GESCHICHTE & GESCHICHTEN NR. 4
März - Mai 2017
GESCHICHTE & GESCHICHTEN
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Wenn seine Schiffe nicht irgendwo im Deichbau eingesetzt waren, ließ er sie an der Logaer Fähre festmachen. Links an Land ist sein privates Boot zu sehen.
Wenn auf dem zugefrorenen „Woldmer Kolk“ im Jümmiger Hammrich Schöfelwettbewerbe ausgetragen wurden, wird keiner daran gedacht haben, dass dieses Gewässer das Ergebnis des Kleiabbaus war, den das Unternehmen Wurpts aus Loga für die Erhöhung und Befestigung der Deiche benötigt hatte. Der Kleiboden wurde gegraben, dann über Loren, die von einer Diesellok auf Gleisen gezogen wurden, im „Längstransport“ zu den jeweiligen Einbaustellen befördert. Die Gleisstücke mussten meist von Hand und in Gruppenarbeit verlegt werden, weil das Gelände für Pferde- oder motorisierte Fuhrwerke nicht zugänglich war. Von Wurpts war bekannt, dass er – soweit möglich – alle Gerätschaften, Schiffe und Maschinen kaufte, die er für die Abarbeitung seiner Aufträge benötigte. Dies galt auch für den Eimerkettenbagger,
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
In die Geschichte einzutauchen, dabei die Endlichkeit auch des eigenen Lebens vor Augen geführt zu bekommen, kann befreiend sein, wenn es gelingt zu begreifen, dass diese Endlichkeit Aufforderung zum Genuss des Hier und Jetzt sowie Mahnung ist, zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen, weil jede Generation den Staffelstab von der vorhergehenden übernimmt, um ihn an die nachfolgende zu übergeben. Die Geschichte lehrt uns, dass Menschen vor uns die Welt und die Geschichte mitgestaltet haben, immer im Ringen um Sicherung der eigenen Existenz und mit dem Willen, Kindern und Kindeskindern ein „besseres“ Leben zu ermöglichen. Der aus Emden stammende Bauunternehmer Rewert Wurpts hat mit seinem Team Wasserstraßen ausgebaut, Deiche gesichert und dabei die Landschaft mitgestaltet. Er war einer jener kreativen und innovativen Unternehmer, die aus dem Nichts ein florierendes Unternehmen aufgebaut haben, das vielen Familien Ein- und Auskommen gesichert hat. Wie Wurpts lebte auch Eilerich Bloem in Loga. Der Mann, der seinen Lebensunterhalt jahrzehntelang bei der Leeraner Heringsfischerei sicherte, bietet uns mit seinem schriftlichen Nachlass Gelegenheit, in eine Kindheit in Loga in der Zeit der Weimarer Republik zu blicken, damals, als die Hauptstraße noch am Kaak endete. Wer im Heimatmuseum der Stadt Leer die Ausstellung „Amisia“ über die Ems gesehen hat, wird ein anderes Verhältnis zu dem Fluss
Rewert Wiebold Wurpts 1896, 20 Jahre alt
den er erwarb, um den benötigten Kleiboden effizient gewinnen zu können. Um dem Gerät die erforderliche Standfestigkeit in dem tiefen Gelände zu sichern, wurden größere Schwellen als jene benötigt, die für den Gleisbau erforderlich waren. Solche Schwellen hätte er vermutlich kaufen können, aber er zog eine kreativere Lösung vor. Als die Bäume an der Straße von Leer nach Weener zum Verkauf standen, erwarb er sie, ließ sie fällen und nach Loga transportieren. Dort ließ er die Schwellen von seinen Mitarbeitern aus den Stämmen sägen. Möglich war ihm das, weil er eine andere ungewöhnliche Idee realisiert hatte. Jährlich fuhr er zur Leipziger Messe, um sich nach Neuerungen umzusehen, die für sein Unternehmen nutzbringend sein könnten. Im Jahr zuvor hatte er
bekommen haben, der heute völlig unzureichend als „Bundeswasserstraße“ bezeichnet wird. Museumsleiter Burghardt Sonnenburg bringt uns den Fluss, der immer noch eine „Lebensader“ ist, näher. Dass Radfahren den weiblichen Orgasmus fördert und deshalb gefährlich sei, davon waren Ärzte um das Jahr 1900 überzeugt. Ein halbes Jahrhundert zuvor besichtigte ein Fußgänger die im Bau befindliche Strecke der Westbahn. Der Sieg der deutschen Armee in der Schlacht bei Sedan im September 1870, der die Entscheidung im deutsch-französischen Krieg 1870/71 bedeutete, kann als „Zangengeburt“ des ersten gesamtdeutschen Reiches gelten. Während über die historische Bedeutung dieses Krieges viel zu lesen ist, vermittelt ein an diesem Kampf beteiligter Leeraner Bürger seine persönlichen Eindrücke. Im Jahr 1876 wurde die Ehefrau des Mühlsteinfabrikanten Peter Bruhns aus Leer wegen der Ermordung ihres Mannes zum Tode durch Enthauptung verurteilt. Mit diesem Urteilsspruch begann die Geschichte des Unternehmens Nanninga in der Bremer Straße. Abschließend werfen wir einen Blick in das Amtsblatt für Ostfriesland und entdecken, was vor 200 Jahren in Leer amtlich war. Rein in die Geschichte unserer Heimat!
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beiten in den Losen 11 und 12 bei Barge und Rinzeldorf in weniger als einem Jahr grundlegend verändert. Mit dem Wissen vom Mai 1939 hätte er den Auftrag im Juli 1938 wahrscheinlich nicht angenommen. Als er den Auftrag bekam, ahnte er nichts von dem bevorstehenden Krieg. Als Deutschnationaler war er von der Wiederauferstehung Deutschlands überzeugt, seit Jahren hatte er von dem wirtschaftlichen Aufschwung profitiert, und er hatte sich von dem einfachen und teils nahezu mittellosen Arbeiter zu einem bedeutenden Unternehmer hochgearbeitet, der auch zeigen wollte, was er sich leisten konnte. Dies mag ein Grund dafür gewesen sein, dass er seine Schiffe, Maschinen und Geräte beim Kauf jeweils bar bezahlte.
leeraner ZEITGEIST :: „Goldgrube“ Im Klei
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Dass er sich das alles leisten konnte und seine Bank immer mitspielte, mag auch damit zusammengehangen haben, dass er sich fast sicher sein konnte, bei jeweils neuen Ausschreibungen den Zuschlag zu bekommen. Dazu dürfte beigetragen haben, dass in dem Wurpts gehörenden Haus Hohe Loga 44 einer der Entscheider für die Vergabe von Aufträgen wohnte. Nachdem Wurpts den Auftrag für die Deicharbeiten bei Barge und Rinzeldorf bekommen hatte, schien sein Unternehmen zukunftsfest zu sein und expandieren zu können. Dass sich sowohl diese Prioritäten als auch seine betriebliche und seine persönliche Situation bald ändern sollten, ahnte er im Sommer 1938 nicht. Zunächst änderte die damalige Regierung ihre Prioritäten dahin, dass vorrangig der Ems-JadeKanal vor allem aber der Kriegsmarinehafen in Wilhelmshaven ausgebaut werden sollte. Dadurch wurden viele Arbeitskräfte abgezogen, die in dem immer noch von Handarbeit geprägten Deichbau unverzichtbar waren. Im Frühjahr 1939 erkrankte der Unternehmer derart, dass er wahrscheinlich dieser Krankheit in absehbarer Zeit erlegen wäre, wäre er nicht am 30. April 1945 Opfer des Krieges in Loga geworden. Als drittes kam erschwerend hinzu, dass immer mehr Männer „eingezogen“ wurden, um für den Krieg gedrillt zu werden, darunter auch alle leitenden Mitarbeiter des Unternehmens Wurpts einschließlich der Söhne Johannes, der für die Lohnbuchhaltung im Unternehmen zuständig war, und Anton, der die Leitung der beiden Baustellen übernehmen sollte. „Mein Vater konnte unter anderem sehr gut zeichnen, er hat viele Bauzeichnungen von Hand erstellt“, sagt dessen Sohn. Nun fehlten Wurpts die Leute, um die Arbeiten ausführen zu können, aber da er den Auftrag angenommen hatte, konnte er dessen Ausführung nicht verweigern, ohne regresspflichtig zu werden. Was tun? Nachdem sich andeutete, dass man Juden auf die Baustelle holen wollte, von denen nur eines klar war, nämlich dass sie vom Deichbau keine Ahnung hatten, versuchte Wurpts den Auftrag dadurch loszuwerden, dass er dem Landrat schrieb, unter diesen Bedingungen den zugesagten Preis nicht einhalten zu können. Dass allen Auftragnehmern zusätzliches Geld zugesagt wurde, weil der Deichbau nach wie vor hohe Priorität genoss, war zwar nicht in seinem Sinn, das änderte aber nichts daran, dass er personell nicht in der Lage war, die Arbeit zu erledigen, weshalb er die beiden Lorenzüge in die Grafschaft Bentheim weitergeschickt hat. Nach dem Krieg habe der Hersteller die Züge zurückgekauft, weiß der Enkel.
TITELFOTO: Wenn Rewert Wurpts Schiffe, Maschinen und Geräte anschaffte, wurden sie gleich bezahlt. Kredite nahm er möglichst nicht in Anspruch.
