Leeraner Zeitgeist Ausgabe 3

Page 1

meine-telefonberater.de nd eraten u ... Besser b ce i v r e S im stärker

GESCHICHTE & GESCHICHTEN

Sabine Borrmann, Tanja Hummel und Udo Dirksmeier, Phone-Concept Leer Phone-Concept Leer, Bahnhofsring 22 Tel. 0800 – 502 602 7 www.meine–telefonberater.de

NR. 3

November 2016 - Februar 2017

gros se ve

rlos ung si

GESCHICHTE & GESCHICHTEN

ehe

Seite 1 0


Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Beim Blick in die Geschichte schmelzen Jahre, Jahrzehnte, ein halbes Jahrhundert oder noch längere Zeiträume zu Minuten oder gar zu Sekunden. Gerade noch war sie ein kleines Mädchen, wenig später und nach einigem Weiterblättern im Familienalbum ist sie eine alte Frau. Gerade noch zeigt das Foto das Gesicht des jungen erfolgreichen Kapitäns, und auf der nächsten Seite geht aus der Todesanzeige hervor, dass er bereits seit Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt. Solche Alben führen uns gnadenlos vor Augen, dass unser Leben endlich ist. Diese Erkenntnis kann unterschiedliche Gefühle in uns auslösen, sie kann uns ängstigen, aber sie kann uns auch befreien, indem sie den Blick dafür öffnet, was im Leben wichtig ist. Menschen und Ereignisse, denen wir beim Eintauchen in die Geschichte näher kommen, hinterlassen uns das Angebot, uns auf sie einzulassen und zu erkennen, dass alles mit allem zusammenhängt und worin unsere Aufgabe besteht; denn eines Tages wird man auch unser Leben durch die historische Brille betrachten. Der Gallimarkt liegt wieder einmal hinter uns. Die Geschichte ermöglicht uns einen Blick auf die Schattenseite dieses Volksfestes, die es vermutlich nicht nur in jenem Jahr 1878 zu bedauern gab. Schatten setzt voraus, dass es auch eine Lichtquelle gibt; die ist beim Blick auf das Schicksal der jüdischen Mitbürger während der Zeit der braunen Diktatur nicht zu erkennen. Deshalb ist nichts „normal“, nichts selbstverständlich, wenn Albrecht Weinberg seine Wohnung verlässt, erst recht nicht, wenn er heute die Stätten besucht, an denen er vor sieben Jahrzehnten gequält wurde. Wie sehr einzelne Menschen lokale Geschichte beeinflussen und mitgestalten können, veranschaulicht das Wirken des Bauunternehmers Rewert Wiebold Wurpts, der seinen Betrieb in Loga führte und zudem im Vorstand der reformierten Kirchengemeinde in Loga tätig war. Noch heute stehen in der damals noch selbstständigen Gemeinde Loga Häuser, die von seinem Team gebaut wurden und mancher Deich, der uns heute vor Überschwemmung schützt, ist auf dem aufgebaut, was vom Unternehmen Wurpts geschaffen wurde. Gönnen Sie sich den Blick in die Geschichte und damit auf Sie selbst.

Ihr leeraner Zeitgeist Team

1878

Von den Schattenseiten des Gallimarktes Dass der Gallimarkt in Leer nicht nur ein überregional bekanntes und bedeutendes Volksfest war und ist, sondern auch Schattenseiten haben kann, deutetet eine Auflistung von „Straffällen“ an, die im „Leerer Anzeigeblatt“ mit Datum vom 28. Oktober 1878 veröffentlicht wurde. An den drei Tagen in abgelaufener Woche stattgehabten Gallimarkt kamen verschiedene Straffälle zur amtlichen Anzeige. Unter anderem wurden denuncirt:

01

Ein fünfzehnjähriger Knabe aus Bokel, im Oldenburgischen, weil er aus einer auf dem Marktplatze stehenden Bude des Schumachers Pröhl aus Hannover ein Paar Damenschuhe entwandt hatte. Er wurde in Polizeigewahrsam genommen.

02

Der Schleifer K. wurde festgenommen, weil er sich in der Eisengießerei von Dirks & Comp., wo er in Arbeit stand, in verschiedener Weise unnütz gemacht hatte. Er widersetzte sich dem Polizeiserganten auf dem Wege zum Arrestlocale in arger Weise und erwartet dafür seine wohlverdiente Strafe.

03

Der Arbeiter Hinderk J. F. aus Schwerinsdorf kam zum Polizeigewahrsam, weil er bei nächtlicher Weile eine Anzahl Reisbesen, welche auf dem Uferplatze lagerten, zerschnitten hatte. Es waren von ihm ebenfalls Besen zum Verkauf aufgestellt und geschah der Unfug wohl deshalb, um die eigenen besser an den Mann bringen zu können. Er erhielt dafür acht Tage Haft dictirt.

04

Die Eheleute L. aus Westfalen, welche auf dem Marktplatz Musik machten, und bei dieser Gelegenheit Lieder unsittlichen Inhalts verkauften.

05

Die Fischhändler B. aus Rhaudermoor, Ehefrau M. und die unverehelichte Josephine P. aus Emden, weil dieselben geräucherte Aale feilboten, welche das vorgeschriebene Maß von 35 Centimetern nicht hatten.

06 07

Zwei Personen, wegen Verunreinigung einer Straßenecke. Der Arbeiter Simon Caspar H. aus Holthusen wegen Bettelns. Er wurde zu 24 Stunden Haft verurtheilt.

