FALTER
Bioherbst Beilage mit Anstößen zu nachhaltiger Nachdenklichkeit
Nr. 38a/13
F O TO: W E R N E R L A M PE R T, W E R N E R L A M PE R T B E R AT UN G S G E S. M .B.H
Armin Thurnher spricht mit Biopionier Werner Lampert · EU- Saatgut-Verordnung: Was denken Saatgutpioniere? · Florian Holzer: Zweitnutzungshahn statt Kükenmord! Wolfgang Zwander porträtiert den Bio-Baron · Nina Horaczek über Selbstversorger
Erscheinungsort: Wien P.b.b. 02Z033405 W Verlagspostamt: 1010 Wien laufende Nummer 2417/2013
Demner, Merlicek & Bergmann
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Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.
Die unten angeführten Werte beziehen sich auf die Beschaffungssystematik von Wien Energie Vertrieb und treffen keine Aussage zum konkreten Produktmix.
Windenergie 4,16 % feste oder flüssige Biomasse 3,57 % Sonnenenergie 0,16 % sonstige Ökoenergie 1,05 % Wasserkraft 48,22 % Erdgas 42,84 % CO2-Emissionen 188,5 g/kWh radioaktiver Abfall 0,00 mg/kWh
Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung 2011 hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG im Zeitraum 1.10.2011 – 30.9.2012 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Herkunftsnachweise stammen aus Österreich (75,97%) und Norwegen (24,03%). Das Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung 2011 entstanden bei der Stromerzeugung in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.
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Wer Bohnen sät, wird Bohnen ernten (falls es keine Hybridbohnen sind)
Inhalt
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Unsere Bauern: Kolonisatoren! Werner Lampert warnt vor der Agrarindustrie Wer ist Werner Lampert? Wie der Vorarlberger zum Bio-Pionier wurde Saatgutpatente – Rettung oder Drohung? Saatgutpioniere über die EU-Saatgutverordnung
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Auf zum Zweitnutzungshahn! Über Auswege aus dem Kükenmassaker Der Hahn im Weine Kochrezept: Wie die Franzosen den weichkriegen Der Bio-Baron Eine konservative Kärntner Kraft gegen Gentechnik
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Die Selbstversorger Ein Wiener Pärchen im Selbstversuch Food-Kooperativen in Wien Übersichtskarte und Essay zum Thema Food-Coop-Adressen Wo Sie in Wien was zum Thema finden
Vorwort
F o to s: A rc h i v, I r e n a Ro s c
aatgut ist eine Chiffre. Was wir säen, ernten wir. Wer Wind sät, S wird Sturm ernten. Wer taube Samen
sät, erntet bald gar nichts mehr. Sagt Werner Lampert . Man sollte ihm Glauben schenken. In einem ausführlichen Gespräch weist er darauf hin, dass die Landwirtschaft im Begriff ist, völlig industrialisiert zu werden, und dass uns diese industrialisierte Landwirtschaft auf Dauer nicht ernähren kann. Unsere Topografie ist für sie genauso wenig geeignet wie unsere Konstitution, argumentiert Lampert. Er ist immerhin jener Mann, der die Biomarken „Ja!Natürlich“ und „Zurück zum Ursprung“ kreiert hat, ohne die
der Bio-Anteil in Österreich heute nicht dort wäre, wo er ist. Am Ende des Gesprächs kommt Lampert auf die Idee der Genossenschaft zu sprechen. Als Konsumenten-ProduzentenVereinigung wäre sie großartig für Bio geeignet, meint er. Und siehe, es tut sich einiges auf diesem Gebiet. Wenn es auch nur Vorläufer sind, so ist die Graswurzelbewegung der Food-Ko-
operativen nicht zu unterschätzen. Nina Horaczek hat sie erforscht, Bianca Tschaikner stellt sie auf einer ihrer ansehnlichen Karten dar. Horaczek hat auch ein Selbstversorger-Paar im Burgenland besucht und schildert deren Selbstversuch, autark zu überleben. In ganz anderen Dimensionen bewegt sich der Biopionier Helldorff, ein Kärntner Adeliger und Bioland-
Rosc
Holzer
Zwander
Horaczek
Thurnher
Tschaikner
wirt der ersten Stunde. Wolfgang Zwander hat ihn besucht und inmitten eines blühenden Buchweizenfelds vorgefunden. Florian Holzer beschreibt einen ganz anderen Versuch in Sachen Nachhaltigkeit: Die Idee, Hähne, die bei der Eierproduktion zwangsläufig anfallen, nicht im Kükenstadium zu töten, sondern aufzuziehen. Dazu gibt es gleich ein passendes Kochrezept. Die Fotostrecke zum Heft stammt wieder von der Künstlerin Irena Rosc; sie hat auch mit dem Autor gemeinsam ermittelt, was Saatgutpioniere zur Frage der Registrierung von Saatgut bei der EU sagen. AT
Impressum Falter 38a/13 Herausgeber: Armin Thurnher Medieninhaber: Falter Zeitschriften Gesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1010 Wien, T: 01/536 60-0, F: 01/536 60-912, E: wienzeit@falter.at, www.falter.at Redaktion: Armin Thurnher Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.; Layout: Raphael Moser, Lektorat: Wieland Neuhauser, Anzeigen: Sigrid Johler, Geschäftsführung: Siegmar Schlager Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau DVR: 047 69 86. Alle Rechte, auch die der Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar.
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„Unsere Bauern sind Kolonisato Biopionier Werner Lampert über die Industrialisierung der Landwirtschaft und warum Regionalisierung unsere einzige Hoffnung ist Fragen: Armin Thurnher
O
hne ihn gäbe es Bio in seiner jetzigen Form in Österreich nicht. Werner Lampert (Kurzporträt Seite 6) hat mit der von ihm für Billa kreierten Marke „Ja! Natürlich“ Geschichte gemacht: Er brachte 1994 erstmals Bio – bis dahin beschränkt auf alternative Subkulturen – in die Supermärkte und machte Bio massenfähig.
Falter: Herr Lampert, lässt sich mit Landwirtschaft heute überhaupt noch Geld verdienen? Werner Lampert: Mit Förderungen kann ein Bauer, der 100 Kühe hat, tolles Geld verdienen. Er muss natürlich 365 Tage im Jahr zweimal im Stall sein.
Was bedeutet das Thema Saatgut für Sie? Lampert: Ganz unbemerkt von der Öffentlichkeit, vielleicht sogar von Insidern, erleben wir einen ungeheuren Industrialisierungsschub in der Landwirtschaft. Von der Ostsee bis zum Alpenbogen funktioniert Landwirtschaft nicht mehr kleinteilig und unterschiedlich, sondern überall auf dieselbe Art und Weise. Saatgut ist ein Eckpfeiler unabhängiger Landwirtschaft. Wenn der auch noch fällt, fällt den Agrarkonzernen alles in die Hände. Und was heißt Industrialisierung?
Statistisches aus der Welt von Bio +++ Den weltweit höchsten Anteil biologisch
Zucchini-Samen
Kapuzinerkresse (Samen)
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toren“ „Die Rechnung für unser Billigfleisch zahlen die Bauern in Südamerika, wo die Versklavung zunimmt“
Fotos: Werner L ampert Ber atungsges.m.b.H., Archiv
Werner Lampert
Erwin Schrödinger Der Physiker dient Lampert als Kronzeuge, dass wir uns nicht bloß satt machen, wenn wir uns ernähren
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Lampert: Es heißt, dass die Betriebsmittel, die eine Landwirtschaft braucht, um in die nächste Saison gehen zu können, in der Hauptsache von außen kommen und nicht mehr vom eigenen Hof. Saatgut, Dünger, Pestizide, Proteine aus Südamerika. Wir entwickeln eine Landwirtschaft, die hochgradig abhängig ist von Agrarkonzernen und von der Petroindustrie. Ohne Medikalfutter wäre sie nicht möglich.
Medikalfutter? Lampert: Ja, ohne Antibiotika und andere medizinische Zusätze wäre Massentierhaltung nicht möglich, weil die Viecher reihenweise eingingen. Diese Art der Landwirtschaft ist aber nur möglich, weil europaweit 50 Milliarden Euro (in Wirklichkeit viel mehr) jährlich in sie hineingepumpt werden. Gleichzeitig ruiniert sie durch Erosion und Vergiftung den Boden. Sie zerstört ihre eigenen Grundlagen. In 20, 30 oder 40 Jahren kann sie uns nicht mehr ernähren. Sie steht kurz vor der Implosion, wie das Finanzsystem. Sie entwickelt sich genauso. Wir müssen Schluss machen damit. Technooptimisten würden sagen: Wir essen dann halt Klonfleisch und ziehen Gemüse in Nährlösungen in Hochhäusern mitten der Stadt. Lampert: Okay, dann ernähren wir uns von Steinwolle und Chemiecocktails. Das ist eine Möglichkeit. Aber wir, das heißt, die Wissenschaft, hat sehr wenig Ahnung davon, was den Menschen nährt. Es gibt eine Antwort des Physikers Erwin Schrödinger auf die Frage, was Leben ist. Er sagt: Was uns ernährt, sind die Strukturen und Energien, die ein Lebensmittel hat. Das hält unseren Energiehaushalt hoch, hält uns gesund und am Leben. Wenn Essen das ist, was uns nicht nur satt macht, brauchen wir nachhaltige Landwirtschaft. Ist das nicht Mystizismus? Kommt es auf die Stimmung des Bauern an, wie er mit Vieh und Korn umgeht? Lampert: Der Filmemacher Kubelka sagt: Die vollkommenste Form der Ernährung Fortsetzung nächste Seite
bewirtschafteter Fläche haben die südamerikanischen Falkland-Inseln (35,9...
