L ust auf Wien
E ine E ntdeckungsreise durch Margareten
Herausgegeben von Elke Sommer und Stefan M. Gergely
Herausgeber
Elke Sommer, Stefan M. Gergely
Konzept
Stefan M. Gergely, Christian Klasan, Siegmar Schlager, Christian Zillner
Chefredaktion
Elke Sommer, Christian Zillner
Texte
Barbara Duras, Nicole Edlinger, Florian Holzer, Matthias Köb, Stefanie Platzgummer, Elke Sommer
Fotoredaktion Ioulia Kondratovitch
Fotos
Lukas Ilgner, Melanie Schneider, Karin Wasner
Fotos am Cover
Lukas Ilgner, Karin Wasner, Stefan Gergely
Bildnachweis weitere Fotos
Art Hotel Vienna (S. 144 links unten)
Bavaria Luftbild (S. 46 links oben)
Brigitte Friedrich (S. 28)
First Look/picturedesk.com (S. 19)
Gerhard Friedrich Kunz (S. 6 links unten, S. 38 links, S. 52 rechts oben, S. 62 rechts oben)
Gerhard Wasserbauer (S. 21 links unten)
Hubert Dimko (S. 15 links unten, S. 36 unten, S. 52 links u. rechts unten, S. 56, S. 62 rechts unten, S. 68)
Hugo Radschiener (S. 64 links oben)
Ioulia Kondratovitch (S. 138 oben)
John Harris Fitness (S. 42 links unten)
Katharina Gossow (S. 131 oben, S. 132 oben)
Marianne Greber (S. 13 links unten)
Markus Sauschlager/Christian Klasan (S. 46 links unten)
Martin Vukovits/Verlagsgruppe News/ picturedesk.com (S. 18 Mitte unten)
Österreichische Nationalbibliothek/ picturedesk.com (S. 18 links unten)
Österreichisches Theatermuseum/Imagno/ picturedesk.com (S. 18 rechts unten)
Paul Ott (S. 40 rechts unten)
Reemotion Hairdesign (S. 128 rechts)
Stefan Gergely (S. 6 links oben, S. 46 rechts oben u. rechts unten, S. 62 links unten, S. 118 links oben)
Stefan Grünbeck (S. 108 links oben u. unten, rechts oben)
Thum Schinken Manufaktur (S. 102 oben)
Ulrich Schnarr/APA-Archiv/ picturedesk.com (S. 18 links oben)
Ursula Röhnert/SZ-Photo/ picturedesk.com (S. 18 rechts oben)
Grafik und Layout Benjamin Buchegger
Karten Benjamin Buchegger
Lektorat Ewald Schreiber
Produktion Daniel Greco
Printed in EU ISBN 978-3-85439-484-6
© Falter Verlagsgesellschaft m.b.H. 1011 Wien, Marc-Aurel-Straße 9 T: +43/1/536 60-0, F: +43/1/536 60-912 E: bv@falter.at
Bestellungen an service@falter.at
Bookshop www.faltershop.at
1. Auflage: 2012
Alle Rechte vorbehalten.
Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollstän digkeit. Redaktionsschluss: 31. 7. 2012. Obwohl wir versucht haben, so gründlich wie möglich zu sein, können wir Fehler sowie Änderungen bei aktuellen Angaben wie Adressen oder Telefonnummern etc. nicht ausschließen. Wir ersuchen um Verständnis und sind für Hinweise dankbar.
Lust auf Margareten Vorwort
Haben Sie Lust auf Margareten? Wir sind davon überzeugt, dass der fünfte Wiener Bezirk so einzigartig ist, dass man darüber ein Buch schreiben muss.
Wer ihn einmal erlebt hat, seine Bewohner, Kaufleute, Wirte und Handwerker, seine Beiseln, Gärten, Biedermeierhäuser und Gemeindebauten, seine lauten und weniger lauten Plätze und nicht zuletzt seine dichte Szene an kreativen jungen Menschen, wird gerne wieder kommen. Der Fünfte, mitten in Wien, ist bunt und sympathisch, immer in Bewegung und dabei traditionsreich, urban und doch ein gutes Stück Dorf mitten in der Großstadt. So mögen wir ihn, wir, die hier leben. Und so lieben ihn auch andere – sie lassen wir in diesem Buch zu Wort kommen.
Fünfzig Menschen, von der prominenten Schauspielerin bis zum bekannten TV-Moderator, outen sich als überzeugte Margaretner, geben Geheimtipps in ihrem Grätzel preis und zeigen ihren ganz persönlichen Blick auf Margareten. Einige von ihnen führen Sie zu den liebenswertesten, spannendsten, schönsten und skurrilsten Orten im Bezirk. Ein Buch hat nie genügend Seiten, so können wir Ihnen auch nur eine Auswahl aus der Fülle Margaretens bieten. Bei Weitem nicht alle und alles konnten genannt werden – aber das macht Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auch zum Entdecker. Kommen Sie nach Margareten und erfahren Sie das Vergnügen, in diesem vielfältigen Bezirk Ihren eigenen Geheimtipp zu entdecken.
Sommer und Stefan M. Gergely Elke3 Lust auf Margareten Vorwort
6 Der fünfte Bezirk in Bildern 18 Weltberühmt in Margareten Bekannte Persönlichkeiten, die hier groß geworden sind 20 Eine Menüfolge
Wie sich der Fünfte kulinarisch entwickelt hat 22 Hochburg für Kreative
In Margareten entstehen Filme, Werbung und innovative Web-Lösungen. Ein Blick auf den Bezirk der Ideen 28 Friederike Mayröcker, Schriftstellerin Margareten ist Heimat 30 Margareten Mehr als sieben Grätzel
56 ElisabethAuer, TV-Sportmoderatorin, zu Gast im Café Cuadro Ein kleines Wiener Frühstück
58 Gerhard Pogats, Vega Nova Das ganze Leben ist Bewegung
60 Eva Schärer-Schneider, Bildhauerin
Kunst im Gastgarten
62 Michael Gigerl, TV-Sportkommentator, zu Gast im Gergely’s Lust auf Steak
64 Hugo Radschiener, Trident Travel Reisen und die Welt entdecken
66 Alexandra Filla, Puppenspielerin, in der Trattoria Margareta Pizza, Pasta und der Pezi 68 László Varvasovszky, Kinderbuchautor, wohnt im Schlossquadrat Inspirierende Umgebung
GRÄTZEL
2
GRÄTZEL 2
GRÄTZEL 1
GRÄTZEL 1
Rund um den Margaretenplatz 32 Ruth Brauer-Kvam, Schauspielerin Wohnen mit Dorfcharakter 34 Spaziergang durch das Grätzel Mitten im Zentrum 40 Bernd Schlacher und Tom Sampl, Motto Bar - Restaurant Frisch und anders 42 Roland Linz, Fußballprofi, trainiert im John Harris Fitness Margaretenbad Schwitzen mit den Stars 44 Gertrude Klaric, Midinette Dessous Eine kleine Welt der Wunder 46 Stefan Gergely, Rudolf Kirschenhofer und Jürgen Geyer, Schlossquadrat Ein gar nicht alltägliches Trio 48 Susanne Schaefer-Wiery, Filmcasino
Ein Ort für Kinoträume 50 Roland Mader, Psychiater Glück liegt im Genießen
52 Harry Kopietz, Erster Präsident des Wiener Landtages, zu Gast im Silberwirt Kracherl am Stammtisch 54 Alexander Horwath, Direktor des Filmmuseums Brennend für den Film
zur Wienzeile
Von der Kettenbrückengasse zur Wienzeile
70 Fabian Eder, Filmemacher, und Katharina Stemberger, Schauspielerin Ideen, die gen Himmel ranken 72 Spaziergang durch das Grätzel An der Nahtstelle zwischen Dorf und Stadt 78 Christoph Feurstein, TV-Moderator Mitten in der Stadt ganz privat 80 Werner Pranz, Intercoiffeur Pranz Haarkünstler mit Gespür 82 Michel-Alexander Atietalla, Restaurant Horvath Aus Liebe zum Lokal 84 Christoph Grassmugg, gagster comedy ag Da rennt der Schmäh 86 Robert Brandhofer, Pub Klemo Weingenuss, im Glas oder flaschenweise 88 Christine Pötzlberger und Dietmar Grießer, teamdesign Küche & Bad Kochen mit Genuss 90 Gerhard Schrenk, Wohnstudio Schrenk Tiefer Schlaf in sanften Wellen 92 Georg Kopetz, TTTech Weltweit sicher vernetzt
94 Angela Metzner, Messingbeschläge Weidner
Es ist nicht alles Gold 95 Viktor Majer, Autoteile Majer
Viertausend Teile fürs Auto
GRÄTZEL 3
Zwischen Pilgramgasse und Reinprechtsdorfer Straße
und Reinprechtsdorfer Straße
96 Roman Scheidl, Künstler Ich gehör’ hierher 98 Spaziergang durch das Grätzel Junge Szene im Kommen
104 Erich Bernard, Markus Kaplan, Johann Moser und Daniela Walten, BWM Architekten und Partner Die Stadt gestalten 106 Beate Wagner, Künstlerin Kunst im Fluss 108 Stefan Grünbeck, Grünbeck Einrichtungen Design für Lebensräume 110 Julia Cencig, Schauspielerin Margareten ist Familientradition 112 Helene Wanne, Arena Bar Im roten Licht der Fünfziger
GRÄTZEL 4
Zwischen Arbeitergasse und Vogelsanggasse
114 Matthias Mamedof, Schauspieler Absolutes Upgrade 116 Spaziergang durch das Grätzel Handwerker und Spezialisten bei der Arbeit 122 Silvia Schauer und Mario Rieder, VHS polycollege Bildung, ganz praktisch 124 Stefan J. Hutschinski, Autohaus John Mehr als 5 PS für den Bezirk
GRÄTZEL 5
Entlang der Wiedner Hauptstraße
126 Miriam Hie, TV-Moderatorin Endlich angekommen
128 Spaziergang durch das Grätzel Kirchen, Kunst und Kulinarik
134 Thomas Menzl, Manager des Handballclubs Fivers Feuer für die „Fünfer”
GRÄTZEL 6
GRÄTZEL 6
Zwischen Siebenbrunnenplatz und Margaretengürtel
Zwischen Siebenbrunnenplatz und Margaretengürtel
136 Martin Pieper, Radiojournalist Radio, Musik und Margareten 138 Spaziergang durch das Grätzel Im Viertel der Gemeindebauten
144 Jutta Moser, Art Hotel Vienna Stadthotel mit Kunstgenuss 146 Patrick Pulsinger, Musiker und Produzent Irgendwo im Hinterhof
GRÄTZEL 7
Rund um den Hundsturm
GRÄTZEL 7 Rund um den Hundsturm
148 Andrea Händler, Kabarettistin Verspießern im Fünften 150 Spaziergang durch das Grätzel Charme und Subkultur-Flair 156 Elisabeth Eschwé, Leiterin der Musikschule Margareten In höchsten Tönen
158 Heinrich Weihs, Hörgeräte Ing-Weihs Immer offene Ohren 160 Simone Springer und Yuji Mizobuchi, Schuhdesigner rosa mosa Schuhwerk für die Welt 162 Wolfgang Strohmeier, Autohaus Strohmeier Volles Service rund ums Auto 164 Selina de Beauclair, Fotografin Künstlerin im Gemeindebau
166 DER SPION IM BRUNO-KREISKY-PARK Ein Margaretenkrimi von Edith Kneifl
172 REGISTER
Blicke auf Margareten
Ein Spaziergang durch den fünften Bezirk in Bildern
Schöne Gastgärten wie der des Silberwirts im Schlossquadrat laden zum Genießen ein.
In einer sanften Kurve schmiegt sich der Wienfluss an Margareten. Er bildet die Grenze zwischen dem fünften und sechsten Bezirk.
In Designläden und liebevoll gestalteten Geschäften gibt es viele Besonderheiten zu entdecken.
Die Reinprechtsdorfer Straße (rechts) bildet eine wichtige Achse in Margareten. Ein Zentrum des Bezirks ist der Siebenbrunnenplatz (unten).
An der Fassade des Bezirksamts ranken sich Pflanzen empor.
An der „Ringstraße des Proletariats”, dem Margaretengürtel, befinden sich viele klassische Gemeindebauten. Die Innenhöfe des Matteotti-Hofs sind parkähnlich begrünt.
Die roten Hängematten im Bruno-Kreisky-Park waren als temporäre Kunstinstallation geplant; inzwischen sind sie eine beliebte Dauereinrichtung geworden.
In Margareten wird alte Wirtshauskultur noch gelebt.
Im Bild: die Schank der 3 Buchteln in der Wehrgasse.
Folgende Seite: Hinter Türen und Mauern sind viele romantische Innenhöfe versteckt. →
Im Hof des Wohnhauses in der Schlossgasse 15 steht ein über 200 Jahre alter Maulbeerbaum. Kaiserin Maria Theresia ließ ihn und viele andere für den Aufbau einer Seidenverarbeitung rund um Schloss Margareten pflanzen.
Genussvolles Detail, aufgenom men im Gasthaus Woracziczky in der Spengergasse.
Das Motto in der Schönbrunner Straße zieht schicke Nachtschwärmer seit Jahrzehnten nach Margareten.Zu kosten gibt es in Margareten viel, beispielsweise bäuerliche Produkte bei Helene in der Kettenbrückengasse (oben) oder kreative Wirtshausküche in der Weinschenke in der Franzensgasse (rechts).
Der Hundsturm ist ein hübsch angelegter Platz mit Grünflächen und Kinderspielplätzen. Diese Gegend beginnt sich zu einem neuen Grätzel zu entwickeln.
Das Gebäude der Magistratsabteilung 48 am Margaretengürtel. An seiner Fassade grünt und blüht es üppig.
Der Rüdigerhof ist ein Juwel aus der Zeit des Jugendstils und eines der architektonischen Wahrzeichen Margaretens.
In Margareten lässt sich das Leben lustvoll genießen. Die Trattoria Margareta (oben) bringt italienisches Flair ins Schlossquadrat.
Genuss für Raucher in einer gut sortierten Margaretner Trafik.
Folgende Seite: der Margaretenplatz, das genussvolle Zentrum des Fünften. →
Weltberühmt aus Margareten Bekannte Persönlichkeiten, die hier groß geworden sind
B RU NO K RE IS KY → (1911–1990), von 1970 bis 1983 sozialdemokratischer Bundeskanzler der Republik Österreich, geboren in der Schönbrunner Straße 122.
M ARGARETE
S CH ÜTTE-L IHO TZ KY → (1897–2000), Architektin und NS-Widerstandskämpferin, geboren in der Blechturmgasse, lebte später in der Hamburgerstraße 14 und Franzensgasse 16.
ERN ST AR NO L D ↑ (1892–1962), Wienerlied-Sänger, Librettist und Komponist, lebte zuletzt im Rüdigerhof in der Hamburgerstraße 20.
ERN ST H IN TER B ERGER ↑ (1931–2012), Schriftsteller und Drehbuchautor, schrieb u. a. „Ein echter Wiener geht nicht unter” und „Kaisermühlen Blues”, lebte bis zu seinem Tod im Gemeindebau am Margaretengürtel 122–124.
HANS MO SER → (1880–1964), Volksschauspieler und Filmdarsteller, geboren als Johann Julier in der Rechten Wienzeile 93, wo er auch aufwuchs.
(1957–1998), Austropopstar, wuchs als Hans Hölzel in der Ziegelofengasse 26 auf, lebte später über dem Alten Fassl in der Ziegelofengasse 37, wo er seinen Welthit „Der Kommissar” schrieb.
Margareten, eine Menüfolge
Wie sich der Fünfte kulinarisch entwickelt hat. Von Florian Holzer
Es heißt ja, Wien sei anders. Schon, nur eigentlich ist sogar jeder Bezirk anders, und jedes Grätzel erst recht. Überall unterschiedliche Bevölkerungsstrukturen, soziografische Dynamiken, Geschichten und Traditionen, Nachbarschaften und Wechselwirkungen. Dennoch darf – zumindest in gastronomiehistorischer Hinsicht – Margareten als ei nigermaßen archetypisch r ganz Wien gelten. Wie sich die Gastronomie hier in den letzten 25 Jahren entwickelte – von den Pionieren ausgehend über ein zartes Erblühen einer Beisel-Landscha in den 90er Jahren, eine Diversifizierung, Erscheinen von Ethno-Küchen und schließlich Etablierung bis hin zu einer neuen, jungen und unkonventionellen Lokal-Szene der letzten Jahre –, kann man als modellha gelten lassen.
Am Anfang war der Silberwirt (Schlossgasse 21), seit Menschengedenken am Ort, der traumha e Gastgarten lockte ein breites Publikum, seine unangepasste Urtümlichkeit machte ihn zum Kult. Und die Bunte Kuh (Zentagasse 20), Szenelokal-Urgestein, und natürlich das Brauneis (heute am selben Ort: das Café Restaurant Horvath, Hamburger straße 2), unverzichtbare Versorgungsstelle und wich
Traditionelle Wiener Wirtshauskultur in zeitgemäßer Form bietet das Haas-Beisl, nach über siebzig Jahren in Familienbesitz neu übernommen.
tigste Bühne der Flohmarkt-Community, ebenso wie das Bohemien-Dorado Rüdigerhof (Hamburgerstraße 20). Den bürgerlichen Gegenpol fand man damals im Schwarzen Adler (Schönbrunner Straße 40), wo seit Erfindung der selben stetig an der sogenannten „verfeinerten Boden ständigkeit“ gefeilt wurde, und wenn’s Nacht wurde, gab es in Wien ohnehin nur mehr einen wirklich guten Platz, das Motto (Schönbrunner Straße 30). Das gastronomische Angebot des damaligen Wien – wir sprechen von den späten 70ern bis Ende der 80er Jahre – war vom heutigen Gesichtspunkt aus unvorstellbar schmal, das waren die Orte, die aus dem grauen Meer der Konventionalität und der Tradition hervorragten.
Das änderte sich in den 90er Jahren dramatisch, Wiens Beisel-Szene explodierte rmlich, Neueröffnungen gab es quasi täglich, Konzepte, Ideen sonder Zahl, das golde ne Zeitalter. Das Publikum wurde mutig, neugierig und genießerisch, Ethno-Lokale jenseits der Pizzeria und des Acht-Schätze-Chinesen konnten sich etablieren, auch und besonders in Margareten: mit der Thai-Kitchen (Schönbrun ner Straße 23) etwa, einem der sehr frühen Lokale Wiens mit Thai-Küche, mit der Casa do Manuel, Wiens einzigem Portugiesen (der ein paar Häuser weiter im Senhor Vinho, Schwarzhorngasse 8, einen würdigen Nachfolger fand) und mit den 3 Buchteln (Wehrgasse 9), einem der ganz wenigen Lokale der Stadt, das sich explizit mit der böhmi schen Kulinarik – nachweislich eine der Grundsäulen der Wiener Küche – befasste. Und da ging es dann los: Mit der Schlossgasse 21 (heute das Gergely’s) wurde 1990 nicht nur ein r Wien komple neuer Lokal-Typ geschaffen – junges Design in altem Gemäuer, kreativ aufgepeppte Speisekarte quer durch alle Weltküchen, höchste Wein- und Schnapskultur, traumha er Gastgarten –, sondern eine Initialzündung gesetzt. Margareten rückte in den gastronomischen Mi elpunkt, gleichberechtigt mit den anderen damali gen Szene-Grätzeln der Innenstadt, am Spi elberg oder im Freihausviertel. Das urige Gasthaus Zum Alten Fassl (Ziegelofengasse 37) etwa erfand sich neu, mit dem Green
Cottage (Ke enbrückengasse 3) siedelte sich plötzlich chinesische Hochgastronomie an, das Bevanda (heute am selben Ort: das ON, Wehrgasse 8) thematisierte Fisch und Meeresfrüchte, die bisher eigentlich nur steifen CityLokalen und wohlhabendem Publikum vorbehalten wa ren. Und rund um das Lokal Schlossgasse 21 entstand Stück r Stück das sogenannte Schlossquadrat, nicht nur geografisch zentraler Pulsgeber der Margaretner Lokalszene: das eher amerikanisch positionierte Cuadro (Margaretenstraße 77) mit den Themen Kaffee und Burger, der neu über nommene und ins Neo-Wienerische platzierte Silberwirt und zuletzt die Trattoria Margareta (Margaretenplatz 2) mit eigenen Kräuterkulturen im Hinterhof.
Heute zählt Margareten zu den lebendigsten gastronomi schen Winkeln Wiens, das Spektrum ist beachtlich. Der Bogen allein der in den vergangenen Jahren hier neu eröffneten oder übernommenen Lokale reicht von alternativavantgardistischen Lokal-Konzepten wie der Weinschenke (Franzensgasse 11), der Bar Tabacchi (Ramperstorffergasse 61) und dem werkzeugH (Schönbrunner Straße 61) über unkonventionelle Wein-Kompetenzzentren wie dem Pub Klemo (Margaretenstraße 61), Wiens innovativstem China-Restaurant ON, Wiens einzigem Smørrebröd-Lokal Skaen (Margaretenstraße 56) bis zu den Ausformungen einer neuen, zeitgemäßen Wirtshaus-Kultur etwa im Woracziczky (Spengergasse 52) oder im neu übernomme nen Haas-Beisl (Margaretenstraße 74). Den Überblick kann man hier mi lerweile schon recht leicht verlieren. Aber die Wahrscheinlichkeit, in Margareten ein wirklich gutes Essen zu bekommen, ist groß. Sehr groß.
Hochburg für Kreative
In Margareten entstehen Filme, Werbung und innovative
Web-Lösungen. Ein Blick auf den Bezirk der Ideen. Von Nicole Edlinger
Hinter Tür Nr. 18 verbirgt sich eine zweigeschoßige Woh nung mit Ateliercharakter, 150 m2 groß, der Hingucker: die gusseiserne Wendeltreppe. Nr. 23 beheimatet eine ro mantische Altbauwohnung, die auch als Büro verwendet werden kann. Vom dri en Stock aus blickt man auf den wunderschönen Backsteinbau im Innenhof. Oder doch lieber das Lo hinter Tür Nr. 31, das über eine Holzterrasse ver gt und auch gerne wie ein Maleratelier wirkt? Über das Flachdach kann sehr einfach eine Verfolgungsjagd gestartet werden oder auf ihm ein Hubschrauber landen, je nach Drehbuch. Die Nr. 18 kann Michael Haneke empfehlen, der mit „Das weiße Band“ hier Station machte. Die 33 Locations auf 3.300 Quadratmetern, von denen hier die Rede ist, gehören alle zum Filmquartier, das sich in der Schönbrunner Straße 31 niedergelassen hat. Die Räum lichkeiten werden tage- oder stundenweise vermietet, je nach Bedarf. Zusätzlich befinden sich im hauseigenen
Fundus 33.000 Requisiten. Die Idee hinter der kompri mierten Filmlocation: die großen Einsparungsmöglichkeiten, die sich durch den Wegfall des Motivwechsels ergeben. So eröffnet sich hier ein Wunderland verschiedener Stile, Dächer und Stiegenhäuser, Ateliers und Büros, Lo s und Wohnungen, Beton und Wiese.
Margareten ist Leinwand „1050 ist Leinwand!“ hieß es 2009 bei einem cineastischen Schwerpunkt im Bezirk, der die schöne Filmkunst feierte: in Workshops und Ausstellungen, in Filmnächten und mit einem eigenen Filmpreis. Margareten ist wirklich Lein wand, wie nicht zuletzt das Filmquartier beweist. Dass es im Fün en auch eine Leinwand gibt, hat lange Tradi tion. Bereits 1911 beheimatete die Margaretenstraße 78 ein „Kinematographentheater“, das heutige Filmcasino. Auch aufgrund seiner ambitionierten Programmierung ist es
Das Filmquartier in der Schönbrunner Straße 31 beherbergt 33 Locations auf 3.300 m2. In den unterschiedlichen Räumlichkeiten wurden und werden zahlreiche Filme gedreht.
aus der Wiener Filmlandscha nicht mehr wegzudenken. Darüber hat der Kino-Betreiber sein Zuhause: der polyfilm Verleih, gegründet in den 1980ern und inzwischen einer der größten österreichischen Filmverleiher. Die Tochter des Wiener Volksbildungsvereins ist auf Arthouse spezialisiert, ist unter anderem die österreichische Verleihheimat von Wong Kar-wai, zum Großteil auch von Lars von Trier und Wim Wenders, hat Filme wie die Berlinale-Gewinner „Gegen die Wand“ von Fatih Akin oder „Alle anderen“ von Maren Ade im Repertoire – oder heimische Produktionen wie „Spiele Leben“ mit Birgit Minichmayr und Barbara Alberts „Nordrand“, der Nina Prolls Durchbruch markiert. Mirjam Ungers berührende, bei der Diagonale ausgezeichnete Doku „Vienna’s Lost Daughters“ und „Li le Alien“ von Nina Kusturica wurden nicht nur über den in Margareten ansässigen Verleih in die österreichische Kinolandscha geschickt, sondern auch in Margareten produziert. Die aus Bosnien stammende Regisseurin, Cu erin und Produzentin Nina Kusturica hat sich in der Hofgasse 4 niedergelassen. Dort ist ihre Produktionsfirma Mobilefilm, die sie 2003 gemeinsam mit Eva Testor gegründet hat, behei matet. Margareten ist also die Geburtsstä e von Filmen
wie „Li le Alien“, der unter anderem mit dem Outstanding Artist Award des BMUKK verziert wurde, in der Sparte „Interkultureller Dialog“. Es ist ein Film über minderjährige Flüchtlinge, die in Europa auf sich allein gestellt sind. Mit der filmischen Arbeit ist es r Kusturica längst nicht getan: Sie ging mit dem Film auf Tour und wollte vor allem Schülerinnen und Schüler erreichen. Mobilefilm will Ge schichten auf spezielle Art erzählen, im Moment ist eine solche Geschichte etwa Mirjam Ungers Musikerinnenfilm „Oh Yeah, She Performs“. Ein paar Häuser weiter, bei Filmemacher Johannes Hammel in der Schönbrunner Straße 14A, gestaltet sich das ähn lich: Der gebürtige Schweizer, der seit 1986 in Wien lebt und arbeitet, entwickelt und produziert mit hammelfilm formal wie inhaltlich unkonventionelle Projekte. Seine experimentellen Kurzfilme wie „Die Badenden“ hren den Mitbegründer von „Navigator Film“ auf Festival-Tour: von der Viennale bis zur EXPO New York, von den Festivals in Ro erdam bis Toronto. Seine filmischen Arbeiten (wie „Die schwarze Sonne“) denken jenseits von Raum und Zeit. So ähnlich könnte man von Friendly Fire sprechen: Die erstklassigen Visualisierungskünstler von „3DConcepthouse“, die mit der Adresse Margaretenstraße 41 bereits im vierten Bezirk zu Hause sind, peppen Werbespots auf schwindel erregende Art und Weise auf und verliehen Streifen wie „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ mit Moritz Bleibtreu oder der Glavinic-Verfilmung „Wie man leben soll“ ihre visuellen Effekte.
Überhaupt scheint im Kreativen alles im Bezirk oder im nahen Umkreis zu bleiben: Literat Thomas Glavinic ist auch im 5. Bezirk beheimatet. Ebenso wie der stadtbe kannte Lorenz „eSeL” Seidler, der von der Schönbrunner Straße 65 aus und via Online-Pla form .esel.at Wien-Benutzer durch das aktuelle Kunst-Veranstaltungs programm leitet. Oder die Agentur Hoanzl (Arbeitergasse 7), bei der Josef Hader sowie Stermann und Grissemann unter Vertrag sind, und die auch Österreichs größter DVD-Produzenten ist. Unter anderem wird die Reihe „Der österreichische Film / Edition Der Standard“ produziert.
Stefan Bachleitner, Leiter der PR-Agentur Skills Group (rechts), und sein Kollege Ralph Luger bei einer Besprechung.Neues Material – beziehungsweise das Handwerk, das r die Produktion neuen Materials notwendig ist, wird ein paar Meter weiter erlernt, sowohl stadtein- als auch stadt auswärts: Das Filmcollege (Johannagasse 2) bildet die einzi ge Alternative zur Filmakademie, zu den Lehrenden zählen heimische Filmgrößen wie Autorenfilmer Arash T. Riahi („Ein Augenblick Freiheit“) und das vielfach preisgekrön te Kamera-As Martin Gschlacht („Atmen“, „Revanche“). In der Gartengasse 5/II, in der Schule Friedl Kubelka, ist nicht nur seit Jahrzehnten die künstlerische Fotografie zu Hau se. Vor einigen Jahren hat man sich hier auch dem „unab hängigen Film“ zugewandt.
Mehr als Werbung
Dazwischen liegen unzählige Kreativ-Agenturen wie PMFilm (Ziegelofengasse 29), die Imagefilme und Werbe
spots r Kunden wie Vöslauer und kika herstellen, oder die Mediengesellschaft Filmproduktion (Rüdigergasse 10), die ein breites Portfolio hat: Imagefilme und Werbespots (u. a. r Nikon), Corporate TV und TV-Magazin-Produk tion (wie Xpress TV), Präsentationen und Zuspieler. Hinzu kommen Räumlichkeiten wie ein Film- und Fotostudio und eine HD-Editsuite r die Postproduction. Ein paar Türen weiter, in der Rüdigergasse 19, sitzt die Webagentur Stebio, die der richtige Ansprechpartner in Sachen Internetdienst leistungen ist, Content-Management-Systeme sind das gro ße Steckenpferd. In der Schlossgasse 10–12, bei e-dialog, werden keine Websites gebaut, sondern optimiert: r Suchmaschinen und Webanalyse.
Werbung, die in Margareten entsteht, ist nicht gleich Wer bung. Wenn der selbstständige Filmproduzent, Drehbuch autor und Regisseur Daniel M. Dennhof, in der Embelgasse 2–8 zu finden, von den edlen Fago -Rohrblä chen von Best Reeds erzählt, dann hat das einen besonderen Drive. Und Twist. – Was natürlich auch r die Web-Serie „Blind Story“ gilt, die der erst 28-jährige Alleskönner in Sachen Film produziert: Jede Episode ist von einem anderen Autor geschrieben, so kann die Storyline nicht gerade als vorher sehbar bezeichnet werden. Übrigens: Daniel M. Dennhof kommt bis dato ganz ohne private Förderer oder Unterstüt zung öffentlicher Stellen aus, um in beruflicher Hinsicht groß zu werden.
In Margareten lässt sich kreatives Name-Dropping betrei ben: Hier ist Billas Hausverstand zu Hause, in Margareten
wird „Herbert“ davon überzeugt, Actimel zu trinken. In Margareten wird gefragt, ob ich der Herold bin, und fest gestellt: „Ich bin doch nicht blöd!“ (wie im Media Markt), um nur ein paar Kunden zu nennen, die die Agentur DDFG – Dirnberger De Felice Grüber immer wieder aufs Neue überrascht. Im wunderschönen Margaretenhof findet die Agentur Inspiration und Platz r ihre Schreibtische. Letz teres tri auch auf die Nachbarn zu, BWM Architekten und Partner Johann Moser, Daniela Walten, Erich Bernard und Markus Kaplan ersinnen und erarbeiten mit ihren Mitar beitern ebenfalls im Margaretenhof aufsehenerregende Architektur.
In der Ke enbrückengasse 16 spinnt die Österreich-Nie derlassung der Agentur Publicis Ideen, seit Neuestem ist die Tale Filmproduktion – nach einem Abstecher in den ersten Bezirk – wieder in Margareten zu finden. In der Margare tenstraße 67 arbeitet die Filmproduktionsfirma weiterhin eng mit der DDFG zusammen, setzt r sie Billa-Werbe spots um und „bebildert“ unter anderem die Spots von A1 und AMA, von Humanic und Milka.
Designs der Agentur Heiderklausner , zu finden in der Schönbrunner Straße 38, ha e wohl jeder schon in der Hand: Sie kümmert sich unter anderem um das Corporate Design der ÖBB. Außerdem hat sie das Standardwerk, die Grafik-Richtlinien r Grafikdesigner, herausgebracht, an dem sich große Teile der Branche orientieren. Und bei Heiderklausner hat man schon ganz viel mit anderen im Be zirk gearbeitet: mit Business-Coach Ronald Braunsteiner, mit Online-Fachmann Martin Benkovics, mit Fotografin Renée Del Missier …
Kreative Vernetzung
Dass die in Margareten angesiedelten Unternehmer so wohlwollend miteinander Hand in Hand gehen, dass sie freudig zusammenarbeiten, sich zu lukrativen Geschäf ten zusammentun, sich gegenseitig aber auch mal kosten los helfen, dass auch die unsichtbaren Unternehmer, die kein Geschä slokal im Erdgeschoß okkupieren, präsent werden, ist besonders Business-Coach Ronald Braunsteiner zu verdanken: Der Margaretner – seit 64 Jahren ist der frische Geist im Bezirk „vertreten“ – gründete den Club U5 – Unternehmen Margareten, der einmal pro Monat im Schlossquadrat, in der Tra oria Margareta oder beim Silberwirt „tagt“. Über Spaghe i und Schnitzel gebeugt, ist der Austausch von vornherein schon eine Spur kollegialer, mal landet man neben dem Fotografen, beim nächsten Mal neben dem Web-Design- und Pla formen-Entwickler, dann wieder neben einem Graveur oder Gastronomen. Und sollte sich auch keine Zusammenarbeit entwickeln, sind zumin dest frische Impulse gesetzt. Am Anfang wurden vierzehn, dann dreißig Club-Mitglieder gezählt, inzwischen sind es neunzig, auch Bezirksvorsteher Kurt Wimmer ist mit dabei.
Als erfahrener Coach und hilfsbereiter Mensch stellt Braunsteiner den startenden Jungunternehmern des Club U5 schon mal sein Büro in der Strobachgasse 2 und seine Erfahrung gratis zur Ver gung. Seine durchaus
andere Sichtweise bringt Schwung in den Bezirk und in eingefahrene Denkstrukturen. Dies nutzten schon Stefan Bachleitner, der mit seiner Skills Group (Margaretenstra ße 70) eine der erfolgreichsten PR-Agenturen des Landes leitet, Martin Benkovics (Grüngasse 22), der Online-Pla formen r die Eventbranche entwickelt und dem „alle Augenblicke was Neues ein llt“, oder auch Andrea Klausner und Clemens Heider, die sehr erfolgreichen Grafik-Designer von Heiderklausner. Außerdem wurden in enger Zusam menarbeit mit Georg Zalubil (Margaretengürtel 18) Texte und Slogans r das Margaretner VW-Audi-Autohaus John entwickelt. Der bereits erwähnte Daniel M. Dennhof nimmt derzeit Braunsteiners Coaching in Anspruch, um seinen Weg zum Erfolg zu beschleunigen. Werber und Ideensti er Zalubil wiederum textet dank Braunsteiner für Musikproduzent und Tonstudioeigentümer Hannes Oberwalder und r die Margaretner Eventagentur Mideas (Spengergasse 37–39), mit Martin Benkovics beackert er auch mal im werkzeugH aktuelle Projekte.
Letzterer bastelt Online-Pla formen, um es Veranstal tern zu erleichtern, die richtige Location zu finden –etwa
locidoki.com oder platzpirsch.at oder gusti.at, „Miethomepages“ r Gastronomen. Bei seiner Tätigkeit ist Benkovics darauf angewiesen, dass seine Produkte gut via Google gefunden werden. Deshalb hat er sich umfassendes Wissen angeeignet, wie man mit Text und ein paar Änderungen auf Websites sein eigenes Google-Ranking verbessern kann. Dieses Wissen hat man bei Heiderklausner genutzt, um die eigene Website auf ihre Wirksamkeit hin zu über prüfen und Korrekturen vorzunehmen. Im Gegenzug überarbeitete Heiderklausner ein Logo r ein BenkovicsProjekt. Braunsteiner, Zalubil und Benkovics arbeiten derzeit intensiv an einer Dreier-Kooperation, die ab Herbst 2012 in ein neuartiges Beratungsprojekt r Unternehmer münden soll.
Was wohl ohne die von Braunsteiner initiierten Zusam mentreffen passiert wäre? – „Web 2.0“ scheint, wenn man dem vernetzten, kreativen Margareten zuschaut, längst überholt: „Web 5.0“ scheint viel passender …
Schriftstellerin
lebt in der Nähe des Zentaplatzes
Mein wichtigster Ort als Schriftstellerin:
Das literarische Zentrum in Wien ist die Alte Schmiede. Vielleicht überhaupt der wichtigste Ort in Wien, wenn man sich für Kunst, Literatur und Kultur interessiert.
Meine Lieblingsfarbe:
Schwarz. Das ist vielleicht auch ein bisschen Faulheit und Bequemlichkeit, dass man immer wieder das Gleiche anzieht.
Mein Lieblingsplatz:
Ich hab’ so ein Beisel, wo ich ein paarmal die Woche hingehe. Rudi’s Beisl heißt das. Auf der Wiedner Hauptstraße, eigentlich direkt neben meinem Geburtshaus.
Kaffeehäuser?
Das Sperl im sechsten Bezirk und den Tirolerhof in der Inneren Stadt mag ich riesig gern. Auch den Rüdigerhof in Margareten.
In Margareten vermisse ich: die Rauchfangkehrerkirche. Das war meine Taufkirche. Sie lag in der Mitte der Wiedner Hauptstraße, rechts und links führte die Straßenbahn vorbei. Das hat niemanden gestört, aber sie wurde dann leider geschleift.
Friederike Mayröcker Margareten ist Heimat
„Natürlich sind die Einflüsse der Außen welt auf meine Arbeit ganz wichtig, aber auch das Festsitzen an einem Ort, wie eben in meiner Wohnung in Margareten. Ich hab’ ein großes Heimatge hl in meiner Wohnung, in meiner unmi elbaren Umgebung. Das ist Heimat r mich.“ Auch wenn Friederike Mayröcker Margareten dann und wann den Rücken kehrt: „Ich geh’ gern in den ersten Bezirk. Ich gehe auch gern in Kaffeehäuser, muss ich schon sagen“, verrät sie im persönlichen Gespräch, das wie zum Beweis da r im Café Tirolerhof im ersten Bezirk sta findet.
„Ich arbeite seit 1939 und habe über hun dert Bücher publiziert. Es llt mir schwer, die zentralen Einflüsse r meine Arbeit zu benennen“, sagt Mayröcker. In ihrem Schreiben, in ihrem Bilder-zu-SpracheMachen vermischen sich Momente der ei genen Biografie mit frei Erfundenem. Der als Autofiktion beschriebene Prosastil dient ihr dazu, die großen persönlichen Themen auf nicht alltägliche Weise zu bearbeiten und so neue Face en freizulegen. Für ihr Werk, das Lyrik, Prosa, Romane und Hör spiele umfasst, hat sie neben vielen ande ren in- und ausländischen Ehrungen auch den Georg-Büchner-Preis erhalten, der als der bedeutendste Literaturpreis im deut schen Sprachraum gilt. Gleichwohl ist Mayröcker ihrem Geburts ort Margareten lebenslang treu geblieben. Nicht nur die eigene Wohnung befindet sich im Grätzel, auch die Wohnung der Eltern war dort, in der Anzengrubergas se. „Ich hör’ meine Eltern noch sagen: ja, nur provisorisch. Aber wir sind natürlich
dort picken geblieben“, berichtet sie über ihre Zeit in diesem Haus, das während des Zweiten Weltkriegs von einer Bombe be schädigt wurde. Immer noch vor Augen hat sie auch das Lebensmi elgeschä der Großeltern in der Wiedner Hauptstraße und deren Wohnung. Hier wurde sie im Dezember 1924 geboren. Auch an die rie sigen Emmentalerlaibe, die der Großvater vor dem Laden ausstellte, erinnere sie sich noch genau.
Nur ein paar hundert Meter von dort ent fernt besuchte sie die Volksschule der Englischen Fräulein in der Nikolsdorfer Gasse. „Ich habe o über diese Zeit geschrieben. Das war wunderbar. Wir waren elf Kinder in der Klasse – Koedukation schon damals. Wir ha en auch eine wundervolle Volks schullehrerin. Verglichen mit dem, was ich als Lehrerin in der Hauptschule erlebt habe, war das ein Paradies.“ Ihren Beruf als Englischlehrerin gab sie mit großer Erleichterung im Jahr 1969 auf, um sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen. Kurz darauf folgte sie gemeinsam mit ih rem langjährigen Lebensge hrten Ernst Jandl einer Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, um zwei Jahre in Berlin zu verbringen. Von der Ausstrahlung der Stadt zeigt sie sich angetan, obwohl sie dort nie ganz zuhause war: „Ich habe nicht ein Wort geschrieben, weil ich woanders einfach nicht arbeiten kann. Berlin ist sehr schön, interessant und hat mir gut gefallen, aber zum Arbeiten ist das nichts. Da hat man zu viel Ablenkung. Ich hänge schon sehr an Wien. In Wien kann man ungestört arbeiten.“
Proëm auf den Änderungsschneider Aslan Gültekin und hatten einander gesehen ich meine zugeworfen den Blick und die Blicke bodenloses Terrain, uns angeblickt einen Blick zwei Blicke lang angeblickt im Vorübergehen an seiner Ladentür also mit je einem Auge einander berührt im Vorüberstreifen mit Nachdenken, dann ins Fluszknie der Mann gleichsam profilhaft solch Raptus-Szene, während ein Tropfen Schweisz langsam aus meiner Achselhöhle den Arm hinabrinnt ein Buchstabe plötzlich aus meinem Namen fällt zu Boden ich sehe ihn fallen, verschwinden mit FARNKRAUT AUGEN, Breton
Änderungsschneiderei Aslan Gültekin, Zentagasse 12, Eingang Stolberggasse (siehe Seite 120) Das Gedicht ist 1996 in „Notizen auf einem Kamel” und 2004 in „Gesammelte Gedichte” im Suhrkamp Verlag erschienen.
Der Zauber von sieben Grätzeln
Die sieben Laster, sieben Todsünden, aber auch der siebte Himmel – die Sieben hat es ebenso in sich wie die Grätzel in Margareten. Daher haben wir uns für dieses Buch entschieden, den Bezirk in sieben Grätzel aufzuteilen. Natürlich eine willkürliche Wahl, aber für Margareten genau das Richtige: Lust auf ein bisschen Sünde? Oder doch den siebten Himmel? Hier findet sich beides. Ursprünglich hat sich Margareten aus sechs Dörfern entwickelt: Margareten, Nikolsdorf, Matzleinsdorf, Hundsturm, Reinprechtsdorf und Laurenzergrund. Die kleinen Siedlungen wuchsen schließlich zusammen und diese dynamische Bewegung setzt sich in anderer Form heute noch im Bezirk fort. Dörflicher Charme und Arbeitermilieu, die Traditionen Margaretens, verbinden sich mit einer modernen, urbanen und jungen Kultur – rund 53.200 Menschen leben hier und machen Margareten zu einem der am dichtesten besiedelten Bezirke
Wiens. Für Dynamik sorgen auch jene 27,4 Prozent Margaretner mit Migrationshintergrund u. a. aus Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, der Türkei und aus Deutschland.
Die große Vielfalt im Bezirk zeigt sich bei den sieben folgenden Grätzelspaziergängen. Neben urbanem Flair, das kleine Handwerksbetriebe und junge Kreativunternehmen, alte Gaststuben und neue Szeneschuppen, alteingesessene Fachhändler und junge Start-ups vermitteln, bieten die Grätzel auch grüne Erholungsräume – öffentliche Parks ebenso wie romantisch-versteckte Hinterhöfe und Gärten, begrünte Dachgärten, Terrassen und Balkone. Die sieben Grätzel haben ihren je eigenen Charakter, dem wir auf den folgenden Seiten bei Spaziergängen nachspüren wollen. Auf in die sieben Himmel Margaretens, wo Bräute Christi und Engel, wenn auch jene der Hölle, zu Hause sind!
Schauspielerin
lebt in der Margaretenstraße
Mein Grätzel: ist die Margaretenstraße vom Margare tenplatz stadteinwärts bis zur Schleifmühlgasse.
Margareten mit meinen Augen: Als ehemaliger Arbeiterbezirk ist der Fünfte auch heute noch sehr erdig, bunt und dorfmäßig. Hier leben Künstler, Bohemiens und die alte Oma aus den 1950er Jahren, und es ist alles echt. Man hat seine Ruhe und nicht so eine Hektik wie andernorts.
Margareten verbinde ich mit: der Margerite, die ich auch bei meiner Hochzeit im Haar getragen habe. Mir gefällt sie, weil sie so eine schlichte Schönheit ausstrahlt. Sie ist unprätentiös und wahnsinnig lieb, so wie der Bezirk.
Meinen Einrichtungsstil: halte ich schlicht mit viel Holz. Ich mag es klar, ohne viele Bilder oder anderen Nippes und miste mindestens einmal im Jahr gründlich aus. Wahrscheinlich brauche ich diese Klarheit als Ausgleich.
Meine Lieblingsrolle ist: Schwer zu sagen, aber das Musical „Cabaret” hat mich lange begleitet. Die Figur der Sally Bowles habe ich schon drei Mal gespielt. 2011 war ich für diese Rolle mit einem „Nestroy” als beste Schauspielerin nominiert.
Gar nicht leiden kann ich: Intoleranz jeglicher Art.
Grätzeltipps von Ruth Brauer-Kvam: Gelateria Marcello: Da gibt es einen Eisbecher mit viel Obst, vor allem Waldbeeren, und Joghurt. Das lieb’ ich. (Margaretenplatz 5) Aromat: Hier kann man den besten Hummus Österreichs essen. (Margaretenstraße 52) stattGarten: Hier kaufe ich mir mein Lieblings-Bio-Parfum, Oriental Blossom. (Kettenbrückengasse 14)
Grätzelspaziergang 1
Ruth Brauer-Kvam
Wohnen mit Dorfcharakter
Im August 2011 kehrte Ruth Brauer-Kvam in den Bezirk zurück, den sie am meisten liebt. „Ich habe vor Jahren einmal in der Bräuhausgasse gewohnt und wollte unbe dingt wieder in den Fün en, weil hier alles nicht so übertrieben schick oder boboesk wirkt. Was ich auch sehr mag, ist der Anteil an Zuwanderern, der Margareten so schön bunt macht.“
Die Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin wuchs in einem Künstlerdorf bei Tel Aviv auf und hat die kreative Ader wohl von ihrem berühmten Vater, dem Maler und Sänger Arik Brauer, geerbt. „Meine Mu er stammt aus Israel. In meiner Kindheit sind wir ständig zwischen Wien, wo mein Vater herstammt, und Tel Aviv gependelt. Im Fün en habe ich diesen besonderen Dorfcharakter wiedergefunden. Ich wohne jetzt nah am Margaretenplatz. Da gibt es auch jeden Donnerstag einen Wochenmarkt.“
Der morgendliche Weg zum Bus 13A, mit dem ihre Tochter zur Schule hrt, hrt Ruth Brauer-Kvam täglich an einem Aus bildungszentrum des bfi vorbei. „An dieser Schule lernen anscheinend fast nur Migrantinnen und Migranten der 2. und 3. Generation. Für mich ist es einfach spannend, diese gut integrierten jungen Menschen zu beobachten. Die Mädels sind fesch und immer total schön geschminkt und die Bur schen sind so cool und voller Testosteron. Dieses orientalische Lebensge hl erinnert mich ein bisschen an Tel Aviv. Das ist mein Lieblingsmoment in der Früh.“
Mit dem 13A, der r die vielseitig begab te Künstlerin wie ein Mikrokosmos den Querschni durch die Wiener Gesellscha repräsentiert, kann sie bequem auch direkt
zum Theater in der Josefstadt fahren, zu dessen Ensemble sie zählt. Ihre Au ri e in den Stücken „Eh wurscht“ und „Nonsens“ waren große Erfolge. In den Kammer spielen war sie in Publikumshits wie „Gut gegen Nordwind“ oder „Alle sieben Wellen“ zu sehen. In „Judy – Somewhere Over The Rainbow“ verwandelt sich die quirlige Schauspielerin in Judy Garland und singt selbst adaptierte Texte von Terry Wale. Schon im Alter von sieben wusste die heute 40-Jährige, dass sie Tänzerin werden wollte. Erst später entwickelten sich ihre Interessen in Richtung Schauspiel und Gesang weiter. Bis 1993 studierte sie am Theater an der Wien und unterrichtet heute selbst Schauspiel im Performing Center Austria im 7. Bezirk. Ihren Studentinnen und Studenten vermi elt sie dabei vor allem Folgendes: „Egal, ob du singst, tanzt oder spielst, du musst immer eine Geschichte erzählen. Man muss sich auf der Bühne vor Eitelkeit hüten, stets mehr auf sein Tun und die Geschichte konzentriert bleiben und weniger auf sich selbst.“
Zurück in Margareten, verbringt Ruth Brauer-Kvam ihre Zeit am liebsten auf der Terrasse ihrer großen, lo artigen Dachgeschoßwohnung, die sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Musiker Kyrre Kvam, und ihrer gemeinsamen Tochter Alina bewohnt. „Die Dachterrasse ist mein Lieblingsplatz. Da ich im Moment selten zuhause bin, sehe ich es als Geschenk, wenn ich hier, um ringt von vielen Pflanzen und Gewürzen, meinen Milchkaffee genießen und über die Dächer Margaretens blicken kann.“
Standesgemäß fängt alles mit einem Schloss an, so auch in diesem Grätzel mit dem Margaretenplatz als historischem Zentrum. Hier stand im 14. Jahrhundert ein Schloss (weswegen der Platz früher Schlossplatz hieß). Daran erinnern nur noch eine Inschri am Haus Margareten platz 3, ein uralter Brunnen im Innenhof der heutigen Tra oria Margareta sowie die mächtigen Steinquader im Lokal Gergely’s in der Schlossgasse 21. Das Schloss selbst wurde in den Türkenkriegen mehrfach verwüstet und um 1800 zu einem biedermei erlichen Häusergeviert umgestaltet. Heute ist es unter dem Namen Schlossquadrat → 1 bekannt. Hier brodelt’s und wurlt’s, hier gilt es, seine kulinarischen Gelüste auszu leben, denn dazu sind die vier ansässigen Lokale da. Damit es noch besser schmeckt, isst und trinkt man hier in romantischen Innenhöfen und lauschigen Gastgärten – drei von ihnen sind untereinander ver bunden, so dass man das Schlossquadrat nie verlassen muss und doch immer was anderes, Neues genießt. Da locken der Silberwirt → 2, das bodenständigste der vier Lokale, mit seinen Schnitzel-Variationen und die Trattoria Margareta → 3 mit knusp rigen Pizzen, hausgemachter Pasta und Fisch. Für noch mehr Abwechslung sorgen das Café Cuadro → 4 mit köstlichen Burgers und Cocktails und im Gergely’s → 5 ver hrerische Steaks samt delikatem Weinsor timent. Es sollen in diesem alten Geviert schon Gourmets r immer verschwunden sein. Womöglich haben sie sich auch ins Werkstättenzentrum → 6 der Volkshochschu le polycollege verirrt, das sich in einem Teil des Schlossquadrats befindet. Hier werden Kurse in Handwerk und Kunsthandwerk geboten, etwa über das Restaurieren alter Möbel sowie Schnitzen, Drechseln und Keramikbearbeitung. Und wen der Hunger packt – aber das wissen wir schon. So, irgendwie hat man dann doch einmal das Schlossquadrat verlassen und steht draußen am Margaretenplatz. Auf Num mer 3 hat sich der österreichische DesignExportschlager Urban Tool → 7 niedergelassen – mit Taschen als lässige Begleiter r die Stadtsafari. In direkter Nachbarscha findet man Schönes und klug Erdachtes
Oben: das Filmcasino, ein Treffpunkt für Filmliebhaber aus ganz Wien.
Unten: Urban Tool verkauft außergewöhnliche Taschen speziell für Stadtbewohner.
r seine urbane Höhle bei Design of the 20th Century → 8: skandinavische Lampen, nieren rmige Beistelltische, Tassen und Accessoires aus den 50er, 60er und 70er Jahren.
Auch wenn es einen gleich wieder zurück ins Schlossquadrat ziehen sollte – auf keinen Fall dieser Eingebung nachgeben, zu mindest jetzt noch nicht. Es würde einem der ganze Zauber Margaretens entgehen.
EINKAUFEN
7 Urban Tool, Margaretenplatz 3
8 Design of the 20th Century, Margaretenplatz 3
9 Margareten Apotheke, Margaretenstraße 75
10 Schaumstoffhaus, Margaretenstraße 71–73
11 Vega Nova, Margaretenstraße 82 (siehe Seite 58)
13 Buchinsel, Margaretenstraße 76
15 Trident Travel, Margaretenstraße 67 (siehe Seite 64)
16 Midinette, Margaretenstraße 84 (siehe Seite 44)
17 Le Miroir, Strobachgasse 2
18 John Harris, Strobachgasse 7–9 (siehe Seite 42)
22 Goldschmiedemeister Papalecca, Margaretenplatz 6
31 Suppan&Suppan, Mittersteig 22
32 Autoteile Majer, Straußengasse 2 (siehe Seite 95)
33 carla, Caritas-Lager, Mittersteig 10
35 Das Radhaus, Mittersteig 4
36 feinedinge*, Krongasse 20
ESSEN/TRINKEN
2 Silberwirt, Schlossgasse 21 (siehe Seite 52)
3 Trattoria Margareta, Margaretenplatz 2 (siehe Seite 66)
4 Café Cuadro, Margaretenstraße 77 (siehe Seite 56)
5 Gergely’s, Schlossgasse 21 (siehe Seite 62)
14 Haas-Beisl, Margaretenstraße 74
20 Motto, Schönbrunner Straße 30 (siehe Seite 40)
29 Zum Alten Fassl, Ziegelofengasse 37
KULTUR
6 Werkstättenzentrum, Schlossgasse 23 (siehe Seite 122)
12 Filmcasino, Margaretenstraße 78 (siehe Seite 48)
21 Wortschatz, Bücherschrank am Margaretenplatz 27 derKUNSTRAUM, Siebenbrunnengasse 5 34 Mittersteig-Theater, Mittersteig 15 37 Kunstraum Hinterland, Krongasse 20
SEHENSWERT
1 Schlossquadrat (siehe Seite 46)
19 Filmquartier, Schönbrunner Straße 31 23 Brunnen, Margaretenplatz 24 Margaretenhof, Margaretenplatz 4 25 Kloster zur ewigen Anbetung, Orden der Klarissen, Gartengasse 4 26 Mahnmal israelitisches Bethaus, Siebenbrunnengasse/Ecke Nikolsdorfer Gasse 28 Justizanstalt Wien-Mittersteig, Mittersteig 25 30 Falco-Gedenktafel, Ziegelofengasse 37
Die Bars und Lokale rund um den Margaretenplatz sind ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.
Schon die ersten paar Schri e auf der Mar garetenstraße machen Lust auf diesen Bezirk, etwa wenn man an jenem entzückenden Häuschen vorbeischlendert, in dem sich die Margareten Apotheke → 9 befindet. Gleich darauf wird’s weich im Gemüt, denn da steht ein Gebäude mit dem herrlichen Namen Schaumstoffhaus → 10 und ein Blick hinein zieht den Körper unweigerlich mit ins schaumig Weiche … Vergleichsweise härteren Stoff gibt es auf der gegenüber liegenden Straßenseite bei Vega Nova → 11, trotzdem dient alles hier dem Wohlbefin den beim Sitzen, Liegen und Gehen auf Stühlen, Be en und in Schuhen. Zum Schauen bietet sich inunmi elbarer Nachbarscha das Filmcasino → 12 an, ein schönes Arthouse-Kino im Stil der 50er Jahre. Auf Hausnummer 76 gerät man unter Bü cher, die bekanntlich Freunde sein sollen (man kann ja nicht lauter gute haben). Vorgestellt werden sie einem vom Team
der kleinen, gut sortierten Buchinsel → 13 und das schon seit 1912. Im Haas-Beisl → 14 daneben kann man seine neuen Freunde dann auspacken und mit ihnen ein Stück unver lschtes Wien erleben, nämlich je nes Stück, das da so gschmackig am Teller liegt. Natürlich machen Bücher auch Appetit auf die Ferne, wie günstig, dass gegen über das Reisebüro Trident Travel → 15 die Abenteuer im Kopf wirklich werden lässt. Abflug aus Margareten, bi e anschnallen! Wir landen hinter dem Margaretenplatz in der Strobachgasse. Gut, das ist nicht die weite Welt, aber da r gibt es hier an der Ecke zur Margaretenstraße die Midinette → 16: Wo früher Dessous und Bademo den Strand- und Glücksge hle au om men ließen, herrscht heute Nostalgie. Bei Gertrude Klaric gibt’s neben Restbeständen an Dessous Antiquitäten und Krimskrams aller Art. Und dann ein neues Geschä , also neues Glück, gleich daneben im ent zückend gestalteten Le Miroir → 17, hier wird die Mode ganz französisch. Weiter Rich tung Schönbrunner Straße planschten in einem Haus linker Hand früher die Margaretner im Wasser des ehemaligen Margare tenbades. Heute stehen sie im Wasser ihres eigenen Schweißes im Fitnesscenter John Harris → 18. Damit das eigene Schwitzen mehr Spaß macht, kann man hier auch Weltstars auf Wienbesuch beim Schweiß treiben zuschauen. Do the Arnold, please! Genug der he igen Bewegungen, jetzt geht es auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo an der Ecke zur Schönbrunner Straße das Filmquartier → 19 steht. Ein (in Wien eher seltenes) Backsteingebäude, aber richtig Freude machen erst seine Innerei en: Filmkulissen und alles Mögliche r Filmsets! Die Dekorationen zu zahlreichen Filmen, darunter das preisgekrönte „Weiße Band“ von Michael Haneke, kommen zu mindest teilweise aus Margareten. Ins erfolgreiche Szenelokal Motto → 20 in der Schönbrunner Straße, Ecke Rüdiger gasse kommen echte Weltstars, zuweilen auch solche, die vom Film nicht oder ver sehentlich noch nicht entdeckt wurden, und das seit Jahrzehnten – natürlich nur abends. Noch aber ist es nicht so weit, noch ist ein Grätzelspaziergang zu absolvieren und, anyway, das Mo o ist ja jetzt noch zu. Also zurück zum Margaretenplatz. Auch da warten schon Freunde unter der großen Platane und blinzeln aus dem durchsichtigen Bücherschrank mit ihrem Wortschatz
→ 21 heraus. Hier tauschen die Margaret ner Freunde, klarerweise nur Bücher, eine ausgewachsene Person hä e im Schrank gar keinen Platz.
