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GESCHICHTE & GESCHICHTEN
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Oktober 2016 - Januar 2017
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Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Der Blick in die lokale Geschichte fasziniert immer wieder neu. Wer in sie eintaucht, entdeckt faszinierende Geschichten, auf die man vielfach zufällig stößt. Manchmal werden dabei längst verstorbene Mitbürger zu wichtigen Helfern wie im Fall der „Elefantenrunde“. Dass sich im letzten Drittel des 19. Jahrhundert in Norden regelmäßig eine honorige Herrenrunde traf, um außergewöhnliche Wetten abzuschließen, wäre längst in Vergessenheit geraten, wäre nicht der Ururgroßvater des Fehntjer Keno Borde der Initiator dieser Runde gewesen, und hätte nicht sein Großvater Erhard Borde die Einträge im „Wettbuch“ übersetzt. So wissen wir, dass sich eines Tages ein bekannter deutscher Literat namens Wilhelm Busch zu der Runde gesellte. Noch tiefer tauchen wir in die Geschichte ein, wenn wir uns mit der Frage befassen, wie sich Ostfriesland unter dem Regiment des Königreichs Hannover in der Zeit von 1815 bis 1866 entwickelt hat. Während wir mit dieser Geschichte in dieser Ausgabe unseres Magazins am tiefsten in die Geschichte eintauchen, handelt die Geschichte des fehntjer Piratensenders „Radio Monza“ in der jüngeren Geschichte. Der Trauermonat November hat wegen der Geschehnisse in der „Pogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 für uns eine zusätzlich dramatische Bedeutung. Wenn wir der damaligen Ereignisse gedenken, wird das Schicksal unseres früheren Mitbürgers Alfred Koch meist vergessen, der von Westrhauderfehn über Emden in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Reisen Sie mit uns in die Geschichte
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Wenn von den ehemaligen jüdischen Mitbürgern die Rede ist, wird einer meist vergessen, vielleicht weil Alfred Koch als „getaufter Jude“ nicht als Jude wahrgenommen wurde. Er galt eher als Helfer der „kleinen Leute“ für die er Briefe verfasste, sich vielfältig für sie einsetzte und sie auch anwaltlich vertrat. Eine andere Erklärung könnte die fragwürdige Rolle sein, die die evangelisch lutherische Kirche in Person vor allem des Kirchenvorstandsmitglieds Hermann Linde, Kochs Schwiegervater, spielte, der sogar seine Enkelkinder verstieß. Schließlich waren es Kochs Kinder selbst, die kaum daran interessiert waren, die Geschichte ihrer Familie aufzuarbeiten.
Die Ostfriesische Tageszeitung (OTZ) wies ihre Leser im Jahr 1935 unter anderem darauf hin, dass Alfred Koch „getaufter Jude“ sei. Quelle: OTZ Es war im Dezember des Jahres 1940, als im GA über die Goldene Hochzeit des Ehepaars Hermann Linde und seiner Ehefrau Elskeline geborene Rhauderwiek zu lesen war. Bürgermeister Heinrich Schoon (NSDAP-Mitglied) hatte gratuliert und ein „Ehrengeschenk“ überreicht, Pastor Köppen hatte das Jubelpaar gesegnet, der Gesangverein „Einigkeit“ Rajen hatte musikalisch gratuliert, alles wie üblich. Üblich auch, dass der Berichterstatter in der Zeitung über den beruflichen Werdegang des Schiffers und über dessen familiäre Ereignisse schrieb. Eines stimmte nicht, zumindest nicht ganz,
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fehntjer ZEITGEIST :: Vorwort / Alfred Koch als „getaufter Jude“ ermordet
Foto: Dürsch
Im Geburtsort Nieder-Ingelheim von Alfred Koch wurde zur Erinnerung an seine Schwester Lina und ihn „Stolpersteine“ verlegt. nämlich ein Teil des ersten Satzes: „Eine fröhliche Feier ihrer Goldenen Hochzeit erlebten die Eheleute … Linde … zusammen mit ihren Kindern …“ Die Tochter Johanna fehlte beim Fest, Schwiegersohn Alfred Koch und die beiden Enkel Else und Helmut ebenso. Die Tochter war tot, der Schwiegersohn war im Konzentrationslager, und die beiden Enkel hatte die Familie verstoßen, weil sie für gläubige Nationalsozialisten wie die Lindes „Halbjuden“ waren.
Alfred Koch hatte sein Büro im Haus des Zimmermanns ter Fehn an der Ecke Rajen / 3. Südwieke. In dem umgebauten Gebäude ist heute das Versicherungsbüro seines Enkels Hans-Joachim untergebracht, davor oder danach lebte er im Haus Freese an der 4. Südwieke. Nachdem er Johanna Linde, geschiedene Pfeiffer kennengelernt hatte und sie einander heiraten wollten, ließ Koch sich taufen, und zwar von Pastor Theodor Heyer, Westrhauderfehn, der Mitglied der NSDAP und der nationalsozialistisch orientierten „Deutschen Christen“ war. Kochs Schwiegervater, der Altschiffer Linde, gehörte dem Vorstand der evangelischen Kirche in Westrhauderfehn an. Das Paar heiratete und wohnte vermutlich im Haus 3. Südwieke 236a. Im Jahr 1930 brachte die Frau ihre Tochter Else (Elsa) zur Welt, zwei Jahre später wurde der Sohn Helmut geboren. Aus erster Ehe hatte die Mutter ihren 1924 geborenen Sohn Johann Pfeiffer mit in die neue Familie gebracht. Zur letzten freien Kommunalwahl am 12. März 1933 trat Alfred Koch mit einer eigenen Liste an und wurde in den Gemeindeausschuss gewählt. Auf Anordnung der „Partei“ konnte er sein Mandat nicht antreten. Zur konstituierenden Sitzung wurde er nicht eingeladen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte er als „Jude“, der er in den Augen der braunen Herrenmenschen immer noch war, immer größere Probleme. Die OTZ (Ostfriesische Tageszeitung, eine NSDAP-Gründung) wies im Jahr 1935 in einer Sonderbeilage darauf hin, dass Koch „getaufter Jude“ sei.
Auf dem Fehn arbeitete Alfred Koch als „Rechtskonsulent“. Rechtskonsulenten waren Laien, die sich durch das private Studium von Gesetzestexten die Fähigkeit erwarben, rechtliche Beratungen zu geben. Da sich viele ärmere Leute weder einen Rechtsanwalt noch ein Hochschulstudium leisten konnten, wurden meist in Städten die Rechtskonsulenten aktiv. Quelle: Wikipedia
Nach seiner Entlassung aus dem Lingener Gefängnis musste er am 27. Januar 1939 seine Frau zu Grabe tragen. Zeitzeugen zufolge war sie an den Folgen der Sterilisation gestorben, zu der sie gezwungen worden war, weil sie mit einem „Juden“ verheiratet war; dieser Eingriff setzte die Unterschrift des Arztes Dr. Peter Visher voraus, der während der NS-Zeit Leiter des „Amtes für Volksgesundheit“ und damit für die Umsetzung der NS-Rassegesetze verantwortlich war.
Zu Alfred Koch brachten Jugendliche aus Ingelheim in Erfahrung: „Lina Kochs Bruder Alfred zog ca. 1928 nach Westrhauderfehn/ Ostfriesland… Er eröffnete dort ein Büro als Rechtsbeistand. Sein eigentlicher Beruf war jedoch Chemiker. Er hat in Heidelberg studiert. Er war dort bei den einfachen Leuten beliebt, weil er sich für ihre Rechte einsetzte und auch schon mal einen Brief für sie verfasste, ohne gleich ein Honorar zu nehmen. Er lernte dort Johanna Hermine Pfeiffer geb. Linde kennen. Sie nahm seine Dienste als Rechtsbeistand für ihre Scheidung in Anspruch. Die beiden haben sich ineinander verliebt und Johanna erwartete auch bald ein Kind. Johanna hatte aber einen sehr strengen und dominanten Vater, der schon mit der Scheidung nicht einverstanden war. Er ließ die Hochzeit zwischen ihr und Alfred Koch erst zu, als dieser zustimmte, dem evangelischen Glauben beizutreten. Alfred Koch hat dem nur schweren Herzens zugestimmt. Aber er wollte ja Frau und Kind haben.“
Koch wurde am 3. August 1940 verhaftet, angeblich weil er eine Schlägerei mit einem „Volksgenossen“ angezettelt haben sollte, und zunächst in das Gefängnis der „Geheimen Staatspolizei“ (Gestapo) in Emden überführt und von dort in das KZ Sachsenhausen deportiert. Dazu heißt es in einem Schreiben der Gestapo vom 2. Oktober 1940: Der ‚Schutzhäftling’ Alfred Israel Koch…„wird in absehbarer Zeit auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes dem K. Lager Sachsenhausen überstellt. Die hiesige Ortspolizeibehörde wurde angewiesen, Koch mittels Sammeltransports nach Sachsenhausen zu überstellen. Ich bitte, K. am Tage der Überführung zu entlassen.“ Von Sachsenhausen transportierte man ihn im November 1942 nach Auschwitz, wo er am 5. November 1942 in der Gaskammer ermordet und sein Leichnam um 9.20 Uhr im dortigen Krematorium verbrannt wurde.
