Anzeiger 4/20

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anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche Gewinnen Sie eine kultige Hängematte im Wert von € 80,–

Wir lassen euch weiterlesen!

„Es war exotisch“

Wie die Buchbranche die CoronaPandemie als Chance nutzt und welche Herausforderungen sich jetzt stellen

Der slowenische Schriftsteller Drago Jančar über die jüngere Geschichte seines Landes und sein Schreiben

Der Brexit spaltet die britische Gesellschaft und ganz Europa.

Ö ST E R R E I C H I S C H E P O ST AG F I R M E N Z E I T U N G / G Z 02Z030877 M / 152. JA H RGA N G

1. + 2. Auflage vergriffen 3. Auflage in der Auslieferung 4. Auflage in Vorbereitung

„Ein beeindruckender und herrlich komischer Roman“ The Guardian

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Coes klug-ironische Komödie zeigt, wie es dazu kommen konnte!

17.04.20 09:26


Erlesenes Salzburg Krimi- und Kulturgenuss auf über 1000 Seiten „Das Gewissen der Salzburger Festspiele“ (Gerard Mortier) Die Festspiel-Dialoge setzten sich von Beginn an mit den jeweiligen Neuinszenierungen der Salzburger Festspiele und ihrem gesellschaftlichen Kontext auseinander, waren gewissermaßen werkbezogene Begleiter des weltbekannten Festivals. Die Redner*innen bei diesem intellektuellen Dialog kamen unter anderem aus der Kunst, der Philosophie, der Literatur, der Soziologie, der Trendforschung, dem Kulturjournalismus der Musikwissenschaft, der Hirnforschung oder Genetik. Zum 100-jährigen Jubiläum der Salzburger Festspiele präsentiert dieses Buch eine Sammlung erstklassiger Beiträge aus 21 Jahren Festspiel-Dialogen. Beiträge u.a. von Aleida und Jan Assmann, Karl Heinz Bohrer, Elisabeth Bronfen, Massimo Cacciari, Antonia Eder, Michael Fischer, Volker Gerhardt, Eric. J. Hobsbawm, Rolf Hochhuth, Konrad Paul Liessmann, Wolf Lepenies und Birgit Recki.

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Ilse Fischer. Helga Rabl-Stadler (Hg.) Festspiel-Dialoge, 544 Seiten, Hardcover, Lesebändchen, ISBN 978-3-7025-0974-3

Kann Musik töten? Eine Serie unerklärlicher Morde erschüttert das Konzertleben in Salzburg. Nach dem Tod des Chefdirigenten der Salzburger Philharmoniker während der Aufführung von Mozarts Requiem in der Peterskirche nimmt Chefinspektor Nathan Stiller die Ermittlungen auf. Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Kriminalfall erscheint, entwickelt sich zu einer packenden Geschichte über die Macht der Musik. Jago Prinz Mozarts letztes Requiem – Kriminalroman 512 Seiten, Hardcover mit Lesebändchen, ISBN 978-3-7025-0969-9 auch als e-Book erhältlich: e-ISBN 978-3-7025-8075-9

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25 Wochen auf den italienischen Bestsellerlisten

– 155. Jahrgang –

„Die Branche hält zusammen und geht aufrecht und nicht geduckt durch diese Krise“

Mit Reisen u. a. zu den Klöstern: • Altötting in Deutschland • Muri-Gries in Südtirol • Göttweig in Österreich

Benedikt Föger

V

or wenigen Wochen war es noch undenkbar, in welcher Situation wir uns jetzt befinden. Die ersten Frühjahrstitel wurden präsentiert, die Vorbereitungen für die Leipziger Buchmesse liefen auf Hochtouren – und dann kam die Vollbremsung.

F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H

Die Buchhandlungen wurden geschlossen, alle Veranstaltungen abgesagt und die Menschen zum Daheimbeiben verpflichtet. Doch das Leben ging und geht weiter. Viele Händler haben ihre Versandservices ausgebaut, die Auslieferungen schnell und flexibel auf die neue Situation reagiert und die Verlage ihre Präsentationen und Lesungen ins Internet oder die sozialen Medien verlagert. Wir alle müssen und mussten große Einbußen hinnehmen, aber wir sind präsent geblieben. Vor allem bei unseren Kundinnen und Kunden, aber auch in den Medien und der Öffentlichkeit. Das alles hilft nun bei der schrittweisen Öffnung der Läden. Die Branche hält zusammen und geht aufrecht und nicht geduckt durch diese Krise. Jedem ist bewusst, wie sehr wir uns gegenseitig bedingen und voneinander abhängen. Die spartenübergreifende Klammer bildet dabei der Hauptverband, der in dieser Situation unterstützt, informiert und intensives politisches Lobbying betreibt („Essenziell“ zum Thema ab Seite 10). Für diesen Zusammenhalt möchte ich mich bei allen Mitgliedern, Funktionärinnen und Funktionären und vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des HVB ganz herzlich bedanken! Gemeinsam werden wir die Krise meistern.

Übersetzung Karin Fleischanderl € 22,00 | 237 Seiten | 135 x 210 mm Gebunden: ISBN 978-3-85256-805-8 E-Book: ISBN 978-3-99037-105-3

Benedikt Föger HVB-Präsident

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– Inhalt –

Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at Aboverwaltung: Irina Odvody, DW 12, odvody@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien T: +43 1/536 60-0 E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Teresa Preis, DW 812 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH. Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

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Wir lassen euch weiterlesen! Die Buchbranche und Corona

Hören statt lesen: Die neuen Hörbücher der Saison

24

28

Verlegerin Maria Seifert im Porträt

Schriftsteller Drago Jančar über sein Heimatland Slowenien und das Schreiben

KURZ GESAGT

5

Schließungen und Chancen Wie geht es weiter in der Krise?

HVB-MITGLIEDER IM PORTRÄT

24

Maria Seifert Seifert Verlag

WISSENSWERT

Günter Wildner

6

Katja Stöckl

Literaturagentur Wildner

Kurzmeldungen Kleist-Preis, Staatspreis für Europäische Literatur, FEP-Appell, Personalia, Ausnahmegespräche, Bildungsangebote, BUCH WIEN, Amazon Frankreich, Bachmannpreis digital, Rund um die Burg, mediakolleg

ESSENZIELL

10

Buchhandlung Stöckl

Ö1 Buch des Monats, Umsatzzahlen,

Wir lassen euch weiterlesen! Wie sich die Buchbranche während der Corona-Pandemie aufstellt

Paul Günter Kavsek allegro solutions

SELBSTREDEND

28 31

Drago Jančar Im Gespräch

Kontinent Kinderbuch Social Media Profile

KURZ VOR SCHLUSS SCHWERPUNKT

16

Kopfhörer auf Die neuesten Hörbücher

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Gastkommentar Intendant Tomas Friedmann

KLASSIKER

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Neu entdeckt Paul Celan

STANDARDS TITELSCHUTZ 8 MONATSBESTSELLER 20 GEWINNSPIEL 23 BUCH ÖSTERREICH 34

anzeiger / 4

I L L U S T R A T I O N : G E O R G F E I E R F E I L F O T O S : S H U T T E R S T O C K , S E I F E R T, D I R K S K I B A

IMPRESSUM

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– Kurz gesagt –

Schließungen und Chancen

F O T O S : W I E S E R A R C H I V, A N D R E A S F R I E D L E , O B E L I S K V E R L A G

DER BUCHHANDEL KANN UNTER AUFLAGEN WIEDER ÖFFNEN, DIE ERSTEN SCHRITTE IN DER KRISE SIND GESCHAFFT. WIE GEHT ES NUN WEITER?

Lesen in den Zeiten der Unruhen Bücher bleiben Lebensmittel – der Seele! In den vergangenen Wochen hatten wir Zeit, um über die Zukunft nachzudenken. „Es ist die Literatur, die unsere Ängste und Unsicherheiten eindämmt. Es ist die Literatur, die dir das Gefühl für die Zeit wiedergibt. Sie verwandelt Lojze Wieser, Stunden in Minuten und Minuten Wieser Verlag in Tage. Die dir das Leben in eine Erzählung wandelt. Die dich klüger macht, fluider, charismatischer. Die dich an die Zukunft erinnert. Die dich solidarisiert, sensibilisiert, kristallisiert, und sie erleichtert dir die Sprünge ins Unbekannte. Sie ermöglicht dir die Überwindung von Widersprüchen und vom Paradoxen. Sie entflammt das Feuer in dir und revolutioniert dich“, um den Gedanken von Marcel Štefančič über Musik auf Literatur anzuwenden. Die Literatur kommt großteils – außer im E-Book – zwischen Buchdeckeln daher. Die Literatur macht offen, sie weckt auf und sie macht frei. Wenn du liest, hast du das Gefühl, mit dir liest die ganze Welt. Literatur ist Solitär und „Solidär“. Einsam, um gemeinsam. „Bücher sind unsere Verbündeten“, sagt die spanische Schriftstellerin Irena Vallejo. Sie seien unsere Verbündeten zum Erhalt dessen, was uns am wertvollsten ist. In Zeiten der Unruhe und Zeiten der Ängste kann Lesen das Instrumentarium zur Erneuerung der Zukunft werden, denn sie seien die Hüter des Wissens. „Späteren Generationen haben sie das Wissen, die Entwicklung und die Visionen vergangener Zivilisationen erhalten.“ Und, sie sind empfindlich.

Elfmeter gegen Amazon Auch wenn der Shutdown durch das Coronavirus wohl den größten wirtschaftlichen Schaden seit über sieben Jahrzehnten angerichtet hat, kann ich dem Ganzen auch ein paar wenige positive Aspekte abgewinnen. Der Buchhandel, an Markus Renk, sich ein wenig verschlafen, hat etWagner’sche was bewiesen, was ich ihm nicht Universitätsbuchzugetraut habe, er hat in der Krise handlung funktioniert. Er hat bewiesen, dass er sich in ausweglosen Situationen aufraffen und über sich selbst hinauswachsen kann. Das hat der Branche viele Sympathien gebracht. Auch Verlage konnten sehen, dass der Buchhandel vor Ort wichtig ist. Amazon hat uns einen Elfmeter beschert, machen wir etwas daraus!

„Der digitale Schub bringt Chancen, wieder mehr Aufmerksamkeit auf das Kinderbuch zu lenken“ Georg Buchroithner

„Der Buchhandel hat bewiesen, dass er sich in ausweglosen Situationen aufraffen und über sich selbst hinauswachsen kann“ Markus Renk

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Die neue Aufmerksamkeit Die letzten Wochen waren definitiv eine sehr große Herausforderung. Die Branchentreffs in Leipzig und der für uns Kinderbuchverleger noch wichtigere in Bologna sind ersatzlos entfallen, ebenso wie Treffen mit Vertretern, KinderGeorg Buchroithner, buchhändlerinnen oder den AuObelisk Verlag torinnen und Autoren. Austausch findet zwar immer noch mittels Telefonaten und Videokonferenzen statt, ein vollwertiger Ersatz sind sie allerdings nicht. Schon alleine wegen dem fehlenden gemütlichen Glas. Jedoch ist der digitale Schub etwa durch Onlinelesungen beeindruckend und bringt Chancen, wieder mehr Aufmerksamkeit auf das Kinderbuch zu lenken. Man kann nur hoffen, dass, diese auch über die Coronakrise hinausgehen wird. Vielleicht ergibt sich ja ein Mix: die Autorinnenlesung in der Kinderbuchabteilung in Wien kann online gleichzeitig auch in Tirol live gesehen werden.


– Wissenswert –

Auswirkungen der Krise 40

Ö1 Buch des Monats

Die Entwicklung der 30Umsätze im österreichischen Buchhandel

Das Ö1 Buch des Monats im März

20 10 0 -10 -20 Umsatzveränderun--30 gen nach Kalenderwo-40 che im Vergleich zum Vorjahreszeitraum -50 -60 Die Umsatzzahlen des

KW 12 –52,7 %

KW 10 4,6 %

Marktdaten März 2020

ner bis März bei kumulierten –8,6 Prozent. Werte, bei denen es auch in den ersten beiden Aprilwochen bleiben sollte: –36,6 Prozent in der KW 14 gefolgt von –39,4 Prozent in der KW 15. Die Onlinebestellungen auch im stationären Buchhandel konnten einiges abfangen, ersetzen aber offensichtlich nicht das Erlebnis Buchhandlung. Nach Ostern konnten ab 14. April zumindest Buchhandlungen mit Geschäftslokalen unter 400 Quadratmetern öffnen – natürlich nur unter besonderen Schutzmaßnahmen und Personenbeschränkungen. (Quelle: media control im Auftrag des HVB.) Weitere Infos zu Corona und der Buchbranche in „Essenziell“ ab Seite 10.

Europäische Literatur Der slowenische Romancier, Erzähler und Essayist Drago Jančar hat den mit 25.000 Euro dotierten Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur erhalten. Die Jury strich in ihrer Begründung die Besonderheit des Werkes von Jančar heraus: „Am Einzelnen die Verwerfungen unserer Geschichte eindringlich nachvollziehbar zu machen: Darin liegt eine der großen Stärken seiner Literatur.“ Zuletzt erschien im Jahr 2019 sein Roman „Wenn die Liebe ruht“ (Zsolnay Verlag). Ein ausführliches Interview mit ihm lesen Sie in dieser Ausgabe ab Seite 28.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat.

–24,3% –22,9% –1,8% Umsatz

KW 15 –39,4 %

Absatz

Preis

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Weitere Marktdaten zur österreichischen Buchbranche liegen für HVB-Mitglieder exklusiv monatlich im anzeiger bei.

Erhebung: Media Control im Auftrag des HVB.

Setz ist Kleist-Preisträger 2020

Der Grazer Schriftsteller und Übersetzer Clemens J. Setz wird mit dem Kleist-Preis 2020 ausgezeichnet. Die Jury der Heinrichvon-Kleist-Gesellschaft hat die österreichische Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin Daniela Strigl dafür ausgewählt, allein den Preisträger zu bestimmen. Sie entschied sich für Setz. Er sei „ein literarischer Extremist im besten Sinne“, hieß es in der Begründung. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und soll am 22. November im Deutschen Theater in Berlin überreicht werden.

KW 14 –36,6 %

KW 11 1%

österreichischen Buchhandels im März geben Einblick: Das Jahr startete nicht schlecht, im Februar 2020 gab es zumindest 0,6 Prozent Umsatzzuwachs. Auch die ersten beiden Märzwochen (KW 10 und KW 11) konnten den Trend mit 4,6 Prozent und 1 Prozent noch verstärken. Doch mit der Covid-19-Krise kamen ab 16. März die Schließungen der Geschäfte und die Menschen waren angehalten, zuhause zu bleiben. Die Einbußen in der anschließenden KW 12 ergaben –52,7 Prozent an Rückgängen im Vergleich zur Vorjahreswoche. In der letzten Märzwoche (KW 13) waren es noch immer –41,1 Prozent. Insgesamt steht der März 2020 damit bei –24,3 Prozent verglichen mit dem März 2019. Und das Jahr 2020 von Jän-

Kleist-Preis für Clemens J. Setz

KW 13 –41,1 %

F O T O S : O R F / U. H U M M E L - B E R G E R , I . O R S I N I - R O S E N B E R G , W I K I P E D I A /A M R E I - M A R I E

Der deutsche Literaturhistoriker Jens Malte Fischer hat mit „Karl Kraus. Der Widersprecher“ (Zsolnay Verlag) eine umfangreiche Biografie über den großen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts geschrieben. Das Ö1 Buch des Monats März zeigt Kraus als widersprüchlichen Charakter, „der sich nicht um Beliebtheitswerte scherte und keinem Konflikt auswich“, wie es in der Jurybegründung heißt. Das Ö1 Buch des Monats ist eine exklusive Aktion für HVB-Buchhandlungen in Kooperation mit dem Radiosender Ö1. Der Siegertitel wird monatlich von der „Ex Libris“-Redaktion ausgewählt und in der Sendung besprochen.