Die besten Freunde eines Mädchens – ja, richtig, Diamanten – liegen nebenan beim Goldschmiedemeister Papalecca → 22. Er fertigt edle Schmuckstücke auch auf Wunsch – und der Wunsch ist der Vater des Gedankens … aber wir wollen doch lieber schauen als denken und da llt der Brunnen → 23 im Zentrum des Margaretenplatzes gerade günstig in den Blick. Auf ihm thront die Figur der Margareta von Antiochia, die über den Drachen triumphiert. Welches Verhältnis sie zu Diamanten hat, wissen wir leider nicht, aber dass sie die Namensgeberin des einstigen Dorfs und des heutigen Bezirks ist, schon. Hinter dem Brunnen, dort, wo sich früher das Margaretner Brauhaus befand, erhebt sich heute der Margaretenhof → 24. 1885 nach Plänen der Ringstraßenarchi
Dazwischen und rundum bietet sich in zahlreichen Gastgärten ausreichend Gelegenheit, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Im Bild: der Silberwirt im Schlossquadrat.
tekten Fellner und Helmer fertiggestellt, bietet der Wohnbau die ideale Kulisse r einen Sherlock-Holmes-Film im Londo ner Milieu. Tatsächlich wurde er schon r Filmaufnahmen benutzt, aber mal ehrlich – da stand früher ein Brauhaus! Vom Brau haus zur Filmkulisse – in der Kultur nennt man so etwas Dekadenz. Selbst die Cafés in den imposanten Veranden zur Straße hin sind verschwunden – ach, du gute alte Zeit – vielleicht sollten wir doch gleich wieder hinüber ins Schlossquadrat – nein, halt, zuerst geht es zu den Nonnen!
Beim Margaretenhof über die Margaretenstraße gelangt man stadtauswärts links in die Gartengasse. Hier befand sich im 18. Jahrhundert der Garten von Schloss Margareten und ab 1727, als die Stadt Wien das Schloss übernahm, eine Maulbeerbaum schule. All diese Maulbeerbäume, die hier die Schulbank drücken mussten, um zu lernen, wie sie ihre Früchte den Seiden spinnern schmackha machen können, damit die richtig ins Spinnen kommen, Seidenspinnen klarerweise. Nicht r die Schule, sondern r feinste Wäsche wurde da gesponnen! Der Letzte aus der Klasse, ein alter Maulbeerbaum, griesgrämig, weil
er keine Spinner mehr um sich hat, wächst im Hof des Wohnhauses Schlossgasse 15. Aber wir wollten ja zu den Nonnen! Genau, also gemächlich auf der linken Straßenseite die Gartengasse hinauf bis zur Nummer 4. Hier steht seit 1911 das römisch-katho lische Kloster zur ewigen Anbetung → 25 des Ordens der Klarissen. Ewige Anbetung von einem, der nie ein Ohrwaschl rührt? Das Kloster ist in Österreich das einzige seiner Art – ewige Anbetung ohne ein süffiges Weinderl ist nichts r die meisten Öster reicher, das klingt eher nach Hölle. Die sieben Nonnen hier hingegen erfahren, dass man Spiritualität nicht trinken kann, sondern durch Gebet und strenge Klau sur erarbeiten muss. So halten sie sich in unmi elbarer Nachbarscha von Engeln, auch wenn’s in dem Fall die Hells Angels Vienna mit ihrem Lokal in der Siebenbrunnengasse 11 sind. Schön haben’s die Engerl in Wien, wir aber gehen in die andere Richtung weiter, entlang der Siebenbrunnen gasse Richtung Innenstadt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beginnt die Nikolsdorfer Gasse und hrt zur Wiedner Hauptstraße. Ein Mahnmal → 26 erinnert hier an das jüdische Bet
haus, das früher in der Siebenbrunnen gasse 1a stand und im Novemberpogrom 1938 zerstört wurde. Gleich gegenüber, in der Siebenbrunnengasse 5, ist aus dem Greißler am Eck eine Galerie geworden, derKUNSTRAUM → 27 von Angelika Stumvoll. Rechts an der nächsten Ecke hockt die Justizanstalt Wien- Mittersteig → 28. Zwi schen 1908 und 1910 im „Historischen Heimatstil“ errichtet, war sie einst Sitz des Bezirksgerichts Margareten mit ange gliedertem Ge ngnistrakt. Während der Naziherrscha saßen hier auch politische Gefangene. In den 60ern wurde daraus die „Sonderanstalt Mi ersteig“, seit der Strafrechtsreform 1975 die Zentralanstalt für zurechnungsfähige Rechtsbrecher, die unter dem Einfluss einer psychischen Störung eine Stra at begangen haben. Unter welchem Einfluss er gestanden ist, als er diese Welt verließ, weiß nur Österreichs größter Popstar Falco selbst. Gelebt hat er jedenfalls von 1974 bis 1982 über dem Alten Fassl → 29 in der Ziegelofengasse 37. Ein idyllischer Garten lässt dem Gast hier die österreichische Küche noch besser schmecken, außerdem erinnert eine Tafel → 30 daran, dass Falco in diesem Haus seinen ersten Welthit „Der Kommissar“ schrieb – na ja, der Mi ersteig. An der Ecke zur Ziegelofengasse wird es bei Suppan&Suppan → 31 international. Das gut sortierte Ge schä besticht den Besucher mit indischen, chinesischen und anderen asiatischen Mö beln. In der nächsten Quergasse, der Strau ßengasse, erinnert einen Autoteile Majer → 32 daran, was man r seinen Wagen alles ha ben könnte. Was Viktor Majer nicht lagernd hat, wird schnellstens besorgt. „Erste Wahl aus zweiter Hand“ lautet das Mo o ein paar Schri e weiter bei carla → 33, dem Caritas-Lager am Mi ersteig 10. Auf 4.000 Quadratmetern breiten sich Retromode und Design-Sofas, Kaffeehä ferl und die Murano-Vasen aus. Alle Waren sind Sachspenden, aus dem Verkaufserlös werden Hilfsprojekte finanziert. Das nennt man neudeutsch eine Win-win-Situation:
Die einen kommen günstig zu Kleidung und Mobiliar, den anderen wird mit Geld geholfen. Verkau werden die Waren von langzeitarbeitslosen Menschen, die so wieder in den Arbeitsmarkt zurückkommen können.
Gegenüber (diese Straßenseite gehört schon zum 4. Bezirk) ging es einst hoch her.
Im Mittersteig-Theater → 34 auf Nummer 15
Bei feinedinge* wird Hübsches aus Porzellan gefertigt und verkauft (rechts). Gleich nebenan (oben) befindet sich der Kunstraum Hinterland, der im Sommer 2012 vor seiner Tür den „Krongarten” pflanzte.
schoben alliierte Soldaten ihre mit Dollar bezahlten Nummern, später saß man hier aufgeregt im Kino und in den 70ern vor den Boxkämpfen des Hans Orsolics. Schließlich trat an diesem Ort Rainhard Fendrich erst mals vor Publikum auf, dann versuchte der Regisseur Markus Kupferblum ein „Totales Theater“, das aber in einem Möbellager von Mala Strana endete. Was nun daraus wird? Gegen den Plan eines Supermarkts haben Kunstschaffende protestiert, bis dato mit Erfolg – das Haus steht leer. Ein paar Meter weiter, am Mi ersteig 4, gibt es im Radhaus → 35 alles rund ums Rad, außerdem machen sich hier Raden thusiasten gemeinscha lich die Hände schmutzig – in Fahrradreparierkursen. Die Hände sollten freilich gewaschen werden, ehe man links um die Ecke in der Kron gasse 20 das Design-Idyll feinedinge* → 36 betri . Der Shop ist zugleich Werksta , und eine Fundgrube r Keramik, etwa mit dem von „Alice im Wunderland“ inspirierten Teeservice, mit Gläsern und Vasen, Teelichtern, Schälchen und Schüsselchen. Nebenan setzt der Kunstraum Hinterland → 37 Heimatidylle in Mode, Designstücke, Architektur und Kunst um. Im Sommer 2012 wuchs vor der Tür in Obstkisten der „Krongarten“. Und wir lassen uns in einem der Gastgärten nieder, die den besonde ren Zauber dieses Grätzels ausmachen. Schließlich gilt es, sich r die weiteren Grätzelspaziergänge zu stärken.
In der Siebenbrunnengasse stand einst ein israelitisches Bethaus. Ein Mahnmal erinnert daran.
30
Tel. 01/587 06 72, www.motto.at
Margareten ist: ein junger Bezirk. Er liegt nah am Zentrum, aber es ist noch Stadtentwicklung möglich. Jungunternehmer haben hier gute Chancen zu fairen Preisen.
Mein Grätzel: ist einerseits der Hundsturm, denn da wohne ich. Andererseits natürlich die Gegend um den Margaretenplatz.
Einer meiner Lieblingsplätze: ist die Bärengasse am Hundsturm. Manche Fassaden sind renoviert, bei anderen bröckelt der Verputz runter. Über einen Zaun wachsen Sträucher auf die Straße –das alles hat etwas sehr Romantisches.
Gerne rieche ich: wenn im Garten vom Motto die Blumen frisch gegossen werden.
Urlaub ist: alleine oder zu zweit wandern und abschalten. Cluburlaub wäre nichts für mich.
Von Margareten wünsche ich mir: dass sich die Infrastruktur noch besser an die junge, kreative Bevölkerung anpasst. Eine Fußgängerzone wäre schön.
Ein gutes Lokal: ist kreativ und bietet Qualität.
Der größte Irrglaube ist: dass es ganz einfach ist, ein Lokal aufzumachen und zu führen. Es braucht sehr viel persönlichen Einsatz, Fingerspitzengefühl und vor allem viel Liebe.
Bernd S chlacher, Tom S ampl
Das Motto: frisch und anders
E
s könnte auch in Paris sein. Oder in New York. Oder London. Und doch liegt es in Margareten. „Das Mo o ist einzigar tig r die Stadt. Es hat die internationale Welt hierher gebracht“, sagt Besitzer Bernd Schlacher. Wer den Eingang in der Rüdi gergasse nicht kennt, läu sicher daran vorbei. Von außen ist nichts Au lliges zu sehen. Nur eine Tür und ein Klingelknopf. Um hineinzukommen, muss man heute nicht mehr läuten wie damals in den legendären Anfangsjahren.
„Am 26. Juni 1973 haben wir aufgesperrt“, erzählt Mo o-Gründer Franz Tell. Der Start war schwierig, eine Konzession be kam man erst mit 24 Jahren, Tell war 22.
Für eine Ausnahmegenehmigung musste der Bedarf nachgewiesen werden, doch der war im prüden Wien vorhanden: Das Mo o eröffnete als Club-Bar und Restaurant r Homosexuelle. Auseinandersetzungen mit der Polizei waren vorprogrammiert. Doch von Beginn an war das Mo o eine Klasse r sich. Nicht jeder ha e Zugang. Wer hinein wollte, musste eben anläuten. Leonard Bernstein war da, Rudolf Nurejew, André Heller … Helmut Lang arbeitete hinter der Bar, später veranstaltete er im Mo o seine erste Modenschau.
Die Idee von Franz Tell war erfolgreich. Das Mo o war ein Wegbereiter r die Öffnung der Schwulenszene, ein Zeichen gegen die
Ausgrenzung, ein Vorreiter r das liberale Denken: Jeder sollte gleich viel wert sein, egal welche sexuelle Orientierung er hat. Dieser Überzeugung blieb das Mo o immer treu. Sie findet heute in der Unterstützung r den Life Ball ihren Ausdruck.
„Wir waren in Wien das erste Lokal mit voller Küche bis 4 Uhr früh. Und wir hat ten frischen Salat, nicht den aus der Dose“, berichtet Tell. „Viele Gäste kamen auch wegen des Blumenschmucks, der eben so Stadtgespräch war wie unsere feschen jungen Kellner.“ Bis heute zieht das Mo o Nachtschwärmer an. Schinkenfleckerl und Beef Tartare sind Kult, Essen und Trinken gehen über in Party, bis der Morgen graut.
1991 übernahm Bernd Schlacher das Mo o, erweiterte es um eine Bar und den Garten und hrte es im Stil von Franz Tell weiter: „Wichtig ist, dass alle Menschen –ob schwarz oder weiß, hetero oder homo – sich im Mo o wohl hlen können. Vom Politiker über die Studentin bis zum ver rückten Star.“ Auch in seiner Zeit, 21 Jahre lang, war das Haus immer voll. Die wildesten Partys wurden gefeiert mit Weltstars wie Sharon Stone, Sting, Jude Law, Paris Hilton und vielen anderen. „Schön am Mo o ist, dass es immer noch ein Geheimtreff ist. Die Gäste hlen sich besonders“, sagt Schlacher. „Nach wie vor ist es anders als andere Lokale. Es ist eine Institution.“
Über die Jahre hat er ein kleines Imperi um aufgebaut mit mehreren Standorten, die ge hrt werden müssen. Dort, wo vor fast vierzig Jahren alles begann, ist nun mit dem jungen Tom Sampl eine neue –die dri e – Generation am Ruder. „Ich will da r sorgen, dass das Mo o auch r die Jungen interessant bleibt“, sagt er. „Aber seinen Prinzipien wird es weiterhin treu bleiben.“ Seit seiner Eröffnung hat sich das Mo o stetig verändert, ist mit seinem Publikum und mit der Zeit gegangen. Es ist nie alt geworden, sondern immer frisch geblieben, offen und aufgeschlossen.
Stürmer bei FK Austria Wien, trainiert bei John Harris in Margareten
John Harris MargaretenbadStrobachgasse 7–9
Tel. 01/544 12 12, www.johnharris.at
Margareten in Kürze: ein familiärer Bezirk, der viele kleine Restaurants bietet. Kulinarisch kommt hier jeder auf seine Rechnung.
Mein Grätzel: liegt zwischen John Harris und dem Motto in der Schönbrunner Straße.
Ich esse gerne: Nudeln jeglicher Art.
Mein Lieblingsgetränk: Am öftesten trinke ich Apfelsaft gespritzt.
Gerne rieche ich: das Parfum meiner Verlobten.
Meine Lieblingsfarbe: ganz klar, Violett!
Gar nicht leiden kann ich: Unehrlichkeit und Falschheit.
Guter Fußball ist: was momentan der FC Barcelona zeigt – sehr spielerisch mit vielen Tormöglichkeiten.
Meine sportlichen Ziele: mit der Austria in der Champions League zu spielen.
Roland Linz im John Harris Margaretenbad Schwitzen mit den Stars
Z u meinen schönsten Erfolgen zählen die zweieinhalb Jahre in Portugal bei Boavista Porto und Sporting Braga, die Teilnahme an der EM 2008 in Österreich und die zwei Meistertitel, die ich mit der Austria holen konnte“, erzählt Roland Linz. Seit 2010 spielt er beim FK Austria Wien. Zum Trainieren kommt der Stürmer ins John Harris Margaretenbad. In der Vor bereitungszeit zwar seltener, denn da wird schon zweimal täglich im Verein gesportelt. Aber wenn die Meisterscha beginnt, ist er mehrmals pro Woche hier. Warum, obwohl er selbst nicht im Fün en lebt? Da r hat Linz eine Erklärung: „Es ist zur Zeit eines der modernsten Studios in Wien, bietet
tolle Trainingsmöglichkeiten, moderne Geräte, einen schönen Wellnessbereich und einen Pool, den ich gerne nütze.“
Der Pool ist ohne Zweifel das Highlight des Clubs. Auch Markus Rogan schwamm hier seine Längen, als er noch in Margareten lebte. „Wir sind das einzige Fitnesscen ter Europas mit einem 25-Meter-Becken“, sagt Ernst Minar, Eigentümer von John Harris, stolz. In seinem neuen Wohnort Los Angeles hat Profischwimmer Markus Rogan noch nichts Vergleichbares gefun den. So kommt er auch heute, wenn er in Wien ist, gerne in die Strobachgasse ins John Harris Margaretenbad. Mit dem Pool wird eine Tradition fortgesetzt, die im Na-
men des Clubs eine Entsprechung findet. Vor rund 140 Jahren eröffnete an dieser Stelle das Margaretenbad, Ende der 1980er Jahre wurde es von Baumeister Robert Rogner zum Erlebnisbad umgestaltet. Nach der Schließung besichtigte Ernst Minar 2004 das Gebäude und erkannte darin das Potenzial r ein exklusives Fitnesscenter. „Der Club ist einmalig r Margareten“, ist sich Minar sicher. „Er hat den Bezirk belebt und das Grätzel aufgewertet.“ Dazu tragen auch die internationalen Stars bei, die sich im John Harris Fitness sozusagen die Han tel in die Hand geben. Sie hlen sich hier wohl und kommen ganz von allein. Bruce Springsteen war da: The Boss stählte vor
dem Wien-Konzert in Margareten seine Muskeln. Jude Law trainierte unter al len anderen Besuchern, David Hasselhoff kam und gab auch gerne Autogramme. Es scheint sich unter den Stars herumgespro chen zu haben: Wenn du in Wien bist und Fitness auf hohem Niveau betreiben willst, musst du zu John Harris Fitness. Doch auch auf andere Weise gelingt es dem Club, sich abzuheben: Während Eltern in Ruhe trainieren, werden Kinder professionell betreut. Im integrierten Ärztezentrum werden in Zusammenarbeit mit Spitzen medizinern individuelle Trainingspläne erstellt. „Olivia Newton-John hat es pro biert und war begeistert“, erzählt Ernst
Minar. Zusätzlich erhalten Kunden eine professionelle Ernährungsberatung. Dass es nur die besten Geräte und Trainer gibt, klingt eigentlich schon selbstverständlich. Ausschließlich Sportwissenscha ler sind hier am Werk, darunter zwei Fitnesswelt meister. Sie bieten Besuchern permanente Trainingsbegleitung an jedem Tag des Jahres. „Viele kommen mit dem Wunsch von der Traumfigur und dem Sixpack. Das ist tatsächlich so“, sagt Minar und beruhigt: „Jeder kann den Traumkörper bekom men.“ Man muss nur damit anfangen.
Margaretenstraße 84
Tel. 01/545 26 66
Margareten ist für mich: lebens- und liebenswert.
Mein Grätzel in Margareten ist: der Margaretenplatz. Hier habe ich alles, was ich brauche, denn es gibt von jeder Sparte etwas.
Jemandem, der es nicht kennt, beschreibe ich Margareten so: Es ist zentral. Von hier aus kann man auch leicht zu Fuß in die Stadt gehen.
Am liebsten esse ich: Ich bin da sehr flexibel, aber die Germknödel meiner Mutter und der Apfelstrudel meiner Großmutter sind unerreicht.
Mein Lieblingsgetränk: Kaffee, aber kein „Schlumperkaffee”, sondern ein Espresso, und dazu Wiener Hochquellwasser.
Gerne rieche ich: Mitsouko und Shalimar von Guerlain.
Meine Lieblingsfarben: Blau und Terracotta.
Die schönste Pflanze: ist für mich Efeu, weil er so schön rankt und immer grün ist.
Gar nicht leiden kann ich: ungepflegte Menschen.
Gertrude Klaric Eine kleine Welt der Wunder
S toffe, Unterwäsche, Zinnbecher – in der Auslage steht und hängt von allem et was. Wer im n en Bezirk unterwegs ist, kennt die Midine e am Margaretenplatz. Von außen eine kuriose Mischung, drinnen eine wahre Fundgrube: Mieder, Tücher, Seidenblumen, VHS-Kasse en, Sto iere, Schmuck, Knöpfe, Silberbesteck …
An der Wand hängt ein Bild einer jungen Frau. „Das bin ich mit zwanzig.“ Die Ähn lichkeit zu der älteren Dame hinter dem Schreibtisch ist offensichtlich. Gertrude Klaric, gemalt oder in echt, strahlt Ent schlossenheit aus, in ihren Augen blitzt die Neugier. Offenheit r Neues und der Mut, Entscheidungen zu treffen, prägten ihr ge-
samtes bisheriges Leben – als Geschä sfrau ebenso wie als Obfrau des Einkaufsstra ßenvereins. Seit bald 15 Jahren begleitet sie in dieser Funktion die Entwicklung des Bezirks, kämp e um die Verkehrsberuhi gung des Margaretenplatzes und organi sierte schon zahllose Feste. „Früher hieß es, in Margareten gibt es nur alte Leute.
Heute ist so viel Jugend hier. Viele junge Leute kommen auch zu mir herein, um zu stöbern“, erzählt sie belustigt.
Ihre Familie hatte eine Samengroß handlung im 9. Bezirk, die erste, die Holland-Blumenzwiebeln importierte.
Doch Gertrude Klaric wollte eine Boutique. 1969 bot ihr ein Bekannter ein Geschä s
lokal in der Pilgramgasse 5 an. „Es hat viel gekostet, aber das Ambiente hier hat mir so gut gefallen.“ Also sagte sie zu, modernisierte es und eröffnete ihre Midine e Dessous. „Ich ha e das erste Eloxal-Portal auf der Pilgramgasse“, erzählt sie stolz. „Das ist heute so schön wie am ersten Tag.“ Über haupt sei es eine tolle Zeit gewesen in den 1970er Jahren. Auch mit den Immigranten im Bezirk machte sie gute Geschä e. Wenn eine Lieferung kam, stürzten sich die Leute schon auf der Straße darauf. „Leider war die Auslage so klein, ich konnte fast nichts herzeigen“, bedauert sie. Daher träumte sie von diesem Geschä slokal am Margaretenplatz. Bis sich ihr die Gelegenheit bot.
Stoffe, Nähzubehör, Dessous und Bade mode r junge Frauen vor allem von der Marke Lejaby hrte sie hier im neuen Geschä , in dem ihre Tochter verkau e. Gertrude Klaric selbst blieb in der Pilgramgasse bei der Damenkollektion. „Von weit und breit kamen die Kundinnen, weil wir so gut sortiert waren“, erinnert sie sich. Als ihre Tochter eine Familie gründete, stellte Gertrude Klaric um: 2004 eröffnete sie in der Pilgramgasse einen kleinen Bioladen mit einer Angestellten und übersie delte selbst auf den Margaretenplatz. „Früher gab es tolle Stoffe mit Stickereien. Heute ist alles praktischer geworden“, be dauert sie. „Ich vermisse die Eleganz.“ Sie
hat sie sich erhalten, wirkt auch im Alter schön und elegant. Neue Ware scha sie nicht mehr an, die von früher aber will sie noch verkaufen. Dazu gesellt haben sich mit den Jahren einige Antiquitäten und allerlei Krimskrams – was ihr Bekannte so vorbeibringen. Solange will sie noch offen halten, bis alles weg ist. Das hat sie sich vorgenommen. Da aber immer wieder Nachschub kommt, wird es die Midine e wohl noch lange geben. Hoffentlich.
Gründer des Schlossquadrats
Schlossquadrat
www.schlossquadr.at
Margareten ist: mein Dasein.
Mein Grätzel: die Schlossgasse.
Mein Lieblingsplatz: an der Bar, ungestört.
Für Margareten wünsche ich mir noch: einen guten Würstelstand.
Mein Lieblingsessen: indonesische Reistafel.
Mein Lieblingswein: viel.
Ich rieche gerne: Blumen im Frühling.
Meine Lieblingsfarbe: der Regenbogen.
Entspannen kann ich: am Klavier.
Gar nicht leiden kann ich: Nörgler und Neider.
Mein nächstes Ziel: was Neues gestalten und ein Buch schreiben.
Stefan Gergely, Rudolf Kirschenhofer, Jürgen Geyer
Ein gar nicht alltägliches Trio
N eues fordert mich, Routine mag ich nicht“, sagt Stefan Gergely. Am liebs ten verfolgt er zwei oder drei Ziele gleich zeitig. Das begann schon beim Studium: Er studierte Violoncello und Klavier an der heutigen Musikuniversität, parallel dazu promovierte er in Chemie an der Uni Wien.
Ab 1978 arbeitete Gergely als Wissenscha s journalist r „profil“ und den ORF, gleichzeitig war er in der Wirtscha skammer angestellt. Daneben schrieb er Sachbücher. In den späten 1980er Jahren suchte sich der Rastlose ein neues Ziel, die Gastrono mie. Erst viel später wurde klar, dass er damit seinem Heimatbezirk Margareten ein neues Zentrum schaffen würde, das
Schlossquadrat. Heute ist es ein herrlicher Platz zum Verweilen und Genießen, dieses Gebilde aus liebevoll sanierten Häusern, romantischen Innenhöfen, Wohnungen und Lokalen, wo Lebensfreude, Kunst und Kulinarik miteinander harmonieren.
Und das kam so: 1988 kau e Stefan Gergely das Haus Schlossgasse 21. Es galt nun, ein desolates Gebäude zu sanieren und gleichzeitig ein Lokal aufzubauen. Zum Glück lernte er Rudolf Kirschenhofer kennen, im elterlichen Wirtshaus ausgebildeter Wie ner Koch mit Erfahrung in der internationalen Top-Gastronomie. Er beriet Gergely bei der Küchenplanung, vom Start an war und blieb er Küchenchef. Am 21. Mai 1990
eröffnete die „Schlossgasse 21“, wenig später war das Lokal jeden Abend voll. Später übernahm Stefan Gergely den be nachbarten Silberwirt und sanierte ihn (siehe Seite 52), dann startete er in der Margaretenstraße 77 das Café Cuadro (siehe Seite 56). Die beschaulichen In nenhöfe wurden gekonnt miteinander verbunden, so entstand ein neues kulinarisches Zentrum von Margareten. Den passenden Namen da r – Schlossquadrat – und das dazu passende Logo erdach te der Margaretner Richard Donhauser, einer der Altmeister in künstlerischer Grafik. Mit der Eröffnung der Tra oria Margareta (Seite 66) im Jahr 2007 ist das
Schlossquadrat mit nunmehr vier Loka len kulinarisch komple . Seit rund zehn Jahren ist unterdessen ein dri er Ge stalter mit im Bunde, der Serviceleiter Jürgen Geyer, gastronomischer Profi wie Kirschenhofer, der wie dieser in der Spit zengastronomie geschult ist und nach Wanderjahren im Schlossquadrat sessha wurde. Von ihm stammt übrigens die Idee der Schlossquadrat Trophy, bei der jedes Jahr österreichische Jungwinzer ihre Weine im Schlossquadrat präsentieren und da mit bessere Chancen r den Karriere start haben. Heute betreiben Geyer und Kirschenhofer die gastronomischen Lo kale auf eigene Rechnung, Stefan Gergely
redet noch bei Konzepten und Marketing mit. Die Häuser im Schlossquadrat (siehe Seite 68) betreut er weiterhin selbst, aber schön langsam fehlt ihm die neue Herausforderung. Darum saniert er zur Zeit mit seinem Bruder Thomas jenes alte Haus in der Gartengasse 8, in dem der Papa im Jahre 1962 die Brausetable e erfunden ha e. Und wenn dieses Projekt im Sommer 2013 fertig sein wird, kann man mit einiger Gewissheit davon ausgehen, dass Stefan Gergely wieder mindestens eine neue Idee haben wird.
Filmcasino & polyfilm
Margaretenstraße 78
Tel. 01/587 90 62, www.filmcasino.at
Margareten ist für mich: pulsierend, sympathisch.
Mein Grätzel in Margareten ist: rund um den Margaretenplatz.
Jemandem, der es nicht kennt, beschreibe ich Margareten so: Margareten ist ein ehemaliger Arbeiterbezirk. Es ist lebendig, urban, echt, bunt und durchmischt.
Mein Geheimtipp: ist der Bacherpark, da ist immer etwas los. Außerdem ist es ein Park mit verschiedenen Räumen – Spielbereichen, einer Boulebahn. Das mag ich.
Am liebsten esse ich: oberösterreichische Hausmannskost – da hat mich meine Kindheit geprägt. Sonst bin ich kulinarisch in alle Richtungen offen.
Mein Lieblingsgetränk: Bier zum Essen. Aber ich kann auch einem guten Weißwein oder einem Glas Prosecco viel abgewinnen.
Gerne rieche ich: den Duft in meinem Garten.
Gar nicht leiden kann ich: launische Menschen.
Mein Lieblingsfilm: ist „Mystic River” von Clint Eastwood.
Das gönne ich mir nie: Sport.
Zum Lachen bringen mich: meistens Dinge, die im Alltag passieren, z. B. in der Straßenbahn.
Susanne Schaefer-Wiery
Ein Ort für Kinoträume
B unt und zeitlos schön leuchtet der Schri zug auf verspiegeltem Grund. Die geschwungene Linie des Portals setzt sich im Inneren elegant fort. Jeder Winkel, jedes Detail atmet hier das Flair der 1950er Jahre. Und trotzdem: von Nostalgie keine Spur. „Es ist ein einzigartiger Ort“, sagt Susanne Schaefer-Wiery. Seit mehr als zehn Jahren ist sie seine Geschä s hre rin und überzeugt: „Das Filmcasino bringt Internationalität in den Bezirk.“
Die Geschichte des Kinos beim Margare tenplatz gäbe selbst Stoff r einen Film. Unter der Decke im Foyer ist noch die üppi ge Glasdecke von anno dazumal erhalten. Durch einen Spalt kann man zurück in die
„Es ist ein einzigartiger Ort”, sagt Geschäftsführerin Susanne Schaefer-Wiery.
Geschichte des Kinos sehen. 1911 wurde es als Kinematographentheater eröffnet. We nig später bekam es den Namen Margaret ner Bürgerkino. Ge hrt von der jüdischen Familie Kolb, wurde es in der NS-Zeit ge schlossen, 1946 durch eine einstürzende Feuermauer fast zerstört. Sein heutiges Aussehen und seinen Namen schließlich erhielt das Filmcasino in den 1950er Jah ren. Die san e Erneuerung 2006 tat sei ner Schönheit keinen Abbruch, brachte sie vielmehr wieder neu zur Geltung. Manche sagen, es sei das schönste Kino Wiens. Und eines der besten. Unter dem verspiegel ten Portal tauchte sein Publikum bis 1979 ein in das holzvertäfelte Foyer und weiter
durch die ledergepolsterte Tür in den gro ßen Kinosaal, um über die Leinwand in die Filmwelt zu gelangen. Dann, nach seiner Glanzzeit und dem allgemeinen Kinoster ben, war erst einmal Schluss. Um ein Haar könnte man heute an diesem Ort mit dem Einkaufswagen durch die Gänge eines Su permarktes rollen. Das war einer der Pläne, den Kinosaal einer anderen Nutzung zuzu hren. Hä e nicht der Wiener Volks bildungsverein eingegriffen und sich um die Erhaltung dieses Juwels bemüht. „1989 wurde das Filmcasino zu neuem Leben er weckt“, erzählt Susanne Schaefer-Wiery. Nicht nur wegen seines unvergleichlichen Charmes wird das Filmcasino heute von
seinen Besuchern so geliebt. Die Qualität der Filme, konsequent im Original mit Unterti teln, zieht ein Publikum aus ganz Wien an. Seichte Leinwandunterhaltung oder Block buster sieht man hier nicht. polyfilm, Be treiberin des Filmcasinos und Filmverleih r Österreich, steht r anspruchsvolles Kino und Qualität. Spezielle Schienen wie „Architekturfilm“ oder „Cinemama“, Kino mit Kinderbetreu ung, kommen gut an. Auch das Senioren programm „Kino und Kuchen“ hat selbst r die Kinochefin erstaunlich schnell seine Zuschauer gefunden. Wer Hans Moser oder Peter Alexander sucht, wäre hier allerdings en äuscht. „Wir sind kein Bellaria“, lacht
Susanne Schaefer-Wiery. „So wie in un serem allgemeinen Programm greifen wir auch hier aktuelle Themen auf und zeigen sie anhand aktueller Filme.“ Die Besucher kommen nicht nur aus dem Grätzel ins Filmcasino. Was als Margaretner Bürger kino begann, wirkt heute weit über die Grenzen des Fün en hinaus. „Auf meinen Wegen durch Margareten bin ich jeden Tag wieder überrascht, wie lebendig dieser Bezirk ist“, sagt Susanne Schaefer-Wiery. „Das Filmcasino passt genau in dieses Bild. Es zieht Menschen an, die sonst nicht hier her kommen würden, und belebt.“
Facharzt für Psychiatrie und Neurologie
Schlossgasse 21/15, Tel. 01/545 34 00
Margareten ist in meinen Augen: lebendig, multikulturell, abwechslungsreich, kreativ, jung.
Mein Grätzel ist: der Margaretenplatz stadteinwärts.
Typisch für Margareten: Es ist schön, aber doch nicht affektiert oder abgehoben. Es ist ein bisschen Understatement.
Mein Lieblingslokal: mein zweites Wohnzimmer, die Trattoria Margareta am Margaretenplatz.
Mein Lieblingsplatz: ist der Hof vor meiner Ordination.
Am liebsten esse ich: Saté-Spieße.
Gerne trinke ich: Mangosaft und manchmal ein Glas Wein mit Freunden.
Mein Lieblingsduft: kommt von der Glyzinie auf meiner Terrasse.
Ein Genuss für mich ist: essen, kochen, Freunde einladen und musizieren.
Gar nicht leiden kann ich: Menschen, die nicht genießen können.
Zum Lachen bringen mich: meine Kinder.
Viel zu selten gönne ich mir: genug Zeit für Musik und Sport.
Roland Mader Glück liegt im Genießen
D er Weg führt in den Hof des Schlossquadrats, vorbei an den Gast gärten von Silberwirt und Gergely’s. Ein Klangteppich, gewebt aus Stimmen, Be steck und klingenden Gläsern. Ein Stock werk höher, im kühlen Gang des Bieder meierhauses, wartet Roland Mader in der Tür. Seit zwölf Jahren betreibt er hier seine psychiatrische und psychotherapeutische Ordination. Seit über zwanzig Jahren lebt er im Schlossquadrat. Am Anton Proksch Institut im 23. Bezirk, in Europas größter Suchtklinik, widmet sich der Facharzt r Psychiatrie und Neurologie den Spezial gebieten Alkoholsucht und nicht stoffge bundene Abhängigkeiten wie Spiel- und
Internetsucht. In seiner Privatpraxis in Margareten suchen ihn Patienten mit Suchtproblemen, Depression oder Burnout-Symptomen auf sowie Menschen, die in schwierigen Lebenssituationen Unter stützung brauchen.
Sucht und Genuss liegen eng beieinander. Der feine Unterschied macht es aus. Roland Mader kennt ihn. Genießen zu können, ist r ihn der Schlüssel zu einem zufriede nen Leben. Diese Überzeugung lässt er auf verschiedenste Art und Weise in seine Ar beit einfließen. „Sucht ist die Übertreibung des Genusses“, versucht er seinen Patien ten weiterzugeben. „Ziel ist es zu lernen, dass das Wenige der genussvollere Weg
ist, weil man sich dabei wohl hlt.“ Roland Mader selbst ist ein Genussmensch. Zuerst einmal kulinarisch, auch deshalb liebt er Margareten. „Ich mag asiatisches Essen, hier befinde ich mich diesbezüglich im Zentrum Wiens.“
Selbst einmal ein Lokal zu betreiben, ist sein Traum. Klein und fein stellt er es sich vor, mit wenigen Plätzen. Kochen würde er selbst. Doch es wird ein Traum bleiben. So kocht Roland Mader weiterhin gut und gerne r Familie und Freunde in seiner Dachgeschoßwohnung über Margareten. Aus Steyr in Oberösterreich kam Mader in den 1980er Jahren zum Studium nach Wien. Lange hlte er sich in der Groß
stadt nicht richtig wohl. Zuerst lebte er im bürgerlichen 8. Bezirk. Dann kam er nach Margareten, „damals ein Bezirk, in dem man nicht gerne wohnte“. Durch seine Freundscha zu Stefan Gergely, Besitzer des Schlossquadrats und Gastronom, zog er Anfang der 1990er Jahre hier in eine Wohnung. Und erlebte in den folgenden Jahren, wie sich das neue Margareten entwickelte. Häuser wurden renoviert, Lokale sperrten auf. „Heute gibt es keinen anderen Ort, an dem ich leben wollte. Margareten deckt so vieles ab, was ich gerne habe.“ Ein weiterer Genussfaktor in Roland Maders Leben ist die Musik. Mit Freun den spielte er in einer Schulband, später
standen sie regelmäßig gemeinsam auf der Bühne. Bis vor Kurzem noch spielten sie auf Festen und Konzerten. Einerseits ist ihm die Musik „ein gutes berufliches Ventil, um Stress abzubauen“, sagt Mader. „Vor allem aber ist die Gitarre in die Hand zu nehmen oder mit Freunden zu musi zieren r mich eine genussvolle Freude.“ Auch diese persönlichen Erfahrungen lässt Roland Mader in seine Arbeit mit Patienten einfließen. Er motiviert sie, sich musikalisch zu betätigen, ein Instrument zu lernen oder einfach nur wieder zu singen. „Damit ent steht etwas, das Freude macht. Das ist Ge nuss, der gesund ist.“
Erster Präsident des Wiener Landtages und Stammgast im Silberwirt
Silberwirt
Schlossgasse 21
Tel. 01/544 49 07, www.silberwirt.at
Warum Margareten?
Wien ist für mich eine liebenswerte und lebenswerte Metropole. Margareten ist ein Teil davon. Es ist ein pulsierender, großstädtischer Bezirk geworden mit auffallend viel Gastronomie. Das zeugt von Lebensfreude.
Meine Lieblingsspeise: Chicken Wings.
Am liebsten trinke ich: Soda Zitron. Davon trinke ich am Tag sicher zwei Liter.
Gerne rieche ich: Rosenduft und Jasmin.
Meine Lieblingsfarbe ist: Rot, nicht nur weil es für einen SPÖler so sein muss.
Mein Lebensbaum ist: die Feige. Ich habe auch auf meiner Terrasse einen Feigenbaum, der sogar Früchte trägt.
Gar nicht leiden kann ich: Zigarettenrauch, Koriander und Zitronengras.
Ein gutes Lokal erkennt man: an den WC-Anlagen, am Aussehen der Küche und daran, wie der Erdäpfelsalat schmeckt. Das ist hier im Silberwirt alles hervorragend.
Harry Kopietz zu Gast im Silberwirt Kracherl am Stammtisch
Mindestens einen Abend pro Woche ist er hier, weit mehr als tausend Mal ist er wohl schon im scha igen Gastgarten oder am Stammtisch gesessen. Das macht Harry Kopietz zum zweifellos treuesten Gast des Silberwirts.
Als Erfinder des Wiener Donauinselfests ist er stadtbekannt. Seit 2008 ist Kopietz, der bei der Wiener SPÖ eine Karriere vom Roten Falken bis zum Landesparteisekretär durchlaufen hat, Erster Präsident des Wiener Landtages. Den Beinamen „Putin von Wien“ hat er Ursula Stenzel, Bezirks vorsteherin der Inneren Stadt, zu verdan ken. Kopietz trägt ihn mit Würde und einem kecken Lächeln.
„Ich bin sehr o im Beisel, weil man dort viel von den Menschen er hrt“, sagt er. „In den Silberwirt komme ich, um privat zu sein.“ Der sonntägliche Stammtisch – o ist Vize bürgermeisterin Renate Brauner mit dabei – hat r ihn Qualität. Auch wenn der im Raucherbereich steht, der einzige Wermuts tropfen r den erklärten Nichtraucher. Seine Freundscha mit SchlossquadratBesitzer Stefan Gergely und eine gemein same, anregende Diskussionsbasis hrt Harry Kopietz, der im 15. Bezirk lebt, nach Margareten. Nicht immer sind die beiden einer Meinung, beispielsweise wenn es ums Rauchen geht. Aber Diskutieren und Streiten gehört zum Wirtshaus eben dazu.
In den 1960er Jahren war der Silberwirt ein Arbeiterwirtshaus, später wurde er zum legendären Treffpunkt der alternati ven Szene. 1998 erwarb Stefan Gergely das Lokal und musste es wegen des schlechten Zustands von Grund auf erneuern.
Die Tradition wird hier hochgehalten und mit viel Lust wiederbelebt. So wie der Wirt früher seinem Weinlieferanten beinahe auf Lebenszeit die Treue hielt, kommt der Weiße r den G’spritzten seit 23 Jahren vom Weingut Schabl aus Königsbrunn. Außer dem gibt es eine Hausmarke: „Mein Wein“ – das ist ein Chardonnay aus Gergelys ei genem Weingarten, der vom Weingut Josef und Hannes Hirsch gekeltert wird. Für das
Wiener Kracherl, die Urform der Limona de, werden jeden Sommer Hunderte Liter Holunderblüten und Himbeeren selbst zu Sirup eingekocht, nach der Devise: viel Frucht, wenig Zucker. Auch die Marme laden r die Palatschinken, ebenso wie Zwetschken- und Marillenröster, werden im Haus gemacht und in den guten, alten Rexgläsern au ewahrt.
Die Erdäpfeldatschi sind eine kulinarische Reminiszenz an den Silberwirt von früher. Auch sonst ist man bei der Altwiener Kü che geblieben. Auf der Karte stehen Klas siker und Beiselgerichte, zu Mi ag kommt ein leistbares Menü auf den Tisch. Bei den Zutaten wird Wert gelegt auf Regionalität:
Die Erdäpfel stammen vom Bauern aus dem Weinviertel, das Rindfleisch kommt aus dem Waldviertel, das Schwein r den Braten am Sonntag aus dem Tullnerfeld. Im Sommer werden im Gastgarten knusprige Stelzen serviert, dazu Margaretner oder Zwe ler Bier. Die Lieblingsspeise von Harry Kopietz allerdings muss importiert werden. Denn am liebsten bestellt und isst er Chicken Wings. Sie werden extra r ihn aus dem benachbarten und zum Schlossquadrat gehörenden Cuadro ser viert. Aber das ist ein Privileg, das dem besten Stammgast des Silberwirts vorbe halten bleibt.
Direktor des Österreichischen Filmmuseums, lebt in der Straußengasse
Margareten ist: eine der im Alltag angenehmsten Zonen Wiens, eine der lebenswertesten Gegenden.
Reizvoll an Margareten: ist diese Unauffälligkeit und Nichtbesonderheit, die rückseitigen Gärten, die Zeinlhofergasse. Als Richard Linklater für „Before Sunrise” in Wien war, sind wir viel mit ihm herumspaziert. Dabei hat er gemerkt, wie leicht es hier ist, um die Ecke zu biegen und an einem verzauberten Platz zu landen. Im Film gibt es auf den Wegen von Julie Delpy und Ethan Hawke viele solche Ecken.
Erinnerung an früher: Als wir 1996 hierher gezogen sind, haben wir den Bezirk auf der Suche nach Möbeln kennengelernt. In der Schönbrunner Straße reihte sich ein Antiquitätenladen an den anderen. Beim Matzleinsdorfer Platz befand sich eine temporäre Möbelhalle von Herrn Guido, der amerikanische und britische Möbel der 1940er, 50er und 60er Jahre importierte. Dort haben wir auch unsere Couch gekauft, die ich bis heute liebe.
Der filmaffinste Ort in Margareten ist: das Filmcasino. Und das Atelier Gartengasse von Friedl Kubelka, die vor mehr als 20 Jahren eine Schule für Fotografie begründet hat und vor 6, 7 Jahren eine Schule für künstlerischen Film. Da wächst eine interessante Generation junger Filmemacher heran.
Wo dreht man hier eine Romanze?
Auf der Strecke vom Bruno-Kreisky-Park den Wienfluss entlang Richtung Pilgramgasse. Das ist eine Zone, die nur wenige kennen. Zum Wandeln und Schmusen sicher eine interessante Gegend.
Und wo einen Western?
In den Fußballkäfigen am Margareten gürtel.
Alexander Horwath Brennend für den Film
D ie Wohnung in der Straußengasse hlt sich gleich ganz nach ihm an: Anstelle eines Dolby Digital Surround „Home Cinemas“ ein betagter Röhrenfernseher, im Wohnzimmer eröffnen sich Re galwände voller Filmliteratur, der Blick aus dem Fenster zeigt das Filmcasino. Auf dem Tisch, zwischen Stapeln von Magazinen, Zeitungen und Büchern, liegt eine schick gestaltete Box: die erste Filmkamera der Lomographen. Freund und Filmemacher Apichatpong Weerasethakul hat seine erste Arbeit damit gedreht. Egal, welches Detail man anvisiert, die Verbindung zum Film ist r Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen
Filmmuseums, nicht weit. Eben restau riert die Institution mit Weerasethakul ei nes seiner frühen Werke, da wird Kader r Kader diskutiert. Schon ist man beim ge danklichen Katzensprung zur Digitalisie rung und dem Wesen von Film. „Was kann das Kino? Was ist das am Kino, das in der Lage ist, Horizonte zu durchstoßen?“
Neben dem Porträt seiner Mu er, mit 22 in Paris, hängt eines von Schauspieler Adolf Wohlbrück – „eine Art Traum-Elternpaar, was mein Vater natürlich nicht wissen darf“. Einen Meter weiter zeigt Horwath auf den Boden: Der Hausbesitzer hä e sich damals, 1996, r die Unregelmäßigkeiten in der Verlegung der Fliesen entschuldigt,
aber gerade diese haben ihn und seine Lebensge hrtin Regina Schlagnitweit na türlich begeistert: „Das ist wie beim Film restaurieren: Würde man in übertriebener Gründlichkeit einen ‚g’scheiten‘ Boden verlegen, wäre die Seele der Wohnung verloren.“
Alles an Alexander Horwath ist Film, atmet Film, denkt Film. Er ist 47 Jahre alt und kann von einer Vita r drei erzählen: Seit knapp über zehn Jahren ist er Direktor des Filmmuseums, als Kritiker und Journa list hat er r so gut wie alles geschrieben, was im deutschsprachigen Raum von Rang und Namen ist, hat die documenta 12 als Filmkurator begleitet und war mit 27 be
reits Direktor der Viennale. Zuvor ha e er natürlich schon Filmreihen im Stadtkino programmiert. Wiens Internationalem Filmfestival kehrte er nach nf Jahren wieder den Rücken, er wollte nicht in die ser Arbeit versteinern. Eine Entscheidung, die er mit seinem damals „benjaminha en“ Alter erklärt, die Perspektiven haben sich inzwischen verschoben. Aber Entschei dungen werden nun mal aus dem Bauch getroffen, so lehnte er 2006 auch das An gebot des Museum of Modern Art (MoMA) in New York ab, dessen Filmdepartment zu leiten, und entschied sich, weiter dem Filmmuseum seine Kontur zu verleihen – auch wenn er sich damit r das Haus
in der wirtscha lich schwierigeren Lage entschied, aber eben auch r das Haus, in dem er flexibler agieren konnte. So ar beitet er im Österreichischen Filmmuseum weiter „als Jongleur“: „Sammeln, zeigen, vermi eln, publizieren, restaurieren …“ –ohne Unterlass. Und brennend. „Damit die, die sich ernstha mit Film befassen, ein möglichst ideales Umfeld geboten bekom men, um all das sehen zu können, was sie nicht alle Tage sehen.“
Sportmoderatorin bei ATV, lebt in der Schlossgasse und frühstückt gerne im Cuadro
Café Cuadro
Margaretenstraße 77
Tel. 01/544 75 50, www.cuadro.at
Margareten ist: gemütlich, herzlich und hat alles, was man braucht.
Einzigartig hier ist: Es gibt wenige Grätzel, in denen es so viele coole Geschäfte und unterschiedliche Lokale gibt. Jedes für sich ist hier speziell.
Mein Grätzel ist: die Gegend rund ums Schlossquadrat, das ich mindestens zwei Mal am Tag durchquere.
Mein Geheimtipp: ist die Weinschenke in der Franzensgasse.
Gerne trinke ich: weißen Spritzer.
Mein Lieblingsduft: frisch gemähtes Gras.
Gar nicht leiden kann ich: dass ab 24 Uhr der Durchgang durch das Schlossquadrat gesperrt ist.
Der Trend in der Sportberichterstattung: geht in Richtung Unterhaltung. Lange Zeit musste alles ernst und seriös behandelt werden, mittlerweile darf Sportberichterstattung auch Spaß machen.
Elisabeth Auer im Café Cuadro Ein kleines Wiener Frühstück
Laufen ist r mich Luxus.“ Diesen Luxus gönnt sich Elisabeth Auer so o wie möglich entlang des Wienflusses in Rich tung Schönbrunn. Auf dem Rückweg in die Schlossgasse, wo sie seit sieben Jahren wohnt, nimmt sie am Margaretenplatz ihre Lieblingsabkürzung: den Weg mi en durch das Schlossquadrat. Sie geht durch den Eingang der Margaretenstraße 77, durchquert die miteinander verbundenen Gastgärten von Cuadro, Silberwirt und Gergely’s und ist angekommen. O aber bleibt sie auch im idyllischen Gastgarten des Café Cuadro sitzen, um noch zu frühstücken. Die Atmosphäre in Margareten schätzt Auer besonders. Sie selbst kommt aus ei
Mindestens zwei Mal pro Tag durchquert Sportmoderatorin Elisabeth Auer die Innenhöfe des Schlossquadrats auf dem Weg nach oder von zu Hause. Und oft bleibt sie auch einfach im Café Cuadro sitzen und frühstückt mit Genuss.
nem Dorf in der Nähe von Graz. Die Herzlichkeit, mit der ihr die Menschen im ländlichen Flair von Margareten begegnen, ist ihr daher vertraut. Nach dem Studium arbeitete Elisabeth Auer beim Radio und Fernsehen, bis sie die Chance bekam, bei ATV eine Fußballsendung zu moderieren.
Für die begeisterte Hobby-Kickerin und Schiedsrichterin ging damit ein Traum in Er llung. Heute ist Auer eine der wenigen Sportjournalistinnen im österreichischen Fernsehen. Neben Fußballübertragungen moderiert sie Sportnachrichten, berichtet über die Olympischen Spiele und Boxen.
„Mein Lieblingsplatz ist hier am Brun nen unter dem alten Weinstock. Ich liebe
das Plätschern des Wassers“, schwärmt Elisabeth Auer über den Innenhof des Café Cuadro. Der Arbeitstag der Sportmodera torin beginnt gegen Mi ag, geht dann aber bis spät in den Abend. Da muss Zeit sein r die wichtigste Mahlzeit des Tages. Nicht selten treffen sich um diese Zeit auch weitere prominente Margaretnerinnen und Margaretner zum Gedankenaustausch: Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner, die Stadträtin Sandra Frauenberger und Be zirksvorsteher Kurt Wimmer.
Im Café Cuadro gibt es ein großes Früh stücksangebot von der Gugelhup ause mit dem hausgemachten Kuchen in Miniatur bis zum „Schloss Frühstück“ mit Ei, Salami
und Käse. À la carte lässt sich das Früh stück nach Wahl zusammenstellen, mit Karibischem Müsli oder Kernöl-Eierspeis. Der „Cafe do Cuadro“, eine Eigenmarke, ist ein besonders milder Hochlandkaffee der Grazer Rösterei Heissenberger. Die Marmelade – Marille und Himbeer – ist im Cuadro selbst gemacht, so wie vieles andere: der Himbeer- oder Holunderblütensirup bei spielsweise oder das Brot r die beliebten Burger, das in der Schlossquadrat-Back stube gebacken wird – natürlich quadra tisch. Das Fleisch r die Ethno-Burger wird mit selbst kreierten Würzmischun gen verfeinert. Dazu bestellen die Gäste im Cuadro am liebsten ein Seidl Margaretner.
Früher stand an Stelle des Margaretenhofs schräg gegenüber ein Brauhaus. Diese Tradition belebte Schlossquadrat-Besit zer Stefan Gergely mit der Eigenmarke Margaretner, einem Bier aus Südmähren. Doch am Abend werden an der langen Bar, die das modernste der vier Lokale im Schlossquadrat dominiert, auch Cocktails gemixt (die Minze r den Mojito kommt im Sommer übrigens aus dem Kräutergarten im Innenhof). Vor der großen Licht wand, die den Innenraum in wechselnde Farbstimmungen taucht, scheint sich die jugendlich-hippe Gästeschar prächtig wohlzu hlen.
Tel. 01/587 60 67, www.veganova.at
Margareten ist: wie Trastevere in Rom: nicht im Zentrum, aber mit vielen interessanten und kreativen Leuten. Es ist bunt, bedächtig, langsamer, als Wien sonst ist, und es spiegelt nichts vor.
Mein Grätzel: liegt zwischen Kettenbrückengasse und Margaretenplatz.
Am liebsten esse ich: thailändisch und italienisch.
Mein Lieblingsgetränk: Bier.
Ich mag den Duft: wenn es im Burgenland im Wald nach Schwammerln riecht.
Lieblingsfarbe? ein gedecktes Rot.
Gar nicht leiden kann ich: wenn sich jemand wichtiger nimmt, als er ist.
Welcher Schuh?
Mir ist wichtig, dass ich ihn nicht spüre. Ich habe immer ein und dasselbe Modell von Loints, nur die Farben wechseln. In meinem Wochenendhaus im Burgenland trage ich Barfußschuhe, wenn ich Rasen mähe und im Garten arbeite.
Am bequemsten liege ich: auf meinem Futon.
Gerhard Pogats
Das ganze Leben ist Bewegung
V or 15 Jahren ha e alles Ökoflair, jetzt ist es fetziger geworden“, sagt Gerhard Pogats. Wie zum Beweis zeigt er auf die Dinge, die ihn umgeben: Schuhe, Sitzund Liegemöbel. Alle Produkte sollen ein „Leben in Bewegung“ ermöglichen, das ist die Philosophie. Seit 1997 ist er Geschä s hrer der beiden Wiener Standorte von Vega Nova, einem Verbund eigenständiger Mitglieder, die sich dem Thema „Gesund gehen, sitzen und liegen“ verschrieben haben.
Was Sitzen und Liegen mit Bewegung zu tun haben? Gerhard – er wird lieber beim Vor namen genannt – erklärt es gerne. „Auch im Liegen kann man aktiv bleiben“, sagt er,
vor den Be en stehend. „Die perfekte Lage rung ist nicht behindernd.“ Die Matratzen aus Naturlatex, Baumwolle, Schurwolle, Leinen oder Flachs werden von der Wollwerksta in Niederösterreich r Vega Nova angefertigt. Sie bilden mit dem La enrost die Grundlage r natürlichen Schlaf. Die Be gestelle kommen fast alle von einem Tischler, der nur heimische Hölzer verwen det und kaum Metallverbindungen.
