FALTER
Biofrühling Beilage mit Anstößen zu nachhaltiger Nachdenklichkeit
Nr. 19a/14
COLLAGE UND FOTO: IRENA ROSC
Mann mit Überzeugungen: Demeter-Großbauer Alfons Piatti · Frau mit Marktmacht: Ja!Natürlich-Chefin Martina Hörmer · Urban Gardening · Wird Wien Bioregion? Der Forscher, der den ökologischen Fußabdruck erfand · Karte: Die vegane Stadt
Erscheinungsort: Wien P.b.b. 02Z033405 W Verlagspostamt: 1010 Wien laufende Nummer 2448/2014
WIEN NORD
Kräuter können schmecken und schmücken! Die geschmackvolle Deko-Idee.
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Kuhhorn, Rind und Löwenzahn spielen eine entscheidende Rolle bei der von Rudolf Steiner inspirierten Demeter-Landwirtschaft (Collage: Irena Rosc)
Inhalt
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Alfons Piatti Demeter-Großlandwirt in Loosdorf und Afrika Der landwirtschaftliche Kurs Wie mit Rudolf Steiner alles anfing Wien muss 100 Prozent bio werden! Ein Immobilienmann hat eine Perspektive
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Splitter Wie man Bienen mietet, wo sich die Biowelt trifft Erfinder des ökologischen Fußabdrucks Der Grazer Techniker Michael Narodoslawsky Martina Hörmer managt Ja!Natürlich, Österreichs größte Biomarke
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Urban Gardening Ein Wettbewerb fördert urbanen Gemüseanbau Bücher Von ökosozial bis zum Veggie-Magazin Wien Vegan Die Übersicht: Wiens beste Vegan-Adressen
Vorwort
F o to s: A rc h i v, I r e n a Ro s c
iese Biobeilage steht im Zeichen zweier Jubiläen. Zum einen gab D es vor 90 Jahren ein Ereignis, das man
als den Beginn der biologischen Landwirtschaft bezeichnen kann. Im polnischen Schloss Koberwitz bei Breslau hielt Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, vor 130 adeligen Gutsbesitzern und anderen acht Vorträge, auf denen die strenge biologische Kreislaufwirtschaft nach Demeter-Prinzipien beruht. Irena Rosc widmet ihre Fotoserie, die sich durch die Beilage zieht, diesem Thema: Kuhhörner, Kräuter, Gesteinsmehl und Rinder (darunter Skulpturen und Collagen von
Rosc) sind die Motive. Rosc sprach auch mit einem der größten Demeter-Bauern Österreichs, Alfons Piatti, der im niederösterreichischen Loosdorf wirtschaftet. Noch größer ist die Organisation, die Martina Hörmer managt: Sie ist verantwortlich für Ja!Natürlich, die Biomarke des Rewe-Konzerns, die heuer ihr 20-Jahre-Jubiläum feiert.
Im Gespräch beantwortet sie 20 Fragen, für jedes Jahr eine. Birgit Wittstock hat den Erfinder des ökologischen Fußabdruckrechners gesprochen und sich erklären lassen, wie er auf die Idee kam und welche Überlegungen dahinterstehen. Florian Holzer hat mit dem Immobilienmann und Mäzen Martin Lenikus geredet. Der hat ein interessantes
Rosc
Holzer
Wurmdobler Wittstock
Thurnher
Tschaikner
Projekt: Ganz Wien soll Biostadt werden. Das kann man auf mehreren Ebenen angehen; zum Beispiel mit dem Thema Urban Gardening. Anna KochReiz zeigt, dass das individuelle Stadtgärtnern immer mehr an Bedeutung gewinnt. In manchen Dingen ist Wien schon weit. Etwa in Sachen veganer Ernährung. Wer nach dieser strengen Variante des Vegetarismus leben will, hat in Wien kein Problem. Christopher Wurmdobler erklärt die Varianten von Vegetarismus und wo man was davon in Wien findet. Bianca Tschaikner hat, wie in jeder Biobeilage, die schöne Wien-Karte beigesteuert. AT
Impressum Falter 19a/14 Herausgeber: Armin Thurnher Medieninhaber: Falter Zeitschriften Gesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1010 Wien, T: 01/536 60-0, F: 01/536 60-912, E: wienzeit@falter.at, www.falter.at Redaktion: Armin Thurnher Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.; Layout: Raphael Moser, Lektorat: Wieland Neuhauser, Anzeigen: Sigrid Johler, Geschäftsführung: Siegmar Schlager Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau DVR: 047 69 86. Alle Rechte, auch die der Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar.
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und markieren nach Überzeugung von Demeter-Landwirten die Geburtsstunde des modernen ökologischen Landbaus.
Alfons Piatti mit Kälbern im Demeterhof Loosdorf
„Ich bin ein unglaublich präpotenter Mensch“ Der Landwirt Alfons Piatti kann auch demütig sein. Zumindest bemüht er sich darum. Ein Gespräch über Landwirtschaft nach Rudolf Steiner g u t s b es u c h : i re n a r o s c
E
s waren Menschen wie Alfons Piatti, die vor 90 Jahren, zu Pfingsten 1924, auf Einladung von Carl und Johanna von Keyserlingk im schlesischen Schloss Koberwitz bei Breslau mit Rudolf Steiner zusammentrafen. Besorgt um die Zukunft der Landwirtschaft suchten sie nach Lösungen nicht nur gegen die spürbare Erschöpfung des Erd-
bodens und die zunehmende Degeneration des Saatguts. Der Verfall alter bäuerlicher Fähigkeiten und Naturbezüge unter dem vermehrten Einsatz chemischer Produkte schritt nach dem Ersten Weltkrieg schnell voran. Die acht Koberwitzer Vorträge von Rudolf Steiner sind unter dem Titel „Landwirtschaftlicher Kurs“ zusammengefasst
Landwirt. Er hat Wirtschaft studiert und zog 1982 mit seiner Frau Verena und Kind nach Ruanda. „Seit damals bin ich irgendwie picken geblieben in Afrika“, sagt er. Sein Vater erlitt einen Herzinfarkt, die junge Familie musste nach nur einem halben Jahr nach Österreich zurückkehren. Piatti wurde Landwirt. „Das war mein Einstieg hier in Loosdorf. Ich habe sofort auf Bio umgestellt. Nicht weil ich ein altruistischer Mensch bin und vollgestopft mit Idealen, sondern aus Widerspruchsgeist, das muss ich ganz ehrlich sagen.“ Alfons Piatti hat den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb von seinen Vorfahren bekommen. „Die Tatsache, dass es seit 1820 immer nur einen männlichen Nachkommen gab, war ein Glücksfall, weil der Besitz, der nie wirklich sehr groß war, beieinander geblieben ist. Rund 1000 Hektar Wald und Feld wurden erst in meiner Generation zwischen mir und meinen Geschwistern geteilt.“ Piatti wirtschaftet seit 1982 nach Demeter-, also biologisch-dynamischen Richtlinien. Boden, Pflanze, Tier und Mensch wirken in einem landwirtschaftlichen Kreislauf zusammen. Geht es in der Landwirtschaft wirklich auch anders als auf die konventionelle Art, mit Chemie und konzentrierten chemischen Düngemitteln? „Es geht“, sagt Piatti, „der Ackerbau hat 7000 Jahre anders funktioniert, oder sogar noch länger. Im Zwischenstromland wurde 5000 Jahre vor Christus Ackerbau ohne Chemie betrieben, es hat auch bei den alten Ägyptern im Niltal funktioniert. Diese Präpotenz, dass immer wieder eine These aufgestellt und dann nicht mehr hinterfragt wird, ist mir auf die Nerven gegangen. Und alle glauben es auch noch! So wie es heißt, der freie Markt regelt alles, die unsichtbare Hand von David Ricardo und Adam Smith, die haben es dekretiert vor 250 Jahren, das ist wie das elfte Gebot im Alten Testament. Das ist so und aus – aber es ist natürlich nicht so!“
Foto: Irena Rosc
Piatti, 63, ist Schlossherr von Loosdorf und
Es ist schön, wenn ein Land irgendwo Spitze ist. Österreich ist Biospitze, beina
Duchamp trifft Steiner (Skulptur: Irena Rosc)
Rind Indien
B i o F r ü h l i n g 1 4 Den Impuls für Piattis Weg gab Rudolf Steiner. „Ich habe ihn als junger Mann gelesen und eigentlich nicht ganz verstanden. Ich versteh ihn ja bis heute nicht ganz, aber er hat mich immer fasziniert. Es war nie eine Quellenangabe dabei! Steiner behauptet die unglaublichsten Sachen, und ich war es gewohnt, dass man die Quelle angeben muss. Und bei Steiner war nichts da, keine Quellenangabe, und das hat mich dann noch mehr interessiert. Ich bin dann draufgekommen, dass er die Quelle in sich selber hat! Er hat sich neben den vielen anderen Themen, die er beackert hat, auch mit Landwirtschaft beschäftigt.“ Piatti betrachtet Anstöße, die man bekommt, nicht als Zufälle, sondern als Geschenke, die man annehmen muss. Der Rest ergibt sich dann schon. Reinhard Ziller, ein einfacher Mann und Gartenbaulehrer der Rudolf-Steiner-Schule in Wien-Mauer, war am Anfang für Piatti so ein Geschenk. „Der hat mir die ersten Unterweisungen gegeben und nichts behauptet, was er nicht beweisen konnte. Das ist ja die Krux der Anthroposophen, dass jeder glaubt, er ist ein Rudolf Steiner und kann übers Wasser gehen wie Jesus Christus und auch ohne Quellenangaben schreiben.“
„Die Präpotenz, mit der man Thesen aufstellt und diese dann nicht hinterfragt, ist mir auf die Nerven gegangen“ Alfons Piatti
Die von Rudolf Steiner empfohlene Meditati-
Foto: Wikipedia
Von der Einfachheit, die ihm der Herr Ziller
mitgegeben hat, ist Alfons Piatti nach wie vor überzeugt. „Wenn man sie findet, ist man glücklich und kann eine tolle Landwirtschaft betreiben.“ Da zu einem Demeterhof wegen der Mistproduktion auch Rinder gehören, musste Piatti viel lernen: „Meine ersten Rinder waren alles Mutterkühe ohne Stier. Sie wurden künstlich besamt, denn es hat sich nicht ausgezahlt, wegen sieben Kühen einen Stier zu kaufen und zu füttern. Aber es gab Probleme. Die Kühe haben sich nicht verstanden, sie hatten Hörner, verletzten sich gegenseitig, es gab immer wieder unangenehme Situationen. Zunächst teilten wir die Herde in Höherrangige und Niederrangige, um den Aggressionspegel wegzubekommen. Das hat nicht viel genützt. Wir haben Gummischläuche warmgemacht und diese den Kühen über die Hörner gestülpt, damit sie sich nicht verletzen. Doch die Lösung
war viel einfacher. Wir haben einen Stier gekauft. Kaum war der im Stall, wäre er von den Damen, ich hatte schon 20 Kühe, fast umgebracht worden. Aber dann herrschte Friede. Die haben den wirklich auf Herz und Nieren geprüft, und er musste zwei Wochen leiden. Ich wollte ihn schon wieder weggeben, aber plötzlich waren die Damen einverstanden, der gehört dazu, das ist der Deckstier. Und mit diesem Stier waren alle Probleme mit der weiblichen Herde mit einem Schlag vom Tisch. Damals hieß es noch, behornte Rinder im Freilauf zu halten sei nicht möglich. Viele Praktiker haben das Gegenteil bewiesen.“
Der Betrieb
Alfons Piatti betreibt Ackerbaulandwirtschaft mit ca. 350 ha Ackerland, 200 ha Wald und 60-80 Rindern. Er produziert Getreide, Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Dinkel, Mais, Hirse, weiters Erdäpfel, Sojabohnen, Klee für die Tiere und Ölkürbis sowie Äpfel und Birnen. Vermarktet wird über große Abnehmer und in den Export nach Deutschland, in die Schweiz und nach Italien