Amerikanische Schwarznuss
Indische Kapuzinerkresse (Samen)
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Fortsetzung von Seite 5
Wer ist Werner Lampert? Der Biopionier, der aus dem Westen kam die Marken „Ja! Natürlich“ für Billa und „Zurück zum Ursprung“ für Hofer und machte Bio damit supermarkttauglich. Lampert ist aus Feldkirch gebürtiger Vorarlberger. Zur kleinen Landwirtschaft der Eltern gehörte ein großer Garten. „Ich hatte schon als Kind diesen Vogel“, erzählt er. Schon damals sei er mit Schweizer Pionierideen von Bircher-Benner und mit Bio-Strömungen in Berührung gekommen. Danach war er dann 20 Jahre lang Vegetarier, der Lebensmittelqualität wegen. Sektiererisch sei das in den 1960er- und 1970er-Jahren gewesen. Auch mit Anthroposophie kam er damals in Berührung, „die hat mich nicht mehr losgelassen“. Den nach der anthroposophischen Methode produzierten Demeter-Lebensmitteln schreibt er höchste Qualität zu, aber diese Methode könne man niemandem vorschreiben, die müssten Landwirte schon für sich selbst entdecken, sagt Lampert. Er gründete in Wien eine kleine Biovertriebsfirma, den „Gemüseboten“, erkannte aber bald, dass ihr die Perspektive fehlte. Anfang der 1990er-Jahre ging er mit seiner „Ja! Natürlich“-Idee zu Konsum. „Die waren aufgeschlossen, hatten aber andere Probleme. Bei Spar hielten sie mich für verrückt.“ :: Werner Lampert (67) kreierte
Gut, aber zuerst müssen wir die Menschen sättigen. Lampert: Billiges Fleisch ist eine Illusion. Die Rechnung für unser Billigfleisch zahlen Menschen in Südamerika, dort nehmen die Armut und Versklavung in Gebieten zu, wo Soya angebaut wird. Unsere Landwirtschaft ist ein Relikt der Kolonialisierung, unsere Bauern kolonisieren Südamerika, um Billigfleisch zu produzieren. Mit Biosoya? Lampert: Wenn der Regenwald für Bio eingeäschert wird, zeigt das nur, wie abstrakt Begriffe und Haltungen sind. In Afrika wird den Bauern das Land genommen, Landgrabbing heißt das. Es gibt kein Grundbuch, geraubte Felder werden zusammengelegt, indische und chinesische Arbeiter fahren mit indischen und chinesischen Landwirtschaftsmaschinen solange auf und ab, bis sie alles zugrundegerichtet haben. Dann ziehen sie weiter. Die ernähren in Afrika keinen Menschen. Wir müssen also den Begriff Bio durch Regionalität, durch nachhaltige Versorgung und durch Zukunftsfähigkeit erweitern.
Mächtige Männer säumten Werner Lamperts Weg: Karl Wlaschek, Veit Schalle, Hans Dichand (von oben). Projekte wie die Seinen könne man nur mit Eigentümern oder Eigentümervertretern durchsetzen, sagt er
Die Massen wachsen, ziehen in die Städte, kann man die anders als auf industrielle Weise überhaupt ernähren? Lampert: Diese Landwirtschaft wird es bald nicht mehr können. Wir müssen auch noch in 40 Jahren Nahrungsmittel aus unserer Umgebung bekommen. Die biologische Landwirtschaft kann uns alle problemlos ernähren. Auch in 20, 30 Jahren.
Bei Billa klappte es dann. Der Generalbevoll-
mächtigte Veit Schalle erkannte das Potenzial, sagte aber zu Lampert, zuerst müsse der den Billa-Gründer und Eigentümer Karl Wlaschek überzeugen. Lampert: „Bei Wlaschek hatte ich im Frühjahr 1994 einen bizarren Termin. Ich habe ihm Salamita-Demeter-Orangen mitgebracht und geschält, ihm von ätherischen Ölen erzählt, ihn riechen und kosten lassen. Ihn hat wohl meine Person und meine totale Eingenommenheit von meiner Idee fasziniert, die Sache war ihm völlig wurscht. Soll der Spinner
Denken Sie da an lauter Kleinbauern? Lampert: Nachhaltig kann man auf 600 oder Fortsetzung Seite 8
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Drum trenne, was ewig weiterleben soll. Glasrecycling bringt jedes Jahr rund 230.000 Tonnen Altglas wieder in den Wertstoffkreislauf zurück.
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das machen, dachte er, vielleicht bringt er ja was zusammen.“ Wlaschek schlug Lampert einen Test bis Weihnachten vor. „Wenn es was wird, kannst du bleiben, sonst musst du gehen. Einverstanden?“ Lampert schlug ein und handelte sich eine Beteiligung aus, deren Höhe er nicht nennen will. Ein Dreivierteljahr brachte sie ihm nichts ein, danach machte sie ihn reich. „Als Rewe bei Billa einstieg, zog sich Wlaschek zurück. Ich hatte eine wunderbare Beziehung zu Schalle, aber irgendwann kam es zum Bruch. Ich zog die Konsequenz, habe auf alles verzichtet und bin gegangen.“ Die Idee für „Zurück zum Ursprung“, die nach-
haltige Weiterentwicklung von Bio, hatte er da schon im Kopf. Seit 2006 realisiert er sie erfolgreich bei Hofer. Mit seiner rund 20-köpfigen Beratungsfirma besorgt er alles für dessen Biomarke: Produkt- und Qualitätsentwicklung, Futtermittel, Marketing bis zur Verpackung, Internetauftritt. Nebenbei führt Lampert den im Besitz der Familie Dichand befindlichen Gemüseproduzenten Csardahof im burgenländischen Pama. Wie es dazu kam? Lampert kaufte beim Csardahof für Billa Gemüse. Dichand-Sohn Michael hatte den Hof mit Verlusten geführt. Eines Tages besichtigte Lampert mit Wlaschek den Hof und ersuchte Hans Dichand, anwesend zu sein, denn Wlaschek und Dichand kannten einander nicht. Wlaschek war begeistert und kaufte den Hof auf der Stelle. Später bedauerte er den Spontankauf und bat Lampert, ihn bei Dichand rückgängig zu machen. Der willigte unter der Bedingung ein, dass Lampert Geschäftsführer würde. Dieser Nebenjob ist ihm bis heute geblieben. Im Hauptjob aber kämpft Lampert für seinen neuen Begriff von Bio. Der Vogel, würde er sagen, ist ihm geblieben. F
F o t o s : A p a / G e r t Egg e n b e r g e r ( 2 ) , A p a / H e r b e r t Pfa r r h o f e r
ist der Bauer als Selbstversorger. Er weiß genau, wo und wann und warum er sein Korn anbaut, das gibt er dann seiner Sau – und wenn er einen Schweinsbraten isst, kommt der ganze Kosmos auf den Tisch. Da ist was dran.
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auf 40 Hektar machen. Ich denke nicht an ein idyllisches Hobbybauerntum. Wir brauchen gesunde Ernährung zu vernünftigen Preisen. Man könnte ja fragen, wozu brauchen wir Bauern, das sind wenige, und meistens sind sie auch noch reaktionär? Lampert: Wenn wir Fleisch weiterhin so produzieren, wie wir das heute tun, wäre der Verlust dieser Landwirtschaft kein Schaden. Sie kippt zum Beispiel Antibiotika mit der Gülle wieder auf die Äcker. Sie schmälert unsere Lebensqualität auf unerhörte Wei- „Nach diesem se und kriegt noch unser Steuergeld dafür. Landwirtschafts-
minister muss man sagen, die ÖVP hat das Recht verloren, den Landwirtschaftsminister zu stellen“
Sie haben dazu beigetragen, Bio marktfähig zu machen. Handel ist aber auch eine Massensache. Fördert der nicht die Industrialisierung? Lampert: Nein, Handel macht Qualität mög- Werner Lampert lich. Man wirft ihm vor, die Qualität der Landwirtschaft herunterzufahren. Soweit ich involviert war, war immer das Gegenteil der Fall. Es ging darum, die Biomarke zu gründen und zu stärken. Da musste man seriöse und anständige Arbeit machen. Trotzdem geht vom Handel enormer Preisdruck aus, viel Billigfleisch liegt neben wenig Biohuhn. Lampert: Aus der Preiskonkurrenz bei Bioprodukten hat man sich herausgehalten. Aber beim Rest …
Lampert: Ja, beim Rest geht’s weltweit nur
um Austauschbarkeit und Preis.
Wie können Sie einen Bauern beruhigen, der sagt, wenn alle auf Bio umstellen, habe ich den gleichen Preisdruck auf Bio wie zuvor? Lampert: Ein Aspekt von Nachhaltigkeit ist die Aufhebung der Anonymität von Produzenten. Damit werden sie für den Handel zum Partner – mit dem geht man vor- Irrtum mit Kuh sichtiger um. Jeder Konsument von Die Marktanteile von Bio stagnieren bei zehn Prozent. Was macht man dagegen?
Biomilch denkt, die Kühe laufen frei auf der Weide. Falsch!
Lampert: Damit haben wir nicht gerechnet.
Bei Bio hat man bis jetzt moralisch argumentiert, die meisten Leute schauen beim Essen aber aufs Geld. Lampert: Das ist nicht moralisch, das ist Selbstschutz! Wenn die so weitermachen, kriegen wir kein Essen mehr. Wir fahren nie gut mit der Moral. Der BioMarktanteil von zehn Prozent ist nicht ident mit der Zahl der Menschen. Wir haben 25 Prozent Bio-Sympathisanten, die nicht ausschließlich Bio kaufen. Studien haben früher sogar von 40 Prozent Sympathisanten gesprochen. Solche Studien werden allerdings nicht mehr durchgeführt.
Ende 1993 erwartete sich die Bioszene 25 bis 30 Prozent Anteil am Lebensmittelhandel für 2013.
