Das Magazin für die österreichische Buchbranche
anzeiger
Der Markt in Zahlen: Informationen zu Umsatz und Absatz
KI kann schon lügen
KI entwickelt sich rasant, Regulierungen sind unklar. Die Buchbranche muss handeln. Und das tut sie auch
Eva Menasse im Interview
Eva Menasse hatte nie geplant, Schriftstellerin zu werden. Heute zählt sie zu den bekannten
Erzähler:innen und Essayist:innen des Landes
Sie haben gewonnen
Welche Fünf den Österreichischen Buchhandlungspreis bekommen
Bücher
Besser lesen mit dem FALTER
Bisher zu Gast im Buchpodcast:
Hubert Achleitner
Ewald Arenz
Dominik Barta
Jürgen Bauer
Bettina Baláka
Alex Beer
Clemens Berger
Birgit Birnbacher
Isabel Bogdan
Kirstin Breitenfellner
Alina Bronsky
Alex Capus
Didi Drobna
Nava Ebrahimi
Jens Eisel
Marc Elsberg
Mareike Fallwickl
Milena Michiko
Flašar
Franziska Gänsler
Arno Geiger
Daniel Glattauer
Lena Gorelik
Susanne Gregor
Sabine Gruber
Nino Haratischwili
Petra Hartlieb
Romy Hausmann
Jakob Hein
Ilse Helbich
Monika Helfer
Judith Hermann
Andreas Hepp
Elias Hirschl
Judith Holofernes
Hauke Hückstädt
Helge-Ulrike Hyams
Elyas Jamalzadeh
Sebastian Janata
Julia Jost
Andreas Jungwirth
Nicola Kabel
Barbara Kadletz
Daniel Kehlmann
Gertraud Klemm
Florian Klenk
Doris Knecht
Gabriele Kögl
Wlada Kolosowa
Steffen Kopetzky
Martin Kordic
Jacqueline Kornmüller
Ute Krause
Daniela Krien
Susanne Kristek
Jarka Kubsova
Felix Kucher
Rolf Lappert
Raimund Löw
Kristof Magnusson
Lilly Maier
Simone Meier
Dominika Meindl
Eva Menasse
Felix Mitterer
Margit Mössmer
Terézia Mora
Bernhard
Moshammer
Philipp Oehmke
Tanja Paar
Susann Pásztor
Jürgen Pettinger
Khuê Phąm
Silvia Pistotnig
Ursula Poznanski
Teresa Präauer
Felicitas Prokopetz
Doron Rabinovici
Julya Rabinowich
Edgar Rai
Tanja Raich
Lena Raubaum
Eva Reisinger
Andreas Schäfer
David Schalko
Elke Schmitter
Gaea Schoeters
Sabine Scholl
Jasmin Schreiber
Claudia Schumacher
Johanna Sebauer
Robert Seethaler
Nicole Seifert
Stefan Slupetzky
Heinrich Steinfest
Dirk Stermann
Judith Taschler
Caroline Wahl
Daniel Wisser
Iris Wolff
Die Wiener Buchhändlerin Petra Hartlieb im Gespräch mit Autorinnen und Autoren über das Lesen, das Schreiben und das Leben an sich.
Alle Folgen auf falter.at/buchpodcast und überall dort, wo Sie Podcasts hören.
„Literatur und Bücher finden überall Platz und Publikum, wenn es Ideen und Engagement gibt“Gustav Soucek
Am 15. Mai fanden die jährlichen Vollversammlungen der fünf Fachverbände und die Hauptversammlung des HVB statt. Diesmal mit einem Zusatz, 2024 war ein Wahljahr: Alle drei Jahre wählen die Mitglieder die Vorstände der Verbände. Wir stellen Ihnen auf Seite 8 die gewählten Gremien vor. Ich bedanke mich bei allen, die ihr Wahlrecht in Anspruch genommen haben, und besonders bei den gewählten Funktionär:innen, die beweisen, dass es in der Gemeinschaft möglich ist, die Interessen einer Branche zu vertreten.
Apropos Gemeinschaft, auch bei vielen Buch- und Literaturfestivals besteht diese Zusammenarbeit. Ich greife drei aktuelle Beispiele heraus, weil diese mehrtägigen Veranstaltungen durch die gemeinsame Initiative und mit tatkräftiger Unterstützung von Buchhändler:innen und Verleger:innen bestehen:
9. bis 12. Mai: Die Region Achensee wurde zur Literaturbühne. Die 13. Auflage der achensee.literatour hat einmal mehr eine große literarische Vielfalt von Lyrik bis Belletristik, Debütant:innen bis Routiniers geboten.
12. bis 17. Mai: Das 5. Buchfink Lesefestival in Gleisdorf. Im Mittelpunkt standen junge Lesende, die bei über 30 Veranstaltungen mit Workshops, Ausstellungen und Lesungen mit namhaften Autor:innen in Berührung gekommen sind.
24. bis 6. Juli: Bei der 6. BuchKunstBiennale Horn zeigen Buchkünstler:innen aus D-A-CH ihre Arbeit als Buchmacher:innen und veranschaulichen, wie vielfältig das Buch als Kunstobjekt interpretiert werden kann.
Das zeigt: Es müssen nicht immer große Städte sein! Bücher finden überall Platz und Publikum, wenn es Ideen und Engagement gibt. Dazu gleich ein Tipp für alle Literatur- und Buch-Veranstalter: Nutzen Sie die neue Möglichkeit des HVB-Veranstaltungskalenders. Hier können Mitglieder Veranstaltungen ganzjährig ankündigen und bewerben. Der Kalender wird regelmäßig auf allen HVB-Kanälen beworben.
Ich wünsche Ihnen gelungene Festivals und Veranstaltungen, ob als Veranstalter:innen oder Besucher:innen!
Gustav Soucek
HVB-GeschäftsführerHerausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek P rojektleitung: Lesley Kirnbauer, DW 11, kirnbauer@hvb.at Aboverwaltung : office@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager L eitung Sales: Ramona Metzler, DW 952, metzler@falter.at
Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: P rint Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau
DRUCKFRISCHE KINDERBÜCHER
Lena Raubaum / Tobias Krejtschi Ungalli
Eine archaisch-poetische Erzählung über die Kraft der Wiederholung: Als eine Dürre das Land plagt, müssen die Tiere auswandern. Sie entdecken einen magischen Baum voller saftiger Früchte, aber diese hängen zu hoch ...
26 Seiten, € 18.–
Ella Kaspar / Sonja Stangl Echte Camper
Oder wie Benni Papas Traumurlaub überlebte
Ein humorvoller Kinderroman über den Druck vermuteter Erwartungen, die Erlösung klärender Gespräche, über Verständnis und Empathie sowie über den Mut, zu sich selbst zu stehen.
160 Seiten, € 16.–
Bestellen Sie zu Reisekonditionen bei: Mohr
bestellung@mohrmorawa.at
Auf ins Unbekannte!
Warum Veränderung oft super ist, obwohl sie uns zunächst viel Arbeit und Unsicherheit bringt
Als ich mit Zsolnay-Verleger
Herbert Ohrlinger über das Hundert-Jahr-Verlagsjubiläum und die Geschichte des Verlags sprach (mehr dazu auf Seite 11), erzählte er mir unter anderem von den vielen Veränderungen, die Zsolnay in den letzten Jahren und Jahrzehnten durchlaufen hat. Das tat auch die Buchbranche insgesamt. Wir alle wissen: Sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen, war oft ziemlich herausfordernd. Aber im Rückblick ist doch sehr oft etwas Gutes entstanden. Etwa ein starker Fokus auf Literatur von Frauen, Diversität und Nachhaltigkeit – um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
In diesem Lichte sind die Herausforderungen, vor denen wir jetzt stehen, wahrscheinlich auch Türen zu neuen Denkweisen, einer neu strukturierten Branche und neuen literarischen Trends. All das könnten wir in ein paar Jahren durchaus positiv bewerten. Das Szenario, das Gerhard Ruiss von einer KI-geprägten Literaturwelt entwirft, finde ich zum Beispiel gar nicht so schrecklich (S. 5). Und der Wandel, den Social Media bringen, ist auch vielversprechend – das findet etwa Eva Auzinger (S. 12).
Sehr innovativ und experimentierfreudig sind bekanntlich unabhängige Buchhändler:innen. Fünf von ihnen wurden wie jedes Jahr mit dem Österreichischen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. Ab Seite 14 stellen wir sie Ihnen vor. Und im Schwerpunkt geht es diesmal um Kochbücher: Auch hier gibt es viele neue Titel und Trends zu entdecken (S. 18–22).
Linn Ritsch
Chefredakteurin
Die fünf Gewinner:innen des Österreichischen Buchhandlungspreises überzeugen mit durchdachten Konzepten und individuellen Besonderheiten
5 MARKTBEOBACHTUNG
KI und Rechtssicherheit
Zur Vereinbarung zwischen heimischen Verlagen und Autor:innen
6
WISSENSWERT
100 Jahre Zsolnay
Der Verlag feiert am 8. Juni
Der HVB hat gewählt
Das sind die neuen Vorstände Thalia auf Expansionskurs Fragen an Andrea Heumann
13 INTERNATIONAL
Johanna Rohland-Lindner
Die neue Leiterin des Österreichischen Kulturforums in Berlin
14 ESSENZIELL
Buchhandlungspreis
Die Gewinner:innen
18 SCHWERPUNKT
Kochbücher
Buchtipps von Expert:innen
22 DER M ARKT IN ZAHLEN
Marktdaten April 2024
23 KLASSIKER
Franz Kafka „Die Hypnose dieses Jahrhunderts“
24
HVB-PORTRÄTS
Kerstin und Philip Scheriau Verlag Kremayr und Scheriau
Marion Oeller Wiener Buchboutique
26 BESTSELLER
Verkaufsschlager im April
28 SELBSTREDEND
Eva Menasse
Sie wollte nie Schriftstellerin werden. Warum sie es doch wurde, erzählt sie im Interview
33 GASTKOMMENTAR
Milena Michiko Flašar Aus der Laudatio für den Buchhandlungspreis
34 TERMINE
Buchveranstaltungen
Termine im Juni
KI kann schon lügen
Die ganze Buchbranche profitiert von KI. Gleichzeitig ist sie eine Gefahr für alle Bereiche. Was es braucht, ist Rechtssicherheit – daran arbeiten österreichische Autor:innen und Verlage
Interview: Linn Ritsch
Künstliche Intelligenz ist aus der Buchbranche nicht mehr wegzudenken – sie unterstützt, korrigiert, rechnet und generiert. So weit, so erfreulich. Doch es braucht rechtliche Rahmenbedingungen. Deswegen hat der Österreichische Verlegerverband gemeinsam mit der IG Autorinnen Autoren eine Vereinbarung zu KI-Anwendungen ausgearbeitet: Darin wird festgelegt, dass die Interessen beider Seiten in zukünftigen Vertragsabschlüssen gewahrt werden. Eine wichtige Erklärung, sagt Gerhard Ruiss, Geschäftsführer und Sprecher der IG Autorinnen Autoren. Weitere Schritte müssten aber bald folgen.
Herr Ruiss, die Vereinbarung zu KI-Anwendungen ist fertig und kann von HVB-Mitgliedern online abgerufen werden. Warum ist sie so wichtig?
Gerhard Ruiss – Es besteht Handlungsbedarf, darauf haben wir reagiert. Mit unserer Vereinbarung sind wir weiter als etwa die Kolleg:innen in Deutschland. Dort ist die Branche abwartend, was verbindliche Schritte betrifft. In Österreich haben wir uns in den letzten Monaten intensiv ausgetauscht und sind zu dem Schluss gekommen: Der Zeitpunkt für konkrete vertrag-
liche Ausgestaltungen ist noch nicht da, denn weitere Entwicklungen von KI sind nicht absehbar. Aber wir brauchen einen Rahmenvertrag. So wissen beide Seiten, dass wir aufeinander Rücksicht nehmen. Das ist eine zentrale Voraussetzung für alles Weitere.
KI wird sich laufend entwickeln. Wann kommt der Zeitpunkt für eine Konkretisierung?
Ruiss – Hoffentlich, sobald wir wissen, wie der KI Act der EU umgesetzt wird. Dann kann man die österreichische Politik ermuntern, etwas für den Rechtshintergrund zu tun. In der nächsten Legislaturperiode müsste das ein Hauptthema sein. Derzeit ist das keineswegs so, die Politik vermittelt das Gefühl, wir hätten alle Zeit der Welt. Was die Buchbranche betrifft: Es kann sein, dass uns die Entwicklung plötzlich so entgleitet, dass wir Teilvereinbarungen zwischen Autor:innen, Übersetzer:innen und Verlagen innerhalb von Tagen erstellen müssen.
In welchen Bereichen ist diese Rechtssicherheit besonders relevant? Ruiss – Wir brauchen die Kennzeichnungs-, die Transparenz- und die Auskunftspflicht auf Anfrage. KI-generierte Inhalte müssen erkennbar sein. Hier ist die Quantifizierbarkeit problematisch: Wann wirkt KI unterstützend, wann ist sie Hauptakteurin? Das
Grundproblem ist, KI-Werke sind urheberrechtlich nicht geschützt. Wir müssen uns bewusst machen: Wer die Rechte auf das eigene Werk nicht verlieren will, muss dafür sorgen, dass er oder sie Urheber:in ist. Das gilt für literarische Texte, aber zum Beispiel auch für Begleittexte oder Cover. Auch beim Einspeisen von Texten in eine KI ist Vorsicht geboten. Wenn etwa ganze Bücher einer KI zur Verfügung gestellt werden, damit sie einen Umschlagtext erstellt, ist derzeit schwer nachzuvollziehen, wo dieser Text landet und wer darauf zugreifen kann.
Ein Blick in die Zukunft: Wird KI mehr Fluch oder Segen für die Buchbranche sein? Ruiss – Wir sind in der Probierphase. Sie ist wichtig, um die Möglichkeiten und Grenzen von KI kennenzulernen. Ich selbst kenne nicht alle Programme, habe mich aber an der frei zugänglichen Version von ChatGPT versucht: Dichten kann sie nicht, aber sie kann schon lügen. Sie gibt zusammengestoppelte oder erfundene Gedichte als von mir geschrieben aus. Das ist keine Bagatelle und sollte uns zu denken geben. Grundsätzlich denke ich, dass der Buchmarkt sich stärker ausdifferenzieren wird: In leichte, teils KI-erstellte Unterhaltung einerseits und hochwertigere Literatur andererseits. Die Sehnsucht nach einem menschlichen Gegenüber, nach dem Authentischen und Besonderen ist beim Menschen sehr groß.
Ö1 Buch des Monats
„Maskeraden. Eine Kulturgeschichte des Austrofaschismus“ ist das Ö1 Buch im Mai. Eine Kulturgeschichte des Ständestaats, der Zeit von 1933 bis 1938. Dazu gehört einerseits die Anpassung bzw. der Widerstand der Kulturproduzent:innen ebenso wie der Kulturinstitutionen, andererseits der alltagskulturelle Wandel im Sinne einer „österreichischen Identität“ als Abgrenzung zur „deutschen Identität“, zur NS-Zeit.
„In kurzen, pointierten und informativen Aufsätzen beschreiben Alfred Pfoser, Béla Rásky und Hermann Schlösser die politisch forcierte Formung eines Österreich-Bildes aus dem Geist des Katholizismus, der Vergangenheitsverklärung und der Autoritätsgläubigkeit, die noch lange nachwirken sollte“, so die Jury.
Alfred Pfoser, Béla Rásky, Hermann Schlösser: „Maskeraden. Eine Kulturgeschichte des Austrofaschismus“, Residenz Verlag, 432 Seiten
Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhandlungen beworben werden kann.
Klimawandel in Bildern
Fantastische Realität
Stadträtin
Veronica KaupHasler mit dem glücklichen Preisträger
Am 25. April wurde Heinz Janisch mit dem Christine-Nöstlinger-Preis für Kinder- und Jugendliteratur 2024 ausgezeichnet
Die Jury des Christine-NöstlingerPreises hatte einen guten Riecher: Wenige Wochen nachdem Heinz Janisch als Preisträger feststand, wurde der österreichische Autor auch mit der weltweit wichtigsten Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur geehrt – dem Hans-Christian-Andersen-Preis. Am 25. April wurde Janisch die erste der beiden Auszeichnungen überreicht. Die Verleihung des vom HVB, der Stadt Wien Kultur und Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik gemeinsam ausgerichteten Christine-Nöstlinger-Preises fand in den Loos-Räumen der Wienbibliothek statt. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde durch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und den Vorsitzenden des Österreichischen Verlegerverbandes, Alexander Potyka, verliehen.
„Heinz Janisch schreibt für Menschen – für junge und für ältere. Er begegnet seinem Publikum auf Augenhöhe und mit Neugierde, egal, ob er für Kinder Geschichten, Gedichte oder Gebete schreibt oder für Erwachsene im Hörfunk Sen-
D ie Menschheit hat die Tore zur Hölle geöffnet“, warnte Generalsekr António Guterres in einer Rede am Rande der UN-Generalversamm lung. Er sprach vom Klimawandel. Diesem Thema widmet sich auch das von der Edition Lammerhuber initiierte Festival La Gacilly-Baden Photo 2024. In seinem siebten Jahr zeigt es unter dem Titel WELT.NATUR.ERBE die Arbeiten der großen Meister der Umweltfotografie: Nazli Abbaspour, Evgenia Arbugaeva, Yasuhoshi Chiba und viele mehr. Mit Hilfe von Bildern sollen wenn schon nicht Lösungen, so doch zumindest Denkanstöße gegeben werden.
dungen gestaltet“, sagte Kaup-Hasler. Janisch habe es vielen Müttern und Vätern leicht gemacht, „denn seine Kinderbücher, seine Einladungen zu Fantasiereisen bereichern auch die Eltern beim Vorlesen.“
Karin Haller gab in ihrer Laudatio einen Einblick in die Motive von Heinz Janischs umfassendem Werk und strich seine Fähigkeit heraus, „die Welt der Fantasie mit der realen Welt zu verbinden.“ Seine Erzählungen „bringt Heinz Janisch mit viel Sprachpoesie zum Glänzen“. In seinen Dankesworten hob Janisch seinen Respekt für die Namensgeberin des Preises, Christine Nöstlinger, hervor. Schon in Kindertagen habe sie ihn beeindruckt, später war sie ihm Vorbild. „Nöstlinger hat einen neuen Ton, einen raueren, nicht süßlichen Ton ins Kinderbuch gebracht.“ Alle ihre Figuren, und sei es der Junge aus dem Gemeindebau, „haben eine Ich-Stärke entwickelt, wussten sich zu wehren“, sagte Janisch. „Wer für Kinder schreibt, glaubt an die Möglichkeit einer gerechteren Welt.“
In einer 7 Kilometer langen Open-Air-Galerie, in der Gartenkunst auf Fotokunst trifft, werden außerdem Arbeiten aus einem Fotoprojekt an Schulen und Bilder niederösterreichischer Berufsfotograf:innen gezeigt. Das und zahlreiche weitere Highlights kann man vom 13. Juni bis 13. Oktober bei freiem Eintritt in Baden bei Wien sehen.
