2 2022
anzeiger
Das Magazin für die österreichische Buchbranche Gewinnspiel: 3 × 2 Karten für eine Produktion im „Dschungel Wien“
Bücher für die Jüngsten
Jüdische Autobiografien
Was Kinder gern lesen, und worauf Erwachsene beim Thema Kinderbücher achten sollten: Expert*innen erklären es
Die Historikerin und Publizistin Evelyn Adunka über ihre sechshundertseitige „Enzyklopädie“ jüdischer Autor*innen
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Ö S T E R R E I C H I S C H E P O S T A G F I R M E N Z E I T U N G / G Z 0 2 Z 0 3 0 8 7 7 M / 1 5 7. J A H R G A N G
Ein neuer Roman von Wilfried Steiner – voller Schönheit und Überraschungen
„Lehrreich, ohne belehrend zu sein, unterhaltsam, aber nicht schmissig. Die Geschichte führt in eine Welt, über die man abwechselnd begeistert staunt und vor der es einen dann geradezu schaudert. Ein hervorragender Roman.“ Karl-Markus Gauß über „Schöne Ungeheuer“
Wilfried Steiner | Schöne Ungeheuer Roman | 316 Seiten | € 25,– (E-Book: € 21,–) ISBN 978-3-7013-1292-4 | erhältlich ab 14.03.2022
OT TO MÜL L ER V ERL AG
Oberflächlich betrachtet hätte er glücklich sein müssen, dachte er. Aber wie fühlt man sich als glücklicher Mensch?
Stefan Franke
Die kataleptische Starre Novelle
Ein Tag im Leben von Peter Weber, erfolgreicher Anzeigenverkäufer in einem Verlag. Ein Tag, an dem sein scheinbar wohlgeordnetes Dasein erschüttert wird und er sich mit den existenziellen Fragen des Lebens konfrontiert sieht.
Stefan Franke Die kataleptische Starre Novelle
ISBN 978-3-99012-976-0 92 Seiten | Hardcover € 16,00 Auch als E-Book erhältlich
Unsere Buchtipps
– 157. Jahrgang –
„Auf den Gastlandauftritt Österreichs in Leipzig 2023 freuen wir uns sehr und sind bestens darauf vorbereitet“
OSTERGESCHENK! Taliman Sluga
Gustaf Soucek
Das österreichische Ei-Kochbuch
F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H
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ie Leipziger Buchmesse kann dieses Jahr doch nicht stattfinden. Nach langer Planung und viel Vorbereitungsarbeit ist das für uns alle ein schwerer Schlag. Wenn jemand Erfahrung im Organisieren und Durchführen von Messen hat, wie wir es mit der Buch Wien haben, kann man sich vorstellen, was das für das gesamte Team bedeutet, das jetzt zum dritten Mal in Folge vor dieser schwierigen Entscheidung stand. Auch als Gastland 2023 sind wir natürlich sehr betroffen. Wir werden trotz der schmerzlichen Absage in sachlichem Dialog mit der Leipziger Buchmesse konstruktiv die nächsten Schritte für den österreichischen Auftritt 2023 planen und unser Programm weiterentwickeln. Den Gastland-Auftritt in seinen wesentlichen Elementen hätten wir gerne am 17. März in Leipzig auf der Buchmesse am Österreich-Stand vorgestellt: Slogan und Logo, also die Wort-Bild-Marke, die Eckpunkte des Programms, die kommunikativen Begleitelemente, die Highlights des gesamten Projektes. Das geplante Pressegespräch und die Präsentation mit Frau Staatssekretärin Andrea Mayer, HVB-Präsident Benedikt Föger, der Künstlerischen Leiterin Katja Gasser und dem Messedirektor Oliver Zille wird in anderer Form stattfinden müssen – wir arbeiten an der besten Lösung und werden Sie so bald wie möglich über die neuen Pläne informieren. Aber da der HVB für die Gesamtorganisation und -durchführung verantwortlich zeichnet, kann ich Ihnen jetzt schon versichern, dass es eine stark an den Proponenten unserer Branche, den Autor*innen, Verleger*innen und Buchhändler*innen, orientierte Gastland-Umsetzung sein wird. Wir haben uns bemüht, die sprachliche und kulturelle Vielfalt Österreichs darzustellen. Die Expertise von Katja Gasser hilft uns dabei sehr, das Kunst- und Kulturministerium unterstützt uns in allen Schritten nachhaltig. Über die Literatur hinaus werden durch Kooperationen und Partnerschaften unterschiedliche österreichische Kunstgattungen in das Gastland-Projekt miteinbezogen. Über den zentralen Spielort Leipzig hinaus wird es im gesamten deutschen Sprachraum (und sogar noch internationaler) Aufführungen und Auftritte österreichischer Kunstschaffender geben. Und über den eigentlichen zeitlichen Schwerpunkt 2023 hinaus wird es für mehr als zwölf Monate die Gelegenheit geben, Österreichs Literat*innen und Künstler*innen in ihrem Wirken zu erleben.
Neben dem wichtigsten Küchenwissen zum Thema „Ei“ vermittelt das Buch im kulinarischen Abschnitt eine erlesene Auswahl von österreichischen und auch internationalen Gerichten – vom Ei als Hauptzutat bis zum Einsatz bei kombinierten Speisen: Der Einsatzvielfalt sind keine Grenzen gesetzt! 224 Seiten, ISBN 978-3-7025-1048-0
€ 22,–
Anni und Alois Pötz, Johann Dormann
Gehmütliche Steiermark wandern, entdecken, genießen
Gustav Soucek HVB-Geschäftsführer
Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at Aboverwaltung: Paula Fabiankowitsch, DW 12, fabiankowitsch@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau
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Die Steiermark hat auch eine attraktive „Mitte“ – zwischen dem obersteirischen Dachstein und dem Grenzland im Süden mit seinen Weinstraßen. 40 Genusswanderungen führen zu Naturschönheiten, kulturellen Schätzen und natürlich zu kulinarischen Schmankerln – mit Gutscheinen! 264 Seiten, ISBN 978-3-7025-1050-3
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– Inhalt –
Große schreiben, was die Kleinen lesen Literatur für Kinder zu produzieren, bedeutet für Erwachsene eine große Verantwortung. Aber auch große Freude
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Linn Ritsch Chefredakteurin
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Was Kinder lesen möchten
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WISSENSWERT Kinder- und Jugendbuchpreise und Illustrationspreis Die Preisträger*innen im Gespräch Neue Führung bei der ARGE und im Verlag Jungbrunnen Hildegard Gärtner geht in Pension, wir stellen ihre Nachfolgerinnen vor Buchhandlungsübernahmen Kral übernimmt „Bestseller“, Stöger wird Teil von Medici
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ESSENZIELL Was ist ein gutes Kinderbuch? Expert*innen erklären
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SELBSTREDEND Evelyn Adunka Die Historikerin und Publizistin spricht über ihr jüngstes Werk
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GASTKOMMENTAR Tina Reiter schreibt über die Bedeutung von Kinder- und Jugendliteratur
Gewinnen Sie 3 × 2 Karten für die Produktion „Rangeln“ im Dschungel Wien
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BESTSELLER
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INTERNATIONAL Antiqariatsmessen in aller Welt Michael Steinbach und Hugo Wetscherek berichten
GEWINNSPIEL
Meistverkaufte Bücher im Jänner
HVB-PORTRÄTS Magda Hassan, Tobias Pichler Edition 5Haus Familie Hofer Hofer Media GmbH Andrea Stift-Laube Lichtungen
SCHWERPUNKT Editor’s Choice: Kinderbücher über schwierige Themen
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KLASSIKER Iwan Schmeljow
TERMINE Veranstaltungen im März
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ücher für Kinder nehmen einen besonderen Platz in der Literatur und auf dem Buchmarkt ein. Nicht nur, weil sie oft aufwendig gestaltet und illustriert sind (aber durchaus auch aus diesem Grund, wie Sie auf S. 5 lesen können). Sondern auch, weil sie sich an eine Personengruppe wenden, die selbst kein oder nur indirektes Mitspracherecht darüber hat, was produziert, verlegt und (vor-)gelesen wird. Die Verantwortung Erwachsener besteht darin, im Sinne der Kinder zu handeln, wenn sie Literatur für sie schreiben, illustrieren und verkaufen. Darum geht es in unserer Titelgeschichte, in der Expert*innen berichten, was, wie und warum Kinder gern lesen (S. 12). Eine Expertin in diesem Bereich ist auch Hildegard Gärtner. Sie hat jahrelang den Verlag Jungbrunnen und die ARGE Ki:Ju-Verlage geleitet. Jetzt geht sie in Pension. Wir haben mit ihr und ihren Nachfolgerinnen Anna StacherGfall und Tina Reiter gesprochen (S. 6). Tina Reiter hat diesmal außerdem den Gastkommentar für uns verfasst: Sie schreibt über die Bedeutung von Kinderliteratur (S. 40). Ich stelle Ihnen diesmal Kinderbücher vor, die wenig „kindgerechte“ Themen behandeln, aber auf wunderbar kindgerechte Weise – also liebevoll und klug (S. 18). Und außerdem stelle ich Ihnen hiermit Erich Klein vor. Den kennen wir doch bereits, werden Sie sagen. Zu Recht! Aber: Unser Autor hat eine neue Aufgabe übernommen. Ich stelle Ihnen hiermit Erich Klein vor, Jurymitglied des Deutschen Buchpreises 2022.
– Wissenswert –
Freudensprungmomente Die Kinder- und Jugendbuchpreise und der Illustrationspreis der Stadt Wien für das Jahr 2021 gehen an die Verlage Tyrolia und Luftschacht Anlässlich der Bekanntgabe der Gewinner* innen könnte man einmal ganz grundsätzlich fragen: Was bedeutet es eigentlich, einen Preis für ein Kinder- oder Jugendbuch zu erhalten? „Literaturpreise – für Kinder- und Erwachsenenliteratur – sind wunderbar und wichtig, wenn man sie bekommt, und sie sind komplett irrelevant und eigentlich doof, wenn nicht“, sagt Jürgen Lagger vom Luftschacht Verlag. „Einzelne Auszeichnungen sind immer ungerecht. Aber sie sind natürlich auch Anlass zur Freude, sind Anerkennung für Autor*innen und Verlage.“ „Balthasar Blutberg“ von Dorothee Schwab und Michael Stavarič ist eines der mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis gekrönten Titel. Mit Blutegel Bobo steht eine Figur im Mittelpunkt, die sonst eher unbeachtet bleibt: Bobo sieht von den Tieren immer nur den Teil des Beines, wenn sie in seine Lache steigen, den Rest muss er sich imaginieren. „Ich mag die Idee, die Welt aus seiner eingeschränkten Sicht darzustellen. Er schafft sich sein eigenes Bild von der Welt – wie wir alle“, sagt Lagger. Ausgezeichnet wurden in dieser Kategorie außerdem zwei im Tyrolia Verlag erschienene Werke. „Held Hermann: Als
Michael Roher ich Hitler im Garten vergrub“ von Leonora Leitl und „Esther und Salomon“ von Elisabeth Steinkellner, eine Liebesgeschichte für Jugendliche. „Ich freue mich auch deshalb so über den Preis, weil es sich dabei um ein ungewöhnliches Format handelt“, sagt Steinkellner über ihr Werk. Es ist ein Zusammenspiel aus Text in freier Versform, Fotos und Zeichnungen.“ Den Illustrationspreis hat der Christine-Nöstlinger-Preisträger Michael Roher erhalten. In „Jaguar, Zebra, Nerz“ werden Monatsnamen zu Tieren mit jeweils einem besonderen Charakter. Das Buch sei ein Herzensprojekt, erklärt Roher. „Es ist nicht selbstverständlich, dass ich mit meinen Bildern immer so zufrieden bin, wie es hier der Fall war. Ich habe die Arbeit sehr genossen
Elisabeth Steinkellner und große Freude an den Farben und der Motivik. Deshalb ist diese Auszeichnung, die speziell die Illustration im Fokus hat, für mich eine ganz besondere Anerkennung.“ Für Illustrator*innen und Autor*innen bedeuten die Preise „Freudensprungmomente“, wie Steinkellner sagt – trotz des Spannungsfeldes, das durch jede Preisvergabe erzeugt wird. Außerdem kann die Auszeichnung ein Anlass sein, die Gewichtung von Kinderbüchern zu hinterfragen. „Es ist ein wenig wie im Bildungssystem, da wird auch immer auf die Kindergärten vergessen“, meint Lagger. Dabei findet dort die Basisarbeit statt, die man später gar nicht mehr leisten kann. Der manchmal etwas überhebliche Blick auf die Kinder- und Jugendliteratur ist ähnlich gelagert und ähnlich dumm.“
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Mäuse, Kraken, Meer und Pandemie Die Siegertitel der Wahl zum Wissenschaftsbuch des Jahres stehen fest. Österreich ist mit zwei Wissenschaftlerinnen und einem Schriftsteller stark vertreten. Bundesminister Martin Polaschek gratuliert herzlich: „Die diesjährigen Siegerbücher bieten facettenreiche Einblicke in die Welt der Wissenschaft und helfen mit, die Welt zu verstehen, in der wir leben.“ Jedes Jahr wählt eine Fachjury aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Wissenschaftsjournalismus, Büchereien und Buchbranche in vier Kategorien jeweils fünf Bücher aus. Daraus werden dann in einer Publikumswahl die Siegertitel ermittelt.
Die Siegerbücher in den vier Kategorien sind: Naturwissenschaft/Technik Angela Stöger „Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten“ (Brandstätter) Medizin/Biologie Daniela Angetter-Pfeiffer „Pandemie sei Dank!“ (Amalthea) Geistes-, Sozial-, Kulturwissenschaft David Abulafia „Das unendliche Meer“ (S. Fischer) Junior-Wissensbücher Michael Stavarič/Michèle Ganser „Faszination Krake“ (Leykam)
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– Wissenswert –
Ö1 Buch
des Monats
„Das Leben der Simone de Beauvoir“, Alois Prinz, Insel Verlag, 303 Seiten
Hildegard Gärtner
Anna Stacher-Gfall
Tina Reiter
Starke Frauen an der Spitze Die bisherige Leiterin des Verlags Jungbrunnen und der ARGE Ki:Ju-Verlage, Hildegard Gärtner, geht in Pension. Ihre Nachfolgerinnen sind Anna Stacher-Gfall und Tina Reiter „Eine große Freude war es für mich immer, wenn ich zu einer guten Lösung beitragen konnte“, sagt Hildegard Gärtner über ihre Arbeit mit Kinder- und Jugendliteratur. „Ein frisch gedrucktes Buch, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind, ein Konsens bei einem Problem, eine Idee, die plötzlich eine andere Perspektive aufmacht: Das ist ein gutes Gefühl.“ In Zukunft wird Anna Stacher-Gfall als neue Leiterin des Verlags Jungbrunnen für gute Ideen und neue Perspektiven verantwortlich sein. Die neue Position macht sie „wirklich sehr glücklich“, erklärt sie. „Ich habe schon als Kind sehr gern gelesen. Jetzt ist mein größter Wunsch, dass die von mir verlegten Bücher Kindern Freude machen, sie zum Nachdenken bringen und sie auf die eine oder andere Art ihr Leben lang begleiten.“ Große Umbrüche seien dafür gar nicht notwendig, der Verlag sei seit Jahren auf einem guten Kurs, sagt Stacher-Gfall. Dieser soll beibehalten werden. „Nicht nur die Verlagsleitung ist neu, wir haben auch zwei neue Mitarbeiterinnen, die viel frischen Wind bringen, also wird es natürlich Änderungen und Neuerungen geben.“ Auch bei der ARGE soll es vor allem so weitergehen wie bisher: kollegial und mit gegenseitiger Unterstützung. „Wir sind eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb des Hauptverbands, keine Organisation mit
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bestimmten Statuten“, sagt Reiter. „Die Abläufe sind informell, wir machen viel gemeinsam. Als Vorsitzende übernehme ich oft einfach die Sprachrohrfunktion.“ Die österreichische Kinder-und-Jugendliteratur-Verlagsszene ist nicht übertrieben groß, eine der wichtigsten Aufgaben für ARGE-Mitglieder ist es daher, gemeinsam aufzutreten und Sichtbarkeit in Medien, im Buchhandel und bei den Leser*innen zu erlangen. Der Austausch mit Kolleg*innen war auch für Gärtner immer wichtig. „Am meisten werde ich die zahlreichen Kontakte vermissen, die mein Beruf mit sich gebracht hat. Über die Jahre gab es durch regelmäßige berufliche Treffen viel Kontinuität. So sind, auch international, Beziehungen entstanden, die mir wichtig sind.“ Ihre bisherige Arbeit gibt Gärtner nicht völlig auf, sie wird weiterhin als freie Lektorin Buchprojekte betreuen und als Coach im Bereich der individuellen Unternehmensentwicklung tätig sein. Jeder Abschluss ist immer auch ein Neubeginn, und ein solcher kann viel Schönes mit sich bringen. „Ich möchte unbedingt mehr Zeit für die Dinge verwenden, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind: lesen, Kulturangebote wahrnehmen, wandern, im Garten arbeiten und manchmal auch das Nichtstun pflegen. Das braucht man ja, damit Kreatives entstehen kann.“
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Im Ö1 Buch des Monats erzählt Alois Prinz über Simone de Beauvoir. Gewiss keine unbekannte Figur – es ist bereits viel über sie geschrieben worden, und auch sie selbst hat in Büchern, Essays und Interviews ihre Ansichten kundgetan und ihre Theorien dargelegt. „Insofern kann Alois Prinz mit keiner neuen Sicht auf die Schriftstellerin aufwarten. Und das ist auch gar nicht die Absicht dieses Buches. Es will vielmehr einen frischen, unakademischen und unideologischen Zugang zu Simone de Beauvoir ermöglichen, die zwar als herausragende Persönlichkeit der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts unbestritten, deren Leistung aber dennoch für die meisten Menschen nicht mehr ohne Weiteres abrufbar ist“, schreibt die Jury. „Das Leben der Simone de Beauvoir“ ist im Insel Verlag erschienen.