Lampert: Weil sie das Landwirtschaftsmi-
Warum ist das Ziel so weit verfehlt worden? Lampert: Bei jeder Krise geht europaweit der Anteil von Bio zurück. Bio kostet mehr, die meisten Leute sind gewohnt, beim Essen zu sparen. Zweitens ist es uns nicht gelungen zu kommunizieren, dass Biolebensmittel eine andere Art von Lebensmitteln darstellen. Wir haben in der Verarbeitung zu leicht Konventionell zu Bio gestellt.
Was haben die für Gründe? Lampert: Die machen keine Politik mehr, die haben keine Absichten. Wofür brauchen die dann Studien? Das Ministerium ist nur mehr ein Klientelversorgungsunternehmen für Agrarlobbyisten. Früher gab es den Plan, soundsoviele Bauern auf Bio umzustellen. Das Fördersystem in den 90erJahren hat es für Bauern attraktiv gemacht, umzustellen.
Was heißt in der Verarbeitung? Lampert: Bei der Milch gibt es klare Anforderungen an die Bauern. Aber in der Molkerei wird die Milch behandelt wie konventionelle, zentrifugiert, pasteurisiert. All diese mechanischen und thermischen Vorgänge verhindern, dass die besonderen Qualitäten, die der Bauer produziert, bis ins Regal kommen. Das zu ändern, daran arbeiten wir alle. Außerdem haben wir uns zu schnell mit „Bio ist gut“ beruhigt und die gesellschaftliche Aufgabe von Bio vergessen.
Was wäre politisch nötig? Müssten zum Beispiel die Grünen den Landwirtschaftsminister stellen? Lampert: Nach diesem Landwirtschaftsminister muss man sagen, die ÖVP hat das Recht verloren, den Landwirtschaftsminister zu stellen. Er hat absoluten Stillstand gebracht, wenn nicht die falsche Seite gefördert. Wir brauchen einen Neubeginn.
Die wäre? Lampert: Regionalität, Wertschöpfung und Verarbeitung in der Region. Wie groß ist eine Region? Ganz Österreich? Lampert: Wir haben Mikroregionen und größere, wie den Pinzgau. Und noch größere, wie Südösterreich.
Warum nicht?
nisterium nicht mehr macht.
Die Gegenkräfte sind schwach, auch auf europäischer Ebene. Lampert: Noch. Ich möchte wissen, wie die industrialisierte Landwirtschaft mit dem Klimawandel zurechtkommt. Eine standortbezogene Landwirtschaft kommt damit zurecht. Jeder weiß, wir müssen in die Nachhaltigkeit. Der EU-Kommissar wollte das schon in dieser Periode erreichen, aber die Lobbyisten haben ihn in die Knie gezwungen. Aber dieser politische Wille
Fotos: Werner L ampert Ber atungsges.m.b.H., Irena Rosc
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… Prozent) vor Liechtenstein ( 29,3 Prozent) und Österreich (19,7 Prozent) +++
Mauretanische Malve
Rucola
B IOH E R BST 13 müsste vorhanden sein. Das wäre Aufgabe eines Ministers! Oder einer Ministerin? Lampert: Vielleicht müsste wirklich eine Frau her, um einen Neuanfang zu machen. Wie wichtig ist die Zivilgesellschaft? Lampert: Sehr wichtig, man muss sie stärken und einbeziehen. Das war noch unter Josef Pröll besser. Nicht um sie ruhigzustellen, sondern auch, um ihre Ideen zu übernehmen. Wir sehen ja, wenn Landwirtschaftspolitik nur von den Ausübenden gemacht wird, kommt der Verlust der Lebensfähigkeit unserer Landwirtschaft heraus. Eine Katastrophe.
FOTO: WERNER L AMPERT BER ATUNGSGES.M.B.H.
Was sehen Sie kommen? Lampert: Betriebe werden aufgekauft und zusammengelegt. Pro Gemeinde gibt es dann nur noch einen Betrieb. Wie man in den USA sieht, sind dann auch 2000 Hektar zu wenig, damit kann man auch verhungern. Die Konsequenz ist dann der Einsatz von Gentechnik. Sie sind auf diesem Gebiet kein kleiner Player – was tun Sie dagegen? Lampert: Interviews geben, zum Beispiel. Im Ernst: Die Lage ist sehr schlecht. Die Ökologisierung der konventionellen Landwirtschaft ist gescheitert. Bei der Industrialisierung der Landwirtschaft will niemand gestört werden. Es ist sehr schwer, Öffentlichkeit dagegen zu schaffen. Zumal es der Landwirtschaft noch nie so gut gegangen ist wie jetzt. Der Milchpreis wird heute in China gemacht. Wir sind im globalen Wettbewerb, da will niemand was von regionaler, nachhaltiger Landwirtschaft hören. Jetzt holt jeder heraus, was er kann. Betriff t das auch Bio? Lampert: Es gibt eine große österreichische Molkerei, die schüttet Biomilch in konventionelle, weil sie momentan mit Magermilch so tolle Preise erzielt. Was denken die Biobauern da? Lampert: Ich bin offensichtlich ein uralter Mann. Früher hätte so etwas einen Bio-
bauern in seiner ureigensten Integrität beleidigt, heute zuckt er mit den Achseln. Und wenn man ihm Bedingungen stellt, droht er, wegzugehen.
„Die agrarindustrielle Landwirtschaft wird uns in 30, 40 Jahren nicht mehr ernähren können. Sie zerstört gerade ihre eigenen Grundlagen“ Werner Lampert
„Wir“ bedeutet? Lampert: Meine Firma. Wir sind 20 Leute, machen Produktentwicklung, Qualitätsentwicklung, kümmern uns um Futtermittel, ums Marketing bis zur Verpackung, um den Internetauftritt – alles für Hofer. Der Lebensmittelhandel unterstützt Ziele der Nachhaltigkeit doch nur, solange die Ergebnisse stimmen. Lampert: Die müssen immer stimmen, das ist unser Wirtschaftssystem. Stimmen die Kosten nicht, muss sie jemand anderer übernehmen, die öffentliche Hand, sprich der kleine Mann. Das wollen wir sicher nicht. International weiß der Lebensmittelhandel, dass Nachhaltigkeit die Zukunft ist und kein Weg daran vorbeiführt. Gibt es Beispiele? Lampert: Englische und französische Unternehmen. In der Schweiz ist es ganz massiv Migros und vor allem Coop. Zwei Genossenschaften. Eine interessante
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Rechtsform? Lampert: Ich finde schon. Genossenschaften sind nur im Moment schlecht beleumundet. Sie sind eine wirklich zukunftsfähige Form des Wirtschaftens. Ich glaube, ihre Zeit kommt erst.
Bedingungen heißt, Flausen wie die Verwendung von Heu? Lampert: Oder Auslauf. Jeder Konsument von Bio denkt, die Kühe sind auf der Weide. Falsch. Wenn man aber an die Bauern die Anforderung stellt, die Kühe müssen draußen sein, wenn es die Natur gestattet, haben sie damit keine Freude. Das geht ihnen ordentlich auf die Nerven. Quälen Sie die Bauern? Lampert: (Lacht) Wird der Konsument enttäuscht, kann man so einen Vertrauensbruch nicht wieder kitten. Ich tue alles, damit der Landwirt eine Beziehung zum Konsumenten bekommt, und damit die Konsumenten stolz sind auf ihre Landwirte. Im Einzelfall fühlen sich Bauern dabei mitunter gequält. Wir führen dann viele Gespräche, lassen uns beschimpfen. Aber wir zahlen ihnen auch einen anständigen Preis.
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„Wie viel mehr bin ich bereit, für fair gehandelte Produkte zu zahlen?“ fragt die Schweizer Handelsgenossenschaft Coop ihre Kunden auf ihrer Website. Antwort: 34 Prozent würden bis zu 10 Prozent, 50 Prozent zwischen 10 und 30 Prozent, und 16 Prozent würden zwischen 30 und 50 Prozent mehr bezahlen
Warum gründen Sie keine? Lampert: Wir gründen miteinander eine Genossenschaft! Machen wir das! Lebensmittel sind immer anonym angeboten worden. Für einen anonymen Konsumenten. Erstens sollten Bauern verstehen, für wen sie produzieren, und Konsumenten sollten verstehen, wer für sie wie produziert. Das könnte eine Genossenschaft gut vermitteln. Zweitens werden Unternehmen und Projekte mittelfristig nur auf der Vertrauensebene funktionieren. Um Vertrauen und Verlässlichkeit zu schaffen, bräuchten wir auch eine Genossenschaft. Ihr Ergebnis wäre: regionale, nachhaltige Landwirtschaft! Klingt, als hätten Sie drüber nachgedacht? Lampert: Nein. Aber wenn wir so reden … Welchen Perspektive haben Bionahrungsmittel? Lampert: Bio wird nicht genügen. Über die Qualität der Lebensmittel, über qualifizierte Nachhaltigkeit, über Regionalität wird noch einmal ein Schub kommen. Je weltläufiger junge Leute werden, desto emotionaler wird ihre Bindung an einen Ort. Daraus könnte ein Aufbruch entstehen – die Konventionellen können das nicht, sie haben keinen Ort und gehen ganz in der Industrialisierung der Ernährung auf. F
Die Schweiz hat nur 10,7 Prozent Biofläche +++ …
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B ioh e r bst 13 Projekt „Zukunftsäen“ auf dem Wegwartehof in Merkenbrechts, Waldviertel www.avenirsem.ch
Reinhild Frech-Emmelmann von Reinsaat
„Man muss samenfeste Sorten anders betrachten als Hybride!“
Wild umstritten: die Saatgutverordnung der EU Worum es zwischen Agrarkonzernen und Zivilgesellschaft geht, und was drei Experten seltener und ökologisch wertvoller Sorten dazu sagen T e x t : i re n a r o s c , a rm i n thur n her
N
icht oft kommt es vor, dass Empörung in der Öffentlichkeit eine EUVerordnung ändert, ehe diese noch das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Der EU-Saatgutverordnung ging es so. Anfangs war das Schlimmste zu befürchten, als bekannt wurde, dass die EU-Kommission im Mai dieses Jahres ihren Entwurf dieser Verordnung präsentieren würde. Mittlerweile scheint das Thema einigermaßen entschärft – aber nur einigermaßen. Saatgut – das Thema ist heikel. An ökologischen Zusammenhängen Interessierte wissen um die Bewegung, die seit Jahren – in Österreich symbolisiert durch die Gründung des Vereins Arche Noah – gegen die Homogenisierung von Saatgut und für den
Erhalt alter Sorten und der Sortenvielfalt kämpft. Nicht nur in der Dritten Welt, auch bei uns ist die Homogenisierung von Saatgut im Vormarsch. Agrarkonzerne besorgen sich Patente auf dieses Saatgut und machen die Bauern davon abhängig. Wenn nun die private Weitergabe von Saatgut untersagt werden sollte, war klar, wessen Interessen das dienen würde: nämlich denen der Agrarkonzerne, die Patente auf Hybridsaatgut besitzen.