– Wissenswert –

FEP-Appell an Kulturministerien

Personalia

Der europäische Verlegerverband FEP äußert sich zur Covid-19-Krise In der Aussendung der Federation of European Publishers (FEP) appellierte FEPPräsident Rudy Vanschoonbeek im Namen aller 29 Mitgliedsverbände an die europäischen Kulturministerinnen und Kulturminister und informierte über die prekäre Lage der Verlage als Folge der Krise. „Der Sektor hat bereits einen kumulierten Verlust von rund 25 Prozent des geschätzten Umsatzes von 2020 erlitten“, heißt es in der Aussendung der FEP. Dabei strich Vanschoonbeek heraus, wie viele Initiativen es von Seiten der Branche für die Gesellschaft gegeben habe, um das Lesen zu fördern, den Buchhandel zu unterstützen und auch Schulen mit digitalen Inhalten zu versorgen – trotz der aktuellen finanziellen und logistischen Schwierigkeiten. So richtet der FEP-Präsident auch seinen Appell an

die Europäische Union: „Unser Sektor benötigt sowohl sofortige Maßnahmen aus dem bestehenden nationalen EU-Haushalt als auch mittelfristige Maßnahmen, damit die Branche neu starten kann, sobald sich die Situation ändert.“ Und bittet sie, sich zu einigen Förderungen zu verpflichten, darunter etwa zur vollständigen Finanzierung des vom EU-Parlament geforderten Programms für Creative Europe, eine Verbesserung der Finanzgarantie für den Kreativsektor sowie die Sicherstellung, dass alle EU-Mittel, die zur Bewältigung der Krise vorgesehen sind, auch Mittel für den Buchsektor enthalten. Außerdem fordert er eine finanzielle Unterstützung der gesamten Buchwertschöpfungskette und verstärkte öffentliche Investitionen in den Kauf von Büchern für Institutionen.

Gerlinde Tamerl wird ab Mai Markus Renk in der Geschäftsführung der Wagner’schen Buchhandlung verstärken. Zuletzt war sie als Redakteurin bei der Tiroler Tageszeitung tätig, davor arbeitete sie 15 Jahre lang beim Haymon Verlag als Pressesprecherin. Seit März wird das Team des Folio Verlags durch Alice Nieduzak am Standort Bozen verstärkt. Nach zwei Jahren als freie Videojournalistin für eine Nachrichtenagentur und fast drei Jahren als Buchhändlerin bei Hugendubel übernimmt sie die Vertriebsstelle von Daniela Appel-Eichner.

Ausnahmegespräche auf YouTube „Ausnahmegespräche“ ist eine neue Reihe mit österreichischen Autorinnen und Autoren auf YouTube. Erster Gast: Daniel Wisser Im April startete die neue Interview-Reihe „Ausnahmegespräche“ mit österreichischen Autorinnen und Autoren auf YouTube und dem neuen Portal www.buchhandel.at. Neben kurzen Lesungen aus ihren neuen Werken sprechen die Gäste mit Literaturkritikerin Katja Gasser über ihre aktuellen Neuerscheinungen. Die vom HVB organisierte Initiative soll vor allem aktuelle Werke von Autorinnen und Autoren aus österreichischen Verlagen fördern, die infolge der aktuellen Einschränkungen im Buchhandel weniger Sichtbarkeit haben.

F O T O S : P R I VA T ( 2 ) , R I C H A R D S C H U S T E R

Bildungsangebot Sowohl der Österreichische Bundesverlag (ÖBV) als auch Veritas und die Westermann Gruppe in Österreich (E. DORNER, Jugend & Volk) bieten zurzeit digitale Lernmaterialien auf ihren jeweiligen Internetseiten zur freien Verfügung an. Alle drei Verlage wollen damit während der CoronaKrise sowohl die Lehrkräfte als auch die Schülerinnen und Schüler beim Lernen unterstützen. Die Angebote findet man unter: www.oebv.at/coronavirus, www.scook.at und www.westermanngruppe.at/school-at-home

BUCH WIEN 20 Ab sofort möglich: Anmeldungen für einen Stand auf der BUCH WIEN vom 20. bis 30. April zum Frühbucherbonus. Vom 11. bis 15. November gibt es auf 12.000 Quadratmetern ein Programm zu den großen Themen der Gegenwart. Viele Bereiche wurden in diesem Jahr weiterentwickelt, besonders beim Standbau und bei den Veranstaltungsbühnen gibt es Neuerungen. Alle Infos auf www.buchwien.at

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Jetzt anmelden für einen BUCH WIEN-Stand


– Wissenswert –

Medienberichten zufolge mussten die französischen Logistikzentren von Amazon nach dem Urteil eines Gerichts in Nanterre mit 16. April vorläufig schließen. Ausschließlich Lebensmittel, Hygieneartikel und Medizinprodukte durften weiter verkauft werden. Damit wurde der OnlineRiese vom zweitgrößten Markt innerhalb der EU abgeschnitten. Der Grund: Die Gewerkschaft Union Syndicale Solidaires hatte Amazon Frankreich geklagt, den im Rahmen der Corona-Krise vorgeschriebenen Hygieneverpflichtungen bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht ausreichend nachgekommen zu sein. Das betraf fehlende Abstandsregelungen und Desinfektionsmittel sowie die unzureichende Reinigung der Arbeitsbereiche. Das Gesundheitsamt hatte bei mehreren Kontrollen Mängel festgestellt. Im Urteil bemängelte das Gericht, dass Amazon in Frankreich zwar Maßnahmen zum gesundheitlichen Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingeführt habe, allerdings ohne vorher die Arbeitnehmervertretung zu konsultieren oder in die Abläufe miteinzubeziehen, was eine ausreichende Information verhindert habe.

Bachmannpreis digital Statt einer Absage ein digitales Format Als das ORF-Landesstudio Kärnten verkündete, die diesjährigen Tage der deutschsprachigen Literatur im Juni aussetzen zu lassen, fanden sich schnell Stimmen, die öffentlich darum ansuchten, diese Entscheidung zu überdenken. Nicht zuletzt von fünf der sieben Mitglieder der aktuellen Bachmannpreis-Jury selbst, die sich „vehement gegen die Aussetzung“ aussprachen. Darunter etwa Klaus Kastberger (Literaturhaus Graz) und Brigitte Schwens-Harrant (Die Furche). Nun folgt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz einem Vorschlag der Landesdirektorin Karin Bernhard zur Durchführung einer Spezialausgabe des Literaturfestivals. Das Konzept zum „Bachmannpreis digital“ (Arbeitstitel) wird gemeinsam von den Verantwortlichen des Landesstudios, der ORF-Kultur, orf.at und 3sat zusammen mit dem Generaldirektor entwickelt. Dabei sollen Online-Lesungen und die gewohnten Preiskategorien berücksichtigt werden.

Titelschutzmeldungen

Digitale Lesungen bei Rund um die Burg

Online-Burg Auch für das jährliche Lesefestival „Rund um die Burg“ wurde ein Weg gefunden, um das Programm planmäßig abwickeln zu können. Ab 8. Mai lesen und diskutieren die geladenen Autorinnen und Autoren auf der Website www.rundumdieburg.at und anderen Plattformen anstatt wie gewohnt auf Bühnen zwischen dem Wiener Burgtheater und dem Café Landtmann. Neu ist auch die Zusammenarbeit mit dem Gratisbuchevent Eine STADT.Ein BUCH., das diesmal aus einer Anthologie mit Texten von 30 Wiener Autorinnen und Autoren bestehen wird. Bei Rund um die Burg lesen einige davon schon vorab ihre Erzählungen.

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Doris Klinda unter klinda@hvb.at.

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Wir alle sind Gemeinde“ in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. GemNova Verlag Adamgasse 7a, 6020 Innsbruck

Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur € 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–. Doris Klinda berät Sie gern unter klinda@hvb.at, Tel. 01/512 15 35 DW 14. (*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Soziale Verantwortung = Profitmaximierung“ in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Fremdenverkehrs GmbH – Abteilung Kiesel Verlag Schwarzstraße 13–15, 5020 Salzburg

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Die Wellenbrecherin“ in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Verlag Text/Rahmen – Dominik Uhl Sautergasse 27–29/39, 1160 Wien

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F O T O : B E I G E S T E L LT

Gesundheitsschutz


Fortbildung von zuhause: mediakolleg-Webinare

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Digitale Geschäftsmodelle für Verlage, strategisch planen oder E-Books publizieren – sicher und bequem aus dem Homeoffice ■ Das Digitalgeschäft ist zu einer wichtigen wirtschaftlichen Säule für Verlage geworden. Finden Sie neue Geschäftsmodelle und Strategien für das digitale Publizieren und erreichen Sie das passende digitale Publikum.

■ E-Books bieten zahlreiche Möglichkeiten, Inhalte aufzubereiten, sie lassen sich leichter verbreiten und stehen dem Lesepublikum sofort zur Verfügung. Hier lernen Sie, wie Sie E-Books besser vermarkten können.

Digital Publishing in der Praxis

Praxisworkshop E-Books

11. Mai 2020, 9.30–16.30 Uhr

27. Mai 2020, 9.30–16.30 Uhr

■ Klare Ziele setzen und Strategien überlegen – in stressigen Zeiten werden diese Punkte oft vernachlässigt. Hier bekommen Sie Zeit und Feedback für Maßnahmensetzung und Planung.

Kosten: € 220,– (HVB-Mitglieder)/€ 270,–, jeweils zzgl. 20 % Ust.

Mit Konzept zum Ziel – strategisch planen, konsequent durchführen

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Kontakt: Julia Stumvoll, 01/512 15 35 29, mediakolleg@hvb.at

Für die Durchführung des Webinars benötigen Sie lediglich einen PC/Laptop mit Internetzugang. Ein vorhandenes Mikrofon (integriert oder extern) ist von Vorteil, eine Kamera ist nicht notwendig.

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– Essenziell – Die Buchbranche und Corona

Wir lassen euch

weiterlesen! DIE BUCHBRANCHE, SCHEINBAR EIN ABSTURZKANDIDAT DURCH DIE CORONAPANDEMIE UND DIE DAMIT VERBUNDENEN PROBLEME, ERWEIST SICH ALS ERSTAUNLICH LEBENSFÄHIG. EINIGE NUTZEN DIE KRISE, UM SICH FÜR DANACH BESSER AUFZUSTELLEN, VOR ALLEM IM ONLINEGESCHÄFT

G

erade dann, wenn sich alles Gewohnte ändert und man Ideen für das Kommende braucht, empfehlen sich – Bücher. Denn Ideen und Innovationen finden sich nicht auf der Straße oder im Essen, sondern eben genau in dem, wovon die Buchbranche lebt. Der anzeiger bringt als Anregung, wie man auf die bedrohliche Situation positiv reagieren kann, einige nationale und internationale Beispiele für das Krisenmanagement der Branche. Dazu kommen deren Wünsche an den HVB. Wichtig ist in der gegenwärtigen Lage und danach, den Menschen unermüdlich nahezubringen, wie wichtig die Buchwirtschaft für die Gestaltung ihres Lebens ist. WAS HAT SICH GEÄNDERT? Es war eine naheliegende Lösung, und sie hat viele Vorteile mit sich gebracht: Stationäre Buchhandlungen zu Versandbuchhandlungen umzufunktionieren. Erstellte Linksammlungen von klassischen Medien und Blogs verbunden mit der Aufforderung, Onlinekonzerne zu meiden und stationäre Betriebe zu unterstützen, halfen dabei. Damit brachten Buchhandlungen ihr Stammpublikum und viele Neukunden dazu, den heimischen Buchhandel zu unterstützen. So konnten zumindest Teile der Umsatzeinbußen aufgefangen werden, die »

Text: Teresa Preis Illustration: Georg Feierfeil


– Essenziell – Die Buchbranche und Corona


– Essenziell – Die Buchbranche und Corona

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die Schließungen der Geschäfte mit sich brachten (siehe Grafik zu den Umsätzen). Was bedeutet nun das neue Ausmaß von Onlinebestellungen im Alltag von Buchhändlerinnen und Buchhändlern? „Zu Beginn war das eine logistische Herausforderung. Wir haben Kartonagen gebraucht, Druck-Bundles und mussten einen neuen PC-Arbeitsplatz mit Software ausstatten“, berichtet etwa Bettina Wagner von der Seeseiten Buchhandlung in der Wiener Seestadt. Auch tägliche Abläufe brachten neue Formen der Abwicklung mit sich: „Wenn Kunden in die Buchhandlung kommen, bin ich in zehn Minuten mit einem Geschäftsfall fertig. Online brauchen wir von der Bestellung bis zum Versand insgesamt drei bis vier Tage“, so Wagner. Seit 14. April dürfen Geschäftslokale mit weniger als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche wieder offenhalten. Pro zwanzig Quadratmeter darf ein Kunde in der BuchDIE BUCHBRANCHE handlung sein und muss genau wie die IN DER PANDEMIE: NATIONAL Buchhändlerinnen und Buchhändler eine Gesichtsmaske tragen. Wie das umgesetzt wird, ist so mannigfaltig wie die Branche Social Media und Fahrradbotin selbst. Manch einer hilft sich mit kleinen Petra Hofer von der Grätzlbuchhandlung Tischen und Stühlen auf dem Gehsteig, wo in Lainz nutzte die Social-Media-Kanäle von gewartet oder in ausgewählten Büchern ge- Anfang an. „Das hat sich jetzt bewährt. Auf stöbert werden kann. Die einen gingen so- kurzem Weg konnte ich meine Kundinnen fort zu regulären Öffnungszeiten über, die und Kunden über die jeweilige Lage in der anderen haben vorerst nur ein paar Stunden Grätzlbuchhandlung informieren und so pro Tag offen, um das Onlinegeschäft zu be- auch den Kontakt aufrechterhalten. Das Verwältigen oder zum Schutz der Mitarbeiterin- mitteln von ‚Ich bin für euch da‘ hat bisher nen und Mitarbeiter. Auf jeden Fall ist es eine sehr gut funktioniert.“ Als die Ankündigung Zeit, die gute Ideen und Initiativen braucht. zur Schließung der nicht systemrelevanten Die Folgen für Neuerscheinungen kleine- Geschäftslokale kam, besorgte sich Hofer sorer und insbesondere österreichischer Verla- fort einen Webshop für ihre Buchhandlung. ge können auf diese Weise nicht aufgefangen „Ich hätte mir jedoch nie träumen lassen, werden. Ohne Messen und das dazugehörige dass das Angebot so gut angenommen wird.“ Medienecho, ohne Buchpräsentationen und Ihre neue Fahrradbotin will sie auch nach Lesungen der Autorinnen und Autoren, vor der Corona-Krise behalten. allem aber ohne Präsentationsfläche und persönliche Empfehlungen im Buchhandel Paketstraßen und Books ist es kaum möglich, die Frühjahrstitel zu Against Corona verkaufen. Die notwendige engere Zusam- Insgesamt sieben Filialen hat die Buchmenarbeit von Verlagen, Veranstaltern und handlung Brunner in Vorarlberg. In kürdem Buchhandel wird so besonders deutlich. zester Zeit wurden die gewohnten Abläufe verändert: „Normalerweise machen bei uns immer alle Mitarbeitenden alles. Wir haben nun neue Strukturen erarbeitet und auch technisch aufgerüstet“, erzählt Inhaberin Verena Brunner-Loss. „Außerdem haben wir neue Funktionen unseres Warenwirtschaftssystems entdeckt, die uns auch nach der Krise die Arbeit erleichtern.“ Als Unterstützung für den Webshop nutzten sie Marketingaktionen wie „Books Against Corona“ (Buchmedia). „Unsere Kunden lassen sich

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gern telefonisch und per Mail beraten. Manche haben sich sogar extra noch mit einem netten Mail bedankt.“

