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ADRIA
DER START Der Prototyp des 1965 in Stockholm vorgestellten Caravans 365.
Auf dem Weg zur Spitze
Die Firmengeschichte des slowenischen Herstellers Adria hat Höhen und Tiefen erlebt. Wir schauen zurück auf eine bewegte Zeit und eine beeindruckende Entwicklung.
TEXT: Claus-Detlev Bues FOTOS: Werk / MT-Archiv
Die – durchaus wechselhafte – Geschichte von Adria Mobil beginnt im Jahr 1965. Damals bauten einige Visionäre im slowenischen Novo Mesto den Prototyp des ersten Adria Wohnwagens, den Adria 375. Der ursprünglich staatliche Betrieb IMV (Industry of Motor Vehicles) zeigt den 375er noch im selben Jahr auf der Campingausstellung im schwedischen Stockholm. Bereits 24 Monate später werden zwei Exemplare pro Tag gefertigt. Das Unternehmen macht in den kommenden Jahren stetige Fortschritte in der Produktentwicklung und dem Auf- und Ausbau eines Vertriebsnetzes. In der Folge steigen die Produktions- und Verkaufszahlen kontinuierlich an. 1970 wird die berühmte Caravan-Baureihe „Blaue Linie“ aufgelegt, erkennbar am blauen Fensterband. ter eine weitere im belgischen Deinze in der Nähe von Gent. Für den Hersteller läuft es gut: Im Oktober 1972 nimmt Adria eine neue Fabrikationsanlage im slowenischen Brezice in Betrieb, zwei Wochen später folgt eine weitere in Deinze. Eine neue Modellreihe wird entwickelt, die zweite Generation von Adria-Cara Fertigung muss erweitert werden, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Im Jahr 1979 wird in Novo Mesto mit dem Bau neuer Produktionsstätten begonnen. Auch damit gelingt es, das Jahr 1980 zum erfolgreichsten der Firmengeschichte zu machen. Genau 26.757 Caravans werden in diesem Jahr verkauft, gebaut in den Werken in Novo Mesto, Brezice und im belgischen Deinze. Die Jahre zwischen 1981 und 1986 sind durch technische Weiterentwicklungen geprägt. Mit Unterstützung des französischen Designers Joël Bretecher entwickelt Adria die dritte Caravan-Generation. Die Mistral-Modelle gehen zwei Jahre darauf in Serie. 1983 entstehen der Lastenanhänger Cargo und die ersten Prototypen für den Sprung ins Reisemobil-Segment. Es handelt sich hierbei um Alkovenmodelle auf der Basis des Renault Master. Adriatik 420 und Adriatik 450 werden ab 1986 im belgischen Werk Deinze gefertigt. Im selben Jahr steht der Umzug in die weitaus größeren Räumlichkeiten nach Novo Mesto an, dort beginnt die erste Serienproduktion von Wohnmobilen.
TOP MODERN Anfang der 70er absolut im Trend: Adria Caravan hinter einem DKW Schwebeklasse.
Schwierige Jahre
Die Jahre 1987 bis 1996 sind die schwierigsten Jahre der Firmengeschichte. Slowenien ist zwar nur wenige Wochen in den unglückseligen Balkankrieg
verwickelt, doch für Adria hat die kriegerische Auseinandersetzung weitreichende Konsequenzen. Der Staatskonzern IMV wird am 20. Dezember 1989 aufgelöst und in drei Firmen aufgeteilt: Revoz, TPV und Adria Caravan. Die Firma Adria Caravan baut weiterhin Wohnwagen unter dem Logo der stilisierten kleinen „Adria-Schnecke“. Dieses Signe wurde in Zusammenarbeit mit dem Designer Petarnoster entwickelt und ein Jahr zuvor eingeführt. 1991 kommt es, nach internationalen Verhandlungen über das Schicksal der Firma, in Paris zur Gründung von Adria International. Die Modellreihe MARKENZEICHEN Unica begründet die fünfte Wohnwagen-GeneratiAb 1970 läuft die „Blaue Linie“ on von Adria. Von 1995 bis 2014 produziert Adria im vom Fließband, erkennbar am blauen Fensterband. Auftrag der östereichischen Firma Pössl ausgebaute Kastenwagen. Diese laufen parallel als Adria Mobil vom Band. Die Vans sorgen zwar für gute Absatz deln. Ende 1996 muss die Firma Konkurs anmelden. Doch dann geschieht ein kleines Wunder.