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fehntjer ZEITGEIST :: Alfred Koch als „getaufter Jude“ ermordet
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Ostfriesland unter hannoverscher Regierung 1815 bis 1866 Von 1815 bis 1866 gehörte Ostfriesland zum auf dem Wiener Kongress gegründeten Königreich Hannover und wurde bis 1837 in Personalunion mit Großbritannien regiert. Im Deutschen Krieg 1866 wurde das Königreich mitsamt Ostfriesland von Preußen annektiert. Diese Zeit ist Gegenstand einer Sonderausstellung, die am 18. September 2016 im Pelzerhaus in Emden eröffnet wird. Im ostfriesischen Geschichtsverständnis gilt die Hannoversche Zeit als eine für Ostfriesland schlechte historische Periode. So wird insbesondere die Phase der Personalunion mit Großbritannien bis 1837 in der zeitgenössischen Wahrnehmung als negativ aufgefasst. Die Bevölkerung Ostfrieslands hatte während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stets mit sozialen Nöten und wirtschaftlichen Rezessionen zu kämpfen. Missernten führten beispielsweise zu einer Agrarkrise, in deren Folge es zur Verarmung der Bevölkerung und
einer immer stärkeren Auswanderung von Ostfriesen nach Amerika kam. Die Migration von Ostfriesen in die USA war zwar keine Neuheit, denn nachweislich gab es bereits im 17. Jahrhundert ostfriesische Einwanderer in die Staaten. Im 19. Jahrhundert kam es allerdings zu einer größeren Welle von Abwanderung nach Amerika und die Gründe hierfür waren vielfältig. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es Missernten und die instabile politische Lage infolge der Napoleonischen Kriege. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte auch die beginnende Industrialisierung dazu, dass vor allem Kleinhandwerker und Landarbeiter als Verlierer auf der Strecke blieben. Besonders im Zeitraum von 1820 bis 1850 wanderten deshalb viele Menschen in die USA ein. Es waren aber nicht nur die sozialen Missstände, sondern auch die Aussicht auf ein selbstbestimmtes Leben auf eigenem Grund und Boden, derentwegen sie Ostfriesland verließen.
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Doch nicht nur in sozialer, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht war Ostfriesland immer wieder Umschwüngen unterworfen. So verlor zum Beispiel die Stadt Emden ihre Vorrechte beim Handel und sah sich einer immer stärker werdenden Konkurrenz durch Leer und Papenburg ausgesetzt. Allerdings befand sich der ostfriesische Seehandel zu dieser Zeit durch die Agrarkrisen auf einem eher niedrigen Niveau, da diese in mehreren Jahren einen Einbruch in den Exporten nach sich zogen. Die Moorkolonisierung in Ostfriesland war ein mehrere hundert Jahre andauerndes Großprojekt und wurde schon von den ostfriesischen Fürsten, Preußen und im Königreich Hannover betrieben. In diesem Zusammenhang wurden im 18. Jahrhundert Fehnsiedlungen errichtet, zum Zwecke des Kanalbaues und des Torfstechens. Der Torfabbau war in Ostfriesland im 18. und 19. Jahrhundert ein wichtiger wirtschaftlicher Sektor. Vor diesem Hintergrund entstand die Gemeinde Rhauderfehn aus einer 1769 gegründeten Fehnsiedlung mit demselben Namen. Die Rhauder-Fehn-Compagnie erhielt 8.550 km² als Oberpächter vom preußischen Staat und verpachtete sie weiter an Untererbpächter. Diese wurden im 18. Jahrhundert damit betraut den Torf abzugraben und das Land zu kultivieren. Bis 1806 stieg die Einwohnerzahl durch die gezielte Moorkolonisierung auf 9.300 Personen an. Von 1810 bis 1813 gehörte Rhauderfehn zum Departement Ems-Orientale. Gemessen an der Einwohnerzahl war Rhauderfehn zu diesem Zeitpunkt das drittgrößte ostfriesische Amt hinter Aurich und Leer. Streitigkeiten zwischen der Fehnkompanie und dem Johanniterorden behinderten die Entwicklung des östlichen Teils von Rhauderfehn, bis es unter französischer Herrschaft zur Staatsdomäne wurde. Die infolgedessen eingetretene positive Entwicklung von Ostrhauderfehn lässt sich an der Bevölkerungszahl ablesen, die von 149 in den Jahren 1822 bis 1895 auf 1104 Personen anstieg. Da das Siedlungsgebiet für reine Landwirtschaft zu klein war, fuhren viele männliche Bewohner zusätzlich zur See. Die Kanäle waren bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts die bedeutendsten Transportwege. Über den Hauptfehnkanal wurden nicht nur der Torf, sondern auch alle benötigten Waren mit Mutten oder Tjalken von oder nach (Ost-) und Rhauderfehn transportiert. In den beiden Fehnorten wurde erst 1862/63 mit dem Bau fester Straßen in den Ortszentren von West- und Ostrhauderfehn begonnen. Nach und nach wurde die relativ kurze Straßenverbindung vom Fehntjer Meer nach Ostrhauderfehn zu einer geklinkerten Straße ausgebaut. Im übrigen Ostfriesland begann der Bau steinerner Chausseen bereits in den 1840er Jahren. Vor diesem Hintergrund lösten ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Straßen und Chausseen die Wasserwege als wichtigste Verkehrswege in Ostfriesland allmählich ab. Gleichwohl waren die Wasserwege weiterhin von großer Bedeutung. Das lag an dem geringen Ausmaß des Straßenbaus vor 1815 und in der Zeit der Personalunion des Königreichs Hannovers mit Großbritannien bis 1837. In Ostfriesland wurden die
Straßen und Wege somit verhältnismäßig spät in größerem Umfang ausgebaut. Der Straßen- und Chausseenbau konnte hier aufgrund des zu weichen Untergrunds und der Entwicklung der Entwässerungssysteme erst im 19. Jahrhundert intensiver betrieben werden. Deshalb behielten die Wasserwege relativ lange ihre zentrale Bedeutung. Bis zum systematischen Ausbau der gepflasterten Straßen und Chausseen blieb Ostfriesland in der Gestaltung der Landstraßen ein Land ohne Chausseen. Erst 1834 wurde mit dem Straßenbau in Ostfriesland begonnen, einer Straße von Aurich nach Leer. Ab den 1840er Jahren befasste sich auch die Ostfriesische Landschaft mit der Verkehrsproblematik. 1842 wurde eine Chaussee von Emden nach Aurich gebaut. Das negative Geschichtsbild von der Hannoverschen Zeit in Ostfriesland als einer wirtschaftlich und sozial krisenhaften und unbedeutenden Zeit muss jedoch revidiert werden. Durch Recherchen zeigte sich, dass die aus Hannover regierte Provinz eine durchaus große Vielfalt an Unternehmens- und Firmengründungen aufweisen konnte. So wurden in dem Zeitraum von 1815 bis 1866 diverse Unternehmen in Ostfriesland gegründet und stiegen zu bedeutenden Firmen auf – einige dieser Firmengründungen sind sogar vor 1815 zu datieren. Neben der 1809 gegründeten Brennerei Doornkaat aus Norden, sind es vor allem zwei Leeraner Unternehmen, die für die einheimische Wirtschaft von Bedeutung waren. Bereits 1800 eröffnete Friedrich Wilhelm Groß eine Weinhandlung, welche 21 Jahre später von Johann Daniel Wolff übernommen wurde und seitdem seinen Namen trägt. Die Weinhandlung Wolff war zunächst nur eine Weinhandlung unter vielen in Leer. Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt 1806, gründete Johann Bünting in Leer die Firma Bünting-Tee. Des Weiteren erlebten die Häfen in Leer und Norden um 1800 und vor allem nach 1815 eine sehr gute Entwicklung. So galt der Leeraner Hafen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und ab 1815 als einer der bedeutendsten Handelshäfen. Gerade für Leer war die endgültige Abschaffung des Emder Stapelrechts vorteilhaft. Dadurch konnte Leer insbesondere vom überseeischen Handel ab 1815 profitieren und überwand die Kriegsbelastungen und -folgen relativ schnell. Nach 1815 erreichte der Leeraner Hafen bald wieder das Niveau der vornapoleonischen Zeit und übertraf es später sogar. Um 1819 galt Leer wieder als aufstrebende und wirtschaftlich attraktive Handels- und Hafenstadt. Infolge dieses wirtschaftlichen Aufschwungs stieg die Einwohnerzahl Leers auf fast 6000 Personen an, woraufhin Leer 1823 das Stadtrecht verliehen bekam. Besondere Förderung erfuhr der ostfriesische Schiffsbau durch die Hannoveraner Regierung wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in den 1820er Jahren. 1860/61 entstanden in Leer eine Dockschleuse und 1862 eine zollfreie Niederlage. Das Hafengeschehen verlagerte sich jedoch immer mehr in Richtung des Dockhafens. fehntjer ZEITGEIST :: Moorkolonisierung unter schwierigen Verkehrsbedingungen
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EMSLANDMUSEUM SCHLOSS CLEMENSWERTH, SÖGEL Fotoausstellung am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth Unter dem Titel „Backstage, Reisen und Portraits“ sind bis einschließlich 30. Oktober 170, vornehmlich in schwarz-weiß und analog aufgenommene, Fotografien von Katharina John am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth (Sögel) zu sehen. Die Künstlerin sucht für ihre Motive – egal ob Portrait oder Landschaft – immer den einen, den wahren Augenblick. Deswegen sind ihre Fotos nie inszeniert, sondern wirken wie zufällige Schnappschüsse. Diese Authentizität und Ehrlichkeit spürt auch der Betrachter! Katharina John ist die Ehefrau des Schauspielers Ulrich Tukur (u.a. Tatort) und lebt seit vielen Jahren in Venedig. Advent auf Schloss Clemenswerth Am 3./4. Dezember findet in Sögel / Emsland mit dem „Advent auf Schloss Clemenswerth“ ein besonderer Weihnachtsmarkt statt. Vor barocker Kulisse laden 100 Verkaufsstände zum Bummeln und Verweilen ein. Mit individuellen Geschenkideen und regionalen Gaumenfreuden bietet der Markt für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas. Das macht u.a. seine überregionale Bekanntheit aus! Ein Tipp ist ein Besuch in den Abendstunden, dann nämlich taucht Schloss Clemenswerth ein in ein Meer aus 1.000 Lichtern. Ein Programm aus Straßenorgelklängen, weihnachtlicher Blasmusik, Chorgesang sowie ein umfangreiches Kinderangebot machen den Markt zu einem unvergesslichen vorweihnachtlichen Erlebnis! www.clemenswerth.de © Emslandmuseum Schloss Clemenswerth
Die Förderung der Hafen- und Handelsentwicklung im Königreich Hannover beschränkte sich jedoch nicht auf Leer. In den 1840er Jahren wurde der Emder Hafen ausgebaut und 1848 ein dazugehöriges neues Emder Fahrwasser gegraben. In der Zeit nach der Personalunion investierte die Hannoversche Regierung in großem Stil in die Verkehrsinfrastruktur. König Ernst August von Hannover und sein Nachfolger Georg V. förderten neben dem Straßen- auch den Eisenbahnbau im großen Maßstab. Sie banden in den 1850er Jahren mit der Hannoverschen Westbahn Ostfriesland an das vorhandene Eisenbahnnetz an. Damit wurden die Voraussetzungen für den Ausbau des Eisenbahnnetzes in Preußen und im Deutschen Kaiserreich geschaffen. Auch der Plan, Ostfriesland durch die Binnenschifffahrt mit dem Ems-Jade-Kanal an Westfalen anzubinden, wurde in seinen Grundzügen bereits vor 1866 entworfen. In Emden basierte nicht zuletzt der Ausbau des Hafens im Deutschen Kaiserreich auf Planungen aus der Hannoverschen Zeit. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Hannoversche Zeit nicht nur durch wirtschaftliche und soziale Krisen, sondern auch durch wirtschaftlichen Aufschwung und infrastrukturelle Entwicklung geprägt wurde. Nikos Wallburger und Sebastian Saathoff
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Insbesondere ab 1856 wurden beim Transport die Anforderungen des Eisenbahnverkehrs von zentraler Bedeutung. Ebenfalls musste der Güterumschlag von Schiene und Chaussee auf das Wasser berücksichtigt werden. Die Dampfschifffahrt in Leer konzentrierte sich ab etwa 1870 maßgeblich auf den Personenverkehr von Badetouristen nach Borkum und Norderney. Bis 1900 verzehnfachte sich die Zahl der beförderten Personen. Gerade bei diesem gewinnbringenden Geschäft sowie auch beim Warenverkehr war der reibungslose Übergang von der Chaussee auf die Schiene von entscheidender Bedeutung.
