anzeiger 4/24

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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

anzeiger

Laut sein für den Buchhandel

Hohe Kosten, schwacher Verkauf: schwere Zeiten für den Handel. Was trägt dazu bei, was kann getan werden?

Das war Leipzig 2024

Highlights des österreichischen Aufritts bei der Leipziger Messe und ein Interview mit Direktorin Astrid Böhmisch

Star der Kinderliteratur

Heinz Janisch im Gespräch: Er gewann den Christine-Nöstlinger-Preis und den Hans-Christian-Andersen-Preis

MAL ANI ISCH

TIERISCHES WIEN

T. Hofmann | R. Mandl

Affen, Pinguine, Giraffen, Adler und noch viele andere Tierskulpturen laden zu Entdeckungsreisen durch Wien ein.

256 Seiten, € 29,90

ISBN 978-3-85439-730-4

4 2024
ÖSTERREICHISCHE POST AG FIRMENZEITUNG / GZ 02Z030877 M / 159. JAHRGANG
Auslieferung Mohr Morawa

PEKT PERS IVEN

DAS JÜDISCHE ECHO

Christian Schüller (Hg.)

Geprägt vom Überfall der Hamas auf Israel versuchen die Autoren die Komplexität des Themas „Solidarität und ihre Grenzen“ einzufangen.

128 Seiten, € 19,90

ISBN: 978-3-99166-002-6

Auslieferung: Mohr Morawa
„Bücher sind nach wie vor das spannendste, modernste und langlebigste Unterhaltungs- und Informationsmedium“

Benedikt Föger

Am 23. April war Welttag des Buches. An diesem Tag wird das Buch gefeiert und bekommt weltweit die Aufmerksamkeit, die es eigentlich jeden Tag haben sollte. Bücher sind nach wie vor das spannendste, modernste und langlebigste Unterhaltungs- und Informationsmedium.

Über die HVB-Aktionen zum Welttag des Buches haben wir in der letzten Ausgabe berichtet. Eine davon ist der neu geschaffene Veranstaltungskalender, den Sie das ganze Jahr über nutzen können (mehr dazu auf Seite 9).

Aufmerksamkeit für Bücher, den heimischen Buchhandel und die österreichischen Verlage mit ihren Autor:innen zu schaffen ist eines der Hauptanliegen des HVB. Ein wichtiges Werkzeug dafür sind unsere Preise: Der HVB vergibt jedes Jahr sechs Ehrungen. Damit zeichnen wir beim Österreichischen Buchpreis literarische Qualität, bei den Schönsten Büchern die herausragende Buchgestaltung und beim Toleranzpreis ein Lebenswerk aus. Einer der jüngeren Preise ist der Christine-Nöstlinger-Preis, den in diesem Jahr der international gefeierte Kinderbuchautor Heinz Janisch erhalten hat. Und auch das Krimigenre bilden wir mit dem renommierten Leo Perutz Preis ab, genauso wie wir die besten Buchhändler:innen mit dem Österreichischen Buchhandlungspreis würdigen.

Dieses Jahr geht diese Ehrung an:

Buchhandlung analog (Wien)

o*books o G (Wien)

Lesegenuss, Gloggnitz (Niederösterreich)

Besold Buch-Papier e.U., St. Veit an der Glan (Kärnten)

Buchhandlung Johannes Steinbauer, Völs (Tirol)

Ausführliche Porträts der Buchhändler:innen lesen Sie in der kommenden Ausgabe des anzeiger, ihnen und allen österreichischen Buchhandlungen wünsche ich, dass sich in den nächsten Wochen viele Kund:innen mit genügend Lesestoff für die kommenden Feiertage versorgen.

Benedikt Föger HVB-Präsident

Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek P rojektleitung: Lesley Kirnbauer, DW 11, kirnbauer@hvb.at

Aboverwaltung : office@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b H.

Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at

Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager

Leitung Sales: Ramona Metzler, DW 952, metzler@falter.at

Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar

Druck: P rint Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

anzeiger / 3 – 159. Jahrgang –
FOTO: KATHARINA F. ROSSBOTH

Schwere Zeiten, gute Leute

Auch wenn die Buchbranche zu kämpfen hat: Es ist schön, dass sie so vielen Autor:innen Sichtbarkeit verschafft

Was mich ärgert: Wenn gute Ideen, tolle Menschen und innovative Projekte übersehen werden oder nicht an der richtigen Stelle Beachtung finden. In dieser Ausgabe geht es gleich zweimal ums Nicht-gehört-Werden. Einmal beim Thema Senkung der Mehrwertsteuer auf Bücher.

Die Forderung danach ist mittlerweile in aller Munde, trotzdem ist bisher nichts passiert. Warum sie wichtig wäre, haben wir auf Seite 6 und 7 ausführlich beleuchtet. Außerdem haben wir bei einem Experten nachgefragt, wie andere Länder mit diesem Thema umgehen (S. 22).

Das zweite Beispiel ist der HansChristian-Andersen-Preis. In der Welt der Kinder- und Jugendliteratur ist er wirklich, wirklich wichtig. Wer ihn gewinnt, wird neben Astrid Lindgren, Erich Kästner und Christine Nöstlinger in die Reihen der Unsterblichen aufgenommen. Trotzdem ist das Medienecho vergleichsweise verhalten. Dabei sind sich doch alle einig, dass Kinderliteratur wahnsinnig wichtig ist

Wir haben jedenfalls mit dem diesjährigen Preisträger gesprochen, der doppelt geehrt wird: Heinz Janisch hat außerdem den vom HVB ausgerichteten Christine-Nöstlinger-Preis erhalten (S. 9 und S. 28).

Außerdem nehmen wir Sie mit auf die Reise: nach Bologna (S. 8), fast auf die ganze Welt (S. 18–21) und in die Zukunft der Reiseliteratur (S. 33).

Die Leipziger Buchmesse war ein Erfolg, sagt Messedirektorin Astrid Böhmisch. Und es zeigt sich in der Zahl der Besucher:innen. Auch Österreich war zufrieden

5 DER MARKT IN ZAHLEN

Marktdaten März 2024

6 MARKTBEOBACHTUNG

Laut sein für den Buchhandel!

Warum ist die Situation im Handel so schwer, was kann man tun?

7 WISSENSWERT

Bologna Children’s Book Fair Österreich auf der internationalen Kinder- und Jugendbuchmesse Lojze Wieser geht in Pension … und übergibt seine beiden Verlage an Erika Hornbogner

14 ESSENZIELL

Leipziger Buchmesse 2024 Österreich-Highlights und ein Gespräch mit Astrid Böhmisch

18 SCHWERPUNKT

Reiseliteratur

Buchtipps von Expert:innen

22 INTERNATIONAL

Mehrwertsteuer in Europa

14

23 KLASSIKER

Andreas Okopenko

Nachkriegsavantgarde und inversive Sprachspiele

24 HVB-PORTRÄTS

Katarzyna Lutecka

Amalthea Signum Verlag

Elisabeth Schippel

Krimisalon Wien

26 BESTSELLER

Verkaufsschlager im März

28 SELBSTREDEND

Heinz Janisch

Er erhielt den wichtigsten Preis für Kinderliteratur weltweit. Und den wichtigsten aus Österreich

33 GASTKOMMENTAR

Carl Rauch

Der Freytag & Berndt-Geschäftsführer über Reisebuch-Trends

Termine im Mai Linn Ritsch

Ein Blick ins Ausland

34 TERMINE

Buchveranstaltungen

anzeiger / 4 FOTO: NINI TSCHAVOLL
– Inhalt –
Chefredakteurin

Buchhandelspanel März 2024

UMSATZVERÄNDERUNG

DURCHSCHNITTSPREIS

UMSATZPLUS NUR

DANK OSTERGESCHÄFT

Im März wurden mehr Bücher verkauft als im Vorjahr, der Umsatz stieg

Im März konnte vor allem der stationäre Bereich ein Umsatzplus verzeichnen: plus 14,3 P rozent im Vergleich zu März 2023. Der Anstieg ist auf das Osterfest zurückzuführen, das in diesem Jahr auf ein früheres Datum fiel als 2023. Für den Zeitraum Jänner bis März ergibt sich ein geringeres Umsatzplus von fast sechs Prozent.

Und das, obwohl die Preise im stationären Handel wenig anstiegen: um 1,3 P rozent im Vergleich zu März 2023. Bemerkenswert ist, dass der Preis im Gesamtmarkt im selben Vergleichszeitraum sogar leicht sank: Bücher kosteten im März dieses Jahres um 0,1 Prozent weniger als im März 2023. Nimmt man die ersten drei Monate 2024 zusammen und vergleicht sie mit Jänner bis März 2023, zeigt sich auf dem Gesamtmarkt allerdings ein leichtes Plus von 0,6 Prozent – im Vergleich zur Inflation immer noch ein sehr kleiner Wert.

Trotzdem zeigt auch der Gesamtmarkt im März einen Umsatzanstieg, auch wenn er mit plus fünf Prozent immer noch deutlich kleiner ist als der fast dreimal so hohe Anstieg im stationären Handel. Von Jänner bis März konnte der Gesamtmarkt im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent zulegen.

Das Umsatzplus in allen Bereichen ist vor allem auf den Absatz zurückzuführen: plus 5,2 Prozent im Gesamtmarkt, plus 12,8 in den Buchhandlungen vor Ort. Ein starker Monat für den Handel – der den aktuellen Kostendruck für die meisten Buchhandlungen aber kaum ausgleichen kann.

Marktdaten März 2024

Stat. Buchhandel Gesamtmarkt

Stat. Buchhandel Gesamtmarkt

+ 1,3

– 0,1 % Veränderung zu März 2023

+ 0,6 %

Kumuliert 01–03 2022

STATIONÄRER BUCH HANDEL Umsatzverteilung

GESAMTMARKT Umsatzverteilung

UMSATZENTWICKLUNG WARENGRUPPEN Gesamtmarkt

+ 5,2 % + 12,78 %

Absatzentwicklung Gesamtmarkt im Vergleich zu 03/2023

Absatzentwicklung stat. Buchmarkt im Vergleich zu 03/2023

€ 16,01

Ø-P reis Gesamtmarkt März 2024

Im Auftrag des HVB ermittelt das Marktforschungsinstitut media control monatlich die Umsatzveränderungen im Vergleich zum Vorjahresmonat für die Absatzwege Sortimentsbuchhandel, E-Commerce, Bahnhofsbuchhandel sowie Elektro- und Drogeriemarkt. Mit dem MC-Buchhandelspanel werden 600 Verkaufsstellen und knapp 90 % aller Barverkäufe in Österreich abgedeckt.

anzeiger / 5
Hardcover, Softcover 78,9 % Hardcover, Softcover 77,7 % Kalender 1,6 % Kalender 2 % Taschenbuch 18,4 % Taschenbuch 19,5 % 1,1 % 0,8 % Hörbuch/Audiobook und Karten/Globen Hörbuch/Audiobook und Karten/Globen Hörbuch/AudiobookKalender Karten Globen SoftcoverHardcover,Taschenbuch
Karten Globen SoftcoverHardcover,Taschenbuch
Kalender Hörbuch/Audiobook
Veränderung zu März
2,3 % Kumuliert
+ 5 % zu März
+ 2,4 % Kumuliert
+ 14,3 % zu März
+ 5,9 % Kumuliert 01–03 2023
Zahlen –
%
2023 +
01–03 2023
2023
01–03 2022
2023
– Der Markt in
-30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25
%
%
%
%
%
1,4 %
%
%
graph Sachbuch Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Ratgeber Reisen KinderBelletristik Belletristik Kinderund Jugend bücher Ratg eber Reise Naturwissenschaften, Medizin, Informatik, Technik Geis teswissenschaften, Kunst, Musik Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft + 11,1
+ 21,1
+ 0,8
– 11,1
– 6,2
– 10,8
– 20,8
Sachbuch

Laut sein gegen den Untergang des Buchhandels in Österreich!

Hohe Kosten, unzureichende Einnahmen: Düstere Zeiten für den Buchhandel. Was trägt dazu bei, und was kann getan werden? Und wie gehen Buchhändler:innen damit um?

Zu hohe Kosten und zu viel Konkurrenz im Umkreis: Die Dombuchhandlung am Stephansplatz muss schließen

Für Buchhändler:innen wird derzeit alles teurer: „Miete, Löhne, Transport, Verpackungsmaterialien, Energie, die Kosten für das Bankomatgerät im Geschäft – alle Preise sind stark angestiegen“, berichtet Nicole List. 2023 hat sie die nunmehrige Buchhandlung List in der Wiener Porzellangasse von Petra und Oliver Hartlieb übernommen. „Das Einzige, was nicht schnell genug steigt, sind die Buchpreise. Gleichzeitig sind Kund:innen zunehmend zurückhaltend.“

Sie spricht vielen Kolleg:innen aus der Seele. Niemand weiß das besser als Helmut Zechner, Vorsitzender des Österreichischen Buchhändlerverbands. „Kürzlich hat mir eine Buchhändlerin erzählt, dass ihr Geschäft derzeit keine Gewinne abwirft. Ein anderer Kollege meinte, er stehe mittlerweile fast nur noch selbst im Laden, weil er gezwungen war, Personal zu entlassen.“ Auch in seinem eigenen Geschäft, der Buchhandlung Heyn, müsse man sich von fünfzehn P rozent des Personals verabschieden.

GERINGER SPIELRAUM BEI DEN PREISEN

Diese Situation hat sich nicht von heute auf morgen ergeben, denn seit Jahrzehnten hinkt die Anhebung der Buchpreise der Inflation hinterher. Entscheidend, so Zechner, seien die hohe Inflationsrate der letzten zwei Jahre und die hohen Kollektivvertragsabschlüsse im Handel gewesen.

Die Mehrkosten über eine Anhebung der Buchpreise auszugleichen, ist allerdings keine Option. Einen plötzlichen, massiven Preissprung würden die Kund:innen nicht tolerieren, sagt Zechner. In der Buchhandlung Heyn werde die Möglichkeit, Preise nach oben zu korrigieren, seit Jahren genutzt: Meist zwischen einem und 1,90 Euro. Dafür bekommen Kund:innen zahlreiche Serviceleistungen: Beratung, Kundenkarte mit Rabatten und viel Kulanz bei Rückgaben. Eine kleine Hilfe, doch um die Kosten zu decken, müssten Bücher vier oder fünf Euro teurer werden.

„Für Verlage sehe ich für die Preisgestaltung bei sogenannten Brotbestsellern noch Spielraum. Manche Spitzentitel haben genug Erfolgspotenzial, dass die Kundschaft etwas mehr bezahlt.“ Eine weitere Schwierigkeit: Der heimische Buchhandel bezieht etwa achtzig Prozent seiner Ware aus Deutschland. Aufgrund der geringeren Inflation und weniger stark gestiegener Lohnkosten steht der Buchhandel dort etwas weniger unter Druck. Gleichzeitig ist in vielen Teilen des Landes die Kaufkraft gering: Zwei Gründe, weswegen deutsche Verlage nicht geneigt sind, Buchpreise drastisch anzuheben.

anzeiger / 6
FOTOS:
NATALIE PALOMA MAIERHOFER, KATHARINA
FACULTAS, NINI TSCHAVOLL, PHOTOGRALEX,
F.-ROSSBOTH
Text: Linn Ritsch
– Marktbeobachtung –

DIE SENKUNG DER MWST.