– Wissenswert –
Engagement und Schönheit Zur Einreichung zum Österreichischen Buchhandlungspreis 2022 laden das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) und der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) ein. Es werden fünf Preise zu je € 10.000,– vergeben.
Die Einreichfrist zum Österreichischen Buchhandlungspreis und dem Wettbewerb „Die schönsten Bücher Österreichs“ endet am 28. Februar
FOTOS: ISTOCK, MARIE JECEL.
Eingereicht werden können Bücher mit mindestens zwei der folgenden Kriterien: • in einem österreichischen Verlag veröffentlicht oder von einer österreichischen Institution herausgegeben • in Österreich gestaltet • in Österreich gedruckt
Einreichen können Buchhandlungen, die • ihren Sitz in Österreich haben • ein literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten • innovative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung engagieren Weitere Informationen: www.oesterreichischerbuchhandlungspreis.at
BMKÖS drei Staatspreise zu je € 3.000,–.
Weitere Informationen: www.schoenstebuecher.at
Beim Wettbewerb der Schönsten Bücher Österreichs 2022 werden 15 Werke in sechs Kategorien ausgezeichnet. Dazu stiftet das
Der Wettbewerb „Die schönsten Bücher Österreichs“ erfolgt mit freundlicher Unterstützung von PERGRAPHICA® (ein PremiumDesignpapier von Mondi), der Druckerei Holzhausen (eine Marke von Gerin Druck) und der Buchbinderei Papyrus.
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Social Media, InDesign, Texten Die Onlineseminare des mediakollegs im Frühjahr Kosten (Onlineseminar): 250 Euro Kursgebühr für HVB-Mitglieder (zzgl. 20 % Ust.) 280 Euro Kursgebühr für Nichtmitglieder (zzgl. 20 % Ust.)
ONLINESEMINAR: ■ Adobe InDesign 23. März–6. April 2022, 18:30–20:30 Uhr Hier werden Ihnen an drei Abenden die Grundlagen und die Arbeitsumgebung des Programms gezeigt. Sie lernen die entscheidenden Funktionen und Werkzeuge des Programms kennen und wissen, wie Sie Ihre Inhalte mit Adobe InDesign setzen und für den Druck vorbereiten.
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PRÄSENZ-SEMINARE ZUM VORMERKEN: Digitale Social-Media-Fachtagung 30. März 2022, 10:00–16:00 Uhr Diese Online-Fachtagung richtet sich an alle, die das volle Potenzial der sozialen Medien für ihr Unternehmen ausschöpfen möchten – sei es die Buchhandlung, der Verlag oder ein anderes Unternehmen der Buch- und Medienbranche. Es erwarten sie unter anderem eine Best-Practice-Diskussionsrunde, Austausch mit Expert*innen und Praxissessions. ■
12. Mai Grundwissen Verlag 2. Juni Social-Media-Crashkurs für die Buchbranche 21. September Rechtliches rund ums Buch
Titelschutzmeldungen
Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.
Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Isabel Huber unter huber@hvb.at. Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur € 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–. Isabel Huber berät Sie gern unter huber@hvb.at, Tel. 01/512 15 35 DW 14.
Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Hubert Hladej, Essen und Trinken rund um den Göttweiger Berg in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Hubert Hladej Avastraße, 3511 Kleinwien, Österreich
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– Wissenswert –
Umbruch und Aufbruch im Wiener Buchhandel
FOTO: H ERBERT LEHMANN
Zu Jahresbeginn wurde die Hietzinger Buchhandlung Bestseller von der Firma Kral übernommen; seit 1. Februar gehört die Buchhandlung Stöger in Döbling zur Medici Buchhandels GmbH „Bestseller“ hieß das neueste Mitglied der Kral-Familie bisher, mit der aktuellen Übernahme wird der Name zu „Kral-Hietzing“ geändert. In den nächsten Monaten werden weitere kleine Änderungen erfolgen, die gewohnte Qualität der Auswahl und Beratung wird erhalten bleiben. Die BestsellerMitarbeiter*innen bleiben nach der Übernahme ebenfalls in der Buchhandlung. Tradition mit Neuerungen vereint: Die bereits 1965 gegründete Buchhandlung wird nun zur ersten Wiener Filiale der Firma Kral, die ihrerseits seit 1927 besteht. Mittlerweile umfasst das Unternehmen fünf Buchhandlungen und den Kral Verlag. Neues und Altes treffen auch bei der Übernahme der Buchhandlung Stöger durch die Medici Buchhandels GmbH aufeinander. Das von Kund*innen „Döblinger Juwel“ getaufte Geschäft wird von Medici als unabhängige Buchhandlung weiterge-
Gerda Schefz (ehemalige Inhaberin der Buchhandlung Stöger) mit ihrem Mann Hermann Schefz, Medici-Geschäftsführer Markus Renk und das Team der Buchhandlung Stöger
führt. Als solche kann es auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Was damals in einer Papierhandlung auf zwei Regalmetern begann, ist heute eine Buchhandlung, die auf 120 Quadratmetern Buchliebhaber*innen dazu einlädt, das sorgfältig ausgewählte Sortiment zu entdecken. Die Medici Buchhandels GmbH wurde 2015 von Buchhändler Markus Renk und Verleger Markus Hatzer (Haymon und Löwenzahn Verlag) gegründet. „Es ist mir ein Anliegen, dass unabhängige Buchhandlungen auch außerhalb von Innenstadtbezirken weiterhin existieren“, sagt Renk. „Die Buchhandlung Stöger in Döbling ist ein Treffpunkt und ‚bibliophiler Nahversorger‘. Wir möchten dazu beitragen, dass die Buchhandlung die Menschen in der Umgebung weiterhin auf kurzem Weg mit der passenden Lieblingslektüre versorgt.“
Buchklub Online-Lesungen Literatur kennenlernen, sich dazu austauschen und kreative Zugänge zum Lesen finden Die Online-Lesungen in der BücherBühne des Österreichischen Buchklubs der Jugend ermöglichen Schülerinnen und Schülern in ganz Österreich, Lesungen gemeinsam und interaktiv zu erleben und gleichzeitig in direkten Austausch mit Autor*innen zu treten. Im Wintersemester 2021/22 durfte der Buchklub über 6.000 Schüler*innen in der virtuellen BücherBühne begrüßen!
Foto: © Ece Karatas
Das aktuelle Programm der BücherBühne gibt es unter www.buchklub.at/buecherbuehne
– Wissenswert –
Eine Stimme aus Österreich Als Leser*innen österreichischer Literatur haben wir manchmal das Gefühl, „unsere“ Schriftsteller*innen zu kennen. Das stimmt nicht ganz, und doch ein wenig. Wir kennen Bücher, die sie geschrieben haben – und was könnte persönlicher sein? Einen Autor, den viele in Österreich (und so manche NichtÖsterreicher*in) kennen, ist Gerhard Roth. Zu jenen, deren Werke mit der Zeit in Vergessenheit geraten, wird Gerhard Roth, so darf man vermuten, nicht gehören. Dafür war er in diesem Land zu wichtig, literarisch und politisch. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte ihn als „mutige und kluge Stimme, die für ein weltoffenes, solidarisches und friedliches Österreich eingetreten ist“. Roth hat mit seinen beiden bekanntesten Buchzyklen „Archive des Schweigens“ und „Orkus“ Monumentales geschrieben. Beide bestehen aus Romanen, die mit Elementen der Kriminalliteratur verwoben sind, aber auch aus essayistischen Textsammlungen und Fotobänden. In Texten wie „Alphabet der Zeit“ erzählt er über seine Kindheit (Roth wurde 1942 in Graz geboren), seinen Vater, der Arzt war und über den Nationalsozialismus nicht sprechen wollte, und über die bäuerliche Steiermark, die für sein Schreiben so wichtig werden sollte. Wichtig war auch Roths Großmutter, die er liebte und zeitlebens auch ein wenig fürchtete. Sie brachte ihm das Erzählen bei, sein Interesse an Worten wurde womöglich
Andrea Mayer würdigt das Werk des Grazer Schriftstellers: „Politisch galt er manchen als unbequem, umso wichtiger war er für Österreich und das Nachdenken über unser Land. Seine beiden Romanzyklen ‚Die Archive des Schweigens‘ und ‚Orkus‘ sind zwei literarische Kontinente, durch die wir noch lange reisen werden und immer wieder Neues über uns und unsere Geschichte lernen und erfahren werden. Mit ihm verlieren wir einen unserer besten Autoren, er wird Österreich sehr fehlen.“ Die Verbindung von literarischem Gespür und politischer Wirkmächtigkeit in Roths Texten wurde bereits 2016 hervorgehoben, als er den Österreichischen Staatspreis erhielt. „In immer wieder neuen literarischen Formen umkreist er die Vergangenheit Österreichs und schreibt damit nicht nur Gerhard Roth eine etwas andere Geschichte unseres Lan24. 6. 1942–9. 2. 2022 des, sondern unternimmt mit seiner Erinnerungsarbeit eine Abenteuerreise in die menschliche Seele“, sagte der damalige Kulturminister Josef Ostermayer über die Arbeit des Schriftstellers. Bis zuletzt war Gerhard Roth literarisch von ihr geweckt. Sein Interesse an Zahlen produktiv, im Mai sollte sein neuer Rosowie seine Faszination für Technologie und man „Die Imker“ erscheinen, ein Band von mediale Entwicklungen stammen aus seiner 800 Seiten. „Ich war mit Gerhard Roth durch Zeit am Grazer Computerrechenzentrum, an eine enge Freundschaft verbunden, auch dem er von 1966 bis 1977 arbeitete, zunächst wenn ich seine politischen Ansichten nicht als Programmierer. Dort machte er Karriere immer teilte“, sagt der steirische Landesund wurde schließlich sogar Organisations- hauptmann Hermann Schützenhöfer von leiter. Schon damals galt seine Liebe der Lite- der ÖVP. Gerhard Roth hat das Seine in Büratur. Die Kunst- und Kulturstaatssekretärin chern gesagt.
Doch keine Messe in Leipzig Aufgrund von zahlreichen Absagen von Aussteller*innen wurde entschieden, die Leipziger Buchmesse 2022 abzusagen
„Wir haben uns sehr gefreut über das Signal der Politik, Messen und Kongresse endlich wieder zu erlauben“, sagt Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe. „Leider sehen sich viele Aussteller und Ausstellerinnen aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie aktuell nicht in der Lage, für eine solch große Publikumsveranstaltung zuverlässig zu planen. Das führte kurzfristig zu vielen Absagen. Daher haben wir uns jetzt schweren Herzens entschieden, die Leipziger Buchmesse nicht durchzuführen.“ „Wir bedauern die Absage der Leipziger
Buchmesse sehr. Wenn jemand Erfahrung im Organisieren und Durchführen von Messen hat, wie wir es mit der Buch Wien haben, kann man sich vorstellen, was das für das gesamte Team bedeutet, das jetzt zum dritten Mal vor dieser schwierigen Entscheidung stand. Auch als Gastland 23 sind wir natürlich betroffen. Wir werden trotz der schmerzlichen Absage in sachlichem Dialog mit der Messe konstruktiv die nächsten Schritte für den österreichischen Auftritt 2023 planen und unser Programm weiterentwickeln,“ so HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek. anzeiger / 10
Aufgrund der kurzen Vorlaufzeit soll in diesem Jahr kein digitales Alternativprogramm umgesetzt werden, ausgewählte Preisverleihungen wie der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung am 16. März sowie der Preis der Leipziger Buchmesse am 17. März finden jedoch statt und werden gestreamt.
FOTO S: L I L IA N B I R N BAU N/ F I S C H E R V E R L AG E
Der Autor Gerhard Roth ist am 8. Februar im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit verstorben
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– Essenziell – Leseverhalten von Kindern
Digital Natives – die neuen
Bücherwürmer? EINE UMFASSENDE RECHERCHE ZUM LESEVERHALTEN DER JÜNGSTEN UND JUNGEN GENERATION. UND WARUM DER AUTOR MICHAEL STAVARIČ DAS SCHREIBEN FÜR KINDER UND JUGENDLICHE FÜR DIE „KÖNIGSKLASSE DER LITERATUR“ HÄLT
K
inder sind digital sozialisiert“, sagt Beate Großegger, wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Jugendkulturforschung. Die neue Generation wachse mit Smartphone und Internet auf und könne sich mühelos Zugang zu aller Art von Informationen verschaffen. „Mit der Informationsflut sinkt die Aufmerksamkeitsspanne. Die Kinder und Jugendlichen haben Mühe, sich für ein Buch zu begeistern“, erklärt sie diesen Wandel in den Lesegewohnheiten.