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Das Ostfriesische Schulmuseum Folmhusen bietet nicht nur Interessantes und Wissenswertes zur Geschichte der Schule. Bis zum 22. Januar 2017 widmet sich eine Sonderausstellung dem Thema „Kalligrafie“. Gezeigt werden Beispiele vom Schönschreiben in der Schule früher und künstlerisches Kalligrafieren. Zu sehen sind u.a. Werke von Gudrun Saamer aus Westoverledingen. www.ostfriesisches-schulmuseum.de
Nikolausmarkt vom 2. bis 4. Dezember. So stimmungsvoll können Sie das Museumsdorf nur in diesen drei Tagen erleben! Abends werden die Häuser angestrahlt und die Wege mit Laternen und Feuer beleuchtet. Die Dielen und Kammern unserer Häuser sind vorweihnachtlich geschmückt. Auf Ihrem Bummel begleiten Sie besinnliche Musik und der Duft von traditionellen, vorweihnachtlichen Leckereien aus der Küche des Dorfkruges, der Backstube des Dorfbäckers und von diversen Ständen im Gelände. Hinter jeder Tür sind originelle, oft handgefertigte Geschenkideen zu entdecken.
Spökenkieker - Touren (15.10.16-15.3.17) Feuer- und Fackelschein sowie ein leibhaftiges Gespenst lassen die Besucher in eine mystische und geheimnisvolle Erlebniswelt eintauchen. Während des Rundganges erzählt der Spökenkieker in plattdeutscher bzw. in hochdeutscher Sprache den Gästen nachdenkliche, schaurig-gruselige aber auch lustige Geschichten rund um das Leben der frühen Siedler. Zum Abschluss werden die Gäste zu einem Glas Glühwein oder aber zum Buchweizen- Pfannkuchenessen ins alte Kapitänshaus eingeladen. www.von-velen-anlage.de
Besuchen Sie uns im Forum Alte Werft!
Samstag, 03. Dezember 2016, 19:00 Uhr, Stadthalle Magische Momente voller Leidenschaft und Lebensfreude
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Drama, Action, Kult, Gefühl und Spaß - eine atemberaubende Reise quer durch die internationale Musicalgeschichte. Dienstag, 13. Dezember 2016, 19:30 Uhr, Stadthalle Ein musikalisches Fest vor dem Fest
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OSTFRIESISCHES SCHULMUSEUM, FOLMHUSEN
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Sa 3. Dez. | 13 - 22 Uhr So 4. Dez. | 11 - 19 Uhr
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Justus Frantz und die Philharmonie der Nationen…
…spielen die Brandenburgischen Konzerte. Mittwoch, 28. Dezember 2016, 19:30 Uhr, Stadthalle Ein zauberhafter Abend für die ganze Familie
Moscow Circus on Ice
Der erste Eiszirkus der Welt präsentiert in seinem Jubiläumsprogramm „Sensation“ Anmut und Akrobatik auf höchstem Niveau. Samstag, 07. Januar 2017, 19:00 Uhr, Stadthalle Klassisches russisches Ballett aus Moskau
Der Nussknacker
Traumhafte Musik von Tschaikowsky, perfekter Tanz, wunderschöne Kostüme und handgemalte Bühnenbilder. Samstag, 21. Januar 2017, 19:00 Uhr, Stadthalle „Für Geld tun wir alles“
Mirja Boes und die Honkey Donkeys
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fehntjer ZEITGEIST :: Eine schöne Zeit für
Kultur und Geschichte.
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„ELEFANTENRUNDE“ WETTETE UM DIE WETTE
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an nannte sie die „Elefantenrunde“, jene honorigen Her- er wurde verhaftet, 1872 vor Gericht gestellt, degradiert, zum Tode ren, die sich in den 1870er Jahren regelmäßig in einer verurteilt und zu 20 Jahren Haft begnadigt. Wer die Wette gewonGaststätte in Norden trafen, um in geselliger Runde nen hat, ist nicht bekannt. über die Probleme der Welt und den Geschehnissen in Dass wir uns heute mit den Wetten der Norder Herrenrunde Deutschland insbesondere zu debattieren, befassen können, ist der Tatsache geschulzu streiten und zu wetten. Mit Elefanten det, dass der Lehrer Hermann Ihnen einer der hatten die Herren Lehrer, Pastoren, AnwälWett-Partner war, und dass alle Wetten fein te und wer sich sonst noch zur gehobenen säuberlich (na ja) mit Bleistift in ein „WettGesellschaft zählte zumindest gemein, dass buch“ eingetragen wurden. Alle Wettpartner sie ausdauernd sein mussten, wollten sie haben unterschrieben, und dass die UnterDie Wetten waren dabei sein, wenn sich herausstellte, wer schriften häufig durchgestrichen sind, könndie Wette gewonnen hatte. Oft war nicht te bedeuten, dass die Wetten irgendwann weltmännisch, absehbar, wie lange es dauern würde, bis eingelöst wurden. Viel mehr weiß man nicht, kurios und auch das Ergebnis feststand, beispielsweise als denn das Büchlein enthält keine weiteren sie gewettet hatten, ob „Bazaine“ zum Tode Ínformationen. verrückt anmutend. verurteilt werden würde. Es kam in den Besitz von Imke Ihnen, verDer Blick ins Internet klärt uns auf, heiratete Borde, einer Urenkelin des Lehrers dass man es François-Achille Bazaine in Hermann Ihnen. Ihr Schwiegervater, der eheFrankreich übel nahm, dass er im deutschmalige Rhauderfehner Bürgermeister Erhard französischen Krieg als Befehlshaber der Borde, hat die Eintragungen in dem Büchlein französischen Rheinarmee am 27. Oktober aus der Sütterlin-Schrift „übersetzt“, aufbe1870 in der Festung Metz kapituliert und damit 170.000 Mann aus wahrt, und nach seinem Tod gelangten seine Notizen in den Besitz den Waffen gezwungen hatte. Man beschuldigte ihn des Verrats, seines Enkels Keno.
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fehntjer ZEITGEIST :: „Elefantenrunde“ wettete um die Wette
Die Wettpartner trafen sich mindestens 23 Jahre in regelmäßigen Abständen, wahrscheinlich in wechselnder Besetzung. Anlass dieses undatierten Fotos könnte der prominente Gast gewesen sein, der uns als dritter von rechts seinen schönen Bart zeigt: es ist der Dichter und Zeichner Wilhelm Busch. Der Bart des Herrn ganz links ist nicht weniger schön; dies ist der Lehrer Hermann Ihnen, der das Wettbuch vermutlich geführt hat.