„Wir haben Möbel, die durch mehr als nur Schönheit auffallen.“ Gerhard hat auf einem Stuhl Platz genommen und wippt entspannt vor sich hin. Genau betrachtet, sind alle Sitzmöbel hier beweglich: Hocker, Kniestühle, Sitz- und Stehhilfen. „Beim
starren Sitzen verkümmert die Muskula tur im Rücken, die Wirbelsäule verliert an Stabilität. Das aktive Sitzen hingegen r dert die Durchblutung und regt die tiefer liegende Muskulatur an.“
Der norwegische Designer Peter Opsvik propagierte die Idee vom aktiven Sitzen. Viele seiner Klassiker gibt es bei Vega Nova zu kaufen: den Ur-Kniestuhl „Variabel“ –„mit Kufen, voll beweglich“, sagt Gerhard und hrt es vor. Oder „Gravity“, der be quemes Zurücklehnen ermöglicht. Am besten verkau sich „Capisco“, ein Arbeits stuhl, der ungewöhnliche Sitzpositionen am Schreibtisch geradezu herausfordert. Hier spürt Gerhard das kreative Margaret
ner Publikum: Viele Selbstständige kaufen sich bei ihm ihren persönlichen Bürostuhl, keinen von der Stange. „Der Standort hier auf der Margaretenstraße ist gut. Zu uns kommen viele Leute, die sich Gedanken machen, was in der Welt passiert und wie es passiert.“
Er selbst ist Burgenlandkroate, lebt aber schon lange in Wien. Im Burgenland hat Gerhard noch ein Häuschen. Zum Rasen mähen schlüp er dort gerne in seine Five Fingers, Schuhe, die ihm das Ge hl geben, als würde er barfuß gehen. Sie sind Teil des Sortiments von Vega Nova. Alle Schuhe, die Gerhard verkau , sollen bestimmte Kriterien er llen: Sie müssen den Fuß und da-
mit den gesamten Körper stützen und dürfen keine Schadstoffe abgeben. Die Marken Think, Grenzgänger, Vabeene oder Loints passen ins Programm.
„Früher waren die Schuhe optisch ökolastiger“, kehrt Gerhard zurück zum Thema.
„Da hat sich wirklich viel geändert.“ Er zeigt auf Modelle, die modern, tragbar und „fetzig“ sind, wie er gerne sagt. Was gut ist und gu ut, kann bei Vega Nova eben auch gut aussehen.
freischaffende Künstlerin
lebt in der Wehrgasse
Margareten bedeutet für mich: Wohnen, Arbeiten und Genießen.
Hier gefällt mir: die Mischung aus Gastronomie und Leben. In meinem Grätzel wohnen einige Künstler. Außerdem gibt es hier noch ein paar alte Handwerksbetriebe: einen Tischler, eine Geigenbauerin. Diese Mischung macht es lebendig. Aber diese Betriebe sollten auch gefördert werden, damit sie nicht verschwinden.
Mein Grätzel liegt: bei der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse. Für mich ist dort ein offeneres Wien und ein Flair wie in Paris.
Mein Lieblingsplatz: der Flohmarkt.
Mein Geheimtipp: Aming Dim Sum Profi an der Rechten Wienzeile.
Ich mag den Duft: von Holz.
Meine Lieblingspflanzen: sind Kräuter, vor allem Thymian.
Gar nicht leiden kann ich: Engstirnigkeit.
Selten gönne ich mir: Laaser Marmor aus Südtirol. Der ist weiß, fast transparent, sehr dicht und sehr teuer.
Mein Lieblingsmaterial: ist Untersberger Marmor.
Eva S chärer-S chneider im S chlossquadrat Kunst im Gastgarten
Das Wirtshaus ist nicht nur zum Essen und Trinken da, der Wirt muss auch über den Tellerrand schauen“, sagt Stefan Gergely. Die Idee „Schlossquadrat und Kunst“ begann im Jahre 1999. Damals trat der Bildhauer Alfred Hrdlicka bei einer Wahlveranstaltung am Margaretenplatz auf. Spontan lud ihn Stefan Gergely in sein Schlossquadrat ein und fragte, ob er Skulp turen in den Gastgärten ausstellen würde. Hrdlicka gab die Einladung an seinen Assis tenten Jan Schneider und an seine Studierenden weiter, unter ihnen Eva SchärerSchneider und Ben Siegel. Es entstanden erfolgreiche Ausstellungen von Skulpturen, Zeichnungen und Radierungen.
Einige der Kunstwerke haben inzwischen ihre fixen Plätze im Schlossquadrat gefun den: Im Durchgang zwischen den Gastgär ten von Cuadro und Silberwirt steht „Der Blinde“ von Jan Schneider, eine Figur aus Pappelholz. Im Hof des Café Cuadro steht Eva Schärer-Schneiders imposante Skulp tur „Bernstein“. Seit 1998 lebt sie mit ihrem Mann Jan Schneider und ihren Kindern in der Wehrgasse in Margareten. Neben ihrer Lehrtätigkeit in einem Werkschulheim ist sie freischaffende Künstlerin. Sie zeichnet, vor allem aber bearbeitet sie Stein. „Das ist zeitaufwendig und intensiv, aber das lang same Entstehen hat mich immer gereizt.“ Schärer-Schneider liebt die Unmi elbar
keit, die Spuren des Werkzeugs im Mate rial. Die Gesellscha , die Geschichten von Menschen und die Bezüge zwischen ihnen bestimmen ihre künstlerische Arbeit.
Genau diese Idee grei das Schlossquadrat auf und ist so ein Ort der Begegnung mit der Kunst geworden, nicht nur in den öf fentlichen Durchgängen und Gastgärten, sondern auch in den Lokalen selbst. In der Tra oria Margareta sorgt Kunsthandwerk wie venezianische Masken und die Por zellanfigur eines Harlekins r italienisches Flair. Die Weltoffenheit und Internationa lität des Gergely’s unterstreichen Masken und Wächterfiguren aus Java und Os imor.
Im Silberwirt finden sich in Aquarellen und
Radierungen Motive, die ins Beisel passen: Reben, Weingärten oder Landscha en. Im Fundus des Schlossquadrats gibt es in zwischen zahlreiche Ölbilder und künstle rische Fotos, die auch Ansichten aus den Lo kalen und Innenhöfen zeigen, damit immer wieder neue Motive r Anregung sorgen.
Die Pergola im Gastgarten des Silberwirts zieren außerdem Bilder der Bühnen bildmalerin Raja Schwahn-Reichmann, die die Tradition der Wirtshausmalerei weiter hren. Im Schlossquadrat finden auch Lesungen, Buchpräsentationen und Konzerte sta . Außerdem ist bereits der Krimi „Schön tot“ von Edith Kneifl ent standen, mit Schauplätzen rund um den
Margaretenplatz und im Schlossquadrat. Auch ein Kinderbuch (siehe Seite 68) spielt hier.
Im Sommer 2012 erschien die erste Klas sik-CD des jungen georgischen Pianisten Vato Jordania in der Serie „Schlossquadrat Art“. Und r 2013 ist ein Comedy-Preis, die Schlossquadrat Gurke, geplant, die an Nachwuchskünstler verliehen wird (siehe Seite 84). So viel ltig diese Projekte er scheinen mögen, so eindeutig ist ihr Ziel: dass auch die Gäste im Schlossquadrat Anreize haben, über den Tellerrand zu schauen.
Kommentator und Chefredakteur von Puls 4 Sport, geht gerne ins Gergely’s Gergely’s Schlossgasse 21
Tel. 01/544 07 67, www.gergelys.at
Margareten ist: bunt, kreativ, lebendig.
Mein Grätzel:
Ich wohne beim Matzleinsdorfer Platz, aber sehr oft bin ich auch in der Gegend zwischen Schlossquadrat, Margareten platz und Motto.
Mein Lieblingsplatz: ist das Schlossquadrat. Da fühle ich mich wohl wie in meinem Wohnzimmer.
Ein Geheimtipp?
Die vielen Gärten und Gastgärten in den Hinterhöfen: Draußen pfeift der Bus vorbei, und hinter der Hauswand liegt eine grüne Oase.
Am liebsten esse ich: thailändisch. In Thailand habe ich sogar einen Kochkurs besucht.
Gerne trinke ich: steirische Weißweine.
Ich mag den Duft: von frischen Blumen.
Gar nicht leiden kann ich: ewige Nörgelei.
Mein Reiseziel:
Ich bin beruflich viel in Europa unterwegs, privat zieht es mich Jahr für Jahr an einen verträumten Ort in Dalmatien.
Winter- oder Sommermensch?
Sommer. Trotzdem bin ich froh, dass Österreich ein Land mit Jahreszeiten ist. Die Übergangszeit finde ich herrlich.
Michael Gigerl im Gergely’s Lust auf Steak
M it dem Plan, im Medienbereich Fuß zu fassen, zog Michael Gigerl 2003 aus Graz nach Wien. In der Steiermark ha e er schon Erfahrungen gesammelt, bald arbeitete er bei Privatsendern im Fernsehen und Radio, Sport wurde zu sei nem Spezialgebiet. Seit 2011 ist Gigerl ChefKommentator bei Puls 4. Damit ist er auch an vorderster Front und live dabei, wenn der Privatsender bis 2015 exklusiv im ös terreichischen Free-TV die Spiele der UEFA Europa Champions League überträgt. Seit seinem ersten Tag in Wien lebt er in Margareten, heute nicht weit vom Matzleinsdorfer Platz. Der Ort jedoch, mit dem Michael Gigerl im Fün en am meis
Im Gergely’s genießt Sportmoderator Michael Gigerl mit Freunden gerne ein saftiges Steak und dazu ein gutes Glas Wein. Das Schlossquadrat ist sein Lieblingsplatz in Margareten.
ten verbindet, ist das Schlossquadrat am Margaretenplatz. „Ich habe hier schon viele interessante Leute kennengelernt“, erzählt er. „Außerdem herrscht hier ein ganz eige nes Flair.“ Zwei bis drei Mal die Woche zieht es Michael Gigerl ins Schlossquadrat. Jedes der vier Lokale mag er, am Abend jedoch schätzt er das Gergely’s (früher trug es den Namen „Schlossgasse 21“) besonders. 1990 startete Stefan Gergely als Gastro nom, damals war die Schlossgasse 21 ein jugendlich-lautes Szene-Lokal. Als mit dem Silberwirt und dem Cuadro in unmittelbarer Nachbarscha weitere Lokale hinzukamen und sich das kulinarische Ange bot in Wien änderte, erhielt das Lokal eine
neue Richtung. 2006 wurde es komple umgebaut unter dem Namen Gergely’s neu gestartet. Mit seinen roten Lederstühlen und den modernen Lustern, die das uralte Gewölbe effektvoll beleuchten, ist es heute das eleganteste Lokal im Schlossquadrat. Das kleine Hofstöckl im wunderschönen Innenhof ist r Veranstaltungen exklusiv zu mieten.
Das Gergely’s ist seit zwanzig Jahren be kannt r seine Steaks aus verschiedenen Ländern. Am Abend tri sich hier, wer gerne in stilvollem Rahmen ein gutes Stück Fleisch genießen möchte. Viele Gäste be stellen gemeinsam mehrere Sorten, etwa ein Côte de bœuf oder ein T-Bone-Steak
vom Angus-, Hereford- und österreichi schen Weidemastrind, und verkosten dann untereinander, welches am besten mundet. Bei der Zubereitung regiert Purismus: Auf dem Grill gebraten, wird das kühl gelagerte und gut gerei e Fleisch ausschließlich mit Salz verfeinert. Keine Holzkohle, kein Lavastein – das Fleischaroma soll so un ver lscht wie möglich auf den Teller kommen. Zu den Steaks wählt man Soßen und Beilagen nach Gusto. Darüber hinaus gibt es internationale Gerichte – Fisch, Scampi oder Surf and Turf, das Fleisch mit Meeresfrüchten kombiniert. Für das sogenannte Festmahl schwärmen nicht nur stille Ge nießer und Stammgäste wie Pharmazeut
Rüdiger Wolf, weil gegen Vorbestellung beispielsweise eine vier Kilo schwere Hochrippe im Ganzen und sehr langsam gebraten auf den Tisch kommt – ideal zum Zelebrieren im illustren Freundeskreis. Zum Essen im eleganten Abendlokal gen sich Weine aus Österreich, Frankreich und Spanien. Über zweihundert Positionen stehen auf der Karte, darunter sind auch einige echte Raritäten. Und im Sommer lockt ein uralter Kastanienbaum im Innenhof, unter dem es sich ganz besonders gut genießen lässt.
Tel. 01/587 94 72, www.trident.at
Margareten ist für mich: Leben in der Stadt.
Mein Grätzel in Margareten ist: entlang der Margaretenstraße vom „Powidl” bis zum Schlossquadrat.
Jemandem, der es nicht kennt, beschreibe ich Margareten so: Es herrscht hier keine hektische Businessatmosphäre. Margareten ist ein Dorf in der Stadt.
Am liebsten esse ich: Nudeln in allen Variationen, vor allem aber scharfe Thainudeln.
Mein Lieblingsgetränk: Kaffee.
Die schönste Farbe für mich ist: Himmelblau.
Meine Lieblingspflanzen: Palmen.
Gerne rieche ich: den Duft einer Wiese.
Gar nicht leiden kann ich: Intoleranz.
Einmal möchte ich: die Galápagos-Inseln besuchen.
Das gönne ich mir nie: drei Wochen Urlaub.
Hugo Radschiener
Reisen und die Welt entdecken
V on Island bis zur Sahara, von Asien bis Grönland – dieser Mann ist weit herumgekommen. Als Reiseleiter fuhr und hrte Hugo Radschiener zehn Jahre lang zu den interessantesten Zielen dieser Erde. Geologe oder Geophysiker wollte er werden. Doch bei einem Studentenjob steckte er sich mit dem Reisefieber an. So ließ er das Studium sein und arbeitete ab Ende der 1970er Jahre r mehrere Veranstalter, stellte Studienreisen zusammen und hrte Touren. „Ich habe viel von der Welt gesehen“, erzählt er von damals. „Interessant fand ich vor allem, ein Gebiet nach und nach von unterschiedlichen Seiten zu erkunden. Geografisch und historisch.“ Irgendwann war die Reiselust gestillt. Hugo
Radschiener wurde sessha , blieb aber der Branche treu und stieg schließlich 2001 in ein gut ge hrtes Reisebüro in der Margare tenstraße ein. 2003 trat er die Nachfolge des Vorbesitzers an. Seither lässt er seine reiche Erfahrung als Weltenbummler in der Bera tung und bei der Zusammenstellung von Reisen einfließen.
Die Möglichkeiten, die Urlaubsreife bei Trident Travel vorfinden, sind viel ltig. Pauschalreisen sämtlicher renommierter Veranstalter sind selbstverständlich im Pro gramm, sozusagen Pflicht. Was dazukommt, ist die Kür. Flugtickets etwa werden nach der Buchung sofort und vor Ort ausgestellt.
Das kann nur ein Reisebüro mit IATA-Lizenz.
Die hat Hugo Radschiener. Ebenso wie eine Veranstalter-Nummer, denn als zweites Standbein tri er mit Trident Travel selbst als Reiseveranstalter auf. Dazu arbeiten er und sein Team mit Partneragenturen vor Ort zusammen. Für Reiselustige bedeutet das mehr Flexibilität bei der Buchung, müssen sie sich doch weder an starre Routen noch Zeitpläne halten.
Die meisten Destinationen können so mit Trident Travel individuell bereist werden. „Eine Beratung in dieser Form ist heute sel ten“, ist Hugo Radschiener stolz. Viele Reisebüros übergeben die Planung an Veranstalter. Am Ende bleibt wenig Mitsprache bei den Details. Darauf legen er und sein Team aber gro-
ßen Wert. Vom Pauschalarrangement bis zur Priva our nach Wunsch ist alles machbar. Und r jede Personenanzahl – sei es r zwei Leute oder r eine ganze Gruppe, etwa r Vereine, Betriebsräte, Pfarren oder Firmen als Incentivereise. Für Kunden, die nicht gerne Reisen „von der Stange“ buchen, hat Hugo Radschiener sein „Baukastensystem“. Es enthält, was ge llt. Nach Lust und Laune kann man daraus auswählen und seine Traum reise zusammenstellen. „Besonders gefragt sind die Karibik und Südostasien“, sagt er. „Wenn sich jemand da r interessiert, kann er beispielsweise einerseits eine Pauschalreise nach Kuba von 1-2-Fly oder nach Thailand von Gulet Touristik buchen. Andererseits
nur einen Flug nach Thailand von EVA Air oder aber eine Individualreise mit Flug von Austrian, Hotel in Bangkok über TUI, dazu eine Nordthailandrundreise aus dem eige nen Trident-Travel-Programm und einen Badeaufenthalt auf Koh Samui über Airtours“, zählt Hugo Radschiener die gesamte Pale e an Möglichkeiten auf. Für Segler – und das ist noch eine weitere Besonderheit – organisiert das Team von Trident Travel den Flug zum Schiff, ob es nun vor Dalaman im Mi elmeer oder vor Raiatea in der Südsee liegt. So kann jede Reise zur Traumreise werden.
Tel. 01/544 07 22, www.margareta.at
Margareten ist: nichts Fremdes, sondern vertraut. Wie bei mir zu Hause im zweiten Bezirk werde ich auf der Staße erkannt und gegrüßt. Es ist wie in einem Dorf.
Mein Grätzel ist: das Schlossquadrat. Ich gehe von meiner Wohnung weg und komme wieder nach Hause.
Am liebsten esse ich: Pizza mit Champignons, Zwiebeln und Knoblauchrand – eine Spezialkreation.
Das rieche ich gerne: Knoblauchbrot, aber nicht in der Früh.
Meine Farbe ist: Rosa.
Diese Pflanzen mag ich: weiße Tulpen.
Zum Lachen bringen mich: meine italienischen Kollegen, wenn sie sich ärgern. Das kommt einer kleinen Explosion gleich. Und ihre Eintragungen im Reservierungsbuch, über die kann ich Tränen lachen.
Mein Lieblingscharakter am Urania Puppentheater: ist eindeutig Pezi. Jeder kann sich mit ihm identifizieren. Er ist eine Persönlichkeit, die durch Kreativität und Kindlichkeit alles schaffen kann – zusammen mit dem Kasperl.
Gar nicht leiden kann ich: siebensüße Prinzessinnen, die liegen mir nicht. Bei mir müssen sie Pfeffer haben.
Alexandra Filla in der Trattoria Margareta Pizza, Pasta und der Pezi
W er vom Margaretenplatz durch die Tür der Tra oria Margareta geht, der betri ein Stück Italien. Der Terrazzoboden, die holzvertäfelten Wände aus Pa lisander, venezianische Masken oder der Harlekin aus Porzellan versprühen italie nisches Flair. Im romantischen Garten unter den Olivenbäumen zu sitzen, hlt sich an wie ein Kurzurlaub im Süden.
Der authentische Charakter wird verstärkt durch das Team, das hier am Werk ist. Ein Großteil der Köche und Kellner stammt direkt aus „bella Italia“. Und mi endrin steht eine Frau. Meist hlt sich Alexandra Filla auf Händen getragen, „nur während einer Fußball-EM oder -WM habe ich eine harte
Zeit“, sagt sie und lacht. Die Aufgabe der Serviceleitung er llt sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Davide Pillon.
Viele hier nennen sie liebevoll „Pezi“, denn neben der Arbeit im Schlossquadrat spielt Alexandra Filla am Wiener Urania Puppentheater Kasperls Freund, den kleinen Bä ren. Über eine Annonce kam sie vor 19 Jahren zu der traditionsreichen Kasperlbühne, um in der Technik zu arbeiten. Dann, eines Tages, musste sie kurzerhand einspringen und in die Rolle des Pezi schlüpfen. Von der ersten Sekunde an glich ihre Stimme der ihrer großen Vorgängerin Marianne Kraus. „Wenn es so etwas gibt, dann musste das sein“, sagt Alexandra Filla und ihre Augen
blitzen. „So wie auch das Schlossquadrat in meinem Leben sein musste.“
Genauso lange wie am Puppentheater ist sie schon in der Gastronomie. Doch rich tig „angekommen“ ist sie erst vor ein paar Jahren. Über eine Freundin lernte sie das Schlossquadrat kennen, bewarb sich und wurde engagiert. Seit drei Jahren arbeitet sie in der Tra oria Margareta, dem „italienischen Teil des Schlossquadrats“.
„Ich hle mich hier einfach wohl“, sagt sie. Das liege nicht nur an der Atmosphäre, sondern auch am Essen. Zu hundert Pro zent kann Alexandra „Pezi“ Filla hinter dem stehen, was sie ihren Gästen serviert. „Fast alles ist selbst gemacht. Und die Pizza
ist meines Erachtens die beste von Wien.“ Wochenlang wurde vor der Eröffnung der Tra oria Margareta 2007 getü elt. Unzählige Mehlsorten wurden probiert, alle To maten Pelati, die zu bekommen waren, in Blindverkostungen getestet, um das Beste zu finden. Genauso lief es beim Käse und San-Daniele-Schinken. Letzterer wird von einer kleinen Prosciu o-Manufaktur in Italien bezogen. „Wenn die Lieferung einmal ausbleibt, merken unsere Stammgäste das sofort“, erzählt Filla. Zweimal pro Woche kommt frischer Fisch, vor allem Branzino und Dorade, direkt aus Triest auf den Grill. Fast alle Arten von Nudeln, auch die Ra violi, werden selbst gemacht, genauso wie
das Toskanabrot und die Dolce, die nach originalen Rezepten zubereitet werden. Zum Essen passen klassische italienische Weine. Der Prosecco ist – wie sollte es an ders sein – auch ein ganz spezieller, und der Limoncello hausgemacht. Oder man wählt unter bis zu zehn Grappasorten.
„Wir haben sehr viele Stammgäste und es kommen auch viele Italiener zu uns“, er zählt Alexandra Filla. „Die Margareta ist sogar in italienischen Reise hrern drin nen.“ Ein besseres Kompliment kann man wohl kaum bekommen.
Autor, Zeichner und Performer, lebt und arbeitet im Schlossquadrat
Schlossquadrat Immobilien Margaretenplatz 2/37 stefan@gergely.at wohnen.schlossquadr.at
Margareten ist: eine Ansammlung mehrerer Dörfer, die im 19. Jahrhundert zu einem Arbeiterbezirk zusammengewachsen sind, der sich zu einem belebten innerstädtischen Bezirk gewandelt hat.
Für mich bedeutet Margareten: Inspiration.
Mein Lieblingsplatz: ist der Margaretenplatz, auch weil er nicht gerade, sondern geschwungen ist.
Mein liebster Ort: ist hinter dem Schlossviertel. Hier gibt es viele alte Häuser aus verschiedenen Zeiten, dem Art déco, dem Biedermeier …
Mein Lieblingsduft: der unverwechselbare Geruch, der im Sommer aus kühlen Stiegenhäusern von Mietshäusern des 19. Jahrhunderts kommt. Er ist so vertraut, berührend und löst eine Kette an Reflexen aus.
Meine Lieblingsfarbe: wechselt mit den Jahren. Lange war es Ultramarin, gefolgt von gelbem Ocker und Olivgrün. Aber auch Magenta oder Braun – ich finde sie alle schön.
Gar nicht leiden kann ich: Dummheit, auch die eigene.
László Varvasovszky Leben im Schlossquadrat
E
in Bub sitzt am Fenster. In der Hand hält er ein Stück rotes Zellophan von einem Zwetschkenkrampus. Durch das transparente Papier schaut er hinunter auf den Margaretenplatz. Der Bub ist heute ein Mann, der Autor, Zeichner und Performer László Varvasovszky. Der rot ge rbte Margaretenplatz ist seine stärkste Erinne rung an seine Kindheit im Schlossquadrat. 1947 geboren, zog Varvasovszky im Alter von vier Jahren mit seiner Mu er in die Schlossgasse 21. Der Vater musste in sei ne Heimat Ungarn zurück und dur e das Land nicht mehr verlassen. Drei Jahre lebte László hier, spielte im Hof und jagte die Hühner, bis er mit seiner Mu er wegzog.
Der Kinderbuchautor und Zeichner László Varvasovszky lebt und arbeitet seit vielen Jahren in einer kleinen Atelierwohnung in der Schlossgasse 21. So wie er schätzen viele Mieter das pulsierende Leben im Schlossquadrat.
Als junger Mann studierte Varvasovszky Bühnenbild und Filmgestaltung und ging nach Graz, wo er mehr als zwanzig Jahre lebte, an verschiedenen Bühnen arbeite te und an der Hochschule unterrichtete. 1977 begann er außerdem Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Fast 25 sind seither entstanden, darunter sein bekanntestes, „Das Schneebärenbuch“. Eines von László Varvasovszkys jüngsten Kinderbü chern spielt in Margareten. „Unterirdisch schön“ handelt von einer Drachin, die un ter dem Margaretenplatz lebt. Um Spielkameraden r ihre Tochter und ihren Sohn zu finden und Kinder in ihr Schloss zu lo cken, legt sie Spuren aus.
Obwohl Varvasovszky nur kurz hier lebte, ist die Erinnerung an Margareten immer wach geblieben. So mietete er Ende der 1980er Jahre in der Schlossgasse 21 eine kleine Atelierwohnung, die er seit seiner Rückkehr nach Wien gerne benützt. „Es ist eine inspirierende Umgebung“, erzählt er. „Hier habe ich die wirklich guten Ideen.“
So wie diese gäbe es noch viele Erinnerun gen und Anekdoten auf den Pawlatschengän gen über den Gastgärten im Schlossquadrat zu erfahren. In einigen Wohnungen leben noch Mieter, die das Häusergeviert aus der Zeit kennen, bevor Stefan Gergely es mit neuem Leben er llt hat. In anderen sind neue Mieter eingezogen. Aber alle kennen
den Hausherrn persönlich und schätzen Atmosphäre und Lage des Schlossquadrats. Nicht selten werden hier aus Nachbarn gute Bekannte oder Freunde.
Wenn eine Wohnung frei wird, ist sie zu meist gleich wieder weg, Interessenten auf der Warteliste haben Vorrang. In den drei Häusern stehen verschiedene Kon zepte zur Wahl: Die Sanierung im Haus Margaretenplatz 2 wurde 2005 aufgrund der Ergebnisse einer Studie über die Erwar tungen von Mietern konzipiert. Alle Woh nungen hier weisen einen offenen Grund riss auf. Eine gute Schallisolierung sorgt r Ruhe, moderne Brennwer hermen und Wärmedämmung ermöglichen – r
einen denkmalgeschützten Altbau – niedri ge Energiekosten. Die 25 Wohnungen in der Schlossgasse 21 wurden bereits 1990 saniert. Hier sind die Räume klassisch nach Funktio nalität getrennt, so wie es in biedermeier lichen Vorstadthäusern früher üblich war.
Im Jahr 2001 wurden in der Margaretenstaße 77 auch Apartments errichtet – voll eingerichtete Wohnungen zwischen 30 und 65 m2, die mindestens r drei Monate be zogen werden können. Sie liegen über dem hübschen Innenhof des Café Cuadro. Drau ßen das Leben, drinnen ein privater Ort des Rückzugs. Eine inspirierende Umgebung.
Autor und Filmemacher
lebt mit Katharina Stemberger, seiner Frau, in der Wehrgasse. Ihr „Backyard” ist ein Ort der Ideen. www.backyard.at
Margareten ist: Ich habe einen bis dato noch nicht verlegten Roman geschrieben, „Maxi – Res Publica”, der in diesem Grätzel spielt. Inspiriert haben mich dazu WALULISO, der hier in der Wehrgasse auf 9 m2 gewohnt hat, und die Buchhändlerin Anna Jeller im 4. Bezirk. Ich habe Margareten im Buch so beschrieben: „Wenn New York der Big Apple ist, dann ist Margareten der Apfelstrudel.”
Das Schöne hier: dass es ein multikultureller Bezirk ist. Einer mit einem unglaublich lebendigen und kreativen Geist. Viele Künstler haben sich hier angesiedelt.
Das macht Margareten besonders: Dieses Grätzel entspricht unserer emotionalen, geistigen, politischen und gesellschaftlichen Haltung: Wir sind im Zentrum, ohne im 1. Bezirk zu sein. Wir haben’s grün, hell, ruhig und sind trotzdem mitten in der Stadt. Wir können das Auto in den Hof stellen und haben die U-Bahn vor der Nase.
Am wichtigsten in unserer Küche: Das sind wir zwei. Es ist egal, ob’s ein Stück Brot ist oder ein komplizierter Braten wird, das Wichtigste ist, zusammenzusitzen und zu reden.
Grätzeltipps von Katharina Stemberger und Fabian Eder:
Der Rüdigerhof: Fabian Eder, der seit 25 Jahren in Margareten lebt, wohnte einmal in einer WG im Haus, in dem sich auch das Café befindet, das beide schätzen und mögen. (Hamburgerstraße 20)
Fruth: Die Kreationen von Pâtisseur Eduard A. Fruth bringen die beiden zum Schmelzen. (Kettenbrückengasse 20)
Zeinlhofergasse: Ein Lichtblick in Grün.
Grätzelspaziergang 2
Fabian Eder und Katharina Stemberger Ideen, die gen Himmel ranken
Im Innenhof der Wehrgasse 15 sprießt es, wächst es, rankt es, und wer dabei nur an Pflanzen denkt – trotz ihrer Vielzahl, in der sie vorhanden sind –, sieht zu wenig. Denn was da in Wahrheit wächst und den entzückenden Hof zu einem magischen Ort macht, sind Ideen. Schauspielerin Katharina Stemberger und ihr Ehemann, Autor und Filmemacher Fabian Eder, ge stalten ihn als utopischen Raum der end losen Möglichkeiten. Hier reifen Projekte, die die beiden mit ganzem Herzen verfolgen – begleitend zu ihrem „Brotberuf“. Diese Autonomie be deutet natürlich Risiko, aber auch Frei raum und die Möglichkeit, schneller zu agieren. „Wir haben gespürt, dass sich die Entscheidungsprozesse, was wie gemacht wird, von den Menschen entfernen“, so Eder. Dass viele Produzenten keine Risiken eingehen, dass man alles und jeden bedienen will, dass keiner Verantwortung übernimmt, sondern viele mitmischen, „bis am Schluss nur ein Schmafu rauskommt, der keinem ge llt“. „Außerdem“, ergänzt Stemberger, „mögen wir Fremdbestim mung ganz grundsätzlich nicht. Eigentlich möchte ich meine Lebenszeit zusehends damit verbringen, die Dinge in die Welt zu bringen, die mich interessieren.“
Ein solches Projekt ist „Griechenland blüht“. Zwei Wochen, nachdem der Titel erstmals in den Köpfen der beiden auf tauchte, brach Fabian Eder mit zwei Freunden und Kameras ins krisengeschü elte Griechenland auf, Katharina Stemberger machte sich ans Netzwerken. Das war Ende März 2012. Bereits am 10. Juli – wenige Tage nach der Erstausstrahlung im Haupt-
abendprogramm auf 3sat – wurde der entstandene Dokumentarfilm in Brüssel vor den Europaparlamentariern präsentiert. Wellenartig breitete sich ihr Projekt aus –der Stein des Anstoßes fiel in Margareten. Die ganze Welt und mehr ist möglich, aber auch im Grätzel, das sie künstlerisch miteinbeziehen, hlen sie sich pudel wohl. Was sie an Margareten schätzen, ist, dass der Bezirk so wunderbar bunt ist – da ist es nur passend, dass sie beide sich hier niedergelassen haben, denn: Es fiele schwer, sie einzuordnen: Stemberger spielt am Volkstheater, dann wieder in „Soko Kitzbühel“, erdenkt Programme, die sie mit ihrer Schwester Julia Stemberger und Mu er Christa Schwertsik auf die Bühne bringt, hält Lesungen zu Ildikó von Kürthy und Margarete Schü e-Lihotzky. Eder arbeitet an Dokumentationen, dann wieder an Spielfilmen, Romanen oder dem nächsten „Tatort“. „Früher habe ich mich gefragt, warum ich nach zwanzig Jahren in diesem Beruf noch keine Stringenz ge funden habe“, überlegt Stemberger. „Jetzt bin ich 43 und hab’ endlich begriffen, dass es mir genau in dieser Unterschiedlichkeit Spaß macht.“ Die beiden arbeiten gut und gerne zusammen, nähern sich diskussionsfreudig aus verschiedenen Perspektiven demselben Ziel an. Eine spannende Kombination. Die magischen Instanzen sind Mut und Fantasie.
Ausgesucht schöne Dinge bietet Anna Stein, aber auch Lesungen oder kleine Konzerte finden bei ihr statt.
KETTENBRÜC K EN GA SS E: A N DER N AHT S TELLE Z WIS CHEN STADT UND D OR FDie Wiener Ke enbrücke kann sich mit der imposanten Budapester Donaubrü cke gleichen Namens nicht messen. Sie ist auch nicht das Vorbild r den charmanten „Ke enbrückenwalzer“ von Johann Strauß (der war anno 1828 vielmehr der Wiener Sophienbrücke gewidmet). Aber sie über quert den Wienfluss, trägt eine sehenswerte U-Bahnstation → 1 (ursprünglich konzipiert vom berühmten Jugendstil-Architekten O o Wagner) und ist vor allem Ausgangs punkt r einen Spaziergang durch eine der buntesten Gegenden Wiens, rund um die Ke enbrückengasse. Hier treffen die Ausläufer des städtisch-bürgerlich geprägten Wiener Gemeindebezirks Wieden auf den dörflich anmutenden Arbeiterbezirk Margareten. Die Nahtstelle lässt sich na türlich nicht an einzelnen Häusern ausmachen, aber sie scheint eine kreative Span nung zu erzeugen, die in einem bunten Mix an Geschä en ihren Ausdruck findet. Zuerst geht es bei der U-Bahnstation Ket tenbrückengasse über die Rechte Wienzeile
vorbei an einer alteingesessenen Apotheke auf der rechten Seite der Ke enbrücken gasse. Dahinter glänzt das Schaufens ter von Anna Stein → 2 – ein ausgefallener Souvenirladen, in dem Lesungen, Jazz darbietungen und Kaffeekränzchen nach Art eines modernen Wiener Salons sta finden. Gleich daneben befindet sich eine Tabaktrafik → 3. Von außen ist ihr nicht anzusehen, dass sie einen der bestsortierten begehbaren Zigarren-Humidore von ganz Wien beherbergt. Gegenüber, auf der linken Seite der Ke enbrückengasse, liegt die chinesische Buch handlung Baburu Media → 4, die sich jüngst um einen Bubble Tea „Living room“ erweitert hat – ein erster Eindruck davon, dass dieses Grätzel auch ein „Chinatown light“ ist, doch davon später. Bald nach den China Books gibt es im Hause Nummer 20 die kleine, feine Pâtisserie Fruth → 5, in der exquisite Törtchen und Pralinen gekau oder gleich an Ort und Stelle vernascht werden können, am besten mit einer heißen Schokolade oder, noch besser, mit einem Gläs chen Schampus. Schräg gegenüber, auf Nummer 17, stehen im Wohnstudio Schrenk → 6 Wasserbe en zum Probeliegen. Es
EINKAUFEN
2 Anna Stein, Kettenbrückengasse 21
3 Tabaktrafik, Kettenbrückengasse 21
4 Baburu Media, Kettenbrückengasse 22
5 Pâtisserie Fruth, Kettenbrückengasse 20
6 Wohnstudio Schrenk, Kettenbrückengasse 17 (siehe Seite 90)
7 Cameo, Kettenbrückengasse 14
8 stattGarten, Kettenbrückengasse 14
12 Helene, Kettenbrückengasse 7
14 Henzls Ernte, Kettenbrückengasse 3/2
16 Délices du midi, Margaretenstraße 47
18 Saxraum, Margaretenstraße 58
19 Pub Klemo Shop, Wehrgasse 1 (siehe Seite 86)
30 teamdesign Küche & Bad, Hamburgerstraße 11 (siehe Seite 88)
31 Beschläge aus Messing Weidner, Rechte Wienzeile 75 (siehe Seite 94)
35 Intercoiffeur Werner Pranz, Rechte Wienzeile 47 (siehe Seite 80)
ESSEN/TRINKEN
11 Green Cottage, Kettenbrückengasse 3
15 Aromat, Margaretenstraße 52
17 Skaen, Margaretenstraße 56
20 Weinbar Pub Klemo, Margaretenstraße 61 (siehe Seite 86)
22 On, Wehrgasse 8
23 Zu den 3 Buchteln, Wehrgasse 9
26 Weinschenke, Franzensgasse 11
29 Apadana, Hamburgerstraße 1
Hamburgerstraße
Schlossgasse
Margaretenstraße
32 Café Rüdigerhof, Hamburgerstraße 20
34 Restaurant Horvath, Hamburgerstraße 2 (siehe Seite 82)
36 Aming Dim Sum Profi, Rechte Wienzeile 47
KULTUR
25 Anzenberger Gallery, Zeinlhofergasse 7
33 schmähstadl, Hamburgerstraße 14 (siehe Seite 84)
SEHENSWERT
1 U-Bahn-Station Kettenbrückengasse
9 Heumühle, Heumühlgasse 9/69
10 TTTech Schönbrunner Straße 7 (siehe Seite 92)
13 Schubert Sterbewohnung, Kettenbrückengasse 6
21 Margaretenplatz
24 Zeinlhofergasse
27 ehemaliges Wohnhaus von Margarete Schütte-Lihotzky, Franzensgasse 16
28 Miniatur Tirolerland, Franzensgasse 18
37 Falcostiege
Im Gastgarten des Rüdigerhofs spenden Kastanienbäume angenehmen Schatten.
Im
gibt es süße Kunstwerke zu bestaunen, die drinnen gerne gekauft und mitgenommen oder gleich vernascht werden können.
lohnt sich auch der Blick in ein Cameo → 7 genanntes, buntes Geschä slokal wieder auf der linken Straßenseite, in dem unter der Devise „Satisfashion“ Mode r junge Frauen angeboten wird. Etwas weiter folgt der stattGarten → 8 mit Naturkosmetik, Par ms und exklusiver Hautpflege. Reingehen, riechen, genießen (und am Ende etwas kaufen wäre auch nicht falsch). Nach dem sta Garten quert die Grüngasse die Ke enbrückengasse. Ein Blick an der Ecke nach links in die Grüngasse macht klar, dass sie hier als Sackgasse endet. Im angrenzenden Innenhof versteckt sich ein Juwel, die sogenannte Heumühle → 9 – sie gilt als ältester Profanbau Wiens, denkmalgeschützt, weil aus dem 14. Jahrhundert. Weiter auf der linken Seite der Ke en brückengasse quert kurze Zeit später die Schönbrunner Straße die Ke enbrücken gasse. Der Name der stadtauswärts bis zum altehrwürdigen Schloss Schönbrunn h
renden Straße leitet sich von ebenjenem her. Aber bis dorthin ist es als Spaziergang viel zu weit. Links abgebogen und Richtung Innenstadt schlendernd, stößt man knapp jenseits der Bezirksgrenze auf ein weltweit hrendes Technologieunternehmen. Auf der Schönbrunner Straße 7 residiert TTTech → 10 (TTT steht r „Time-Triggered Tech nology“), einer der Hightech-Spezialisten des Landes, der in Kalifornien und Japan gleichermaßen reüssiert (der Boss ist ein Margaretner).
Aber zurück zur Ke enbrückengasse. Es empfiehlt sich, nun wieder auf die rechte Seite zu wechseln, denn da erwartet einen das Green Cottage → 11, ein chinesischer Feinschmeckertempel, der den besten Kontrast zu mit Drachen verzierten AsiaLokalen bietet: Hier wird nordchinesische Hochküche in elegantem Rahmen zelebriert. Das Green Co age gehört zum kulinarischen China-Dreieck von Margareten.
Die Wirkstoffe und Düfte der Natur dürfen sich im stattGarten entfalten und ihre Wirkung tun. Schaufenster der Pâtisserie FruthZigarrenliebhaber suchen in der Kettenbrückengasse den begehbaren Humidor einer Trafik auf.
Sein zweites Eck ist das Szenelokal On → 22 in der nahen Wehrgasse, dessen Chef, ein Arzt, auf kreative Kombinationen wie chinesische Nudeln mit scharfer ChorizoWurst setzt. Der dri e Corner des ChinaDreiecks gehört dem Aming Dim Sum Profi → 36 auf der Rechten Wienzeile 47, einer völlig unprätentiösen Imbissstube mit authentischen, preisgünstigen SüdchinaSchmankerln. Wiens „Best of China“, sagen Gourmetkritiker, ist derzeit in Margareten zuhause.
Ein klassisches Chinatown ist hier jedoch nicht auszumachen. Dazu sind die österreichischen Wurzeln der Ke enbrückengasse zu vital: Noch vor dem Green Co age wartet die Helene → 12 auf der Ke enbrücken gasse 7 auf Besucher, um ihnen in ihrem Hof-Laden saisonal frische bäuerliche Produkte aus dem Seewinkel im Burgenland anzubieten. Hier verbindet sich heimisches Bauerntum mit Kunst – einfach, aber au
thentisch. Patronin Helene, ein sympathi sches Unikum, singt gern und gut, wenn man sie darum bi et. Gegenüber von Helenes Bauernladen interessieren sich Musikbegeisterte r das Haus Kettenbrü ckengasse 6, in dem Franz Schubert → 13 sei ne letzten musikalischen Entwürfe schrieb und im November 1828 starb. Helenes neuer Nachbar ist die in ganz Wien einzigartige Manufaktur r Wild kräuter und Wildgemüse: Henzls Ernte → 14 heißt das Geschä , essigsauer Eingelegtes und eingezuckerte Blüten runden das Raritäten-Sortiment ab, auf Wunsch wer den Wildgemüsewanderungen organisiert. Hier scheint sich also eine ganz spezielle Delikatessen-Geheimszene zu etablieren. Denn am Ende der Ke enbrückengasse geht’s rechts und links auf der Margaretenstraße genüsslich weiter. Ein paar Schri e links lockt das Aromat → 15, ein Wohnzim merlokal mit winzigen Tischen, Crêpes und Gale es. Schräg gegenüber kann man im Délices du midi → 16 ausgesuchte Schmankerln aus Südfrankreich kaufen oder vor Ort verkosten. Stadtauswärts, auf der Margaretenstraße 56, ist das Skaen → 17 zuhause – ein Skandinavien-Imbiss mit ausgesuchtem Lachs, Sill-Heringen, Smörrebrod und dänischem Wienerbröd. Wer in diesem kulinarischen Umfeld kei nen Appetit kriegt, dem ist nicht zu helfen. Auf Nummer 58, gleich nach dem Skaen, llt ein kurioses Geschä auf – der Saxraum → 18. In dem schlicht eingerichteten und weiß gehaltenen Gassenlokal gibt es alles rund ums Saxophon – vom Mundstück über Noten bis zum Unterricht. Ein Stück weiter an der Ecke zur Wehrgasse liegt eine
Innovative Schmankerl landen in der Weinschenke auf Resopaltischen. gut sortierte Vinothek → 19. Sie gehört zum winzigen Pub Klemo → 20, das eigentlich kein Pub, sondern eine Weinbar ist und sich gegenüber auf der Margaretenstraße 61 befindet. Dort treffen sich Weinenthusiasten aus ganz Wien.
Weiter stadtauswärts beginnt bald der Margaretenplatz → 21 – mit seinen Geschäf ten und Lokalen Zentrum des Grätzelspa ziergangs 1 (siehe Seite 32). Dieser hier hält sich rechts, die Wehrgasse entlang Richtung Wienzeile. Sie ist wie die Fran zensgasse ein schmaler Straßenzug pa rallel zur Ke enbrückengasse mit meist niedrigen alten Häusern, typisch r den ehemaligen Arbeiterbezirk Margareten. Viele von ihnen wurden mehr oder weni ger liebevoll saniert, manche beherbergen nun im Erdgeschoß Ärzte, Therapeuten und Architekten. Einige Gebäude warten noch auf bessere Zeiten. Hier weicht der verfallene Charme der alten Vorstadt ei
nem trendigen Szeneviertel, das noch ge nug Raum r Nostalgiker übrig lässt. Die kleinen grünen Innenhöfe sind meist ver schlossen, so entgeht dem Spaziergänger leider manche biedermeierliche Idylle. Wer Geduld hat, wartet ab, bis wer raus- oder reingeht, und schaut dann heimlich durch den Flur hinein. Schon nach wenigen Schri en bietet die Wehrgasse zwei kulinarische Kleinode: Rechter Hand auf Nummer 8 das oben erwähnte chinesische On →22 und auf der linken Seite, auf Nummer 9, das kleine Lokal Zu den 3 Buchteln → 23 mit traditionell böhmischer Küche (was daran erinnert, dass Margareten einst DER Einwandererbezirk r böhmische Arbeitskrä e war).
Nach der neuerlichen Überquerung der Schönbrunner Straße und der Wehrgas se folgend, stößt man auf die Grüngasse. Hier lohnt es sich, kurz links um die Ecke zu biegen, um eine Sackgasse, die Zeinl hofergasse → 24, anzusehen. Sie kann als eine der schönsten Straßen Wiens durch gehen: eine liebevoll bepflanzte Idylle, umgeben von Stilvillen und wunderschönen Gründerzeitensembles. In Haus 7 widmet sich übrigens die Anzenberger Gallery → 25 der Fotokunst. Von da an ein kurzes Stück auf der Grün gasse wieder zurück. Auf ihr stadteinwärts entlang, erreicht man nach der Wehrgasse die Franzensgasse. In der Franzensgasse 11, an der Ecke zur Schönbrunner Straße, hat vor wenigen Jahren die Weinschenke → 26 eröffnet. Eine alteingesessene Weinschenke existierte hier schon seit Jahrzehnten, neu sind vor allem die Betreiber und das hippe Publikum. Weine aus jeder Weinregion Österreichs landen auf Resopaltischen in Marmoroptik, dazu gibt es innovative Schmankerln in der neonlichtbestrahl ten Vitrine. Im Haus Nummer 16 wohnte die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky → 27, die r die Entwicklung der „Frank furter Küche“ bis heute Weltruf genießt, bis zu ihrem Tod mit 102 Jahren. Auch ein anderes Haus ganz in der Nähe ist interessant: In der Franzensgasse 18 wird schon seit Längerem am Miniatur Tiroler land → 28 gebaut. Auf 124 Quadratmetern sollen einmal zwischen Bergisel, Hahnenkamm, Goldenem Dachl und stilisierten Gletschern auf zwei Kilometern Schiene 70 Züge und auf Straßen 100 Autos fahren. Drei Computer und 26 Kilometer Kabel werden da r sorgen, dass die Züge pünkt-
lich fahren und die Sonne im Bergidyll über den tausend Gebäuden und 20.000 Figuren rechtzeitig unter- und auch wieder aufgeht. Ob es den Tirolern recht ist, dass ihr heiliges Land in Wien einen Doppelgänger bekommt?
Wer entlang der Franzensgasse weiter wandert, erreicht die Rechte Wienzeile. Hier heißt sie stadtauswärts einen kurzen Abschni lang Hamburgerstraße. Links an der Ecke zur Wehrgasse liegt das Apadana → 29, ein alteingesessenes persisches Lo kal. teamdesign Küche & Bad → 30 in der Hamburgerstraße 11 bietet Kochbegeister ten neben entsprechenden Produkten auch guten Rat r ihre Bemühungen in der ei genen Küche. Etwas weiter stadtauswärts glänzt das Geschä Beschläge aus Messing Weidner → 31 mit seinem Sortiment an goldstrahlendem Metall.
Gegenüber, in der Hamburgerstraße 20, erhebt sich ein prachtvolles Jugendstilgebäude über dem Wienfluss. Über eine Terrasse, auf der sich ein ganzer Sommer genießen lässt, betri man das alteingesessene Café Rüdigerhof → 32. Wer hier den Tag genüss lich versessen hat, findet unweit auch ei nen Ort r einen lustigen Abend: nämlich
stadteinwärts an der nächsten Straßenecke Wiens derzeit einzigen Comedy Club, den schmähstadl → 31. Und wer vom Lachen guten Appetit bekommen hat, braucht nicht weit zu gehen. Denn am unteren Ende dieses Häuserblocks bietet das Horvath → 34 Köstliches aus der Küche der ehemaligen Kronländer.
Auch dieser Spaziergang endet unweit von hier: auf einem kleinen Platz gegenüber vom Horvath, von Intercoiffeur Pranz → 35 und Aming Dim Sum Profi → 36. Er erinnert als Falcostiege → 37 an den bekanntesten Margaretner, den Popmusiker Hans Hölzel vulgo Falco. Er machte mit seiner Musik eine Weltkarriere und brachte es als erster deutschsprachiger Act mit dem Song „Rock Me Amadeus“ in Amerikas Hitlisten auf den ersten Platz.
Jenseits der Falco-Stiege verschwindet der Wienfluss unter einem großen Parkplatz. Am Samstag kommt hier ganz Wien zum großen Flohmarkt zusammen – wie Mar gareten auch eine Szene in dynamischer Bewegung und voller Kontraste.
ORF-Redakteur,
Moderator, Buchautorlebt in der Grüngasse
Margareten ist für mich: Wenn mich jemand fragt, wo ich wohne, dann beschreibe ich immer die zentrale Lage, die gute Anbindung durch U4 und 13A, die vielen lässigen Lokale und die unmittelbare Nähe zu Naschmarkt und Mariahilfer Straße.
Mein Grätzel in Margareten: zwischen Margaretenplatz und Kettenbrückengasse.
Unvergesslich für mich ist: Ich habe zwanzig Jahre, mein halbes Leben, hier verbracht und alles erlebt, was dazugehört. Das waren wunderschöne Momente, Beziehungen und auch Trennungen, die wohl am meisten prägen.
Am liebsten esse ich: Tafelspitz.
Gerne rieche ich: Lavendel.
Gar nicht leiden kann ich: wenn jemand beim Essen mit Besteck an die Zähne klappert.
Ich reise gerne: nach Brasilien. Dort war ich schon 13 Mal.
Das will ich einmal erleben: Das klingt ja so, als ob ich bald sterben würde. Aber ernsthaft: Ich würde gerne einmal ein ganzes Jahr frei haben und gar nichts tun – einfach alles fließen lassen, mich von meinen Pflichten lösen und schauen, was passiert.
Christoph Feurstein
Mitten in der Stadt ganz privat
M
argareten ist meine Heimat“, sagt Christoph Feurstein und nimmt auf seiner begrünten Terrasse platz. Schon seit über zwanzig Jahren lebt der ORF-Redak teur, Gestalter, Moderator und Buchautor im 5. Bezirk. „Ich bin mit 18 als Student nach Wien gekommen, habe zuerst in der nahen Hofmühlgasse gewohnt und da bei die Vorzüge dieser Gegend kennenge lernt. Kurz darauf bin ich in eine WG im Schlossquadrat gezogen und zuletzt alleine übrig geblieben.“ Vor zwei Jahren ging der gebürtige Vorarlberger erneut auf Woh nungssuche – und zwar ausschließlich im Fün en. „Wien ist eine wunderschöne Stadt, das spürt man in Margareten über
Von seiner Dachterrasse aus genießt Christoph Feurstein den Blick über Margareten. Seit mehr als zwanzig Jahren lebt er im Fünften und mag ihn wie am ersten Tag.
all. Trotzdem ist es hier nicht so überlau fen wie in der Innenstadt, wo man inmi en der Menschenmassen steht, sobald man das Haus verlässt – das wäre mir zu tur bulent. Hier wohnt man zentral, aber doch ein bisschen abgeschieden.“
Feursteins neu ausgebaute Dachgeschoß wohnung in einem original Margaretner Altbau gewährt einen traumha en Rund blick. Bei seinem täglichen Weg auf den Küniglberg durchquert der 40-Jährige den gesamten 5. Bezirk. „In nur 16 Minuten bin ich im Büro und dazu staut es auf der Strecke so gut wie nie.“
Seine journalistischen Leistungen der letzten Jahre wurden mit dem Österreichi
schen Volksbildungspreis sowie mit dem Dr. Karl Renner Journalistenpreis und dem Romy Spezialpreis des „Kurier“ aus gezeichnet. Internationale Bekanntheit erlangte Feurstein rund um die ExklusivInterviews mit Natascha Kampusch 2006.
Für die Dokumentation „Tschernobyl – Als die Welt den Atem anhielt“ erhielt er unter anderem den cnn-journalist award 2007, zurzeit ist er als Gestalter und Moderator der ORF-2-Sendung „Thema“ aktiv.
Die Einrichtung in seiner neuen Eigen tumswohnung, die gleichzeitig Lieblings platz und Rückzugsort des Medienschaf fenden ist, weist auf guten Geschmack hin. Seine Preise hingegen muss man in der
großen, bunten Bücherwand, die sich entlang einer Treppe zum oberen Stockwerk erstreckt, erst suchen. Neben guter Literatur sind vor allem Kochen und feines Essen Leidenscha en von Christoph Feurstein. Auf der kleineren Terrasse gleich neben Küche und Esszimmer wachsen neben Lavendel und Rosen auch frische Kräuter, die fast täglich verwendet werden. „Außerdem gibt es in der Gegend so unglaublich tolle Lokale, wo man viele verrückte und inte ressante Leute treffen kann. Das ist hier ganz eigen und nicht so am Mainstream orientiert“, beschreibt der Wahl-Margaretner das Flair der Gastro-Szene. Er genießt das Leben in seinem Lieblingsbezirk, aber
zwei letzte Wünsche blieben bisher uner llt. „Es könnte hier definitiv eine stärkere Durchmischung geben. Im Moment ist der Fün e ge hlsmäßig in zwei Teile gespal ten. Ich habe einmal r eine kurze Zeit im 16. gewohnt und das spürbare Miteinan der dort sehr genossen.“ Auch das schöne Grün seiner Terrasse möchte Christoph Feurstein vermehrt auf den Straßen wie derfinden. „Auf dem Weg zum Einkaufen auf der Pilgramgasse denke ich immer, wie passend doch hier ein paar Bäume und eine verkehrsberuhigte Zone wären.“
Rechte Wienzeile 47
Tel. 01/586 31 30, www.pranz.at
Margareten ist: zentral, noch leistbar, gemütlich, immer trendiger, voll junger Ideen.
Mein Lieblingsplatz: ist die Falcostiege gegenüber.
Ein Geheimtipp: die Zeinlhofergasse, die hat einfach ein besonderes Flair.
Daran werde ich mich immer erinnern: Ein Kunde aus der Schwulenszene rief an und fragte, ob er einen Freund vorbeischicken dürfe, aber der hätte nicht viel an. Es kam ein junger Herr im Pelzmantel, den er dann mitten im Geschäft fallen ließ. Er stand nur in einem Tanga da. So schnell konnte er gar nicht schauen, da hab’ ich ihm den Frisörmantel umgehängt.
Am liebsten esse ich: asiatische Nudelgerichte.
Ich mag den Duft von: Rosen. Leider duften nur mehr die wenigsten.
Meine Lieblingsfarbe: Blau.
Gar nicht leiden kann ich: wenn jemand falsch ist.
Ich reise gerne: dorthin, wo man gut golfen kann.
Nie gönne ich mir: Ich gönne mir alles, was ich will. Denn ich habe nicht solche Wünsche, die ich mir nicht erfüllen könnte.
Werner Pranz Haarkünstler mit Gespür
I ch komme so gerne zu dir, weil du mir immer dieselbe Frisur machst, hat mir eine Kundin einmal gesagt. Und eine andere: Ich komme zu dir, weil du mir immer etwas Neues machst.“ Werner Pranz lacht. „Das muss man erst einmal herausfinden.“ Genau darum geht es ihm: Ausgezeichnet Haare schneiden, rben und Styling zäh len zu den fachlichen Voraussetzungen, die jeder in diesem Beruf er llen muss. Einen guten Frisör aber macht vor allem eines aus: Ein hlungsvermögen. „Er soll kein Künstler sein, der sich selbst verwirklichen will. Aber es ist die Kunst des Frisörs, eine Kundin typgerecht zu beraten und ihr eine Frisur zu machen, mit der sie sich wohl
hlt.“ Werner Pranz bringt es auf eine noch einfachere Formel: „Ein guter Frisör ist man, wenn Kunden wiederkommen.“ An die Rechte Wienzeile kommen sie im mer wieder.
Im Jahr 1963 eröffnete seine Mu er hier einen Salon. Nebenan betrieb sie ihr „Espresso Hansi“, ein legendäres Beisl am Naschmarkt. Die Großhändler vom Grünmarkt gegenüber waren Stammgäste – bei der Hansi im Espresso ebenso wie in ihrem Salon. Werner Pranz lernte damals im ersten Bezirk und stieg 1973 bei der Mu er ein. Als der Grünmarkt nach In zersdorf übersiedelte, bedeutete das r die Familie Pranz eine große Umstellung. Die
Großhändler kamen nicht mehr. „Aber wir haben das gut gescha “, freut sich Werner Pranz. Der Standort an der Rechten Wienzeile sei zwar nicht klassisch r einen Frisörsalon, aber sta über Lau undscha freut man sich bei Intercoiffeur Werner Pranz über zahlreiche Weiterempfehlun gen. Gibt es ein besseres Kompliment? Intercoiffeur darf sich nicht jeder nennen. Die weltweite Vereinigung, die seit 85 Jahren besteht, wählt ihre Mitglieder gezielt aus. Nur Frisöre von hohem Niveau sind dabei. Werner Pranz ist mit seinem Team bei den Mystery-Salontests der Intercoif feure Österreichs seit Jahren unter den Besten. Von der Fachzeitschri „overhead“
wurde er zum „Top Salon 2002“ gekürt. Doch Elitäres liegt ihm nicht. „Ich wollte immer eine große Zielgruppe ansprechen“, erzählt er. „Wir haben konservative Frisu ren ebenso drauf wie trendige. Jeder im Team ist da r fit.“ Zwölf Mitarbeiterin nen und Mitarbeiter kümmern sich um die haarigen Angelegenheiten ihrer Kunden. „Schön finde ich, dass drei meiner Stylis ten hier gelernt haben und geblieben sind“, freut sich Pranz.