Text: Lisa Schöttel Illustrationen: Georg Feierfeil
DER ERSTE BUCHSTABE IST DAS „M“ VON MCDONALDS In der Tat stellte man in der 2020 durchgeführten Kinder-Internet-MedienStudie KIM, einer Basisuntersuchung zum Medienumgang der 6–13-Jährigen, fest, dass das Mobiltelefon bei 65 Prozent der Kinder und Jugendlichen dieser Altersstufe fester Bestandteil ihres Alltags ist. Digitale Spiele (60 Prozent) und Internetnutzung (59 Prozent) liegen in der Freizeitgestaltung ganz vorn. Das Lesen von Büchern landet hingegen an elfter Stelle bei den beliebtesten Freizeitaktivitäten dieser Altersgruppe. Trotzdem: „Kinder lesen tendenziell mehr, nur das analoge Lesen geht zurück“, beschreibt Gerhard Falschlehner, Professor
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an der Pädagogischen Hochschule in Niederösterreich, den Trend im Leseverhalten und ergänzt: „Wenn man Kinder befragt, ob sie gern lesen, dann sagen sie eher nein und registrieren gar nicht, dass sie es in der Freizeit ständig tun.“ Der erste Buchstabe, den Kinder lesen, ist das „M“ von McDonalds. Aber die Anteile des Lesens im Alltag verschieben sich. „Der Kinderalltag hat auch nur 24 Stunden. Wenn ich mir also Videos und Filme am Smartphone ansehe, kann ich in der Zeit nicht lesen“, sagt die Schweizer Leseforscherin Andrea Bertschi-Kaufmann. Das heißt aber nicht zwingend, dass insgesamt weniger Bücher gelesen werden, da der Medienanteil innerhalb der Freizeitbeschäftigungen der Kinder generell zugenommen hat, erklärt sie. Insgesamt lag der Anteil der Kinder, die angegeben haben, Bücher zu lesen, 1998 bei vierzig Prozent und pendle sich nun schon das dritte Jahr in Folge bei rund einem Drittel ein, sagt die Medienkulturwissenschaftlerin Petra Missomelius von der Universität Innsbruck. Die KIM-Studie frage explizit nach freiwilligem, selbstbestimmtem Lesen, die schulische Pflichtlektüre werde nicht erfasst, ergänzt sie. 16 Prozent der Kinder lesen täglich in einem Buch, »
– Essenziell – Leseverhalten von Kindern
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39 Prozent ein- oder mehrmals in der Woche. Dabei gibt es deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede: 63 Prozent der Mädchen sind regelmäßige Leser*innen, bei den Buben nur 37 Prozent. Ab dem Alter von zwölf Jahren treten allerdings andere Freizeitaktivitäten und Mediennutzungen stärker in den Vordergrund.
LESEN ALS ELEMENT DER FRÜHKINDLICHEN BESCHÄFTIGUNGEN Gegenüber der Studie von 2018 verzeichnet die KIM-Studie von 2020 sogar einen Anstieg von vier Prozent beim regelmäßigen Lesen in der Altersgruppe der 6–13-Jährigen. „Das Interesse von Kindern am Lesen ist ungebrochen. Es ist ein zentrales Element der frühkindlichen-elterlichen Beschäftigung“, sagt die Medienwissenschaftlerin Missomelius. Vorlesen bildet das Kernstück. Aus einer 2021 durchgeführten Studie der deutschen Stiftung Lesen geht hervor, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, früh über einen großen Wortschatz verfügen, leichter lernen und in vielen Fächern bessere Schulnoten erzielen. Dabei gehe es vor allem um den Kontakt mit der Bezugsperson und das gemeinsame Erlebnis, meint die Ent-
„Das Interesse von Kindern am Lesen ist ungebrochen. Es ist ein zentrales Element der frühkindlichenelterlichen Beschäftigung“ Petra Missomelius, Universität Innsbruck
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DIGITALISIERUNG ALS CHANCE FÜR DIE LESEKOMPETENZ Die Schweizer Professorin Andrea BertschiKaufmann sieht die Digitalisierung als große Chance, um die Lesebereitschaft der jungen Generation zu stärken. „Das Leseverhalten hat sich in den letzten Jahren verändert: Die Kinder lesen schnell, lesen vielerlei, und ihre Alltagskommunikation ist auf elektronische Medien konzentriert“, erklärt sie. Die Kommunikation über Sprachnachrichten, Bilder und Videos kann zur Vermeidung des Lesens führen oder es umgekehrt sogar anregen. „Die neuen Medientechnologien sind interessant. Sie eröffnen jungen Menschen Möglichkeiten zum multimodalen Lesen und Schreiben“, sagt die emeritierte Professorin für Leseförderung. Kinder und Jugendliche können einfach und schnell selbst Bilderbücher herstellen und Fotografien beschriften. „Das sind neue Prozeduren, die dank neuer Medien möglich und für Kinder attraktiv sind“, meint Bertschi-Kaufmann. Auch der Pädagoge Gerhard Falschlehner meint: Digitale Medien müssen bei Lesförderung mitgedacht werden. „Die Kinder bringen hier viel Expertise mit und sind mit grafischen Programmen und Apps oft bewanderter als die Lehrer*innen.“ Damit lassen sich im Handumdrehen Geschichten in Comics verwandeln oder Podcasts und Hörspiele aufnehmen. „Den Kindern wird so gezeigt: Lesen ist nicht passiv, sondern kann ähnlich wie ein Computerspiel sehr aktiv sein.“ Außerdem können Influencer*innen, die auf YouTube oder Instagram Bücher-
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wicklungspsychologin Stefanie Höhl von der Universität Wien. „Bisherige Studien zu digitalen Medien zeigen, dass Kinder dann von digitalen Inhalten profitieren, wenn sich jemand gemeinsam mit ihnen damit beschäftigt“, erklärt sie. Kinder haben wenig davon, Videos auf dem Handy passiv anzuschauen. Wenn sich dagegen eine Bezugsperson gemeinsam mit dem Kind ein digitales Kinderbuch anschaue, könne die Interaktion ebenso bereichernd sein wie bei einem gedruckten Buch, so Höhl. Gerhard Falschlehner war Initiator des Projekts „Family Literacy“ und erklärt: „Ob Kinder gern lesen und es auch freiwillig tun, hängt stark vom Elternhaus ab.“ Frühe Interventionen in Familien, wo das Bücherlesen keinen hohen Stellenwert habe, und sprachliche Förderung im Kindergarten seien die wichtigsten Schritte, um die Lesekompetenzen und Lesemotivation zu fördern.
– Essenziell – Leseverhalten von Kindern
tipps geben, ein Anstoß sein, auch einmal ein Buch in die Hand zu nehmen.
KINDERN ZUGÄNGE ZUM BUCH ERMÖGLICHEN Lesen lernen funktioniere am gedruckten Papier einfach leichter, so Falschlehner. „Das Bilderbuch bleibt liegen, rennt nicht davon – sprich: Das Risiko, sich abzulenken, ist geringer.“ Aus diesem Grund sei der Besitz eines Buches immer noch der beste Weg, um die junge Generation zum Lesen zu motivieren. Eine gute Möglichkeit ist der Zugang zu einer Bibliothek als Ort der haptischen Bücher. „Wenn es in der Schule eine eigenständige Schulbibliothek gibt, dann ist das Niveau im Schreiben und Lesen um eine Klasse höher, als wenn keine vorhanden ist“, erklärt Falschlehner. Sie ermögliche einen individuellen Leseunterricht und sei für die Lesedidaktik unabdingbar. Barbara Hollendonner führt eine solche Schulbibliothek an der AHS Franklinstraße in Floridsdorf. „Wir arbeiten intensiv daran, das Angebot stets zu erweitern und die Bibliothek als Aufenthaltsort bei den Schüler*innen zu etablieren“, sagt die Bibliothekarin. „Mittlerweile ist unsere Bibliothek eine der ruhigsten und gemütlichsten Ecken der Schule.“ Ihrer Beobachtung nach kommen die Schüler*innen nicht nur, um sich Bücher auszuborgen, sondern auch, um ihre Aufgaben zu machen, in den Regalen zu schmökern oder dem Schultrubel ein bisschen zu entkommen. Das Buchangebot an der Bibliothek richte sich vor allem nach den Wünschen ihrer Besucher*innen. Hollendonner: „Dazu bestellen wir Bücher, die wir intern Brückenbücher nennen. Diese greifen etwas Bekanntes auf, gehen aber einen Schritt weiter, erweitern den Blick und sind sprachlich eine Spur anspruchsvoller.“ Sogenannte „Aktivitätenbücher“ sind ebenfalls sehr beliebt und lassen sich in den Räumen der Bibliothek gut ausprobieren. Auch das Institut für Jugendliteratur ermöglicht mit der Leseförderaktion „Lesen im Park“ einen unbürokratischen Weg, Bücher mit nach Hause zu nehmen. Seit vierzig Jahren lädt die Aktion jeden Sommer Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren in den Park ein, wo sie sich das Buch ihrer Wahl einfach und schnell ausborgen können. „Damit wollen wir Berührungsängste abbauen und den Kindern das Buch als Spiel- und Freizeitmittel näherbringen“, erklärt Verena Weigl, die für die Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit am Institut zuständig ist. „Viele Kinder
„Wenn es in der Schule eine eigenständige Schulbibliothek gibt, dann ist das Niveau im Schreiben und Lesen um eine Klasse höher, als wenn keine vorhanden ist“ Gerhard Falschlehner, Pädagogische Hochschule Niederösterreich
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sind stolz darauf, dass sie sich das Buch jetzt ausgeborgt haben – das freut uns sehr.“ Die Aktion „Wiener Geschichtenteppich“ rückt den sprachspielerischen Aspekt des Lesens in den Mittelpunkt. „An öffentlichen Plätzen in Wien erkunden die Kinder zusammen mit Literaturvermittler*innen über Sprachspiele die spannende Welt der Kinderliteratur“, erklärt Weigl das Konzept.
ABER WAS LESEN KINDER UND JUGENDLICHE? „Bewegungen wie #fridaysforfuture oder #blacklivesmatter, die von jungen Menschen (mit-)getragen werden, oder in die sich Autor*innen umfassend einbringen, haben auch in der Kinder- und Jugendliteratur zu einer Art neuem Realismus und einer deutlich gesellschaftspolitischeren thematischen Ausrichtung geführt“, beschreibt Heidi Lexe, Literaturwissenschaftlerin und Leiterin der Studien- und Beratungsstelle für Kinderund Jugendliteratur (STUBE), den inhaltlichen Trend der vergangenen Jahre. Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang ein Boom an Sachbüchern, »
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Sacherzählungen und Biografien über alle adressierten Altersstufen hinweg. Dennoch, das Feld der Fantastik sei nach wie vor breit gefächert. „Wie eine Gegenbewegung dazu wirkt das sich immer vergrößernde marktorientierte Angebot an leicht konsumierbarer Allerweltslektüre – schillernd aufbereitet für Mädchen (Prinzessin und Pink) und Buben (Abenteuer und Blau)“, beschreibt Heidi Lexe einen weiteren Trend. Vielfach werde aber sehr formbewusst erzählt, so die Jugendliteraturexpertin. Fragmentierungen und Hybridformen spielen dabei eine große Rolle. „Jugendromane werden illustriert oder überhaupt über Bild und Text erzählt“, so Lexe. „Liebe, Tod, Freundschaft – die Kinderund Jugendliteratur unterscheidet sich thematisch nicht besonders von der Erwachsenenliteratur“, teilt Verleger Jürgen Lagger vom Luftschacht Verlag diese Beobachtungen. Formal solle es aber zeitgemäß sein und gegenwartsverhaftet, womit immer neue Strömungen miteinfließen. Laut der Bibliothekarin Barbara Hollendonner sind Mangas aktuell der große Hype bei Kindern und Jugendlichen. „Neben den großen Blockbustern versuchen wir
„Neben den großen Blockbustern versuchen wir auch qualitativ hochwertige Mangas anzuschaffen“ Barbara Hollendonner, Schulbibliothekarin an der AHS Franklinstraße, Floridsdorf
Bibliotheken für Generation Instagram Die Bibliothekarin Barbara Hollendonner möchte Jugendliche auch über soziale Netzwerke erreichen.
auch qualitativ hochwertige Mangas anzuschaffen.“ Jedes Jahr gebe es auch einige Kinder, die sich durch die Klassiker der Kinderund Jugendbuchliteratur lesen. „Und wenn etwas verfilmt wird, dann ist das Interesse an der Romanvorlage sehr groß“, fügt Hollendonner hinzu.
KINDER UND JUGENDLICHE ERNST NEHMEN Das Besondere an der Kinder- und Jugendliteratur sei, so Verleger Jürgen Lagger, dass die Zielgruppe der jungen Leser*innen und die Gruppe der schaffenden Autor*innen und Illustrator*innen besonders weit auseinanderklaffen. „Hier bietet man von weit außerhalb etwas an, von dem man glaubt, dass es interessiert und passt – das ist oft die Schwierigkeit.“ Grundsätzlich sei es wichtig, die jungen Leser*innen in ihrer Sicht und in ihren Fragen an die Welt ernst zu nehmen. Autor Michael Stavarič bezeichnet das Schreiben für Kinder- und Jugendliche als die „Königsklasse der Literatur“. „Ich wurde tatsächlich gefragt, warum ich mich als ernsthafter Erwachsenenautor mit Kinderbüchern aufhalte“, erzählt er. Dabei sei das Schreiben für Kinder unerlässlich, schließlich handle es sich dabei um die Leser*innen von Erwachsenenbüchern von morgen. Gerade dort müssen sich viel Qualität, Ästhetik und Know-how vereinen. Sein Tipp: Mit der jungen Generation in Austausch bleiben. Wie dies aber gelinge, sobald die Eltern nicht mehr das Kaufen der Bücher übernehmen, dafür hat Verleger Jürgen Lagger noch kein Rezept. „Diese Altersgruppe ist schwierig zu erreichen. Oftmals übersteigt es meine Kapazitäten, für so viele Plattformen adäquate Inhalte zu produzieren.“ Als Verlag versuche er mit einem vielfältigen Programm, von Kinder- und Jugendbuch über Comics und Belletristik und allen Dingen, die dazwischenliegen, vieles abzudecken. Jugendforscherin Beate Großegger wünscht sich mehr Studien zur neuen Mediennutzungskultur. „Die Lesekultur der jungen Generation hat sich verändert. Lesen auf digitalen Endgeräten funktioniert anders, und das Lesen als hochkulturelle Tätigkeit verliert in der außerhäuslichen Freizeit der Jugendlichen schnell an Bedeutung.“ Man müsse sich also die Frage stellen, wie Inhalte vermittelt werden können, um den jungen Menschen klarzumachen: „Ja, Lesen ist spannend.“
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Hier rockt das Frühjahr Neue Bücher mit Wumms !
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www.nord-sued.com
– Schwerpunkt: Editor’s Choice – Kinder- und Jugendbuch
Wovon man nicht spricht Literatur für Erwachsene ist nie nur leicht, schön und angenehm. Wer möchte schon einen Roman lesen, in dem alles wunderbar ist? Aber in Kinderbüchern sollten schwere Themen ausgespart werden – oder?
