbringlich gelöscht.

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Verlagshaus der Ärzte, Wien

Michael Hlatky „Jeder, der sagt, er weiß, wie er einen Bestseller macht, der lügt“

Text: Lena Wechselberger Foto: Victory Advertising Agency

S

ein erstes Buch wurde noch mit dem Gutenberg-Verfahren gedruckt, seitdem hat Michael Hlatky über 3.500 Bücher in die Welt entlassen, und zwar als Lektor, Verleger, Autor wie auch Verlagsagent. „Ein Buch, das ist quadratisch oder rechteckig und hat Seiten, aber was da zwischen den Buchdeckeln ist, bleibt jedes Mal eine Herausforderung.“ Genau das mache seinen Job so spannend, „man weiß im Endeffekt nie, wo es hingeht“. Neben seiner selbstständigen Verlagsagentur für Fach- und Sachbücher betreut Hlatky auch seit 18 Jahren das Verlagshaus der Ärzte (VdÄ). Das Tochterunternehmen der österreichischen Ärztekammer beheimatet nicht nur einen Buchverlag, sondern auch die Österreichische Ärztezeitung, das Publikumsmedium Medizin Populär sowie einen Onlinedienst inklusive Publikationen rund um evidenzbasierte Medizin (EbM) für Klinik und Praxis. Auf die EbM-Guidelines für die allgemeinmedizinisch-internistische Grundversorgung ist Hlatky besonders stolz: Immerhin hat sich das Verlagshaus dieser Löwenaufgabe damals „vielleicht auch

ein bisschen blauäugig“ als Erster für den deutschsprachigen Raum angenommen. In weiterer Folge wurden über 1.600 Seiten medizinischer Fachtabellen aus dem Finnischen ins Deutsche übersetzt – und das mit einem sehr kleinen Team. Im Buchverlag selbst konzentriert man sich vor allem auf medizinische Fachbücher und Ratgeber, zurzeit umfasst das Angebot etwa 120 lieferbare Werke. Jedes Buch wird nach dem PeerReview-Prinzip vor der Veröffentlichung geprüft. Gerade im gesundheitlichen Bereich muss medizinische Information laut Hlatky verlässlich und evidenzbasiert sein. „Jeder, der sagt, er weiß, wie er einen Bestseller macht, der lügt“, schließt Hlatky aus seiner langjährigen Erfahrung in der eigenen Verlagsagentur. Vielmehr müsse man einfach zur richtigen Zeit mit dem richtigen Thema am richtigen Ort sein. Sind die

Voraussetzungen erfüllt, ist ein Projekt für den „Büchermenschen“ – wie Hlatky sich selbst bezeichnet – offiziell erledigt, wenn es für den Druck freigegeben ist. Überhaupt sei das Publizieren demokratischer geworden, mehr Menschen hätten Zugang zum Markt; Jedoch werde er dadurch auch unübersichtlicher. Solche Marktentwicklungen betrachtet Hlatky aus mehreren Blickwinkeln – als Verleger, Autor und Agenturinhaber, „diese Kombination hat ja kaum jemand anderer“. Wenn er nicht gerade verlegt, schreibt oder vermittelt, stehen die Chancen gut, den Steirer mit seiner Frau und Hündin Alina an der frischen Luft anzutreffen. Immerhin hat Hlatky schon ein Dutzend Wanderführer verfasst, inklusive Routen mit Hund oder für Faule. Bei Schlechtwetter bleibt ihm dann immer noch Zeit zum Lesen, „allein die Belegexemplare füllen mein Wohnzimmer gut aus“, schmunzelt er.

Verlagshaus der Ärzte Nibelungengasse 13 1010 Wien

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– HVB-Mitglieder im Porträt – facultas Dombuchhandlung Stephansplatz, Wien

„Man ist mittendrin in einem Wissenspool und in einem Dialog“

Text: Lisa Schöttel Foto: Stefan Knittel

Gerhard Bauer D

irekt hinter dem Stephansdom befindet sich die Facultas Dombuchhandlung. Ungewöhnlich ruhig ist es hier in diesen Zeiten. Keine Menschenmassen, die sich aneinander vorbeidrängen, keine Fiakerfahrer, keine als Mozart verkleideten Kartenverkäufer. Gerhard Bauer beobachtet diese Veränderungen mit einem wachen und kritischen Auge. Seit knapp zwanzig Jahren arbeitet er als Buchhändler. Ein Beruf, der es ihm erlaubt, die gesellschaftlichen Veränderungen direkt wahrzunehmen und mit den Menschen in einen Dialog zu treten. Während seines Studiums der Theologie erfuhr Gerhard Bauer von einer freien Stelle in der damals von der Erzdiözese Wien geführten Dombuchhandlung. Mit der Übernahme durch Facultas kamen neue und spannende Aufgaben auf ihn zu. Er sei buchstäblich „hängen geblieben“. Ursprünglich wollte er Religionslehrer werden. Schnell habe er allerdings erkannt, dass die Anforderungen als Verkäufer und Leiter einer Buchhandlung seinem Naturell sehr entgegenkommen. „Ich genieße den Kon-

takt mit den Menschen, die Führung der Mitarbeiter*innen und den Austausch mit den Verleger*innen.“ Die Kund*innen sieht er dabei immer als Gäste, denen er den Besuch in der Buchhandlung so angenehm wie möglich machen möchte. Mit einem einfachen „Sie kommen eh zurecht“ nimmt er sie wahr, überfordert sie aber nicht gleich beim Eintreten. Diese Feinheiten hat er sich in Seminaren über Kundenbetreuung angeeignet und vertieft. Sein Theologiestudium hat ihm das nötige „Vor- und Hinterwissen“ beschert, um die „Dinge besser einordnen zu können.“ Für Bauer ist es entscheidend, „wirkliche Empfehlungen zu geben“. Gerade in der Theologie gebe es Bücher „von rechts bis links“, und man müsse bei der Kundschaft schnell abschätzen, aus welcher Richtung sie kommen. Das Studium habe ihn außerdem „auf bestimmte Diskussionen geeicht“, so Bauer. Ob es nun um die neue Bibelübersetzung oder um die Frage nach der wahren Mariener-