„Das Thema Saatgut ist für unsere Ernährungssicherheit zu wichtig, um es Profitinteressen zu opfern“ Peter Lassnig
Hybridsaatgut ist im Unterschied zu traditionellem Saatgut so konzipiert, dass die Früchte, die es trägt, selbst nicht mehr saFortsetzung Seite 12
Jahren ihren Betrieb „Reinsaat“ im südöstlichen Waldviertel, einen anerkannten Zuchtbetrieb mit Schwerpunkt auf Gemüsesaatgutvermehrung und Züchtung. Saatgutanmeldung gab es schon immer, sagt sie, das ist nichts Neues. Es geht darum, was in der Saatgutverordnung drinstehen wird. Bei der geplanten Pflicht, Sorten anzumelden, wenn der Betrieb mehr als zehn Mitarbeiter hat oder mehr als 2 Millionen Umsatz pro Jahr macht, bleibt Emmelmann ruhig. „Wenn man ganz Europa beliefern will, dann muss man halt die 1000 oder 2000 Euro investieren.“ Es gebe die Möglichkeit, Sorten auch als BB-Sorten (BB steht für besondere Bedingungen) anzumelden, dann kostet die Anmeldung 100 Euro, sagt Emmelmann. Sie selbst hat 30 gemeldete EUSorten (mit 2-jähriger Prüfung) und 50 BBSorten. Wichtig ist ihr etwas anderes: „Man muss die Samenfesten separat betrachten!“ Da die samenfesten Populationssorten eine gewisse Variabilität haben und nicht ganz so homogen sind wie Hybridsorten, müssten sie auch auf ökologischen Flächen und unter den entsprechenden klimatischen Bedingungen, denen sie entstammen, geprüft werden. 100-prozentige Homogenität erreicht man nur mit Hybridsorten. Die schaffen Abhängigkeit und Marktbeherrschung. F
… In Österreich betreiben 21.523 Betriebe biologische Landwirtschaft +++ …
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:: Reinhild Frech-Emmelmann betreibt seit 15
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Fortsetzung von Seite 10 Webadressen www.reinsaat.at www.ochsenherz.at www.arche-noah.at
Den EU-Gesetzgebungsprozess kann man unter www. europarl.europa.eu verfolgen, der Akt heißt „Zugang zu genetischen Ressourcen und ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile in der EU“ und hat die Zahl 2012/0278(COD)
Der globale Saatgutmarkt wird zur Hälf-
te von den US-Konzernen Monsanto (27 Prozent) und DuPont (17 Prozent) sowie der Schweizer Firma Syngenta (9 Prozent) dominiert. Sein Volumen wird auf rund 28 Milliarden Dollar geschätzt; mit wachsendem Potenzial. Nicht zuletzt aufgrund der Bürgerproteste hat der österreichische Landwirtschaftsminister reagiert und zu erkennen gegeben, dass ihm die alten und seltenen Sorten ein echtes Anliegen sind. Er startete einen „Saatgutdialog“ mit NGOs, der Saatgutwirtschaft und der Politik (siehe auch nebenstehende Statements). Ob die Kollegen der EU die Sache ebenso sehen, wird sich spätestens im April 2014 herausstellen. Dann ist die Abstimmung über die Verordnung im EU-Parlament angesetzt. F
www.freievielfalt. at Unter dieser Webadresse starteten die Organisationen Arche Noah und Global 2000 eine Petition, die bis dato bereits von 260.000 Menschen unterzeichnet wurde
Peter Lassnig, Ochsenherz-Gärtner
Iga Niznik, Sprecherin der Arche Noah
„Die Konsequenzen wären untragbar, die Alternative Ungehorsam“
„Die Verbreitung von Vielfaltssorten sollte erleichtert werden!“
ein Begriff. Peter Lassnig beliefert mit seinem Ochsenherz-Gärtnerhof den Wiener Markt. „Unser Betrieb hat derzeit neun Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“, sagt er. „Wir vermehren für unseren Anbau über 100 Gemüse- und Kräutersorten, die nicht in der EUSortenliste aufscheinen und geben Saatgut in Kleinmengen an Interessierte weiter. Ab einem Beschäftigtenstand von 10 Personen würden wir aus dem definierten Nischenbereich herausfallen, in dem das frei möglich wäre. Die Konsequenzen wären für unseren Betrieb nicht tragbar. Wir machen aber weiterhin, was wir für richtig halten: Wir vermehren samenfeste Sorten, selektieren neue, an unseren Standort angepasste Linien. Wir bauen sie selber an und geben sie gerne an Interessierte weiter im Sinne einer Open Source. Wir erfreuen uns an der Uneinheitlichkeit unserer Sorten und verzichten gerne auf Eigentumsrechte. Dumme Einschränkungen lassen sich auf Dauer nicht halten. Das Thema Saatgut ist für unsere Ernährungssicherheit zu wichtig, um es reinen Profitinteressen global agierender Agro-Konzerne zu opfern. Das wird immer mehr Menschen bewusst. Die Saatgutverordnung wird letztendlich akzeptable Freiräume beinhalten. Die Alternative ist ziviler Ungehorsam.“ F
:: Die Arche Noah im Waldviertler Schilter wid-
:: Wienern und Falterlesern ist er längst
met sich der Erhaltung und Verbreitung alter und seltener Kulturpflanzen. Ihre Sprecherin sagt: „Wenn die EU-Verordnung so angenommen wird, wie sie jetzt auf dem Tisch liegt, wird Saatgut alter und seltener Sorten kaum noch erhältlich sein – eine unzulässige Einschränkung für Haus- und Balkongärtner, aber auch Öko-Landwirte. Viele Vielfaltssorten würden für immer aussterben. Diese Verordnung lehnen wir ab. Nicht die Behörden, sondern die Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten sollten darüber entscheiden, welche Sorten auf dem Markt erhältlich sind. Am besten wäre, die verpflichtende Zulassung von Sorten aufzuheben und eine freiwillige Zulassung einzuführen. Für Erhaltungsorganisationen wie die Arche Noah sind zwar Ausnahmen geplant. Dennoch stellt es eine massive Bedrohung unserer Mission dar, wenn Saatgut nicht mehr frei weitergegeben werden darf. Die Arche Noah hat rund 6500 Sorten, die wir gemeinsam mit einem Netzwerk erhalten. Das dient dem Gemeinwohl. Nichtindustrielle Sorten und ihre Vielfalt sind der Garant für Anpassung an sich verändernde Klimabedingungen. Die Verbreitung von Vielfaltssorten sollte vereinfacht und gefördert und nicht erschwert oder verunmöglicht werden.“ F
… Einer Umfrage aus dem Jahr 2013 zufolge wollen 69 Prozent aller …
Schwarze-Malve-Samenstände
Blick in die Stechapfel-Samenkapsel
Fotos: Irena Rosc, Rupert Plessl
menfähig sind. Der Bauer ist also gezwungen, sein Saatgut für die nächste Ernte wieder beim Konzern zu kaufen. Bei uns sind die Folgen einstweilen nicht gravierend, weil nicht unmittelbar sichtbar: Hybridsorten verlangen allerdings einen weit höheren Einsatz von Pestiziden und beanspruchen den Boden weit mehr. Ihre gewünschten Eigenschaften wie Schädlingsresistenz und Mehrertrag zeigen die sterilen Samen nur in der ersten Generation. Ökologische Sorten hingegen können von Landwirten und vor allem von Züchtern weiterentwickelt, dem Standort und dem gewünschten Erntezeitpunkt angepasst werden. Biologische Landwirte untersagen deswegen die Verwendung von Hybridsaaten; umso wichtiger ist die Zucht ökologisch geeigneter Pflanzen. In der Dritten Welt führt Abhängigkeit von Hybridsaatgut zu sinkenden Erträgen, treibt Bauern in die Abhängigkeit von Banken. Deren Kredite finanzieren Saatgut- und Pestizidkäufe, die sie anschließend nicht mehr bezahlen können, worauf sie das als Pfand eingesetzte Eigentum an Grund und Boden verlieren. In Indien hat das zu einer Selbstmordwelle von Bauern geführt, die seit Jahren anhält (vgl. Bücher, Seite 13).
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Buchtipps Empfehlenswertes für Bio-Interessierte
Bücher rund ums Thema Bio Kleiner Biogartenführer
Guide to Living Wisely
Andrea Heistinger und die Arche Noah haben schon viele Bücher gemeinsam herausgegeben; das große Biogartenbuch ist auch darunter. Dieser kleine Führer dient sozusagen als Einstieg für Gärtner, egal ob es sich um den kleinen Hausgarten oder den urbanen Balkon handelt. Die Arche Noah ist jener Verein, der sich in Österreich als erster der Sicherung alter Gemüse- und Obstsorten verschrieben hat. Er spielt auch in der aktuellen Auseinandersetzung um die EU-Saatgutverordnung eine führende Rolle (vgl. Seite 10). Die Autorin Andrea Heistinger, Agrarwissenschaftlerin und Gärtnerin, lebt in Schiltern bei der Arche und arbeitet seit Jahren eng mit ihr zusammen.