IMPRESSUM Herausgeber Nautic Werbung GmbH & Co. KG · info@fehntjer-zeitgeist.de & Satz 1. Südwieke 286a · Rhauderfehn · Tel. (04952) 8907732 in Zusammenarbeit mit Heinz J. Giermanns Redaktion Heinz J. Giermanns · Tel. (04952) 8833 Plümers Kamp 39 · Rhauderfehn Anzeigen Hanna Frederichs · hf@fehntjer-zeitgeist.de Tel. (04952) 8907390 Druck Druckkontor Emden · (04921) 58918-0 Auflage ca. 12.500 Stück Erscheinung viermal jährlich Verteilung Per Post an alle Haushalte mit Tagespost in Leer, Auslagen in Rhauderfehn, Ostrhauderfehn, Westoverledingen, Saterland, Papenburg, Leer und als Download im Internet: www.fehntjer-zeitgeist.de Titelfoto von Sigfrid Greve bereit gestellt Alle Rechte vorbehalten. Für unaufgefordert zugesandte Manuskripte, Fotos etc. kann keine Gewähr übernommen werden. Für die Inhalte der Anzeigen übernimmt der Herausgeber keine Haftung. Die Urheberrechte für gestaltete Anzeigen, Fotos und Gesamtgestaltung bleiben beim Herausgeber und dürfen nur mit Genehmigung verwendet werden.

2

leeraner ZEITGEIST :: Blick in die Gerichtszeitung


08

Der Püntschiffer M. aus Haren wurde festgenommen, weil er in Verdacht gerathen war, in der Böschen’schen Wirthschaft geräucherte Aale und ein Schnapsglas gestohlen zu haben. Bei seiner Arretation schlug er zuerst einen Nachtwächter und dann einen Polizeiserganten, wofür er nachträglich zu büßen haben wird.

Grüße aus Canada (Ed monton, Alberta) von Margon und Henry T hiessen.

09

Der Haussohn J. aus G. wegen Verdachts, auf dem Marktplatz eine Anzahl Speckaale sich widerrechtlich angeeignet zu haben. Es freut uns sehr, dass unsere Geschichten so weit reisen! Dieses Leserfoto erreichte uns aus Kanada. Und hiermit senden wir herzliche Grüße zurück.

10

Der Arbeiter Heye B. aus E. wegen Verdachts, aus einem Wirthschaftslocale verschiedene Schnapsgläser gestohlen zu haben. Die Gläser wurden in seinen Taschen vorgefunden.

11

Der Dienstknecht F. aus H. und der Arbeiter Enne G. aus Leer wegen Unfugs. Beide wurden festgenommen und ersterer zu einer Mark Geldstrafe, letzterer wegen mehrfachen Rückfalls zu acht Tagen Haft verurtheilt.

„... wegens Unfugs festgenommen ...“

12

Der Colonist Lammert F. aus Schwerinsdorf, weil er in hiesiger Stadt ein Stück Rindvieh verkauft, ohne dasselbe, wie die Marktordnung es vorschreibt, auf den Marktplatz getrieben zu haben.

13

Der Arbeiter A. W. von hier wegen Hausfriedensstörung. Er wurde dafür mit 24 Stunden Gefängnis angesehen.

14

Der Arbeiter B., die Witwe B., die unverehelichte Jantje W. und Heinrich W. wurden wegen Unfugs und Ruhestörung festgenommen. Die beiden ersteren wurden zu je einer Woche Haft, letzterer zu 24 Stunden Haft verurtheilt. Jantje W. wurde dagegen freigesprochen.

15 16

Der Wirth R. wegen unterlassener Einholung eines Tanzerlaubnisscheins Der Colporteur Carl L. aus Scheuren wegen Verkaufs von Schriften im Umherziehen ohne Gewerbeschein.

Das Zeitgeist-Team

ZUM TITELBILD Das Ende der 1950er Jahre auf dem Gallimarkt entstandene Titelbild dieser Ausgabe gibt ein Motiv wieder, an das sich viele Leserinnen und Leser erinnern. Über viele Jahre kam ein Wanderfotograf mit seinem „Eisbären“ auf den Markt, und viele Marktbesucher nutzten die Gelegenheit, sich selbst oder ihre Kinder mit diesem einmaligen Motiv ablichten zu lassen, für den Nachwuchs nicht immer zur reinen Freude. Der damals achtjährige Sigfrid Greve lächelt eher verkniffen in die Kamera, er hatte Angst der Eisbär könnte ihn beißen. Sein vier Jahre älterer Bruder blickt weniger verkniffen, aber wohl scheint er sich auch nicht gefühlt zu haben. Die beiden Jungen verbrachten den Marktsonntag mit ihren Eltern Engeline, geborene Brechtezende, und Hermann Greve in Leer, die in Völlenerkönigsfehn einen Gemischtwarenladen führten. Die Eltern nutzten den Tag zunächst, um bei den verschiedenen Großhändlern in der Stadt, die ihre Lager an diesem Tag für die Kundschaft geöffnet hatten, einzukaufen, was sie in ihrem Geschäft benötigten. Dann bummelte die Familie durch die Geschäfte und kaufte dies und das für den eigenen Bedarf und schaute sich die Auslagen an. Die beiden Jungen wurden vom Geschäft „Spielwaren Harms“ beinahe magisch angezogen. „Dort drückten wir uns die Nasen platt“, sagt Sigfrid Greve heute. Anschließend ging es zum Markt und zum Abschluss kaufte der Vater Fisch. „Meist erwarb er einen Heilbutt für uns und eine Makrele für die Oma, die daheim wartete.“ Wenn die Familie zu Hause ankam, zeigte die Uhr beinahe 18.00 Uhr, verlassen hatte die Familie ihr Haus gegen 8.30 Uhr, nachdem sie die Söhne (und vermutlich auch sich selbst) sonntäglich herausgeputzt hatte, wie auf dem Foto zu erkennen ist. Foto: Sammlung Greve.