on über die Fußwaschung ist Piatti sehr wichtig. „Ich übe das mit der Fußwaschung jeden Tag in der Früh, komme aber nicht wahnsinnig weit, weil ich von meiner Ausbildung und von meiner Herkunft und so weiter ein unglaublich präpotenter Mensch bin.“ Die Fußwaschung, meint Piatti, sei für ihn ein Schlüssel und könnte es auch für andere sein. Nur so gäbe es ein Weiterkommen in der Demeter-Bewegung. „Der Schlüssel in der Fußwaschung ist die richtig verstandene Demut. Das ist ein komisches Wort, vor dem alle zurückschrecken, vor dem Demütigsein. Aber es geht nicht um das Verbeugen, wie wir es in der Kirche gelernt haben, oder Ähnliches. Es geht um die Erkenntnis, dass es so ist, wie es ist. Dass tatsächlich irgendwelche untergeordneten Wesen oder Dinge die Voraussetzung dafür sind, dass wir überhaupt leben können. Und dann hat man sofort einen völlig anderen Zugang zum Tier und auch zur Pflanze, ohne die es auf der Welt kein Leben gibt. Wenn man dieser Tatsache Anerkennung zollt, kann man gar nicht schlecht mit den Pflanzen umgehen. Es geht nicht darum, dass ich zwanghaft gut sein muss, sondern ich kann nicht mit etwas, das mein Leben ermöglicht, schlecht umgehen. Ich versuche es zumindest. Aber ich bin noch nicht so weit.“ Dass Steiners „Landwirtschaftlicher Kurs“ Geistiges und die Idee der Präparate (siehe Kasten S. 6) in die Landwirtschaft gebracht hat, bedeutet laut Piatti nicht, dass
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es ein Allheilmittel darstellt. „Man bringt die Präparate aus und alles ist gerettet? Nein. So hat es Steiner nicht gemeint. Steiner sagte ja, er weiß es selber nicht. Zwischen den Zeilen sagt er, ihr müsst es selber ausprobieren. Wenn er es gewusst hätte, hätte er es gesagt.“ Alfons Piatti ist ein Suchender. „Ich bin überzeugt davon, dass nichts auf dieser Welt uns automatisch weiterhilft. Wir haben zwar die Möglichkeiten in uns, dass wir übers Wasser gehen können wie Jesus Christus, nur leider können wir es nicht. Ich geh sofort unter und die meisten anderen Menschen auch.“ Irgendwie sei er Christ geblieben, aber nicht überzeugt von der Kirche. „Es gibt ja Millionen Menschen, die täglich zur Kommunion gehen und schlecht sind und genauso schlecht bleiben, obwohl sie der Meinung sind, sie essen den lieben Gott.“ Da stimme ja irgendetwas nicht, meint Piatti. Es gehe um den spirituellen Anreiz, den müsse man nach der Kommunion weitertragen. „Sonst ist es mehr als sinnlos, es ist eine Falle. Wenn man diesen ,anderen Zustand‘ anhaltend erleben will, muss man üben!“ Bei der Bewältigung der Probleme in der Land-
wirtschaft ist auf biodynamischem Weg laut Piatti einiges gelungen, vieles aber nicht. „In der Pflanzenzüchtung aber auch in der Tierzüchtung sind wir noch weit entfernt von einer Lösung, ja wir stehen vor einer totalen Hybridisierung. Hybridsaatgut oder gentechnisch verändertes Saatgut verdrängt die frei abblühenden oder die schalenfesten Sorten, die im Verschwinden begriffen sind. Im Prinzip gibt es sie nicht mehr, und auch wir Bio- und Demeter-Bauern müssen, wenn wir Mais anbauen, eigentlich auf Hybridsaatgut zurückgreifen.“ Es gehe um die Abhängigkeiten, die dahinterstecken. Einige groß agierende Firmen haben den Saatgutmarkt in der Hand, bei den Tieren ist es noch schlimmer: „Bei den Hühnern gibt es in Europa zwei, drei Hybrid-Züchterfirmen. Wenn die euch von heute auf morgen, sagen wir, keine Tageskücken mehr geben, dann gibt es in Europa keine Hendln und keine Eier. Aus!“ Fortsetzung Seite 6
he. Was die Fläche bewirtschafteten Landes betrifft, liegen wir hinter…
Brennnessel
Remember Steiner (Skulptur: Irena Rosc)
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Fortsetzung von Seite 5
Folgenreich: „Der landwirtschaftliche Kurs“ Rudolf Steiners :: Bedeutsame elf Tage Der landwirtschaftliche Kurs des Rudolf Steiner, gehalten 1924 auf Schloss Koberwitz (heute polnisch Kobierzyce), ist die Grundlage des biodynamischen Landbaus und damit auch der biologischen Landwirtschaft. Steiner gibt darin keine präzisen Angaben, sondern versucht, die Kreislaufwirtschaft mit seinem anthro-
Rudolf Steiner, Anthroposoph und Bergründer der biodynamischen Landwirtschaft
posophischen Denken zu begründen. Kritiker halten das für Magie. Praxistests des Schweizer Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FIBL) haben in Langzeitversuchen positive Wirkungen auf Boden und Biodiversität nachgewiesen; konventionelle wissenschaftliche Untersuchungen bestreiten das und finden keinen Unterschied. Fest steht, dass Steiners Konzept der Kreislaufwirtschaft, der Bodenschonung und des Humusaufbaues eine Idee angeregt hat, die der industrialisierten Landwirtschaft zuwiderläuft und zur weltweiten Bewegung wurde: die Bio-Idee. F
Das Manifest zur Neuausrichtung der Landwirtschaft ¦ wurde unterzeichnet von: Alfons Piatti, Peter Krischke, Michael Piatti-Fünfkirchen, Johannes Niedermayer, Robert Harmer, Andreas Schmid, Arthur Schmidt und Georg Thurn-Vrints, Demeter-Obmann Andreas Höritzauer, Boku-Forscher Thomas Lindenthal und Ludwig Maurer, Obmann von Bio Forschung Austria.
¦ Man findet es
beispielsweise auf www.biorama.at
Bawufag heißt die Frauenassoziation in Kamerun, die Alfons Piatti mit dem Rotary Club Weinviertel-Marchfeld unterstützt
tenz geht wie bei uns. Und solange nicht Menschen wie wir dabei sind, wird sich nicht wirklich was tun.“ Piatti ist bemüht, seinen Freunden und potenziellen Spendern für das Afrika-Frauenprojekt zu erklären, dass „nicht nur der CO2-Fußabdruck wichtig ist, sondern auch der sozialpolitische Fußabdruck – und den machen wir dir gerade mit dem Projekt in Kamerun – musst halt ein bisserl spenden! Aber die Spender sind mühsam.“ Wer sich um andere kümmert, vernachlässigt
manchmal den eigenen Erfolg. Piatti seufzt. „Wenn ich so die letzten 20, 30 Jahre Revue passieren lasse, dann hab ich manchmal schon den Kummer, dass ich mich viel zu wenig ums Geld gekümmert habe. Ich hab das auf die leichte Schulter genommen. Ich war immer der Meinung, wenn man es richtig macht, muss automatisch der ökonomische Erfolg hinten nachkommen. Das ist nicht der Fall, das stimmt nicht. Ich habe wie viele andere den Eindruck, eine Verantwortung mitbekommen zu haben. Weil ich in ein gemachtes Nest gesetzt worden bin, weil meine Familie wohlhabend war, damals sehr, heute weniger, und weil ich es nicht notwendig hab, neben meinem BMW, den ich eh nicht habe, einen zweiten und dritten zu kaufen. Mir genügt ein Skoda. Ich sehe ein, dass jemand, der das nie gehabt hat und dessen Vorfahren es auch nicht gehabt haben, es einmal haben, es einmal erlebt haben muss. Mir ist Afrika ein Anliegen, dieses Projekt mit den Frauen, die Ökologie in die Landwirtschaft zu bringen und die politische Verlogenheit zu entlarven. Das bringt mir alles kein Geld und nicht wirklich Ehre und Ruhm, aber ich kann es machen, andere können es nicht machen. Das ist wieder präpotent, leider.“ Piatti sorgt sich auch, dass zwischen „Junk Food, dem Plastikzeug, von dem man nur krank werden kann“, und dem Trend „in eine vollkommen überkandidelte Richtung mit wahnsinnig teuren Produkten auf der anderen Seite“ bald die Mitte ganz fehlen
Fotos: Ir ena Rosc , Wik ipedia , Rotary. at
Irena Rosc mit Steiner-Schrift vor Schloss Kobierzyce, heute Sitz der Bezirksverwaltung
Piatti war noch zweimal in Ruanda und initiierte ein Saatgutprojekt. „Die Landwirte dort nutzen ihre kleinen Flächen sehr intensiv. Ihr Problem; der Boden hat seine Fruchtbarkeit verloren. Genau dasselbe Thema, das 1924 an Rudolf Steiner herangetragen wurde, mit dem wir permanent auf der ganzen Welt in unterschiedlicher Intensität konfrontiert werden, und das mit Chemie kaschiert wird. In Ruanda haben wir sehr erfolgreich mit den Menschen gemeinsam ein Projekt aufgezogen – die Tiere lieferten den Dung für die landwirtschaftlichen Flächen, ihr Fleisch konnte in den Städten verkauft werden. So hat man das Land wieder fruchtbar gemacht und die Maiserträge haben sich verdoppelt. So etwas versteht jeder Bauer sofort: Wenn der Maiskolben seines Nachbarn doppelt so groß ist, möchte er das auch haben. Bis zu 400.000 Menschen haben sich an dem Projekt beteiligt. Durch den Genozid ist alles vernichtet worden. Ab und zu erzählt noch ein Bauer, der die ganze Familie verloren hat, dass er Nachkommen unserer Schafe begegnet und sich dabei an uns erinnert. Etwas bleibt immer hängen! Und es ist immer dieselbe Geschichte, um die es geht: Saatgut, Zuchtvieh, Bodenfruchtbarkeit.“ Beim aktuellen Projekt in Kamerun unterstützt Alfons Piatti gemeinsam mit dem Biobauern Peter Krischke und vielen anderen ein Frauenprojekt. Saatgut, Bodenfruchtbarkeit und Biolandbau sind dabei wieder die Themen. „Das große Anliegen der etwa fünfzig g’standenen Bäuerinnen ist es, ein Biozertifikat zu bekommen, da sind sie auch kurz davor und wir unterstützen sie dabei. Die Kosten für die Zertifizierung übernehmen wir. Diesen Bäuerinnen kann man nicht irgendwas erzählen, denn auch im Dschungel haben sie ein Handy. 2010 saß ich mit drei der „Frontfrauen“ zusammen, während in Kopenhagen die Klimakonferenz lief. Die Frauen sagten: Das wird nix! Und wieso nicht? Weil wir nicht dabei sind!, war die Antwort, dort sitzen nur Besserwisser und Menschen, bei denen es nicht um ihre Exis-
… Australien, den Falkland-Inseln und Liechtenstein auf Platz 4; beinahe 20 Pro
Rind, Indien
Baldrian
wird. Er sorgt sich „um die Lücke zwischen dem, was der urbane Mensch über Landwirtschaft und über Nahrungsmittel weiß, nämlich nix, und dem, was tatsächlich dort passiert. Es gibt genug Schweinereien, die auch in der Biolandwirtschaft passieren. Information ist wichtig. Es gibt zum Beispiel ein paar Beamte im Landwirtschaftsministerium, sehr helle Köpfe, die auch in die Zukunft denken, die treffe ich ab und zu, die sagen mir immer wieder, wir müssen unbedingt einen Thinktank machen zum Thema über das Auseinanderklaffen zwischen der Realität und dem, was geglaubt wird in den Köpfen der urbanen Bevölkerung. Wenn diese Schere weiter auseinanderklafft, dann bringen wir sie nie wieder zusammen. Und dann haben wir ein Problem.“ So wie das Freihandelsabkommen, das jetzt hinter verschlossenen Türen verhandelt wird, „und dann dürfen es ein paar Parlamentarier abnicken“.