Neubeginn unter jungem Management
Die Slowenin Sonja Golde war gerade vier Jahre alt, als Adria gegründet wurde. 1996 übernimmt sie als Generaldirektorin im Alter von 35 Jahren die Regie über die Firma und führt unter dem Namen Adria Mobil d.o.o. die Produktion von Freizeitmobilen weiter. Im Jahr 1997 lässt sie Adria nach ISO 9001 Länder. Rund 4.000 Caravans werden gebaut, dazu kommen annähernd 200 ausgebaute Kastenwagen. Seit 1998 legt man neben den Vans auch wieder Alkovenmobile auf Band. In Novo Mesto werden sie auf der Basis des Fiat Ducato gebaut. Ein kleiner Paukenschlag folgt 1999: Adria stellt die ersten Teilintegrierten vor. Es handelt sich um die Baureihe Coral auf Fiat Ducato Basis. Begleitet wird die Vorstellung durch die Präsentation der neuen Caravan-Serie L’Aura, Wohnwagen-Generation Nummer sechs.
Vertrieb in Deutschland
TIERISCH Seit Herbst 2000 übernimmt die Firma Reimo Die ersten Reisemobile von Adria unter der Leitung von Kurt Manowski und Gün- sind Nasenbären auf Renault-Basis, ab 1986 werden sie in Serie gebaut. ther Holona den Vertrieb von Fahrzeugen der Firma Adria Mobil in Deutschland. Das Händlernetz der Marke wird weiter ausgebaut und die Produkte erfolgreich im Markt positioniert. Später kommt mit Sun Living eine Adria-Marke als Einsteiger-Serie in den Vertrieb. Highlights des Jahres 2001 sind – neben den neuen Stargo Reisemobilen auf MercedesBasis – die neu entwickelte Caravan-Baureihe Adiva mit GfK-Außenhaut und 1965 Im Jahr 1965 baut die slowenische Firma IMV mit dem 375er den ersten Prototypen eines Adria-Wohnwagens, der erstmals in Stockholm vorgestellt wird. Damit wird die Grundlage für eine Serienfertigung gelegt.
1967 Die Produktion wird von einer auf zwei Einheiten am Tag erhöht.
1970 Die Wohnwagen von Adria erhalten das charakteristische blaue Fenster-Band.
1972 Eine neue Wohnwagenfabrik in Brezice, Slowenien wird im Oktober eröffnet, zwei Wochen später eine weitere in Deinze in der Nähe von Gent. Hersteller IMV ist der größte slowenische Exporteur. Das Unternehmen besitzt
1978 Die zweite Adria-Generation entsteht.
1979 Der Bau neuer Fertigungsanlagen in Novo Mesto beginnt.
1980 Mit 26.757 Einheiten in Produktion und Verkauf ist 1980 das bisher erfolgreichste Jahr für Adria.
1982 Mit dem neuen Mistral geht die dritte Generation von Adria-Caravans in Serie. Designer des Caravans ist der Franzose Joël Bretecher. Mit Adriatik 420 und 450 entstehen die ersten Wohnmobile, beide auf Basis des Renault Master.
1985 Auf den Messen in Turin, Paris und Essen stellt Adria Prototypen der Wohnmobil-Serien A und B vor. Mit dem Cargo kommt ein UniversalTransportanhänger ins Programm.