Natürlich gibt es auch bei uns BioZeitschriften. Das amerikanische Original erreicht aber keine. Es heißt Mother Earth News und ist benannt nach der Anarchistenzeitung Mother Earth, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein paar Jahre lang erschien. Das Magazin widmet sich dem guten Leben auf nachhaltige Art. Man braucht es auch nicht unbedingt zu kaufen, Mother Earth News lässt sich auch online lesen. Das zentrale Thema: das praktische Landleben, ernst genommen. Vom humanen Hühnerschlachthaus bis zum Bauplan für eine ökologisch korrekte Pergola und Tipps, wie man einen Hund auf seiner Farm am besten einsetzt, findet das Ökoherz alles, was es begehrt.
Andrea Heistinger: Bio-GemüseRatgeber Löwenzahn Verlag 112 S., € 17,95
Die bösen zehn Prozent
Saatgutkampf in Indien
Der Biologe Clemens Arvay landete mit „Der große Bio-Schmäh“ einen Bestseller, nun legt er mit „Friss oder Stirb“ nach. Zum Teil setzt er sich darin mit der Kritik an seinem ersten Buch auseinander. Zum Teil erneuert er seine Vorwürfe gegen den Biohandel. Bio in Supermärkten ist für Arvay schlicht ein Ding der Unmöglichkeit. Er setzt auf die Utopie aus vernetzten Kleinproduzenten und übersieht dabei ein Grundproblem: Die moderne Massengesellschaft ist als Ganze vermutlich zu zeitaufwendigen Tätigkeiten wie verantwortungsbewusster Nahrungsbeschaffung nicht imstande; sie bleiben eine Sache kleiner Avantgarden. Die Massen der Produktion kann nur der Handel beeinflussen, und auch hier haben Bioprodukte einen Anteil von gerade einmal zehn Prozent. Arvays Kritik an diesen zehn Prozent ist gewiss teilweise berechtigt, das Hauptproblem bleiben dennoch die verbleibenden 90 Prozent.
Der Sammelband gibt einen Einblick in die politischen Widerstandsbewegungen Indiens. Der bäuerlich geprägte Subkontinent ist ohne die Gegenbewegungen zur Industrialisierung der Landwirtschaft nicht verständlich. Viele bäuerliche Bewegungen in Südindien haben sich in einem nationalen Koordinationskomitee zusammengefunden – was wegen der in Südindien herrschenden Sprachenvielfalt notwendig ist – und arbeiten international mit der rebellischen Bauernorganisation La Via Campesina zusammen. Ernährungs- und Saatgutsouveränität sind in Indien ein großes Thema, denn noch immer tauschen indische Bäuerinnen und Bauern zu 80 Prozent ihr Saatgut untereinander. Die Saatgutkonzerne wollen das ändern. Werden Bauern von ihnen abhängig, verschulden sie sich und verlieren ihr Land. Seit Jahren kämpfen sie gegen ein Gesetz, das den Saatguttausch verbieten will.
Clemens G. Arvay: Friss oder Stirb Ecowin Verlag 216 S., € 21,90
Elina Fleig, Madhuresh Kumar, Jürgen Weber (Hg): Speak Up! Assoziation A 320 S., € 18,50
www.mother earthnews.com
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Wer Ei sagt, muss auch Hahn sagen Eier, auch Bio-Eier, haben ein unerwünschtes Nebenprodukt: Hähne Florian Holzer
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ie Industrie ist gut zu uns. Sie versorgt uns mit Nahrungsmitteln in Vielzahl und Niedrigpreisigkeit, sodass wir es uns leisten können, einerseits fett zu werden, andererseits weniger für Essen ausgeben zu müssen als je zuvor in der Menschheitsgeschichte, und dann sogar noch ein Drittel davon wieder wegzuwerfen, weil wir dann doch keine Lust drauf haben oder ein Datum überschritten wurde. Und nicht nur das: Die Industrie hilft uns auch dabei, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen – Denaturierung, Vorverarbeitung, Verpackung und Produktdesign sorgen für eine bequeme Entfremdung –, beziehungsweise ein „gutes Gefühl“ zu haben. „Gutes Gefühl“ ist nämlich eine großartige Voraussetzung für Kundenbindung einerseits und andererseits für die Bereitschaft, dann doch noch ein bisschen mehr Geld auszugeben. Nachhaltigkeit bringt ganz viel „Gutes
Gefühl“. Fair gehandelt, biologisch angebaut, nach traditioneller Methode hergestellt, sozial abgesichert, nur kurz transportiert, mit Solarstrom errechnet und verwaltet, aus vergessenen Nutzpflanzen, von artgerecht gehaltenen Tieren alter Rassen, ohne Bestände zu gefährden. Wir lieben das, die Industrie gibt es uns, und da mag der Anteil der derart nachhaltig erzeugten Produkte im Supermarkt auch noch so klein sein, unser „Gutes Gefühl“-Detektor findet sie und verrichtet seine wohltuende Arbeit. Das ist das Problem mit solchen Nachhaltigkeitssachen: So wunderbar
335 Millionen Hähne nur für den Shredder? Das ruft nach dem Zweinutzungshuhn!
Dieses Biohuhn wartet darauf, in Stücke geteilt und zart angebraten zu werden
sie auch sind, so sehr dienen sie niemals nur der Verbesserung der Welt, sondern immer auch dem Imagegewinn dessen, der es uns verkauft, sowie der moralischen Einlullung des Konsumenten. Ein besonders schönes Beispiel sind zwei junge Initiativen, die man gar nicht hoch genug schätzen kann: die Rettung der lieben Junghähne. Also, wobei „Rettung“ da jetzt nicht ganz das richtige Wort ist, aber zumindest landen sie als ausgewachsenes Tier im Kochtopf und nicht als
menschaft männlich, das konnte man noch nicht wegzüchten. Aber man entwickelte sensible Gender-Früherkennungstechniken, die frisch geschlüpfte Küken nach Geschlecht sortieren, die Weibchen in die Wärme, die Männchen ins Gas, in den Schredder und in die Tierkörperverwertung, 335 Millionen Tiere pro Jahr allein in Europa, schätzt man. Das ist definitiv nicht lustig, war aber
stets unumgängliche Praktik der Eier-Industrie, auch der Bio-Eierindustrie. Toni Hubmann, Gründer und Besitzer von „Toni’s Freilandeier“, entwickelte daher voriges Jahr ein Projekt, das Alternativen aufzeigt: Aus vier alten Rassen wurde ein sogenanntes „Zweinutzungshuhn“ gezüchtet. Das heißt, die Hennen legen eine ökonomisch vertretbare Legeleistung an den Tag, die Hähne legen Gewicht zu und ihr Fleisch ist verwertbar. Was ihnen eine Chance gibt.
Beim Projekt „Henne & Hahn“ wachsen diese zwischen 90 und 109 Tage heran, ehe sie geschlachtet werden, voriges Jahr startete man das Projekt als Versuch, ab nächstem Jahr sollen dreimal pro Jahr 2500 bis 3000 Hähne geschlachtet werden. Das ist nicht nur grundsätzlich okay, sondern gewährt den Tieren eine dreimal so lange Lebensdauer wie in der normalen Hühnermast und doppelt so lange wie in der Bio-Hühnermast üblich, das Fleisch bekäme dadurch einen intensiveren Geschmack. „Wir sind besser als das normale Biohuhn“, sagt Toni Hubmann. Das berühmteste und köstlichste Huhn der Welt, das französische Bresse-Huhn, sei immerhin auch ein Zweinutzungs-Huhn, der Kontakt mit Züchtern und Zuchtvereinigungen in ganz Europa sei rege, so der steirische Biohühnerpionier. Auch die Rewe-Gruppe startete heu-
er im Rahmen von „Ja! Natürlich“ so ein Projekt, das einerseits die Bio-Eier „Mit Liebe gemacht“ hervorbringt, andererseits den „Gockel“. Dort leben die Hähne allerdings nicht in der Herde, sondern separiert in einer Holzplantage in Marchegg. Seinen ersten kulinarischen Auftritt hatte jener Hahn im Sommer beim Badeschiff, wo in einem Grillhendl-Standl ein Grill-Gockel zubereitet wurde. Der war ganz schön gut, einstweilen geht das Hähnefleisch aber in den „Hühnerwürstl-Mix“, was eher nach Verwertung ausschaut. Kann man die gesamte Eierproduktion auf Zweinutzungshennen umstellen und somit das Küken-Schreddern vermeiden? „Da müsste ich im Jahr 400.000 Hähnchen verkaufen“, sagt Toni Hubmann. Das sollte doch zu schaffen sein. F
… Österreicherinnen und Österreicher eine EU-Landwirtschaftspolitik, …
Ringelblume-Samen
Waldviertler Hanfnüsschen
Foto: Irena Rosc
Küken nach dem Schlüpfen im Gas und im Schredder. Denn Hähne braucht man eigentlich nicht mehr. Die Reproduktion geschieht in der modernen Geflügelzucht längst automatisiert und das Eierlegen besorgen hochgezüchtete Hennen. Doch auch bei hochgezüchteten Legehennen ist die Hälfte der Nachkom-
stallforschung:
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So kriegt man den zähesten Hahn auf elegante Weise weich: Coq au Vin, das traditionelle französische Rezept für den Hahn im Topf sagt, der Hahn, den ich auf gewohnte Weise im Rohr briet, war so zäh, dass wir ihn nicht essen konnten. Als Suppenhahn wäre er großartig gewesen, oder eben als Coq au Vin, als Hahn im Wein. Die Franzosen wissen, wie sie Zähes weichkriegen. Deshalb ist in diesem Rezept auch keine Garzeit angegeben. Lassen Sie das Tier im Sud köcheln und machen Sie mit einer Nadel die Garprobe. Wenn das Fleisch weich ist, ist der Hahn fertig. Der Wein, den Sie dazu nehmen, sollte der sein, den Sie dazu trinken; Sie sind aber gut beraten, nicht ihren besten Bordeaux hineinzugießen, sondern einen ordentlichen trockenen Landwein zu nehmen. Coq au Riesling geht übrigens genauso. Die Menge des Weins (und des Hühnerfonds) richtet sich nach dem Gewicht des Hahns; das Fleisch sollte gerade bedeckt sein. Wichtig ist ein Topf (Bräter) mit dickem Boden und passendem Deckel.