scheinung geht – viele Themen der Religion sind emotional sehr aufgeladen. „Man lernt hier, diplomatisch in den Äußerungen zu sein – in diesem Bereich ist das sehr wichtig, sonst löst man schnell Empörung oder Verachtung aus“, erklärt er. Rückblickend betrachtet hat sich für Bauer „alles sehr spannend gefügt: Sowohl vom inhaltlichen als auch von den Aufgabenbereichen.“ Die Herausforderungen der letzten Jahre, wie mehrere Umbauten und die Digitalisierung, nimmt er gern in Kauf. Für ihn symbolisiert eine Buchhandlung die Gesellschaft „in a nutshell“. „Man ist mittendrin in einem Wissenspool und in einem Dialog.“ Und das genießt er jeden Tag aufs Neue.

facultas Dombuchhandlung Stephansplatz 5 1010 Wien

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Buchhandlung Ribitsch-Solar, Bad Aussee

Eva Maria Ribitsch-Solar

Text: Lisa Schöttel Foto: privat

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enn andere auf Urlaub fahren, ist für Eva Maria Ribitsch-Solar Hochsaison. Seit jeher zieht Bad Aussee viele Gäste an, die mittlerweile neben den Wanderungen und dem Wintersport auch das vielfältige Angebot der lokalen Buchhandlung sehr zu schätzen wissen. In einer kleinen Seitengasse in der Nähe des Meranplatzes findet sich das Geschäft, das die gebürtige Grazerin am Faschingsdienstag vor genau 15 Jahren übernommen hat. Kein leichter Start sei es gewesen. „Ich weiß nicht, ob ich es jetzt noch einmal wagen würde“, lacht sie. Heute geht sie jeden Tag gern in die Arbeit. Ein Beweis dafür, dass man „wohl einiges schafft, wenn einem die Dinge Freude bereiten“. Ein Jobwechsel ihres Mannes brachte die ganze Familie in das steirische Salzkammer-

„Man schafft wohl so einiges, wenn einem die Dinge Freude bereiten“

gut. Durch Zufall erfuhr Ribitsch-Solar, dass ihre Vorgängerin vor der Pensionierung stand und die Buchhandlung weitergeben wollte. Sie sah darin eine Möglichkeit, wieder in das Berufsleben einzusteigen, und entschied sich, den Buchladen zu übernehmen. „In dieser Zeit gab es ein großes Aussterben der kleinen Fachgeschäfte, und dem wollte ich entgegensteuern.“ Das Buchgeschäft war

für die studierte Architektin allerdings komplettes Neuland. Als Quereinsteigerin musste sie sich vieles selbst beibringen und erst in die Arbeit „hineinwachsen“. Ein paar Wochen lang hat sie bei ihrer Vorgängerin mitgearbeitet, „danach war ich auf mich allein gestellt“, erzählt sie. Ein Blick auf das Sortiment der Buchhandlung macht klar, dass der Fokus mehr auf Literatur als auf reiner Unterhaltung liegt. „In diese Richtung wollte ich gehen und habe gesehen, dass es da einen Markt gibt.“ Neben Belletristik und Kinderbüchern findet sich auch eine eigene Rubrik mit Werken der Ausseer Literaturszene. Bücher von Autor*innen wie Barbara Frischmuth, Franz Winter und Alfred Komarek sind fester Bestandteil ihres Angebots. Die Auswahl der Bücher verlange großen „geistigen und zeitlichen Einsatz“, erklärt Ribitsch-Solar. Inspiration hole sie sich aus Zeitungen und von Ö1, aber auch durch den Austausch mit den Kund*innen erhalte sie „wertvollen Input“. Das Leben am Land hat die gebürtige Grazerin mittlerweile „sehr lieb gewonnen“ und erkennt zudem die Vorteile gegenüber der Stadt. „Die Öffnungszeiten und auch die unmittelbare Nähe der Buchhandlung zu meinem Zuhause haben mir sehr geholfen, Familie und Unternehmen unter einen Hut zu bringen.“ Ein bisschen vermisse sie freilich das kulturelle Leben der Stadt. So oft wie möglich besucht sie Lesungen in Salzburg, Graz oder Wien. „Mit dem Literaturhaus in Graz halte ich eine enge Verbindung“, sagt sie. Auch der Buch-Wien-Besuch ist für Ribitsch-Solar ein fixer Bestandteil im Kalender. Missen möchte sie ihr Leben in Bad Aussee trotzdem nicht. Am Land, wie Gerhard Roth treffend beschrieb, sehe man so manches deutlicher: Das Leben und das Sterben, die Sieger und die Verlierer, die Gemeinheit und Güte der Menschen. Die Buchhandlung ist der ideale Ort, diese Dinge zu beobachten und in dieses Leben einzutauchen. Buchhandlung Ribitsch-Solar Parkgasse 194 8990 Bad Aussee

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Antiquariat Jürgen Fetzer, Wien