Mehr los als im Weihnachtsgeschäft Von der Seeseiten Buchhandlung gab es täglich online Buchempfehlungen. „Unser Gedanke war: Wenn ihr nicht durch die Tür könnt, müssen wir zu euch ins Wohnzimmer kommen“, erklärt Bettina Wagner. Gemeinsam mit Kompagnon Johannes Kößler und ihrem Team entstand das neue Buchtipp-Format „Literaquarium“ auf FacebookLive für Hunderte Zuseher. „Wir haben in der Buchhandlung immer viele Lesungen für Kinder. So haben wir beschlossen, jeden Tag um 17 Uhr im „Miniliteraquarium“ ein Bilderbuch online vorzulesen – natürlich mit der Erlaubnis der Verlage.“ Das hatte zahlreiche Bestellungen zur Folge: „Die Kapazitäten, die wir bis dahin hatten, sind gesprengt worden. Es war mehr los als im Weihnachtsgeschäft.“ Mit Ostern wurde geöffnet, natürlich mit den entsprechenden Vorkehrungen und Wartesesseln vor dem Geschäft. „Ich bin froh, meinen Kunden wieder die Möglichkeit geben zu können, Bücher zu schnuppern.“

Überrascht von guten Umsätzen Was in der Buchhandlung Heyn passiert, kann man aktuell auf YouTube beobachten: Heyn-Geschäftsführer und Vorsitzender des Österreichischen Buchhändlerverbandes Helmut Zechner führt durch die noch leeren Räumlichkeiten, und seine Mitarbeitenden empfehlen aktuelle Bücher. „Die Idee hatten wir schon lange, jetzt haben wir sie umgesetzt.“ Als Buchhandlung, die bereits vor der Krise zwanzig Prozent ihres Umsatzes aus dem Webshop machte, ging die Umstellung schnell: „Das war für uns einfach eine Vergrößerung des Auftragsvolumens. Wir haben jetzt 270 Quadratmeter Platz


– Essenziell – Die Buchbranche und Corona

freundlich wahrgenommen wird oder sich auch wirtschaftlich niederschlägt, wird man erst sehen.“ Eine große Unterstützung ist dabei die Community, in der der Wiener Verlag sehr geschätzt wird. „Auch die Autorinnen und Autoren legen sich zum Teil sehr ins Zeug. Hingegen versuchen wir die Buchhändlerinnen und Buchhändler eher zu schonen, die haben wirklich genug um die Ohren.“ Die Lage für kleinere Verlage ist besonders in der Krise nicht einfach. „Kleinere Verlage haben kleinere Programme, da gibt es keine Fülltitel, und wenn die Sichtbarkeit für dieses Programm mehr oder weniger komplett ausfällt, erwischt es einen umso härter. Das wird sich wegen der Zahlungsfristen bei uns erst im Sommer richtig niederschlagen.“ dafür. Ein Mitarbeiter, der ein Herz für Logistik und Abläufe hat, hat unser bisheriges System vergrößert und umgebaut. Mir war klar, dass der Onlinehandel explodieren würde – aber wie gut die Umsätze sein würden, hat auch mich sehr überrascht.“ Außerdem reagierte Zechner schnell und schaltete eine siebenteilige Inseratenkampagne in der Kleinen Zeitung, um den Onlineshop zu bewerben. Die Sujets, kreiert von einer befreundeten Werbeagentur, entstanden aus Empfehlungslisten, die im Heyn-Webshop einzusehen sind, etwa zu den Themen „Lesereise statt Lagerkoller“ oder „Kopfkino für Stubentiger“.

Fünfmal pro Woche Vor einer besonderen Herausforderung standen auch Auslieferungen. „Wir haben uns intern schnell darauf verständigt, dass wir, solange die Lieferkette aus Deutschland nicht unterbrochen wird, den österreichischen Buchhandel wie bisher fünfmal pro Woche beliefern werden“, sagt Rainer Fritthum, Geschäftsführer von Mohr Morawa. Dazu brauchte es praktische Maßnahmen und Mitarbeitende. „Ohne deren Engagement wäre es nicht gegangen“, betont Fritthum. Während der Schließungszeiten der Buchhandlungen wurde die Möglichkeit geschaffen, Novitäten vorerst zu parken und nur laufende Bestellungen zu bekommen. „So ist sichergestellt, dass nur die tatsächlich sofort notwendigen Bücher angeliefert werden und große Lagermengen erst nach Wiedereröffnung der Geschäfte.“

Höchste Zahl der Zugriffe auf die Website Um die vielen abgesagten Lesungen zu kompensieren und auf Bücher aufmerksam zu machen, schuf der Residenz Verlag kurzerhand den Blog „Chronik eines Ausnahmezu-

stands“. „Die Idee kam von Verlagsleiterin Claudia Romeder gleich nach dem Bekanntwerden der Maßnahmen: Unsere Autorinnen und Autoren aus Nigeria, Kanada und London, aus dem Waldviertel und aus Wiener Wohnungen haben sofort begeistert mitgemacht“, so Residenz-Pressesprecherin Heidi Selbach. „Das geht von Galgenhumor bis zu existenziellen Überlegungen. Und wir haben die allerhöchsten Zugriffe auf unsere Website, die wir je hatten.“ Um Neuerscheinungen betreut zu wissen, hält der Verlag engen Kontakt zu den Buchhändlerinnen und Buchhändlern. „Wir versuchen auch unverdrossen, über die Presse an die Leserinnen und Leser zu kommen, und sind sehr froh über die engagierten Redakteurinnen und Redakteure im Kulturbereich, die unter diesen schwierigen Bedingungen zum Großteil auch aus dem Homeoffice berichten.“

Neuerscheinungen verschieben und auf Social Media setzen

Mit 20.000 im Café Ein neues Live-Talkformat hat der Brandstätter Verlag eingerichtet. Im „Café Brandstätter“ werden mit Autorinnen und Autoren sowie Mitstreiterinnen und Mitstreitern des Hauses Gesprächsrunden zu bestimmten Themen geführt. „Das Kaffeehaus war schon immer ein idealer Ort, um über die Welt nachzudenken. Das haben wir virtuell gespiegelt“, erklärt der Verleger Nikolaus Brandstätter. Eine Idee, die schnell Anklang fand: „Mit den ersten drei Sendungen haben wir über 20.000 Menschen erreicht. Ein schöner Erfolg, den wir – auch nach Corona – ausbauen wollen.“ Auf diesem Weg bekommen auch die neuen Bücher Aufmerksamkeit bei den Leserinnen und Lesern. „In der aktuellen Nachrichtenlage ist es schwierig, mit anderen Themen durchzudringen. Andererseits sind wir überzeugt davon, dass die Menschen auch anderes hören wollen als nur Katastrophenmeldungen“, sagt Brandstätter. Um den Internetboom „Kochen“ auch für den Verlag zu nutzen, ging Brandstätter unter anderem eine Kooperation mit der Tageszeitung Kurier ein. „Dafür haben wir unsere Topköchinnen und -köche von Liesl Wagner-Bacher bis Paul Ivić um Lieblingsrezepte und Videobotschaften aus ihrer ‚Quarantäne‘ gebeten. Und mit Katharina Seiser haben wir eine humorvolle ‚Hamsterküche‘ auf den E-Book-Markt gebracht. Der Reinerlös kommt der Caritas zugute. Wir möchten uns in diesen schwierigen Zeiten solidarisch und zuversichtlich zeigen.“

Im Luftschacht Verlag hat sich „im Verlagsalltag insofern wenig geändert, als der auch davor eigentlich sehr quarantänetauglich war. Die E-Mails sind jedenfalls nicht weniger geworden“, sagt Verleger Jürgen Lagger. Und doch: „Man denkt natürlich vermehrt über das eigene Tun nach und was sich daran ändern ließe. Was an Neuerscheinungen noch zu verschieben war, haben wir verschoben – derzeit auf Juli. Wir werden bestimmt erst wieder richtig ‚anwerfen‘, wenn man sieht, wie die Buchhandlungen mit den derzeitigen Öffnungsbedingungen zurechtkommen.“ Fünf von acht Titeln des Frühjahrsprogramms von Luftschacht sind betroffen. Die Horrende Provisionen Möglichkeiten, Aufmerksamkeit für Neuer- im Onlineverkauf scheinungen zu generieren, erfährt Jürgen Für Antiquare sieht die Lage etwas anders aus: Lagger als eingeschränkt. „Man weicht ein „Weniger als die Hälfte unserer Kollegen hawenig ins Digitale aus und vermehrt in den ben Ladengeschäfte, sie waren daher von der Social Media seine Aktivitäten. Ob das nur Schließung nicht so sehr betroffen“, »

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– Essenziell – Die Buchbranche und Corona

» erzählt Michael Steinbach vom Antiquariat Steinbach Rare Books und Vorsitzender des Verbandes der österreichischen Antiquare. Jene Kollegen, die schließen mussten, hätten die Rückgänge der Umsätze durch Laufkundschaft jedoch bemerkt. „Sie und auch die anderen haben versucht, dies durch Onlineverkäufe wettzumachen, allerdings mit nur begrenztem Erfolg.“ Gerade bei antiquarischen Büchern ist das haptische Erlebnis eines Werkes jene Besonderheit, die der Onlinehandel nicht ersetzen kann, wie Steinbach betont. Und noch etwas erschwert die Lage: „Die Verkäufe über die Onlineplattformen haben in letzter Zeit etwas angezogen, allerdings machen uns deren horrende Provisionen zu schaffen.“ Auch die Messen für Antiquare wurden abgesagt, verschoben oder finden nur virtuell statt: „Nur eine Handvoll unserer Kollegen nimmt auch an internationalen Messen teil. Diese hat es stark getroffen. Für viele sind die Messen essenziell.“ Programmvorstellungen per Video Verlagsvertreter sind viel unterwegs – normalerweise zumindest. Die Krise hat vor allem die saisonalen Verlagspräsentationen getroffen. „Von den geschlossenen Buchhandlungen abgesehen, die für uns das Hauptproblem sind, wären wir Vertreter jetzt in der Phase, in der die Programmkonferenzen der Verlage stattfinden“, sagt Bernhard Spießberger vom Verlagskontor und Vorsitzender des Verbands der österreichischen Verlagsvertreter und Verlagsvertreterinnen. Die Reisen gehen normalerweise in den gesamten deutschen Sprachraum. „Die Konferenzen wurden in den vergangenen Wochen in Videokonferenzen umgewandelt. Eine ganz andere Art der Kommunikation. So viele Stunden am Stück vor dem Bildschirm zu sitzen ist für mich ungleich anstrengender, als in der Gruppe von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren.“ Und doch: Obwohl Spießberger den persönlichen Kontakt mit den Verlagen sowie Buchhändlerinnen und Buchhändlern vermisst, funktioniere der Austausch erstaunlich gut.

DIE BUCHBRANCHE IN DER PANDEMIE: INTERNATIONAL

Der Buchhandel steht international vor großen Herausforderungen. Wir schildern die Lage in ausgewählten Ländern und zitieren kreative Ideen, die sich zum Teil auch auf die österreichische Branche umlegen lassen.

Der unabhängige Buchhandel in den USA Die Krise trifft vor allem die kleineren unabhängigen Buchhandlungen hart. Nachdem es in den letzten Jahren für den sogenannten Indie-Buchhandel nach oben ging, ist die Belastung für kleinere Geschäfte mit den wenigen staatlichen Unterstützungen kaum aufrechtzuerhalten. Eine Idee hatte – solange es noch erlaubt war – Capitol Hill Books in Washington. Kunden konnten einstündige Slots buchen, in denen sie allein in der Buchhandlung stöbern und am Ende die entdeckten Bücher erstehen konnten. Die Bedingung: Erst Hände desinfizieren und die Gummihandschuhe verwenden, die von der Buchhandlung bereitgestellt werden. Die New Yorker Buchhandlung Books Are Magic hat ebenfalls auf Versandhandel umgestellt. Außerdem haben sie die bisherigen monatlichen Buch-Abos erweitert (Romane, Sachbücher, Lyrik, Bücher für Teenager, Kinder und Bilderbücher) und bieten ein T-Shirt mit dem Slogan „Stay Safe! Read Books“ an, dessen Erlöse dem unabhängigen Buchhandel zugutekommen. Viele der geplanten Lesungen finden auf der Videokonferenzplattform Zoom statt.

Selbstisolationspakete in Großbritannien Die Buchhandlung Book Hive in Norwich bietet um 45 Pfund Buchpakete für die Selbstisolation. Um sie zu bestellen, muss man online drei Fragen zum Buchge-

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schmack beantworten und bekommt dann fünf passende Titel zugeschickt. Oder man bestellt zu seiner regulären Buchbestellung ein „Lucky Dip“, ein Taschenbuch, zu dem man keine weiteren Wünsche äußert und das per Zufallsprinzip von einem der Mitarbeitenden ausgewählt wurde. Außerdem wird landesweit eine Aktion von „Books Are My Bag“ beworben, die auf den lokalen Buchhandel aufmerksam machen soll. Denn auch hier gilt: Fast alle Buchhandlungen sind auf das Versandgeschäft umgestiegen und liefern per Postsendung, Fahrrad oder Skateboard.

Juni ist das neue Frühjahr in Deutschland Wie föderal Deutschland organisiert ist, zeigt sich auch beim Umgang mit der Krise. Während in Berlin und Sachsen-Anhalt Buchhandlungen offenbleiben durften, wurden sie in Nordrhein-Westfalen gleich zu Beginn der Krise geschlossen. In Bayern wurde vorläufig gar das Lesen auf der Parkbank verboten. Rückgänge gab es natürlich auch hier: Wie das Börsenblatt auf Basis der Zahlen von media control berichtete, brachte der Monat März im deutschen Buchhandel insgesamt einen Umsatzrückgang von 30,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ein größerer Rückgang als in Österreich mit minus 24,3 Prozent im selben Monat. Einige Verlage beschlossen, Erscheinungstermine der Frühjahrstitel, die für März und April geplant waren, zumindest in gedruckter Form auf Juni zu verschieben, um ihnen mehr Sichtbarkeit zu ermöglichen. Hoffentlich dann auch mit fachkundiger Beratung in den Buchhandlungen.

Viele E-Book-Käufer in der Schweiz In der Schweiz mussten Geschäftslokale ab 17. März vorläufig schließen. In einer Aussendung des Schweizer Buchhändler- und


– Essenziell – Die Buchbranche und Corona

Hilfe auf dem Weg in die Normalität zurück GUSTAV SOUCEK, GESCHÄFTSFÜHRER DES HVB

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Verleger-Verbandes (SBVV) wurde besonders auf die auffällig steigenden E-Book-Zahlen in der Deutschschweiz hingewiesen. Eine Sonderauswertung gemeinsam in einer Kooperation des SBVV mit GfK Entertainment ergab, dass der E-Book-Umsatz zum Monatsende im März um 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen ist. Am beliebtesten waren belletristische Titel, die insgesamt 78 Prozent aller verkauften Titel ausmachten. Der Gesamtumsatz im Buchhandel konnte damit freilich nicht aufgefangen werden. In den letzten beiden Märzwochen büßte der Schweizer Buchhandel rund 35 Prozent der Umsätze ein.