SEKTIONALTORE · ZAUNANLAGEN · BRANDSCHUTZTORE · FSA / RWA

leeraner ZEITGEIST :: Blick in die Gerichtszeitung

Friedensweg 1 · 26831 Bunde ·  (04953) 9 21 99 91 · www.torsysteme-weser-ems.de

3


Die Ausstellung von Puppenstuben im Schloss Evenburg bietet Gelegenheit, gleichermaßen in die Geschichte wie in die eigene Kindheit einzutauchen. Foto: Bethke

PUPPENSTUBEN Großen Welt im Kleinen

S

ucht man im Netz oder in den Kaufhäusern nach Puppenstuben für den Nachwuchs, findet man Angebote in reichhaltiger Auswahl. In ihrer äußeren Gestalt sind sie so vielfältig wie ihre „großen“ Vorbilder, die heute landauf landab erstellt werden, und auch die Innenausstattung spiegelt die reale Wohnsituation in deutschen Haushalten wieder. Dies haben die modernen „Dockenhäuser“, wie Puppenstuben früher genannt wurden, mit ihren historischen Vorläufern gemein. Gemein haben sie auch, dass es sich um Mädchenspielzeug handelt, das ihre weiblichen Besitzer auf ihre spätere Rolle als Hausfrau vorbereiten helfen soll. Wie sich die Jetztzeit-Stuben von den vergangenen unterscheiden, ist ihre heutige Qualität als Massenprodukt, das mit vielfältigen Alternativen konkurriert, der geringe Grad an Individualität und die Tendenz zur Kurzlebigkeit.

Blühende Weihnachtsdekoration Wir wünschen eine schöne Adventszeit!

4

leeraner ZEITGEIST :: Puppenstuben

Topf- und Schnittblumen Kranzbinderei Mühlenstr.142 · Leer T/F (0491) 2201 Auch sonntags von 9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet.

Die Ausstellung in der Evenburg ist bis zum 10. Januar 2017 täglich von 11.00 bis 17.00 Uhr zu besichtigen. Am 24. und 25. Dezember sowie an Silvester und Neujahr ist sie geschlossen. Für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre ist der Eintritt frei, alle anderen zahlen 5,00 Euro.

Anders bei jenen Puppenstuben, die noch bis zum 10. Januar kommenden Jahres in der Ausstellung in der Evenburg zu sehen sind. Zusammengestellt wurde die Schau von der in Westoverledingen lebenden Sammlerin Elise Andresen-Bunjes, die bei der Vorstellung ihrer „Großen Welt im Kleinen“ darauf hinweist, dass es um 1850 herum Männer waren, die die ersten „Dockenhäuser“ in Auftrag gaben. Auf jenes Jahr datiert die Sammlerin den Beginn der Herstellung jenes Spielzeugs und zieht ihren Sammelhorizont bis in das Jahr 1950. In der Pressemitteilung des Landkreises heißt es, „sie gibt mit ihren kleinen Kostbarkeiten einen Einblick in über 100 Jahre Kulturgeschichte vom Biedermeier bis in die 1960er Jahre. Die rund fünfzig Ausstellungsstücke (Puppensalons und Küchen, Spielzeug- in Kolonialwarenläden, Apotheke, Puppenschulen, Cafè und Hutsalon) spiegeln die Epochen und die Entwicklung ihrer Einrichtungsstile wieder.“ Textliche Erläuterungen führen die Betrachter der Puppenstuben in die Zeit ihrer Entstehung ein. Der auffälligste Unterschied zwischen den historischen und den modernen „Stuben“ besteht darin, dass die äußere Hülle, die Gebäudeart und –Architektur keine Rolle gespielt zu haben scheint. Es sind keine Burgen, Schlösser, Bürgerhäuser oder Gebäude im Bauhausstil zu sehen; das Interesse des Betrachters wird ausschließlich auf das Innenleben gelenkt. Dies scheint die Aussage der Sammlerin zu bestätigen, dass zumindest unausgesprochenes Ziel des Spielens mit den Ausstattungen dieser „Stuben“ war, die Kinder spielerisch an ihre künftigen Aufgaben heranzuführen (was auch für die Puppen gegolten haben dürfte). Diese Aufgaben waren in allen Haushalten gleich. Während der Sammelperiode der ausgestellten „Dockenhäuser“ galten jene Spielzeuge als wertvoll, weshalb sie eher teuer waren. Sie waren eher in begüterten Bürgerhäusern zu finden, und damit waren sie kein Massenprodukt. Dafür spricht auch detailgenaue Ausführung der Einrichtung und der Ausstattung. Sie waren kein Spielzeug neben anderen, sondern eher das Besondere. Es wurde gepflegt, in der Ausstattung ergänzt, von Generation zu Generation weitergereicht, bis es hier und da unbeachtet auf dem Dachboden landete, wo die Sammlerin das eine oder andere Mal


Die detailgenaue Ausstattung der Puppenstuben fasziniert die Betrachter. So komplett, wie sie hier zu sehen sind, bekam die Sammlerin sie selten. Oft dauerte es viele Jahre, bis die Ausstattung komplett war. Fotos: Bethke

In der Ausstellung werden nicht nur Wohnstuben gezeigt. Während diese Aufnahme einen Blick in eine Wohnküche zeigt, gib es unter anderem auch eine Apotheke, einen Kaufmannsladen und ein Hutgeschäft zu sehen.

fündig wurde. Manches wurde ihr geschenkt, anderes erwarb sie auf dem Flohmarkt oder ersteigerte es im Netz. Selten kam sie in den Besitz einer „vollständigen“ Puppenstube.

schließlich waren „originalgetreue“ Stuben ohne die passenden Tapeten und Vorhänge nicht denkbar. Da kam es schon einmal vor, dass der sorgende Vater, der seiner Tochter eine schöne moderne Puppenstube schenken wollte, die Tapete aus der Biedermeierzeit mit einer „D-C-fix“-Folie überklebt hatte, die sie mühsam entfernen musste. Was in der Evenburg zu sehen ist, fasziniert Groß und Klein, Jung und Alt, Männer und Frauen gleichermaßen, und vielleicht auch deshalb, weil es zu einer Reise in die eigene Kindheit anregt, mit Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnissen, weit über Puppenstuben und sonstiges Spielzeug hinaus.

