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TOSKANA

ROADTRIP NACH ITALIEN

Der Weg ist das Ziel, heißt das Motto unserer Reise. Statt langer Vorbereitung und intensiver Recherchen über ein bestimmtes Reiseziel, ist unser einziger Plan immer Richtung Süden und dort bleiben, wo es uns gefällt. So enden wir in der Toskana.

TEXT UNDFOTOS: Inka Gösmann

Es ist aufregend. Noch nie bin ich so unvorbereitet in den Urlaub gestartet. Unser Weinsberg CaraTour 540 MQ ist gepackt und wir fahren los, rauf auf die Autobahn, immer Richtung Süden. Wo wir die erste Nacht verbringen, wissen wir noch nicht, aber das Gefühl von Freiheit und Abenteuerlust zerschlägt alle Zweifel. Die erste Landesgrenze, die wir passieren, ist die Schweiz. Kurzerhand entscheiden wir uns, in Zürich Stopp zu machen. Ohne konkretes Ziel haben wir auch keine planmäßige Ankunftszeit und können uns treiben lassen. Über die App „Park4Night“ Parkplatz, holen unser Vesper aus dem Kühlschrank und genießen den Mittag am Zürichsee. Nach einem kurzen Stadtbummel entscheiden wir uns weiterzufahren. Auf Instagram haben wir einen tollen Ort nördlich des Lago Maggiore entdeckt. Unser nächstes Ziel lautet: Valle Verzasca. Nach etwa dreieinhalb Stunden Fahrt über kurvenreiche Passstraßen und vorbei an türkisblauen Bergseen verkündet unser Navi, dass wir das Ziel erreicht haben. Inzwischen hat die Dämmerung eingesetzt. Da wir nicht im Dunklen nach einem Stellplatz suchen wollen, entscheiden wir uns für einen kleinen Wohnmobilparkplatz, auf dem bereits einige andere Camper stehen. Hier gibt es weder Sani-

BELLA ITALIA Das Fischerdörfchen Castiglione della Pescaia mit seinen pittoresken Straßen lädt zum Schlendern ein.

ANKOMMEN UND ABSCHALTEN Hier startet der Urlaub so richtig. Die wunderschöne Landschaft, das Rauschen des Verzasca Flusses und die herrlich frische Luft lösen Urlaubsgefühle aus.

täranlagen noch Strom oder Wasser, aber für eine Nacht ist das für uns kein Problem. Mit dem Rauschen des Verzasca Flusses im Ohr kuscheln wir uns in unser Bett und schlafen voller Vorfreude auf das, was die nächsten Tage bringen werden, ein.

Smaragdgrünes Paradies

Am nächsten Morgen brechen bereits einige unserer Camp-Nachbarn früh auf. Wir tun es ihnen gleich, da es mittags hier im Tal voll werden soll. Einige Meter von unserem Schlafplatz entfernt, parken wir auf einem Tagesparkplatz. Der ist billiger als unser Wohnmobilstellplatz und bietet einen guten Startpunkt für eine Wanderung. Kaum haben wir den Parkplatz verlassen, erwartet uns ein paradiesischer Ausblick. Türkisblaues, klares Bergwasser strömt durch die ausgewaschene Felslandschaft. Wir klettern über die Steine und kommen vorbei an beeindruckenden Wasserfällen, kleinen Kiesbuchten und alten Steindoppelbrücken. Eingesäumt zwischen den hohen Berggipfeln ist es am frühen Vormittag noch frisch im Tal, doch die Sonne lässt bereits das kristallklare Wasser funkeln. Umso später es wird, desto mehr Leute lassen sich auf den großen Felsen nieder und genießen die Sonne. Ein paar mutige Gäste trauen sich sogar ins eiskalte Wasser. Als wir am Mittag wieder zum Camper zurückkehren, ist der Parkplatz proppenvoll – früh kommen lohnt sich also. Da wir nach der langen Fahrt am Vortag keine Lust auf eine weite Strecke haben, suchen wir uns am nahegelegenen Lago Maggiore unseren nächsten Stell Anhieb einen kostenlosen Platz – Seeblick inklusive. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der berühmten Staumauer Contra, am Ende des Verzascatals, vorbei. Von der 380 Meter langen und 220 Meter hohen Mauer stürzte sich schon James Bond in „Golden Eye“ in die Tiefen und auch wir beobachten einige mutige Nachahmer des spektakulären Filmstunts, die den Bungeesprung wagen.