Tageweise Öffnungen und 18.600 Titel weniger in Italien Italien wurde besonders früh und besonders hart vom Coronavirus getroffen. Das wirkte sich auch auf die Buchbranche aus. Geschäfte wurden geschlossen, auch Zustellungen durften nur noch von bestimmten Lieferservices durchgeführt werden. Eine Entscheidung, die ihre Kosten verursacht und es besonders für kleinere Unternehmen schwierig macht. Mitte April durften in einigen Regionen Buchhandlungen wieder öffnen, in Venetien vorerst nur für zwei Tage pro Woche. Der italienische Verlegerverband AIE gab Ende März Schätzungen bekannt, dass aufgrund der Krise voraussichtlich 18.600 Titel weniger veröffentlicht, 39,3 Millionen Bücher nicht gedruckt und 2.500 Titel nicht übersetzt werden. Buchhandlungen würden voraussichtlich Einnahmen in der Höhe von 47 Millionen Euro fehlen. Der Verbandspräsident Franco Levi forderte Steuerabzüge für Buchkäufe, eine Wiedereinführung der 18App, die jungen Menschen Kulturgutscheine zur Verfügung stellte, sowie eine Verstärkung des Fonds für bedürftige Familien beim Kauf von Schulbüchern. «

s geht nicht um vieles, es geht um alles. Aber was kann der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels jetzt Positives leisten, wenn plötzlich das Nichts für viele droht? Es sind zwei Bereiche, in denen wir uns bemühen und wo wir für die Mitglieder und für die Branche da sind. Der erste Bereich: Politische Arbeit leisten und die bestmöglichen Förderund Ausfallsprogramme für Verlage, Buchhandel, Auslieferungen, Verlagsvertreter und Antiquariate verhandeln. Die Branche braucht jetzt eine starke Interessenvertretung, um die einzelnen Teilnehmer retten zu können und aus dieser Krise den Weg zurück in die Normalität zu finden. Das tun wir, hier sind wir hochaktiv und mit den Funktionären aus den Verbandsgremien in den entsprechenden Sitzungen und Planungen auf allen politischen und verwaltungstechnischen Ebenen eingebunden. Jetzt greifen die jahrelang erarbeiteten guten Kontakte, jetzt können sich alle auf dieses Fundament des gegenseitigen Kennens und Vertrauens stützen. Der zweite Bereich: Die operativen Hilfen. Schnelle Informationen zur speziellen Lage der Buchwirtschaft. Zusammenfassungen der unterschiedlichsten Förderungen und Soforthilfen. Kostenlose Beratungsleistungen durch Verbandsanwälte und -Steuerberater. Geförderte Implementierungen von Webshops. Stimulation neuer Plattformen für die Belebung der österreichischen Verlagsund Buchhandelsszene. Kreation neuer Formate zur Absatzbelebung und vieles andere mehr. Aber vor allem auch eines: Schaffung einer positiven Öffentlichkeit für das Buch und die Buchbranche in den Medien. Hier hilft uns das in den letzten Jahren aufgebaute Vertrauen immens. Jede und jeder Einzelne von Ihnen, die oder der dieses Lobbying mit den eigenen Kontakten zu den Medien unterstützt, trägt einen Teil dazu bei. Zusätzlich zu den beiden Bereichen unseres strategischen und operativen Handelns gibt es auch noch eine dritte Aufgabe: Nämlich im aktiven Kontakt mit allen Mitgliedern zu bleiben, ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste zu haben

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sowie Anregungen und Hinweise für Aktionen und Aktivitäten aufzunehmen und umzusetzen versuchen. Apropos Aktionen und Aktivitäten: Die laufen weiter, denn was uns hoffentlich alle einigermaßen beruhigt, ist die Beibehaltung des regulären Lebens. Die Mitarbeitenden des HVB sind allesamt im Homeoffice, dennoch ist das Büro durchgehend besetzt. Das ist enorm wichtig, denn es langen Einreichungen ein, Ausschreibungen starten, Anmeldungen kommen herein, Förderanträge werden

„Apropos Aktionen und Aktivitäten: Die laufen weiter, denn was uns hoffentlich alle einigermaßen beruhigt, ist die Beibehaltung des regulären Lebens“ Gustav Soucek

gestellt, Honorare abgerechnet und Preise verliehen. Es gibt also auch in der Buchbranche ein „normales“ Leben in der Zeit von Corona – und vor allem danach. Jetzt und dann sind wir da, um für die Mitglieder und die Buchwirtschaft den Weg zur Normalität offenzuhalten und vorzubereiten. Ich möchte mich bei den HVBGremien und -Funktionären, bei den HVB-Mitgliedern der einzelnen Fachverbände und bei den Mitarbeitenden bedanken, dass wir in schwierigen Zeiten zueinanderstehen.


– Schwerpunkt – Hörbücher

Kopfhörer auf Hörbücher sind nicht einfach Begleiter gedruckter Bücher, sondern eine ganz eigene Form der Verbreitung von Geschichten. Die besten Entdeckungen aller Genres aus den neuen Programmen Text: Teresa Preis

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ie Bücher der Stunde kann man sich auch einfach anhören und erzählen lassen. Am besten mit den aktuellen Entdeckungen im Hörbuch-Bereich.

Im neuen Roman der österreichischen Autorin Monika Helfer, „Die Bagage“ (Der Hörverlag), geht es um Josef und Maria Moosbrugger, die mit ihren Kindern am Rande eines einsamen Bergdorfes leben. Abgetan als die Armen, die Bagage eben, wird Josef im Ersten Weltkrieg in die Armee eingezogen. Maria und die Kinder bleiben zurück, bis eines Tages der schöne Georg aus Hannover ins Dorf kommt und an ihre Tür klopft. Die Begegnung hat Folgen, Maria wird schwanger mit Grete. Auch nach seiner Rückkehr wird Josef nie ein Wort mit dem Mädchen sprechen. Erzählt wird all das aus der Perspektive von Gretes Tochter – es ist die Familiengeschichte der Autorin. Das gedruckte Buch erscheint im Hanser Verlag, das Hörbuch wurde ungekürzt von Monika Helfer selbst eingesprochen. Das Debüt des Liechtensteiners Benjamin Quaderer, „Für immer die Alpen“ (Der Hörverlag), erzählt die Geschichte von Johannn Kaiser. Der Sohn eines Fotografen ist ein Weltenbummler und absoluter Meister der Manipulation. Unter falschem Namen lebt er an einem unbekannten Ort. Durch den Verkauf gestohlener Kundendaten einer großen Bank hat der Hochstapler gut verdient, er könnte ein entspanntes Leben genießen. Doch dem stehen die Verleumdungen aus seiner Heimat, dem Fürstentum Liechtenstein, die aus ihm einen Verräter machen wollen, im Weg. So schreibt Johann Kaiser seine Geschichte auf und zeichnet dabei ein Porträt der Gesellschaft, die er betrügt. Die gekürzte Lesung von Johann Bülow kommt auf über 14 Stunden, das Buch erschien bei Luchterhand. Eine Dorfgeschichte ist auch Verena Güntners „Power“ (tacheles!). Am Dorf lebt die etwas eigenbrötlerische Kerze mit ihrer Mutter. Alle

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FOTO0: SHUTTERSTO CK, SWITCH STUDIO

Romane: Geschichten vom Dorf und indische Basare


– Schwerpunkt – Hörbücher

Maria Nowotnick, Argon Verlag

„Verschiebungen halten sich in Grenzen“

kennen einander, Kerze lebt gern hier, auch wenn die anderen sie manchmal seltsam finden. Als eines Tages Power, der Hund der Nachbarin, deren Mann vor Jahren spurlos verschwunden ist, verloren geht, bittet sie Kerze um Hilfe bei der Suche. Die übernimmt gern und verspricht, Power zurückzubringen. Nach und nach schließen sich die Kinder aus dem Dorf Kerze an und ziehen dafür sogar mit ihr in den Wald. Die Autorin liest ihr Buch in ungekürzter Fassung selbst, das Buch dazu erschien bei DuMont. In „Momentum“ (argon) von David Vann geht es um das Ende eines Lebens. Jim lebt in Alaska, ist Ende dreißig – und depressiv. Er reist an den Ort seiner Kindheit nach Kalifornien, wo sein jüngerer Bruder Gary ihn vom Flughafen abholt. Der möchte auf Jim aufpassen und das Unausweichliche aufhalten. Im Kreis der Familie soll Jim seine Lebensfreude zurückgewinnen, doch seine Gedanken treiben ihn, umgeben von Teilen seines früheren Lebens, immer weiter auf das Ende zu. Mit der autobiografisch inspirierten Geschichte skizziert David Vann die letzten Tage im Leben seines Vaters. Eingesprochen von Christian Brückner, das Buch erschien im Hanser Verlag. Robert Seethalers Roman „Ein ganzes Leben“ (Der Audio Verlag) bringt uns die Geschichte von Andreas Egger, der als Waise in ein Dorf kommt, in dem er sein ganzes Leben verbringen wird. Als Junge staunt er noch über die Berge um ihn herum, später werden sie zu seiner Heimat. Er führt ein genügsames Leben, bis er an einem Februarmorgen 1933 einen Freund verliert und kurz darauf seine große Liebe Marie trifft. In den nächsten Jahren erlebt er, wie mit dem Bergbau die Elektrizität ins Tal kommt, er wird zum Wehrdienst einberufen und kehrt nach Jahren in Kriegsgefangenschaft in sein Dorf zurück, das er kaum wiedererkennt. Eine Reise durch das Leben im 20. Jahrhundert – als Hörspiel unter anderem mit Peter Matić, Christoph Luser, Gerti Drassl. Das Buch erschien bei Hanser Berlin. Das Hörbuch „Die Detektive vom BhootBasar“ (argon) von Deepa Anappara ist die Geschichte vom Jungen Jai, der zu viele Polizei-Dokus schaut, sich für klüger als seine Freundin »

Das Hörbuch funktioniert auch dank der digitalen Download-Möglichkeit in der aktuellen Krisenzeit. „Wir sehen am Digitalmarkt, dass besonders viele Kinderhörbücher gehört werden, und freuen uns natürlich darüber, dass die Menschen sich auch in diesen Zeiten für unsere Inhalte interessieren“, sagt Maria Nowotnick, die für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Argon Verlag zuständig ist. Ein Großteil der Hörbücher erscheint zum regulären Erscheinungstermin der gedruckten Bücher. Einige Verlage haben ihre Frühjahrstitel jedoch um einige Monate nach hinten verschoben. Wie betrifft das die Hörbücher? „Die Verschiebungen halten sich zum Glück insgesamt in Grenzen, wenn allerdings ein Bucherscheinungstermin verschoben wird, verschieben wir meist auch das Hörbuch. Es sei denn, die Erscheinung eines E-Books wurde extra geplant“, so Nowotnick. Seit 2018 produziert der Verlag auch eigene Podcasts. „Unsere Podcasts sind grundsätzlich keine Marketingwerkzeuge für unsere Hörbücher, sondern alleinstehende Formate, für die wir wiederum selbst unterschiedliche Kanäle zur Bewerbung nutzen. Natürlich gibt es auch Überschneidungen, wenn etwa unsere Autorinnen und Autoren oder unsere Sprecherinnen und Sprecher selbst als Interviewpartner in Podcasts wie ‚einfach ganz leben‘ oder ‚Tonspur – der Hörbuch-Talk mit Dirk Kauffels‘ auftauchen.“

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– Schwerpunkt – Hörbücher

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erzählt vom Sommer, in dem sie häufig in Arztpraxen saß, verschiedenste Pillen nahm und sich hektisch verliebte. Sie zeigt, wie eng das eigene Leben mit Musik verbunden sein kann. In etwas über einer Stunde liest Passmann das Buch vor, das in der Musikbibliothek von Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Wie man Lust und Interesse an Tieren, Pflanzen und Pilzen wecken kann, führt die Reihe „Naturkunden“ vor. Cord Riechelmanns Band „Die Krähen“ (Der Audio Verlag) widmet sich der Natur- und Kulturgeschichte dieser klugen schwarzen Vögel. Es geht um die Mythen, die sie begleiten, und ihren schlechten Ruf. Dabei zeigt Riechelmann, dass Krähen über ein Gedächtnisvermögen verfügen, das auch menschliche Kapazitäten übersteigt. Zwanzig Krähenarten werden hier vorgestellt, das ermöglicht einen neuen Blick auf vermeintlich vertraute Tiere. Das Buch erschien bei Matthes & Seitz Berlin, gelesen wird es in ungekürzter Fassung von Frank Arnold.

Pari hält, obwohl sie die besseren Noten bekommt, und für einen besseren Anführer als seinen Freund Faiz, obwohl der sogar einen Job hat. Als ein Klassenkamerad verschwindet, wagen sich die drei Kinder in den verwinkelten Bhoot-Basar und in die verbotenen Viertel der nordindischen Stadt. Als immer mehr Kinder verschwinden, kommt das Trio der Wahrheit um einen Kriminalfall immer näher. Hörbuchsprecher Roman Knižka liest diese Coming-of-Age-Geschichte, die als Buch bei Rowohlt erschienen ist. Der Roman des diesjährigen Preisträgers der Leipziger Buchmesse Lutz Seiler, „Stern 111“ (Der Audio Verlag), beginnt am 10. November 1989 – dem Tag nach dem Mauerfall. Carl Bischoff erhält ein Telegramm von seinen Eltern: „Wir brauchen Hilfe. Komm doch bitte sofort.“ Nach Monaten reist Carl also zurück nach Gera, wo er von seinen Eltern erfährt, dass diese das Land und ihr altes Leben verlassen wollen. Sie wollen einem „Lebensgeheimnis“ nachgehen, von dem selbst Carl nichts weiß. Er weigert sich, das elterliche Erbe anzunehmen, flieht nach Berlin und landet auf der Straße, bis er in den Kreis des „klugen Rudels“ aufgenommen wird. Das ist eine Gruppe junger Frauen und Männer, die einen Guerillakampf um leer stehende Häuser führen und eine Kellerkneipe betreiben. Mit ihnen verbringt Carl seine Zeit nach der Wende, immer in der Hoffnung, seine große Liebe Effi wiederzusehen. Lutz Seiler liest seinen Roman in ungekürzter Fassung selbst, das Buch erscheint im Suhrkamp Verlag.