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dort eine Gattersäge erworben, deren Transport zunächst der Bahn und dann seinen eigenen Leuten Probleme bereitete. Im Bahnhof von Leer angekommen, gab es kein Fahrzeug, das in der Lage war, die schwere Säge nach Loga zu befördern. Deshalb musste sie mit „Manpower“ und auf Rollen zur Fährstraße in Loga gebracht werden. „Dafür wurden zwei Tage benötigt“, weiß der Enkel aus der Erzählung seiner Mutter. Weil der Deichbau überwiegend Handarbeit war, für die viele Arbeitskräfte benötigt wurden, versuchte der Unternehmensinhaber seine Leute möglichst baustellennah anzuwerben, um lange Wege zu vermeiden. Bei Bedarf wurden sie in Baracken untergebracht, die in Eigenarbeit hergestellt wurden. Nie ließ er Unterkünfte von externen Unternehmen erstellen, erst recht nicht mit gemauerter Umfassung, wie sie von der Firma Eyhusen erstellt wurden, um dort österreichische Juden unterzubringen, die im Deichbau eingesetzt werden sollten. Fakt ist, es kamen Juden auf die Baustelle, sie haben dort kurzzeitig gearbeitet, aber nicht im Auftrag des Logaer Unternehmens Wurpts und auch nicht von jenem bezahlt. „Mein Großvater hat nie Juden beschäftigt, das hätte er mit seinem sozialen Gewissen nicht vereinbaren können, es gab in seinem Unternehmen auch keinen Vorarbeiter Hinrich Hanken, der in der Chronik Detern erwähnt wird“, sagt der Enkel. Solange die Juden vor Ort waren, mussten sie versorgt werden, unter anderen von ortsnahen Fleischern und Bäckern. Sie stellten ihre Lieferungen und Leistungen nicht der Firma Wurpts in Rechnung sondern vermutlich der „Leda-Jümme-Bauabteilung“ die inzwischen im Auftrag des Landes Preußen für die Ausführung der Arbeiten zuständig war. Für Rewert Wurpts hatte sich die Geschäftsgrundlage seit der Annahme des Auftrags für die Ausführung der Deichbauar-
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ABENTEUER UND ARBEIT ZUGLEICH Eine Kindheit in Loga Leer-Loga. In mühevoller Kleinarbeit hat Eileder „Ritterstraße“ kamen durch die Brände vier rich Bloem seine Erinnerungen an Kindheit und Frauen und ein alter Mann ums Leben. „InsgeJugend in Loga festgehalten und damit ein Bild samt starben während der Kämpfe am 29. und von Leben und Arbeiten insbesondere der klei30. April in Loga 67 Menschen“, hat Eilerich nen Menschen in einem Ort gezeichnet, der Bloem recherchiert. damals ländlich und landwirtschaftlich geprägt Bei der Lektüre der Aufzeichnungen Bloems war. Auf Platt geschrieben und seitenweise für springen wesentliche Unterschiede zwischen „Deutsche“ übersetzt hat er das Leben im Ort dem damaligen kindlichen Spiel und der Jetztbeschrieben, der in weiten Teilen stellvertretend Zeit ins Auge. Es wurde meist im Freien gespielt, für viele Orte steht. Er begrenzt seine Erinnerunfünf- bis vierzehnjährige Kinder spielten gemeingen auf die Jahre 1939 bis 1946. sam, die älteren gaben auf die jüngeren acht, Er schreibt über kleine und enge Wohnhäudas Spiel ging oft nahtlos in Arbeit über, wenn ser im Arbeiterviertel, deren Eigentümer meist im Haushalt, beim Einkauf, im Garten oder in noch Zimmer untervermietet hatten. In ihnen der Landwirtschaft zu helfen war. und in ihrer Nähe spielte sich das Leben der KinDie unsichtbaren Grenzen zwischen den der in „Bezirken“ ab, die durch imaginäre nur im Spiel-„Bezirken“ der Kinder wurden „spürbar“, Bewusstsein der Kinder existierende Grenzen wenn sie überschritten wurden. „Dann kam es voneinander getrennt waren. Das Leben seiner Der inzwischen verstorbene Ortsschon mal zu handgreiflichen Auseinanderset„Gang“ (damals wohl eher „Bande“) spielte sich chronist Eilerich Bloem verdiente zungen“, sagt der Chronist, „die mit langen Störund um die Daalerstraße zwischen der Kirch- seinen Lebensunterhalt viele Jahre cken ausgetragen wurden.“ Wenn „die aus der an Bord von Loggern der Leerer bzw. Meierstraße und Kaak/Hauptstraße ab. Vorstadt“, „von der Siedlung“, aus „Logaerfeld“ Aus der Erinnerung hat Bloem aufgezeichnet, Heringsfischerei. oder von „Hohe Loga“ kamen, ging es schon einwelche Gebäude, Geschäfte und Werkstätten Foto: Archiv Giermanns mal zur Sache. sich wo befanden. Daraus entsteht das Bild eiDie von Handarbeit und Muskelkraft benes „funktionsfähigen“ Ortes, der den Einwohnern alles bot, was stimmte Landwirtschaft prägte den Ort. Für die Kinder bedeutete zum Leben erforderlich war. Neben Ein- und Mehrfamilienhäusern dies Abenteuer und Arbeit zugleich. Nicht jedes aber viele Kinder gab es die Post (heute –noch- die Hubertusklause, heg.) die Schule kannten sich mit dem Umgang mit Pferden aus und waren in der mit der Lehrerwohnung nebenan (und dem Bunker dahinter), ei- Lage, Kühe von Hand zu melken, eine Arbeit, die im Sommer auf nen Bauernhof, welcher der Gräflichkeit Evenburg gehörte und von der Weide zu erledigen war. Aus den Aufzeichnungen Bloems geht Harm Fresemann – genannt groot Harm – bewirtschaftet wurde, hervor, dass viele Kinder gerne auf den Höfen geholfen haben, die die Stellmacherei vom Here Jauken, drei Tischlereien, nämliche jene heute komplett verschwunden sind. Für die Bauern waren die Kinvon Rewert Wurpts und die zwei der beiden Bildhauer-Brüder, den der willkommene Arbeitskräfte insbesondere in den Kriegsjahren, Tante-Emma-Laden vom Peter Christ, an der Ecke Heckenweg und in denen die meisten Männer zum „vielleicht-nicht-mehr-ZurückDaalerstraße gelegen, die Bäckerei Boer im Hoher Weg, die Dorf- kommen“ irgendwo im Dreck lagen. schmiede Friederichs, Malerwerkstatt und Autolackiererei BildDer Tante-Emma-Laden war Einkaufsgelegenheit, Treff und Komhauer und einen Tabakwarenhandel. Der Lehrer und Rektor der munikationszentrale zugleich. „Bis auf Kleidung gab es hier fast alDaalerschule, Arthur Bretzler und seine Familie, waren laut Rewert les zu kaufen, was man zum Leben benötigte“, erinnert sich der Wurpts die letzten Bewohner der Lehrerwohnung. Chronist. „Eingepackt war und wurde fast nichts, man konnte alles Mit dieser Zeichnung sind die unangenehmsten Erinnerungen lose kaufen und, wo nötig, in mitgebrachte Behältnisse abfüllen Bloems an seine Kindheit verknüpft. Kurz vor Kriegsende, im Mai lassen.“ Klar, dass man auch nach Geschäftsschluss „hintenherum“ 1945, wurden sieben Wohnhäuser und der „Laden“ durch Flam- einkaufen konnte, wenn Kleinigkeiten fehlten, „oder wenn einer menwerfer amerikanischer und englischer Truppen in Brand ge- kleinen Gesellschaft der Schnaps ausgegangen war.“ schossen, nachdem sie das Dorf zuvor längere Zeit mit der ArtilWährend die Leda heute mehr oder weniger unbeachtet an Loga lerie „sturmreif“ geschossen hatten. In drei Wohnhäusern nahe vorbeifließt, spielte sie im Krieg und in den Nachkriegsjahren eine
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zentrale Rolle im dörflichen Leben. Der in Loga aufgewachsene Chronist Eilerich Bloem erinnert sich beispielsweise daran, dass sein Blick im Sommer von seiner erhöhten Sitzposition auf einem Heuwagen über den Deich hinweg auf die Leda und das Sieltief schweifen konnte. Während der Fischer Hein Timm sein Boot im Fluss an zwei Stöcken festgebunden hatte, um sich auf den Aalfang konzentrieren zu können, wimmelte es im Siel von jugendlichen Leibern, die sich im kühlen Nass tummelten. „Kühne Halbwüchsige schwammen im Fluss und kämpften gegen die damals – im Gegensatz zu heute – wesentlich geringere Strömung. Einige durchschwammen den Fluss, angelockt von den Pflaumen- und Apfelbäumen in den Bauerngärten am anderen Ufer. Meist warteten die Kinder bis zum Niedrigwasser. Dann wurde in der Nähe des Sieltiefs eine Sandbank sichtbar, zu der die Kinder mühelos schwimmen konnten, um sich dort in der Sonne zu vergnügen. Spätestens bei auflaufendem Wasser, rechtzeitig vor dem Hochwasser, ging es zurück ans Ufer. Wer nicht solange warten wollte, watete durch den Schlamm ans Ufer, lief Schlick beschmiert über den Deich zum Siel und stürzte sich kopfüber ins Wasser, um sich zu säubern.
Quicklebendige Ware, sich schlängelnd, schleimig, glatt ging für bares Geld in andere Hände über. Auf der Höhe des Müllerhauses lagen die Boote der Fischer am Steg. Mit ihnen fuhren sie auf Jümme und Leda, setzten Aalreusen aus oder stellten Reepnetze, um Aal oder Stint zu fangen. „Freizeit hatten sie kaum“, erinnert sich Bloem, „in der Hauptsaison waren sie auch nachts und am Wochenende auf dem Wasser.“ Wenn den Bürgern der Duft frisch geräucherten Aals in die Nase kroch wussten sie, dass der Fang gut gewesen war. Die Fischer hatten sie in den Tonnen hinter ihren Häusern geräuchert um sie haltbar und zum Verkaufsschlager zugleich zu machen. Wenn des Nachts Laternen durch die Gärten geisterten, wussten die Kinder, dass die Fischer auf der Suche nach Regenwürmern waren, die sie als Köder für die Aale aufreihen würden. In der Aalund Stintzeit verkaufte der Fischer Hein Timm den Fang direkt vom Boot aus. Meist waren es die Frauen, die dann mit Eimern
Blick in die Daalerstraße in Loga: Foto: Sammlung Wurpts zum Fluss zogen, um Fisch zu kaufen. „Quicklebendige Ware, sich schlängelnd, schleimig, glatt ging für bares Geld in andere Hände über“, schreibt Bloem in seinen Erinnerungen. Anders als die Aale, „wehrten“ sich die Stinte nicht so offensichtlich gegen ihr nahendes Ende, erinnert sich der Chronist weiter. Ab und an gelang es einem Aal über den Eimerrand auf Nimmerwiedersehen in das Gras oder in einen Graben zu entkommen. „Eine Handvoll Gras auf den Kopf der Fische verhinderte die Flucht“, so Bloem weiter. Die Fische zu schlachten, auszunehmen und zum Essen zuzubereiten sei nicht jedermanns Sache gewesen. „Lagen die Aale oder Stinte aber braun und knusprig gebraten auf dem Teller, sagte niemand mehr, er habe keinen Hunger.“
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DIE EMS Ein Fluss erzählt seine Geschichte Von Beginn an haben Flüsse für das menschliche Leben eine wichtige Rolle gespielt: für die Trinkwasserversorgung, als Wasserreservoir für die Landwirtschaft, als Fischrevier, für den Verkehr mit Booten und Schiffen, später auch für die Nutzung der Wasserkraft, technische oder gewerblich-industrielle Zwecke. Im politischen und militärischen Kontext bedient man sich der Qualität als „natürlicher Grenze“. Auch den Flussübergängen (Furten, Fähren, Brücken) kommt von jeher große Bedeutung zu. Seit etwa 150 Jahren spielen auch der „Flusstourismus“ und der Freizeitwert von Fließgewässern eine immer größere Rolle. Was für die großen "Ströme" gilt, gilt auch für Deutschlands kleinsten, die Ems im Nordwesten. Die Ems fließt in einem Urstromtal, das zum Ende der Saale-Eiszeit vor etwa 130.000 Jahren entstanden ist. Damals bedeckten gewaltige Gletscher halb Europa und reichten in Norddeutschland bis zu einer gedachten Linie Köln-Dortmund-Hannover. Sie führten große Mengen an Geröll mit sich, das nach dem Abschmelzen liegen blieb. Aus diesen Moränen entstand auch der Hümmling. Ein Fluss führte das Gletscherwasser nach Norden ab, wir nennen ihn heute Ems. Aus dem mitgeführten Sand bildete sie ein bis zu 30 km breites Flussbett, das an den Seiten etwas höher aufragte als in der Mitte. Weil das Wasser aus dieser flachen Mulde nicht seitlich abließen konnte, entwickelten sich mit der Zeit ausgedehnte Hochmoore. Diese Moorflächen sind heute weitgehend abgetorft. Noch immer erinnern aber die Tinner Dose, die Esterweger Dose und auf niederländischer Seite das Bourtanger Moor an die morastige Vergangenheit beidseitig der Ems. Heute ist die Ems eine bedeutende Wasserstraße und Teil eines Kanalnetzes, das Nordwestdeutschland überzieht. Bei der Errichtung des Dortmund-Ems-Kanals (1892-99) wurde die Ems streckenweise selbst zum Kanal. Sie ist vielerorts begradigt, nur einige wenige Stellen des natürlichen Flusslaufs sind erhalten geblieben.