„Es ist ein unglaublich vielseitiger Beruf, bei dem man ständig Neues lernt“

Jürgen Fetzer S

echshundertzweiundfünfzig Kilometer liegen zwischen Ludwigsburg und Wien. Für die Übernahme des Antiquariats Schleifer im dritten Bezirk verlagerte Jürgen Fetzer seinen Lebensmittelpunkt vor zweieinhalb Jahren in die österreichische Hauptstadt. Dass er für seinen Beruf brennt, ist kaum zu überhören – manchmal habe er fast ein schlechtes Gewissen, weil viele andere über ihren Job stöhnen, er aber „habe das Privileg, dass ich wirklich eine Arbeit habe, die mir unheimlich Freude bereitet“, schwärmt der Antiquar. So mancher findet seine Berufung über Umwege, darunter auch Fetzer. Eigentlich wollte er den Besuch der Kunstschule durch den Handel mit antiquarischen Büchern auf Flohmärkten finanzieren. Das Mittel zum Zweck wurde schließlich zum Selbstzweck: Seit über dreißig Jahren ist Fetzer nun im Geschäft. Im seinem Antiquariat lassen sich sowohl seltene Sammlerstücke als auch preiswerte Schnäppchen finden: Aktuell steht ein Wagen mit antiquarischen Kinderbilderbüchern vor der Eingangstür. Auf 180 Quadratmetern Verkaufsfläche findet sich auch Platz für Bücher, deren Vertrieb sich über das Internet wirtschaftlich gar nicht lohnen wür-

Text: Lena Wechselberger Foto: Nini Tschavoll

de. „Das ist ja der Sinn eines Antiquariats, dass die Sachen, die eigentlich untergehen sollten, bewahrt werden und wieder in den Kreislauf kommen“, sagt er. Neben Büchern führt er auch Holzschnitte und Fotografien. Inhaltlich sticht Fetzers Antiquariat mit seinem Schwerpunkt auf der ostasiatischen Region, etwa China und Japan, hervor. Dieser erwuchs aus privatem Interesse, bereits als Jugendlicher belegte Fetzer Kurse zur japanischen Teezeremonie und „Ikebana“, der Kunst des Blumenarrangierens. Die größten Glücksmomente im Berufsalltag erlebt der Antiquar beim Betrachten von Bücherwänden oder der abendlichen Recherche von ausgefallenen Neuzugängen:

„Es ist ein unglaublich vielseitiger Beruf, bei dem man ständig Neues lernt.“ Dieses Fachwissen möchte Fetzer gern weitergeben. Sobald es möglich ist, sollen im Antiquariat Veranstaltungen zur Buchkultur stattfinden mit Themen wie Typografie oder Gestaltung. Denn immerhin sei ein Buch „ein Dokument aus der Zeitgeschichte“. Besucher*innen aus dem Grätzel würden sich dafür gewiss finden lassen. Genau diese städtischen „Kleinheiten“ schätzt Fetzer ganz besonders an Wien. Während das Geschäft in Ludwigsburg zum Großteil online vonstattenging, kann er inzwischen auch auf Laufkundschaft setzen. Denkt man an die Strecke Ludwigsburg– Wien, erscheinen einem ein paar Hundert Meter zu Fuß plötzlich gar nicht mehr so weit.

Antiquariat Jürgen Fetzer Löwengasse 36 1030 Wien

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– Selbstredend –

Und schließlich das

Meisterwerk MIT ZWÖLF WOLLTE MONIKA HELFER SCHRIFTSTELLERIN WERDEN UND SAH SICH IN DER LEHRE EINES HANDWERKS, DAS SIE NUN ZUR MEISTERSCHAFT BRACHTE Interview: Erich Klein Foto: Salvatore Vinci

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ie Schriftstellerin Monika Helfer, 1947 in Au, Vorarlberg, geboren, lebt in Hohenems. Sie veröffentlichte Romane, Erzählungen, Hörspiele und Theaterstücke, einige Texte in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann, dem Autor Michael Köhlmeier. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die im Vorjahr erstmals publizierte Geschichte ihrer Herkunft, „Die Bagage“ (2020), wurde zum Bestseller, mittlerweile in vierzehnter Auflage. Soeben ist im Hanser Verlag „Vati“, Monika Helfers Porträt einer Nachkriegskindergeneration, erschienen. Frau Helfer, wie sieht Ihr Schreiballtag aus? Monika Helfer: Ich setze mich an den Computer und schreibe, manchmal nachts, manchmal am Vormittag. Bevor ich zu tippen anfange, habe ich etwas im Kopf, dann schreibe ich, bis mir nichts mehr einfällt, bis ich leer bin. Gibt es ein fixes Tagespensum? Helfer: Ich setze mich täglich an den Computer, aber mir fällt nicht jeden Tag etwas Kluges ein. Dann schreibe ich vielleicht andere Dinge und wende mich erst später wieder meinem Roman zu. Was wäre das Maximum? Und was, wenn nur ein Satz pro Tag entsteht? Helfer: Wenn der gut ist, wäre es super. Manchmal fallen mir viele Sätze ein, aber keiner ist gut – ein guter Satz ist immerhin ein guter Satz! Wenn ich einen guten Tag und guten Lauf habe, können es einige Seiten sein. Es kommt darauf an: Wenn es um Dialoge geht, dann entstehen eher mehr Seiten, sie ergeben sich schneller, man hat ja schon nachgedacht, wenn man sich zum Schreiben hinsetzt. Aber es passiert natürlich, dass man am nächsten Tag das Geschriebene durchliest und feststellt, es ist doch nicht so gut, wie ich gestern gedacht habe. Dann wird korrigiert oder weggeschmissen.