ALS WICHTIGER FAKTOR

Eine verminderte Mehrwertsteuer auf Bücher brächte zielgerichtete Hilfe. Diese haben österreichische Buchhändler:innen zuletzt in einem offenen Brief an Finanzminister Magnus Brunner gefordert. Wurden sie von der Politik gehört? „Ja und nein“, sagt Zechner. „Viele Politiker:innen hören zu und zeigen Verständnis – aber der Finanzminister selbst scheint bislang nicht sehr aufgeschlossen.“

Dabei gibt es gute Argumente für eine Senkung: Kurzfristig würde sie zwar „nur“ den Buchhändler:innen zugutekommen, aufgrund der Buchpreisbindung könnte sie nicht an die Käufer:innen weitergegeben werden. Aber was haben Kund:innen von billigen Büchern, wenn es keine Buchhandlungen mehr gibt? Zechner rechnet damit, dass in den kommenden zwei Jahren gut ein Viertel der heimischen Buchgeschäfte zusperren muss, wenn sich nicht bald etwas ändert.

„Es ist wichtig, dass alle in der Branche ihre Kontakte zur Politik nutzen und deutlich kommunizieren: Eine lebendige Buchhandlungslandschaft ist für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert – und ohne Mehrwertsteuersenkung ist sie in Gefahr.“

DIE GRUNDLEISTUNGEN MÜSSEN STIMMEN

Was ist außerdem zu tun? Genau rechnen und rationalisieren. Auch der Non-BookSektor performe gut, meint Zechner. All das reicht aber nicht immer aus: So musste die oberösterreichische Meritas GmbH von Melanie Hofinger im März Insolvenz anmelden. Ende letzten Jahres ging die seit über einem Jahrhundert bestehende Wiener Buchhandlung Freudensprung in Konkurs.

Es gibt aber auch expandierende Unternehmen: Die Kral GmbH übernimmt im Mai die Facultas Dombuchhandlungen in Favoriten, Pressbaum und Mistelbach. Die Entscheidung, zu vergrößern, sei in der Hoffnung gefallen, dass das Rationalisierungspotenzial in der größeren Geschäftsstruktur sich positiv auswirkt und ein Gegengewicht zu den erdrückenden Kosten bildet. Diese könnten derzeit kaum ausgeglichen werden, immerhin erziele man aber stabile Erlöse, erzählt Kral-Geschäftsführer Robert Ivancich.

„Das Wichtigste ist, unsere Grundleistungen zu verbessern: übersichtliche Geschäfte und die richtige Ware zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wir müssen auf die Kundschaft hören: Sie sagt uns täglich, was sie sich wünscht.“ Kral konzentriere sich außerdem auf die Bereiche, in denen man Expertise habe: Buchhandel auf dem Land, Regionalia und theologische Bücher.

Veränderungen bei Facultas und Kral

Die Facultas Dombuchhandlung am Stephansplatz schließt per 30. April. Das Verlags- und Buchhandelsunternehmen Kral übernimmt mit 1. Mai die Facultas Dombuchhandlungen in Favoriten, Pressbaum und Mistelbach. Damit gehören neben dem Verlag und der Papier-Geschenke-Handlung in Berndorf sowie dem Büroprofi (ein Versandhandel) acht Buchgeschäfte zum Unternehmen. Mit dem Kauf der drei Dombuchhandlungen übernimmt Kral die institutionellen Kunden, darunter einige im Schulbuchbereich. Außerdem gehört jetzt auch die Lehrmittelstelle des Sacré Coeur Pressbaum zu Kral. Sie wird an die Buchhandlung St. Gabriel angeschlossen.

FÜR JEDEN EINE NISCHE UND BOOKTOK FÜR ALLE

Der Fokus auf Kernkompetenzen ist auch für Facultas-Vorstand Robert Langenberger ein wichtiger Erfolgsfaktor. „Unsere Stärke liegt darin, die Lehrenden und Studierenden mit Fachliteratur zu unterstützen. Unsere Mitarbeiter:innen sind Profis und können Kund:innen viel mehr bieten als nur ein Buch.“ Beratung und Kenntnis der einzelnen Lehrveranstaltungen werden geschätzt.

Vor diesem Hintergrund fiel die Entscheidung, sich von der Dombuchhandlung zu trennen bzw. die Buchhandlung am Stephansplatz zu schießen: „Es schmerzt, eine Traditionsbuchhandlung im Herzen Wiens aufzugeben, aber am Stephansplatz ist leider die Konkurrenz einfach zu groß, um unseren Standort wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben“, so Langenberger. „Wir sind froh für unsere Kundschaft, dass es mit der Kral-Buchhandlung St. Gabriel eine exzellente Alternative für das Buchangebot im religiösen und theologischen Bereich gibt.“ Auch bestünde für die von der Schließung betroffenen Mitarbeiter:innen hohe Nachfrage von anderen Buchhändlern –es gibt für sie also gute Möglichkeiten, auch weiterhin der Buchbranche treu zu bleiben.

Schlussendlich, erklären Langenberger und Ivancich einhellig, sei die Sichtbarkeit der Marke essenziell. Und die Zuordenbarkeit: Kund:innen sollen wissen, was sie sich in welchem Geschäft erwarten können.

Noch etwas ist beim Thema Sichtbarkeit von großer Bedeutung: ein durchdachter Social-Media-Auftritt. Die junge, lesebegeisterte Generation BookTok ist geneigt, stationär einzukaufen. Erreichen kann man sie mit dem richtigen Sortiment – Young Adult, New Romance, Erstausgaben mit Farbschnitten –und mit witzigen Posts und Reels.

NICHT NUR KLAGEN, AUCH VERZAUBERN

Social-Media-Power könne man nutzen, um positive Botschaften zu senden, findet List. Von der schwierigen Lage des Buchhandels haben mittlerweile viele Kund:innen gehört. „Das Thema war in letzter Zeit medial sehr präsent“, sagt sie. „Das ist natürlich super – aber ich möchte ja nicht, dass jemand aus Mitleid bei mir einkauft. Ich finde es wichtiger zu zeigen, was für ein besonderes Erlebnis es ist, in eine Buchhandlung zu gehen.“

Dass Buchhandlungen nicht nur Verkaufsstätten sind, sondern wahlweise Informationsstelle, Wohnzimmer, Ruhepol oder Treffpunkt für Gleichgesinnte sein können –das müsse man in die Welt tragen, sagt List. Persönlich und mit gemeinsamen Werbeaktionen in Social Media: „Wir müssen laut sein!“

anzeiger / 7 – Marktbeobachtung –
Nicole List Helmut Zechner Robert Langenberger Robert Ivancich

Ö1 Buch des Monats

„Gebranntes Kind“ von Stig Dagerman ist das Ö1 Buch des Monats im April. In glasklaren, zumeist kurzen Sätzen, deren Aussage mehrfach wiederholt wird, verdeutlicht der früh verstorbene schwedische Schriftsteller sowohl das Ringen seiner Figuren um eine Sprache als auch das Kreisen der Gedanken um einen Konflikt, der mit Hochdruck auf eine Lösung drängt.

In „Gebranntes Kind“ passiert äußerlich wenig. Bengt, ein junger Mann aus dem Arbeiterviertel Stockholms, und sein Vater Knut betrauern den überraschenden Tod der Mutter beziehungswiese Ehefrau Alma. Beide macht der Verlust sprachlos, sie versuchen den Alltag durch Rituale zu meistern, doch eigentlich umkreisen und belauern beide einander.

Die Jury schreibt: „Stig Dagermans karge Prosa navigiert stets entlang des Horizonts seiner Protagonisten durch die Geschichte, sie wird nie erklärend und psychologisierend, sie verlässt nie den begrenzten Erfahrungsraum der Figuren und kommt so der inneren Aufgewühltheit, den Obsessionen und Verletzungen so nahe, wie es mit den Mitteln der Literatur nur möglich ist.“

Stig Dagerman: „Gebranntes Kind“, Roman, Guggolz Verlag, aus dem Schwedischen von Paul Berf. 299 Seiten

Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhandlungen beworben werden kann.

Stolz auf den Gemeinschaftskatalog: ARGE­Sprecherin Tanja Raich (links) mit ihrer Vorgängerin Tina Reiter, die nach wie vor für die ARGE aktiv ist

In Bologna die Bude eingerannt

Die 62. Kinder- und Jugendbuchmesse in Bologna fand vom 8. bis 11. April statt. Aus Österreich waren zehn Verlage vertreten

Die 31.739 Fachbesucher:innen bedeuteten für die Bologna Children’s Book Fair einen Anstieg von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch mit der Onlinepräsenz sind die Veranstalter zufrieden: Letztes Jahr wurden über zwei Millionen Seitenaufrufe aus mehr als 190 Ländern verzeichnet.

Besonders gut gingen in diesem Jahr die Lizenzgeschäfte im Young­Adult­Sektor. Auch bei den Titeln für jüngere Kinder gebe es große Vielfalt und regen Austausch, erzählt Tanja Raich, Sprecherin der österreichischen ARGE Kinder­ und Jugendbuchverlage. „In Bologna gibt es alles, von billig produzierten Büchern mit Plastikspielzeug bis zu künstlerischen Meisterwerken.“

Letztere fanden sich auch bei österreichischen Verlagen: „Sieben. Die Schöpfung“ von Linda Wolfsgruber (Tyrolia) und „Korallen. Wer lebt im Riff?“ von Klara Kaprell (ACHSE) wurden von der Messe prämiert und prominent ausgestellt. Auch die anderen heimischen Verlage empfanden die Messe als Erfolg, nicht zuletzt wegen des aufwendig gestalteten Gemeinschaftskatalogs und des ARGE­Empfangs. Beides betreute dieses Jahr Tina Reiter.

„Für uns als ARGE ist diese Präsenz unglaublich wichtig, wir treten nach außen gemeinsam als Marke auf “, sagt Raich. „Österreichische Kinder­ und Jugendliteratur ist international bekannt und sichtbar, das be­

wies auch die Zahl an Medienvertreter:innen bei unserem Empfang.“ Luft nach oben gebe es immer: Wünschenswert sei ein größerer ARGE­Gemeinschaftsstand für 2025.

Heuer herrschte dort zeitweilig großes Gedränge. „Internationale Verlage haben Tyrolia, Jungbrunnen und Obelisk die Bude eingerannt“, berichtet Raich. In diesen drei Verlagen sind Werke von Heinz Janisch erschienen, dem diesjährigen Preisträger des Hans­Christian­Andersen­Preises. „Es passiert schließlich nicht jeden Tag, dass der Nobelpreis der Kinder­ und Jugendliteratur nach Österreich geht!“

Janisch konnte krankheitsbedingt nicht in Bologna anwesend sein, aber österreichische Autor:innen waren zahlreich vertreten: u. a. durch Raffaela Schöbitz, Lena Raubaum, Andrea Grill, Gemma Palacio, Anna Horak und Klara Kaprell.

Raich nutzte die Messe, um alte Kontakte zu erneuern und neue zu knüpfen: „Ich treffe Kolleg:innen der Verlage, die unsere Bücher übersetzt haben, spreche mit Journalist:innen und halte nach fremdsprachigen Titeln für unseren Verlag Ausschau.“

Bald fährt sie zur nächsten Messe: Bei der Prager Buchmesse (23.–26. Mai) ist deutschsprachige Literatur Guest of Honor. Raich vertritt gemeinsam mit Kolleg:innen von Jungbrunnen, ACHSE und Picus die heimische Kinder­ und Jugendliteratur.

anzeiger / 8 – Wissenswert –
FOTOS: URSULA HUMMEL-BERGER, SUSANNA WENGELER

Junge Perspektiven für die Branche

Am 14. und 15. Juli findet das Zukunftsparlament in Frankfurt statt. Der HVB finanziert zwei Plätze für Nachwuchskräfte aus Österreich – jetzt bewerben!

Treffen, vernetzen, Ideen sammeln: Beim Zukunftsparlament kommt die junge Branche zusammen. Hier finden Berufseinsteiger:innen der Buch- und Medienbranche ein gemeinsames Forum für Fachthemen, Workshops und neue Kontakte. Zum 15-Jahr-Jubiläum hat es einen neuen Namen: Zukunftsparlament – Junge Perspektiven aus der Buch- und Medienbranche.

Wer sich bewerben kann: Nachwuchskräfte der Buch- und Medienbranche und Studierende buchnaher Studiengänge. Die Bewerbungsphase geht noch bis 5. Mai 2024.

Das „Nachwuchsparlament“ wird zum „Zukunftsparlament“: Es geht um den Blick nach vorne

Leistung:

Die Teilnahme inklusive aller Reise- und Aufenthaltskosten ist kostenlos, der HVB übernimmt das Sponsoring.

Ort:

mediacampus in Frankfurt am Main

Infos:

www.boersenverein.de/bildung-karriere/zukunftsparlament/

Hintergrund:

Im anzeiger 9/23 ist ein Gespräch mit Tobias Groß und Florian Noichl, den Nachwuchssprechern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, zu lesen.

Patriot der Öffentlichkeit

Armin Thurnher erhält den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik

Damit war nicht mehr zu rechnen. Ich hatte längst mit dem Gedanken abgeschlossen, diesen Preis je zu erhalten“, schrieb Armin Thurnher am 23. März in seiner „Seuchenkolumne“. Doch er gewann ihn – den vom BMKÖS vergebenen Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik. Der P reis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird biennal vergeben.

„Armin Thurnher ist ein ,Patriot der klassischen Öffentlichkeit‘. Ihn zu lesen, stärkt den öffentlichen Diskurs, macht uns klüger, schärft unser Urteilsvermögen und fördert unseren Möglichkeitssinn. Solange es Journalisten wie ihn gibt, sind wir nicht

verloren“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Thurnher erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2010 den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln und 2013 den Otto-Brenner-Preis für seinen Einsatz für ein soziales Europa. Seine Romane, Sachbücher und Biografien erschienen u. a. bei Zsolnay, Czernin, Kremayr & Scheriau, bahoe books und im Falter Verlag.

Ein aktuelles Interview mit dem Journalisten, Essayisten, Publizisten und FALTERHerausgeber Armin Thurnher ist im anzeiger 3/24 erschienen.

Fünf Tage Literatur in Salzburg

Vom 22. bis 26. Mai findet das 16. Literaturfest Salzburg statt

Terézia Mora, Robert Menasse, Barbara Hundegger und Eva Reisinger sind nur einige der Autor:innen, die beim Literaturfest in Salzburg aus ihren Werken lesen werden. Die ganze Stadt widmet sich fünf Tage lang der Literatur: Das jährliche Literaturfest Salzburg bietet eine Vielzahl an Lesungen, Performances, literarischen Spaziergängen und Konzerten von und mit internationalen Autor:innen,

Musiker:innen und Künstler:innen an verschiedenen Veranstaltungsorten in Salzburg. Auch der Literaturwürfel im Kurgarten lädt mit Programmpunkten an drei Festtagen zum Zuhören und Verweilen ein.

