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BAUEN MIT KORK

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UPCYCLING IN TOKYO

UPCYCLING IN TOKYO

ZWISCHEN STAMPFBETON UND KORK

ALS FLASCHENVERSCHLUSS IST KORK BERÜHMT. BEI DIESEM BERLINER WOHNHAUS MACHT DAS NATURMATERIAL JEDOCH AN DACH UND FASSADE MÄCHTIG EINDRUCK. ENTSTANDEN IST EIN NACHHALTIGES, FAST ENERGIEAUTARKES GEBÄUDE.

Reeg und Marc DufourFeronce von rundzwei Architekten haben mit ihrem Entwurf eines Wohnhauses in Berlin-Staaken konsequent auf ein nachhaltiges Konzept gesetzt: So kam beim Bau weder Kleber noch Bauschäume zum Einsatz. Die Korkplatten für die Fassade sind ein Abfallprodukt der Flaschenkorkproduktion. Schön: Große Glasflächen im Giebel versorgen das Haus mit natürlichem Lichteinfall.

Auf den regionalen Bezug ihrer Bauten legen die Büroinhaber Andreas Reeg und Marc Dufour besonderen Wert, auch im Hinblick auf die Materialwahl. Für das „Korkenzieherhaus“, dessen unterste Wohnebene unterhalb der Geländeoberkante liegt, entwickelten sie daher einen Sockel aus Stampfbeton. Auch die Wände des langgestreckten Pools sind damit eingefasst. „Wie ausgegraben“ soll der Gebäudesockel wirken, so Architekt Andreas Reeg. Der jahrhundertealte Baustoff wird traditionell schichtweise eingebracht und in Handarbeit verdichtet. So entsteht eine offenporige, individuell strukturierte Oberfläche. Eigentlich ist auf dem Grundstück nur ein Vollgeschoss erlaubt. Zu wenig Wohnfläche für die Bauherrin. Durch das Absenken des Sockelgeschosses und die Staffelung der Flächen im Obergeschoss maximierten die Architekten die Bruttogeschossfläche auf satte 320 Quadratmeter. Das planerische Konzept von Sockel und Aufbau bei der Materialwahl hat das Planerteam konsequent weiterverfolgt: So sind die Flächen unterhalb der Geländeoberkante mit Stampfbetonwänden eingefasst. Auf diesem Sockel steht eine reine Holzkonstruktion, deren Wände mit natürlichen Holzfasern und Cellulose gedämmt sind.

IN KORK GEHÜLLT

Im Erdgeschoss sorgen große Glasflächen für eine natürliche Belichtung der Innenräume. Die Fassaden darüber sind wie die Dachflächen – bis auf einige Fensteröffnungen und die Solarpaneele – komplett mit Korkplatten verkleidet. Das ungewöhnliche Material fanden die Architekten übrigens in Portugal. Korkgranulat ist ein Abfallprodukt der dortigen Flaschenkorkproduktion und wird mit hohem Druck und Wärme zu Fassadenplatten geformt. Bei diesem Prozess treten die im Kork enthaltenen Harze aus und verbinden das Granulat untereinander. Korkfassadenplatten sind daher ohne Zusätze und Chemikalien auf natürliche Weise gegen Witterung und Schimmel resistent. Das Naturprodukt Kork besitzt sehr gute Dämmwerte und kann als monolithisches Fassadenmaterial verwendet werden. Das trägt sowohl zur Energieeffizienz als auch zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei. Nicht unwichtig: Kork absorbiert die Tropfgeräusche bei Regen. Über diesen Wunsch der Bauherrin kamen die Planer erst auf den hierzulande doch noch eher unüblichen Werkstoff. Beim Bau des Korkenzieher-

TIEFERGELEGT Ein schmaler Pool mit Gegenstromanlage im Außenbereich ergänzt das Hauskonzept. WOHNEBENE Gut sichtbar ist der Sockelbereich mit Wänden aus Stampfbeton.

VOR GESTELLT!

rundzwei Architekten, Berlin Projekt Partner:

Marc Dufour-Feronce, Andreas Reeg Architekten Team: Ana Domenti, Luca Di Carlo

www.rundzwei.de

Hauses fi nden Kleber und Bauschäume keine Verwendung. Neben den dämmenden Korkplatten punktet auch der hohe Anteil an Holz. Zusammen mit diffusionsoffenen Gipsfaser-Platten sorgt dieser für ein natürliches, wohngesundes Raumklima. Das Haus kommt so ohne Lüftungsanlage aus. Und ganz im Sinne des Cradle-toCradle-Prinzips steht bei diesem innovativen Hausentwurf eben nicht nur der erste Nutzen im Fokus, sondern auch das „danach“. So lassen sich alle Bauprodukte ohne großen Energieaufwand demontieren und wiederverwenden. Ein mit dem Deutschen Innovationspreis gewürdigtes Heizverteilsystem mit echtem Schichtenspeicher integriert Solarthermie, Wärmerückgewinnung eines Wasser geführten Kamins, Bauteilaktivierungselemente, Fußbodenheizung und eine hoch effi ziente Gasbrennwerttherme. Heute genießen die Bewohner eine fast autarke Wärmeenergieversorgung. (fri)

PRIMA KLIMA

Viel Holz und Gipsfaseroberfl ächen mit diffusionsoffenen Anstrichen unterstützen das angenehme Raumklima.

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