Neben vielen anderen sind Fotos von David Doubilet zu sehen
Thalia auf Expansionskurs
Im April und Mai wurden zwei neue Thalia-Filialen in Wien eröffnet. Was steckt hinter dem Expansionskurs?
Über 600 Quadratmeter mehr: Die neuen Filialen im Erdgeschoß des Stadion Center und im Meidlinger Vio Plaza erweitern die Thalia-Welt in Wien. Neben einem großen Buchsortiment werden an beiden Standorten Spielwaren, EBooks, digitale Hörbücher und Geschenkund Dekoartikel angeboten. Außerdem wird auf Innovation für die Kundschaft gesetzt: Diese kann über die mobile Bezahlfunktion „Scan & Go“ etwa kontaktlos bezahlen.
Solche innovativen Services seien äußerst relevant, um Kund:innen den Einkauf und Mitarbeiter:innen die Arbeit zu erleichtern, erklärt Thalia Österreich-Geschäftsführerin Andrea Heumann. Thalia setzt auf ein gut funktionierendes Click&-Collect-System, die vielfältigen Angebote der Thalia-App, Abholstationen und Selbstbedienungskassen.
Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg des Unternehmens sei eine konsequente Sortimentsarbeit: „Wir haben uns die Wünsche, Erwartungen und das Kaufverhalten unserer Kundschaft angesehen, analysiert und entsprechend reagiert –regelmäßig.“ Gut gehe derzeit das Kinderund Jugendbuch: „Stichwort: BookTok. Manga und englischsprachige Literatur entwickeln sich bei den jüngeren Zielgruppen sehr gut in zweistelligem Bereich.“
Man schaffe außerdem attraktive und offene Treffpunkte. Dabei geht es um emotionale Nähe zur Literatur und den Schreibenden, die durch Veranstaltungen gestärkt wird. Und um räumliche Nähe. „Wichtig sind ein guter Branchenmix, gute Erreichbarkeit und, im Idealfall, eine positive Entwicklung des Stadtteils mit steigender Bevölkerungsentwicklung.“
Heumann betont auch die gelungene Verzahnung der Vertriebskanäle bei
Thalia ÖsterreichGeschäftsführerin Andrea Heumann setzt auf Kundenbindung on und offline Thalia: Kund:innen würden heute ein einfaches, schnelles Shoppingerlebnis über digitale und physische Kanäle hinweg erwarten. Bei Thalia Österreich bestellen 25 Prozent der Kund:innen online und holen ihre Bestellung vor Ort ab. „Wir sehen auch: Dort, wo wir eine Buchhandlung haben, ist auch der Onlineumsatz sehr gut“, so Heumann. Sichtbarkeit und Präsenz der Marke vor Ort tragen also zum Erfolg des Onlineshops bei.
Buchbranche bildet die Ausnahme bei EU-Zahlungsverzugsverordnung
Dank des Einsatzes von FEP, Börsenverein und HVB bleibt die Zahlungsflexibilität in der Buchbranche erhalten
DieBuchbranche ist von der Zahlungsverzugsverordnung der EU ausgenommen. Darüber wurde am Welttag des Buches im Europäischen Parlament abgestimmt. Der HVB begrüßt die Entscheidung, denn der europäische Buchsektor braucht flexible Zahlungsbedingungen.
Der ursprüngliche Vorschlag zur Verzugsverordnung der EU-Kommission sieht ein verbindliches 30-TageZiel für die Bezahlung von Rechnungen im B2B-Geschäftsverkehr vor. Branchen-
verbände wie die Federation of European Publishers (FEP), der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der HVB forderten die Streichung dieses Ziels, das jede unternehmerische Flexibilität unterbunden hätte. Mit Erfolg: Für den europäischen Buchsektor gilt die Verordnung nicht. So bleiben die einzigartige Struktur des Buchsektors und die wesentliche Notwendigkeit flexibler Zahlungsbedingungen für eine vielfältige Literaturlandschaft in Europa gewährleistet.
Neue Buchtipps bei Puls 4
Generationenwechsel bei Puls 4: Rotraut Schöberl verlässt CaféPuls-Buchtipps und übergibt an die beiden jungen Buchhändlerinnen Nicole List (Buchhandlung List) und Bianca Braunshofer (o*books).
18 Jahre lang präsentierte Buchhändlerin Rotraut Schöberl (Leporello) jeden Dienstagmorgen bei „Café Puls“ BuchNeuerscheinungen. Die wöchentlichen Leseempfehlungen kommen künftig von dem jungen BuchhändlerinnenDuo List und Braunshofer.
Das Präsidium. V. l.: Alexander
Potyka, Helmut Zechner, Benedikt Föger, Rainer Fritthum
HVB -Wahlen: Die neuen Vorstände
Am 15. 5. wurde beim HVB gewählt: Die Mitglieder haben über die Vorstände für 2024 bis 2027 abgestimmt. Das Präsidium wurde bestätigt, in den einzelnen Verbänden gibt es einige neue Namen
PRÄSIDIUM
Benedikt Föger (Präsident)
Rainer Fritthum (Vizepräsident)
Alexander Potyka (Vizepräsident)
Helmut Zechner (Vizepräsident)
HAUPTVERBANDSVORSTAND
Benedikt Föger (Präsident)
Rainer Fritthum
Alexander Potyka
Helmut Zechner
Verena Brunner-Loss
Andreas Gausterer
Klaus Magele
Herbert Ohrlinger
Claudia Romeder
Claudia Schmidt
Robert Schoisengeier
Bernhard Spießberger
KOOPTIERTE MITGLIEDER IM HAUPTVERBANDSVORSTAND
Stephan Bair
Bernhard Borovansky
Arno Kleibel
Markus Renk
Siegmar Schlager
Elisabeth Stein-Hölzl
ÖSTERREICHISCHER
BUCHHÄNDLERVERBAND
Helmut Zechner (Vorsitzender), Heyn, Klagenfurt
Bernhard Borovansky (stv. Vorsitzender), buchmedia, Wien
Irene Alexowsky, Alexowsky, GroßEnzersdorf
Stephan Bair, Tyrolia, Innsbruck
Verena Brunner-Loss, Brunner, Höchst
Andreas Hofer, Buchhandlung Frau Hofer, Retz
Robert Ivancich, Buchhandlung Kral, Berndorf
Lucia Kirchner-Krämer, Kirchner-Krämer, Stockerau
Nicole List, Buchhandlung List, Wien
Alice Loske-Wirthmiller, Wirthmiller, Saalfelden
Klaus Magele, Morowa, Wien
Ulla Remmer, Buchhandlung Franz Leo & Comp, Wien
Markus Renk, Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Innsbruck
Claudia Schmidt, Thalia, Linz
Claus Schwarz, Buchhandlung Plautz, Gleisdorf
Susanne Stein-Pressl Manz, Wien
ÖSTERREICHISCHER
VERLEGERVERBAND
Alexander Potyka (Vorsitzender), Picus, Wien
Herbert Ohrlinger (stv. Vorsitzender), Zsolnay, Wien
Iris Blatterer, Westermann Gruppe Österreich, Wien
Nikolaus Brandstätter Brandstätter, Wien
Benedikt Föger, Czernin, Wien
Stefan Gartler, Leykam, Graz
Gisela Glöckler, G&G, Ueberreuter, Wien
Arno Kleibel, Otto Müller, Salzburg
Annette Knoch, Droschl, Graz
Katarzyna Lutecka, Amalthea Signum, Wien
Ludwig Paulmichl, Folio, Wien
Carl Rauch, Freytag & Berndt, Wien
Claudia Romeder, Residenz, Wien
Michaela Schachner, Anton Pustet, Salzburg
Katharina Schaller, Haymon, Innsbruck
Siegmar Schlager, Falter, Wien
Anna Stacher-Gfall, Jungbrunnen, Wien
Andreas Stein, Manz, Wien
Elisabeth Stein-Hölzl, Verlagsgruppe Styria, Wien
VERBAND DER ANTIQUARE
Robert Schoisengeier (Vorsitzender),
Antiquariat Burgverlag, Wien
Clemens Paulusch (stv. Vorsitzender), Antiquariat Clemens Paulusch, Wien
Michael Steinbach, Buch- und Kunstantiquariat Michael Steinbach, Wien
Bernhard Steiner, Antiquariat Georg Fritsch, Wien
Peter Truppe, Antiquariat Peter Truppe, Wien
VERBAND DER GROSSISTEN
Rainer Fritthum (Vorsitzender), Mohr Morowa, Wien
Andreas Gausterer (stv. Vorsitzender), KÖBU-Data, Wien
VERBAND DER ÖSTERREICHISCHEN VERLAGSVERTRETER:INNEN Bernhard Spießberger (Vorsitzender), Wien
Seth Meyer-Bruhns (stv. Vorsitzender), Wien
Renate Fladischer, St. Lorenzen im Mürztal
RECHNUNGSPRÜFER:INNEN
Siegmar Schlager
Susanne Stein-Pressl
Die Artenvielfalt der Buchlandschaft
Daniel Wisser, Katja Gasser und Rotraut Schöberl wurden mit dem Wiener Buchpreis ausgezeichnet
Gold für Thomas Brezina
Der Autor und Moderator Thomas Brezina erhielt das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien
00 Bücher, Übersetzungen in 35 Sprachen, 70 Millionen verkaufte Exemplare: Thomas Brezina ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller überhaupt. Sein literarischer Erfolg und sein Engagement für Kinder und Jugendliche wurden am 11. April mit dem Goldenen Verdienstzeichen geehrt. Neben Brezina wurde auch die Museumsleiterin Ingried Brugger ausgezeichnet.
In Simmering aufgewachsen, hatte sich bereits in der Schule das literarische Talent gezeigt, das 1978 mit dem „Großen Österreichischen Jugendpreis“ geehrt wurde. Es folgten Hörspiele fürs ORF-Radio, der Start der TV-Karriere bei „Am dam des“ und die Moderation von Kinder- und Jugendsendungen. Der Durchbruch als Autor gelang mit der Buchreihe „Die Knickerbocker-Bande“ und der Detektivserie „Tom Turbo“ mit dem „intelligentesten Fahrrad der Welt“. Brezinas Werke erscheinen u. a. bei der edition a, G&G und Ueberreuter.
„Thomas Brezina hat unsere Kinder und unsere Jugendlichen mit seinen Büchern und Fernsehsendungen beeinflusst wie kein anderer – und zwar mit großem Verantwortungsgefühl“, so Bürgermeister Ludwig, der die Auszeichnung überreichte. „Dein Credo ‚Begeistern statt belehren, darauf kommt es an‘ zeigt, dass dir nicht nur Unterhaltung, sondern immer auch Haltung und Verantwortung ein großes Anliegen ist.“
Ehre, wem Ehre gebührt: Der Wiener Buchpreis ging an drei Personen, die sich in herausragender Weise für die österreichische Literatur und die Buchbranche einsetzen: Den Hauptpreis erhielt Autor Daniel Wisser. Die Kulturjournalistin und Kuratorin des letztjährigen Gastlandauftritts bei der Leipziger Buchmesse, Katja Gasser, bekam den Performancepreis. Der Ehrenpreis der Wiener Buchbranche ging an die Buchhändlerin und Autorin Rotraut Schöberl.
Die Auszeichnungen werden von der Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft der WK Wien vergeben. Er wird an Autor:innen vergeben, die sich um das Thema Wien verdient gemacht haben, in Wien leben oder Wiener:innen sind. Der Performancepreis zeichnet Personen mit neuen und innovativen Ideen rund um die Buchbranche aus. Langjährige Verdienste rund um die Wiener Buchbranche werden mit dem Ehrenpreis gewürdigt.
„Der Wiener Buchpreis spiegelt die Artenvielfalt in der Wiener Buchlandschaft sehr gut wider“, sagt Kristina Macherhammer, Obfrau der Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft der WK Wien: „Das kreative Schaffen und die jeweiligen Akteure werden mit den drei Wiener Buchpreisen ins Rampenlicht gerückt.“
Freude in Norwegen: Lois Lammerhuber mit der Preisurkunde
„Wegwerfware“
ISBN: 978-3903101-95-1
Schon wieder der erste Preis
Mit großer Freude nahm Lois Lammerhuber für die Edition Lammerhuber am 13. April in Ålesund (Norwegen) die Auszeichnungen der FEP (Federation of European Professional Photographers) für das Beste Fotobuch des Jahres entgegen: „Wegwerfware“ von Sara Affolter. Außerdem wurde der Verlag als Bester Fotobuchverlag Europas ausgezeichnet. Nach 2013, 2015 und 2017 wurde der Edition Lammerhuber zum vierten Mal dieser Preis verliehen. Dieses Jahr für die Bücher „Pakistan“ von Sarah Caron, „Camping“ von Verena Andrea Prenner, „Salzburger Festspiele“ von Luigi Caputo, für die Monografie des Kriegsfotografen Goran Tomašević, für „Parlament Österreich“ von Lois Lammerhuber und natürlich für Sara Affolters „Wegwerfware“. Aus der Jurybegründung: „Die akribische Suche nach Materialien, die Liebe zum Detail, die durchdachte Auswahl von Grafik und Layout, die Eignung der Einbände und die intelligente Auswahl der Themen sind die Markenzeichen der Werke der Edition Lammerhuber.“
Dreimal Österreich auf der Shortlist
Für den Internationalen Literaturpreis Merano-Europa wurden drei Titel aus heimischen Verlagen nominiert. „Ein Hund kam in die Küche“ von Sepp Mall (Leykam), Romina Pleschkos „Offene Gewässer“ (Verlag Kremayr & Scheriau) und „Verschwinden in Lawinen“ von Robert Prosser (Jung & Jung). Damit stammen alle nominierten Romane in deutscher Sprache aus Österreich.
Die Jurys haben die Finalist:innen aus über hundert Werken gewählt, die an der Ausschreibung in italienischer und deutscher Sprache teilgenommen haben.
Ausgezeichnet werden: ein Roman in deutscher Sprache, ein Roman in italienischer Sprache, eine Übersetzung lyrischer Texte vom Italienischen ins Deutsche und eine Übersetzung lyrischer Texte vom Deutschen ins Italienische. Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert und wird am 6. Juni verliehen.
Arthur Schnitzler, Alma Mahler, Lina Loos, Hugo von Hofmannsthal oder Peter Altenberg –unzählige legendäre Künstlerpersönlichkeiten zog es bereits um die vorletzte Jahrhundertwende zur Sommerfrische in den Höhenluftkurort Semmering. Heute geht es dort nicht weniger illuster zu: mit dem Kultur.Sommer.Semmering. Das historische Grandhotel Panhans sowie der neu errichtete Kulturpavillon vor den Toren des Jahrhundertprachtbaus laden dazu ein,
Kunst am
Semmering
Das Grandhotel Panhans bietet der Literatur eine eindrucksvolle Kulisse
mit Veranstaltungen aller Genres auf den Spuren von anno dazumal zu wandeln.
Eröffnet wird die diesjährige Ausgabe des Festivals am 3. Juli von Senta Berger und Friedrich von Thun mit Loriots „Szenen einer Ehe“. Bis zum 1. September finden zahlreiche hochkarätig besetzte Kunstveranstaltungen und kulinarische Highlights statt, u. a. mit Literatur von Karl Kraus, Christine Lavant, Stefan Zweig, Robert Musil und Friedrich Hölderlin.
Eintausend Geschichten
Vom 19. bis 25. Juni findet wie jedes Jahr das Kinderliteraturfestival Wien im Theater Odeon statt: 50 Veranstaltungen und über 1.000 Kinder- und Jugendbücher zeigen Bandbreite aktueller Kinder- und Jugendliteratur und laden zu Dialogen mit Kunstschaffenden und Begegnungen mit Büchern ein. Mitmachformate wie Erzähltheater und verschiedene Leseperformances wecken bei Kindern ab drei Jahren die Lust an Geschichten, auf dem Wiener Geschichtenteppich dürfen alle sprachspielerisch tätig werden.
Ein Hund kam in die Küche (Leykam)
ISBN:
978-3-7011-8286-2
Offene Gewässer (Kremayr & Scheriau)
ISBN:
978-3-218-01385-7
Verschwinden in Lawinen (Jung und Jung)
ISBN:
978-3-99027-273-2
Eröffnet wird das Festival am 19. Juni um 10 Uhr von Michael Stavarič. Danach stehen eine Woche lang renommierte Buchkünstler:innen und Newcomer:innen bei Lesungen und Workshops Rede und Antwort. Am Wochenende gibt es Performances, Theater, Lesekonzerte und Workshops.
Mit unzähligen Bilderbüchern kommen schon die Kleinsten auf ihre Kosten
Durchgeführt wird das Lesefest vom Institut für Jugendliteratur und der kidlit medien GmbH unter Förderung der Kulturabteilung der Stadt Wien.