„Mir ist das Projekt mit den Frauen in Afrika ein Anliegen, die Ökologie, ich will die politische Verlogenheit entlarven“ Alfons Piatti
Zu mir oder zu dir?
Foto: Irena Rosc
Alfons Piatti hält Vorträge. Mit Gleichgesinn-
ten hat er ein Manifest zur Neuausrichtung der Landwirtschaft erarbeitet. Darin steht zum Beispiel: „Wissenschaftliche Studien, die von Firmen und Konzernen mit entsprechenden wirtschaftlichen Interessen finanziert werden, können nicht objektiv sein. Die Intelligenz der Bauernschaft wird weit unter ihrem Wert geschlagen, wenn sie sich der vermeintlichen Autorität der Wissenschaft kritiklos unterwirft.“ Dieses Manifest wurde nicht nur von großen Biobauern, sondern auch von Wissenschaftlern der Boku unterzeichnet. Es setzt auch auf den Beitrag der Konsumentinnen und Konsumenten. Sie würden, wüssten sie, worin der Unterschied besteht, auch doppelt so viel für ihr Hendl bezahlen. Piatti ist sich sicher: „Was in unserem Manifest steht, gilt! Die Neuorientierung der Landwirtschaft wird ohne das Zutun und den Beitrag des Konsumenten nicht gelingen, denn der Bauer muss von seinem Beruf leben können. Damit gehe ich hausieren, das ist meine Politik.“ F
Alles über Alfons Piattis Demeterhof Loosdorf findet man hier: ¦ www.piatti.at
zent österreichischen Bodens werden …
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Nandi, Indien (Collage I. Rosc)
BioProdukte mit Biographie
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Bio-Wien muss wieder wachsen Wiens Landwirtschaft hinkt hinter dem österreichischen Bio-Durchschnitt her. Hoffentlich nicht mehr lange als 2010. Und von 2011 auf 2012 hat sich die Biofläche in Wien um nicht weniger als 8 % verringert. Liest sich irgendwie beschämend. Martin Lenikus strich in der Pressekonferenz Ende März die Chancen solch einer Initiative heraus, sprach von Vorreiterrolle, USP und positiven Auswirkungen auf Lebensquali-
Feldversuch: Florian Holzer
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Martin Lenikus, Immobilienentwickler,
Hotelbetreiber und Mäzen, seit ein paar Jahren außerdem Besitzer eines Bioweingutes in Wien, hat nun eine Initiative vorgelegt, die zumindest er-
Immobilienmann Martin Lenikus setzt eine Initiative: 100 % bio für Wien
Initiator Martin Lenikus (links) und Weingut-Geschäftsführer Marco Kalchbrenner
staunlich ist: „100 % bio für Wien“ setzt sich zum Ziel, in einem ersten Schritt bis 2020 alle landwirtschaftlichen Flächen Wiens in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern oder öffentlichen Einrichtungen biologisch bewirtschaften zu lassen, ein zweiter Schritt soll dafür sorgen, dass es bis 2030 in ganz Wien nur mehr Biolandwirtschaft gibt. „Wir glauben, dass es opportun ist, Landwirtschaft in unmittelbarer Nähe von Menschen biologisch durchzuführen“, meint Lenikus.
Warum eigentlich nicht, fragt man sich, was soll im Biomusterland Österreich denn so schwer daran sein, die 6000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche in Wien auf Bio umzustellen? Na ja, die Zahlen sprechen da leider eine andere Sprache: In Wien werden derzeit nur 18 % des Bodens biologisch bewirtschaftet, der österreichische Durchschnitt liegt bei 20 %. Von 612 landwirtschaftlichen Betrieben auf Wiener Boden arbeiteten 2013 ganze 31 biologisch, um drei weniger
tätsstudien wie Mercer und ähnliche (bei denen Wien ständig im Spitzenfeld liegt). Inzwischen ist man dabei, Netzwerke zu schaffen und Ebenen, die bisher nichts miteinander zu tun hatten, zu verknüpfen. Man sprach mit der Dachorganisation Bio-Austria, die ist begeistert; man sprach mit Medien, die sind begeistert; man sprach mit Handelsorganisationen, die sind inter essiert; und man sprach mit einigen der vielen offiziellen Stellen in Wiens Rathaus und den diversen Kammern, die sich zwischen abwartend und zumindest nicht ablehnend zeigten. Der Knackpunkt, so Marco Kalchbrenner, Geschäftsführer des Weinguts Lenikus, sei der Umstand, niemanden zwingen zu wollen und zu können: „Wir fordern nicht, wir laden ein.“ Die Website habe man halt einmal erstellt, Gespräche geführt, für Organisationsstruktur gesorgt, „wir können uns das leisten“, sagt Lenikus. Dass Philan
… biologisch bewirtschaftet. Beim Konsum liegen wir ebenso an vierter …
Horn, Hülle für Demeterpräparat (Collage I. Rosc)
Nandi, Schutzgott der vierbeinigen Tiere (Collage I. Rosc)
F o t o : P h i l i pp H u t t e r / w w w . p h i l i pp h u t t e r . c o m
tädtische Landwirtschaft ist super. Landwirtschaftliche Flächen in der Stadt sorgen für mit Wert aufgeladene Naherholungsgebiete, was weniger auf Spinatfelder und Kohlrabiplantagen zutrifft, klar, auf Weingärten und Streuobstwiesen aber schon viel mehr und auf ein Kornfeld zumindest ein bisschen. Landwirtschaftliche Flächen in der Stadt können auch Nahversorgung gewährleisten. Nein, Gemüse muss nicht grundsätzlich aus Südspanien oder den Niederlanden kommen, Gemüse kann – vor allem im Fall von Glashauskulturen (nicht a priori schlecht) – auch aus unmittelbarer Nähe der Stadt stammen. Was eher nur Vorteile und eher keine Nachteile hat. Landwirtschaftliche Fläche in der Stadt kann positiv auf die Umwelt wirken – Grünfläche besser als Graufläche, hoher Grad an fotosynthetischer Sauerstoffproduktion (wie zum Beispiel im Weinbau der Fall), Bindung von Staub, Schaffung von Humus, Offenhalten der Böden. Aber halt nur, wenn es sich bei dieser Landwirtschaft um biologische handelt, denn das Spritzen von systemischen Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden ist schon generell nicht so toll, in unmittelbarer Nähe von Kindergärten, Sportplätzen, Freibädern und anderen Orten städtischer Open-Air-Kultur aber halt noch weniger lustig.
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Green City: Portland kann’s schon – und Bhutan kann’s noch besser thropie vor allem in Wien zuerst einmal Misstrauen hervorruft, scheint ihm bei dieser Angelegenheit kein Hindernis zu sein.
Portland wo Grün der selbstverständliche Lifestyle ist (Bild links)
Fotos: Archiv
Wer wären die Ansprechpartner in Wien?