Monika Helfer schaffte es mit ihren ersten eigenen Büchern in die Bibliothek ihres Vaters

Sie haben vor Ihrem Bestseller „Die Bagage“ eine Reihe von Büchern geschrieben, die in der Gegenwart spielen. Gab es einen speziellen Grund, noch einmal am Beginn des 20. Jahrhunderts anzufangen? Helfer: Ich habe mit meinem Mann immer wieder darüber gesprochen, und er sagte: Du hast eine derart verrückte Verwandtschaft, schreib einmal über die. Ich machte mir öfter Notizen dazu, hielt aber immer wieder inne, weil ich dachte, die leben ja noch, ich warte besser, bis sie gestorben sind. Ich wollte mit dem, was ich schreibe, niemand kränken und begann erst zu schreiben, als alle

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im Grab lagen. Abgesehen davon ist ja auch einiges Fiktion, und wenn ich erfinde, bin ich der Wahrheit verpflichtet. Wem sind Sie verpflichtet? Helfer: Mir selbst und meinen Figuren. Ich würde sagen, ein Drittel des Buches ist Fiktion, zwei Drittel sind wirklich. Aber es ist natürlich immer meine Wirklichkeit, von der ich schreibe. Warum hätten Personen, die in einem Buch vorkommen, eigentlich gekränkt sein können? Helfer: Weil Menschen, die sich in einem Buch wiedererkennen, denken, es würde ihnen nicht gerecht werden: Sie würden zu wenig gelobt, oder es stünde etwas Falsches über sie da. Man kann nie so schreiben, dass alle damit einverstanden sind. Die Personen geben mir den Weg vor, ich weiß, wie sie gelebt haben und was aus ihnen geworden ist. Das macht es für mich leicht, über sie zu schreiben.

„Es war für meinen Vater keine Frage: Bücher standen für ihn immer an erster Stelle. Das hatte schon etwas Asoziales, fanden wir alle“ Monika Helfer

Deshalb kommen in Ihrem neuen Buch „Vati“ so viele Figuren vor, auch Lebende? Helfer: Ich habe immer das Gefühl, ich muss alle vorkommen lassen, damit es gerecht ist und keiner sagen kann: Warum hast du mich vergessen? Monika Helfer, die große Mutter eines ganzen Clans? Helfer: Schön, das höre ich gern (lacht). Sie gehen auch mit den eher düsteren Gestalten der Familie sehr liebevoll um … Helfer: Das wollte ich so haben! Bagage ist ja auch das Gepäck, etwas Schweres, Unangenehmes, im übertragenen Sinn etwas, das man mitschleppen muss.

Ihr Vater, „Vati“, mit Monika Helfers jüngerem Bruder Richard

FOTO: ERWIN THURNHER

Üblicherweise tragen Männer ihre Väter aus dem brennenden Troja, Sie tun das mit Ihrem Vater auch. Helfer: Ja, das gefällt mir! (lacht) Es ist schön, sich als Retter zu fühlen – was gibt es Besseres! An einer Stelle des Buches heißt es, Erinnerung ist immer nur heilloses Durcheinander, Ordnung entsteht erst, wenn man eine Geschichte als Drama inszeniert. Helfer: Erinnerung ist immer chaotisch. Wenn ich mit Ihnen über Ihre Vergangenheit oder Kindheit spreche, werden Sie mir unterschiedlichste Geschichten ohne Zusammenhang erzählen, ein Chaos. Genauso ist es bei mir. Man erzählt ja auch Dinge, die man gern erzählt, sucht sich die Dinge aus, die erzählenswert sind.

„Die Bagage“ und „Vati“ sind ein wenig wie „Österreich I“ und „Österreich II“ von unten erzählt … Helfer: Ein lustiger Vergleich (lacht). Ich bin damit einverstanden, denn ich schätze Hugo Portisch sehr, auch mein Vater hat ihn gemocht. Indirektes Zentrum der „Bagage“ ist der Erste Weltkrieg, in den der Großvater zieht. Es heißt da, dieser Krieg war nicht sein Krieg. Hatten Sie beim Schreiben keine Angst, weil vor Ihnen schon Autoren wie Joseph Roth über den Untergang dieser Welt geschrieben haben? Helfer: Natürlich hatte ich Respekt. Was die Frage betrifft, dass es nicht sein Krieg war: Was ist damit eigentlich gemeint, wem gehört ein Krieg? Niemand geht freiwillig in den Krieg. Krieg ist einfach schrecklich, ganz egal, von welcher Seite ich die Geschichte anbohre. In den Krieg zu ziehen war für den Mann wie die ganze Familie eine Katastrophe. Ich habe die Geschichte natürlich von der privaten Seite aufgezogen. Es gibt da außerdem die fantastische Figur des Onkel Lorenz, der die Mutter mit dem Gewehr in der Hand schützt und einen Einbruch begeht, um die Familie vor dem Hunger zu retten. Helfer: Zu dieser Szene muss ich sagen: Da war viel Fiktion dabei. Es war für mich eine Wunschszene, von der ich gern gehabt hätte, dass sie wirklich passiert ist. Ich habe sie Lorenz zugedacht, weil es zu ihm passt, dass er als Bub die Familie auf so abenteuerliche Weise ernährt. Onkel Lorenz war ein verrückter Typ. Geradezu unglaublich ist, dass er im Zweiten Weltkrieg desertiert sein soll, aufseiten der Russen kämpfte und eine russische Familie gründete. Wie soll das gegangen sein? Helfer: Das haben wir uns auch gefragt. Aber offenbar war es möglich, wir konnten nur wissen, was er uns erzählt hat – wir haben diese Frau nie gesehen, erfunden wird er sie nicht haben. Das ist auch ein Beispiel dafür, wie Geschichten weitergesponnen, verändert und ausgeschmückt werden. Wir haben diese Geschichte jedenfalls so gehört. „Vati“ ist eigentliche eine Apologie der Literatur: Ihr Vater liest wie besessen und sammelt Bücher. Was waren Ihre Lieblingsbücher? Helfer: Was man so gelesen hat, nur Mädchenbücher las ich nie besonders gern. Ich habe so mit zwölf „Jenseits von Eden von John Steinbeck gelesen. Das hat mich unglaublich fasziniert, es war für mich das Buch! Ich habe nie so richtig »