Weitere Infos unter www.kinderliteraturfestival.at
Standpräsenz in Frankfurt und Wien
– jetzt anmelden!
Sichern Sie sich Sichtbarkeit auf den wichtigsten deutschsprachigen Buchmessen: Melden Sie sich jetzt für den HVB-Gemeinschaftsstand auf der Frankfurter Buchmesse (16.–20. Oktober) an. Die Anmeldefrist läuft noch bis 14. Juni. HVB-Mitglieder profitieren von Vorteilspreisen. Platziert in bester Lage mit herausragendem Standdesign, bietet der Gemeinschaftsstand des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels all jenen Verlagen, die keinen eigenen Messestand belegen möchten, eine Präsentationsmöglichkeit. Eine Beteiligung ist bereits ab einem Buchfach möglich.
Noch bis 28. Juni haben Sie außerdem die Chance, einen Stand auf der Buch Wien 24 zu buchen. Verpassen Sie sie nicht!
Der Hundertjährige, der über 5.000 Bücher machte und nicht daran denkt, zu verschwinden
Zsolnay wird heuer hundert Jahre alt. Am 8. Juni werden der Verlag und alle, die zu seinem Erfolg beigetragen haben, gefeiert.
Mit siebzehn Veranstaltungen und einer großen Sause
Text: Linn Ritsch
Hundert wird man nicht alle Tage. Daher kann das Geburtstagsfest ruhig größer ausfallen, findet man jedenfalls bei Zsolnay. Die Planungen des großen Lesefests am 8. Juni laufen seit einem Jahr, Jubiläumsmeetings finden mittlerweile im Wochentakt statt. „Es fühlt sich so an, als würden wir neben dem Frühjahrs- und Herbstprogramm noch ein drittes machen“, sagt der Verleger Herbert Ohrlinger. Er sitzt am wuchtigen Besprechungstisch in den altehrwürdigen Verlagsräumlichkeiten. Hier, erzählt er, gehe es manchmal hitzig zu, „es muss Platz für verschiedene Meinungen sein, auch für Streit. Das ist sehr wichtig für unsere Arbeit.“ Im Verlagsalltag bleibt die Ruhe, die das Gebäude ausstrahlt, aber meistens gewahrt.
Dieser Alltag spielt sich seit der Gründung nahe dem Belvedere in der Prinz-Eugen-Straße 30 ab. „Die Adresse ist ein Synonym für unseren Verlag“, meint Ohrlinger und betont die Bedeutung von Kontinuität: „Wir sind stolz und glücklich, dass wir bei unseren Mitarbeitern sehr wenige Abgänge haben. Die Arbeit des erfahrenen, engagierten Teams ist unglaublich viel wert.“
Das finden auch viele Zsolnay-Autor:innen – die meisten sind dem Verlag treu geblieben. Die Liste ihrer Namen ist eindrucksvoll und breit gefächert: Sie reicht von Karl-Markus Gauß über Gaea Schoeters bis zu Elias Hirschl. Die Kontinuität liegt hier in der sorgfältigen Auswahl und dem richtigen Riecher.
Durch beides tat sich bereits der Verlagsgründer Paul Zsolnay hervor. Der erste Titel, den der Industriellensohn 1924 herausbrachte, „Verdi – Roman der Oper“, wurde sofort zum Bestseller. Danach verlegte Zsolnay etwa Bücher von den Nobelpreisträgern John Galsworthy und Sinclair Lewis, von H. G. Wells und Leo Perutz, von den Newcomern Hilde Spiel und Friedrich Torberg und erlangte internationale Bekanntheit.
Der Rest ist keineswegs schnell erzählt, er kann in der kürzlich erschienenen Verlagsgeschichte „Welt in Wien“ nachgelesen werden. Dort erfährt man etwa,
wie Zsolnay während des NS-Regimes als „Judenverlag“ diffamiert und dann „arisiert“ wurde. Nach dem Tod des Gründers, 1961, folgten durchwachsene Jahre. Erst als der Münchener Hanser Verlag 1996 das Ruder übernahm, kam Zsolnay wieder richtig in Fahrt, wobei Zsolnay eine eigenständige österreichische GmbH blieb. Ohrlinger wurde im selben Jahr zum P rogrammverantwortlichen bestellt, ein paar Jahre später zum Verlagsleiter.
Trotz vieler Turbulenzen ist Zsolnay seinem Gründungsgedanken treu geblieben: Als mitteleuropäischer Verlag wirken, mit Autor:innen, die ästhetisch herausragen und sich nicht scheuen, in gesellschaftspolitischen Debatten Stellung zu beziehen. Natürlich, die Buchbranche ändert sich dauernd. Ohrlinger weiß das, aber: „Ich sehe immer mehr Chancen als Gefahren.“ Seit der Einstellung des Imprints Deuticke setzte ein Konzentrationsprozess ein. „Lange haben wir sehenden Auges an den Lesern vorbeiproduziert“, sagt Ohrlinger. „Wir wollten dem Buchhandel durch Masse suggerieren: An uns kommt man nicht vorbei.“ Ein Trugschluss, dem viele Verlage im deutschsprachigen Raum aufsaßen. Aufgrund von gestiegenen Kosten ist dieser Weg heute nicht mehr gangbar. Man wählt sorgfältiger aus – „nicht jedes Buch passt zu jedem Verlag“, sagt Ohrlinger – und schätzt Traditionelles ebenso wie das Neue. Dass es funktioniert, zeigen exemplarisch zwei Titel aus dem aktuellen Programm: Paul Lendvais „Über die Heuchelei“ ist bereits in der fünften Auflage, und für ein signiertes Exemplar des Debüts von Toxische Pommes stellen sich ihre jungen Leser:innen klaglos eine Stunde lang an.
Die Influencerin und Comedienne tritt beim großen Lesefest im Belvedere 21 auf, neben zwanzig anderen Zsolnay-Autor:innen. Mit dem Fest wolle man der Stadt Wien und den Lesern etwas zurückgeben, sagt Ohrlinger. Und natürlich in die Welt tragen, was schon Paul Zsolnay als wichtigste Voraussetzung von Verlagsarbeit sah: die Liebe zum Buch.
Das Team des Zsolnay Verlags mit Verlagsleiter Herbert Ohrlinger in der Mitte
Paul Zsolnay gründete den Verlag im Jahr 1924
Schnitzlers Novelle erschien im Gründungsjahr
mediakolleg: Kreativer Content für BookTok, Bookstagram & Co.
Eva Auzinger im Gespräch
Eva Auzinger leitet das ganztägige Seminar am 4. September
In dem vom HVB und dem mediacampus frankfurt veranstalteten mediakollegSeminar „Kreativer Content für Booktok, Bookstagram & Co“ gibt Eva Auzinger ihr Wissen weiter. Ihre Erfahrung sammelte sie bei Presse-, Verwaltungs- und Social MediaArbeit im Otto Müller Verlag und beim Literaturfest Salzburg.
Welche Vorteile bietet Arbeit mit Social Media der Buchbranche? Was gefällt dir persönlich daran?
Eva Auzinger – Die Nähe und der persönlichere Bezug zu den Leser:innen: Sei es die Freude über Rezensionsexemplare von
Parade der deutschen Sprache
Beim Salone del Libero in Turin (9.–13. Mai) war die deutsche Sprache Guest of Honor. Gesprächsthema war außerdem der italienische Gastlandauftritt in Frankfurt
Italiens größte Buchmesse gewinnt an internationaler Bedeutung. Dieses Jahr waren fast 2.000 Aussteller aus 35 Ländern vertreten, die Besucher:innen-Zahl stieg im Vergleich zu letztem Jahr um mehr als 20 Prozent auf über 370.000.
2024 nahm die deutsche Sprache einen wichtigen Platz ein: Unter dem Titel „Literatur Parade. Deutsche Gastsprache bei #SalTo24“ wurde ein von Österreich, Deutschland und der Schweiz gefördertes Programm zusammengestellt, an dem 25 Autor:innen teilnahmen. Österreich war u. a. durch Nicolas Mahler, Angela Lehner und Julya Rabinowich vertreten.
Blogger:innen oder die schönen Fotos und persönlichen Meinungen von Leser:innen, diese Art von Rückmeldung ist doch noch einmal etwas ganz anderes als zum Beispiel eine Rezension im Feuilleton. Auch finde ich es immer wieder schön, wenn durch Social Media Menschen, die unseren Verlag bisher noch nicht kannten, auf uns und unsere Bücher aufmerksam werden und wir so eine neue Zielgruppe ansprechen können. Das sind auch die Aspekte, die mir, neben der Möglichkeit, kreativen Content zu erstellen, am meisten Spaß machen.
Was sind die wichtigsten Tipps für die Content Creation?
Auzinger – Der erste und wichtigste Schritt ist, einen Plan zu erarbeiten und sich der eigenen Möglichkeiten bewusst zu werden: wie möchte ich meinen Verlag präsentieren? Was für Inhalte sind mir/uns wichtig? Was ist zeitlich und finanziell möglich und womit fühle ich mich bzw. fühlt sich der Verlag auch wohl? Ich denke, es hat keinen Sinn, jeden Trend mitzumachen, obwohl dieser vielleicht gar nicht zum Verlag passt,
denn Authentizität sowie eine eigene, einzigartige Online-„Persönlichkeit“ kommen einfach am besten an.
Worauf dürfen sich SeminarTeilnehmer:innen freuen?
Auzinger – Auf viele praktische Tipps und Beispiele, die Möglichkeit, direkt eigenen Content zu erstellen, und einen offenen und wertfreien Austausch.
Kosten
270 € Kursgebühr für HVB- oder Börsenvereins-Mitglieder (zzgl. gesetzl. MwSt.)
300 € Kursgebühr für Nichtmitglieder (zzgl. gesetzl. MwSt.)
Ort
HVB, Grünangergasse 4, 1010 Wien
Weitere Informationen unter buecher.at/ services/services-mediakolleg/
Das Schreiben von Frauen, Erstlingswerke, die Entdeckung der eigenen Wurzeln, die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen verschiedenen Identitäten und den Geheimnissen, die ein Leben ausmachen, waren Leitthemen des Auftritts der deutschen Gastsprache. Die Teilnahme am Gastauftritt war für Österreich eine wichtige Gelegenheit, heimische Literatur zu fördern, zu verbreiten und den internationalen Austausch mit Kolleg:innen und Leser:innen zu fördern.
Folio-Verleger Ludwig Paulmichl berichtet, dass bei den italienischen Fachbesucher:innen ein Gesprächsthema
vorherrschte: der Gastlandauftritt ihres Landes bei der Frankfurter Buchmesse. „Das offizielle Gastland-Programm wird erst bei der Pressekonferenz am 28. Mai vorgestellt. Offenbar wissen einige Autor:innen von ihrer Einladung, aber Verlagen oder Agenturen geht es noch darum, noch nicht berücksichtigte Autor:innen zu platzieren.“ Etwas überraschend sei der späte Zeitpunkt der Vorbereitungen. „Das ist sicher auch dem Rücktritt des designierten Kurators Ricardo Levi im vergangenen Jahr und der Bestellung eines etwas branchenfernen Kurators, des Journalisten Mauro Mazza, zu schulden.“
Für Team Austria
Deutschland ist unser wichtigstes Partnerland. Eine der wichtigsten Organisationen ist das Österreichische Kulturforum Berlin. Ein Gespräch mit der neuen Leiterin
Interview: Linn Ritsch
Seit Februar ist Johanna Rohland-Lindner Direktorin des Österreichischen Kulturforums in Berlin. Zuvor war die Diplomatin in New York bei den Vereinten Nationen und an einer bilateralen Botschaft in Jordanien tätig. Überall setzte sie sich mit Freude für das „Team Österreich“ ein, erzählt sie. So auch in Berlin. Dort hat sie einen Turbostart hingelegt und war auf Einladung des HVB auch auf der Leipziger Buchmesse.
Frau Rohland-Lindner, wie waren die ersten vier Monate in Ihrer neuen Position?
Johanna Rohland-Lindner – Ich habe bereits unglaublich viele spannende Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft getroffen. Viele Anfragen kamen schon, bevor ich offiziell begonnen hatte. Wenn jemand an Austausch und Zusammenarbeit interessiert ist, möchte ich nicht Nein sagen. Daher waren diese Monate intensiv und lehrreich. Ich bin beeindruckt von der Vielfalt des kulturellen und wissenschaftlichen Austauschs zwischen Österreich und Deutschland!
Sie müssen aus einer großen Bandbreite an Projekten wählen. Welche Schwerpunkte möchten Sie setzen?
Rohland-Lindner – Mit Auslandskultur können neue Zugänge zur Bewältigung globaler Herausforderungen ausgearbeitet werden. Das liegt mir persönlich am Herzen. Durch die Auswahl unserer Partner und P rojekte wollen wir eine aktive Rolle bei den großen Zukunftsfragen spielen. Ich möchte Kunstschaffende dabei unterstützen, mit ihrer Vorstellungskraft einen Beitrag zur Lösungsfindung dieser Fragen zu leisten. Besonders fördern wollen wir daher junge, innovative Kunst aus Österreich. Auch die Reflexion von Geschichte, insbesondere der Zeit des Nationalsozialismus, und deren Bedeutung für die Gegenwart bleiben Schwerpunkte.
Fragen also, die politisch hochaktuell und brisant sind. Was kann Kulturarbeit hier leisten?
Johanna Rohland-Lindner leitet das Österreichische Kulturforum in Berlin
zu dem Call „Mensch/Natur/Künstliche Intelligenz: In welcher Welt wollen wir 2040 leben? “, unter anderem mit Michael Stavarič und Andrea Grill. Deren Texte zu ihrer Vorstellung von Wien 2040 zu lesen – das eröffnet neue Welten. Es hat mir wieder gezeigt: Kultur, gerade Literatur, hat in diesem Zusammenhang große Kraft; Menschen mit Vorstellungskraft und Wortgewalt können helfen, neue Perspektiven einzunehmen und Möglichkeiten neu zu denken.
Apropos kraftvolle Literatur: Wie viel Kraft, also Bekanntheit und Verbreitung, hat österreichische Literatur in Deutschland? Rohland-Lindner – Grundsätzlich liest man in Deutschland viel und gern Österreichisches. Mein Eindruck ist, dass der Gastlandauftritt noch mitschwingt und österreichische Literatur im Trend liegt. Die diesjährigen Nominierungen und der Preis in Leipzig für die Wahlwienerin Barbi Marković bestätigen dabei nur, was wir schon wissen. In den Worten von Michael Maar: „Österreich ist literarisch ein Unikum. Bei einem Zehntel der Bevölkerung Deutschlands hat es viel mehr bedeutende Autoren hervorgebracht, als statistisch erlaubt wären.“
Wie trägt das Kulturforum dazu bei, österreichische Literatur weiter zu stärken?
Rohland-Lindner – Viele Studien zeigen, dass Menschen, die in kulturelle Projekte eingebunden sind, politisch interessierter und aktiver sind. Aktuell bemerke ich außerdem: Bei Themen, bei denen politisch Apathie herrscht, gibt es in der Kunst- und Kulturszene immer noch viele Menschen, die Ideen haben und etwas bewirken wollen. Ich durfte zum Beispiel auf der heurigen Leipziger Buchmesse in einem Panel sitzen
Rohland-Lindner – Viel funktioniert kommerziell, ohne unser Zutun, das freut mich sehr! Wir freuen uns aber auch, wenn wir unterstützen können: Manchmal ist es etwa für kleinere Verlage finanziell nicht rentabel, noch nicht so bekannte Literaturschaffende nach Deutschland zu schicken. Hier können wir helfen. Auch die Bedeutung eines binationalen Netzwerkes ist uns bewusst: Das Treffen der ARGE Privatverlage, das jährlich bei uns stattfindet, funktioniert zum Beispiel gut und wird sehr geschätzt. Konkret sind für die nächste Zeit Veranstaltungen zu Ingeborg Bachmann und zum Kafka-Jahr geplant, außerdem eine Lesung mit Tonio Schachinger. Und wir unterstützen österreichische Autorinnen und Autoren beim poesiefestival 2024 in Berlin.
Gewinn im
Buchhandel
Die fünf Gewinner:innen des Österreichischen Buchhandlungspreises
überzeugen mit durchdachten Konzepten und individuellen Besonderheiten
Text: Andrea Vanek Illustration: Georg Feierfeil
Es ist wieder so weit: Fünf glückliche Gewinner:innen haben den Österreichischen Buchhandlungspreis von HVB und BMKÖS erhalten. Sie haben sich durch herausragende Konzepte hervorgetan, sei es ein besonderes literarisches Sortiment, ein vielfältiges kulturelles Veranstaltungsprogramm, Engagement in der Lese- und Literaturförderung oder ein innovatives Geschäftsmodell. Das Preisgeld von insgesamt 50.000 Euro geht zu gleichen Teilen an folgende Buchhandlungen:
BUCHHANDLUNG STEINBAUER
„Buchhändler ist wohl mein Traumberuf. Wenn ich das so sagen kann, ich habe mir das fachliche Wissen recht mühelos aneignen können“, erzählt Johannes Steinbauer aus seiner Buchhandlung in Völs (Tirol).
Auf die Frage, was seine Buchhandlung so besonders mache, erwähnt er zunächst das schöne Interieur mit den hellen, selbst gebauten Vollholzregalen. Auch im Trubel eines Shoppingcenters, des EKZ Cyta, kann also mit etwas Geschick eine heimelige Atmosphäre entstehen. Die Freundlichkeit und das Engagement des Personals werden von den Besucher:innen ebenfalls sehr geschätzt, so wie „das vorhandene Sortiment
und unser Bemühen, immer den Extraschritt zu gehen, um genau das passende Buch zu finden“
Ob es um Probleme bei einer Bestellung geht, um vergriffene Titel, eine längere Lieferzeit, einen Fehlkauf oder den Umtausch von beschädigter Ware, in der Buchhandlung Steinbauer kann man sich darauf verlassen, dass eine Lösung gefunden wird. Diese Flexibilität hat sich bezahlt gemacht: Mittlerweile sind jene, die vor vierzehn Jahren mit ihren Eltern Bücher aussuchen kamen, selbst zu Stammkund:innen geworden.