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Blick auf die Emder Hafenanlagen, Postkarte um 1930. Quelle: Heimatmuseum Leer die bäuerliche Bevölkerung: auf den Sandböden gediehen Roggen, Hafer und Kartoffeln, auf den Lehmböden Weizen und Futterpflanzen. Die landwirtschaftlich und infrastrukturell günstige Lage an den Terrassenrändern zur Talaue der Ems führte in diesem Emsabschnitt seit der vorrömischen Eisenzeit zu einer dichten Besiedlung entlang der Flussufer. Von Warendorf bis Rheine wird die Ems auf der rechten Talseite von einem dünenartigen, teils in Hügelgruppen zerfallenden Sandrücken begleitet. Bei Rheine erreicht sie eine kreidezeitliche Kalksteinschwelle und fließt auf kurzer Strecke in einem steinernen Bett. Unterhalb von Rheine wendet sich die Ems nordwärts und durchbricht die letzten Ausläufer des Teutoburger Waldes. Eine natürliche Furt und die Lage an den wichtigen Fernhandelsstraßen ließen dort in fränkischer Zeit die Namen gebende „Villa Reni“ entstehen. Neben Markt und Handel über die Landwege spielt seit dem Spätmittelalter auch der Flusshafen in Rheine als Umschlagplatz der Emsschifffahrt eine wirtschaftliche Rolle.
EMS-QUELLE IN DER SENNE
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Die Ems entspringt in der Senne, einer Heidelandschaft mit sandigem Boden, nordöstlich der kleinen Ortschaft Hövelhof. Die Landschaft ist geprägt durch Sandwellen mit Kiefernwald und Heideflecken. Ursprünglich säumten Erlenbruchwälder und Flachmoore die Ufer, heute nimmt der Fluss seinen kurvigen Lauf durch kultivierte Wiesenflächen. Die Schönheit der Landschaft rund um die Emsquelle lockte schon im 17. und 18. Jahrhundert Erholung Suchende und Wanderer an. Wege wurden angelegt, Ruhemöglichkeiten geschaffen und die Quelle selbst später in Stein gefasst. Heute wird die Emsquelle mit dem „Emsinformationszentrum“ und der „EmsErlebniswelt“ touristisch vermarktet. Der Ems-Radweg nimmt hier seinen Anfang. Die Ems fließt zunächst in Richtung Nordwesten über Rietberg, Wiedenbrück und Rheda (die Orte wurden erst 1970 zu Rheda-Wiedenbrück kommunal zusammengefasst) nach Warendorf. Rechts und links des immer noch kleinen, zuflussarmen Wasserlaufs, der sich bei Wiedenbrück erstmals teilt, dehnen sich die Emsauen mit ihren Auewäldern auf Sand. Obwohl hochwassergefährdet wurde die Emsaue schon früh vor allem als Weidefläche genutzt. In die Uferwälder ließ sich das Vieh zur Mast treiben. Ab Warendorf bis Emsdetten orientiert sich die Ems weiter nach Nordwesten. 10 km flussabwärts von Telgte nimmt sie den ersten größeren Fluss, die Werse, auf. Zwischen Greven und Emsdetten bildete sie starke Schleifen. Ab Greven wird die Ems schiffbar. Im Flussabschnitt unterhalb von Warendorf treten am Ufer zu den Sandböden mit Nadelwald und Heide schwere Lehmböden mit Weiden und Laubwäldern. Entsprechend vielfältig waren hier von Beginn an die Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Nutzung durch
In der Gegend von Rheine sollen sich um 15 n. Chr. römische Truppen des Germanicus und gegen die hier siedelnden Brukterern gekämpft haben. Laut Tacitus führte der Feldherr Caecina im Auftrag des Germanicus seine Soldaten in Schiffen über die Ems heran. Bei Rheine gingen die Römer an Land. Auch beim Rückzug dieser Truppen nach ihren Vergeltungszügen gegen die Cherusker in den Jahren danach spielte die Ems als Rückzugsweg für die Flotte der Invasoren eine entscheidende Rolle. Bei Rheine tritt die Ems den Weg in „ihr eigenes Land“ - das Emsland an. Rechts des Laufs wird sie weiter von sandigen Geestrücken und Heidelandschaften begleitet, links der Ems erstreckt sich das Bourtanger Moor. Mit dem 1950 beschlossenen „Emslandplan“, der die an der Ems zwischen Rheine und Papenburg liegenden Kreise und Regierungsbezirke zu einem „Erschließungsgebiet“ zusammenfasste, bürgerte sich die Landschaftsbezeichnung ein. Konstituierend wirkte die Einschätzung der Region als „Entwicklungsland“. Die großen Moorgebiete gestatteten keine intensive Bewirtschaftung: sowohl die Landwirtschaft als auch die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie und das Netz der Wege und Straßen waren beeinträchtigt. Die in alter Zeit in vielen Schleifen langsam dahin fließende Ems war zwar schiffbar, die dadurch bedingten Überschwemmungen behinderten jedoch sowohl die Schifffahrt als auch die Wirtschaft in den Uferzonen. Der Emsabschnitt zwischen Haren und Aschendorf, am linken Ufer geprägt vom Bourtanger Moor und am rechten Ufer vom Hümmling, bildet den zentralen und nördlichen Teil des Emslands. Der Hümmling ist eine von Dünen, Heideflächen, vereinzelten Eichen- und Buchenwäldchen sowie Wacholder durchzogene Hügellandschaft und Weiterlesen auf Seite 8
leeraner ZEITGEIST :: Die Ems
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wurde in alter Zeit vor allem zur Schafhaltung genutzt. Die Schifferstadt Haren stellt das Zentrum des Schiffsverkehrs auf der Ems dar. Mit 20 Reedereien, einer Flotte von 250 See- und Küstenschiffen, 50 Binnenschiffen und vier Häfen gehört Haren noch heute zu den drei größten Schifffahrtsstandorten Deutschlands. Das Rheiderland erstreckt sich links der Ems und stellte in alter Zeit den westlichen Teil des Territoriums Ostfriesland dar. Lange Zeit nicht klar definiert war die Grenze zu den Niederlanden. Heute zerfällt das Rheiderland in einen deutschen und in einen niederländischen Teil, dem „Oldamt“ in der Provinz Groningen. Das Rheiderland besteht aus Marschland und Poldern: der „alten“ Flussmarsch entlang der Ems und den Poldergebieten im Bereich des Dollart. Der Dollart war früher eine Landfläche. In mehreren Sturmfluten brach das Meer im 13. und 14. Jahrhundert ein und überspülte das Land. Mühsam wurden in den folgenden Jahrhunderten durch Einpolderungen Landflächen zurückgewonnen. Die Anbindung der östlich der Ems liegenden Wirtschaftszentren an die Niederlande erforderte Flussübergänge, die anfangs vor allem mit Fähren gewährleistet wurden. Eine der wichtigsten Fährverbindungen war die Fähre bei Leerort. Im 20. Jahrhundert wurden die ersten Emsbrücken gebaut: 1924/26 die „Friesenbrücke“ bei Weener (Bahnlinie Leer-Groningen), 1991 die „Jann-Berghaus-Brücke“ (Klappbrücke), die die alte Emsbrücke (errichtet 1937, gesprengt 1945) bzw. die Drehbrücke von 1948/50 ersetzte. Der Emstunnel bei Leer wurde 1989 dem Verkehr übergeben. Auch eine Fähre leistet auf der Unterems noch ihre Dienste: zwischen Ditzum und Petkum verkehrt mehrmals täglich eine Wagenmotorfähre und stellt eine Verbindung zwischen der K43 (Molkereistraße) und der L2 (Leeraner Landstraße) her.
KANALBAU SCHON IN ANTIKER ZEIT Die künstliche Anlage von Wasserstraßen, der Kanalbau, war schon in der Antike bekannt. Auch das erste Zeugnis solcher Wasserbaumaßnahmen im Nordwesten stammt aus der Römerzeit. Der Feldherr Drusus ließ um 12 v. Chr. zwischen Rhein und Ijssel einen Kanal anlegen. Die ersten Überlegungen zu Kanalbauten im Emsgebiet wurden seit dem Spätmittelalter von den Müsteraner Bischöfen angestellt, aber nie realisiert. Das erste durchgeführte Kanalbauprojekt war 1724-31 die Anlage des „Max-Clemens-Kanals“, der eine Wasserverbindung von Münster zur Vechte schaffen sollte, aber nicht vollendet wurde. Erst in hannoverscher Zeit widmete man sich intensiv der Schiffbarmachung der Ems – dazu gehörte neben Verbesserung der Schiffbarkeit des Flusses auch der Kanalbau. 1829 wurde der „Hanekenkanal“ zwischen Hanekenfähr bei Lingen und Meppen fertig gestellt. Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Bau des „Hunte-Ems-Kanals“, der Oldenburg, bzw. Hunte und Weser über die Leda mit der Ems verband. Von besonderem Interesse war die Anbindung an das niederländische Kanalnetz „links“ der Ems:
Emsquelle in der Senne. Fotografie 2016, Quelle: Heimatmuseum Leer
Über den „Ems-Vechte-Kanal“ zwischen Hanekenfähr und Nordhorn (1870/79) und den „Haren-Rütenbrock-Kanal“ zwischen Haren und Ter Apel (1870/78) gelang der Anschluss.
1886: BAUBESCHLUSS FÜR DORTMUND-EMS-KANAL 1886 wurde der Bau einer „leistungsfähigen“ Wasserstraße vom östlichen Ruhrgebiet bzw. dem Dortmunder Hafen zum Seehafen Emden beschlossen. Es galt, einerseits das Konglomerat aus bestehenden Kanalstrecken und Flussabschnitten sinnvoll zu verbinden, andererseits aber auch, zum Teil erhebliche Höhenunterschiede und kreuzende Wasserläufe, Eisenbahnschienen und Straßen zu überwinden. Der erste Kanalabschnitt führte nördlich von Dortmund nach Henrichenburg, wo mit einem Schiffshebewerk eine Fallhöhe von 14 m überwunden werden musste. Der Kanal führte weiter bis Münster – hier mussten mit Brückenkanälen u. a. der Fluss Lippe sowie mehrere Straßen überwunden werden. Zwischen Münster und Gleesen südlich von Lingen, wo der Kanal sich bis zur ausgebauten Schleuse Hanekenfähr mit der Ems verbinden sollte, mussten mit mehreren Schleusen fast 30 m Höhenunterschied ausgeglichen werden. Zwischen Hanekenfähr und Meppen folgte der Kanal dem Lauf des Hanekenkanals, um ab Meppen als „kanalisierter“ Fluss im Bett der Ems bis Emden zu führen. Dafür mussten in der Ems u. a. bei Herbrum Wehre und Schleusen angelegt werden. Der Fluss selbst wurde an vielen Stellen begradigt und ausgebaut. Der „alte“ Emslauf blieb nur im oberen Abschnitt vereinzelt sichtbar, zwischen Lingen und Emden wurde er den Anforderungen der modernen Frachtschifffahrt geopfert. Mit der wachsenden Größe der Frachtschiffe erfolgten das ganze 20. Jahrhundert hindurch weitere Ausbaumaßnahmen, Begradigungen und Flussvertiefungen. 1998-2002 wurde
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bei Gandersum das Emssperrwerk errichtet. Es dient nicht nur dem Hochwasserschutz sondern auch als Stauschleuse für die Überführung der immer größer werdenden Schiffe der Meyer-Werft. Der friesische Emsraum wurde im 8. Jahrhundert von Münster aus christianisiert und war dem Bistum gegenüber abgabepflichtig. Dass sich vor allem links entlang der Ems bereits in dieser Zeit wirtschaftlich blühende Siedlungen herausgebildet hatten belegen die vielen Ortsnamen mit der Endung „-um“ (= „-heim“), die im 7./8. Jahrhundert entstanden sein dürften. Das Einsammeln der Abgaben erfolgte sicher mit Schiffen über die Ems ins Münsterland. Belege für den im Hochmittelalter blühenden Warenverkehr auf der Ems sind die auf den Flusshandel spezialisierten „Langwarfen“. Auch die Stadt Emden verdankt ihren Ursprung einer solchen günstig an der Emsmündung gelegenen Warf und ihren Hafenanlagen. Emden entwickelte sich im Spätmittelalter zu einem überregionalen Verkehrsknotenpunkt und wichtigen Handelspartner der Hanse. Hamburger Schiffe brachten die begehrten Importgüter aus Skandinavien und aus dem Baltikum – Holz, Bier, Getreide, Fisch, Salz und Stoffe – über Emden ins Land. Im Hafen wurden die Waren von See- auf Binnenschiffe umgeschlagen. Die Erzeugnisse und Güter aus dem westfälischen und ostfriesischen Raum – Milchprodukte, Vieh, Steine, Leinwaren – gelangten ebenfalls über Emden in den überregionalen Handel. Bis in die Neuzeit war der Emder Hafen gegenüber den anderen Emshäfen durch das kaiserliche Stapelrecht privilegiert.