ZUWACHS Der Lastenan hänger Cargo kam am 1983 ins Programm. 1987 Mit dem Kamper entwickelt Adria eine Kombination aus Anhänger und Wohncontainer. Mit der Firma MAZ in Minsk wird ein Vertrag über Technologietransfer für die Caravans 350 und 400 unterzeichnet.
der charakteristischen Außenform. Das Unternehmen entwickelt sich so gut, dass das Werk in Novo Mesto an seine Grenzen kommt. Neue Kapazitäten müssen her: Im Jahr 2003 wird der Bau eines neuen Werks beschlossen.
40 Jahre Adria - Umzug in das neue Werk
von 38.000 Quadratmetern die Bänder an – auf sieben Produktionslinien mit je 130 Metern Länge. Gerade mal siebzehn Monate dauerte die Konstruktion – nur vier Wochen der Umzug. Am 7. Oktober 2005 nehmen Sonja Gole, die Generaldirektorin von Adria Mobil, und Herman Rigelnik, der Generaldirektor von Autocommerce, die Einweihung vor. Die Produktionskapazität der rund 800 Mitarbeiter kann mit der neuen Werkhalle um rund ein Drittel gesteigert bei rund 150.000 Quadratmetern, die Büro- und Mobil seinen vierzigsten Geburtstag und beschenkt sich und seine Kunden mit der mittlerweile neunten Generation von Adria-Wohnwagen. Der kleine, extravagant gestylte und völlig neu konzipierte Wohnwagen Action führt die Baureihe an. 2005 wird unter dem Namen Adria Home auch das erste Mobilheim von Adria vorgestellt.
Vision - Einstieg in die Oberliga
Mit dem Modell Vision stellt Adria 2006 seinen ersten Vollintegrierten, zunächst nur VAN VISIONEN Adria baut bereits 1995 Kasten wagen zu Vans aus. als Prototyp, an die Spitze des Verkaufsprogramms. Nun ist auch Adria in der Königsklasse des Reisemobilbaus angekommen. Wie schon das erste Wohnmobil der Firma, basiert auch der Vision auf dem Renault Master. Und ist damit der erste Integrierte auf dem französischen Chassis. Unverkennbar ist die markante Front und das automotive Design. Zwei weitere Reisemobilreihen auf Renault Master, beide mit Doppelboden, werden unter dem Namen Izola im Markt positioniert. Für die Saison 2007 nimmt Adria einen überarbeiteten Wohnwagen der Serie Adiva, sowie neue Modelle der Wohnmobilserie Coral, Coral Sport und diverse Vans (Twin, Twin
VON INNEN NACH AUSSEN Erst kommt der Möbelbau, dann die Außenhaut. WILLKOMMEN IM TEAM Reimo übernimmt im Jahr 2000 den Vertrieb von Adria in Deutschland. 1988 In Zusammenarbeit mit dem Designer Petarnoster wird ein neues Erscheinungsbild für Adria entwickelt. Es entsteht das bekannte Logo der „AdriaSchnecke“.
1989 Der Adria-Hersteller IMV wird am 20. Dezember 1989 in drei einzelne Firmen aufgeteilt: Revoz, Adria Caravan und TPV.
1994 Mit dem Unica startet die mittlerweile fünfte Caravan-Generation von Adria.
1995 Der Adria Van auf Fiat Ducato geht in Serie.
1996 Die erste Hälfte der 90er Jahre stellt eine schwierige Zeit für Adria dar. 1996 gelingt die Neuformierung des Unternehmens als Adria mobil. Sonja Gole übernimmt das Management.
1997 Adria führt ein Qualitätsmanagementsystem für Produkte und Abläufe ein
1998 Mit dem Coral beginnt in Novo Mesto die Produktion von Alkovenmobilen. Bei den Caravans läuft die mittlerweile sechste Generation von den Bändern.
1999 Der Coral wird als Teilintegrierter vorgestellt. Neuentwicklung bei den Caravans: Der Aura.
2001 Mit dem Adiva kommt das erste Modell der siebten Caravan-Generation auf den Markt. Der Stargo auf MercedesChassis erweitert die WohnmobilPalette.