Neben weiteren Gründen wird dies daran gelegen haben, dass die Ausstattung im Zuge des kulturellen Wandels verändert wurde. Möbelstücke wurden ausgetauscht, irgendwann gab es Beleuchtung und dann hielt die Plastik-Zeit Einzug. Das führte zu einer Vermischung der Epochen, manches wurde aussortiert oder verkauft, anderes ging verloren, wie auch das Gefühl für Originalität. Die Sammlerin veranschaulichte dies am Beispiel der Wandbekleidung,

Wir wünschen unseren Kunden,

Freunden und Geschäftspartnern eine besinnliche Adventszeit.

leeraner ZEITGEIST :: Puppenstuben

5


Was war das für eine Rolle, die den Mädchen als angehende Hausfrau zugedacht war? Eine detaillierte Betrachtung ist an dieser Stelle nicht möglich, aber ein Indiz liefern die „Zehn Gebote der Hausfrau“, die im Jahr 1908 im „Leerer Anzeigeblatt“ (LA) veröffentlicht wurden:

Zehn Gebote der Hau$frau 1. Siehe dein Haus als ein Königreich an, in dem du unumschränkte Herrscherin bist, für dessen Wohl und Wehe du allein aber auch die Verantwortung trägst und die Verpflichtung hast, deine besten Kräfte daran zu setzen.

Abo

ZEITGEIST

NEU

So sichern Sie sich IHR Exemplar. Da der Zeitgeist immer schnell vergriffen ist, können Sie Ihr Wunschmagazin ab sofort auch im Abonnement erhalten. Wenn Sie das Abonnement wünschen, füllen Sie bitte das untenstehende Formular aus (bitte deutlisch schreiben) und senden es uns per Post.

JA,  

ich bestelle ab der nächsten Ausgabe im Abonnement von 10,00 € vier Ausgaben von Bitte ankreuzen

 Fehntjer Zeitgeist

oder

 Leeraner Zeitgeist

oder  Fehntjer Zeitgeist und Leeraner Zeitgeist (Versand erfolgt nach Erscheinen des Leeraner Zeitgeist) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich. Das Abonnement läuft automatisch nach vier Ausgaben aus. Mit der letzten Ausgabe erhalten Sie die Möglichkeit zuverlängern.

2. Bedenke stets, dass dein Heim eine Stätte des Behagens für deine Familie sein soll, dass in ihm die Kraft derselbe wurzelt. Je mehr Pflege du ihm angedeihen lässt, desto schöner und kräftiger werden sich die einzelnen Glieder entwickeln. 3. Verfahre mit den häuslichen Arbeiten nach einem bestimmten Schema, das du, nach eigenen Erfahrungen, aus guten Vorbildern und Ratschlägen dir zusammenstelltest, sei aber nicht ein unbedingter Sklave dieses Schemas. Es treten mitunter Fälle ein, wo zum Wohlbefinden der Familie ein Abweichen nötig ist. 4. Ordnung, Pünktlichkeit und Sauberkeit müssen mit unnachsichtiger Strenge aufrechterhalten werden, doch hüte dich, deshalb zum Scheuerteufel oder Hausdrachen auszuarten. 5. Mache nicht von jedem zerbrochen Teller ein großes Aufhebens, ermahne unermüdlich zu vorsichtiger Behandlung der Gebrauchsgegenstände und lass einen fortgesetzt unachtsamen Dienstboten lieber einmal einen Schaden ersetzen, als dass du dich durch vieles Schelten verhasst machst. Stehst du, dass er sich danach verbessert umso besser da. 6. Gib deinen Dienstboten Zeit zum Kirchgang und Gelegenheit, sich zu bilden. Ein für ihn passendes gutes Buch, ja sogar ein Theaterbillet für eine lehrreiche Vorstellung sind bessere, bleibendere Geschenke als Putz und Tand, mit denen man ihn oft gedankenlos beschenkt. 7. Regele deine Ausgaben genau nach deinen Einnahmen, führe gewissenhaft Buch und bedenke, dass schon manches Vermögen durch Sparsamkeit im Kleinen erworben wurde.

........................................................................................................

Vor- und Zuname

........................................................................................................ Straße / Hausnummer

........................................................................................................ PLZ / Ort

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen vom Besteller schriftlich widerrufen werden. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Dieser ist zu richten an: Fehntjer Zeitgeist · 1. Südwieke 286a · 26817 Rhauderfehn oder an info@fehntjer-zeitgeist.de

........................................................................................................ Datum / Unterschrift (bei Minderjährigen: Unterschrift des gesetzl. Vertreters)

6

leeraner ZEITGEIST :: Puppenstuben

8. Widme dich mit großer Sorgfalt der Küche. Eine richtige Ernährung ist die Grundbedingung für das Wohlbefinden der Familie, und selbst das einfachste Gericht wird, mit Liebe und Sorgfalt gekocht, besser munden, als achtlos zubereiteter Leckerbissen. 9. Lasse unter den unvermeidlichen jährlichen Scheuerfesten deine Familie so wenig wie möglich leiden. Bei richtiger Einteilung lassen sich dieselben ausführen, ohne die Behaglichkeit des Hauses erheblich zu beeinträchtigen. 10. Sei gastfrei, doch ohne die Grenzen deines Budgets zu überschreiten. Behandle den Gast als Familienmitglied. Ist er von rechtem Schrot und Korn, so wird er sich dabei wohl fühlen und gern wiederkommen. Wer damit nicht zufrieden, den lasse gern gehen und suche ihn nicht durch Opfer zu halten, denn du würdest doch nur Enttäuschungen an ihm erleben.