Lange im Team ist auch Mirjam Walenta, nächstes Jahr werden es 20 Jahre sein. Damit gibt es 2013 neben 50 Jahren Familie Pranz und 40 Jahren Werner Pranz an der Rechten Wienzeile auch noch dieses Jubi
läum zu feiern. Mirjam Walenta ist eine der wenigen EU-teacher of hairdressing, Diplom-Coloristin, hat den Anton-BenyaPreis r ihre Arbeit mit Lehrlingen be kommen und wurde mit der Goldenen Ausbilderhand 2009 ausgezeichnet. In den nächsten ein bis zwei Jahren wird sie den Salon von Werner Pranz übernehmen. Als freundlichste Frisörin Wiens – auch dazu wurde sie gewählt – wird in Zukun sicher auch sie ein hlsam herausfinden können, was es denn diesmal sein darf –dasselbe wie immer oder was Neues?
Tel. 01/585 73 00, www.horvath.at
Margareten ist in meinen Augen: ein guter Wirtschaftsstandort und sehr vielseitig.
Mir gefällt hier, dass: in Margareten Dinge ermöglicht werden. In anderen Bezirken ist für einen Gastronomen vieles schwierig.
Nur hier erleben kann man: den Flohmarkt. Und den Anblick, wenn um 18 Uhr die Reste weggeräumt werden, ganze Berge von Müll. Das muss man einmal gesehen haben.
Mein Geheimtipp: ist der Willy-Frank-Park in der Grüngasse. Der ist größer, als man denkt.
Das Beste, das ich je gegessen habe: waren Tapas in Bilbao. Es ist unglaublich, welche geschmacklichen Kreationen auf einem kleinen Brot Platz haben.
Am liebsten trinke ich: unsere selbst gemachte Ingwerlimonade.
Gerne rieche ich: die Frische in der Natur abseits aller Straßen.
Meine Lieblingsfarbe ist: eindeutig Schwarz. Ich trage seit meinem 14. Lebensjahr nichts anderes.
Meine Lieblingspflanze ist: Topinambur. Das ist eine grandiose Pflanze. Sie wird bis zu 2,5 Meter hoch und bildet große Wurzelstöcke, aus denen man interessante Speisen machen kann.
Nie gönne ich mir: faul sein mit ruhigem Gewissen. Dafür bin ich ein zu unruhiger Geist.
Michel-Alexander Atietalla
Aus Liebe zum Lokal
B i e noch ein Stamperl.“ Diesen Wunsch hört Michel-Alexander Atietalla in seinem Café Restaurant Horvath ab und zu. Viel ö er liest er ihn an der Wand hinter seiner Schank. Und immer wieder kommt es auch vor, dass sich Gäste gezielt nach diesem Wandbild erkundigen. Sie wollen einen Blick darauf werfen und zurückdenken an früher. Es stammt aus einer Zeit, als das Lokal noch nicht Horvath, sondern Brauneis hieß.
Das Gasthaus Brauneis am Naschmarkt war eine Legende. Als der Grünmarkt noch hier sta fand, wo heute der Flohmarkt abgehalten wird, genehmigten sich die Händler und Marktfahrer bei der resoluten Wir-
tin das eine oder andere Stamperl. Sonst wurde im Gasthaus gegessen, getrunken, deba iert und Schmäh ge hrt.
Als der Grünmarkt nach Inzersdorf über siedelte, folgte dem täglichen Mark rei ben der Flohmarkt am Samstag. Beim Frühschoppen trafen einander linksalter native Intellektuelle und saßen Resopal tisch an Resopaltisch mit Altwarenhänd lern, dubiosen Gestalten und anderem bunt gemischten Publikum. Wie konnte die alte Brauneis schimpfen, wenn wieder ein Flohmarktstandler ein Radio an ihrer Steckdose im Gastraum ausprobierte, um einen potenziellen Käufer von der Funk tionstüchtigkeit zu überzeugen.
1992 sperrte das Gasthaus Brauneis zu. Sieben Jahre später eröffnete die Soziologin Traude Horvath im liebevoll umgebauten und modernisierten Ambiente ihr gleich namiges Restaurant. Michel-Alexander Atietalla kam regelmäßig zum Essen. Denn schon damals betrieb er gleich um die Ecke vom Horvath, in der Hamburgerstraße 10, sein EDV-Unternehmen netpoint.at.
Das repräsentative Mietshaus mit seinen Giebeln und Kuppeln, in dessen Erdge schoß erst das Brauneis, dann das Horvath Gäste bewirtete, ha e ihn schon lange in seinen Bann gezogen. 1902 war es nach Plänen des Architektenduos Adolf Oberländer und Rudolf Krausz errichtet worden. Die
außergewöhnliche Fassadengestaltung im altdeutschen Stil mit asymmetrisch ange ordneten Erkern, Loggien und Balkonen übte nicht nur auf die damaligen Zeitge nossen, sondern auch viel später auf den daran vorbeifahrenden Michel-Alexander Atietalla eine malerische Wirkung aus. „Ich habe mir immer schon gedacht: In diesem Haus würde ich gerne einmal wohnen.“ Aus dem Wohnen wurde nichts, da r machte ihm Traude Horvath 2007 das Angebot, das Lokal zu übernehmen. Ganz von unge hr kam das nicht: Neben seiner Tätigkeit in der IT-Branche war Atietalla zu llig und aus Leidenscha zum Kochen in die Gastronomie gekommen. Drei Jahre
hrte er das La Marée in Döbling. Heute serviert er im Restaurant Horvath, was die Gäste gerne essen, beeinflusst von mediterraner und Wiener Küche sowie Gewürzen vom benachbarten Naschmarkt. „Das Lo kal um die Ecke soll es sein, wo man gerne hingeht, sozusagen ein zweites Zuhause, eines mit Garten, in dem man die Abend sonne genießen kann“, sagt Atietalla, der sein Restaurant als sein schönstes Hobby bezeichnet. „Und wer sich im Horvath an das alte Brauneis erinnern möchte, ist gerne willkommen. ,Bi e noch ein Stamperl‘ wird nicht übermalt.“
gagster comedy ag
Hamburgerstraße 15
Tel. 01/941 00 54, www.gagster.at
Margareten ist: zentral, der wahre erste Bezirk. Die Gegend hat einfach Flair.
Mein Grätzel: liegt zwischen Hamburgerstraße, Pilgrambrücke, Kettenbrückengasse und Margaretenstraße.
Am häufigsten bin ich: in meinem Büro der gagster comedy ag, im schmähstadl gegenüber und im Restaurant Horvath in der Hamburgerstraße.
Meine Lieblingsspeise: sind Schweinsbraten mit Kraut und Knödel oder eine deftige steirische Buschenschankjause.
Was fehlt in Margareten: eine steirische Buschenschank.
Lachen kann ich: über Woody Allen und alles von Monty Python. Ich mag die Ehrlichkeit, das Unmaskierte, den Mut zur Hässlichkeit und bei Woody Allen speziell die nah an den Wahnsinn gehenden Wahrheiten.
Mein Lieblingszitat: stammt von Woody Allen: „Das ist New York: Du gibst ihnen das Geld und wirst trotzdem erstochen.”
Als Steirer: tu ich mir nach wie vor schwer in Wien. Das Morbide werde ich nie verstehen und mir nie aneignen können.
Christoph Grassmugg
Da rennt der Schmäh
A ls Steirer in Wien habe ich sozusa gen Migrationshintergrund“, sagt Christoph Grassmugg. Bei ihm rennt der Schmäh, das merkt man gleich. Tatsächlich versuchte sich der „Diplom-Landwirt, Studienabbrecher und Ex-Banker“ drei Jahre lang selbst im Kabare . Bis er die Seite wechselte und Künstleragent wurde. Dann trat Niko Formanek, Medienprofi und erfolgreicher Comedian, an ihn heran, um mit ihm ein ambitioniertes Projekt zu star ten: Gemeinsam nahmen sie sich vor, das unbekannte Flugobjekt „Comedy“ in Öster reich zur Landung zu bringen. In Deutschland ist die Mixed Comedy weit verbreitet. Fast hundert Shows gibt es dort,
die mit Abstand bekannteste ist der „Quatsch Comedy Club“ mit Moderator Thomas Hermanns. Hierzulande lacht man gerne in Soloprogrammen älterer Kabare isten. Stand-up-Comedy oder Mixed Comedy sind nahezu unbekannt. „Das Kabare in Ös terreich ist alt geworden, es gibt nur wenig Nachwuchs. Dem wollen wir etwas entge gensetzen“, sagt Grassmugg.
2011 gründete er mit Niko Formanek die gagster comedy ag. In Kürze hat sie sich zur dri größten Agentur im österreichi schen Comedy-Geschä entwickelt. Sie vertri eine Handvoll junger österreichi scher Kabare isten wie Christoph Fälbl oder die Kernölamazonen und scha es,
heimische Künstler auch nach Deutsch land, etwa in den „Quatsch Comedy Club“, zu vermi eln. „Warum sollen nur deut sche Comedians in Österreich die Hallen llen?“, fragt Grassmugg zu Recht. Aber deutsche Komiker kommen auf Einladung der gagster comedy ag eben auch gerne hierher. Zum Beispiel Oliver Pocher, der bei der „Starnacht der Comedy“ auf der Wörtherseebühne Klagenfurt mit heimi schen Kabare isten r Unterhaltung sorgte. Und deutsche Künstler folgen auch gerne der Einladung in den schmähstadl nach Margareten. Denn die gagster comedy ag ist die einzige Künstleragentur des Landes mit eigenem Theater.
Der schmähstadl ist der erste Comedy Club Wiens. Jeden Donnerstag, Freitag und Sams tag geht hier an der Hamburgerstraße eine von Niko Formanek moderierte Kaba re show über die Bühne, in der drei der besten Comedians aus Österreich und Deutschland das Publikum zum Lachen bringen. Die Mixed-Show ist ein Miteinan der, bei dem zwischen den Künstlern eine ganz besondere Dynamik entsteht. Neben den über hundert Shows vor Ort geht der schmähstadl auch auf Tour durch die Bun desländer und llte als „XL-Ausgabe“ schon die Halle F der Wiener Stadthalle.
Um dem Comedy-Nachwuchs in Österreich eine Pla form zu bieten, gibt es zwei Mal
im Monat Open Stage: Jeder, der will, kann r sieben Minuten au reten und auspro bieren, wie sein Schmäh im Publikum ankommt. Auch bei der „Schlossquadrat Gurke“, dem neuen Wiener Comedy-Preis, ins Leben gerufen von der gagster comedy ag und dem Schlossquadrat, sind Klein künstler am Beginn ihrer Karriere gefragt. In den vier Vorrunden und dem Finale im Cuadro werden 2013 sicher einige junge Talente entdeckt. Und die österreichi sche Comedy-Szene wird wieder größer. Grassmugg und Formanek freut’s.
Margaretenstraße 61
Tel. 0699/11 09 13 32, www.pubklemo.at
Mein Grätzel ist: der Margaretenplatz und Umgebung.
Margareten in meinen Augen: hat ein Flair wie die Innenstadt, ist aber wesentlich entspannter.
Einzigartig hier ist: die bunte Mischung von Geschäften, aber auch Leuten. Hier wartet der Universitätsdozent neben dem Bauarbeiter auf den 13A.
Mein Geheimtipp:
ist der Scheupark, da bin ich gerne mit meinen Kindern.
Margareten kurz und bündig: ein heterogener Mix von Herkunft, Ausbildung und sozialer Schicht.
Am liebsten esse ich: Steak.
Gerne trinke ich: roten Burgunder.
Mein Lieblingsduft ist: das „Burgunderstinkerl”, das erinnert ein wenig an modrigen Waldboden.
Farblich bevorzuge ich: Bordeauxrot.
Gar nicht leiden kann ich: Intoleranz.
Ganz egal: sind mir teure Autos.
Der beste Wein, den ich je getrunken habe: war ein Cheval Blanc 1947 aus der Magnum-Flasche. Der war sensationell –sehr rar, so alt und trotzdem so gut.
D ie Eltern ha en ein Wirtshaus bei Wieselburg, also wäre es nur logisch ge wesen, dass Robert Brandhofer den Betrieb übernimmt. Doch nach der Gastgewerbe schule und der Ausbildung zum Sommelier ging er lieber nach Wien zum Studieren. Ein Nebenjob hrte ihn – richtig – wieder in die Gastronomie. Nach einigen Jahren bei Wein & Co machte er sich selbstständig. Und setzt in seinem Pub Klemo seit 2006 um, was er unter einem ne en, anspruchsvollen Weinlokal versteht.
Dass es in diesem „Pub“ nur eine Sorte Bier gibt, hat schon so manchen Besucher er staunt. Der Name erschließt sich – das gibt Robert Brandhofer zu – auch nur wahren
Weinkennern, bezieht er sich doch auf das älteste noch existierende Bordeaux-Wein gut Château Pape-Clément. Doch Brand hofers Freundin kommt aus England und gemütlich sollte es auch klingen, also passe Pub doch ganz gut.
Nach Margareten hrte ihn der Zufall. Er ging die Margaretenstraße entlang, sah, dass das Lokal zu haben war, und ent schied sich r den Fün en, einen „auf strebenden Bezirk“, wie er ihn erlebt. Die Lokale rundum, die Geschä e, die nicht zum Mainstream gehören, all das findet er sympathisch. „Außerdem sind andere Be zirke schon gesä igt mit Weinlokalen.“ Die Entscheidung war gut. Das Pub Klemo hat
Robert Brandhofer
im Glas oder flaschenweise
sich zu einem Treffpunkt r Fachleute und alle Typen von Weinliebhabern entwickelt. Das Sortiment hält alles bereit, was sie sich wünschen. Oder wovon sie noch gar nicht wissen, dass sie es sich wünschen. Robert Brandhofer hat einen Riecher r neue, unentdeckte und unorthodoxe Weine. Darü ber hinaus liegt der Schwerpunkt auf Tropfen, die man nicht leicht bekommt: reifere Weine, seltene Burgunder, spezielle Baro los. Unglaubliche 2.700 Flaschenweine lassen sich hier entdecken. Jede Woche gibt es außerdem zwei Wochenthemen zu weißen und roten, heimischen und internationa len Weinen. Diese können glasweise oder als Verkostung genossen werden.
Winzer und Weinhändler treffen sich im Pub Klemo. „Aber auch der Nachbar kann kommen und einen Gspritzten oder ein Bier trinken.“ Das ist Robert Brandhofer wichtig. Und das funktioniert auch. „Dreißig Prozent Österreicher, dreißig Pro zent Franzosen, der Rest kommt aus Italien, anderen europäischen Ländern und Über see.“ Nein, jetzt spricht er nicht mehr über seine Gäste, sondern kehrt zurück zum The ma, um das sich hier alles dreht. „Beim Wein sind wir frankophil“, fasst er zusammen. „Beim Essen mehr nach Italien hin orien tiert.“ Auf der kleinen Karte des Pub Klemo finden sich Gerichte zum Wein wie hausge machte Tagliatelle und Speisen mit Wein
wie Coq au vin oder Süßspeisen. Außerdem feine Salami und Käse. Gekocht wird auf engstem Raum, aber hohem Niveau. In seinem Geschä vis-à-vis, an der Ecke zur Wehrgasse, gibt es ebenfalls Speziali täten zu kaufen: hausgemachte Pasta und Sugos zum Mitnehmen, Chutneys, Fruchtsä e und vieles mehr. Doch in erster Linie dreht sich auch hier alles, wie könnte es anders sein, um den Wein. Flaschenweise. Kommt nur darauf an, für welchen Geschmack. Doch über den lässt sich be kanntlich vortrefflich streiten. Oder besser fachsimpeln, am besten bei einem Glaserl im Pub Klemo.
Tel. 01/585 70 90, www.teamdesign.at
Margareten ist für mich: ausgewogen, spannend, interessant. Familien, Künstler, Multikulti, Märkte, Lokale – hier gibt es von allem etwas.
Mein Grätzel in Margareten ist: rund um die Kettenbrückengasse und hin zum Naschmarkt.
Jemandem, der es nicht kennt, beschreibe ich Margareten so: Margareten ist noch nicht versnobt, es ist ein familiärer Bezirk, gemütlich und aufgeschlossen zugleich.
Mein Geheimtipp:
Als Küchenplaner komme ich in viele Häuser. Es gibt hier sehr schöne Innenhöfe, fast schon Privatgärten mit Brunnen und Fischteichen.
Am liebsten esse ich: liebevoll zubereitete Speisen in Gesellschaft netter Leute.
Mein Lieblingsgetränk: schottischer Single Malt Whisky und gut gezapftes Bier.
Meine Lieblingspflanze: Rosmarin.
Die beste Geschmackskombination: der Rauch einer Zigarre mit dem Aroma eines Whiskys.
Gar nicht leiden kann ich: wenn ich selbst unpünktlich bin.
Christine Pötzlberger, Dietmar Grießer Kochen mit Genuss
W o hat das Geschirrtuch seinen Platz? Das wird immer vergessen.“ Über diese und andere Küchengeheimnis se zerbrechen sich Christine Pötzlberger und Dietmar Grießer den Kopf. 2000 gründeten sie das Küchen- und Bäderstudio teamdesign und ließen sich an der Ham burgerstraße nieder. Das Publikum ist in teressiert an Design und – einmal Umfallen von der Ke enbrücke entfernt – kochaffin. Die Küche ist die Königsdisziplin r den Einrichtungsplaner. Auch um den zwei ten „technisch hochwertigen“ Bereich in der Wohnung, das Bad, kümmert sich teamdesign. Einzelne Armaturen gibt es hier aber nicht, nur Komple lösungen.
„Die sterilen Küchen, die im Katalog gut aussehen, sind selten das Richtige“, kommt Dietmar Grießer auf den Herd zu rück. Viel wichtiger sei eine durchdachte Planung. Die beginnt mit einem Vorge spräch von mindestens einer Stunde. „Die beste Lösung, abgestimmt auf den Raum, die Wünsche des Kunden und sein Budget zu finden, ist etwas sehr Kreatives“, be schreibt Christine Pötzlberger. Der Trend geht ungebrochen zur Wohnküche. Doch die Küche einfach im Wohnzimmer auf zustellen, damit allein sei es nicht getan, warnt der Profi und hat Beispiele parat: Am meisten Zeit verbringt man mit Vorbereitungen und vor der Spüle – beim Rüh
ren in Töpfen viel weniger. „Trotzdem ist die Spüle immer an der Wand platziert, in die man dann reinschaut, wenn hinter ei nem die Gäste sitzen.“ Die bessere Lösung sei, die Arbeitsfläche zur Raummi e hin zu orientieren, mit der Spüle auf der einen, der Kochstelle auf der anderen Seite. Geht aber leider nicht immer, das gibt Dietmar Grießer zu. Ein weiterer Kardinalfehler drohe beim Mistkübel. Traditionell steht der unter der Abwasch. Und traditionell muss man genau dann hin, wenn ein anderes Familienmitglied Salat wäscht.
Weiter geht es, Christine Pötzlberger und Dietmar Grießer sind nicht zu stoppen: Der Kühlschrank soll schnell erreichbar,
der Geschirrspüler ohne Bücken einzu räumen sein, und das Backrohr möglichst zentral angeordnet, damit man es auch o und gern benutzt. Was der Küchenbesitzer von heute aber jedenfalls braucht, ist ein Kombi-Dampfgarer. Dietmar Grießer selbst hat zwei. Er ist begeistert von den Möglich keiten dieses Küchengeräts, so sehr, dass teamdesign vor Ort Vor hrungen r Kun den organisiert. Der passionierte Hobby koch schwärmt: „Sogar Wiener Schnitzel lassen sich im Dampfgarer zubereiten.“
Als weiteres genussvolles Kundenservice bietet teamdesign im eigenen Küchenstu dio Kochschulen mit Haubenköchen an. Gemeinsam werden anspruchsvolle Me
nüs zubereitet. Christine Pötzlberger ist fasziniert von den Tricks der Profis und den o abenteuerlichen Geschmackskom binationen: „Rote Rüben und Himbeeren! Da kommt man selbst nicht drauf, aber es schmeckt sensationell.“ In der perfekt eingerichteten Schauküche braucht sich kein Haubenkoch über klemmendes Kochbesteck in einer zu niedrigen Schublade ärgern. Hier ist alles, wie es sein soll, und gemütlich dazu. Nur wo das Geschirrtuch seinen Platz hat, wollen die Küchenplaner bis zum Schluss nicht verraten: Ein Ge heimnis muss bleiben.
Wohnstudio Schrenk
Kettenbrückengasse 17, Tel. 01/585 31 70
www.wien.wasserbetten.at
Margareten ist: lebenswert. Man hat alles hier und ist in wenigen Minuten im Zentrum.
Vom Waldviertel in die Großstadt? Kein Problem. Mir gefällt es hier in der Kettenbrückengasse. Wir kennen uns alle. Das hat für mich Dorfflair.
Unterwegs im Fünften: bin ich meistens zwischen dem Geschäft in der Kettenbrückengasse und meiner kleinen Wohnung in der Wehrgasse.
Meine Lieblingsspeise: Ich mag Pizza Diavolo oder auch vietnamesisches Essen. Gut gewürzt muss es jedenfalls sein.
Gerne trinke ich: natürlich Wasser.
Von Margareten wünsche ich mir: dass die Kommunikation zwischen Auto- und Radfahrern besser wird.
Zu mir finde ich: in der Natur, bei Winterwanderungen und einer Nacht im Zelt bei 18 Grad minus. Das holt einen weit herunter. Im Gegensatz dazu ist jedes Parkplatzproblem unwichtig.
Gar nicht leiden kann ich: Da fällt mir nichts ein. Ich bin selbst sehr tolerant, und das Gefühl habe ich hier auch von den anderen. Vielleicht fühle ich mich deshalb in Margareten so wohl.
Gerhard Schrenk
Tiefer Schlaf in sanften Wellen
W asser ist Gerhard Schrenks Ele ment. Warum es den Waldviertler seit jeher in dessen Nähe zieht, kann er nicht erklären. Auf jeden Fall ha e er vor, mit vierzig die Welt zu umsegeln. Dass es bisher bei Bootsfahrten am O ensteiner Stausee und Segeltörns im Mi elmeer ge blieben ist, da r gibt es gute Gründe: ein Haus und zwei Kinder. Doch einmal wird er seinen Traum wahr machen. Bis dahin ist er Tag r Tag ganz nah am Wasser: In der Kettenbrückengasse verkauft Gerhard Schrenk Wasserbe en. Seit 14 Jahren schlä er selbst in einem. In Germanns bei Zwe l fertigt der Tischlermeister Möbel an. Neben dem Betrieb bau-
Seit
te er sein Wohnhaus. Durch Möbelmessen kam er damals auf die Idee, sich ein Was serbe zu kaufen, und hat es nicht bereut: „Nach drei Monaten habe ich versucht, wieder in meinem alten Be zu schlafen. Kein Vergleich.“
Was nie geplant war, wurde ein neues Le benskonzept. Als überzeugter „Schläfer“ wurde Gerhard Schrenk zum Spezialberater r Wasserbe en und kam so 2001 in die Ke enbrückengasse. Drei Tage die Woche ist er seither in Wien. Aus dem Waldvier tel bringt er nicht nur Bio-Erdäpfel r die Pizzeria in der Nachbarscha mit, sondern vor allem selbst entworfene Be rahmen.
Darin werden die Spezial-Wassermatrat
zen, die ausschließlich von der österreichischen Firma ITW stammen, eingelegt. Die Vorstellung, im Wasserbe zu schau keln wie auf hoher See, stammt aus alten Hollywoodfilmen. Auf den damals ge bräuchlichen Free-flow-Matratzen, die aus einer einzigen mit Wasser ge llten Kunst sto ülle bestehen, erlebt man tatsächlich einen beachtlichen Wellengang. Die mo derne Wassermatratze von ITW hingegen hat ein gi ervernetztes Vlies im Kern, wel ches das Wasser beruhigt. „Da schwabbelt nichts. Trotzdem kann man den schweben den Zustand genießen“, versichert Gerhard Schrenk und springt zum Beweis ins Be . Tatsächlich: kein Schaukeln.
Ein Thermostat sorgt r eine optimale Schla emperatur von 27 bis 29 Grad. Ein herkömmliches Be muss man selbst so weit au eizen. „Im wohlig warmen Was serbe schlä man schon, wenn man sich noch nicht einmal hingelegt hat“, schwärmt Schrenk. Außerdem sei das Schla lima angenehm trocken. Auf der gesamten Lie gefläche herrscht derselbe Anpressdruck. So ist man besser gebe et und bewegt sich während der Nacht weniger. Die Tiefschlafphasen sind dadurch tiefer, am Morgen ist man erholter. Und bis zu zwei Zentimeter größer, denn die Bandscheiben können sich besonders gut regenerieren. Ein Wasserbe sei allerdings kein Wundermi el, merkt er
an, „aber unglaublich angenehm“. Natür lich lässt es sich nicht so einfach verschieben, weil es einiges wiegt. Bei Übersiedlungen hil der Profi jedoch gerne, baut das Be fachgerecht ab und wieder auf. Angst, darin wie auf einer Wasserader zu liegen, braucht man laut Schrenk übrigens nicht zu haben. Experten hä en ihm be stätigt, dass die Wassermatratze „die ne gative Wirkung von Wasseradern sogar abschirmt“. Der Mensch, der selbst zu zwei Dri eln aus Wasser besteht, hlt sich am und im Wasser einfach am wohlsten. Gerhard Schrenk ist davon fest überzeugt.
TTTech Computertechnik AG
Schönbrunner Straße 7
Tel. 01/585 34 34-0, www.tttech.com
Margareten ist: jung, ein aufstrebender Ort. Es verbindet das Städtische mit Dorfcharakter. Das Leben in einer kleinen Gemeinschaft schätze ich sehr.
Hier gefällt mir: der architektonische Mix einer gewachsenen Stadt mit Bauwerken vieler Stile und Epochen.
Mein Weg führt mich: wann immer ich in Wien bin, zu Fuß vom Schlossquadrat zu TTTech in der Schönbrunner Straße.
Mein liebstes Grätzel: ist das Schlossquadrat.
Mein Geheimtipp: sind die Innenhöfe und auch die Straßen, die begrünt sind. Sie bringen die Natur in die Stadt.
Das wünsche ich mir: eine verkehrsberuhigte Zone in der Schönbrunner Straße und auch hier mehr Grün. Unseren Beitrag dazu werden wir leisten, wenn wir bald unseren Innenhof bepflanzen.
Der Blick des Vielreisenden: Ich bin oft unterwegs und genieße es, in Wien leben zu dürfen, einer Stadt, in der es wenige Spannungen gibt. Auch das intellektuelle Umfeld dieser Weltstadt der Kultur und die Tradition Wiens sind inspirierend.
Georg Kopetz Weltweit sicher vernetzt
T hink global, act local – dieser Grund satz wird bei uns jeden Tag gelebt“, sagt Georg Kopetz, Gründer und Vorstand der TTTech Computertechnik AG. Das weltweit hrende Hightech-Unternehmen hat seine Zentrale in der Schönbrunner Straße, nur wenige Meter außerhalb der Bezirks grenze von Margareten. Kopetz selbst lebt im Schlossquadrat. Er schätzt den Unter nehmensstandort mi en in Wien, so geht es auch seinen Mitarbeiterinnen und Mit arbeitern, die hier an der Ke enbrücken gasse forschen und entwickeln. Im Ernstfall entscheiden Bruchteile von Sekunden. Wenn in der Elektronik etwas nicht einwandfrei funktioniert, darf es in
gut arbeiten lässt.
vielen industriellen Anwendungen keine Verzögerung bei der Lokalisierung und Behebung von Fehlern geben. Da r sorgt TTTech. „Die Elektronik wird zunehmend leistungs higer und zugleich komplexer“, erklärt Kopetz. „Tri ein Fehler auf, sind schnelle und besonders ausfallssichere Lö sungen notwendig.“ Diese Lösung bringt „Time-Triggered Technology“ – zeitgesteu erte Technologie, die die Vernetzung und Kommunikation von Steuergeräten regelt. TTTech – die bahnbrechende Entwicklung steckt im Firmennamen – liefert sichere Steuerungsmodule r den Transportbe reich, Autos, Flugzeuge oder Pistenraupen, aber auch r Windkra anlagen. Die Liste
an Kundenprojekten der TTTech ist beacht lich: Boeing, Airbus, Honeywell oder Audi. Sogar die NASA wird r den Nachfolger des Spaceshu les bald die Technologie von TTTech als Basis r die Vernetzung ver wenden. Georg Kopetz freut sich: „Es ist r uns eine Auszeichnung, dass die amerika nische Raumfahrtbehörde auf eine Techno logie aus Österreich setzt.“
1998 ging TTTech als Spin-off der Techni schen Universität Wien (TU) aus dem For schungsbereich Zeitgesteuerte Technolo gie hervor. Georgs Vater Hermann Kopetz, Professor am Institut r Technische Informatik, sitzt seit damals im Aufsichtsrat des Unternehmens. Die weiteren Gründungs
mitglieder sind der Sohn Georg Kopetz, der als Jurist r den kommerziellen Bereich zuständig ist, und Stefan Poledna, Vorstand r den technischen Bereich. Seit 2000 ist TTTech eine Aktiengesellscha , an der Audi mit knapp 25 Prozent beteiligt ist. Weltweit arbeiten r TTTech zurzeit 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: in den USA, in Deutschland, Italien, Tschechien, Rumänien, Japan, China und Korea. In der Wiener Zentrale in der Schönbrunner Straße und um die Ecke in der Ke enbrückengasse, wo TTTech weitere Büros angemietet hat, kommen 200 Menschen aus 22 Nationen zusammen, um die Ent wicklung voranzutreiben. Eine Nieder
lassung am Stadtrand könnte sich Georg Kopetz r sich und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht vorstellen. Er schätzt die Nähe von Arbeit und Privatem ebenso wie die Nähe zur TU, mit der bis heute Kooperationsprojekte bestehen. Die interna tionale Aufgeschlossenheit der Gegend, die Infrastruktur, das kulturelle Angebot, der nahe Naschmarkt oder die Restaurants und Lokale auf der Margaretenstraße bieten ein Umfeld, in dem man sich wohl hlen kann, das inspirierend ist und motiviert. Das ist der beste Nährboden r gute Ideen.
Rechte Wienzeile 75
Tel. 01/587 81 51, www.weidner.at
Margareten ist für mich: verkehrsreich, aber zentral.
Mein Grätzel ist: der Margaretenplatz, aber ich finde auch die Gegend am Hundsturm sehr nett.
Immer in Erinnerung bleiben wird mir: das Sacklrutschen mit meiner Schwester im Park gegenüber. Das war damals wirklich noch ein Park mit einem Weg, Bänken und einer herrlichen Fliederhecke.
Mein Lieblingsplatz: ist im Sommer im Garten vom Waldviertlerhof in der Schönbrunner Straße unter den Kastanienbäumen. Und die schöne Zeinlhofergasse.
Am liebsten esse ich: alles außer Schnecken.
Gerne rieche ich: blühenden Flieder.
Gar nicht leiden kann ich: Leute, die aufgrund ihres Einkommens glauben, sie sind was Besseres. Dorthin will ich einmal reisen: Südafrika.
Das gönne ich mir nie: wirklich nichts zu tun.
In Angela Metzners wunderbarem alten Geschäft gibt es alles aus Messing. Auf sie wirkt das Material „warm, edel und schön”.
Angela Metzner
G ießkannen, Huthaken, Vorhangstan gen, Kaminbesteck, Beschläge. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. In dem Geschä an der Rechten Wienzeile gibt es alles, wirklich alles aus Messing. „Leute, die zu uns kommen, suchen gezielt nach Messingteilen“, erzählt Angela Metzner. „Es ist anderswo fast nichts mehr zu finden.“
Ihr Vater begann in den 1970er Jahren, alte Vorhangträger nachzugießen, und spezialisierte sich bald ganz auf Messing. Für Tochter Angela war klar: Einmal will sie das Geschä übernehmen, 2000 war es so weit. Die Eltern helfen weiter gerne und leben heute wie damals im selben Haus. Sie selbst ist weggezogen, wohnt in einem Neu-
bau „relativ messingfrei“. Angela Metzner lacht. Obwohl sie das Material mag: „Messing ist warm, edel, schön. Und angeneh mer als Edelstahl.“
In der Werksta werden Rohre r Vor hangstangen zugeschni en. Auch kleine Reparaturen werden übernommen. Der Verkaufstisch, die Wand mit den Laden –seit Jahrzehnten scheint sich hier nichts verändert zu haben, aber Angela Metzner ist mit der Zeit gegangen: Viele Kunden finden heute übers Internet zu ihr. Trotz dem hängt sie an der Tradition: „Es gibt uns schon so lange, hoffentlich noch bis zu meiner Pension. Woanders zu arbeiten als hier, könnte ich mir nicht vorstellen.“
Es ist nicht alles Gold
Straußengasse 2 (siehe Plan Seite 35)
Tel. 01/587 85 19, www.autoteile-wien.at
Margareten ist für mich: mein Arbeitsplatz.
Mein Grätzel ist: rund um den Margaretenplatz.
Jemandem, der es nicht kennt, beschreibe ich Margareten so: ein kleiner, feiner Bezirk mit schönen alten Gebäuden und vielen kleinen Geschäften.
Mein Lieblingsplatz: das Haas-Beisl in der Margaretenstraße.
Ein Geheimtipp: die Innenhöfe im Schlossquadrat. Dieses Ambiente mitten in der Stadt ist einzigartig. Da würde ich auch Freunde hinführen.
Gerne trinke ich: südsteirischen Weißwein.
Meine Lieblingsfarbe: Rot.
Gar nicht leiden kann ich: Ungerechtigkeit.
Erholung ist für mich: Sport. Im Sport finde ich Ruhe.
Autoteile zu verkaufen, macht Viktor Majer Spaß. Er sieht es als Herausforderung, den richtigen Teil zu finden und zu liefern.
Viktor Majer Viertausend Teile fürs Auto
Ich selbst bin kein Autobastler, ich ver kaufe nur die Teile“, stellt Viktor Majer klar und lächelt. Teile, das sind Bremsen, Kupplungen, Stoßdämpfer, Antriebs- und Lenkungsteile und vieles mehr. Nach eini gen Jahren in der Autobranche machte er sich 1990 selbstständig. Die ATP, die Autoteile Partner Genossenscha , suchte einen Partner r Wien. Majer spezialisierte sich auf Verschleißteile, weil „die werden immer gebraucht“. Rund 4.000 Teile r alle Marken hat er heute lagernd, 30.000 sind im Zentrallager von ATP auf Abruf bereit. Ohne Unterbrechung läutet das Telefon und Männer in Arbeitshosen kommen zur Tür herein. Viktor Majer und seine Mitar
beiter hören zu, fragen nach und holen aus den Regalen, was gebraucht wird. „,Das haben wir nicht‘, gibt es nicht!“, ist sein Motto. Selbst nicht so gängige Teile lassen sich au reiben. Besonderen Wert legt Majer auf Qualität: Er hrt nur Markenartikel und Iden eile – Autoteile von derselben Qualität wie die Originale. Dreimal täglich werden sie an Werkstä en im Süden Wiens geliefert. Autobesitzer kaufen bei Viktor Majer Öl, Lampen oder Frostschutzmi el. „Kleinigkeiten wie Scheibenwischer mon tieren wir auch gerne schnell“, versichert der Chef. „Das ist unser Service.“
Künstler
arbeitet im Atelier Sonnenhof, Sonnen hofgasse 6, www.romanscheidl.at
Margareten ist: Heimat – meine Heimat.
Das macht Margareten aus: Es liegt am Fluss, es liegt im Tal. Es hat schöne Ecken und Orte. Und es hat einen Wiener und einen orientalischen Teil.
Einzigartig hier sind: natürlich Bauwerke wie der Margareten hof. Aber auch der Wienfluss ist schön. Er bringt immer frische Luft und man sieht stadtauswärts.
Hätte ich einen Wunsch frei: würde ich die Schönbrunner Straße zu einer Fußgängerzone machen.
Mein lustigstes Erlebnis: Ich wurde gefragt, wie ich die Kirche St. Josef streichen würde, weil ich sie vom Atelier aus ja täglich sehe. Jetzt ist sie gelb und weiß.
Meine Lieblingsfarbe ist: Blau. Aber ich hab’ sie alle gern.
Gar nicht leiden kann ich: Stress, Lügen, Oberflächlichkeit und Gemeinheiten aller Art.
Einmal erleben will ich: dass sich die Welt beruhigt und ein bisschen besser wird. Dass man wieder Zuversicht hat und sich freut auf morgen. Dass ein Wir-Gefühl entsteht statt des Ich-Gefühls. Das ist wohl eine Illusion.
Grätzeltipps von Roman Scheidl: Restauration zur Goldenen Glocke: Ein typisches Wiener Gasthaus. (Kettenbrückeng. 8)
Gregors Konditorei: Da meine Mutter Zuckerbäckerin ist, weiß ich, was gute Mehlspeisen sind. Hier: Pariserspitz, Marillenstrudel oder Topfenschnitte. (Schönbrunner Straße 42)
Café Cuadro: Hier oder in der Trattoria Margareta bin ich fast täglich. (Schlossquadrat)
Grätzelspaziergang 3
Roman Scheidl
Ich gehör’ hierher
Der Fisch ist draußen – ein gutes Zeichen, wenn man Roman Scheidl in seinem Atelier in der Sonnenhofgasse besuchen will. Der Fisch ist eine Fahne. Ist der Künstler nicht zuhause oder will er alleine sein, wird sie abgenommen. Letzteres will der 63-Jährige jedoch selten. Gerne arbeitet er mit Men schen zusammen. „Durch Freundscha en und Liebe interessiert man sich r andere und überlegt, was man gemeinsam schaf fen könnte“, sagt er. Diese Einstellung findet in Roman Scheidls Leben auf verschiedenste Art und Weise ihren künstlerischen Ausdruck. So arbeitet der Maler schon seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Schweizer Keramiker Felix Vogler zusammen. Auf Schalen, Vasen und Bechern sind die mit leichtem Pinselstrich gemalten Figuren von Scheidl in Glasur gebrannt. Bewegung und Leichtigkeit sind zentrale Themen in Roman Scheidls Schaffen, das Tanzen des Pinsels macht seine Hand schrift unverwechselbar. Der Einfluss fernöstlicher Philosophie und Kunst ist in seinen poetischen Bildern, die o tan zende, fliegende Figuren zeigen, wahr nehmbar. Die Liebe zur Malerei entdeckte er schon als Kind. Scheidl spricht ihr eine ganz besondere Fähigkeit zu: „Sie kann im Betrachter, in einem kurzen Moment, et was wecken. Auf eine Art, in der das andere Künste vielleicht nicht können.“
Leicht und beschwingt bringt er seine Motive auf die Leinwand, zu Papier – oder auch auf den Overheadprojektor. Denn seine locker hingeworfenen Zeichnungen sind auch wesentliches Element von TAMAMU, einer Performancereihe, die die verschie denen Kunstrichtungen Tanz, Malerei und
Musik in bezaubernder Weise miteinander vereint. Schauspieler und Tänzer agieren unter der Regie der Malerin und Performerin Katharina Puschnig auf der Bühne. Sie bewegen sich zu Texten und Musik in ei nem ständig sich wandelnden Bühnenbild, das live von Roman Scheidl gezeichnet und auf die Bühne projiziert wird. So lösen sich seine Zeichnungen von der ebenen Fläche ab und er llen als „Licht-Zeichnungen“ den Raum.
Bewegung war und ist auch im Leben des viel gereisten Künstlers ein beherrschen des Thema. Er wohnte in Frankreich und der Schweiz, seit 1985 besitzt er sein Atelier im Sonnenhof in Margareten. Ein schwerer Schicksalsschlag, der Tod seiner Lebensgehrtin, der Schweizer Tänzerin und Cho reografin Be ina Nisoli vor 16 Jahren, hat Roman Scheidl verändert und zurückge bracht. Er hat gemerkt, wo er wirklich hingehört. Wien und speziell Margareten sind zu seiner Heimat geworden: „Ich bin halt von hier. Ich gehör’ hierher.“
Früher empfand er Margareten als etwas verschlafen, es gab nur den Schwarzen Adler und die Goldene Glocke, Lokale, die er auch heute noch empfehlen kann. Jetzt erlebt er den Bezirk als sehr jung, nur et was mehr Grün würde er sich wünschen.
Sein Geheimtipp im Grätzel ist Gregors Konditorei. Doch auch das werkzeugH ganz in der Nähe seines Ateliers hat es ihm angetan: „Da bin ich wirklich gerne. Sehr ne e, junge Leute, die das wunderbar machen. Obwohl ich hier schon fast ein Fossil bin.“ Doch eines, das immer in Bewegung und offen bleibt r Neues.
Die
Von ihrem Ursprung bei Rekawinkel bis zur Mündung in den Donaukanal legt die Wien 34 Flusskilometer zurück. Zwischen den U-Bahn-Stationen Margaretengürtel und Ke enbrückengasse bildet sie in einer san en S-Kurve die Grenze zwischen dem 5. und 6. Bezirk. Zahlreiche Brücken überqueren den Fluss, eine davon ist die 1867 errichtete Pilgrambrücke, benannt nach dem Baumeister Franz Anton Pilgram. Hier befindet sich die U-Bahn-Station Pilgramgasse → 1, Ausgangspunkt dieses Spaziergangs, der durch ein zusehends lebendiger wer dendes Grätzel hrt. Seit einigen Jahren ziehen bemerkenswerte Lokale und inter essante Läden ein junges, kreatives Publi kum an.
Ein paar Schri e entlang des Wienflusses stadtauswärts eröffnen einen Blick auf das Gebäude des ehemaligen VorwärtsVerlags → 2 an der Rechten Wienzeile 97. Es stammt vom O o-Wagner-Schüler Hubert Gessner und beherbergte einst die Partei zentrale der Sozialdemokraten, dann die Büros und Druckerei des Vorwärts-Verlags. Bis 1992 wurde hier die Arbeiter-Zeitung produziert. Heute sind in dem schönen Ge bäude mit dem abgetreppten Giebel und der mi ig platzierten Uhr der Verein r die Geschichte der Arbeiterbewegung und die Bruno-Kreisky-Sti ung untergebracht. Im Nebenhaus, auf Nummer 93 → 3, wurde am 6. August 1880 ein österreichischer Star ge boren: Johann Julier, der später als Hans Moser am Theater und in Filmen einem breiten Publikum ans Herz wachsen sollte. Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit zieht einen die Pilgramgasse in Margare tens heutiges Leben. Hier findet sich alles, was der Alltag erheischt. Auf der linken Straßenseite liegt die Bäckerei Felzl → 4. Die Filiale ist zeitgemäß gestaltet, bewahrt aber dennoch die alte Bäckertradition in köstli chem Brot und Gebäck. Ein paar Schri e weiter, auf Nummer 16, genießen altein gesessene Margaretner ihr Achterl in der Weinstube La Vita è Bella → 5. Hier werden heimische und italienische Weine preis günstiger ausgeschenkt als anderswo. Gut schmeckt es auch gegenüber, bei Rori’s Finest Sweets → 6 auf Nummer 11. Kleine, hübsch verzierte Törtchen in allen Farben, Cupcakes, Macrons und Kekse locken all jene, die willig sind, im Süßen zu sündigen. Rechts um die Ecke, in der Schönbrunner
Straße, geht es kulinarisch weiter. Neben dem Wiener Restaurant Schwarzer Adler → 7 mit scha igem Gastgarten liegt Gregors Konditorei → 8. Ein großes Schaufenster gibt den Blick in die Backstube frei. Hier kreiert der Konditor Gregor Lemmerer mit seinem Team herrliche Mehlspeisen und selbst gemachtes Eis in teils extravaganten Geschmackskombinationen: etwa Lime eKoriander oder Sellerie-Apfel.
EINKAUFEN
4 Bäckerei Felzl, Pilgramgasse 24
10 Pia Mia, Schönbrunner Straße 65
15 McShark, Schönbrunner Straße 71
22 mac4u, Schönbrunner Straße 85
23 Fee im Glück, Schönbrunner Straße 87/2/5 (Hinterhof)
27 Thum, Margaretenstraße 126
28 Record Shack, Reinprechtsdorfer Straße 60
32 La Cave, Bacherplatz 12
33 Atelier Renato, Margaretenstraße 109
38 Grünbeck Einrichtungen, Margaretenstraße 93 (siehe Seite 108)
ESSEN/TRINKEN
5 La Vita è Bella, Pilgramgasse 16
6 Rori’s Finest Sweets, Pilgramgasse 11
7 Zum Schwarzen Adler, Schönbrunner Straße 40
8 Gregors Konditorei, Schönbrunner Straße 42
9 werkzeugH, Schönbrunner Straße 61
16 The Little Stage, Ramperstorffergasse 66
17 Bar Tabacchi, Ramperstorffergasse 61
18 Zum Stöger, Ramperstorffergasse 63
21 Café Schönbauer, Schönbrunner Straße 66
24 Ristorante Gondola, Schönbrunner Straße 70
25 Gasthaus Woracziczky, Spengergasse 52
29 Senhor Vinho, Schwarzhorngasse 8
34 Arena Bar, Margaretenstraße 117
36 Fredi’s Feuerhalle, Margaretenstraße 97
37 Fantasie Bar, Margaretenstraße 101
Margaretenstraße
Arbeitergasse
KULTUR
14 Atelier Sonnenhof, Roman Scheidl, Sonnenhofgasse 6
20 Bezirksmuseum Margareten, Schönbrunner Straße 54 31 Shaolin-Tempel, Bacherplatz 10/3
SEHENSWERT
1 U-Bahn-Station Pilgramgasse 2 Vorwärts-Gebäude, Rechte Wienzeile 97 3 Geburtshaus von Hans Moser, Rechte Wienzeile 93 11 Kirche St. Josef zu Margareten, Schönbrunner Straße 52 12 Sonnenhofgasse 13 Sonnenhof 19 Bezirksamt Margareten, Schönbrunner Straße 54 26 Christophgasse 30 Bacherpark 35 Scheupark 39 Margaretenhof, Margaretenplatz 40 BWM Architekten und Partner, Margaretenplatz 4 (siehe Seite 104) 41 Dirnberger de Felice Grüber, Margaretenplatz 4
Das werkzeugH (unten), ein loungeartiges Lokal, das die junge
Schräg vis-à-vis vom Sellerie-Eismann prangen an einer Hauswand große blaue Le ern: „huber werkzeug hil !“. Wie es hil , wird jedem klar, der das Lokal an der Ecke Schönbrunner Straße, Grohgasse betri . Mit Stärkungen r Magen und Herz, denn es handelt sich um das mi lerweile weithin bekannte werkzeugH →9, ein loungeartiges Lokal, dem die alte Aufschri als Anregung r seinen Namen diente. Auf dem Vorplatz lädt eine sympathisch zu sammengewürfelte Sofa- und Sitzland scha zum Verweilen ein, das Interieur ist ähnlich gemütlich gestaltet. Stadtauswärts auf der Schönbrunner Straße zieht auf Nummer 65 ein kleiner Modeladen namens Pia Mia → 10 die Auf merksamkeit auf sich. Hier verkau die Designerin Susi Dziadek ihre handgefer tigte, ebenso schlichte wie schicke Mode kollektion. Neben den Designerstücken genießt man auch einen schönen Blick auf die Kirche St. Josef → 11 gegenüber. Da war der Komponist Franz Schubert nach sei nem Tod im November 1828 eingesegnet worden. Auf der rechten Seite der Kirche hrt die Sonnenhofgasse → 12 zur Wienzeile. In diesem hübschen Gässchen, das zu
sammen mit dem winzigen Platz zwischen Kirche und Pfarrhof dörfliches Flair ver mi elt, steht rechter Hand der Sonnenhof → 13. Er llt vor allem durch seinen feinen, verandaartigen Vorbau auf. Dieser dient heute dem Künstler Roman Scheidl → 14 (siehe Seite 96) als Atelier. Früher gehör te der Sonnenhof als Meierei zum Schloss Margareten. Im 18. Jahrhundert nutzte man ihn als Armenhaus und Spital, woran noch die Inschri „Den Reichen zur Mah nung, den Armen zum Troste, allen zum Heile“ über dem Portal der Kirche nebenan erinnert. Sie ist aus einer kleinen Kapelle vor dem Sonnenhof entstanden. Bevor der Spaziergang weiter stadtaus wärts hrt, lohnt eine Überquerung der Schönbrunner Straße. Direkt an der Ecke zur Ramperstorffergasse hat sich der Apple-Händler McShark → 15 niedergelas sen. Auch wenn McShark irgendwie schottisch klingt, das Pub ein paar Schri e weiter in der Ramperstorffergasse 66 ist ein irisches und nennt sich The Little Stage → 16. Auf dieser „kleinen Bühne“ begeis tert sich das Publikum an internationa lem Bier, heimischen Weinen und Marga retner Gemütlichkeit – ganz irisch eben.
Im Gasthaus Woracziczky (rechts) bemüht man sich um eine Neuinterpretation der Wiener Küche, was dem Lokal einen guten Ruf unter Gourmets einträgt.Zusätzliche Abwechslung bringen kleine Konzerte und Quizveranstaltungen. Ein Kontrastprogramm dazu bietet die kom promisslos schlichte Bar Tabacchi → 17 auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sta Bier genießt man hier feine Cocktails, italienischen Kaffee und Tramezzini. Und im Nachbarhaus, auf Nummer 63, kommen beim Stöger → 18 Liebhaber der Alt-Wiener Beiselkultur auf ihren Gusto. Zurück auf der Schönbrunner Straße wird es amtlich und historisch: Hier stehen das Margaretner Bezirksamt → 19 und das Bezirks museum → 20. Und grün ist es hier auch: An der Fassade ranken sich aus Blumentrögen Kle erpflanzen an senkrechten Stahlsei len empor. Darüber verspricht ein Trans parent „Margareten. Lebensfreude! Mi en in Wien“. Die Ranken wollen ein Beispiel geben: Margareten soll noch grüner, der dicht bebaute Bezirk mit möglichst viel Vegetation versorgt werden – und wenn es in der Fläche keinen Platz mehr da r gibt, hält sich das Grün eben an die Fassaden. Das Bezirksamt macht’s vor, das Ergebnis sieht hübsch aus.
Ein Stück weiter stadtauswärts stößt man auf das Café Schönbauer → 21. Seit 1988 kredenzt Inge Schönbauer hier ihren Gästen Kaffee und was der Gusto sonst noch ver langt und beobachtet mit Freude, wie sich der Bezirk verändert und entwickelt. Das ist o auch Gesprächsstoff ihrer Unter haltung mit Gästen spätnachts an der Bar. Sie stammen aus unterschiedlichsten Milieus und treffen hier dank der langen Öff nungszeiten (an Freitagen und Samstagen bis 4 Uhr) zu später Stunde aufeinander: Zu den Stammgästen kommen „Lau undscha “ auf der Suche nach dem nächs ten Bier und junge Leute auf der Flucht vor der lauten Musik in den Clubs. Wer um 4 Uhr aus dem Schönbauer kommt, wird das kleine Geschä slokal vis-à-vis kaum beachten. Es ist ja zu. Untertags bietet dieser „first second-mac shop“ mac4u
→ 22 überprü e Gebrauchtware aus dem Hause Apple sowie Flohmarktware dieses Herstellers von privat an privat. Ein Be such zahlt sich auch bei der Fee im Glück
→ 23 nebenan aus. Im Hinterhof des Hauses Schönbrunner Straße 87 schneidert Noemi Schmutzer Latzhosen r Kinder – garan tiert „Made in Austria“ und mit Materialien aus kontrolliert biologischem Anbau. Ver kau wird vorwiegend über Partnerläden sowie den eigenen Online-Shop, aber auch
direkt im Atelier. Ein kurzer Anruf vor einem Besuch sei empfohlen, um sicher zu sein, dass offen ist, handelt es sich hier doch um ein besonderes Geschä mit be sonderen Geschä szeiten. Wer Pizza und Pasta liebt, freut sich schon auf die nächste Quergasse an der Schönbrunner Straße, die Spengergasse. Sie signalisiert nämlich, dass man seinen Wünschen nah ist – auf der Schönbrunner Straße 70 werden sie im Ristorante Gondola → 24 er llt. Wem der Sinn mehr nach heimischer Küche steht, geht einfach links in die Spengergasse hinein und ins Gasthaus Woracziczky → 25. Das Essen hier gilt als Neuinterpretation der Wiener Küche und genießt einen hervorragenden Ruf. Und wenn der Name auch aussieht wie jene Buchstaben, die beim Scrabble am Schluss immer übrig bleiben, mit ein wenig Übung lässt er sich sogar aussprechen: „Wora schitzki“ – geht doch, oder?
mac4u hat alles von Apple – secondhand.
In der Bildmitte befindet sich übrigens eine absolute Mac-Antiquität.
Im Scheupark (oben) erkunden Kinder gerne die „Margaretner Wildnis”.
Nun kommt eine Strecke r verträumte Gemüter: Sie biegen rechts in die Bräu hausgasse ein, um dann gleich links ihr Traumgässchen zu erreichen: die kurze Christophgasse → 26. Was, verträumt? Da steht ein Neubau mit einem grellbunten Graffito daran! Doch halt, was ist das da nach? Ein sehr altes Haus mit schiefem Zaun und wild wachsenden Büschen – ja, jetzt beginnt man zu träumen und vergisst r einen Moment, mi en in einer Groß stadt zu sein.
Schön, aber jeder Traum hat ein Ende –hier markiert es die Reinprechtsdorfer Straße, eine der größeren Einkaufsstraßen des Bezirks. Ein paar Schri e in Richtung Matzleinsdorfer Platz quert sie die Mar garetenstraße – und man glaubt es schon zu riechen: Gleich links um die Ecke, auf Nummer 126, produziert die traditions reiche Thum Schinken Manufaktur → 27 ihre saftig-aromatischen Schmankerln. Be
sonders begehrt ist der Schinken vom Mangalitza-Schwein. Er lockt Kunden aus ganz Wien an (früher trabten diese Schweine ja noch selbst scharenweise über Land zu den Kunden, aber heute machen sie sich rar). Geöffnet ist das Geschä nur zwischen 7 und 12 Uhr. Schmankerln der musikalischen Art hält der Record Shack → 28 in der Reinprechts dorfer Straße 60 bereit. Auch wenn der Pla enladen von außen unscheinbar aussieht – es geht ja darum, was man drinnen zu hören bekommt. Und das ist ein Oh renschmaus r echte Musikfans, die hier auch zahlreiche Raritäten finden – spezi ell von R’n’B und Soul. Alle eineinhalb bis zwei Monate kommt eine neue Lieferung aus den USA mit jeweils 1,5 Tonnen Pla en aufs Lager des Ladens. Um die Ecke in der Schwarzhorngasse tönt es nicht nur portugiesisch, im Senhor Vinho → 29 genießt man die Kochkünste des einzigen „Portugiesen“ in Wien. Natürlich gibt es zahlreiche in Wien lebende Portu giesen, aber nur Nelson Fadista dos Santos und sein Bruder verwöhnen in dieser Stadt ihre Gäste mit feinem Essen und Wein aus ihrer Heimat. Mehr an internationaler Kultur vermi elt der Bacherpark → 30. Hier gibt es vieles von dem, was man aus anderen Parks auch kennt, also Kinderspielplätze, einen Tischtennistisch und sogar eine Boule-Bahn mit Flutlichtanlage. Auf den Spielplätzen und im Fußballkäfig sind aber auch eine Menge Trikots von internationalen Spit zenclubs zu sehen: Hier spielen Fans von Galatasaray Istanbul, Roter Stern Belgrad und der Nationalmannscha Kroatiens. Über all dem Trubel – herrscht Stille. Hinter einigen Fenstern am Bacherplatz 10 versenken sich Besucher des ersten offiziellen Shaolin-Tempels → 31 in Kur se r Meditation, Qigong, Tai-Chi und Kung-Fu. Im Souterrain am Bacher platz 12 versucht man auf eine andere Weise Hochgefühl und Glückseligkeit zu erreichen: In der Vinothek La Cave → 32 werden französische Weine verkostet. Innerlich gestärkt und seelisch erhoben geht es über die Pannaschgasse hinunter auf die Margaretenstraße: Dort zieht ei nen gleich an der Ecke ein Schaufenster mit Abendroben und glamourösem Federschmuck in seinen Bann: In dem seit zwanzig Jahren bestehenden Atelier Renato & Co → 33 beschä igt Norbert Tlusti vier Mit
Fredi’s Feuerhalle, ein BeislUrgestein und Treffpunkt von Margaretner Barphilosophen.arbeiter, die alles erzeugen, was sich mit Federn herstellen lässt – vom Kopfputz bis zu Masken oder Engelsflügeln. Fein herausgeputzt könnte man unter Umständen sogar in der Arena Bar → 34 an der Ecke Margaretenstraße/Spengergasse auftreten. Der original erhaltene Nachtclub aus den 1950er Jahren ist jetzt eine „Bar der Künste“, in der Konzerte, Lesungen und Burlesque-Shows geboten werden. Auf der anderen Straßenseite bietet der Hauseingang Margaretenstraße 107 eine Überraschung: Er hrt in den Scheupark → 35. Die kleine, versteckte „Margaretner Wildnis“ ist ein beliebtes Ziel von Eltern und Kindern. Besonders ge llt den Klei nen hier das Kle ergerüst zwischen den hohen Bäumen und die „Gstä en“. Sie reicht im Winter auch r Bobfahren und Sacklrutschen. „Ausgerutscht“ geht es entlang der Margaretenstraße stadteinwärts. Achtung, aufmerksam und langsam schreiten (und dem Kleinen an der Hand die Augen zuhalten), damit nicht womöglich der schmale Eingang zu Fredi’s Feuerhalle → 36 übersehen wird! Ein Klassiker in Wien. Unter den Gästen in dem mit Pokalen vollgestop en und auf besondere Art einladend
Im Atelier Renato & Co findet sich alles, was sich aus Federn gefertigt tragen lässt – vom Kopfputz bis zu Engelsflügeln.
gemütlichen Lokal stößt man auf echte Barphilosophen. Besser als ein Wiener Szene-Führer kann man es nicht beschreiben: „Fredi’s Feuerhalle separates the men from the boys.“ Auf den Nightclub Fantasie Bar → 37 nur zwei Häuser vorher wird das wohl auch zutreffen – früher wurden in solchen Etablissements Buben zu Männern (Sie können jetzt die Hand wieder von den Augen Ihres Kleinen nehmen). Ganz andere Schönheiten lachen einen gleich nebenan an: die exquisiten Designermöbel in den Auslagen von Grünbeck Einrichtungen → 38. Sie vermi eln einen ersten Eindruck von der kreativen Szene im Bezirk, die sich rund um den Marga retenplatz schart – etwa im Margaretenhof → 39, wo das Architektenbüro BWM → 40 und die Werbeagentur Dirnberger de Felice Grüber → 41 werken. Was dieser Teil Margaretens zu bieten hat, darüber berichtet der Grätzelspaziergang 1 ab Seite 32.