A
strid Lindgren hat vieles über Kinderbücher gesagt, an das wir uns erinnern sollten. Zum Beispiel über die „großen Dinge“ im Leben eines Menschen. Zu ihnen, so schreibt sie, gehören die Liebe und der Tod. „Man soll Kindern keine Angst machen, aber sie müssen genauso wie Erwachsene von Kunst ergriffen werden.“ Doch wovon werden Kinder ergriffen? Wann sind sie zu sehr ergriffen? Kurz: Was sind die „richtigen“ Themen für Kinderbücher? Themen, über die zu sprechen uns ohnehin nicht leichtfällt, werden in Kindergeschichten oft stillschweigend ausgeklammert. Dicke Menschen zum Beispiel. Über ihr Dicksein redet man nicht. Und wenn doch, dann mit höflichen Umschiffungsfloskeln. Noch verzwickter: dicke Kinder. Monika Helfer hat trotzdem, oder genau deswegen, ein Buch über ein dickes Mädchen geschrieben: „Dickerle“ (Leykam). Illustriert hat Christoph Abbrederis die Geschichte mit Feinsinn und Witz. Olivia ist nirgends nicht dick, und wenn die Katze über ihr T-Shirt läuft, braucht sie drei Schritte. Ganz anders verhält es sich mit Olivias Mutter. Ihre T-Shirts sind viel zu eng für Olivia – dabei wären sie sehr schick,
es gibt sogar solche mit Goldfäden. Als der erste Schultag naht, wird Olivia traurig, jetzt macht es ihr doch etwas aus, dick zu sein. Sie beschließt abzunehmen. Ihre Mutter unterstützt sie, obwohl sie nicht möchte, dass ihre Tochter so leiden muss. Denn Abnehmen ist schwer. Dick werden ist hingegen wunderbar einfach und passiert so schnell! Davon kann man sich leicht überzeugen, als Olivias Mutter, die selbst Kummer hat, anfängt, alles zu essen, was Olivia nicht mehr essen darf. Helfer ist gegen lehrreiche Geschichten. „Ich bin der Meinung, dass für ein Kind eine liebevolle Verwahrlosung die beste Erziehung ist. Wenn man Kindern viel zutraut, merkt man plötzlich, wie vernünftig sie sind“, sagt sie in einem Interview. In „Dickerle“ begegnen sich Kind und Erwachsene auf Augenhöhe. Olivia und ihre Mutter sind eine eingeschworene Gemeinschaft, nicht Erzieherin und Erzogene. Am Schluss sind beide mitteldick. Oder mitteldünn. Dazwischen halt. Um eine Erwachsene geht es auch in Wolf Erlbruchs „Frau Meier, die Amsel“ (Peter Hammer Verlag). Frau Meier (die übrigens auf Erlbruchs fantastischen Bildern auch nicht besonders schlank ist) macht sich Sor-
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gen. Ständig und über alles. Dass sich auch erwachsene Leute Sorgen machen, vor vielen Dingen Angst haben und oft furchtbar irrational handeln, wird in Kinderbüchern selten thematisiert. In dieser Geschichte ist es aber einfach so. Der Autor kommentiert oder erklärt seine Hauptfigur nicht, er erzählt einfach: von ihrer Angst und darüber, wie sie diese schließlich überwinden kann. Als Frau Meier nämlich eines Tages eine kleine Amsel in ihrem Garten findet, hat sie plötzlich einen Grund, sich Sorgen zu machen. Piep ist winzig und hilflos, er braucht Frau Meiers Aufmerksamkeit und auch ihre Stärke. Sie hätschelt und füttert das kleine Amselkind, es wächst und gedeiht – aber eines will Piep einfach nicht einfallen: das Fliegen. Frau Meier muss es ihm beibringen, da hilft alles nichts. Und ihre Furcht zu besiegen ist auch gar nicht mehr so schwer, jetzt, wo sie jemanden gefunden hat, der sie braucht. Genau wie Angst ist auch die Bosheit ein wenig kindgerechtes Thema. Wenn sie in Geschichten für Kinder vorkommt, dann wird sie meist Gestalten zugeschrieben, die als ganze Person „die Bösen“ sind. Als solche sind sie „den Guten“ gegenübergestellt, die glücklicherweise im Kampf der beiden
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Text: Linn Ritsch
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„Ich bin der Meinung, dass für ein Kind eine liebevolle Verwahrlosung die beste Erziehung ist“
Kräfte den Sieg davontragen. Das Bilderbuch „Böse“ (Atlantis) zeigt, dass diese Zweiteilung gar nicht so leicht zu machen ist. Wir alle sind manchmal böse, Erwachsene und Kinder. Oft unnötigerweise und grundlos. In der Geschichte von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer sind es Tiere. Sie sind eigentlich lieb – meistens oder fast immer. Aber … der Hund erschreckt den Hahn mit seinem Gebell fast zu Tode. Die Ziege reißt die schönen Blumen im Garten des Bauern aus. Nur das Pferd ist so brav, dass es keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Oder doch nicht? Die Tiere fragen sich, was noch lustig ist und was zu weit geht. Eine Frage, auf die man bestimmt keine definitive Antwort geben kann. Wichtig ist aber vor allem, dass sie gestellt wird und dass es Raum dafür gibt, das Gefühl, manchmal eine Gemeinheit begehen zu wollen, zuzulassen. „Böse“ richtet sich an die Allerkleinsten; mit prägnanten Texten und detailreichen Illustrationen wird gezeigt, dass Gut und Böse nicht als Schwarz oder Weiß, sondern in Grautönen auftritt. Schließlich ist da noch das vielleicht schwierigste Thema von allen: der Tod, eines von Astrid Lindgrens „großen Dingen“. Natürlich, er wird immer wieder in Kinderbüchern behandelt, aber es gibt fast kein Thema, das mit größerer Vorsicht angefasst wird. Und doch gibt es immer wieder Bücher, die auch das Sterben von Angst und Vorsicht frei machen und Kindern offen und ehrlich darüber erzählen. „Ente, Tod und Tulpe“ (Peter Hammer Verlag) stammt ebenfalls aus Wolf Erlbruchs Feder. Die Ente sieht lieb aus, mit ihrem gelben Schnabel und den gelben Schwimmfüßen. Der Tod sieht ebenso lieb aus. Er trägt eine karierte Robe. Ente und Tod führen ein Gespräch über das Leben und was danach kommt, mit großer Weisheit und obwohl beide nicht alles darüber wissen. Oder vielleicht weiß der Tod doch alles, aber er sagt es nicht. Dabei fällt es ihm leicht, über das Sterben zu sprechen. Als für die Ente die Zeit gekommen ist, trägt der Tod sie zum Fluss und legt sie behutsam aufs Wasser. Er schaut ihr lange nach und ist dabei fast ein wenig traurig. Aber so ist das Leben. Man kann mit Kindern über alles reden, was zum Leben dazugehört – wenn man die richtigen Worte und Bilder findet. „Herr Melcher, weißt du was?“, sagt Tjorven in Astrid Lindgrens „Ferien auf Saltkrokan“. „Wenn du nicht so schreiben kannst, dass ich es verstehe, kannst du es ebenso gut « lassen!“ Und damit hat sie recht.
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– Schwerpunkt: Buchhandel – Kinder- und Jugendbuch
Geschichten über feministische Rotkäppchen und abenteuerlustige Prinzessinnen Gerlinde Tamerl, Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Innsbruck
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ie Wagner’sche Buchhandlung in Innsbruck ist auch ein Treffpunkt für junge Bücherfans. Während die Eltern in Ruhe einen Kaffee genießen, schmökern bibliophile Abenteurer*innen in Ruhe in der Kinder- und Jugendbuchabteilung. Bei der Auswahl der Bücher legt das junge Team rund um Buchhändlerin Maria Neumayr großen Wert auf „Diversity“ und „Female Empowerment“. „Es ist wichtig, Kinder schon früh mit vielfältigen Lebens- und Familienmodellen vertraut zu machen und so ihr Verständnis für eine diverse Gesellschaft zu stärken“, ist auch die stellvertretende Geschäftsführerin Gerlinde Tamerl überzeugt. „Kinder lieben Märchen, doch leider werden darin oft althergebrachte Geschlechterrollen weiter tradiert“, sagt Tamerl. Daher sei es sehr erfreulich, dass im Frühling etwa im Leykam Verlag ein Remake des Märchens „Rotkäppchen rettet den Wolf “ aus der Feder von Peter Piuk und liebevoll illustriert von Gemma Palacio erscheint oder dass in „Märchenland für alle“, herausgegeben von Boldizsár Nagy und illustriert von Lilla Bölecz (Dorling Kindersley Verlag), mit heteronormativen Lebensvorstellungen gebrochen wird. Hier verliebt sich der Prinz in einen anderen Prinzen, und die Königstochter erlebt lieber neue Abenteuer, als zu heiraten. Eine gute Portion „Female Empowerment“ verpasst Petra Piuk dem klassischen Märchen
„Es ist wichtig, Kinder für Diversität zu sensibilisieren“ Gerlinde Tamerl
„Rotkäppchen“. Die Neuerzählung lässt das kleine Rotkäppchen nicht als „armes Hascherl“, sondern als meinungsstarke Persönlichkeit auftreten, die sich für Naturschutz einsetzt und nebenbei noch den Wolf rettet. Neben Feminismus und Diversität ist Natur und Umweltschutz ein führendes Thema in diesem Bücherfrühling. „Viele Kinder lieben es, der Natur nahe zu sein und unterschiedliche Tiere und Pflanzen kennenzulernen“, sagt Gerlinde Tamerl. Bücher können den Kindern auf anschauliche Art die Vielfältigkeit unserer Natur vermitteln und damit den Respekt vor der Umwelt fördern. Nachhaltig produzierte Pappkinderbücher, wie „Meine Gartenfreunde. Die kleine Biene“, bringt zum Beispiel der Oetinger Verlag auf den Markt. Und in „10 Ideen, mit denen du die Umwelt schützen kannst“ (White Star Verlag) präsentieren die Autorin Eleonora Fornasari und die Illustratorin Clarissa Corradin nachhaltige Aktionen, in denen sich Kinder zu Hause, in der Schule oder in ihrem Heimatort engagieren und nach und nach große Veränderungen bewirken können. Die Neuerscheinungen in der Kinderliteratur bewegen sich also jenseits von Bilderbuchklischees. In der Wagner’schen Buchhandlung in Innsbruck ist für abenteuerlustige Prinzen und Prinzessinnen sowie für junge Aktivist*innen genug Lesestoff vorhanden.
FOTO: GERHARD BERGER
Text: Lisa Schöttel
„Wunderbare Worte gewählt für Wald, Tiere und Kinder. Ist ein fantasievolles Kinderbuch, welches gut verständlich für die jüngere Kindergruppe ist. Sehr einfühlsam für Kinder geschrieben und gleichzeitig werden die Kinder, die es lesen, angehalten, selbst gut mitzudenken. Zum Schluss noch ein kleines Buchstabenrätsel als Gesamtwort. Prima! Auch die Illustration ist ein Hingucker, weil sehr naturgetreu: Wald und Wiese in grün.“ Doris H. Otis verschwundene Sonnenkiste Willi Willisch | Hardcover, 28 Seiten
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– Schwerpunkt: Buchhandel – Kinder- und Jugendbuch
Vom Mut, anders zu sein – starke Kinder- und Jugendliteratur für den Frühling Ana Rodrigues, Haymon Buchhandlung, Innsbruck
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„‚Dazwischen: Wir‘ appelliert auf bewegende Weise gegen Ausgrezung in der Gesellschaft“ Ana Rodrigues Text: Lisa Schöttel
Chris Naylor-Ballesteros mit „Der Koffer“ (Fischer Verlag) als einer der ersten Flucht und Begegnungen mit dem Fremden einfach und einfühlsam thematisiert. Im vergangenen September erschien „Das Krokodil sucht eine neue Heimat“ (Carl-Auer Verlag). Darin erzählt der Autor Yoeri Slegers die Geschichte des Krokodils, das aus seiner Heimat fliehen und sich in eine unbekannte Zukunft aufmachen muss. „Die kurzen, kindgerechten Texte werden durch eindringliche Illustrationen unterstützt, die die Not des Flüchtenden deutlich machen“, erklärt Rodrigues. Erst als das Krokodil von den Mäusen aufgenommen wird, werden auch die Bildfarben wieder heller. Geschichten über Rassismus und Ausgrenzung bestimmen die Themen bei den Jugendromanen. Die österreichische Autorin Julya Rabinowitsch hat dazu einen neuen Roman geschrieben. In „Dazwischen: Wir“ (Hanser) erzählt sie, wie Madina gegen rassistische Schmierereien kämpft und so langsam einen Platz in ihrer neuen Heimat findet. „Ein sehr bewegendes Buch“, meint Rodrigues, „das gegen Ausgrenzung in der Gesellschaft appelliert“. Ausgrenzung geschehe auch beim Thema Geschlechteridentitäten. „Unter den Jugendromanen finden sich eine ganze Reihe an LGBTQ+-Büchern“, so die Kinder- und Jugendbuchexpertin. „Felix Ever After“ (LYX) ist ein solcher Jugendliebesroman. Der Protagonist Felix Love ist Schwarz, queer und trans. Und hat viele Fragen an seine Identität. Als er transfeindliche Instagram-Nachrichten bekommt, wird es für ihn Zeit, zu handeln und sich gegen die Hetze zu wehren. Rodrigues: „Ein sehr besonnen und witzig geschriebenes Buch, das Mut macht, außerhalb der Norm zu leben.“
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n der Haymon Buchhandlung in Innsbruck fühlen sich Bücher und Leser*innen gleichermaßen zu Hause. Umgeben von Regalen in schlichtem, schwarzem Design, kann die Kundschaft Kaffee schlürfend das erlesene Sortiment erkunden. Für Letzteres sind Benjamin Girstmair und sein Team verantwortlich. „Uns ist eine gute Mischung aus lokalen und internationalen Autor*innen wichtig“, so die Buchhändlerin Ana Rodrigues. Für die jungen Leser*innen gibt es eine kleine Abteilung mit einer exklusiven Auswahl an Kinder- und Jugendbüchern. „Die Titel suchen wir uns als kleine Buchhandlung genau aus“, erklärt Rodrigues. Ganz besonders freut sie sich über die Neuauflage des Kinderbuchklassikers „Der Clown sagte Nein“. Anlässlich des 60. Jahrestages des NordSüd Verlags wurde die Geschichte rund um einen Clown, der gemeinsam mit den Tieren den Zirkus verlässt, um seinen Traum vom eigenen Zirkus zu verwirklichen, von Torben Kuhlmann neu illustriert. „Das Buch hat nichts an Aktualität eingebüßt“, meint die Buchhändlerin. Die Botschaft, nämlich dass Tiere keine Projekte, sondern Lebewesen sind, wird den Kindern auf spannende Weise vermittelt. Eine weitere Empfehlung der Buchhändlerin ist das neue Kinderbuch „Du bist wichtig“ (cbj Verlag) von Christian Robinson, der darin die Selbstakzeptanz in den Mittelpunkt stellt. Dazu sagt Rodrigues: „Ein liebevoll illustriertes Kinderbuch, das folgende Botschaft leicht und unangestrengt vermittelt: Egal, wo du geboren, ob du der oder die Schnellste, Jüngste bist – jede*r ist wertvoll und wichtig.“ Vergleichsweise wenige Kinder- und Jugendbücher würden das wichtige Thema Flucht aufgreifen. Vor zwei Jahren habe
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NELE NEUHAUS In ewiger Freundschaft Ullstein E-Books € 17,99
3
ANGELA LAUTENSCHLÄGER – Kalter Neid: Ein Fall für Sommer und Kampmann, Band 1 – Dotbooks € 3,99
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JULIA QUINN Bridgerton – Penelopes pikantes Geheimnis HarperCollins Germany € 7,99
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SEBASTIAN FITZEK Playlist Droemer eBook € 14,99
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HERA LIND Mit dem Rücken zur Wand Diana € 10,99
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JEFF KINNEY Gregs Tagebuch 16 – Volltreffer! 1 Baumhaus Verlag € 15,50 KATJA BRANDIS Seawalkers (6). Im Visier der Python NEU Arena € 16,50 MARGIT AUER Die Schule der magischen Tiere 12: 3 Voll das Chaos! Carlsen € 12,40 COLLEEN HOOVER Nur noch ein einziges Mal WE DTV Verlagsgesellschaft € 11,30 J. K. ROWLING Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter 1) 5 Carlsen € 9,30 ANDREAS SUCHANEK Flüsterwald – Das Abenteuer beginnt (FlüsterWE wald Ueberreuter Verlag € 15,40 J. K. ROWLING Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter 10 1) Carlsen € 17,50 ADAM SILVERA Am Ende sterben wir sowieso 16 Arctis ein Imprint der Atrium Verlag Ag € 10,30 MAGNUS MYST Das kleine Böse Buch Ueberreuter Verlag, Kinder- u. 8 Jugendbuch € 13,40 ADAM SILVERA They Both Die at the End 20 Simon & Schuster UK € 10,10