ZURÜCK AN DEN ANFANG VOM ENDE Albrecht Weinberg Ein Mann steht neben einem Grabstein und lässt sich fotografieren, eigentlich nichts Besonderes. Das Grabmal ist grau wie Millionen andere, der Mann daneben leger gekleidet, Schirmmütze auf dem Kopf, typisch Rentner-Tourist auf Sightseeing-Tour in Berlin. Aber an dieser Aufnahme ist nichts normal! Die kleinen Steine, die auf dem Grabmal liegen, signalisieren, dass es sich um ein jüdisches Grab handelt, der eingravierte Name „Moses Mendelssohn“ kommt dem Betrachter vielleicht bekannt vor, der Mann neben dem Grab kaum. Sein Name: Albrecht Weinberg, der vor mehr als 70 Jahren irgendwo in Auschwitz als Asche verstreut worden wäre, wenn es nach dem Willen der braunen Herrenmenschen gegangen wäre. Aber er lebt, und er hat die Geschichte seines Lebens und Leidens in einem Buch festhalten lassen. Deshalb wissen wir, dass das Foto nicht irgendeine Hand auf einem beliebigen Grabstein zeigt. Vielmehr stellt sie symbolisch die Verbindung zu dem Philosophen der Aufklärung wieder her, dem Weinberg vor gut 75 Jahren „körperlich“ nahe gekommen war. Das Areal, das auf dem Foto im Hintergrund zu sehen ist, war noch Anfang 1940 ein jüdischer Friedhof. Für die Nationalsozialisten scheint dies Platzverschwendung gewesen zu sein, für eine militärische Verteidigungsstellung würde man das Gelände „viel besser“ verwenden können. Dazu musste zunächst alles „Undeutsche“ beseitigt werden, denn in der Definition der „NS-Rassegesetze“ waren die Juden, die hier ruhten, keine Deutschen. Albrecht Weinberg war damals zusammen mit anderen jüdischen Mitbürgern in einer ehemaligen jüdische Schule untergebracht. Bis dahin hatte er schon viel Leid erlebt, den erzwungenen Umzug weg von Westrhauderfehn nach Leer, die Pogromnacht, die Trennung von den Eltern, das Leben auf dem Gut Groß Breesen war zwar eher angenehm, aber der Trennungsschmerz blieb, dann die harte Arbeit im Wald bei Hangelsberg, während nebenan Berliner Ausflügler Pilze und Beeren sammelten; nun hockte er in diesem (Klassen-)Raum und wusste nicht, was er noch alles würde durchmachen müssen. Jetzt wurde den Jugendlichen befohlen, die Gräber auszuheben und die Gebeine der Verstorbenen zu entfernen. Weinberg wurde zusammen mit einigen anderen zum Grab von Moses Mendelssohn

Albrecht Weinberg aus Leer am Grabmal des Philosophen Moses Mendelssohn in Berlin. Foto: privat geschickt. Was weiter mit den Knochen geschah, weiß er nicht, vermutlich landeten sie auf irgendeiner Deponie. Wenig später ging es im Güterwaggon nach Auschwitz, vielleicht das grausamste unter den vielen „Konzentrationslagern“, in denen Millionen Menschen ihr Leben ließen, meist Juden aber nicht nur. Heute steht er wieder hier, und er macht eher einen zufriedenen als einen bedrückten Eindruck. Ein jüdischer Friedhof ist hier nicht mehr, und unter dem Grabstein ruht nicht Moses Mendelssohn, sondern vermutlich einer von 2.500 russischen Soldaten, die im Kampf um Berlin ihre Leben ließen. Für „Albi“, wie ihn seine Freunde nennen, scheint sich an dem Grabmal, das heute ein Denk- und Mahnmal ist, irgendwie ein Kreis geschlossen zu haben. Er ist dort angekommen, wohin es für Hunderttausende keine Wiederkehr gab. Und so wird er selbst zum Symbol dafür, dass der braune Terror, dieses historisch wohl größte Verbrechen aller Zeiten, nicht die Oberhand behalten hat. leeraner ZEITGEIST :: Zurück an den Anfang vom Ende