Im Record Shack warten Raritäten auf Musikliebhaber. Jeden zweiten Monat kommt über eine Tonne Schallplatten aus den USA und liegt auf Lager.
Margaretenplatz 4/L1
Tel. 01/205 90 70, www.bwm.at
Margareten ist:
ein Dorf. Man kennt sich hier untereinander. Der Margaretenplatz unterstreicht den dörflichen Charakter und hat eine schöne Dimension. Die Häuser rundum zeigen die gesamte Bandbreite aus dem 18. Jahrhundert bis heute.
Geheimtipp?
Es gibt hier überall spannende Dinge, wo man sie nicht erwartet: das Schaum stoffhaus oder die Eisenhandlung Göth in der Margaretenstraße, die sich zu Spezialisten entwickelt haben. Oder das La Cave, ein exzellentes Weingeschäft am Bacherpark, die Bar Tabacchi in der Ramperstorffergasse, die Weinschenke in der Franzensgasse …
Ein bezaubernder Ort: ist der Hof der Schlossgasse 15 mit einem mehr als 200 Jahre alten Maulbeerbaum. Er stammt aus der Zeit, als hier Seidenraupen gezüchtet wurden. Dieses Viertel war früher ein Textilviertel.
Der Margaretenhof: ist ein Stück Identität von Margareten. Jeder kennt ihn und die charakteristische Veranda. Früher war in diesen Räumlichkeiten eine Fahrschule. Weil unser Name an eine Automarke erinnert, kamen noch lange Leute zu uns und wollten einen Fahrkurs machen.
Das spannendste Bauwerk im Fünften: ist das Haus in der Wehrgasse 22, gebaut von Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Es hat eine wirklich kuriose Fassade: mit ägyptisch anmutenden Obelisken, barocken und avantgardistischen Elementen – wie eine Reise durch die Architekturgeschichte.
I ch habe immer schon sehnsüchtig auf dieses Gebäude geschaut.“ Während ihres Architekturstudiums an der TU Graz kam Daniela Walten gelegentlich nach Margare ten, um im Atelier Sonnenhof (siehe Seite 96) an Tanzworkshops teilzunehmen. Auf dem Heimweg fuhr sie o am Margaretenhof vorbei. Heute arbeitet sie hier.
„Der Margaretenhof ist ein Stück Identität von Margareten“, stimmt Erich Bernard zu. „Jeder kennt ihn und seine charakteristi sche Veranda.“ Auch er war an der TU Graz, später studierte er an der Universität r angewandte Kunst bei Wilhelm Holzbauer, Daniela Walten an der Università Federico II in Neapel. Johann Moser war bei Bruno
Gironcoli im Fach Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach einigen Jahren der Zusammenarbeit gründeten sie 2004 ihr Büro BWM Architekten und Partner. Markus Kaplan wurde 2008 zum Junior-Partner.
Auf der Suche nach einer beruflichen Bleibe im Fün en kamen sie fast unweigerlich auf den Margaretenhof, in dessen zum Platz hin orientierter Veranda Räumlich keiten leer standen. Natürlich war das dem jungen Architektenteam erst eine Nummer zu groß, und trotzdem sagten sie zu. „Es war eine unvernün ige Bauchentschei dung, die sich als richtig erwiesen hat“, sagt Daniela Walten und lacht. Heute sind
Erich Bernard, Markus Kaplan, Johann Moser, Daniela Walten Die Stadt gestalten
hier über vierzig Mitarbeiter beschä igt. So unterschiedlich die Zugänge der vier, so breit stecken BWM Architekten und Partner ihr Aufgabengebiet – vom innerstädtischen Hochbau über Interior Design bis hin zur Ausstellungs- und Museumsplanung. So stammt aktuell die architektonische Ge staltung der Klimt-Ausstellung im Wien Museum von ihnen, ebenso wie das Design zahlreicher Shops und Unternehmensge bäude. Als lokales Beispiel sei hier das John Harris Margaretenbad in der Strobachgasse (siehe Seite 42) genannt. Beina he ohne bauliche Eingriffe wurde das Rogner-Bad aus den 1980er Jahren von BWM optisch verändert. Die neue Fassade
des Fitnessclubs nimmt den Knick im Verlauf der Strobachgasse auf und spielt damit. Im Umfeld der Stadt entstehen Herausforderungen, denen sich die Architekten ger ne stellen. Im Hochbau suchen sie geradezu Projekte, die eine besondere Auseinandersetzung erfordern: Dachbodenausbau ten oder Aufstockungen in Schutzzonen. „Das sind Aufgaben, die auf Architekten verstärkt zukommen werden“, ist Erich Bernard überzeugt. „Wir müssen uns die Frage stellen, was mit älteren Gebäuden passiert und wie man mit diesen umgeht.“ Dieser Frage gehen BWM derzeit im Pro jekt Etablissement Gschwandner, einem alten Wiener Vergnügungsort, nach. Ein
weiteres aktuelles Beispiel r ihre leidenscha liche Auseinandersetzung mit dem historischen Umfeld der Stadt ist das Ho tel Topazz am Hohen Markt in Wien. Mit seiner spektakulären Fassade und den charakteristischen ovalen Fenstern tri es in Dialog mit seiner Umgebung.
Mag der Margaretenhof nach außen hin auch einen nostalgischen Eindruck erwe cken. In seinem Inneren entwerfen BWM Architekten und Partner zeitgemäße, auf sehenerregende Architektur. Und genau dieser Gegensatz passt erstaunlich gut zusammen.
Wiener Schule für Dekorations-, Illusions- & Theatermalerei Studio für Freie Malerei & Raumkonzepte
Margaretenstraße 91/Eingang Zentagasse
Tel. 0676/412 74 89
www.dekorationsmalschule.at www.erlebnisagentur.com
Margareten ist: rund, sehr durchwachsen und bietet für jeden etwas. Für mich ist es mein Lebensmittelpunkt und mein Zuhause.
Mein Lieblingsgrätzel: alles rund um den Margaretenplatz.
Ein Geheimtipp:
ist das Little Stage in der Ramperstorffergasse. Dahin gehen viele Maler und Musiker. Es ist Treffpunkt für die Kreativszene im Fünften.
Mein Lieblingsduft: Ich mag alles, was nach Zimt riecht, besonders meine Seife. Und mein Kater riecht immer so gut am Bauch.
Meine Lieblingsfarbe: Rot hat sehr viel Ausdruckskraft und ein breites Spektrum, von der Signalwirkung über wärmend bis kitschig.
Das macht mir Mühe: Dass ich das Sehen nicht abstellen kann und ständig von überall Input bekomme.
Früher wollte ich immer: Direktorin einer Kunstschule werden. Das bin ich ja jetzt irgendwie auch.
Beate Wagner Kunst im Fluss
I n der Zentagasse, Ecke Margaretenstraße, liegt das Atelier von Beate Wagner. Höl zerne Stufen hren von der Straße ins Souterrain, wo man herzlich empfangen wird.
„Diese Treppe stammt aus der Filmkulisse von ,La Bohème‘, die ich 2008 mitgestaltet habe. Anna Netrebko ist auch schon darauf gestanden“, erzählt die Künstlerin.
Der Geruch nach Farbe, Lack und Leinen animiert dazu, selbst kreativ zu werden. „Neben meinem Arbeitsplatz ist das die erste Dekorationsmalschule Wiens. Man kann bei mir den Lehrgang ,Dekorationsund Illusionsmalerei, Theatermalerei‘ be suchen“, erklärt Beate Wagner. Die Anmeldung erfolgt über das WIFI Wien. Nach drei
In Margareten befindet sich die erste Dekorationsmalschule Wiens. Künstlerin Beate Wagner gibt in ihrem Atelier im Souterrain ihre Erfahrung und ihr Wissen an Schüler weiter.
Monaten, 120 Einheiten und einigen Prü fungen erhält man ein Abschlusszeugnis. Ihren eigenen Lebens- und Ausbildungs weg assoziiert Beate Wagner mit einer Perlenke e. „Ich habe nacheinander die richtigen Leute kennengelernt und die Dinge einfach fließen lassen.“ Nach einer Lehre zur Schri lithografin in Schwaben ging die gebürtige Westdeutsche 1980 an die freie Kunstschule nach Stu gart. „Als eine ehemalige Kollegin davon erzählte, habe ich sofort Feuer gefangen.“ Von 1982 bis 1988 studierte sie zusätzlich Malerei und Design an der Hochschule r bildende Künste in Kassel. „Durch ein Praktikum am örtlichen Staatstheater war ich während dieser Zeit
auch als Theatermalerin und Plastikerin aktiv.“ Zu den Highlights ihres bisherigen Schaffens zählen zahlreiche Ausstellungsgestaltungen sowie Film- und Theater kulissen. Zudem übernimmt Beate Wagner regelmäßig Au ragsarbeiten r die Ge staltung von Privaträumen. „Über eine Freundin, die den Künstler Erwin Wurm geheiratet hat, bin ich dann vor zwanzig Jahren nach Wien gekom men.“ Mit dem Ortswechsel kamen neue Au räge wie Kulissengestaltung und Kos tümmalereien r das Raimund Theater und die Wiener Staatsoper. „Ein Makler hat mir eine tolle Wohnung im Fün en gezeigt. Ich habe mich in Margareten sofort aufge-
nommen ge hlt. Es gibt hier einen guten Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen. Das bringt Leichtigkeit ins Leben.“ Beate Wagner konnte die positive Entwicklung des Bezirks während der letzten Jahre aus nächster Nähe mitverfolgen. „Rund um den Margaretenplatz ist es immer interes santer und quirliger geworden. Es gibt hier jetzt viele kreative Geschä e und Lokale. Einzig ein paar schöne Galerien fehlen mir noch.“ Ein Atelier ganz in der Nähe zu ihrer Wohnung am Margaretenplatz gefunden zu haben, in dem sie arbeiten und unter richten kann, ist r die vielseitige Künstlerin optimal. Hier sind in den letzten Jahren unzählige abstrakte und expressionistische
Bilder sowie (Selbst-)Porträts entstanden. Die Motive zeigen sinnliche Formen und Farben sowie Freunde und Bekannte aus der ganzen Welt.
Das Hauptaugenmerk Beate Wagners liegt momentan aber auf der Ausbildung ihrer Schüler. „Am Unterrichten fasziniert mich, dass ich weitergeben kann, was ich gelernt habe, und da r unglaublich viel zurück bekomme. Ich verkaufe nicht einfach ei nen Kurs, sondern erschaffe etwas mit meinen Schülern gemeinsam. Das finde ich schön.“
Grünbeck Einrichtungen
Margaretenstraße 93
Tel. 01/544 83 39, www.gruenbeck.co.at
Margareten ist für mich: charmant und dynamisch wachsend.
Mein Grätzel in Margareten ist: der Margaretenplatz.
Jemandem, der es nicht kennt, beschreibe ich Margareten so: Es ist zentrumsnahe, der Naschmarkt ist um die Ecke und es ist auch nicht weit nach Schönbrunn ins Grüne. Es hat eine berühmte Lokalszene, mit dem Margare tenplatz ein hübsches Zentrum.
Mein Geheimtipp: das Filmcasino. Es hat ein sensationelles Flair und ein hochwertiges Kinoprogramm.
Am liebsten esse ich: Italienisches, Sushi und alles vom Teppanyaki-Grill.
Mein Lieblingsgetränk: naturtrüber Apfelsaft mit Margaretner Leitungswasser.
Gerne rieche ich: frisches Holz.
Gar nicht leiden kann ich: vergeudete Zeit, wenn der Computer nicht funktioniert.
Meine Lieblingsmöbel: mein Hochlehner, in den ich mich reinkuscheln kann, und unser Relax-Sofa, auf dem die ganze Familie Platz hat.
Ein schräges Erlebnis in Margareten war für mich: als bei einem unserer Hausflohmärkte eine Dame eine rote Stehlampe und einen roten Teppich kaufte. Die Lieferung ging dann an ein Etablissement in der Nachbarschaft.
Stefan Grünbeck Design für Lebensräume
H
ier war meine Küche und da stand mein Schreibtisch.“ Wo Stefan Grünbeck hinzeigt, sieht es heute nicht mehr nach Studentenwohnung aus. Rundum exquisi te Möbel namha er Designer. Jedes Stück von hoher Qualität und schlichter Ele ganz. Walter Knoll, Rolf Benz, Wi mann, Interlübke, Rimadesio … Alles vom Feins ten. Die Führung durch das Einrichtungs haus geht weiter, treppauf, treppab, durch zahllose Schauräume, einer schöner als der andere. Jeder mit dem Potenzial zum Wohnzimmer der Träume. Charmant gen sich über tausend Quadratmeter Aus stellungsfläche auf sechs Etagen in das Ambiente des Gründerzeithauses und der
ehemaligen Tischlerwerkstä en ein. „In diesem Übergang zwischen den Gebäuden hat mich meine Mu er im Kinderwagen an die frische Lu gestellt.“ Stefan Grünbeck lächelt. Er erinnert sich, wie es früher war. Als er mit der Mama aus Döbling anreiste, um den Papa im Betrieb zu besuchen. Wie fasziniert er war, dass im Margareten der 1970er Jahre so viele Sprachen zu hören waren. Wie er später in den Ferien in den Werkstä en arbeitete, schliff und polierte. Grünbeck Einrichtungen ist ein Margaret ner Familienunternehmen mit Tradition. Die Geschichte des Hauses begann 1932 als Tischlerei in der Mollardgasse. 1942 über siedelte der Großvater mit dem Betrieb in
die Margaretenstraße 93, ehemals Standort des in der k. u. k. Monarchie angesehe nen Möbelfabrikanten Josef Wyrtlik. Bis zu nfzig Tischler waren zu Großvaters Zeiten im Betrieb beschä igt. Nach dem Studium der Innenarchitektur lernte Stefan Grünbecks Vater Johann bei einem Aufenthalt in Stockholm skandi navisches Design kennen. Wieder in Wien, eröffnete er in der Westbahnstraße ein Möbelgeschä , später auch in der Wied ner Hauptstraße. Einer der berühmtesten Margaretner, Falco, kaufte dort einen Relaxsessel r seine Wiener Wohnung. Schwarzes Leder vielleicht? Oder rot? Das würde passen.
Mi e der 1990er Jahre entschied die Fami lie Grünbeck, sich ganz auf einen Standort zu konzentrieren. Verkauf, Büro, Lager und Haustischlerei sollten unter einem Dach sein. Das Stammhaus in der Margaretenstraße wurde völlig umgebaut und verwan delte sich hinter der historischen Fassade in ein modernes Einrichtungshaus. Heute beherbergt es die größte Ausstellung von Designmöbeln im Raum Wien. Bis zum Umbau lernte Stefan Grünbeck hier r sein Architekturstudium an der TU Wien. 1996 eröffnete er mit seinem Vater das neue Einrichtungshaus, seit 2009 hrt er das Unternehmen alleine. Die hohe Kunst der Einrichtungsberatung steht bis heute
im Zentrum von Grünbeck Einrichtungen. Mit Innenarchitekturdienstleistungen hat Stefan Grünbeck das Angebot jedoch noch erweitert. „Manchmal sind Räume so verplant, dass kein Platz mehr r Möbel bleibt“, weiß er aus dem Alltag des Einrichters zu berichten. Das macht er anders und beginnt die Gestaltung von Innenräumen auf Wunsch schon mit der Planung: „Je der Lichtauslass soll an der richtigen Stelle sein, nämlich dort, wo später eine Lampe hängt. Jeder Kasten soll seinen perfekten Platz finden.“ Damit im Lebensraum der Träume auch jedes Detail stimmt.
lebt direkt am Margaretenplatz
Warum Margareten?
Wenn ich in der Stadt bin, mag ich es zentral und urban. Deshalb gefällt mir mein Grätzel auch so gut. Ich bin gleich beim Naschmarkt, aber auch auf der Südautobahn.
Der Ort, den ich hier am liebsten mag, ist: mein Lieblingskino, das Filmcasino. Ich mag Filme ja nicht nur aus beruflichen Gründen, sondern bin auch privat eine leidenschaftliche Konsumentin.
Mein Lieblingsfilm?
Ich kann mich unmöglich auf einen Film reduzieren. Allein wenn ich an die Klassiker denke, würden mindestens zehn auf dem ersten Platz stehen.
Diese Farbe gefällt mir am besten: Ich mag alle Farben. Aber ich habe auch kein Problem mit Rosa. Andere Mütter beschweren sich, dass ihre Töchter nur Rosa wollen. Bei mir ist das anders: Rosa und Glitzer – bitteschön!
Sommer- oder Wintermensch? Sommer!
Mutter sein ist: die ultimative Vollendung und höchste Form der Liebe. Und ein Riesenspaß!
Lieblingsspeise?
Pasta in allen Variationen.
So starte ich in den Tag: Ich bin ein Morgenmuffel! Das frühe Aufstehen ist das Schwerste am Muttersein. Mein Morgenritual besteht also hauptsächlich aus der Überwindung des inneren Schweinehunds und einer großen Tasse schwarzen Kaffees.
Julia C encig Margareten ist Familientradition
W ohnen im Fünften ist für uns fast schon eine Familientraditi on.“ Die Schauspielerin Julia Cencig sitzt am Küchentisch in ihrer Wohnung am Margaretenplatz und nippt an einer Tasse Kaffee. Ein Tropfen Obers, ein bisschen Zucker, Lilien-Porzellan. „Meine Tante besitzt ein Mietshaus gleich ums Eck. In dem haben schon meine großen Brüder während ihres Studiums gewohnt“. Sie erinnert sich an die MargaretenBesuche ihrer Kindheit. „Damals hat es hier noch ganz anders ausgesehen. Alles war sehr grau und irgendwie vorstadt mäßig. Die Gegend ha e beinahe ein wenig Ostblock-Flair.“
Julia Cencig führt ein Nomadendasein. Beruflich wie privat. In den Fünften zieht es die Schauspielerin aber immer wieder zurück.
Schon damals wusste Cencig, dass sie Schauspielerin werden wollte. Ihr Film debüt gab sie mit sechs Jahren. Ihr Bruder Michael, er ist Regisseur, drehte r ein Studienprojekt den Film „Julia“ mit seiner Schwester in der Hauptrolle.
Auch später, als Julia Cencig selbst nach Wien kam, um zu studieren, ver folgte sie ihr Ziel hartnäckig. Die Auf nahme am Reinhardt Seminar klappte beim ersten Versuch nicht. Also nutzte sie die Zeit zum Tanzen und begann ein Romanistikstudium. Zum Fertigwerden blieb aber keine Zeit, denn beim zweiten Mal funktionierte es mit der Schauspiel schule am Volkstheater.
Hier steht Julia Cencig auch nach zwanzig Jahren immer wieder auf der Bühne. Etwa in der Rolle der „Lulu“ im gleichnamigen Stück von Gustav Ernst. Da r wurde sie 2003 mit dem Nestroy-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Auch im Fernsehen ist Cencig o zu sehen. Zum Beispiel in TV-Serien wie „Vitasek“, „Der Alte“, „Schnell ermi elt“, „Das Glück die ser Erde“ und „Die Rosenheim-Cops“; oder auch in österreichischen Fernsehproduk tionen wie „Polly Adler – eine Frau sieht rosa“ und „Kronprinz Rudolf“. Freude machen ihr dabei vor allem künstlerisch an spruchsvolle Rollen. Ein Leben ohne The ater sei undenkbar, Soaps und Telenovelas
würden überhaupt nicht in Frage kommen. „In der Arbeitsrealität bestimmt aber der Zuschauer Nachfrage und Angebot. Und der fragt zunehmend nach leichter Un terhaltung“, sagt sie. Doch auch das kann Spaß machen. Cencig erinnert sich gerne an die Drehs r „Medicopter 117“: „Das war wahnsinnig lustig! Wann fliegt man sonst schon mit Helikoptern und springt durch brennende Wände?“
Die 39-Jährige zählt sich zu jenen Glück lichen, die ihren Beruf auch nach vielen Jahren mit Leidenscha ausüben. „Nur mit meiner Tochter Emilia im Be kuscheln ist schöner“, sagt sie und lacht. Zum Zeit punkt des Interviews wartet sie gerade auf
ihre zweite Tochter Valentina. Die Herausforderung, Beruf und Familie gleichzeitig zu managen, nimmt Julia Cencig gelassen. „Ich bin nicht die erste Schauspielerin mit Kind. Es ist halt eine Frage der Organisa tion“, sagt sie. Unterwegs zu sein, gehört r Cencig dabei zum Alltag. Beruflich wie privat. Denn neben Gastspielen, Cas tings und Drehs genießt die Kärntnerin gerne ein paar Tage mit ihrer Familie in Völkermarkt. Nach Margareten zieht es Julia Cencig aber immer wieder zurück. Nicht nur wegen der Familientradition.
Margareten ist: bis zum Margaretenplatz gut besucht und schön. Es zieht viele Menschen an. Ich sehe das in der Nacht, wenn ich auf dem Weg nach Hause an der Pilgrambrücke vorbeifahre. Da ist immer etwas los.
Früher einmal: war Margareten ganz anders. Hier gab es viele Betriebe, zum Beispiel eine Papierfabrik. Am Abend kamen alle zu uns, um sich zu unterhalten. Es war ein so nettes Publikum. Schade, dass es das nicht mehr gibt.
Rotlicht im Fünften: Früher gab es rundherum viel mehr Nachtlokale, zum Beispiel die Orchidee auf der Schönbrunner Straße oder das Castelli. Heute werden Nachtclubs anders geführt.
Gute Unterhaltung ist: was die Leute interessiert. Man muss ihnen etwas bieten, dann kommen sie auch.
Die Zukunft der Arena Bar: Jetzt finden hier bei uns Events statt, Lesungen, Konzerte. Ich wundere mich, dass diese Art und mein Lokal bei jungen Leuten heute so gut ankommen. Aber sie sind begeistert.
Helene Wanne
Im roten Licht der Fünfziger
Die Leute haben bei uns Spaß ge habt und sich unterhalten.“ Helene Wanne sitzt an einem Tisch in ihrer Arena Bar und blä ert in Fotoalben und Gäste büchern von früher. Die Bilder zeigen stolze Flamenco-Tänzerinnen, ausgelassene Gäste, Muskelmänner und schöne Frauen. Die locker hingeschriebenen Worte, viele auf Spanisch und Französisch, danken r unvergessliche Abende. Heute finden im samtroten Ambiente der Arena Bar Kulturveranstaltungen sta , die die Tradition des Varietés wieder aufleben lassen. Maßgeb lich daran beteiligt ist Helene Wannes Sohn André, der mit ganzem Herzen an diesem Kleinod aus den Fünfzigerjahren hängt.
Die Arena Bar ist ein Kleinod aus der Zeit des Varietés. Ohne Veränderungen hat die Originaleinrichtung des Nachtclubs und Espressos die Zeiten überdauert. Heute freut sich Helene Wanne über ein neues Publikum, das ihre Arena Bar als Ort für Kulturveranstaltungen entdeckt.
Im Jahr 1959 übernahm Helene Wanne mit ihrem Mann André ein kleines Café in der Margaretenstraße und eine alte Schlosserei daneben. Mit großem Einsatz und viel Liebe zum Detail gestalteten sie die Räumlichkeiten um in ein Espresso und eine Bar mit Programm, Musik und Tanz. „Mein Mann wollte ein zweites Moulin Rouge machen“, erinnert sich Helene Wanne. Es wurde daraus die Arena Bar, Wiens erstes und ein ziges spanisches Nachtlokal. „Spanien war damals ein beliebtes Reiseziel. Nach dem Urlaub kamen die Leute zu uns in die Bar, um sich zu erinnern.“
Das Flair der Arena Bar hat sich bis heute erhalten. Es ist, als ob die Zeit hier stehen
geblieben wäre. Bilder an den Wänden im Espresso zeigen Stierkampfszenen. Der Raum wird von einer runden Bar domi niert, an der Decke darüber prangt eine riesige Gitarre. „Die besteht aus einer halben Tonne Gips.“ Helene Wanne lacht. „Das waren alles die Ideen meines Mannes.“ Im Nachtclub nebenan leuchten an den Wän den selbst gemachte rote Lampen, bemalt mit stolzen Toreros. Fast nichts an dem Interieur hat sich in den vergangenen mehr als nfzig Jahren verändert, nur die Ni schen an der Wand, die winzigen Separees, waren früher tiefer.
Rund um die Uhr arbeiteten Helene und André Wanne in ihrer Bar. „Wir waren gut
besucht, die Gäste kamen aus der ganzen Welt.“ Die Arena war der Treffpunkt der Spanier in Wien ebenso wie der Heumarktringer. In dem Etablissement wurde original spanisches Programm geboten – und Striptease. „Es war ein ne es Publikum“, erinnert sich Helene Wanne. „Schade, dass es das nicht mehr gibt. Aber die Welt hat sich geändert.“ Ende der 1990er Jahre wurden die Gäste in ihrem „Animierlokal mit Gesellscha sdamen“ weniger. „Es wird auch anderswo so viel geboten“, sucht sie nach einer Erklärung. Trotzdem hrt die heute 85-Jährige ihre Arena Bar weiter. Fast jeden Abend sperrt sie auf und hrt um 4 Uhr früh wieder nach Hause.
Vor etwa drei Jahren begann sich neues Leben in der Arena Bar zu regen. Veran staltungen, Lesungen und Konzerte, organisiert vom Kulturverein Aktionsradius, sowie Burlesque-Shows bringen ein junges Publikum in die Arena Bar. Inmi en der Originaleinrichtung aus den Fünfzigern kommt es aus dem Staunen kaum heraus. „Manchmal sind über hundert Leute hier“, freut sich Helene Wanne über die neuen Gäste und das Lob, das sie erhält. „Alle bitten mich, nichts zu ändern und es einfach so zu lassen, wie es ist.“
Schauspieler lebt in der Vogelsanggasse
Margareten ist: ein junger, kreativer Bezirk, der am Aufstreben ist.
Mein täglicher Weg: führt mich zur Straßenbahnstation Laurenzgasse.
Zu meinen lustigsten Erlebnissen zählen: meine Abende im Gasthaus zur Bunten Kuh und in Fredi’s Feuerhalle.
Mein Lieblingsplatz: ist der Margaretenplatz.
Meine Lieblingsspeise:
Seit einem Jahr koche ich leidenschaftlich gerne in meiner neuen Küche. Ich liebe frische, mediterrane und gut gewürzte Küche mit Garnelen oder Fisch. Mittlerweile muss ich ein bisschen auf meine Figur achten, weil ich ein kleines Baucherl gekriegt habe.
Ich trinke gerne: ein kleines Bier – ein großes vertrage ich nämlich nicht.
Gerne rieche ich: den Geruch auf der Bühne gleich nach einer Vorstellung. Da riecht es nach den verschiedenen Parfums der Schauspieler, nach Schweiß und nach Requisiten, nach Kostümen oder auch den pyrotechnischen Effekten, die dort stattgefunden haben.
Grätzeltipps von Matthias Mamedof:
Theater Scala: Hier stand ich selbst einmal auf der Bühne, im Foyer hängen neben vielen anderen auch noch Fotos von dieser Produktion. (Wiedner Hauptstraße 108)
Gasthaus zur Bunten Kuh: Ein Beisel, in dem interessante Leute und gestrandete Seelen zusammenkommen. (Zentagasse 20)
The Little Stage: Ein sehr nettes Pub. (Ramperstorffergasse 66)
Grätzelspaziergang 4
Matthias Mamedof Absolutes Upgrade
„Hä e ich einen Hund, würde ich wohl häufiger durch unseren schönen Bezirk spazieren. Aus Zeitmangel klappt das im Moment leider nicht so o “, sagt Ma hias Mamedof. Dank seines Schauspiel-Kolle gen Christoph Krutzler, der schon länger in Margareten wohnt, kennt er sich in seiner Umgebung dennoch schon gut aus. Anfang 2011 ist der gebürtige Kärntner eigentlich zu llig zu seiner neuen Wohnung gekommen, die nur zwei Gehminuten von der Wiedner Hauptstraße entfernt liegt. „Mich hat die Lage gleich überzeugt. Von meiner kleinen Altbauwohnung aus bin ich schnell in der Stadt und an meinem Arbeitsplatz. Davor habe ich im 14. Bezirk an einer ,roten Meile‘ gewohnt. Das hier ist ein absolutes Upgrade r mich.“ Ma hias Mamedofs Arbeitsplatz ist das Wiener Volkstheater. Seiner steilen Schauspielkarriere gingen Höhenflüge sport licher Art voraus. „Ich komme aus einer ländlichen Gegend. Wenn du dort sport lich begabt bist, wirst du Skifahrer oder Skispringer. Letzteres habe ich bis zu meinem 19. Lebensjahr gemacht. Irgendwann wollte ich mehr vom Leben, als ,nur‘ run terzuspringen.“ Diese Sehnsucht und das Interesse an der Schauspielerei hrten ihn schließlich ans Konservatorium der Stadt Wien. Schon während der Ausbildungszeit stand er unter anderem 2003 im Theater Scala, das heute quasi zu seinen Nachbarn zählt, in Felix Mi erers Stück „Kinder des Teufels“ auf der Bühne. „Bruno Max hat damals eine tolle Produktion ohne viel Budget auf die Beine gestellt. Im Theater hängt zwischen vielen anderen auch noch ein Foto von mir aus dieser Produktion.“
Ma hias Mamedof geht auch privat gerne ins Theater und holt sich Inspirationen. Mit Christoph Krutzler tri er sich abends am liebsten im Gasthaus zur Bunten Kuh in der Zentagasse. „Hier bin ich früher o vorbeigegangen, bis Christoph, der selbst ein echtes Unikat ist, mich mitgenommen hat. Eigentlich ist die ,Bunte Kuh‘ ein richtiges Beisel. Aber gerade dadurch kommen viele interessante Leute und gestrandete Seelen zusammen. Von der Richterin bis zum Häfenbruder treffen sich hier alle möglichen Originale.“
Als Ensemblemitglied des Volkstheaters schlüp Mamedof selbst immer in neue Rollen, teilweise stellt er bei einer Au hrung gleich mehrere Charaktere dar. „Da muss ich mich backstage in Sekunden schnelle komple von den Schuhen bis zum Bart umziehen.“ Eine Lieblingsrol le hat er nicht, spielt aber o witzige und komische Rollen oder Bösewichte. „Einen Adonis oder großen Liebhaber kann ich wahrscheinlich nicht verkörpern, aber wenn jemand Kleiner so richtig böse und ge hrlich ist, kann das einen spannenden Kontrast geben.“ Der Skisport ist mi ler weile zum Stie ind geworden, obwohl sein Vater im Kärntner Bodental eine Skischu le betreibt. Wenn seine Eltern zu Besuch kommen, dann flanieren die Mamedofs immer über den Margaretenplatz und auf der Pilgramgasse Richtung Naschmarkt. „Im Fün en gibt es viele gute Platzln und Lokale. Der Bezirk bietet meiner Meinung nach alles und wird immer noch schöner.“
Was auf den ersten Blick zeitgemäß „shabby“ wirkt, wo der Bus der Linie 14A an der Reinprechtsdorfer Straße/Arbeitergasse hält und wo Kebab- und Pizzabuden so wie Billigläden und Handyshops das Bild prägen, befinden sich bei genauerem Hin sehen etliche Kleinodien des Bezirks. Er staunlich viele Geschä e und Handwerksbetriebe sind hier schon seit mehreren Generationen im Familienbesitz, häufig stehen die Inhaber noch selbst hinter dem Ladentisch.
Etwa in einem der ältesten Margaret ner Fachgeschä e in der Arbeitergasse 12, dem würdigen Ausgangspunkt dieses Grätzelspaziergangs. „Schirme“ steht über dem unscheinbaren Laden und Schirme → 1 hrt Hertha Esch, geborene Nowotny, bereits in dri er Generation. Ihre Groß mu er Anna Nowotny gründete das Ver kaufslokal samt Reparaturwerkstä e r Schirme, Polstermöbel und Sonnendächer im Jahr 1886. Die 1931 geborene Ur-Mar garetnerin Hertha Esch ist stolz auf ihre Eltern, die nicht nur den Familienbetrieb, sondern auch sieben jüdische Freunde gut durch den Krieg gebracht haben. „Früher haben wir eine Woche an einem Schirm gearbeitet und vier Wochen von dem Ver kaufserlös leben können“, erzählt sie. Ei nige Spezialanfertigungen r Musicalpro-
duktionen wie das „Phantom der Oper“, „Mozart!“ und „Elisabeth“ stammen aus ihrer Werkstä e. Gleich nebenan befindet sich das Café Atmosphere → 2. Durchs Fenster leuch ten seine gemusterten Tapeten bis auf die Straße und machen selbst dem, der sol chen Wandpflastern wenig abgewinnen kann, Lust auf einen Besuch. In der direkten Nachbarscha , nämlich aus Nummer 8, streicht ein exotischer Du durch die Arbeitergasse: bei Nam Nam Deli → 3, ei nem indischen Take-away, wird gekocht. Aus der offenen Küche steigt der Geruch von Curry, Masala und anderen typisch indischen Gewürzen. Selbst jene, die schon eine Reise nach Indien hinter sich haben und hier einkehren, werden bestä tigen, dass die Speisen absolut authentisch schmecken. Auch wenn sie freundlicher weise ein bisschen milder gewürzt sind und man sie nicht mit bloßen Fingern es sen muss. Nach dem „spicy“ Mahl empfiehlt es sich, womöglich nicht gleich wieder einen ge schlossenen Raum zu betreten – da kommt der Bacherpark → 4 an der Arbeitergasse gerade recht. Und was man an internati onalem Flair gerade im Magen hat, kriegt man hier auch in die Ohren – Margareten ist ein „Vielvölkerdorf“. Beim genüsslichen Verweilen im Park sticht einem an der Ecke zur Spengergasse ein schöner Ziegelbau ins Auge. In diesem kreieren auf einer
H AND W ERKER UND S PE Z IA LISTEN BEI DER A RBEITArbeitergasse
Spengergasse Vogelsanggasse
Ramperstorffergasse
EINKAUFEN
1 Schirme, Arbeitergasse 12
6 Restaurator Heinrich Heckl, Spengergasse 31
7 Renate Straub Papier + Spielwaren, Siebenbrunnengasse 39
14 Boutique & Änderungsschneiderei Milka Ghazani, Ziegelofengasse 19
18 KAM Wohnen, Nikolsdorfer Gasse 10–14
19 Autohaus John, Nikolsdorfer Gasse 23–25 (siehe Seite 124)
20 Änderungsschneiderei Aslan Gültekin, Zentagasse 12, Eingang Stolberggasse
21 Georg & Aznif Teppich Fachgeschäft, Zentagasse 9
22 Gerhard Mosovsky, Koffer und Sattler, Stolberggasse 55
23 pack&weg!, Spengergasse 23/Ecke Stolberggasse
ESSEN/TRINKEN
2 Café Atmosphere, Arbeitergasse 10
3 Nam Nam Deli, Arbeitergasse 8
9 To Syrtaki, Wimmergasse 36
13 Zur Bunten Kuh, Zentagasse 20
15 Hackl’s Restaurant Braustubn, Ziegelofengasse 15
KULTUR
8 VHS polycollege, Stöbergasse 11–15 (siehe Seite 122)
SEHENSWERT
4 Bacherpark am Bacherplatz
5 Coop Himmelb(l)au, Spengergasse 37
10 Wimmergasse
11 Ruhe- und Sinnesgarten, Siebenbrunnengasse 29
12 Eiselsberg-Hof, Siebenbrunnengasse 34–36
16 Rudolf-Sallinger-Park
Hartmannspital, Nikolsdorfer Gasse 26–36
der lo artigen Fabriksetagen die Architekten von Coop Himmelb(l)au → 5 unter ihrem Star Wolf D. Prix ihre atemberaubenden Konstruktionen r die halbe Welt. Nun aber aufgestanden vom Bankl im Ba cherpark und auf durch die Spengergasse in Richtung Wiedner Hauptstraße, wo sich bald die Siebenbrunnengasse querlegt. Sie erinnert an die historische Siebenbrunner Hofwasserleitung, die einst von Margare ten aus viele Gebäude des Adels und der Kirche mit Trinkwasser versorgte. Trink wasser im damaligen Sinn wohlgemerkt, in dem so ziemlich alles bis zu Ra engröße schwamm.
Apropos Schwamm: Den braucht Heinrich Heckl auch. In der Spengergasse 31 weist ein Schild auf Heinrich Heckls Werkstatt → 6 hin, der Eingang in die Tischlerei liegt um die Ecke, in der Siebenbrunnengasse. Alt deutsche Schri am Schild, antike Möbel im Inneren. Sie bringt der kundige Restaurator-Meister mit fachgerechten Handpolituren, Schellack und Perlleim und natür lich auch Schwämmen auf Hochglanz. Glanz in die Augen von Kindern kommt beim nächsten Geschä : Corinna Straubs Papier + Spielwaren → 7 in der Siebenbrun nengasse 39. Auch sie blickt auf eine lange Tradition zurück. Seit fast nfzig Jahren befindet sich der Laden, den sie gemeinsam mit ihrer Mu er Renate hrt, in Familienbesitz. Verkau werden hier Papierwaren
aller Art sowie Spielwaren vom Gummiball bis zur hochwertigen Holzkugelbahn, die unbedingt jedes Kind haben möchte, um dann rasch die Kugel zu verlieren. Womöglich ist sie ums Eck in die Stöbergasse gerollt – und selbst wenn nicht, lohnt es sich, einen Blick in die „Stöber“ zu werfen. Schließ lich beherbergt sie auf Nummer 11 bis 15 das Haupthaus der VHS polycollege → 8, der ältesten Volkshochschule Wiens. Schulen wollen wir hier allerdings den Blick r die Besonderheiten Margaretens, deshalb geht es auf der Siebenbrunnengasse stadteinwärts weiter. An der Ecke zur Wimmergasse auf Nummer 36 liegt das To Syrtaki → 9. Nomen est omen, also wird es sich wohl um griechische Küche handeln –zu kurz gegriffen, auch der zypriotischen Kulinarik wird hier gehuldigt. Die angrenzende Wimmergasse → 10 ist nicht nur aufgrund der Namensgleichheit mit dem amtierenden Bezirksvorsteher Kurt Wimmer eine Besonderheit (wie wohl später einmal eine Straße nach dem tüch tigen Mann benannt werden wird?). Hier errichteten Ende des 19. Jahrhunderts die Bauunternehmer Wenzel und Marek mit den Stadtbaumeistern Johann Schneider und Josef Kubelka in nur zwei Jahren große Zinshäuser. Trotz der kurzen Bauzeit ist es ihnen gelungen, die gesamte Straße in ein Gesamtkunstwerk zu verwandeln. Heute dauert es meist länger und das Er
Rechts: Corinna Straub verkauft Papier- und Spielwaren und ist damit eine wichtige Nahversorgerin für die Kids des Grätzels. Unten: auf der Kreuzung Arbeiter gasse, Reinprechtsdorfer Straße. Das Haupthaus der ältesten Volkshochschule Wiens, der VHS polycollege.gebnis sieht meist – jedenfalls nicht wie ein Gesamtkunstwerk aus.
An der Siebenbrunnengasse 29 hä e vor gut einem Jahrzehnt ebenfalls ein Wohn haus entstehen sollen. Auf Initiative eini ger Bewohner wurde das 2.000 Quadrat meter große Areal jedoch umgewidmet und schließlich zum Ruhe- und Sinnesgarten → 11 umgestaltet. Keine Angst, das mit den Sinnen ist nicht so gemeint, wie es jene verstehen, die nach Margareten kommen, weil es als der Bezirk mit den meisten sinnesfreudigen Etablissements gilt. Im Freien ist in Wien das gewerbsmäßige Anbandeln milerweile verboten, also handelt es sich beim Sinnesgarten um eine erholsame Grün oase, wo man gemütlich zusammensitzen kann oder im Steinkreis Yogaübungen aushrt. Sieht zumindest aus wie – lassen wir das. Übrigens sind hier auch Radfahren, Ballspielen und Hunde verboten. Dem Garten gegenüber liegt der Gemeindebau Eiselsberg-Hof → 12. Nein, der Eiselsberg
Restaurator-Meister
Heinrich Heckl bringt in seiner Werkstatt alte Möbel wieder in Ordnung und auf Hochglanz.
ist kein Landscha smerkmal oder gar eine Grünoase, sondern war ein österreichi scher Chirurg namens Anton Freiherr von Eiselsberg. Nach ihm wurde der nach dem Zweiten Weltkrieg von den Architekten O o Schönthal und Leo Kammel errich tete Gemeindebau benannt. Nicht ganz so alt ist ein Lokal in der Nachbarscha an der Ecke Siebenbrunnengasse/Zentagasse. Trotzdem darf man es bereits als Marga retner Legende betrachten: das Gasthaus Zur Bunten Kuh → 13. Es besteht seit mi lerweile mehr als dreißig Jahren und zieht ein bunt gemischtes Publikum an. Ein fach reingehen, schauen und Margaretner Typen genießen.
Nach diesem Hochgenuss ist man bereit r den Mi ersteig. Auch im bekanntesten Gebäude an dieser Straße stecken eine Menge Typen, freilich kann man sie nicht so ein fach besuchen – und heraus dürfen sie nur unter besonderen Bedingungen, sonst wäre es ja keine Sonderstrafanstalt. Dahinter ist nicht mehr Margareten, sondern ein ganz fremder Bezirk, an dessen Grenze, der Ziegelofengasse, der Spaziergang seinen Fortgang nimmt. Auf Nummer 19 befindet sich die Boutique & Änderungsschneiderei → 14 von Milka Ghazani. Sie verkau vorwie gend Damen- und auch Herrenmode so wie Schuhe aus Deutschland, Italien und Frankreich. Mitgebrachte Kleidungsstücke werden gern zur Reparatur oder Änderung entgegengenommen. Dem Grenzstreifen folgend, lockt schon wenige Schri e weiter Hackl’s Braustubn → 15 mit feiner österreichischer Küche und ei genem Hausbier. Chef Gerhard Hackl lässt es in St. Kanzian am Klopeiner See brauen, was ihm den schönen Namen Klopeiner bräu einträgt. Mit deutschem Verkloppen hat es also gar nichts zu tun. Ein Helles in der einen, ein Dunkles in der anderen Hand und vor sich am Tisch ein Schni –so vergeht der Sommer im Schanigarten wie im Nu. Schad’, dass es vorbei ist … Aber es muss ja weitergehen, daher biegt man am oberen Ende der Ziegelofengasse nach rechts in die Wiedner Hauptstraße ein. Diese vielseitige Einkaufsstraße wird im Grätzelspaziergang 5 detailliert beschrie ben (siehe ab Seite 126). Hier geht es gleich weiter in den kinder- und hundefreund liche Rudolf-Sallinger-Park → 16 am Anfang der Hartmanngasse (nein, Erwachsene sind hier nicht verboten). Die Hartmann gasse hrt parallel zur Ziegelofengasse
Unten: Bei „pack&weg!” ist der Name Programm. Hier wird alles, egal wie sperrig, verpackt und verschickt.
rechts von der Wiedner Hauptstraße weg zum ehemaligen Klosterspital des Fran ziskanerinnen-Ordens, das seit 1979 den Namen Hartmannspital → 17 trägt. Durch den Park hrt die von Bäumen gesäumte Stolberggasse auf geradem Weg zur Rein prechtsdorfer Straße zurück. Hat man den Beserlpark durchquert, schiebt sich auf der linken Straßenseite auf der Nikolsdorfer Gasse 10–14 eine Glasfassade in den Blick. Dahinter zeigt sich stolz ein buntes und eigenwilliges Sammelsurium aus alten und neuen Möbeln sowie Wohnaccessoires von KAM Wohnen Individuell → 18. Auf Nummer 23–25 befindet sich der Autohändler mit Tradition dieser Gegend, das Autohaus John → 19. Der VW-Audi-Betrieb besteht seit mehr als nfzig Jahren. Auch wenn sie noch so verlockend ausse hen, die Autos bleiben im Schauraum, es geht zu Fuß weiter entlang der Stolberg gasse stadtauswärts. Schon an der nächs
ten Ecke quert (das haben Quergassen so an sich) die Zentagasse. Hier treten wir ins österreichische Dichterelysium, denn hier verlebte der österreichische Poet Ernst Jandl sein letztes Lebensjahr (in ei ner Wohnung, nicht auf der Gasse). Seine langjährige Lebensge hrtin, die bekann te Schri stellerin Friederike Mayröcker, wohnt noch heute dort. Sie hat r dieses Buch übrigens eines ihrer Gedichte beigesteuert (siehe Seite 28).
Zentagasse 12, Eingang Stolberggasse, betreibt der Wahl-Wiener Aslan Gültekin → 20 seit 27 Jahren eine kleine Änderungs- und Maßschneiderei. Seine Nachbarin und Stammkundin Friederike Mayröcker hat er sofort ins Herz geschlossen und nennt sie liebevoll „die Mu er Teresa der deut schen Sprache“. Ihm ist auch das Gedicht in diesem Buch gewidmet. Der Schneidermeister bedauert, dass die alten Hand werksbetriebe in seinem Grätzel immer
Seit 27 Jahren betreibt Aslan Gültekin seine Änderungsschneiderei in der Zentagasse. Zu seinen Kundinnen zählt auch die Schriftstellerin Friederike Mayröcker, sozusagen seine Nachbarin.Rechts: der Sitz des österreichischen Stararchitekturbüros Coop Himmelb(l)au.
weniger werden. Mi lerweile stehen ja leider schon viele Geschä e leer. Auch er muss heute um jeden Au rag kämpfen und gewinnt neue Kunden hauptsächlich über Empfehlungen und Mundpropaganda. In seiner Umgebung ist er auch als „Sozialarbeiter“ bekannt, da er sich um die Anliegen seiner Mitmenschen kümmert.
Margareten ist international, das zeigt sich schon an den Namen seiner Bewohner: So befindet sich gegenüber dem Änderungs schneider Aslan Gültekin das Fachgeschä Georg & Aznif → 21 in der Zentagasse 9. Auch hier geht es um Stoffe, allerdings etwas schwerere, die sich kaum tragen lassen, aber als schöne Orien eppiche Aufmerk samkeit auf sich ziehen. Georg & Aznif handeln mit klassischen und modernen Teppichen sowie Kelims und übernehmen auch deren fachkundige Reparatur und Reinigung.
Ja leider, die alten Handwerksbetriebe werden weniger, aber einen gibt es noch: Er ist ein wahrer Spezialist auf seinem Gebiet, der Sa ler und Kofferdoktor Gerhard Mosovsky → 22 in der Stolberggasse 55. Kofferdoktor. Das hat in Wien einen Beiklang, werfen die Wiener sich doch täglich Koffer oder gar Vollkoffer um die Ohren. Ein Koffer doktor wäre demnach ein akademischer Vollkoffer – aber Mosovsky meint es wohl weniger metaphorisch als ganz konkret. Er repariert Koffer. Und stellt neben Sonder anfertigungen r ein individuelles Reise gepäck auch noch hochwertige Lederteile r Autositze, Barhocker u. v. m. her. Wenn er das Ganze verschicken will, muss er nur bis zur Ecke Spengergasse vorgehen. Dort steckt der Paketshop pack&weg! → 23
alles ein und schickt es auch gleich weg. Große, unhandliche oder schwere Pakete werden vom jungen Team auf Wunsch ab geholt, verpackt und versandt. Wer sich jetzt gern selbst versenden möchte, darf es ruhig tun, denn der Grätzelspaziergang ist eigentlich zu Ende, weiter vorne wartet die Reinprechtsdorfer Straße, der Ausgangs punkt. Und wieder an einer Busstation der 14A, diesmal „Fendigasse“ nach dem Ma ler Peter Fendi, der fesche Wiener Nacker patzln gemalt hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
In Hackl’s Braustubn gibt es zu feiner österreichischer Küche selbst gebrautes Bier vom Klopeiner See.
Direktorin der VHS polycollege
Stöbergasse 11–15, Tel. 01/891 74-105 000
www.vhs.at/polycollege
Margareten ist: quirlig, urban, einfach Großstadt.
Mein Grätzel ist: rund um den Siebenbrunnenplatz.
Ein Geheimtipp: ist das Nam Nam Take away & delivery in der Arbeitergasse – eine echte Bereicherung für meinen Arbeitstag.
Gut erinnere ich mich noch: an meine Nächte in Margareten, als ich noch in der Musikindustrie gearbeitet habe. Stars wie Santana, Christina Aguilera oder Pink haben wir, wenn sie in Wien waren, am Abend ins Motto ausgeführt.
Gerne esse ich: Steaks und indische Küche.
Mein Lieblingsgetränk: ist seit letztem Jahr der Hugo – ein weißer Spritzer oder Prosecco mit Holunderblütensirup und Minze.
Mein Lieblingsduft: grün und zitronig.
Gar nicht leiden kann ich: Sturheit, Besserwisserei und Ignoranz.
Mein erster Kurs am polycollege: war ein Englischkurs in meinem ersten Jahr in Wien.
Fix vorgenommen habe ich mir: einen Kurs im Werkstättenzentrum in der Schlossgasse 23 zu besuchen. Ich habe zwei linke Hände, aber ich will einmal etwas in Richtung Holzbearbeitung ausprobieren.
Silvia S chauer, Mario Rieder Bildung, ganz praktisch
H euer feiern wir 125-jähriges Jubiläum“, freut sich Mario Rieder, Geschä s hrer der Wiener Volkshochschulen. „Wäre Margareten nicht, wären es vielleicht nur 111 Jahre“, gt Silvia Schauer hinzu. Seit 2009 ist sie Direktorin der ältesten Volks hochschule Wiens. 1887 wurde die VHS polycollege als Wiener Volksbildungsverein gegründet, sie sollte Bildung insbesondere sozial benachteiligten Gruppen zugänglich machen. Heute richtet sich ihr Programm an alle, die Neues lernen wollen.
Die VHS polycollege organisiert 4.500 Kurse und Veranstaltungen pro Jahr. „Tradi tionell war Margareten ein Arbeiterbezirk“, sagt Rieder. „Jetzt gibt es auch Szenepub
Fähigkeiten.
likum und einen hohen Migrationsanteil. Hier Querverbindungen herzustellen, ist unsere Herausforderung.“ Ziel des Bil dungsangebots soll es sein, Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten und das Miteinander zu forcieren. Ob im Deutsch kurs, beim Pilates oder an der Hobelbank: In der VHS polycollege kommen unter schiedliche Menschen zusammen, um ge meinsam zu lernen. Seit den 125 Jahren ihres Bestehens haben sich verschiedene Schwerpunkte herausgebildet, die sich in vier Standorten widerspiegeln.
In der Schlossgasse 23 hat das Werkstä enzentrum des polycollege 2007 eine Heimat mi en im Schlossquadrat gefun
den. Wer als Kontrast zur Arbeit am Computer den Wunsch verspürt, einmal mit den Händen zu werken, kann das hier ausprobieren. Beim Schnitzen, Polstern, Restau rieren, Buchbinden, Aktzeichnen, Nähen oder Fliesenlegen findet jeder Gelegenheit, sein Potenzial zu entdecken.
Am Standort in der Johannagasse 2 ste hen neben Sprach- und EDV-Kursen die Themen Film, Medien und Fotografie im Zentrum. „Viele Kreative haben ihre ers ten Schri e am polycollege gemacht“, weiß Silvia Schauer. Im Film- und Medienzent rum Margareten können sich Interessierte in Drehbuch, Schni , Kamera oder Regie versuchen oder im Radio- und Tonstudio
Erfahrungen sammeln. „Alle, die wollen, können bei uns einfach beginnen und ein sehr hohes Niveau erreichen“, ist die Direktorin der VHS stolz. „Menschen in Umbruchsituationen Unter stützung durch Bildung zu bieten, liegt uns am Herzen“, hrt Schauer weiter aus. Bestes Beispiel da r ist der Standort der VHS in der Siebenbrunnengasse 37, der seit 2010 ganz dem zweiten Bildungsweg gewidmet ist. In modernen Klassenzimmern wird r den Hauptschulabschluss, die Berufsreifeund Studienberechtigungsprüfung gelernt. Außerdem ist die VHS polycollege die ein zige Institution in Wien, an der das Poly technikum nachgeholt werden kann.
Kurse rund um Wirtscha , Persönlichkeit, Bewegung und Gesundheit im Haupthaus in der Stöbergasse runden das Programm ab. „Das polycollege war immer schon anders, offen, interessant“, gt Silvia Schauer hinzu. Das Angebot im Werkstä enzentrum oder im Film- und Medienzentrum zieht ein Publikum aus ganz Wien an. Der überwiegende Teil der Besucherinnen und Besucher jedoch kommt heute wie damals aus dem Fün en. „Darauf sind wir stolz, denn wir sind und bleiben die Volkshochschule r Margareten, seine Bewoh nerinnen und Bewohner.“
Autohaus John
Nikolsdorfer Gasse 23–25
Tel. 01/544 81 44-0, www.john.at
Margareten ist für mich: klein, aber fein.
Jemandem, der es nicht kennt, beschreibe ich Margareten so: Margareten hat dörflichen Charakter mit viel Kleingewerbe und Einzelhandel. Und es hat ein schönes Zentrum, den Margaretenplatz.
Mein Lieblingsplatz: ist mein Dachgarten – ein Teil ist eine Terrasse aus Holz, ein Teil begrünt.
Ein Geheimtipp im Bezirk: ist für mich Rudi’s Beisl in der Wiedner Hauptstraße, meines Wissens das einzige Gasthaus mit einer Haube. Überhaupt gibt es hier eine große kulinarische Vielfalt in Gehweite.
Am liebsten esse ich: Carpaccio und jegliche Art von Fleisch.
Gerne trinke ich: Bier, Wein und Cola light.
Das rieche ich gern: Regen draußen in der freien Natur.
Meine Farben: Blau/Violett.
Gar nicht leiden kann ich: ignorante Leute und Menschen, die keine Erziehung haben.
Mein Lieblingsauto: ist zur Zeit der VW up! Der passt genau in die Zeit. Klein, sparsam, wendig und nächstes Jahr als Elektroauto erhältlich.
Stefan J. Hutschinski
E infach mit dem Li ins Büro fah ren, wer hat schon das Glück? Stefan Hutschinski hat es. Um an seinen Arbeits platz zu kommen, drückt er einfach auf „E“ r Erdgeschoß. Von der Wohnung mit begrünter Terrasse über den Dächern von Margareten hinunter in den VW-AudiBetrieb Autohaus John.