Dass es trotzdem einige Hürden zu bewältigen gilt, liegt nach seiner Einschätzung an der hohen Inflation und Indexanpassungen bei Miete und Transport. Die niedrigen Buchpreise täten ihr Übriges. Erst zu Beginn des Jahres wurde die alte Deckenbeleuchtung durch eine umweltfreundlichere Alternative ausgetauscht. Umso mehr ist das Preisgeld nun willkommen.
Von der Auszeichnung zeigen sich Herr Steinbauer und seine Kolleg:innen begeistert. Insbesondere freue ihn, „dass wir so viele Glückwünsche unserer Kund:innen erhalten und sie sich mit uns freuen. Viele kommen dieser Tage ohne Kaufabsicht in
unsere Buchhandlung, nur um zu gratulieren. Der Zuspruch und die Freude von so vielen Menschen machen mich stolz.“
BESOLD BUCH-PAPIER
Auch Andreas Besold und seine Angestellten, die, wie er betont, „Arbeit in hervorragender Qualität liefern“, sehen den Buchhandlungspreis als Zeichen der Wertschätzung. „Ich werde als Gesicht der Buchhandlung wahrgenommen, wichtig ist aber das gesamte Team.“ Das Team werde daher auch vom Preisgeld profitieren, kündigt er an. „Noch gibt es keine konkreten Ideen, ein Teil soll aber vor allem dem Personal zugutekommen.“
Warum die Wahl der Jury auf Besold BuchPapier fiel, wird mit dem Engagement bei der Ausbildung neuer Buchhändler:innen begründet. Das wiederum spiegle sich im Umgang mit den Kund:innen wider. „Wer hierherkommt, erhält freundliche, ausgezeichnete, kompetente und individuelle Beratung je nach Interessen und Wünschen.“
Außerdem hat die Buchhandlung Veranstaltungen, Lesungen und Büchertische zu bieten. So bringe sie „Bücher aus aller Welt zu den Menschen“. Besonderes Augenmerk liegt auf regionaler Literatur. Ein
– Essenziell –Österreichischer Buchhandlungspreis 2024
„Zuspruch und Freude von so vielen Menschen machen mich stolz“
Johannes Steinbauer über den Preis für ihn und sein Team (v. h.): Katrin Kernecker, Katharina Mader, Susi Larcher, Anna Wallraf
„Authentisch, mit viel Freude, Herzblut und Engagement dabei sein“
Das Erfolgsrezept von Irmgard Rosenbichler (rechts), Inhaberin der Buchhandlung Lesegenuss. Im Bild mit Kollegin Maria Adlboller
„Wir bringen Bücher aus aller Welt zu den Menschen“
Das tut Andreas Besold mit (v. l.) Astrid Maderthaner, Stefanie Besold-Eisner, Melissa Ebner. Nicht am Bild: Lisa-Marie Guggenberger
Service der speziellen Art stellt dabei der kostenlose Fahrrad-Zustelldienst für tagesaktuelle Onlinebestellungen dar. Besold bezeichnet sich und sein Team daher als „Buch-Nahversorger“.
Die größte Schwierigkeit bereite dem Buchhandel die Standortpolitik vieler Gemeinden. Die Errichtung von Einkaufszentren an der Peripherie sei in den Stadtzentren für viele Leerstände verantwortlich. „Eine Planung der Geschäftsentwicklung ist darum nur mehr mit einem Zeithorizont von maximal fünf Jahren realistisch“, gibt er zu bedenken.
Dafür, dass die Kundschaft dennoch gern in sein Geschäft mitten in der Altstadt von St. Veit/Glan (Kärnten) kommt, ist gesorgt: mit „immer neuen Ideen und Warenpräsentationen, spannenden Schaufenstern und Dekorationen“. Auch Kinder und Jugendliche zeigen sich an der Buchauswahl vor Ort interessiert, denn abgestimmt auf ihren Geschmack gibt es einiges: Mangas, New Adult, Trends auf BookTok sowie englischsprachige Literatur.
BUCHHANDLUNG LESEGENUSS
Als die Buchhandlung, in der es Irmgard Rosenbichler von einer Quereinsteigerin zur Filialleiterin gebracht hatte, endgültig geschlossen wurde, nahm sie all ihren Mut zusammen und eröffnete ihr eigenes Geschäft. „Mir war enorm wichtig, dass es in Gloggnitz weiterhin eine Buchhandlung gibt. Die Raxregion ist zum Glück sehr
weitläufig, und so haben wir Kund:innen von nah und fern, die es sehr schätzen, im schönen ,Lesegenuss‘ einzukaufen.“
Stammkundenpflege stand nach der Übernahme des Geschäfts ganz oben auf ihrer Prioritätenliste und ist bis heute etwas, das die Buchhandlung ausmacht. „Allein beim Einkauf der Bücher sehe ich schon meine Kund:innen vor mir und überlege, welcher Titel zu wem passen könnte“, sagt Rosenbichler. „Mein Erfolgsrezept? Authentisch, mit viel Freude, Herzblut und Engagement dabei zu sein. Wenn meine Kund:innen das Geschäft mit Büchern und einem Lächeln verlassen, bin ich dankbar, glücklich und zufrieden.“
Damit auch junge Leser:innen nicht zu kurz kommen, wird bereits für die Allerkleinsten mit einer „bunten Auswahl“ an Büchern gesorgt. Zusätzlich gibt es Buchausstellungen und Lesungen in Kindergärten und Schulen. Das solle die Kinder ans Medium Buch heranführen und sie zum Lesen animieren.
All die Mühen sind auch dringend erforderlich, um sich gegen die Konkurrenz durch große Onlineanbieter zu behaupten. „Wir müssen einfach besser sein als die Onlineriesen“, betont Rosenbichler. Es werde nämlich immer schwieriger, Kund:innen zu überzeugen, dass ihre Buchhandlung durchaus mit diesen mithalten könne.
Von allen Buchliebhaber:innen wünscht sich Frau Rosenbichler weiterhin Wertschätzung für „die kleinen, feinen, inhabergeführten Buchhandlungen“, denn
„Wir wollen ein Sprachrohr für marginalisierte Stimmen sein“
Dafür arbeitet o*books: (Vorne v. l.) Bianca-Maria Braunshofer, Katja Fetty, Roswitha Stubenschrott, (hinten, v. l.) Zoë Guitart, Sofia Klackl, Lena Rubey
„das gedruckte Buch ist ein wertvolles Kulturgut und muss als solches hochgehalten und unterstützt werden“.
BUCHHANDLUNG O*BOOKS
Im Oktober 2022 haben Bianca-Maria Braunshofer und Katja Fetty ihre Buchhandlung im Nordbahnviertel im zweiten Bezirk eröffnet. „Wir sind noch keine zwei Jahre alt und haben schon die Ehre, diesen Preis entgegenzunehmen. Das bestärkt uns in unserem Tun, gerade auch, weil wir keine herkömmliche Grätzlbuchhandlung sind“, sagen die beiden.
Was damit gemeint ist? o*books verstehen sich als Sprachrohr für „marginalisierte Stimmen“. „Uns war es immer ein Anliegen, feministische, diverse, queere Literatur anzubieten, und wir positionieren uns auch ganz klar antirassistisch.“
Dabei setzen sie auf eine aufgeklärte Leser:innenschaft: „Wir sind dabei, ein Format zu kreieren, mit dem wir auf Instagram und Facebook ein wenig Einblick in die Branche und ihre Besonderheiten geben.“ Außerdem unterstützen sie Programme zur Leseförderung für Kinder aus bildungsfernen Milieus. „Wir sind z. B. an Kinderliteraturpicknicks beim Kultursommer beteiligt, das hat sich letztes Jahr als sehr fruchtbar herausgestellt. Die Schranken des ,elitären‘ Buchhandels müssen sich öffnen.“
Großer Dank gebührt, wie die beiden klarstellen, ihrem Team und den „besten Kund:innen, die wir uns nur wünschen können. Da wir von Beginn in den sozialen
„Natürlich braucht es heute auch einen guten digitalen Auftritt“
Baruch Pomper (links), Besitzer der Buchhandlung Analog. Analog und digital arbeitet er mit (v. l.): Maryam Pomper, Chris Mohnen, Nicho Wilhelms
Medien präsent waren und da viel Support erhalten haben, hat sich bereits vor Eröffnung eine starke Community gebildet. Wir denken, dass uns das auch unterscheidet: Die Nähe zu unseren Leser:innen weit über die Grenze des Standorts hinaus.“
Apropos Standort: Die Besiedelung der Geschäftsräume im Nordbahnviertel verlaufe bedauerlicherweise sehr zäh. Die beiden Inhaberinnen arbeiten daran, das zu ändern, denn „wir glauben ganz stark an das Viertel und seine Bewohner:innen, die ja zu einem wesentlichen Teil unseren Kund:innenstamm bilden.“
Was ihnen sonst noch Kopfzerbrechen bereitet, ist der Umstand, dass trotz der hohen Inflation kaum Maßnahmen zur Entlastung gesetzt würden. Sie fordern mehr Verlags- und Buchhandelsförderungen wie auch Unterstützung bei Honoraren, weil diese für Indie-Buchhandlungen schwer zu stemmen seien – Preisgeld hin oder her.
BUCHHANDLUNG ANALOG
Die Ausstattung der Buchhandlung im sechsten Wiener Gemeindebezirk wurde bewusst antiquiert belassen, um eine stilvolle und unaufdringliche Umgebung zum Schmökern zu schaffen. „Ein guter Teil des Interieurs ist über hundert Jahre alt und war ursprünglich die Einrichtung eines Stoffhändlers. Wir spielen im Hintergrund immer ruhige klassische Jazz- bzw. Bluesmusik, französische Chansons und dergleichen. Es gibt Tee aus dem Samowar“, beschreibt Baruch Pomper sein Geschäft.
Nomen est omen, hier wird vieles analog geregelt – wobei: „Natürlich braucht es heute auch einen guten Auftritt in den digitalen Medien und sozialen Netzwerken.“ Allerdings habe man sich gegen einen Onlineversand entschieden. Zu groß sei der Konkurrenzdruck von Onlineriesen. „Zudem halte ich diesen Lebensstil für ökologisch und gesellschaftlich problematisch.“
Die Freude an Büchern begleitet Pomper schon sein ganzes Leben. Als Kind wurde er immer mit Fernsehverbot bestraft, wenn er etwas angestellt hatte. „Das hatte zur Folge, dass ich im Grunde genommen niemals fernsehen durfte. Also wich ich auf Bücher aus. Bücher waren für mich zwischen zwei Deckeln gepresste Geheimnisse, die nur darauf warteten, gelüftet zu werden.“
Die monetären Belastungen sind auch für die Buchhandlung Analog spürbar. „Ich unterstütze die Forderung der Wirtschaftskammer nach einer geringeren Mehrwertsteuer“, sagt Pomper. Die Buchpreisbindung hält er für unumgänglich, damit kleinere Buchhandlungen „den großen Playern“ nicht hilflos ausgeliefert seien. Er sieht jedoch noch mehr Handlungsbedarf aufseiten der Politik, „aber fasziniert von der Digitalisierung, werden die enormen gesellschaftlichen Vorteile des existierenden und funktionierenden Buchmarktes und der Lesekultur aus den Augen verloren.“ Dennoch gibt er sich zuversichtlich: „Wenn die technologischen Heilsversprechungen doch nicht in Erfüllung gehen, werden Bücher wieder mehr in den Fokus rücken.“
– Schwerpunkt: Editor’s Choice –Kochbücher
So schließt sich der Kreis: Marlene Kelnreiter mit einem selbst gemachten Käse und einer Kuh, die die Milch dafür gegeben hat
Es ist Liebe
Liebe, so heißt es, geht durch den Magen. Wer schon einmal hingebungsvoll bekocht worden ist, wird geneigt sein, zuzustimmen. Wer ein wirklich gutes Kochbuch durchblättert, ebenso
Text: Linn Ritsch
Es gibt kein Genre, das Liebe intensiver ausdrückt als Kochbücher. Vielleicht abgesehen von Liebesbriefsammlungen und schmachtenden Gedichtbänden – und sie können durchaus dazu führen, dass man von der Liebe eine Weile lang genug hat. Bei einem guten Kochbuch ist das anders. Ganz ohne zu schmachten, zeigt es verschiedene Arten von Liebe: Liebe zum Essen, Liebe zur Natur, zum eigenen Geist und Körper, Liebe zur eigenen oder zu fremden Kulturen … Vermutlich könnte man diese Aufzählung noch über mehrere Absätze ziehen. Stattdessen stelle ich Ihnen aber lieber die folgenden vier Kochbücher vor. Alle sind natürlich voller Liebe.
In Josué Vergaras „Vegan Vegetarisch Vergara“ (Anton Pustet) ist das – der Titel
teasert es an – vor allem die Liebe zu der Vielfalt an Früchten und Gemüsesorten, die die Welt für uns bereithält. Und zu Gewürzen. Viele von ihnen, so schreibt der Autor im Vorwort, seien mit der Zeit in Vergessenheit geraten und durch Salz und Zucker ersetzt worden. Was schade ist, denn Kurkuma, Ingwer, Zimt und Co. tragen nicht nur zum raffinierten Geschmack vieler Speisen bei, sondern sind auch gesundheitsfördernd.
Vergara kommt aus Ecuador, sein Buch trägt den Untertitel „100 einfach Rezepte zwischen Anden und Alpen“. Die Zutaten, Zubereitungsweisen und Gerichte sind von seiner südamerikanischen Heimat und seinen beruflichen Erfahrungen in Österreich geprägt. Neben Dips aus schwarzen Bohnen, Patacones (frittierte Kochbananen) und Gemüse-Burritos gibt es auch Erbsensuppe und Wirsingsalat. Und dazwischen viele Rezepte aus anderen Ländern und solche, die man auf der ganzen Welt findet. Hauptsache, sie sind leicht nachzukochen, gesund und fleischlos. Und natürlich ein herrliches Geschmackserlebnis.
Solche Erlebnisse kann auch Lauren Lovatt bieten. Sie ist vegane Chefköchin. Das ist per se schon etwas Besonderes, oft gibt es das nicht. In „Mind Food. Iss dich glücklich“ (Gerstenberg) stellt sie ihre Philosophie vor: Wer besser isst, ist glücklicher. Das hat die Autorin am eigenen Leib erfahren, als sie mit psychischen Schwierigkeiten kämpfte und durch die Beschäftigung mit Kochen, Essen und wohltuender Ernährung selbst viel zu ihrer Heilung beitrug.
Wenn man sich ungesund ernährt, bestraft man den eigenen Körper. Wer umgekehrt bewusst auf Zutaten und Inhaltsstoffe achtet, tut nicht nur ihm etwas Gutes, sondern auch der Psyche. Eigentlich logisch, schließlich sind Geist und Körper eine Einheit. Erfreulich ist, dass man Selbstliebe am besten mit Speisen praktiziert, die wunderbar schmecken – Genuss ist wichtig fürs Glück. Ebenso wie hochwertige Zutaten und inspirierende Rezepte. Davon gibt es in „Mind Food“ sehr viele, eigentlich möchte man jedes einzelne gleich ausprobieren. Viele der nach Jahreszeiten sortierten Gerichte tragen so schöne Namen wie „Sonnenschein auf dem Teller“, „Herbstpurpur“ oder „Lunare Cookies“.
Hinter „Seelenhunger“ von Tobias Stumpfl (Amalthea) steckt eine ähnliche Geschichte: Der Autor sagt über sich selbst, dass er bereits als Jugendlicher ein „Anerkennungsjunkie“ gewesen sei. Höher, schneller, weiter – wenn er nicht Beeindruckendes
–
Schwerpunkt: Editor’s Choice –Kochbücher
Vegan Vegetarisch Vergara (Anton Pustet)
ISBN: 978-3-7025-1116-6
Mind Food (Gerstenberg)
ISBN: 978-3-8369-2199-2
Seelenhunger (Amalthea)
ISBN: 978-3-99050-275-4
Käseglück (Löwenzahn)
ISBN: 978-3-7066-2978-2
leistet und Bewunderung erntet, ist er nicht liebenswert. Dachte er. Doch dann kamen immer mehr gesundheitliche Krisen bis hin zu der fatalen Diagnose: Morbus Crohn, eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit.
Besserung brachte nicht das verschriebene Antibiotikum, sondern eine ausgewogene, lektinarme Ernährung. Was man dazu braucht und wie viele feine Dinge so entstehen können, erklärt er in seinem Buch. Darin findet man Gespräche mit Ernährungsexpert:innen und Profiköch:innen, viele Informationen zur Sechs-Sinne-Küche (neugierig? Lesen Sie das Buch!) und viel Deftiges: Selbst gemachte Pasta Bolognese, Flammkuchen, Innviertler Knödel oder Lammbraten. Und natürlich köstliche Desserts. Etwas Süßes zum Schluss darf nicht fehlen.
Sehr, sehr köstlich wirkt auch alles, was Marlene Kelnreiter in „Käseglück“ (Löwenzahn) beschreibt. Das Buch wurde kürzlich beim Swiss Gourmetbook Award mit Silber ausgezeichnet. Kein Wunder, in dem Buch steckt ebenso viel Liebe und Sorgfalt, wie sie die Autorin ihren Käsen angedeihen lässt. Und das ist sehr viel. In einem langen, persönlichen Vorwort erzählt Kelnreiter von ihrem sehr wenig erfüllenden Bürojob und ihrem Traum von einem Sommer auf der Alm. Irgendwann, schreibt sie, habe sie vom Träumen genug gehabt und beschlossen, den Traum zur neuen Wirklichkeit zu machen. Gesagt, getan. Sie zog für ihren ersten Sommer auf die Alm und lernte, wie man Käse macht.