Krimis: Leiche in einem Strohballen und Mord auf dem Anwesen Spannung funktioniert auf Papier ebenso wie im Hörbuch. Thomas Raabs „Frau Huber räumt auf. Frau Huber ermittelt“ (Goya) erzählt vom zweiten Fall der „Huberin“. Die Sommerzeit bringt im Dorf nicht die gewünschte Ruhe, denn plötzlich wird in einem Strohballen eine Leiche entdeckt. Hannelore Huber macht sich auf die Jagd nach dem Täter, der scheint sich diesmal in miteinander verfeindeten Familien zu finden. Außerdem lebt eine Helga im Dorf, die Frau Huber nie sonderlich aufgefallen ist. Ist sie wirklich so unschuldig, wie sie scheint? Das Buch kommt bei Kiepenheuer & Witsch heraus, es liest Karl Menrad. In „Connaisseur. Der zwölfte Fall für Bruno, Chef de police“ (Diogenes Hörbuch) von Martin Walker wird Bruno Mitglied in der örtlichen Weinund Trüffelgilde. Doch bevor er die Köstlichkeiten verkosten kann, ruft man ihn zu einem neuen Fall. Auf dem Anwesen des ältesten Gildenmitglieds ist eine Studentin nach einem nächtlichen Rendezvous in den Tod gestürzt. War es wirklich ein Sturz oder doch etwa Mord? Bruno ermittelt bis zum Schloss einer berühmten Tänzerin und Résistance-Heldin: Josephine Baker. Ungekürzt gelesen von Johannes Steck, das Buch erscheint bei Diogenes. Wer sich im Kopf auf eine Reise nach Venetien begeben möchte, hat mit Donna Leons „Geheime Quellen. Commissario Brunettis neunundzwanzigster Fall“ (Diogenes Hörbuch) Gelegenheit dazu. In einer Sommernacht auf dem Rückweg vom Krankenhaus verunglückt Vittorio Fadalto

Sach-Hörbücher: Wege aus der Erregung und geheimnisvolle Krähen Wer lieber zum Sachbuch greift, ist etwa mit „Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung“ (Goya) von Bernhard Pörksen gut beraten. Er analysiert öffentliche Debatten in Social Media und das große Geschäft mit der Desinformation. Die allseits vernetzte Welt führt, so seine These, zu einer nervösen und gereizten Stimmung. Pörksen untersucht Erregungsmuster in der digitalen Welt und zeigt, wie sich unsere Idee von Wahrheit und der Charakter von Debatten verändern. Er plädiert für einen klugen Umgang mit Informationen und ermutigt zur Medienmündigkeit. Gelesen wird von Bernhard Pörksen selbst, das Buch erscheint bei Hanser. Wie Autorinnen und Autoren über ihre Lieblingsmusik schreiben, kann man sich zum Beispiel bei Sophie Passmann über „Frank Ocean“ (tacheles!) anhören. Sein Album „Blonde“ ist für sie die Erinnerung an eine Zeit, in der nichts gut war. Und doch wurde diese Musik zum Album ihres Lebens. Lied für Lied geht sie es durch und

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– Schwerpunkt – Hörbücher

Aimée Carter lädt mit „Der Fluch des Phönix“ (Oetinger Audio) Kinder ab zehn Jahren ins Reich der Fabelwesen ein. Die zwölfjährigen Zwillinge Zacharias und Tallulah werden nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter zu den Großeltern nach England geschickt. Hinter einem Torbogen verbirgt sich dort eine Welt voller Fabelwesen. Wer aber den Fabelzoo betritt, wird vom Phönix verflucht und darf die Welt nie wieder verlassen. Das soll die Fabelwesen schützen. Es gibt nur einen Weg zurück: Wenn der Verfluchte bereit ist, sein Leben für den Phönix zu opfern. Gelesen von Peter Kaempfe, das gedruckte Buch erscheint bei Oetinger. Auch in Markus Orths’ „Luftpiraten“ (cbj audio) wird es märchenhaft. Luftpiraten sind menschenähnliche Lebewesen mit grauer Haut, die hoch über den Wolken in eigenen Luftlöchern als Einzelgänger vor sich hin wettern. Als der Luftpiratenlehrer Adiaba vor seiner Tür ein Baby entdeckt, erweckt das Kleine väterliche Gefühle, obwohl es zu den Weißen Luftpiraten gehört, die wegen ihrer unerschütterlichen guten Laune nicht erwünscht sind. Der Lehrer beschließt, Zwolle heimlich aufzuziehen. Als er es nicht länger verbergen kann, entbrennt ein abenteuerlicher Kampf um das Schicksal des kleinen Luftpiraten. Axel Prahl liest die ungekürzte Version für Kinder ab acht, das Buch erscheint bei Ueberreuter. „Der Junge aus der letzten Reihe“ (Hörcompany) von Onjali Q. Raúf erzählt die Geschichte von Ahmet, neu in der Klasse von Alexa. Ahmet musste mit seiner Familie fliehen und ist traurig, weil er seine Eltern vermisst. Beim gemeinsamen Fußballspiel mit anderen Kindern freundet er sich mit Alexa an. Alexa möchte ihm unbedingt helfen, seine Eltern wiederzufinden. Wer sie dabei unterstützen soll? Die Queen höchstpersönlich. Die beiden brauchen nur noch einen Plan, um in den Buckingham Palace zu kommen. Birte Schnöink erzählt für Kinder ab acht Jahren, das Buch erscheint bei Atrium. Christelle Dabos hat mit „Im Sturm des Echos“ (Der Hörverlag) Band vier und damit das Finale der Spiegelreisenden-Saga vorgelegt. Diesmal überziehen tiefe Risse die Welt der Archen. Alle jagen sich gegenseitig, die Abgründe werden immer größer. Auch Babel, Pol und Anima bleiben nicht verschont. Es gibt nur einen Weg, um die unwiederbringliche Zerstörung der Archen zu stoppen. Dafür muss so schnell wie möglich der Schuldige gefunden werden. Doch wie soll das klappen, wenn niemand weiß, wie er aussieht? Ophelia und Thorn begeben sich auf unbekannte Wege, um an den Schlüssel all der Rätsel zu gelangen. Die gekürzte Fassung wird von Laura Maire gelesen, das gleichnamige Buch erscheint im Suhrkamp Verlag. «

bei einem Motorradunfall. Nur seine Frau glaubt nicht an einen Zufall und bittet Brunetti um Hilfe. Wer könnte ein Motiv und Fadalto etwas Böses gewollt haben? Oder sieht seine schwer kranke Frau schon Geister? Brunetti muss sich auf sein Gefühl verlassen und deckt ein Verbrechen mit Folgen für die Gewässer des ganzen Veneto auf. Ungekürzt gelesen von Joachim Schönfeld, das Buch erscheint bei Diogenes.

Hörbücher für Kinder: Verfluchte Fabelwesen und freche Detektive Besonders Hörbücher für junge Menschen aller Altersklassen erfreuen sich großer Nachfrage (siehe auch Kasten auf Seite 17). In Alice Pantermüllers „Mein Lotta-Leben. Das letzte Eichhorn“ (Jumbo) bekommt Lottas Mama als Produkttesterin eine eigene Fernsehsendung. Und Lotta und Cheyenne bekommen einen neuen Lehrer. Dieser Herr Fellich versteht immerhin mehr Spaß als Frau Kackert. Die erste Hausaufgabe ist, einen eigenen Videokanal im Internet zu erstellen. Aber so einfach ist das gar nicht mit den Klicks, wie Lotta und Cheyenne schnell feststellen müssen. Sollte es mit der Karriere als Influencerin nichts werden, dann gehen sie wenigstens für den Tierschutz demonstrieren. Gelesen von Katinka Kultscher, die Buchausgabe erscheint im Arena Verlag. Markus Osterwalders „Bobo Siebenschläfer in den Bergen“ (Jumbo) bietet Geschichten für besonders junge Zuhörerinnen und Zuhörer. In vierzig Minuten wird die Geschichte von Bobo erzählt, bei dem viel los ist. Er besucht seine Großmutter und füttert die Kaninchen, während die ganze Familie Siebenschläfer im Garten arbeitet. An einem Sommertag unternehmen sie sogar einen Ausflug in die Berge, gehen wandern und rasten an einem schönen Bach. Viel zu entdecken für Bobo. Mit vielen Geräuschen, Klängen und Liedern und gesprochen von Katrin Gerken, das Buch erscheint bei rowohlt rotfuchs. Für Kinder ab acht Jahren ist Rieke Patwardhans „Forschungsgruppe Erbsensuppe oder Wie wir Omas großem Geheimnis auf die Spur kamen“ (Oetinger Audio). Lina, neu in der Klasse und eine echte Detektivin, stammt aus Syrien. Mit Nils und Evi ist sie in einer Bande, und bei Nils’ Großeltern ist etwas faul. Statt Kuchen gibt es neuerdings angebrannte Bratkartoffeln, Gegenstände verschwinden wie durch Zauberhand, und im ganzen Haus stapelt sich Dosensuppe. Die Forschungsgruppe Erbsensuppe geht der Sache nach. Dabei kommen ihnen die 22 Fragezeichen, ihre Erzfeinde, in die Quere. Boris Aljinovic liest das Hörbuch, das gleichnamige Buch erschien bei Knesebeck.

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– Bestseller März 2020 –

Empfehlungen Schillernde Geschichten Der Künstler und Autor André Heller vermischt Autobiografisches und Anekdotisches in seinem neuen Erzählband und schafft schillernde Bilder und Porträts seiner Welt. „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ – André Heller. Zsolnay

Neuer Blick auf Zahlen und Fakten Was sagt die Schuhgröße über die Lesefähigkeit aus? Warum nicht alle Korrelationen auf einen kausalen Zusammenhang hinweisen. Und wie man Statistiken verstehen kann. „Statistisch gesehen“ – Klemens Himpele. Ecowin

Macht, Verschwörung und Verrat Ein Romanepos über Guatemala im Jahr 1954 – den Militärputsch, die Rolle der CIA und die Folgen einer historischen Lüge, die Lateinamerika verändern sollte. „Harte Jahre“ – Mario Vargas Llosa. Suhrkamp

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Die Architektur der Siebzigerjahre Anhand von vierzig ausgewählten Bauten zeigt der Fotograf Stefan Oláh, was die Bauten der 1970er-Jahre ausgemacht hat. „Bunt, sozial, brutal“ – M. GriesserStermscheg, S. Hackenschmidt (Hg.). Anton Pustet

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Der Meister aus

Czernowitz

Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

PAUL CELAN (1920–1970)

Als Paul Celan im November 1938 in Berlin ankam, hatten soeben die Synagogen gebrannt. Am Morgen nach der sogenannten „Kristallnacht“ befand sich der achtzehnjährige rumänische Jude auf dem Weg von Czernowitz über Krakau nach Frankreich zum Medizinstudium. In einem späten Gedicht wird es heißen: „am Anhalter Bahnhof / floss deinen Blicken ein Rauch zu, / der war schon von morgen.“ Dieses „morgen“ bedeutet für den jungen Celan Zweiter Weltkrieg, Deportation der Eltern und deren Ermordung durch die rumänische Besatzungsmacht, die Verbündeten der Nazis. Celan selbst verrichtet Zwangsarbeit, übersiedelt nach der Befreiung durch die Rote Armee aus seiner Geburtsstadt Czernowitz nach Bukarest und flieht unmittelbar vor der kommunistischen Machtübernahme in Rumänien in den Westen. Zu Weihnachten 1947 kommt einer der größten Dichter deutscher Zunge in Wien als Displaced Person an. Mitgebracht hat der Flüchtling das berühmteste deutschsprachige Gedicht der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: die „Todesfuge“. In Wien, das der nachgeborene Kakanier, Rilkeund Trakl-Verehrer zeitlebens als eine Art Heimat versteht, erscheint Celans erster Gedichtband „Der Sand aus den Urnen“. Hier beginnt auch jenes posthum verkitschte Liebesverhältnis mit der

jungen Dichterin Ingeborg Bachmann. Nach einigen Monaten zieht Celan weiter nach Paris, wo er als Sprachlehrer lebt. Mit vierzig erhält er den Büchner-Preis, den renommiertesten Preis in der deutschsprachigen Literatur. Nach einem halben Dutzend Gedichtbänden und zahlreichen Übersetzungen aus mehreren Sprachen folgt im Alter von fünfzig am 20. April 1970 der Freitod in der Seine. Paul Celan war schon zu Lebzeiten eine Kultfigur. Er wurde angefeindet und denunziert, seine „Todesfuge“ in deutschen Landen zu einer Art Holocaust-Requiem hochstilisiert. Allein sein Dichten bedeutet sehr viel mehr: ein Erforschen der Möglichkeit unserer Sprache bis an deren Grenzen zur Unsagbarkeit. „Ich bin ein russischer Dichter im Land der Ungläubigen“, lautete Celans Formel dafür. Damit war nicht nur Deutschland angesprochen, dessen Sprache er als Mu t te rs p r a c h e und als Sprache der Mörder verstand; damit brachte er auch seine Distanz zum Literaturbetrieb der Nachkriegszeit zum Ausdruck. Celans Verdikte über Autorenkollegen waren gefürchtet – Günter Grass und Co. titulierte er als „Linksnibelungen“, Heinrich Böll warf er vor, „in der allerschönsten Symbiose mit dem Wirtschaftswunder“ zu leben. Allein auf die Frage, wie seine eigenen, zunehmend hermetisch werdenden Gedichte zu lesen seien, gab er die heute noch gültige Antwort: Sie immer wieder zu lesen!

Paul Celan: „,etwas ganz und gar Persönliches‘ Briefe 1934–1970“ Suhrkamp, 2019

Hans-Peter Kunisch: „Todtnauberg. Die Geschichte von Paul Celan, Martin Heidegger und ihrer unmöglichen Begegnung“ dtv, 2020

Helmut Böttiger: „Celans Zerrissenheit. Ein jüdischer Dichter und der deutsche Geist“ Galiani Berlin, 2020

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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr, Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht übertragbar oder auszahlbar. Die GewinnerInnen werden schriftlich verständigt. Teilnahmeschluss: 20. Mai 2020. Datenschutz: Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist eine Angabe von personenbezogenen Daten erforderlich. Die Teilnehmer erklären sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihnen übermittelten Daten von der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach vollständiger Durchführung des Gewinnspiels umgehend und unwiederbringlich gelöscht.

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Seifert Verlag, Wien

Text: Elisabeth Stuppnig Foto: Laura Seifert

Maria Seifert D

ie St.-Nikolaus-Kathedrale mit ihren vergoldeten Türmen und türkisen Verzierungen ragt in den Himmel. Der Sitz der russisch-orthodoxen Gemeinde befindet sich ganz in der Nähe von Maria Seiferts Verlag in der Wiener Ungargasse. Für die russische Literatur mit ihrer epischen Breite und ihrem psychologischen Zugang hegt Seifert eine ganz besondere Leidenschaft. „Die Russen schaffen es ohne großen Ich-Bezug, das Leben und das Schicksal von Menschen ausführlich und eindringlich zu schildern.“ Gern hört man der Verlegerin zu, wenn sie von ihren literarischen Vorlieben erzählt, von ihrem Leben und ihrem Beruf, von sich verändernden Zeiten und Herausforderungen in der Buchbranche. Wir führen das Interview aufgrund der Ausgangsbeschränkungen telefonisch, ohne einander zu treffen. „Wissen Sie, wir haben viele ältere Menschen bei uns im Haus. Auf sie würde ich gern Rücksicht nehmen.“ Denn das alte Jugendstilzinshaus ist nicht nur Sitz des Verlags, sondern auch Seiferts Wohnung. Mit ihr arbeiten, derzeit von zuhause aus, die Tochter in Vollzeit und der Sohn in Teilzeit, weiters Grafiker und Lektoren als fixe freie Mitarbeiter. „Im Moment

„Endlich ist Zeit, im Verlag Ordnung zu machen, das Archiv zu pflegen und Manuskripte aufzuarbeiten“

geht es bei uns natürlich sehr ruhig zu“, sagt die Verlegerin. So würden derzeit keine Druckaufträge vergeben, auch Gespräche mit Buchhändlern und Verlagsvertretern halten sich in Grenzen. Aber, sagt sie optimistisch: „Endlich ist Zeit, im Verlag Ordnung zu machen, das Archiv zu pflegen und Manuskripte aufzuarbeiten.“

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Maria Seiferts Werdegang in der Buchbranche ist klassisch. Nach einem Germanistikund Philosophiestudium arbeitete sie zunächst als Lektorin im Zsolnay Verlag und bei Jugend & Volk und nach der Geburt ihres Sohnes gründete sie eine literarische Agentur und stand dann an der Spitze eines österreichischen Tochterunternehmens von Bertelsmann Random House. 2003 machte sie sich mit ihrem eigenen Verlag selbstständig, dem Seifert Verlag. Die Verlagsbranche habe sich in den letzten siebzehn Jahren stark verändert. Bei Zsolnay etwa, erinnert sie sich zurück, gab es zu ihrer Zeit Erstauflagen von mehreren Tausend Stück. Eine Zahl, die man heute nur noch bei programmierten Bestsellern erreiche. Der Seifert Verlag, privat und unabhängig, müsse darauf achten, eine überschaubare Anzahl an Titeln zu publizieren. „Darunter brauchen wir etwa zwei Umsatzträger, um unser restliches Programm zu finanzieren.“ Sinkende Verkäufe bei einer stetig wachsenden Zahl an Büchern am Markt „haben den Wettbewerb deutlich intensiver gemacht.“ Auch ohne Corona sei der Markt turbulenter als früher. Seifert stellt sich darauf ein und meint außerdem: „Bis sich alles normalisiert, wird es wohl länger dauern.“


– HVB-Mitglieder im Porträt – Literaturagentur Wildner, Wien

Günther Wildner

Text: Tobias Schmitzberger Foto: Magdalena Wildner

„Die Buchveröffentlichung ist für die Autoren nur die halbe Miete. Man muss sie und ihre Werke auch bekannt machen“