JAHRHUNDERTE LANGER KAMPF GEGEN STURMFLUTEN Seit Jahrhunderten versuchen die Menschen an der Unterems, sich gegen Sturmfluten zu schützen. Anfangs siedelte man auf natürlichen Erhebungen oder baute Warfen, ab dem 13. Jahrhundert wurden die ersten Deiche errichtet. Trotzdem brachen Sturmfluten immer wieder durch. In einer Reihe schwerer Fluten wurde eine tiefe Bucht ins Land geschlagen, die wir heute als Dollart kennen. Seine größte Ausdehnung erreichte er mit der Cosmas- und Damianflut von 1509. Chronisten berichten von mindestens 30 versunkenen Dörfern und riesigen Verlusten an Menschenleben und Vieh. So eindrücklich und teils phantasievoll waren diese Schilderungen, dass sie sich tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben haben. Schon im 16. Jahrhundert begann man damit, das verlorene Land zurückzugewinnen. Mit 23 umdeichten Neulandflächen, sog. Poldern, wurde der Dollart auf etwa ein Drittel seiner ursprünglichen Größe verkleinert. Die Bundeswasserstraße Ems endet an der gedachten Linie zwischen Eemshaven und Pilsum. Doch sie fließt unbeeindruckt weiter, teilt sich in Wester- und Osterems und mündet erst jenseits von Borkum in die Nordsee. Somit ist Borkum eine Emsinsel. Nur die Westerems wird heute noch als Schifffahrtsweg unterhalten. Die heutigen Verhältnisse in der Unterems haben mit einem natürlichen Flusslauf kaum noch etwas zu tun. Seit der ersten großen Vertiefung vor knapp 30 Jahren wurde eine Reihe schwerwiegender Veränderungen festgestellt, die mittlerweile auch in den Nebengewässern spürbar sind: so hat die Strömung im Fluss zugenommen, hat sich die Höhendifferenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser, der Tidenhub, vergrößert und verläuft die Flut viel kürzer und kräftiger als die Ebbe. Der Mischbereich zwischen Salz- und Süßwasser hat sich an Leer vorbei um mehrere Kilometer nach Süden vorgeschoben. Darüber hinaus gelangen große Mengen an Schwebstoffen in die Ems und setzen sich als Schlick ab. Die extreme Verschlickung der Unterems, ihrer Nebengewässer und Häfen wird mit hohem Aufwand bekämpft. Je mehr und tiefer aber zur Erhaltung der Wassertiefen gebaggert wird, desto mehr Schlick wird wieder eingetragen. Auch die Schlickentsorgung auf Deponien oder in der Außenems ist sehr teuer. Daher konzentrieren sich die meisten Versuche zur Rettung der Unterems auf die Verringerung des Schlickanfalls.
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HEILGYMNASTIK AN DER FRISCHEN LUFT Wie die Ärzte der Jahrhundertwende über das Radfahren dachten Die Firma Grünenthal gab in den 1963er Jahren ein Magazin mit dem Titel „Die Waage“ heraus. In der Ausgabe 3/1963 dieser Publikation veröffentlichten die Herausgeber einen Beitrag von Günter Jantzen, der in der Zeit von 1895 bis 1900 erschienene medizinische Publikation danach durchsucht hat, wie sich Mediziner über das neue Verkehrsmittel Fahrrad und dessen Benutzung geäußert hatten. Die Folgen eines mäßigen Radfahrens auf den menschlichen Organismus werden immer wieder als günstig herausgestellt. So sagt auch Dr. Merkel 1900 vor dem deutschen Verein für öffentliche Fürsorge: ‚Es ist eine Heilgymnastik, die uns hinaus in die freie Luft führt. Es werden die Körpermuskeln in Tätigkeit versetzt, es wird der Geist beschäftigt und angeregt und kann sich doch zugleich von sonstiger geistiger Berufsarbeit erholen. Sicherheit der Bewegungen, Weckung des Selbstvertrauens wird erzielt, rasches Denken und Handeln kommt bei sonst zagenden Personen zum Vorschein.’ Das Radfahren ist also ein Psychotherapeuticum. Die schlechte Haltung der Radfahrer spielt eine große Rolle in der ärztlichen Diskussion. So fordert Merkel den ‚geraden aufrechten Sitz’ als hygienische Bedingung Nr. 1, so dass ‚jede Compression der Brust- und Bauchorgane vermieden wird.’ Dazu gehörten ein guter, richtig stehender Sattel und eine Lenkstange mit aufwärts in die Höhe gebogenen Griffen. ‚Eine Lenkstange mit geradestehenden Griffen und selbstredend die mit mehr oder weniger abwärts stehenden Griffen, wie sie bei den so genannten Rennrädern in Gebrauch sind, ist ungeeignet.’ Die Entfernung des Sattels von der Pedale muss so groß sein, dass die Fußsohle das Pedal voll berührt, wenn das Bein gerade gestreckt ist. Dann kann beim Treten die größte Kraft entwickelt werden. Dazu muss auch der Sattel hinter der Achse der Pedalen stehen. Solche Ausführungen fanden wohl allgemeine Zustimmung, obgleich sie das Ergebnis rein theoretischer Überlegungen waren. Die meisten Referenten und Diskussionsredner damaliger Zeit hatten selbst noch nie ein Fahrrad bestiegen. Zahlreiche Lehrsätze waren allein Analogieschlüsse aufgrund anderweitiger, oft nur scheinbar vergleichbarer Erfahrungen. Dies wird auch Mendelsohn von dem Diskussionsredner Placzek vorgehalten, der selbst ‚schon seit zwei Jahren über persönliche Erfahrungen im Radfahren’ verfügt. Die typische Haltung des Radfahrers sei keine schlechte, sondern eine zweckmäßige. Aber Placzek vermag die Theoretiker noch nicht zu überzeugen. Der Lenker soll deshalb, wie Becher 1896 fordert, etwa in der Höhe der Brustwarzen stehen, so ist ‚der betreffende Radfahrer gezwungen, ziemlich gerade zu sitzen und die Atmung wird leichter werden.’ Er habe erst in der letzten Woche mit Vergnügen verschiedene solcher Räder in Berlin gesehen, und ‚von unserer Seite ist darauf zu dringen, dass die Fabrikanten, wenn wir unseren Patienten das Radfahren empfehlen sollen, nur solche Fahrräder machen, wo die ‚Bruststange’ eben hoch genug ist.’ Von der Höhe des Sattels war schon die Rede. Aber er wird auch wegen seiner Konstruktion immer wieder diskutiert. Berg verurteilt die Formen, die in ihrer Gestalt dem Längsschnitt einer Birne entsprechen, ‚da sie hinten zu schmal sind, um das Gesäß zu fassen, ruht auf dem langen Sattelhals der Damm und drückt Urethra und Prostata.’ Er bezieht hierauf das Auftreten unspezifischer Urethritis
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„Viergespann“. Quelle: „Die Waage“, 3/1963, Magazin der Grünenthal GmbH
posterior (Entzündung des hinteren Harnröhrenanteils) und Prostatitis (Entzündung der Vorsteherdrüse), sowie Epididymitis (Entzündung des Nebenhodens). Im großen Brockhaus können wir in der Auflage von 1898 lesen: ‚Der Sattel soll nicht reiben oder drücken, auch nicht heiß werden. Der Christysattel erfüllt diese Forderungen durch seine zweckentsprechende Form sowie dadurch, dass die Kissen bezugs Kühlung auf einer durchlöcherten Unterlage ruhen.’ Überhaupt darf der Sattel nicht das Genital reizen, wie Merkel herausstellt. Dies führte Jahre hindurch zu heftigen Diskussionen über den masturbatorischen Effekt bei Frauen. Mendelsohn fasst nur eine verbreitete Auffassung zusammen, wenn er sagt: ‚Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass, wenn die betreffenden Individuen es wollen, kaum eine Gelegenheit zu vielfacher und unauffälliger Masturbation so geeignet ist, wie sie beim Radfahren sich darbietet. Wenn man, was vorgekommen ist, ganz absieht von denjenigen Fällen, in denen der Sattel in einer ganz bestimmten Absicht mit einem nach oben gekrümmten Vorderteil versehen wurde, so bietet auch sonst der Sitz, rittlings mit ausgespreizten Schenkeln, ausreichende Möglichkeit, solchem Hange nachzugehen.’ Auch Placzek streitet dies nicht ab, wenn er auch einen anderen Standpunkt
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einnimmt, denn, so führte er aus: ‚in dem modernen Culturleben, an den Stätten der Kunst, bei der mehr oder weniger lasziven Lektüre der Modernen, bei der sanktionierten Bewegung des Tanzes sind soviel Irritamente zur Masturbation gegeben, dass es auf eines mehr kaum ankommen kann. Jedenfalls muss jedem Arzt das blühende Aussehen der Radfahrerin willkommener sein, als das zur Norm gewordene bleichwangige unserer Stuben hockenden Damenwelt.’ Die Betroffenen, die Rad fahrenden Damen nämlich, befragt in einer kleinen, ausgesuchten Stichprobe der Gynäkologe Flöel, und sie antworteten ihm, dass sie jede Möglichkeit sexueller Irritation für ausgeschlossen halten. Man hat sich viele Gedanken darüber gemacht, ob Mädchen und Frauen Rad fahren sollen. Damian, wie andere, warnte davor, ‚jugendliche weibliche Individuen im Alter von 11 bis 16 Jahren fahren zu lassen, wegen der Gefahr der Blutcongestion zu den Geschlechtstheilen.’ Im Ausland ist der Radsport aber auch schon bei Frauen verbreitet, und ‚gänzlich wird man es ihnen ebenso wenig bei uns verbieten dürfen.’ ‚Aber’, fährt Leyden fort, ‚was das Ethische der Sache betrifft, so fällt sie weniger in unser Fach und wird in Zukunft nach Erfahrungen entschieden werden.’ In Paris sollen bereits über 2.000 Radfahrerinnen registriert worden sein, stellt er heraus, und im Engadin beobachtete er Engländer mit ‚besonders construierten Maschinen, nicht selten für Mann und Frau zusammen.’ Für die gesunde Frau ist das Radfahren nützlich, fassen die Gynäkologen zusammen. Es werden im Einzelnen Indikationen und Kontraindikationen aufgestellt. Auf den Menstruationszyklus wirkt sich der Radsport günstig aus, auch bei manchen Frauenkrankheiten, besonders bei ‚Erkrankungen mit Erschlaffung der Theile und beim Allgemeinbeschwerden aufgrund ungenügender körperlicher Übung’, wie Flöel sagt. Andererseits vermag jedoch, wie Altschul meint, ein ‚übermäßiger Velocipedsport bei Frauen schwere Blutungen, Metritis etc. zu verursachen. Doch haben die Damen unter allen Umständen das Corsett abzulegen.’
