BOV 1/2019 Leseprobe Kulinarik

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FALTERS

STYLE

NR. 02 / 2019 EURO 6,90

ESSEN

FREIZEIT

KULTUR

ÖSTERR. POST AG MZ 11Z039014 M FALTER VERLAG MARC-AUREL-STR. 9 1010 WIEN

9 783854 396321


KULINARIK


KULINARIK

PORTRÄT

IM REINEN MIT DEM WAHNSINN TEXT: VICTORIA SCHUBERT FOTO: CHRISTOPHER MAVRIC

Torten sind ihre Leinwand, soziale Medien ihre Bühne: Sophia Stolz erobert mit Cakeporn ganz Wien. Auf Instagram macht sie zwischen Buttercreme und Glitzer auch Mut zum Anderssein Die Werke der 23-jährigen Sophia Stolz alias Stolzes sind bunt, glitzernd und oft provokant. Die Wienerin sieht sich als Tortenkünstlerin. Sie will Erlebnisse schaffen und Menschen berühren, aber auch aus dem Konzept bringen. Vor drei Jahren hat sie begonnen, Fotos ihrer Torten auf Instagram zu teilen. Einer der ersten Kunden war Musiker Ferdinand Samitz (alias Left Boy). Heute ist ihr Cakeporn nicht nur in Wien bekannt: Stolz hat bei der London Fashion Week gebacken, für Designer Heron Preston und das Modelabel Fendi in New York City, für Schauspieler Kevin Hart sowie für Jonathan Cheban, bekannt als Foodgod und Kim-Kardashian-Vertrauter.

BEST OF VIENNA

Jede Torte ist ein Einzelstück, das Ergebnis vorab nie ganz absehbar. Am liebsten hat die Kunstgeschichte-Absolventin freie Hand bei der Gestaltung: „Leute kommen zu mir, weil sie ein Erlebnis wollen. Wer genaue Vorstellungen hat, kann in eine Konditorei gehen.“ Ausgefallene Süßigkeiten und kitschige Fundstücke aus der ganzen Welt thronen auf den süßen Kunstwerken. Um das Cakeporn-Motto gänzlich zu erfüllen, sollen die Backwerke aber nicht nur optisch überzeugen, sondern auch geschmacklich alle Sinne befriedigen: Jede Torte besteht aus sechs unterschiedlichen Böden und sechs Creme-Schichten. Sophia Stolz macht von Karamellsauce bis zu

Deko-Elementen wie Macarons alles selbst. Gebacken wird nach Gefühl: Die 23-Jährige besitzt weder Waage, Messbecher noch Küchenmaschine oder Rezepte. Sechs bis acht Stunden braucht sie für eine Torte und vergisst dabei alles um sich: „Wenn ich meine Torten mache, bin ich in einem kreativen Rausch, dann fließen die Ideen einfach.“ Nebenbei arbeitet sie als Foodstylistin, hat ihren eigenen Inländer-Rum kreiert und Vorträge zum Thema Entrepreneurship gehalten. Die Ideen gehen ihr nicht aus: „Ich will noch künstlerischer und abstrakter arbeiten, Installationen schaffen, meinen Kuchen auf der ganzen Welt verteilen und noch mehr Erlebnisse kreieren.“

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KULINARIK

PORTRÄT

Mehr ist mehr: Schokopralinen am Stiel alias Lovebites

Hinter Kuchenteig und Zuckerguss steckt jedoch die ganz persönliche Geschichte der Tortenkünstlerin – die sie mit ihren mehr als 13.000 Instagram-Followern teilt. Neben Küchenszenen, Fotoshootings und Spaß mit Mama und Papa Stolz haben ernste Themen Platz: Anderssein, Selbstzweifel, Mobbing. Themen, die sie in der Vergangenheit an sich zweifeln ließen. „Ich habe lange versucht, mich anzupassen und irgendwie dazuzugehören. Ich dachte, das sei der einzige Weg.“ Schon als Kind spielte die Wienerin Kochshows nach, im Alter von 15 erwachte die Backleidenschaft. Mehrmonatige Aufenthalte in den USA und Istanbul nutzte sie zum Kochen und Backen. Sie sammelte alte Kochbücher, studierte Rezepte und kulinarische Geschichte, brachte sich alles selbst bei. Trotzdem hielt sie an ihrem damaligen Ziel fest, Ärztin zu werden. „Das Thema war immer präsent, ich habe es aber nie als Karriereweg gesehen. Ich wollte den Erwartungen der anderen entsprechen und zeigen, dass ich Ärztin werden kann“, erinnert sie sich. Der Entschluss, ihr Zahnmedizinstudium in

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Alles, außer gewöhnlich: Geburtstagstorte in PhallusOptik

cakepornhub.com instagram.com/stolzes

München abzubrechen und stattdessen Kunstgeschichte in Wien zu studieren, war ihr Befreiungsschlag. Nach einem Praktikum bei Sotheby’s in London beschloss sie, fortan ihre eigene Kunst zu verkaufen. Ein Aufenthalt in New York City habe ihr gezeigt, dass sie mit ihren Visionen und Träumen nicht allein ist. Dass es andere Menschen gibt, die noch verrückter sind als sie selbst. Ein Moment des Ankommens, in dem plötzlich alles Sinn ergeben habe. Mit dem Backen und Gestalten ihrer Torten stellt sich die Perfektionistin der Unvollkommenheit. Auf Instagram kommuniziert sie all das ganz offen: „Soziale Medien haben mir die Plattform gegeben, ich selbst zu sein. Ich will mir selbst treu sein und die Leute ein bisschen aufrütteln. Ich will provokant sein und Spaß haben. Das Leben ist ernst genug.“ Heute mache sie genau das, was ihr entspricht – verrückter, freier und ein bisschen erwachsener als früher. Ein Tanz in der Küche, im Pyjama zu Events gehen oder um drei Uhr nachts Regenbogen-Baisers backen: „Heute bin ich im Reinen mit dem Wahnsinn.“

BEST OF VIENNA

Fotos: Sophia Stolz

„Leute kommen zu mir, weil sie ein Erlebnis wollen. Wer genaue Vorstellungen hat, kann in eine Konditorei gehen“


PORTRÄT

MEIN BESTER TAG VON SOPHIA STOLZ

Früh

Nachmittag

In der Früh mache ich Zirkeltraining und Yoga bei SHAPED BY IB AM BADESCHIFF, das tut mir so gut. Danach spaziere ich durch den ersten Bezirk – 1010 ist mein Ghetto.