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enn Günther Wildner über Jimmy Scott spricht, gerät er ins Schwärmen. „Man kennt ihn viel zu wenig, dabei war er einer der begnadetsten Jazzsänger!“ Der US-Amerikaner kam durch das ihm angeborene Kallmann-Syndrom nie in den Stimmbruch, wegen seines zierlichen Körperbaus wurde er „Little Jimmy Scott“ genannt. „Scotts Musik ist voll von Emotionen und Schmerz“, so Wildner: „Bei seinen Interpretationen beginne ich zu weinen.“ Deshalb kaufte er sich die englischsprachige Scott-Biografie „Faith in Time“ von David Ritz in einem Antiquariat. Die Musik brachte Wildner zum Buch – und das nicht zum ersten Mal. Ursprünglich arbeitete der 49-Jährige in der Musikbranche. Nach seinem Studium gründete der akademisch geprüfte Kulturmanager das Unternehmen Wildner Music für Künstlermanagement und als Musikverlag. Doch eines Tages schrieb sein Schwager,

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der Musiker Thomas Raab, einen Krimi. „Wir haben gemeinsam einen Verlag dafür gesucht“, sagt Wildner. Sie wurden fündig, 2007 erschien „Der Metzger muss nachsitzen“ bei Leykam. Wildner übernahm die Medienarbeit und organisierte Lesungen, bald fragten weitere Autorinnen und Autoren bei ihm an: „Die Buchveröffentlichung ist für sie nur die halbe Miete. Man muss die Schreibenden und ihre Bücher auch bekannt machen.“ Heute bietet die Literaturagentur Wildner drei Hauptleistungen an: Wildner vermittelt Manuskripte an Verlage im deutschsprachigen Raum, macht PR für Bücher und bucht Lesungen. „Als Agent bin ich der Erste, der am Künstler dran ist, und bringe sie oder ihn in den Markt.“ Unter anderem arbeitet er mit dem Autor und Musiker Johann Allacher zusammen. Im März erschien dessen Kriminalroman „Wiener Blues“, ein Streifzug durch die Musikszene im Wien der 1970er-Jahre. Darin taucht der Song „Boogie Street“ auf. „Johann Allacher hat diesen Song selbst getextet, komponiert und aufgenommen. Parallel zur Buchveröffentlichung haben wir ihn auf gängigen Streaming- und Downloadportalen sowie auf der Künstler-Page veröffentlicht – ein Gratisservice für die Leserschaft“, erklärt Wildner. Bei Lesungen tritt Allacher mit Gitarre und Mundharmonika auf und präsentiert seine humorvollen, gereimten Geschichten im Wiener Dialekt: „Das ist wie ein Kabarettprogramm!“ Für den Literaturagenten Wildner sind solche Autorinnen und Autoren gut zu vermarkten. „Es wird immer wichtiger, ein spezielles Autorenprofil zu kommunizieren. Kann man etwa live eine besondere Performance bieten, holen einen die Buchhändler und Büchereien noch lieber für eine Lesung.“ Mit seinen Klienten versucht er daher, auffällige und nachhaltige Künstlergesamtpakete zu entwickeln. Und klar: Kommt dabei Musik ins Spiel, macht Wildner die Arbeit noch mehr Spaß. Literaturagentur Wildner www.literaturagentur.at


– HVB-Mitglieder im Porträt – Buchhandlung Stöckl, Amstetten

„Es wäre schön, wenn uns von der Krise bleibt, dass sich die Kunden regionaler Buchhandlungen bewusster werden“

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lles begann mit einer Liebesgeschichte … Aufgewachsen ist Katja Stöckl in Spitz an der Donau in der Wachau. Nach drei Jahren an der Landesfachschule für Textiltechnik im Waldviertel hat sie sich in den Sohn ihrer künftigen Chefin verliebt. Heute ist die ehemalige Arbeitgeberin Stöckls Schwiegermutter. Vor zwei Monaten hat sie Katja Stöckl die Geschäftsleitung übertragen. Die Schwiegermutter war es auch, die der Buchhändlerin während der Corona-Krise zur Seite gestanden ist. „Nach so vielen gemeinsamen Jahren sind wir ein eingespieltes Team. Eines war von Anfang an klar: Wir lassen uns nicht unterkriegen.“ Das Sortiment der Buchhandlung ist breit, neben einer großen Auswahl an Kinderbüchern finden sich Sach- und Kochbücher, Belletristik und Reiseliteratur. Besonders bekannt ist die Buchhandlung jedoch für die illustre Auswahl an Devotionalien. „Viele unserer Kunden sind religiös und schätzen unsere Auswahl an Krippenfiguren oder Heiligenbildchen.“ Stolz ist die Buchhändlerin auf eine goldene Jahrhundertbibel. Eine „schöne Ausgabe“, sagt sie ehrfürchtig. „Die gibt es fast nirgends mehr.“ Bis vor wenigen Tagen hatte Katja Stöckl ihre Buchhandlung noch geschlossen. Ab Tag eins der Restriktionen hing ein Plakat im Schaufenster: Der Aufruf an Kunden, online oder telefonisch zu bestellen. Für die „kleine, alte Amstettner Buchhandlung“, wie Stöckl sie nennt, waren dies ungewöhnliche Maßnahmen. „Wir haben nicht einmal eine Homepage. Dank Werbung über Facebook geht aber das Bestellgeschäft um einiges besser als früher“, sagt Stöckl. Sie freut sich auf die Zeit nach Corona – zwar, und das habe sie gerade in der Krisenzeit gemerkt, braucht die Buchhandlung recht bald einen schönen Onlineauftritt. Andererseits, sagt sie lächelnd, zeige die Krise

Porträt: Elisabeth Stuppnig Foto: Nini Tschavoll

Katja Stöckl auch, was ihr als Buchhändlerin wichtig ist: „Wir leben für den direkten Kundenkontakt. Ich freue mich, wenn Kunden hereinkommen und mir über ihre Enkelkinder erzählen oder ich den Hunden der Besucher ein Leckerli geben kann. Deswegen liebe ich meinen Job. Es wäre schön, wenn uns von der Krise eines bleibt: Dass sich die Kunden regionaler Buchhandlungen bewusster werden.“ Oder, wie ihr achtjähriger Sohn Matteo erst vor Kurzem gesagt hat: „Mama, eigentlich ist es doch perfekt. Die Leute haben endlich mehr Zeit, um zu lesen.“ Stöckl möchte in Zukunft einige Dinge verändern, zum Beispiel einen barrierefreien Zugang schaffen und die Kinderbuchab-

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teilung in den vorderen Teil des Geschäfts verlegen. „Wir haben viele Mütter bei uns, die ihren Kinderwagen gern im Blick haben möchten.“ Im Übrigen verdiene ihre Stammkundschaft eine Liebeserklärung: „Die Kunden haben trotz Krise bestellt und uns die Treue gehalten. Dafür bin ich sehr dankbar. Sie sind einfach toll.“

Buchhandlung Stöckl Rathausstraße 11 3300 Amstetten


– HVB-Mitglieder im Porträt – allegro solutions, Wien

Paul Günter Kavsek Porträt: Tobias Schmitzberger Foto: Paul Kavsek

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eder Verlag ist ein Individuum, aber trotzdem können wir alle mit derselben Software bedienen“, sagt Paul Günter Kavsek. Er war langjähriger IT-Leiter in unterschiedlichen Unternehmen, unter anderem beim Bundesverlag. Seit 2002 ist er Geschäftsführer von allegro solutions, dort ist man auf Softwarelösungen für Verlage spezialisiert. Seit über 15 Jahren stellt die Entwicklung von digitalen Lernplattformen eine wichtige Säule des Unternehmens dar. Dazu zählt „a!quadrat“, eine webbasierte Verlagslösung: „Das ist ein integriertes Gesamtsystem und deckt alles ab, was ein kleiner und mittlerer Verlag braucht. Mittlerweile ist a!quadrat hauptsächlich in Österreich, aber auch in Deutschland, Italien und der Schweiz etabliert.“ Zu Kavseks Kunden zählen etwa Jungbrunnen, Picus, Kremayr & Scheriau, die Universitätsverlage der TU Berlin und Uni Bozen sowie der Lehrmittelverband Graubünden. Kavsek ist eigentlich ein „Excel-Fan“. Excel-Listen, mit denen viele Verlage arbeiten, werden aber umständlich, wenn viele Daten parallel verarbeitet werden müssen. „Das ist der Vorteil eines integrierten Systems wie a!quadrat: Man muss geänderte Daten nur einmal neu eingeben, und alles wird automatisch in den betreffenden Modulen verändert. Alle Daten sind automatisch verknüpft“, erklärt Kavsek. So wird es möglich, die Daten zentral zu verwalten. Buchtitel, Adressen und Rezensionen werden in dasselbe Programm eingepflegt. Jede Datenänderung im System bewirkt auch eine Korrektur auf der integrierten Verlagswebsite. Je nach Branche kann man a!quadrat laut Kavsek auch flexibel einsetzen: „Ein Verlag verwendet das

„Jeder Verlag ist ein Individuum, aber trotzdem können wir alle mit derselben Software bedienen“

Programm zum Beispiel primär für seine Pressearbeit und den Versand von Freiexemplaren.“ So könne man jederzeit abrufen, an welche Zeitungen Freiexemplare versendet wurden und ob später Rezensionen darin erschienen. Mit dem HVB kam Kavsek 2018 näher in Kontakt, man nahm am Gemeinschaftsstand der Leipziger Buchmesse teil. „Für uns ist die HVB-Mitgliedschaft ein gutes Mittel, um in der österreichischen Branche noch besser Fuß zu fassen und weitere Mitglieder kennenzulernen“, sagt Kavsek. Ihm gefällt es, mit so vielen unterschiedlichen Verlagen zusammenzuarbeiten: „Mich interessiert alles, was die Organisation betrifft, ob das nun ein groß angelegter Schulbuchvertrieb oder ein Universitätsverlag mit wenigen Titeln ist.“ Egal, welche organisatorischen Herausforderungen sich stellen: Paul Günter Kavsek will Verlagen gute und individuell passende Lösungen bieten. allegro solutions www.asol.at

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– Selbstredend –

„Es war exotisch – natürlich“ DAS SAGT DER SLOWENISCHE SCHRIFTSTELLER DRAGO JANČAR ÜBER DAS SARAJEVO DES ALTEN JUGOSLAWIENS. HEUTE SEI ES ALLERDINGS NOCH EXOTISCHER UND FREMDER. DER HEURIGE STAATSPREISTRÄGER FÜR EUROPÄISCHE LITERATUR ÜBER DIE JÜNGERE GESCHICHTE SEINES LANDES UND SEIN SCHREIBEN, BESONDERS IN SEINEM NEUEN ROMAN Text: Erich Klein Fotos: Dirk Skiba

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rago Jančar, 1948 in Maribor geboren, lebt in Ljubljana. Er gilt als der bedeutendste Autor Sloweniens, verfasste Dramen, Erzählungen, Essays und bislang neun Romane und erlangte mit „Der Galeot“ („Der Galeerensträfling“) Berühmtheit. Sein jüngster Roman „Wenn die Liebe ruht“ erschien 2019 bei Zsolnay. Heuer wurde er mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet. Herr Jančar, „Wenn die Liebe ruht“ ist ein schreckliches Buch. In Ihrer Heimatstadt Maribor bleibt nichts verschont. Drago Jančar — Es war eine schreckliche Zeit! Ich wurde erst in den 1950er-Jahren geboren, bekam aber in meiner Kindheit ständig schreckliche Geschichten über das Maribor im Krieg zu hören. Die Menschen waren noch immer ziemlich grob. Es gab Geschichten über die Besatzung, die Partisanen, auch über die Vorgänge nach dem Krieg – keine leichte Zeit. Das meiste habe ich vergessen, aber im Alter jetzt kommen die Geschichten zurück. Sie wurden wenige Jahre nach Kriegsende geboren. Wie wichtig war es damals, dass Ihr Vater auf der richtigen Seite, bei den Partisanen, gekämpft hatte? Jančar — Er war kein Partisan, sondern hat geholfen, englische Piloten, die über dem Bacher-Gebirge abgeschossen wurden, zu retten. Er wurde verraten und in ein Konzentrationslager gesteckt – war also kein Held, sondern ein Helfer der Befreiungsfront. Aber er war auch nicht bloß ein Zuschauer … Jančar — Nein, das war er nicht. Aber ich

erinnere mich an andere Dinge meiner Kindheit. Etwa an einen Platz, wo ich mit anderen Buben gespielt habe. Ich kann mich sogar an deren Namen erinnern: Sie haben Remer geheißen. Der Vater ist Soldat in der deutschen Wehrmacht gewesen und verwundet worden. Danach war er Invalide. Eines Nachts verschwand die Familie plötzlich aus der Stadt. Ich war traurig, sie waren ja meine Freunde. Erst später erfuhr ich, dass sie nach Deutschland gegangen waren, wo der Vater als Kriegsteilnehmer eine Pension bekam. Zu meinen ersten Kindheitseindrücken gehören also Menschen von der anderen Seite. Oder eine Frau, die immer wie eine Verrückte herumgeschrien hat: „Diese verdammten Amerikaner!“ Uns Kinder hat das amüsiert. Eigentlich hätte man sagen müssen: „Diese verdammten Deutschen!“ Aber es sind Briten und Amerikaner gewesen, die Maribor bombardiert haben. Handelte es sich bei der Familie Remer um sogenannte Volksdeutsche? Jančar — Vielleicht, aber für mich waren es Slowenen. Vielleicht haben sie zuhause Deutsch gesprochen, aber wir haben uns auf Slowenisch unterhalten und waren an derselben Schule. Unvertraut mit den komplizierten Verhältnissen in Slowenien, braucht man einige Zeit, um sich unter den Personen des Romans zurechtzufinden. Wie hat Ihre slowenische Heimat darauf reagiert? Jančar — Ich habe mit diesem Roman versucht, ein Puzzle zu entwickeln, das man

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beim Lesen erst zusammensetzen muss: sowohl das Bild einer kollektiven Erfahrung als auch die Erfahrungen einzelner Figuren. Die Reaktionen in Slowenien waren gut: Mein Buch wurde als bester Roman des Jahres ausgezeichnet. Wäre es vor 20 Jahren erschienen, hätte es vielleicht Angriffe vonseiten der Kriegsveteranen oder der ExPartisanen gegeben, aber heute gibt es in Slowenien diesbezüglich keine Tabus mehr. Worin genau hätte der Skandal bestanden? In der Zerstörung des Bildes vom heroischen Partisanenkampf? Jančar — Ganz genau darin. Einige hätten wohl geschluckt. Ein Freund, dessen Vater ein berühmter Partisanenkommandeur war, hat sich bei mir allerdings bedankt: Endlich habe jemand die Wahrheit geschrieben und damit unser Erbe gerettet. Eigentlich wusste man ja, dass nicht alles nur schwarz oder weiß ist und auch vonseiten der Partisanen kein sauberer Krieg geführt worden war. Viele Partisanen schämten sich auch dafür, was 1944 noch vor Kriegsende zu Beginn der kommunistischen Revolution passierte. Es hat dann vierzig Jahre gedauert, bis man darüber reden konnte. Weil der Partisanenmythos eine Grundfeste des jugoslawischen Staates war? Jančar — Die Grundmythologie war einfach: Wir haben gegen die Faschisten gekämpft, wir waren die Guten, und wir haben gesiegt. Damit fiel auch die soziale Revolution zusammen. Ich versuche zu zeigen, dass alles ein wenig komplizierter war. Man muss wissen, dass neunzig »


– Selbstredend –

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Prozent der Partisanen Katholiken waren: Bauern, auch Intellektuelle und Kulturarbeiter. Anfänglich hatte es in Slowenien eine Befreiungsfront gegeben, eine Koalition zwischen den Christlichen Sozialisten, die am stärksten waren, den Kommunisten, einem Turnerbund und Kulturarbeitern. Die Kommunisten übernahmen dann schrittweise die Macht, bis sie allein das Sagen hatten. In Ihrem Roman tauchen im Chaos des Krieges die unterschiedlichsten Gruppen auf … Jančar — 1944 übten junge Männer außerordentlichen Druck auf die Partisanen aus. Diese jungen Leute hatten an der russischen Front gekämpft und wollten, wenn sie etwa auf Heimaturlaub kamen, zu den Partisanen gehen. Die Folge war eine unglaubliche Paranoia unter den Partisanen: Es könnte sich bei ihnen um GestapoSpitzel handeln, diese Leute könnten Diversanten sein. Solches hat sich im Bacher-Gebirge unweit der österreichischen Grenze tatsächlich ereignet. Was ich aus Dokumenten und mündlicher Überlieferung weiß, war der Winter 1944/45 absolut schrecklich.