Der Name Hutschinski wird vor allem mit der Baubranche in Verbindung ge bracht. Der Sochor Bausto andel sowie vier OBI Baumärkte gehören der Familie. Doch damals, als der VW-Käfer au auch te und die Automobilwelt revolutionierte, kam Robert Hutschinski, Großonkel des heutigen Geschä s hrers, auf die Idee,
in den Autohandel einzusteigen. Zusam men mit Ulrich John gründete er 1960 das Autohaus John. Seit 1973 befindet es sich in der Nikolsdorfer Gasse. „Wir sind noch einer der wenigen familienge hr ten VW-Audi-Betriebe in Wien“, ist Stefan Hutschinski stolz. „Und der einzige inner halb des Gürtels.“ Obwohl mi en in der Stadt gelegen, können die Fahrzeuge auf einem beachtlich großen Areal präsentiert werden. In der Nikolsdorfer Gasse sei man zwar zentral, aber doch auch etwas ver steckt. Das macht aber wenig aus, denn Gebrauchtwagen, die einen wichtigen Anteil am Verkauf haben, werden heute vor allem übers Internet gesucht. Neben dem Verkauf
Mehr als 5 PS für den Bezirk
wird hier alles angeboten, was ein Autobe sitzer braucht: Service, Reparatur, Räderla gerung, Spenglerei, Lackiererei. Doch stän dig muss modernisiert werden. So wünscht es VW-Audi. Das ist eine große Herausforde rung, gesteht Hutschinski, der sich auch als Obmann des VASS engagiert, eines Vereins, in dem alle VW-Audi-SEAT-Skoda-Partner Österreichs organisiert sind.
45 Mitarbeiter sind im Autohaus John be schä igt. Viele sind schon seit Jahren beim Unternehmen. Sie zu rdern, ist dem jungen Geschä s hrer ein Anliegen. Und gut rs Geschä , denn langjährige Mitarbei ter kennen ihre Kunden und die schätzen das. Das Autohaus John hat rund 5.000
Kunden, viele davon schon über Jahrzehnte. Generell sei die Loyalitätsquote bei VWAudi sehr hoch. Besonders die ältere Generation hält ihrer Automarke die Treue. Was macht einen guten Autoverkäufer aus? „Er muss freundlich zu den Kunden sein, gut beraten, aber am Ende das Geschä auch zu einem Abschluss bringen.“ So ein fach ist das nicht, weiß Hutschinski. Auto verkauf ist Knochenarbeit. Bis man sich ei nen Kundenstock aufgebaut hat, muss man dranbleiben. Bei einem durchschni lichen Fahrzeugwechsel von vier bis nf Jahren dauert es, bis jemand wiederkommt. Die An forderungen in der Werksta werden auch komplexer. „Den ölverschmierten Mechani
ker gibt es kaum mehr“, sagt Hutschinski. „Der Job hat eine Wende vollzogen: Es geht verstärkt in Richtung Computer, Elektronik und Hightech.“ Wer vom Beruf des Mecha nikers träumt, sollte das wissen. Doch dann ist er willkommen.
Hunderte Lehrlinge wurden im Autohaus John schon ausgebildet. Pro Jahr werden drei bis vier aufgenommen. Es gibt auch Mitarbeiter, die den Aufstieg vom Mecha nikerlehrling zum Serviceberater gescha haben. Das ge llt dem Chef: „Wer die Aussicht auf Weiterentwicklung hat, ist moti vierter. Das ist der richtige Weg.“
Moderatorin bei ServusTV
lebt am Margaretengürtel
Margareten ist: ein Bezirk mit vielen Gesichtern aus allen Teilen der Welt, die alle ein Lächeln haben. Es ist ein kleiner, bunter Stadtwald.
Hier mag ich: die gelebte Vielfalt und hohe Lebensqualität.
Meine liebsten Einkaufsstraßen: sind die Reinprechtsdorfer Straße und die Kettenbrückengasse.
Mein Geheimtipp ist: Es gibt Zeiten, in denen es einem finanziell nicht so gut geht, und da bietet Margareten viele Möglichkeiten, verschiedene Dinge günstig zu erstehen. Hier gibt es asiatische Läden oder Secondhand-Geschäfte, die auf jeden Fall mehr als nur Ramsch anbieten!
Gerne trinke ich: Jasmin-Tee und Apfelsaft naturtrüb.
Meine Lieblingspflanze: Bambus.
Gar nicht leiden kann ich: Dummheit gepaart mit Arroganz.
Wichtig ist mir: beruflich: das Schauspielen, privat: in welchem Umfeld ich wohne und arbeite und wie die Menschen dort sind. Zudem achte ich darauf, dass mein Sohn und ich unsere Wünsche verwirklichen können.
Grätzeltipps von Miriam Hie: Siebenbrunnenplatz: Hier bin ich gerne mit meinem Sohn.
Reinprechtsdorfer Straße: Die Vielfalt der Menschen und das bunte Angebot an Geschäften gefallen mir hier besonders gut.
Aming Dim Sum Profi: Ich kenne die Familie persönlich, sie kochen dort so richtig gutes chinesisches Essen. (Wiedner Hauptstraße 131 und Rechte Wienzeile 47)
Grätzelspaziergang
Miriam Hie Endlich
angekommen
Nach neun Wohnungswechseln in den letzten 14 Jahren ist Miriam Hie nach Margareten gekommen, um zu bleiben. „Mein persönlicher Alltag spielt sich meist auf der Reinprechtsdorfer Straße und am Siebenbrunnenplatz ab, wo ich gerne mit meinem Sohn Keanu bin“, erzählt sie. Die ServusTV-Moderatorin und Schauspiele rin wohnt seit fast vier Jahren im Herzen Matzleinsdorfs. „Die entspannte Durch mischung ge llt mir hier besonders gut. Meine Eltern stammen aus Indonesien. Weil ich meine Kindheit und Jugend in einer Kleinstadt verbracht habe, ha e ich seit jeher das Bedürfnis, einmal nicht aufzufallen. Auch deshalb stehe ich auf diese Vielfalt der Reinprechtsdorfer Straße. Außerdem kann man hier schicker unterwegs sein, aber auch einfach in Jogginghosen herumlaufen.“
Nach der Matura zog Miriam Hie aus Oberösterreich nach Wien, um Sinologie und Publizistik zu studieren. Von 1998 bis 2001 schloss sie zudem ein Schauspielstudium an der Filmschule ab. Danach absolvierte sie ein Volontariat in der Familien- und Jugendredaktion des ORF. „Dann kamen die Castings r die Moderation einer neuen Jugendsendung und ich wurde ausge wählt“, erzählt sie. Bis 2004 moderierte die heute 33-Jährige das ORF-Format „25 – das Magazin“ und erlangte dadurch ös terreichweite Bekanntheit. In den folgen den Jahren etablierte sie sich weiter als Moderatorin im ORF-Kinderprogramm und bei Veranstaltungen. 2008 moderierte sie auch beim ZDF-Infokanal „Infolympia“. „Durch eine Karenzvertretung beim Sen der Salzburg TV, der heute ServusTV heißt,
bin ich zu einem Casting r ein Kinomagazin gekommen. Für mich war gleich klar, dass es das werden soll. Bei ,Lichtspiele‘ bin ich nun sehr happy, weil ich mich frei als Künstlerin und Mama gestalten kann und trotzdem ein fixes Standbein habe, das viel Spaß macht.“
Privat legt Miriam Hie viel Wert auf gutes Essen und kocht leidenscha lich gerne.
„Im Fün en gibt es viele gute asiatische Lebensmi elläden und türkische Super märkte. Wenn ich auswärts esse, dann am liebsten gleich ums Eck beim Aming Dim Sum Profi auf der Wiedner Hauptstraße. Ich kenne die Familie persönlich und sie kochen dort noch so richtig gutes chinesi sches Essen.“
Die selbsternannte Chaotin schätzt an ih rem Grätzel außerdem die große Hilfsbe reitscha der Menschen und, dass man hier einfach alles schnell erledigen kann. „Einmal war ich total im Stress und richtig verzweifelt, weil mein Drucker kapu ge gangen ist. Mein Trafikant Julien Fabien hat mich dann alles ganz selbstverständ lich bei ihm im Büro erledigen lassen.“ In der Ke enbrückengasse, die genau auf der anderen Seite von Margareten liegt, hat die hübsche Asiatin ihre Wurzeln ent deckt. „Dort gibt es so ein chinesisches Musikgeschä , wo ich gerne hineingehe und mir alte DVDs oder CDs heraussuche.“ Für Matzleinsdorf würde sich Miriam Hie so etwas auch wünschen: „Manchmal wirkt es hier noch ein bisschen verschlafen.“
„Unser liebes Margareten ist ein wahres Aschenbrödel und ein Dornröschen dazu.“
Dieser stimmungsvolle Satz eröffnet ein Wiener Heimatbuch von 1922. Klarer Fall von siamesischen Zwillingen. Mi lerweile wurden sie dank tüchtiger Eingriffe zu kun sorientierter Margaretnerinnen und Margaretner getrennt: Aschenbrödel hat sich zu einer feschen, urbanen Lady ent wickelt und Dornröschen schlä nun im 19. Bezirk. Die jungen Menschen zieht es nach Margareten – wer will schon eine staubige Schlafmütze küssen.
Ganz im Süden von Margareten liegt –„Mazilinestorf“. Kennt jeder, zumindest jeder, der Urkunden aus dem 12. Jahr hundert liest, denn um 1136 taucht der Name erstmals in einer Urkunde auf. Ma zilinestorf entspricht in etwa dem Grätzel zwischen Wiedner Hauptstraße, Blech turmgasse, Margaretengürtel und Rein prechtsdorfer Straße. Vom Karlsplatz aus erreicht der Flaneur Mazilinestorf (das heutige Matzleinsdorf) am besten mit den Straßenbahnlinien 1 oder 62. Die Stati on „Johann-Strauß-Gasse“ dient als Aus gangsort r diesen Grätzelspaziergang.
Er hrt zunächst entlang der Wiedner Hauptstraße (die einmal Matzleinsdor fer Straße hieß) etwa 200 Meter weit bis zu den Seitengassen Ziegelofengasse und Blechturmgasse, die auf dieser Höhe die Grenze zwischen dem vierten und n en Bezirk ausmachen. Hier, noch im vierten Bezirk, thront die Mi e des 18. Jahrhun derts errichtete Piaristenkirche St. Thekla → 1, benannt nach der Heiligen Thekla. Sie war eine Schülerin des Apostels Paulus und Märtyrerin dazu, kein Wunder bei den Ansichten des Apostels über Frauen. Zeitgemäße Martermethoden verbirgt die schmucklose Fassade des benachbarten Hochhauses. Sein Name senkt Schrecken und Entsetzen ins Herz so manches Selbstständigen: Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft → 2. Mancher liegt vor St. Thekla auf Knien, ehe er es wagt, dieses Gebäude zu betreten.
Die Stimmung hebt sich sofort, llt der Blick auf das sezessionistische Zinshaus Florahof → 3 an der Wiedner Hauptstraße 88. Das au llig verzierte Gebäude wur de um 1901 vom O o-Wagner-Schüler Wunibald Deininger errichtet (Wunibalds
Mu er hieß Ludmilla Schönfuss). Im Erdgeschoß residiert Rudi’s Beisl → 4. Der Name hat mit dem Küchenchef zu tun. Er heißt Christian Wanek, wird aber von seinen Stammgästen liebevoll „Rudi“ genannt. Das Beisl gleicht einem unprätentiösen Haubenlokal, wer hier abends isst, sollte zuvor einen Tisch reservieren und dann die frische und mehrfach ausgezeichnete Rindfleischküche mit Tafelspitz, Zwiebel rostbraten oder Kalbsstelze kosten. Gleich nebenan lädt Niebauer Optik → 5 in Emil’s Brilloversum, das speziell r Kinder eingerichtet wurde. Auf Emil’s Website läu ein lustiges Video, das zeigt, wie Kindern, die eine Brille aufsetzen, Mikadostäbchen aus den Ohren fliegen.
EINKAUFEN
5 Niebauer Optik, Wiedner Hauptstraße 90
6 Petra’s Tauschboutique, Wiedner Hauptstraße 81
7 Tutsch, Wiedner Hauptstraße 87
11 Chocolaterie Fruth, Wiedner Hauptstraße 114
14 Secret Garden, Wiedner Hauptstraße 103
15 Trafik, Wiedner Hauptstraße 113
16 Pix Lounge, Wiedner Hauptstraße 113
19 Reemotion Haardesign, Wiedner Hauptstraße 154
21 Feinkost Hoi, Stauraczgasse 7
22 Antik & Musik, Reinprechtsdorfer Straße 10
ESSEN/TRINKEN
4 Rudi’s Beisl, Wiedner Hauptstraße 88
8 Wald/4tler Stub’n, Wiedner Hauptstraße 89
9 Toninis Grill, Wiedner Hauptstraße 101
17 Süd Länder, Wiedner Hauptstraße 115
18 Aming Dim Sum Profi, Wiedner Hauptstraße 131
24 Gasthaus Dormann „Zum lustigen Radfahrer”, Wimmergasse 9
KULTUR
10 Scala – Theater zum Fürchten, Wiedner Hauptstraße 108
23 Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum, Vogelsanggasse 36
SEHENSWERT
1 Piaristenkirche St. Thekla, Wiedner Hauptstraße 82
2 Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft, Wiedner Hauptstraße 84–86
3 Florahof, Wiedner Hauptstraße 88
12 Pfarrkirche zum Heiligen Florian, Wiedner Hauptstraße 97
Klieberpark, Kliebergasse
Wohnhaus Hängende Gärten von Margareten, Wiedner Hauptstraße 135
Dennoch wurde Petra’s Tauschboutique → 6 2012 zum kinderfreundlichsten Betrieb in Margareten gekürt. Sie liegt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Der helle und gut sortierte Secondhand-Laden hrt fast neuwertige Kleidung r die ganze Familie sowie Spielzeug, Kinderwägen, Sportarti kel u. v. m. zum halben Originalpreis. Bevor der Vater mit den Kindern ums Spielzeug zu streiten beginnt, kurz Geduld. Ein paar Häuser weiter gibt es seit über 25 Jahren Spielsachen r erwachsene Män ner. Tutsch → 7 bietet neben Billardtischen, Wuzzlern und Dartscheiben einfach alles rund um den Spielsport. Erschöp vom Ausprobieren, kommen einem die roten Sitzgelegenheiten auf dem Platz davor sehr zupass. Sie wurden 2005 vom Margaretner Architekturbüro Artech entworfen und sind entlang der Wiedner Hauptstraße häufiger zu finden. Bier spenden sie freilich keines, das schäumt still im gemütlichen Schanigarten der Wald/4ler Stub’n → 8 auf Hausnummer 89. Mancher staunt über das kryptische Schild: „Wold four …“ – what? Ganz ein fach: Hier gibt es preiswerte Wiener Küche und Waldviertler Spezialitäten – und wehe, es fragt jetzt ein Wiener Ignorant, welche die denn sein sollten! Im Sommer gibt es hier bei Schönwe er jeden Mi woch ab 18 Uhr ein Grill- oder Themenbuffet. Nein, Vater, du darfst hier nicht an den Grill – nur davon essen!
Rudi heißt Christian Wanek. In seinem Beisel kocht er ausgezeichnete Hausmannskost.Gegrillt wird auch weiter stadtauswärts, auf Nummer 101, im serbischen Risto rante Toninis Grill → 9. Hier sind alle GrillAficionados richtig, denn neben günstigen Mi agsmenüs kann man die angebotenen Fleischspezialitäten vom Holzkohlengrill auch mit nach Hause nehmen – zum Kilopreis. Ein Glück r alle Väter, die keine Terrasse oder keinen Garten zum Grillen haben und denen die Familie die Fahrt zu einem der illegalen Grillplätze verweigert. Achtung, Vater, jetzt kommt ein Witz: Was denkst du beim Wort Theater? Genau, zum Fürchten. So nennt sich auch das Scala → 10 in der Wiedner Hauptstraße 108 im Beinamen „Theater zum Fürchten“ (ist aber nicht nur r Männer). Sein Gebäude, errichtet 1912, erinnert mit Türmchen und Verzierungen ein wenig an ein Gespens terschloss. Lange Zeit war es als „Hotel Jägerhorn“ bekannt. Das Theater steht seit 1995 unter der Intendanz von Bruno Max und findet ebenerdig zwischen zwei Publikumstribünen sta . So hlt sich jeder Zuseher als Teil des Geschehens – r manche zum Fürchten.
Da r wird auf der Wiedner Hauptstraße 114 r Griller wie Theaterbesucher das Leben richtig süß. Die Chocolaterie Fruth → 11, ein Paradies r Naschkatzen! Sie schnuppern den Du von Klassikern der französischen Pâtisserie, sa igen Muffins, Brownies oder Pralinen und vielen weite ren süßen Kreationen. Eifrige Grätzelspa
ziergänger kennen das aus der Filiale in der Ke enbrückengasse (siehe Grätzelspaziergang 2, ab Seite 70). Bis 1965 teilte hier die alte Florianikirche, auch „Rauchfang kehrerkirche“ genannt, die Fahrbahn. Der Verkehr musste um Sankt Florian herum. Dann wurde es den Fahrern zu dumm und das störende Go eshaus abgerissen. Nun steht der Nachfolger seit 1963 als Pfarrkir che zum Heiligen Florian → 12 am Straßen rand. So hat sich das Stoßgebet der Gläubigen auch einmal gegen den Schutzpatron selbst gewandt: Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd’ ’s andere an! Die moderne, beeindruckende Kirche aus Stahlbeton hat über 900 Fenster und bie tet dem Herrgo auch einen Blick in den nahen Klieberpark → 13 mit überdachter Sandkiste, Holzliegen und Hundezone. Wie er auf die bei der Erschaffung der Welt vergessen konnte!
Entlang der Wiedner Hauptstraße gibt es noch mehr zu sehen, etwa den Secret Garden → 14 auf Nummer 103. Der Laden von Gregor Topa ist eine Schatzkiste, die Möbel, Spiegel, Bilder und andere (Alt-)Waren aus Verlassenscha en und Räumungen zu
guten Preisen enthält. Vollbepackt pas siert man Julien Fabiens kleine, feine Trafik → 15, die immer r einen kleinen Plausch gut ist. Wer beim Blick in die Auslage ne benan auf Hilfe beim Schleppen ho , liegt falsch. Die Harley-Davidson im Schaufenster der Pix Lounge → 16 ist zwar echt, dient aber nur zur Zierde des komple weiß eingerichteten Fachgeschä s r Fotografie. Haube ha en wir, Waldviertler Spezialitäten und Gegrilltes auch, Abwechslung bietet nun die italienisch-spanisch-karibischdalmatinische Küche im Süd Länder → 17 auf der Wiedner Haupstraße 115. Was das ist? Na etwas zum Essen, einfach einmal ausprobieren!
Ein Stück weiter auf der Wiedner Haupt straße 131 kommen traditionell chinesi sche Speisen bei Aming Dim Sum Profi → 18 auf den Teller – ausdrücklich ohne Gluta mat gekocht. Ob man das dann als traditionelles Wiener Chinarestaurant bezeichnen darf? Ein Blick ins Lokal macht klar, das Hauptaugenmerk liegt auf haus- und handgemachten Teigtaschen oder Nudelgerichten. Der Koch dreht Nudeln, die Besucher, darunter zahlreiche Chinesen, schätzen das offenbar so wie die ausgefallenen Spezialitäten, etwa gebratene Entenzungen. Ein zweites Lokal von Aming Dim Sum Profi liegt in der Rechten Wienzeile 47 (siehe Grätzelspaziergang 2, ab Seite 70.) Auf der gegenüberliegenden Straßensei te, Wiedner Hauptstraße 154, glänzt eine Fassade schwarz. Sieht exklusiv aus, heißt Reemotion → 19 und ist ein HairdesignStudio. Figaro und Spitzenstylist (nein, er kümmert sich nicht nur um die Haarspit zen, sondern um die ganze Haarpracht) Reemon Paulus hat sich mit seinem superschicken Salon einen Lebenstraum er llt. Der gebürtige Aramäer (auch Jesus und Mel Gibson sprachen Aramäisch!) flüch tete mit 14 Jahren während des Gol riegs aus dem Irak und wohnt heute genau ge genüber seinem Studio in den Hängenden Gärten → 20 von Margareten, die Wiener Spitzenarchitekten (den Schmäh wollen wir jetzt nicht wiederholen) entworfen haben.
Den Aramäer wird die Wiedner Haupt straße nicht mehr überbieten, daher ist es Zeit abzubiegen. In der Stauraczgasse 7, Eingang Scalagasse, lockt Feinkost Hoi → 21 die Schleckermäulchen an: mit Köst lichkeiten von Bauern aus der Steiermark
und dem Südburgenland und Spezialitäten Schöne, alte Schank im Gasthaus Dormann – Zum lustigen Radfahrer.Die „Hängenden Gärten von Margareten” bringen grünes Blattwerk in den oberen Teil der Wiedner Hauptstraße.
wie Uhudler-Gelee oder selbst gemachten Kuchen. Aber Achtung: Montags und miwochs ist geschlossen!
Über die Scalagasse geht es weiter zur Reinprechtsdorfer Straße, wo Feinspitze auf Nummer 10 schwören – Feinspitze der Musik, wohlgemerkt. Robert Papai handelt in seinem Antik & Musik → 22 mit klassischen Instrumenten. Zu seinen wertvollsten Stücken zählen eine seltene Storioni-Viola oder eine Petrus-Guarnerius-Geige. Sie ruhen wie ihre Art-Genossinnen, ob Geige, Cello, Bratsche, Mandoline oder Gitarre, in eigenen Holzschränken und warten darauf, angestimmt zu werden.
Die Reinprechtsdorfer Straße hinunter und rechts in die Vogelsanggasse hinein, steht man plötzlich vor dem Gesellschafts und Wirtschaftsmuseum → 23. Zu unserer Gesellscha gehört ganz wesentlich der Kaffee, daher muss hier auch das Kaffee Kompetenz Zentrum angesiedelt sein. Edmund Mayr hat seine Privatsammlung zur Ver gung gestellt – außerdem erklärt er sich zum Experten des Milchaufschäu mens. Wenn er aus dem Schäumen einmal herauskommt, veranstaltet er Workshops über die Geschichte und Zubereitung des
Kaffees. 800 verschiedene Aromastoffe stecken im Kaffee – ein Gratis-Espresso dop pio winkt dem, der alle herausschmecken kann.
Jetzt haben wir einen köstlichen Kaffee genommen – und kein Italiener kann sich über uns lustig machen als jene Banausen, die Kaffee nach dem Essen trinken. Wir gehen nämlich erst jetzt zum Essen von der Vogelsanggasse in die Wimmergasse 9 zum Matzleinsdorfer Wirtshausjuwel, ins Gast haus Dormann – Zum lustigen Radfahrer → 24 Seit 1888 ist man hier schon lustig auf gu tes Essen. Helga Sauer, geborene Dormann, hält den Familienbetrieb in Schuss und kocht alle Alt-Wiener Gerichte selbst. Auf den Wirtshausbänken, von Generationen an Radlerhintern gla gewetzt, kommt man bei einem Rostbraten wieder zu Krä en. So schmeckt Mazilinestorf, es ist eine wahre Lust!
Ziegelofengasse 35/2/18
Heimhalle in der Hollgasse 3
Tel. 01/544 07 49, www.fivers.at
Mein Lieblingsplatz in Margareten: ist der Siebenbrunnenplatz, schließlich hatten wir dort unsere Meisterfeier.
Lieblingslokal?
Ich mag das Gergely’s in der Schlossgasse. Und natürlich den Saloon 5 in der Wiedner Hauptstraße. Das ist das Stammbeisel der Fivers. Da sind wir nach den Spielen.
Am liebsten esse ich: Wiener Schnitzel mit Mayonnaise-Salat. Da bin ich ganz klassisch.
Unser größter Erfolg: Das ist einfach! Meister 2011, Cupsieger 2012.
Sport ist: unverzichtbar für mich.
Mein liebster Wochentag: ist der Samstag. Da spielen wir. Obwohl: Der Sonntag nach einem gewonnenen Spiel ist noch besser.
Zuhause ist: nach einer langen Reise wieder ankommen.
Mein nächstes Reiseziel:
Ich war zwar erst vor Kurzem dort, aber ich möchte unbedingt nochmal nach Kuba. Und nach Griechenland.
Mein Lebensmotto:
Zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muss die Treppe benutzen.
S chau dir diesen kleinen, bladen Bur schen an.“ Thomas Menzl zeigt auf ein Foto in seiner Präsentationsmappe. Ein etwa zehnjähriger Junge ist darauf zu sehen. Adonis Gonzalez-Martinez aus der Dominikanischen Republik. Er lächelt schüchtern und sieht wirklich nicht sehr sportlich aus. „Dann schau dir an, was aus ihm geworden ist.“ Ein zweites Bild zeigt Adonis sieben Jahre später als Vorzeigeath leten beim Handballspiel r den Margaret ner Handballclub Fivers. „Österreichischer Meister, Teamspieler im Österreichischen Handballbund und berufstätig“, lautet der Bildtext. „Das ist ein schönes Beispiel dar, was Sport leisten kann“, sagt Thomas
Menzl. Er ist sichtlich stolz auf seinen Zög ling, der bei ihm auch eine Lehrausbildung zum Sportadministrator macht. Seit zwan zig Jahren ist Menzl Manager des Marga retner Handballclubs Fivers, dem ältesten Handballverein Wiens. Er kümmert sich um die Organisation von Turnieren und Veranstaltungen, erledigt die Arbeit mit Sponsoren und Medien und klebt auch mal Briefmarken auf Umschläge. Selbst seine Wochenenden verbringt Thomas Menzl in Sporthallen und unterstützt seine Teams. Er selbst spielt seit der Kindheit Handball. Damals beim Hietzinger Verein Westwien: „Heute ist das unser größter Konkurrent!“ Wegen Rückenproblemen musste Menzl sei
Thomas Menzl Feuer für die „Fünfer”
ne aktive Karriere unterbrechen. Doch als er gefragt wurde, r den WAT Margareten (so hießen die Fivers früher) zu spielen, versuchte er es noch einmal und scha e es bis ins Nationalteam. „Mit manchen Din gen war ich aber nicht einverstanden und ich konnte auch nie meinen Mund halten“, erinnert er sich. „Da hab’ ich mir gedacht: Kritisieren kann jeder, versuch’s doch mal selber. Seitdem bin ich der Manager.“
Ein wichtiges Jahr r die Fivers war 2003. Damals bekam der Handballclub mit tat krä iger Unterstützung von Bezirksvor steher Kurt Wimmer eine neue Halle in der Hollgasse in seinem Heimatbezirk. Der Wiener Arbeiter Turnverein (WAT)
Margareten wurde fortan Fivers genannt, bekam ein neues Logo und neue Dressen mit Fünfern. 2011 gelang es den Spielern der Handball Liga Austria, HLA, den Meister titel nach Margareten zu holen. Menzl: „Wir waren schon ein paar Mal Vizemeister und ha en den Ruf der ewigen Zweiten. Deshalb war der Meistertitel umso schöner.“
Für viele ist Thomas Menzl die gute Seele der Fivers. Nicht zuletzt, weil er sich gemeinsam mit Jugendleiterin Sandra Zapletal sehr um den Nachwuchs bemüht. Das sei gut r den Verein, denn es müssten kaum Spieler aus anderen Vereinen „eingekau “ werden, und schaffe Identität. Es sei aber auch gut r die Spieler: „Bei allem Druck und aller Profes
sionalität sind wir doch eine große Familie.“ Eine Familie aus 200 aktiven Handballern. Die Jüngsten sind gerade mal sieben Jahre alt. „Vielleicht habe ich deshalb keine eige nen Kinder – ich habe ja schon so viele“, überlegt Menzl schmunzelnd. Am schöns ten am Teamsport Handball ist r ihn die Verbindung, die er scha . Der Manager erzählt von der erfolgreichsten seiner 17 Jugendmannscha en in der vergangenen Saison. Die Spieler kommen aus sieben Na tionen. „Für die Kinder ist das kein Thema, r die Eltern schon. Heute fahren sie alle gemeinsam zum Spiel.“
Wortchef von FM4
lebt in der Oberen Amtshausgasse
Margareten ist: zwischen Bobo und Ghetto.
Mein Lieblingsplatz in Margareten: liegt eigentlich außerhalb meines Grätzels: der Margaretenplatz.
Von Margareten wünsche ich mir: bessere Cafés in meiner Gegend.
Eine besondere Straße im Fünften: die Fendigasse. Schließlich ist Fendi ja auch ein italienisches Modehaus, für das Karl Lagerfeld arbeitet. Mein Vorschlag wäre, noch eine Gucci- und eine Pradagasse dazuzunehmen.
Zuhause ist: am Sofa sitzen.
Am Morgen mache ich: nichts Besonderes: Kaffee kochen, Teletext schauen, vor mich hin starren.
Musik: is my boyfriend!
Meine Lieblingsmusiker: sind die Pet Shop Boys.
Eine gute Party: dauert lange!
Würde ich nicht beim Radio arbeiten: wäre ich Filmkritiker geworden.
Meine Lieblingsfarbe? Mauve, das klingt so schön!
Grätzeltipps von Martin Pieper: Le Sette Fontane: Gute Eisbecher für den kleinen Hunger. (Siebenbrunnenplatz 6) Türkische Bäckereien und Geschäfte: Die haben angenehm lange geöffnet.
Patrick Pulsingers Tonstudio: Die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit hier. Aber wo es genau liegt, ist leider streng geheim! (siehe Seite 146)
Grätzelspaziergang
Martin P ieper
Radio, Musik und Margareten
Martin Pieper sitzt vor dem Café Le Se e Fontane am Siebenbrunnenplatz und löffelt einen Eisbecher. „Ich muss jetzt erst ein mal etwas essen.“ Es ist sechs Uhr abends und der Wortchef des Radiosenders FM4 kommt direkt von der Arbeit. Wortchef, das heißt so viel wie Chefredakteur. Als solcher ist Martin Pieper r alle textlichen Inhalte auf FM4 verantwortlich. Seit 1990 ist er beim ORF. Damals moderierte Pieper noch die Jugendsendung „ZickZack“ und die „Musicbox“ auf Ö3. Seit der Gründung von FM4 arbeitet er bei seinem „Lieblingssen der“, wie es auf der ORF-Homepage heißt. Eigentlich sei er ja kein Spaziergänger, gesteht Pieper, als wir au rechen, um sein Grätzel zu erkunden. Dennoch überqueren wir den Siebenbrunnenplatz zu Fuß und erreichen die Siebenbrunnengasse. Hier schätzt Pieper vor allem die türkischen Bäckereien und Geschä e. „Die haben fast immer offen, ein Vorteil, wenn einem am Sonntag die Milch ausgeht. Und sie haben gutes Obst und Gemüse.“ Eine Erwähnung wert findet Pieper auch das Erotiklokal „Studio 64“ an der Ecke zur Oberen Amtshausgasse. „Das ist mein Lieblingslokal, in dem ich noch nie drinnen war“, scherzt er im Vorbeigehen und biegt in die Obere Amtshausgasse ab, wo er im n en Stock eines Altbaus wohnt. „Ohne Aufzug.“ Hier kennt sich Pieper aus. Er weiß, dass an seiner „Haus- und Ho austelle“ ein mal ein Frauenhaus stand, das später zum Asylheim wurde und schließlich abgeris sen wurde. „Was jetzt gebaut wird, weiß ich nicht.“ Überhaupt würde in seinem Grätzel seit einigen Jahren sehr viel gebaut. Vor allem auf den Dächern. In der Oberen Amts-
hausgasse hat auch die Ulreich Bauträger GmbH ihren Sitz, die r die Renovierung alter Zinshäuser bekannt ist. „Der Chef ist sozial engagiert. Er hat dem Verein Purple Sheep ein Haus zur Ver gung gestellt“, weiß Pieper. Familien, die integriert leben und denen die Abschiebung droht, finden im Freunde Schützen Haus eine Bleibe. Auch zu einem großen, unscheinbaren Gebäude in seiner Gasse kennt er eine Geschichte. „Das war einmal ein Arbeitsamt.“ In den 1980er und 90er Jahren hä en hier illegale Techno-Raves sta gefunden.
An einer Ecke bleibt Martin Pieper kurz stehen. „Hier befindet sich die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit der Gegend.“ Das Tonstudio von Patrick Pulsinger und Olli Ollmann. Neben anderen Künstlern habe hier auch er seine Pla en gemischt und gemastert. Pieper ist nämlich nicht nur von Berufs wegen an Musik interessiert. Seine rare Freizeit verbringt er mit seinem „Ein bis zwei Mann“-Bandprojekt Brooke’s Bedroom, als DJ oder mit der Partyreihe FMqueer, die seit 2004 Wiens schwule und lesbische Partyszene bereichert. Sein musikalisches Zuhause hat der gebürtige Tullner im Electro-Pop gefunden. Seit einiger Zeit beschä igt er sich aber auch wieder mit dem Instrument seiner Kind heit: dem Klavier.
Zurück am Siebenbrunnenplatz endet der Spaziergang mit Martin Pieper. Jetzt müsse er sich doch noch etwas Gescheites zum Essen kaufen, sagt er zum Abschied und verschwindet hinter den automatischen Schiebetüren seines Nahversorgers.
Der Metzleinstaler-Hof (oben) ist der erste Gemeindebau der Stadt Wien.
Am Siebenbrunnenplatz herrscht (zumindest im Sommer) ein Hauch von mediterranem Flair. Die Pizzeria Maria Rosa (links) trägt dazu bei.
ria Rosa gehört, und das Café Metternich → 5. Gleich ums Eck, in der Kohlgasse 19, wird im Restaurant Pleven → 6 bulgarisch gekocht. Die moderne Fusion-Küche zeigt sich am Siebenbrunnenplatz im KebabLokal Siebenbrunnen → 7, das mediterrane Pizzen oder Kebabs mühelos mit Wiener Schnitzel verbindet – nicht notweniger weise auf einem Teller, aber je nach Gusto des Gastes, in Oslo trinken sie ja auch Kaffee zum Bier. Zur Verdauung des Ganzen grei der Gast im Kebab-Lokal in den 1. Margaretner Bücherschrank, die FusionBibliothek. „Nimm ein Buch, bring ein Buch“ lautet ihr Mo o (es muss ja nicht gleich das selbst geschriebene sein). Wem der „Wortschatz“ am Margaretenplatz (siehe Grätzelspaziergang 1 ab Seite 32) ent gangen ist, findet hier eine neue Chance vor – die Chance zum Zweitbuch sozusa gen, ein Trend, der sich in Österreich in den letzten Jahren verstärkt.
DER GEMEINDEBAUTEN
Später Nachmi ag am Siebenbrunnenplatz → 1. Kinder laufen, kreischen und spielen Ball, ihre Eltern und Großeltern sitzen auf den Bänken und schauen zu. Seit der Neugestaltung im Jahr 2000 ist der Platz zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Die Lokale rundum sind ziemlich voll, die meisten Gäste noch nicht, sie genießen vor allem in der warmen Jahreszeit ein bei nahe mediterranes Flair, wozu die Pizzeria Maria Rosa → 2 und die Gelateria Le Sette Fontane → 3 das Ihre beitragen. Altöster reichischen Charme steuern das traditio nelle Café 7 Brunnen → 4 bei, das zur Ma
Das Zentrum des Platzes bildet der denk malgeschützte Sieben brunnen → 8, 1904 erbaut „Zur Erinnerung an die hier vor Zeiten bestandenen sieben Brunnen“. Sieben Brunnen – selbst am Neuen Markt in der City haben sie nur einen, dort ist nicht einmal die Vindobona drauf wie hier, die an die einstige keltische Siedlung an der Donau gemahnen soll und darum einen lateinischen Namen trägt. Der Siebenbrunnenplatz bildet einen guten Ausgangspunkt r eine Safari durch jenen Teil des Fün en, dem man die Geschichte Margaretens als roten Arbeiterbezirk am deutlichsten ansieht. Fashion-Victims und Nachtschwärmern sei die Reinprechtsdorfer Straße oder das Grätzel um den Marga retenplatz empfohlen. Hier haben wir Ar beiterbezirk und Gemeindebau, du Weli! Waast, wos d’wüst: Brandmayergasse oder Siebenbrunnengasse – des is hier de Frage.
Wer sich r die Siebenbrunnengasse entscheidet, versäumt die kunstvoll gestalte te Fassade des Art Hotel Vienna → 9 in der Brandmayergasse 7–9. Aber wir wollen ja Arbeiter sehen.
Den Ersten tri man auf der linken Straßenseite der Siebenbrunnengasse in der Fahrradwerkstatt Pigo → 10. Seit etwa einem Jahr repariert dort Inhaber Petar Dachev Fahrräder aller Art zu leistbaren Preisen. Gleich nebenan befindet sich der türkische Supermarkt Bizim → 11. Die nächsten Arbeiter sind die Bäcker der Bäckerei Aslan → 12 in der Siebenbrunnengasse 75. Margaret
I M VIERTE LEINKAUFEN
9 8 1
75
6
14 13
12 28 25
3 10 27
42 26
11 30 29 21
10 Fahrradwerkstatt Pigo, Siebenbrunnengasse 61
11 Supermarkt Bizim, Siebenbrunnengasse 63
12 Bäckerei Aslan, Siebenbrunnengasse 75
21 Joachim Staudigl Orthopädieschuhmacher, Margaretengürtel 80
29 Academia Flamenca, Embelgasse 15
30 Kostümverleih Lambert Hofer (Fundus), Leitgebgasse 5
ESSEN/TRINKEN
2 Pizzeria Maria Rosa, Siebenbrunnenplatz 7
3 Gelateria Le Sette Fontane, Siebenbrunnenplatz 6
4 Café 7 Brunnen, Reinprechtsdorfer Straße 39
5 Café Metternich, Siebenbrunnenplatz 5
6 Pleven, Kohlgasse 19
7 Siebenbrunnen, Siebenbrunnenplatz 2
25 Fendistüberl, Fendigasse 37
28 Semmerl & Co, Siebenbrunnenfeldgasse 13
SEHENSWERT
1 Siebenbrunnenplatz
8 Siebenbrunnen, Siebenbrunnenplatz
9 Art Hotel Vienna, Brandmayergasse 7–9 (siehe Seite 144)
13 Ernst-Lichtblau-Park, Ecke Siebenbrunnengasse/Einsiedlergasse
14 Herz-Jesu-Kirche, Einsiedlergasse 9–11
15 Alleebaum-Lehrpfad, Fendigasse und Seitengassen
16 MA 48, Einsiedlergasse 2
17 Theodor-Körner-Hof, Margaretengürtel 68–74
15
17 16
18
24 23 22 20 19
18 Matzleinsdorfer Hochhaus, Leopold-Rister-Gasse 5 19 Lärmschutzwand, zwischen Theodor-Körner-Hof und Margaretengürtel
20 Julius-Popp-Hof, Margaretengürtel 76–80 22 Bärenbrunnen, Margaretengürtel 80–82 23 Herwegh-Hof, Margaretengürtel 82–88 24 Reumann-Hof, Margaretengürtel 100–110 26 Matteotti-Hof, Siebenbrunnenfeldgasse 26–30 27 Metzleinstaler-Hof, Margaretengürtel 90–98
Obst, Gemüse und alles, was man sonst so Essbares braucht, hat der Bizim Supermarkt (oben).
Lambert Hofer verleiht in der Leitgebgasse Kostümierungen für jeden Anlass (rechts).
ner schätzen nicht nur die Backwaren wie Börek, Baklava, Tulumba, Söbiyet oder Kadiyf, sondern vor allem auch die Öff nungszeiten täglich von 8 bis 22 Uhr. Und man merkt schon, viele zeitgenössische Arbeiter in Margareten kommen aus exo tischen Ländern.
Dazu zählt auch der Ernst-Lichtblau-Park → 13 am Zusammenlauf von Siebenbrun nengasse und Einsiedlergasse. Die kleine Grünanlage ver gt über einen Kinder spielplatz und einen Basketballkäfig r die Jugend (frei will man sie lieber nicht herumspielen lassen). Ernst Lichtblau war ein Architekt des „Roten Wien“ und Schü ler O o Wagners. Am Margaretengürtel 22 hat er die U- rmige Wohnhausanlage des Julius-Ofner-Hofs entworfen. Sein bekanntestes Gebäude steht allerdings in Hietzing, eine Gegend, die uns hier nicht weiter zu interessieren braucht, leben dort doch praktisch keine Arbeiter – es ist ein
brauner Jugendstil-Bau, auch „Schoko ladenhaus“ genannt. Rechts die Einsiedlergasse hinunter steht die Backsteinfassade der Herz-Jesu-Kirche → 14. Erbaut wurde sie in den 1870er Jah ren als Klosterkirche r die Nonnen Zum Guten Hirten. Heute kennt man Hirten nur noch aus Tarantino-Filmen, wo sie nicht als „gute“, sondern als „mächtige Hirten“ vorkommen (und riesige schwarze Männer auf einem Foto sind). Die Nonnen sind den Slowenen gewichen, die den neoromanti schen Bau als slowenisches Gemeindezentrum nutzen. Nein, Schafe dürfen sie dort keine hüten, nur Gläubige. Weg von den Hirten geht es die Einsied lergasse hinauf in Richtung Margareten gürtel. Junge Bäume säumen den Weg zur Fendigasse. Um Einheimischen und Fremden klar zu machen, worum es sich bei diesen seltsamen Gebilden handelt, steht auf einem ovalen Metallschild an einem stär
Der Bärenbrunnen zwischen Julius-Popp-Hof und Herwegh-Hof. An der begrünten Fassade der MA 48 wächst und blüht es.keren Stamm, es sei eine „ahornblä rige Platane“ – in der Sprache der Botaniker „Platanus acerifolia“. Eine Platane also, die Blä er des Ahornbaums trägt – oder so ähnlich.
Auf dieses Manifest hat man im Arbeiterbe zirk immer schon gewartet. Was sich auch daran zeigt, dass an der Kreuzung Rein prechtsdorfer Straße/Fendigasse Wiens erster Alleebaum-Lehrpfad → 15 beginnt. Er hrt durch die Fendigasse, und auch in den Seitengassen bekennt jeder Alleebaum, dass er ein solcher ist und wie er lateinisch angesprochen werden möchte. Arbeiter heißen lateinisch übrigens „operarii“ –aber die müssen hier zum Glück noch keine Schilder tragen.
Am Margaretengürtel schließlich steht ein Haus als Baum oder ein Baum als Haus –jedenfalls ist es sehr grün, was auf seine Bestimmung als Hauptquartier der kom munalen Mistküblerei verweist. Sagen Sie das einmal zu einem Mitarbeiter der MA 48 → 16: „Mistkübler“. Mit einem Schlag sehen Sie dann sehr orange. Allerdings ist die einst graue Fassade ihres Hauptquartiers nicht orange, sondern grün: An ihr wach sen Lavendel, Kräuter und blühende Grä ser. Das Pilotprojekt „begrünte Fassade“ wurde 2010 gemeinsam mit der Universität r Bodenkultur gestartet.
Zurück auf der Siebenbrunnenfeldgasse dräut (dass dieses Wort endlich einmal zum Einsatz kommen darf!) der imposante
Gebäudekomplex des Theodor-Körner-Hofs → 17. Über den Hintereingang kommt man in diesen größten Margaretner Gemeindebau. Im zentralen Park der Anlage stehen sta Arbeiter eine Menge hoher Bäume herum (ohne Schilder, die gehören nicht zur Allee), außerdem gibt es viele Sitzgelegenheiten, einen Spielplatz, eine Hundezone und einen Sportkäfig. Mi endrin in der Mi e erhebt sich das 68 Meter hohe, zwanzigstöckige Matzleins dorfer Hochhaus → 18, Wiens erster Wol kenkratzer zum Wohnen, von dem sich viele wünschen, er wäre der einzige geblieben. Der Eingangsbereich ist mit bunten Kacheln verziert. Fertiggestellt wurde das Hochhaus 1957 nach Plänen der Archi tekten Hruska und Schlauß. So mancher Prominente wie der ehemalige Bürger meister Helmut Zilk fand darin ein ange nehm erhöhtes Zuhause. Das Interieur mit Terrazzoböden, Mosaikfliesen und Glas bausteinen versprüht auch heute noch den Charme der Fünfzigerjahre.
Den Charme der Gegenwart verbreitet die höchste Lärmschutzwand → 19 der Stadt. Zwar ist sie nicht gekrümmt wie an der A4 in Simmering, da r 18 Meter hoch und 150 Meter lang. Sie schirmt die Bewohner des Theodor-Körner-Hofs seit 2007 vom Verkehrslärm des Margaretengürtels ab. Der Schlaf des Arbeiters gegen das Bedürfnis des Autofahrers – und die Lärmschutzwand als städtebaulicher Kompromiss.
Ein Wort, das so hässlich klingt wie Lärm schutzwand, kann optisch doch ganz gut aussehen.
Den Matzleinsdorfer Platz im Rücken, wandern wir unter den scha igen Arka den des Julius-Popp-Hofs → 20 bis zum Geschä des orthopädischen Schuhmachers Joachim Staudigl → 21 am Margaretengürtel
80. Seit dreißig Jahren wird hier geschustert – früher unter dem Namen Vondus.
Von maßgefertigten über orthopädische Schuhe und Einlagen bis hin zu Schuh pflegeprodukten gibt es hier alles – r die Füße, was glauben Sie denn? Geschustert hat übrigens auch der Namensgeber des Julius-Popp-Hofs, wie die Gedenktafel im Eingangsbereich berichtet: Julius Popp war ein Freund Victor Adlers, des Grün ders der Sozialdemokratischen Arbeiter partei, und gelernter Schuster. Der nach ihm benannte Hof teilt den Bärenbrunnen → 22 mit dem benachbarten Herwegh-Hof → 23. Der Brunnen zeigt eine Bärenmama mit ihrem Jungen, an der Schale befinden sich die Tierkreiszeichen, falls jemand den Bären ein Horoskop stellen möchte.
Der Steirer Siegfried Schönauer verkauft in seinem Semmerl & Co Brot und Gebäck sowie Spezialitäten aus seiner Heimat (oben). Der Ernst-Lichtblau-Park in der Einsiedlergasse (rechts).Im eindrucksvollen Riegel der Gemein debauten am Margaretengürtel sticht der denkmalgeschützte Reumann-Hof → 24 her vor. Er ist nach Jakob Reumann benannt, ab 1919 erster sozialdemokratischer Bür germeister von Wien. Zwischen 1924 und 1926 wurde die imposante Wohnhausanlage mit ihrer 180 Meter langen Fassade und mehr als 460 Wohnungen nach Plänen von Hubert Gessner erbaut. Wir aber suchen hier keine Denkmäler und Bürgermeister, sondern Arbeiter, daher folgen wir der Fendigasse mi en ins Herz der Margaret ner Gemeindebauten.
Das Fendistüberl → 25 vor dem Eingangs bereich des Matteotti-Hofs → 26 war früher eine Diskothek. Die Blinklichter erinnern heute noch an ein Saturday-Night-Fever, das alle Beteiligten heute verdrängen und sich lieber an den Billardtisch stellen oder den alten Wurlitzer bedienen. Draußen vor der Tür hrt rechts die Siebenbrun nenfeldgasse zum ältesten Gemeindebau Wiens, dem Metzleinstaler-Hof → 27. Im Erdgeschoß auf Nummer 13 ert seit etwas mehr als einem Jahr der Steirer Siegfried Schönauer die Wiener Arbeiterscha in seiner Bäckerei und Konditorei Semmerl & Co → 28 an. Mit einigem Erfolg, viele Bewohner der umliegenden Gemeindebauten sind im Semmerl & Co schon handzahm geworden und schätzen es als beliebten Treffpunkt. Das Jungvolk darf sich in einer eigenen, geschützten Kinderecke austoben.
John Travolta hat den ultimativen Arbei tertanzstil geprägt, aber es geht auch an ders. Etwa in der Embelgasse 15, wo Tanzbegeisterte in der Academia Flamenca → 29 den Flamenco erlernen. Ja, da stamp die Mu er mit den Füßen, dass es kracht, wir aber gehen auf leisen Sohlen zurück zur Siebenbrunnengasse und zum Ausgangs punkt des Rundgangs, dem Siebenbrun nenplatz. Arbeiter haben wir kaum gesichtet, aber wenigstens war die Safari nicht so teuer wie eine in der Serengeti. Wer noch genug Kra in den Beinen hat, dem sei ein Abstecher in die nahe Leitgebgasse emp fohlen. Da kann man sich auf Nummer 5 im Fundus des traditionsreichen Kostüm verleihs Lambert Hofer → 30 wenigstens als Arbeiter verkleiden. Die Packung Sech zehner-Blech muss man allerdings selbst mitbringen.
Noch ein Gemeindebau: der Matteotti-Hof, in dessen Höfen es üppig grünt. An der Ecke davor wartet das Fendistüberl auf einen Besuch.
Tel. 01/544 51 08
www.thearthotelvienna.at
Margareten ist für mich: aufstrebend. Es hat alles: von trendy bei der Kettenbrückengasse bis multikulturell am Siebenbrunnenplatz.
Mein Geheimtipp:
In der Arbeitergasse gibt es eine Reihe entzückender Kleinbetriebe, zum Beispiel einen Schneider und einen Schuster mit Schlüsseldienst. Die beiden richten und reparieren alles.
Wünsche?
Ein gutes Restaurant in der Nähe des Hotels wäre schön. Das Grätzel hier hat diesbezüglich noch Aufholbedarf.
Meine Empfehlung: ist der Woracziczky in der Bräuhausgasse, Ecke Spengergasse. Das ist ein wirklich tolles Lokal, das man dort nicht vermutet.
Meine Lieblingsfarben: sind Naturfarben.
Pflanzen?
sind schön, aber nichts für mich. Ich habe keine Hand dafür. Eine natürliche Wiese ist mir am liebsten.
Gar nicht leiden kann ich: Unehrlichkeit.
Ein gutes Hotel: muss für mich klein, individuell und dabei authentisch sein.
Jutta Moser Stadthotel mit Kunstgenuss
W ir sind hier in keinem Touristen viertel, sondern in einem echten und lebendigen Bezirk“, sagt Ju a Moser. „Das verunsichert manche Gäste bei ihrer An kun , aber wenn sie in die Hotelhalle kommen, sind sie angenehm überrascht. Nach kurzer Zeit schätzen sie hier in Margareten die Ruhe in der Nacht und vor allem den Autobus 59A, der sie in zehn Minuten bis zur Oper, also direkt ins Zentrum, bringt. “ Ihr Art Hotel Vienna gleich hinter dem Siebenbrunnenplatz wirkt schick auf eine sympathische und unaufdringliche Weise. Moderne Kunstwerke an den Wänden verleihen dem Haus Flair und eine Atmosphäre, in der man sich auf Anhieb wohl
hlt. Es könnte in Amsterdam liegen, in Brüssel oder London. Doch es liegt mi en in Margareten.
Bei einer großen Hotelke e in Wien lernte Ju a Moser ihr „Handwerk“. Nach einigen Jahren in Nürnberg zog es die „Wienerin mit Leib und Seele“ wieder in die Donau metropole. Sie kam zurück, um als Direk torin das Art Hotel Vienna zu hren und aufzubauen. 13 Jahre ist das her, in der Zwischenzeit ist sie zu seiner geschä s hrenden Gesellscha erin geworden.
Das Art Hotel Vienna, ein Hotel Garni der Drei-Sterne-Kategorie, ver gt über hun dert Be en in Zimmern, Apartments und Studios. „Die Größe stimmt r mich hier
einfach“, sagt Ju a Moser. „Das Haus ist überschaubar, persönlich und familiär.“ Einige Mitarbeiter sind seit der Eröffnung des Hauses dabei. „Das ist in dieser Bran che eine Seltenheit.“
Die Gäste kommen vor allem aus Europa –aus Deutschland, Frankreich, Osteuropa, England und Skandinavien. Zum über wiegenden Teil sind es Individualtouris ten, aber auch Geschä sreisende schätzen das Art Hotel Vienna. „Auffallend viele Gäste kommen, um ihre Kinder, die in Wien studieren, zu besuchen. Mi lerwei le könnten wir schon einen Elternverein gründen.“ Ju a Moser lacht und überlegt: „Wahrscheinlich hängt es damit zusam
men, dass Margareten heute bei jungen Leuten als Wohnort beliebt ist.“ Als sie vor 13 Jahren in den Fün en kam, war er noch teilweise in schlechtem Zustand. Seitdem hat sich Margareten sehr zum Positiven verändert.
Im Berufsleben ihre eigene Chefin zu sein, schätzt sie sehr. „Ich habe die Freiheit, mir jeden Tag etwas Neues auszudenken. Und ich nehme auch aus jedem Urlaub etwas mit, sei es eine Idee oder ein Kunstwerk.“ Schon als Ju a Moser das Art Hotel Vienna übernahm, war es ein „Kunsthotel“. Diese Linie hat sie über die Jahre konsequent weiterge hrt und ausgebaut. Überall im Haus, in den Zimmern und Aufenthalts
räumen hängen Bilder und stehen Skulp turen. Der Frühstücksraum ist eine lebendige Galerie. In wechselnden Ausstellungen bietet die Hotel-Chefin Künstlern eine Pla form, ihre Werke zu präsentieren. „Die Arbeit als Galeristin bringt Kreati vität und Abwechslung in mein HotelierDasein.“ Das ge llt Ju a Moser. Ihre Gäste schätzen das besondere Flair, das daraus entsteht.
Musiker und Produzent, betreibt das Feedback Studio in Margareten
Mein Grätzel:
Ich mag die Kreuzung Arbeitergasse, Reinprechtsdorfer Straße.
Mein einprägsamstes Erlebnis:
Ich habe das Fenster aufgemacht, um zu lüften, und hatte einen genialen Sound: Im Nebenhaus hatte jemand Sex bei offenem Fenster. Unten ist eine kleine Moschee, da hat der Muezzin gesungen, und draußen haben Kinder Silvesterknaller gezündet.
Ein Geheimtipp: Köfte Dürüm mit Rotkraut und Hummus in der Kebab Welt, Siebenbrunnengasse, Ecke Stöbergasse.
Meine Lieblingsspeise: ostdeutsche Küche, vor allem Krautrouladen.
Gerne rieche ich: Garagenduft.
Meine Lieblingsfarbe:
Grau – das ist einfach eine gute Farbe. Aber Grau ist auch unterschätzt: Es ist überall und wird nicht wahrgenommen.
Meine Lieblingspflanze: Gummibaum finde ich super.
Lachen kann ich über: die Leute auf der Straße. Speziell im Fünften gibt es echt coole Typen.
Musikszene in Wien?
Ich bin hier restlos zufrieden. Wenn ich das Gefühl hätte, ich wäre woanders besser aufgehoben, wäre ich dort.
Meine Leidenschaft abseits der Musik?
Ich bin ein Autonarr und schraub’ auch gerne selber ein bisschen rum.
Patrick Pulsinger Irgendwo im Hinterhof
W o sich das Feedback Studio genau befindet, ist weitgehend unbekannt. Bekannt ist nur, dass es irgendwo in einem – angeblich sehr romantischen – Hinterhof in Margareten liegt. Die Betreiber sind dar, dass es dabei bleibt. Das hat konkrete Gründe: Zum einen ist es kein Business mit Lau undscha und neugierige Besucher sind im Studio eher störend. Zum anderen freut man sich trotz der Geheimniskrämerei – oder zumindest höflichen Zurückhaltung – über eine gute Auslastung. Einer der Betreiber des Feedback Studios ist Patrick Pulsinger. Als DJ und Musik produzent ist er bekannt, recht viel mehr wissen aber nur die wenigsten über ihn.
Beispielsweise, dass er im Alter von zehn Jahren von Ostdeutschland in die Unter steiermark gezogen ist und dort weder verstanden wurde noch selbst irgendwen oder irgendwas verstand.
Gelernt hat Pulsinger vieles, aber nicht genau das, womit er heute sein Geld ver dient. Nach der HTL-Ausbildung zum Elektrotechniker kam ihm die Idee, er könnte Frisör werden. Warum, weiß er nicht mehr genau: „Die Schni menge zwischen den beiden Berufen ist eigentlich nur der Föhn.“
Bei einem Wiener Szene-Frisör stellte er dann fest, dass das mit den Fashion-Shows und Mädels doch schon eher seine Welt war als „diese HTL-Nasen“. Auch zwischen
dem Beruf des Frisörs und seiner heutigen Arbeit als Musikproduzent zieht er Paral lelen: „Du brauchst Ein hlungsvermögen, musst kommunikativ sein und die Leute davon überzeugen, dass deine Vorschläge eigentlich ihre Ideen waren.“
Ganz umsonst war aber auch die Zeit mit den „HTL-Nasen“ nicht. Auf Flohmärkten und in Secondhand-Shops erworbenes Equipment konnte er selbst reparieren. Für Musik und Synthesizer hat sich Pulsinger schon immer interessiert. Sein heutiges Equipment im Studio lässt Musiker-Herzen höherschlagen. Die nötigen musikalischen Skills hat er sich selbst erarbeitet, Noten lesen kann er bis heute nicht.