1. Donaukanal zwischen Urania und Schwedenbrücke shapedbyib.com badeschiff.at

Ich fahre gerne Skateboard – am liebsten im BURGGARTEN oder am HELDENPLATZ. Und ich gehe wahnsinnig gerne ins NATURHISTORISCHE MUSEUM und lerne Neues über Tiere.

Pause im Schwarzen Kameel

Mittag

Zwischendurch setze ich mich mit meinen Eltern ins SCHWARZE KAMEEL und trinke eine Cola light, bevor es weiter in den PRATER geht. Ich liebe den Prater! Allerdings bin ich nicht dort, um Achterbahn zu fahren, sondern nur wegen Spielen wie Dosenwerfen

1. Burggarten Josefsplatz 1

Frühstück, Mittagund Abendessen.

Immer die richtige Wahl.

1. Heldenplatz 1. Burgring 7 Do–Mo 9–18.30 Uhr Mi 9–21 Uhr nhm-wien.ac.at

Zirkeltraining am Badeschiff

Abend

Vormittag

Fotos: Shaped by iB, Herbert Lehmann, Peter Rigaud

Bei DAS CHEGINI, einem coolen Store in der Habsburgergasse, probiere ich 1.000 Sachen an – auf die ich noch spare. Weiter geht es zu MEINL AM GRABEN, wo ich viel Zeit mit Candy Research verbringe – ich schaue mir stundenlang Schokoladen und andere Süßigkeiten an.

1. Habsburgergasse 6–8 Mo–Fr 10–19 Uhr Sa 10–18 Uhr das-chegini.com 1. Graben 19 Mo–Fr 8–19.30 Uhr Sa 9–18 Uhr meinlamgraben.at

1. Bognergasse 5 Mo–So 8–24 Uhr (Bar), 12–23 Uhr (Küche), Mo–Sa 8–20 Uhr (Delikatessen) 01/533 81 25 kameel.at 2. Prater Mo–So 10–24 Uhr Hauptsaison 15. März–31. Oktober praterwien.com

Abends gehe ich in die GRELLE FORELLE tanzen – ohne Alkohol, nur mit Cola light. Als Abschluss mache ich oft noch einen Abstecher ins SCHIKANEDER oder in den CLUB X.

9. Spittelauer Lände 12 Fr–Sa 23–6 Uhr grelleforelle.com 4. Margaretenstraße 24 Mo–So ab 18 Uhr 01/585 28 67 schikaneder.at 1. Wollzeile 16

Skateboarden am Heldenplatz

Wir freuen uns auf Ihren Besuch in der Landstraßer Hauptstraße 82, 1030 Wien.

www.ströck-feierabend.at

facebook.com/stroeckfeierabend @stroeckfeierabend


DIE BESTEN FÜNF

KULINARIK

NEUERÖFFNUNGEN Wirtschaft am Markt

Mayer & Freunde

12. Meidlinger Markt 89–92 Di–Fr 11.30–23 Sa 8–15 Uhr Tel. 0660/594 41 25 wirtschaft-am-markt-2. jimdosite.com

1. Jasomirgottstraße 4 Mo–Fr 11–20, Sa 11–17 Uhr Tel. 01/532 32 76 facebook.com/ mayerundfreunde

Nachdem das wunderbare Milchbart zugemacht hat (wurde mittlerweile von der 100-Blumen-Brauerei übernommen), fürchteten viele, dass es mit dem Meidlinger Markt bergab geht. Aber gar nicht: Heidi Neuländtner kocht in einem topmodernen Marktstand-Restaurant Wiener Küche mit kreativem Pfiff und auf hohem Niveau.

In der Albertgasse warten grandiose Speisen und Weine

Albert Die Fusionsküche Tel Avivs kann man jetzt auch in Neubau genießen

8. Albertgasse 39 Mo–Sa 11–2, So 11–0 Uhr Tel. 01/956 71 14 albert.bar Mario Bernatovic, bisher vor allem vom „Kussmaul“ am Spittelberg und in der Bäckerstraße bekannt, hat nun sein eigenes Lokal: Er übernahm die großräumige „Albertgasse 39“ und sorgt hier dafür, dass es nicht nur Gutes zu trinken gibt (Weinliste!), sondern auch grandioses Comfort Food wie in Wien sonst selten.

Seven North

Beim neuen Edelgreißler kann man Die Veganistas bleiben auch in ihrem neuen Lokal ihrem Motto treu

The Lala

7. täglich 7.30–21 Uhr Neustiftgasse 23 the-lala.com

Heidi Neuländtner belebt den Meidlinger Markt kulinarisch

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Bisher war Alexander Mayer für seine großartige Küche, in der er französische Klassik mit österreichischen und asiatischen Einflüssen verbindet, bekannt. Seit Frühling ist er nun „Edelgreißler“, im Mayer & Freunde bekommt man feinste Delikatessen – und herrliches Essen aber auch, denn kochen kann Mayer immer noch.

Die großartigen Veganista-Eissalons eröffnen mittlerweile fast im Monatsrhythmus neu. Nun beweisen die beiden Betreiberinnen Cecilia Havmöller und Susanna Paller, dass sie auch etwas von nichtsüßem Veggie-Takeaway verstehen. Ihr neues The Lala bietet bunte Salate und Bowls, inspiriert von der Lebensfreude in L. A.

7. Schottenfeldgasse74 So–Do 18–1 Uhr, Fr, Sa 18–3 Uhr Tel. 01/376 10 77 sevennorthrestaurant.com

fein speisen

Der Erfolg des Miznon – eines Takeaway-Lokals des israelischen Starkochs Eyal Shani – war enorm. Nun übernahm der „Erfinder“ des im Ofen gebackenen Karfiols das Restaurant des hippen Max Brown Hotels. Die Küchenlinie ist ähnlich, die typische, wunderbare Fusionsküche Tel Avivs, hier aber mit Service und Speisekarte.