„Wenn Handke die Kärntner Partisanen aufs Podest hebt, hat er absolut recht! Es war wichtig, dass im Herzen Europas einige verrückte Menschen gegen die übermächtige deutsche Armee kämpften“ Drago Jančar

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Sie selbst bekamen ein Problem wegen einer Broschüre über die sogenannten Slowenischen Domobranzen, die mit den Deutschen kollaboriert und gegen die Befreiungsfront gekämpft haben. Jančar — Bei mir geht es nicht so sehr um diese Armee der Volksdeutschen, eine Art Heimwehr, die bei Kriegsende nach Kärnten floh und von den Engländern an die Partisanen ausgeliefert wurde, die an ihren Mitgliedern ein Massaker verübten. Auch diese Geschichte ist im heutigen Slowenien kein Tabu mehr. Im Gebiet rund um Ljubljana kämpften tatsächlich zwei Armeen miteinander: eine slowenische, prodeutsche Armee, und die Armee der Kommunisten. Dort hieß es dann: Ihr seid Kommunisten, ihr seid für die Russen! Und: Wir sind Demokraten! Aber sie waren für die Nazis. Der Hauptschauplatz meines Romans ist das Gebiet um Maribor, wo es einfach hieß: Wir und sie, Partisanen und Okkupanten, Slowenen und Deutsche. Wir sprechen hier über schreckliche Ereignisse der Geschichte, dabei handelt das Buch eigentlich von der Liebe. Nur glaubt mir das niemand! (lacht) Ein Buch über die Liebe mit dem Titel: „Wenn die Liebe ruht“? Jančar — Er stammt aus dem Gedicht von Lord Byron „So, We’ll Go »


– Selbstredend –

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No More a Roving“. In einer Zeile heißt es dort: „And Love itself have rest.“ Dieses sehr romantische Liebesgedicht hat mich in meiner Schulzeit sehr beschäftigt – erst später erfuhr ich, dass Lord Byron homosexuell war. Aber was ändert das? Liebe ist Liebe! Ich habe diese Zeile für den Titel genommen, weil ich das Buch als Liebesgeschichte unter sehr schwierigen Umständen verstanden wissen will. Wobei alle Figuren in abenteuerliche Verwirrung geraten, bis sich am Ende die weibliche Hauptfigur aus der Reihe der Opfer mit dem Bösewicht einlässt und der Leser gegen diesen schon übelste Rachegelüste entwickelt. War das so geplant? Jančar — Danke für die Leidenschaft, mit der Sie mein Buch lesen. Ich kann nicht sagen, ob es beabsichtigt ist, das passiert im Prozess des Schreibens. Auch wenn es schwerfällt: Ich habe versucht, diesen Mann, der Menschen gefoltert hat, zu verstehen. Flaubert sagte auch: „Madame Bovary – c’est moi!“ Das von Ihnen beschriebene Ende war irgendwie logisch. So absurd es auch scheinen mag, derartige Dinge passieren. Es gab auch viele Unschuldige, die noch nach Kriegsende ums Leben kamen. Ich verfolgte meine Figuren sehr genau und wusste nicht, was ich mit dem Bösewicht, wie Sie ihn nennen, anfangen soll. Ihn irgendwo in Österreich oder Deutschland zu verstecken, wie es oft geschah, wäre im Roman unmöglich gewesen. Ist Literatur so frei, oder muss sie solch komplizierte Konstellationen erfinden? Jančar — Die Dinge waren damals sehr kompliziert, wenn Sie mir einen kleinen Exkurs in die Geschichte erlauben. Im neunzehnten Jahrhundert lebten die meisten Menschen in der Südsteiermark zweisprachig. Es gab keine besonderen Probleme. Die Städte hatten eine deutschsprachige Mehrheit, das Land war slowenisch. Dann begann ein sogenannter Kulturkampf, man stritt in Zeitungsartikeln über die Unterrichtssprache – doch all das war noch verhältnismäßig harmlos. Als 1918 der neue Staat der Slowenen, Kroaten und Serben entstand, war die deutsche Minderheit benachteiligt, wurde allerdings nicht massiv unterdrückt, weil ökonomisch noch immer sehr stark. Im Jahr 1941 änderte sich das radikal. Man muss es sich vorstellen: Die deutsche Wehrmacht wurde mit Brot und Salz begrüßt. Von wem? Jančar —

Am

meisten

von

der

„Unsere Hauptziele waren Demokratie, Rede- und Pressefreiheit. Die wir ja auch bekamen. Richtig aufgewacht sind wir allerdings im Kapitalismus, der alles andere als Demokratie ist“ Drago Jančar

deutschsprachigen Minderheit. Es gab aber auch viele Slowenen, die mit der Korruption in Jugoslawien unzufrieden waren. Die Bevölkerung der Südsteiermark glaubte, das alte Österreich würde zurückkehren, tatsächlich kam die Gestapo. Die Intelligenzija wurde massenhaft nach Serbien vertrieben, nach ersten Partisanenaktionen kam es sogleich zu Erschießungen. In diesem kleinen Teil des Landes kam es zur Hinrichtung von siebenhundert Menschen. Der Roman beginnt in dieser angespannten Situation mit einem fast idyllischen Nachmittag. Dass Sie gerade hier eine Liebesgeschichte beginnen, klingt wie eine Herausforderung an den alten Spruch, die Liebe sei stärker als der Tod … Jančar — Die Liebe wird besiegt. Ich konnte dieses Wort früher gar nicht aussprechen und zögerte deshalb auch lange beim Titel … In letzter Zeit wurde aus dem ex-jugoslawischen Raum eine Reihe von Romanen mit SS-Männern in der Hauptrolle übersetzt: Jergović, Šnajder, jetzt Ihr Buch. Das steht in merkwürdigem Verhältnis zur allgemeinen Political Correctness … Jančar — Literatur funktioniert nicht nach Kriterien der Politischen Korrektheit. Was sollten wir denn mit Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“, Grimms Märchen und vielen anderen Klassikern anfangen?

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Was Geschichte betrifft, so muss hier Klarheit herrschen. In meinem Roman ist absolut klar, dass die Nazis böse sind und dass sich die Partisanen, die ich beschreibe, in Richtung Totalitarismus bewegen, den es dann nach dem Krieg auch tatsächlich gab. Das müssen wir verstehen – und in diesem Rahmen können wir auch die menschlichen Schicksale verstehen. Ich bewundere zum Beispiel Martin Pollack dafür, dass er „Der Tote im Bunker“, dieses Buch über seinen Vater, schreiben konnte. Vielleicht hat es mich sogar ein wenig beeinflusst und mich dazu bewogen, über Menschen dieser Zeit genauer nachzudenken. Zum Beispiel über wen? Jančar — Es gab da zum Beispiel eine Person namens Globocnik. Er wurde in Kärnten als Slowene geboren: Globocnik ist ein typisch slowenischer Name, der besagt, dass jemand aus dem Tal kommt. Er übersiedelte mit seiner Familie nach Triest, lebte dort unter Slowenen und sprach die ganze Zeit slowenisch. Sein Vater war bei der Post, er selbst proösterreichisch. Dann stieg er in der Nazihierarchie sehr hoch auf. Himmler, dem er direkt unterstellt war, nannte ihn „Globus“. Er war Kommandant des KZ Risiera di San Sabba in Triest, als dort viele Juden, Slowenen und Kroaten ermordet wurden. An ihm wird klar, wie kompliziert die Dinge sind. Oft ist es schwer zu sagen,


Kontinent Kinderbuch warum sich ein Mensch so oder anders entscheidet. Leider ist nicht immer alles so klar wie in unseren Geschichtsbüchern. War Peter Handke nur politisch inkorrekt, irrt er historisch, oder ist er einfach ein Idiot, was die Kriege in Jugoslawien betrifft? Jančar — So, wie Sie fragen, keine leichte Frage! (lacht) Ich habe ihm den Preis nicht gegeben, das muss die Schwedische Akademie verantworten. Als Handke „Gerechtigkeit für Serbien“ verfasste, schrieb ich einen Text über meine Reise in das belagerte Sarajevo. Das war „Gerechtigkeit für Sarajevo“? Jančar — Es war eine Polemik, wofür ich von ihm keine Antwort erhielt. Mir war klar, dass er falsch liegt, aber ich habe auch über seine Bücher „Die Wiederholung“ und „Wunschloses Unglück“ geschrieben, die ich sehr schätze. Er ist natürlich ein großartiger Schriftsteller, wobei ich auch den Zorn der Opfer verstehe. Auch meine serbischen Freunde waren wütend. Sie sagten, Handke unterstützt MiloŠević und nicht unser Serbien. Ich weiß also nicht, was ich sagen soll. Ich bewundere auch Knut Hamsun als großartigen Schriftsteller, obwohl er zu einem Treffen mit Goebbels ging. Als Handke das Ehrendoktorat der Uni Klagenfurt erhielt, würdigte er einige Kärntner Slowenen, die als Partisanen gekämpft hatten, von denen im restlichen Österreich nie jemand gehört hatte. Jetzt sprechen Sie von der fatalen Rolle, die die Partisanen jenseits der Grenze spielten. Wie soll sich denn da je eine gemeinsame europäische Geschichte ausgehen? Jančar — Die Kärntner Partisanen, die mit der Befreiungsfront stets in Verbindung standen, kamen nie an die Macht. Das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied. Während des Krieges genossen unsere Partisanen große Sympathie, selbst wenn schreckliche Dinge passierten, das galt als Teil des Krieges. Aber ihr Missbrauch der Macht in Slowenien nach Kriegsende und da speziell in den ersten Nachkriegsjahren führte zu einer richtigen Diktatur. In Kärnten ist nie Vergleichbares passiert – im Gegenteil. Wenn Handke die Kärntner Partisanen aufs Podest hebt, hat er absolut recht! Es war wichtig, dass im Herzen Europas einige verrückte Menschen gegen die übermächtige deutsche Armee kämpften, auch wenn der Großteil der Bevölkerung gegen sie war. Sie verdienen Anerkennung! Sollen wir daraus den zweifelhaften Schluss ziehen, dass die früheren Opfer später nicht die Herrschenden sein sollten?

Jančar — Als ich den Roman schrieb, war ich einmal in Pohorje, wo ein Denkmal für fünfundsechzig Partisanen steht, die dort im Kampf gefallen sind. Ich sah mir ihre Fotos im dortigen Museum an und überlegte, was mit ihnen geschehen wäre, hätten sie ins Tal zurückkehren können, wie es in meinem Roman der Fall ist. Viele von ihnen hätten willentlich oder unwillentlich Rollen in Staat und Polizei übernommen und wären dafür gehasst worden. Jugoslawien war 1946 eine Diktatur im Stile Stalins. Und ich zum Glück noch nicht geboren! (lacht) Um meine Frage noch zuzuspitzen, ohne die Opfer der Diktaturen zu diskreditieren: Haben Krieg oder Lagerhaft Menschen je besser gemacht? Jančar — Das ist eine sehr riskante Frage. Man sprach damals tatsächlich davon, dass Kameradschaft im Kampf die Menschen besser macht – ohne Zweifel eine wichtige Tugend, die in grausamen Zeiten entwickelt wurde. Aber viele Menschen jener Zeit, die ich auch selbst kannte, waren oft sehr hart, ja brutal. Die Frage ist auch in literarischer Hinsicht schwierig zu beantworten. Wenn man in einem Roman oder einer Erzählung einer bestimmten These folgt, entsteht daraus keine interessante Geschichte. Man schreibt dann nicht über reale Dinge. Wir Menschen sind aus Gut und Böse gemacht. Gott sei Dank leben wir heute in relativ normalen Zeiten. Was im Fall eines Krieges, von Hunger oder Erdbeben passieren würde, wissen wir nicht. Oder wenn plötzlich ein ganzer Staat untergehen würde wie Jugoslawien … Jančar — Unsere Hauptziele waren Demokratie, Rede- und Pressefreiheit. Die wir ja auch bekamen. Richtig aufgewacht sind wir allerdings im Kapitalismus, der alles andere als Demokratie ist. Ich war damals nicht für die Zerstörung Jugoslawiens. Wir dachten vielmehr an eine Art Konföderation. Doch Jugoslawien war nicht imstande, sich in eine demokratische Gesellschaft zu verwandeln. Weder die Armee noch die Kommunistische Partei konnten sich ändern. Da wir in Slowenien schon freie Wahlen hatten, war der einzige Ausweg, zu gehen. Unglücklicherweise begann dann der Krieg in Kroatien und Bosnien, was niemand für möglich gehalten hätte. Jugoslawien war eine Diktatur, das ist der Grund, warum es explodiert ist. Wäre es eine parlamentarische Demokratie gewesen, gäbe es diesen Staat noch immer.

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Karin Haller Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Social Media Profile In den letzten Wochen hat sich gezeigt: Es ist für viele Berufsgruppen von Vorteil, über eine breit aufgestellte Medienkompetenz zu verfügen. Das betrifft LehrerInnen, aber auch KünstlerInnen. „Mach’s dir selbst“, titelte der Standard Mitte März. „Mit gutem Marketing in eigener Sache blasen Autoren in den sozialen Netzwerken zum Sturm auf Bestsellerlisten.“ Zusammenfassung: Je mehr Follower du hast, umso mehr Bücher verkaufst du. Mit Sicherheit, wenn der Erfolg auf den Plattformen der Buchpublikation vorausgeht, aber wird auch umgekehrt ein Schuh draus? Ist es wirklich so, dass auch Kinderund JugendbuchautorInnen sowie IllustratorInnen auf Instagram, Facebook & Co. möglichst präsent sein müssen, um erfolgreich zu sein? Müssen sie eine „Community“ ihrer Leserschaft aufbauen und pflegen, um zu verkaufen? Von welcher Lesegemeinschaft sprechen wir hier überhaupt? Kindergartenkinder werden sich ebenso wenig für Bilderbuchillustrationen auf Pinterest begeistern wie Jugendliche für Online-Lesungen. Da sind wohl eher die erwachsenen KäuferInnen die Zielgruppe. Gespräche über Bücher sind im Internet omnipräsent – müssen es aber auch die KünstlerInnen selbst sein? Hat sich das Berufsbild mittlerweile so verändert, dass man als AutorIn auch sein persönliches OnlineMarketing betreiben muss? Es wird sich weisen. Eines steht jedenfalls fest: Ohne Buchhandlungen geht so und so nichts.