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Kinderbücher gelesen, auch kei­ nen Karl May, nach dem meine Schwester ganz verrückt war. Ich versuchte immer, Er­ wachsenenbücher in die Hand zu kriegen, etwa „Exodus“ von Leon Uris, und habe sie damals regelrecht gefressen. Das waren al­ lerdings nicht die Lieblingsbücher meines Vaters – er meinte nur, na gut, das sind Bü­ cher, die für alle geschrieben werden. Für ihn selbst war das keine hohe Literatur, doch mir als Mädchen gefielen sie.

Monika Helfer (im Foto links) mit Puppe in der Hand, daneben ihre Schwester Gretel

Sie mussten in keine Stadt- oder Pfarrbibliothek gehen? Helfer: Mein Vater hatte ja diesen Vogel – er war bei seinen Büchern unglaublich emp­ findlich, die alle wie neu ausgesehen haben. Man durfte die Klassiker, die in Kalbsleder gebunden waren, kaum angreifen. Wir sind dann doch lieber in die Gewerkschafts­ bibliothek gegangen, um uns dieselben Bü­ cher dort zu holen. Die konnte man auch im Bett lesen (lacht).

War das eine Folge des Krieges, aus dem er als Invalide zurückkam? Helfer: Wenn auf der Tschengla, einer Alpen­ region bei Bludenz, die Kurgäste da waren, gab es ein Sammelsurium von Einarmigen und Amputierten. Einer konnte nicht mehr denken, ein anderer nicht mehr schreiben, weil er keine Hände mehr hatte, ein Dritter mit nur einem Auge schlecht sehen. Wenn man das als Kind sieht, findet man es irgend­ wann normal, auch hatte mein Vater eine Prothese. Ich war darüber nie schockiert und dachte: Das war halt so, es war Krieg. Man

„Ich wollte mit dem, was ich schreibe, niemand kränken und begann erst zu schreiben, als alle im Grab lagen“ Monika Helfer

muss dazu auch sagen, dass die Versehrten an ihren Verletzungen litten. Ich erinnere mich, dass mein Vater, wenn er im Lehn­ stuhl saß und las, Phantomschmerzen hatte. Wenn das Wetter umschlug, hat es ihn vor Schmerz gerissen. Diese Phantomschmerzen haben mich geängstigt – unheimlich, dass es so etwas gibt, dass die Zehen eines amputier­ ten Beines schmerzen. Sie gehen mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs sehr gelassen um … Helfer: Gelassen und Nazizeit gehen nicht zusammen! Die Nazizeit kommt auch nicht direkt vor. Ich habe zum Beispiel versucht, herauszufinden, wie es sich mit dem Kriegs­ opferheim eigentlich verhielt. Es gehörte ei­ ner schwäbischen Institution für Kriegsver­

sehrte, es waren sicher Nazis, die das gebaut hatten. Aber das wurde verschwiegen, nie­ mand hat darüber geredet. Das Ganze hat­ te auch einen sehr unguten Beigeschmack. Was meinen Vater betrifft, so war er so voller eigener Schwierigkeiten, dass das gar kein Thema für ihn war, es erschien ihm nicht erzählenswert. Erzählenswert? Helfer: Er wurde als Siebzehnjähriger zum Militär eingezogen und kam eineinhalb Jah­ re später verwundet aus dem Krieg zurück. In dieser Zeit kann er nicht sehr viel erlebt haben. Ich habe mit ihm darüber gespro­ chen, er wusste alles über die Verbrechen in der Nazizeit, sagte aber: Monika, das betrifft mich nicht. So komisch das klingen mag –

FOTO: ERWIN THURNHER

Es gab nie den Moment, in dem es hieß: Jetzt reicht’s mit den Büchern? Helfer: Das sagte vor allem meine Stiefmut­ ter – wir wohnten in einer kleinen Woh­ nung, und es gab wenig Platz. Er hat seine Regale tiefer gemacht, um die Bücher in zwei Reihen aufstellen zu können. Man sollte glauben, es gebe nur die erste Reihe. Außer­ dem machte mein Vater ständig Buchbestel­ lungen, hatte dann aber Angst, dass man ihn dafür schimpft. Also lagerte er die Bücher im Kohlenkeller, was meine Stiefmutter bemerk­ te, worauf er sagte: Das ist nur zur Ansicht, ich kann sie auch zurückschicken – was er natürlich nie tat. Es war schon ein Problem. Sie sagte etwa: Die Kinder brauchen Winter­ schuhe. Und er konnte darauf antworten: Sie sollen in ihren Sommerschuhen gehen und ein zusätzliches Paar Socken anziehen. Wozu brauchen sie jetzt Schuhe, sie haben ja noch welche. Es war für ihn keine Frage: Bücher standen für ihn immer an erster Stelle. Das hatte schon etwas Asoziales, fanden wir alle.