Das Programm – kuratiert von Anna Weidenholzer und Josef Kirchner – sowie VVK-Tickets findet man ab 2. Mai unter www.literaturfest-salzburg.at.

anzeiger / 10
– Wissenswert –FOTOS: CHRISTOF JAKOB, NINI TSCHAVOLL, MINITTA KANDLBAUER (2), HAYMON VERLAG WWW.FOTOWERK-AICHNER, ANTJE BERGHÄUSER
Eva Reisinger, Barbara Hundegger, Terézia Mora Zuletzt von Armin Thurnher erschienen: „Preis und Klage“ (Czernin)

In großen Fußstapfen

Im März übergab Lojze Wieser seine beiden Verlage, Wieser und Drava, an seine langjährige Mitarbeiterin Erika Hornbogner

Es sind große Schuhe, die ich mir anziehe“, sagt Erika Hornbogner. Nach vielen Jahren als Buchhändlerin war sie ein Jahrzehnt lang in leitenden Positionen bei Wieser und Drava tätig, jetzt hat sie beide Verlage übernommen. In seiner Nachfolgerin sieht Lojze Wieser die nötigen Kompetenzen für die Position: „In zehn Jahren gemeinsamer Arbeit lernt man sich in allen Situationen kennen und schätzen. Es ist der andere Blick, der den eigenen ergänzt und korrigiert, und es sind die Freude und der Mut, die ihr eigen sind.“

Im Verlagsalltag werde sich nicht viel ändern, erklärt Hornbogner. Es gehe ihr vor allem darum, die Zielrichtung beizubehalten. Also die Arbeit zu machen, die Wieser in den 40 Jahren, in denen er seine Verlage auf- und ausgebaut hat, am Herzen lag: sprachliche und kulturelle Brücken zwischen Österreich und Südosteuropa – mit einem besonderen Fokus auf Slowenien – zu schlagen. Sein erstes Buch brachte Lojze Wieser 1980 bei Drava heraus, wo er seit 1981 angestellt war. Dort zeichnete er bis 1986 und wieder nach der Übernahme durch seinen Verlag 2016 für die Herausgabe von ca. 400 Titel verantwortlich. Bei Wieser sind seit der Gründung 1987 an die 1.300 Bücher erschienen.

Der Output ist nach wie vor hoch. Pro Jahr werden bei Wieser derzeit etwa vierzig Titel veröffentlicht, bei Drava sind es dreißig. „Es gibt einfach so viele interessante Manuskriptangebote und Bücher, die auf eine

Vor der Verlagsübernahme arbeitete Erika Hornbogner über ein Jahrzehnt mit Lojze Wieser zusammen

Übersetzung in die deutsche Sprache warten!“, meint Hornbogner. Sie möchte sich auch besonders auf Autor:innenpflege konzentrieren. „Veranstaltungen und Lesereisen zu organisieren, ist mir wichtig. Das ist oft zeitaufwendig, macht aber große Freude und ist für die Autor:innen sehr wichtig.“

Auch die Arbeit mit den Gastländern der großen Buchmessen im deutschsprachigen Raum macht ihr Spaß: „Ein GastlandFokus eröffnet immer neue Perspektiven und es ist eine Freude, ein Land literarisch besser kennenzulernen, indem man sich in

einem kurzen Zeitraum mit einigen ins Programm passenden Titeln beschäftigt und veröffentlicht.“

Bei vielen Projekten bleibt Lojze Wieser dem Verlag als Autor und Berater erhalten. „In den letzten Jahrzehnten sind wir dem mit Ludwig Hartinger geprägten Spruch gefolgt: ‚Alles, was existiert, wird zum Buch!‘ Man kann davon ausgehen, dass dieser weitergelebt wird und mit mir nicht in Pension gegangen ist. Erika wird zur rechten Zeit mit echten Wünschen da sein, und ich werde ihrer Leit-Kultur folgen.“

Auszeichnung für europäische Literatur aus Polen

Der vom BMKÖS vergebene Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur geht an die polnische Autorin Joanna Bator

Joanna

Bator erhielt den Preis für ihre Werke, in denen sie „Bezug auf die Gewaltgeschichte des Zweiten Weltkriegs nimmt, welche die Beziehungen zwischen Europa und Polen bis heute prägt“, so die Jurymitglieder Bernhard Fetz, Benedikt Föger, Walter Grond, Claudia Romeder und Sabine Scholl. „In vielschichtigen Erzählungen verarbeitet Bator traumatische Erfahrungen des letzten Jahrhunderts.“

Bator forschte mehrere Jahre lang in Japan. Seit der deutschen Übersetzung ihres

Romans „Sandberg“ durch Esther Kinsky gilt sie als eine der wichtigsten neuen Stimmen der europäischen Literatur. Für „Dunkel, fast Nacht“ (2012, dt. Übersetzung Suhrkamp) wurde sie mit dem NIKE, dem wichtigsten Literaturpreis Polens, ausgezeichnet.

Der Staatspreis wird seit 1965 für das literarische Gesamtwerk europäischer Autor:innen verliehen, wenn es international besondere Beachtung gefunden hat. Er ist mit 25.000 Euro dotiert.

anzeiger / 11 – Wissenswert –FOTOS: KARLHEINZ FESSL,
HUECKEL/SUHRKAMP VERLAG
MAGDA
Joanna Bator ist Publizistin, Hochschuldozentin und Schriftstellerin

Highlights in

Leipzig

DIE LEIPZIGER BUCHMESSE 2024 WAR EIN ERFOLG, SAGT MESSEDIREKTORIN ASTRID BÖHMISCH. DAS ZEIGT SICH NICHT ZULETZT AN DER ZAHL DER BESUCHER:INNEN. AUCH ÖSTERREICH KONNTE ZUFRIEDEN SEIN

Text und Interview: Linn Ritsch

Illustration: Georg Feierfeil

Knapp 2.800 Veranstaltungen, 3.400 Mitwirkende, 300 Veranstaltungsorte, über 2.085 Aussteller aus vierzig Ländern und 283.000 Besucher:innen. Leipzig war wieder, bunt, bereichernd, erhellend, arbeits- und überraschungsreich und vieles mehr. Die neue Messedirektorin Astrid Böhmisch ist zufrieden. Es gebe viele Gründe, eine positive Bilanz zu ziehen. Auf Seite 16 und 17 lesen Sie ein Interview mit ihr.

Darin geht es unter anderem um die österreichische Buchbranche, die in Leipzig als das „Tor zum Osten“ gesehen wird. Österreich war auch in diesem Jahr wieder mit zahlreichen Verlagen und Autor:innen präsent. Am Messedonnerstag, dem 21. März, wurde der Österreich-Stand von HVB-Präsident Benedikt Föger eröffnet. Unter den Gästen war auch die neue Direktorin des österreichischen Kulturforums in Berlin, Johanna Rohland-Lindner.

Der Stand wurde vom HVB organisiert, hier präsentierten sich 29 österreichische Verlage mit ihren Neuerscheinungen. Im traditionellen Österreich-Kaffeehaus gab es neben Kleinem Braunen, Melange und Verlängertem auch viele Veranstaltungen. Roman Kollmer moderierte die 26 Lesungen und Gespräche. Ein eigener Stand, ein Platz am Gemeinschaftsstand – oder gar

keine Standpräsenz? Diese Fragen stellen sich Verleger:innen jedes Jahr aufs Neue. „Wir fühlen uns wohl, beim österreichischen Gemeinschaftsstand zusammen mit anderen Verlagen auszustellen“, sagt Anja Linhart, Verlagsleiterin von Elster & Salis Wien. „Da ich selbst für die programmatische Arbeit verantwortlich bin, schätze ich auch den Aufbau und die Betreuung durch den HVB. „Wir

Preis

der Leipziger Buchmesse

In der Kategorie Belletristik ging der Preis heuer nach Österreich. Barbi Marković wurde für ihr im Residenz Verlag veröffentlichtes Buch „Minihorror“ ausgezeichnet. In der Kategorie Sachbuch/Essayistik wurde Tom Holert mit „ca. 1972. Gewalt – Umwelt – Identität – Methode“ (Spector Books) gekürt. Ki-Hyang Lee gewann den Preis in der Kategorie Übersetzung für ihre Übertragung von Bora Chungs „Der Fluch des Hasen“ (CulturBooks).

werden auch in Frankfurt und Wien auf den Messen wieder beim Gemeinschaftsstand zu finden sein.“

Paul Klingenberg, Leiter des Grazer Klingenberg Verlags, war glücklich mit seiner Entscheidung, die Leipziger Buchmesse ganz ohne Standpräsenz mitzumachen. „Für mich war es in diesem Jahr eine ausgesprochen gelungene und stressfreie Messe. Das liegt wohl auch daran, dass ich keinen eigenen Stand zu betreuen hatte. So konnte ich mich ungebunden durch die Hallen bewegen, Kontakte knüpfen und unsere Herbsttitel bewerben“, erzählt Klingenberg. „Ich nahm meine Bewegungsfreiheit aber auch zum Anlass, mich auf das Angebot anderer einzulassen und mir Zeit für das vielfältige Lesungsprogramm zu nehmen.“

Rund vierzig österreichische Verlage stellten mit eigenem Stand auf der Leipziger Buchmesse aus. Die Leiterin des Residenz Verlags, Claudia Romeder, empfand den eigenen Messestand als zielführend und die Tage in Leipzig als „sehr intensive und fröhliche Messe, bei der wir gute Gespräche führen konnten“. Ein Highlight war die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse: „Als der Name Barbi Marković verkündet wurde, war das ein einzigartig schöner Moment für die Autorin und für den Residenz Verlag.“

anzeiger / 15
– Essenziell –Leipzig

Die Dynamik junger Lesender nutzen

Messedirektorin Astrid Böhmisch über die heurige Messe und den Weg in die Zukunft

Astrid Böhmisch hat im Jänner die Leitung der Leipziger Buchmesse übernommen. Sie zeigt sich mit dem heurigen Verlauf der Messe zufrieden, besonders Dialogformate und offener Austausch hätten sich bewährt.

Frau Böhmisch, wie war Ihre erste Messe als Direktorin?

A strid Böhmisch – Ich habe mich sehr über den allgemeinen Zuspruch gefreut. Laut unseren Befragungen war „neue, andere Standpunkte kennenlernen“ ein oft genannter Grund für den Messebesuch. Dass so viele Menschen mit einem solchen Ziel zur Messe kommen, bestätigt uns in unserer Arbeit. Viele Aussteller:innen haben rückgemeldet, dass die Messe für Marketing- und Vertriebsmaßnahmen und für die Außendarstellung wichtig und sinnvoll ist. Auch empfinden sie das direkte Zusammentreffen von Autor:innen und Leser:innen als wertvoll.

Österreich in Leipzig

AUSTAUSCH MIT KOLLEG:INNEN AUS DEM AUSLAND, ZEIT ZUM NETZWERKEN IN DER BRANCHE UND EINE GUT BESUCHTE ERÖFFNUNG DES ÖSTERREICH-STANDES: DIE HEIMISCHE BRANCHE KONNTE MIT DEM DIESJÄHREN MESSEAUFTRITT ZUFRIEDEN SEIN

Bei der Eröffnung kam es zu Störungen … Böhmisch – Wir waren auf alle Szenarien vorbereitet. Ich bin froh, dass es nicht ärger kam. Die Störungen der Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz und der Veranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier waren unschön, aber diesem hochkarätigsten Besuch geschuldet. Auch gab es eine angemeldete Demonstration, aber insgesamt sind die Menschen einander respektvoll begegnet. Es ist unser Verständnis als Messe, Meinungen und Haltungen zuzulassen, solange sie sich innerhalb eines demokratischen Rahmens bewegen. Bei persönlichen Angriffen, Verleumdung und Hetze setzen wir eine klare Grenze. Wir hatten knapp ein Dutzend Veranstaltungen zum Thema Palästina und Israel. Dort wurden verschiedene Standpunkte sachlich und konstruktiv diskutiert. Auch beim Forum offene Gesellschaft war der Zuspruch enorm, vor allem von jungen Menschen.

anzeiger / 16 – Essenziell –Leipzig
Stimmung
Zeit für ein Selfie: Bei der Eröffnung des Österreich-Standes auf der Leipziger Buchmesse herrschte beste

Der Ort zum Netzwerken und Entspannen: Bereits am ersten Messetag war der Österreich-Stand gut besucht

Diesmal kamen sehr viele junge Besucher:innen. Ein Trend, der großteils Social Media zu verdanken ist. Was bedeutet er für die Zukunft der Buchmesse?

Böhmisch – Wir freuen uns, wenn auch im Lesepublikum Durchmischung stattfindet. Wenn etwa Romantasy-Fans sich auf der Messe Bücher mit anderen Themen anschauen, wenn Besucher:innen der Manga-ComicCon auch in andere Hallen gehen. Dieses Cross-over gelingt uns. Das zu stärken, wird der Weg in die Zukunft sein, auch und im Hinblick auf neue Zielgruppen für die Literatur. Wichtig ist in diesem Bereich auch die eigene Strategie jedes Verlags: Manche machen sich die Dynamik und die Energie, die junge Leser:innen in die Branche bringen, und das Cross-over bereits erfolgreich zunutze.

Junge Stimmen hörbar zu machen, war eines der Ziele des niederländischflämischen Gastlandauftritts.

Barbi Marković bei der Preisverleihung: Sie erhielt den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik

Am 1. Jänner hat Astrid Böhmisch die Leitung der Leipziger Buchmesse von Oliver Zille übernommen

Böhmisch – Der Wunsch, neue Ansätze, aktuelle Themen und junge Autor:innen zu präsentieren, war deutlich spürbar, und ich bin überzeugt, dass sich das längerfristig niederschlagen wird. Der Gastlandauftritt hat den niederländischen Autor:innen ein wunderbares Entree in den deutschsprachigen Raum gegeben.

2023 war Österreich Gastland. Wie wird unsere Literatur in Deutschland wahrgenommen?

Böhmisch – Junge, mutige und experimentierfreudige Stimmen sind sehr präsent. Beides zeigt sich schön in der Preisträgerin der Buchmesse, Barbi Marković. Sie schreibt kühn, ihr literarischer Ansatz ist kein klassischer. Wenn man die Größe des österreichischen Buchmarkts mit der des deutschen vergleicht, ist die Zahl erfolgreicher österreichischer Autor:innnen im deutschsprachigen Raum wirklich eindrucksvoll.

anzeiger / 17 – Essenziell –Leipzig »
FOTO: PETRA WEIXELBRAUN FOTOS: JOHANNA BASCHKE (3), TOM SCHULZE (2) V. l.: Alexander Potyka, Vorsitzender des Verlegerverbandes, HVBPräsident Benedikt Föger und Folio-Verleger Ludwig Paulmichl

Auch sie kann man lesen, auch sie in südlicher Ferne

In der Ferne lesen

Slow Travelling, spontaner Kurztrip oder eine Reise mit massenweise Hintergrundwissen?

Bücher für die oder statt einer Reise

Text: Linn Ritsch

Stress beim Reisen? Um das zu vermeiden, empfiehlt sich der nachsichtige Umgang mit Mitreisenden, ausreichend Schlaf und die Mitnahme der richtigen Lektüre. Manche wollen sich am liebsten gar nicht vorbereiten, sondern unterwegs informiert und unterhalten werden. Andere sehen auf Mittouristen herab, die immer dieselben Monumente und überteuerten Restaurants ansteuern. Viele wollen unterhaltend verpackte Hintergrundinfo zum auserkorenen Reiseziel. Für alle gibt es passende Reisebücher.

anzeiger / 18 FOTO: SHUTTERSTOCK – Schwerpunkt: Editor’s Choice –Reisebücher

Das Salzkammergut ist mit Bad Ischl die diesjährige Kulturhauptstadt. Einst war es die Sommerfrische der Wiener High Society und ihr privater Spielgarten. Heute findet man dort neben anderem schöne Seen und internationale Touristen. Über das andere liest man in „Aus dem Salzkammergut. Ein Lesebuch“ (Anton Pustet).

