7 minute read
ÖKO-DÄMMSTOFFE
DIE ALTERNATIVEN SIND da!
FÜR DEN WÄRMESCHUTZ KOMMEN HEUTE ÜBERWIEGEND DÄMMMATERIALIEN WIE POLYSTYROL ODER MINERALWOLLE ZUM EINSATZ. DOCH IMMER MEHR BAUHERREN SETZEN AUF ÖKOLOGISCHE ALTERNATIVEN.
DIE KLIMADÄM-
MUNG Die Dämmmatte „Steicofl ex 036“ wird aus natürlichen Holzfasern gefertigt. Dank ihrer laut Herstellerangabe hervorragenden Dämmkraft senkt sie nachhaltig den Heizenergiebedarf und spart damit dauerhaft CO2-Emissionen. Steico
Dass der hochwertige Dämmschutz Ihres Eigenheims dem Klima und gleichzeitig Ihrem Portemonnaie zu Gute kommt, ist eine Binse. Doch wenn Sie beim Dämmen auf nachwachsende Rohstoffe und auf Ökologie setzen, und sich beispielsweise bei Ihrem Hausbauprojekt gegen den Einsatz erdölbasierter Kunststoffe entscheiden, schonen Sie nicht nur endliche Ressourcen, sondern helfen der Umwelt und dem Klima gleich mehrfach. Aus ökologischer Perspektive liegt ein großer Vorteil von Naturdämmstoffen in ihrem Herstellungsprozess begründet. Denn die Produktion eines ökologischen Dämmstoffes ist in der Regel weniger energieintensiv und somit ressourcenschonender als sein konventionell produziertes Pendant. Naturdämmstoffe tragen so schon bei der Herstellung dazu bei, fossile, nicht regenerative Energien zu schützen und im Sinne des Klimaschutzes Treibhausgasemissionen zu
100 PROZENT BIOLOGISCH Die „maxit Strohdämmplatten“ für WDV-Systeme sind laut Hersteller eine besonders ökologische Option für den Wärmeschutz. Sie kommen nicht nur ohne kunststoffbasierte Bindemittel, sondern auch ohne jeglichen Chemiezusatz aus. Maxit AUS PAPIER Zellulosedämmung wird aus Papier gewonnen, ist zu 100 Prozent organisch und wird mit geringem Energieeinsatz hergestellt. Der geringe Lambda-Wert sorgt laut Hersteller für sehr gute Dämmwerte und kann Feuchtigkeit kontrolliert aufnehmen und abgeben. Thermofl oc
reduzieren. Auch später, nämlich dann, wenn die Dämmung ihre Schuldigkeit getan und nach vielen Jahren des Einsatzes zurückgebaut und entsorgt werden muss, ist der Umgang mit einer Öko-Dämmung weniger problematisch als der mit Polyurethan und Co. Die meisten ökologischen Dämmmaterialien lassen sich nämlich problemlos entsorgen – was sich von konventionellen Dämmmaterialien nur bedingt behaupten lässt. Ausgediente Mineralwolle wird beispielsweise als Sondermüll deklariert, der nur von speziellen Unternehmen zurückgebaut werden darf, weil die dabei freiwerdenden Fasern lungengängig und potenziell gesundheitsgefährdend sind. Und für Polyurethan bleibt meist nur die „thermische Verwertung“, sprich die Entsorgung in einer Müllverbrennungsanlage, weil es noch immer an Recyclingmöglichkeiten mangelt, um daraus neuen Dämmstoff zu fertigen. Ein weiterer Vorteil zahlreicher Naturdämmstoffe besteht darin, dass sie in der Regel aus heimischen Rohstoffen hergestellt werden. Das heißt, dass die Ausgangsmaterialien keine langen Transportwege hinter sich haben und darum ihre CO2-Bilanz besser ausfällt.