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Kontinent Kinderbuch natürlich war jeder durch die Nazizeit beschädigt, das sind wir jetzt auch noch – aber er wollte nicht darüber reden. Ich denke, das war in dieser Generation häufig der Fall und heißt nicht, dass alle mit den Nazis sympathisiert haben. Wie politisch war der Vater? Helfer: Ich glaube, er war völlig unpolitisch. Ich habe von ihm nie eine politische Äußerung gehört. Wenn Wahlen waren, fragte ich ihn oft: „Wen wählst du?“ Ich denke, er hat die Roten gewählt, wie in unserer Familie üblich. Aber sonst war das kein Thema. Politik hat ihn nicht interessiert. Sie haben Ihre Franz-Michael-Felder-Medaille, eine in Vorarlberg sehr angesehene Auszeichnung, zurückgegeben, weil die auch eine NaziAutorin namens Beer bekam … Sie hat über Hitler noch immer geredet, als wäre er der liebe Gott. Man kann nicht einen Preis bekommen, den auch eine solche Person hat. Ich würde ja noch verstehen, wenn jemand sagt, ich war damals fehlgeleitet, und dann Reue zeigt, aber diese Frau war unverbesserlich. Wie kam es Ihnen in den Sinn, Schriftstellerin zu werden? Helfer: Ich habe das schon oft gesagt, es ist aber trotzdem wahr: Ich war vielleicht zwölf Jahr alt und sagte zu meiner Schwester: Irgendwann steht mein Name auch auf einem Buchrücken. Sie hat mich ausgelacht, aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass ein normaler Mensch wie ich auch Schriftsteller sein kann. Allein der Gedanke, meinen Namen auf einem Buchrücken zu sehen, hat mich total glücklich gemacht (lacht). Dieses Ziel habe ich dann verfolgt. Ich habe immer geschrieben, wie man halt so schreibt als Kind. Zu schreiben war ein Trost.

FOTO: ERWIN THURNHER

Ein Trost? Helfer: Ja, wenn einem niemand zugehört hat, wenn man gekränkt war und seinen Zorn nicht loslassen konnte, dann habe ich alles aufgeschrieben. So hat das Schreiben bei mir angefangen und sich dann weiterentwickelt. Männer, wurde einmal behauptet, schreiben im Auftrag ihrer Mütter. War es bei Ihnen der Vater? Helfer: Das könnte gut sein. Michael Köhlmeier erzählt immer, dass seine Mutter wollte, dass er entweder Papst oder Schriftsteller wird. Bei mir war das sicher der Vater, aber er hat natürlich nicht gesagt, werde Schriftstellerin. Als ich es dann geworden bin, war

es okay. Er hat mich in sein Regal eingereiht, ich stand hinter Heine. Das war erhebend für mich (lacht).

Karin Haller Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Am Beginn von „Vati“ erklärt Ihr Vater, dass er von den Kindern als „Vati“ angesprochen werden will. Im Unterschied zum autoritären „Vater“ beginnt mit „Vati“ die Zweite Republik … Helfer: Ja, das Wort impliziert sehr viel. Es gab die, die „Papa“ sagten, und die, die „Vater“ sagten. Damals ging die Zeit, in der Kinder ihre Eltern mit Sie anredeten, zu Ende. Von „Mutter“ zu „Mutti“ war auch ein großer Sprung. Helfer: Mutti ist schon die mit dem Kelomat. In beiden Büchern taucht immer wieder heute selten zu Hörendes wie „nigelnagelneu“ oder „Spundus haben“ auf. Wie wichtig sind Ihnen solche Wörter? Helfer: Sagt man das nicht mehr? Diese Ausdrücke tauchen beim Schreiben auf, und weil ich von dieser Zeit schreibe, haben sie auch Gültigkeit. Aber ich denke da gar nicht groß darüber nach. Es sind Ausdrücke, die der Zeit angemessen sind. Ausdrücke vererben sich. Ich habe sie von meiner Tante gehört und verwende sie, auch wenn sie gar nicht mehr im Umlauf sind. Diese Ausdrücke sind beim Schreiben plötzlich da, ich muss sie auch nicht erst extra suchen. Melancholie ob des Vergehens der Zeit? Helfer: Nein. Man denkt manchmal mit Sehnsucht an etwas zurück, aber ich würde das nicht als melancholisch bezeichnen. Jede Zeit hat etwas für sich: Ich denke melancholisch oder sehnsüchtig an die Zeit, als die Kinder noch klein waren. Das war schön. Aber sonst gehe ich mit der Zeit. Ich bin jemand, der an den Fortschritt glaubt, und bin glücklich, dass es Fortschritt gibt. Auch ein Wort, das aus der Mode kam – wie „Sozialdemokratie“. War es im Ländle einfach, Sozialdemokrat zu sein? Helfer: Vorarlberg war immer schwarz, aber es gab eben auch die Roten. Unpolitische Menschen wie mein Vater haben sie gewählt. Ich selbst habe immer nur Rot gewählt, auch meine Schwester. Am Anfang waren das in Vorarlberg wenige, heute wählen sie halt Grün. Schwarz war für mich immer ein Zeichen dafür, dass man hinter dem Mond lebt, sich nicht für Neues interessiert und am Alten klebt. Wie wichtig war Ihnen Feminismus in der Literatur? Helfer: Das ist eine ungeheuer »