Umlauf befindliche Aluminiummünze innen hohl sei oder nicht. Die letzte notierte Wette stammt aus dem Jahr 1896 und lautet: „Muss der Kaufmann ein Stück Ware, welches im Schaufenster mit einem Preise ausgezeichnet ist, je vom beliebigen Haufen gegen Barzahlung ausliefern?“ Da die erste Wette: „Ist bis zum 1. Januar 1874 die Monarchie in Frankreich eingeführt oder nicht?“, lautet, ist davon auszugehen, dass die Mitglieder der „Elefantenrunde“ späFrançois-Achille Bazaine, testens im Jahr 1873 erstmals gewettet haGegenstand einer Wette der ben, woraus folgt, dass diese Runde mindesNorder „Elefantenrunde“, wurde tens 23 Jahre bestanden hat. Dass sich eines zum Tode verurteilt, weil er im Tages (das Jahr ist nicht bekannt) auch der deutsch-französischen Krieg humoristische Dichter und Zeichner Wilhelm 1870/71 in Metz kapituliert hatte. Busch zu den „Elefanten“ gesellte, spricht daQuelle: Carte de Visite Photo für, dass sie eine gewisse Bekanntheit in Norden und vielleicht darüber hinaus erlangt haben könnte. Der inzwischen verstorDa sind noch die Wetten, in denen Herbene ehemalige Bürgermann Ihnen als Person erwähnt wird, der meister von Rhauderfehn, einzige aus der Runde, dessen Namen aufErhard Borde, rechts taucht. „Herr Ihnen behauptet, dass der in im Bild, hat die Eintraseinem Besitze befindliche Hirschfänger aus gungen im Wettbuch dem Jahre 1416 stamme.“ Norden, 6. Februar der „Elefantenrunde“ 1880: „Herr Ihnen verpflichtet sich, innerübersetzt, aufgeschrieben halb neun Minuten von dem Schomanschen und seinem Enkel Keno Hause in der Brückstraße bis zum Lütets(links) übergeben. Fotos burger Kruge zu reiten. Wird er es können?“, (2): Sammlung Borde er hat es geschafft da er 6,5 Minuten benötigte. Daraus lässt sich ableiten, dass die ZuManche Wette klingt weltmännisch: „Wird binnen hier sammenkunft der Herren in jenem „Krug“ (13. Januar 1877) und drei Monaten Krieg zwischen Russland und stattfanden. Am 30. September 1893 wurde gewettet: „Werden auf der Türkei ausbrechen oder nicht?“, 24. April 1879: „Wird der Reichs- der Treibjagd die Herr Ihnen in der nächsten Woche auf Juist am tag in der jetzigen Session aufgelöst werden,“ oder 1883: „Wird das Mittwoch und Donnerstag abzuhalten beabsichtigt, 150 Hasen geSozialistengesetz mit Hilfe des Zentrums durchgehen oder nicht?“ schossen?“ Das Ergebnis war eindeutig. Die Strecke zeigte 280 erViele Wetten betrafen die Entwicklung des Eisenbahnverkehrs. Es legte Hasen und 127 geschossene Hühner. ging um die Weiterführung der „Westbahn“ von Emden nach NorAuch bei einer verrückt anmutenden Wette war Lehrer Ihnen den, um den Ausbau der Küstenbahn oder: „wird ab 1. Juli 1884 die der Protagonist: „Falls der Lehrer Ihnen innerhalb vier Wochen von Pferdebahn von Norden Bahnhof bis Norddeich in Betrieb sein?“ heute einen lebenden Dachs am Bändchen zur Stelle liefert, geben Andere Wetten klingen eher kurios wie: „Sagt man: ich habe die unterzeichneten ein Fass Bier aus. Norden, den 1. Juli 1882. Ich dir auf den Fuß getreten oder ich habe dich auf den Fuß getreten?“, will ein Fass Bier verloren haben, wenn Herr Ihnen den Dachs nicht „Versendet eine Brauerei in Erlangen Export-Bier in Flaschen?“, um liefern sollte, U. Agena.“ Dann ist zu lesen: „Der Dachs ist geliefert zwei Fass Bier ging es im Jahr 1882 bei einer Wette, deren Ergebnis am 24., Norden 1882.“ Dem Vernehmen nach soll sich dieser Dachs erst nach zwei Jahren feststand: „Wird binnen zwei Jahren das Ta- heute in konservierter Gestalt im Keller des Ubbo-Emmius-Gymnabaksmonopol eingeführt?“ 1887 wurde darauf gewettet, ob die im siums in Leer befinden.
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HEINZ MAYER WAR
PIRAT
R E D N E ENS
RADIO MONZA
Es
war etwa im Jahr 1972 als es Heinz Mayer leid war erleben zu müssen, dass im Radio eher selten Musik gespielt wurde, die nach seinem Geschmack war. Dies müsse sich ändern, mag er gedacht haben, aber darauf warten, dass die Programmmacher im Rundfunk endlich auf den Geschmack der jungen Leute eingehen, wollte er nicht. Damals wohnte er – wie seit vielen Jahren wieder – in dem Haus der Verlängerung der 1. Südwieke, die heute gedanklich leicht Westrhauderfehn zugerechnet wird, tatsächlich aber im hinteren Teil auf dem Gebiet der früher selbständigen Gemeinde Klostermoor verläuft. Wo der Technik-Fan Mayer heute mit seiner Familie wohnt, empfing einst sein Großvater, der langjährige Bürgermeister von Klostermoor, Heinrich Freese, seine Besucher. Der Opa staunte nicht schlecht, als er mitbekam, was sein Enkel zu treiben begonnen hatte. Mayers erste „Sendeversuche“ waren reine Schallübertragung. Er stieg auf den Dachboden des großväterlichen Hauses, dass gleichzeitig Amtssitz des Bürgermeisters in Person seines Opas war, nahm einige Ziegel aus dem (vermutlich nicht gedämmten) Dach, hielt das Blaupunkt-Kofferradio – eine Geschenk des Opas – nach draußen und schickte den aktuellen Rocksong von Radio Luxemburg per Schallwelle zu einem einige Häuser weiter wohnenden Freund Osfried Tessartzik, der sich auf dieselbe Weise revanchierte.
„Tabu“ ermöglichte „tabuloses“ Radio Der „Umweg“ über ein reparaturbedürftiges Schiff, die „Tabu“, führte bald zur Inbetriebnahme des ersten Piratensenders auf fehntjer Boden. Das Schiff lag im Hafen von Leer, und als dessen Eigner Julius Weiler aus Hamburg erkannte, dass Mayer Ahnung von der Technik seines Schiffes hatte, kamen beide überein, dass er bei der Reparatur des Schiffes helfen sollte. Während der Arbeit fiel sein Blick auf einen Sender der Marke Telefunken, der sich ungenutzt an
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fehntjer ZEITGEIST :: Radio Monza
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Bord befand. Nach getaner Arbeit durfte er den Sender mitnehmen. Um einen Radiosender installieren zu können, fehlte ihm jetzt noch ein Netzteil, alles andere würde sich finden. Von einem in den Niederlanden lebenden Vetter, der bereits „Ätherpirat“ war und sich „Radio Bremerhaven“ nannte, erfuhr er, dass es in unserem Nachbarland „Surplus“-Läden gab, eine Art Geschäft für neue und gebrauchte Technikartikel. Dort sei vielleicht ein Netzteil zu bekommen. Nicht ahnend, was auf ihn zukommen würde, und auch weil das Wetter schön war, fuhr er mit dem Rad in das Nachbarland nach Finsterwolde, um mit dem Vetter in dessen Auto nach Dies war das Logo von Winschoten zu fahren. Er wurde fündig, er„Radio Monza“ warb ein Netzteil, das etwa 30 Kilo wog und brachte es mit dem Rad nach Klostermoor. Jetzt war der Sender bald aufgebaut, aber eine Vorstellung davon, was er senden wollte, hatte er noch nicht. Klar, wollte er wissen, ob alles so funktionieren würde, wie er es sich gedacht hatte. Die Langdrahtantenne war bald gespannt, der Mittelwellensender eingestellt, dann konnte es losgehen. Was er damals vom Boden des großväterlichen Hauses aus in den Äther schickte, weiß er nicht, aber es dürfte kaum mehr als ein beliebiger Test gewesen sein, den eh niemand wahrnehmen würde, war er überzeugt. Aber es kam anders.
Am Anfang war „Radio Apen“ Recht bald habe sich ein „Pirat“ namens Evert Zwarts aus den Niederlanden gemeldet, der die kurze Ausstrahlung Mayers mitbekommen hatte und seinen Sender „Stormvogel“ nannte. Er bestätigte den Empfang und fragte Mayer in niederländischer Sprache, welchen Namen er sich gegeben habe. Mayer war überrascht, denn noch hatte er nicht daran gedacht, irgendwie regelmäßig senden zu wollen. Wozu brauchte er dann einen Namen? Der holländische Kollege war anscheinend schon länger „auf Sendung“, deshalb war für ihn klar, dass Piraten-Radio ohne Namen nicht funktionieren Te Vor kos l.: -O te 01 rt- nl 52 Be ose /2 ra 90 tu 51 ng 62 8
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Die
70er
Piratensender Radio Monza
Holländische Radiopiraten, mit denen "Radio Monza" Kontakt pflegte; Heinz Mayer holte sie auch zu "Piratenpartys" nach Scharrel. konnten. Von Beruf Fernfahrer, sei er häufig im ammerländischen Apen gewesen. Was er davon halte, seine Station „Radio Apen“ zu nennen, fragt er Mayer, und weil der deutsche „Jung-Pirat“ nichts Besseres wusste, stimmte er zu. Wenig später meldete sich der nächste „Pirat“ bei Mayer, und ehe er sich versah, hatte er die ganze Nacht durchgesprochen. Seine Frau Helga fand die Resonanz so spannend, dass sie sich ab und an zum Kartoffelschälen auf den Boden des Hauses begab, um von dem Radioabenteuer etwas mitzubekommen. Dass sie das Kartoffelmesser bald immer häufiger gegen einen Kugelschreiber würde eintauschen müssen, daran wird sie damals noch nicht gedacht haben.
Ex- Bürgermeister fühlte sich veräppelt Großvater Heinrich Freese lebte noch, und er mag sich gewundert haben, als sich sein Enkel eines Tages an seinem Radio zu schaffen machte, das in einem der in den 1950er Jahren modernen Musikschränke stand. Er stellte den Empfänger auf seinen Sender ein, und bald drang eine Stimme an Opas Ohr, die ihm zwar bekannt vorkam, aber das konnte ja nicht sein. Nein, sein Enkel wollte ihn auf den Arm nehmen, als er sagt, dass ein anderer Enkel aus Finsterwolde „im Radio“ sprechen würde. Aber es traf zu, denn der andere Enkel war auch ein „Pirat“. Mayer war jetzt immer häufiger „auf Draht“ oder „in de lucht“, wie die Niederländer sagen. Nachdem die Familie nach Ramsloh umgezogen war, weil von dort der Weg zu seinem Arbeitsplatz in Friesoythe kürzer war, sendete er von dort aus weiter. Seine Bekanntheit und die seines illegalen Senders steigerten sich durch Mundpropaganda, sowie durch Werbedurchsagen und „nebenbei“ durch
diverse „Piratenfeste“ mit holländischen „Edel-Piraten“ wie „Johnnie Walker“, „Hawaii“, „Rodeo“, „Peter Wijngaarden“, „De Kater“ aus der berühmt-berüchtigten Piratenstadt Emmercompascuum, sowie „Brescia“ aus Onstwedde und durch den „Kanaalstreekkorrespondent“ der Piratenzeitschrift „Free Radio Magazin“ – FRM, Anton de Wyk aus Stadskanaal. Diese Feste organisierte Harry Mayer in Scharrel und Sedelsberg und legte dabei selbst die Platten auf.
