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: KRISENMANAGEMENT

Hoffnung im Wintersemester

Wieder im Hörsaal: Mit Impfen, 3-G-Regel und ständigem Anpassen an die Infektionslage durchs Wintersemester

JOHANNES MÖRTH

Studienstart im Wintersemester 2021/22: Auf der einen Seite steht der Wunsch der Studierenden, Lehrenden und Forschenden nach einem normalen Hochschulbetrieb in größtmöglicher Präsenz. Auf der anderen Seite rollt gerade die vierte Infektionswelle des Coronavirus mit stark steigenden Infektionszahlen heran. „Die Universitäten und Hochschulen haben in den vergangenen 1,5 Jahren eindrucksvoll bewiesen, wie erfolgreich und verantwortungsvoll sie durch die Corona-Pandemie navigieren können. Deshalb gehe ich davon aus, dass sie das jetzt, wo es eine Corona-Impfung gibt, noch erfolgreicher schaffenwerden“, sagt Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion Wissenschaftsminiterium. Die Grundlage dafür biete das zweite Covid-19-Hochschulgesetz, das den Hochschulleitungen die flexibleAnwendung der 1-G-, 2-G- oder 3-G-Regelung einräumt. „Damit entscheiden sie selbst im Rahmen ihrer Autonomie, wie sie den Zugang zur Universität bzw. Hochschule an ihren Standorten gestalten wollen“, betont Pichl.

So steht es auch in dem Fünf-Punkte-Fahrplan, den das Ministerium anlässlich des Starts des Wintersemester vorgelegt hat. Es handelt sich um Empfehlungen, an denen sich die einzelnen Universitäten und Hochschulen orientieren können.

Und das tun sie durchaus, wie aus einer kürzlich durchgeführten Umfrage der Universitätenkonferenz an allen 22 öffentlichenUniversitäten hervorgeht. Sie zeigt, dass die Hälft der Universitäten im Wintersemester von Präsenzlehrveranstaltungen von mehr als neunzig Prozent ausgeht, darunter die WU Wien, die Universität Graz sowie insbesondere die Kunst- und Medizinuniversitäten. An den übrigen Universitäten beträgt der Anteil der geplanten Präsenzlehrveranstaltungen bis zu achtzig Prozent.

Durchwegs alle 22 öffentlichen Universitäten setzen derzeit auf die 3-G-Regel, wobei die Umsetzung von Uni zu Uni variiert. Die Kontrollen reichen von lückenloser bis zu stichprobenartiger Überprüfung.

An der TU Wien wurde eine Art „Grüner Pass“ entwickelt, der die Kontrolle von 3-G-Nachweis und Identität in einem Schritt ermöglicht. Zusätzlich zu den 3-G-Regeln empfiehltdie Mehrheit der Unis das Einhalten von Mindestabständen, an der TU Wien etwa bleibt in den Hörsälen jeder zweite Platz frei. Die Hälfteder Standorte schreibt außerdem derzeit eine Maskenpflichtin öffentlichenBereichen und auf Verkehrsflächenvor.

Am wichtigsten ist aber, dass alle öffentlichenUniversitäten Impfaktionen für ihre Studierenden und Lehrenden gestartet haben. Beispiele gibt es viele, allen voran die Impfstelle der TU Wien in Kooperation mit der Stadt Wien: www.tuwien.at/ tu-wien/corona/schutzimpfung-an-dertuw und https://coronavirus.wien.gv.at/ impfen-ohne-termin

Am Campus der Universität Klagenfurt bestehen am 1., 4. und 5. Oktober Impfmöglichkeiten für alle Studierenden und Beschäftigten: www.aau. at/corona In einer Gemeinschaftaktion bieten die steirischen Hochschulen eine „Fast Lane“ bei der Impfstraße in der Grazer Messe. Sie steht bis zum 11. Oktober zur Verfügung: www.steiermark-impft.at

Mit einer Rückkehr zu überwiegendem Distance Learning rechnen die Universitäten im Wintersemester 2021/22 übrigens nicht, wohl aber mit einem „Finetuning“ der Corona-Maßnahmen – je nach Infektionslage.