Oben: In England radelten Ladies selbstverständlich nur im Damensattel. Quelle: „Die Waage“, 3/1963, Magazin der Grünenthal GmbH Unten: Ein Wiener Familienblatt sah tolle Aussichten für fesche Hochraddamen. Quelle. „Die Waage“, 3/1963, Magazin der Grünenthal GmbH
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1870: DIE SCHLACHT VON SEDAN Ein Leeraner erinnert sich Im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 brachte die Schlacht bei Se- ritten wir durch verschiedene Dörfer durch einen Hohlweg in ein dan die Entscheidung zugunsten Deutschlands, zwar wurde gekämpft, Tal hinein, wo in der Nähe des Dorfes Schüsse auf uns abgegeben aber am Ausgang des Krieges änderte sich nichts. Mit dem Sieg in dieser wurden. Der Leutnant schickte mich mit der Meldung zur SchwaSchlacht war der damalige preußische Ministerpräsident Otto von Bis- dron zurück, dass das Dorf besetzt sei. Unglücklicherweise nahm marck am Ziel. Dass man den Franzosen eine Niederlage beigebracht ich beim Verlassen des Tals den verkehrten Weg, kam in dem dicken hatte, war für ihn zweitrangig. Er wollte die Kleinstaaterei auf deut- Nebel zu weit nach rechts und sah plötzlich am Wege vor mir ein schem Boden beenden und ein deutsches Reich schaffen. In den Jahren Biwak, anscheinend eine Fourage-Kolonne, deren Bedeckung aber zuvor war er mit diversen politischen Aktivitäten gescheitert, und auch meist wohl noch schlief. Als ich im Galopp über den Graben ins Feld mit dem deutsch-dänischen Krieg im Jahr 1864 und dem „Deutschen hineinritt, erhob sich ein Geschrei und man schoss hinter mir her, Krieg“ im Jahr 1866 gelang ihm die Schaffung des Reiches nicht. Dass traf mich aber nicht in dem Halbdunkel. Nachdem ich noch eine änderte sich nach „Sedan“ und dem gewonnenen Krieg, der auch als der Zeit lang in der Irre umher geritten, sah ich vor mir wieder die Stadt dritte „Einigungskrieg“ bezeichnet wird. Diesen Krieg hatten alle deut- Carignan, und ein Garde-du-Corps (Leibgardist, heg) , den ich traf, schen Staaten gemeinsam geführt, nachdem es Bismarck gelungen war, er gab mir die ungefähre Richtung an, wo ich die Division treffen durch eine geschickte Fälschung Frankreich zu veranlassen, Deutsch- musste. Ich kam dann wieder zum Regiment, welches mit anderen land den Krieg zu erklären. Wäre es umgekehrt gewesen, wäre es Bis- Truppen zusammen im Vormarsch begriffen war. marck kaum gelungen, die Streitmächte aller deutschen Staaten zum Wir befanden uns mit den Garde-Füsilieren an der Spitze und Kampf gegen den „Erzfeind“ zu vereinen. Insofern kann die Schlacht stießen hinter dem Dorfe Villers Cernay auf die Franzosen, welche bei Sedan als „Geburtstag“ des deutschen Reiches angesehen werden. Gräben, Äcker und kleine Gehölze besetzt hatten, und mit Feuer Der Bürger von Leer, dessen Tagebuchnotizen die Grundlage für den fol- empfangend. Die Füsiliere griffen links, wir rechts an, wo sich mehr genden Beitrag im „Leerer Anzeigeblatt“ vom 31. August 1908 bildeten, offenes Terrain befand, und wir nahmen eine Anzahl Franzosen gedürfte von diesem Zusammenhang kaum etwas gewusst haben. fangen. Verschiedene von den Husaren und Pferden wurden von Kugeln getroffen, auch mein Pferd. Ich hörte einen leichten Klatsch, „Der 31. August fand uns, nachdem wir Tage vorher an der Schlacht der Gaul machte einen Sprung vorwärts, wollte durchgehen, fing bei Beaumont teilgenommen hatten, früh zu Pferde, und unser Gar- dann aber an zu taumeln und stürzte; mein alter Tantalus war hin, de-Husaren-Regiment schweifte als Divisionskavallerie der 1. Gar- eine Kugel war ihm hinter meinem Bein in den Leib gefahren. Ich de-Infanterie-Division in einzelnen Abteilungen gegen die Maas, wo blieb zurück, die Schwadron ging weiter vor, und ich sattelte das unsere 4. Schwadron den General Pape, Kommandeur der Division, Pferd ab. Bald kam ein Husar von der 5.Schwadron zu mir, dessen an einer zerstörten Brücke traf, die eben von den Pionieren wieder Pferd ein Granatsplitter die Nase weggerissen hatte, und mit seiner hergestellt wurde. Ich war als einziger Einjähriger der Schwadron, Hilfe trug ich Sattel und Geschirr nach einem nahe liegenden Hauder auch etwas französisch sprach, schon früher vielfach zu klei- se. Dann ging ich aufs Feld, um mir ein anderes Pferd zu suchen, nen Expeditionen und Patrouillenritten verwandt worden und wur- während der Husar meinen Sattel bewachte, und fand nach längede auch hier mit zwei Husaren als erster über die Brücke und die rem Suchen einen alten, abgetriebenen, geschundenen Gaul, den gegenüberliegenden Berge geschickt, um das Terrain aufzuklären der Train (Logistiktruppen, Anm. d. Red.) weggejagt haben musste. Eine weite Ebene dehnte sich vor uns aus, auf deren Straßen Das Tier wurde etwas gefüttert und getränkt und ihm Zaum und sich viele Wagen mit flüchtenden französischen Familien beweg- Sattel aufgelegt, den es wenigstens tragen konnte; ich musste allerten, weiter hinunter lag die Stadt Carignon. Nachdem ich Meldung dings zu Fuß marschieren, den Gaul am Zügel führend. an den General erstattet hatte, dass das Terrain frei von französiIch ging mit dem Husaren auf dem Schlachtfelde weiter vor und schen Truppen sei, ritt die Schwadron vor zur Stadt und durchritt wir stießen in der Nähe von Givonne auf unsere Korps-Artillerie, dieselbe; in Erfahrung brachten wir hier auch, dass einst der Kaiser welche auf die im Tal liegende Stadt Givonne und auf ein auf einem Napoleon die Nacht in derselben zugebracht hatte. Am Bahnhof Plateau liegendes Gehölz feuerte, welches stark von den Franzosen fanden wir einen kurz vor unserer Ankunft von den Franzosen in besetzt zu sein schien. Es stand hier die ganze Korps-Artillerie aufBrand gesteckten Eisenbahnzug, an welchem eine Anzahl Beamte gefahren und das Feuer war ein fürchterliches, ganze Abteilungen und Einwohner beschäftigt war, Fässer mit Branntwein usw. aus der Franzosen sahen wir den Berg hinan in das Gehölz laufen, aber den Waggons zu rollen, um eine Lücke herzustellen, weil sich in wohl nur die wenigsten mochten dem schrecklichen Granatfeuer dem Zuge auch Wagen mit Munition befanden, vor deren Explosion entkommen. In der Nähe der Artillerie traf ich einen Feldwebel von man Furcht hatte. Die Fässer zerplatzten zum Teil auf der Erde und den Füsilieren mit einigen Leuten, welche eine Mitrailleusen-Batteda war der Boden mit Branntwein überschwemmt. rie bewachten, die das Regiment genommen hatte. Im ersten Dorfe hinter Carignon bemerkten wir eine Anzahl Nachzügler der französischen Armee, die sich in die Häuser flüchEXKURS: teten, von uns aber herausgeholt wurden. In einem Zimmer der „Die Mitrailleuse (von franz. Mitraille „Kartätsche“) ist ein maersten Etage eines Hauses fand ich acht Infanteristen, unter welnuell bedientes Salvengeschütz und wurde ursprünglich 1850 chen ein mit mehreren Medaillen dekorierter Sergeant sich befand. in Belgien entwickelt. Einige dieser Schusswaffen wurden im Auf den Wegen und Chausseen hinter dem Dorfe wurde ebenfalls Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) auf französischer Seinoch eine Anzahl Gefangene gemacht, im Vorgehen aber plötzlich te benutzt. Die französische Reffye, eine Mitrailleusen-Variante, Halt befohlen, und wir bezogen Quartier im Dorfe Tonry St. Romy. war die erste Schnellfeuer-Schusswaffe, die als StandardausrüsGeschlafen wurde im Stalle bei gesattelten Pferden. tung einer Armee in einem größeren Konflikt eingesetzt wurde. Am 1. September, morgen 3 ½ Uhr, wurde ich vom Wachtmeister Obwohl die Konstruktion innovativ war, wurde die Waffe nie ergeweckt, ich sollte mit dem Leutnant Grafen L. und dem Avantafolgreich, da ihr taktisches Potenzial sehr gering war. Das Wort geur v. N. auf Patrouille reiten (Avantageur -> Fahnenjunker, Anm. d. „Mitrailleuse“ steht bis heute im französischsprachigen Raum Red.). Von Kaffeetrinken und Frühstücken konnte keine Rede sein, für ein Maschinengewehr, obwohl die historische Mitrailleuse ich hatte aber von Carignon noch ein Stück Schiffszwieback, welkeine automatische Schusswaffe darstellte, sondern manuell ches ich mit dem Avantageur teilte. Im Dunkel und starkem Nebel geladen werden musste.“ (Wikipedia)
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noch ein Mann von unserem 4. Zuge erschossen; wir fanden ihn in einer kleinen Lichtung liegend; sein Pferd graste neben ihm. Ein belgischer Hauptmann, den unser Rittmeister hierum ersuchte, erbot sich, unseren Kameraden begraben zu lassen. Wir ritten noch streckenweise im Walde vor, überall die Franzosen aufgreifend und vor uns hertreibend, die sich uns in ganzen Trupps gefangen gaben. Sie wurden dann in Abteilungen an unsere Infanterie abgeliefert. Inzwischen waren wir ganz auseinander gekommen; der Kanonendonner hatte ganz aufgehört und ich dachte mir, es könne gar nicht schaden, wenn ich mir das Schlachtfeld noch etwas ansähe und mir etwas zum Essen suchte, weil ich einen schrecklichen Hunger hatte. Ich ritt deshalb auf einem Wege links ab und gelangte nach einem Dorfe, welches voll von requirierenden Truppen war. Es fand sich aber an Lebensmitteln nicht das Geringste und so war alles Suchen vergebens. In dem Dorfe war es übrigens recht interessant, man schrie fortwährend Hurra. Der Sieg musste ein ganz bedeutender gewesen sein und wir sollten die ganze französische Armee gefangen genommen haben. Ein Derselbe gab mir auf meine Bitte eins der Battariepferde, einen interessanter Moment war es auch, als ein langer Zug von gefangroßen Fuchs, den ich dann sattelte und dann mit dem Husaren genen Franzosen, wohl 6.000 bis 7.000 Mann, die wir zum Teil mit weiter ritt. Das große Tier war anscheinend niemals geritten wor- den Füsilieren zusammen getrieben hatten, das Dorf passierte. An den. Um es in Trab und Galopp zu bringen, musste man es nach der Spitze ritt eine größere Anzahl von Stabsoffizieren, dann kamen und nach leise vordrücken, und stieg der Gaul sofort mit den Vor- alle möglichen Waffengattungen zu Fuß vorbeigezogen, während derbeinen in die Luft, wenn ich ihn mit den Sporen berührte. Zu- an der anderen Seite ein Bataillon unserer Infanterie, an der Spitze dem machte er bei jeder Batterie, bei jedem die Musik (Musikkorps, Anm. d. Red.), Halt Wagen, dem wir begegneten, kehrt und war gemacht hatte, welche Märsche usw. blies; nur mit der größten Mühe zum Umkehren zu bei den Gardejägern, welche die Gefangenen ... so schauderte ich bewegen, und etwas besser wurde die Sache begleiteten, begrüßte ich noch mehrere beerst, als ein Artillerist mir eine Karbatsche kannte Einjährige aus Potsdam. doch etwas zusammen, (Peitsche mit Holzgriff, die aus Lederriemen weil ich mit der oder Hanfseilen geflochten ist. Wikipedia) Als es anfing zu dunkeln, suchte ich mit eigab, mit der ich ihn bearbeitete. nem anderen Husaren das Regiment wieder Hand auf einen toten Nachdem wir einen großen Teil des auf, konnten dasselbe aber nicht finden. Wir Franzosen gefallen war... Schlachtfeldes passiert und verschiedene Geritten noch eine Zeitlang auf dem Schlachtfelfechtsepisoden mit angesehen hatten, trafen de herum, kamen auch an einer Stelle vorbei, wir das Regiment endlich bei einem Walde, wo französische Artillerie attackiert hatte. der mit den Jägern und Füsilieren zusammen abgesucht werden Verwundete Pferde stießen ein Gebrüll aus, welches ganz unheimsollte und lösten uns in auseinander gezogene Linien auf. Im Walde lich in der Dunkelheit klang und es schrien überall Verwundete um trafen wir eine Menge Franzosen, die aber fast sämtlich die Waffen Hilfe, die wir ihnen aber ja leider nicht zuteilwerden lassen konnweggeworfen hatten und nur wenig Widerstand leisteten. Wir wa- ten. Ich überschlug mich auch einmal mit meinem Pferde, welches ren ganz an der belgischen Grenze, zum Teil in Belgien selbst und von einem zerschossenen Munitionswagen nicht wegzubringen standen an verschiedenen Straßen und Wegen und sahen Trupps war, und wenn ich mich bei dem Sturze auch nicht beschädigte, so belgischer Infanterie und Kavallerie, die uns zurückwiesen, die schauderte ich doch etwas zusammen, weil ich mit der Hand auf Franzosen aber entwaffneten und gefangen nahmen. Hier wurde einen toten Franzosen gefallen war.