BUONA NOTTE Die lauen Toskananächte verbringen wir am liebsten vor unserem Camper. Da wir oft nur wenige Nachbarn haben, genießen wir die vollkommene Ruhe.

Der Sonne entgegen

Auch am Lago Maggiore bleiben wir nur eine Nacht – uns zieht es weiter in den Süden. Wir haben einen Stellplatz mit ausgezeichneten Bewertungen in den Apuanischen Alpen gefunden. Equi Terme heißt der Ort, der mit heißen Quellen lockt. Wie abgeschieden das kleine Dorf liegt, wird uns erst bei der Fahrt klar, die sich deutlich länger zieht, als wir erwartet haben. Doch die wunderschöne Landschaft der Toskana und italienische Musik halten die Laune oben. Am Stellplatz angekommen, machen wir es uns erstmal gemütlich. Zum ersten Mal seit dem Start unserer Reise fahren wir die Markise aus und bauen unser Lager auf. Außer uns stehen noch zwei weitere Auch Wasser und eine Entsorgungsstation gibt es hier. Direkt nebenan: der kalte Die wollen wir am nächsten Morgen unbedingt austesten, doch jetzt warten erst einmal der langersehnte Aperol und die Köstlichkeiten aus dem italienischen Supermarkt auf uns. Bis spät in die Nacht genießen wir unser Outdoor-Wohnzimmer und hören nichts außer Grillenzirpen und das Plätschern des Flusses – wer Ruhe sucht, kommt hier eindeutig auf seine Kosten. Auch die heißen Quellen am nächsten Morgen halten, was sie versprechen. Nur mit der Ruhe ist es ziemlich schnell vorbei, als ein ganzer Bus Senioren am Fluss abgesetzt wird und die warmen Becken besiedelt. Wir entscheiden uns weiterzufahren, denn nach vier Tagen wollen wir nun endlich das Meer sehen.

REISEINFOS

DER PERFEKTE MIX Das Schönste an unserer Camperreise sind die vielfältigen Stationen: Sightseeing, Strandtage, Übernachtung in den Alpen.

CAMPING- UND STELLPLÄTZE:

Wohnmobilstellplatz im Valle Verzasca Via Cantonale 1 6634 Brione

Day & Night Parkplatz am Lago Maggiore Via Virgilio Alberto Parisi 21061 Luino

Wohnmobilstellplatz Equi Terme Locolità Equi Terme 58 54014 Equi Terme

Wohnmobilstellplatz in Strandnähe Viale delle Palme 57022 Marina die Castagneto Carducci

Camping Maremma San Souci Località Casa Mora 58043 Castiglione della Pescaia

Wohnmobilstellplatz am Lago di Bolsena Capodimonte Camper N 42° 33‘ 46‘‘ E 11° 53‘ 12‘‘

Privater Wohnmobil Stellplatz Weingut „Corte Viazza“ Via Becagli 16 46029 Suzzara

Day & Night Parkplatz am Oberalppass N 46° 39‘ 44‘‘ E 8° 40‘ 16‘‘

Vitamin Sea

Auf unserem Weg Richtung Küste können wir nicht anders als ständig anzuhalten, da ein Ort schöner als der nächste ist und wir die malerische Landschaft unbedingt lich lassen wir die Berge hinter uns und Meter vom schiefen Turm entfernt und späten Nachmittag brechen wir wieder der Wohnmobilstellplatz hier eher ein Parkplatz ist, stört uns nicht, denn wir verbringen sowieso den ganzen Abend trinken Aperol unter den Lichterketten uns einig: Italien ist das schönste Land der schön, packen wir am nächsten Morgen kommenden Tage bleiben wir am Meer!