Zuerst einmal die MA 49, Wiens größter Landwirtschaftsbetrieb im Besitz der Gemeinde, mit großen Anbauflächen in der Lobau (wo auch schon zum Teil biologisch gearbeitet wird) und dem Weingut Cobenzl (bis heute konventionell); dann die LGV, Österreichs größte Gärtnergenossenschaft, die in Wien und Umgebung 200 Hektar Glashäuser und Folientunnel sowie knapp 50 Hektar Freifläche bewirtschaftet und etwa bei Paradeisern für einen Selbstversorgungsgrad von 40 % sorgt; und viele Einzelbetriebe, von denen einige der besten ohnehin schon biologisch arbeiten, das Weingut Wieninger zum Beispiel, Wiens bestes und renommiertestes Weingut, der Feigenhof in Simmering mit seinen Gemüseraritäten und den 200 Feigenbäumen oder der Gärtnerhof GIN mit seinen fantastischen Gemüse-Exoten. Man muss nur wollen. F www.100-prozent-bio-für-wien.at
Bhutan, das erste komplett ökologisch bewirtschaftete Land der Welt (rechts)
einer Stadt mit forcierter Lebensqualität, löst in Österreich bekanntlich eher Verlustängste und absurde Proteste wie etwa die 13A-Hysterie im Zuge der MahüFuzo-Gestaltung aus. Woanders geht das geschmeidiger, woanders ist nicht nur die kritische Masse, sondern die Mehrheit auf der grünen Seite. :: Die Idee der grünen Stadt,
Portland, Oregon, gilt als diesbezüg-
liches Paradebeispiel. Grün ist dort selbstverständlicher Lifestyle, in Portland zu leben heißt, grün zu leben, mit dem Fahrrad zu fahren, Lebensmittel am Bauernmarkt zu kaufen, vegane Biorestaurants aufzusuchen. Selbstversorgung, Kleintierhaltung, Con-
tainer-Gärtnern, Kompostierung gelten dort als erstrebenswerte Fähigkeiten mit hohem sozialem Stellenwert. Kurse, in denen man das lernen kann, sind gut gebucht. Straßenrückbau begann in Portland schon Mitte der 1970er-Jahre, als eine mehrspurige Verbindungsstraße zum Waterfront-Park umgewandelt wurde. Auch internationale Hotelketten reagieren auf den Trend und wirtschaften in ihren Portland-Filialen nachhaltig, der Anteil an Hybrid-Fahrzeugen ist hoch, das Angebot an Radwegen rekordverdächtig. Mit dem Effekt, dass diese Grünheit, dieser Entschluss zu urbaner Nachhaltigkeit mittlerweile zum Tourismus-Magneten wurde.
Man fährt nach Portland, um grün zu sein (und um großartiges Bier aus Microbreweries zu trinken). Noch einen Schritt weiter geht der klei-
ne Himalaya-Staat Bhutan: Dort findet konventionelle Landwirtschaft nur auf etwa 1,5 % der Fläche statt. Ziel ist es, das erste völlig ökologisch bewirtschaftete Land der Welt zu sein. Gut, Bhutan hat nur 700.000 Einwohner, ist etwa so groß wie die Schweiz und war bis in die 1960erJahre völlig isoliert. Aber 70 % der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft, womit so ein Ziel durchaus soziale Tragweite besitzt. F
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Ein Kistl Buntes Einzelheiten zur Ernährung 2014
Starker Sprecher Will Allen wird einer der KeynoteSprecher beim alle drei Jahre stattfindenden Weltkongress der weltweiten Bio-Organisation FOAM sein. Allen, einst Collegestar und professioneller
portablen Stock mit dem Auto bei einer Sammelstelle ab (er ist gut verschlossen), stellt ihn an einem kindersicheren Ort sturzsicher auf und organisiert ein paar Genehmigungen auf dem Gemeindeamt – schon können die Bienchen in den Garten losfliegen. Nach zwei Monaten haben sie etwa fünf Kilo Honig gesammelt, den professionelle Imker aus den Waben schleudern. Die Miete für zwei Monate beträgt 160 Euro, die Imkereiprojekten zugutekommen. Auch Städter, die über Dachterrassen oder Balkone verfügen, können die Bienchen mieten. Der Honig gehört natürlich den Bienenmietern.
finden der jetzigen und folgenden Generationen zu bewahren und um die Umwelt zu schützen.“
Vegetarismus: schon vor 21 Jahren absehbarer Trend Der US-Amerikaner Jon Hochschartner ist Sozialist und setzt sich für Tierrechte ein. Er hat ein Zitat des berühmten Linguisten Noam Choms-
Info: Rentabee.eu
Einst Basketballer, mittlerweile Urban-Food-Propagandist: Will Allen
Basketballspieler in den USA, wurde nach einer kurzen Marketingkarriere zu einer der einflussreichsten Figuren der Urban-Food-Bewegung in den USA. Sein Buch „The Good Food Revolution: Growing Healthy Food, People and Communities“ (gemeinsam mit Charles Wilson, erschienen bei Gotham Books) wurde preisgekrönt. Der Kongress findet in Istanbul vom 13. bis 15. Oktober 2014 statt.
Die vier Prinzipien der Biolandwirtschaft
Die Weltorganisation der biologischen Landwirtschaft, FOAM, nennt vier Prinzipien, nach denen Bio funktionieren soll: das Prinzip der Gesundheit, das Prinzip der Ökologie, das Prinzip der Gerechtigkeit und das Prinzip der Sorgfalt. „Ökolandbau soll die Gesundheit des Bodens, der Pflanzen, der Tiere, des Menschen und des Planeten als ein Ganzes und Unteilbares bewahren und stärken. Ökolandbau soll auf lebendigen Ökosystemen www.owc2014.org und Kreisläufen aufbauen, mit diesen arbeiten, sie nachahmen und stärken. Ökolandbau soll auf Beziehungen Bienen sind ein Politikum. Wer sich aufbauen, die Gerechtigkeit garantieim Privaten bienenpolitisch engagieren ren im Hinblick auf die gemeinsame will, kann Bienen mieten und von Umwelt und Chancengleichheit im Lederen Früchten zehren. Die Initiati- ben. Ökologische Landwirtschaft soll ve „Rent a Bee“ vermietet Hobbyim- in einer vorsorgenden und verantworkern für zwei Monate einen Bienen- tungsvollen Weise betrieben werden, stock. Man holt den weißen trans- um die Gesundheit und das Wohlbe-
Miet dir die Biene!
Linguist als Prophet: Noam Chomsky
ky ausgegraben, in dem dieser bereits 1993 voraussagte, Vegetarismus und Tierrechte seien unaufhaltsam. Allen Katastrophen zum Trotz habe das 20. Jahrhundert eine Ausweitung des moralischen Bereichs mit sich gebracht. „Ich wäre nicht im Mindesten überrascht, wenn sich das nächste Jahrhundert in Richtung Vegetarismus und Tierrechte bewegt“, sagte Chomsky seinerzeit dem Magazin Z.
jonhochschartner.com
Wie Österreichs Biobetriebe organisiert sind 57,9 Prozent der österreichischen Biobetriebe sind in der Bio Austria organisiert; 35,2 Prozent sind verbandslos,
6,9 Prozent sind in kleineren Verbänden wie Demeterbund, Arche Noah, Biolandwirtschaft Ennstal etc. organisiert. Fast zwei Drittel der österreichischen Biobetriebe sind also Mitglied bei Bioverbänden, mehr als ein Drittel gehört keinem Bioverband an. Das bedeutet, dass viele der großen verbandslosen Biobetriebe nach den – verglichen mit Verbandsrichtlinien – teilweise „weicheren“ Richtlinien der EU-Bioverordnung wirtschaften, nicht den strengeren Verbandsrichtlinien und den zusätzlichen Verbandskon trollen unterliegen, andererseits aber auch nicht deren Beratungs- und Weiterbildungsangebote in Anspruch nehmen können. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Maximierung des Betriebseinkommens (höhere Biopreise und Förderungen) und weniger die Werte des Biolandbaus bzw. ideologische Überlegungen im Vordergrund stehen. Die kleineren Organisationen folgen in der Regel noch strengeren Richtlinien als jenen von Bio Austria. (Zitiert nach der Studie von Michael Groier „Wie weit darf Bio gehen?“, Bundesanstalt für Bergbauernfragen, 2013.) www.biola.at
Wer uns ernährt
70 Prozent aller Lebensmittel auf dieser Erde werden von kleinen Bauern hergestellt, hauptsächlich Familienbetrieben. Gerade diese sind von den Effekten der Erderwärmung besonders betroffen und werden durch Dürre und steigende Kosten von Düngemitteln und Saatgut in den Ruin getrieben. Ökologische Wirtschaftsformen können für diese Betriebe die einzige Rettung sein. F
… Stelle. Österreicherinnen und Österreicher geben pro Kopf 127 Euro …
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B E Z A H L T E A n ze i g eN
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Der Mann, der den ökologischen Fußabdruck erfand Der Grazer Wissenschaftler Michael Narodoslawsky lehrt an der TU Graz und hatte vor gut 20 Jahren eine Idee
G es p r ä c h : B i r g i t W i t t s t o c k
uns überlegt, dass es dafür Maßzahlen geben wird müssen. Deswegen haben wir den ökologischen Fußabdruck entwickelt. Parallel dazu hatten die kanadischen Kollegen Mathis Wackernagel und William Rees die gleiche Idee. Wir sind zu sehr ähnlichen Lösungen gekommen. Wir gingen davon aus, dass wir aus dem Einkommen der Natur leben werden müssen. Es war damals die Frage: Was muss Österreich tun, damit es nachhaltig leben kann? Wir haben Prinzipien aufgestellt, etwa, dass das menschliche Tun die großen Stoffflüsse und die lokale Natur nicht verändern darf.
Falter: Herr Narodoslawsky, wie kamen Sie in den 1990er-Jahren auf die Idee, einen ökologischen Fußabdruckrechner zu entwickeln? Michael Narodoslawsky: In diesen Jahren kam die Idee der Nachhaltigkeit auf. Wir haben
Was ist der Unterschied zwischen Ihrem Rechner und dem von Rees und Wackernagel? Narodoslawsky: Der Fußabdruckrechner nach Michael Narodoslawsky Rees und Wackernagel rechnet etwas anders als unserer, er ist streichelweicher, man
Er hat’s erfunden: Verfahrenstechniker Narodoslawsky
„Der Fußabdruck dient als Argumentationshilfe. In der biologischen Landwirtschaft ist er deutlich geringer als in der konventionellen“
kann auch sagen, unserer ist härter, weil wir auch die Emissionsseite berücksichtigen. Was ist der ökologische Fußabdruck genau? Narodoslawsky: Wenn Sie Berechnungen mit dem Fußabdruckrechner machen, dann haben Sie zwei entscheidende Größen: den Gebrauch fossiler Rohstoffe und die Emissionen. Wir können so viele fossile Rohstoffe verwenden, wie die Natur wieder zurücknimmt. Emissionen werden von der Natur kaum aufgenommen und brauchen eine relativ große Fläche, um absorbiert zu werden. Wir nehmen eine gesellschaftliche Tätigkeit, einen technischen Prozess oder eben die Landwirtschaft und fragen, wie viel Fläche es braucht, um den globalen Zyklus nicht zu beeinflussen und lokal nicht zu übersteuern. Diese Fläche berechnen wir. Fortsetzung Seite 14
… aus. Nur die Schweiz mit 177, Dänemark mit 162 und Luxemburg mit 134 …
Zinnkraut
Nandi, mythisches Reittier Shivas (Collage I. Rosc)
Foto: Heribert Corn
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er steirische Verfahrenstechniker Michael Narodoslawsky, 59, hat in den 1990er-Jahren einen ökologischen Fußabdruckrechner entwickelt. Dieser gibt jene Fläche auf der Erde an, die notwendig ist, um den Lebensstil eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Seither hat Narodoslawsky eine Vielzahl von Rechnern entwickelt, mit deren Hilfe sich die Effizienz von Landwirtschaft, Reisen, Nahrungsmitteln und anderem darstellen lässt. Mit dem Falter hat er über ökologische Fußabdrücke und über den kommenden Ressourcenwandel gesprochen.