2002 Adria baut seine Produktpalette aus. Der Adria Win Campervan wird entwickelt. Das Unternehmen erhält den slowenischen Unternehmerpreis Gazela als eines der am stärksten wachsenden Unternehmen des Landes.
NEW HOME Moderne Fertigungsstraßen mit hoher Produktionstiefe im neuen Werk. FRAUENPOWER Sonja Gole, Managerin des Jahres 2004 in Slowenien, leitet Adria seit 1996. D, Club, Club D, Maxivan) auf dem neuen Fiat Ducato ins Programm. Drei Jahre später wird der Vision als Topmodell abgelöst. Die neue Spitzenbaureihe in der integrierten Oberklasse heißt jetzt Sonic und läuft auf den Fiat Ducato-Chassis.
Übernahme durch die Trigano-Gruppe
Der Erfolg und der rasante Aufstieg von Adria in Europa entgehen auch den großen Gruppen-Chefs nicht. Im Jahr 2017 steigt die französische TriganoGruppe um Patriarch François Feuillet mit 85 Prozent bei Adria ein und übernimmt 2019 die AdriaGruppe komplett. Zu der Trigano-Gruppe gehören in Deutschland bereits Marken wie Eura Mobil, Karmann, Chausson, Challenger, Sterckeman oder Caravellair.
Zukunft immer im Blick
2021 investiert Adria weiter in die Erneuerung der Modellreihen und zeigt auf dem Caravan Salon 2021 die komplett erneuerten Baureihen Matrix Coral und Adora. 2022 kommt eine überarbeitete Caravan-Serie Alpina auf den Markt. Die Vans bekommen mit der Serie Twin Sport Zuwachs und in der Topklasse präsentiert Adria das vollintegrierte Luxusmobil Supersonic auf Basis des Mercedes-Benz Sprinter. Die Entwicklungsstrategie von Adria Mobil für die Zukunft basiert auf eigener, schneller Forschung und Entwicklung von Produkten und Teilen. Ein wichtiger Aspekt der langfristigen Strategie ist auch die Suche nach Möglichkeiten auf neuen Märkten. Dem Unternehmen ist es bereits gelungen, nach Japan und Australien zu expandieren, und auch für andere internationale Märkte gibt es optimistische Prognosen.
TOPMODELLE Das Reisemobil Supersonic und der Luxuscaravan Astella sind die aktuellen Sitzenmodelle. 2003 Ausbau der Van-Reihe mit dem 3Way Adora wird die achte Generation der Caravans eingeführt.
2004 Adria bringt den Teilintegrierten Izola auf den Markt.
2005 Mit dem markant gestylten Wohnwagen Action startet die neunte Caravan-Generation. Zum 40-jährigen Firmenjubiläum beginnt der Umzug in die in Rekordzeit neu errichte Eröffnung ist im Oktober 2005.
2006 Mit dem Typ Vision bringt Adria den ersten Vollintegrierten des Herstellers auf den Markt.
2010 Eine neue Generation hochwertiger Vollintegrierter kommt zum Caravan Salon 2010 mit der Modellreihe Sonic auf den Markt.
2015 Adria feiert 50-jähriges Jubiläum mit den Silver Collection Jubiläumsmodellen. Dazu bekommt die SonicReihe Zuwachs durch einen neuen Integrierten.
2017 Die Trigano-Gruppe steigt mit 85 % bei Adria ein und übernimmt 2019 die komplette Firma.
2020 Der Deutsche Adria-Importeur Reimo feiert 20 Jahre erfolgreiche Geschäftsverbindung mit Adria und die Slowenen sorgen mit einem Luxuscaravan Astella für Furore auf dem Caravan Salon.
2022 Das neue vollintegrierte Topmodell Supersonic auf Mercedes-Benz Basis wird vorgestellt.