7

re

leeraner ZEITGEIST :: Zurück an den Anfang vom Ende

7


MENSCHEN IN NOT Die alten Zeitungen sind voller Meldungen über Unfälle, Krankhei- helfen konnten und Hilfe nicht rechtzeitig kam, und sie starben auf ten und Todesfälle. Viele Menschen mussten sterben, weil es keine dem Wasser. Unfälle wie jener, der die Bevölkerung von Leer im Jahr medizinische Hilfe gab aber auch, weil Hilfe nicht schnell genug 1899 schockte, waren besonders dramatisch. herbeigerufen werden konnte. Bevor das Telefon auch in unsere Region Eingang fand, war der Postbote meist der einzige Nach- Am 7. Juni 1899 war im „Leerer Anzeigeblatt“ zu lesen: richtenübermittler. Ansonsten blieb den Menschen nur, entweder „Ein schreckliches trauriges Unglück hat sich gestern auf der Ems Nachbarn um Hilfe zu bitten, oder sich selbst auf den Weg zu ma- bei Leerort ereignet. Ein durch die Firma Free & Busch hier gekaufchen, sei es zum Arzt, zur Hebamme oder zum Krankenhaus, und ter neun Meter langer Dampfer machte eine Vergnügungsfahrt. An zwar meist zu Fuß über unwegsame Straßen und morastige Wege. Bord befanden sich: Kapitän a. D. W. Woortmann, der Fabrikant JoNur wenige hatten Pferd und Wagen zur Verfügung, und manchmal hannes Free, dessen 17jähriger Sohn, Primaner des hiesigen Gymwurde die Hilfe mit dem Binnenschiff geholt. Als das Telefon auf- nasiums, Schmiedemeister J. E. Schmidt, Brennerei-Vorarbeiter kam, verbesserte sich die Situation zwar, aber zumindest auf dem T. Boelsen und Arbeiter Meinert Meinders, sämtlich von hier. Der Lande mussten die Menschen weite Wege zum nächsten Telefon Dampfer kam von der Leda und sollte nach Jemgum fahren. Im Auzurücklegen. Die Notlagen der Menschen waren in der historischen genblick als die Pünte überfuhr, wollte gerade der Dampfer, den KaBetrachtung – den Lebensbedingungen geschuldet – andere als heu- pitän Woortmann führte, die Fähre passieren. Vom Ufer aus, sowie te, aber sie waren auch damals oft lebensbedrohlich, und schnelle von der Pünte selber wurden Warnungssignale gegeben und durch Hilfe war nicht zu erwarten. Rufe die Insassen des Dampfers auf die ihnen durch das Fährdrahttau drohende Gefahr aufmerksam gemacht. Leider wurde diesen Kinder verbrannten im Haus, weil die Kleidung bei dem Versuch keine Beachtung geschenkt. Man versuchte, noch schnell über das Feuer gefangen hatte, einen Kochtopf vom Herdfeuer zu nehmen, Drahttau hinwegzukommen. Leider misslang dieser (etwas sehr Menschen ertranken in den Kanälen, weil es üblich war, daraus für waghalsige) Versuch. Mit der Spitze fuhr der Dampfer in voller Fahrt verschiedene Zwecke Wasser zu holen, Kinder fielen in Jauchegru- gegen den Draht, drehte dadurch zur Seite, schlug um und versank ben, weil es keine zentrale Abwasserentsorgung gab, im Winter ge- mit den Insassen im Strome. Da es Ebbe war, und die meisten Boorieten Menschen unters Eis, sie fielen Treppen herunter oder von te auf dem Schlick lagen, konnte so sehr schnell keine Hülfe zur Leitern, sie starben, weil sie sich nach einem Unfall nicht selbst Hand sein. Es tauchten aber leider auch nur drei Köpfe wieder auf, während die anderen armen Lustfahrer leider nicht wieder hochkamen und dem nassen Element zum Opfer fielen. Durch das Fährboot wurde gerettet der Schmiedemeister J. E. Schmidt, durch eine kleine Jolle rettete man Free senior und junior; letzterer konnte schwimmen. Ertrunken sind Kapitän Woortmann, der eine Frau und zehn Kinder hinterlässt, Vorarbeiter Wir bieten: Boelsen, ebenfalls verheiratet und Notrufhandy, Hausnotruf- und Personenortungssysteme auf Vater von zwei dem neusten Stand der Technik Kindern und Arbeiter Meinders, der Intensive Beratung durch unsere Fachkräfte vor Ort nach kurzer Ehe Erweiterung des Systems mit Rauchmelder, Bewegungsmelder seiner jungen Frau und Falldetektoren und zwei kleinen Kindern entrissen 24 Stunden besetzte Notrufleitstelle in Leer/Ostfriesland wurde.“

Schnelle Hilfe per Knopfdruck. Sicher fühlen - aktiv bleiben.

Sandersfeld Sicherheitstechnik GmbH Am Nüttermoorer Sieltief 2 · 26789 Leer

8

leeraner ZEITGEIST :: Menschen in Not

Telefon 0491 - 9 28 29 - 0 Telefon 0491 - 6 48 07

info@sandersfeld.de www.sandersfeld.de


Der Bau der Schleusentore in Listrup war der erste größere Wasserbauauftrag für das Unternehmen Wurpts aus Loga.

Unter abenteuerlichen Bedingungen wurde im Jahr 1901 mit dem Bau der Seeschleuse in Leer begonnen.

HANDWERKER MIT HERZ Bauunternehmer Rewert Wurpts Als in den letzten Kriegswochen in Loga heftig gekämpft wurde, verlor in der Daalerstraße auch ein Mann sein Leben, der mit dem Krieg und den braunen Herrenmenschen nichts am Hut gehabt hatte. Man nannte ihn „Hoet“, weil er, obwohl Handwerker, selten ohne die „Melone“ auf dem Kopf zu sehen war. Rewert Wiebold Wurpts, wie der Bauunternehmer hieß, der Betrieb und Lebensmittelpunkt in Loga hatte, war ein ungewöhnlicher Mensch mit einem schweren Start in das Berufsleben. Sein gleichnamiger Enkel hat den Lebensweg des mutigen Mannes und zupackenden Handwerksunternehmers nachvollzogen. Am 6. März 1876 als ältestes von zwölf Geschwistern und als Kind von Wiebold Rewert Wurpts und dessen Ehefrau Antje Hinrichs, geborene Koch aus Neermoor, auf die Welt gekommen, war er mit seinen 57 Jahren lebenserfahren und abgeklärt und gegenüber der braunen Ideologie immun. Sein Enkel erinnert sich an die Aussage eines Zeitzeugen, der zufolge eines Tages der NS-Bürgermeister Drescher aus Leer in Loga eine Rede gehalten hatte, vermutlich mit dem üblichen Hinweis auf den „Endsieg“. Wurpts, der unter den Gästen war, habe in den Saal hineingerufen; „bei uns gackern die Hühner erst, nachdem sie die Eier gelegt“ haben!“ Dann habe er sich seine Melone aufgesetzt und sei gegangen.

Manch einem Mitbürger habe er geholfen, der von der „Partei“ in existenzielle Schwierigkeiten gebracht worden war. Einer war Harm Janssen, später der erste Nachkriegsbürgermeister von Loga. Janssen war Buchdrucker von Beruf und hatte im Verlag Zopf für das „Leerer Anzeigeblatt“ gearbeitet. Nachdem die Nazis an die Macht gekommen waren, hat ihn sein Chef entlassen, weil er Mitglied der SPD war. Rewerts Großvater habe ihn eingestellt. Da er auf seinen Baustellen keinen Buchdrucker benötigte, machte er ihn zum Polier (Vorarbeiter). Als der Enkel nach dem Krieg ein Praktikum bei der Tiefbaufirma Schumacher in Leer absolvierte, erfuhr er, dass auch der Chef dieses Unternehmens in der braunen Zeit mehrere Arbeiter wegen ihrer Zugehörigkeit zur SPD entlassen hatte, die danach bei dem Bauunternehmer in Loga neue Arbeit fanden. Es lässt sich nur vermuten, was Wurpts dazu bewegte, sich dieser Menschen anzunehmen. In seinem seitherigen Leben hatte er Höhen aber auch Tiefen erlebt, und er wusste, was es heißt, ohne Arbeit und Einkommen dazustehen. In Emden als Sohn eines Bauunternehmers zur Welt gekommen war klar, dass er auch diesen Beruf erlernen würde. Ein Zweig der Familie verdiente seinen Lebensunterhalt als Mühlenbauer im Riepster Hammrich; mag sein, dass der spätere Unternehmer dort gearbeitet und auch Kontakt zum Wasserbau bekommen hat, was später zu seinem Haupterwerbszweig wurde.  leeraner ZEITGEIST :: Handwerker mit Herz