BEST OF

Fotos: Christian Henninger, Michael Malina, Gabriele Paar, EyalShani, Mayer & Freunde

PIONIER: FLORIAN HOLZER


DIE BESTEN FÜNF

KULINARIK

VERPACKUNGSFREI EINKAUFEN UNBESCHWERT: IRENE OLORODE

Yppenmarkt

16. Yppenplatz Sa 9–14 Uhr

Bei Lunzers kann man einkaufen

Beim Bauernmarkt am Brunnenmarkt kann man samstags mit dem Einkauf für die kommende Woche gut ins Wochenende starten. Hier lauern zwar vielerorts Plastiksackerl und diverses Verpackungsmaterial für Fisch und Fleisch, doch wer sich auf den Einkauf vorbereitet und Baumwolltasche, Frischhaltedosen und Co. mitbringt, kann dort Regionales und Saisonales verpackungsfrei und günstig einkaufen.

Fotos: Lunzers/Markus, Wikipedia/Peter Gugerell, Marija Kanizaij, Helmut Harringer/www.speedlight.at, Lieber Ohne

und vor Ort genießen

Lunzers MaßGreißlerei

3. Marxergasse 13 Mo–Fr 7.30–18 Uhr Sa 8–13 Uhr warenhandlung.at Bäckerei, Café und mehr: Die Warenhandlung hätte sich getrost den Zusatz „gemischt“ verdient. Trotz der großen Auswahl sucht man bei den Schwestern Christiane Wenighofer-Wanits und Stephanie Wanits eines vergeblich: Verpackungen. Die kann man dafür vor Ort entweder mitnehmen, kaufen oder leihen, um regionale Produkte von kleinen Produzenten sicher nach Hause zu bringen.

S. Wanits (l.) und C. WenighoferWanits sagen Müll den Kampf an

2. Heinestraße 35 Mo–Fr 9–19 Uhr Sa 9–17 Uhr mass-greisslerei.at Der Pionier unter den Geschäften, in denen verpackungsfrei eingekauft werden kann, befindet sich im zweiten Bezirk. Nicht nur Lebensmittel aus biologischem Anbau und Putzmittel, sondern auch Haushaltszubehör, in dem das verpackungsfrei Gekaufte gelagert oder konsumiert werden kann. Ein kleines Kaffeehaus rundet das Angebot ab.

VIENNA

Gut vorbereitet kommt man auch am Brunnenmarkt ohne Plastik aus

Lieber Ohne

Warenhandlung

Rein pflanzliche Rohkost für

6. Otto-Bauer-Gasse 10 Mo–Fr 9–19 Uhr lieberohne.at

Naschkatzen

Auch in Mariahilf legt man auf regionale und saisonale Ware großen Wert. Fleisch gibt es hier beispielsweise nur auf Vorbestellung, die bis Freitag erfolgt und in der kommenden Woche am Mittwoch abgeholt werden kann. Neben weiteren Lebensmitteln gibt es auch Putzmittel zum Abfüllen.

Vernünftig einkaufen lautet das Motto in der Josefstadt

Der Greißler

8. Albertgasse 19 Mo–Fr 9.30–19.30 Uhr Sa 8–18 Uhr der-greissler.at Das A und O des verpackungsfreien Einkaufs ist die Planung. Das weiß man auch bei Der Greißler. Da auf Saisonalität großer Wert gelegt wird und nicht alles immer verfügbar ist, wird online eine Übersicht des aktuellen Sortiments geboten, sowie die Möglichkeit, sich via WhatsApp über Lieferungen informieren zu lassen. Der Name ist hier Programm

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DIE BESTEN FÜNF

KULINARIK

POKÉ-BOWL-LOKALE Kenny’s Poké

Honu Tiki Bowls

Wiki Wiki

4. Paniglgasse 15/2 Mo–Fr 9–20 Uhr Sa 10–20 Uhr Tel. 0665/65 44 28 78 kennys.at

1. Teinfaltstraße 4 Mo–Fr 11–20 Uhr Tel. 0680/320 97 97 honu.at

1. Wipplingerstraße 21 Mo–Fr 11–21 Uhr Sa–So 12–21 Uhr Tel. 01/946 67 62 wikiwikipoke.at

Der gelernte Jurist Kenan Koc betreibt mit seiner ebenfalls branchenfremden Partnerin Laura Uzman Kenny’s Poké in den Räumen der Galerie „Künstlich“ samt nettem Gastgarten. Neben diversen hausgemachten Smoothies, Waffeln und Suppen werden vier exzellente „Signature Bowls“ sowie die Möglichkeit, sich seine Bowl selbst zusammenzustellen, angeboten.

Frisch und individuell kombinierbar: die Bowls im grasgrün

grasgrün

7. Neubaugasse 70 Mo–Fr 11.30–20 Uhr Sa 13–18 Uhr Tel. 01/522 29 89 www.grasgruenwien.at Mit seiner großen Glasfassade und einigen Sitzplätzen im Außenbereich fügt sich das grasgrün nahtlos in die Neubaugasse ein. Es stehen vier in der Basisversion vegane Poké Bowls zur Auswahl. Diese können mit typischen Toppings wie Lachs und auch recht ausgefallenen, etwa Erdnuss-Hanf-Krokant, auffrisiert werden. Die Frische der Zutaten ist bemerkenswert.

Delikates Meeresgetier in der Bowl

Im November 2018 haben der ehemalige Chefkoch des Wiener Marriott, Dennis Schütt, und seine Frau Nathalie das Wiki Wiki eröffnet. Es werden sechs abwechslungsreiche Poké Bowls sowie die Möglichkeit zur selbst erstellten Bowl angeboten. Sechs Saucen stehen zur Verwendung bereit. Sitzen lässt sich an großen, surfbrettförmigen Tischen oder auf Schaukeln an den Fenstern.