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WE
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RUTH WARE Das Chalet NEU DTV Verlagsgesellschaft
€ 12,99
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PIPER RAYNE Secrets of a Small Town Girl NEU Forever € 4,99
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JUSSI ADLER-OLSEN NATRIUM CHLORID DTV Verlagsgesellschaft
€ 21,99
JULIA QUINN 10 Bridgerton – Mitternachtsdiamanten NEU HarperCollins Germany
€ 7,99
Im Auftrag des HVB ermittelt das Marktforschungsinstitut media control das gesamte Bestseller-Portfolio. Mit den Bestsellerlisten werden
Das Posterformat zum Download gibt es für Buchhandlungen im Mitgliederbereich www.buecher.at
Sachbuch Hardcover
1
HEIDI KASTNER Dummheit Kremayr & Scheriau
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JOHANNES HUBER Die Kunst des richtigen Maßes Edition A € 24,00 YUVAL NOAH HARARI Eine kurze Geschichte der Menschheit Pantheon € 15,50
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€ 18,00
Sachbuch Taschenbuch
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T. KEHL, M. LINKE Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest NEU Ullstein Taschenbuch Verlag € 12,40 JOHN STRELECKY Das Café am Rande der Welt 1 DTV Verlagsgesellschaft € 9,20
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FLORIAN KLENK Bauer und Bobo Paul Zsolnay € 20,60
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FLORIAN ILLIES Liebe in Zeiten des Hasses S. Fischer € 24,70
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LAURA MALINA SEILER Zurück zu mir Rowohlt TB € 15,50
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REINHOLD STECHER Herz ist Trumpf Tyrolia € 20,00
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GEORG MARKUS Zwischen den Zeiten Amalthea Signum € 27,00
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HAPE KERKELING Pfoten vom Tisch! Piper € 22,70
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PHILIPP DETTMER 10 Immun WE
Ullstein Paperback
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€ 20,60
Sachbuch E-Book
1
HEIDI KASTNER Dummheit Kremayr & Scheriau
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JAMES CLEAR Die 1 %-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung Goldmann € 13,40 PHILIPPA PERRY Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen Ullstein TB Verlag € 13,40 JOHN STRELECKY The Big Five for Life DTV Verlagsgesellschaft € 10,20 ICHIRO KISHIMI, FUMITAKE KOGA Du musst nicht von allen gemocht werden Rowohlt TB € 10,30 ROBERT T. KIYOSAKI Rich Dad Poor Dad Finanzbuch Verlag € 15,50 STEPHEN HAWKING Kurze Antworten auf große Fragen Klett-Cotta € 11,40
JOHN STRELECKY Wenn du Orangen willst, such nicht im Blaubeerfeld NEU DTV Verlagsgesellschaft € 10,30 JOHN STRELECKY Wiedersehen im Café am Rande der Welt 16 DTV Verlagsgesellschaft € 10,20
10
MATTHIAS K. THUN Aussaattage 2022 Maria Thun Aussaattage M. Thun € 9,30
JOHN STRELECKY Das Café am Rande der Welt Aspen Light Publishing € 9,99
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STEFANIE STAHL Das Kind in dir muss Heimat finden Kailash € 15,50
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ANDREA WEIDLICH Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun, ohne sie umzubringen MVG Verlag € 12,99
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CHRISTINA BAUER Backen mit Christina Löwenzahn € 25,90
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THOMAS STIPSITS Das Glück hat einen Vogel Ueberreuter Sachbuch € 9,99
4
CHRISTINA BAUER Brot backen mit Christina Löwenzahn € 25,90
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STEFANIE STAHL Das Kind in dir muss Heimat finden Kailash/Sphinx € 11,99
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A. WEIDLICH Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun, ohne sie umzubringen MVG Verlag € 17,50
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PENG Ich kann (nicht) zeichnen Dumont Buchverlag € 20,60
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EVA NEISSER 365 Low-Carb-Rezepte Naumann & Göbel € 9,99
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€ 9,99
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T. KEHL, M. LINKE Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest NEU Ullstein Ebooks € 9,99
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ICHIRO KISHIMI, FUMITAKE KOGA Du musst nicht von allen gemocht werden Rowohlt Digitalbuch € 7,99
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JAMES CLEAR Die 1 %-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung Goldmann € 9,99
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SEPP FORCHER Die Berge meines Lebens Brandstätter Verlag € 22,00
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JOHANNES HUBER Die Kunst des richtigen Maßes Edition A € 15,99
9
CHRISTINA BAUER Kuchen backen mit Christina Löwenzahn € 25,90
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JÜRGEN LIPPE 10 Sex ist wie Mehl
NEU Penguin Verlag München
Elisabeth Steinkellner / Michael Roher
Guten Morgen, schöner Tag! Vom Aufstehen in der Früh bis zum Schlafengehen führt diese poetische Entdeckungsreise durch den ganzen Tag. Pappbilderbuch | 978-3-7022-4016-5 24 Seiten | € 12.95
Ratgeber Hardcover
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NIE ZU KLEIN FÜR BÜCHER
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Brigitte Weninger / Bine Penz
Gute Nacht, kleines Schaf! Hilfst du dem kleinen Schaf beim Schlafengehen? Ein entzückendes Mitmachbuch für das abendliche Vorlesen. Pappbilderbuch | 978-3-7022-3870-4 24 Seiten | € 12.95
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– HVB-Mitglieder im Porträt – Edition 5Haus
Magda Hassan und Tobias Pichler Text: Pia Miller-Aichholz Foto: Christopher Mavrič
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itten in der pandemiebedingten Wirtschaftskrise haben Magda Hassan und Tobias Pichler zusammen mit Stefan Schlögl und Wolfgang Hartl einen Verlag gegründet (auf dem Foto v.l.n.r.: Pichler, Schlögl, Hassan, Hartl). Die Pandemie hat das junge Wiener Unternehmen nicht gebremst, sondern ihm vielleicht sogar etwas Aufwind gegeben, weil die Welt sprunghaft digitaler wurde. „Es denken sicher viele nach wie vor, dass das Digitale der Feind des Buches ist“, sagt Tobias Pichler, Geschäftsführer des Verlags und Kulturmanager. Die Edition 5Haus will beweisen, dass digitale Medien analoge wertvoll ergänzen können. Unter anderem mit den sogenannten 3D-Magazinen hat das vierköpfige Team das bereits getan. Dafür werden reale Räume mit einer 360-Grad-Kamera gescannt und online für Besucher geöffnet. In der 3D-Backstube etwa, die das das jüngste Buch „Bäckermaus & Donaustrudel“ begleitet, gibt es Lesungen und Lieder zu hören. Der Verlag hat auch der erfolgreichen ASAGAN-Buchreihe ein Zuhause gegeben. Der erste Band erschien bereits Ende 2016 nach einer erfolgreichen CrowdfundingKampagne, damals noch im Eigenverlag von Wolfgang Hartl. Dieser war bis dahin als Brand-Designer tätig gewesen und sammelte privat jahrhundertealte illustrierte Bücher und historische Drucke. Zusammen mit der Grafikdesignerin Erika Friedl kombinierte er die historischen Illustrationen mit modernen. Erstes Produkt dieses „Jammens“ mit alten Künstlern, wie Hartl es ausdrückt, war „ASAGAN – Neue Geschichte(n)“. Der Band wurde damals vom HVB als eines der schönsten Bücher Österreichs ausgezeichnet. Seitdem sind sieben Bände erschienen, einer davon wurde ins Englische übersetzt.
„Viele denken sicher nach wie vor, dass das Digitale der Feind des Buches ist“
Im Titel der Reihe steckt nicht zufällig das Wort „Sage“. Alle Geschichten sind von der Realität inspiriert, gehen aber „immer sehr ins Absurde“, sagt Magda Hassan, die Teil des Kreativteams ist. Da fliegt etwa die aufmüpfige Prinzessin Sisi in einer Seifenblase nach Madeira und Wolferl spielt „Eine Kleine Naschmusik“. Anders als die Illustrationen und die Erzählweise zuerst vermuten lassen, richten sich ASAGAN-Bücher nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern an junge
anzeiger / 28
Leser und Leserinnen „von 5 bis 105 Jahren.“ Mit ihren Büchern möchte die Edition 5Haus Geschichte spielerisch näherbringen und zu kritischem Denken anregen. Bei den Lesungen zeigt sich, dass das funktioniert: „Die Kinder hauen schon auf den Tisch und sagen: ‚Geh, in einer Seifenblase kann man aber nicht wegfliegen‘“, erzählt Magda Hassan. Und Erwachsene, so Tobias Pichler, könnten über die Geschichten schmunzeln, weil sie wissen, dass Sisi auch in Wirklichkeit gerne unabhängig war. Als erstes „Edutainment“-Buch für Erwachsene ist jüngst „Napoleon schläft mit Mona Lisa“ erschienen. Darin wird Napoleon als Kaiser der Fake News entlarvt und ein thematischer Bogen in die Gegenwart gespannt. An weiteren Ideen für die Zukunft fehlt es in der Edition 5Haus nicht. Die Motivation sei groß und das Team blicke auf erfolgreiche erste Monate zurück, sagt Magda Hassan: „Gleichzeitig müssen wir jetzt einen Schritt nach dem anderen machen.“ Edition 5Haus Henriettenplatz 1, 1150 Wien vision@edition5haus.at
– HVB-Mitglieder im Porträt – Frau Hofer – die Buchhandlung
Familie Hofer Text: Mona Saidi Foto: Bernhard Raab
D
ie Schaufenster der Retzer Filiale sind mit Kinderbüchern, Plüschtieren und Geschenkboxen geschmückt. Dazwischen sickert warmes Licht hervor. Drinnen an der Wand steht mit grüner geschnörkelter Schrift „Lesen ist Abenteuer im Kopf“. „Frau Hofer – Die Buchhandlung“ ist geöffnet und lädt mit angenehmer Atmosphäre zum Hereinkommen ein. Die Familie Hofer, Günther, Inge, Andreas, Kathrin und Thomas (v. l. n. r.), ist sich einig, dass Lesen Freude macht, verbindet und auch entspannt. Deshalb soll die Buchhandlung immer ein Ort zum Stöbern, Verweilen und Zeitvergessen sein. Der Familienbetrieb Hofer Media umfasst heute neben vier Buchhandlungen auch eine Druckerei samt Werbeagentur. Die Firmengeschichte beginnt im Mai 1990, als Günther und seine Frau Inge Hofer am Standort Retz, in der Brunngasse 3, eine Druckerei gründen. Ihre verschiedenen Drucksorten bieten sie dann in ihrer ersten Geschäftsstelle in Eggenburg an, einer Stadt hinter einer Stadtmauer südlich von Retz. In diese Filiale integrieren sie später die erste Buchhandlung. „Früher hat jede Druckerei eine Buchhandlung geführt“, sagt Günther Hofer. 1996 eröffnen sie eine weitere Geschäftsstelle in der Bezirkshauptstadt Hollabrunn und erweitern ihr Angebot auch auf Schulbücher. Das nächste Kapitel der Firmengeschichte schreibt das Paar zwei Jahre später mit der Gründung einer Werbeagentur mit den Bereichen Webdesign, Programmierung und Konzeption von Druckprodukten weiter. Viel Arbeit braucht auch viel Platz. Nach einigen Übersiedelungen beschließt die Familie, die
„Meine Frau hat mit den kleinen Kindern unserer Kund*innen ein sehr herzliches Verhältnis gepflegt“
Markengründung zu vereinheitlichen. Ein neuer Name ist gefragt. „Meine Frau hat mit den kleinen Kindern unserer Kunden immer ein sehr herzliches Verhältnis gepflegt. Die haben dann zu ihren Eltern gesagt, dass sie wieder zur Frau Hofer gehen wollen. Und so haben wir den Namen gleich für unsere Buchhandlungen übernommen“, erzählt Günther Hofer. Das Team des Unternehmens wächst: 2005 steigt Günther Hofers Sohn Andreas
anzeiger anzeiger // 29 29
als Administrator der Werbeagentur ins Familienunternehmen ein. Drei Jahre später schließen sich sein anderer Sohn Thomas und dessen Frau Kathrin als Drucktechniker und Grafikdesignerin dem Betrieb an. Innerhalb der Familie wird der neue Name auch für Inge und Kathrin benutzt. Der familiäre Einsatz macht sich bezahlt: 2010 wird die Firma mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Druck & Papier honoriert. Trotz Expansion soll das Familiäre nicht verloren gehen. So veranstaltet die Buchhandlung oft Lesungen – und wenn es die Umstände nicht anders zulassen, dann eben auf dem gepflasterten Vorplatz im Freien. Für eine Lesung im November schlüpft eine Mitarbeiterin in ein Kostüm eines Siebenschläfers und bereitet den kleinen Kund*innen eine Riesenfreude. Frau Hofer – die Buchhandlungen sind in Retz, Eggenburg, Hollabrunn und an ihrem neuen Standort im Waldviertel in der Bücherstube in Horn sowie online zu finden. Frau Hofer – Die Buchhandlung Hauptplatz 13, 2070 Retz retz@frauhofer.at
– HVB-Mitglieder im Porträt – Lichtungen – Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik, Graz
Andrea Stift-Laube Text: Lisa Schöttel Foto: Lupi Spuma
G
raz scheint ein gutes Pflaster für Literaturzeitschriften zu sein. Bereits neun verschiedene Magazine zählt die Stadt, darunter auch Lichtungen – Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik. Mit ihrem internationalen Länder- und Städteschwerpunkt hat die von Markus Jaroschka gegründete Zeitschrift in den vergangenen vierzig Jahren in Österreich und über die Landesgrenzen hinweg große Bekanntheit gewonnen. Andrea Stift-Laube, die 2019 die Leitung übernahm, fügte der Zeitschrift inhaltlich und optisch viel Neues hinzu. „Wir waren finanziell gut aufgestellt, allerdings fehlte ein einheitliches Erscheinungsbild“, erzählt sie. 2019 gab es den großen Relaunch mit neuem Design, um die Zeitschrift auch visuell zu einem runden Ganzen zu machen. Ihr nächstes Projekt ist der Schritt in die virtuelle Welt: Die Gestaltung einer digitalen Zeitschriften-App. Stift-Laube kam über das eigene Schreiben zu den Lichtungen. „Während meines Studiums habe ich Kurzprosa verfasst – richtig Bewegung kam in die Sache, als ich damit den Minna-Kautsky-Literaturpreis gewonnen habe.“ Alfred Kolleritsch von der Literaturzeitschrift manuskripte wurde auf die Jungschriftstellerin aufmerksam und holte sie in die Redaktion. Währenddessen schrieb sie an mehreren Romanen und gewann mehrere renommierte Literaturpreise. „Nach einigen Jahren verließ ich manuskripte, um es als freie Schriftstellerin zu versuchen“, erzählt sie. Mit einer Familie ist das aber doch eine unsichere Sache. Als Markus Jaroschka fragte, ob sie die Lichtungen übernehmen wolle, sagte sie sofort zu. Das Verbindende steht bei der Literaturzeitschrift im Zentrum. Mitherausgeberin Astrid Kury von der Akademie Graz gestaltet das Cover und den Kunstteil. „Uns ist es wichtig, aus dem literarischen und künstlerischen Teil ein Ganzes zu bilden“, erklärt Stift-Laube. In jeder Ausgabe gibt es einen Text, der sich auf die künstlerischen Beiträge bezieht und beides miteinander verknüpft.