9

Handel und Energie GmbH

Ihr Energielieferant vor Ort seit 1856 Diesel, Heizöl und Schmierstoffe

leeraner ZEITGEIST :: Handwerker mit Herz Konrad-Zuse-Straße 2 | 26789 Leer | www.carl-buettner.de

9


Rezepte aus „Backzauber aus Ostfriesland“

JA,

ich möchte eines der 44 Back- oder Kochbücher von Karin Kramer mit den Titeln: „Küche des Nordens“, „Ostfriesische Küche“, „Backzauber aus Ostfriesland“ oder „Tee, Punsch & Mee(h)r“ gewinnen* und sende diesen Abschnitt oder eine Postkarte bis zum 15.12.2016 an: Leeraner Zeitgeist · Nautic Werbung Stichwort: Kochbuch 1. Südwieke 286a 26817 Rhauderfehn .........................................................................................

Name

......................................................................................... Vorname

......................................................................................... Straße

......................................................................................... PLZ / Ort

......................................................................................... Tel. oder E-Mail

......................................................................................... Wunschbuch (ggf. entscheidet das Los)

10

leeraner ZEITGEIST :: Handwerker mit Herz

* Das Los entscheidet, welches Buch Sie evtl. gewinnen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

NE G E WI N EIN S 4 VON 4 N R BÜC H E Mit Liebe gebacken oder gekocht, was kann es Schöneres geben? Hiermit möchte ich Sie einladen nach meinen Rezepten etwas Leckeres zuzubereiten. Aus der Backstube, einer kulinarischen Reise durch den Norden oder aktiv das Ostfriesische Küchenjahr erleben. Die Rezeptregister geben umfangreichen Inhalt an und geben Anregungen bei der Auswahl der Lieblingsrezepte. Nehmen Sie die Einladung an und lassen Sie sich verzaubern! Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Verlosung.

Ihre Karin Kramer Falls Sie kein Buch gewinnen sollten, empfehlen wir Ihnen die nächste Buchhandlung. Dort erhalten Sie

„Küche des Nordens“, „Ostfriesische Küche“, „Backzauber aus Ostfriesland“ oder „Tee, Punsch & Mee(h)r“ aus dem Verlag H. Risius KG, Weener


Dass er sich mit 25 Jahren beruflich selbständig machte, hatte den Beschluss des Magistrats der Stadt Leer zur Voraussetzung, in der Leda eine Seeschleuse bauen zulassen, um einen tidefreien Hafen zu bekommen. Wurpts bekam im Jahr 1901 den Auftrag für die Ausführung der Erdarbeiten, weil er vermutlich darin erfahren war, wenn auch nicht in der jetzt erforderlichen Dimension. Ein glänzender Start in die Selbständigkeit stand an, mag er gedacht haben, aber es kam anders. Ein bei dieser Arbeit entstandenes Foto zeigt, wie vergleichsweise primitiv und gefahrvoll damals gearbeitet wurde. Die waghalsige Konstruktion hatte nichts entgegenzusetzen, als die Baustelle durch die Sturmflut in jenem Jahr zerstört wurde. Wurpts verlor alles, eine Versicherung gab es nicht, Geld für neues Material und Gerät hatte er nicht: er war Pleite. Den Auftrag war er los, aber die Schulden blieben. Er stand vor dem Nichts. In Hamburg fand er neue Arbeit und blieb dort bis zum Ersten Weltkrieg, den er als Soldat mitmachte und überlebte. Bis dahin dürfte er einen Großteil seines Verdienstes zur Tilgung der Schulden in Folge der Katastrophe in Leer aufgewandt haben. Denkbar ist, dass ihn die Inflation des Jahres 1923 von der Schuldenlast befreit hat, jedenfalls war er in jenem Jahr in der Lage, in Loga ein Bauunternehmen mit angeschlossener Tischlerei zu gründen. „Noch heute stehen in Loga viele Häuser, die er mit seinen Mitarbeitern gebaut hat“, sagt der Enkel und ergänzt, dass sie solide gebaut worden seien, vielleicht mit der Einschränkung, dass nicht alle „unten ganz dicht“ waren. Manch ein Kunde habe sich darüber beklagt, dass Wasser in den Keller dringe. Dann wurde das Wasser zu seinem zweiten beruflichen Standbein, als er im Jahr 1929 den Auftrag für den Bau der Tore in der Schleuse Listrup-Emsbühren bekam. Weil er wusste, welche Bedeutung dieser Auftrag für ihn hatte, ließ er sich dort

Das Haus Daalerstraße 9 in Loga war das Zuhause der Familie Wurpts, hier kam die Familie am 30. April 1945 bei Kampfhandlungen um. Fotos: Sammlung Wurpts

Der Bauunternehmer Rewert Wurpts kam beim Beschuss gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Loga ums Leben.