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Mein Gaul ging schließlich nur noch vorwärts, wenn der andere Husar vor mir Ritt. Wir passierten eine Menge Biwaks, in welchen Soldaten an den Feuern lagen und sangen, alles war in gehobenster Stimmung. Gegen neun bis zehn Uhr kamen wir an das Biwak der 2. GardeDragoner, bei welchem ich einige Bekannte hatte. Wir beschlossen, die Nacht hier zu bleiben, sattelten ab und ich saß mit meinen Bekannten noch längere Zeit am Lagerfeuer, unsere Erlebnisse austauschend. Zu essen gab es leider nichts, nur Kaffee. Am 2. September früh morgens erhoben wir uns vom Feuer, um welches sich in der Nacht noch mehrere Franzosen, worunter ein Neger, gesetzt hatten, und ritten weiter. Vom Gardekorps waren wir ganz abgekommen, passierten zunächst die Biwaks des 4., dann diejenigen des 11. Korps. Nach einigem Fragen fand ich das Biwak der 14. Husaren, bei welchem ein Schulkamerad von mir, v. H. aus Leer, diente, den ich auch wohl antraf. Wir unterhielten uns einige Zeit und dann sagte v. H. mir, er habe am Tage vorher einen anderen unserer Freunde, R. aus Leer, getroffen, der bei den 5. Dragonern diente, und ich beschloss, denselben auch aufzusuchen, alle Fragen nach dem Biwak des Regiments waren aber vergebens. Meilenweit passierten wir bei diesem Ritt das Schlachtfeld, welches einen sehr interessanten Anblick bot, überall waren Biwaks und ich sah an einer Stelle eine große Anzahl von herumlaufenden Pferden, zum Teil noch gesattelt. Sie befanden sich jenseits des Flusses in der Nähe von Sedan. Ein Offizier, den ich fragte, sagte mir, das Gardekorps läge noch bei Givonne. Wir ritten weiter, nirgends gab es aber etwas zu essen und uns quälte der Hunger schließlich so sehr, das wir absaßen und eine Anzahl toter Franzosen und die Packtaschen gefallener Pferde daraufhin untersuchten, ob nichts Essbares zu finden sei, alle Mühe war indessen vergebens. Bei einem gefallenen Kürassierobersten fand ich eine Visitenkartentasche, welche außer einigen Photografien die Visitenkarten von Ferdinand Lesseps, vom General Changarnier und einige andern Generalen usw.
enthielt, welche ich zum Andenken zu mir steckte. Nachmittags wurden die Pferde, welche seit eineinhalb Tagen kein Futter mehr gehabt hatten, so schwach, dass sie uns nicht mehr tragen wollten und wir zogen sie schließlich am Zügel hinter uns her. Wir kamen über ein Plateau und durch einen Wald (Bois de la Garenne) in welchem die Franzosen buchstäblich in Haufen tot lagen und es waren viele Krankenträger damit beschäftigt, Verwundete wegzutragen. Wir sahen dann auch Givonne wieder vor uns, welches im Tale lag, gingen eine Chaussee am Berge hinunter, welche der vielen toten Menschen sowie der umgestürzten Wagen wegen kaum zu passieren war. Alle Toten waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt, und so hatten einzelne Granaten ganze Trupps von Franzosen auf einmal getötet; vor einer Kanone lagen die Zugpferde, drei links, drei rechts hingestreckt. In Givonne wurde uns von der Artillerie aufgegeben, wo sich unser Regiment ungefähr befinden musste, und wir erblickten gegen fünf Uhr endlich das Biwak desselben in der Nähe von Villers Cernay, dem Dorfe, bei welchem ich am Morgen vorher mein Pferd verloren hatte. Wir saßen auf, ritten hin und ich meldete mich beim Rittmeister zur Stelle. Derselbe fragte mich aus, wo ich die ganze Zeit seit dem vorigen Nachmittag geblieben sei, er war indessen ganz freundlich. Eine Anzahl anderer Husaren war seit der gestrigen Waldpartie an der belgischen Grenze auch noch nicht wieder zum Regiment gestoßen. Das Mitrailleusenpferd wurde vom Ritt- und Wachtmeister einer genauen Besichtigung unterzogen und ihm der Charakter einen ‚guten Gauls’ beigelegt, er erhielt den Namen ‚Franzmann’ und wurde bestimmt, dass ich das Tier behalten sollte, ein Beschluss, der mir großen Kummer bereitete, weil ich die Eigenschaften des Pferdes bereits zur Genüge kennen gelernt hatte. Im Biwak lag ich nachts mit ein paar anderen Husaren zusammen in einem kleinen eroberten französischen Zelt und wir hörten am Abend überall die Musik Choräle blasen, weil man bereits angefangen hatte, die Toten zu begraben.“ Anzeige
TOP 100 AKUSTIKER IN LEER Am 04. Februar 2017 zeichnete der große deutsche Kultstar Heino als Schirmherr die Gewinner des TOP 100 Akustiker 2017/18 Wettbewerbs aus und überreichte anlässlich der feierlichen GalaVeranstaltung in Düsseldorf die Urkunden an die strahlenden Preisträger. Aus Leer gehört auch ein Hörgeräte-Aksutiker zu diesem Top Kreis. Es ist die Firma Hörgeräte Meiners & Stickfort GmbH. Dietmar Meiners und Thorsten Stickfort sind mit Recht sehr stolz auf diese Auszeichnung. Die unabhängige Jury aus Wissenschaft und Marketing, repräsentiert durch das BGW Institut für innovative Marktforschung in Essen, ermittelte aus den Wettbewerbsteilnehmern die TOP 100 Akustiker 2015/2014. Sie zeichnen sich durch besondere Kunden-Orientierung, Service-Bereitschaft und persönliche Ansprache und Hinwendung aus. In 5 Kategorien wurden die Bewertungen vorgenommen: Kundenorientierung Kundeninformation Marktorientierung Unternehmensführung (Mitarbeiterorientierung) Ladengestaltung Und in allen Bereichen mussten überdurchschnittliche Leistungen erbracht werden, um unter die TOP 100 Akustiker unter allen Bewerbern zu gelangen. Das beigefügte Bild zeigt Dietmar Meiners und Thorsten Stickfort zusammen mit dem Schirmherrn Heino anlässlich der Preisverleihung.
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leeraner ZEITGEIST :: 1870: Die Schlacht von Sedan
ZU FUSS ENTLANG DER ZUKUNFT 1851: Vorfreude auf die Westbahn In eine andere Welt führt uns der Bericht über eine Wanderung von Oldersum nach Leer, die am 23. August 1851 als Nachdruck aus der „Ostfriesischen Zeitung“ im Leeraner Anzeigeblatt“ (LA) erschienen ist. Höchst interessant ist der, wenn auch etwas anstrengende Spaziergang von Oldersum bis Leer, und weiter zur Leda-Brücke, zur Seite der fast überall auf dieser Strecke in Angriff genommenen Eisenbahndammes. Bei Oldersum zuerst fesselten meine Blicke die schon im vorigen Herbste aufgeworfenen Probedämme, sowie die lange Reihe der von dem Hammerwerksbesitzer Klopp in Leer gelieferten Erd-Transport-Wagen-Achsen und Räder, dann der emsige Fleiß der Erdarbeiter, und vor allen die unter diesen Letzteren herrschende Ruhe und Ordnung. Weiterhin, bei Neermoor, Eisinghausen, dieselbe Thätigkeit, nur bis Leer unterbrochen durch die noch mit Früchten bestellten Felder. Emden und Leer, welche Hoffnungen, welche Erwartungen knüpfen beide Städte an die Westbahn, die Erfüllung ihres so lange gehegten sehnlichen Wunsches! Ostfriesland geht durch sie einer neuen, großen Zukunft entgegen. Dem kaufmännischen strebsamen Geiste beider an dem tiefen Emsstrome so günstig gelegenen Plätze wird es nicht fehlen, eine geachtete Stellung unter den bedeutenden norddeutschen Handelsstädten zu gewinnen. Auf dem Bahnhofe bei Leer – welch’ ein reges Leben! Hier Arbeiter, um Erde auf die Erd-Transport-Wagen (da hier schon die Schienen bis in den Oster-Hammrich gelegt sind) zu laden, dort andere, neue Schienen zu legen oder aus den Schiffen zu löschen. Der Bahnhof bei Leer, auf den so genannten Sandbergen, muss bedeutend abgetragen werden und ist diese Arbeit einem tüchtigen bewährten
Dampflokomotiven aus dem Unternehmen Egestorff in Linden bei Hannover, wie dieses Modell aus dem Jahr 1851 dürften ab 1856 auch über die Gleise der Westbahn gefahren sein. Quelle: Michael Gäbler / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 Schachtmeister übertragen. Da demselben sehr bedeutsames Material zur Verfügung gestellt werden muss, und die Behandlung desselben sehr genaue Sachkenntnis erfordert, so ist die Anfrage in Nr. 66 dieses Blattes gar nicht an seinem Platze und beruht lediglich auf Unwissenheit. Etwas weiter hin, dem Hammerwerk gegenüber, das KyanisirungsGebäude (Gebäude zur Imprägnierung von Holz, das zu diesem Zweck in eine Quecksilber-Chlorid-Lösung getaucht wird, heg). Vorzüglich waren es die trefflich gearbeiteten großen Kessel, so wie die Dampfmaschine, von Egestorff in Linden vor Hannover gebaut, welche Aufmerksamkeit erregten. Das Werk ist beinahe fertig und wird in kurzer Zeit mit dem Präpariren der Schwellen begonnen werden. Im Oster-Hammrich ist schon vieles Geschehen. Ganze Strecken des an einigen Stellen 10 bis 11 Fuß zu erhöhenden Dammes sind fertig, andere sich dort befindende Niederungen werden mit der von dem Bahnhofe durch die Erd-Transport-Wagen abzuführende Erde ausgefüllt.