Für vier Personen
Foto: Irena Rosc
100 g durchwachsener Speck 1 Biohahn im Ganzen (kann auch ein Huhn sein, dann geht das Kochen schneller) 150 g kleine Champignons 2 Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen 2 Karotten 400 ml trockener Rotwein 100 ml Geflügelfonds 8 kleine Schalotten 1/2 Bund Petersilie Butter, Olivenöl, Salz Eines Tages kam unser Nachbar mit der Frage, ob wir nicht einen Hahn haben möchten. Er würde ihn rupfen und verlange nur wenige Euro. Her damit, sagten wir. Das angebotene Tier war gänzlich unverdächtig, je mit Medikamenten oder einer anderen Form von Chemie in Berührung gekommen zu sein. Auch der Nachbar war völlig unverdächtig. Seit Jahren beziehen wir von ihm unsere Eier, warum also nicht ein Huhn? Es war aber kein Huhn, sondern ein Hahn. Hähne haben anderes, geschmackvolleres Fleisch als Hühner, bissiger, dunkler. Kurz ge-
Zuerst den Speck in feine Würfel schneiDie Menge des Rotweins hängt vom Gewicht des Hahns ab
den. Das Fett vom Huhn entfernen, mit Messer und Geflügelschere in zehn Teile teilen. Champignons putzen, dickblättrig schneiden. Schalot-
ten schälen. Zwiebeln und Knoblauch fein würfeln. Den Speck kurz in kochendem Wasser blanchieren. Öl in einem Bräter erhitzen, Speck darin knusprig braten und herausnehmen. Champignons und Schalotten im Fett rundherum kräftig anbraten, salzen, herausnehmen und beiseite stellen. Hühnerstücke salzen und im heißen Fett von allen Seiten kräftig anbraten. Zwiebeln und Knoblauch dazugeben und bei mittlerer Hitze unter Rühren eine Minute andünsten. Wein und Fonds in den Bräter gießen, aufkochen. Fleisch zugedeckt bei mittlerer Hitze 30 Minuten garen, dabei einige Male wenden. Petersilienblätter abzupfen und hacken. Zehn Minuten vor Ende der Garzeit (Nadelprobe!) Speck, Champignons und Schalotten in den Bräter geben. Auf einer tiefen Platte anrichten, warmstellen. Sauce etwas einkochen und mit Butter-Mehl-Kugel (einen Esslöffel kalte Butter mit gleich viel Mehl verkneten, zur Kugel formen, kaltstellen) binden, mit Salz und Pfeffer würzen. Hahn mit Teil der Sauce übergießen, mit Petersilie bestreuen. Restliche Sauce dazu reichen. F
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B ioh e r bst 13 Baron Helldorff in seinem Buchweizenfeld – Buchweizen blüht nur wenige Stunden, dann wird geerntet
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onservativ heißt nicht, nach hinten zu blicken, konservativ heißt, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren.“ Dieser Satz des sehr konservativen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß trifft auch für Leben und Wirken von Volker Helldorff zu. Helldorff entstammt einem Jahrhunderte alten Adelsgeschlecht; das Schloss, mit dem er in seiner Familie in Haimburg in Kärnten lebt, wurde
Der Großbauer, Saatgutzüchter und Biopionier Volker Helldorff kämpft seit 25 Jahren gegen Pflanzengift, Kunstdünger und Gentechnik porträt: Wolfgang Zwander
gebaut, als Christoph Columbus gerade in Richtung Amerika segelte. Das Schloss und der daneben stehende
Hof sind das Zentrum einer 240 Hektar großen Landwirtschaft, die Helldorff, 74 Jahre alt, gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn betreibt. Der alte Helldorff ist ein Konservativer im ursprünglichen Wortsinn: Er presst seinen Böden nicht den maximalen Ertrag ab, lieber will er die Güte
und Fruchtbarkeit seiner Wiesen und Wälder bewahren und erhalten. Diese Gesinnung machte aus ihm bereits einen Biobauern, als das Wort Bio noch nicht Teil des gutbürgerlichen Lebensgefühls war. Schon Ende der 1980er-Jahre stellte er seine Landwirtschaft auf ökologischen Betrieb um. Die Nachbarn blickten damals argwöhnisch auf seinen Hof. Landwirtschaft ohne Spritzmittel und Kunstdünger, in den 1980er-Jahren
… die den Bioanteil besonders fördert +++ Der Umsatz an Bioprodukten …
Pflanzen der Götter: Hanf
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Foto: Johannes Puch
Der Bio-Baron
B i o h e r b s t 1 3 konnte man sich das in Kärnten nicht so recht vorstellen; die Bauern in der Gemeinde Völkermarkt hielten ökologische Landwirtschaft für eine Marotte des „Barons“, wie Helldorff bei den Leuten bis heute genannt wird. Gerade einmal 30 Biobauern gab es damals in Kärnten, heute sind es mehr als 1300. Der „Baron“ hatte schon immer etwas übrig für die Umwelt und ihren Schutz; in den 1960er- und 1970erJahren engagierte er sich gegen Luftverschmutzung und das seinerzeit allenthalben befürchtete Waldsterben. Oft hörte er damals den Satz: Du redest zwar groß, spritzt deine Böden aber auch. Helldorff wusste mit diesem Vorwurf nicht so recht umzugehen: „Ich wollte auf Bio umstellen, hatte aber keine Ahnung, wie man Unkraut und Schädlinge mit ökologischen Mitteln bekämpft“, sagt er. Nach Jahren des Mit-Sich-Haderns und der stetig steigenden Gewissheit, das Gift im Boden keine Dauerlösung ist, legte er einfach los. Und, ganz Konservativer im Strauß’schen Sinn, setzte er seinen Schritt in Richtung Fortschritt, indem er Anleihen bei alten, fast schon vergessenen Ackerbautechniken nahm. Ein ökologischer Betrieb sei eine sehr komplizierte Sache, sagt Helldorff. Man müsse etwa bereits im Herbst Untersaaten säen, Unkraut mechanisch entfernen, den Stickstoff-
gehalt des Bodens mit dem Anbau von Schmetterlingsblütlern sichern und auf dem Acker im Jahrestakt die angebauten Pflanzen wechseln, um damit die Schädlinge und Unkräuter einzudämmen Verfüge man aber erst einmal über das notwendige Know-how, dann bringe der Bio-Ackerbau ausschließlich Vorteile. Davon ist Helldorff überzeugt. Und man könnte sagen, der Erfolg gibt ihm Recht.
„Gentechnisch veränderter Mais ist keine Pflanze, sondern ein Insektengift“
Aus den schwierigen Anfängen ist ein kleines Geschäftsnetzwerk geworden, von dem die ganze Familie lebt; mit Bioläden in Völkermarkt und Klagenfurt, eigener Mühle und Bäckerei am Hof, mit dem Verkauf von Getreide und Saatgut. Im Großraum Klagenfurt gelten sein Brot und Gebäck (vor allem auch unter Menschen mit Allergien und anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten) als Geheimtipp, sein Mehl und Getreide verkauft er landesweit, seine Biosamen sind über die Saatgutgenossenschaft Saatbau in ganz
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Österreich erhältlich. Auf Helldorffs Feldern wachsen mittlerweile: Weizen, Roggen, Waldstaudekorn, Dinkel, Ackerbohnen, Buchweizen, Erbsen, Mais. Wenn er die Sorten aufzählt, hört man seinen Stolz. Umso besorgter klingt er, wenn er über das Thema spricht, durch das er sein Lebenswerk bedroht sieht. „Wir haben nur Nachteile von der Gentechnik“, sagt er. Die Menschen und der Boden würden dadurch vergiftet, und unverschämt teuer sei das Zeug obendrein. Helldorff ist nicht nur Biobauer und Saatguterzeuger, sondern er ist auch Teil eines globalen Netzwerks, das die Menschen über die Risiken genmanipulierter Agrartechnik informieren will. Zu diesem Zweck reist er jedes Jahr quer durch die Welt, hält Vorträge, trifft sich mit Gleichgesinnten. Der adlige Bauer suchte den Konflikt mit den Designer-Pflanzen nicht von sich aus, der Konflikt suchte ihn. Die Umweltschützer von Greenpeace fanden im Jahr 2001 heraus, dass der amerikanische Agrarkonzern Pioneer Maissaatgut nach Österreich verkaufte, das mit gentechnisch veränderten Samen verunreinigt war. Einer der Käufer war Helldorffs Nachbar, der mit seiner Aussaat beinahe Helldorffs Biobetrieb ruiniert hätte, da im Biolandbau jegliche Gentechnik verboten ist. „Gentechnisch veränderter Mais ist doch kein Lebensmittel mehr, sondern
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ein Insektengift“, sagt Helldorff. Und: „Wo einmal Genpflanzen ausgesetzt werden, sind sie nicht mehr zu stoppen, weil sich die manipulierten Pflanzen über Bienen und Pollenflug ausbreiten – eine Koexistenz von konventioneller und gentechnischer Landwirtschaft ist daher unmöglich.“ Faktum ist für ihn, dass der Großteil der gentechnisch veränderten Pflanzen so modelliert wird, dass sie gegenüber Pestiziden an Resistenz gewinnen. „Und welche Firmen verkaufen die Pestizide?“, fragt er, um sich selbst zu antworten: „Die gleichen, die das Genpatent auf die Pflanze besitzen.“ Damit würden die Multis ihr Geld verdienen. Was den Samenzüchter Helldorff ganz be-