Dieses Wissen gibt sie an ihre Leser:innen weiter – die für ihren ersten eigenen Käse aber nicht gleich ihre Jobs kündigen und in die Berge ziehen müssen. Mit der richtigen Ausstattung und einer guten Anleitung lässt es sich auch in der Innenstadtwohnung wunderbar käsen. Kelnreiter zeigt es uns: Mit liebevollen, genauen Schritt-für-Schritt-Anleitungen und sehr viel Hintergrundinfo zum Ausgangsprodukt Milch und den Herstellungsprozessen. Veganer:innen finden sogar Informationen zu milchfreiem „Käse“, der aus Pflanzendrinks hergestellt werden kann (die, auch das lernen wir, nicht Milch heißen dürfen).
Mit Käse allein ist es nicht getan – Joghurt, Sauerrahm, Labneh, Skyr, Butter: Es gibt Rezepte für so gut wie alle Milchprodukte, die das Herz begehrt. Auch die Gestaltung dieses Buches – von der Farbgebung über die Wahl der Schrift bis zu den Fotos – ist eine Freude. In „Käseglück“ spürt man die Liebe in jedem Detail.
Seit zwanzig Jahren gibt es die GenussBuchhandlung Babette’s Spice & Books for Cooks im 4. Wiener Gemeindebezirk. Seit der Gründung ist Buchhändler Andreas Höllering der Kochbuch-Spezialist, an den sich Hobbyköch:innen und Profis wenden können. Beim Besuch im bunten, fein sortierten Geschäft meint er, es gebe unzählige Kochbücher, die er empfehlen könne. Müsse er sich jedoch persönlich auf eines beschränken, so sei das Marcella Hazans „Die klassische italienische Küche“ (Echtzeit Verlag). „Alt und bewährt“ sei der Klassiker, den die Italienerin geschrieben hat, als sie in den 1950er-Jahren in die USA zog und dort begann, private Kochkurse zu geben. Einfache Rezepte finden sich in Hazans „Meisterwerk“, das ohne großartige Fotos, Illustrationen oder lange Zutatenlisten auskomme. Dafür gebe es viele Informationen zu Warenkunde und Zubereitungsweisen. Hazan, die im April ihren hundertsten Geburtstag gefeiert hätte, vereint auf 600 Seiten die wichtigsten italienischen Rezepte. „Mehr braucht es nicht.“
Passend dazu verzeichnet Höllering den Trend, „Nonnas“ (italienisch: Großmutters) Rezepte abzudrucken. Ein Beispiel sei das reich bebilderte Kochbuch „Pura Passione“ (AT Verlag) von Claudio del Principe, dem Mamma Luisa und Mamma Lina über hundert bislang streng gehütete Familien-Rezepte anvertraut haben. Darunter eingelegte Artischocken, Involtini Crespelle mit Pilzen oder Wolfsbarsch im Geschirrtuch.
„Gennaros cucina povera“ (ars vivendi)
ISBN: 978-3-74720452-8
Kochbücher
Allerfeinstes von Oma, Starkoch und Autorin
Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig
„Dieses Buch ist zu Recht seit zehn Jahren ein Bestseller“
Andreas Höllering über „Täglich vegetarisch – Die schönsten Rezepte aus dem River Cottage“
Es verwundert kaum, dass sich noch ein weiteres italienisches Kochbuch unter Höllerings Empfehlungen findet: „Gennaros cucina povera“ (ars vivendi). Wörtlich übersetzt: „Die arme Küche“. Gennaro Contaldo, Lehrer von Köchen wie Jamie Oliver und Tim Mälzer, verwendet in diesem Werk Rezepte, die auf günstigen und leicht zugänglichen Zutaten basieren, die in der
„Täglich vegetarisch“ (AT)
ISBN: 978-3-03800725-8
„Testkitchen – Extra Good Things“ (DK)
ISBN: 978-3-83104596-9
Regel aus der unmittelbaren Umgebung stammen.
Nach Südengland, zum Landgut River Cottage des englischen Fernsehkochs Hugh Fearnley-Whittingstall, führt Höllering mit seinem nächsten Tipp „Täglich vegetarisch – Die schönsten Rezepte aus dem River Cottage“ (AT Verlag). „Dieses Buch ist zu Recht seit zehn Jahren ein Bestseller. Die Rezepte lassen sich unter Garantie schnell und einfach jeden Abend zubereiten“, Höllering empfiehlt das Buch auch Kochanfänger:innen.
Wer sich Größeres zutraut, sei mit Ottolenghi immer gut beraten. Höllering greift zu einem seiner Favoriten, „Testkitchen – Extra Good Things“ (DK), dem zweiten Kochbuch aus der Testkitchen-Reihe, das raffinierte Rezepte für Extras birgt, etwa Tamarinden-Dressing auf Kurkuma Spiegeleiern oder Karfiol mit grünem Tahini.
Zu guter Letzt führt Höllering in heimische Gefilde und empfiehlt Katharina Seisers „Österreich express“ (Brandstätter). Seiser präsentiere in diesem Buch leicht verständliche Rezepte, etwa für Erdäpfelknödel oder Nockerl, bei denen man „fast keine Fehler machen“ könne, meint Höllering, der an der Kochbuchautorin neben ihren Kochkünsten ihre Vermittlungsgabe und Ehrlichkeit schätzt: „Sie bearbeitet keines der im Buch präsentierten Gerichte stundenlang für das perfekte Foto, sondern fotografiert alle Speisen ausnahmslos in gekochtem Zustand.“
„Österreich express“ (Brandstätter)
ISBN: 978-3-71060734-9
„Pura Passione“ (AT)
ISBN: 978-3-03902098-0
Als Kochbuchautorin stehe ich selbst oft in der Buchhandlung und bin überwältigt von der Anzahl an Neuerscheinungen. Meine Gefühle schwanken dann zwischen „Ist nicht schon längst zu jedem Thema, jeder Zutat, jeder Länderküche alles gesagt?“ und „Was für eine super Idee, das muss ich haben!“. So kommen zu den über 2.000 Kochbüchern in meiner Bibliothek ständig neue dazu.
Als Autorin von der sehr genauen Sorte betrachte ich die Arbeit der Kolleg:innen kritisch, kann aber ein Kochbuch auch sofort ins Herz schließen. Was braucht es dafür? Ich fange von hinten an: Ein umfangreiches Stichwortregister ist Pflicht. Fehlt es, ist das Buch unbrauchbar. Ist das Konzept stimmig? Ich will Tiefe und Details. Da haben uns Autor:innen und Verlage im angloamerikanischen Raum oft etwas voraus. Bilder sind für mich nicht entscheidend. Dafür aber das Herzstück: Sind die Zutatenangaben wirklich präzise? Ist die Zubereitung ausführlich, nehmen mich die Autor:innen freundlich an der Hand? Wird genau erklärt, worauf es ankommt? Solche Kochbücher sind zum Beispiel: „Nistisima“ von Georgina Hayden (DK) Die sympathische Autorin mit zypriotischen Wurzeln hat darin ein Konzept umgesetzt, das ich sonst nur von meinen eigenen Büchern „Immer schon vegan“ und „Immer wieder vegan“ kenne: traditionelle rein pflanzliche Rezepte ohne Ersatzprodukte. In ihrem Fall entstammen sie orthodoxen
„Nistisima“ (DK) ISBN: 978-3-83104685-0
Kochbücher
Tipps aus der Küche von einer Kochbuchautorin
Text:
„Stimmig und stilsicher lädt uns die Autorin von ‚La Vita è Dolce‘ in die Welt der italienischen Süßspeisen ein“
Fastentraditionen und begeistern mit mediterranem bis nahöstlichem Charme auch Nichtveganer:innen.
Wer schon viel mit Gemüse kocht, aber neue Ideen braucht, ist mit dem „Geschmacksthesaurus – noch mehr Aromen“ von Niki Segnit (ZS) gut beraten. Wie der erste Band kein Kochbuch, sondern ein Nachschlagewerk ohne Bilder, das
„Geschmacksthesaurus – noch mehr Aromen“ (ZS) ISBN: 978-396584-358-5
„La Vita è Dolce“ (DK) ISBN: 978-3-83104341-5
über 800 Kombinationen von Lebensmitteln und diesmal überwiegend pflanzenbasierte Rezeptideen fundiert (und oft amüsant) auflistet.
Zauberhaft ist „La Vita è Dolce“ von Letitia Clark (DK). Stimmig und stilsicher lädt uns die Autorin mit der Wahlheimat Sardinien in die Welt der italienischen Süßspeisen ein. Man weiß nicht, ob man zuerst eines der allesamt verlockenden (und wunderschön fotografierten) Dolci zubereiten oder gleich eine Reise buchen will.
Apropos Backen: Gerade ist (auf Englisch) „Sift“ von der britischen Profi-Konditorin Nicola Lamb erschienen. Ein Backbuch, das schon beim ersten Durchblättern das Zeug zum Referenzwerk und Klassiker hat. Über hundert Seiten Warenkunde und Backtechnik mit vielen Grafiken, sehr lesefreundlich aufbereitet. Danach Rezepte, eines verheißungsvoller als das andere, lässig, modern, ultrapräzise in den Erklärungen (und mit Zeitleisten), ohne zwänglerisch zu sein.
Und zum Schluss die Benchmark: „Die klassische italienische Küche“ von Marcella Hazan (Echtzeit). Keine Bilder, dafür mit sehr schöner, lesefreundlicher Typografie und einigen Illustrationen. Es enthält enorm viel tradiertes Wissen und Einordnung von Zutaten, Techniken und Kombinationen von einer strengen, meinungsstarken Köchin, wie die Hazan eine war (sie wäre heuer hundert geworden). Die Hunderten oft ganz einfachen Rezepte funktionieren garantiert. Nicht umsonst ein Klassiker.
„Sift“ ISBN: 978-1-52990622-6
„Die klassische italienische Küche” (Echtzeit) ISBN: 9783-905800-98-2
Buchhandelspanel April 2024
UMSATZMINUS TROTZ
PREISANSTIEGS
Im Vergleich zu April 2023 haben sich Umsatz und Absatz verschlechtert
Von den positiven Umsatzzahlen aus dem letzten Monat war im April nichts mehr zu spüren. Der März 2024 profitierte vom Ostergeschäft, das auf einen besonders frühen Zeitpunkt fiel und so im Vergleich zum Vorjahr zu einem Umsatzanstieg beitrug. Im April war der umgekehrte Effekt zu beobachten: 2023 fiel das Ostergeschäft in diesen Monat. Der Umsatz brach daher 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein: minus 5,2 Prozent im stationären Handel, minus 2,7 auf dem Gesamtmarkt.
Dabei war bei den Preisen ein Anstieg zu verzeichnen: Im April kostete ein Buch in den Geschäften vor Ort durchschnittlich 5 Prozent mehr als im April des Vorjahres. Auf dem Gesamtmarkt waren es plus 3,7 Prozent. Dass sich trotzdem ein negativer Umsatz ergab, ist dem stark gesunkenen Absatz geschuldet – hier spielt wieder das verschobene Ostergeschäft eine Rolle. Im stationären Handel wurden fast 10 P rozent weniger Bücher verkauft als im April 2023, auf dem Gesamtmarkt immerhin etwas über 6 Prozent weniger.
Besonders betroffen vom Umsatzeinbruch war das Kinder- und Jugendbuch mit 13,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Weiterhin auf einem Abwärtstrend befinden sich auch Bücher zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen. Trotz allem zulegen konnten belletristische und geisteswissenschaftliche Titel und Sachbücher.
UMSATZVERÄNDERUNG
Stat. Buchhandel Gesamtmarkt
Kumuliert 01–04 2024
DURCHSCHNITTSPREIS
Stat. Buchhandel Gesamtmarkt
Kumuliert 01–04 2024 – 2,7 % zu April 2023 + 1,2 %
Veränderung zu April 2023 + 2,8 %
Kumuliert 01–04 2024 + 5 %
+ 3,7 %
Veränderung zu April 2023 + 1,3 %
STATIONÄRER BUCH HANDEL Umsatzverteilung
GESAMTMARKT Umsatzverteilung
Hörbuch/Audiobook und Karten/Globen Hörbuch/AudiobookKalender
und Karten/Globen
Marktdaten April 2024
Absatzentwicklung stat. Buchmarkt im Vergleich zu 04/2023 Ø-P reis Gesamtmarkt April 2024 – 6,2 % – 9,7 % € 16,09
Absatzentwicklung Gesamtmarkt im Vergleich zu 04/2023
Im Auftrag des HVB ermittelt das Marktforschungsinstitut media control monatlich die Umsatzveränderungen im Vergleich zum Vorjahresmonat für die Absatzwege Sortimentsbuchhandel, E-Commerce, Bahnhofsbuchhandel sowie Elektro- und Drogeriemarkt. Mit dem MC-Buchhandelspanel werden 600 Verkaufsstellen und knapp 90 % aller Barverkäufe in Österreich abgedeckt.
Vom Wesen des
Selfies
Text: Erich Klein
Illustration: Katharina Klein
FRANZ KAFKA:
DER PROCESS
Es war das autobiografische Herz des Romans: Am 12. Juli 1914 werfen die Langzeitverlobte Felice Bauer und deren Freundin Grete Bloch in einem Berliner Hotel dem siebenundzwanzigjährigen Prager Versicherungsjuristen Franz Kafka Doppelzüngigkeit vor. In Briefen an Felice hatte Kafka von unauflöslicher Bindung gesprochen, Grete gleichzeitig aber gestanden, dass er zur Ehe unfähig sei. Die Schwester von Felice figuriert als Zeugin.
In Kafkas Tagebuch ist danach vom „Gerichtshof im Hotel“ die Rede, in einem spä teren Abschiedsbrief bezeichnet er Felice als „mein Menschengericht“. Folgenlos bleibt dieser „andere Prozess“ nicht, auch wenn Kafka in diesen Tagen scheinbar absurd-gelassen über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs notiert: „Deutschland hat Rußland den Krieg erklärt. – Nachmittag Schwimmschule“. Eine Wo che später bringt er allerdings den berühmtesten Romananfang des 20. Jahrhunderts zu Papier: „Jemand mußte Josef K. verläumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Der Fragment gebliebene Roman „Der Process“, der schon von den Zeitgenossen als visionäre Beschreibung des modernen bürokratischen Staates verstanden wurde, entstand mit Unterbrechungen im Lauf eines halben Jahres bis zum Jänner 1915.
Anfangs glaubt Josef K., ein Bankprokurist, der am Morgen seines dreißigsten Geburtstages von zwei ominösen Figuren verhaftet wird, noch an
eine Verwechslung. Es folgt eine telefonische Vorladung – die Fragen nach Anklage und Schuld führen zur Suche nach dem zuständigen Gericht, das unauffindbar ist. Soll es jenes Amt sein, das sich auf dem Dachboden irgendwelcher Mietshäuser befindet? In einer Rumpelkammer seiner Bank wird Josef K. Zeuge der Auspeitschung zweier sogenannter Wächter, sein Advokat vergisst ihn. Nach einer Reihe mysteriöser weiterer Begegnungen wird der bewusst gesichtslos geschilderte P rotagonist am Vorabend seines einunddreißigsten Geburtstages von zwei Herren mit Zylinder abgeholt und seinem grausamen Ende zugeführt: „Wo war der Richter, den er nie gesehen hatte? Wo war das hohe Gericht, bis zu dem er nie gekommen war? Er hob die Hände und spreizte alle Finger. Aber an K.s Gurgel legten sich die Hände des einen Herrn, während der andere das Messer ihm tief ins Herz stieß und zweimal dort drehte. Mit brechenden Augen sah noch K., wie die Herren, nahe vor seinem Gesicht, Wange an Wange aneinandergelehnt, die Entscheidung beobachteten. ,Wie ein Hund!‘ sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben.“
Josef K., so wurde behauptet, spiele gleichermaßen die Rolle von Advokat und Richter. Die Interpretation ist genauso berechtigt wie die Flut an religiösen, politischen, psychoanalytischen, philosophischen oder politischen Deutungen, die im „P rocess“ ein Spiegelbild moderner Massengesellschaften samt entsprechendem Lebensgefühl sieht. Mit der vom Kafka-Biografen Reiner Stach neu edierten und mit ausführlichen Stellenkommentaren versehen Ausgabe wird ein frischer Blick in Kafkas Werkstatt ermöglicht.
„Die Hypnose dieses Jahrhunderts heißt Kafka“ Elias Canetti
Franz Kafka: Der Process Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von Reiner Stach Wallstein Verlag 2024
ISBN 978-3-8353-3527-1
im Porträt –
Verlag Kremayr und Scheriau
Kerstin und Philip Scheriau
An der Spitze von Kremayr und Scheriau steht seit Anfang 2023 ein Duo: Kerstin und Philip Scheriau leiten gemeinsam nun schon in dritter Generation den Wiener Traditionsverlag. Geplant war das überhaupt nicht – und schon gar nicht so früh.
Im Jänner dieses Jahres verstarb Martin Scheriau, der zuvor 20 Jahre lang als Alleineigentümer den Verlag geleitet hatte. „Als im November 2022 bei meinem Vater eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde, mussten wir handeln“, erzählt Philip Scheriau. „Es war der Wunsch meines Vaters, dass der Verlag in der Familie bleibt“, betont er. In enger Absprache mit seinen drei Geschwistern wurde beschlossen, den Verlag weiterzuführen.