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Fortsetzung von Seite 12 Narodoslawsky: Wir sind dabei, für immer
Was besagt das Ergebnis? Narodoslawsky: Es dient als Argumentationshilfe. In der Landwirtschaft lässt sich messen, dass der Fußabdruck bei biologischer Wirtschaftsform wesentlich geringer ist als bei konventioneller. Der ökologische Fußabdruck liefert eine klare Argumentati- „Unsere gesamte Ressourcenon pro Biolandwirtschaft. Haben Sie ihn in erster Linie als Argumentationshilfe entwickelt? Narodoslawsky: Fußabdruckrechner haben den Sinn, dass Ihnen etwas aufstößt und Sie erkennen, womit Sie den größten Fußabdruck hinterlassen. Wichtig ist, dass Sie herauslesen können, welcher Faktor diesen Fußabdruck begründet, um sich dann auf dessen Verbesserung konzentrieren zu können. Fußabdruckrechner eignen sich nicht für Schönheitskonkurrenzen. Zu sagen, ich bin ökologischer als du, ist schwierig, weil ja hin und wieder auch andere Rahmenbedingungen gegeben sind. Aber zu erkennen, welcher der größte Faktor ist und was ich gegen ihn unternehmen kann – das ist wesentlich. Dass man beim Reisen nicht das Flugzeug, sondern den Zug nimmt? Narodoslawsky: Ganz so simpel ist es leider nicht. Wir haben den ökologischen Fußabdruck des Wintersports errechnet. Dabei ist herausgekommen, dass der Fußabdruck von Langlaufen größer ist, als jener des alpinen Skifahrens. Langlaufloipen sind lang, werden beschneit und gepflegt. Da geht viel Arbeit und Energie hinein, aber es fahren dort nur wenige Leute. Das heißt, pro Langläufer ist der Fußabdruck groß. Auf den Alpinstrecken passiert zwar dasselbe, aber die werden von wesentlich mehr Skifahrern genutzt. Somit verkleinert sich der Fußabdruck des Einzelnen. Solche Dinge will der Rechner aufzeigen, damit einem klar wird, was man tut. Stichwort Ressourcenwandel: Wie kann der Fußabdruckrechner hier eingesetzt werden?
verwaltung ist zentralistisch – alles, was wir haben, kommt aus einem Loch“ Michael Narodoslawsky
mehr spezifische Zielgruppen Fußabdruckrechner zu erstellen. Wir müssen mit einem Ressourcenwandel umgehen lernen. Was passiert, wenn wir ernst nehmen, dass wir aus den fossilen Brennstoffen herausmüssen und der Ausweg in die Nuklearenergie ausgeschlossen ist? Das erproben wir derzeit intensiv. Wir fragen uns, wie können wir mit Bioressourcen umgehen? Der Vorteil des Fußabdrucks ist, dass es eine strikte Obergrenze gibt: Wir haben nur einen Planeten und der hat eine gewisse Oberfläche – das war es. Glauben Sie, dass wir demnächst einen Ressourcenwandel vollziehen werden? Narodoslawsky: Ich bin überzeugt davon, dass wir in einen Ressourcenwandel gehen werden – er ist nicht aufhaltbar. Was stellen Sie sich darunter vor? Narodoslawsky: Der erste Schritt, die Effizienzsteigerung, ist bereits im Gange. Sie brauchen nur zu schauen, wie sich die Effizienz bei ganz normalen Dingen verändert hat, etwa beim Verkehr. Unsere Autos verbrauchen weniger, dafür haben wir mehr davon. Aber wir sind technisch gesehen auf keinem schlechten Weg, die Effizienz der Gesellschaft, etwa im Verkehrs- und Infrastrukturbereich, zu heben. Dort gibt es die Technologien und den erklärten politischen Willen, es zu tun. Die zweite Seite ist ein massiver Ausbau der erneuerbaren Ressourcen wie Wind und Wasser, Photovoltaik und eine neue Netzstruktur in Europa, die das auch aufnehmen kann.
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Liegt das Problem in den bestehenden Strukturen? Narodoslawsky: Genau, daran hängen wir im Moment. Wir können momentan Windräder bauen, so viele wir wollen, wir bekommen die Leistung nicht mehr ins Netz eingespeist. Das ist ein wesentlicher Punkt. Der zweite ist, dass wir besser mit den Bioressourcen umgehen lernen müssen, das heißt, auch jene Bioressourcen zu nutzen,
die man im Moment nicht nutzt: Bioabfälle und Reststoffe etwa. Wo liegt das Problem der gegenwärtigen Netzstrukturen? Narodoslawsky: Unsere gesamte Ressourcenversorgung ist zentralistisch. Alles, was wir haben, kommt aus einem Loch – aus einem Bohrloch oder einer Mine – und wird von dort aus dezentralisiert. Jetzt gibt es aber plötzlich eine dezentrale Energiegeneration, ein Netz, das sehr viele dezentrale Einspeiser miteinander verbindet. Dafür war es nie gedacht. Das heißt, unser gesamtes Stromnetz müsste überarbeitet werden? Narodoslawsky: So ist es. Das ist auch der Grund, warum es jetzt diese starke Gegenbewegung gegen erneuerbare Energien gibt. Man sagt, sie würden die Netze kaputtmachen. Im Moment ist es so, dass die großen Strombereiter kaum Gewinn machen, weil wir ein Strom-Preis-System haben, das sich Merit-Order-System nennt, und darin wird immer zuerst der Strom abgenommen, der am billigsten ist. Windkraft kostet praktisch nichts, sie fährt in die Netze hinein, und dann müssen sämtliche Kohlekraftwerke zurückgefahren werden, weil Windkraft da ist. Natürlich arbeiten dann die Kohlekraftwerke nicht mehr kostendeckend. Die großen Strombereiter haben aber in diese Kohlekraftwerke investiert und verlieren eine Menge Geld. Sie wissen, dass sie sich umstellen müssen, haben aber nicht den Mindset dazu. Was wäre dann das optimale System für die Zukunft? Narodoslawsky: Das optimale System für die Zukunft wäre ein dezentralisierteres Energiesystem, das die Ballungszentren über Netze versorgt. Fragestellungen der Netzstabilisierung müssen dort gelöst werden, wo sie wirklich zu lösen sind, die Netze müssen dort stabilisiert werden, wo sie zu stabilisieren sind, dann kann sich auch der zentrale urbane Bereich über diese dezentralen Netze grundversorgen. F
… Euro liegen vor Österreich. Am häufigsten werden biologische Milch …
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um Interview kommt sie mit dem FahrZ rad. Es ist eines, dem man ansieht, dass es täglich benützt wird. Martina Hörmer
ist Geschäftsführerin von Ja!Natürlich, der stärksten Marke des Billa-Rewe-Konzerns, der erfolgreichsten Biomarke weit und breit (in Österreich macht Ja!Natürlich etwa 50 Prozent des Bio-Umsatzes aus). Vor 20 Jahren wurde die Marke gegründet, und der gesellschaftliche Trend, dem sie entsprach, scheint sich immer weiter zu verstärken. Hörmer kommt aus St. Pölten, nicht direkt vom Land, sagt sie, aber nah genug dran, um noch zu wissen, was ein Hendl ist. Ja!Natürlich managt sie mit einem Team von 20 Leuten, überwiegend Frauen. Die Hälfte arbeitet im Qualitätsmanagement, die andere Hälfte im Marketing. Biologen von der Boku sind ebenso dabei wie Ernährungswissenschaftlerinnen. Hörmer ist auch Präsidentin des Wiener Zweigs der IAA, der International Advertising Association. Sie weiß also nicht nur, wie man ein Hendl kocht, sie kann auch erklären, was an einer Marke wichtig ist.
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„Bio muss strenger werden“ 20 Fragen zu 20 Jahren Ja!Natürlich an Geschäftsführerin Martina Hörmer I n t e r v i e w : A r min T H u r nh e r
Worauf kommt es bei Markenführung an? Hörmer: Marken sind nicht nur Produkte mit Pickerl, sie sind Leuchttürme, haben Leben und Seele und stehen für etwas, was für den Kunden relevant ist. Das braucht Konsequenz und langen Atem.
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Hätten Sie gedacht, dass Sie so lange bei Ja!Natürlich bleiben? Hörmer: Ich war 15 Jahre bei meinem ersten Dienstgeber. Es ist mein zwölftes Jahr bei Ja!Natürlich. Dass es so lange so spannend bleibt, hätte ich nicht gedacht. Etwas so Facettenreiches wie diese Marke kannte ich vorher nicht. Vor allem nicht die Verantwortung für eine geschlossene Kette vom Saatgut und vom Anbau bis ins Supermarktregal.
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Ihr wichtigstes Ziel? Hörmer: Die Fantasie und das Pionierhafte nicht zu verlieren, am Puls des Geschehens zu bleiben, die Wünsche der Kunden zu spüren, die Probleme, mit denen wir in der Welt konfrontiert sind, wahrzunehmen. Etwa beim Umweltschutz. Wir sparen 21.000 Tonnen CO2 im Jahr!
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Frau Hörmer, wie sind Sie zu Bio gekommen? Martina Hörmer: Ich war bei Master Foods, als Mitte der 90er-Jahre Bio ins Gespräch kam. Es ging um Tomatensaucen, da hat der ganze Konzern viel dazugelernt, vor allem, worauf es ankommt, nämlich auf den Geschmack, und dass Lebensmittel nicht nur über Preis und Spotmärkte funktionieren. Wie den meisten Leuten in Österreich wurde mir Bio dann in meiner Schwangerschaft wichtig. Man beginnt da, Dinge aktiver wahrzunehmen.