Das Buch ist ein Schmuckstück: Edler Einband, dickes Papier, aufwendige Bebilderung. Der Inhalt versammelt literarische Schmankerl (im Einstiegsschmankerl von Julian Schutting geht es überraschenderweise auch um Buenos Aires), historische Streifzüge und Geschichten über bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten aus der Region.

Wanderrouten für Familien oder Restauranttipps sucht man vergeblich, dafür genießt man hervorragend recherchierte Texte, unter anderem über einen Agrarreformer des 18. Jahrhunderts, Widerstandskampf im Nationalsozialismus und Hilde Spiels persönliche Verbindung zu diesem Teil Österreichs.

Ein Lesebuch für alle, die das Salzkammergut jenseits von Souvenirshops und gut ausgeschilderten Spazierwegen kennenlernen wollen. Es erlaubt auch eine Karl-MayHerangehensweise: nicht hinfahren und trotzdem dort sein, im Salzkammergut der Gegenwart und Vergangenheit.

Eine andere Art des Reisens erlaubt Wolfgang Salomons Triest-Reiseführer „Triest ad hoc und spontan“ (Braumüller). Bereits der Titel lockt mit dem Versprechen, sich kein bisschen Hintergrundwissen anlesen zu müssen. Das Buch hält dieses Versprechen. In drei ausführlich beschriebenen Routen wird man durch die Stadt geführt: Am Anfang jeder Route stehen Übersichtsund Detailkarten, auf den nächsten Seiten findet man Fakten, Geschichten und Tipps zu den Orten, an die man geführt wird.

Trotz der Vielzahl der beschriebenen Orte geht es in diesem Reiseführer nicht ums So-viel-wie-möglich-Sehen: „Trotz zeitlicher Limitierung versteht sich dieser Führer als „Slow-Travel-Kompendium“, schreibt der Autor in der Einleitung. Wer keine Zeit hat, sich lange auf eine Reise vorzubereiten, kann damit im Urlaub entspannen, ausruhen und genießen.

Mit Salomons Buch gestaltet sich die Stadtbesichtigung ungefähr so, wie wenn man Freund:innen an ihrem Heimatort besucht: Man kann sich treiben lassen und

– Schwerpunkt: Editor’s Choice –Reisebücher

c Mallorca für Fortgeschrittene (Styria)

Aus dem Salzkammergut.

Ein Lesebuch (Anton Pustet)

ISBN: 978-3-7025-1114-2

Triest, ad hoc & spontan (Braumüller)

ISBN: 978-3-99100-396-0

Oh! Bozen (Folio)

ISBN: 978-3-85256-881-2

ISBN: 978-3-222-13733-4

muss sich selbst um nichts kümmern. Der „Ad hoc und spontan“-Reiseführer ist eine Art gedruckter Local für die Handtasche.

Von einem echten Local wurde der Reiseführer „Oh! Bozen“ (Folio) verfasst. Oswald Stimpel ist in der Stadt gebürtig und führt durch sie mit Insiderwissen und Augenzwinkern. So bringt er allerlei Nützliches und Unterhaltsames über Südtiroler Kulinarik, Sehenswürdigkeiten und Geschichte.

Keines der berühmten Monumente fehlt, aber auch Orte und Personen, die man nicht unbedingt in einem Reiseführer erwartet, erhalten Platz: beispielsweise die Feinschleifer- und Messerwarengeschäfte der Brüder Franco und Giuliano Lorenzi. Oder die Gärtnerei Schulliman, wo es unbeschreiblich duftet und wo es neben sehr vielen P flanzen auch ein Kunstwerk in Form einer sechs Meter hohen Riesengießkanne gibt.

Beim Lesen fühlt man sich, als würde der hervorragend informierte Autor dabeisitzen und vor sich hinplaudern.

Mit zwei Seiten (und großzügiger Bebilderung) sind die einzelnen Kapitel gerade so lang, dass man sich mit spannenden Details ausreichend versorgt fühlt, die Themen aber bei einem Espresso vollständig überblicken kann.

Den Überblick über eine ganze Insel mitsamt den wichtigsten Geheimtipps gewinnt man mit „Mallorca für Fortgeschrittene“ von Alexandra Kilian und Alexandra Maschewski (Styria). Die Autorinnen beschreiben ein Mallorca abseits von Massentourismus und Ballermann-Mentalität. Qualität, Slow Living, Luxus und Nachhaltigkeit stehen im Vordergrund. Lieber etwas mehr bezahlen und dafür auch mehr bekommen, ist die Devise des Buches.

Liebevoll beschreiben die Autorinnen Schmucklabels, Restaurants, ein Filmfestival und den Ort, an dem auf Mallorca Salz abgebaut wird. Beide sind Journalistinnen – was auf jeder Seite deutlich wird. Die Texte sind gut recherchiert und aufs Wesentliche reduziert, immer kommen die beteiligten Personen selbst zu Wort.

Nicht nur der Inhalt, auch die Aufmachung von „Mallorca für Fortgeschrittene“ ist luxuriös: Ganz anders als die vielen Reiseführer mit bunten Seiten präsentiert sich dieser in schlicht-eleganter Aufmachung. Ein Buch, das auch den anspruchsvollsten Reisenden gerecht werden sollte.

anzeiger / 19

Reiseziele nah und fern: das Salzkammergut und Japan

Dieter Grabenbauer ist Filialleiter der auf Reiseliteratur spezialisierten Buchhandlung freytag & berndt im ersten Wiener Gemeindebezirk. Er freut sich über die Anfrage des anzeiger, Reisebuchtipps für den Frühling bereitzustellen. Der erste behandelt das Salzkammergut, Bad Ischl – Salzkammergut ist heuer europäische Kulturhauptstadt und eine „landschaftliche Perle“, die am besten zu Fuß erkundet werden müsse, sagt Grabenbauer.

Im Gepäck nicht fehlen sollte der „Wanderführer Salzkammergut Ost bzw. West“ (Rother Bergverlag). Dieser empfehle etwa die Ausblicke vom Traunstein auf den Traunsee und in die Weiten der Umgebung. „Einfach schön“, meint Grabenbauer. Die Touren im Wanderführer richten sich an erfahrene Bergsteiger:innen, aber durchaus auch an Genusswandernde. Grabenbauers Tipp, der auch im Wanderführer zu finden ist: „Wer es gern gemütlich hat, kann den Grünberg mit der Bergbahn erreichen, von wo man sehr einfach zum herrlichen Laudachsee spazieren kann.“

Ein Kurzurlaub im Salzkammergut sei stets Entspannung, Abenteuer und Genuss zugleich, meint Grabenbauer, sowohl kulturell als auch kulinarisch. Dieser Meinung ist auch seine Kollegin Iris Braun, die zu dieser Region vor allem zwei Reiseführer empfiehlt: „Salzburg und Salzkammergut“ (Michael Müller Verlag) sowie „111 Orte im Salzkammergut, die man gesehen muss“ (Emons Verlag). Letzterer Titel richte sich

Salzkammergut Ost (Rother Bergverlag)

ISBN: 978-3-7633-4384-3

Salzburg und Salzkammergut (Michael Müller)

ISBN: 978-3-95654-929-8

„In ‚Morning has broken‘ finden sich tiefgründige Geschichten übers Leben, Reisen und Schreiben. Eine absolute Empfehlung!“

Dieter Grabenbauer, freytag & berndt

an jene, die auch etwas abseits gelegene Orte entdecken wollen.

Gibt es Bücher, die derzeit besonders oft nachgefragt werden? „Ja“, sagt Filialleiter Grabenbauer. „Unser Regal mit JapanReiseführern muss ständig ergänzt werden, da das Land heuer sehr im Trend liegt. Der schwache Yen­Kurs macht das Land günstiger, auch wenn es als Fernreiseziel recht hochpreisig bleibt.“ Vielleicht liege es aber auch an Wim Wenders’ Film „Perfect Days“, meint er lächelnd, der bestimmt einige neue Japan­Fans hervorgebracht hätte, die das Land nun bereisen wollen.

Japan­Anfänger:innen empfiehlt der Buchhändler Andreas Neuenkirchens „Gebrauchsanweisung für Tokio und Japan“ (P iper Verlag). Oder, um in die japanische Kultur einzutauchen, Anna Sanners „Wie man in Japan Ninja wird“ (Reisedepeschen Verlag).

Grabenbauers ganz persönlicher „Alltime­Favorite“ ist T. C. Boyles „Ein Freund der Erde“ (dtv). Das Buch beschreibt er folgendermaßen: „Vor dem Hintergrund des Klimawandels prophetisch, pessimistisch, humorvoll und auch ein wenig hoffnungsvoll.“

Auch einen Geheimtipp hat der Filialleiter in petto: „Andreas Altmanns Reiseerzählungen ‚Morning has broken‘ aus dem Piper Verlag. Wie immer bei Altmann finden sich darin sehr tiefgründige Geschichten übers Leben, Reisen und Schreiben. Eine absolute Empfehlung!”

111 Orte im Salzkammergut … (Emons)

ISBN: 978-3-74081601-8

Gebrauchsanweisung für Tokio und Japan (Piper)

ISBN: 978-3-492-27777-8

Wie man in Japan

Ninja wird (Reisedepeschen)

ISBN: 978-3-96348-023-2

Morning has broken (Piper)

ISBN: 978-3-492-07150-5

– Schwerpunkt –Reisebücher anzeiger / 20
FOTO: FREYTAG&BERNDT
Text: Elisabeth Krenn­Stuppnig Wien

Besondere Reiseliteratur: neue Spielarten abseits der Masse

Es gibt wenige Länder, Regionen und Städte, die Madeleine Napetschnig noch nicht bereist oder über die sie nicht zumindest viel gelesen hat. Schließlich ist sie bereits seit 18 Jahren Reiseredakteurin bei der Tageszeitung Die Presse. Sie schätzt auch Literatur, die sich mit dem Tourismus kritisch auseinandersetzt. Erfreulich ist ihrer Meinung nach „jede neue Spielart in der Masse von sehr viel Gleichem“.

Damit meint sie neue Formen der Reiseliteratur, die oft fotografisch herausragend ausgestattet sind. Oder Titel, die detailreich mit Hintergrundinformationen umgehen, sich stilistisch stark abgrenzen, Genres überschreiteen und sich mit dem Reisen auch kritisch beschäftigen.

In ihre Heimat Kärnten führt die Reiseredakteurin mit ihrem ersten Buchtipp: eine Neuauflage des 2006 erschienenen „Das Weite suchen“ (Drava Verlag). Mit ihren „Wander­Reise­Lesebüchern“ hat das Kärntner Autoren­Kollektiv Gerhard Pilgram, Wilhelm Berger, Werner Koroschitz und Emil Krištof eine ganz neue Art von Reisebüchern herausgebracht.

„In ihren Büchern erschließt sich der Alpe­Adria­Raum nicht auf klassischen Routen. Die Autoren folgen eigenen – oft durch wenig begangenes Terrain, diese führen sie auch durch Brachen, Nicht­Orte, Übergangsräume“, sagt Napetschnig. In „Das Weite suchen“ wandern die Autoren diesmal durchs Dreiländereck Österreich­Slowenien­Italien – von Kärnten zum Meer.

Das Weite suchen (Drava)

ISBN: 978-3-99138-035-1

Text: Elisabeth Krenn­Stuppnig

„Das Buch führt uns vor Augen, wie nicht nur ökologisch lebenswichtig die Ressource Wald ist“

Madeleine Napetschnig, Redakteurin bei „Die Presse“, über „Atlas der Wälder. Netzwerke der Superlative“

Etwas weiter weg führt „Die Goldküste: Eine Irrfahrt“ (Matthes & Seitz Berlin) der in Berlin lebenden amerikanischen Autorin Isabel Fargo Cole. Darin verarbeitet sie Leerstellen in der Familiengeschichte und verbindet sie mit einem Reiseabenteuer zu einem großen Essay. Eine Autobiografie, in der Cole der Spur ihres Ururgroßvaters nach Alaska zu Zeiten des Goldrauschs folgt.

Napetschnig: „Ob sie ans Ziel kommt, spielt weniger Rolle als Coles Reflexionen über die großen Verheißungen des american dream, als der Entwurf einer poetischen Geografie und die intensive Schilderung des Naturerlebnisses. Sprachlich brillant.“

Erstaunlich sei es, wie wenig wir vom Wald wissen, obwohl er vor unserer Haustür liegt und er unser liebster, wichtigster Erholungsraum ist, meint Napetschnig und begründet damit ihren nächsten Buchtipp, den im Vorjahr erschienenen „Atlas der Wälder. Netzwerke der Superlative“ (Kosmos Verlag). Dieser sei voll aufschlussreicher Infografiken und Bilder und „führt uns damit vor Augen, wie – nicht nur ökologisch – lebenswichtig die Ressource Wald ist.“

Zu guter Letzt empfiehlt die Redakteurin „Check-in Check-out“ (Verlag Scheidegger & Spiess), ein „originelles Postkartenbuch“ mit Schweizer Hotel­Interieurs der 1960erund 1970er­Jahre. Es sei „ein Zeitzeugnis, herausgegeben vom Alpinen Museum der Schweiz, aus der ersten Welle des Massentourismus, zwischen Fünf­Uhr­Tee und Folklorestyle.“

Die Goldküste: Eine Irrfahrt (Matthes & Seitz)

ISBN: 978-3-7518-0217-8

„Atlas der Wälder. Netzwerke der Superlative“ (Kosmos)

ISBN: 978-3-98904-001-4

„Check-in Check-out“ (Scheidegger & Spiess)

ISBN: 978-3-03942-189-3

– Schwerpunkt –Reisebücher
BEIGESTELLT
FOTO:
anzeiger / 21

Die Steuer auf Bücher besteuert das Lesen

Fast in der gesamten EU gilt auf Bücher ein reduzierter Mehrwertsteuersatz. Warum entscheiden sich so viele Staaten dafür? Und welche Wirkung hat die Reduktion?

Interview: Linn Ritsch

Null Prozent Mehrwertsteuer auf Bücher sei für alle Staaten empfehlenswert, sagt Enrico Turrin von der Federation of European Publishers (FEP). Im Interview erklärt er, warum.

Herr Turrin, ist ein reduzierter Mehrwertsteuersatz auf Bücher in Europa die Norm?

Enrico Turrin – In 26 von 27 EU-Staaten gilt die Reduktion, in 24 davon auch auf E-Books. Einzig in Dänemark gilt der Höchststeuersatz von 25 Prozent. Ich gehe davon aus, dass die dänische Regierung vom Buchmarkt deswegen zunehmend unter Druck gesetzt wird.

2022 wurde ein EU­Gesetz erlassen, das Mitgliedsstaaten berechtigt, den Satz auf bestimmte Güter wie Bücher auf null Prozent zu reduzieren.

Turrin – Der FEP hat diese EU-Entscheidung begrüßt. Die Tschechische Republik ist das erste Land, das von der Regelung Gebrauch gemacht hat: Seit Beginn dieses Jahres gilt dort für Bücher eine MwSt. von null Prozent. Noch ist es zu früh, die Wirkung zu bewerten, aber wir als FEP sind zufrieden, dass die Regierung des Landes auf die überzeugenden Argumente der lokalen Buchbranche gehört hat.