Aus „Apen Radio“ wurde „Radio Monza“ Eines Tages bekam er Besuch von einem anderen – inzwischen verstorbenen – Holländer, der „Apen Radio“ in Stadskanaal gehört hatte. Es war Johannes Komis aus Onstwedde, der sich den Piratennamen „Brescias“ gegeben hatte. Wie sein erster holländischer Piratenkontakt einige Jahre zuvor, war auch dieser „Kollege“ Fernfahrer von Beruf. Er hatte italienische Getränke dabei, und es sollte ein schöner Abend werden. Der Name „Apen Radio“ gefiel ihm nicht. Er sei gerade aus Italien zurückgekommen, sagt er, genauer aus Monza. Was er davon halte, seinen Sender in „Radio Monza“ umzubenennen? So geschah es. Als sich eines Tages eine Friseurin von einem Friseursalon aus Loga bei ihm meldete und ihn bat, einen Geburtstagsgruß für eine Mitarbeiterin zu senden, mag Mayer gedacht haben, das könne er wohl mal machen; die Konsequenz wird ihm zunächst nicht bewusst gewesen sein. „Später kam meine Frau mit dem Aufschreiben der Grüße und Glückwünsche kaum nach, die ich senden sollte.“ Die erste Reaktion auf den Glückwunsch für die Friseurin, kam in Person des ortansässigen Haarkünstlers Wilfried Buurmann vom Salon Buurmann in Ramsloh auf ihn zu. Das gehe ja gar nicht, dass Ge · Rotlicht / Fango sc gib Bei u he t e · Manuelle Massage nk s a ns -G uc · Bindegewebs-Massage ut h sc · Massage nach Breuß he Masseurin ine · Manuelle Lymphdrainage med. Bademeisterin LymphdrainageTherapeutin · Dorn Therapie
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aufgebrummt - oder besser ihn angezeigt - und den Sender konfisziert hatte, und es sollte nicht dessen letzter Besuch gewesen sein. „Jedem Piraten war klar, dass diese Sendungen verboten waren.“ Der Rundfunkpirat aus Klostermoor wurde vor Gericht geladen, aber die Verhandlung ähnelte eher einer gemütlichen Männerrunde. Zwar musste Mayer die Geldbuße zahlen und sich mahnende Worte anhören, ansonsten verlief das Gespräch eher schmerzarm. Mit der guten Absicht „es nie wieder zu tun“, war es bald vorbei. Einmal vom Piratenvirus infiziert, braucht es nicht viel, wieder rückfällig zu werden. Er musste kaum gedrängt werden und schon war er wieder auf dem Weg in die Niederlande, diesmal mit dem Auto, um zu besorgen, was er am dringendsten benötigte, nämlich einen Sender. Wieder wurde er in einem dieser „SurplusAntik-Läden“ fündig und stattete bei dieser Gelegenheit dem Piratensender „Housten Radio“ einen Besuch ab.
Wenig später war der Rundfunkpirat zunächst überrascht, als ihm ein Interessent 100 Mark auf den Tisch legte und eine Werbung für seine private Heiratsvermittlung gesendet haben wollte. „Mensch, dachte ich, damit kann man sogar Geld verdienen.“ Dass der Herr mehrfach wiederkam, scheint zu belegen, dass sich die Werbung über Radio Monza für ihn gelohnt hat. Ein anderer Besuch war wesentlich unangenehmer. Weil „Piraten-Sender“ verboten waren, stand Mayer bald auf der „Fahndungsliste“ der „Deutschen Bundespost“, die ihr Monopol hartnäckig verteidigte und den Piraten mit ihren Peilsender stets auf der Spur waren. Als Mayer, der von 1973 bis 1982 in Ramsloh lebte, eines Tages erwischt wurde, musste er 350 Mark bezahlen Sendepirat wurde „rückfällig“ und war seine Sendeanlage los. Aber das bedeuJeden Tag Dann kehrte er mit einem Sender zurück – 50 bis tete nur eine kurzzeitige Unterbrechung der SenFrühstücksbuffet 60 Kilo schwer – der einst während des Krieges dungen von „Radio Monza“. Der Fahnder bestand 9,00 € p.P. in einem französischen Bomber eingebaut gewedarauf, als „Zugabe“ die von „Radio Monza“ oft Nicht von gestern, sen war. Bald konnte er wieder loslegen, und zugespielte Scheibe mit dem Titel „Die Schleifer von sondern urgemütlich! nächst sendete er weiter im Mittelwellenbereich Paris“ vom „Edelweiß Sextett“ geschenkt zu beum 1400 Kiloherz. „In diesem Frequenzbereich zu kommen. Der leicht anzügliche Text des Liedes Pferdemarktstr. 47 · Leer senden wurde immer problematischer, denn die scheint ihm gefallen zu haben. Telefon (0491) 925 95-0 Bundespost wurde immer aktiver, weil die NotIn Ramsloh hatte es sich schnell herumgeinfo@centralhotel-leer.de ruf- und Betriebsfrequenzen der Küstenradiostasprochen, dass und wann „Harry“ Mayer auf Senwww.centralhotel-leer.de tionen „Seefunk“ immer öfter von Piraten gestört dung gehen würde. „Dann war vor unserem Haus wurden.“ „Radio Monza“ wechselte das Frequenzalles zugeparkt, weil die Leute ihre Grüße aufgeben wollten.“ Da der Andrang bald so groß wurde, dass der „geord- band und sendete jetzt auf Ultrakurzwelle (UKW). Dies hatte zur nete Sendebetrieb“ gefährdet war, bestimmte Mayer, dass die Grü- Voraussetzung, dass die Sendetechnik komplett ausgetauscht ße nicht mehr während der Sendung bei ihm aufgegeben werden werden musste. Die Reichweiten wurden dadurch erheblich kürkonnten. Stattdessen gab man sie jetzt beim Wirt der Gaststätte zer, aber jetzt konnte in Stereo-Qualität gesendet werden, und der Krone in der Raiffeisenstraße in Ramsloh in Auftrag. Für die Kunden Empfang war erheblich besser. In den 1970er Jahren füllten die Piratensender eine Marktlücke. hatte dies den Vorteil, dass sie nicht mehr auf die Sendezeiten angewiesen waren, der Wirt hatte mehr Umsatz, und die Radiomacher Längst waren vor allem die jungen Menschen von der Beat- und Rockmusik infiziert, die sie im besten Fall über einen britischen konnten sich auf ihre Arbeit konzentrieren. oder amerikanischen Militärsender und „Radio Luxemburg“ hören Gerichtsverhandlung in gemütlicher Runde konnten. Im deutschen Nordwesten konnte man nur NDR 1 und Nach Nach dem Tod seines Großvaters erbte er dessen Haus in der NDR 2 empfangen, „mit Glück vielleicht ab und zu noch Radio Bre1. Südwieke baute es um und installierte auch eine neue Sendean- men oder den WDR“, sagt Mayer, und dort kam die „fremdländilage mit gebrauchten Geräten. Hubertus Adamski hatte der – ei- sche Musik“ nicht vor; Privatsender gab es ebenfalls noch nicht. So gentlich nette – Peiler von der Post geheißen, der Mayer die Strafe wurden die illegalen Privatsender für viele Menschen beinahe zum Lebenselixier, und das nicht nur in der näheren Umgebung.
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fehntjer ZEITGEIST :: Radio Monza
Die
seiner Frau Jenny die Gaststätte „Zur Schleuse“ in der 1. Südwieke von Ostrhauderfehn betrieb. Er hatte sich längst auf den Musikgeschmack Piratensender seines jungen Publikums eingestellt und bot in Radio Monza seinem Saal Diskoveranstaltungen an. Der Mann, der als „Radio Monza“ in sein Ohr drang, klang gut. „Wer so Radio macht wie er, der kann auch bei mir die Platten auflegen“, mag er gedacht haben und bald sah man Heinz „Harry“ Mayer auch als Diskjockey in der „Schleuse“, „damals wurden noch Single-Platten und LPs aufgelegt.“ Weitere Ätherpiraten aus Holland wie „Radio Bellmona“ gaben in der „Schleuse“ ihre Visitenkarte ab. Ein anderer begeisterter Hörer und Unterstützer war der Auktionator Theodor Düring. Als er eines Tages vernahm, dass Harry Mayer mal wieder eine Geldbuße zahlen musste, wollte Düring das auf sich nehmen. Nicht Mayer sondern er habe gesendet, was man ihm nicht glaubte. Auch Bernd Kleen aus Ostrhauderfehn wusste, welche UKWFrequenz er einstellen musste, um „Radio Monza“ empfangen zu können. Als ihm eines Tages das Missgeschick widerfahren war, vom Dach seines Hauses zu fallen, musste er in ein Leeraner Krankenhaus eingeliefert werden. Nachdem es ihm wieder besser ging wählte er vom Krankenbett aus die vom Sender bekannt gegebene Telefonnummer, nachdem er zuvor das Radiogerät eingeschaltet und das Pflegepersonal informiert hatte. Was die beiden miteinander plauderten, wie sie scherzten, schickte Mayer auf den Sender, dass es jeder im Krankenzimmer hören konnte, sehr zum Vergnügen aller, nicht nur im Krankenzimmer. Die Konversation zwischen den beiden dauerte so lange bis Kleen meinte, jetzt müsse man aufhören weil neben ihm ein frisch operierter Patient liege, der sich vor Lachen den Bauch halten müsse.
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Heinz Mayer (oben) im Studio voin „Radio Monza". Evert Zwarts aus Hungerige Wolf in Holland nannte seinen Sender „Stormvogel"; er empfahl Mayer den Namen „Apen Radio" für dessen Sender. Weil er auch noch seinen Job bewältigen musste, konnte er nur am Wochenende senden, „und dann ging es oft bis tief in die Nacht.“ Dies auch deshalb, weil immer mehr Grüße gesendet werden mussten. „Ich fühlte mich damals ganz groß“, blickt er zurück. Bald wurden auch Veranstaltungstipps über den Äther geschickt, und so erfuhren die Hörerinnen und Hörer beispielsweise, was auf dem Erntefest in Klostermoor los sein würde oder wo die „Fresas“ demnächst zum Tanz aufspielten. Zur wachsenden Bekanntheit von „Radio Monza“ trug bei, dass der Radio-Pirat häufig in der Gaststätte zur Schleuse in Ostrhauderfehn die Scheiben zu fetziger Diskomusik auflegte. Es scheint fast, dass „Radio Monza“ wegen der vielen persönlichen Kontakte so etwas wie eine Hörer-Familie wurde, in der man sich auch schon mal kümmerte. Als in Ostrhauderfehn ein Haus abgebrannt war, organisierte der Sender eine Benefiz-Veranstaltung um der mittellos geworden Familie über die erste Not hinwegzuhelfen. Wenn „Radio Monza“ in Ramsloh auf Sendung ging, war die dort gespielte Musik – die die anderer Piratensender – auch in der DDR zu hören. Zwar war dies dort illegal, aber die Menschen waren findig. Mayer bewahrt noch heute eine Zeitschrift auf, die dort ebenso illegal hergestellt wurde und junge DDR-Bürger über die aktuelle westliche Musik informierte, und auch, wie dort die Piratensender empfangen werden konnten.