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URTEIL: TOD DURCH ENTHAUPTUNG 1876: Giftmord in Leer: Die Eisenbahnbrücke über die Leda war im Jahr 1851 noch im Bau, als sie vom LA-Redakteur bereits als das „großartigste Werk der ganzen Westbahn“ bezeichnet wurde. Foto: Sammlung Feldmann Ich komme nun zur Leda-Brücke, dem großartigsten Werk der ganzen Westbahn. Auch hier ist die Arbeit unter Leitung des Herrn Baucondukteurs Runde schon sehr weit fortgeschritten. Auf beiden Seiten des Ufers, ist die Interimsbrücke seit längerer Zeit fertig, eine Masse Holz und Bruchsteine sind schon vorräthig. Die Rammen arbeiten mit großer Thätigkeit, um Pfähle von 40 bis 50 Fuß Länge zur Aufziehung der Brückenpfeiler in den Erdboden zu treiben, Gebäude und Werkstätten sind errichtet, überhaupt herrscht auf allen Punkten eine Regsamkeit, welche die freudige Ueberzeugung hervorruft, dass es unserer Regierung Ernst, vollkommener Ernst ist, die Westbahn in kurzer Zeit zu vollenden. (L. A-Bl.) (An dem Ernst der Regierung, die Westbahn nicht allein zu bauen, sondern möglichst rasch zu vollenden, haben wir und sehr viele mit uns, trotz der Verdächtigungen einiger von bekannter Seite, nie gezweifelt. Wir sollten glauben, dass nun endlich diesen, sich nicht entblödeten, noch vor kurzer Zeit die Behauptung aufzustellen, dass die ganze Sache Spiegelfechterei sei und höchstens darauf hinauslaufen würde, eine Chaussee bis Papenburg ins Werk zu stellen, die jetzige Thätigkeit beim Bau der Westbahn die Schaamröthe ins Gesicht treiben würde!) Es sollte noch fünf Jahre dauern, bis die Westbahn ihren Betrieb aufnehmen würde.
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EMSLANDMUSEUM SCHLOSS CLEMENSWERTH, SÖGEL Das von 1737 bis 1747 erbaute barocke Schloss Clemenswerth in Sögel/ Emsland gehört zu den sehenswertesten Kulturdenkmälern Norddeutschlands. Der einzig noch erhaltene Alleestern verbindet Kunst-, Freizeit- und Naturerlebnis auf besondere Art: Das Museum lädt mit verschiedenen Ausstellungen und Führungen zur Zeitreise ins Barock ein und der 42 ha große Waldpark mit ausgedehnter Teichanlage bietet Raum für Erholung. Zudem finden über das Jahr verteilt mehr als 100 Veranstaltungen statt, darunter das Osterevent (16.04.), das Rosenfest (10./11.06.), der Kunstmarkt ParkArt (12./13.08.), der Falknertag (3.09.), die Schleppjagd (24.09.) und der große Adventsmarkt (9./10.12.). Der Veranstaltungskalender mit allen Terminen kann kostenlos angefordert werden! www.clemenswerth.de
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leeraner ZEITGEIST :: Urteil: Tod durch Enthauptung
Leeraner Bürgern ist das in der Bremer Straße 13 ansässige Grabmale anbietende Unternehmen Nanninga noch bekannt. Weniger bekannt dürfte sein, dass am Anfang der Unternehmensgeschichte ein Mord stand, zumindest wenn man der Argumentation des Kronanwalts in dem Ende 1876 stattgefundenen Prozess gegen die Witwe des Opfers folgt. Im Jahr 1872 war der „Mühlstein-Fabrikant“ J. Peter Bruhns als Inhaber des Betriebes, und zwar offiziell bis 1877, ab 1878 ist Bernd Gerdes Nanninga als Inhaber im Adressbuch der Stadt Leer eingetragen. Er war der Halbbruder von Bruhns, und er kannte den Betrieb, weil er dort bereits für ihn gearbeitet hatte. Der drohende Verlust der Mitgift in Höhe von 2.000 Talern war der Anlass für einen Giftmord, der die Bevölkerung der Stadt Leer im Jahr 1876 schockierte. Mit großem Interesse dürfte der Prozess vor dem Schwurgericht in Aurich verfolgt worden sein, worüber die „Ostfriesische Zeitung“ (O.Z.) berichtete. Am 28. Oktober 1876 erfuhren die Leser der „Ostfriesische Zeitung“ (O.Z.) zunächst, dass „die Sache wider die Witwe des Mühlsteinfabrikanten Bruhns aus Leer und Genossen wegen Mordes“, zusätzlich in den Verhandlungsplan des nächstfolgenden Halbjahres aufgenommen worden sei. Am 31. Oktober war zu lesen: „Ein sehr schweres Verbrechen bildet den Gegenstand der heutigen Anklage, nämlich Mord. Angeklagt desselben wird die Witwe des verstorbenen Mühlsteinfabrikanten Bruhns, Johanna Clasina, geborene Onnen, aus Leer, 26 Jahre, während deren Mutter, die Witwe Onnen, Hiskea, geborene Beninga, aus Emden, 56 Jahre alt, der Anstiftung und Beihülfe zu diesem Verbrechen angeklagt wird. Abgesehen von der schweren Anklage, unter welcher sie jetzt stehen, haben wir es auch nicht mit unbescholtenen Persönlichkeiten zu thun; beide sind bereits wegen Diebstahls bestraft; die Witwe Onnen, obwohl sie gar nicht unbemittelt ist, sogar zweimal, unter anderem wegen Scha(a)fdiebstahls zu vier Monaten Gefängnis… . Der fraglichste Mordfall ist ein Mord in der scheußlichsten Form, ein Giftmord. Die Angeklagten leugnen indessen. Die heutige Verhandlung beschränkt sich im Wesentlichen auf die Feststellung des objektiven Thatbestandes und ergiebt in dieser Beziehung folgendes: Der MühlsteinFabrikant Bruhns in Leer, ein Mann in den dreißiger Jahren, verheirathete sich im August 1875 in dritter Ehe mit seiner jetzigen Witwe. Bruhns scheint ein etwas leichtlebiger Mann gewesen zu sein; mit seinem Geschäfte wollte es wenigstens nicht recht vorwärts, wie denn nach seinem jähen Tode über seinen Nachlass denn auch der Konkurs eröffnet ist. Mit seiner Schwiegermutter, der Onnen, hatte er finanzielle Differenzen; diese hatte ihm eine baare Mitgift von 1.000 Thalern zugesichert, verschuldete davon aber noch reichlich 200 Thaler und wollte solchen Rest nicht auskehren, weil sie wol den Verlust des Geldes befürchtete. Ob, was indessen wahrscheinlich, noch andere Differenzen zwischen Bruhns und der Onnen, bzw. unter den Eheleuten Bruhns obgewaltet, wird erst die weitere Verhandlung aufklären. Die Onnen wohnte zwar in Emden, kam aber häufig zum Besuche ihrer Tochter nach Leer und war namentlich auch am 27. und 28. Dezember 1875 dort; am letzteren Tage reiste sie wieder ab. –
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Am 30. December verstarb Bruhns, und zwar, Im December waren von jener Summe erst 1.725 wie die Obduktion der Leiche ergeben hat, in fol- Thaler bezahlt; am 21. desselben Monats wurge von Arsenitvergiftung. Schon längere Zeit vor de die Übertragung des Eigenthums an dem erseinem Tode klagte er darüber, dass er des Mor- wähnten Hause auf die Ehefrau Bruhns durch gens nach dem Genusse von Thee oder Kaffee in Auflassung beim Grundbuchamte vorgenommen. seinem Hause ein Würgen und Brechen bekäme, Nun forderte Bruhns in verschiedenen, an seine das sich erst wieder legte, wenn er auswärts et- Schwiegermutter gerichteten, bei den Akten bewas anderes genoss. Am 27., als die Onnen noch findlichen Briefen, wovon zwei an einem Tage, im Hause war, kehrte er von einer Tour zurück dem 23. December datirt sind, in höchst energiund genoss nun zwei Teller Erbsensuppe. Es ist scher Weise die Bezahlung des Restes der versprodie Ansicht eines Sachverständigen, des Sanitäts- chenen Mitgift… raths Kirchhoff aus Leer, dass dem Bruhns das Bruhns starb am 30. abends. Nach Ansicht alGift wol schon in dieser Suppe gegeben sein kön- ler Sachverständigen mit Ausnahme eines einzine; mit dieser Ansicht steht er aber allein, indem gen ist ihm das Gift am Abende vorher oder in der sowol die Doktoren Lüning in Aurich und Jung Nacht zum 30. beigebracht worden. Seine Frau in Weener, wie das Medicinalkollegium in Berlin war seine einzige Pflegerin, war allein um ihn; und die medicinisch-wissenschaftliche Deputa- dieselbe glaubt auch nicht, dass ihr Mann Lebenstion des Kultusministeriums verdruss gehegt und sich also sich dagegen ausgesprochen selbst vergiftet habe. Denhaben, dass Bruhns das Gift so noch leugnet sie, dem Manne Als er zu Hause lange bei sich getragen bevor das Gift gegeben zu haben …“ dasselbe seine verderbliche Dann wurden weitere Zeugen ankam, trank er Wirkung äußerte… gehört, deren Aussagen kaum noch Thee und aß Gegen die Kirchoffsche Beweiskraft hatten. Eine vielAnsicht spricht das verhältleicht bedeutende Aussage Butterbrot;... nismäßige Wohlbefinden des ging dahin, die Mutter habe Bruhns kurz vor seinem Tode. geäußert, dass das Vermögen Während er am 30. abends befür die Tochter gesichert werreits eine Leiche war, befand er sich am Abend den müsse und nicht vom Ehemann „durchgedes 29. noch im Sauthoffschen Gastlokale, trank bracht“ werden dürfe. unterschiedliche Gläser Bier und Schnaps und „Die Instruction schließt damit, dass der Saverhielt sich überhaupt so, dass niemand an ihm nitätsrath Kirchhoff annoch Aussprüche zweieine tödtliche Erkrankung hätte wahrnehmen er wissenschaftlicher Autoritäten (Geheimrath können. Als er zu Hause ankam, trank er noch Casper und Professor Husemann) darzuthun Thee und aß Butterbrot; er hatte aber eine un- versucht, dass das Gift wol schon am 28. abends ruhige Nacht und stand gegen seine Gewohnheit in den Körper des Bruhns eingeführt sein könne, schon früh um 5.00 Uhr auf, um sich abermals während die Sachverständigen Lüning und Jung Thee zu kochen. Die Angeklagte Bruhns will jedes bei ihrer entgegen gesetzten Ansicht beharren.“ Mal im Bette liegen geblieben sein. Den anderen Nach der Einvernahme weiterer Zeugen, die Tag, den 30., nahm der Vergiftungsprozess seinen zum Tathergang nichts beitragen konnten, hielraschen Verlauf. Bruhns klagte unaufhörlich über ten der Kronanwalt und die Verteidiger ihre PläLeibschmerzen, hatte einen quälenden Durst, so- doyers, der Richter formulierte die Schuldfragen, wie Durchfall und Erbrechen und äußerte selbst dann zogen sich die Geschworenen zur Beratung gegen seinen in seinem Geschäfte arbeitenden zurück. Halbbruder Nanninga die Befürchtung, dass er Die Geschworenen bejahten nach zweistünvergiftet sei. Ärztliche Hülfe wurde vergebens diger Beratung sämmtliche drei Fragen, alle drei aufgewendet; Bruhns hatte, wie auch ermittelt aber nur mit sieben gegen fünf Stimmen. Der Geworden, von dem Gifte mehr als genug bekom- richtshof tritt sodann in seiner darnach erfordermen. Abends war er tot. Sowol in dem, was er lich werdenden Entscheidung bezüglich der Fraausgebrochen, wie bei der Obduktion im Magen gen 1. und 2. dem Verdikt der Mehrheit, bezüglich haben sich Arsenitspuren vorgefunden …“ Dann der Frage zu 2a dagegen dem der Minderheit der wird über die Vernehmung der Zeugen berichtet. Geschworenen bei. Dem Antrage der Kronanwalt„Es beginnt sodann das Verhör der Bruhns. Die- schaft gemäß werden hiernach, wie bereits teleselbe hat ihren Vater, den Krämer Onnen, nicht graphisch gemeldet, die Bruhns wegen Mordes gekannt, da dieser infolge ehelicher Zerwürfnisse zum Tode durch Enthauptung, die Onnen wegen sich schon früh von seiner Frau wieder getrennt Beihülfe zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt. hat und nach Amerika gegangen sein soll. Die Am 22. Januar 1877 war zu lesen, dass der VerBruhns hat sich dagegen immer bei ihrer Mutter teidiger eine „Richtigkeitsbeschwerde“ gegen das aufgehalten. … Urteil eingelegt hatte, weil in der Verhandlung Am 19. August 1975 verheirathete sich die Protokolle verlesen worden seien, die laut StrafBruhns mit ihrem am 30. December verstorbenen prozessordnung nicht zugelassen seien. Die BeEhemanne. Bei den Verhandlungen war es aus- schwerde wurde abgelehnt. Die zum Tode verurbedungen worden, dass die Frau ihm baare 2.000 teilte Witwe des Herrn Bruhns werde beim König Thaler einbringen und ihr dafür ein ihm gehören- einen Antrag auf Begnadigung einreichen. Ob das des Haus in Leer (welches übrigens nach den Anga- Gnadengesuch erfolgreich war, oder ob die Angeben der Angeklagten mit anderweitigen Schulden klagte hingerichtet wurde, ist – vorläufig – nicht belastet sein soll) in Eigenthum übertragen werde. bekannt.