Hawaii gastiert auch in der Wipplingerstraße

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von Küchenchef Liwei

Liwei’s Kitchen

Im Juli 2018 eröffnete Kaspar Kunz mit dem Honu Tiki Bowls das erste dezidierte Poké-Lokal in Wien. Das Lokal wurde von der Designerin Laura Karasinski in einem alten Lager eingerichtet. Zur Auswahl stehen neben der Eigenbau-Bowl sechs abwechslungsreiche Pokés – alle auch im kleinen und günstigen „Snack“-Format zu haben.

2. Taborstraße 38 Di–So 10.30–22.30 Uhr Tel. 01/890 90 15 liweiskitchen.at Liwei’s Kitchen eröffnete Anfang des Jahres in einer ehemaligen Bäckereifiliale. Das Lokal belegt zwar in der Hipsterwertung klar den letzten Platz und bietet neben klassisch asiatischer Küche nur eine Poké Bowl an. Deren Reichhaltigkeit (drei Fischsorten, Garnelen und Avocados) und Frische rechtfertigen aber den Platz unter den besten fünf. Variantenreiche Bowls machen die

Bei Honu Tiki gibt es eine

Wahl schwierig

beachtliche Vielfalt

BEST OF VIENNA

Fotos: grasgrün, Wiki Wiki, Nini Tschavoll, Cliff Kapatais/pixelcoma.at, Lisa Berger

SCHÜSSELKUNDIG: PETER RÜSCHER


ANZEIGEN

KULINARIK

TEMPEL DES GLÜCKS Spiel, Genuss & beste Unterhaltung

© Casino Wien

Denkt man an das Casino Wien, kommen einem wohl spontan Roulette, Black Jack & Co. in den Sinn. Neben dem Spiel mit dem Glück hat das traditionsreiche Haus direkt auf der Kärntner Straße aber noch weitaus mehr zu bieten, gerade in kulinarischer Hinsicht. Im Roten & Grauen Salon des Casinorestaurants werden vielfach ausgezeichnete Gaumenfreuden serviert. Fancy Cocktails locken an die Casino Bar. Und für die Extraportion Erlebnis liegt natürlich nichts näher, als auch ein kleines Spielchen mit den charmanten Croupiers des Hauses zu wagen – wie Sie wollen, nichts muss, aber alles kann. #casinowien

Casino Wien 1., Kärntner Straße 41 wien@casinos.at wien.casinos.at #casinowien

Amtlicher Lichtbildausweis und Volljährigkeit erforderlich!

VINOTHEK ST. STEPHAN Kompetente Beratung und faire Preise Seit 1976 ist die Vinothek St. Stephan eine Institution in Sachen Wein und edle Spirituosen. Im Sortiment finden sich neben den Regionen Österreichs auch internationale Weine aus aller Welt. Zu spüren sind die große Leidenschaft für Bordeaux (hier gibt es vieles in Trinkreife) sowie hochwertige Spirituosen, was sich vor allem in einer bestechenden Auswahl an Single Malt Whisky und Rum widerspiegelt. Beliebter Höhepunkt sind die regelmäßig stattfindenden Verkostungen von Whisky und Rum. Fachliche Kompetenz und hervorragendes Service werden hier gelebt und an den Kunden weitergegeben.

Vinothek St. Stephan 1., Stephansplatz 6 Mo–Fr 9.30–18.30 Uhr Sa 9.30–17 Uhr Tel. 01/512 68 58 www.vinothek1.at

© Palais Hansen Kempinski

EDVARD IM KEMPINSKI Alpin-mediterrane Gourmetküche Das Restaurant EDVARD im Palais Hansen Kempinski überrascht nicht nur durch eine Vielzahl an kulinarischen Auszeichnungen, sondern auch durch eine moderne und lockere Atmosphäre. Seit 2014 trägt das Restaurant den MichelinStern sowie zwei Hauben von Gault&Millau und begeistert internationale wie Wiener Gäste. Der junge Chefkoch Thomas Pedevilla kombiniert die Aromen seiner Südtiroler Heimat zu unvergleichlichen alpin-mediterranen Kreationen wie Sardine mit Melanzani und Puntarelle oder Lamm mit Topfen und Steinpilzen. Sommelier Sebastian Maier empfiehlt die passende Weinbegleitung und das junge Team sorgt für einen entspannten Service.

EDVARD 1., Schottenring 24 Tel. 01/236 1000 8082 Di–Sa 12–14 & 18–22 Uhr edvard.vienna@kempinski.com kempinski.com/wien


DIE BESTEN FÜNF

KULINARIK

TEEGESCHÄFTE TEATIME MIT MARCO WEISE

Demmers die Teesorten

Demmers Teehaus

1. Mölker Bastei 5 Mo–Fr 9–18 Uhr Sa 9.30–13.30 Uhr tee.at

Teehaus Chánnagasse

6. Mariahilfer Str. 45/44 (im Raimundhof) Mo–Sa 11–18 Uhr harly-tea.at

1. Annagasse 12 Mo–Fr 12–20 Uhr Sa 12–18 Uhr channagasse.at

Der Shop im Raimundhof könnte auch in London sein, denn eingerichtet wurde der Raum nach britischem Vorbild. Das laut Eigendefinition „freundlichste Teegeschäft Wiens“ bietet etwa 160 Sorten hochqualitativer Tees zum Verkauf an. Abnehmer sind nicht nur Lauf- und Stammkundschaft, sondern auch Restaurants. Im Geschäft gibt es auch die Möglichkeit, eine Tasse seines Lieblingstees zu trinken oder exotische Sorten zu verkosten.

Wenn das Yin und Yang wieder mal aus dem Gleichgewicht geraten sind, muss man dafür nicht extra nach China fliegen. Denn auch im noch relativ jungen Teehaus Chánnagasse wird die chinesische Teekultur mit viel Herzblut gelebt und werden hochwertige Teesorten aus Asien zum Verkauf angeboten. Die Hektik des Alltags legt sich sofort nach dem Betreten des Geschäfts. Es duftet herrlich und mit jedem Atemzug senkt sich der Pulsschlag.