Pirat als Diskjockey in der „Schleuse“ Einer der regelmäßigen Hörer von „Radio Monza“ muss der Sohn des Gastronomen Paul Bussmann gewesen sein, der zusammen mit
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Piraten-Kontakt „nach drüben“ Durch die Sendungen bekam Mayer auch persönlichen Kontakt „nach drüben“, was ihn – gemeinsam mit seiner Frau – das eine oder andere Mal in die DDR führte, wo er sich mit seiner „ÄtherBekanntschaft“ traf, der Familie Schütte in Rathenow bei Berlin.
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Als er eines Tages gebeten wurde, im Haus dessen zu einem wichtigen Aspekt des kulturellen Lebens Großmutter einige Arbeiten an der Elektrik zu erdieser Region geworden. Angefangen hat das Ganledigen, macht er dies gerne, wohl wissend, dass ze vor zwölf Jahren. Inspiriert von der auch damals er keine Bezahlung erwarten konnte, denn die alte schon recht aktiven Piratensendeszene in Holland Dame besaß kein Geld. Aber sie hatte ein altes kamen auch diesseits der Grenze einige Leute auf Grammophon, dass für sie keinen Wert mehr hatdie Idee, ebenfalls im UKW-Bereich … herumzufunte Mayer aber interessierte. Die Dame schenkte es ken.“ Der älteste sei „Radio Monza“ gewesen. ihm, aber dieses Geschenk sollte ihn wenig später Allerdings sendete er zunächst nicht auf einer zwanzig Mark kosten. UKW-Frequenz sondern auf Mittelwelle und hatMayer vermutet, dass jemand aus der Familie, te damit eine wesentlich größere Reichweite; nur ein engagiertes „Parteimitglied“, diese Begebenüber eine Mittelwellenfrequenz war beispielsweise heit ihren Kontaktleuten gemeldet hat und mitder Kontakt in die DDR möglich. geteilt hat, dass der Gast aus dem Westen „VolksBis zu 250 Sendepiraten in Ostfriesland eigentum“ in die BRD einführen wolle. Es kam, Bei „Wikipedia“ ist unter „Piratensender in Ostwie es kommen musste: an der Grenze wurde er Heinz Mayer erinnert sich friesland“ zu lesen: „Piratensender in Ostfriesland kontrolliert, „das einzige Mal während all unserer im Jahr 2016 gerne an „Radio waren vor allem in den 1980er Jahren zwischen Besuche in der DDR“, aber nach einem intensi- Monza" Weser und Ems aktiv. Zeitweise waren mehr als 250 vem Verhör-Gespräch mit einem Grenzoffizier der Piratensender in Betrieb. Das Programm der SenDDR-Grenzsoldaten, konnte die Angelegenheit mit einem 20 D-Mark-Schein, der in der Brusttasche des blauen Uni- der bestand hauptsächlich aus Schlager- und Popmusik sowie aus formhemdes verschwand, gelöst werden. Dann ging die Fahrt ohne volkstümlichen Liedern, die zusammen mit Glückwünschen und Beiträgen in Plattdeutsch ausgestrahlt wurden. Ein Schwerpunkt Kontrollen weiter! der Aktivitäten lag vor allem in den Fehngebieten rund um die Stadt „Radio Monza“ der „TAZ“ Leer an der Ems. Weshalb es gerade in Ostfriesland zu einer so ho„Radio Monza“ war so etwas wie der Pionier der Piratensender in hen Dichte an Piratensendern kam, ist nicht abschließend geklärt. Ostfriesland, liest es sich in einem Artikel, der am 9. Dezember 1985 Viele Stationsbetreiber sahen in ihrem Engagement einen Beitrag in der Berliner „Die Tageszeitung“ erschienen ist. Dort heißt es: „Die zur Unterhaltungskultur in einer Region, die sonst im ländlichen älteste von ihnen, eine Station namens ‚Radio Monza’, ist bereits ostfriesische Legende. Sein Jetzt dran Durchhalten trotz mehrfachen denken: Erwischtwerdens hat sich in geGutschein wissem Sinne ausgezahlt. Seit schenken! 1982 nämlich steigt die Zahl der UKW-Piraten nahezu sprunghaft Massage- und an.“ Geschätzt 185 Piratensender Massage- und gebe es derzeit in Ostfriesland, Krankengymnastikpraxis Krankengymnastikpraxis heißt es weiter in dem Blatt, das Lymphdrainagen & Bäder Lymphdrainagen & Bäder ansonsten wenig feinfühlig mit Redenius-Thoben ·· Inhaber Inhaber H. H. J. J. Schneider Schneider Redenius-Thoben der Szene umgeht. 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fehntjer ZEITGEIST :: Radio Monza
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Die
70er
Piratensender Radio Monza
Alle Fotos in diesem Beitrag sind aus der Sammlung Mayer.
Raum wenig kulturelle Angebote hat. Der Spezialist für die saterfriesische und die niederdeutsche Sprache Marron Curtis Fort von der Universität Oldenburg vermutete, dass die Einheimischen im Fehngebiet bei Leer, das vor 300 Jahren dem Moor abgerungen wurde, an den Kanälen im Saterland, im Oberledingerland und im Moormerland ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit hätten. In den 1970er Jahren waren die niederländischen Off-Shore Stationen Radio Caroline und Radio Veronica, die vor der niederländischen Küste lagen, auch in Ostfriesland zu hören und sehr beliebt. Zwischen der Szene der Piratensender in den Niederlanden und dem grenznahen Ostfriesland gibt es immer wieder Verbindungen.“
Im „Spiegel“: Post beklagt „Volksseuche“ Fünf Jahre nach der „Tageszeitung“ griff „Der Spiegel“ das Thema Piratensender auf. Am 7. Mai 1990 war in dem Magazin zu lesen: „‚Die senden, was das Zeug hält’, klagt Karl-Heinz Antelmann von der Oberpostdirektion Bremen über die Ostfriesen. Und Hubertus Adamski, Fernmeldeamtmann bei der Funkkontrollmessstelle in Itzehoe, die für Ordnung im Funkverkehr zuständig ist und deshalb mit zivilen Peilwagen im Land umherfährt, hat schon von einer ‚regelrechten Volksseuche’ gesprochen…‚Sporadisch und unregelmäßig’, aber eben immer wieder sind in Ostfriesland, vor allem rund um Leer an der Ems, ‚mehr als 250 Piratensender’ (Antelmann) in Betrieb. Sie verbreiten im Umkreis von rund 20 Kilometern volkstümliche Klänge wie ‚Das beste Stück vom Schwein’ oder ‚Ein Lied für Oma’ sowie Glückwünsche in
unverständlichem Ostfriesen-Platt. Damit verstoßen die Kleinsender gegen das Gesetz über Fernmeldeanlagen… Nirgends aber sind Schwarzfunker, die für ihr Sendegerät bis zu 10 000 Mark ausgeben, so flächendeckend am Werk wie im Ostfriesischen. ‚Das ist ein Volk für sich’, sagt Marron Fort, 51, der sich als Akademischer Oberrat an der Universität Oldenburg mit ostfriesischer Sprache und Volkskunde beschäftigt. Die ‚gemütlichen Mitteilungen’, die sie absenden, sollen, so meint er, nichts anderes besagen als: ‚Wir sind unter uns, wir bleiben unter uns, und wir wollen gute Nachbarn sein’." Nirgends aber sind Schwarzfunker, die für ihr Sendegerät bis zu 10 000 Mark ausgeben, so flächendeckend am Werk wie im Ostfriesischen. Nach seiner – vorläufig letzten Sendung im Januar des Jahres 1984 verabschiedete sich Heinz „Harry“ Mayer nach Saudi Arabien, wo er im Auftrag der dortigen Prinzen als Projektleiter kommunikationstechnische Anlagen installierte. Unter anderem wurden dort Fernsehstudios eingerichtet und Kongresssäle mit entsprechender Technik ausgestattet. Während seiner Zeit in dem Ölstaat, fand in Riad die erste Welt-Moslem-Konferenz statt, während derer Mayer mit seinem Team sicherstellte, dass die von ihnen installierte Technik funktionierte. Wenn er den Urlaub in seiner Heimat verbrachte, lebte „Radio Monza“ kurzzeitig wieder auf. Interessiert hörte er dann auch, was seine Nachfolger wie Hermi Heyen oder Josef Eilers ihren Zuhörern mit ihren Piratensendern mitzuteilen hatten.