: DAS THEMA VON A BIS Z

Bildung in Zeiten von Corona: Das Glossar

JOCHEN STADLER

Aufmerksamkeitsforschung Weist seit Jahrzehnten darauf hin, dass darbietender Unterricht die Aufmerksamkeit der Zuhörenden nicht lange bindet. Das gilt für Fernunterricht noch viel mehr als bei Präsenzunterricht. Bildungspolitik Ist in Österreich von persönlichen Überzeugungen und ewigen Diskussionen geprägt. Chaos Konnte in Zeiten von Corona teils mehr, teils weniger durch Eigeninitiative vermieden werden. Constructive Alignment Didaktische Vorgehensweise, bei der man sich zuerst überlegt, welche Kompetenz man fördern will, dann, mit welcher Prüfungsform man die Lernziele abfragt, und schließlich, mit welchen Methoden man sie erreicht. Darbietender Unterricht Im Volksmund „Frontalunterricht“ genannt. Geschieht nach dem Motto: „Wenn alles schweigt und einer spricht, ist das Unterricht.“ Didaktik Die Wissenschaftdes Lehrens. Als Teil der Pädagogik gehört sie neben der Fachausbildung zur Lehrendenschulung. Allerdings klaffteine Kluftzwischen didaktisch besser ausgebildeten Pflichtchullehrenden und weniger didaktisch affine AHS-Vortragenden, die oftmehr auf Inhalte setzen als auf probate Vermittlung. Didaktische Laufbahn Gibt es für Lehrende nicht. Wenn sie bessere Didaktiker*innen werden, haben sie nichts davon. Karrierechancen finde sie nur in der Verwaltung.

Fernunterricht/Distance Lear-

ning Das Näherbringen von Kenntnissen und Fähigkeiten bei räumlicher Trennung von Lehrenden und Lernenden bei teils freier Zeiteinteilung. Föderalismus-Gap Die Covid19-Krise legte offen,dass das Bildungsministerium zwar schöne Konzepte machen kann, aber von den Bundesländern abhängig ist, was die Lehrendenschaftbetrifft,und von Gemeinden bei der Schulerhaltung. Viele Millionen Geräte für Schüler*innen sind nutzlos, wenn es in den Klassenräumen weder WLAN noch Internetanschluss gibt. Homeschooling Bildung der Kinder durch Eltern oder Privatlehrende zuhause. Funktionierte zum Beispiel bei Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Wolfgang von Goethe prima. Hybridunterricht Stellte sich in der Covid-19-Krise als die ineffizienteste und chaotischste Form des Unterrichts heraus. Erklärvideos Entwickelten sich im Fernunterricht zum Hit und werden wegen ihres Erfolges auch im Präsenzunterricht vermehrt zum Einsatz kommen. Eigeninitiative Der Grund, warum es in Österreich trotz aller Fehler im System viele gute Lehrende und oft sehr guten Unterricht gibt. Kompetenzorientierung Ist in Österreichs Bildungswesen in aller Munde, aber nur in wenigen Klassenräumen. Hier wird in Wirklichkeit viel klassische Vermittlung von Wissen statt Kompetenzen betrieben. Lerninhalte Wichtiger als der Lernstoffist im Unterricht, wie man ihn rüberbringt. Weniger ist hier oftmehr. Lernplattform Internet-Browserbasiertes System, das mit Kursmöglichkeiten, Chats, schwarzen Brettern, Quiz, Stundenplänen und Aufgabenwerkzeugen digitalen Fernunterricht ermöglicht. In Österreich gibt es trotz der durch die Covid-19-Krise erzwungenen Haus- und Hybridunterrichts-Phasen keine einheitliche Lernplattform, was Expert*innen unerhört finden Pädagogik Die Wissenschaft,wie man Bildung vermittelt. Papierstapel Im von Covid-19 erzwungenen Hausunterricht war es vor allem bei den jüngeren Schüler*innen gang und gäbe, dass die Eltern stapelweise Übungszettel für ihre Sprösslinge von den Schulen abholten. Präsenzunterricht Bindet Lehrende und ihre Schülerinnen und Schüler an einen Ort. Schulautonomie Brachte den oft wenig internetaffine Direktor*innen in der Covid-19-Krise Stress, weil sie nicht auf eine einheitliche Lernplattform und digitale Formate zurückgreifen konnten, sondern alles einzeln heraussuchen und auf Tauglichkeit prüfen mussten. Schulpflicht Gibt es in Österreich nicht. Hierzulande wurde von Kaiserin Maria Theresia anno 1774 „nur“ eine Unterrichtspflichteingeführt. Sie hätte sonst wohl die anderen Adeligen vergrämt, die ihre Kinder am Hofe und nicht in gewöhnlichen Schulen erzogen wissen wollten. Stundenplan Steht einer modernen Pädagogik ziemlich im Weg und sollte durch Fächerblöcke, Projekttage und Pausen zum Erarbeiten der Lerninhalte ersetzt werden.

Umgedrehter Unterricht/Flipped

Classroom Dabei wird nicht in der Schule gepaukt und zuhause das Gelernte in Hausaufgaben umgesetzt, sondern die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich ihre Lerninhalte zuhause selbst und wenden sie dann im Unterricht an.

Lisi, 5 „Wenn ich erwachsen bin, will ich Künstlerin sein und den ganzen Tag Bilder malen. Von der Schule wünsche ich mir, dass ich dort Englisch und Russisch lerne, dass ich gute Noten bekomme und viele Freunde finde. Und überall an den Wänden sollen von Schulkindern gemalte Bilder hängen.“

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