Als DJ richtig durchgestartet ist Pulsinger Anfang der 1990er in New York. Mit Glück und einer Portion Frechheit – „Wir haben einfach zum Manager gesagt, wir sind DJs aus Europa“ – hat er sich dort schnell eta bliert. Aus künstlerischer Sicht wurde ihm New York jedoch bald zu kommerziell. Außerdem lebte seine Freundin in Wien, nach einem Jahr kehrte er zurück. Seit 2003 betreibt er das Feedback Studio in Margareten und ist heute mehr Produ zent als Musiker. Auch, weil er gemerkt hat, dass hinfliegen, auflegen und zurückfliegen „gar nicht so geil ist, wie es klingt“. Musikalisch interessiert ihn das, wovon er noch wenig Ahnung hat. Denn spannend
findet es Pulsinger vor allem, neue Sounds zu erarbeiten. Mi lerweile ist das Feedback Studio in einem Hinterhof in Margareten zum Treffpunkt nationaler und interna tionaler Bands geworden. „Heute kann jeder mit dem Laptop zu Hause produzie ren“, sagt Pulsinger. „Wir machen Musik mit echten Instrumenten und Mikrofonen, auch viel mit Synthesizern. Fast ,Vintage Recording‘, so wie man früher aufgenom men hat.“ Wie genau im Feedback Studio gearbeitet wird, das will er dann aber doch nicht verraten.
Kabarettistin
lebt in der Gießaufgasse
Margareten: sind nicht Margeriten, sondern mein Zuhause.
Die Menschen in meinem Grätzel: sind sehr fröhlich und sehr multikulti.
Ein guter Kabarettist: bringt die Leute auf hohem Niveau zum Lachen.
Meine Lieblingsspeisen: Paprikahenderl mit Nockerln und Mamas Wurzelsaftfleisch mit Buchweizen.
Drei Dinge in meinem Einkaufskorb: Butter, Kornspitz und eine Flasche Schlumberger Sparkling.
Meine Kochschürze: Eine? Ich wähle meine Schürze je nach Temperatur. Und sie muss zum Outfit passen.
Mein liebstes Küchengerät: Der Fleischwolf, scharf gefolgt von der Salatschleuder. Wobei: Meine neue Eismaschine ist auch genial.
Große Küche?
Nein, eigentlich nicht. Aber ich bin gut im Stapeln von Geschirr.
Mein nächstes Reiseziel: Asien. Ich mag das Klima und die asiatische Küche ist wunderbar. Da muss ich nicht so viel Fleisch essen.
Grätzeltipps von Andrea Händler: Tröpferlbad: Das alte Bad am Einsiedlerplatz ist eine Besonderheit.
Blumen Charlotte: Mein Blumenladen auf der Reinprechtsdorfer Straße! (Nummer 51)
Bruno-Kreisky-Park: Hier spielt sich das Leben ab. Da tut sich was bis in die Nacht hinein.
In ihrem Kabarett-Programm beobachtet sich Andrea Händler beim Verspießern. Privat plant die Margaretnerin ihren Einzug ins Seniorenheim. Hier liegt sie in einer Hängematte im Bruno-Kreisky-Park.
Grätzelspaziergang
Andrea Händler
Verspießern im Fünften
Gesundheitsbewusst ist sie geworden, die Händler. Zum Rauchen hat sie aufgehört und kochen tut sie jetzt auch selber. Ein wenig schrullig ist sie vielleicht. Und spießig. Zumindest, wenn es nach ihr geht. Seit Herbst 2011 ist die Schauspielerin und Kabare istin Andrea Händler mit ihrem Solo-Programm „Naturtrüb“ unterwegs. „Man muss drüber lachen, nur so kann man’s packen“, sagt sie und meint damit das Älterwerden.
„Natürlich habe ich das alles bei mir selbst festgestellt!“, sagt sie. „Ich bin volle alt geworden.“ Das äußere sich nicht nur an ihrer neuen orthopädischen Matratze und an der Tatsache, dass das „Durchmachen“ nicht mehr so leicht geht. „Wenn um neun am Abend jemand anru , frage ich mich, wer das um diese Zeit noch sein kann. So etwas finde ich grenzenlos spießig!“ Das Älterwerden habe aber auch seine Vorteile. „Man wird intelligenter“, sagt die 48-Jährige. So hä en sich nach einigen Jahren „am Zahnfleisch“ ihre Prioritäten verschoben. „Selbstverständlich mag ich meinen Job noch immer sehr. Aber er ist mir halt nicht mehr wichtiger als das Private.“
Seit zehn Jahren wohnt Andrea Händler in der Nähe des Einsiedlerplatzes. Das sei noch nicht lange genug, um einem Ernst Hinterberger und seiner Liebe zu Marga reten Konkurrenz zu machen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wohl hlt sich Andrea Händler in ihrer Wohnung mit Dachterrasse allemal und mit einem Augenzwinkern schmiedet sie sogar schon Pläne r ihre Zukun im Bezirk: „In der Arbeitergasse gibt es dieses Pensionis tenheim. ,Häuser zum Leben‘ sagt man
jetzt dazu. Mit sechzig werde ich mir dort einen Platz reservieren.“ Noch ist Andrea Händler in Margareten meistens mit dem Fahrrad unterwegs. Oder mit dem Auto. „Zu Fuß komme ich selten weiter als bis zur Reinprechtsdorfer Straße.“ Dort ist ihr Solarium. Und der Blumenladen Charlo e. Überhaupt erledigt sie manches, was im Alltag so ansteht, in ihrem Grätzel. Die Post, die Änderungsschneiderei und der Uhrmacher fallen ihr ein. Und der Tchibo an der Ecke Reinprechtsdorfer Straße, Arbeitergasse. Bei einem kurzen Spazier gang mit längerer Kaffeepause am Siebenbrunnenplatz erzählt Händler auch von den Veränderungen im Bezirk. Etwa von den Gehsteig-Ohrwascheln, die der Auto fahrerin die Suche nach einem Parkplatz erschweren. Sie nimmt es sportlich: „Ich habe mir jetzt einen Garagenplatz gemie tet.“ Neben den Ohrwascheln seien auch mehr Bäume in den Bezirk gekommen.
„Zum Teil ist es schon recht grün hier. Vor allem der Bruno-Kreisky-Park ist super! Da spielt sich das Leben ab“, sagt sie. Sie selbst verbringt ihre Stunden im Freien gerne in ihrer Kabane an der Alten Donau. „Das ist mein Wochenendpendant zu Margareten.“ Auch das Wandern hat Andrea Händler r sich entdeckt und auf ihrer Terrasse stehen neben Rosen und ande ren Blumen ein paar Küchenkräuter. „Ich koche sehr gerne“, sagt sie. Das ist gesund. Viel wichtiger ist ihr aber, dass es auch schmeckt. Ganz so wie im Kabare ist sie dann eben doch nicht, die Händler.
Die Reinprechtsdorfer Straße ist der Rubikon von Margareten, also jene Gren ze, die im antiken Rom das Stadtgebiet vom Umland schied und wo ein Feldherr seine Legionen entlassen musste, falls er in die Stadt wollte. Caesar hat mit dem Satz „Die Würfel sind gefallen“ den Rubikon mit seinen Legionen überschri en und wurde Herrscher über Rom. So weit wollen wir nicht gehen, Transreinprechtsdorf soll ja nicht erobert, sondern nur durchwandert werden, auch fehlt es an den entsprechenden Legionen. Der Rubikon Reinprecht wird aber mutig überschri en. Aus Cisreinprechtsdorf (cis bedeutet hü ben, trans drüben) beginnt der Spazier gang nach Transreinprechtsdorf unten am Wienfluss auf der rechten Seite der Reinprechtsdorfer Straße mit Blick in Richtung Matzleinsdorfer Platz. Hier sieht man auch ein Stück vom Wahrzeichen von Transreinprechtsdorf, das Matzleinsdorfer Hochhaus aus den 50ern. Zunächst aber gilt es, rechts in die Schönbrunner Stra ße einzubiegen. Denn dort wartet an der Ecke, was der Engländer „kinky“ nennt: die Latexschneiderei Rubberik → 1 . Dirndl sucht man vergeblich in der Auslage, wenngleich ein solches doch sicher ein schönes Latexmodell abgäbe, doch wird auf Wunsch al les nach Maß ausge hrt, XXX-Large, also Übergröße, selbstverständlich auch. Gleich nebenan, auf Nummer 84, im Colombo Hoppers → 2 wird es „spicy“. Seit 23 Jahren verwöhnen Abraham Jayantha und seine Familie Gäste mit Spezialitäten aus Sri Lanka und einer Crossover-Küche.
Im Gastgarten auf der dem Wienfluss zu gewandten Seite des Gebäudes steht ein indischer Holzkohleofen (Tandur), in dem Speisen im Tonkrug zubereitet werden. Vor Kurzem hat das Colombo Hoppers auch eine Bar eröffnet, vor allem r junge Leute. Denn Abraham Jayantha hat bemerkt, dass in der Nachbarscha immer mehr studentische WGs entstehen. Mit Latex al lein sind die nicht zu locken, sie müssen auch mit Speis und Trank und Party ver sorgt werden.
Nach einigen Partynächten mit jener Mu sik, die die Jugend heute so gern hört, wird mancher das Angebot von Hörgeräte Ing-Weihs → 3 richtig schätzen lernen und sich über die gute Beratung dort freuen. Die macht natürlich Durst, weswegen einem das benachbarte Bierlokal Perchtenbräu → 4 sehr zupasskommt. Falls das Börsel leer ist, kann man ja versuchen, durch Preisschnapsen, das hier regelmäßig stafindet, zu Geld zu kommen. Ein Gewinn wäre in edlen Tropfen aus verschiedenen Weinbauregionen Österreichs, aus Italien, Frankreich und Spanien gut angelegt. Die Weinbar Deschka → 5 auf der gegenüberlie genden Straßenseite kann damit dienen. Im Ambiente einer alten Naber-KaffeeFiliale werden dazu Käseteller, Antipasti und Tapas gereicht. Selbstverständlich hrt niemand mit dem Rad, der zu lange am Bier oder Wein ge nascht hat – aber irgendwie wird das Radl
EINKAUFEN
1 Rubberik, Schönbrunner Straße 82
6 Radwerkstatt, Schönbrunner Straße 102
11 Eddy’s Reparaturwerkstätte, Mauthausgasse 2a
13 Bäckerei Hafner, Am Hundsturm 7
14 Škoda Strohmeier, Embelgasse 66 (siehe Seite 162)
15 Tanzstudio Mänada, Diehlgasse 52
16 Präparatorium Raith, Diehlgasse 36
21 Ballon- und Partyshop Krickl, Arbeitergasse 21
23 Juwelier Ernst, Reinprechtsdorfer Straße 49a
24 OM Lebensmittel, Reinprechtsdorfer Straße 49
25 Blumen Charlotte, Reinprechtsdorfer Straße 51
ESSEN/TRINKEN
2 Colombo Hoppers, Schönbrunner Straße 84
4 Perchtenbräu, Schönbrunner Straße 98
5 Weinbar Deschka, Schönbrunner Straße 111
18 Rupp’s, Arbeitergasse 46
19 Café Industrie, Margaretengürtel 120
22 Eissalon Valentino, Reinprechtsdorfer Straße 43
8 9 10 12 17
3 Hörgeräte Ing-Weihs, Schönbrunner Straße 94 (siehe Seite 158)
7 26
KULTUR
15
14
Margaretenstraße
16 11 13 16 21
24 5 19 18
3 25
24 23
22
20
7 Kulturwandelwerkstatt, Schönbrunner Straße 118 26 Medienschule im Schlössl Kino, Margaretenstraße 127
SEHENSWERT
8 Geburtshaus von Bruno Kreisky, Schönbrunner Straße 122
9 Bruno-Kreisky-Park
10 Hundsturmer Kapelle 12 Hundsturm
17 Thomastik Infeld, Diehlgasse 27 20 Einsiedlerbad, Einsiedlerplatz 18
halt trotzdem hin. Macht nichts, im Gegenteil, eine gute Gelegenheit, die Radwerkstatt →6 auf der Schönbrunner Straße zu betreten. Hier befindet man sich in der Zeugund Rüstkammer des Pedalri ertums und mi endrin der Radschmied Willi Kasyk. Er schätzt die Lage seiner Werksta sehr, hrt doch der Wientalradweg in der Nähe vorbei und ihm Kunden zu.
Hier aber geht es zu Fuß weiter Richtung Gürtel. Auf der rechten Straßenseite end lich etwas r Fußgänger, nämlich zwei Sofas am Gehsteig vor Hausnummer 118, der Kulturwandelwerkstatt → 7. Mit einem Sitz befindet man sich in einer „freien Zone“, einer Alternative (zwei Sofas) zur konsumorientierten Gesellscha , wo man allein im Auto kauert. Nicht Geld, sondern Gemeinscha zählt hier, ne e natürlich, wo gekocht, gesungen und meditiert wird.
Danke r die Sofas!
Doch auf, wir müssen weiter, da vorn ist der Kreisky geboren worden, am 22. Jän ner 1911 im Haus Schönbrunner Straße 122 → 8. „Er diente der Republik Österreich als Staatssekretär 1953–1958, Außenminister 1959–1966 und Bundeskanzler 1970–1983“,
steht auf der Tafel. Ein Staatsdiener also, womöglich kein schlechtes Vorbild r heutige Politiker. Zur Gedenktafel kommt an der nächsten Ecke der Bruno-Kreisky-Park → 9 mit roten Hängema en. Soll das eine Anspielung auf eine große politische Partei sein, die Kreisky zum Erfolg ge hrt hat? Jedenfalls liegen einige der Parkbesucher offenbar gern darin. Man ist als Passant auch versucht, sich hier auszuruhen – aber noch sitzt die Erinnerung an das Sofa im verlängerten Rücken. Doch der Sitzgelegenheiten Reihe setzt sich im Park fort: Im Sommer 2012 haben sich etliche Künstler mehrerer Parkbänke be mächtigt und ihrem Traum vom Besitz ei ner Bank in der Kunstaktion „Margaretner BANKgeheimnis“ Ausdruck verliehen. Vor den Banken haben in dieser Gegend Mauthäuser am Linienwall die Passanten ausgesackelt. Daran erinnert (wohl eher unabsichtlich) die Hundsturmer Kapelle →10, die letzte jener 18 Kapellen, die zwischen 1740 und 1760 an den Toren nahe den Mauthäusern des Linienwalls gebaut wurden, um zu zeigen, dass Go dem Mauteintreiben seinen Segen gibt. Hier wäre es nicht falsch, um guten Rat r den weiteren Weg zu beten. Das Gebet ist erhört worden, der Finger des Herrn weist zum Hundsturm, also geht es in diese Richtung weiter über die Schönbrunner Straße wieder kurz stadteinwärts. Rechts zweigt die kleine Mauthausgasse ab und erinnert uns an die Mauthäuser. Sie verbindet die Schönbrunner Straße mit dem Hundsturm und hrt uns zur Werksta des Mecha nikermeisters Nedeljko Djurdjevic, die er vor 22 Jahren aufgesperrt hat, nahe liegender Weise unter dem Namen Eddy’s Reparaturwerkstätte → 11. Klar, sagen Sie mal „Djurdjevic“ – Eddy kommt leichter von den Lippen. Begonnen hat der gebür tige Bosnier allein, mi lerweile beschä igt er sieben Mitarbeiter. Wozu aber dient das Amphibienfahrzeug in der Werksta ? Der Hundsturm → 12 ist ein Platz mit Park und Kinderspielbereichen. Das muss so sein, ein Turm wäre einfach zu pla , oder? Der Name der Gegend stammt wahrscheinlich von der „Hunczmühle“, die Anfang des 15. Jahrhunderts an diesem Ort stand. 200 Jahre später ließ Erzherzog Ma hias dort ein Rüdenhaus r seine Jagdhunde errichten – wo die Hundedamen unterka men, ist nicht überliefert. Wen kümmert es angesichts der kleinen Bäckerei Hafner →
Im Bruno-Kreisky-Park, benannt nach einem der berühmtesten Margaretner, laden rote Hänge matten zwischen den Bäumen zum Entspannen ein.
13 und ihrer Gebäckspezialitäten, darunter auch Handsemmeln? Vor allem am Sonn tagvormi ag ist hier viel los, wenn sich die Grätzelgemeinscha zum Kaffeetrinken, Tratschen und Frühstückkaufen tri . Die Autofahrer rund um den Hundsturm tratschen lieber an der Zapfsäule von Škoda Strohmeier → 14. Im Hof gibt es Gebraucht wagen zu betrachten. Hat man einen ge kau , wird er gerne in der Werkstä e in der nahen Embelgasse 66 zum Service übernommen.
Unter der Woche kann man im Park am Hundsturm auf den Margaretner Bezirks vorsteher treffen. Mindestens zweimal täglich durchmisst Kurt Wimmer den Park. Er wohnt in der nahen Gießaufgasse und kommt hier auf dem Weg ins Bezirksamt an der Schönbrunner Straße vorbei. Jetzt ist Gelegenheit, sich mit Anliegen an ihn zu wenden – er mag das!
Den Bezirksvorsteher verlassend, stößt man im Süden des Parks auf die Diehlgasse und das Tanzstudio Mänada → 15. Bauchtanz oder arabische Folklore, das ist hier die Frage. Auch Trommeln wird einem beigebracht. Auf Nummer 36 wird dann sichtbar, was die Trommeln aus dem Busch von Margareten
hervorgelockt haben. Von außen sieht alles unscheinbar aus, doch schon beim Betre ten des Geschä s von Tierpräparator Helmut Raith → 16 packt einen das Staunen. Wild tiere in den verwegensten Posen, erlegt von kühnen Jägern und präpariert von Helmut Raith. Ob Maus, ob Elefant, hier kommt alles dran und steht dann r die Ewigkeit. Manches vom Tier dient einem höheren Zweck (abgesehen davon, dass es uns nährt und beschuht). In der Diehlgasse 27 ist es zu hören. Hier stellt das traditionsreiche Unternehmen Thomastik Infeld → 17 seit 1919 unter anderem aus Tierdärmen handge fertigte Musiksaiten her. Der Musiker und Kunstmäzen Peter Infeld leitete das Unternehmen bis zu seinem Tod 2009, nun hrt es seine Frau. Thomastik Infeld produziert mehr als 3.000 unterschiedliche Arten von Saiten und exportiert sie vom Hundsturm aus in über hundert Länder. Wir biegen an der Kreuzung Diehlgasse/ Arbeitergasse stadteinwärts in die Arbeitergasse ab. Wir, das heißt alle, die keine Veganer sind. Veganer jedoch aufge-
passt – ihr müsst unbedingt stadtauswärts gehen! Sonst verpasst ihr das Rupp’s → 18 In dem urigen Beisel stehen ausschließ lich vegane und vegetarische Speisen auf der Karte. Der Chef Rupert Hu er ist auch ein leidenscha licher Whisky-Sammler und hrt in seinem Lokal über 500 Sor ten. Was die Veganer dazu sagen? Zum Wohl, natürlich. Das sagt man sich auch im legendären Café Industrie → 19, in dem sich halb Margareten zum Feierabendbier tri . Auch der „Mundl“-Schöpfer und Autor Ernst Hinterberger ist früher o hier gewesen, seine Wohnung lag gleich nebenan im Gemeindebau am Margaretengürtel 122–124.
Arbeitergasse also, wir wollen uns brau sen. Dazu arbeitet man sich in Richtung Reinprechtsdorfer Straße bis zum Ein siedlerplatz vor. Hier erfreut seit 1890 das Einsiedlerbad → 20, ein herrliches Tröpferlbad r alle, die es mit dem Spaß genau und der Hygiene nicht so ernst nehmen. Heute ist hier selbstverständlich alles proper. Warm geduscht und kalt abfro iert sind wir bereit r die Party. Sie beginnt im Ballon- und Partyshop Krick l → 21 in der Arbeitergasse 21. Das Geschä befindet sich seit vier Generationen in Familien besitz. Bis 1990 wurden hier Lu ballons selbst hergestellt, heute bedruckt sie Robert Krickl auch r Großveranstaltun-
Unten: Seit 1919 stellt das traditionsreiche Unternehmen Thomastik-Infeld Musiksaiten her und exportiert sie in die ganze Welt.
Im Präparatorium Raith finden sich Besucher unvermutet in einem Zoo wieder. Allerdings sind die Tierchen alle ausgestopft.
gen wie das Wiener Mistfest (wo die dann landen?). Wem Lu ballon-Raritäten in allen Formen vor Begeisterung die Lu ab schnüren, llt hier in Ohnmacht: So viele Größen, so viele Farben! Und Kostüme, Perücken, Girlanden gibt es auch!
Von Lu allein kann keiner leben, daher beginnt die Suche auf der Reinprechts dorfer Straße nach etwas Stärkendem: hurra, der Eissalon Valentino → 22! Eismeister Claudio Marego stellt die eiskalte Ver suchung nach traditioneller Familienre zeptur her, Maria Letizia bedient die Gäste in charmant-italienischer Manier. Und die Kugel (Eis) gibt es um einen Euro!
Ein bisschen mehr muss hinblättern, wer auf der Reinprechtsdorfer Straße bei einem hiesigen Traditionshandwerker, einem Juwelier, einkehrt. Von denen gab es einst viele hier, einige konnten sich halten, etwa Juwelier Ernst → 23 auf Nummer 49a. Nebenan verkau OM Lebensmittel → 24 persische Schmankerln sowie kalte und warme Sandwiches. Die Nachbarin Charlo e Ströbinger hrt ihr Geschä Blumen Charlotte →25 seit 15 Jahren und ist immer zu einem Schwätzchen aufgelegt. Im Schlössl Kino ums Eck bildeten sich Män ner einst mit Dokumentationen über das deutsche Arbeiterwesen wie „Lass jucken, Kumpel“ und erlebten Kultur durch Filme wie „Stangenfieber“. Heute fiebern hier junge Menschen in der Medienschule →26 bei Lehrgängen zu Film, Fotografie, Multime dia, Schauspiel und Tanz. Der Hundsturm wird vornehm. Eigentlich schad’.
Musikerin und Leiterin der Musikschule Margareten
Bräuhausgasse 50, Tel. 01/4000-05165
Musikalischster Ort in Margareten: Genau hier. Die Musikschule! Und: die Kettenbrückengasse. Dort ist schließlich Schubert gestorben. Aber diese Straßenseite gehört genau genommen schon zum 4. Bezirk.
Mein Margareten:
ist das Grätzel zwischen Margaretenstraße und Wienzeile. Die Seitengasse mit den ausgeflippten Geschäften. Das alte Margaretenbad, das jetzt ein John Harris ist, wo ich meine Runden im Schwimmbecken drehe. Wenn ich Zeit habe.
Meine Tour durch Margareten: Per Rad, die Margaretenstraße entlang.
Wäre Margareten ein Musikstück, dann wäre das: Schubert. Ein Impromptu. In As-Dur.
Dabei fühle ich mich wohl: beim Klavierspielen und Rezitieren, das ist meins, da kann ich mich ausdrücken.
Erforderliche Social Skills zum vierhändigen Klavierspiel? Man muss den anderen mögen und muss sich unterordnen können. Vierhändig spielen ist besonders schwer. Weil das Pedal für das gesamte Klavier wirkt.
An der Musikschule fehlt noch: Solfeggio, die Gesangstechnik zur Gehörbildung. Nur über die Stimme kann man das innere Ohr schulen. Wir haben eine tolle Lehrerin, aber leider keine Stunden mehr.
Instrumentale Seitensprünge:
Gitarre, Akkordeon und Geige.
Elisabeth Eschwé
In höchsten Tönen
Müsste man Elisabeth Eschwé mit ei nem musikalischen Terminus be schreiben, würde man fraglos zu „Vivace“ greifen: sehr lebha , sehr lebendig. Man würde vielleicht noch „con fuoco“ (mit Feuer) und „giocoso“ (verspielt) hinzu gen – und sofort verstehen, warum die mitreißende Frau die Seele des Hauses ist. Seit 2004 leitet sie die Musikschule Margareten, ihre Verbindung zum Institut währt schon viel, viel länger: Sie nahm hier als Kind –wie ihr Bruder Alfred – Unterricht, gab ihn später auch.
Nur natürlich in Anbetracht der Familien chronik: Eschwé entstammt der musikali schen Familie von Klaviermachern Gloss
aus Wien, Pianisten und Geigern aus Un garn. Ihre Finger ha en schon mit den Tasten Freundscha geschlossen, noch ehe man dasselbe von ihren Beinen und dem Boden behaupten konnte. Sehr früh erkannte sie, dass das Klavier ihr Instrument ist: „Die Instrumentenwahl ist sehr entscheidend, denn das Instrument ist eine Verlängerung unseres Inneren: die Art, wie wir uns ausdrücken.“ Und sie drückt sich ganz besonders aus: Als die Künstlerin, die neben Klavier auch Philo sophie und Dolmetsch studierte, zusätz lich eine Schauspielausbildung nach der Stanislawski-Methode absolvierte, ha e sie ein Aha-Erlebnis: Sie entdeckte „un
glaubliche Parallelen zwischen Schauspiel und Musikmachen! In beiden Fällen han delt es sich um einen Text. Das, was einem Theaterstück Charakter verleiht, was einen als Zuschauer berührt, ist der Subtext: das Anreichern mit Emotion.“ Sie begann, die Methode aufs Musizieren zu übertragen, pflückte Musiktexte auseinander, recher chierte zu Stil und Entstehung(szeit) des Werks. Um eine emotionale Verbindung zu schaffen. Im Schubertsaal spielte sie auf diese Weise erstmals Brahms’ Walzer, ein wahrer Eye – bzw. Ear – Opener r sie: „Es war unglaublich, wie das gewirkt hat!“ Seither erarbeitet sie die Methode auch mit Kindern und erzielt intensive Effekte.
Mit ihren Schützlingen ist die Leiterin der Musikschule Margareten immer wieder auf Konzertreisen, von Südböhmen bis Ameri ka. Ganz schön ambitioniert r eine Person, die eigentlich nie unterrichten wollte! Aber „das Dolmetsch-Studium hat länger gedauert als das Klavier, also brauchte ich Geld und begann Stunden zu geben. Der Ef fekt war, dass mir das Unterrichten unend lich viel Spaß gemacht hat!“
Eine der ältesten Musikschulen Wiens zu leiten, reizte sie – trotz des Zeitmangels, den die umtriebige Musikerin mit Hang zum Literarischen nun mal hat. „Die Schule hat immer schon hohes Niveau gehabt! Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg
gegründet – r Musiker, die teilweise ihre Karriere durch den Krieg verloren haben. Es waren hervorragende Pianisten und Streicher da!“ Die Ära Eschwé brachte neuen Wind: „Es gab nicht genug Kammermusik, keinen Chor. Keine Stimmbildung. Das habe ich einge hrt. Es gab keine Im provisation oder Komposition r Kinder.“ Nicht alles konnte über die Jahre bleiben, aber Elisabeth Eschwé kämp r ihr Haus, r ihre Klassen und Kinder. Mit mitrei ßender Dynamik – „Vivace“ eben. „Talenterderung ist mir ein künstlerisches und soziales Anliegen.“
Hörgeräte Ing-Weihs
Schönbrunner Straße 94
Tel. 01/606 16 16, www.ing-weihs.at
Margareten in Kürze: aufstrebend und abwechslungsreich.
Mein Grätzel ist: die Gegend entlang der Schönbrunner Straße zwischen Nevillegasse und Ramperstorffergasse.
In Erinnerung bleiben wird mir: ein Abend im Café Schönbauer in der Schönbrunner Straße. Bis am Morgen bin ich mit einem befreundeten HNO-Arzt, allerlei schrägen Typen und interessanten Menschen an der Bar gesessen und wir haben über alles Mögliche geredet.
Mein Geheimtipp: ist der Stöger in der Ramperstorffer gasse. Hier gibt es gutes Essen und typische Wiener Kellner.
Am liebsten esse ich: Schweinsbraten mit Waldviertler Knödeln.
Mein Lieblingsgetränk: ist zurzeit der Martini Asti.
Von Margareten wünsche ich mir: eine wiederbelebte Schönbrunner Straße und noch mehr gute Lokale.
Gut für meine Ohren ist: Musik. Meine Kinder geben mir Tipps, die ich mir gerne anhöre. Und es gefällt mir.
Nicht gerne höre ich: Schreien, das stört mich.
Heinrich Weihs Immer offene Ohren
Nicht sehen trennt von den Dingen, nicht hören trennt von den Menschen.“ Dieser Satz von Immanuel Kant ist Leit spruch von Heinrich Weihs. „Das ist meine Überzeugung: Je weniger ein Mensch hört, desto weiter entfernt er sich von seinem sozialen Umfeld.“ In seinem Geschä in der Schönbrunner Straße sorgt der HörgeräteAkustik-Meister da r, dass das nicht passiert. Er schlug dieselbe Lau ahn ein wie sein Vater, der vor mehr als nfzig Jahren in St. Pölten sein erstes Geschä eröffnete. Sein Beruf er llt Heinrich Weihs mit Freude. Er und seine Mitarbeiter können Men schen helfen und sie zufrieden machen. „Das ist die schönste Belohnung“, bestätigt
Hörgeräte sind heute winzige Wunderwerke, ausgestattet mit Hochtechnologie. Heinrich Weihs und Alexander Dimmel verstehen es, sie optimal für ihre Kunden einzustellen – mit viel Geduld und Feingefühl.
auch Alexander Dimmel. Der Hörakustiker arbeitet seit drei Jahren hier und befindet sich in der Meisterausbildung. Danach strebt er die Weiterbildung zum Pädakustiker an, wie sein Chef. Damit darf man Kinder ab dem Säuglingsalter behandeln. „Vor allem, wenn sie sehr jung sind, können sie keine verlässlichen Rückmeldungen bei der Anpassung von Hörgeräten geben“, beschreibt Weihs die Herausforderung. „Aber“, sagt Dimmel, „sie haben auch keine Vorurteile.“ Im Gegensatz zu Erwachsenen, die o lange brauchen, bis sie sich mit einem Hörgerät anfreunden. Vor sechs Jahren ließ sich Heinrich Weihs mit seiner Filiale in der Schönbrunner
Straße in der Nähe eines befreundeten HNO-Arztes nieder. „Wir arbeiten eng zu sammen. Das macht vieles leichter – r die Patienten ebenso wie r uns.“
Neunzig Prozent seiner Kunden leiden unter Altersschwerhörigkeit. Doch das hohe Pfeifen aus Omas Hörapparat, wie man es von früher kennt, gibt es nicht mehr. Heute ist ein Hörgerät ein winziges Wunderwerk, ausgesta et mit Hochtechnologie.
„Gehen Sie in die Kirche? Spielen Sie gerne Karten?“ Heinrich Weihs und Alexander Dimmel wollen nicht indiskret sein, aber diese und ähnliche Fragen sind bei der Anpassung eines Hörgeräts entscheidend. Die Antworten darauf geben den Fachmännern
Auskun über die Hörsituationen, in denen sich ihre Kunden bewegen. Auf dem Chip, der im ergonomisch geformten Kunststoffgehäuse sitzt, werden entsprechende Pro gramme gespeichert und Frequenzen angepasst. Für diese Feinabstimmung braucht es Ein hlungsvermögen. „Man muss erst die besten Einstellungen herausfinden“, erklärt Weihs den Prozess. „Das Hörorgan ist sensibel und kompliziert. Doch wenn man dran bleibt, kann man zu einem guten Er gebnis kommen.“ Manche Kunden würden zu früh aufgeben, bedauert er, und sich mit halbherzigen Lösungen zufriedengeben. Doch jede Einstellung eines Hörgeräts ist selbstverständlich kostenlos, auch wenn es
nicht hier gekau wurde. „Für jedes Budget lässt sich eine Lösung finden“, ist Heinrich Weihs wichtig. „Und jeder wird bei uns so gut beraten wie möglich, wenn gewünscht auch auf Türkisch.“ Die Zuwanderer im Bezirk nehmen dieses Angebot gerne an und freuen sich wie alle Kunden über das Feinge hl und die Geduld der Spezialisten. Da kann es schon einmal vorkommen, dass Heinrich Weihs und Alexander Dimmel eine Bonbonniere geschenkt bekommen. Oder selbst gemachtes Baklava. Als Dank r ihre offenen Ohren.
Schuhdesignerin vom Label rosa mosa
Simone Springer, Yuji Mizobuchi und ihre beiden Töchter leben am Hundsturm
Mein Lieblingsplatz in Margareten?
Der Hundsturm.
Welchen Schuh würde ich nie tragen? Prinzipiell bin ich zu allem bereit. Ich würde alle Schuhe zumindest testen.
Lieblingsfarbe?
Momentan sind das Dunkelblau und Gelb. Aber das ändert sich ständig.
Beim Spaziergang durch Margareten: haben wir immer einen Roller und einen Kinderwagen dabei. Und wir haben ein Ziel. Sonst kommt die Große nicht mit.
Meine Hobbys: kommen eindeutig zu kurz. Aber ich geh gern auf Flohmärkte, auf die kleinen geheimen, oft auch am Land.
Reisen?
Sehr gerne, aber momentan leider wenig. Allerdings gäbe es in Rio jemanden, der auf uns wartet. Wir fliegen regelmäßig nach Japan und haben ein Faible für den Osten Europas.
Was sagt Yuji über Simone? Sie ist – für eine Österreicherin – sehr or ganisiert. Trotzdem ist sie manchmal wie eine Pfanne mit heißem Öl, in die man Wasser gießt. Da muss man aufpassen …
Und was sagt Simone über Yuji?
In Kyoto gibt es einen Fluss, den man überquert, indem man über steinerne Schildkröten hüpft. Yuji ist wie eine dieser Schildkröten – ihn bringt nichts aus der Ruhe.
rosa mosa Schuhwerk für die Welt
Zur Arbeit gehen die Salzburgerin Simone Springer und Yuji Mizobuchi aus Kyoto eigentlich immer zu Fuß. Ihre Wohnung ist am Hundsturm, das Atelier ein paar Meter weiter im Jubiläumswerk stä enhof an der Linken Wienzeile. Das ist zwar schon einen Bezirk weiter, aber wenn die beiden aus dem Fenster schauen, sehen sie die Hängema en im Bruno-KreiskyPark. Also doch wieder Margareten. Simone Springer und Yuji Mizobuchi, das sind rosa mosa. Unter diesem Namen entwerfen sie Schuhe, die nicht nur all tagstauglich, sondern auch schön zum Anschauen sind und alles andere als „von der Stange“. „Es geht uns ums Handwerk, aber
Unter dem Label rosa mosa designen Simone Springer und Yuji Mizobuchi Schuhe abseits der Stange. Verkauft werden diese in Asien, Amerika und vielen Ländern Europas. Nur in Österreich sind sie kaum zu bekommen.
auch um den kreativen Aspekt und um unkonventionelle Techniken“, sagt Simone Springer. Sie erzählt von Einkaufstouren nach Santa Croce in Italien, wo es hoch wertiges, natürlich gegerbtes Leder zu kaufen gibt, von Stoffen aus dem Osten Europas und der Blaudruck-Kollektion. Diese Technik wird sonst nur r das Färben von Baumwollstoffen angewandt, funktioniert aber auch mit Leder, wie einige Schuhe von rosa mosa beweisen.
Studiert haben Springer und Mizobuchi am London Cordwainers College. Dort ha ben sich die beiden auch kennengelernt. „Eigentlich wollte Yuji danach nach Itali en, aber ich habe ihn überzeugt, mit mir
nach Österreich zu kommen“, sagt Simone Springer und lacht. Zunächst nach Salzburg, wo schon Springers Großvater als Schuh macher gearbeitet hat. „Angefangen haben wir aber mit Accessoires. Es war leichter, da r Produzenten zu finden“, erinnert sich Springer. „Jetzt kommen wir wieder darauf zurück. Wir arbeiten gerade an Taschen, die wie Körbe geflochten werden.“
Heuer werden rosa mosa zehn Jahre alt und verkaufen ihre Schuhe in Asien, Amerika und Europa. In Österreich sind die Schuhe allerdings nach wie vor nur in zwei Geschä en in Wien zu haben. „Wieso? Das fragen wir uns alle.“ Zumal hier doch auch die Ideen r neue Kollektionen entstehen.
Im Wiener Atelier werden die Materialien ausgewählt und Prototypen angefertigt. Die Schuhe werden dann regional herge stellt. „Je nachdem, wie die Sohle ange macht werden muss“, erklärt Springer. Dar gäbe es zig Methoden.
Gemeinsam mit ihren Töchtern Louise und Ilse leben Simone Springer und Yuji Mizobuchi in einer 75-QuadratmeterWohnung mit Balkon am Hundsturm. „Mir hat es hier gleich gut gefallen. Ich bin froh, ein bisschen weg vom Schuss zu wohnen. Außerdem: Der großzügig angelegte Platz hat fast schon ein bisschen was von Ber lin“, sagt Springer. Außerdem haben viele Geschä e lange offen. Praktisch. Und auch
das soziale Leben im Grätzel sagt ihr zu: „Gleich ums Eck gibt es zum Beispiel die Bäckerei Hafner. Am Sonntagvormi ag sind alle dort. Das ist so etwas wie der so ziale Umschlagplatz im Grätzel.“ Bei ihren Spaziergängen durch Margareten fallen ihr immer wieder auch kleinere und grö ßere Veränderungen auf. Etwa, dass im mer häufiger Musiker auf den Parkbänken sitzen. Oder die kleinen Galerien, von de nen es in letzter Zeit immer mehr zu geben scheint. „Mi lerweile tut sich hier schon einiges“, sagt sie. „Und alles mit ein wenig Subkultur-Flair.“
Embelgasse 66
Tel. 01/545 33 78, www.strohmeier.cc
Margareten: hat verschiedene Gesichter. Hier, westlich der Reinprechtsdorfer Straße, ist es ein Arbeiterbezirk. Es wird viel gebaut und neue Leute sowie junge Familien ziehen her.
Mein Grätzel: rund um den Hundsturm.
Mein Lieblingsplatz: ist der Margaretenplatz.
Ein Geheimtipp:
ist kulturell das Filmcasino in der Margaretenstraße. Kulinarisch mag ich das Gasthaus Zum Stöger in der Ramperstorffergasse. Hier stimmen für mich das Essen, das Ambiente und die freundliche Bedienung.
Am liebsten esse ich: viel. Ich mag Gemüse und Nudelgerichte jeder Art. Würde ich keinen Sport betreiben, wäre ich schon eine Kugel.
Mein Lieblingsgetränk: Ich bin beim Wasser gelandet.
Erholung vom Beruf: finde ich beim Rennradfahren. Ich trainiere mindestens fünf Stunden pro Woche. Jedes Jahr mache ich bei drei bis vier Radmarathons mit sowie beim Glocknerkönig, hinauf die GroßglocknerHochalpenstraße.
Wolfgang Strohmeier Volles Service rund ums Auto
A ls Wolfgang Strohmeier sich 1980 selbstständig machte, gab es viele Kfz-Werkstä en außerhalb des Gürtels. Er wollte sich innerhalb des Gürtels niederlassen. In der Embelgasse in Margareten fand er eine geeignete, große und helle Halle. Wer heute im Fün en lebt oder unter wegs ist, dem ist der Name Strohmeier ein Begriff. Neben der Kfz-Werkstä e in der Embelgasse 66, dem Hauptsitz des Familienbetriebs, gibt es an der Tankstelle am Hundsturm 2–4 unter demselben Na men Sprit r durstige Autos. Unweit da von, in der Arndtstraße 46 im 12. Bezirk, sind im Schauraum Neuwagen von Škoda Strohmeier ausgestellt.
„Ich bin ein begeisterter Autofahrer, wäre auch gerne Rennen gefahren, aber da r war zu wenig Zeit. Das Beherrschen eines Fahrzeugs fasziniert mich, genauso wie die Technik, die darin steckt.“ Seine Leiden scha hat Wolfgang Strohmeier zum Beruf gemacht. In jungen Jahren erlernte er den Beruf des Kfz-Technikers und arbeitete in verschiedenen Werkstä en. Daneben bil dete er sich kaufmännisch weiter. Sein Ziel war, einen eigenen kleinen Betrieb mit etwa zwanzig Mitarbeitern zu gründen. Nur in dieser Größe, so ist er bis heute überzeugt, gelingt es, gute Qualität zu gewährleisten –in technischer Hinsicht ebenso wie in der Kundenbetreuung.
Als Sohn eines Tischlermeisters wollte er früher alles, nur nicht selbstständig wer den. Doch es kam genau anders. „Heute bin ich selbst so ein Narr und immer r den Betrieb da“, sagt Wolfgang Strohmeier und lacht.
Zu dri machte man sich 1980 also in der Embelgasse an die Arbeit. Repariert wur de alles, was hrt – vom Oldtimer bis zum modernen Pkw, vom Moped bis zum Aston Martin. Bald fragten Importeure verschiedener Automarken nach, ob er einen Händlervertrag annehmen wolle.
VW hä e ihn aufgrund der Auslastung interessiert, sta dessen startete er 1992 mit Škoda. Damals war der Ruf der Marke zu-
gegeben nicht der beste. „Ich habe mit meiner Überzeugungsarbeit sicher auch dazu beigetragen, dass sich das ändert“, ist sich Strohmeier sicher. Dann ging es rasant dahin. Mit dem Erscheinen des Škoda Octavia stieg das Interesse sprungha an. „Das Ostblock-Image war plötzlich weg und die Leute haben begriffen, dass in Škoda VWQualität steckt – zu einem unschlagba ren Preis.“ Der Wunsch nach einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis beschreibe den typischen Škoda-Kunden bis heute am besten, ist Wolfgang Strohmeier überzeugt. Die gestiegene Nachfrage erforderte auch mehr Platz, also eröffnete Škoda Strohmeier einen Schauraum, in dem Neu-
wagen ausgestellt sind. Als im Jahr 2000 die bestehende Tankstelle am Hundsturm zusperren sollte, entschied sich Wolfgang Strohmeier, diese zu kaufen. Benzin sowie eine Waschanlage in unmi elbarer Nähe zur Kfz-Werkstä e zu haben, hielt er r unbedingt nötig. So sind heute 22 Mitarbeiter bei Škoda Strohmeier beschä igt – in der Werkstät te, im Verkauf sowie an der Tankstelle. Und sein Betrieb hat genau die Größe er reicht, um den Qualitätsanspruch, den sich Wolfgang Strohmeier zum Ziel gesetzt hat, er llen zu können.
Künstlerin, Fotografin
lebt und arbeitet in der Johannagasse
Mein Lieblingsplatz im Fünften:
Der Siebenbrunnenplatz hat Potenzial, zu einem richtig guten Platz zu werden. Ich mag auch den Ruhe- und Sinnesgarten in der Siebenbrunnengasse und den Bruno-Kreisky-Park mit Michael Kienzers Hängematten.
Margareten, künstlerisch?
Eine Nische.
Lieblingsspeise?
Gemüse, wenig Fleisch.
Mein liebstes Fotomotiv:
Es geht in meiner Arbeit nicht um Motive, sondern eher um eine Auseinandersetzung mit bestimmten Themen und Fragestellungen. Oft bin ich selbst im Bild, weil ich einfach immer verfügbar bin.
Künstlerische Vorbilder?
Da gibt es sehr viele Einflüsse und Wegbereiterinnen: Louise Bourgeois mag ich sehr, Francesca Woodman, Tracey Moffatt, aber auch zum Beispiel Peaches, als Künstlerin und Gesamtkunstwerk.
Meine Lieblingsblume:
Die Blüte der Lychee-Pflanze finde ich sehr schön – und Mandelblüten.
Lieblingsfarbe?
Puh, das ist schwierig. Je nach Stimmung und Kontext: manchmal Grün, Blau, Pink oder auch Hautfarben.
An Menschen schätze ich: Echtheit, Toleranz und ich mag es sehr, wenn’s lustig ist.
Selina de Beauclair Künstlerin im Gemeindebau
Gleich neben dem Haupteingang des Gemeindebaus in der Johannagasse 29 bis 35 hrt eine graue Treppe mit rotem Eisengeländer zu einer unscheinbaren Tür. Wer eintri , findet sich in einem großzügigen Raum wieder. Gemälde lehnen an der Wand. Es gibt Platz r Büros, eine Küche und eine Kammer, in der weitere Gemälde und Fotografien lagern.
„Vor uns war hier ein Elektrohandel. Es gab Kühlschränke und Waschmaschinen zu kaufen“, sagt Selina de Beauclair. „Jetzt gibt es hier eben Kunst.“ Gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus Guschelbauer, dem Stadtplaner und „Urban-People-Zeichner“ Hannes Gröblacher, dem Filmemacher
Roland Zumbühl und der Kuratorin Karin Meisl hat sie Anfang 2012 den Kunstverein Combinage gegründet. In der Johanna gasse befindet sich ihr Atelier, ein kreativer Raum, der sowohl als Fotostudio dient, als auch Platz r Ausstellungen und andere Veranstaltungen bietet.
An Ideen mangelt es den nf Künstlern nicht: „Wir wollen die Menschen im Ge meindebau ein Stück weit in unsere Pro jekte einbeziehen. Zurzeit ist dazu ein Buch mit Porträts und Geschichten der Bewohner geplant und vielleicht auch ein Theaterstück, das sich durch das ganze Gebäude zieht und über den Hof gespielt werden soll.“ Mit Projekten wie diesen
will der Verein Combinage die Leute aus dem Grätzel zusammenbringen und dazu beitragen, die Gegend um den Hundsturm weiter zu beleben: „Es tut sich ja schon einiges. Das Volkstheater hat eine Büh ne, das Klangforum ist in der Nähe, junge Architekturbüros haben sich angesiedelt und nur wenige Schri e entfernt ist Flora Neuwirths Clubblumen“.
Die Fotografie begleitet Selina de Beauclair seit ihrer Kindheit. Ihr Vater ist U4-Legende und Szenefotograf Conny de Beauclair. „Er hat uns hier beim Umbau wirklich sehr geholfen “, sagt sie. Als Künstlerin hat sich Selina de Beauclair aber bereits selbst ei nen Namen gemacht.
Das Studium der Fotografie an der Universität r angewandte Kunst hat sie verhältnismäßig spät begonnen. „Vorher habe ich viele unterschiedliche Welten kennenge lernt“, sagt sie. Sie studierte Soziologie und Cultural Studies, schrieb Drehbücher und arbeitete bei Filmproduktionen mit, be schä igte sich mit Philosophie und Psychoanalyse und versuchte sich als Publizistin. „Das waren wichtige Stationen. Aber beim Schreiben ist mir aufgefallen, dass sich vieles einfach nicht allein in Worte fassen lässt“, sagt sie. Heute versucht sie, mit ihrer Kunst diese Lücken der Sprache zu llen, das Wechselspiel von inneren Zuständen und äußeren Einflüssen zu untersuchen,
Fragen nach sozialen Bedingungen und individuellen Notwendigkeiten zu stellen und fotografisch festzuhalten.
Seit ihrer Kindheit schon wohnt Selina de Beauclair im Haus schräg gegenüber. „Als ich klein war, habe ich die Gegend nicht gemocht. Das viele Grau hat mich traurig gemacht“, erinnert sie sich. Heute mag sie die entspannte Ruhe in ihrem Grätzel, „abseits vom Bobo-Schick anderer Gegenden. Und wenn es mal reicht, kommt man schnell raus – nach Schönbrunn, in den Wiener wald oder ins Burgenland. Aber Margare ten ist schon so etwas wie Heimat.“
D ER S PION IM BRU NO K REISKY P ARK
Frühling in Wien. Die Temperaturen sind hochsom merlich. Die Hitze weicht den Asphalt auf und macht nicht nur die Autofahrer am Gürtel aggressiv. Auch die Mü er und Kinder am Spielplatz im Bruno-Kreisky-Park, am Rande des n en Wiener Gemeindebezirks, schreien einander hysterisch an. Aus dem Scha en der blühenden Linden taucht ein älterer Herr auf. Mit gekrümmtem Rücken und das linke Bein hinter sich herziehend geht er zu dem Denkmal seines Lieblingsmusikers Franz Schubert. In Gedanken wechselt er ein paar Worte mit dem leider viel zu früh verstorbenen Genie. Er erinnert sich, dass hier einst eine Linde stand, die nach dem großen Meister benannt worden war.
Seit er zurück in seiner Heimatstadt ist, besucht der alte Mann jeden Nachmi ag diesen Park. Sein Arzt hat ihm wegen seines angegriffenen Herzens Spaziergänge in frischer Lu empfohlen. Er geht am Stock, obwohl er mit seinen neunundsechzig Jahren eigentlich viel zu jung ist r einen Stock. Doch seine linke Hü e ist kapu und seine Knie taugen nicht mehr. Er hat es in seiner Jugend zu wild getrieben. Keiner würde ihm
heute glauben, dass er einst ein richtiger Athlet gewesen ist. Voll durchtrainiert wie diese jedenfalls. Er steuert geradewegs auf eine himmelblaue Bank zu. Nimmt Platz, schlägt bedächtig die Beine übereinander und zündet sich eine Virginia an. Er scheint jeden Zug zu genießen, so als hle er sich beim Rauchen von allen Sorgen befreit. Auf seiner Bank steht in vielen Sprachen „meine Bank“. Das amüsiert ihn. Er ist ein vielsprachiger Mann, was man ihm auf den ersten Blick nicht ansieht. Sein weißer Vollbart wirkt ein bisschen ungepflegt. Sein schwarzer Anzug ist altmodisch und seine Krawa e sitzt leicht schief. Sein weißes Hemd ist jedoch sauber und seine Schuhe sind von Hand gemacht. Er scheint nicht zu schwitzen, obwohl es dreißig Grad hat. Der riesige Ahornbaum, unter dem seine Bank steht, schützt ihn vor der prallen Sonne. Trotz des alten Baumbestandes ist der Bruno-Kreisky-Park aber ein heller, freundlicher Park. Es macht ihm Spaß, den türkischen Buben zuzuschauen, die auf der großen Wiese Fußball spielen. Heute Abend wird der Park wieder Schauplatz des jährlichen Open-Air-Kinos sein. Bei freiem Eintri werden Science-Fiction-Filme gezeigt. Er ho , dass kein Gewi er kommen wird. Möchte sich gern mal so einen Film unter freiem Himmel ansehen. Als Gymnasiast hat er Science-Fiction-Romane geradezu verschlungen. Eine Frau, die einen altmodischen Kinderwagen vor sich her schiebt, nähert sich seiner Bank. Frauen mit Kop uch sind heutzutage kein seltener Anblick in Wien, denkt er. Seine libanesische Mu er hat nie Kop ücher getragen, solange sie in Wien wohnten. Auch später, zurück in Beirut, hat er sie nur selten mit einem Kop uch gesehen. Zum Glück hat die junge Frau mit dem Kinderwagen ihr Gesicht nicht verschleiert. Es wäre zu schade gewesen, denn es ist ein sehr hübsches Gesicht. Sie hat große schwarze Augen, eine zierliche Nase und sinnliche Lippen. Seit er unzählige Schmerzmi el wegen seiner kapu en Hü e und Beta-Blocker wegen seines hohen Blutdrucks schluckt, haben seine sexuellen Bedürfnisse merklich nachgelassen. Dennoch erfreut er sich am Anblick der schönen, jungen Frau. Lächelt ihr zu und grüßt sie mit einem kleinen Nicken. Mit gesenktem Blick erwidert sie sein Lächeln und nimmt auf der rot-weiß-rot gestrichenen Bank gegenüber Platz. Er fragt sie, woher sie komme. „Libanon“, sagt sie knapp. „Nein, so ein Zufall! Ich bin mü erlicherseits Libanese. Heiße übrigens Elias.“
„Yasmine.“
Er ist nicht mehr zu bremsen. Spricht von seiner Kindheit in Beirut. Schwärmt von der Schönheit dieser Stadt, die früher als Paris des Nahen Ostens galt.
Sie hört ihm zu. Lässt ihn reden. Ist daran gewöhnt, dass alte Männer gern über die Vergangenheit reden.
„Wissen Sie eigentlich, wer der Mann war, nach dem dieser Park benannt worden ist?“, fragt er sie plötzlich.
„Ein Politiker, glaube ich.“
„Ja, und was r einer! Er besaß Format und Weitsicht, war sehr gewandt auf dem internationalen Parke , was man von den heutigen Politikern ja kaum behaupten kann.“
Zwei Österreicherinnen schieben ihre Kleinkinder in Buggys auf dem schmalen Weg zwischen den beiden Bänken hin durch. Sie gehen nebeneinander. Die eine stößt mit ihrem Ge hrt an Yasmines alten Kinderwagen. „Entschuldigen S’ vielmals. Das wollte ich nicht. Bub oder Mäderl“, fragt sie und beugt sich über den Wagen der Libanesin.
„Mädchen“, sagt Yasmine leise. „Sie schlä endlich. Hat den ganzen Tag geschrien, weil sie erkältet ist.“
„Ach, deswegen haben Sie die Kleine so warm eingepackt.“
Elias registriert die bösen Blicke, die Yasmine den beiden leicht bekleideten Frauen nachwir .
„Bei der Neugestaltung dieses Parks hat man vor allem auf die Bedürfnisse von Mädchen und Frauen geachtet. Johanna Dohnal, die erste Frauenministerin Österreichs, ist, soviel ich gehört habe, höchstpersönlich bei der Eröffnung anwesend gewesen. Der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky hat als Freund der Frauen gegolten. Ich kann Ihnen das be stätigen, habe die Ehre gehabt, ihn persönlich zu kennen.“
Elias ist bewusst, dass er übertreibt. Er hat Bruno Kreisky nur zwei Mal getroffen und beide Male haben sie nicht über Frauen gesprochen.
Im blauen Dunst seiner Virginia tauchen Erinnerungen auf. Erinnerungen an die wichtigsten Jahre seines Lebens. Er war stolz darauf, in dasselbe Gymnasium in der Reinprechtsdorfer Straße gegangen zu sein wie dieser berühmte österreichische Politiker. Soviel er wusste, ha e es der kleine Bruno dort nicht lange ausgehalten und seine Eltern gebe ten, ihn in das Gymnasium in der Radetzkygasse im dri en Bezirk zu geben. Er ha e möglichst weit entfernt von seinem Elternhaus zur Schule gehen wollen, um besser schwänzen zu können.
Elias lächelt versonnen. Er hlte sich seelisch mit dem Ex-Kanzler verwandt. Auch er war ein Vertriebener, ein Heimatloser, ein Exilant. Sein Va
ter, ein österreichischer Jude, war 1938 vor den Nazis in den Libanon geflüchtet, weil er dort Verwandte ha e. Als Elias 1943 in Beirut geboren wurde, war Bruno Kreisky im schwedischen Exil und unterstützte von dort aus den Widerstand gegen die Nazis.