Die Entscheidung, gemeinsam mit ihrem Mann die Verlagsleitung zu übernehmen, fiel Kerstin Scheriau nicht schwer. Bereits in den Jahren vor seiner Erkrankung wurde sie immer wieder in den beruflichen Alltag von Martin Scheriau mit einbezogen: „Mein Schwiegervater hat mir sein Vertrauen geschenkt – ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, ob ich seinem Wunsch nachkommen soll“, erzählt sie. „Ich bin so froh, dass Kerstin sich dazu entschlossen hat“, ergänzt Philip Scheriau. „Alleine wäre ich nicht in der Lage gewesen.“
„Am Anfang war alles natürlich Neuland und wahnsinnig herausfordernd“, erinnern sich die beiden, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen: Kerstin Scheriau aus dem Gesundheitsmanagement und Philip Scheriau aus der Immobilienbranche. Mittlerweile ist das Paar in seine Aufgaben hineingewachsen. Sogar die sehr herausfordernde MELO-Insolvenz haben sie gut gemeistert. Programmplanung und Autorentermine machen sie ausnahmslos zusammen, ansonsten wurden einige Bereiche ausgelagert.
Durch einige ungeplante personelle Veränderungen war es notwendig, im Februar 2023 die Projektkoordination an die Agentur
vielseitig zu übergeben. „Daraus entstand eine gute Partnerschaft, die für beide Seiten sehr bereichernd ist“, so Philip Scheriau. Auch das Lektorat wurde teilweise ausgegliedert: Zwar liest das Paar jeden Text, aber die umfassende Lektoratsarbeit liegt nicht bei den Scheriaus selbst: „Wir haben großes Vertrauen in unser Lektorat und das gesamte Team“, betont Philip Scheriau.
„Wir sprechen ungemütliche Themen an und stellen Personen vor den Vorhang, die von der Geschichte oftmals vergessen werden“Kerstin Scheriau
Programmtechnisch soll sich bei Kremayr & Scheriau nichts verändern. „Der Verlag trifft seit fast 75 Jahren eine Nische“, so Philip Scheriau. „Wir sprechen ungemütliche Themen an und stellen Personen vor den Vorhang, die von der Geschichte oftmals vergessen werden“, fügt Kerstin Scheriau hinzu. Veränderungen soll es vor allem intern und strukturell geben.
Wie sehen die beiden nun die Zukunft des Verlages? „Wir stehen zu unserem Wort. Der Verlag bleibt in der Familie“, bekräftigt Philip Scheriau. „Dies steht für mich und meine Geschwister außer Frage.“
Beide sind dankbar, blicken stolz auf die zurückliegende Verlagsgeschichte und freuen sich, diese fortzuführen. „Wir werden unserem Credo, gesellschaftskritische Themen zu behandeln und Autor:innen eine Stimme zu geben, weiterhin treu bleiben“, meint Philip Scheriau. Ansonsten lassen sie die Dinge einfach auf sich zukommen. „Wir sind angekommen“, ergänzt Kerstin Scheriau „Die Arbeit macht Spaß, und das ist das Wichtigste.“
– HVB -Mitglieder im Porträt –Wiener Buchboutique
Marion Oeller
Text: Adam Gregus
Unweit vom Belvedere im Wiener 4. Bezirk, in der Karolinengasse, lädt eine helle Tafel mit der schlichten Anschrift „Bücher“ in Marion Oellers Wiener Buchboutique ein. Die Eröffnung der Wiener Buchboutique 2016 war für Oeller eine große Wende, ursprünglich kommt sie aus der IT-Branche. Mittlerweile ist sie erfahrene Buchhändlerin. „Lesenswertes und Schönes aus Österreich“ ist das Motto ihres gemütlich eingerichteten Ladens.
Das Themenspektrum ist breit: fiktionale und nicht fiktionale Literatur, unterhaltsame, spannende, aber auch gesellschaftspolitische Publikationen, Kinderbücher und ein kleines Regal mit „Gästen“ (nicht österreichischen Autor:innen) werden von Oeller sorgfältig kuratiert. „Meinem Empfinden nach hat die österreichische Literatur in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, sie wird auch mehr besprochen und gezielt nachgefragt“, erklärt sie die Auswahl ihres Sortiments, das auch ihre eigenen Interessen spiegelt. Für diesen Fokus entschied sie sich, um den Raum nicht vollzustopfen und als Kleinunternehmen eine Marke zu entwickeln. „Während der Pandemie war es wahnsinnig anstrengend, aber es hat auch viel zur
Kundenbindung beigetragen“, erzählt Oeller, die in dieser Zeit Bücher selbst auslieferte und dadurch persönliche Kontakte aufbauen konnte. „Mit viel Einsatz habe ich dadurch eine Stammkundschaft aufbauen können, und meine Kund:innen sind mir treu geblieben.“ Aus den Schwierigkeiten der Pandemie hat sie das Beste gemacht, doch auch jetzt sind die Zeiten wieder herausfordernd. Laufkundschaft gibt es nicht sehr viel, Tourist:innen kommen nur selten vorbei. Aber die Buchboutique ist zum festen
„Es ist eine richtige Grätzlbuchhandlung“
Wiener
Buchboutique Karolinengasse 34, 1040 Wien office@wiener-buchboutique.atBestandteil der Nachbarschaft geworden. „Es ist eine richtige Grätzlbuchhandlung“, meint die Buchhändlerin.
Derzeit ist die weibliche Literaturszene Österreichs bei der Kundschaft besonders gefragt. „Es werden vermehrt Autorinnen nachgefragt wie Toxische Pommes, Barbi Marković, Mareike Fallwickl, Valerie Fritsch und viele mehr“, erklärt Oeller. Auch der Wunsch nach unterhaltsamen, humorvollen Büchern sei spürbar. Sie selbst war in letzter Zeit auch von Texten von Milena Michiko Flašar, Christoph Ransmayr oder Vladimir Vertlib beeindruckt, wie auch von der Schriftensammlung „Aber jetzt ist Schluss: Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“. Immer wieder finden in der Wiener Buchboutique Lesungen statt. So wird die Buchhandlung zur Schnittstelle zwischen Autor:innen und Publikum, die sie über die Facebook-Seite des Ladens und Aussendungen bekannt gibt. Im Mai las Anna Badora aus ihrem Buch „Vom Stürzen und Wiederaufstehen“, in dem sie inhaftierten Frauen eine Stimme verleiht und ihre Schicksale schildert. Auch dafür sind Buchläden wichtig, findet Oeller: als Orte des Dialogs darüber, was passiert und verschriftlicht wird.
Empfehlungen
Backen mit Kids
Mehl und Zucker holen, Teig kneten und kleine Köstlichkeiten zaubern: Das Buch führt Kinder in die Welt des Backens ein. Die Zubereitung ist dank Schritt-fürSchritt-Fotos und einfacher Sprache ein Kinderspiel.
„Ich back das“ –Sylvia Zuech. Raetia
ISBN: 978-88-7283887-7
Spezialitäten vom Bauernhof
In diesem Buch dreht sich alles um die Schätze, die unsere heimischen Hofläden zu bieten haben. Die Autorin stammt aus einer Bauernfamilie und entführt Sie in die Welt traditioneller und moderner Rezepte, bei denen sämtliche Zutaten aus regionalen Höfen stammen.
„Meine Hofladenküche“ – Conny Mauracher. Tyrolia
ISBN: 978-3-7022-4172-8
Rezepte für einen harmonischen Zyklus Wie lassen sich Zyklusbeschwerden durch pflanzliche Ernährung, Yoga-Übungen und Entspannungstechniken lindern? Wirksame vegane Rezepte gegen PMS, Bauchkrämpfe, Migräne und Stimmungsschwankungen.
„Eat like a Woman“ –V. Haselmayr, A. Haselmayr, D. Rosenberger. Brandstätter
ISBN: 978-3-7106-0693-9
Was direkt vor der Tür wächst Lokal und saisonal ist das Gebot der Stunde: Da liegt es im wahrsten Sinne des Wortes nahe, auf die jungen Wilden vor der Haustür zu setzen. Dass das sogenannte Unkraut auch ganz hervorragend schmeckt, zeigt dieses Buch.
„Unkraut Genuss“ –Irmi Kaiser . Styria
ISBN: 978-3-99040-676-2
Bestseller April 2024
Belletristik Hardcover
NEU MAREIKE FALLWICKL Und alle so still Rowohlt € 23,70
TOXISCHE POMMES
Ein schönes Ausländerkind Paul Zsolnay € 23,70
BEATE MALY Mord in der Wiener Werkstätte Emons Verlag € 16,50
5 JUSSI ADLER-OLSEN Verraten dtv Verlagsgesellschaft € 26,80 5 14 MARTIN SUTER Allmen und Herr Weynfeldt Diogenes € 26,80
6 NEU H. D. CARLTON Haunting Adeline 01 Vajona Verlag Audio € 17,50
7 17 LUCA VENTURA Der blaue Salamander Diogenes € 18,50
8 NEU MARTIN WALKER Im Château Diogenes € 26,80
Das Philosophenschiff Carl Hanser € 24,70
9 HANNAH GRACE Icebreaker Lyx € 15,40
Kinderbuch
1 NEU ALICE PANTERMÜLLER Mein LottaLeben (20). Immer dem Panda nach Arena € 13,40
2 5 RICK RIORDAN Percy Jackson 6: Der Kelch der Götter Carlsen € 16,50
3 3 JEFF KINNEY
Gregs Tagebuch 18 – Kein Plan von nix Baumhaus Verlag € 16,50
4 NEU CHLOE WALSH
Boys of Tommen 1: Binding 13 Adrian & Wimmelbuchverlag € 17,50
5 8 LAUREN ROBERTS
Powerless Simon & Schuster Children’s UK € 13,40
6 7 COLLEEN HOOVER
Nur noch ein einziges Mal dtv Verlagsgesellschaft € 13,40
ADALYN GRACE Foxglove –Das Begehren des Todes ArsEdition € 18,50 8
NEU
TRACY WOLFF
Cherish dtv Verlagsgesellschaft € 26,80 9 6 MAGNUS MYST Das kleine Böse Buch, Bd. 1 Ueberreuter Verlag, Kinder- und Jugendbuch € 14,40
14 SARAH J. MAAS
A Court of Thorns and Roses Bloomsbury Publishing € 12,10
Belletristik
Taschenbuch
1 NEU BEATE MAXIAN Tod auf dem Opernball Goldmann € 13,40
2 1 JOJO MOYES Das Haus der Wiederkehr Rowohlt TB € 18,50
3 NEU FREIDA MCFADDEN Sie kann dich hören Heyne € 16,50
4 3 SEBASTIAN FITZEK Mimik Knaur Taschenbuch € 12,40
5 2 HERBERT DUTZLER Letztes Zuckerl Haymon Verlag € 15,40
6 NEU SEBASTIAN FITZEK Der erste letzte Tag Knaur Taschenbuch € 13,40
7 19 ANDREA NAGELE Grado in Angst Emons Verlag € 14,40
8 WE FREIDA MCFADDEN Wenn sie wüsste Heyne € 16,50
9 NEU CLAIRE DOUGLAS Girls Night –Nur eine kennt die ganze Wahrheit Penguin € 16,50
10 NEU DAGMAR HAGER Salzkammerblut Gmeiner-Verlag € 16,00
Belletristik E-Book
1 NEU PIERRE MARTIN Madame le Commissaire und das geheime Dossier Knaur eBook € 9,99
2 NEU BEATE MAXIAN Tod auf dem Opernball Goldmann € 11,99
3 4 JUSSI ADLER-OLSEN Verraten dtv Verlagsgesellschaft € 21,99
4 1 JOJO MOYES Das Haus der Wiederkehr Rowohlt e-Book € 14,99
5 NEU KAREN SANDER Der Sturm: Verachtet Rowohlt e-Book € 9,99
6 NEU PIERRE LAGRANGE Bedrohliche Provence Fischer E-Books € 12,99
7 NEU FREIDA MCFADDEN Sie kann dich hören Heyne € 13,99
8 13 BEATE MALY Mord in der Wiener Werkstätte Emons € 12,99
9 5 HERBERT DUTZLER Letztes Zuckerl Haymon Verlag € 11,99
10 3 LEONIE SCHÖLER Beklaute Frauen Penguin Verlag München € 19,99
Sachbuch Hardcover
RAINER FLECKL, SEBASTIAN REINHART
Sachbuch Taschenbuch
1 JAMES CLEAR Die 1 %-Methode –Minimale Veränderung, maximale Wirkung Goldmann € 13,40
2 SHEILA DE LIZ Woman on Fire Rowohlt TB € 16,50
LENDVAI Über die Heuchelei Paul Zsolnay € 23,70
JOHANNES HUBER, STEFAN WÖHRER Warum wir sind, wie wir sind Edition A € 25,00
BAUER,
FISCHER Starseeds-Love
SABINE KUEGLER Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind
24,70
STEKOVIC Jung bleiben, alt werden Carl Ueberreuter Verlag € 25,00
A. RAINER, WIENER ALLTAGSPOETEN Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt
BAUER, ROBERT TREICHLER Kickl
Paul Zsolnay € 18,99
ROBERT MENASSE Die Welt von morgen
€ 19,99
SABINE KUEGLER Dschungelkind Droemer eBook € 9,99
RAINER FLECKL, SEBASTIAN REINHART
18,99
SABINE KUEGLER Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind Westend € 18,99
JESSIE INCHAUSPÉ Der Glukose-Trick Heyne € 13,40
JOHN STRELECKY Das Café am Rande der Welt dtv Verlagsgesellschaft € 9,20
11 MERIEL SCHINDLER Café Schindler Piper Taschenbuch € 16,50
SABINE KUEGLER Dschungelkind Knaur Taschenbuch € 17,50
PHILIPPA PERRY Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen Ullstein TB Verlag € 14,40
DANIEL KAHNEMAN
Schnelles Denken, langsames Denken Penguin € 16,50
9 KARIN KUSCHIK
50 Sätze, die das Leben leichter machen Rowohlt TB € 15,50
KEN MOGI Ikigai
Dumont Buchverlag € 12,40
Ratgeber Hardcover
SEPP SCHELLHORN
Sepp, was machst du?
DK Verlag Dorling Kindersley € 30,80
ANTONIA ELENA ZIMMERMANN Toni’s Mealprep Küche Next Level Verlag € 25,70
MANUELA MACEDONIA Wellness für das Gehirn Edition A € 25,00
4 2 STEFANIE STAHL
Das Kind in dir muss Heimat finden Kailash € 15,50
5
NEU MARCEL CLEMENTI Good Vibes Yoga Knaur Balance € 25,70
6 1 MELANIE PIGNITTER Wenn das Kind in dir noch immer weint Gräfe und Unzer € 20,90
BRIANNA WIEST 101 Essays, die dein Leben verändern werden Piper € 22,70
7 SVEN TEICHMANN Pizza Passion Becker Joest Volk Verlag € 28,80
JOSEF ZAUNER, ALFRED KOMAREK
Der süße Zauner Servus € 28,00
CHRISTIAN OFNER Ofnerfrisch Stocker € 30,00
Empfehlungen
Im Knödelparadies
Er ist rund, er ist flaumig und köstlich ist er sowieso. Die Rede ist vom Knödel, dem Soulfood überhaupt. Es gibt ihn in allen Varianten – ob süß oder herzhaft, ob klein oder groß, ob als Beilage oder Hauptgericht. Ein ganzes Buch voll Knödelfreude!
„Knödelschatz“ –Christoph Wagner, Ingrid Pernkopf. Pichler
ISBN: 978-3-222-14050-1
Genuss aus dem eigenen Garten
Im „Großen Hochbeet-Buch“ bleiben keine Fragen unbeantwortet: vom Start und Aufbau über den richtigen Standort, erfolgreiche Mischkulturen, Bewässerungssysteme, Düngung, Mulch und Pflege bis hin zur ertragreichen Ernte zu jeder Jahreszeit.
„Das große HochbeetBuch“ – Doris Kampas. Löwenzahn
ISBN: 978-3-7066-2995-9
Raffiniert und doch einfach Nach ihrer Kochausbildung und Gastronomie-Erfahrung startete Mimi mit ihrem Blog „Mimilicious“ in ein neues Abenteuer – mit Erfolg. Ihre einfach nachzumachenden Rezepte sind gespickt mit raffinierten (Anrichte-)Tipps aus der Gastronomie.
„Mimi, was gibt’s heute?“ – Mimi Trauttmansdorff. Amalthea
ISBN: 978-3-99050-260-0
Reis in wirklich allen Variationen Reis ist das Grundnahrungsmittel für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, und seine kulinarische Erfindungskraft kennt keine Grenzen. Auf ausgedehnten Reisen und in jahrelangen Recherchen hat Sri Owen über 140 Rezepte gesammelt.
„Das Reis-Buch“ –Sri Owen. AT Verlag
ISBN: 978-3-03902-208-3
Der gute Mensch
von Berlin
Eva Menasse wollte nicht Schriftstellerin werden. Heute zählt sie zu den bekanntesten
Autor:innen des Landes. Dazu beigetragen haben ihre formulierungswütige Familie, Schüchternheit und gesellschaftspolitisches Interesse
Die Schriftstellerin Eva Menasse, 1970 in Wien geboren, begann mit 18 Jahren parallel zum Studium der Germanistik und Geschichte für das Nachrichtenmagazin profil zu arbeiten. Ab 1999 war sie für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig. Seit 2003 lebt sie in Berlin-Schöneberg. Sie ist Mitgründerin der Schriftstellervereinigung PEN Berlin und seit Juni 2022 auch deren Sprecherin. Sie veröffentlichte drei Romane, darunter „Dunkelblum“ (2021), der mit dem Bruno-KreiskyP reis für das politische Buch ausgezeichnet wurde, mehrere Bände mit Erzählungen und Essays. Zuletzt erschien „Alles und nichts sagen. Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne“ (2023). Ihre im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinenden Bücher wurden unter anderem ins Englische, Französische, Italienische, Niederländische und Hebräische übersetzt.
Frau Menasse, was waren die Bücher Ihrer Kindheit?