„Das Schönste für mich ist das Lesen der Einsendungen: wie Überraschungseier öffnen“
Den Schwerpunkt des Literaturteils bildet nach wie vor eine bestimmte Region: „Finnische Frauenlyrik oder afrikanische Autor*innen in der Diaspora waren schon unsere Themen, auch Literatur aus Sibirien hatten wir im Programm.“ In den letzten Jahren wurde Andrea Stift-Laube experimentierfreudiger und öffnete die internationale Schiene für andere literarische Impulse. „Ferdinand Schmalz hat uns gerade einen
anzeiger / 30
Schwerpunkt zum dramatischen Lesen zusammengestellt. Und Clemens Setz spürt für uns in jeder Ausgabe Poesie an unvermuteten Orten auf.“ Die Lichtungen bieten auch Raum für die neuen Stimmen der heimischen Literaturszene. „Das Schönste und Aufregendste für mich ist das Lesen der Einsendungen: Das ist wie Überraschungseier öffnen“, so StiftLaube. Da gebe es Texte, die noch Zeit brauchen, um zu reifen, oder Menschen, die nach Beendigung ihres Berufslebens zu schreiben beginnen und in deren Texten eine große Lebensweisheit mitschwingt. „Und dann gibt es diese Diamanten, bei denen man sofort weiß, das muss ich drucken, bevor es jemand anderes macht.“
Lichtungen – Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik
Stigergasse 2, 8020 Graz office@lichtungen.at
Autorin kocht im ORF
raetia.com
Alessandra Dorigato a modo mio Lieblingsgerichte und Küchengeschichten aus Italien
248 Seiten | Hardcover Euro 27,50 [D/A] ISBN 978-88-7283-790-0
– International –
Antiquariatsmessen vor dem Ende Ein kleiner, mit alten Büchern angefüllter Laden – so stellt man sich das typische Antiquariat vor. Doch viele Antiquar*innen machen ihr Hauptgeschäft auf internationalen Messen. Und die wird es vielleicht bald nicht mehr geben
W
enn man als Antiquar*in ein vielseitiges Angebot präsentieren und gut vernetzt sein möchte, muss man viel reisen. Zumindest war es bisher so. „Unsere Ware wird fast ausschließlich ins Ausland versendet, sagt Hugo Wetscherek, Gründer des Wiener Antiquariats Inlibris. „Wir haben eine Exportquote von 99,3 Prozent.“ Inlibris ist breit aufgestellt, man findet etwa französische Drucke aus dem 16. Jahrhundert, Inkunabeln aus der chinesischen Ming-Dynastie (14. Jahrundert) und eine Kopie der siebten Edition von Dantes „Divina Comedia“ (1472). Wetscherek unterhält Niederlassungen in Europa, den USA und im Mittleren Osten, die Liste der Messen, auf denen er ausgestellt hat, ist lang. Im Jahr 2022 muss man auch als Antiquar*in vermehrt im eigenen Land bleiben: Die Pandemie fordert ihren Tribut. Statt wie sonst bis zu zehn internationale Messen pro Jahr zu besuchen, stehen Antiquar*innen gezwungenermaßen oft nur im eigenen Geschäft. „Onlinemessen sind durchwegs ein trauriges Substitut für reale Veranstaltungen“, sagt Wetscherek. „Die Ware ist meist nicht so marktfrisch wie das, was auf realen Veranstaltungen angeboten wird.“ Aktuell finden Messen, wenn überhaupt, unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und mit weniger Besucher*innen statt. „Trotzdem ist es sehr wichtig, dass es wieder Messen gibt, die live stattfinden“, erklärt Michael Steinbach, Vorsitzender des Verbandes der Antiquare in Österreich. Der Austausch mit Kolleg*innen und der Kontakt mit Kund*innen sei unerlässlich. Er selbst pflegt professionelle Kontakte in die ganze Welt. Von Anfang an, so kann man auf der Website seines Buch- und Kunstantiquariats lesen, „entschloss ich mich, ein Versandantiquariat zu führen, regelmäßig Kataloge zu ver-
Michael Steinbach
„Die Zeiten, in denen wir mit einem Koffer voll Bücher über den Ozean geflogen sind, sind vorbei“ Hugo Wetscherek
anzeiger / 32
öffentlichen, von zu Hause aus zu arbeiten, so die Kosten niedrig zu halten – und viel zu reisen. Das war schon immer mein größtes Vergnügen.“ Steinbach war außerdem viele Jahre lang Mitglied des Komitees der „International League of Antiquarian Booksellers“ (ILAB) und von 2006 bis 2008 ihr Präsident. Internationalität hat heute auch für Antiquar*innen eine andere Bedeutung als noch vor einigen Jahren. Das Angebot wird vermehrt online gestellt, und um im Ausland kaufen und verkaufen zu können, muss man das eigene Land nicht mehr verlassen. Auch wird es immer schwieriger, Ware zu transportieren. „Die Zeiten, in denen wir mit einem Koffer voll Bücher im Flugzeug über den Ozean geflogen sind, sind vorbei. Schon allein wegen der Zölle“, sagt Wetscherek. „Heute geht es um Speditionen, Ausfuhrgenehmigungen und Versicherungen.“ Internationale Messen wird es, meint Wetscherek, in der Form, die wir heute kennen, in ein paar Jahren nicht mehr geben. „Die Aufmerksamkeitsspanne der Kund*innen ist kleiner geworden. Niemand hat Lust, Hunderte Kilometer weit zu fliegen und dann stundenlang durch ein Messegelände zu gehen, um etwas zu sehen, was man sich auch online anschauen kann.“ Schon lange ziehen Antiquar*innen nicht mehr einfach mit einem Bündel jahrhundertealter Bände im Handgepäck los, um sie in der Ferne zum Verkauf anzubieten. Nun werden, so sieht es im Moment aus, auch die internationalen Antiquariatsmessen rar. Doch ob online oder nicht, ob zuhause oder im Ausland, es sei in erster Linie sehr wichtig, dass das antiquarische Buch verstärkt in den Blickpunkt einer breiten Öffentlichkeit rücke, erklärt Steinbach. „Nur so ist es möglich, neue Kund*innen zu gewinnen.“
F O T O : P R I VA T
Text: Linn Ritsch
Foto: Katharina Lotter
Das ist nicht egal!
328 Seiten Gebunden mit Schutzumschlag € 20,60 (A) ISBN 978-3-89684-293-0 Erscheint im April 2022
Bestellungen über Brockhaus Kommission Telefon +49 · 71 54 · 13 27 - 25 oder bei allen Barsortimenten www.edition-koerber.de
Gerechtigkeit entsteht nicht, wenn uns alles gleich ist, sondern indem wir Unterschiede anerkennen. In seinem neuen Essay öffnet Wolf Lotter den Weg in eine Welt, die der Individualität der Menschen verantwortungsvoll gerecht wird.
Evelyn Adunka, Historikerin, Publizistin und Schriftstellerin
anzeiger / 34
– Selbstredend –
Was
Zeit nicht aus der Welt
schaffen kann
D
ie Historikerin und Publizistin Evelyn Adunka wurde 1965 in Villach geboren, studierte Philosophie, Geschichtswissenschaften und Judaistik an der Universität Wien, wo sie mit einer später auch als Buch veröffentlichten Arbeit über Friedrich Heer promovierte. Der Schwerpunkt ihrer Forschungen liegt auf dem Gebiet der jüdischen Zeit- und Geistesgeschichte. Adunka ist Redaktionsmitglied der Zwischenwelt – Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung. Sie war Gründungs- und langjähriges Vorstandsmitglied der 1990 in Wien gegründeten jüdisch-liberalen Gemeinde „Or Chadasch – Bewegung für progressives Judentum“. 2019 wurde sie mit dem Preis der Stadt Wien für Publizistik ausgezeichnet. Kürzlich erschienen ist im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft „Meine jüdischen Autobiographien. Eine Leseverführung“ (2021).
Frau Adunka, wenn Sie in der Zeitung lesen, Anne Frank wurde von einem Juden an die Nazis verraten, wie reagieren Sie darauf? Evelyn Adunka – Das ist natürlich aufgebauscht. Es gibt hier viele Gegenargumente, und ich halte das nicht für beweisbar. Ich bin in dieser ganzen Sache sehr skeptisch.
Dem widmet sich die Historikerin und Publizistin Evelyn Adunka in ihrem Werk „Meine jüdischen Autobiographien“, einer über sechshundertseitigen Enzyklopädie. Damit möchte sie Leser*innen an die Bücher dieser Autor*innen heranführen, wie sie sagt
Interview: Erich Klein Fotos: Nini Tschavoll
Den Medien ist egal, was Historikerinnen oder Historiker je über die Zwangslage der sogenannten Judenräte schrieben. Hannah Arendt ist zwar in, aber es ist so, als hätte es die Diskussionen darüber nicht gegeben. Adunka – Da stimme ich zu, all das wurde schon einmal diskutiert. Was Hannah Arendt
betrifft: Sie war damals sehr einseitig und wurde dafür heftig kritisiert. Es gibt dazu noch ganz andere Literatur, die halt nicht ins Deutsche übersetzt worden ist. Was sagen Sie zum neuen Denkmal für die ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden mit den Namenstafeln? Adunka – Ich war bei der Eröffnung, aber da ich die Kälte nicht mag, habe ich mir das noch nicht wirklich angeschaut. Aber ich glaube, dass es nicht schlecht ist. Gehen wir zum Anfang zurück: Was waren die ersten Bücher, die Sie vorgelesen bekamen oder selbst lasen? Adunka – An vorgelesene Bücher kann ich mich nicht erinnern. Aber später habe ich sehr von der Schulbibliothek in Villach profitiert, die sehr gut war, und dann von der Universitätsbibliothek in Klagenfurt, zu der ich als Schülerin mit meiner Mutter hingefahren bin, um Bücher zu entlehnen. Ich habe in er Schulbibliothek zu Heinrich Böll gefunden, zu dem ich gerade jetzt wieder zurückkomme. Oder zu Martin Buber, Leo Baeck, Max Brod und natürlich auch zu Friedrich Heer. Ich hatte immer viel zu viele gute Bücher. Eine große Entdeckung war das Magazin Der Spiegel, das mir sofort gekauft wurde. Ich durfte mir als Maturageschenk in einer Buchhandlung in Klagenfurt Bücher aussuchen – ganze zehn Stück. Erinnern Sie sich, welche das waren? Adunka – Zu meiner Schande kann ich nicht mehr an alle Bücher erinnern. Es war eine Biograpfie über Leo Tolstoi dabei, die ich bis heute nicht gelesen habe, »
anzeiger / 35
– Selbstredend –
„Ich will, dass die Bücher der von mir beschriebenen Autoren gelesen werden“
Porträtauszüge aus Evelyn Adunkas „Meine jüdischen Autobiographien“ Arthur George Weidenfeld (1919–2016)
Bezirk Brigittenau als einziges Kind eines
wuchs in Wien als einziger Sohn von
kleinen Kreditvermittlers auf. Sein 1889
Max und Rosa Weidenfeld auf. Sein Vater
geborener Vater Mechel (Michael) Hilberg
stammte aus der Bukowina, seine Mutter
stammte aus dem Dorf Dzuryn in der
aus der rabbinischen Familie Benvenisti
westlichen Ukraine und kam im Alter von
und Horowitz in Polen. (…) Weidenfelds
14 Jahren nach Wien. Raul Hilberg hielt ihn,
Buch enthält viele gute Beschreibungen
wie er in seinen Erinnerungen schreibt,
und Beobachtungen jüdischer Wiener
für einen „klugen, bedächtigen Mann“, der
Milieus. So schreibt er: „Der größere Teil des
ihm ein Vorbild war. Er versuchte, „nicht
Wiener Judentums jedoch führte ein nach
durchgehend erfolgreich, Ideen, Einstellun-
bestimmten Grundsätzen verlaufendes,
gen und Lebensstil an ihm auszurichten“.
durchaus jüdisch geprägtes Leben. Er war
(…) April 1939 wanderte die Familie über
sich seines Judentums bewußt und er war
Frankreich in die USA aus, wo sie Verwand-
stolz darauf.“ (…) Nach der Matura studierte
te hatte. Sie (…) fanden eine Wohnung in
Weidenfeld bis zum Sommersemester 1938
Brooklyn und arbeiteten in einer Fabrik.
Rechtswissenschaften, danach ging er an
Raul Hilberg besuchte die Abraham Lincoln
die Konsularakademie. Er durfte zwar die
High School. 1942 las er in der New York
Prüfungen absolvieren, aber nicht mehr
Times einen Bericht über die Ermordung
die Vorlesungen besuchen. Einer seiner
der europäischen Juden. (…) 1944 trat
Mitschüler war der spätere österreichische
Hilberg als Infanterist in die amerikanische
Bundespräsident Kurt Waldheim, der ihm
Armee ein. Als Soldat der 7. amerikanischen
die Mitschriften nachhause brachte. (…)
Armee fand er in München in der ehemali-
Durch die Intervention seines englischen
gen NSDAP-Zentrale Hitlers Privatbibliothek.
Tutors Parry-Jones erhielt er mit seiner
Er war Vernehmungsoffizier und nahm
Mutter (sein Vater befand sich in Haft)
im Auftrag des US-Justizministeriums an
einen Termin im britischen Konsulat. Nach
den Nürnberger Prozessen teil. Nach seiner
einem Weinkrampf Rosa Weidenfelds erhielt
Rückkehr in die USA 1946 begann er ein
er ein britisches Transitvisum, mit dem er
Studium am Brooklyn College, wo ihn ein
Ende Juli 1938 über Zürich und Paris nach
Kurs des aus Deutschland exilierten Histori-
London flüchtete. (…) Mit seinen Freun-
kers Hans Rosenberg (1904–1988) über den
den Philip Toynbee und Nigel Nicolson
Aufstieg des Nationalstaats tief beeindruck-
plante Weidenfeld nach 1945 eine Zeitschrift
te. Als Rosenberg über die barbarischen
namens Contact. Da sie für sie aber keine
Napoleonischen Kriege dozierte, fragte ihn
Lizenz erhielten, publizierten sie eine
Hilberg, was er zum Mord an den europä-
Buchserie namens „Contact Books“. Es war
ischen Juden sage. Er antwortete aber nur:
die Geburtsstunde des berühmten Verlags
„Das ist eine äußerst komplizierte Frage.“
Weidenfeld & Nicolson, den Weidenfeld bis
In der Rückschau schreibt Hilberg: „[…] ich
zu seinem Verkauf 1991 leitete. (…) Im Som-
weiß, dass es jene Begebenheit in Rosen-
mer 1949 ging Weidenfeld für ein Jahr nach
bergs Vorlesung am Brooklyn College 1947
Israel, wo er Kabinettschef des ersten israeli-
war, die mich dazu brachte, den Holocaust
schen Staatspräsidenten Chaim Weizmann
zu erforschen.“
in Rehowot wurde. Obwohl er ein Angebot erhielt, im israelischen Außenministerium zu arbeiten, kehrte er nach London zurück. Sein tatkräftiger Einsatz für Israel aber blieb bestehen. Er schreibt: „Mein Engagement für Israel nahm mich überall auf der Welt voll in Anspruch.“
Denkmal für die ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden
anzeiger / 36
Evelyn Adunka
»
die zwei Edition-Suhrkamp-Bände „Stichworte zur geistigen Situation der Zeit“ und ein Buch von Carl Friedrich von Weizsäcker. Ihn habe ich nicht lange danach in Wien interviewt. Haben die Autoren von damals noch immer Bedeutung für Sie? Adunka – Das weiß ich gar nicht so genau. Ich lese gern Kritiken und Essays, aber auch Briefe und Tagebücher. Ich bin keine Romanleserin. Für Romane habe ich nicht die nötige Geduld. Am ehesten lese ich noch israelische Romane. Sie lesen als Historikerin zweckgebunden? Adunka – Ich erlaube mir immer mehr den Luxus, das zu lesen, was mich interessiert. Die deutsch-jüdische Geschichte, in letzter Zeit auch sehr viel DDR-Geschichte. Kein Theater? Adunka – Ich gehe nicht ins Theater, das hat keine oder kaum Wirkung auf mich. Wenn Sie keine Lyrik lesen, lassen Sie jemanden wie Paul Celan auch aus? Adunka – Ich habe viele seiner Briefe gelesen, und zu den Gedichten komme ich hoffentlich noch, das braucht noch mehr Zeit. Ich habe sie mir gekauft … Woher rührt Ihr Interesse am Judentum, das Sie zum Gegenstand Ihrer historischen Forschung machten? Adunka – Zuerst durch Lektüre, aber später durch Erfahrung und durch das Leben – durch meine Konversion. Ich hatte einen jüdischen Partner, der 2010 gestorben ist. War der Partner der Grund – und war es eine schwierige Entscheidung? Adunka – Nein, es hat sich einfach ergeben. Es war auch nicht schwierig. Je nachdem, wie man es macht. Und dafür bin ich auch zu liberal.
F O T O : P E T E R S TA D L B AU E R
Raul Hilberg (1926–2007) wuchs im Wiener
Kontinent Kinderbuch Wer war Ihr Lebensgefährte? Adunka – Er hieß Edwin Roth und war Journalist, Auslandskorrespondent. Deshalb lebte ich auch lange in London. Er schrieb für die Wochenpresse und für deutsche Zeitungen wie den Tagesspiegel. Er war gebürtiger Wiener, und ich bin gerade dabei, seine Familiengeschichte zu schreiben. In Israel zu leben war nie eine Option? Adunka – Nein, überhaupt nicht – obwohl ich oft dort war. Außerdem kann ich nicht gut genug Hebräisch, und es spräche noch einiges andere dagegen. Es gibt auch dort viele Dinge, die mir nicht gefallen. Wir leben in einer säkularisierten Welt, in der Austritte aus einer Kirche normaler sind als eine Konversion. Adunka – Ich bin ein religiöser Mensch, das hat für mich sehr gepasst. Ich habe es nie bereut, und es war für mich genau richtig. Ich war dann auch in der liberalen jüdischen Gemeinde aktiv, bis es zu einer Spaltung kam.