DAS „WO“ ENTSCHEIDET
KOMBINIERTER
DÄMMSTOFF Die fl exiblen „Combi Jute“ Dämmstoffmatten vereinen laut Hersteller hochwertigste Hanf- und Jutefasern mit baubiologisch einwandfreiem Brandschutz. Durch die Zugabe von recycelten Stützfasern wird das Produkt zu einem vielseitig einsetzbaren Baustoff. Thermo Hanf Das Angebot an Naturdämmstoffen ist inzwischen genauso umfangreich wie das der konventionellen. Welches Öko-Dämmmaterial am besten verwendet wird, bestimmt in erster Linie der geplante Einsatzort. Die Frage, die Sie sich stellen müssen, lautet also: Was soll gedämmt werden? Die breite Produktpalette an ökologischen Dämmstoffen hält für nahezu jedes Einsatzgebiet das passende Produkt bereit. Sie möchten sich vor Wärmeverlusten über die Hausfassade oder das Dach schützen? Kein Problem! Die Hersteller haben eine große Auswahl an ökologischen Dämmstoffen in Form von Platten- oder Mattenware und als Einblasdämmmaterial im Angebot. Nur wenn es darum geht, Ihre Kellerwände von außen zu isolieren, wird es
BEWUSST BAUEN Das Wärmedämmverbundsystem „StoTherm Wood“ aus Holzweichfasern überzeugt laut Hersteller durch gute Wärmedämmeigenschaften und seine Wasserdampf-Diffusionsfähigkeit. Als Komplettsystem ist es mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet. Sto
NATUR FÜR DEN
SOCKEL Mit der Kork-Sockelplatte lassen sich Fassaden von Grund auf natürlich dämmen. Das Bauteil aus dem Naturmaterial lässt sich so in das Inthermo
Holzfaser-WDVS integrieren, sodass Feuchte keinerlei Auswirkungen auf den Baukörper hat. Inthermo mit Naturdämmstoffen etwas schwieriger. Denn ein für diesen Einsatzzweck geeigneter Dämmstoff muss sich durch dauerhafte Wasser- und Druckbeständigkeit auszeichnen. Diesem Anforderungsprofi l entsprechen viele Naturdämmstoffe leider nicht.
BREITE PRODUKTPALETTE
Aber welche Alternativen können Bauherren nutzen, die beim Dämmen ihres Eigenheims bewusst auf den Einsatz von Polystyrol und Mineralwolle verzichten und stattdessen auf ökologische Produkte setzen wollen? Schauen wir uns die bekanntesten Naturdämmstoffe und ihr mögliches Einsatzgebiet etwas näher an. Dämmmaterialien aus Holzfasern sind die beliebteste Alternative zu konventionellen Dämmprodukten. Sie werden als Platten-, Matten- oder Flockenware angeboten und vorwiegend aus heimischem Nadelholz hergestellt. Mit Holzfaserdämmplatten lassen sich die Fassade oder das Dach isolieren. Sie werden aber auch für die Innendämmung, wo sie für ein ausgeglichenes und gesundes Raumklima sorgen, oder aber als Trittschalldämmung für den Fußboden verwendet. Damit die Holzfaserdämmung im Außenbereich zum Einsatz kommen kann, muss sie zwangsläufi g mit chemischen Zusätzen vor Verrottung geschützt werden. Eine weitere Alternative ist Zellulose. Das Ausgangsmaterial für eine Zellulosedämmung ist recyceltes Altpapier, das gemahlen und zerfasert wurde. Es wird entweder zu Flockenware verarbeitet, die in Hohlräume von Wänden und Decken verbracht wird, oder in Plattenform gepresst. Um die Feuerwiderstandsfähigkeit zu verbessern, wird die Zellulose oft mit Borsalzen oder Aluminiumsulfaten behandelt. Das hat den Nachteil, dass eine Zellulosedämmung später nicht mehr kompostierbar ist. Wird die Zellulose hingegen mit ökologisch unbedenklichen Zusätzen feuerresistent gemacht, löst sich auch dieses Problem. Gute Werte bietet die Dämmung aus Altpapier in Sachen Schallschutz. Da sich der Schall an den vielen feinen Zellulosefasern bricht, wird dem Schall ein hoher Widerstand entgegengesetzt. Eine weitere Alternative ist Hanf, eine alte Kulturpfl anze mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten: Egal, ob als Wärme- oder Schalldämmung im Dach, an der Fassade, in der Geschossdecke, ob als Wandaufbau oder Abdichtung – überall lassen sich Hanffasern einsetzen. Eine Hanfdämmung wird, je nach Produktionsweise, mit