Seit Anfang der 1980er will das Traditionshaus Österreich zum Teetrinkerland machen. Dabei setzt man neben herkömmlichen Sorten auch auf spezielle Mixturen wie den „Sauwettertee“. Der wunderschöne und minimalistisch eingerichtete Verkaufsraum beeindruckt durch eine zirka sechs Meter hohe Wand voller Teedosen. Eine kleine Auszeit vom geschäftigen Treiben auf der Straße findet man im hauseigenen Teesalon. It’s Teatime, Baby!

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Teegenuss mit Arzneibuchqualität und langer Tradition

Kottas

1. Freyung 7 Mo–Fr 8.30–18 Uhr Sa 9–12.30 Uhr kottas.at In dem Geschäft auf der Freyung steht man im Zentrum von 200 Jahren Kräuterkompetenz. Das Wiener Traditionsunternehmen setzt dabei auf besonders hohe Standards und garantiert Arzneibuchqualität. Durch ihren hohen Gehalt an wertvollen Wirkstoffen haben die von Dr. Kottas zu Tees, Ölen und Salben verarbeiteten Heilkräuter eine gesundheitsfördernde Wirkung. Der Slogan „Trink dich gesund“ ist hier also durchaus anwendbar. Verkaufsschlager? Der Kräutertee für Magen und Darm.

Chinesische Teekultur kann man auch in Wien erleben

Das älteste Teegeschäft Wiens setzt bis heute auf große Vielfalt

Jäger Tee

1. Operngasse 6 Mo–Fr 9.30–18 Uhr Sa 9.30–18 Uhr (Okt.–Dez.)/ Sa 9.30–13 Uhr (Jän.–Sept.) jaegertee.at Der 1862 gegründete Familienbetrieb ist Wiens ältestes Teefachgeschäft. Der Verkaufsraum erinnert an einen buddhistischen Tempel. Neben zahlreichen Buddha-Figuren drängt sich vor allem die Vielfalt an Teekannen und Teetassen ins Auge. Wählen kann man zwischen japanischen Eisenkannen, Ausführungen aus Glas und Porzellan. Und wer Handarbeit aus der Region schätzt, kann hier DIE „tropffreie und handgefertigte Tonkanne aus Wien“ kaufen.

BEST OF

Fotos:Andreas Buchberger, Sir Harly‘s Tea, Kottas Pharma GmbH, Christina Haeusler, G. Kotrba / C. Masin

Meterhoch türmen sich bei

Sir Harly´s Tea


DIE BESTEN FÜNF

KULINARIK

KINO-BARS FILM AB: FLORIAN HOLZER

Cine-Bar im Filmcasino

Top

Hipster-Limonaden dürfen in

6. Rahlgasse 1 Mo–Sa 11–2 So 10.30–24 Uhr Tel. 01/208 30 00 topkino.at

Schnell noch ein Espresso vor der Vorstellung

Fotos: Heribert Corn, Filmcasino, Severin Dostal, Karin Wasner, Peter Schmidt

Monte Ofelio Filmbar

1. Augustinerstraße 1 tägl. 12–24 Uhr Tel. 0664 521 55 73 filmmuseum.at/ besucherinformationen/ filmbar

5. Margaretenstraße 78 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn bis Beginn der letzten Vorstellung Tel. 01/587 90 62 filmcasino.at Der Traum einer Kino-Bar, perfekt erhaltenes/renoviertes 50er-Jahre-Styling, ein paar Tischchen, ein paar kühle Biere, ein paar klassische Kino-Snacks, ein bisschen Wein, ein bisschen Kaffee. Idealtypisch.

Ein Gläschen Wein, darf es sein – mit und ohne Kinobesuch

Metro Kinobar

1. Johannesgasse 4 tägl. 14–23 Uhr filmarchiv.at/info/ gruenstern Wird vom Verein Grünstern betrieben, der auch die Gartenküche im Augarten veranstaltet. Guter Kaffee, tolle Weine, generell alles sehr hohe Qualität und wunderbare Atmosphäre. Geht auch ohne Kinobesuch.

Eine gute alte Filmbar, die neu übernommen und damit zu einer der ersten Cocktailund Espresso-Adressen in der City wurde.

Das Top ist ein so lässiges Lokal, dass man fast vergessen könnte, dass es auch ein Kino ist. Entspanntes Szenebeisl mit mediterran-orientalischer Küche und einem der besten Schinken-Käse-Toasts der Stadt, preiswert.

Top-Kino mit Top-Szenebeisl

Neubau nicht fehlen

FilmhausBar

7. Spittelberggasse 3 tägl. 30 Min. vor der ersten Vorstellung bis 23 Uhr Tel. 01/890 72 86 filmhaus.at Nachdem das Filmhaus Spittelberg vom Filmcasino übernommen wurde, erfuhr die Bar eine Aufwertung: Cocktails, Gin Tonics, Hipster-Limonaden und Empanadas.