Welche Argumente sind das?

Turrin – Eine Steuer auf Bücher besteuert das Lesen. Und Lesen ist etwas, das gefördert und nicht besteuert werden sollte. Die ermäßigte MwSt. führt zu einer stärkeren Wertschöpfungskette für Bücher, weil sie den Verlagen und dem Handel zugutekommt. Für die Stärkung des Buchmarktes und des Lesens ist die Reduktion dieser Steuer ein hervorragendes Mittel. Sie ist einfach und demokratisch: Buchhändler:innen und Verleger:innen müssen nichts beantragen und keine besonderen Verfahren einhalten. Sobald die Entscheidung getroffen wurde, gilt sie automatisch, also ist sie sehr effizient.

Können Sie Beispiele nennen?

Enrico Turrin von der Federation of European Publishers ist Experte für Mehrwertsteuer-Regelungen

Turrin – Nach der Finanzkrise von 2008 wurde 2009 in Lettland die MwSt. auf Bücher deutlich angehoben. Der Buchverkauf ging sofort stark zurück. Die Auswirkungen waren so gravierend, dass die Regierung nach wenigen Monaten die Erhöhung wieder zurücknahm. Ein positives Gegenbeispiel ist Schweden: Als das Land vor zwanzig Jahren die ermäßigte MwSt. auf gedruckte Bücher einführte, wurden die Auswirkungen genau gemessen: Innerhalb von zwei Jahren gab es einen deutlichen Anstieg der Verkaufszahlen, die Preise sanken. Zuvor war die Zahl der Buchhandlungen zurückgegangen, diese Entwicklung wurde durch die Senkung rückgängig gemacht.

MERHWERTSTEUER IN EUROPA

Bücher regulär

In Schweden gibt es keine Buchpreisbindung. Wie wirkt sich eine reduzierte MwSt. in Ländern mit einem fixen Buchpreis aus? Turrin – Als Verbrauchssteuer wird die MwSt. an die Leser:innen weitergegeben: entweder direkt oder indirekt über eine finanzielle Erleichterung für Verlage und Buchhandlungen, die dadurch nicht gezwungen sind, Bücher teurer zu verkaufen, um ihr Überleben zu sichern. Viele EU-Länder haben eine Buchpreisbindung, vor allem in Westeuropa. Etwa Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland und die Niederlande. Buchhandlungen sind wichtige Akteure in der Wertschöpfungskette, die Ermäßigung ist also sinnvoll, auch wenn sie sich nicht sofort preislich niederschlägt, was aber üblicherweise der Fall ist.

Gibt es Gründe, die gegen eine reduzierte Mehrwertsteuer sprechen?

Turrin – Nein. Mögliche kurzfristige Steuermindereinnahmen werden langfristig durch positive Effekte ausgeglichen. Für die Regierung zahlt sich eine langfristige Strategie aus: Ein breites Angebot erschwinglicher Bücher ist nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Gesellschaft ein Vorteil. Lesen hat positive Auswirkungen auf die soziale und ökonomische Situation eines Landes.

anzeiger / 22
– International –FOTO: PRIVAT
Österreich 10 % 20 % Deutschland 7 % 19 % Italien 4 % 22 % Spanien 4 % 21 % Frankreich 5,50 % 20 % Belgien 12 % 21 % 6 % (E-Books) Irland 0 % 23 % Finnland 10 % 24 % Schweden 6 % 25 % UK 0 % 20% Schweiz 2,60 % 8,10 % Niederlande 9 % 21 % Liechtenstein 2,60 % 8,10 % Norwegen 0 % 25 % Island 11 % 24 % Tschechische Republik 0 % 21 %

Der aus dem Stammeln Stammende

ANDREAS OKOPENKO:

DER KINDERNAZI

Andreas Okopenko wird als Sohn eines einstigen ukrainischen k. u. k. Militärarztes 1930 im damals tschechoslowakischen Košice geboren. Bis 1939, als der Vater eine Arztstelle am Wiener Steinhof erhält, herrscht in der Familie Okopenko babylonische Sprachenvielfalt. Über die Tätigkeit seines Vaters am Steinhof, wo zur selben Zeit der Psychiater Heinrich Gross Euthanasieexperimente an Kindern vollführt, schreibt Okopenko in einem Episodenblatt zu seinem Roman „Kindernazi“: „Ostarbeiterin in Papas Obhut. Flüchtig Gestapo – Ostar beiter erwähnen.“ Vater Okopenko versteckt im Spital Ukrainer:innen und andere Zwangsarbeiter aus dem Osten. Bis zum 1984 erschienenen Roman „Kindernazi“, einem der bedeutendsten literarischen Zeugnisse über den Nationalsozialismus in Österreich aus Täterperspektive, ist es noch ein weiter Weg.

Andreas Okopenko publi ziert erste literarische Arbeiten im Jahr 1949. Sein Chemiestudium bricht er krankheitshalber ab und arbeitet bis 1968 in einer Papierfabrik als Betriebsabrechner. Sein literarischer Durchbruch erfolgt 1970 mit dem „Lexikon­Roman“. Sein Genre ist das literarische Experiment, wie schon die Titel seiner Gedichtbände deutlich machen: „Lockergedichte“ (1983) oder „Schwänzellieder“ (1991). Beinahe zum Gassenhauer werden die epigrammatischen Zeilen: „Ich stamme aus Strebersdorf und strebe nach Stammersdorf.“

alisierung des Erzählers zum Nazikind oder zum Kindernazi wird vom Ende her erzählt, im Krebsgang vom 1. April 1945 bis Anfang April 1939. Knapp bevor das sogenannte Tausendjährige Reich untergeht, heißt es: „Heute darfst du noch ein Nazi sein, sagt Papa, und weinen über euern Zusammenbruch.“

Der Protagonist Anatol Vitrov, so Okopenko später in einer Anmerkung zu seinem Buch, stelle kein Abbild seiner selbst dar. Weder Autobiografie noch Schlüsselroman, werden anhand von Tagebuch­ und Zeitungszitaten die Atmosphäre der Nazi­ und Bubenzeit ebenso geschildert wie die frühen Liebes­, Sex­ und Fluidum­Anwandlungen. Wir besuchen mit dem Erzähler die P ropagandaausstellung „Das Sowjetparadies“, erleben eine Schulstunde. Die kleinen und großen Umtriebigkeiten währen der Kinderevakuierung ins Kamptal nach Gars werden minutiös beschrieben. Wartelisten für alles Mögliche werden angefertigt und Aufzeichnungen über den Luftkrieg geführt. Im Oktober 1944 trudelt die Grüne Karte, die Dienstkarte der Hitlerjugend, ein: „Der Vater muntert auf: Wenn du tüchtig bist, kommst du vielleicht an die Führerakademie. Dem Sohn wird noch finsterer vor den Augen. Er möchte, daß die grüne Karte von irgendetwas aufgegessen wird.“

Mit den Kommentaren von Christian Pirker wird die Neuauflage von Okopenkos Roman „Kindernazi“ zum Grundtext der Nachkriegsavantgarde.

„Wir würden uns mehr Autoren wünschen, die wie Andreas Okopenko sind“

Klaus Kastberger, Professor für neuere deutschsprachige Literatur, Universität Graz

Das inverse Sprachspiel stellt auch das poetologische Prinzip von „Kindernazi“ dar: Die Sozi­

Andreas Okopenko: Kindernazi –

2. erweiterte Auflage

Ritter Verlag 2024

anzeiger / 23 – Klassiker –neu entdeckt
Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

Elisabeth Schippel

Text: Mona Saidi

Elisabeth Schippel nimmt an einem runden Tisch am Fenster Platz. Hinter ihr eine Wand voller Bücher. Neben uns lädt ein gemütlicher Ohrensessel zum Verweilen und Schmökern ein. Als Elisabeth Schippel den Krimisalon Ende 2016 eröffnete, hatte sie eine genaue Vorstellung davon, wofür dieser Ort steht. „Ich verstehe den Krimisalon als einen Raum für Begegnung. Für Menschen aus der Nachbarschaft. Für alle, die an einem unkomplizierten Miteinander interessiert sind. Es kommen sogar Tiroler zu uns, die gerade Wien besuchen.“

Ihre Buchhandlung in der Magdalenenstraße 21 im sechsten Wiener Gemeindebezirk ist wie ein Wohnzimmer gestaltet. Bei Lesungen finden etwa zwanzig Personen im vorderen Bereich einen Sitzplatz, am Verkaufspult liest die Autorin oder der Autor. Im Bürobereich gibt es Brötchen und Getränke. Wenn Werke thematisch gut zusammenpassen, lesen mehrere Autor:innen gemeinsam. Das kommt bei den Besucher:innen besonders gut an, da zwischen den Lesenden ein reger Dialog entsteht. Heute ist der Krimisalon ein fixer Bestandteil des Grätzls. „Die Menschen kommen gern zu den Lesungen und auch sonst zum Plaudern, Kaffeetrinken und natürlich, um Bücher zu kaufen“, erzählt Schippel.

Als sich die Quereinsteigerin dazu entschloss, eine Buchhandlung zu eröffnen, hatte sie im namengebenden Genre eine Nische entdeckt. „Am Anfang habe ich mich auf Krimis und Kinderbücher spezialisiert. Wir bieten mittlerweile alle Genres an, das Sortiment ist breit, um unterschiedliche Interessen abzudecken“, betont sie. Im Schaufenster neben dem Eingang liegen Neuerscheinungen neben saisonal passenden Werken. Elisabeth Schippel wählt besonders in der Kinder- und Jugendliteratur bewusst Bücher von nicht so bekannten Autor:innen. Und was nicht auf die Geschäftsfläche passe, könne sie umgehend bestellen, ergänzt die Buchhändlerin.

Früher veranstaltete sie zweiwöchentlich Lesungen mit österreichischen und internationalen Krimiautor:innen, unter anderem mit Doris Gercke, Edith Kneifl, Stefan Slupetzky sowie dem kürzlich verstorbenen Günther Zäuner. Während der Lockdowns im Zuge der Coronapandemie fielen die Veranstaltungen aus. Langsam finden die

„Ich verstehe den Krimisalon als einen Raum für Begegnung. Für Menschen aus der Nachbarschaft. Für alle, die an einem unkomplizierten Miteinander interessiert sind“

Lesungen wieder einen Rhythmus, in den nächsten Monaten gibt es einige Highlights. Am 24. April liest Andreas Pittler aus seinem zweiten Kärnten-Krimi „Kärntner Ritterspiel“. Eine Doppellesung gibt es am 23. Mai mit Christian Klinger und Günter Neuwirth mit ihren historischen Triest-Krimis („Die Geister aus Triest“ und „Südbahn nach Triest“). Und als nochmalige Steigerung lesen am 15. Mai Lukas Pellmann, Christian Schleifer und René Laffite bei Elisabeth Schippel im Krimisalon.

Krimisalon

Magdalenenstraße 21, 1060 Wien info@krimisalon.eu www.krimisalon.eu

– HVB -Mitglieder im Porträt –Krimisalon
FOTO: NINI TSCHAVOLL anzeiger / 24
„Ich gehe mit wachen Augen durch die Welt und stelle mir immer die Frage, wo es noch ein Informationsdefizit gibt“

MKatarzyna Lutecka

an kann nur staunen, wenn man den Amalthea Verlag das erste Mal betritt. Fast wähnt man sich in Schönbrunn: goldene Kronleuchter, herrschaftliche Deckengemälde und antike Polstermöbel mit Löwenköpfen. Da verwundert es nicht, dass diese Räumlichkeiten schon oft als Filmkulisse gedient haben.

Für Katarzyna Lutecka ist dieses Ambiente zum Alltag geworden. Seit 17 Jahren geht sie hier regelmäßig ein und aus, und meistens fällt ihr die Pracht erst wieder auf, wenn sie Gästen eine kleine Führung durch den Verlag gibt.

Die gebürtige Polin studierte in Krakau und Wien Deutsche Philologie und wollte eigentlich Dolmetscherin werden. Von ihren früheren Berufswünschen – Polizistin oder Balletttänzerin – hatte sie sich damals schon verabschiedet. Nach dem Abschluss ihres Studiums im Jahr 2006 suchte Lutecka nach einem Verlagspraktikum, schlug das Telefonbuch auf und fand sich schnell bei Amalthea wieder. Nach dem Praktikum war sie weiterhin freiberuflich für den Verlag tätig. „17 Jahre sind eine lange Zeit, die meisten Ehen halten heutzutage nicht mehr so lange“, lacht sie.

Seit 2017 ist Katarzyna Lutecka Verlagsleiterin des Amalthea Verlages, der den Namen einer griechischen Göttin mit goldenem Füllhorn trägt, das sich auf magische Art und Weise immer mit jenen Dingen füllt, die der Besitzer sich wünscht. In den letzten Jahren ist es dem Verlag öfters gelungen, Themen vorwegzunehmen. Das freut Lutecka besonders. „Ein Buch hat ja immer eine sehr lange Vorlaufzeit und plötzlich bekommen diese Werke eine erschreckende Aktualität“, erzählt sie und erwähnt „Trügerische Ruhe“, in dem es um die Terrorgefahr in Europa geht. „Ich gehe mit wachen Augen durch die Welt und stelle mir immer die Frage, wo es noch ein Informationsdefizit gibt.“

Nicht jede Autor:innenakquise endet in einem Buch, aber das macht der Verlagschefin nichts aus. „Es gibt so viele Geschichten,

Amalthea Signum Verlag

Am Heumarkt 19, 1030 Wien

verlag@amalthea.at

die kann man nicht aufschreiben, die werden erst durch das Erzählen lebendig“, sagt Lutecka, die bald lernte, dass nicht jede Lebensgeschichte auch als Buch funktioniert. „Und manche darf und sollte man auch nicht aufschreiben“, ergänzt sie schmunzelnd.

Privat lassen die Verlagschefin die Bücher selbstverständlich auch nicht los. „Ich lese Sachbücher, Belletristik und Ratgeber, alles bunt durchmischt, je nachdem, was mich gerade packt“, erzählt Lutecka. Auch Hörbücher hört sie sehr gern, wenn sie zu Fuß zur Arbeit geht. Abseits des Lesens ist der Golfsport eine Tätigkeit, bei der Lutecka so richtig abschalten kann. „Man muss sich sehr konzentrieren und viele Dinge gleichzeitig beachten – der Fokus ist da. Ich hätte gern mehr Zeit dafür“, erzählt sie.

Für den Verlag wünscht sich Katarzyna Lutecka, dass es so weitergeht wie bisher. „Die Menschen haben schon immer gelesen und werden es auch weiterhin tun“, ist sie sich sicher. Aber sie würden zunehmend selektiver in ihrer Auswahl werden, und das sei die Herausforderung eines Verlages. „Die Titel müssen mit mehr Bedacht ausgewählt werden. Nicht die Quantität an Büchern, sondern die Qualität ist gefragt.“

anzeiger / 25
anzeiger / 25 – HVB -Mitglieder im Porträt –Amalthea Verlag
FOTO: STEFAN KNITTEL

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Radgeber für Sport und Genuss

Holzer nimmt uns mit auf eine Reise entlang einer der malerischsten Radstrecken Österreichs: des Donauradwegs. Er erkundet dabei die kulinarische Vielfalt der Route und entdeckt regionale Spezialitäten.