F O T O : I N S T I T U T F Ü R J U G E N D L I T E R AT U R
Im deutschen oder österreichischen Umgang mit dem Nationalsozialismus wird die Empathie den Opfern gegenüber betont. Sie haben gleichsam die Welt der Täter durch Religionswechsel verlassen. Adunka – Es gibt natürlich dieses Phänomen. Das muss nicht immer eine Konversion sein. Uwe von Seltmann zum Beispiel, der Enkel eines SS-Mannes, der an der Zerstörung des Warschauer Ghettos beteiligt war, publizierte ein Buch über Mordechai Gebirtig und 2021 ein sehr lesenswertes Buch über 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Barbara Steiner hat in einem sehr sensiblen und gelungenen Buch Konversionen zum Judentum beschrieben. Meine Familie war zu katholisch, um Nazis zu sein.
„Ich liebe das Meer, die Wärme, den Süden und nicht den Provinzialismus und den Nazismus“ Evelyn Adunka
Wie war es, in Österreich Judaistik zu studieren? Adunka – Es lehrte Professor Kurt Schubert, den ich sehr geschätzt habe, aber sonst war da nicht viel Interessantes für mich. Es hat nur eine geringe Anzahl von Personen Judaistik studiert. Ich war nie gern in der Schule, weil ich frei sein wollte, also habe ich das Studium nur minimal in Präsenz und sehr schnell betrieben. Das ging damals noch. Sie gelten als eine der besten Kennerinnen der jüdischen Geschichte Österreichs, arbeiten aber außerhalb der Universität. Warum keine akademische Karriere? Adunka – Anfangs hatte ich einen ganz kurzen Lehrauftrag, aber ich war dafür nicht geeignet. Es war auch nicht klar, ob ich zu den Historikern oder zur Philosophie gehöre. Ich habe dann viele Bücher besprochen, Fachliteratur, die ich für meine Arbeit brauchte, so etwa in der Zwischenwelt, der Zeitschrift der Theodor Kramer Gesellschaft. Es war mir im Grund egal, wo ich publizierte, so schrieb ich auch in den Israel-Nachrichten. Und Sie machten sehr viele Interviews mit allen möglichen Berühmtheiten … Adunka – Ich hatte keine Scheu, Menschen anzusprechen, anzurufen oder anzuschreiben, und ich führte immer gern intellektuelle Gespräche, auf die ich mich genau vorbereitet habe. Es hat immer gut geklappt. Das war auch einer der Gründe, warum ich das Thema Friedrich Heer gewählt habe: Er war ein Türöffner, man konnte mit seinem Namen zu allen gehen. Die Biografie von Friedrich Heer war Ihre Dissertation, um die es einigen Wirbel gab … Adunka – Die Tochter von Heer hat mich sogar geklagt, aber verloren. Sie hat dann die Gesamtausgabe von Heers Werken verhindert. Sie wollte alles unter Kontrolle haben. Heer hatte mit seiner Widerstandstätigkeit während des Zweiten Weltkriegs ein wenig übertrieben … Adunka – Na ja, aber die Radikalität seiner beiden Bücher „Gottes erste Liebe“ und „Der Glaube des Adolf Hitler“ war sehr bedeutend. Wenn es um den Umgang mit dem Nationalsozialismus geht, wird heute üblicherweise von Österreichs Geschichtslüge gesprochen. Etliche Historiker nennen das die „Lüge von der Geschichtslüge“. Adunka – Die tiefe Scham und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wie in Teilen der »
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Karin Haller Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at
Optimismus ohne Kugelschreiber Jugendliche Nichtleser*innen greifen aus vielen Gründen nicht zu Büchern. Weil sie keine Zeit dafür haben und genug andere Interessen, weil sie nicht „lesesozialisiert“ wurden. Es wurde ihnen nicht vorgelesen, sie hatten keine Vorbilder, die Literaturvermittlung in Kindergarten und Schule hat nicht gegriffen. So oder so ist diesen jungen Menschen völlig unklar, was ihnen das Buchlesen bringen sollte. Würde ihr Leben besser werden? Nicht zwingend. Aber eine Literaturbesessene wie ich denkt halt, ja, schon. Ich liebe Geschichten auch deshalb, weil sie mir vom Leben anderer Menschen, fiktiver wie realer, erzählen. Davon, wie sie die Welt wahrnehmen, wie sie Herausforderungen meistern. In der Kinder- und Jugendliteratur gehen die Protagonist*innen aus den Krisen meist gestärkt heraus. Das sind Blaupausen der Erfahrung, dass schwierige Situationen überwunden werden können, dass ein gutes Ende möglich ist. Ich wage die kühne Vermutung, dass das viele Buchlesen bei mir zu mehr Resilienz geführt hat und zu einer grundsätzlichen Zuversicht. Ein Optimist, meint Karl Farkas, ist jemand, der ein Kreuzworträtsel sofort mit dem Kugelschreiber ausfüllt. Jetzt können Sie sich vorstellen, wie ich ticke. Ich schreibe über meine Hypothesen sogar eine Kolumne, die in Druck geht.
– Selbstredend –
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Gesellschaft in Deutschland gab es in Österreich nicht. Das finde ich sehr bedauerlich, aber ich sehe mich da nicht allzu sehr als Österreicherin.
Sie würden das Buch auch nicht als eine Art Denkmal verstehen Adunka – Nein, es ist ja kein Vorwurf. Es geht darin nicht um die Shoah, sondern um jüdisches Leben.
Was meinen Sie damit? Adunka – Ich lebe in meinem Geburtsland und möchte es nicht verlassen. Ich liebe Wien als Metropole, als politische und kulturelle Stadt, sie ist meine Heimat, aber es gibt sehr viel, was mich an Österreich stört.
Im Untertitel steht „Verführung“. Adunka – Ja, weil ich will, dass die Bücher der von mir beschriebenen Autoren gelesen werden. Um ein Beispiel aus dem Buch zu nennen: Lord Weidenfeld, der aus Wien gebürtige englische Verleger, war in seiner Jugend mit Kurt Waldheim befreundet. Gibt es noch etwas zu Waldheim zu sagen? Adunka – Er war ein Opportunist und schrecklicher Politiker. Aber es war gut für Österreich, dass es ihn gab.
Zum Beispiel? Adunka – Ich liebe das Meer, die Wärme, den Süden – und nicht den Provinzialismus und den Nazismus. Das gilt auch für manche Politiker. Was meine Stimmung sehr gehoben hat, war der Sturz des Ex-Kanzlers Kurz, der sich für nichts schämt. Aber ich bin auch sehr beschämt über Amerika und fahre dort nicht mehr hin. Was dort passiert ist, ist auch schlimm.
Ein Teil Ihres Buch erweckt gleichsam das jüdische Leben vor der Shoah wieder zum Leben. Liest man diese Biografien, verfällt man gleichzeitig in tiefe Trauer. Adunka – Man findet in jeder Biografie irgendetwas besonders Interessantes. Es ist jedoch kein Buch über die Shoah – es kommen darin viele britische oder amerikanische Autoren vor, deren Leben nicht direkt von der Shoah berührt wurde. Ich könnte aus emotionalen Gründen keine Historikerin der Shoah sein, so wie ich auch nicht im zweiten Bezirk wohnen könnte, weil ich die Bilder, wie es dort vor 1938 war, immer vor mir sehe.
„Ich liebe Wien als Metropole, als politische und kulturelle Stadt, sie ist meine Heimat, aber es gibt sehr viel, was mich an Österreich stört“ Evelyn Adunka
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Den Schlussstrich unter der Nazigeschichte lassen Sie nicht gelten … Adunka – Nein, tue ich nicht. So etwas Ungeheuerliches muss weiter erinnert werden. Das kann auch die Zeit nicht aus der Welt schaffen. Die Menschen wollen und sollen wissen, was früher war, was jemand aus der eigenen Familie gemacht oder nicht gemacht hat. Der berühmteste Name, der in Ihrem Lexikon nicht vorkommt, ist Simon Wiesenthal. Warum? Adunka – Weil er selbst leider keine persönliche Autobiografie geschrieben, sondern sie von anderen hat schreiben lassen, von Peter Michael Lingens und von Joseph Wechsberg, der mit seinen eigenen Erinnerungen im Buch ist. Ich habe Wiesenthal mehrfach getroffen, auch Interviews mit ihm gemacht und ihn sehr geschätzt. Was war der Grund für seinen Konflikt mit Leon Zelman, dem Gründer des Jewish Welcome Service Vienna – Rivalität? Adunka – Das ist schwer zu sagen – der eine stand der SPÖ, der andere der ÖVP nahe. Leon Zelman, der das Jüdisches Echo herausgab, hat jedenfalls Texte von Wiesenthal für seine Zeitschrift genommen. Es bestand aber auch eine Rivalität Wiesenthals zu Elie Wiesel, die, wie ich schrieb, beider nicht würdig war.
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Wie kam es zu Ihrem Werk „Meine jüdischen Autobiographien“, dieser über sechshundertseitigen Enzyklopädie? Adunka – Ich habe einerseits immer gern Autobiografien gelesen, andererseits wollte ich lange Zeit nach meiner Geschichte der jüdischen Gemeinde nach 1945 in „Die vierte Gemeinde“ eine Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiens in der Zwischenkriegszeit verfassen. Damit bin ich gescheitert, weil es ein zu großes Projekt ist. Ich habe es nur in Teilbereichen realisiert. Im Rahmen der Mitarbeit am „Lexikon der österreichischen Exilliteratur“ habe ich zahlreiche Autobiografien von Österreichern gesammelt und kurz beschrieben. Dabei entstand die Idee, das Ganze zu erweitern und anders anzulegen.
Als Ironie der Geschichte, damit sich das Land endlich mit seiner Geschichte befasst? Adunka – Es ist doch gut, wenn Nachfahren nachforschen, die Briefe lesen, die es irgendwo gibt – das ist schon viel.
– Selbstredend –
Warum? Adunka – Wiesel bekam den Friedensnobelpreis, auch Wiesenthal hätte sehr gern einen Nobelpreis gehabt. Der Literaturnobelpreisträger Elias Canetti gehört nicht zu Ihren Lieblingsfiguren … Adunka – Ich finde es nicht besonders sympathisch, dass er seiner lebenslangen Freundin Marie-Louise von Motesiczky, die ich kannte, seine Heirat mit einer anderen Frau verschwieg. Aber die vier Bände seiner Autobiografie sind ein wichtiges Zeugnis, auch seine Aufzeichnungen fand ich sehr lesenswert. Andere unangenehme Biografien? Adunka – George Steiner mit seinem Werk „The Portage to San Cristobal of A.H.“. Ich habe mich immer gefragt, wie man so ein seltsames Stück über Hitler schreiben kann! Das wurde dann auch noch im Theater aufgeführt. Ich habe ihn in England und Wien getroffen und ihm einmal geschrieben. Er hat dann nicht mehr geantwortet. Seine Erinnerungen sind, was nicht überraschend ist, sehr fragmentarisch, daher ist er nicht in meinem Buch. Es gibt auch Biografien, wie jene von Ben Hecht, die sehr schwer zu schreiben waren, weil sie so widersprüchlich sind.
„Ich könnte nicht im zweiten Wiener Bezirk wohnen, weil ich die Bilder, wie es dort vor 1938 war, immer vor mir sehe“ Evelyn Adunka
Wer war die interessanteste Person Ihres Lexikons, der Sie begegnet sind? Adunka – Das kann ich nicht sagen. Raoul Hilberg hat mich sehr beeindruckt und mich in seiner Autobiografie auch erwähnt Im Eintrag über ihn habe ich versucht das zu beschreiben. Ein Interview mit ihm ist nicht publiziert. Aber man könnte sich auch fragen, warum ich von Marcel Reich-Ranicki so beeindruckt bin, von seiner Geschichte, seinem Wirken gerade in Deutschland, und von seiner Leidenschaft für die Literatur. Woran arbeiten Sie jetzt? Adunka – Derzeit schreibe ich anhand des Familienarchivs die Geschichte der Familie Roth/Landau. Danach würde ich gern an einem Buch arbeiten, in dem ich noch einmal alle meine Lektüren beschreibe. Anthony Rudolf, der in meinem Autobiografienbuch ist, hat so etwas gemacht, aber ich würde es etwas anders anlegen. Die Frage nach einer Lieblingsbuchhandlung. Adunka – Die habe ich eigentlich nicht – oder vielleicht: In New York gibt es das berühmte „Strand Bookstore“, eine antiquarische Buchhandlung mit sieben Geschoßen, ein riesiges Geschäft. Die schicken auch alles nach Europa. Und draußen gibt es eine Kiste mit ganz billigen Büchern. «
Bücherkasten Evelyn Adunka Meine jüdischen Autobiographien.
Massen“ schreibt: „Im Blute liegende Kultur
neuen Identitäten in Zionismus oder Sozia-
Eine Leseverführung und subjektive
verfeinert und höher gezüchtet durch die
lismus in den Mittelpunkt. Mit dem Ersten
Auswahl (Verlag der Theodor Kramer
Jahrhunderte, suchte und fand ein neues Gebiet
Weltkrieg beginnt ein erstes Krisenbewusstsein.
Gesellschaft, Wien 2021)
ihrer Betätigung, eine neue Heimat in der
Die Autor*innen der dritten Gruppe sind von
Kunst.“ Der Befund der 1963 in Frankfurt am
den beiden größten historischen Ereignissen
Die „Leseverführung“, wie die Autorin ihre
Main geborenen Autorin Gila Lustiger lautet
der jüngeren jüdischen Geschichte, der Shoah
Beschreibung der Biografien von 364 jüdischen
nüchtern: „Tatsache ist, dass wir, die Nachge-
und der Gründung des Staates Israel, geprägt.
Autor*innen (284 Männern und 79 Frauen) aus
borenen, von der Angst verfolgt werden, wir
Sie beschreiben ihre je eigenen Überlebens-
über zwanzig Ländern mit den Geburtsjahren
könnten uns als unwürdig erweisen, ja als der
geschichten und Positionierungen.
1833 bis 1963 bezeichnet, ist subjektiv und
letzte Jammerlappen, wenn wir unseren Sorgen
„erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit“.
und Wünschen Luft machen. Dass also jeder
Dem enzyklopädischen Charakter tut diese
Nachgeborene glaubt, er müsste das Erbe der
Einschränkung keinen Abbruch. Im Gegenteil,
Geretteten und Ermordeten antreten, indem er
die Lust an Texten ist ebenso unverkennbar wie
selbst den dümmsten Alltag meistert.“
die Unbeirrbarkeit bei der Sammlertätigkeit.