Anfang der 1950er Jahre kehrte Elias’ Vater mit Frau und Sohn nach Wien zurück. Elias wuchs in einem Gemeindebau in der Arbeitergasse in Margareten auf. Später wurde er Mitglied der Sozialistischen Jugend. Bruno Kreisky war einst Vorsitzender dieser Jugendorganisation gewesen. In dem Jahr, als Elias maturierte, starb sein Vater an einem Herzinfarkt. Seine Mu er, die in Wien nie glücklich gewesen war, ging zurück nach Beirut. Eher widerwillig ging er mit ihr. Seinen Militärdienst absolvierte er im Libanon und hing sogar noch eine Spezialausbildung in einem Camp im Süden des Landes, nahe der syrischen Grenze, an. Im Juni 1967 kämp e er im Sechs-Tage-Krieg an der Seite Syriens gegen die Israelis – die Brüder seines Vaters. Diesen Teil seiner Geschichte erzählte er der jungen Frau lieber nicht. Als Libanesin war sie kriegsgeschädigt und hasste bestimmt die Israelis. Nach dem Sechs-Tage-Krieg kontrollierte Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen und das Westjordanland sowie Ostjerusalem und begründete damit einen der wesentlichsten Krisenherde der Welt. Elias war nicht gerne Soldat gewesen. Er wollte Diplomat werden, so wie sein großes Vorbild Bruno Kreisky. Nach dem Krieg schloss er sich der PLO, der Palästinensischen Befrei ungsorganisation, an. Einige Jahre später schickten sie ihn mit einem wichtigen diplomatischen Au rag zurück nach Wien. Diese Geschichte kann ich der Kleinen erzählen, denkt er. Dabei komme ich ganz gut weg. „Ich habe das erste Treffen von Bruno Kreisky und Willy Brandt mit Jassir Arafat in Wien einge delt“, sagt er stolz. „Mein Au rag hat gelautet, Kontakt zu Bruno Kreisky aufzunehmen. Es war ganz einfach. Seine Telefonnummer ist im Wiener Telefonbuch gestanden. Ich habe ihn angerufen und um ein Gespräch gebeten. Wir haben uns hier in diesem Park getroffen. Ich habe diesen Treffpunkt vorgeschlagen, weil ich gewusst habe, dass der Kanzler in dem Haus Nr. 122 in der Schönbrunner Straße die ersten Jahre seines Lebens verbracht hat. Der Park hat früher übrigens Sankt-Johann-Park geheißen, nach dem Heiligen, r den sie die Linienkapelle dort drüben gebaut haben. Ich habe Kreisky die Botscha überbracht, dass die PLO zu Gesprächen mit den europäi schen sozialistischen Politikern bereit wäre. Vorher haben
sie ja nur auf die Unterstützung der Sowjetunion und einiger arabischer Länder gesetzt. Der Bundeskanzler hat mit mir wie mit einem alten Freund geredet. ,Der Kampf der Kulturen ist fokussiert auf den Konflikt zwischen Israel und den Palästi nensern‘, hat er gesagt. Diesen Satz habe ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Die Muslima scheint ihm aufmerksam zuzuhören. Erfreut über ihr Interesse, hrt er fort: „Bruno Kreisky hat darauf hin einen Brief an Jassir Arafat geschrieben. Schon vorher hat es einige Gespräche zwischen dem Juden Kreisky und dem PLO-Führer gegeben. Aber 1979 ist alles ganz offiziell über die Bühne gegangen. In seinem Brief hat Kreisky über seine Vi sion von zwei friedlich nebeneinander lebenden Nationen im ,Heiligen Land‘ gesprochen und vor einem Pulverfass im Nahen Osten, vor exzessiver Gewalt und großem Blutvergießen gewarnt. Er hat den ersten Schri gemacht. Als gebildeter AltÖsterreicher hat er gewusst, wie wichtig es ist, miteinander zu reden. Solange man miteinander redet, fließt kein Blut. Jassir Arafat hat sehr positiv auf diesen Brief reagiert. Und am 7. Juli 1979 ist es dann zu der legendären, von Bruno Kreisky und mir vermi elten Begegnung zwischen dem Präsidenten der Sozialistischen Internationale Willy Brandt und Jassir Arafat in Wien gekommen.“ Erschöp hält Elias inne. Er ist nicht daran gewöhnt, so viel zu reden. Außer seiner Trafikantin, seinem Arzt und der Kassiererin im Supermarkt hat er nicht mehr viele Gesprächspartner. Erfreut registriert er Yasmines bewundernden Blick. Ist es ihm tatsächlich gelungen, sie zu beeindrucken? Fast ist ihm seine Angeberei ein wenig peinlich. Damals hat er selbst daran geglaubt, dass er alles einge delt hä e, er der große Friedenssti er wäre. Anno 1979 war er eben noch ziemlich naiv gewesen. Heute wusste er, dass wichtige Wirtscha smagna ten wie Karl Kahane und einige gemäßigte arabische Politiker die wahren Vermi ler waren. Als er Arafat zu dem Treffen mit Kreisky und Brandt begleiten dur e, war er fest davon überzeugt gewesen, eine fulminante Karriere als Diplomat vor sich zu haben. Gekommen ist dann alles ganz anders. „Wie war Jassir Arafat?“, fragte Yasmine.
„Er hat etwas mürrisch gewirkt, hat aber Humor besessen. Und er war ein gut aussehender Mann, obwohl er nicht groß war. Sein schwarz-weißes Palästinensertuch hat er immer kunstvoll um die Stirn drapiert getragen. Offene Militärjacke, offenes Hemd, die Pistole im Hal er gut sichtbar … Eigentlich hat er wie ein Desperado in einem Wild-West-Film ausgese hen. Hat meist ein bisschen schmuddelig gewirkt und war fast
immer unrasiert. Bruno Kreisky hat die vielen Bruderküsse des PLO-Führers nicht besonders goutiert. Er war ein Mann der alten Schule. Umarmungen oder gar Küsse von Männern haben ihm nicht so recht behagt.“
Elias freut sich über Yasmines Lächeln und hrt fort: „Ein paar Monate später wollte sich ein Abgesandter der PLO mit mir in diesem Park treffen. Wir schrieben das Jahr 1980. Er hä e mir wichtige geheime Papiere übergeben sollen. Diese Papiere sind leider nie bei mir angelangt. Der Abgesandte hat einen Unfall gehabt. Ist von der Pla form in der gerade neu eröffneten U-Bahn-Station Margaretengürtel gestürzt und von der einfahrenden U-Bahn zerstückelt worden.“
Elias sieht, wie die junge Frau zusammenzuckt. Es tut ihm leid, sie mit dieser brutalen Geschichte erschreckt zu haben. Dennoch spricht er weiter: „Seine Liquidierung ist in den österreichischen Medien totgeschwiegen worden. Der Verdacht ist in erster Linie auf den israelischen Geheimdienst Mossad gefallen. Auch der US-amerikanische Geheimdienst CIA ist von linken Studenten verdächtigt worden. Ein kurdisches Lokal in der Schönbrunner Straße war in jener Zeit der Treffpunkt von linken Studenten aus aller Welt. Perser, Griechen, Chilenen und Kurden haben dort bis spät in die Nacht hinein über die Nahostpolitik und über Go und die Welt diskutiert. In diesem Lokal haben sich auch Agenten aus dem Nahen Osten herumgetrieben. Einer von ihnen war ich. Wir haben versucht, die jungen Leute anzuwerben, sie r unsere Sache zu gewinnen. Doch sie haben lieber Musik gehört, zu den karibischen Klängen von Harry Belafonte getanzt oder sich zu den traurigen Liedern des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis eingeraucht. Die meisten waren im Grunde brave Sozialdemokraten, naiv, kompromissbereit und friedlie bend.“ Ihm ist gerade klar geworden, dass die junge Muslima weder Harry Belafonte noch Mikis Theodorakis kennen wird. Er ver llt in Schweigen. Die jungen Leute in den roten Hängema en zwischen den Bäumen und auf den Holzpritschen mi en in der Wiese er innern ihn an die politisch engagierten Studenten von da mals, obwohl ihre Haare kürzer sind und ihre Uniformie rung weniger militant ist. Wohlwollend betrachtet er die adre gekleidete Yasmine. Beim Anblick ihrer kleinen fes ten Brüste, die sich unter dem kurzärmeligen T-Shirt deut lich abmalen, wird ihm plötzlich ganz warm. Er bildet sich ein, dass sich, trotz Beta-Blocker, sogar in seiner Hose et was regt. Hastig zündet er sich eine zweite Virginia an und fragt sich, ob ihn all diese Erinnerungen so erregen oder
ihre Schenkel in den eng anliegenden Jeans. „1981 hat der Nahost-Konflikt auch in Wien tödliche Spuren hinterlas sen“, sagt er rasch und lässt seine Gedanken auf ein r ihn momentan unge hrlicheres Terrain zurückkehren. „Der Wiener SPÖ-Stadtrat und Präsident der ÖsterreichischIsraelischen Gesellscha , Heinz Ni el, ist am Morgen des 1. Mai ermordet worden, als er gerade zum Maiaufmarsch der SPÖ au rechen wollte. Der irakische Täter ist bald gefasst worden. Er hat der Abu-Nidal-Terrororganisation angehört. Ich bin kurz danach in Arafats Hauptquartier abberufen worden. Als ich nach einem Monat wieder mit einem neuen Au rag nach Wien zurückgekommen bin, habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben ernstha verliebt.“ Bildet er sich nur ein, dass Yasmine ihn erstaunt ansieht? „Sie war die einzige Frau in meinem Leben, die mir wirklich etwas bedeutet hat. Ich habe nie geheiratet. Mein Leben war leer, ohne Liebe. Ich habe keine andere Frau mehr so geliebt wie sie.“
Während er noch überlegt, ob er dieser fremden Frau tatsächlich von der großen Liebe seines Lebens erzählen soll, fragt sie: „Wie war sie?“
„Unbeschreiblich! Sie war nicht nur schön, groß, blond und gut gebaut, sondern auch sehr klug, mutig und stark. Und sie hat einen ziemlich schrägen Humor gehabt, obwohl sie Deutsche war. Ich habe sie beim Kurden kennengelernt. Sie hat Politikwissenscha en an der Wiener Uni studiert. Ich habe mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Habe aber keine Chance gehabt. Umso mehr ich sie angebetet habe, desto abweisender wurde sie. Ich habe sie übrigens immer ,Amber‘ genannt.“
„Die Blonde“, wir Yasmine lächelnd ein. Er nickt. Wischt sich mit der Hand über die Augen. „Sie war eine sehr emanzipierte junge Frau. Ehrlich gesagt, hat sie mich mit ihrer Radikalität und Kompromisslosigkeit ein wenig eingeschüchtert. Gudrun war eine Einzelkämpfe rin, hat keiner politischen Organisation angehört und sich selbst als Anarchistin bezeichnet. Alle jungen Männer in unserem Stammlokal waren in sie verliebt. Ich habe das Glück gehabt, dass sie mich ernster genommen hat als diese Studenten. Vielleicht weil ich einige Jahre älter war als sie? Außer dem habe ich angeblich ganz gut ausgesehen. Sie haben mich Doktor Schiwago genannt, weil ich eine gewisse Ähnlichkeit mit Omar Sharif, einem berühmten Filmschauspieler der 70er Jahre, ha e.“
„Er war Ägypter“, sagt Yasmine. „Ich glaube. Aber lassen Sie mich weitererzählen. Bei einem
Solidaritätskonzert r die Palästinenser, hier in diesem Park, das Gudrun mitorganisiert hat, haben die üblichen Verdächtigen aufgegeigt. Linke österreichische Liedermacher, Jazz gruppen und Folk-Musiker. Gudrun hä e Lieder von Joan Baez singen sollen. Sie hat eine fast ebenso starke und klare Sopranstimme wie diese berühmte Sängerin gehabt. Das Solidaritätskonzert r die palästinensische Befreiungsbewegung ist nicht ganz nach Plan abgelaufen. Die Künstler sind zu undiszipliniert gewesen, haben ihre Au ri szeiten überzogen. Plötzlich ertönte ein kurzer Knall. Die Bombe mit Zeitzünder in einem Papierkorb neben der Bühne ist zum Glück während einer Pause explodiert. Kein Toter. Drei Aktivisten haben ein paar Schrammen abbekommen. Gudrun hä e nach der Pause singen sollen. Wenn die anderen Musiker pünktlich aufgehört hä en, wäre die Bombe genau während ihres Au ri s hochgegangen. Sie war völlig aufgelöst. Ich habe versucht, sie zu beruhigen. Doch sie hat mich weggeschoben, als ich sie umarmen wollte. Abends beim Kurden ist heiß darüber diskutiert worden, wer hinter diesem Bombena entat ste cken könnte. Der Mossad, die CIA, Rechtsradikale oder gar eine der radikalen palästinensischen Terrororganisationen? In jener Nacht haben wir uns zum ersten und einzigen Mal geliebt.“ Er hält inne. Von dieser Nacht, die nie hä e enden sollen, hat er noch nie zu jemandem gesprochen. Die Holunderbüsche, zwischen denen sie es miteinander getrieben ha en, waren längst durch andere Sträucher ersetzt worden. Doch jedes Mal, wenn er heute an dieser Stelle vorbeigeht, steigt ihm noch der Du des blühenden Holunders in die Nase. Und dann kommen ihm immer die Tränen. Als der Kurde sie nach Mi ernacht rauswarf, ging Elias mit Gudrun noch in den Park. Sie hockten sich ins feuchte Gras, rauchten, tranken Bier und diskutierten weiter über den Anschlag. Gudrun war überzeugt davon, dass eine radikale Palästinenserorganisation da r verantwortlich war. „Sie ha en es auf mich abgesehen“, sagte sie immer wieder. Er versuchte, ihr diese fixe Idee auszureden. Sie brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. Mehr als dieses einen Kusses ha e es nicht bedur . Er fiel über sie her wie ein Besessener. Sie wehrte sich nicht, im Gegenteil, sie erwiderte seine Lei denscha . Sie liebten sich wild und maßlos bis in die frühen Morgenstunden. Die monotone Geräuschkulisse vom nahen Gürtel übertönte ihr Gestöhne. Lieber nicht daran denken, sonst drehe ich noch komple durch, sagt sich Elias. Er räuspert sich und erzählt der hübschen Frau auf der Bank gegenüber mit zi riger Stimme, wie
es mit Gudrun und ihm weiterging: „Am nächsten Tag ist sie aus meinem Leben verschwunden. Hat sich nicht mehr beim Kurden blicken lassen. Es hat Gerüchte gegeben, dass sie in einem Kibbuz in der Wüste Negev gelandet sei. Ich habe mich weiterhin mit den radikalen Studenten beim Kurden getrof fen, allerdings nicht mehr so regelmäßig. Ende Oktober 1981 haben Terroristen der extremistischen Gruppe ,Fatah Re volutionärer Rat‘ die Wiener Synagoge überfallen, während des Go esdienstes Handgranaten geworfen und in die Menge gefeuert. Für die österreichischen Medien war alles klar und ganz einfach: Die PLO hat wieder zugeschlagen und Kreisky war schuld, weil er diesen ,Halbwilden‘ Arafat salon hig gemacht hat. Ich habe bezweifelt, dass Arafat diesen Anschlag befohlen hat, war aber trotzdem zutiefst verunsichert. Der österreichische Bundeskanzler hat sich wahrscheinlich ähnlich hilflos ge hlt wie ich. Warum torpedierten die Araber unsere Friedensbemühungen? Auf einmal habe ich keine Lust mehr gehabt, Diplomat zu werden. Ich nehme an, Sie können das verstehen.“
Yasmine antwortet nicht.
„Als Gudrun im Februar 1982 eines Abends braungebrannt und mit von der Sonne gebleichtem weißblondem Haar wieder beim Kurden aufgetaucht ist, habe ich nicht gewagt, sie zu fragen, ob sie tatsächlich in Israel gewesen sei. Sie ha e sich verändert. War noch kälter und ernster geworden. Am schmerzlichsten habe ich ihr herzha es Lachen vermisst. Meine schüchternen Annäherungsversuche hat sie schroff zurückgewiesen.“
Selbst heute ist die Erinnerung an Gudrun noch schmerzha r ihn. In vielen einsamen Nächten hat er von ihr geträumt, von ihrem ebenmäßigen Gesicht, ihren blauen Augen, die so blau waren wie das Meer bei Sonnenaufgang, von ihrem strohblonden Haar, ihrer zarten, weichen Haut, ihren festen Brüsten und ihrem wohlgerundeten Hintern. Er ist fast ver rückt geworden vor Sehnsucht nach ihr, allein in irgendwelchen Hotelbe en schlaflos auf den Morgen wartend. Und er hat sich nie verzeihen können, was er 1982 r immer zerstört ha e.
„Das Jahr 1982 ist völlig im Zeichen der geplanten Stationierung der Mi elstreckenraketen Pershing II und der Marschflugkörper Cruise Missiles in Europa gestanden. Fast weltweit haben friedensbewegte Menschen versucht, den NATO-Dop pelbeschluss zur Nachrüstung von 1979 zu verhindern. Die politische Lage ist immer undurchsichtiger und komplizier ter geworden. Keiner hat keinem getraut. Jeder hat jeden in
Verdacht gehabt. Selbst ich habe begonnen, Gudrun zu misstrauen. Und sie hat sowieso niemandem vertraut.“ Er sagt es he ig, beinahe wütend.
Yasmine hat die Augen geschlossen, schiebt den Kinderwagen mit langsamen, gleich rmigen Bewegungen vor und zurück. „Ist die Kleine aufgewacht“, fragt Elias besorgt. „Nein, nein.“
Wahrscheinlich war ich zu laut, denkt er und schimp sich selbst einen alten Schwätzer. Er beschließt, den Rest seiner Geschichte r sich zu behalten.
Im Spätsommer 1982 bekam ein neuer Mitarbeiter des PLOBüros in Wien in einem Puff mit dem schönen Namen „Or chidee“ eine Art epileptischen Anfall, während es ihm eine der Damen besorgte, und hauchte schließlich in ihren Armen seinen Atem aus. Elias war vor dem Bordellbesuch mit ihm beim Kurden gewesen. Gudrun ha e ihnen Gesellscha ge leistet und dem PLO-Mann schöne Augen gemacht. Elias hatte sich vor lauter Eifersucht betrunken und den Mann dann in die „Orchidee“ in der Schönbrunner Straße gebracht, um zu verhindern, dass Gudrun ihn womöglich abschleppen würde. Die Wiener Gerichtsmedizin verweigerte eine Stellungnahme. Gerüchte, dass der PLO-Mann keines natürlichen Todes ge storben war, machten bald die Runde. Gleich am nächsten Tag besorgte sich Elias eine Waffe am Mexikoplatz. Eine Glock. Beste österreichische Qualität. Mit dem Revolver in seiner Jackentasche hlte er sich sicherer, als er spätabends zum Kurden ging. Elias erinnert sich noch so genau an jenen Tag im Altweibersommer, als wäre es gestern gewesen. Als er das kurdische Lokal, das, wie immer, gesteckt voll war, betrat, sah er Gudrun an der Theke mit dem Wirt im Gespräch vertie . Wieder einmal plagte ihn die Eifersucht. Er bemühte sich, Gudruns Interesse zu erwecken. Ließ all seinen Charme spielen. Doch sie ignorierte ihn. Schimp e auf Bruno Kreisky, weil er seit seinem Treffen mit Arafat nicht viel weitergebracht ha e. Spo ete über seinen Antikommunismus und seine Affinität zur FPÖ. Warf ihm vor, die alten Nazis rehabilitiert zu haben. Sie hat keine Ahnung, was in dem Kopf dieses großen Man nes vorgeht. Unterschätzt seinen Weitblick, seine Visionen, dachte Elias verärgert. Natürlich war Bruno Kreisky nicht frei von Eitelkeit. Wem schmeichelten denn Komplimente nicht? Andererseits verstand er sein Vorbild manchmal auch nicht mehr. Er war, seiner Meinung nach, zu weit gegangen mit seiner Toleranz bzw. seinem politischen Kalkül, vor allem als er mit den Freiheitlichen eine Koalition eingegangen war. Elias
widersprach ihr also nicht. Es ha e sowieso keinen Sinn, mit Gudrun zu diskutieren, wenn sie betrunken war. Es war spät geworden. Bald Sperrstunde. Elias trank einen Kaffee an der Theke. Gudrun diskutierte nach wie vor mit dem Wirt. Ein Sommergewi er ging über der Stadt nieder. Der Himmel öffnete seine Schleusen. Es blitzte und donnerte rchterlich und goss in Strömen. Gudrun beschloss, sich ein Taxi nach Hause zu leisten. Sie wohnte in Simmering. Elias bat sie, ihn das kleine Stück bis zu seiner Wohnung in der Arbeitergasse mitzunehmen. Ho e, sie im Taxi überreden zu können, bei ihm zu übernachten. Doch ihre Blicke waren so kalt, dass er kein Wort herausbrachte, als sie in das Taxi stiegen. Er schwebte trotzdem im siebten Himmel. Begrüßte den Taxifahrer auf Arabisch. Hielt ihn r einen Ägypter. Der Fahrer war jedoch Türke. Gudrun griff in Elias’ Jackentasche, nahm sein Zigare en päckchen raus und bot ihm eine von seinen Zigare en an. Zündete sie ihm sogar an. Verliebt blickte er ihr tief in die Augen. Da tauchte in ihrer Rechten seine Glock auf. Sie hielt ihm seine eigene Waffe an die Schläfe.
In diesem Moment begriff er, dass Gudrun eine feindliche Agentin, eine Terroristin war. Der in der U-Bahn-Station Margaretengürtel verunglückte PLO-Abgesandte und der mysteriöse Tod des PLO-Agenten in der „Orchidee“ gingen garantiert auf ihr Konto. Wurde sie vom Mossad oder vom CIA bezahlt? Der Anschlag beim Solidaritätskonzert r die Palästinensische Befreiungsorganisation im letzten Sommer dür e tatsächlich ihr gegolten haben.
Sie zögerte abzudrücken. Das freute ihn. Vielleicht war sie doch ein bisschen verliebt in ihn?
Entsetzt beobachtete der türkische Fahrer das Geschehen in seinem Rückspiegel und verriss den Wagen. Gudrun kippte auf die andere Seite. Elias entriss ihr die Waffe und drückte ab. Eine reine Reflexbewegung, eine automatische Reaktion, so wie man es ihm im Ausbildungscamp der PLO, südlich von Beirut, beigebracht ha e. Sein zweiter Schuss traf den armen Taxifahrer, der ihm das Leben gere et ha e, in den Hinter kopf. Es tat ihm leid um den Mann, aber es war ihm nichts anderes übrig geblieben. Zeugen waren unerwünscht! Blitz schnell kle erte er nach vorne und griff nach dem Steuer. Bewahrte den Mercedes davor, in eine Hausmauer zu krachen. Die einzige Frau, die er je geliebt ha e, starb auf dem Rücksitz eines Wiener Taxis.
Elias ließ den Wagen mit den beiden Leichen am Gelände des Südbahnhofs stehen und stieg in den nächsten Fernzug Rich-
tung Süden. Er ha e genug von der Weltpolitik, vom NahostKonflikt und von Terroranschlägen. War verzweifelt, depri miert und verbi ert. In Genua heuerte er auf einem Schiff nach Südamerika an. Jahrelang lebte er unter falschem Namen in Buenos Aires und später in Bogota. Fortan ließ er nur mehr die Waffen sprechen. Kreiskys Gerede von der Wichtigkeit des Dialogs war Schnee von gestern r ihn. Elias erledigte kleinere und größere Au räge r Bosse von Dro genkartellen und verdiente viel Geld als Profikiller. Er galt als absolut zuverlässig. Das Morden machte ihm nichts mehr aus. Angesichts der unzähligen Toten im Nahen Osten und in anderen Krisengebieten der Welt zählten diese privaten Auftragsmorde in seinen Augen nicht wirklich. In all den Jah ren in seinem freiwillig gewählten Exil ha e er jedoch immer schreckliches Heimweh nach Wien. Als seine Sehkra nachließ und ihn Hü e und Knie zu schmerzen begannen, kehrte er zurück in seine Heimatstadt. Kau e sich eine Eigentumswohnung in einem Haus in WienMargareten, in der Schönbrunner Straße, gleich neben dem Haus, in dem Bruno Kreisky seine Kindheit verbracht ha e. Im Erdgeschoß dieses Hauses befand sich heute ein türki sches Lokal, in dem alte Männer Rummy spielten und Raki tranken. Daneben ha e ein polnisches Lebensmi elgeschä aufgemacht. Das hä e dem Kosmopoliten Bruno Kreisky bestimmt gefallen. Vielleicht hä e er beim Türken Kaffee ge trunken und sein Brot beim Polen gekau ?
Elias ist eingenickt. Die san e Stimme der Muslima schreckt ihn auf. „Könnten Sie bi e kurz auf mein Baby aufpassen?
Ich muss meine Mu er von der U-Bahn-Station abholen.“
Elias schaut der jungen Frau lange nach. Bewundert ihren grazilen Gang. Erst als er sie im gläsernen Eingang zur U4 verschwinden sieht, beugt er sich über den Kinderwagen. Er wundert sich, dass das Kleine so brav schlä . Keinen einzigen Mucks hat es bisher von sich gegeben. Das Baby liegt auf dem Bauch. Er streichelt das zarte, mit einem weißen Häubchen bedeckte Köpfchen des Kindes. Erschrocken zuckt er zusammen. In dem Kinderwagen befindet sich kein Baby, sondern eine Babypuppe mit einer tödlichen Ladung im Bauch. Die Explosion im Bruno-Kreisky-Park übertönt sogar den Verkehrslärm am Gürtel.
ZAHLEN
3 Buchteln 9, 20, 21, 73, 76
U4; 78, 165, 171
U5; 26
7 Brunnen 138, 139
13A 33, 78, 86
14A 116, 121
A
Academia Flamenca 139, 143
Adler, Victor 142
Agentur Hoanzl 24
Aktionsradius 113
Alleebaum-Lehrpfad 139, 141
Altes Fassl 19, 20, 35, 39
Aming Dim Sum Profi 60, 73, 75, 77, 126, 127, 129, 132
Änderungsschneiderei Aslan Gültekin 29, 117, 120, 121
Anna Stein 72, 73
Antik & Musik 129, 130, 133
Anzenberger Gallery 73, 76
Anzengrubergasse 28
Apadana 73, 77
Apartments 69, 144
Arbeiterbezirk 32, 48, 68, 72, 76, 122, 138, 141, 162
Arbeitergasse 24, 30, 99, 115–118, 120, 122, 144, 146, 149, 151, 153, 154, 167, 171
Arena Bar 99, 103, 112, 113
Arnold, Ernst 18
Aromat 32, 73, 75
Art Hotel Vienna 138, 139, 144, 145
Artech 130
Aslan 138, 139
Atelier Gartengasse 54
Atelier Renato & Co 99, 102, 103
Atelier Sonnenhof 96, 99, 104
Atietalla, Michel-Alexander 82, 83
Atmosphere 116, 117
Auer, Elisabeth 56, 57
Autohaus John 27, 117, 120, 124, 125
Autohaus Strohmeier 162
Autoteile Majer 35, 39, 95
B
Baburu Media 72, 73
Bacherpark 48, 99, 102, 104, 116–118
Bachleitner, Stefan 24, 27
Bäckerei Aslan 138, 139
Bäckerei Felzl 98, 99 Bäckerei Hafner 151–153, 161 Backyard 70
Ballon- und Partyshop Krickl 151, 154
Bar - Restaurant Motto 13, 20, 35, 36, 39, 40–42, 62, 122
Bar Tabacchi 21, 98, 99, 101, 104 Bärenbrunnen 139, 140, 142 Beauclair, Selina de 164, 165 Benkovics, Martin 26, 27 Bernard, Erich 26, 104, 105 Beschläge aus Messing Heinz Weidner 73, 77, 94 Bezirksamt 8, 99, 101, 153 Bezirksmuseum 99, 101 Bezirksvorsteher 26, 57, 118, 136, 153
bfi 33
Bizim 138, 139, 140 Blechturmgasse 18, 128 Blumen Charlotte 148, 149, 151, 155 Boutique & Änderungsschneiderei Milka Ghazani 117, 119 Brandhofer, Robert 86, 87 Brandmayergasse 138, 139, 144 Brauer, Arik 33
Brauer-Kvam, Ruth 32, 33 Brauhaus 37, 38, 57 Bräuhausgasse 33, 102, 144, 156 Brauneis 20, 82, 83 Brauner, Renate 52, 57 Braunsteiner, Ronald 26, 27 Bruno-Kreisky-Park 9, 54, 148, 149, 151–153, 160, 164, 166, 168, 170, 171
Bruno-Kreisky-Stiftung 98 Buchinsel 35, 36 Bunte Kuh 20, 114, 115, 117, 119 BWM Architekten und Partner 26, 99, 103–105
C
Café 7 Brunnen 138, 139 Café Arena Bar 99, 103, 112, 113 Café Atmosphere 116, 117 Café Cuadro 21, 34, 35, 47, 53, 56, 57, 60, 62, 69, 85, 96 Café Industrie 151, 152, 154 Café Metternich 138, 139 Café Restaurant Horvath 20, 73, 77, 82–84, Café Rüdigerhof 15, 18, 20, 28, 70, 73, 74, 77
Café Schönbauer 99, 101, 158
Cameo 73, 74
Caritas-Lager 35, 37, 39 carla 35, 37, 39
Cencig, Julia 110, 111 Charlotte 148, 151, 155 Chocolaterie Fruth 129, 131 Clubblumen 165
Colombo Hoppers 150, 151 Combinage 164, 165 Coop Himmelb(l)au 117, 118, 121 Cuadro 21, 34, 35, 47, 53, 56, 57, 60, 62, 69, 85, 96
D
Dachev, Petar 138, 141 Das Radhaus 35, 39
DDFG – Dirnberger De Felice Grüber 26, 27, 99, 103 de Beauclair, Selina 164, 165 Deininger, Wunibald 128 Dekorationsmalschule 106 Délices du midi 73, 75 Dennhof, Daniel M. 22, 26, 27 derKUNSTRAUM 35, 39 Deschka 150, 151, 154 Design of the 20th Century 34, 35 Diehlgasse 151, 153 Dimmel, Alexander 158, 159 Djurdjevic, Nedeljko 152 Donhauser, Richard 47 Dormann 129, 132, 133
E
Eddy’s Reparaturwerkstätte 151, 152
Eder, Fabian 70 Edlinger, Nicole 22 e-dialog 26 Einsiedlerbad 151, 154 Einsiedlergasse 139, 140, 142 Einsiedlerplatz 148, 149, 151, 154 Eiselsberg-Hof 117, 119, 121 Eisenhandlung Göth 104 Eissalon Valentino 151, 155 Embelgasse 22, 26, 139, 143, 151, 153, 162, 163
Emil’s Brilloversum 128 Ernst-Lichtblau-Park 139, 140, 142
Esch, Hertha 116 Eschwé, Elisabeth 156, 157 eSeL 24, 25 Espresso Hansi 80
Fabien, Julien 127, 132
Fahrradwerkstatt Pigo 138, 139, 141
Falco 19, 35, 39, 73, 76, 77, 80, 108, 109
Falco-Stiege 73, 76, 77, 80
Fantasie Bar 99, 103
Fee im Glück 99, 101
Feedback Studio 146, 147 feinedinge* 35, 39
Feinkost Hoi 129, 132
Felzl 98, 99
Fendigasse 121, 136, 139–141, 143
Fendistüberl 139, 143
Feurstein, Christoph 78, 79
Filla, Alexandra 66, 67
Filmcasino 22, 34–36, 48, 49, 54, 108, 110, 162
Filmcollege 25
Filmquartier 22, 35, 36
Fivers 134, 135
Flohmarkt 20, 60, 77, 82
Florahof 128, 129
Florianikirche 131
Formanek, Niko 84, 85
Franzensgasse 14, 18, 21, 56, 73, 76, 77, 104
Frauenberger, Sandra 57
Fredi’s Feuerhalle 99, 102, 103, 114
Friendly Fire 24
Fruth, Eduard A. 70, 72–74, 129, 131
G
gagster comedy ag 84, 85
Gartengasse 25, 35, 38, 47, 54
Gasthaus Brauneis 20, 82, 83
Gasthaus Dormann „Zum lustigen Radfahrer” 129, 132, 133
Gasthaus Woracziczky 13, 21, 99–101, 144
Gasthaus Zum Stöger 99, 101, 158 162
Gasthaus zur Bunten Kuh 20, 114, 115, 117, 119
Gelateria Le Sette Fontane 136, 137, 138, 139
Gelateria Marcello 32
Gemeindebauten 3, 8, 18, 119, 121, 138, 141, 143, 154, 164, 167
Georg & Aznif Teppich Fachgeschäft 117, 121
Gergely, Stefan 46, 47, 51–53, 57, 60, 62, 69
Gergely’s 20, 34, 35, 50, 56, 61–63, 134
Gerhard Mosovsky, Koffer und Sattler 117, 121 Gesellschafts- und Wirtschafts museum 129, 130, 133 Gessner, Franz 12 Gessner, Hubert 9, 12, 98, 143
Geyer, Jürgen 46, 47 Ghazani, Milka 117, 119 Gießaufgasse 148, 153 Gigerl, Michael 62, 63 Glavinic, Thomas 24 Goldene Glocke 96, 97 Goldschmiedemeister Papalecca 35, 37
Gondola 99, 101
Gonzalez-Martinez, Adonis 134 Göth 104
Grassmugg, Christoph 84, 85 Green Cottage 20, 73–75 Gregors Konditorei 96–99 Grießer, Dietmar 88, 89
Gröblacher, Hannes 164 Grohgasse 100
Grünbeck Einrichtungen 99, 103, 108, 109
Grünbeck, Stefan 108, 109 Grüngasse 27, 74, 76, 78, 82 Grünmarkt 80, 82 Gültekin, Aslan 29, 117, 120, 121 Guschelbauer, Markus 164
H
Haas-Beisl 20, 21, 35, 36, 95 Hackl, Gerhard 119 Hackl’s Restaurant Braustubn 117, 119, 121
Hafner 151–153, 161 Hamburgerstraße 18, 20, 70, 73, 77, 82–85, 88 Hammel, Johannes 24 hammelfilm 24 Handballclub Fivers WAT Margareten 134, 135 Händler, Andrea 148, 149 Hängematten 9, 148, 152, 153, 160, 164, 168
Hängende Gärten von Margareten 129, 132, 133 Hartmannspital 117, 120 Hansi 80 Heckl, Heinrich 117–119 Heider, Clemens 27 Heiderklausner 26, 27
Heilige Margareta von Antiochia 7, 37
Heinrich Heckls Werkstatt 117–119 Helene 14, 73, 75 Henzls Ernte 73, 75 Herwegh-Hof 139, 140, 142 Herzmanovsky-Orlando, Fritz von 104
Herz-Jesu-Kirche 139, 140 Heumühle 73, 74 Hie, Miriam 126, 127 Hinterberger, Ernst 18, 149, 152, 154
Hinterland 35, 39 Hoanzl 24 Hofer, Lambert 139, 140, 143 Hofgasse 23, 24 Hofmühlgasse 78 Hofstöckl 63 Hoi 129, 132 Hollgasse 134, 135 Holzer, Florian 20, 21 Hölzel, Hans 19, 35, 39, 73, 77, 108, 109
Hörgeräte Ing-Weihs 150, 151, 158 Horvath 20, 73, 77, 82–84, Horvath, Traude 83 Horwath, Alexander 54, 55 Hotel Jägerhorn 131, 132 Hrdlicka, Alfred 60 Hundsturm 14, 30, 31, 40, 94, 149–155, 160-163, 165 Hundsturmer Kapelle 151, 152 Hutschinski, Stefan J. 124, 125 Hutter, Rupert 154
I
Industrie 151, 152, 154 Infeld, Peter 153 Intercoiffeur Werner Pranz 73, 77, 80, 81
J
Jandl, Ernst 28, 120 Jayantha, Abraham 150 Joachim Staudigl Orthopädieschuhmacher 139, 142 Johannagasse 25, 123, 164 John 117, 120, 124, 125 John Harris Margaretenbad 35, 36, 42, 43, 105, 156
Julier, Johann 18, 98 Julius-Ofner-Hof 140 Julius-Popp-Hof 139, 140, 142
Justizanstalt Wien-Mittersteig 35, 38, 39
Juwelier Ernst 151, 155
K
KAM Wohnen Individuell 117, 120
Kaplan, Markus 26, 104
Kasyk, Willi 150, 152
Kebab Welt 146
Kebab Siebenbrunnen 138
Kettenbrücke 72, 88
Kettenbrückengasse 14, 21, 26, 30, 32, 58, 60, 70–78, 84, 88, 90, 92, 93, 96, 98, 126, 127, 131, 144, 156
Kirche St. Josef zu Margareten 96, 99–101
Kirche zum Heiligen Florian 129, 131
Kienzer, Michael 164
Kirschenhofer, Rudolf 46
Klangforum 165
Klaric, Gertrude 36, 44, 45
Klausner, Andrea 27
Klemo 21, 73, 76, 86, 87
Klieberpark 126, 129, 131
Kloster zur ewigen Anbetung 35, 38
Kneifl, Edith 61, 166 Kohlgasse 138, 139
Konditorei Gregors 96–99
Kopetz, Georg 92, 93 Kopetz, Hermann 93
Kopietz, Harry 52, 53
Kostümverleih Lambert Hofer 139, 140, 143
Kraus, Marianne 66
Kreisky, Bruno 18, 148, 149, 151–153, 167, 168, 170, 171
Krickl, Robert 154
Krongarten 39 Krongasse 35, 39
Krutzler, Christoph 115
Kubelka, Friedl 25, 54
Kulturwandelwerkstatt 151, 152
Kunstraum Hinterland 35, 39
Kunstverein Combinage 164, 165
Kusturica, Nina 23, 24
Kvam, Kyrre 33
L
La Cave 99, 102, 104
La Vita è Bella 98, 99
Lambert Hofer 139, 140, 143
Lärmschutzwand 139, 141, 142
Latexschneiderei Rubberik 150, 151
Laurenzgasse 114
Le Miroir 34–36
Le Sette Fontane 136–139 Leitgebgasse 139, 140, 143 Lichtblau, Ernst 140 Linienkapelle 167 Linz, Roland 42 Little Stage 99, 100, 106, 114
M MA 48; 15, 139–141 mac4u 99, 101 Mader, Heribert 60 Mader, Roland 50, 51 Mahnmal israelitisches Bethaus 35, 38, 39 Majer, Viktor 35, 39, 95 Mamedof, Matthias 114, 115 Mänada 151, 153 Marcello 32 Marego, Claudio 155 Margareta 15, 21, 26, 34, 35, 47, 50, 61, 66, 67, 96 Margareta von Antiochia 7, 37 Margareten Apotheke 35, 36 Margaretenbad 35, 36, 42, 43, 105, 156
Margaretengürtel 8, 9, 15, 18, 27, 30, 54, 98, 126, 128, 137–143, 151, 154, 168, 171 Margaretenhof 26, 27, 35, 37, 38, 57, 96, 99, 103–105 Margaretenplatz 7, 15, 21, 30, 32–38, 40, 44, 45, 48, 50, 56, 58, 60–62, 66, 68, 69, 73, 76, 78, 86, 94, 95, 99, 103, 104, 106–108, 110, 112, 114, 115, 124, 136, 138, 162 Margaretenstraße 21, 22, 24, 26, 27, 32, 35, 36, 38, 44, 47, 48, 56, 58, 59, 64, 73, 75, 76, 84, 86, 93, 95, 99, 102, 103, 104, 106, 108, 109, 112, 151, 156, 162
Margaretner Bezirksamt 101, 153
Margaretner Wildnis 102, 103 Margerite 32, 148
Mariahilfer Straße 78
Matteotti-Hof 8, 139, 143
Matzleinsdorf 31, 126–128
Matzleinsdorfer Hochhaus 139, 141, 142, 150
Matzleinsdorfer Platz 54, 62, 102, 128, 142, 150
Maulbeerbaum 13, 38, 104
Maulbeerbaumschule 38
Mauthausgasse 151, 152
Max, Bruno 115, 131 Mayr, Edmund 133
Mayröcker, Friederike 28, 120
McShark 99, 100
Mediengesellschaft Film produktion 26
Medienschule 151, 154, 155
Meisl, Karin 164
Menzl, Thomas 134, 135
Messing Weidner 73, 77, 94
Metternich 138, 139
Metzleinstaler-Hof 138, 139, 143
Metzner, Angela 94
Mideas 27
Midinette Dessous 34–36, 44, 45
Minar, Ernst 42, 43
Miniatur Tirolerland 73, 76 Mittersteig 35, 38, 39, 119
Mittersteig-Theater 35, 39
Mizobuchi, Yuji 160, 161 Mobilefilm 23, 24
Moser, Hans 18, 49, 98, 99 Moser, Johann 26, 104 Moser, Jutta 144, 145 Mosovsky, Gerhard 117, 121 Motto 13, 20, 35, 36, 39, 40–42, 62, 122
Musikschule Margareten 156, 157
N
Nam Nam Take away & delivery 116, 117, 122
Naschmarkt 78, 80, 82, 83, 88, 93, 108, 110, 115 netpoint.at 83
Neuwirth, Flora 165 Nevillegasse 158 Niebauer Optik 128, 129
Nikolsdorfer Gasse 28, 35, 38, 117, 120, 124
Nisoli, Bettina 97
O
Obere Amtshausgasse 136, 137 Ollmann, Oliver 137
OM Lebensmittel 151, 155 ON 21, 73, 75, 76
Orthopädieschuhmacher 139, 142
Österr. Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum 129, 130, 133
P
pack&weg! 117, 119, 121
Pannaschgasse 102
Papai, Robert 133
Papalecca 35, 37
Pâtisserie Fruth 70, 72–74, 129, 131
Paulus, Reemon 128, 132
Perchtenbräu 150, 151
Petra’s Tauschboutique 129, 130
Pezi 66, 67
Pfarrkirche zum Heiligen Florian 129, 131
Pia Mia 98–100
Piaristenkirche St. Thekla 128, 129
Pieper, Martin 136, 137
Pigo 138, 139, 141
Pilgrambrücke 84, 98, 112
Pilgramgasse 30, 45, 54, 79, 97–100, 102, 115
Pillon, Davide 66 Pix Lounge 129, 132
Pizzeria Maria Rosa 138, 139 Pleven 138, 139
PMFilm 25
Pogats, Gerhard 58
Poledna, Stefan 93 polycollege 34, 117, 118, 122, 123 polyfilm 24, 48, 49
Popp, Julius 142
Pötzlberger, Christine 88, 89 Powidl 64
Pranz, Werner 73, 77, 80, 81
Präparatorium Raith 151, 153, 155 Pub Klemo 21, 73, 76, 86, 87
Publicis 26
Pulsinger, Patrick 136, 137, 146, 147
Puschnig, Katharina 97
R
Radhaus 35, 39
Radschiener, Hugo 64, 65
Radwerkstatt 150-152
Raith 151, 153, 155
Ramperstorffergasse 21, 99, 100, 104, 106, 114, 117, 158, 162
Rauchfangkehrerkirche 28, 131
Rechte Wienzeile 12, 18, 30, 60, 71–73, 75–77, 80, 81, 94, 98–100, 126, 132, 156
Record Shack 99, 102, 103
Reemotion Haardesign 128, 129, 132
Reinprechtsdorfer Straße 8, 30, 97–100, 102, 116, 118–121, 126–129, 133, 138, 139, 141, 146, 148–151, 154, 155, 162, 167
Renate Straub Papier + Spielwaren 117, 118
Renato & Co 99, 102, 103
Restaurator Heinrich Heckl 117–119 Restauration zur Goldenen Glocke 96, 97
Reumann, Jakob 143 Reumann-Hof 9, 139, 143
Rieder, Mario 122
Ristorante Gondola 99, 101 Rogan, Markus 42
Rori’s Finest Sweets 98, 99 rosa mosa 160, 161 Rubberik 150, 151
Rudi’s Beisl 28, 124, 128, 129 Rüdigergasse 26, 36, 40 Rüdigerhof 15, 18, 20, 28, 70, 73, 74, 77
Rudolf-Sallinger-Park 117, 119, 120 Ruhe- und Sinnesgarten 114, 117, 119, 164
Rupp’s 151, 154
S Saloon 5; 134
Sampl, Tom 40, 41 Sauer, Helga 133 Saxraum 73, 75 Scala – Theater zum Fürchten 114, 115, 129, 131, 132
Scalagasse
Schaefer-Wiery, Susanne 48, 49 Schärer-Schneider, Eva 60 Schauer, Silvia 122, 123 Schaumstoffhaus 35, 36, 104 Scheidl, Roman 96, 97, 99, 100 Scheupark 86, 99, 102, 103 Schirme 116, 117
Schlacher, Bernd 40, 41 Schlagnitweit, Regina 55
Schloss Margareten 13, 34, 38, 100 Schlossgasse 12, 13, 15, 20, 21, 26, 34, 35, 38, 46, 47, 50, 52, 56, 62, 68, 69, 104, 122, 134
Schlössl Kino 151, 154, 155 Schlossquadrat 6, 15, 21, 26, 34, 35, 38, 46, 47, 50, 51, 56, 57, 60–62, 64, 66, 67–69, 78, 85, 92, 95, 96, 122
Schlossquadrat Art 61 Schlossquadrat Gurke 61, 85 Schlossquadrat Immobilien 68 Schlossquadrat Trophy 47 schmähstadl 73, 77, 84, 85 Schmutzer, Noemi 101 Schneider, Jan 60 Schönauer, Siegfried 142, 143 Schönbauer 99, 101, 158 Schönbauer, Inge 101 Schönbrunn 56, 74, 108, 165 Schönbrunner Straße 18, 20–22, 24, 26, 35, 36, 40, 54, 65, 73, 74, 76, 92, 96, 98–101, 112, 150–153, 158, 167, 168, 170, 171
Schrenk, Gerhard 90, 91 Schubert, Franz 75, 100, 156, 166 Schule Friedl Kubelka 25, 54 Schütte-Lihotzky, Margarete 18, 71, 73, 76
Schwahn-Reichmann, Raja 60, 61 Schwarzer Adler 20, 97–99 Schwarzhorngasse 20, 99, 102 Schwertsik, Christa 71 Secret Garden 129, 131, 133 Seidenspinner 38 Seidler, Lorenz 24, 25 Semmerl & Co 139, 142, 143 Senhor Vinho 20, 21, 99, 102 Shaolin-Tempel 99, 102 Siebenbrunnen 138, 139 Siebenbrunnenfeldgasse 139, 141, 143
Siebenbrunnengasse 35, 38, 39, 114, 117–119, 123, 137–140, 143, 146, 164
Siebenbrunnenplatz 8, 30, 122, 126, 127, 134, 136–140, 142–144, 149, 164
Siebenbrunner Hofwasserleitung 118
Siegel, Ben 60 Silberwirt 6, 20, 21, 26, 34, 35, 38, 46, 47, 50, 52, 53, 56, 60–62
Skaen 21, 73, 75 Skills Group 24, 27 Škoda Strohmeier 151, 153, 162, 163
Sochor Baustoffhandel 124 Sonnenhof 96, 97, 99–101, 104 Sonnenhofgasse 96, 97, 99, 100 Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft 128, 129
Spengergasse 13, 21, 27, 99, 101, 103, 116–118, 121, 144
Springer, Simone 160, 161
St. Josef 96, 99, 101
stattGarten 32, 73, 74
Staudigl, Joachim 139, 142 Stebio 24, 26
Stemberger, Julia 71
Stemberger, Katharina 70, 71
Stöbergasse 117, 118, 122, 123, 146
Stöger 99, 101, 158, 162
Stolberggasse 29, 117, 120, 121
Straub, Corinna 118
Straub, Renate 117, 118
Straußengasse 35, 39, 54, 95
Strobachgasse 26, 35, 36, 42, 105
Ströbinger, Charlotte 155
Strohmeier, Wolfgang 151, 153, 162, 163
Studio 64; 137
Studio für Freie Malerei & Raumkonzepte 106
Stumvoll, Angelika 39
Süd Länder 129, 132, 133 Supermarkt Bizim 138, 139, 140 Suppan&Suppan 35, 39 T
Tabaktrafik 72, 73
Tabacchi 21, 98, 99, 101, 104
Tale Filmproduktion 26 TAMAMU 97
Tanzstudio Mänada 151, 153 teamdesign Küche & Bad 73, 77, 88, 89
Tell, Franz 40, 41 Testor, Eva 24 Thai-Kitchen 20
The Little Stage 99, 100, 106, 114 Theater zum Fürchten 114, 115, 129, 131, 132
Theodor-Körner-Hof 139, 141
Thomastik Infeld 151, 153, 154
Thum Schinken 99, 102
Tierpräparator Helmut Raith 151, 153, 155
Tlusti, Norbert 102
To Syrtaki 117, 118
Toninis Grill 129, 131
Topa, Gregor 131, 133
Trafik Julien Fabien 127, 129, 132
Trattoria Margareta 15, 21, 26, 34, 35, 47, 50, 61, 66, 67, 96
Trident Travel 35, 36, 64, 65
Tröpferlbad 148, 154
TTTech Computertechnik AG 73, 74, 92, 93 Tutsch 129, 130
U
U-Bahn-Station Kettenbrücken gasse 60, 72, 73 U-Bahn-Station Pilgramgasse 98, 99
U-Bahn-Station Margaretengürtel 171
Ulreich Bauträger GmbH 137 Unterirdisch schön 68 Urban Tool 34, 35
V
Valentino 151, 155 Varvasovszky, László 68, 69 Vega Nova 35, 36, 58, 59 Verein für die Geschichte der Arbeiterbewegung 98 VHS polycollege 34, 117, 118, 122, 123
Vinothek La Cave 99, 102, 104 Vogelsanggasse 114–118, 120, 129, 133
Vogler, Felix 97 Volkshochschule 34, 117, 118, 122, 123
Volkstheater 71, 110, 114, 115, 165 von Herzmanovsky-Orlando, Fritz 104
Vorwärts-Verlag 12, 98, 99
W
Wagner, Beate 106, 107 Wagner, Otto 72, 140 Wald/4ler Stub’n 129, 130 Waldviertlerhof 94 Walenta, Mirjam 80, 81 Walten, Daniela 26, 104 WALULISO 70
Wanek, Christian 128, 130 Wanne, André 113 Wanne, Helene 112, 113 Wasserbetten 72, 90, 91 WAT Margareten 134, 135 Wehrgasse 9, 20, 21, 60, 70, 71, 73, 75–77, 87, 90, 104 Weihs, Heinrich 150, 151, 158, 159 Weinbar Deschka 150, 151, 154 Weinbar Pub Klemo 73, 76, 86 Weinschenke 14, 21, 56, 73, 76, 104
Werkstättenzentrum 34, 35, 122, 123
werkzeugH 21, 25, 27, 97, 99, 100
Wiedner Hauptstraße 28, 38, 109, 114, 115, 118–120, 124, 126–134
Wiener Schule für Dekorations-, Illusions- & Theatermalerei 106
Wiener Urania Puppentheater 66 Wiener Volksbildungsverein 24, 49, 122
Wiener Volkshochschulen 34, 118, 122, 123
Wienfluss 6, 54, 56, 72, 77, 96, 98, 150
Wienzeile 60, 71–77, 80, 81, 94, 98–100, 126, 132, 156, 160
Willy-Frank-Park 82
Wimmer, Kurt 26, 57, 118, 136, 153
Wimmergasse 117, 118, 129, 133
Wirtschaftsmuseum 129, 130, 133 Wohnstudio Schrenk 72, 73, 90, 91 Wolf, Rüdiger 63
Woracziczky 13, 21, 99–101, 144 Wortschatz 35, 36, 138
Wyrtlik, Josef 109
Z Zalubil, Georg 27
Zapletal, Sandra 135
Zeinlhofergasse 54, 70, 73, 76, 80, 94
Zentagasse 20, 29, 106, 114, 115, 117, 119–121
Zentaplatz 28
Ziegelofengasse 19, 20, 25, 35, 39, 117, 119, 128, 134
Zu den 3 Buchteln 9, 20, 21, 73, 76
Zum Alten Fassl 19, 20, 35, 39
Zum lustigen Radfahrer 129, 132, 133
Zum Schwarzen Adler 20, 97–99
Zum Stöger 99, 101, 158, 162
Zumbühl, Roland 164
Zur Bunten Kuh 20, 114, 115, 117, 119
Zur Goldenen Glocke 96, 97
Nikolsdorf/Alt-Margareten
Spengergasse 13, 21, 27, 99, 101, 103, 116–118, 121, 144
Springer, Simone 160, 161
St. Josef 96, 99, 101
stattGarten 32, 73, 74
Staudigl, Joachim 139, 142 Stebio 24, 26
Stemberger, Julia 71
Stemberger, Katharina 70, 71
Stöbergasse 117, 118, 122, 123, 146
Stöger 99, 101, 158, 162
Stolberggasse 29, 117, 120, 121
Straub, Corinna 118
Straub, Renate 117, 118
Straußengasse 35, 39, 54, 95
Strobachgasse 26, 35, 36, 42, 105
Ströbinger, Charlotte 155
Strohmeier, Wolfgang 151, 153, 162, 163
Studio 64; 137
Studio für Freie Malerei & Raumkonzepte 106
Stumvoll, Angelika 39
Süd Länder 129, 132, 133 Supermarkt Bizim 138, 139, 140 Suppan&Suppan 35, 39 T
Tabaktrafik 72, 73
Tabacchi 21, 98, 99, 101, 104
Tale Filmproduktion 26 TAMAMU 97
Tanzstudio Mänada 151, 153 teamdesign Küche & Bad 73, 77, 88, 89
Testor, Eva 24 Thai-Kitchen 20
The Little Stage 99, 100, 106, 114 Theater zum Fürchten 114, 115, 129, 131, 132
Thell, Franz 40, 41
Theodor-Körner-Hof 139, 141
Thomastik Infeld 151, 153, 154
Thum Schinken 99, 102
Tierpräparator Helmut Raith 151, 153, 155
Tlusti, Norbert 102
To Syrtaki 117, 118
Toninis Grill 129, 131
Topa, Gregor 131, 133
Trafik Julien Fabien 127, 129, 132
Trattoria Margareta 15, 21, 26, 34, 35, 47, 50, 61, 66, 67, 96
Trident Travel 35, 36, 64, 65
Tröpferlbad 148, 154
TTTech Computertechnik AG 73, 74, 92, 93 Tutsch 129, 130
U
U-Bahn-Station Kettenbrücken gasse 60, 72, 73 U-Bahn-Station Pilgramgasse 98, 99
U-Bahn-Station Margaretengürtel 171
Ulreich Bauträger GmbH 137 Unterirdisch schön 68 Urban Tool 34, 35
V
Valentino 151, 155 Varvasovszky, László 68, 69 Vega Nova 35, 36, 58, 59 Verein für die Geschichte der Arbeiterbewegung 98 VHS polycollege 34, 117, 118, 122, 123
Vinothek La Cave 99, 102, 104 Vogelsanggasse 114–118, 120, 129, 133
Vogler, Felix 97 Volkshochschule 34, 117, 118, 122, 123
Volkstheater 71, 110, 114, 115, 165 von Herzmanovsky-Orlando, Fritz 104
Vorwärts-Verlag 12, 98, 99
W
Wagner, Beate 106, 107 Wagner, Otto 72, 140 Wald/4ler Stub’n 129, 130 Waldviertlerhof 94 Walenta, Mirjam 80, 81 Walten, Daniela 26, 104 WALULISO 70
Wanek, Christian 128, 130 Wanne, André 113 Wanne, Helene 112, 113 Wasserbetten 72, 90, 91 WAT Margareten 134, 135 Wehrgasse 9, 20, 21, 60, 70, 71, 73, 75–77, 87, 90, 104 Weihs, Heinrich 150, 151, 158, 159 Weinbar Deschka 150, 151, 154 Weinbar Pub Klemo 73, 76, 86 Weinschenke 14, 21, 56, 73, 76, 104
Werkstättenzentrum 34, 35, 122, 123
werkzeugH 21, 25, 27, 97, 99, 100
Wiedner Hauptstraße 28, 38, 109, 114, 115, 118–120, 124, 126–134
Wiener Schule für Dekorations-, Illusions- & Theatermalerei 106
Wiener Urania Puppentheater 66 Wiener Volksbildungsverein 24, 49, 122
Wiener Volkshochschulen 34, 118, 122, 123
Wienfluss 6, 54, 56, 72, 77, 96, 98, 150
Wienzeile 60, 71–77, 80, 81, 94, 98–100, 126, 132, 156, 160
Willy-Frank-Park 82
Wimmer, Kurt 26, 57, 118, 136, 153
Wimmergasse 117, 118, 129, 133
Wirtschaftsmuseum 129, 130, 133 Wohnstudio Schrenk 72, 73, 90, 91 Wolf, Rüdiger 63
Woracziczky 13, 21, 99–101, 144 Wortschatz 35, 36, 138
Wyrtlik, Josef 109
Z
Zalubil, Georg 27
Zapletal, Sandra 135
Zeinlhofergasse 54, 70, 73, 76, 80, 94
Zentagasse 20, 29, 106, 114, 115, 117, 119–121
Zentaplatz 28
Ziegelofengasse 19, 20, 25, 35, 39, 117, 119, 128, 134
Zu den 3 Buchteln 9, 20, 21, 73, 76
Zum Alten Fassl 19, 20, 35, 39
Zum lustigen Radfahrer 129, 132, 133
Zum Schwarzen Adler 20, 97–99
Zum Stöger 99, 101, 158, 162
Zumbühl, Roland 164
Zur Bunten Kuh 20, 114, 115, 117, 119
Zur Goldenen Glocke 96, 97
Lust auf Wien
Eine Entdeckungsreise durch Margareten
Margareten, das ist der fünfte Wiener Gemeindebezirk und noch viel mehr: ein lebendiger, liebenswerter Teil von Wien zwischen Kettenbrückengasse, Rechter Wienzeile und Margaretengürtel. „Lust auf Wien. Eine Entdeckungsreise durch Margareten” führt in sieben Spaziergängen durch die verschiedenen Grätzel dieses Bezirks. Das Buch wirft einen Blick auf die wichtigsten Bauwerke, stellt die besten Geschäfte und Lokale vor und zeigt die Menschen, die hier leben und arbeiten. Prominente Bewohner, Kaufleute und Wirte erzählen lustvolle Geschichten über ihren Bezirk. Mit 50 Porträts, 330 Fotos, Plänen und einem Margareten-Krimi mit Schauplatz im Bruno-Kreisky-Park.
Rund um den Hundsturm
Zwischen Pilgramgasse und Reinprechtsdorfer Straße
Von der Kettenbrückengasse zur Wienzeile
Zwischen Siebenbrunnenplatz und Margaretengürtel
Zwischen Arbeitergasse und Vogelsanggasse
Rund um den Margaretenplatz
2 13 7 4 6 5
Entlang der Wiedner Hauptstraße