Barerlebnis mit Retrogenuss

VIENNA

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GRÄTZEL

TEXT: FLORIAN HOLZER

GOLDENES WIENERHERZ PUR

HOLZ E R S

KULINARIK

Im Grätzel beim Rabenhof erlebt man eine Zeitreise

3. GASTHAUS BAUER Erdbergstraße 150 Mo–Fr 9.30–22 Uhr So 10–15 Uhr Tel. 01/714 31 26 gasthaus-bauer.com

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Hundert Jahre Rotes Wien. Hundert Jahre visionäre Planung einer lebenswerten Stadt für den modernen Menschen. Fast 100 Jahre Rabenhof, konkret 91 bzw. 94 Jahre, 50.000 Quadratmeter Fläche, 1.100 Wohnungen. Damit hat der Rabenhof mehr Einwohner als zahlreiche österreichische Gemeinden mit eigenem Bürgermeister und auf jeden Fall mehr Grünfäche als der ganze siebente Bezirk zusammen. Der Rabenhof vermittelt den Eindruck einer mittelalterlichen Stadt, und der Rabenhof hat das Rabenhof-Theater. Das ursprünglich ein Versammlungssaal war, dann ein Kino und seit der Renovierung 2008 ein Theater mit Schwerpunkt auf Kabarett und Kleinkunst ist. Was der Rabenhof leider gar nicht hat, ist so etwas wie ein zeitgenössisch-urbanes Lebensgefühl. Das gesamte Grätzel rund um die Rabenburg scheint in den frühen 70er-Jahren stehen geblieben zu sein. Craft Beer, Natural Wine, Espresso, Ramen-Shop, Sandwich-Theke, CBD-Laden, Fahrradwerkstatt, Künstlerateliers – Fehlanzeige, nie gehört. Gut, andererseits haben sich im Rabenhof-Grätzel Strukturen erhalten, wie es sie anderswo so nicht mehr gibt. Im unmittelbaren Umfeld finden sich etwa vier Gasthäuser, ein fünftes, das wunderbare Gasthaus Helm, sperrte leider zu (hoffentlich nicht endgültig!). Das Gasthaus SCHWABL gegenüber dem Straßenbahn-Museum zum Beispiel ist in den 53 Jahren seines Bestehens ein selbstbewusstes Grätzelgasthaus mit gutbürgerlicher Küche, saisonalen Spezialitäten, tollen Mittagsmenüs und fitter Weinkarte geworden. Geröstete Leber, Zwiebelrostbraten, faschierte Laberln und gebackene Hendlhaxerln nehmen die Leute hier besonders gern, erfährt man. Schräg gegenüber, im GASTHAUS BAUER, scheint die Zeit vor 30 Jahren stehen geblieben zu sein, dunkle Decke, Fliesenboden, alte Holzschank und ein äußerst herber Charme. Also eigentlich gar kein Charme. Wie lange es das Gasthaus schon gebe? „Seit ewig und drei Tog.“ Ob’s irgendwelche Spezialitäten gebe? „Schaun S’ auf die Kort’n.“ Goldenes Wienerherz pur.

Sonja Gerstorfer unter den Würsten der großartigen Fleischerei Baidinger

Oder südlich des Rabenhofs am Paulusplatz das GASTHAUS SAGMEISTER, das es stilistisch zumindest bis in die 80er schaffte, außerdem über eine Kegelbahn verfügt und über einen schattigen Schanigarten. Es gibt Spargel und natürlich Zwiebelrostbraten. Oder die PETRUS & PAULUS STUBEN in der nächsten Gasse, ein Gasthaus von fast schon Ehrfurcht einflößender Anmutung. Spezialität des Hauses: Zwiebelrostbraten, der Schanigarten in der Petrusgasse ist wunderschön. Und was es hier auch noch gibt, sind Fleischhauer. Nirgendwo sonst gibt es noch Fleischhauer, hier gleich zwei: den STANZL auf der Erdbergstraße, groß, hell, gut sortiert und mit reichlich selbst hergestellter Ware, und den BAIDINGER in der Baumgasse, klein, schräg, jeder ökonomischen Überlegung widersprechend und daher einfach nur großartig. Mit 15 hätte er sich überlegt, ob er weiter in die Schule gehen wolle oder nicht, die Antwort fiel negativ aus, weshalb er einfach bei seinem Vater anfing, „weil da brauchte ich mich nicht vorstellen“. Und weil sein Vater Fleischhauer war, ist es Philipp Baidinger auch, „aber jetzt macht’s mir richtig Spaß“. Leberkäse macht er ebenso selbst wie den (sehr guten) Beinschinken, Gulasch und Reisfleisch füllen er und seine Partnerin Sonja Gerstorfer in kleine Plastikbecher, jeden Montag gibt’s Grammeln, und seit Kurzem macht er auch die Käsekrainer selbst – eine „normale“ mit nur ein bisschen Cayenne-Pfeffer und eine „scharfe“, in die er Chilischoten vom Naschmarkt verarbeitet. Und alle verschiedenen Käse, die er halt gerade da hat. Die Strudeln und Kuchen sind auch selbst gemacht, „nach burgenländischem Rezept“, sagt Frau Gerstorfer stolz, in der Obstsaison gibt’s auch Marmelade. Und seit Juni ist leider trotzdem nur mehr am Vormittag offen.

3. GASTHAUS SAGMEISTER Schimmelgasse 11 Fr–Di 11–15, 18–22 Uhr Tel. 01/713 31 99 gasthaus-sagmeister.at 3. PETRUS & PAULUS STUBEN Paulusgasse 2, tägl. 11–22 Uhr Tel. 0664/101 93 23 3. FLEISCHHAUEREI STANZL Erdbergstraße 83 Mo–Do 7–13.30, 15.30–18.30, Fr 7–18.30, Sa 7–12 Uhr Tel. 01/713 31 30 stanzl-spezialitaeten.at 3. FLEISCHEREI BAIDINGER Baumgasse 16 Mo–Di, Do,Fr 7–12.30, 15.30–18.30, Mi 7–13, Sa 7–12 Uhr Tel. 01/713 11 90 members.chello.at/ philipp.baidinger

Fotos: Heribert Corn

3. GASTHAUS SCHWABL WIRT Erdbergstraße 111 Di–Sa 9–24 Uhr So 9–15.30 Uhr Tel. 01/713 52 29 schwabl.at


W U R S T S A L AT Im Rabenhof-Theater-Buffet steht Tanja Taborin, die Chefin, selbst an der Budel

Sri Gumpoldsberger ging übrigens nicht, wie angekündigt, in Pension, hat ihren wunderbaren, kleinen SRI-THAI-IMBISS nicht zugesperrt. Kinder unter 14 und Hunde dürfen nach wie vor nicht hinein, die strengen Gebote finden sich in den allgemeinen Geschäftsbedingungen. Es schmeckt halt sehr gut und sehr scharf. Das BARISTAS UNITED ist ein Kaffee-Schulungszentrum der Accademia del Caffe, die in der Schimmelgasse selbst röstet (obwohl ein anderer Name drüber steht), die hier ansässige Firma „Kaffeetschi“ gehörte früher dazu, jetzt nicht mehr, alles nicht so leicht. Das BUFFET IM RABENHOF-THEATER hat schon zwei Stunden vor Programmbeginn offen, es gibt Starobrno und sehr ordentliche Weine. Und im ehemaligen Rabenbeisl, einem seit 30 Jahren kaum veränderten Espresso in den Festungsmauern des Rabenhofs, das seit Kurzem RAVEN’S heißt, spielt das Radio „Country Roads“, der Stammgast singt mit.