– Selbstredend –

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Nostalgie? Jančar — Ich empfinde kulturelle Nostalgie und habe noch immer Freunde in allen Ländern. Die Vielfalt der Nationen und Kulturen war interessant. Etwa in Sarajevo oder in Belgrad, wo die Menschen immer einen ausgesprochen schwarzen Humor pflegten. Ich habe Jugoslawien nie gehasst, wie das manche tun. Aber es hat weder als Staat noch als Gesellschaft funktioniert. War Sarajevo für Sie exotisch? Jančar — Es war exotisch – natürlich. Aber es war nicht so fremd wie heutzutage, wo plötzlich islamische Fundamentalisten auftauchen. Es war tatsächlich eine multikulturelle Stadt. Heute ist es viel exotischer. Sie haben früher sehr viel fürs Theater geschrieben, auch Drehbücher fürs Fernsehen. Erst nach der Unabhängigkeit wurden Sie zum Erzähler. Wie schaut es für Sie mit den heute so beliebten Fernsehserien aus? Jančar — Fernsehen war fürs Geld, Theater habe ich geliebt. Serien interessieren mich nicht, nicht einmal mehr das Theater, so wie es heute aussieht. Der Text hat am Theater keine Bedeutung mehr: Ein Regisseur kommt zur ersten Probe von „Endstation Sehnsucht“ und erklärt, er werde nicht den Text von Tennessee Williams verwenden. Stattdessen erzählen mir dann fünfundzwanzigjährige Schauspieler, was für sie Erotik bedeutet. Dasselbe machen sie mit Shakespeare – und es ist auch mit einem meiner Stücke passiert. Sie sind ein überzeugter Romancier? Jančar — Ja, ich bin vor allem Romancier. Es gibt eine Definition von Milan Kundera, die ich sehr mag. Der Roman ist die kompletteste literarische Form, weil er auch Lyrik enthält. Sie findet sich auch in „Wenn die Liebe ruht“. Im Roman ist Epik, er enthält wie ein Drama Dialoge, und mit einem Essay kann im Roman auch einiges auf eine Weise gesagt werden, wie du es anders nicht sagen kannst. Die individuelle und kollektive Struktur eines historischen Moments lässt sich im Roman am besten zusammenfügen. Sie haben den Zweiten Weltkrieg in mehreren Büchern behandelt. Ist dieses Buch das letzte über diese Zeit? Jančar — Ich glaube – ja. Es wird noch eines geben, das in der Nachkriegszeit spielt. Daran arbeite ich gerade, muss jedoch erst eine Struktur für diese Erzählung finden. Wird das ein autobiografischer Text? Jančar — Ich denke darüber noch nach,

spreche darüber aber nicht gern, weil ich abergläubisch bin. Immer wenn ich meinen Freunden erkläre, was ich schreiben möchte, wird daraus partout nichts.

Bücher von Drago Jančar: Folio-Verlag

Slowenien ist heute Teil der EU. Spielt Kakanien für Sie eigentlich noch eine Rolle? Jančar — Wir waren fünfhundert Jahre lang Teil der Habsburger-Zivilisation, wie Claudio Magris das nannte. Das kann man nicht einfach wegstreichen, auch wenn der gemeinsame geografische Raum durch die Diktatur, in der wir Slowenen lebten, zerbrochen wurde. Unser Erbe ist natürlich jugoslawisch – aber auch österreichisch.

Der Galeerensträfling (2015) Apocalpyse now! Johann Ott irrt durch ein Europa des 17. Jahrhunderts mit Sekten, Hexen, entkommt der Inquisition, schlägt sich nach Istrien durch, endet beinahe als Galeerensträfling und kämpft schließlich gegen die Pest. Neuübersetzung eines Klassikers der slowenischen Literatur. Katharina, der Pfau und der Jesuit

Was ist Ihnen näher, Belgrad oder Graz, das auch in Ihrem Roman eine Rolle spielt? Jančar — Belgrad. Ich habe fünfzig Jahre meines Lebens in Jugoslawien verbracht und bin häufig nach Belgrad gefahren. Nur in den letzten Jahren war ich öfter in Österreich. Graz ist mir in kultureller und politischer Hinsicht heute näher. Aber ich spreche Serbisch – Deutsch hingegen nur gebrochen.

(2007) Katharina, ehemalige Schülerin der Ursulinen, begibt sich während des Siebenjährigen Kriegs auf Pilgerreise von Slowenien nach Köln. Ihren Weg kreuzen der Ex-Jesuit Simon mit „kommunistischer“ Erfahrung in Paraguay und Artilleriehauptmann Windisch, der Pfau. Großes Kino zwischen „Andrej Rubljow“ und „Barry Lyndon“.

Und wie verhält es sich mit Wien? Jančar — Wien ist für viele Slowenen noch immer eine Art Hauptstadt – oder Kitsch. Das hat natürlich mit ökonomischem Erfolg, mit Kunst und Kultur zu tun, die in Ljubljana oder Maribor immer rezipiert wurden. In dieser Hinsicht war Wien immer näher als Belgrad. Die Belgrader sagten im Scherz: Wir haben fünfhundert Jahre im Osmanischen Reich gelebt. Wir Slowenen sagten im Scherz: Wir sind Österreicher. Wien war immer ein Teil der mentalen Struktur der Slowenen. Und es hatte ja auch eine interessante Position: umgeben von slawischen Völkern und den Ungarn. Das war eine wirklich multikulturelle Erfahrung, lange bevor es die EU gab. Dass dieses Imperium implodiert ist, war ziemlich schlecht. Trotz aller Spannungen bot es eine Hoffnung für viele Menschen und ganze Völker. Sie müssen nur Joseph Roths „Radetzkymarsch“ lesen.

Die Nacht, als ich sie sah (2015) Neujahr 1944 – die Schlossherrin Veronika Zarnik und ihr Mann Leo werden abgeführt, ihre Spur verliert sich. Was tatsächlich geschah, erzählt in fünf Kapiteln von einem slowenischen Partisanen, einem Arzt der deutschen Wehrmacht, einem serbischen Offizier und einer Haushaltshilfe. Paul-Zsolnay-Verlag Wenn die Liebe ruht (2019) Maribor, Spodnja Štajerska, die Untersteiermark, im Zweiten Weltkrieg. Ludek, der slowenische Nazi, heißt jetzt Ludwig und dient der SS. Die Medizinstudentin Sonja lässt sich mit ihm ein, um ihrem inhaftierten Freund Valentin zu helfen. Im Bacher-Gebirge findet der Kampf der Partisanen statt. Ein düsteres Vexierspiel über Liebe und Tod,

Dessen Protagonist Trotta stammt ja aus Slowenien! Was war eigentlich Ihr erster persönlicher Eindruck von Österreich? Jančar — Das ist lange her. Mitte der 1960erJahre. Ich fuhr mit einem Freund nach Leibnitz/Lipnica. Wir tranken ein wenig zu viel, weil das Bier im Ausland immer besser schmeckt. Auf dem Rückweg erwischte uns die Polizei in betrunkenem Zustand. Wir bekamen einen Stempel in den Pass, dass wir nicht wieder einreisen dürfen. Das war meine erste Reise nach Österreich. «

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über Gut und Böse, Treue und Verrat, Widerstand und Kollaboration. „Die Liebe überwindet alles“, heißt es, und weiter: „Außer den Krieg. Der Krieg bezwingt alles, sogar diejenigen, die sich bekriegen. Und diejenigen, die nur darauf warten, dass es vorbeigeht.“


– Kurz vor Schluss – Gastkommentar

„Jede Krise ist eine Chance, Zusammenhänge zu verstehen – über Poesie, Erzählungen, Romane, Essays dem Leben und uns selbst zu begegnen“

Lebensmittel Literatur Der Intendant des Salzburger Literaturhauses darüber, warum gute Literatur kein Rezept braucht und gerade in Krisen doch Unsagbares zur Sprache bringen kann Tomas Friedmann

I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L , F O T O : L I S A A L E S S A N D R A K U T Z E L N I G

A

lles, was der Mensch schafft und gestaltet, gehört zur Kultur: Sprachen und Religionen, Recht und Moral, Schrift und Musik, Wirtschaft und Wissenschaften, Kriege und Krisen. Auch das Coronavirus ist nun Teil der lokalen, nationalen und globalen Kultur, ja, es scheint derzeit alle Lebensbereiche, unsere Kommunikation, unsere Kultur zu „beherrschen“. Am Umgang mit diesem Krankheitserreger lässt sich ablesen, wie die Gesellschaft tickt: von politischen Institutionen bis zum Individuum. „In den nächsten Wochen“, sagte mein bester Freund zu seinem studierenden Sohn, als Regierungen begannen, Grenzen zu schließen und restriktive Maßnahmen bekannt zu geben, „können wir erleben, wie Alltagsfaschismus entsteht und welche Lehren aus einer Katastrophe gezogen werden – oder auch nicht“. Das Coronavirus SARS-CoV-2 bedroht nicht nur

die Gesundheit von Teilen der Bevölkerung, sondern macht vor allem „Systeme“ deutlich sichtbarer, die Ungerechtigkeit, soziale Ausgrenzung und Klimawandel produzieren. Jede Krise trifft die Ärmsten am stärksten. Und während sich Millionäre und Milliardäre in Villen verschanzen oder auf Inseln flüchten, werden Zäune um Flüchtlingslager noch höher gezogen. Die „Mind Kolumne“ des deutschen Zukunftsforschers Matthias Horx, in der er meint, ein Virus verbessere als „Sendbote der Zukunft“ unsere Gegenwart, bleibt wohl ein Märchen ... Anstatt Ursachen auf den Grund zu gehen, die Verteilung von Ressourcen zu thematisieren und Perspektiven zu diskutieren, konzentrieren sich etliche Politiker und Journalisten darauf, Kontroll- und Horrorszenarien zu ent- und verwerfen, mit Zahlen zu jonglieren und mit juristisch-ökonomischen „Werkzeugen“ möglichst schnell wieder

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„Normalität“ herzustellen. Das ist nachvollziehbar, die Sehnsucht nach einem Weiterleben wie früher verständlich. Die richtigen, kritischen Fragen zu stellen, überlässt man Außenseitern – und dazu gehören wesentlich Künstlerinnen und Künstler, die oftmals und mehr denn je existenziell bedroht sind. Die Literatur nimmt innerhalb der Kunst eine Sonderstellung ein, kann sie uns doch seit jeher nicht nur unterhalten, sondern – meist eindringlicher als etwa ein Musikstück oder ein Gemälde – mit dem Abschüssigen der Existenz konfrontieren. Gute Literatur bietet kein Rezept und keine Lösung, ein Text kann jedoch Unsagbares zur Sprache bringen, trösten und befreien – und so den Lesenden Leben „übersetzen“ lehren. Insofern ist jede Krise, so auch die aktuelle, eine Chance, Zusammenhänge zu verstehen – über Poesie, Erzählungen, Romane, Essays etc. dem Leben und uns selbst zu begegnen. Und wenn wir – nicht nur jetzt, sondern immer – Bücher in lokalen Buchhandlungen kaufen oder dort online bestellen, helfen wir damit Verlagen und Händlern, schwierige Zeiten zu überstehen. Vergessen wir dabei nie auf jene, ohne die es den Buchmarkt, das Theater sowie Literaturhäuser nicht gäbe: die Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die uns kulturell „ernähren“.

Tomas Friedmann ist Intendant des Literaturhauses Salzburg. Seit 22. März führt er täglich durch das literarische Anti-Corona-Programm LIVE-LESEN mit österreichischen Autorinnen und Autoren auf www.facebook.com/ LiteraturhausSalzburg


– Buch Österreich –

Der Bildschirm als Bühne Österreichische Bücher auf einen Blick finden, in Lesungen stöbern und die Branche stärken: Mit einer neuen Initiative setzt der HVB auf „buy local“

D

ie klassischen Buchtermine wurden Corona-bedingt vielfach abgesagt oder ins Internet verlagert. Um die heimische Buchbranche gerade jetzt zu unterstützen, hat der HVB am 23. April im Zuge des „Welttag des Buches“ ein neues Portal eingerichtet. Auf der Website

www.buchhandel.at wird gebündelt, was zusammengehört: Vier Rubriken bieten Möglichkeiten, Branchenmitglieder mit Buchinteressierten zusammenbringen. Ganz nach dem Motto „buy local“ sollen Endkunden Bücher aus Österreich leichter finden und einkaufen können.

VERLAGSPROFILE STÄRKEN MIT NEUERSCHEINUNGEN IM FOKUS

LOKAL EINKAUFEN – STATIONÄRE BUCHHANDLUNGEN UNTERSTÜTZEN

Kurzporträts aller HVB-Mitgliedsverlage sollen zum virtuellen Stöbern einladen. Aktuelle Neuerscheinungen auf der Verlagswebsite werden verlinkt, sodass auch EndverbraucherInnen sich durch die österreichische Verlagswelt klicken können.

„AUSNAHMEGESPRÄCHE“ ALS VIDEOS

ORF-Redakteurin und Lite-

raturkritikerin Katja Gasser lädt in der neuen Video-Reihe Autorinnen und Autoren aus Mitgliedsverlagen und unterschiedlichen Genres zum Gespräch, um ihre Neuerscheinungen vorzustellen. Die neue Reihe „Ausnahmegespräche“ gibt es unter dem gleichnamigen Kanal auf YouTube zu finden.

Alle HVB-Mitgliedsbuchhandlungen und Antiquariate werden sowohl mit ihren stationären Adressen als auch Links zu ihren Onlineshops abgebildet. So sollen interessierte Kundinnen und Kunden einfach und schnell zu Buchhandlungen in ihrer Nähe finden.

BÜCHERSCHECK: BÜCHER SCHENKEN

Wer Bücherschecks bekommt, hat die Wahl: In über 400 Buchhandlungen können sie österreichweit eingelöst werden. Die neue Möglichkeit, sie online zu bestellen und zu bezahlen, soll auch in Corona-Zeiten das Schenken erleichtern und so den Handel weiter stärken.

Norbert Kröll

Katharina Tiwald

Christian Schacherreiter

Leonora Leitl

Daniel Wisser „Unter dem Fußboden“ (Klever Verlag)

Katharina Tiwald „MACBETH MELANIA“ (Milena Verlag)

Bettina Gärtner „Herrmann“ (Literaturverlag Droschl)

Peter Filzmaier „Atemlos“ (Brandstätter Verlag)

Helena Adler „Die Infantin trägt den Scheitel links“ (Jung und Jung)

Josef Zweimüller „Grün“ (Picus Verlag)

Lydia Haider (Hrsg.) „Und wie wir hassen!“ (Kremayr & Scheriau)

Gunther Neumann „Über allem und nichts“ (Residenz Verlag)

Christian Schacherreiter „Im Heizhaus der sozialen Wärme“ (Otto Müller Verlag)

Stefan A. Sengl „Das politische ABC der USA“ (Czernin Verlag)

Hugo Ramnek „Die Schneekugel“ (Wieser Verlag)

Birgit Birnbacher „Ich an meiner Seite“ (Zsolnay Verlag)

Norbert Kröll „Wer wir wären“ (Edition Atelier)

Leonora Leitl (Illustratorin) „Willi Virus“ (Tyrolia Verlag)

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F O T O S : J O R G H I P O L L / E D I T I O N A T E L I E R . D E S S I S L A W P A J A K O F F, W I K I P E D I A / B W A G , J U L I A C . H O F F E R

Das Ausnahmegespräche-Programm


Das sind die besten Buchhandlungen des Jahres! Bücherstube (Horn) Buchhandlung Lerchenfeld (Wien) Buchhandlung Löwenherz (Wien) Buchhandlung Wirthmiller (Saalfelden) Wagner’sche Universitätsbuchhandlung Medici (Innsbruck) Wir gratulieren!

Der Österreichische Buchhandlungspreis zielt darauf ab, Anreize für die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle oder die Fortführung von Geschäftsaktivitäten zu geben. Eine vielfältige und flächendeckende Buchhandelslandschaft, auch in Zeiten des wachsenden Onlinehandels, soll gewürdigt werden, und die Buchhandlungen sollen in ihrer Funktion als Orte der Kultur- und Bildungsarbeit, der Literaturvermittlung und Begegnung gestärkt werden. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Es werden fünf Preise zu je 10.000 Euro vergeben. Infos und Jurybegründungen finden Sie auf: www.oesterreichischer-buchhandlungspreis.at

Der Österreichische Buchhandlungspreis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) gemeinsam vergeben.

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