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Vor 150 Jahren
Bliá in die Gericht$zeitung V
öllen. Am 21. Juli 1866 wurde vor dem Schwurgericht Aurich verhandelt „wider den Theodor Freesemann aus Großwolderfeld, wegen Nothzucht, wobei im Interesse der Sittlichkeit die Öffentlichkeit ausgeschlossen war. Der Angeklagte wurde von den Geschworenen für schuldig befunden und in Anbetracht vorliegender erschwerender Umstände zu einer Zuchthausstrafe ersten Grades auf die Dauer von fünf Jahren und sechs Monaten, geschärft um eine alljährlich um die Zeit des begangenen Verbrechens zu erfolgende Einsperrung in einen finstern Kerker bei Wasser und Brot, verurtheilt.“
I
hrenerfeld. 24. September, Schwurgericht Aurich: „Auf der Anklagebank sitzt der Arbeiter Willm Harms Meyer von Ihrenerfeld, 49 Jahre alt, lutherisch, angeklagt der vorsätzlichen Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge. Ein Attest des Amts Leer bezeichnet den Angeklagten als frech und superklug und das Benehmen des Letzteren der heutigen Verhandlung, welche er mehr als ein amüsantes Schauspiel, denn als einen gegen ihn gerichteten Akt der strafenden Gerechtigkeit zu betrachten scheint, bestätigt jenes amtliche Attest vollkommen. – Der Anklage liegt folgende Thatsache zum Grunde. Angeklagter Meyer wohnt zur Miethe bei dem Arbeiter Jan Janssen Penning zu Ihrenerfeld. Am Sonntage, den 1. Juli des Jahres bekam er Besuch von zwei Arbeitern einer benachbarten Ziegelei und wurde bei dieser Gelegenheit, wie üblich, Schnaps geholt. Penning, der dies merkt, veranlasst scherzweise den Meyer, auch ihm davon zu verabreichen, und in Folge dessen begeben sich dann Meyer und seine Gäste bald darauf in die Penning’sche Küche, wo das Schnapstrinken fortgesetzt wird. Der Angeklagte, dem der Branntwein bald zu Kopfe gestiegen zu sein scheint, hat Streit zu machen gesucht; namentlich hat er den inmittelst hinzugekommenen Ziegelmeister Wiedemeyer gereizt, indem er denselben zunächst in die Beine gekniffen, dann vor die Brust gerissen und vom Stuhle herunter zu drängen versucht. Wiedemeyer hat gefordert, dass der Angeklagte ihn in Frieden lasse, andern
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Falls er weggehen werde. Als diese Äußerung gefallen, hat Penning interveni(e)ren zu müssen geglaubt, indem er als Hauswirth erklärt, keinen Streit und eben so wenig das Weggehen des Ziegelmeisters dulden zu wollen. Darauf wird er von dem Angeklagten angegriffen, der ihn, während er nach der Feuerzange greifen will, zu Boden wirft und ihm die Brust mit den Knien bearbeitet. Durch den Ziegelarbeiter Hagemann von demselben befreit, wird Angeklagter mit vereinten Kräften hinaus gebracht und sodann im Vorhofe von dem Jan Penning, der ihm offenbar geACHTUNG: wachsen ist, tüchtig durchgebläut, so das „... Einsperrung in einen er selbst erklärt, dass finstern Kerker bei Wasser er ‚genug habe’. – und Brot, verurtheilt. “ ... Bei der Balgerei in der Küche ist die Lampe zu Boden gefallen, und es schicken sich die Ehefrau Penning und der Hagemann an, Öl von der nahen Ziegelei zu holen. Bei dieser Gelegenheit treten sämtliche in der Küche noch anwesenden erwachsenen Personen vor die Hausthür. Hier hört die Frau Penning, wie in dem dunkelen Hinterhause der Angeklagte zwischen dort aufgestellten Geräthschaften herumwühlt und warnt, nicht Gutes ahnend, die zurückbleibenden drei Männer, nämlich ihren Ehemann, den oben genannten Wiedemeyer und einen Luitjen Winkelmann, nicht eher ins Haus zu gehen, als bis sie mit der Lampe zurückgekehrt sei. – Penning schien indessen ganz erbittert gewesen zu sein, (‚vergrellt’, wie sich die Zeugen ausdrücken). Mit anderen Worten: ‚Aber ich bin doch Herr in meinen eigenen Hause!’ tritt er wieder in das dunkle Haus zurück, und gleich darauf hört nun der Zeuge Wiedemeyer ihn lauf aufschreien: ‚Ach Herr Jesus! Herr Jesus!’ Das zehnjährige Söhnchen des Penning, welches in der Küche zurückgeblieben war, hat von dort aus gesehen, wie der Angeklagte seinem Vater mit einem Spaten einen Schlag versetzt und wie Letzterer dann im Vorhause zusammengebrochen ist. Dann hat Penning sich aufgerafft und ist, immerfort jammernd, vor das Haus gegangen, wo gleich darauf seine, mit dem Lichte zurückkehrende Frau ihn, von einer Blutlache umgeben findet. Luitjen Winkelmann, der, um Penning Hülfe zu leisten, in das Haus eingedrungen, wird von dem Angeklagten gleichfalls mit Spatenschlägen empfangen, von denen einer seine Schulter, ein anderer die zum Schutze über den Kopf emporgehobenen Hand trifft; in Folge dessen ergreift er die Flucht.
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Wenngleich die Eheleute Penning die Gefährlichkeit der Wunde wohl eingesehen zu haben scheinen, so ist doch erst am zweiten Tage nach der That ein Arzt zugezogen. Derselbe hat den Penning bereits im Todeskampfe gefunden und ist letzterer noch an demselben Tage gestorben. . . Nachdem hiernächst der Präsident noch die Verhandlung resümiert, verneinten die Geschworenen die Schuldfrage auf Todtschlag, nahmen dagegen eine in der Hitze des Affekts begangene Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge an und verneinten wiederum, dass der Angeklagte sich im Stande der Nothwehr befunden habe. Aufgrund dieses Wahrspruchs kondemnierte (verurteilte, heg) der Gerichtshof den Angeklagten zur Strafe des Zuchthauses ersten Grades auf die Dauer von vier Jahren.“
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er im 19. Jahrhundert als Dienstmagd in einem Haushalt arbeitete, hatte nicht nur der körperlichen Schwere der Arbeit wegen sondern auch menschlich und juristisch einen schweren Stand. Lange Arbeitstage waren selbstverständlich und sexuelle Übergriffe nicht selten; ihre rechtliche Position vor Gericht war schwach, und wie im vorliegenden Fall konnte bereits Beleidigung der Dienstherrin – was immer auch als solche gewertet wurde – mit Gefängnishaft bestraft werden. Mit Datum vom 29. August 1866 berichtete die „Ostfriesische Zeitung“ von einen ungewöhnlichen Fall. „Eine hiesige Dienstmagd, welche früher in Norden gedient, war vom dortigen Schöffengerichte wegen Beleidigung der Dienstherrin zu 14 Tagen Gefängnis kondemniert (verurteilt). Sie erhob darwider die Berufung, welche indessen formeller Gründe halber verworfen wurde. Als man ihr anrieth, beim Justizministerium ein Begnadigungsgesuch, welches in diesem Falle anscheinend nicht ohne Erfolg geblieben wäre, einzureichen, weigerte sie sich dessen, indem sie erklärte, unschuldig bestraft zu sein und da
keine Gnade erbitten zu wollen, wo sie im Rechtswege Freispruch fordern könne. Diesen Weg konnte sie aber nicht weiter beschreiten und ward sie hierauf, da sie in Verzweiflung über ihre Verurtheilung Selbstmordgedanken ausgestoßen hatte, zur Verbüßung der Strafe plötzlich ins Gefängnis abgeführt. Hier verweigerte sie nun gänzlich die Annahme von Speise und Trank und blieb dieser Weigerung trotz allen Überredens fünf volle Tage lang. Die Behörde sah sich genöthigt, sie der Haft zu entlassen, da von einer weiteren Fortsetzung derselben unter solchen Umständen offenbar das leben des Mädchens gefährdet war. Körperlich äußerst schwach verließ sie das Gefängnis. – Hat man je ein Frauenzimmer von solch’ ausgeprägtem Rechtsgefühl (denn der Ausdruck Rechthaberei ist unter diesen Umständen wohl kaum gestattet) und von eine solchen eisernen Willensfestigkeit gehört?“
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ber eine ungewöhnliche juristische Auseinandersetzung berichtete die „Ostfriesische Zeitung“ mit Datum vom 7. November 1866, jenes Jahr, in dem Ostfriesland wieder zu Preußen gehörig wurde. Angeklagt war der Buchdrucker Dunkmann, Redakteur der Auricher Nachrichten. In dem Artikel wird Dunkmann als einer derjenigen dargestellt, die Ostfriesland lieber weiter als zu Hannover gehörig angesehen und eher für die Beibehaltung der Kleinstaaterei auf deutschem Boden waren. Dagegen hatten fünf „notable“ Herren aus Leer ein Schreiben an den Preußischen König mit gegenteiligem Inhalt gesandt. Diese Herren fühlten sich von Dunkmann durch dessen Berichterstattung beleidigt, insbesondere durch ein Gedicht, dessen erste vier Zeilen in dem Artikel wiedergegeben werden: „Leer wird Eure Stadt geheißen, Leer und kalt ist Euer Herz. Die Ihr vor den Schwarz und Weißen Wedelt mit dem Hundesterz.“ Dunkmann habe sich mit einer langen Rede verteidigt, ist weiter zu lesen, aus der der Artikelschreiber wiedergibt: „Er beruft sich zunächst darauf, dass in dem Artikel keine bestimmten Personen genannt, dass darin vielmehr nur unbestimmte Persönlichkeiten getadelt worden, welche Thatsachen begangen, die (das heißt nach seiner Auffassung) tadelnswerth seien. Übrigens sei der Verfasser auch nicht über die Grenzen erlaubter Kritik hinausgegangen. Das ‚Leer und falsch ist euer Herz’, das ‚Wedeln mit dem Hundesterz’ und ähnliche Ausdrücke bilden nämlich nur epigrammatische (kurz und treffend) und allegorische (sinnbildlich) Kritik. Die ‚Hunde, die allen Herren nachlaufen’, haben überdies ja auch ein leeres und falsches Herz; was schlecht sei, sei doch einmal schlecht, und dergleichen mehr. – Die Leser werden an den Pröbchen schon genug haben. Der Gerichtshof kondemnierte (verurteilte) den Beschuldigten schließlich zu einer Geldstrafe von 35 Thalern und in die Kosten.“
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fehntjer ZEITGEIST :: Zur Reformation in Ostfriesland