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Der Kaufmann J. J. G. Röntgen war „heimlich von hier gegangen, ohne jemanden mit der nöthigen Vollmacht oder Anweisung zur Besorgung seiner Angelegenheiten zurückzulassen.“ Es wurde eine Wechselklage gegen ihn eingereicht und infolgedessen sein Mobiliar eingezogen und „eine gänzliche Insolvenz“ gegen in verlasst. Der Schmiedemeister Hinrich Gerdes Meyer will sein hieselbst an der neuen Burgstraße in der ersten Compagnie Nr. 12 am Emsstrom, nahe an dem Schiffs-Zimmerwarf des Herrn Gerhard Schmidt gelegenen Haus und Garten, worin seit fünf Jahren die Schmiede-Profession mit dem besten Erfolge betrieben worden … verkaufen.
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4. Januar: „Es wird auf bevorstehenden Ostern ein im Rechnen und Schreiben ziemlich geübter junger Mensch als Leerbursche in einer ansehnlichen Manufactur-, Käse- und Butterhandlung hieselbst verlangt. Taugliche und lusthabende Subjecte“ sollten sich per Brief beim Wechsel-Mäkler Goudschaal bewerben. Derselbe hatte auch eine „fast neue Geneverbrennerei-Geräthschaft“ zu verkaufen.
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15. Januar: Es wurde ein „in völlig fahrbarem Zustande befindliches, hier liegendes Schmackschiff, ungefähr 44 Rockelasten groß … im Caffeehause des Herrn A. Müller“… verkauft werden.
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24. Januar: „Der Kaufmann Johann Christopher Focken will seinen hieselbst an der Mühlenstraße gelegenen Gasthof, zum Zeichen des weißen Schwans, nebst dahinter liegendem ansehnlichen, mit vielen Frucht tragenden Bäumen versehenen Garten, Scheune und Stall für siebenzig Pferde, worin seit vielen Jahren die Wirtschaft mit großem Nutzen betrieben; sodann einen großen, zwischen Loga und Leer gelegenen Kamp, ein darin liegendes Stück Meedland und einen Acker daselbst … verkaufen.“
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12. Februar: „Da der hiesige israelitische Kaufmann Jacob Gans, Meiser Sohn, dem Landgerichte angezeiget, dass er nicht im Stande sey, seine Creditoren zu befriedigen; so wird hiermit der offenen Arrest erkannt und allen und jeden, welche von dem Gemeinschuldner etwas an Gelde, Sachen, Effecten oder Briefgeschäften unter sich haben, angedeutet: demselben nicht das Mindeste davon zu verabfolgen …“ 19. Februar: „Ein in der Bäcker-Profession geübter Geselle, welcher das Alter von 27 Jahren erreicht und nicht allein von honetter Familie ist, sondern auch Zeugnisse seines Wohlverhaltens beibringen kann, wünscht auf bevorstehenden Ostern in ähnlicher Qualität angestellt zu werden.“
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Vor 200 Jahren amtlich
Mit Datum vom 23. Februar teilte das Königliche Landgerichte zu Leer als „Gerichtliche Vorladung“ mit, dass jene zu einem „Liquidations-Prozess“ geladen seien, die Anspruch auf den Nachlass des verstorbenen Goldschmieds Ferdinand Ulffers beziehungsweise noch Forderungen gegen den Verstorbenen hätten. 1. März. „Ein junger Mensch, 15 Jahre alt, wünscht zu Ostern bei einem Chrirurgus in der Lehre angestellt zu werden. Es ist derselbe im Lesen, Rechnen und Schreiben, sowie in der deutschen und lateinischen Sprache nicht unerfahren; und wird wegen seines sittlichen Wandels durch beste Zeugnisse empfohlen werden.“
Der Schenkwirth und Krämer Peter Focken Ukena zu Leer will sein bisheriges Gewerbe aufgeben und deshalb … sein zu allerhand Gewerbe geeignetes Wohnhaus und die dahinter belogene Scheune, in der Pfefferstraße unmittelbar am Gerichthause, in der Nähe des Ufers und Markts, belegen, öffentlich auf mehrere Jahre verpachten; nach dieser Verheuerung aber seine sämmtlichen Mobilien und Hausgeräthe, den Rest seiner Krämer-Waaren, nebst Krämer-Laden meistbietend verkaufen lassen.“ Im Amtsblatt vom 6. April 1817 ist eine auf den 15. Februar datierte Verkaufsankündigung veröffentlicht worden. Danach war der Schiffer Hans H. Loop aus Leer Eigentümer eines Hauses, das von dem Schulmeister Hinrich Tebbens bewohnt wurde. Der Schiffer ließ ankündigen, dass er das Haus verkaufen wolle. Mit Datum vom 20. April war zu lesen, dass im November des Vorjahres in Leer eine Bibelgesellschaft gegründet worden war, die zur „mehreren Verbreitung der heiligen Schrift eine ziemlich bedeutende Summe Geldes gesammelt“ hatte. Bevor man sich dem Bestreben anderer Gesellschaften anschließe, die das Werk im Ausland verbreiten, wolle man in Leer zunächst die inländischen Bedürfnisse befriedigen helfen. Man habe bereits Bibeln in holländischer und in deutscher Sprache verschenkt. Der Kaufmann Heinrich Tholen aus Leer ließ am 26. April mitteilen, dass er seine „noch vorhandenen Mauersteine, ungefähr 80.000 Stück an der Zahl den Meistbietenden bei der Ziegeley nach Leerort hinaus … verkaufen lassen“ wolle.
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Sollen am Bummert Ampeln installiert werden oder nicht? Diese Frage bewegt die Gemüter in Rat und Verwaltung der Stadt Leer. Vielleicht ließe sich die Frage mit Gelassenheit und Rücksichtnahme im Straßenverkehr leichter und weniger kostspielig lösen. Wenn man die Verkehrsregeln einhält und in Stoßzeiten Geduld mitbringt oder einfach ein paar Minuten früher losfährt, kommt man auch ohne Ampel durch den Bummert, wie seit Jahren Tag für Tag bewiesen wird. Wer täglich oder häufig von auswärts in die Kreisstadt fährt, kennt das: man wird von hinten bedrängt, riskant überholt und an der ersten Ampel nach der Einfahrt in die Stadt steht der oder die Eilige eine oder zwei Wagenlängen vor dem Überholten in der Warteposition. Man hat dann vielleicht einen Adrenalinschub genossen und sein Ego aufpoliert, viel gewonnen hat man nicht. Mag sein, dass der Bummert ein Unfallschwerpunkt ist, aber das dürfte in erster Linie am Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer liegen. Autofahrer, die die Vorfahrt erzwingen, Radfahrer, die am Überweg nicht vom Rad steigen und Autofahrer, die nur darauf warten, das Teilstück der Heisfelder Straße in Richtung Innenstadt zur Rennstrecke machen zu können: alles eine Frage des Kopfes, in dem sich andere Gedanken entfalten können, wenn man, am Bummert stehend, in die Geschichte der Stadt eintaucht. Über viele Jahrzehnte war die Friesenstraße ein wenig befahrener Sandweg. Pferdefuhrwerke prägten den „Verkehr“ und im 18. Jahrhundert musste der Fuhrmann schon einmal geduldig warten, bis die Reepschläger das Tau anhoben, damit der Kutscher darunter durch fahren konnte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts passierte er auf seinem Weg am Bummert die Synagoge, die von den braunen Herrenmenschen in der Pogromnacht zerstört wurde. Der Synagoge gegenüber, dort wo kürzlich das Möbelhaus abgerissen wurde, befand sich eine Gaststätte, die als „Walhalla“ bekannt war. Sie war Gymnasiasten- und BeurtfahrerTreff zugleich. Diese „Spediteure“ belieferten Geschäfte auf dem Lande mit Ware, die sie in Leer besorgten. Während sie im „Walhalla“ darauf warteten, dass ihnen die Geschäftsinhaber ihre Wagen beluden, ließen sie es sich in der Gaststube gut gehen, so gut, dass sie oft kaum mehr fahrtüchtig waren. Sie wussten, dass sie sich auf ihre Pferde verlassen konnten. Sie fanden den Weg alleine heim, frühe autonom fahrende Gefährte! DAS ZEITGEISTTEUFELCHEN
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