Bei den Geburtsjahrgängen im 19. Jahrhun-
Bekannte und weniger bekannte Namen wer-
dert stehen der Bruch mit früheren Loyali-
den angeführt, in markanter Kürze, aber immer
täten sowie religiösen Traditionen und der
gehaltvoll, abgehandelt. Dabei ist der Bogen
Generationenkonflikt sowie ein weitgehend
weit gespannt. Am Anfang steht die Schiller-
noch ungebrochener Fortschrittsglauben im
Begeisterung der in der Nähe von Minsk gebo-
Vordergrund. Bei den folgenden Generationen
renen Pauline Wengeroff (1833 – 1916), die über
am Beginn des 20. Jahrhunderts rückt nach
die „Europäisierung der jüdisch-russischen
dem Scheitern der Assimilation die Suche nach
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„Meine jüdischen Autobiographien“ ist 2021 erschienen
– Gastkommentar –
-
„Pillen, Spritzen, Tropfen, Zäpfchen helfen rasch im Augenblick, doch auf lange Zeit betrachtet hilft am besten Leseglück“ Aus Reinhard Ehgartner/Helga Bansch: „Dr. Maus kommt heut ins Haus“, Tyrolia 2021
Mit Leseglück durch die Krise Kann Bücherlesen zum Wohlbefinden von Kindern beitragen? Ja, sagt die Maus in „Dr. Maus kommt heut ins Haus“. Sie können sogar gesund machen Text: Tina Reiter
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E
ine durchaus gewagte These, die da im Bilderbuch „Dr. Maus kommt heut ins Haus“ aufgestellt wird. Doch umgelegt auf die Pandemiezeiten lässt sich feststellen: So dankbar wir für die medizinischen Errungenschaften zur Bewältigung dieser Krise sind, um begleitend und vor allem langfristig die besonders belastete Gruppe der Kinder und Jugendlichen zu unterstützen und mit ihnen die vergangenen zwei Jahre aufzuarbeiten, können Bücher wichtige, ja essenzielle Hilfsmittel sein. Dass dies funktioniert, zeigen zahlreiche Studien. Das Lesen bzw. Vorlesen und gemeinsame Betrachten von Büchern kann zum wichtigen Türöffner für Gespräche werden, dabei helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen, zu begreifen, dass man mit einem spezifischen Problem nicht allein ist, Modelle für soziales Verhalten bieten, das Verständnis für andere fördern, mögliche Lösungen aufzeigen und auch helfen, Worte
für eigene Gefühle zu finden. Zudem bietet eine Geschichte die Möglichkeit, sich mit den Protagonist*innen zu identifizieren, gleichzeitig bleibt sie aber „nur ein Buch“, womit ein heilsamer Abstand zur eigenen Situation gewahrt und Raum für Reflexion gegeben wird. Beim Vorlesen kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Die Vorlesesituation selbst gibt Sicherheit und Geborgenheit und stärkt die Beziehung zwischen Vorleser*in und Kind. Vorlesen erfordert und ermöglicht – anders als das gemeinsame Anschauen von Filmen – die ungeteilte Aufmerksamkeit der Erwachsenen. Die Corona-Jahre bringen wohl bei uns allen die großen Lebensthemen wie Gesundheit, Krankheit, Trennung, Angst, Mitgefühl, Sinn, Tod, Konflikte, Zusammenhalt und Selbstbewusstsein auf, wie die Autorin Brigitte Weninger so richtig in den Bibliotheksnachrichten schreibt. All diese Themen
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finden sich in Kinder- und Jugendbüchern wieder – in aktuellen wie auch in Klassikern. Spiegelt sich dieses gesteigerte Bedürfnis nach Kinder- und Jugendbüchern nun in den Verkaufszahlen wider? Auf den ersten Blick könnte man meinen, ja. Die Warengruppe Kinder- und Jugendbuch hat für 2021 in Österreich ein Plus von 5,6 Prozent verzeichnet, von dem wir österreichische Kinder- und Jugendbuchverlage natürlich auch profitieren. Dabei ist allerdings zu beachten, dass dies zu einem großen Teil auf den gestiegenen Bedarf im Segment Spielen/Lernen (etwa Beschäftigungsbücher sowie Lernhilfen) zurückzuführen ist. Es sind also vermutlich die ohnehin bildungs- und leseaffinen Familien, die hier für das Plus gesorgt haben. Damit jedoch auch Kinder mit weniger buchbewusstem Hintergrund von den stärkenden und ermutigenden Aspekten des Lesens und Vorlesens profitieren können, mit Büchern durch die Krise begleitet werden und so vielleicht ihr persönliches Leseglück finden, sind einmal mehr Institutionen wie Tageseltern, Kindergärten und Schulen gefragt und Leseförderungsaktionen wie „Buchstart: Österreich“, die direkt in den Familien ansetzen.
Tina Reiter, Presse und Marketing im Bereich Kinderbuch, Tyrolia Verlag
– Klassiker – neu entdeckt
Das Ende
eines Dienenden
Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein
IWAN SCHMELJOW: DER MENSCH AUS DEM RESTAURANT (1911) Geboren wurde Iwan Schmeljow 1873 der kinderreichen Familie eines Moskauer Kleinunternehmers in Samoskwaretshe, dem traditionellen Bezirk der Kaufleute und Händler jenseits des Moskau-Flusses. Auf den Besuch des Gymnasiums folgen ein Jurastudium und einige Jahre als Beamter des Innenministeriums in der Provinz. Dort beginnt Schmeljow Erzählungen und Kurzromane zu schreiben. Die russische Revolution des Jahres 1905 begrüßt der Bürgersohn leidenschaftlich. Sie ist auch zeitgeschichtlicher und politischer Hintergrund seines ersten großen literarischen Erfolges „Ein Mensch im Restaurant“. Der 1911 erschienene Roman, den Maxim Gorki und Knut Hamsun bewundern, wird rasch in zahlreiche Sprachen, darunter auch ins Deutsche, übersetzt. Ganz der erzählerischen Tradition von Gogol und Dostojewski verpflichtet, steht ein kleiner, scheinbar unbedeutender Mann, der Kellner Skorochodow, im Zentrum des Buches. Anders als dessen Name („Schnellgeher“) vermuten ließe, tut er schon zweiundzwanzig Jahre am selben Ort Dienst: „Nun ja, ein Kellner, ein Lakai … Was ist denn schon dabei, daß mir vom Schicksal bestimmt war, Lakai zu werden! Außerdem bin ich keineswegs irgendwer, sondern Kellner in einem erstklassigen Restaurant, in dem nur das erlesenste, vornehmste Publikum verkehrt.“ Das Buch hat zwei Schauplätze: das heute noch existierende Luxusrestaurant Praga im Zentrum Moskaus und
Skorochodows privates Umfeld, das sich rasant in einen Albtraum verwandelt. Iwan Schmeljow entwirft ein Panoptikum der russischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts in all ihrer Verderbtheit: neureiche Schnösel bei opulenten Banketten, tumbe Generäle und prassende Kapitalisten, dicke Damen mit schweren Klunkern. Das Dienstpersonal liest der Klientel die Wünsche von den Augen ab, etwa wenn honorige Herren nach jungen Frauen verlangen. Dafür gibt es im Praga diskrete Separees. Es wird konversiert, gevöllert, gehurt, und gelegentlich kotzt ein Bankdirektor auf seinen eigenen Pelzmantel. Mittels expressiver Bilder vollendet Schmeljow den Kolportageroman zur literarisch gelungenen Sozialkritik. Skorochodows Privatleben gestaltet sich nicht weniger drastisch: Der aufmüpfige Sohn Nikolaj wird von der Schule verwiesen, später sogar wegen „politischer Gespräche“ verhaftet. Die Tochter geht einem Betrüger auf den Leim. Ein Untermieter vernadert die Skorochodows und erhängt sich, ein weiterer Mitbewohner wird verrückt. Der Kellner verliert sein mühsam Erspartes und schließlich auch die Arbeit. Das legendenhafte und fantastische Happy End des russischen Hiob – große Literatur! – sei an dieser Stelle nicht verraten. Iwan Schmeljow, radikaler Gegner der Oktoberrevolution, verlässt 1922 die Sowjetunion und emigriert über Berlin nach Paris. 1932 schlägt ihn Thomas Mann für den Literaturnobelpreis vor. Iwan Schmeljow stirbt 1950 in einem orthodoxen Kloster in der französischen Provinz.
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„Schmeljow gehörte zu jenen unglücklichen, nicht erwünschten ‚bürgerlichen Volksverderbern‘ und ‚antisowjetischen Elementen‘, die nach der ‚großen sozialistischen‘ Oktoberrevolution von 1917 von den neuen Machthabern geschasst wurden“ Thomas Mann
Iwan Schmeljow: Der Mensch aus dem Restaurant Aus dem Russischen von Georg Schwarz Andere Bibliothek – Aufbau Verlag 2021
– Buchtermine –
Veranstaltungen im März 2022 Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30 Lesung Ariane Koch: „Die Aufdrängung“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30
DIENSTAG, 1. 3.
Erstes Wiener Lesetheater: „Blaue Stunde“. Weinhaus Sittl, Lerchenfelder Gürtel 51, 1160 Wien, 19:00. Anmeldung! Sinah Edhofer und Leonie-Rachel Soyel: „Couchgeflüster“. Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 19:00
MITTWOCH, 16. 3.
MITTWOCH, 2. 3.
Petra Hartlieb liest am 16. 3. in der Buchhandlung Ennsthaler in Steyr
DONNERSTAG, 17. 3.
Anja Bachl, Michael Burgholzer & Christopher Schmall: Lyrik im März I. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30
DONNERSTAG, 3. 3.
Grenzgänge mit Martin Fritz & Kathrin Röggla. Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße 5/10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00 Gudrun Lerchbaum: „Das giftige Glück“. Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 19:00) Lesung & Gespräch: Alida Bremer: „Träume und Kulissen“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30 FREITAG, 4. 3.
Lesung aus dem Buch „Gämsen auf der Lawine“ von Tanja Prušniks Großvater Karel Prušnik-Gašper. Pavelhaus, Laafeld 30, 8490 Bad Radkersburg, 18:30 Lesungen von Vlatka Frketic, Maria Seisenbacher, Amir Shaheen, Novshad Sharifian und Soheil Zamani. Dem Wort die Freiheit | Die Persische Bibliothek in der Hauptbücherei – „Der Duft jenes Flusses“ Hauptbücherei/Büchereien Wien, UrbanLoritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19:00 SAMSTAG, 5. 3.
Buchpräsentation mit dem Autor Florian Klenk und dem Bauer Christian Bachler: „Bauer und Bobo. Wie aus Wut Freundschaft wurde“. Greith-Haus St. Ulrich im Greith, Kopreinigg 90, 8544 St. Ulrich im Greith, 19:30 MONTAG, 7. 3.
Buchpräsentation, Fotos & Musik: Paul Lahninger & Horst Weber: „Griechenland: Willkommen, mein Freund … Es sei denn, du bist Flüchtling“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30 DIENSTAG, 8. 3.
Lesung zum internationalen Frauentag: Jessica Lind: „Mama“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30
FREITAG, 18. 3.
Buchpräsentation & Lesungen mit Birgit Buchinger, Renate Böhm & Ela Groszmann: „Kämpferinnen“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30 MONTAG, 21. 3.
Barbi Marković liest am 9.3. in Penzing aus „Die verschissene Zeit“
MITTWOCH, 9. 3.
Barbi Marković: „Die verschissene Zeit“. Bücherei Penzing, Hütteldorfer Straße 130d, 1140 Wien, 19:00 Lana Bastašić: „Fang den Hasen“. Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße 5/10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00 „Musenkuss“. Theatermuseum, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien, 19:00 DONNERSTAG, 10. 3.
Buchpremiere, Lesung & Gespräch mit Vladimir Vertlib: „Zebra im Krieg“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30
Cristina Morales: „Leichte Sprache“. Hauptbücherei/Büchereien Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 16:00 DIENSTAG, 22. 3.
Lesungen & Musik mit Christoph Janacs, Roswitha Klaushofer & Kurt Rebol: Lyrik im März II. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30 FREITAG, 25. 3.
Tagebuch-Slam am Spielboden Dornbirn, Färbergasse 15, 6850 Dornbirn, 19:00 Lesung: Max Goldt: „Genieß deinen Starrsinn an der Biegung des Flusses“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30 30. 3.–3. 4.:
FREITAG, 11. 3.
Navid Kermani: „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen“. Central Linz, Landstraße 36, 4020 Linz, 19:30 SAMSTAG, 12. 3.
Szenische Lesung mit Musik, u. a. mit: Manfred Ach, Marc Carnal, Stefan Reiser: Minidramen. Cafe 7*Stern, Siebensterngasse 31, 1070 Wien, 19:30 MONTAG, 14. 3.
Elyas Jamalzadeh, Andreas Hepp: „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“. Hauptbücherei/Büchereien Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19:00) Lesung Friederike Gösweiner: „Regenbogenweiß“.
anzeiger / 42
Rauriser Literaturtage 2022 im Mesnerhaus (ehem. Haus für Kultur und Literatur), Kirchweg 3, 5661 Rauris, 18:00 Lesung: Friederike Gösweiner: „Regenbogenweiß“. Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00 DONNERSTAG, 31. 3.
Andreas Vitásek: „Ich bin der Andere. Ein Selbstporträt“. Buchhandlung Moser, Am Eisernen Tor 1, 8010 Graz, 19:30 Lesung: Michael Köhlmeier: „Matou“. Mesnerhaus (ehem. Haus für Kultur und Literatur), Kirchweg 3, 5661 Rauris, 20:00
F O T O S : N I N I T S C H AV O L L
Buchpräsentation, Lesung & Gespräch: Christian Schacherreiter: „Das Liebesleben der Stachelschweine“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30) Buchpräsentation, Lesung & Gespräch: Anna Herzig: „Die dritte Hälfte eines Lebens“. Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30
Petra Hartlieb: „Herbst in Wien“. Buchhandlung Ennsthaler, Stadtplatz 26, 4400 Steyr, 19:00 Fabian Reicher, Anja Melzer: „Die Wütenden: Warum wir im Umgang mit dschihadistischem Terror radikal umdenken müssen. Hauptbücherei / Büchereien Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19:00
Bücher
Besser lesen mit dem FALTER Bisher zu Gast im Buchpodcast: Hubert Achleitner Ewald Arenz Dominik Barta Jürgen Bauer Alex Beer Clemens Berger Isabel Bogdan Alina Bronsky Didi Drobna Nava Ebrahimi Marc Elsberg Lena Gorelik Romy Hausmann Ilse Helbich Monika Helfer Judith Hermann
Elias Hirschl Hauke Hückstädt Helge-Ulrike Hyams Sebastian Janata Nicola Kabel Barbara Kadletz Florian Klenk Doris Knecht Gabriele Kögl Steffen Kopetzky Daniela Krien Susanne Kristek Felix Kucher Rolf Lappert Kristof Magnusson Lilly Maier Eva Menasse
Felix Mitterer Tanja Paar Susann Pásztor Khuê Phąm Silvia Pistotnig Edgar Rai Lena Raubaum Eva Reisinger Andreas Schäfer David Schalko Elke Schmitter Jasmin Schreiber Nicole Seifert Stefan Slupetzky Daniel Wisser Iris Wolff
Die Wiener Buchhändlerin Petra Hartlieb im Gespräch mit Autorinnen und Autoren über das Lesen, das Schreiben und das Leben an sich. Alle Folgen auf falter.at/buchpodcast und überall dort, wo Sie Podcasts hören.
Musikwissenschaftlicher Verlag Wien
www.mwv.at
Neues zu Anton Bruckner Bruckner-Symposion Linz 2018
ANTON BRUCKNERS FRÜHE KIRCHENMUSIK IM SPIEGEL DER TRADITION herausgegeben von Andreas Lindner und Klaus Petermayr Mit Beiträgen von Rainer Boss, Peter Gretzel, Paul Hawkshaw, Ikarus Kaiser, Wolfgang, Kreuzhuber, Andreas Lindner, Johannes Leopold Mayer, Christian Neuhuber, Klaus Petermayr und Karin Wagner 196 Seiten, 17 x 24 cm, brosch., MV 330, ISBN 978-3-903196-12-4, € 41,80 (A)
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Fokus: Pädagogik im 19. Jahrhundert Elisabeth Maier
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Bruckner-Symposion Innsbruck 2017
SCHULLEHRER ALS TRÄGER DER LÄNDLICHEN MUSIKPFLEGE von der theresianischen Schulreform bis zum Ende der Monarchie herausgegeben von Andreas Lindner und Klaus Petermayr 372 Seiten, 17 x 24, brosch., MV 329, ISBN 978-3-903196-08-7, € 48,40 (A)
Auslieferung: Edizioni Musicali Europee, via delle Forze armate 13, 20147 Milano (ITALIEN) Tel. 0039-02/48 71 31 03, Fax: 0039-02/30 13 32 13, office.eme@libero.it