ZUR REFORMATION IN OSTFRIESLAND Wenn wir mit Blick auf die im kommenden Jahr anstehende 500. Wiederkehr des Anschlags der 95 Thesen Martin Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg in die Geschichte eintauchen, erfahren wir zunächst, dass das Overledingerland mit dieser Revolution im Geistesleben der Menschen deshalb kaum etwas zu tun hatte, weil es viele Orte damals nicht gab und sich dort unwirtliches Moor ausbreitete, wo sich heute die Gemeinden Ost- und Rhauderfehn befinden, mit Ausnahme der Stammorte. Am 31. Oktober kommenden Jahres wird an dieses Ereignis erinnert, ein Fest wird es längst nicht für alle Bürger sein. Der Kampf um die „richtige“ Religion, der nach 1517 in Ostfriesland ausgefochten wurde, setzte in unserer Heimat 250 Jahre später ein, und er dauerte bis in die 1970er Jahre fort. An der Nahstelle des überwiegend evangelischen Ostfrieslands mit dem katholischen Emsland kam es wiederholt zu teils heftigen Auseinandersetzungen, zur selben Zeit gab es Gesten von Toleranz gegenüber der jeweils anderen Religion. Ein bedeutender Schauplatz der Auseinandersetzung war die ehemals selbständige Gemeinde Langholt, deren überwiegend katholischer Teil heute zur Gemeinde Rhauderfehn gehört, während der überwiegend evangelische Teil der Gemeinde Ostrhauderfehn zugeschlagen wurde. Noch in den 1950er Jahren wurden dort Fußballspiele katholischer gegen evangelische Jungen ausgetragen, bei denen wenig zimperlich zu Werke gegangen wurde. Wollten sich zwei Menschen vermählen, die verschiedenen Religionen angehörten, gab es heftige Auseinandersetzungen, die bis zum Verstoß der Brautleute aus der eigenen Familie führen konnten. Als Beispiel seien die katholische Agnes van Dülmen und der kürzlich verstorbene evangelische Erich Meißler genannt. Als beide einander heiraten wollten, versuchte Dechant Lüken, Pastor in der St. Bonifatius-Gemeinde, dies zu verhindern. Als es den Knaben Erich als Flüchtling nach Langholt und in die katholische Familie Kalkhoff verschlagen hatte, sorgte seine katholische „Ersatzmutter“ dafür, dass er jeweils rechtzeitig zum Gottesdienst in die evangelische Kirche und in die evangelische Schule kam. Die Jahrhunderte lange Auseinandersetzung zwischen den Religionen im südlichen Ostfriesland kann als Fortsetzung dessen verstanden werden, was etwa im Jahr 1522 in Ostfriesland begann. Damals hatte die Reformation hier vergleichsweise früh ihren Siegeszug begonnen, aber es war ein harter länger als zehn Jahre währender Kampf, wie der aus Backemoor stammende Pastor Andreas Saathoff zusammengetragen hat. Anders als in anderen Herrschaftsgebieten wurde die Auseinandersetzung der Religionen in Ostfriesland durch die Freizügigkeit geprägt, die der damalige Herrscher Graf Edzard I. den Religionen gewährte. „Der Bessere möge gewinnen“, könnte man seine Haltung nennen, die letztlich dazu führte, dass Ostfriesland bis heute über eine große religiöse Vielfalt verfügt. „Das Gefühl für Freiheit und der Drang nach Wahrheit mag in der Seele des Volkes dazu beigetragen haben, dass Luthers Botschaft einen so starken Widerhall in Ostfriesland fand. Beninga erzählt von seinem 1521 gestorbenen Schwiegervater dem Häuptling Hilmer von Borssum, der habe lange vor Luther von des Papstes Satzungen nichts gehalten, sondern sich nach der Bibel gerichtet. Beningas Schwager, der hoch gebildete Junker Ulrich von Dornum, ein bewährter Kampfgenosse und Ratgeber von Edzard, soll diesen angeregt haben, die Schriften Luthers zu lesen. Diese fanden schon früh ihren Weg nach Ostfriesland, und Graf Edzard las sie, aber auch die katholischen Gegenschriften und prüfte alles mit gleichem Eifer. Er entschied darauf, dass Luthers Schriften in der Grafschaft verkauft werden dürften“, schreibt Saathoff. Schnell breitete sich das „Evangelium“ in Ostfriesland aus, und erst vier Jahre später, als sich das „Rad der Geschichte“ nicht mehr
zurückdrehen ließ, kam es in Jemgum zu einer Grundsatzdebatte, auf katholischer Seite angeführt von Prior des Groninger Dominikanerklosters und Burgkaplan Aportanus auf evangelischer; und doch fand der Disput innerhalb derselben Kirche statt. Als weitere zwei Jahre später der Dominikanermönch Hinrich Rese aus Norden zum evangelischen Glauben übertrat, hatte die Reformation auch in die Klöster Eingang gefunden.
Pastor Andreas Saathoff recherchierte die Geschichte der Reformation in Ostfriesland. Foto: Stadtarchiv Göttingen.
„Als Edzard sich persönlich für Luthers Botschaft entschieden hatte, ging er nicht mit Gewaltmaßnamen vor, die leicht den Widerstand der Anhänger des Althergebrachten geweckt hätten. Er ließ vielmehr das Eindringen der Reformation gewähren und überließ es jedem einzelnen, den Geistlichen wie den Gemeinden, sich zu entscheiden, wie es jeder vor Gott und seinem Gewissen verantworten konnte. Er begünstigte zwar, wo er konnte, das Vordringen der Reformation, aber griff nicht mit Zwang durch. So geschah es, dass die Umwälzung ohne Aufruhr und Blutvergießen vor sich ging und es nirgends zu harten Maßregeln oder gar Verfolgungen gekommen ist“, schreibt Saathoff weiter. Der Reformationstag des Jahres 2017 wird bundesweit ein gesetzlicher Feiertag sein, weil er – wie beispielsweise die NRW-Landesregierung begründet – ein Tag von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist. Damit ist angedeutet, dass der religiöse Wettstreit auch eine gesellschaftspolitische und eine ökonomische Dimension hatte. Beispielsweise sind im Zuge der Reformation Mennoniten in den Raum Leer gekommen. „Sie kamen nicht mittellos, auch brachten sie Kenntnisse in Weberei und Handel mit“, heißt es auf der Internetseite der Mennonitengemeinde Leer-Oldenburg. „Sie erlebten in Ostfriesland eine relative Freiheit.“
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DER NÄCHSTE ERSCHEINT FEBRUAR 2017
Bald ist Weihnacht. Das merkt man daran, dass es schon im August Weihnachtsnaschereien zu kaufen gibt. Für zehn Tage sollen wir Vorrat anlegen, hat die Regierung gesagt, damit wir auf Katastrophen vorbereitet sind. Die schon wieder! Anstatt Katastrophen zu vermeiden . . . Aber wie hat schon mein Chef gesagt: „Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken.“ Keine Angst, Weihnachten wird auch dieses Jahr nicht ausfallen. Den Schokoladen-Weihnachtsmann habe ich schon mal probiert, der schmeckte irgendwie nach Osterhase. Wenn nur das blöde schenken nicht wäre. Für die Oma habe ich noch nichts, aber die hat auch alles, sagt sie, die Mutter erst recht. Die Geschenke vom letzten Jahr liegen noch unausgepackt auf dem Schrank. Aber irgendetwas muss ich ja schenken, dann fühle ich mich besser. Blöd nur, dass wir zunächst noch durch den Spaßverderber-Monat mit den vielen Trauertagen müssen. Was kann ich dafür, dass sich damals Millionen Menschen gegenseitig abgeschlachtet haben? Kann man dass nicht endlich vergessen. Aber nein, gerade kürzlich erst erinnerte der „Spiegel“ wieder an die Belagerung Leningrads durch deutsche Truppen. Die Stadt sollte ausgehungert werden. Dies gilt als Kriegsverbrechen, an dem mindestens ein Mitbürger aus Westrhauderfehn beteiligt war. Ein 16jähriges Mädchen hat damals in ihrem Tagebuch notiert, dass sie sich bei ihrem Lieblingskater dafür bedankt habe, dass er sie zehn Tage ernährt habe. Was Weihnachten bei uns auf den Tisch kommt, hat Mutter noch nicht entschieden. Gleich ob es Schnitzel, Pute, Gans oder Lachs sein wird, sicher ist: Antibiotika und Hormone werden sie mir alle liefern. Vielleicht gibt mir ja Friederich ein Stück ab, der hat sein eigenes Schwein, so wie früher, als vieles nicht aber manches doch besser war als heute. Ich hoffe, dass mir noch ein Antibiotikum helfen wird, wenn ich es einmal benötigen sollte. Das Dumme an Weihnachten ist, dass man im Vorfeld ständig zum Spenden aufgefordert wird. Was kann denn ich dafür, wenn es anderen nicht gut geht? Die sollen bleiben, „wo der Pfeffer wächst“. Den können sie mir zwar liefern, zu Dumpingpreisen, aber ich bin nicht dafür verantwortlich, dass sie sich ausbeuten lassen, ich streue den Pfeffer ja nur auf meine Tomaten. Wenn ich es recht überlege, ist das Beste an Weihnachten, dass rings um mich herum keine Rasenmäher rattern, aber wer weiß, vielleicht können wir an Heiligabend doch im Freien grillen! DAS ZEITGEISTTEUFELCHEN IMPRESSUM Herausgeber Nautic Werbung GmbH & Co. KG · kontakt@nautic-werbung.de & Satz 1. Südwieke 286a · Rhauderfehn · Tel. (04952) 8907732 in Zusammenarbeit mit Heinz J. Giermanns Redaktion Heinz J. Giermanns · Tel. (04952) 8833 · Plümers Kamp 39 · Rhauderfehn Anzeigen Hanna Frederichs · hf@fehntjer-zeitgeist.de · Tel. (04952) 8907390 Druck Druckkontor Emden · (04921) 58918-0 Auflage ca. 10.500 Stück Erscheint viermal jährlich Verteilung Per Post an alle Haushalte mit Tagespost in Rhauderfehn u. Ostrhauderfehn, Auslagen in Rhauderfehn, Ostrhauderfehn, Westoverledingen, Saterland, Papenburg, Leer und als Download im Internet: www.fehntjer-zeitgeist.de Titelfoto Nautic Werbung Alle Rechte vorbehalten. Für unaufgefordert zugesandte Manuskripte, Fotos etc. kann keine Gewähr übernommen werden. Für die Inhalte der Anzeigen übernimmt der Herausgeber keine Haftung. Die Urheberrechte für gestaltete Anzeigen, Fotos und Gesamtgestaltung bleiben beim Herausgeber und dürfen nur mit Genehmigung verwendet werden.
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