Schotti to go

„Der Donauradweg für Genießer“ – Florian Holzer. Styria

ISBN: 978-3-222-13732-7

„Ich wollte ein Buch über ein Land schreiben, es wurde eines über Menschen.“ Für Reisephilosoph Michael Schottenberg heißt es einmal mehr, Unbekanntes zu „erfahren“. Er braust auf seiner roten Vespa durch Oberösterreich. Ein Buch voller Reiselust und Lebensweisheit.

„Oberösterreich für Entdecker“ – Michael Schottenberg. Amalthea

ISBN: 978-3-99050-265-5

Stadtgeschichte für die Kleinsten Hatte Mozart Haustiere? Wann wurde zum ersten Mal der Rupertikirtag gefeiert? Was hat es mit den Stierwaschern auf sich? In Salzburg gibt es viel Spannendes zu entdecken. Ein Buch voll Geschichte, interessanten Facts und Ausflugssammlung.

„Salzburg für Kinder“Sandra Klammer, Jill Goritschnig. Anton Pustet

ISBN: 978-3-7025-1109-8

Der etwas andere Südtirol-Reiseführer Mit frischem und manchmal etwas schrägem Blick wird Südtirol erkundet. Es werden überraschende Geschichten erzählt. Etwa über eine halbe Brücke und warum jener, der sie sich ausgedacht hat, ganze Arbeit geleistet hat.

„Oh! Südtirol“ – Martin Hanni. Folio

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Kelch der Götter Carlsen € 16,50

6 3 MAGNUS MYST Das kleine Böse Buch, Bd. 1 Ueberreuter Verlag, Kinder- und Jugendbuch € 14,40

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Sachbuch Hardcover

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Carl Ueberreuter Verlag € 25,00

3 2 SABINE KUEGLER Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind

Westend € 24,70

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7 5 JOHANNES HUBER

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Zeitreise auf Schallwellen

Seit hundert Jahren bringt das Radio die Welt in unser Wohnzimmer. Es ist Zeit für eine Hommage auf ein (pop-)kulturell und politisch unverzichtbares Kultobjekt. Wolfgang Kos erzählt davon als Kulturhistoriker, begeisterter Hörer und legendärer Radiogestalter.

„Das Radio“ – Wolfgang Kos. Residenz

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Der letzte Wildfluss der Alpen

Der Tagliamento ist das Rückgrat Friauls: Ungezähmt, in betörendem TürkisBlau, eingerahmt von Schotterbänken und durchbrochen von kleinen Inseln fließt er durch alte Kulturlandschaften von den Alpen zur Adria. Eine persönliche Entdeckungsreise.

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33 Tage an der Donau entlang Othmar Pruckner kennt sie von Anfang bis zum Ende: die Donau. 33 Tage fuhr er mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer. Im Mittelpunkt dieser Reisereportage stehen seine Erlebnisse, Eindrücke und Begegnungen auf der 2.200 Kilometer langen Fahrt.

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Kulinarische Reise in der Wohnung

„Gärtnern? Wäre schön, aber ich hab’ keinen Garten …“ Wetten, dass du doch einen hast? Bühne frei für den kleinsten Garten der Welt, auch bekannt als: Fensterbrett. Mit ein paar Pflanztöpfen, Erde und Saatgut bist du startklar.

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Ewigkeit Edition A € 26,00 8 NEU STEFAN MAIWALD Die Spaghetti-vongole-Tagebücher Styria Verlag € 25,00 9 6 DAVID GOGGINS Can’t Hurt Me Riva € 22,70 10 15 MONIKA GRUBER, ANDREAS HOCK Willkommen im falschen Film Piper € 22,70 Sachbuch E-Book 1 NEU ROBERT PALFRADER Ein paar Leben später Ueberreuter Sachbuch € 16,99 2 WE ISABEL HAIDER-STRUTZ Anatomie – Biologie – Physiologie Facultas € 34,99 3 1 SABINE KUEGLER Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind Westend € 18,99 4 7 DIRK STERMANN „Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann morgen.“ Rowohlt € 19,99 5 3 SLAVEN STEKOVIC Jung bleiben, alt werden Ueberreuter Sachbuch € 18,99 6 2 SABINE KUEGLER Dschungelkind Droemer eBook € 9,99 7 12 DR. MED. SHEILA DE LIZ Woman on Fire Rowohlt e-Book € 12,99 8 6 JAMES CLEAR Die 1 %-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung Goldmann € 11,99
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Die
der
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SHEILA DE LIZ Woman on Fire Rowohlt TB € 16,50
JOHN STRELECKY Das Café am Rande der Welt dtv Verlagsgesellschaft € 9,20 4
JESSIE INCHAUSPÉ Der

Preis dem

Lobgesang

Für seine Bücher ist Heinz Janisch gerade mit einem der renommiertesten Literaturpreise der Welt ausgezeichnet worden. Und in Österreich mit dem Christine-Nöstlinger-Preis. Viel wichtiger aber: Seine Bücher gelten Kindern. Ja, Erwachsenen auch

Heinz Janisch ist 1960 in Güssing im Burgenland geboren, studierte Germanistik und Publizistik und lebt heute in Wien und im Burgenland. Er veröffentlichte zahlreiche Erzählungen, Gedichte und Bilderbücher. Heuer erhielt er den Christine-Nöstlinger-Preis und den HansChristian-Andersen-Preis, die wichtigste Auszeichnung für Kinderbuchautor:innen und -illustrator:innen weltweit.

Herr Janisch – wie spreche ich Sie an, als Kinderbuchautor oder als Radiojournalist?

Heinz Janisch – Ich habe Germanistik und Publizistik studiert und wollte eine Dissertation über Ilse Aichinger schreiben. Als sie nicht und nicht fertig wurde, sagte ich zum betreuenden Professor Wendelin SchmidtDengler, ich sei jetzt beim Radio. Neben dem Studium habe ich immer wieder für Zeitungen gearbeitet, unter anderem beim Verlag Sankt Gabriel für die Kinderzeitschrift Weite Welt. So bin ich in die Kinderbuchwelt hineingerutscht. Damals hatte ich auch bei der Ö3-Sendung „ZickZack“ begonnen, 1984 fing ich mit der Porträtreihe „Menschenbilder“ auf Ö1 an. Tagsüber machte ich Radio, in der Nacht setzte ich mich mit einem Lamperl hin und dachte: Ha, ein frisches Blatt, eine neue Seite! Der Großteil meiner Bücher entstand nachts. Ich war gern Journalist und

habe gern meine eigenen Geschichten geschrieben. Jetzt mache ich eine Mischung: Ich habe die Lebensgeschichten des Bauern, Schriftstellers und Sozialrevolutionärs Franz Michael Felder aus dem Bregenzerwald und des bekanntesten dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen nacherzählt.

Und das nächste Buch wird „Ich, Heinz Janisch, Kinderbuchautor“?

Janisch – Ich wüsste nicht, was ich da schreiben sollte! (lacht) Ich wollte auch bei den „Menschenbildern“ selber nie interviewt werden. Als ich in den Vorruhestand trat, wollte

„Ich sehne mich danach, dass meine Texte Erwachsene wie Kinder ansprechen, Achtjährige ebenso wie Achtzigjährige“
Heinz Janisch

man mich interviewen. Ich habe abgelehnt, mein Part ist der des Zuschauers, des Fragers.

Das Burgenland ist ein wichtiger Bezugspunkt in Ihrem Schreiben. Janisch – Meist bin ich jetzt drei Tage in Wien und vier Tage im Burgenland zum Schreiben. Meine Tochter geht in Wien zur Schule, meine Frau hat im vierten Bezirk ihre Praxis. Das Burgenland ist mein Untergrund. Ich habe über die Gerüche der Kindheit geschrieben, Lobreden auf die Dinge dort verfasst. Nach dem Tod meiner Großeltern habe ich mich in ihr Haus gesetzt und ihre Dinge angeschaut: einen Bottich, einen Krug, ein Kopftuch. Ich habe bemerkt, wie wichtig sie mir als Erinnerungen sind. Das Burgenland war für mich lange Zeit eine Ferienlandschaft, denn als mein Vater als Zöllner ans Zollamt Wien kam, übersiedelten wir in die Nähe von Schwechat. Zu Ostern aber, zu Weihnachten und den ganzen Sommer über war ich bei den Großeltern in Deutsch Bieling, einem winzigen Dorf bei Güssing. Ich hatte dort alle Freiheiten. Die Großeltern versorgten mich in der Früh, danach war ich den ganzen Tag frei. Wenn ich hungrig wurde, ging ich in irgendein Haus und bekam Schmalzbrot. Eine Traumlandschaft war dieses Burgenland, mit Baumhausbauen und Indianerspielen. Als ich später meiner

anzeiger / 28 »
Interview: Erich Klein Fotos : Nini Tschavoll
– Selbstredend –

Leser:innen jeden Alters dürfen sich auf zahlreiche weitere Werke von Heinz Janisch freuen. „Ich kritzle vor mich hin und mache eins nach dem anderen“, sagt der Autor

anzeiger / 29
„Preise tun seelisch gut, sind seelischer Rückenwind. Solche Wertschätzung bestärkt auch die Verlage, die sich in der Folge mehr trauen und mehr ausprobieren“
Heinz Janisch

immer wieder, weil ich das Gefühl habe, die Kinder sollen merken, was da drinnen steckt. Ich will die Wertschätzung dafür wecken. Das ist was Besonderes. Also ich bin froh, wenn Grenzen aufgebrochen werden. Weil ich schöne Bücher liebe, bin ich zur Edition Thurnhof in Horn gegangen, wo ich fünf, sechs Bücher gemacht habe. Und zur Bibliothek der Provinz, weil die ein bisschen anders denken und anders funktionieren. Mir war schon klar, dass ich mich mit meiner Lyrik und mit meinen kurzen Prosageschichten eher in einer Nische befinde. Ich sehe Kinderliteratur immer doppelt wertvoll: Ich mag Kinder, und ich mag Literatur. Ich habe für die Kinderbücher sehr viel Wertschätzung bekommen und weiß, wo ich hingehöre.

» Janisch – Wer für Kinder schreibt, ist neugierig darauf, wie Kinder reagieren. Ich habe rasch bemerkt, wie sehr mich selbst die direkte Art von Kindern freut. Sie stellen Fragen wie: Warum schaust du müde aus? Warum hast du die Geschichte geschrieben?

Frau die Orte meiner Kindheit zeigte, war sie vom Südburgenland dermaßen begeistert, dass wir uns ein Haus suchten. Seit 25 Jahren sind wir in diesem hundert Jahre alten, von uns umgebauten Haus. Aus dem Kuhstall wurde ein Wohnzimmer, aus dem Holzstadel mein Arbeitszimmer.

Ihre Lobgesänge auf Dinge sind gleichermaßen Erwachsenenliteratur wie kindertauglich.

Janisch – Das versuche ich meistens, lese Kindertexte bei Lesungen für Erwachsene und umgekehrt, weil ich mich danach sehne, dass meine Texte Erwachsene wie Kinder ansprechen, Achtjährige ebenso wie Achtzigjährige. Ich habe meine Lobreden mit Schulkindern gelesen, sie haben dann, davon angeregt, über ein Freundschaftsband geschrieben oder über den Ring vom Opa oder den Hut des Nachbarn. Es funktioniert also. Meine Sehnsucht war immer schon, dass sich all das ein wenig vermischt.

Wann wurde Ihnen klar, dass es sehr wichtig ist, engen Kontakt zu Kindern herzustellen?

Sie sind sehr ehrlich, das gefällt mir. In den nächsten Wochen bin ich 14 Tage auf Lesereise kreuz und quer durch Tirol und Salzburg. Den Kindern ist auch egal, dass ich beim ORF bin oder sonst irgendwer. Es geht um das Gespräch: Ich zeige ein Buch über einen Drachen, und ein Bub sagt: „Ich habe einen roten Traktor.“ Ich habe etwas Tolles, er hat etwas Tolles, und alles zusammen hat Sinn. Ich finde diese Begegnungen sehr schön.

Wie finden Sie die Unterscheidung zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur? Janisch – Sie ist zumindest künstlich. Es gibt natürlich Texte, bei denen man denkt, das passt nicht für Kinder, aber man darf Kinder auch nicht unterschätzen. Weder in Wort noch im Bild. Ich liebe besondere Bilderbücher, und höre oft: Das ist sehr anspruchsvoll, das ist zu dunkel. Ich probiere es dennoch

Der Nöstlinger-Preis und jetzt zur Krönung der Andersen-Preis … Janisch – Preise tun seelisch gut, sind seelischer Rückenwind. Die Verkaufszahlen meiner Bücher sind nicht riesig, sie sind zu speziell. Solche Wertschätzung bestärkt auch die Verlage, die sich in der Folge mehr trauen und mehr ausprobieren. Meine Bücher gibt es jetzt in fünfundzwanzig Sprachen, was mich freut und beim Andersen-Preis sicher geholfen hat. Alles ist mit den Lizenzen sehr international geworden, so gesehen waren die Preise immer unterstützend. Abgesehen vom Preisgeld, diese Wertschätzung, wenn eine Jury viele Bücher anschaut und deines als etwas Besonderes wahrnimmt, ist schon toll.

Wie ist das Gefühl eines burgenländischen Autors, der ins Chinesische oder in Farsi übersetzt wird?

Janisch – Es ist ein großes Abenteuer. Es gab eine Zeit, da wurde ich eingeladen: zweimal zur Buchmesse in Peking. Dort habe ich mit Deutschstudierenden gearbeitet. Ich war in Moskau, Kolumbien und Venezuela, eine Zeit lang richtig viel unterwegs, auch auf einem Kongress in Kolumbien. Ein großes Abenteuer, man lernt tolle Leute kennen, woraus dann neue Projekte entstehen.

Wie haben die Kinder reagiert?

Janisch – In einem meiner Bücher mit dem Titel „Es gibt so Tage“ erfindet ein Mädchen seine Tage. Mit diesem Buch war ich in Teheran. Es ist schön zu sehen, dass eine simple Idee überall funktioniert. Ein Mädchen schrieb dann: Es gibt so Tage, da fliegen alle Vögel aus den Käfigen. Im Iran ist das eine besondere Aussage. In Peking haben Kinder geschrieben, dass alles Geld voller Wüstenstaub ist.

anzeiger / 30 – Selbstredend –

Gab es für die Kinderbücher Vorbilder? Janisch – Es gab Leseerfahrungen und Prägungen. Die Gedichte von Josef Guggenmos haben mich als Kind so sehr fasziniert, dass ich sie auswendig gelernt habe. James Krüss beeindruckte mich vom Rhythmus her. „Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren hat mich unfassbar berührt. Es war sehr schön, später einmal mit ihr für ein Ö1-„Menschenbild“ in jenem Park zu stehen, wo sie die Geschichte geschrieben hat. Meine Tochter heißt Lilly Mira als Gruß an Mira Lobe. Sie hat mir immer wieder Tipps gegeben, so auch die Runde um Käthe Recheis und Friedl Hofbauer. Sie hatten einen Jour fixe mit Kaffee und Kuchen, zu dem sie Junge wie Georg Bydlinski, mich und einige andere einluden. Da wurde dann immer hart, aber ehrlich kritisiert. Da konnte man schon hören: Die erste Zeile gefällt mir, den Rest wirfst du weg! Das war ziemlich heilsam.