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Bekommen Sie etwas vom Landwirtschaftsminister dafür? Emissionszertifikate? Hörmer: (Lacht.) Gute Idee. Ich werde es vorbringen.
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Sind Sie ein Gesprächspartner für Minister? Hörmer: Der Kontakt war immer eng, mit Pröll, mit Berlakovich. Rupprechter habe ich noch nicht getroffen. Österreich ist stolz auf seine Biolandwirtschaft, wir wollen Bioweltmeister sein, 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche werden von 21.000 Biobauern biologisch bewirtschaftet, für Ja!Natürlich arbeiten 7000 Landwirte. Das ist schon eine Größe, die sich nicht ignorieren lässt.
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Wie kamen Sie zu Rewe? Hörmer: Veit Schalle war der Generalbevollmächtigte von Rewe damals und bot mir das Marketing von Merkur an. Ich sagte ihm, ich war viele Jahre im Ausland, und wenn ich etwas mitbringe, dann mein Wissen um Markenführung. Es wäre am besten, wenn er mich für Ja!Natürlich nähme. Das war lustig, er hat einen Kaffee lang überlegt und es mir dann angeboten.
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Am besten an ihrem Job gefällt Martina Hörmer sein Facettenreichtum
Sie sagen, Ja!Natürlich ist strenger, als das Gesetz verlangt. Wer garantiert mir, dass das so bleibt? Hörmer: Ich stehe dafür, dass das so bleibt.
Foto: Heribert Corn
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… und Milchprodukte gekauft, am wenigsten Fleisch und Wurst (2 Prozent),
Löwenzahn
Rind, Kinderspielzeug aus Indien
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Die Leute würden nicht mehr kaufen, wenn wir weicher würden. Wir sind der Ansicht, Bio muss strenger werden. Aufweichen und Sonderregelungen helfen vielleicht einzelnen Bauern, aber nicht dem Kunden und nicht der Bewegung.
Müssen Sie gegen das Hendl im Nebenregal antreten? Hörmer: Gar nicht. Ich muss dem Kunden sagen, was er bekommt, dass er den Unterschied schmeckt, und ihm so über die Preisschwelle hinüberhelfen.
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Hat Ja!Natürlich bei Rewe eine Sonderrolle? Hörmer: Ganz bestimmt. Die Entwicklung von Ja!Natürlich war ein Glücksfall. Drei Dinge trafen zusammen: 1994 stand die EU vor der Tür. Franz Fischler hatte die Bio-Idee schon gesät und schuf die Förderstruktur, und bei Rewe erkannte Veit Schalle, dass sich beim Handel in Nischen etwas tut. Rewe als der größte Händler konnte dieses Risiko auf sich nehmen, anders als vielleicht kleinere. Dazu kamen Kunden, die auf heimische Produkte stolz wa-
„Wenn jeder sich bewusst wäre, welche Auswirkungen Essen auf seine Gesundheit hat!“
ren. In Deutschland hatten Kunden ja keine heimischen Vorlieben, die blickten nach Frankreich und Italien. Anders hier, bei uns konnte sich eine österreichische Marke gut etablieren. Offensichtlich waren die Österreicher schon Lohas (Lifestyle of health and sustainability, Anm.), ehe der Name erfunden wurde! Trotz Ja!Natürlich-Schweinderl liegt der Biofleischkonsum bei zwei Prozent, Milch und Gemüse dominieren. Warum? Hörmer: Unsere Kernartikel sind Eier, Karotten, Erdäpfel, Milch, Butter, Joghurt und so weiter. Das, was täglich auf den Teller kommt. Fleisch ist viel teurer. Und der Unterschied im Preis ist viel höher. Ein Biohendl kostet 15 Euro, ein konventionelles weniger als die Hälfte.
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Gibt es Grenzen von Bio? Kann Österreich zu 100 Prozent Bioland werden? Hörmer: Könnte es schon. Die Grenze liegt bei dem, was sich die Leute leisten wollen. Bio muss teurer sein. Bei den Autos achtet man auch darauf, nichts Falsches in den Tank zu füllen. Wenn jeder sich bewusst wäre, welche Auswirkung Essen auf die Gesundheit hat! Mit zunehmendem Alter wird es wichtiger, gesund zu bleiben und länger zu leben. Bei Jungen stehen andere Themen im Vordergrund – bis man dann beim Arzt in Form des Blutbilds vorgehalten bekommt, wie man es besser machen könnte. Was ist Ihre größte Sorge? Hörmer: Die Landwirtschaft wird immer intensiver. Bio muss dagegen scharf bleiben, hier darf nichts aufgeweicht, im gesetzlichen Rahmen nicht nachgegeben werden. Schauen Sie auf die EU-Saatgutverordnung, solche Versuche nehmen zu. Da ist es ganz wichtig, nicht beliebig zu werden.
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fiziten arbeiten. Das ist schwerer. Skandale machen sich immer gut im Verkauf.
Sie betreiben also auch Volksbildung? Hörmer: Früher hat diese Bildung jeder in der Familie mitbekommen, jeder wusste, was im Garten wächst, woher die Lebensmittel kommen. Heute fehlt der Bezug dazu. Normale Dinge werden plötzlich Aufreger, das Schlachten von Tieren etwa.
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Was antworten Sie Kritikern wie Clemens Arvay, dem Autor des Buchs „Der große Bio-Schmäh“? Hörmer: Ich habe es gelesen. Wir leben aber im Jetzt und im Heute, viele seiner Vorstellungen sind gestrig. Ich kann nicht mehr den ganzen Tag lang die richtige Karotte suchen. Es ist leicht, von außen zu kritisieren. Wir müssen von innen an den De-
Wie viel haben Sie noch mit Bauern zu tun? Hörmer: Ich bin schon mehr im Büro als draußen, was ich schade finde, denn draußen lernt man immer dazu. Es ist extrem spannend, wenn man sieht, wie es gemacht wird. Wie bringt man es dazu, dass Äpfel schön werden, ohne zu spritzen, wie bringt man Mäuse ohne Gift weg?
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Sind Ja!Natürlich-Produkte Magneten, die Leute zu Billa oder Merkur locken? Hörmer: Gott sei Dank ja. Das ist das Schönste an einer Eigenmarke. Die soll den Händler von anderen unterscheiden, zeigen, wir haben etwas, das andere nicht haben. Wenn eine Marke als Magnet wirkt, haben Sie den Olymp erreicht.
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Wie viel Prozent vom Umsatz macht Ja!Natürlich aus? Hörmer: 2013 machte die Marke 340 Millionen Euro Umsatz, damit ist sie bei weitem die größte Marke im Konzern. Gemessen am Gesamtumsatz von etwa acht Milliarden ist das natürlich noch immer bescheiden.
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Ziel nach oben? Hörmer: Schwer. Wird es uns gelingen, den Umsatz in zehn Jahren noch einmal zu verdoppeln? Das wäre schon sehr ambitioniert. Als ich kam, waren wir bei 170, 180 Millionen. Nach oben geht es auf jeden Fall, das sehe ich. F
Biogemüse und Bioobst liegen mit 6,5 Prozent in der Mitte +++ …
Linde-Kaffeebeigabenfiguren (Collage I. Rosc)
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Wer sind die größten Gegner der Bio-Bewegung? Hörmer: Gentechnisierte Landwirtschaftskonzerne agieren weltumspannend. Hier dagegenzuhalten ist nicht leicht. Wir haben die Arche-Noah-Initiative gegen die Saatgutverordnung unterstützt. Wir arbeiten seit Jahren auf diesem Gebiet, bringen Raritäten heraus, lassen Samen züchten, das wäre alles zunichte gemacht worden, hätte das EU-Parlament die Saatgutverordnung beschlossen.
12 Etwa 50 Prozent des Umsatzes mit Biolebensmitteln werden in Österreich unter dieser Marke gemacht
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Demeter-Löwenzahn-Präparat
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Warum Wien Detroit werden muss … … oder Todmorden. Andere Städte sind beim Urban Gardening voran. Aber Wien holt auf Anna Koch-Reiz
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er hat das schönste Stadtgemüse? Auf welcher Terrasse wuchern die kräftigsten Zucchini? Wer lässt im Beserlpark Paradeiser sprießen? Heute wachsen in Österreich auch in den Städten immer öfter Obst und Gemüse. Weil „urban gardening“, das Gärtnern in der Großstadt, auch in Wien voll im Trend liegt, startet die AMA Bioinfo nun einen „City Farming Wettbewerb“. Mitmachen ist ganz einfach: Man muss nur ein Selfie von sich an dem Ort, an dem bald Stadtpflanzen sprießen sollen, auf facebook.com/bioinfo.at hochladen – inklusive ein paar Zeilen, wieso das eigene Projekt preisverdächtig ist. Eine Jury, in der auch der Falter vertreten ist, wählt aus allen Bewerbern zehn Teilnehmer aus. Per Onlinevoting werden drei Gewinner ermittelt. Diese erhalten Gutscheine für Bio-Gärtner ihrer Wahl im Gesamtwert von 2.250 Euro. „Urban Gardening“ ist, kurz gefasst, die Rück-
kehr des Gärtnerns in die grau gewordenen Städte. Gebuddelt, gesät und geerntet wird auf Balkonen und Terrassen, aber auch in kollektiven „Gemeinschaftsgärten“ in Parks oder auf anderen Grünflächen. Denn wer auch als Städter sein Gemüse selbst anpflanzen will, braucht dafür nur ein paar Gleichgesinnte und einen Streifen öffentliches Grün. So sprießen seit einiger Zeit in fast jedem Wiener Bezirk Mikro-Ackerflächen, seien es die aus gelben Baustellenplatten zusammengezimmerten Hochbeete am Max-Winter-Platz in der Leopoldstadt, der nur acht Quadratmeter große „Kontakt-Garten“ am Einsiedlerplatz in Margareten, der „Nachbarschaftsgarten“ in der Flüchtlingssiedlung Macondo in Simmering oder der „Zauber-
Urbaner Garten
Linktipps: ¦ City Farming Wettbewerb der AMA www.bioinfo.at (Teilnahmeschluss 6.5.) ¦ www.incredibleedible-todmorden.co.uk ¦ Berlin http://prinzessinnengarten.net ¦ Keep Growing Detroit detroitagriculture.net ¦ Stadtfrucht Wien http://stadtfruchtwien. wordpress.com ¦ Nachbarschaftsgärten www.wien.gv.at/ umwelt-klimaschutz/ gemeinsam-garteln. html
garten“ für Kinder hinter einem Gemeindebau in Wien-Liesing. Die Stadt fördert derartige Gemeinschaftsgar-
ten-Projekte mit bis zu 3.600 Euro pro Bezirk. Und wie gut diese grünen Nutzflächen von der Bevölkerung angenommen werden, zeigt die Tatsache, dass es so gut wie keinen Vandalismus gibt. Auch wenn in Wien nun manch graue Straße erblüht, kann es von den Pionierstädten des urbanen Gärtnerns noch einiges lernen. Das englische Städtchen Todmorden, nur wenige Kilometer von Manchester entfernt, ist eine dieser Pionierstädte. Dort wuchern in städtischen Parks und auf Grünstreifen statt Tulpen und Stiefmütterchen Kräuter- und Gemüsepflanzen. „Incredible Edible Todmorden“ („unglaublich essbares Todmorden“) lautet der Leitspruch der grünen Kleinstadt, die bis 2018 ihr gesamtes Gemüse selbst erzeugen will. Selbst auf dem Friedhof werden Kürbisse geerntet.