Eva Menasse – Unser Vater, ein begnadeter Geschichtenerzähler, hat uns jeden Abend eine selbst erfundene Geschichte erzählt. Ich erinnere mich an Bücher eigentlich erst ab dem Zeitpunkt, als ich selber lesen konnte. Was mich unglaublich beeindruckt und über Jahre beschäftigt hat, war die „Kasperle“-Serie von Josephine Siebe. Das war sozusagen
Interview: Erich Klein
Fotos : Katharina Gossow
„Das Tolle beim Lesen ist ja, dass man in ein Raumschiff gestoßen wird, wegfliegt und dann muss man schauen, wo und wie man wieder zurückkommt“
Eva
Menasse
mein Harry Potter. Es ging um einen lebendigen Holzkasper, der immer wieder einschlief und hundert Jahre später in einer anderen Zeit aufwachte. Das war eines der großen Leseerlebnisse meiner Kindheit. Dann gab es ein Buch, das ich noch immer besitze: einen Band mit aserbaidschanischen Märchen. Die faszinierten mich, weil darin alles Mögliche vorkam, was es üblicherweise nicht mal bei den Brüdern Grimm gab: Großwesire, Kalifen und einen Geist aus der Flasche, eine ganz fremde Welt. Darüber hinaus habe ich alles rauf und runter gelesen, was mir in die Hand kam. Ich komme ja aus keinem besonders bildungsbürgerlichen Haushalt, in meiner Familie ging es eher um Sport.
Aber auch nicht aus einem bildungsfernen Haushalt.
Menasse – Bücher standen bei uns nicht im Zentrum. Ich habe sie aus der städtischen Bücherei in der Kundmanngasse angeschleppt. Einmal pro Woche borgte ich mir dort acht Bücher aus und las sie, also mehr als ein Buch pro Tag! Meine Mutter sagte immer: Borg nicht so viel aus! Ich erinnere mich auch an den Moment, als ich in der städtischen Bücherei die Abteilung wechselte. Ich muss vierzehn gewesen sein und dachte, vielleicht darf ich jetzt schon etwas aus der Erwachsenenabteilung mitnehmen, ohne dass sich jemand aufregt. Dann habe ich
2017 gewann Eva Menasse für „Tiere für Fortgeschrittene“ den mit 20.000 Euro dotierten Österreichischen Buchpreis
„Was aus dem Journalismus geworden ist, finde ich traurig: das Gehetztsein und die Abhängigkeit davon, was in den Social Media Trend ist“
Eva Menasse
und versuchte, irgendetwas rauszufinden. Da ich, was heute niemand mehr glaubt, als junge Frau unglaublich schüchtern war, habe ich eine obsessive Beobachtungswut entwickelt. Ich schaute mir alles sehr genau an, wie die Menschen wohnen, welche Autos sie fahren und welche Gärten sie haben. Und wie sie sich verhalten. Wenn ich daran denke, was aus dem Journalismus heute geworden ist, finde ich das ziemlich traurig. Ich meine das Gehetztsein und die Abhängigkeit davon, was in den Social Media Trend ist. Zeitungen blättere ich oft nur mehr durch, ich lese lieber einen fünfzehnseitigen Artikel im New Yorker.
Wann und wie fiel die Entscheidung, Schriftstellerin zu werden?
» Wo haben Sie so gut schreiben gelernt?
Kafka ausgeliehen, den „Prozess“, und kein Wort verstanden. (lacht) Das Tolle beim Lesen ist ja, dass man in ein Raumschiff gestoßen wird, wegfliegt und dann muss man selber schauen, wie man wieder zurückkommt.
Als Autorin die Faszination beim kindlichen Lesen herzustellen – könnte man so die Aufgabe von Literatur beschreiben?
Menasse – Ja, absolut. Ich habe damals bei der Zeitung zu schreiben begonnen, weil ich merkte, dass ich das gut kann, dass es mir leichtfällt. Und weil es mich vor allem brennend interessierte. Mir wurde rasch klar, wie viel man beim Schreiben lernen kann. Was einem als Talent mitgegeben ist, ist nur ein Anfang, das meiste muss wie ein Handwerk gelernt werden. Mittlerweile, nach so vielen Jahren als Schriftstellerin, glaube ich, dass es auch ein großer Wunsch ist, die Leute zu fesseln und in meine Welten hineinzuziehen. Gleichzeitig bleibt man als Schriftstellerin immer auch Leserin. Es ist der Wunsch, mit Buchstaben zaubern zu können, und dieser Wunsch wird bei mir eher stärker.
Menasse – Meine beiden Geschwister und ich waren zu Hause einer regelrechten Formulierungswut ausgesetzt. Die ganze Menasse-Familie, vom Großvater über den Vater bis zum Onkel, bestand aus Formulierungskünstlern. Ich wollte schon als Kind immer eine eigene Meinung haben, wobei mir nicht klar war, wie man dazu kommt. Alle haben miteinander gestritten, geschimpft und lustige Geschichten erzählt, bis jemand sagte: Aber das ist doch gar nicht wahr! Die Wahrheit ging unter diesen Geschichten mehr und mehr verloren. Dabei haben wir zumindest zu erzählen gelernt. Man durfte bei uns den Mund eigentlich nur aufmachen, wenn man schnell zu einem witzigen Punkt kam. Das war zwar Stress, aber auch eine gute Schule.
Ihr Schreiben kam mit dem Journalismus? Menasse – Ich war erst achtzehn, als ich damit begonnen habe, noch gar nicht trocken hinter den Ohren. Der Journalismus hat mir vor allem Welterfahrung gebracht. Die neun Jahre beim profil waren unglaublich wichtig. Ich war Reporterin, fuhr mit den Fotografen zu irgendwelchen Leuten, sprach mit ihnen,
Menasse – Das war nie geplant. Schriftsteller waren in unserer Familie schlecht angesehen. Dass mein Bruder Schriftsteller werden wollte und das auch schon sehr jung und forsch sagte, war eine Art Familienskandal. Schriftsteller klang in etwa so vernünftig wie Seiltänzer. Deshalb habe ich diesen Gedanken nie zugelassen. Journalistin hingegen war ein ordentlicher Beruf. In meiner Familie waren alle begeisterte Zeitungsleser. Als Journalistin konnte man mit dem Schreiben sozusagen durchrutschen. Außerdem gab es da noch den großen, berühmten Bruder als Schriftsteller. Ich hatte diesen Plan nicht, habe ihn mir nicht gestattet. Als ich dann begann, die Familiengeschichte genauer zu recherchieren, merkte ich, dass ich diese Geschichten ein bisschen fester zusammenbinden muss: Was da wann und warum geschehen war. Ich habe diese Recherche als Historikerin und Journalistin begonnen und saß schließlich auf einem riesigen Berg von Material. Daraus wurde dann „Vienna“. Meinem Bruder habe ich lange nicht gesagt, dass ich begonnen hatte, einen Roman zu schreiben. Schon gar nicht meinem Vater. Die Nachricht, dass ich mich von der FAZ unbezahlt beurlauben ließ, um einen Roman zu schreiben, hat ihn wahrscheinlich die letzten Haare gekostet.
Was kann man in der Literatur, was man im Journalismus nicht kann?
Menasse – Man kann alles in der Literatur, was man sonst nirgends kann. Denis Scheck sagt, Literatur ist die einzige ihm bekannte Zeitmaschine, die funktioniert. Man kann in der Literatur, was ich auch moralisch sehr wichtig finde, in die Seelen von Bösewichten kriechen. Und man kann die Zeit zurücklaufen lassen, oder sie dehnen, wie das Doderer in seinen „Dämonen“ über Hunderte Seiten macht. Man kann unglaublich viel lernen, vor allem durch Einfühlung in die merkwür-
digsten Charaktere. Es mag banal klingen, aber das Geheimnis jeder Kunst ist, dass sie ganz leicht daherkommen muss, obwohl dahinter immer harte Arbeit steckt. Ich erkenne die Schriftsteller:innen schon aus der Ferne, die an ihren Sätzen nicht genug gearbeitet haben und es nur so ungebremst aus sich heraussprudeln lassen.
Was war der Grund, nach Berlin zu übersiedeln?
Menasse – Ich wollte unbedingt raus aus Österreich. Es war nicht das breitere Verlagsangebot oder weil es in Deutschland eine größere Literaturszene gibt. Ich habe mit achtzehn beim profil angefangen, mit fünfundzwanzig war ich Redakteurin, aber das konnte ja nicht bis zur Pension so weitergehen. Deshalb begann ich, mich großflächig in Deutschland zu bewerben, woraus erst überhaupt nichts wurde, bis ich endlich eine Hospitanz bei der FAZ bekam. Es gab keinen Karriereplan, ich wollte einfach noch mehr lernen. Außerdem habe ich mir wohl die Frage gestellt, ob ich als Österreicherin gut genug schreibe, um auch in Deutschland bei einem großen Medium einen Job zu kriegen. Das war mir wichtig.
Sie haben viele Essays geschrieben, zuletzt einen großen Text über die Digitalmoderne. Wie finden Sie Ihren Gegenstand?
Menasse – Das Digitalisierungsthema beschäftigt mich schon lange, aber alle meine Bücher waren, bevor ich sie zu schreiben begann, schon lange bei mir. Ich bemerke das immer wieder in meinen alten, schön nummerierten Notizbüchern. Über Digitalisierung und was sie mit der Gesellschaft macht habe ich erstmals 2017 in der Eröffnungsrede beim Internationalen Literaturfestival Berlin gesprochen. Die Rede trug den Titel „Digitale Gespenster“. Und es ist eher so, dass die Themen mich finden. Ich beiße mich an irgendetwas fest, lese immer mehr dazu und recherchiere.
Ein negativer Aspekt der Digitalmoderne, schreiben Sie, sei der Umstand, dass der gesunde Hausverstand ausgedient hat. Warum sollte das so sein? Sie sind selbst eine Autorin, die mit gesundem Hausverstand argumentiert.
Menasse – An dieser Stelle im Essay geht es um die Frage, ob man mit dem eigenen Wissen und der Allgemeinbildung Sachen noch einschätzen kann, die über das Internet auf uns zukommen, also Sachverhalte, Behauptungen. Um das zu überprüfen, braucht man wiederum das Internet, während man früher
begrenztes Wissen und einen begrenzten Überblick hatte. Da konnte man sich aber halbwegs sicher sein. In der steinzeitlichen Horde kannte man die eigenen Leute, und man wusste, ob ein Gewitter aufzieht. Heute erfahren wir ständig aus der ganzen Welt von Sachverhalten, die wir nicht mehr so leicht als wahr oder falsch beurteilen können. Unser eigenes Einschätzungsvermögen wird durch diese Überflutung mit Informationen außer Kraft gesetzt.
Sie haben bald nach Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine einen offenen Brief deutscher Schriftsteller:innen und Intellektueller unterzeichnet, in dem Bundeskanzler Scholz aufgefordert wird, Waffen an die Ukraine zu liefern. Wie halten Sie es mit dem Pazifismus? Menasse – Ich habe es damit nie so sehr gehalten, weil wir leider in einer Welt leben, in der wir es uns nicht aussuchen können, Pazifist:innen zu sein. Anlässlich des Ukrainekriegs gab es zuerst den Brief von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, dass Deutschland auf keinen Fall irgendwelche Waffen liefern solle. Unser offener Brief war nur die Reaktion darauf. Der Guardian hat damals über diese beiden konkurrierenden Erklärungen die schöne Beobachtung gemacht, dass Schriftsteller:innen und Intellektuelle mit jüdischem Hintergrund eher den zweiten Brief unterschrieben haben und kaum einer den ersten Brief. Dass man ein kleines Land, das überfallen wird, sich selbst überlässt und nicht hilft, ist mir schon als Österreicherin zutiefst zuwider. Wobei das bei uns 1938, wie wir wissen, doch ein wenig anders war. Ich glaube auch nicht, dass man Bösewichte einfach durchkommen lassen sollte. Insofern fand im Falle des Ukrainekrieges der Fehler schon 2014 statt. Aber nachher weiß man es immer besser. Ich bin mir mit meinen Freund:innen darin einig, dass wir auch froh sind, nicht Politiker:innen zu sein, die Entscheidungen treffen müssen. Pazifismus um jeden Preis halte ich für absoluten Quatsch. Gerade in einer Welt, in der die Gewalt immer mehr von Unrechtsregimen ausgeht: Sie fangen an, ihre eigene Bevölkerung zu quälen, zu verfolgen und zu ermorden, und dann breitet sich das langsam auf die Nachbarstaaten aus. Der Iran ist seit vielen Jahren ein riesiges Problem, und wie weit man mit Wandel durch Handel kommt, hat man an Russland gesehen.
Sie verwenden das Stichwort „ideale Debatte“. Gab es so eine je irgendwo und welche Rolle spielt dabei Geschichte? »
Kontinent Kinderbuch
Karin HallerGeschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at
Outdated
Einfacher werden die GenreBezeichnungen ja nicht. So verspricht mir arsEdition aktuell eine „RomantasyDilogie“, also zwei Bände einer Liebesgeschichte in einer Fantasy-Welt. Ist es eine „Romantic Fantasy“?, fragt man sich bang, oder vielleicht doch eine „Fantasy Romance“? Welche Anteile überwiegen, die Fantasy oder die Romanze? Engagierte BookToker:innen kennen da keinen Spaß. Dann gibt es noch die Paranormal Romance mit Mystery-Faktor oder den Romantic Thrill, also Romanze plus Thriller. Sehr schön sind auch „Grumpy and Sunshine“-Romances, in denen sich zwei unterschiedliche Charaktere ineinander verlieben. Die Lehrenden an den Ausbildungsstätten, die sich mit den theoretischen Aspekten der Kinder- und Jugendliteratur auseinandersetzen, sollten ihre Skripten jährlich überarbeiten, um nicht „outdated“ zu sein. (Die Verwendung des Begriffes „veraltet“ wird an dieser Stelle aus offensichtlichen Gründen vermieden. Was nichts daran ändert, dass ich mich manchmal so fühle.) Wenigstens sind Pferdebücher einstweilen einfach nur Pferdebücher. Bis sich ein „Mädchen liebt Hufschmied“-Genre entwickelt. Entschuldigung: ein „Girl and Farrier“-Trope.
Menasse – Natürlich hat es die ideale Debatte nie gegeben, aber es ist doch genauso wie mit der Moral. Wir müssen uns das als Utopie oder als Ziel immer vor Augen halten. Was ist die ideale Debatte, wie definieren wir sie, wie weit sind wir davon abgekommen? Man will doch ein moralisch guter Mensch sein, auch wenn man weiß, dass man es nie ganz schaffen wird. Ich bin da ganz konsequent, weil die Geschichte nur diese Lehre bereithält. Es muss allgemeingültige Regeln für alle geben, dann sind die Sachen nicht mehr so schwierig. In diesem Zusammenhang sehe ich auch mein Engagement für den PEN Berlin. In unsere Debatten ist eine ganz ungute Stimmung gekommen. Immer wieder wird versucht, Diskussionen abzuwürgen, bevor sie noch stattgefunden haben. Das ist für mich ein alarmierendes Zeichen, dass man die offene Gesellschaft abschafft. Wie oft man inzwischen sagt, der oder die darf irgendwo nicht sprechen. Omri Boehm und der Wiener Judenplatz ist so ein Beispiel. Dasselbe gilt für die verschobene Preisverleihung für Adania Shibli, die ich noch immer für einen Skandal halte. Wie kann man als Frankfurter Buchmesse eine international renommierte palästinensische Autorin in die Nähe von Ha-
„Die Nachricht, dass ich mich von der FAZ unbezahlt beurlauben ließ, um einen Roman zu schreiben, hat meinen Vater die letzten Haare gekostet“
Eva Menasse
mas-Terrorismus rücken, indem man sagt: „Na ja, aber jetzt, nach dem Hamas-Überfall, kann man ihr leider keinen Preis geben.“ Das sind total falsche Kriterien. Das sind keine universalistischen Kriterien, das ist Anlassgesetzgebung, wie das juristisch heißt. Aber Justitia ist blind. Die Regeln müssen für alle gelten. Dieser einfache moralische Kompass ist in der letzten Zeit leider ziemlich abhandengekommen.
Haben politisches Engagement und literarisches Schreiben für Sie denselben Stellenwert?
Menasse – Mein Agent macht sich da immer Sorgen und würde das eine am liebsten verhindern: Ich sollte nicht als Politikerin, sondern nur als Erzählerin wahrgenommen werden. Wie soll ich sagen, an meiner Sturheit haben sich schon meine Eltern die Zähne ausgebissen. (lacht) Solange ich es mir leisten kann, mache ich, worauf ich gerade am meisten Lust habe. Den Essay „Alles und nichts sagen“ wollte ich unbedingt schreiben. Und jetzt geht’s wieder zurück zum Erzählen. Ich muss mich immer selbst herausfordern, weil mir sonst wahnsinnig schnell fad wird.