Das war schon moderne Kinderliteratur. Wie sieht Ihr Verhältnis zu klassischen Märchen aus?

Janisch – Ich bin mit Märchen aufgewachsen und habe Regale voller Märchen aus aller Welt zuhause. Ich habe auch viele Märchen neu erzählt und erzähle den Kindern immer, dass mich die Märchen zum Schreiben gebracht haben. Märchen hören oft mit dem Satz „Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute“ auf. Das hat mich als Kind sehr beschäftigt. Was machen sie heute? Das Buch ist aus, wie geht die Geschichte weiter? Ich begann dann die Geschichten, wie es weiterging, selbst zu schreiben: Sie fliegen nach der Hochzeit mit einem Hubschrauber, machen eine Weltreise, essen Pizza oder Salami und dergleichen. Mein Vater hat diese Geschichten abgetippt und an Kinderzeitschriften geschickt. Die haben das sogar gedruckt – eine erste Wertschätzung. Meine Geschichte, und darunter steht: „Heinz, acht Jahre alt“. Da willst du nicht mehr Fußballprofi werden, sondern Schriftsteller. Ein guter Einstieg. Märchen begleiten mich bis heute; ich erzähle jetzt nur anders, schräger und neu.

Was sagen Sie zu Gewalt in den Märchen und zu all den Diskussionen, die heute vom Standpunkt der politischen Korrektheit über Märchen geführt werden?

Janisch – Ich denke, man kann das Kindern zumuten, denn eine heile Welt ist ja auch ein falsches Bild, das man künstlich erzeugen will: von perfekten Eltern und einer perfekten Kindheit. Mich hat das nie gestört. Kinder können mit all dem umgehen. Ich habe ein Buch über den Tod meines Großvaters

gemacht, „Rote Wangen“. Die Verlage waren skeptisch und einige Lehrende sagten: Ach, das ist ja ein Buch über das Sterben. Bei der Lesung sind Kinder aufgestanden und haben gesagt: Meine Oma ist gestorben, meine Katze ist überfahren worden. Kinder erleben solche Dinge, sie leben unter keinem Glassturz. So habe ich das Gefühl, man darf das machen. Die Nöstlinger hat es geschafft, Geschichten grundsätzlich zu „entsüßen“. Es ging dann nicht mehr um Prinzen, sondern um Buben aus dem Gemeindebau. Sie hat von Wirklichkeiten erzählt, die aber trotzdem toll sind, weil sich jemand verliebt oder Freunde findet.

Die diversen „Neger“ und „Negerkönige“ würden Sie stehen lassen?

Janisch – Ja, weil es ein Zeitdokument ist, und ich würde es mit einer Anmerkung erklären. Ich würde auch Dialektwörter lassen. Die Nöstlinger hat bei ihrem deutschen Verlag durchgesetzt, dass am Ende eines Buches ein Glossar steht, in dem die Wörter erklärt werden. Das wäre auch mein Weg. Ich würde auch „die Neger“ lassen und erklären. Ich finde es ein bisschen anmaßend von unserer heutigen Sicht, solche Ausdrücke zu eliminieren und in die Literatur reinzufahren. Das ist nicht mein Zugang!

Ein umstrittener Titel lautet „Kinder brauchen Märchen“. Brauchen Kinder Märchen?

Janisch – Ich glaube ja, weil Märchen immer die Möglichkeitsform in sich tragen. Du gehst um die Ecke und wirst verwandelt. Es ist immer alles möglich. Ich verstehe auch, warum viele Therapeutinnen wie Verena Kast mit Märchen arbeiten. Jeder will ja verwandelt werden. Du bist eine Magd und wirst eine Prinzessin. Du bist der Knecht und wirst zum Prinzen. Es ist möglich. Du musst nur den richtigen Weg oder das richtige Zauberwort finden. Oder die Zauberpflanzen. Das Bewusstsein zu erzeugen, dass vieles möglich ist – glaube daran, und geh deinen Weg –, das finde ich spannend. Märchen machen genau das.

Wie haben Sie den Weg zum Lesen gefunden? Janisch – Mein Papa hat gern gelesen, das brachte auch mich zum Lesen. Ich habe mir gedacht, wenn mein Papa, müde nach der Arbeit, noch eine Stunde lang in einem Buch liest, muss das etwas Besonderes sein. Dann will ich auch lesen. Er hat Anzengruber und Stifter aus der Pfarrbücherei geliehen und gelesen. Ich habe mir dann auch Bücher aus der Pfarrbücherei geholt – alles, was es »

Kontinent Kinderbuch

Karin Haller

Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Quiet luxury

Jubel! Die österreichische Kinderliteratur hat den HansChristian-Andersen-Award nach Hause geholt. Also eigentlich ein Autor: Heinz Janisch. Seit seinem Debüt im Jahr 1989 zählt er zu den prägenden Künstlern für junges Publikum, mit 180 vielfach ausgezeichneten Büchern sowohl quantitativ als auch qualitativ. Er gilt als Meister der kleinen Form, ist für seine Poesie wie seine Fantasie berühmt. Und nun also der Andersen-Preis, verliehen von IBBY („International Board on Books for Young People“), einer 84 Länder umfassenden NGO. Heinz Janisch konnte sich auf der Shortlist gegen Autoren wie Bart Moeyaert oder Edward van de Vendel durchsetzen. Das ist nicht nichts. Das hat in der Kategorie „Author“ erst eine vor ihm geschafft, Christine Nöstlinger vor genau vierzig Jahren (Lisbeth Zwerger war die zweite heimische HCA-Preisträgerin, 1990 in der Kategorie „Illustrator“). Dass Janisch

Ende April auch den ChristineNöstlinger-Preis bekam, fällt wohl unter „Kreisschließung“ oder: Wenn’s läuft, läuft’s. Was alle genannten Kunstschaffenden eint, sind Bücher, die in eher leiseren Tönen geschrieben sind. Quiet luxury für junge Leser:innen gewissermaßen. Wie schön, wenn auch das mal so richtig Erfolg hat.

anzeiger / 31
FOTO: PRIVAT

dort gab. Vor allem Karl May natürlich. Mein Vater hatte auch ein DonaulandAbonnement, mit dem man jeden Monat ein Buch bekam. Es gab da einmal eine ganze Serie an Märchenbüchern. Ich habe später selbst viele Anthologien gemacht: „Die kluge Katze“, Katzenmärchen aus aller Welt, oder „Von Tieren und Zauberdingen“, Zauber-

Bücher von Heinz Janisch

Heinz Janisch, Stefanie Pichler:

Bleib noch eine Weile

Tyrolia Verlag 2023, ISBN: 978-3-70224148-3

Eine Sammlung kurzer Vor- und Selbstlesegeschichten zum Innehalten, Nachdenken und Träumen: Wie leise muss es sein, wenn die Stille im Autobus mit in die Stadt fährt? Wie verabschiedet man sich von einem alten Haus – auch wenn es nur für ein paar Stunden ist? Und wie gesteht man als kleine Elfe einem Riesen, dass man ihn liebt? 77 Kurz- und Kürzestgeschichten rund um einen kleinen und einen großen Riesen, einen Kater und viele weitere liebenswerte Figuren.

„Ich höre oft: Das ist sehr anspruchsvoll, das ist zu dunkel. Ich probiere es dennoch immer wieder, weil ich das Gefühl habe, die Kinder sollen merken, was da drinnen steckt“
Heinz Janisch

märchen. Ich habe Märchen von mutigen Mädchen und Märchen von mutigen Jungs gemacht. Es gibt Märchen über Freundschaft, über Liebe – insgesamt waren es sieben, acht Märchen-Anthologien.

Das schrecklichste und das schönste Buch Ihrer Kindheit?

Heinz Janisch, Sophie Weinmann:

Ich war ein unruhiger Kopf. Aus dem Leben des Franz Michael Felder

Nordsüd Verlag 2023,

ISBN: 978-3-314-106774

Die Geschichte des Franz Michael Felder –Bauer, Schriftsteller, Sozialreformer – in einer Graphic Novel nacherzählt; samt Schicksalsschlägen, unbändiger Liebe zur Natur und Literatur. Franz Michael Felder war einer der eigenwilligsten (und außerhalb von Vorarlberg leider bislang noch immer zu wenig bekannten) österreichischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts.

Janisch – „Zwerg Nase“ von Wilhelm Hauff. Der hilft einer Frau, bekommt eine Suppe, wird verzaubert und bekommt eine hässliche Nase. Es hat mir wahnsinnige Angst macht, dass ich vielleicht irgendwo die falsche Suppe bekommen könnte oder irgendwas falsch gemacht habe. Und dann kommt er heim und wird von den Eltern nicht mehr erkannt.

Ein furchtbarer Moment für ein Kind: Du kommst heim, und keiner kennt dich. Bei „Zwerg Nase“ habe ich mich sehr gefürchtet. Ein Buch, das ich sehr geliebt habe, war „Red Boy“ von Käthe Recheis. Ich trug das Buch viele Jahre mit mir herum. Da wird ein weißer Junge von einem Indianerstamm aufgezogen und allmählich selbst zum Indianer. Quasi ein Harry-Potter-Prinzip. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich ließ meine Haare lang wachsen und wollte auch Indianer sein. Aber „Indianer“ darf man vermutlich heute auch nicht mehr sagen.

Welche Pläne haben Sie?

Janisch – Es kommen neue Bilderbücher, ein neuer Lyrikband für Kinder und ein neuer Lyrikband für Erwachsene. Es ist genau so, wie ich es immer gemacht habe: Ich kritzle vor mich hin und mache eins nach dem anderen.

Und Ihre Lieblingsbuchhandlung?

Janisch – Bei mir um die Ecke ist Planet Buch, eine kleine Buchhandlung. Dort mache ich all meine Buchbestellungen, weil ich sie gern unterstütze.

Heinz Janisch, Michael Roher:

Schneelöwe

Tyrolia Verlag 2022,

ISBN: 978-3-70224076-9

„Ich bin ein weißer Schneelöwe“, verkündet der Ich-Erzähler stolz und selbstbewusst. Er bewegt sich geschmeidig durch die Welt und lässt Unrecht nicht stehen.

Erzähler Heinz Janisch outet sich bescheiden als Katze, manchmal höre er seine Seele schnurren. Und Illustrator Michael Roher, nur mit einem blauen Kugelschreiber ausgerüstet, bekennt: „In meinem Inneren bin ich manchmal ein vegetarischer Luchs.“

Und welches Tier steckt in dir, liebe Leserin?

anzeiger / 32 – Selbstredend –
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– Kurz vor Schluss –Gastkommentar

Abenteuerlust zwischen Buchdeckeln

Die Entwicklung der Reiseliteratur in Österreich: Themen, Trends und ein Rückblick auf die letzten Jahre

Immer wieder nehme ich meinen Marokko-Reiseführer in die Hand. Ich war noch nie dort, aber kann mir den Markt in Marrakesch oder die Schafherden im hohen Atlas gut vorstellen. Jede Reise fängt bei mir, wie bei vielen, vor dem Reiseregal meiner Lieblingsbuchhandlung an. Hier entdecken meine Frau und ich neue Reiseziele, lernen die Destinationen kennen, vergleichen die Fotos und erstellen eine erste, grobe Reiseplanung.

Reiseverlage und Reisebuchhandlungen haben gelernt, flexibel zu sein. Zu Beginn der Coronakrise war die Branche in der Doppelmühle aus geschlossenen Buchhandlungen und ausbleibenden Reisen besonders stark betroffen. Dann haben die Österreicher:innen und auch der Rest der Welt ihre eigene nähere Umgebung entdeckt und die Bestände an Wanderkarten, Wander- und Fahrradbüchern leergefegt, nur um – sobald es wieder möglich war –

die Reisefreiheit von Neuem zu genießen. Ein Buch-Highlight dieser Zeit ist das Buch „Bergführer Hamburg – 80 Touren und 89 Gipfel“.

Aktuell beobachten wir zwei Trends: Regionale Titel kehren zurück, und Themen wie Wandern und Baden, Klettersteige, Segeln und das nahe Ausland verkaufen sich gut. Ein Highlight bei freytag & berndt ist „888 Häfen und Buchten in der Adria“.

Ein zweiter Trend sind Individualreiseführer für Reisende, die sich für ein Land Zeit nehmen, Menschen und Kultur kennenlernen und dem Massentourismus entkommen wollen. Mit Reise Know-how, Michael Müller, Trescher, Iwanowski, Loose usw. haben sich hier viele Verlage neben dem Klassiker Lonely Planet platziert.

Im Markt sehen wir die Suche nach einer Identität der Karten und Führer neben dem Internet. Wie weit bleiben Angaben zu Adressen und Öffnungszeiten relevant?

„Aktuell beobachten wir zwei Trends: Regionale Titel kehren zurück, und Themen wie Wandern und Baden, Klettersteige, Segeln und das nahe Ausland verkaufen sich gut“

Wie weit können die gedruckten Angebote durch Apps, wie beim Rother Bergverlag oder bei Michael Müller, ergänzt werden? Steigt die Nachfrage nach Emotion, wie bei den „Glücksorten“, nach Checklisten, wie bei den „1000 Places“, oder bleibt die sachliche Information?

Wo geht die Reise hin? Bei mir hoffentlich bald nach Marokko. Und im Buchhandel zu einer noch größeren Bandbreite an Titeln und Verlagen, die die breite Nachfrage, das weltweite Reiseinteresse und das Bedürfnis nach Orientierung der Leser:innen gut abdeckt und als stabiler Baustein einen stabilen Umsatzbeitrag zu zukunftsfähigen Buchhandlungen leistet.

ILLUSTRATION: GEORG FEIERFEIL, FOTO: STEPHAN DOLESCHAL
Carl Rauch ist Geschäftsführer von freytag & berndt
anzeiger / 33
Text: Carl Rauch

MITTWOCH, 1. 5.

Veranstaltungen Mai 2024

„Katalog der Vögel“: Pierre-Laurent Aimard (Klavier), Birigit Minichmayr (Festspielhaus St. Pölten, Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, 12:00)

DONNERSTAG, 2. 5.

Literaturfrühstück: Manfred Müller: „Es ist alles in den besten Anfängen “(Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 10:30)

Michael Köhlmeier & Konrad Paul Liessmann: „Zynismus als moralische Qualität“ (Kunsthistorisches Museum, Burgring 5, 1010 Wien, 19:00)

Solmaz Khorsand: „Untertan. Von braven und rebellischen Lemmingen“ o*books, Bruno-Marek-Allee 24, 1020 Wien, 19:30

FREITAG, 3. 5.

Jugendschreibwerkstatt mit Petra Piuk (Literaturhaus Mattersburg, Wulkalände 2, 7210 Mattersburg, 16:00)

Tara C. Meister: „Proben“(Buchhandlung Orlando, Liechtensteinstraße 17, 1090 Wien, 19:00)

Archive des Schreibens – Autor*innen Portraits (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

Elias Hirschl: „Content “(Röda Steyr, Gaswerkgasse 2, 4400 Steyr, 19:30):

Frühlingsfest der Verlage Wieser & Drava: (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

Imma mit die Ruhe! Lesung mit Musik (Kulturverein Bahnhof Andelsbuch, Hof 347, 6866 Andelsbuch, 20:00)

Donaudichten Tulln (Kunstwerkstatt Tulln, Albrechtsgasse 18, 3430 Tulln an der Donau, 20:00)

SONNTAG, 5. 5.