Jahresringe Der Kinderbuchverlag Oetinger wird 75 Jahre alt, wozu ich natürlich herzlich gratuliere. Bei unseren deutschen Nachbarn haben sich ja einige KJB-Verlage gehalten, Loewe gibt es seit 1873, Ravensburger seit 1883. Bei uns können da nur Tyrolia (gegr. 1907) und Jungbrunnen (gegr. 1923) einigermaßen mithalten, dann kommt länger nix bis ins Jahr 1967 mit Obelisk in Innsbruck. Überlebende gewissermaßen. Im sogenannten „Goldenen Zeitalter“ der heimischen KJL zwischen 1960 und 1980 erschienen die meisten Titel beim Österreichischen Bundesverlag und Jugend & Volk, beide haben sich vom Kinder- und Jugendbuch vor langer Zeit verabschiedet. Breitschopf, Dachs, Herder-Kerle, Niederösterreichisches Pressehaus, St. Gabriel – tempi passati. In Österreich werden die professionellen KJB-Verlage mit kinderliterarischer Expertise immer weniger. G&G (der mit Abstand größte), Picus, Bibliothek der Provinz, Luftschacht oder eben Tyrolia, Jungbrunnen oder Obelisk – die Publikationsmöglichkeiten sind begrenzt. Das ist nicht nur für Newcomer schwierig. Weitere Verlage werden wahrscheinlich auch nicht so bald dazukommen – es sind keine optimalen Zeiten für Neugründungen. Eigentlich hofft man gerade nur, dass die Verlage, die es jetzt gibt, weiter überleben. Da sind Jahresringe etwas durchaus Erstrebenswertes. Auch (oder zumindest) Verlagen gratuliert man gern zu hohem Alter.

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wichtige Frage, aber in meiner Li­ teratur würde ich das nicht speziell hervor­ heben. Und falls man es dennoch tut, wird es komisch. Meine Großmutter war, obwohl gänzlich von ihrem Mann abhängig, eine sehr selbstbewusste Frau. Wenn ich Perso­ nen so darstelle, wie ich sie sehe, sind sie emanzipiert, das muss ich nicht noch extra betonen.

„Die Bagage“ war der erste große Erfolg … Helfer: Ich dachte, ich gehöre zu den Schrift­ stellern, die schreiben, bis sie tot umfallen,

Aber ich habe immer geschrieben und mir gedacht, meine Zeit kommt noch. Und so war es dann auch. Der Umstand, dass ich mit Michael Köhlmeier verheiratet bin, hat mir immer genützt. Wir tauschen uns aus, ich habe viel von ihm gelernt, denn er ist in vielen Dingen ein absoluter Profi. Ich war das nicht und hoffe, dass ich es immer mehr sein werde. Ich kann nicht sagen, dass ich je neidisch war – nein, damit hatte ich kein Problem.

Bücher von Monika Helfer

Erschienen im Hanser Verlag: Vati. Roman (2021) Als der Vater aus Russland mit nur einem Bein zurückkehrte, träumte er davon, ein naturwissenschaftliches Studium zu be­

Nach dem Unfalltod Ihrer Tochter Paula im Jahr 2003 ist zehn Jahr lang nichts mehr von Ihnen erschienen. Helfer: Ich hatte damals eine schwere Krise, bin einfach in ein Loch gefallen. Man muss das erst einmal verkraften – wobei „verkraf­ ten“ ein dummes Wort ist. Es musste Zeit verstreichen, mir kam das Schreiben so un­ wichtig vor. Es passiert etwas derart Schreck­ liches, und man soll etwas schreiben, das die Menschen dann gern lesen und worüber sie sich freuen – das hat nicht gepasst. Ich habe mich dann wieder aufgerafft und bin froh darüber, dass ich das geschafft habe.

ginnen; stattdessen wird er aber Verwalter eines Heims für Kriegsversehrte auf der Tschengla, einem Hochplateau nahe Bludenz. In den Mühen der Nachkriegs­ zeit und des Wiederaufbaus wählt er die fast nerdige Leidenschaft für Bücher. Der Anfang ist einer der schönsten der Gegen­ wartsliteratur: „Wir sagten Vati. Er wollte es so. Er meinte, es klinge modern. Er wollte vor uns und durch uns einen Mann erfinden, der in die neue Zeit

Literatur ist stärker als der Tod? Helfer: Das Schreiben ist sehr stark, aber über den Tod hinaus? Es ist schön, wenn die Bücher über den Tod hinaus gelesen werden. Aber was bleibt andererseits übrig nach dem Tod? Mein Schreibtisch wird sehr viel älter werden als ich. Das ist so eine Sache mit dem Tod, da kann ich keine Auskunft geben.

„Aber was bleibt übrig nach dem Tod? Mein Schreibtisch wird sehr viel älter werden als ich“ Monika Helfer:

und dann haben sie halt einfach geschrie­ ben. Ich schrieb immer sehr gern, dass ich je einen Erfolg wie mit „Die Bagage“ haben würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Niemals! Sie haben sich nie im Schatten Ihres Mannes Michael Köhlmeier gefühlt? Helfer: Das muss man so erklären: Wir ha­ ben vier Kinder, Michael hat im Rundfunk viel gearbeitet, bis sich seine Bücher richtig gut verkauft haben. Er machte seinen Part, ich war zuhause bei den Kindern. Und hatte nicht viel Zeit zum Schreiben – die Kinder kamen aus der Schule und wollten essen.

hineinpasste.“ Die Bagage. Roman (2020) Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Vorarlber­ ger Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des Ers­ ten Weltkriegs, und Josef wird zur Armee eingezogen. Maria und die Kinder bleiben

Jedes Ihrer Bücher ist ein eigenes Werk, zugleich wirken die früheren wie Vorarbeiten zu „Die Bagage“ und „Vati“ … Helfer: Das ist richtig. Man könnte es so beschreiben: Ich bin ein Schreiner, und mir wurde der Auftrag erteilt, einen Schreibtisch zu machen. Bevor ich ihn mache, mache ich ein paar Tische und Stühle, erst dann traue ich mich an den Schreibtisch mit seinen Schubladen und anderen komplizierten Din­ gen. Schreiben ist ein Handwerk, in dem man immer besser werden muss. Meine früheren Bücher sind einfach nicht so gut, und man lernt mit jedem Buch auch dazu. So gesehen ist die Tatsache, dass man als älterer Mensch ein Buch schreibt, gar nicht so schlecht, man hat dann zumindest die nötige Erfahrung.