Auch Berlin ist ein Stück weiter. Der „Prinzessinnengarten“ im Stadtteil Kreuzberg mit seinen mobilen Stadtgemüse-Plantagen in Plastikkisten, Garten-Workshops und einem eigenen „Gartencafé“ mit Köstlichkeiten aus dem eigenen Stadtgarten ist international berühmt. Auch aus Alleen, Parks und anderen Grünflächen der deutschen Hauptstadt werden Streuobstwiesen zur freien Entnahme für die Bewohner. Oder Detroit. Die einstige Pionier- und nun Pleitestadt der amerikanischen Automobilindustrie setzt aufgrund des extremen Anstiegs von Arbeitslosigkeit und Armut auf urbanes Gärtnern. Und vermarktet seine Stadternte mit „Grown in Detroit“-Schildchen auf lokalen Märkten. Dabei war auch Wien einmal Pionier beim Anbau des eigenen Gemüses. In den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts war Selbstversorgung selbstverständlich. Davon zeugt etwa die „Siedlerbewegung“, bei der viele Wiener in der Zwischenkriegszeit wilde Nutzgärten anlegten und Nutztiere wie Hühner oder Hasen in der Stadt hielten, um nicht hungern zu müssen. Selbst der Wienerwald war mit seinen vielen
Streuobstwiesen, die heute zumeist verwaldet sind, bis in die 1950er Jahre wesentliche Obstquelle der Wienerinnen und Wiener. Bis heute werden in Wien, für eine Großstadt ungewöhnlich, 16 Prozent der Stadtfläche landwirtschaftlich genutzt, etwa ein Drittel der von den Wienerinnen und Wienern verbrauchten Gemüsemenge wird derzeit innerhalb der Stadtgrenze kultiviert. Bald könnte es noch mehr sein. Wenn auch Balkone, Fensterbretter, Dachböden, Parks und andere Grünstreifen Esslandschaften werden. Eine dieser urbanen Minifarmen könnte Ende August sogar den „City Farming Wettbewerb“ gewinnen. Damit Wien bald Detroit wird. F
Foto: Wiener Wildnis
Aufruf:
… Es gibt in Österreich starke Bio-Marken, dennoch herrscht bezüglich der Etike
Demeterpräparate: Hornmist
Kiesel, zermahlen
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Buchtipps Empfehlenswertes für Bio-Interessierte
Politisch bis kulinarisch – Gedrucktes zu Öko, Veggie, Bio Ökosozial Die Idee der ökosozialen Marktwirtschaft ist mit dem Namen des ehemaligen ÖVP-Chefs, Landwirtschaftsministers und Vizekanzlers Josef Riegler verbunden. Sie kann allen politischen Ideen der Gegenwart als Herausforderung dienen. Naturgemäß ist sie in Österreich, dem Land, in dem sie aufkam, nur als Lippenbekenntnis vorhanden. Josef Rieglers 75. Geburtstag war Anlass für diesen Band, in dem so unterschiedliche Autoren wie der Theologe Hans Küng, der Informatiker Franz-Josef Radermacher und der Biologe Ernst Ulrich von Weizsäcker Beiträge liefern. Gespräche mit Herwig Büchele, dem Leiter der katholischen Sozialakademie und Christian Konrad, dem Raiffeisen Ex-General finden sich ebenso wie Beiträge von Jean Ziegler und Erwin Pröll. Ein Kessel Buntes für eine gute Idee.
Riegler, Cejpek, Scheiber (Hg): Zukunft als Auftrag. Verlag DTW Zukunfts-PR, 398 S., € 25.–
Josef Zotter, Wolfgang Wildner, Wolfgang Schober: Kopfstand mit frischen Fischen. Mein Weg aus der Krise. Eigenverlag, 288 S., € 25,80 www.zotter.at
wpartner, nie um einen Sager verlegen. In diesem Buch bestätigt er das und erzählt den beiden Autoren über sein Leben und seine Projekte. Durchaus unterhaltsam, wenngleich einiges etwas übertrieben erscheint (auf den Kopf gestellte Seiten zum Beispiel). Aber so ist er eben, der Zotter.
Nicht nur studentisch Studentenküche – darf man das noch sagen? Muss das nicht „Studierendenküche“ heißen, auch wenn keineswegs alle Studenten Studierende sind, auch nicht die Studentinnen? Egal, für semantische Feinheiten hat das Buch Campus Food keine Zeit, es wendet sich an Leute, die nicht viel Zeit zum Kochen verwenden wollen. Außerdem ist es ein veganes Kochbuch, also völlig korrekt. Das Buch bietet nicht nur Studentenfutter, sondern einfache Gerichte, die sich für alle eignen.
Auf dem Kopf Josef Zotter ist ein erfolgreicher, und – sagen wir vorsichtig – unkonventioneller Unternehmer. Der steirische Schokoladen-Produzent und Erfinder und Betreiber des essbaren Tiergartens ist auch ein begehrter Intervie-
Anne Bühring, Kurt-Michael Westermann: Campus Food. Systemed Verlag, 144 S., € 17,50
tten oft Verwirrung, während in …
Hornkiesel
Italien vegetarisch
Veganes Magazin
Sie wuchs in einem italienischen Restaurant auf – in Deutschland. An Sonntagen experimentierte sie in der Küche. Heute ist sie Künstlerin, Fotografin und Buchautorin: Cettina Vicenzino. Die mediterrane Küche eignet sich naturgemäß besonders gut für ein vegetarisches Kochbuch, wenn man – was nicht leicht fällt – Meeresfrüchte und Fische weglässt, Fleisch sowieso. Ein durchgestrichenes Schwein prangt als kleines Logo neben Paradeiser und Artischocke programmatisch auf dem Cover dieses nützlichen und vor allem auch ansehnlichen Kochbuchs. Selbst eingefleischte (!) Liebhaber der italienischen Küche werden hier ihnen bisher noch nicht bekannte Rezepte finden.
Bela B., Schlagzeuger der Ärzte, bekennt in der aktuellen Ausgabe des Veggie-Journals: „Kuh-Käse meide ich eigentlich, außer wenn irgendwo ein Bergkäse steht. Ich lüge mir schon ein bisschen in die Tasche, wenn ich sage: ,Ziegenkäse und Schafskäse, der ist von Tieren, die man nicht in einer Massentierhaltung halten kann.‘ Aber das sind eben auch schwangere Weibchen, die Milch produzieren.“ Neben Lifestyle findet man Rezepte und Tipps zur Ernährung: Vegetarisch bis vegan, immer bio. Das Heft erscheint im Well-Media-Verlag und kostet in Deutschland € 3,90 am Kiosk. Ähnliche Magazine gibt es bereits von Burda (Slowly Veggie) und dem Marken Verlag (Vegetarisch fit).
Maria Vicenzino Cucina vegetariana. Meine 80 vegetarischen Lieblingsrezepte aus Italien. Christian Verlag, 224 S., € 25,70
Veggie-Journal, zweimonatlich. Well-MediaVerlag, ca. 112 Seiten, € 3,90 veggiejournal.de
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(Ve)ganz oder gar nicht Veganes Leben ist in Wien längst kein Hype mehr, sondern ein Lifestyle, auf den sich alle einigen können bericht: Christopher Wurmdobler
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ldfashioned“, sagt Gabriele Danek, „wir sind oldfashioned.“ Einen Tag vor der Eröffnung der Simply Raw Bakery in der Wiener Drahtgasse steht Danek noch auf einer Baustelle. Aber man kann erahnen, dass an der feinen Adresse beim Goldenen Quartier bald das Publikum für vegane Törtchen Schlange stehen wird. Schön ist es hier: Betonfliesen, wertvolle Tapeten, eine antike Budel mit Marmorplatte und im Hintergrund die Küche, aus der die süßen und – ganz neu! – pikanten Leckereien kommen. „Wir liegen im Zeitplan“, sagt Danek und lacht. Vor ein paar Jahren hat die Quereinsteigerin die Simply Raw Bakery erfunden. Gerade rechtzeitig, bevor in Wien der Vegan-Hype losging. Seither beliefert sie ihre Fangemeinde vom – ebenfalls ein bisschen altmodisch anmutenden – Marktstand aus Fortsetzung Seite 22
Probleme bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln haben Veganer in Wien längst nicht mehr
… Österreich Biomarken der Konzerne unbestritten und bekannt sind, herrs
Ein Hornmistpräparat nach Rudolf Steiner entsteht
Rind und Kälber auf dem Demeterhof der Familie Michlits, Ungarn
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Vegan in Wien – die besten Adressen Geschäfte
5., Margaretenstr. 80, www.botanicus-vienna.at
8., Josefstädter Str. 33, 19 Deli Bluem 8., Hammerlingplatz 2, Mo–Fr 10–19, Sa 10–17 Uhr; www.muso-koroni.com Mo–Fr 7.30–19, Sa, So 9.30–16 Uhr (Brunch); 10 Sonnentor www.delibluem.com 1., Wollzeile 14; 3., Landstraßer Hauptstr. 24; 20 Die Süße 4., Phorusg 8, Mo–Fr 10–18 20., Handelskai 94–96; Uhr; www.diesuesse.at www.sonnentor.com
3 Denn’s Biomarkt
11 Stattgarten
1 Bäckerei Schrott
15., Mariahilfer Str. 159; www.baeckerei-schrott.at
2 Botanicus Vienna
2., Taborstr. 10; 3., Landstraßer Hauptstr. 37; 4., Wiedner Hauptstr. 71; 7., Lindeng. 13–15; 7., Kaiserstr. 57–59; 16., Ottakringer Str. 186; 18., Martinstr. 60; 19., Sieveringer Str. 25; 23., Dreiständeg. 2; www.denns-biomarkt.at
4 Faun & Flora
3., Radetzkystr. 21; www.fauna-kosmetik.at
5 Gradwohl
u.a. 1., Naglerg. 3; 1., Fleischmarkt 20; 8., Josefstädter Str. 60; 6.,Mariahilfer Str. 23; www.gradwohl.info.