3. SRI-THAI-IMBISS Baumgasse 18/1 Mo–So 18–21 Uhr Tel. 0676/707 92 96 sri-thai-imbiss.at 3. BARISTAS UNITED Hyegasse 3 Tel. 01/714 18 79 12 baristasunited.at 3. BUFFET IM RABENHOF-THEATER Rabengasse 3 zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn Tel. 01/712 82 82 rabenhoftheater.com 3. RAVEN’S Rabengasse 9 Tel. 01/712 23 26 Mo–Fr 9–24 Uhr Sa 10–24 Uhr So, Fei 10–22 Uhr

Die heilige Zweifaltigkeit von Spargel und Zwiebelrostbraten. Bei Petrus & Paulus

Die Kellnerin heißt Erni. Immer schon. Das Espresso Raven’s seit Kurzem

BEST OF VIENNA

E R H Ä LT L I C H B E I


KULINARIK

KOCHKURS

G RUNDKURS WIENERISCH Willst flaumig haben dein Püree, dann sage zum Pürierstab: Nee!

Herrscht im Neuen Jahr die Not, gibt’s Bohneneintopf mit Brot

Wir müssen etwas Ernstes besprechen: das Erdäpfelpüree. Warum, fragen Sie sich jetzt? Ist doch eh alles klar? Mitnichten! In letzter Zeit wurden immer mehr Köchinnen und Köche oder jene, die sich als solche verstehen, dabei beobachtet, wie sie den Erdäpfeln mit dem Pürierstab zu Leibe rückten. Bloß, weil der so heißt, macht er noch lange kein Erdäpfelpüree. Im Gegenteil: Der Pürierstab verwandelt jeden noch so mehligen Erdapfel gnadenlos in Kleister – also Finger weg davon! Gutes Erdäpfelpüree kommt weder aus dem Packerl noch aus dem Blender. Gutes Erdäpfelpüree macht man ganz altmodisch mit dem Stampfer oder der Kartoffelpresse. Und das geht so: Man koche mehlige Erdäpfel in Salzwasser gar, schäle sie und mache wie folgt weiter: Gekochte Erdäpfel mit dem Stampfer oder einer Gabel leicht zerdrücken oder eben durch die Kartoffelpresse quetschen. Dann so viel heiße Milch und reichlich weiche Butter untermengen, bis ein flaumiger Brei entsteht. Salzen, etwas Muskatnuss drüberreiben, und das wär’s dann eigentlich schon, denn auch zu viel rühren verkleistert den Brei, weil die Erdäpfel dann zu viel Stärke freisetzen. Wer es variantenreicher mag, der gibt einen ordentlichen Löffel Sauerrahm und gehackte Dille hinein. Auch gut ist eine Mischung aus Erdäpfelund Erbsenpüree, wobei man für Zweiteres getrost den Pürierstab heranziehen darf, den Blender ebenso. Am besten, man bereitet die beiden Pürees getrennt zu und vermischt sie dann im Verhältnis drei zu eins. Hervorragend ist auch eine Mischung mit Zellerpüree (auch der darf püriert werden.) Und die, die nichts zu verlieren haben, versuchen es mit Karotten. Alles geht. Außer eben Erdäpfel und der Pürierstab.

Es gibt Zeiten, da muss man den Gürtel enger schnallen. Die Motive sind meist zweierlei – Diät oder Geldnot; Spaß macht weder das eine noch das andere. Letzteres aber hindert einen wenigstens nicht daran zu völlern. Denn okay essen kann man auch mit wenig Geld. Wir treten den Beweis an und kochen ein Bohnengulasch für vier Personen, das knappe drei Euro kostet – die gepimpte Variante ist zugegebenermaßen besser, aber auch teurer und kommt bei schlechter Küchengrundausstattung (sprich: Öl, Knoblauch, Zwiebel, Suppenwürfel, Gewürze fehlen) auf rund acht bis zehn Euro. Wir legen mit der De-luxe-Variante los, indem wir eine Zwiebel und zwei Knoblauchzehen schälen und fein hacken, einen Paprika waschen, entkernen und in feine Streifen schneiden. Nun Zwiebel, Knoblauch und Paprika in einem Topf mit Öl anrösten. Etwa einen Esslöffel Tomatenmark einrühren, mit einem Liter Gemüsesuppe aufgießen und ein Lorbeerblatt dazugeben. Als Nächstes kommen ein Schuss Essig, eine Prise Majoran, ein gehackter Chili, ein Esslöffel Paprikapulver, Pfeffer und Salz dazu. Das Ganze etwa zehn Minuten köcheln lassen. Jetzt eine 800-Gramm-Dose weiße Bohnen, eine Dose Zuckermais und vier in daumengroße Stücke geschnittene Erdäpfel hineingeben und weitere 30 Minuten köcheln lassen. Zum Schluss einen Becher Rahm einrühren, das Lorbeerblatt entfernen. Die Drei-Euro-Variante geht im Grunde genauso, jedoch wird auf frischen Paprika, Suppenwürfel, Tomatenmark, Lorbeerblatt und Essig gepfiffen. Solange Zwiebel, Rahm und Paprikapulver nicht eingespart werden müssen, ist alles gut. Dazu gibt’s Brot. Gerne auch älter und im Ofen aufgebacken.

Die Rezepte sind im „FALTER“ in der Rubrik „Grundkurs Kochen“ bzw. auf falter.at unter „Wien, wie es kocht“ erschienen. Mehr Rezepte gibt es in den Büchern „Grundkurs Kochen“ und „Grundkurs Kochen Band 2“, die auf shop.falter.at und im stationären Handel erhältlich sind.