sonders aufregt: Um zu gewährleisten, dass die Patentinhaber jedes Jahr aufs Neue auf ihre Kosten kommen, können die Gene des Designer-Saatguts mit einem „Terminator-Patent“ ausgestattet werden. Das bewirkt, dass die Samen nur einmal keimen und nicht wiederverwendet werden können. „Das ist alles eine Riesendummheit“, sagt Helldorff, „ein großes Missverständnis.“ Er könne nur darauf hoffen, dass die Menschen merken werden, und zwar bevor es zu spät ist, dass die Zukunft der Landwirtschaft nicht in der Gegenwart liegt, mit Gift und Gentechnik, sondern in der Vergangenheit, mit ihrer Landschaftsliebe und Nachhaltigkeit. F
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B ioh e r bst 13 Die Selbstversorger Michael Hartl und Lisa Pflüger (ganz links) bei ihren selbst gezogenen Kräutern und Setzlingen; eine Gurke (2.v.l.), aus der bald Samen gewonnen werden; der bio-vegane Hof (3.v.l.), ganz im Wald versteckt; die JoniParadeiser (2.v.r.); Lisa Pfleger beim Samen-Gewinnen
Bei den Selbermachern Im Südburgenland erfüllt sich ein junges Paar seinen Wunsch nach einem Leben als Öko-Selbstversorger Bauernhofbesuch: Nina Horaczek
aus dem Lagerhaus. Stattdessen mähen sie die Wiese mit der Sense, sammeln Wildkräuter und schütteln ihre Samen im Saatgutsieb. Das bisschen Geld, das sie zusätzlich brauchen, verdient Hartl als IT-Experte und seine Lebensgefährtin, eine begeisterte Hula-Hoop-Tänzerin, mit HoopdanceWorkshops. Mit ihrem einfachen Leben auf dem
Land scheinen die beiden Ex-Wiener eine Sehnsucht vieler Städter zu wecken. Zumindest hat ihr Projekt auf Facebook binnen kurzer Zeit mehr als 16.000 Follower, ihr Blog „Experiment Selbstversorgung“, eigentlich nur dafür gedacht, Familie und Freunde über
ihr Landleben am Laufenden zu halten, wird von bis zu 3.000 Menschen pro Tag angeklickt. Begonnen hat ihre Karriere als Kleinbauern vor vier Jahren in einem Kleingarten in Wien-Ottakring. „Irgendwann hat uns das in Plastik verpackte Biogemüse aus dem Supermarkt nicht mehr gereicht“, sagt Lisa Pfleger, „und wir haben uns gedacht, wenn wir genau wissen wollen, wo unsere Lebensmittel herkommen, müssen wir sie selber machen.“ Also zogen sie zuerst auf einen Bauernhof nach Niederösterreich, später zu Bauern nach Tschechien und absolvierten zusätzlich noch Praktika auf verschiedenen Höfen. Nun sind sie
die zweite Saison im Burgenland, in einem kleinen Ort nahe Güssing. Am Anfang sei einiges schiefgegangen, erzählt Pfleger. Die ersten selbstgeernteten Zucchinisamen verrotteten in einer Plastiktüte, weil sie noch zu feucht waren, und zwei Finger ihrer rechten Hand wären beinahe in der Kreissäge gelandet. Aber jetzt, im zweiten Jahr, gehe es schon viel besser – nicht zuletzt, weil sie von den ansässigen Bauern viel lernte, speziell von den alten. „Von denen, die noch wissen, wie man vor dem Konsumzeitalter leben konnte“, sagt Pfleger. Auch im kleinen Dorf, mit dem Fahrrad
etwa zehn Minuten von ihrem Bauernhaus entfernt, sind die beiden gut integriert. Jeden Mittwoch veranstalten sie gemeinsam mit der Dorfjugend am Sportplatz einen Spieleabend mit Jonglieren und Hula-Hoop-Tricks. Mit ihrem Verein „Naturbande“ organisieren Lisa Pfleger und Michael Hartl Wildkräuterwanderungen und wollen sie den Kindern in der örtlichen Volksschule die Natur näher bringen, zum Beispiel beim Malen mit Pflanzenfarben. Dabei hätten die Einheimischen erst noch gelacht, als die beiden Wiener ihnen erklärten, ihren Hektar Wiese mit der Sense mähen zu wol-
Fotos: Nina Horaczek
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ie Karottensamen sind heuer nicht aufgegangen. Die Erbsen haben die Rehe weggeknabbert. Dafür liegen noch einige Gurken fett und ausgewachsen auf dem Feld, hellbraun und fast so dick wie Honigmelonen, bereit, daraus Samen gewinnen zu lassen. Lisa Pfleger und Michael Hartl sind Selbstversorger – oder zumindest auf dem Weg, solche zu werden. Im Südburgenland, so nahe an der Grenze, dass das Handy automatisch auf das ungarische Funknetz umstellt, bewirtschaften sie acht Hektar Grund. Oberhalb eines Uhudler-Dorfes, fährt man zuerst über einen schmalen Güterweg und dann durch den Wald bis zu einem kleinen, alten Bauernhaus, umgeben von Wein- und Gemüsegärten sowie Kräuterbeeten. Die 24-jährige UmweltpädagogikStudentin und ihr 32-jähriger Lebensgefährte sind keine „normalen“ Bauern, sondern betreiben „ökologischveganen Landbau“, der mit konventioneller Landwirtschaft nur wenig zu tun hat. Sie verzichten nicht nur auf tierische Produkte, sondern auch auf Maschinen, ohne die eine konventionelle Landwirtschaft heute kaum noch auskommt. Bei den Selbstversorgern gibt es keinen Traktor, keinen Mähdrescher und kein Hybrid-Saatgut
… betrug 2011 eine Milliarde und 208 Millionen Euro +++ Das bedeutet ein Wachs
Waldstaudekorn ist die Ur-Mutter des Roggen
Mutterkorn ist die Mutter des LSD
Auch im Gemüsegarten ist es noch bunt.
„Obwohl das für uns heuer wegen der Hitze echt ein Katastrophenjahr war“, sagt Pfleger. Hier wachsen Quirlmalve und Büschelschön als Gründünger, blaue Tomatillo, die gemeinsam mit der Jani-Tomate in die Paradeisersauce kommt, und die an indische Gerichte erinnernde Schwarznessel, die im Salat gegessen wird. Ihren Bedarf an Frisch- und Lagergemüse decken Pfleger und Hartl mittlerweile fast vollständig selbst. Als nächstes sollen alte Getreidesorten folgen. Zum Beispiel der Waldstauden-
roggen, eine Sorte, die vom Aussterben bedroht ist, da die Halme nicht gleich lang werden und deshalb maschinell nicht geerntet werden können. Dabei sei gerade diese Pflanze ein typisch burgenländisches Gewächs. „Früher wurde hier das Getreide zu Mehl verarbeitet und mit den Halmen hat man die Dächer gedeckt“, erzählt Pfleger. Nur wenige Kilometer entfernt haben die beiden schon einen Biohof als Tauschpartner, etwa für Kürbisse, gefunden. „Wir bauen nämlich aus jeder der fünf Kürbisfamilien nur eine Frucht an, weil es sonst zu Verkreuzungen kommt“, erklärt Pfleger. Würden zum Beispiel Ölkürbis und Zucchini nahe beeinander wachsen, könnte man das Saatgut nicht verwenden. Wünschen würden die beiden sich aber mehrere Selbstversorgerhöfe im Umkreis, die als Kollektiv produzieren. Interesse dafür ist, zumindest theoretisch, vorhanden. Alle zwei Wochen öffnen Pfleger und Hartl ihren Bauernhof, lassen Interessierte bei ihnen ins Selbstversorger-Leben schnuppern, erzählen sie: „Da kriegen wir regelmäßig fünf Mal so viele Anfragen, als wir Leute bei uns unterbringen können.“ F
Demner, Merlicek & Bergmann
len. „Aber als sie mich dann im Sommer jeden Morgen eineinhalb Stunden sensen gesehen haben, waren sie doch beeindruckt“, sagt Hartl. Mittlerweile haben die alten Landwirte im Ort die beiden Neo-Bauern gelehrt, wie man Weidenkörbe flicht oder richtig guten Wein macht. Im tiefsten Winter gab ihnen eine Bäuerin einen Crashkurs im Obstbäume-Veredeln. Jetzt, im beginnenden Herbst, sind die kleinen, veredelten Bäumchen schon bereit, in die Erde gesetzt zu werden. „Wir haben jetzt zum Beispiel Zwiebelapfel, Bananenapfel, Siebenschläfer und auch bekannte Sorten wie Cox oder Jonagold“, erzählt Lisa Pfleger.
www.experimentselbstversorgung.net
tum von 7,7 Prozent …
Bunte Bohnen aus Luce, Slowenien
www.wiener-zucker.at
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Kooperieren statt Konsumieren In Wien sprießen Foodcoops derzeit wie Schwammerln aus dem Boden bericht: Nina Horaczek
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ein Biep!Biep!Biep an der Kassa, keine „Nimm drei, zahl zwei“-Angebote, keine sanfte Hintergrundmusik und kein Duft nach Frischgebackenem, der aus der Backstube auf die Kunden gesprüht wird. Sie tragen Namen wie „Bioparadeis“, „Naschkastl“, „Fresskorb“ oder „Einkorn“ und sind derzeit der Geheimtipp bei allen, die sich biologisch und nachhaltig mit Lebensmitteln versorgen wollen. Wer sein Essen aus Foodcoops, oder „Essenskooperativen“, wie sie auf Deutsch heißen, bezieht, verzichtet auf die prall gefüllte Glitzerwelt in den Supermärkten. Und steigt meist ein paar Stufen ins Souterrain hinunter, wo eine Welt wartet, die irgendwo zwischen Tante-Emma-Laden und Studenten-WG angesiedelt ist. Immer mehr Menschen in Wien scheint der karge Charme der Essenskooperativen besser zu gefallen als das grelle Leuchten der Konsumtempel. Zumindest lässt sich das aus der großen Zahl der Neugründungen von Foodcoops in Wien schließen, wo in manchen Bezirken, wie etwa dem 15., schon zwei derartige Institutionen existieren (siehe Plan).