Bücherkasten
Der Essay hebt emphatisch an: „Ohne Zweifel gibt es die analoge Welt noch. Dort stinken die Mülltonnen und müssen die Nabelschnüre Neugeborener händisch von Erwachsenen durchgeschnitten werden.“ Was die digitale Massenkommunikation zwischenmenschlich anrichtet, ist der Gegenstand eines weit ausholenden Reflexionsbogens in zehn Schritten. Nichts hat das Zusammenleben so umfassend verändert wie die Digitalisierung: Wir denken, fühlen und streiten anders, seit wir dauervernetzt und überinformiert sind. Die Auswirkungen betreffen alle, egal, wie sehr sie die neuen Medien nutzen. Es ist ein Stresstest für die Gesellschaft: Der Überfluss an Wissen, Geschwindigkeit, Transparenz und Unlöschbarkeit ist, unkanalisiert, kein Wert an sich. Zieht sich eine liberale Gesellschaft gerade den Boden weg, auf dem sie stehen sollte? Demokratiepolitisch bedeutsam wird dies bei der vielbeschworenen Debattenkultur, von der in der Epoche des Shitstorms wenig übrig geblieben ist. Und die Umgangsformen der sozialen Medien haben längst auf andere Arenen übergegriffen, Politik und Journalismus spielen schon nach den neuen Regeln. Früher anerkannte Autoritäten werden im Dutzend abgeräumt, ohne dass neue nachkommen, an die Stelle des besseren Arguments ist die knappe Delegitimierung des Gegners getreten. Das digitale Erschöpfungssyndrom breitet sich aus und fordert auch alle IchKonstruktionen heraus. Am Ende stehen eine quasi-autobiografische Skizze jenseits aller Identitätspolitik und ein Appell: „Es geht um das Heute und das weltoffene, kompromissbereite Miteinander, das zu bewältigen offenbar immer schlechter gelingt.“
Alles und nichts sagen. Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne Kiepenheuer und Witsch 2023 ISBN: 978-3-462-00059-7
– Gastkommentar –Laudatio zum Österreichischen Buchhandlungspreis
Buchhändler:innen sind
nette Menschen. Punkt
Buchhändler:innen verdienen Wertschätzung. Denn die allermeisten sind nicht nur sehr nett, sondern auch engagiert und machen unersetzbare Arbeit
Text: Milena Michiko
Es mag ein Klischee sein. Aber als Autorin, die mit ihren Büchern in schätzungsweise mehr als zweihundert Buchhandlungen zu Gast gewesen ist, kann ich nicht anders, als folgende Feststellung zu treffen: Buchhändler:innen sind nette Menschen.
Natürlich bin ich versucht, dieser Feststellung noch das eine oder andere Wort hinzuzufügen, um ihr das Klischeehafte zu nehmen. Die meisten Buchhändler:innen – circa 99,9 % – sind nette Menschen. Zum Beispiel. Oder: Die Buchhändlerinnen, die ich bisher kennenlernen durfte, sind nette Menschen.
Doch da dies eine Lobrede ist, verzichte ich auf die Haarspalterei und bleibe bei der eingangs getroffenen Feststellung, die ich an dieser Stelle gern wiederhole: Buchhändler:innen sind nette Menschen. Und damit – Punkt. Worin aber besteht ihre Nettigkeit? Woraus speist sie sich? Zur Beantwortung dieser Frage greife ich auf drei Erinnerungen zurück.
Da ist zum einen die Erinnerung an Urs Wetli, den ehemaligen Inhaber der Buch
handlung Scheidegger. Nicht nur nahm er mich zusammen mit seiner Frau Andrea bei sich in Affoltern auf, er chauffierte mich auch – pro bono, versteht sich – durch die halbe Schweiz und sorgte dafür, dass der Ohrclip in der Form eines Schmetterlings, den ich in seinem Auto verloren hatte, wieder sicher zurück zu mir nach Wien geflattert kam.
Zum anderen ist da die Erinnerung an Dudo Wanderer, die Inhaberin von Bücher Wanderer, die – sage und schreibe – über hundert Zuhörer:innen in ihren Laden lockte, und das für eine Lesung (!) in Bad Münder (!), einem verschlafenen Örtchen in Niedersachsen. Unermüdlich hatte sie die Werbetrommel gerührt, und sowohl ihre Gastlichkeit als auch ihre Liebe zum Detail –sie hatte etwa den Tisch, an dem ich las, mit zu meinem Buch „Oben Erde, unten Himmel“ passenden gelben Blumen geschmückt – schufen eine intime Atmosphäre im Raum. Und nicht zuletzt ist da die Erinnerung, mehr das Wissen um „meine“ Buchhändlerin, Petra Hartlieb. Das Possessivpronomen
„Der Buchladen ums Eck wird zur Verlängerung des persönlichen Wohnbereichs“
„mein“ mag in dem Zusammenhang übertrieben klingen. Aber so ist das mit netten Buchhändler:innen. Wenn man das Glück hat, eine:n in der nächsten Nachbarschaft zu haben, baut sich eine durchaus besitzergreifende Beziehung auf. Der Laden ums Eck wird zu „meinem“ Laden. Man teilt ihn sich mit den anderen, die in dem Grätzl bzw. in der Ortschaft leben, und ehe man sich versieht, ist aus „meinem“ und „deinem“ unser aller Laden geworden. Man betrachtet ihn als eine Art Verlängerung des persönlichen Wohnbereichs. Man verweilt gern darin. Man stöbert. Man quatscht. Und auch wenn man einmal längere Zeit nicht da gewesen ist, der Fakt, dass es ihn gibt, sowie es den Bäcker gibt, bei dem man sein Brot kauft, schafft eine wohltuende innere Sicherheit. Irgendwo – ganz in der Nähe – befindet sich eine Oase, an der sich der Hunger nach mehr als nur der sprichwörtlichen geistigen Nahrung stillen lässt.
Ich kann hier leider nicht alle Buchhändler:innen aufzählen, deren Nettigkeit mir in Erinnerung geblieben ist. Urs, Dudo und Petra stehen allerdings symbolisch für all die anderen, die schnell ins Auto springen, um uns Autor:innen von A nach B zu kutschieren, die ihre lokale (kulturell oft unterernährte) Community mit der Seelennahrung „Literatur“ versorgen und die Räume schaffen, die uns allen gehören.
Milena Michiko Flašar stand mit „Oben Erde, unten Himmel“ auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 23
Die ganze Laudatio finden Sie ab 13. Juni auf buecher.at
SAMSTAG, 1. 6.
Veranstaltungen Juni 2024
Poetry-Slam mit Martin Fritz (Kulturlabor Stromboli, Krippgasse 11, 6060 Hall in Tirol, 20:00)
SONNTAG, 2. 6.
Bernd Watzka & Helen Zangerle: „Traum eines Chamäleons“ (Bezirksmuseum Leopoldstadt, Karmelitergasse 9, 1020 Wien, 11:00) Kafkas letzte Tage – Zum 100. Todestag Franz Kafkas (Depot – Kunst und Diskussion, Breite Gasse 3, 1070 Wien, 17:30)
DIENSTAG, 4. 6.
Paul Lendvai: „Über die Heuchelei“ (Stadtbücherei Krems, Körnermarkt 14, 3500 Krems a. d. D., 18:00)
Robert Palfrader: „Ein paar Leben später“ (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00) „KI in der Literatur: Nur ein playground, writer of writer oder Tod des Autors?“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)
Neu im Land: Lesung und Gespräch zu neu erschienenen Büchern aus dem Burgenland. Jürgen Bauer, Theodora Bauer, Raoul Eisele (Literaturhaus Mattersburg, Wulkalände 2, 7210 Mattersburg, 19:00) Christoph Ransmayr: „Unter einem Zuckerhimmel“ (Rothschildschloss Waidhofen, Schlossweg 2, 3340 Waidhofen an der Ybbs, 19:30)
MITTWOCH, 5. 6.
Mascha Dabić & Katja Grcić: Klima Biennale Wien – In welcher Welt wollen wir 2040 leben? (Kunst Haus Wien, Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien, 18:00)
Georg Friedrich Haas: „Durch vergiftete Zeiten. Memoiren eines Nazibuben“ (Zeitgeschichte Museum, Kirchengasse 6, 4802 Ebensee, 19:00)
Schriftlinien 2024 – Transmediale Poesie (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00) Tanz der W:ORTE : Yevgeniy Breyger, Margret Kreidl, Mariam Meetra (Literaturhaus am Inn, JosefHirn S traße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:30) Julia Stemberger & Tango de Salón: „Nackt kochen“ (Atrium Bad Schallerbach, Promenade 2, 4701 Bad Schallerbach, 19:30)
Lesungen: Yevgeniy Breyger, Margret Kreidl & Mariam Meetra (Literaturhaus am Inn, JosefHirn S traße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:30)
Duo Sonare: Maria Köstlinger & Juergen Maurer (Lesung), „Liebe ist …“ (Steudltenn Uderns, Kirchweg 17, 6271 Uderns, 20:00)
DONNERSTAG, 6. 6.
Literaturfrühstück: Thomas Assinger: „Hanswurst in der DDR. Der Spaßmacher als Comicfigur“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 10:30)
Thomas Hofmann: „Tierisches Wien. Eine Entdeckungsreise zu den Tierskulpturen der Stadt“ (Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien, 18:30)
Literatur findet Land: Festivaleröffnung (Tauriska, Künstlergasse 15a, 5741 Neukirchen am Großvenediger, 19:00)
Neben vielen anderen Autor:innen liest Judith W. Taschler am 8. Juni im Rahmen des Zsolnay-Lesefests im Belvedere 21 in Wien
Hans Platzgumer: „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“ (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)
Edo Popović: „Das Leben, es lebe!“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)
Katalin Jesch & Peter Reutterer: „Die Leichtigkeit des Seins“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)
Words in Process: Tim Holland, FransenMusik (Literaturhaus am Inn, JosefHirn S traße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:30)
FREITAG, 7. 6.
Schreibwerkstatt eco poetry mit Mikael Vogel (Haus der Begegnung Innsbruck, Rennweg 12, 6020 Innsbruck, 13:30)
Poetry Slam mit Helene Ziegler und Katharina Wenty (Hotel Unterbrunn, Marktstraße 26, 5741 Neukirchen am Großvenediger, 17:00)
Bernd Watzka & Helen Zangerle: „Traum eines Chamäleons“ (Bezirksmuseum Rudolfsheim F ünfhaus, Rosinagasse 4, 1150 Wien, 17:30)
Daniel Resch & Markus Kristan: „Kaiserin Elisab eths Cottage“ (Trinkhalle Bad Ischl, Auböckplatz 5, 4820 Bad Ischl, 18:30)
SAMSTAG, 8. 6.
Matinee 100 Jahre Zsolnay Herbert Ohrlinger im Gespräch mit Georg Renöckl; Lesung: Stefanie Dvorak und Philipp Hauß: (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 11:00)
Armin Thurnher: „Mein Leben als Klavier“. Instrumentierte Lesung (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 12:30)
Mircea Cărtărescu im Gespräch mit Philipp Blom (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 13:00)
Judith W. Taschler: „Über Carl reden wir morgen“ (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 13:30)
Birgit Birnbacher und Paulus Hochgatterer (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 14:00):
Diskussion: KarlMarkus Gauß, Martin Pollack, Helene Maimann, Paul Krisai, Miriam Beller, Paul Lendvai (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 14:)
Diskussion: Florian Klenk, Melisa Erkurt, Florian Scheuba, Toxische Pommes (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 15:00)
Daniel Glattauer: „Die spürst du nicht“ (Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien, 16:00)
Elias Hirschl: „Content“ (Belvedere 21, Arsenals traße 1, 1030 Wien, 17:00)
Willibald Feinig: „Land und Gedenken“ und Gedichte (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 19:30)
SONNTAG, 9.6.
Gábor Fónyad (Tauriska, Künstlergasse 15a, 5741 Neukirchen am Großvenediger, 10:30)
In Szene gesetzt: Mehr Kafka (Festung Hohensalzburg, Mönchsberg 34, 5020 Salzburg, 11:00)
MONTAG, 10. 6.
Ö1 – Radiophone Werkstatt: Günter Kaindlstorfer & Bernt Koschuh (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)
Science meets Poetry. Versmaß vs. Maßeinheit (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00)
W:ORTE : Isabella Krainer, Ralf Schlatter, Birgit MüllerW ieland (Stadtbühne Imst, Bundesstraße 3, 6460 Imst, 19:30)
Am 13. Juni präsentiert Lilly Gollackner ihren Roman „Die Schattenmacherin“ in Steyr
DIENSTAG, 11. 6.
Der Stoff, aus dem die Freundschaft ist (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)
W:ORTE : Isabella Krainer, Ralf Schlatter, Birgit MüllerW ieland (Museum der Völker Schwaz i. Tirol, St. Martin 16, 6130 Schwaz, 19:30)
MITTWOCH, 12. 6.
Julia Köstenberger: „Grenzenlos Radeln 3“ (Thalia Wien Mitte/W3, Landstraßer Hauptstraße 2a/2b, 1030 Wien, 19:00)
Olesya Yaremchuk: „Unsere Anderen: Geschichten ukrainischer Vielfalt“ (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)
W:ORT finale: Isabella Krainer & Telfer Chorwerkstatt (Rathaussaal Telfs, EduardWallnöferP latz 5, 6410 Telfs, 19:30)
DONNERSTAG, 13. 6.
Erweiterte Poesie: Stefan Thurner: „Komplexität“ (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 18:00) Poetry Slam: Erste Grazer Lesebühne (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00)
Rudi Anschober: „Wie wir uns die Zukunft zurückholen“ (Buchhandlung Orlando, Liechtensteinstraße 17, 1090 Wien, 19:00)
Franz Suess: „Drei oder vier Bagatellen“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)
Christian Schacherreiter: „Bruckner stirbt nicht“ (Stadtsaal Ried, Kirchenplatz 13, 4910 Ried im Innkreis, 19:30)
Ralph Dutli: „Alba“ (Vorarlberger Landestheater, Seestraße 2, 6900 Bregenz, 19:30)
Lilly Gollackner: „Die Schattenmacherin“ (Akku Steyr, Färbergasse 5, 4400 Steyr, 20:00)
FREITAG, 14. 6.
Laura Feller: „Mit Händen und Füßen“ (Buchkontor, Kriemhildplatz 1, 1150 Wien, 16:00)
Musikalische Lesung von Anton Bruckners Briefen (Klosterkirche Pulgarn, Pulgarn , 4221 Steyregg, 20:00)
SAMSTAG, 15. 6.
Shelly Kupferberg: „Isidor. Ein jüdisches Leben“ (Ehem. Synagoge St. Pölten, Dr. Karl RennerP romenade 22, 3100 St. Pölten, 17:00)
SONNTAG, 16. 6.
Bloomsday 2024: Neue Musik nach neuen Texten, Gedenktag zu James Joyce’ „Ulysses“ (Neues Mozarteum (Universität), Mirabellplatz 1, 5020 Salzburg, 11:00)
Stefanie Sargnagel: „Iowa“ (Stadtsaal, Mariahilfer Straße 81, 1060 Wien, 20:00)
MONTAG, 17. 6.
Retrogranden aufgefrischt – Dominik Steiger (1940–2014) (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)
DIENSTAG, 18. 6.
Wort und Sucht – Mitglieder der Schreibwerkstätten lesen (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 17:00)
Ilija Trojanow und Klaus Zeyringer: „Fans. Von den Höhen und Tiefen sportlicher Leidenschaft“ (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00)
MITTWOCH, 19. 6.
Bernd Watzka & Helen Zangerle: „Traum eines Chamäleons“ (G’schamster Diener, Stumpergasse 19, 1060 Wien, 19:00)
Barbara Rieger: „Eskalationsstufen“ (Schloss Wolkersdorf, Schlossplatz 2, 2120 Wolkersdorf im Weinviertel, 19:00)
Alfred Zellinger liest „Flaneurgeschichten“ (Kulturzeughaus Perg, Fadingerstraße 2, 4320 Perg, 19:00)
Hans Platzgumer: „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“ (Buchhandlung analog, Otto B auer Gasse 6, 1060 Wien, 19:15)
Norbert Trawöger: „Bruckner! Journal einer Leidenschaft“ (Atrium Bad Schallerbach, Promenade 2, 4701 Bad Schallerbach, 19:30)
Neue Prosa: Peter Becher, Rudolf Habringer & Wolfgang Kauer: (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)
DONNERSTAG, 20. 6.
Kurt Lanthaler (Literaturhaus am Inn, JosefHirn S traße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00) Dicht-Fest (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)
Zoat: Dialektsalon (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)
FREITAG, 21. 6.
Armin Thurnher: „Anstandslos. Demokratie, Oligarchie, österreichische Abwege“ (Alte SchmiedeL iterarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 17:00)
SAMSTAG, 22. 6.
Lesefest „nah und fern“ (Siriuskogel Bad Ischl, Sulzbach 70, 4820 Bad Ischl, 15:00)
MONTAG, 24. 6.
Ilija Matusko: „Verdunstung in der Randzone“ (Literaturhaus Mattersburg, Wulkalände 2, 7210 Mattersburg, 19:00)
Paolo Rumiz: „Canto per Europa/Europa. Ein Gesang“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)
DIENSTAG, 25. 6.
Franz Schuh: „Blendung als Lebensform. Zur Aktualität von Elias Canetti“ (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)
MITTWOCH, 26. 6.
Blätterwirbel Spezial: Bernhard Moshammer & Ilija Matusko (Festivalzentrum Tangente St. Pölten, Linzer Straße 16 und 18, 3100 St. Pölten, 19:00)
Lese-Session: Norbert Lange & Mathias Traxler (Literaturhaus am Inn, JosefHirn S traße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00)
Experiment Literatur: Margit Mössmer & Stephan Roiss (Alter Schl8hof Wels, Dragonerstraße 22, 4600 Wels, 19:30)
DONNERSTAG, 27. 6.
Michael Stavarič & Elisabeth Klar: Klima Biennale Wien – In welcher Welt wollen wir 2040 leben? (Kunst Haus Wien, Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien, 18:00)
Manuela Tomić: „Zehnfingermärchen“/Zdenka Becker: „An einem anderen Ort“ (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)
Andrea Grill & Ana Marwan: „Mensch und Tier –Der Literaturstammtisch“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)
FREITAG, 28. 6.
Feuer-Moment-Phönix – TranspoetikP erformance (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)
Hans Platzgumer: „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“ (Theater Kosmos Bregenz, Mariahilfstraße 29, 6900 Bregenz, 19:30)
SAMSTAG, 29. 6.
Literatur im Schatten. „Kitzbühel“. Mit Iris Kathan & Johann Nikolussi:(Literaturhaus am Inn, JosefHirn S traße 5/ 10. Stock, 6020 Innsbruck, 12:10)
Saša Stanišić: „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)
DUN ERBE
KLES
HILDA Irmgard Kramer
Meine Großmutter, der Nationalsozialismus und ich. Eine ganz normale Familiengeschichte in einer ganz normalen österreichischen Kleinstadt.
ISBN 978-3-85439-734-2