derECO F“ ist ein Dachdämmstoff, der zu zwei Dritteln aus Biomasse besteht und laut Herstellerangabe allerbeste Dämmeigenschaften vorzuweisen hat. Wohngesund, ökologisch und dämmstark. Bauder
VIELSEITIG EINSETZBAR Die multifunktionale, diffusionsoffene Holzfaser-Dämmplatte „Isolair“ lässt sich für hinterlüftete Fassaden und als Putzträger-Dämmplatte im Rahmen eines Wärmedämmverbundsystems einsetzen. Sie ist in mehreren Formaten verfügbar. Pavatex
BESTENS GE-
SCHÜTZT Für die Kellerdämmung von außen braucht es einen Dämmstoff, dem der Kontakt mit Erdreich oder Grundwasser nichts anhaben kann und der mit hohem Druck bestens zurechtkommt. Fachbetriebe setzen daher auf extrudierten PolystyrolHartschaum (XPS). FPX e.V. Polyesterfasern versetzt. In diesem Fall ist der Dämmstoff später leider nicht mehr biologisch abbaubar. Es gibt aber auch Hersteller, die ihrem Produkt Maisstärkestützfasern untermischen, so dass ihre Entsorgung später weniger problematisch ist. Eine Hanfdämmung ist sowohl in Mattenform als auch als loser Dämmstoff (Stopfwolle) erhältlich. Verholzte Teile werden auch zu Platten verarbeitet. Für Feuerfestigkeit sorgt auch hier die Behandlung mit Borsalzen. Hanffasern besitzen eine sehr gute feuchtigkeitsregulierende Wirkung. Dabei können sie bis zu 17 Prozent ihrer Masse als Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass die Dämmleistung sinkt. Da Hanf eine hohe Wärmeleitfähigkeit besitzt, hat er aber im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen eine geringere Dämmwirkung. Entsprechend dicker muss das Ökoprodukt deshalb aufgetragen werden. Dieser Nachteil ist leider ein Charakteristikum für alle hier genannten Öko-Dämmstoffe. Auch mit Schafwolle lässt sich Energieverlusten entgegenwirken. Schafwolle unterscheidet sich durch ihre natürliche Kräuselung, ihrer hohen Elastizität und ihrem feuchtedynamischen Verhalten positiv von anderen Faserdämmstoffen. So kann sie beispielsweise verhältnismäßig viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass ihre Dämmwirkung einbricht. Auch Schafwolle muss zu ihrem Schutz chemisch behandelt werden. Vor allem um einen späteren Schädlingsbefall auszuschließen. Eine große Stärke des Dämmstoffes ist seine schadstoffsanierende Wirkung. Schafwolle trägt zum Abbau von Formaldehyd und weiterer gesundheitsschädlicher Stoffe aus der Raumluft bei. Die Wolle bietet zudem bei ausreichender Dichte einen guten sommerlichen Wärmeschutz. Mit diesem ökologischen Dämmstoff können Wände, Dächer und Decken gedämmt und Heizungsrohre isoliert werden. Zu guter Letzt seien noch Dämmstoffe aus Wiesengras erwähnt. Wiesengras ist ein regional verfügbarer, nachwachsender Rohstoff, aus dem sich ein ökologischer Faserdämmstoff herstellen lässt, der vergleichbare Wärmedämmeigenschaften wie Glas- oder Steinwolle vorzuweisen hat. Auch er ist chemisch behandelt, um den gesetzlichen Brandschutzvorschriften gerecht zu werden. Die Vorteile von Wiesengras liegen vor allem darin, Wasserdampf aus der Raumluft aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben zu können. Außerdem ist eine Wiesengrasdämmung ein idealer Hitzeschutz im Sommer. (bay)