RUNDUM SORGLOS Vom „Camping Maremma Sans Souci“ führt ein direkter Weg zum privaten Sandstrand. Auch für Liegestühle, Sonnenschirme und Eis am Stil ist gesorgt.

MEERBLICK Während der Strand tagsüber dicht besiedelt ist, können wir abends den Sonnenuntergang fast alleine genießen.

Glücksgriff

Spontan rufen wir bei einem Campingplatz an, der in einem Online-Blog empfohlen wird und reservieren einen Platz für drei Tage. Der „Camping Maremma San Souci“ in Castaglione della Pescia ist genau das, wonach wir gesucht haben: ein schöner verwinkelter Campingplatz im Pinienwald direkt am Meer. Nachdem wir die letzten Tage jeden Tag ein Stück weitergefahren sind, fühlen wir uns hier angekommen. Unser Stellplatz liegt schattig unter den großen Bäumen. Jetzt heißt es abschalten. Wir lassen die Tage verstreichen, machen Spaziergänge am Strand, genießen die ausgesprochen gute Pizza der Campingplatz eigenen Pizzeria und baden im Mittelmeer. Der zuverlässige Stromanschluss und die Sanitäranlagen sind nach einer knappen Woche auf spartanischen Wohnmobilstellplätzen echter Luxus. Weil es uns auf dem Campingplatz so gut gefällt, fragen wir am Morgen des dritten Tages, ob wir nochmal um zwei Nächte verlängern können. Wir haben Glück, unser Platz ist noch frei. Viele unserer Camp-Nachbarn brechen von hier aus auf zu Fahrradtouren durch die Toskana, auch die Provinzhauptstadt Grosseto ist nicht weit, doch wir sind viel zu sehr damit beschäftigt in den Tag hineineinen kurzen Besuch ab. Die letzte Nacht unserer Reise verbringen wir wieder in der Schweiz, diesmal in den Bergen. Nach der Zeit in der Toskana wird es am Oberalppass ganz schön frisch, immerhin haben wir so unsere Fleece-Pullis und Mützen nicht ganz umsonst mitgenommen. Das Fazit unserer Reise: Das war der beste Urlaub seit Langem!

IN DIE BERGE Zwischen Kühen, Bergen und dem Oberalpsee verbringen wir die letzte Nacht. Hätten wir mehr Zeit, könnten wir mit einer Gondel los zu einer Bergwanderung. Leider müssen wir nach Hause.

zuleben, dass wir es nur bis in den kleinen romantischen Ort schaffen.

Die Heimat ruft

Nach fünf Tagen im Paradies ist es an der Zeit für uns weiterzuziehen. Am Lago di Bolsena legen wir den letzten Stopp ein, bevor es wieder Richtung Heimat geht. Auf dem Rückweg übernachten wir auf einem wunderschönen Weingut am Po. Dort bekommen wir eine private Weinverkostung und zahlen für unseren Stellplatz, indem wir ein paar Flaschen mitnehmen. Bevor wir Italien verlassen, statten wir Florenz

HAUPTSTADT DER TOSKANA Florenz hat uns von Anfang an begeistert. Kunst, Architektur und Essen – hier gibt es so viel zu sehen, dass wir unbedingt wiederkommen wollen. DER WEG IST DAS ZIEL... ... und könnte schöner und abwechslungsreicher nicht sein. Während unserer zweiwöchigen Reise haben wir unzählige Male am Straßenrand Halt gemacht, um die Aussicht zu genießen und zu fotografieren.

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