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BEST OF


yellow.at

Kreuzkümmel, Linse, Koriander finden beim Süppchen zueinander Kalt wird’s, also rufen wir den offiziellen Beginn der Suppensaison aus (klar, Suppen gehen ganzjährig, aber nie sind sie so gut wie im Winter)! Wir fangen mit einem Bauchwärmer aus Linsen an, den man je nach Vorliebe sowohl mit Roten als auch mit Belugalinsen zubereiten kann. Der Unterschied liegt im Geschmack – Rote Linsen zerkochen zu einem mehligen Brei, während Belugalinsen außen knackig bleiben. Das Rezept bleibt das Gleiche: Je eine klein gewürfelte Zwiebel und eine Knoblauchzehe in einem Topf in Olivenöl anbraten. Einen Paradeiser kurz in kochendes Wasser legen, die Haut abziehen, in Würfel schneiden und zu den Zwiebeln geben. Eine Tasse Linsen der Wahl dazugeben. Mit Gemüsesuppe aufgießen, etwas Tomatenmark hinzugeben. In einem Mörser Koriander- und Fenchelsamen und Kreuzkümmel zerstoßen und dazugeben. Einen frischen scharfen roten Thaichili fein schneiden und in die Suppe werfen. Kochen lassen, bis die Linsen den gewünschten Weichheitsgrad erreicht haben. Nun den Saft einer Zitrone und frisches, gehacktes Koriandergrün in die Suppe rühren. Fertig. Gut dazu machen sich selbst gemachte Chapati: Dazu verknetet man – je nach gewünschter Menge – ein paar Handvoll Mehl, eine Prise Salz und ein paar Tropfen Öl zu einem geschmeidigen, homogenen Teig. Vom Teig Kugeln abtrennen. Diese mit den Daumen in drehenden Bewegungen vom Zentrum Richtung Rand zu möglichst dünnen runden Fladen ziehen. Keinesfalls dicker als ein paar Millimeter! Eine nach der anderen in eine unbefettete, heiße Pfanne (am besten Gusseisen) legen. Sobald die Flade braun wird und sich aufbläht, wenden. Warm essen!

Hol den Weihnachtsmarkt ins Haus, back dir dein Langos selber aus! Kein Weihnachtsmarkt ohne den Geruch von Fett und Knoblauch. Wer das Langos als zu üppig ablehnt, dem sei gesagt: Feste muss man feiern, wie sie fallen, und Langos gehört nun einmal frittiert und mit Sauerrahm und Käse gegessen. Ein richtig gutes Langos geht so: In einem Topf 100 Milliliter Milch leicht erwärmen. Einen Würfel Germ in eine Schüssel geben, mit der lauwarmen Milch übergießen, zwei Esslöffel Zucker dazugeben und gut verrühren. Einen halben Kilo Mehl und zwei Teelöffel Salz hinzufügen und einen halben Liter lauwarmes Wasser dazugießen. Das Ganze zu einem glatten Teig verkneten. Dann die Schüssel mit einem Tuch zudecken und den Teig an einem warmen, dunklen Ort 40 Minuten gehen lassen. Währenddessen bereiten wir die Sauce vor: Einen Becher Sauerrahm in eine Schüssel geben und vier Knoblauchzehen fein durch eine Presse dazudrücken. Salzen und pfeffern, alles gut verrühren und eine gute Stunde ziehen lassen. Weiter geht’s mit dem Langos: In einer Pfanne einige Zentimeter hoch Öl erhitzen. Mit eingeölten Händen kleine Stücke des Teigs zu Kugeln formen und dann zu flachen Fladen ziehen. Am besten arbeitet man sich immer von der Mitte nach außen und lässt dabei den Fladen in den Händen kreisen. Wichtig ist, dass das Langos in der Mitte schön dünn ist – der Rand darf, wie bei der Pizza, ruhig ein bisschen dicker sein. Die Fladen in das heiße Öl legen und auf beiden Seiten goldbraun backen. Unbedingt auf einer Küchenrolle abtropfen lassen. Warm mit reichlich Knoblauchsauce garnieren und ordentlich Käse (am besten eignet sich reifer Gouda oder Cheddar) drüberreiben.

Schwarze Pute ohne viel Dings 11% Fettgehalt 100% Pute geräuchert Theke und SB-Regal

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FREIZEIT


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PORTRÄT

PIXEL IN ACRYL TEXT: MANUEL FRONHOFER FOTOS: CHRISTOPHER MAVRIC

Ob Leinwand oder Hauswand – der Wiener Künstler Perkup verarbeitet in unterschiedlichen Formaten und mit subtilem Humor Digitales zu Analogem Ein Paar weit aufgerissener Augen, die weiße Zahnreihe gut sichtbar im lachenden Mund – das Emoji, das uns von einem der Bilder Perkups entgegenstrahlt, zieht sofort den Blick auf sich. Erst dann richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Kontext, in dem es Paul Riedmüller, so der bürgerliche Name des 1989 in Graz geborenen und in Wien lebenden Künstlers, platziert hat: Die reduzierte, streng geometrische Illustration eines Mobiltelefons, einer Hand und eines traurigen Gesichts, das dem „happy face“ am Display zugewandt ist.

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Glücklich versus traurig, blauäugig versus abgeklärt, digital versus analog – es sind Gegensätze wie diese, die Perkup immer wieder in seinem Werk auftauchen lässt. Sei es, indem er geradezu klassisch anmutende Stillleben mit überdimensionalen Pixeln kontrastiert, ihnen auf der Leinwand die zusammengestauchte Illustration eines Cowboys gegenüberstellt, oder indem er eine Reihe von Holzobjekten, die in Größe und Form iPhones zum Verwechseln ähnlich sind, mit handgemalten Screens aus der Wetter- oder der Foto-App versieht.

„Der Humor in meinen Arbeiten ist eher subtil, nicht so überlustig“, erklärt Riedmüller. „Dieser zerdrückte Cowboy, das ist eine Ästhetik, die man von der Straße kennt, von Dönerläden oder Handyshops, wo irgendwelche Grafiken einfach in eine Fläche gezwängt werden, damit sie auf die Klebefolie passen. Ich finde es interessant, was die digitale Welt möglich macht oder was sie anstellt mit diesem ganzen Bildmaterial. Es passiert immer wieder, dass ich Dinge – etwa auch den Smiley – aus dem Digitalen übernehme, sie dann aber analog umsetze. Und um diese analoge Umsetzung geht es letzten Endes.“

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