6 Greenground
9., Servitengasse 11, Di–Fr 12–19, Sa 11–17 Uhr; www.greenground.at
7 Home Made Wien 6., Mollardgasse 2; www.home-made.at
8 Maran Vegan
6., Stumpergasse 57, Mo–Fr 8.30–19.30, Sa 8.30–18 Uhr; www.maranvegan.at. Illustr ation: Bianc a T schaik ner
9 Muso koroni
4., Kettenbrückeng. 14; www.stattgarten.at
12 Veganz (ab Juni) 4., Margaretenstr. 44; www.veganz.at
Lokale 13 Bio Bar von Antun 1., Drahtgasse 3, Di–Fr 11.30–23, Sa, So 12–23; www.biobar.at
14 Biowerkstatt
1., Biberstraße 22, Mo–Fr 9–18 Uhr, www.biowerkstatt.com
15 Brass Monkey
6., Gumpendorfer Str. 71, Mo–Fr 9.30–19.30, Sa 10–19, So 11–19 Uhr
21 Eisgreißler
1., Rotenturmstr. 14; 6., Mariahilfer Str. 33; www.eis-greissler.at
22 Fett+Zucker
2., Hollandstraße 16; www.fettundzucker.at
23 Formosa
6., Barnabiteng. 6, Mo–Sa 11–21 Uhr; www.formosa.at
24 HappyCakes
6., Otto-Bauer-Gasse 11, Di–Fr 8–18, Sa 10–17 Uhr; www.rawshop.at
33 Simply Raw Bakery 1., Drahtgasse 2; www.simplyrawbakery.at
34 Ströck-Feierabend 3., Landstraßer Hauptstraße 82, Mo–Fr 16–24, Sa, So 7–24 Uhr; www.ströckfeierabend.at
35 Tian
25 Harvest
36 Tian Bistro
2., Karmeliterplatz 1; www.harvest-bistrot.at
26 Joanelli
6., Gumpendorfer Str. 47; täglich 18–2 Uhr
1., Färbergasse 8; www.koestlich.biz
17 Cuchina
7., Neubaugürtel 38/5; 10., Favoritenstraße 156
7., Neubaugasse 58; www.dancingshiva.at
32 Raw Shop Hübscher
1., Himmelpfortgasse 23, Di–Sa 12–24 Uhr; www.tian-vienna.com
5., Schönbrunner Str. 235, Mo–Fr 11.30–14.30 Uhr; bruschette.biobar.at
18 Dancing Shiva
7., Mondscheingasse 10/ Zollergasse 26, Mo–Fr 8–18.30, Sa 8–16 Uhr
9., Nordbergstraße 6; www.happycakes.at
16 Bruschette Bio Bar 27 Köstlich
2., Lilienbrunngasse 3, Mo–Fr 9–15 Uhr; www.cuchina.at
31 Naturkost St. Josef
28/29 Loving Hut
30 Makro 1
1., Fleischmarkt 16 (im Hof), Mo–Fr 10–16 Uhr; www.makro1.at
3., Weißgerberlände 14, tägl. 10–20 Uhr; www. kunsthaus.tian-bistro.com
37 Veganista
7., Neustiftgasse 23, tägl. 12–20 Uhr; www.veganista.at
38 Yamm
1., Universitätsring 10, Mo–Fr, Fei 11–22 Uhr; www.yamm.at
39 Wirtshaus Schillinger Hauptstraße 46, 2002 Großmugl, Di–Sa 9–1, Do 16–1, So 11–1 Uhr; www.charlys.at
cht in der EU teilweise berechtigte Angst vor Etikettenschwindel, …
Musiker und Musikerinnen der Band FairTRAD spielen auf Kuhhörnern
Hornkieselpräparat nach Rudolf Steiner
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F A L T E R 1 9 / 1 4
B io F rü h li ng 14
Vegan und 100 Prozent Bio sind die Torten aus der Simply Raw Bakery (links). Veganer Eissalon Veganista (Mitte) und Maran Vegan, ein Wiener Supermarkt voll mit Produkten für die vegane Ernährung (rechts)
mit „Gourmet-Rohkost aus Wien“: Gaumenfreuden auf roher, pflanzlicher Basis und zu 100 Prozent bio. Danek war zuvor Managerin eines großen Textil-Unternehmens, hängte 2010 ihren Job an den Nagel, ließ sich in den USA bei Matthew Kenney zum „Raw Chef “ ausbilden und gründete ihren eigenen Betrieb. Von wegen simpel: Mittlerweile ist die Simply Raw Bakery ein kleines Imperium, das nicht nur vegane Desserts verkauft. Frau Danek bietet Workshops an, ist auf Märkten und Messen präsent. Und jetzt also der neue Standort – mit Kaffeetischchen und Schanigarten.
Veganer verzichten auf alle tierischen Produkte: Fleisch, Fisch, Milch, Ei, Honig. Nicht nur bei der Ernährung, auch bei Kleidung, Medikamenten und so weiter Vegetarier essen kein Fleisch und keinen Fisch, aber Eier und Milchprodukte Pescetarier essen kein Fleisch, aber Fisch
Wien isst vegan. Die elegante Simply Raw Frutarier essen nur Bakery ist ein schönes Beispiel dafür, wie das, was eine Pflanze vielfältig die Szene in den letzten Jahren ge- nicht beschädigt, z.B. worden ist. Vegane Lebensweise ist längst Früchte, die vom Baum nicht mehr nur Sache verzopfter Ausstei- fallen
ger und Tierschützer, sie ist zum Lifestyle geworden. Zu einem Lifestyle übrigens, auf den sich überraschend viele gesellschaftliche Gruppen einigen können. Einen veganen Supermarkt hat die Stadt mit Maran Vegan bereits länger; im Juni eröffnet auf der Wieden endlich die deutsche Kette Veganz ihren ersten Wiener Standort. Biosupermärkte und Handelsketten wie Spar nehmen mehr und mehr gekennzeichnete vegane (Fertig-)Produkte ins Sortiment. Greißlereien stellen auf veganes Programm um, Naturkosmetik-Institute rühmen sich, keinerlei tierische Produkte zu verwenden und wenn es um Kleidung und Accessoires geht, muss das vegane Wien
Flexitarier leben zwar die meiste Zeit vegetarisch oder sogar vegan, essen aber manchmal auch Fleisch oder Milchprodukte Weekly Vegetarian ist eine weitere Bezeichnung für Flexitarier: von Montag bis Freitag wird vegetarisch gekocht, am Wochenende gibts auch Fleisch
nicht unbedingt bei Internethändlern bestellen: es gibt mit Muso Koroni in der Josefstadt auch ein Fachgeschäft für die vegane Lebensweise. Große Bäckereiketten wie Anker oder Ströck kennzeichnen freiwillig die veganen Produkte in ihrem Angebot, kleine Biobäcker wie Schrott oder Joseph spezialisieren sich für jene, die sich vegan ernähren. Fast jede Wiener Pizzeria kann auf Nachfrage vegane Pizza backen, Wirtshäuser, Asia-Lokale oder der Inder ums Eck verzichten für ihre Gäste auf tierische Zutaten und sogar Weinhäuser haben veganen Wein auf der Karte. Um zu sehen, wie vielfältig die Szene ist, kauft
man sich am besten an einem schönen Frühlingstag bei Veganista, Wiens erstem veganem Eissalon, ein Eis (Empfehlung: Matcha!), setzt sich damit auf die Bank vorm Lokal und beobachtet das bunte Treiben auf der stark befahrenen Neustiftgasse. Da kommen Väter mit Töchtern im Lastenrad, Jugendliche mit veganem Schuhwerk und klarem politischem Bewusstsein, da sind die Seniorinnen aus der Nachbarschaft und Touristen, die nur zufällig in der Gegend sind, um sich laut Werbeslogan des Unternehmens „ehrliches Eis“ zu kaufen. Erstaunlich viele Kunden fahren auch mit dem SUV vor. Ob sie mit veganem Eisgenuss die Welt retten, oder nur sich selbst ein bisschen verwöhnen wollen, sei dahingestellt. „Dafür lohnt sich die Anreise“, sagt eine Frau, die ihr Auto minutenlang in eine schmale Parklücke rangiert hat.
Schon seltsam: Vor ein paar Jahren empörten sich alle über den Analog-Käse auf der Pizza, heute finden viele dasselbe pflanzliche Produkt aus dem Labor köstlich. Was uns zum Aspekt der Nachhaltigkeit bringt. Vegan ist nämlich nicht unbedingt gleich bio. Und was gut für einen ist, ist vielleicht gar nicht so gut für die Umwelt. Was soll man kaufen? Unterstütze ich beim Kauf von veganen Schoko-Keksen nicht einen großen Nahrungsmittelkonzern, dessen Programm ganz und gar nicht auf Tierschutz ausgerichtet ist? Sorge ich mit meinem Konsum von Soja-Produkten eines bestimmten Herstellers für die Abholzung des Regenwaldes? Oder welche Auswirkung hat es, wenn mein LieblingsKosmetikhersteller zwar auf Tierversuche verzichtet, er aber zu einem riesigen Konzern gehört, dem Tierrechte eher egal sind? Schaut man sich diverse Internet-Foren der Vegan-Community an, geht es da regelmäßig um solche Themen. Viele, die in Wien vegan unterwegs sind, versuchen, regional zu kaufen: Sojamilch des Herstellers, der Soja aus Österreich verarbeitet. Seitan aus dem Waldviertel. Kein Käse- oder Fleischersatz-Blödsinn aus dem Lebensmitteltechnik-Labor. Keine Margarine mit Palmfett, sondern gute pflanzliche Öle. Und natürlich Obst und Gemüse vom Biobauern aus der Region. Altmodisch? Schon. Aber damit liegt man offenbar im Trend der Zeit. So wie Gabriele Daneks neue Simply Raw Bakery. Vegan, das so wirkt, als wäre es schon seit Jahrzehnten da. F
… weshalb das EU-Parlament den Lebensmittelbetrug bekämpfen will +++
Rinder auf einer slowenischen Alm in Robanov Kot
Nandi, heiliger Buckelstier (Indien)
F o t o s : s i m p l y r a w b a k e r y , L u i z a P u i u / M a r a n V E G AN , V e g a n i s t a
Fortsetzung von Seite 20
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