allein zurück, abhängig vom Schutz des Bürgermeisters. Der „Wohltäter“ wirft bald begehrlich Blicke auf die Schönste des Dorfes, die sich ihrerseits in einen Un­ bekannten aus Hannover vergafft. Maria wird mit Grete schwanger, dem Kind der Familie, mit dem der Kriegsheimkehrer Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. „Weißt du hundert­ prozentig genau, dass meine Mama von eurem Vater ist?“, wird diese später ihre Tante fragen. „Auf diese Frage hin solltest du eigentlich eine fangen!“, lautet die Ant­ wort. Ein monströser Pfarrer, eine große Kinderschar wie damals üblich, raue dörf­ liche Sitten – wäre die Bezeichnung nicht dermaßen

Wie alt ist eigentlich die Erzählerin Monika Helfer? Helfer: Es klingt natürlich affektiert, wenn ich sage, dass ich mich jünger fühle. Sicher ist jedenfalls, dass ich mich beim Schreiben jünger fühle, als wenn ich einfach nur da­ sitze. «

verpönt, müsste man das Buch als Heimatroman be­ zeichnen. Als ersten Heimatroman der Ersten Republik.

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Ein Autor und Freund hat uns verlassen

Arik Brauer 1929 – 2021

In Dankbarkeit und Verehrung Der Amalthea Signum Verlag Familie Fleissner


– Kurz vor Schluss – Gastkommentar

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„In Ankündigungen der Politik kommt immer wieder Hoffnung auf Öffnung auf, aber das Tor zur Umsetzung scheint irgendwie vernagelt“

I Have a Stream! Klaus Kastberger, Leiter des Literaturhauses Graz, zur Frage: Was passiert eigentlich in leeren Literaturhäusern? Text: Klaus Kastberger

I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L , F O T O : C L A R A W I L D B E R G E R

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eere Theater, leere Konzert- und Opernhäuser, leere Kabarettbühnen, leere Kinos, leere Literaturhäuser. Was passiert eigentlich in all diesen leeren Räumen der Kultur? Nun: Es wird geplant und umgeplant. Programme werden entwickelt, adaptiert und umgeschmissen. Mit Beteiligten wird geklärt, ob und unter welchen Umständen sie sich einen Auftritt vorstellen könnten. Probenarbeit wird geleistet, Premieren fallen aus. In Ankündigungen der Politik kommt immer wieder Hoffnung auf Öffnung auf, aber das Tor zur Umsetzung scheint irgendwie vernagelt. Im Gegensatz zu Institutionen, die bei ihrer Finanzierung von Eintrittsgeldern abhängig sind, geht es Literaturhäusern, solange die Grundsubventionen gesichert sind, vergleichsweise gut. Was aber machen diese Häuser in und aus dieser Situation? Nach wie vor werden Standardprogramme entwi-

ckelt. Ganz so, als ob wir noch ein reales Publikum hätten. Fallweise werden Veranstaltungen verschoben, was aber aufgrund der Länge der Schließungen kaum noch möglich ist. Für ausgefallene Lesungen zahlen die meisten Häuser Abstandshonorare. Manche zeichnen ihr gesamtes Programm oder ausgewählte Teile davon vor Ort ohne Publikum auf und streamen es ins Netz. An vielen Häusern wurden aus den Gegebenheiten der Pandemie heraus spezielle Formate entwickelt: Livestreams von Lesungen aus den Wohnungen von Autor*innen, Onlinegesprächsrunden, teilweise auch voraufgezeichnete Programme. Manche Häuser haben, wie wir in Graz mit den Corona-Tagebüchern, längerfristige Schreibaufträge vergeben, in denen Autor*innen den Zustand einer Gesellschaft im Lockdown reflektieren. Als besonders schmerzlich erleben wir den Verlust eines direkten Kontakts mit dem Pu-

blikum. Die großen Häuser der Literatur in Österreich, vereint im Netzwerk mitSprache, haben hier jüngst ein gemeinsames digitales Format entwickelt. Eine Sprechstunde mit Publikum, bei der aktive Beteiligung möglich ist. Fast alle Literaturveranstalter haben im letzten Jahr und oft innerhalb kürzester Reaktionszeiten Versuche unternommen, in digitale Formen der Vermittlung zu gehen und darin annähernd Professionalität zu erlangen. Auf Grundlage der Erfahrungen, die man dabei macht, herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass solche Möglichkeiten auch nach der Pandemie genutzt werden sollten. Aber dann eben auch dezidiert vor den spezifischen Hintergründen, die dieser neue und andere Raum bietet. Eine Veranstaltung an einem realen Ort und mit realem Publikum wird sich nie ohne Verlust ins Netz übersetzen lassen. Diese Verluste erleben wir derzeit in aller Deutlichkeit und bei Weitem nicht allein im Bereich der Literatur. So wie es ausschaut, werden Literaturhäuser in Zukunft also verstärkt über den Ort hinauswirken, an dem sie stehen. Wesentlich vielsprechender aber als die Verheißung des Streams ist der Traum, sich doch wieder einmal an einem realen Ort und unter halbwegs normalen Umständen treffen zu können. Auch darauf, dass sie dafür bereit sind, arbeiten Literaturhäuser derzeit hin.

Klaus Kastberger, geboren 1963 in Gmunden, Professor für neuere deutschsprachige Literatur/Gegenwartsliteratur am Franz-NablInstitut der Universität Graz und Leiter des Literaturhauses Graz

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