Illustr ation: Bianc a
Fortsetzung auf Seite 22
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… zu 2010 +++ Im Biofachhandel wurden davon 13,1 Prozent umgesetzt +++ In Ka
Ringelblume (Samen)
Leinsamen, Kuhhörner für Demeterpräparat
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Von Ochsenherz bis Naschkastl Foodcoops Im Perpetuum Mobile, 15., Geibelgasse 23, www.veganfoodcoop.at
15., Guntherstraße 1, www.speis.org Ebenfalls ein FoodcoopKlassiker, 2009 gegründet als Ableger der Coop Bioparadeis.
2 Naschkastl 2.0
8 Bioparadeis
1 Vegan Foodcoop Wien
Im Bio-Innovationszentrum 20., Engerthstraße 60–74, naschkastl@foodcoops.at Lageröffnungszeiten (voraussichtlich): Di 18–21, Mi 15–18 Uhr; Jour fixe ist einmal im Monat nach den Lageröffnungszeiten
3 NussCoop
Neuerdings bei der Vinzirast Mittendrin, 9., Lackiererg. 10/ Ecke Währingerstraße, www.nusscoop.org
4 Einkorn
Die Foodcoop in Hernals 17., Paletzgasse 32/4-6 www.1korn.at
5 Der Fresskorb
14., Hütteldorferstraße 253, fresskorb@lnxnt.org Der Fresskorb betreibt keinen Laden mit fixen Öffnungszeiten, wie andere Foodcoops. Hatte man zunächst mehrere Lager in privaten WGs, nutzt man nun die Bürogemeinschaft Yurp. Dort können, was nicht unpraktisch ist, die bestellten „Fresskörbe“ zu Bürozeiten abgeholt werden.
6 Möhrengasse
Vielfältig-unscheinbar, aber im Wachsen begriffen: das Wien der Food-Kooperativen
7 D’Speis
2., Große Mohrengasse 25, www.moehrengasse.at Eine der ältesten Foodcoops der Stadt, monatliches Plenum, viele Arbeitskreise, viel zu tun.
18., Bäckenbrünnlgasse 9 (Souterrainlokal) www.bioparadeis.org Eine der ersten Wiener Foodcoops zur Förderung regionaler biologischer Landwirtschaft. Zweimal die Woche ist der Laden für Mitglieder geöffnet.
SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT 9 Der Ochsenherz-Hof
Ernte vorfinanzieren, am Ertrag teilhaben: So lautet das Ochsenherz-Prinzip sehr verkürzt. Freitags können dann Obst, Gemüse und andere Produkte auf dem Naschmarkt-Bauernmarkt (UKettenbrückengasse) abgeholt werden. www.ochsenherz.at
10 Biohof Radl
Ebenfalls ein Projekt für solidarische Landwirtschaft. 22., Hirschstettnerstraße 85, www.biohof-radl.at
IN GRÜNDUNG: 11 Foodcoop1030
Coop im 3. Bezirk. Infos: foodcoop1030@gmail.com
12 Pumpkin Wien 6
pumpkin.foodcoop@gmx.at
13 FOOD10
Foodcoop in Favoriten. food10@lists.riseup.net
14 Food Coop Meidling Zukünftige Meidlinger Coop. foodcoop.meidling@gmail. com
15 Biohamster 1130
Infos: office@biohamster.at
16 FoodCoop
Alberichgasse
Wird ein D’Speis-Ableger. 15., Alberichgasse 8
17 BOKU Foodcoop
An der BOKU gründet sich in Zusammenarbeit mit dem Tüwi gerade eine Bestellkooperative: foodcoop.boku@gmail.com
AUSSERHALB 18 Greißlerei 2.0
Die Kooperative in der Garage! Ingruberstraße/Mühlbach 3100 St. Pölten www.greisslerei.org
19 Krautkoopf
Die erste Foodcoop in Graz. Theodor-Körner-Str. 49 8010 Graz www.krautkoopf.at
20 Marktplatz St. Andrä-Wördern Die Einkaufsgemeinschaft in der Provinz. Infos: www.marktplatz-staw.at
21 Selbstversorger gemeinschaft Schwaz Archengasse 6, 6130 Schwaz, www.autark-werden.at
antinen, Hotels, Restaurants 5,3 Prozent +++ durch Direktvermarktung …
Hirse
Zolfino-Bohnen aus Paterna (Toskana)
22
F A L T E R 3 8 / 1 3
B ioh e r bst 13
Gemeinsam statt einsam: Mitglieder der Wiener Foodcoop „D’Speis“, die „Greißlerei 2.0“ aus Niederösterreich und Peter Laßnig vom Gärtnerhof „Ochsenherz“, der solidarische Landwirtschaft betreibt (v.l.n.r.) Fortsetzung von Seite 20
Die Gründe, in einer Kooperative und nicht
bei der Lebensmittelkette einzukaufen, sind vielfältig. Zwar gibt es mittlerweile Bio in jedem Supermarkt, wer eine Kooperative gründet, möchte aber meist ganz genau wissen, woher seine Lebensmittel kommen. Keine in Plastik abgepackten Karotten aus riesigen Biolandwirtschaftsbetrieben, deren Produkte bereits mechanisch gewaschen und poliert ins Regal kommen, vielmehr Früchte, die der Bauer selbst vom Feld ins Regal bringt. Und im Gegensatz zu Biosupermärkten, wo die Produkte zwar biologisch angebaut, aber auch von weit her gekarrt und aufgrund des Überangebots auch vielfach nach Ladenschluss weggeschmissen werden, sind die Foodcoops meist streng
regional orientiert. Ausnahmen gibt es nur bei Produkten wie Kaffee oder Olivenöl, die in Österreich nicht produziert werden können. Aber auch hier wird darauf geachtet, derartige Produkte möglichst von ausländischen Betrieben zu beziehen, die ebenfalls als Kooperativen organisiert sind. Essenskooperativen gelten aber auch als Ausdruck von Konsumkritik, als ein Gegenkonzept zur derzeit vorherrschenden „Bil-
Wer Mitglied einer Foodcoop werden will, sollte mehr mitbringen als Lust an gutem Essen
ner Foodcoop ganz anders als gewohnt. Die Geldbörse kann nämlich zu Hause bleiben. Jedes Mitglied zahlt zuerst einen Betrag auf ein gemeinsames Konto ein. Bei jeder Abholung wird auf ein sogenanntes „Kontoblatt“ notiert, wieviel Geld vom Guthaben verbraucht wurde. Geht der Restbetrag auf dem Kontoblatt Richtung null, muss man das Konto wieder aufstocken. Mitglied einer Kooperative kann im Grunde jeder werden, aufgrund des derzeit großen Andrangs ist aber mit Wartezeiten zu rechnen. Allerdings sollte, wer einer Foodcoop beitreten will, mehr mitbringen als nur Lust auf gutes Essen. Hier muss nämlich angepackt und mitgestaltet werden, nur konsumieren reicht nicht. Denn Herzstück all dieser Initiativen ist das
liger! Billiger!“-Mentalität. Wieder andere verbinden mit dem kollektiven Nahrungsmittel-Organisieren eine neue Form der Selbstbestimmung, eine Selbstversorgung abseits des „normalen“ Wirtschaftslebens. Andere sehen in der Foodcoop vor allem ein Abenteuer auf dem Teller. Denn hier gibt es oft Spezialitäten, die man im Supermarkt nicht bekommt, entweder weil sie für die großen Konzerne zu wenig profitabel sind, oder weil es sie nur in ganz kleinen Mengen gibt, seien es ausgefallene regionale Obst- und Gemüsesorten oder auf kleinen Bauernhöfen handgefertigte Wildkräuter-Pestos oder Käsesorten. Auch das Einkaufen funktioniert in ei-
meist alle vier bis sechs Wochen stattfindende Plenum, bei dem die Mitglieder über neue Produkte, Öffnungszeiten des Lagers, Fragen rund um die Abrechnung und Ähnliches diskutieren. Und das kann manchmal auch einige Stunden dauern. Außerdem wird von Foodcoop-Teilnehmern erwartet, dass sie sich auch in Arbeitsgruppen engagieren, zum Beispiel während der Abholzeiten Dienst im Lager machen, sich um die Bestellungen bei den einzelnen Bauern kümmern, die Finanzen im Blick haben und Ähnliches. Dafür lernt man so die Person, die für einen im Herbst die Erdäpfel und Karotten aus der Erde zieht, persönlich kennen. Welcher Supermarkteinkäufer kann das schon von sich behaupten? F
… 6,4, durch Export 6,6 und im Lebensmitteleinzelhandel 68,6 Prozent.
Robinson und samenfeste Bohnen
Die Schöne und die Dille
Fotos: Heribert Corn (2), Nina Hor aczek
Das Prinzip ist einfach: Menschen, die ihre Lebensmittel nicht aus dem Supermarkt beziehen wollen, schließen sich zusammen, organisieren sich einen Raum für ein Lager und treten direkt mit Bauern aus der Umgebung in Kontakt, von denen sie dann die Produkte beziehen. Bestellt wird gemeinsam, abgeholt werden können die Waren dann zu bestimmten Zeiten im Lagerraum. Die Kosten für Lagerraum und Anschaffungen wie etwa Kühlschränke oder Regale werden durch eine Art Mitgliedsbeitrag finanziert, der bei den meisten Kooperativen in Wien zwischen fünf und zehn Euro liegt. Dafür gibt es in einer Foodcoop vieles günstiger zu beziehen als in Supermärkten, da beim Direkteinkauf vom Bauern die Gewinnspanne für den Zwischenhändler wegfällt.
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