Christophe Boltanski: „Das Versteck. Die Leben des Jacob“ (Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 10:00)

MONTAG, 6. 5.

Buch13 – Frühlingsgefühle und Freirede (Eboard-Museum, Florian-Gröger-Straße 20, 9020 Klagenfurt, 19:00)

DIENSTAG, 7. 5.

Ende der Zeitzeugenschaft?

(Jüdisches Museum Hohenems, Schweizer Straße 5, 6845 Hohenems, 19:00)

Hans Platzgumer: „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“ (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

Gerhard Rühm: „ich suche blumen im benzin“ (Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 1020 Wien, 19:00)

T-Café: Matthias Gruber: „Die Einsamkeit der ersten ihrer Art“ (Vorarlberger Landestheater, Seestraße 2, 6900 Bregenz, 19:30)

Astrid Miglar: „Blutrotes Weimar“ (Akku Steyr, Färbergasse 5, 4400 Steyr, 20:00)

Luca Mael Milsch liest am 11. Mai aus dem bei Haymon erschienenen Debütroman „Sieben Sekunden Luft“

MITTWOCH, 8. 5.

Blätterwirbel Spezial (Festivalzentrum Tangente St. Pölten, Linzer Straße 16 und 18, 3100 St. Pölten, 19:00)

Stefanie Sargnagel: „Iowa“ (Gartenbaukino, Parkring 12, 1010 Wien, 19:30)

DONNERSTAG, 9. 5.

Dirk Stermann: „Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann morgen“ (Hotel Entners am See, Pertisau Seepromenade 17–19, 6213 Eben am Achensee, 19:30)

Stefanie Sargnagel & Christiane Rösinger: „Iowa“ (Posthof Linz, Posthofstraße 43, 4020 Linz, 20:00)

FREITAG, 10. 5.

Sophia Lunra Schnack: „feuchtes Holz“ (Posthotel Achenkirch, Achenkirch 382, 6215 Achenkirch, 14:30)

„Best of Thomas Bernhard“: Lesung am Schiff mit Bernhard Aichner & Thomas Raab (Schiffsanlegestelle Pertisau, Pertisau , 6212 Eben am Achensee, 15:30)

Großes Lesefest: Eröffnung: Poesie – Automaten Ausseerland (Woferlstall, Bad Mitterndorf , 8983 Bad Mitterndorf, 17:00)

Stefanie Sargnagel: „Iowa“ ( ARGE kultur Salzburg, Ulrike-Gschwandtner-Straße 5, 5020 Salzburg, 20:00)

SAMSTAG, 11. 5.

Lesung am Berg mit Caroline Wahl „Windstärke 17“ (Rofanseilbahn Talstation, Achenseestraße 10, 6212 Eben am Achensee, 11:00)

Luca Mael Milsch: Debütlesung (Seehotel Einwaller, 6212 Eben am Achensee, 15:00)

Elias Hirschl: „Content“ (Altes Widum, Achenkirch , 6215 Achenkirch, 18:00)

SONNTAG, 12. 5.

Krimiwanderung mit Claudia Rossbacher am Dien-Mut-Weg (Parkplatz Beginn Dien-Mut-Weg, Pertisau , 6212 Eben am Achensee, 10:00)

MONTAG, 13. 5.

Valerie Fritsch: „Zitronen“/Christina Wessely: „Liebesmühe“ (Café Central, Hauptplatz 19, 2500 Baden, 19:00)

Identität und Anderssein in der Graphic Novel: Clemens J. Setz liest aus „Unique“ & Eric Schwarz liest aus „Ein bisschen Freiheit“ (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00

Eva Schörkhuber: „Die wunderbare Insel. Nachdenken über den Tod“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

DIENSTAG, 14. 5.

Identität und Anderssein in der Graphic Novel: Clemens J. Setz liest aus „Unique“ & Eric Schwarz liest aus „Ein bisschen Freiheit“ (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 11:00)

Valerie Fritsch: „Zitronen“ & Christine Vescoli „Mutternichts“ (Literaturhaus am Inn, Josef-HirnStraße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00)

Katrin Kohl: Dialogische Dichtkunst – Der Briefwechsel zwischen Erika Mitterer und Rainer Maria Rilke. (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

Christina Wessely: „Liebesmühe“ (Literaturhaus Mattersburg, Wulkalände 2, 7210 Mattersburg, 19:00)

Stefan Franke: „Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren“ (Bibliothek im Zentrum Wr. Neustadt, Schlögelgasse 22-26, 2700 Wiener Neustadt, 19:00)

anzeiger / 34 – Buchtermine –
FOTOS: ANA MARIA SALES PRADO, SELINA SCHOBEL

Am 28. Mai präsentiert Moritz Franz Beichl seinen Roman „Männer“ in Wien

Literarischer Lenz in Centrope (TheaterArche, Münzwardeingasse 2, 1060 Wien, 19:00)

Stefan Kutzenberger & die Teilnehmer:innen der Schreibwerkstatt: Doppelgänger – Begegnung mit sich selbst (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

MITTWOCH, 15. 5.

Walter Schübler: „Vom Essen zwischen den Kriegen“ (Wien Museum Karlsplatz, Karlsplatz 8, 1040 Wien, 18:30)

Nestroy-Collage: „Einen Jux wollen wir Euch machen“ (Bezirksmuseum Leopoldstadt, Karmelitergasse 9, 1020 Wien, 18:30)

Literarischer Lenz in Centrope (TheaterArche, Münzwardeingasse 2, 1060 Wien, 19:00)

Experiment Literatur: Julia Jost & Bodo Hell (Alter Schl8hof Wels, Dragonerstraße 22, 4600 Wels, 19:30)

In memoriam Helena Adler: Erinnerungsabend mit Gespräch, Literatur & Musik (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

Tonio Schachinger: „Echtzeitalter“ (Spielboden Dornbirn, Färbergasse 15, 6850 Dornbirn, 20:00)

DONNERSTAG, 16. 5.

Christine Mittermayr: „Nordkind & Bemwind“ (Kaufmannsmuseum Haslach, Windgasse 17, 4170 Haslach an der Mühl, 17:00)

Bernd Watzka & Helen Zangerle: „Traum eines Chamäleons“ (Nachbarschaftszentrum 22, Rennbahnweg 27/3, Eingang Austerlitzgasse, 1220 Wien, 17:00)

Barbi Marković: „Minihorror“. Lesung im Rahmen der Stefan Zweig Poetikvorlesung: (Edmundsburg, Mönchsberg 2, 5020 Salzburg, 19:00)

Waldviertelfalle (Kaminstube Zlabinger, Waidhofnerstraße 3, 3900 Schwarzenau, 19:00)

Irene Diwiak: „Die allerletzte Kaiserin“ (Konzertcafé Schmid Hansl, Schulgasse 31, 1180 Wien, 19:00)

Martin Grassberger: „Regenerativ“ (Stadtsaal Mistelbach, Franz Josef-Straße 43, 2130 Mistelbach, 19:30)

FREITAG, 17. 5.

Tonio Schachinger: Eröffnung der Literaturtage Steyr (Rathaus Steyr, Stadtplatz 27, 4400 Steyr, 19:00)

Christoph Ransmayr: „Als ich noch unsterblich war – Erzählungen“ (Pfarrkirche Roitham, Pfarrhofstraße 3, 4661 Roitham, 19:00):

Momente der Sehnsucht. Lesungen und Musik mit der Gesellschaft der Lyrikfreunde (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)

67. Welser Poetry Slam (MKH – Medien Kultur Haus Wels, Pollheimerstraße 17, 4600 Wels, 19:30)

Max Goldt liest (Posthof Linz, Posthofstraße 43, 4020 Linz, 20:00)

Toxische Pommes: „Ein schönes Ausländerkind“ (Museum Arbeitswelt Steyr, Wehrgrabengasse 7, 4400 Steyr, 21:00)

SAMSTAG, 18. 5.

Brucknerbriefing mit Bertl Mütter. Matinée Literatur + Musik (Stadtpfarre Steyr, Brucknerplatz 4, 4400 Steyr, 10:30)

Susanne Gregor/Kathrin Peschka/Rhea

Krčmářová (Café Restaurant Rahofer Steyr, Stadtplatz 9, 4400 Steyr, 15:00)

Kathrin Röggla: „Laufendes Verfahren“ (Museum Arbeitswelt Steyr, Wehrgrabengasse 7, 4400 Steyr, 19:00)

Max Goldt liest (Rabenhof, Rabengasse 3, 1030 Wien, 20:00)

DIENSTAG, 21. 5.

Luise Reinhartz & Andrej Peters: „Liebe und Hunger regieren die Welt“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

MITTWOCH, 22. 5.

René Freund: „Wilde Jagd“ (Kleider Bauer Mistelbach, Oberhoferstraße 2-4, 2130 Mistelbach, 18:30)

Anna Kim und Nava Ebrahimi: „Poetiken“ (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

T-Café: Oswald Egger: „Das ganze um und auf“ (Vorarlberger Landestheater, Seestraße 2, 6900 Bregenz, 19:30)

Daniel Kehlmann: „Lichtspiel“ (Landestheater Linz –Schauspielhaus, Promenade 39, 4020 Linz, 19:30)

DONNERSTAG, 23. 5.

Gernot Riedmann: „Ahnentafeln auf Reisen“ (vorarlberg museum, Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz, 19:00)

Ein Abend für Martin Pollack mit Christoph Ransmayr u. v. a.: Martin Pollack – Ein Fest (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

Zoltán Dányi: „Rosenroman“ (Literaturhaus Mattersburg, Wulkalände 2, 7210 Mattersburg, 19:00)

Natascha Strobl/Toxische Pommes/Luca Mael Milsch (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 19:30)

Poetry Duell: Vorarlberg vs. Schweiz (Altes Kino Rankweil, Bahnhofstraße 30, 6830 Rankweil, 19:30)

FREITAG, 24. 5.

Lesepicknick: Birgit Birnbacher, Mariann Bühler, Yael Inokai & Gudrun Seidenauer: „Twinni – Texte zum Teilen“ (Kurgarten, 5020 Salzburg, 16:00)

Helge Faller: „Eine Klasse für sich“ (Kurdirektion, 4820 Bad Ischl, 18:30)

Gekocht mit dunkler Tinte. Hans-Christian Bauer, Verena Grabenhofer, Gudrun Eva Hagen & Diana Kauba (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

Katharina Rogenhofer/Laura Freudenthaler (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 19:30)

SAMSTAG, 25. 5.

Literarischer Spaziergang mit dem Autor: Karl-Markus Gauß: „Mein frühes Salzburg“ (Gärtnerei Aiglhof, Aiglhofstraße 20a, 5020 Salzburg, 14:30)

Zoltán Dányi: „Rosenroman“ (Toihaus – Theater am Mirabellplatz, Franz-Josef-Straße 4, 5020 Salzburg, 19:00)

Tanja Maljartschuk/Amir Gudarzi (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 19:30)

MONTAG, 27. 5.

Theodora Bauer: „Glühen“ (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

DIENSTAG, 28. 5.

Moritz Franz Beichl: „Männer“ (Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 19:00)

Esther Kinsky: „Weiter sehen“. Film, Lesung & Gespräch (Das Kino – Salzburger Filmkulturzentrum, Giselakai 11, 5020 Salzburg, 19:00)

Barbi Marković: Minihorror (OKH – Offenes Kulturhaus Vöcklabruck, Hans Hatschek-Straße 24, 4840 Vöcklabruck, 19:00)

Werk.Gänge – Natascha Gangl (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

Rudi Anschober: „Wie wir uns die Zukunft zurückh olen“ (Arkadensaal Langenlois, Rudolfstraße 1, 3550 Langenlois, 19:30)

MITTWOCH, 29. 5.

Hans Platzgumer: „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“. Lesung & Kafka-Film-Premiere (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

FREITAG, 31. 5.

Mitglieder der Salzburger Autor:innengruppe: Freiheit (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30))

anzeiger / 35

Zsolnay-Lesefest

Samstag, 8. Juni 2024, im Belvedere 21

100 Jahre Zsolnay – Anlass, einerseits zurückzuschauen in die wechselvolle Geschichte unseres Verlages und andererseits die Gegenwart in den Blick zu nehmen. Beide sind mit dem Wohl und dem Wehe Österreichs und vor allem der Stadt Wien untrennbar verbunden. Eine Verbindung, die wir mit der Österreichischen Galerie Belvedere teilen; mit ihr gemeinsam laden wir zu einem Lesefest im Belvedere 21. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Matinee: 100 Jahre Zsolnay

Herbert Ohrlinger im Gespräch mit Georg Renöckl

Lesung: Stefanie Dvorak und Philipp Hauß 11:00 – 12:00 Uhr, Pavillon

Workshop: Buchbinden (ab 3 Jahre)

11:00 – 17:30 Uhr, Studio 21

Lesung: Dominik Barta, »Tür an Tür«

11:30 – 12:00 Uhr, Lucy Bar

Philosophieren im Garten: Isolde Charim, Lisz Hirn, Konrad Paul Liessmann und Franz Schuh

12:00 – 13:00 Uhr, Skulpturengarten

Filmvorführung: Gut gegen Nordwind

12:00 – 14:00 Uhr, Blickle Kino

Armin Thurnher:

Mein Leben als Klavier. Instrumentierte Lesung

12:30 – 13:00 Uhr, Foyer

Diskussion: Was bleibt?

Mircea Cărtărescu im Gespräch mit Philipp Blom

13:00 – 14:00 Uhr, Pavillon

Lesung: Judith W. Taschler, »Über Carl reden wir morgen«

13:30 – 14:00 Uhr, Lucy Bar

Lesung und Gespräch: Birgit Birnbacher und Paulus Hochgatterer

Moderation: Katja Gasser

14:00 – 15:00 Uhr, Skulpturengarten

Der Maler Franzobel

14:30 – 15:30 Uhr, Lucy Bar

Diskussion: Bahnhof Europa. Karl-Markus Gauß, Paul Lendvai, Helene Maimann und Martin Pollack

Moderation: Miriam Beller und Paul Krisai

14:30 – 15:30 Uhr, Blickle Kino

Diskussion: »Sagt doch mal ihr«. Florian Klenk und Florian Scheuba fragen Melisa Erkurt und Toxische Pommes

15:00 – 16:00 Uhr, Pavillon

Lesung: Daniel Glattauer, »Die spürst du nicht«

16:00 – 16:30 Uhr, Lucy Bar

Filmvorführung: Der dritte Mann (1949)

16:00 – 17:30 Uhr, Blickle Kino

Lesung und Musik: Elias Hirschl liest aus »Content« und spielt mit seiner Band Ein Gespenst

17:00 – 18:00 Uhr, Skulpturengarten

Mehr unter zsolnaylesefest.at

© H. Corn, M. Gruber, L. Hilzensauer, D. Novotny, I. Prader, A. Rastegar, H. Corn, M. Werner (Tsui) (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Armin_Thurnher_(Die_öffentliche_bessere_Medienenquete,_Wien_2018)_c.jpg, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode), L. Hilzensauer, P. Hassiepen, M. Noi, S. Cain, H. Corn, I. Pertramer, J. Haimburger, K. Kaindl, H. Corn, J. Stix, GS FILM, P. Wack, C. Mavrič, C. Heredia, V. Pilipović, M. Al-Ani, L. Hilzensauer, P. Weixelbraun

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