nach – fast – getaner Arbeit fotografieren, um dieses Projekt als Referenz bei künftigen Bewerbungen um Aufträge nutzen zu können. Man übertrug ihm jetzt zahlreiche Wasserbauarbeiten, was ihn dazu veranlasste, seinen Betrieb von der Daaler- an die Fährstaße zu verlegen, weil er dort dem Wasser näher war. Schnell war er so gut im Geschäft, dass er Geräte, Maschinen, Fahrzeuge und Schiffe nicht nur anschaffen sondern auch bar bezahlen konnte. Als er im Jahr 1938 den Auftrag für die Lose 11 und 12 bekam, um an der Jümmeschleife Deicharbeiten zum Schutz gegen Überflutungen auszuführen, wähnte er sich vor einem Höhepunkt seines beruflichen Schaffens. Um die Arbeiten optimal ausführen zu können, bestellte er zwei Diesellokomotiven mit je 13 Loren, die er für den Kleintransport einsetzen wollte. Als die Maschinen ausgeliefert wurden, war sein Unternehmen nicht mehr in der Lage, die Arbeiten auszuführen, der Deichbau ruhte. Wegen der Militarisierung Deutschlands fehlten Arbeitskräfte die zur militärischen Ausbildung in den Kasernen waren, vor allem fehlten dem Bauunternehmer seine leitenden Mitarbeiter. Sein Sohn Anton, den er als Bauleiter vorgesehen hatte, war ebenso „eingezogen“, wie sein anderer Sohn Johannes, der die Lohnbuchhaltung im Unternehmen erledigte sowie sein zweiter potenzieller Bauleiter Eilert Amelsberg aus Hesel, sein „Techniker“ Hinrich Vogelsang aus Filsum und der junge Ingenieur Focko Böden, den er erst kurz zuvor eingestellt hatte. Weil Wurpts die Arbeiten nicht mehr ausführen konnte, habe er die Maschinen gleich zur Firma Schäfer nach Ibbenbühren weitertransportieren lassen, in Leer seien sie nicht entladen worden. Von 1923 bis zu seinem Tod am 30. April 1945 war Wurpts in der reformierten Kirchengemeinde Mitglied des Kirchenvorstands. Er wohnte im Haus Nummer 9 in der Daalerstraße. Dort starb er während des Beschusses am 30. April 1945 mit Flammenwerfern ebenso wie sechs von sieben Frauen, die sich in den Keller des Hauses geflüchtet hatten. Seine Frau Eintje wurde zur selben Zeit erschossen, als sie versuchte, das brennende Haus durch die Vordertüre zu verlassen.

n n Tasche hen ratioeranschaulichung der -Tasc o t k s e o V r R er D Foto ist zu stlicr sohlange Vorrat reicht, e f . l Nu ink

Wir wünschen eine besinnliche Adventszeit

.

041

30

00

EUR

.

040

3500

EUR

11

.

066

30

00

EUR

Chara-Shop.de

Anita Geerdes  04953-6776 SEHR leeraner ZEITGEIST :: Handwerker mit Herz GUT 11


„ELEFANTENRUNDE“ WETTETE UM DIE WETTE

M

an nannte sie die „Elefantenrunde“, jene honorigen Herren, die sich in den 1870er Jahren regelmäßig in einer Gaststätte in Norden trafen, um in geselliger Runde über die Probleme der Welt und den Geschehnissen in Deutschland insbesondere zu debattieren, zu streiten und zu wetten. Mit Elefanten hatten die Herren Lehrer, Pastoren, Anwälte und wer sich sonst noch zur gehobenen Gesellschaft zählte zumindest gemein, dass sie ausdauernd sein mussten, wollten sie dabei sein, wenn sich herausstellte, wer die Wette gewonnen hatte. Oft war nicht absehbar, wie lange es dauern würde, bis das Ergebnis feststand, beispielsweise als sie gewettet hatten, ob „Bazaine“ zum Tode verurteilt werden würde.

Die Wetten waren weltmännisch, kurios und auch verrückt anmutend.

Der Blick ins Internet klärt uns auf, dass man es FrançoisAchille Bazaine in Frankreich übel nahm, dass er im deutsch-französischen Krieg als Befehlshaber der französischen Rheinarmee am 27. Oktober 1870 in der Festung Metz kapituliert und damit 170.000 Mann aus den Waffen gezwungen hatte. Man beschuldigte ihn des Verrats, er wurde verhaftet, 1872 vor Gericht gestellt, degradiert, zum Tode verurteilt und zu 20 Jahren Haft begnadigt. Wer die Wette gewonnen hat, ist nicht bekannt. Dass wir uns heute mit den Wetten der Norder Herrenrunde befassen können, ist der Tatsache geschuldet, dass der Lehrer Hermann Ihnen einer der Wett-Partner war, und dass alle Wetten fein säuberlich (na ja) mit Bleistift in ein „Wettbuch“ eingetragen wurden. Alle Wettpartner haben unterschrieben, und dass die Unterschriften häufig durchgestrichen sind, könnte bedeuten, dass die

12

leeraner ZEITGEIST :: „Elefantenrunde“ wettete um die Wette

Wetten irgendwann eingelöst wurden. Viel mehr weiß man nicht, denn das Büchlein enthält keine weiteren Ínformationen. Es kam in den Besitz von Imke Ihnen, verheiratete Borde, einer Urenkelin des Lehrers Hermann Ihnen. Ihr Schwiegervater, der ehemalige Rhauderfehner Bürgermeister Erhard Borde, hat die Eintragungen in dem Büchlein aus der Sütterlin-Schrift „übersetzt“, aufbewahrt, und nach seinem Tod gelangten seine Notizen in den Besitz seines Enkels Keno. Manche Wette klingt weltmännisch: „Wird binnen hier (13. Januar 1877) und drei Monaten Krieg zwischen Russland und der Türkei ausbrechen oder nicht?“, 24. April 1879: „Wird der Reichstag in der jetzigen Session aufgelöst werden,“ oder 1883: „Wird das Sozialistengesetz mit Hilfe des Zentrums durchgehen oder nicht?“ Viele Wetten betrafen die Entwicklung des Eisenbahnverkehrs. Es ging um die Weiterführung der „Westbahn“ von Emden nach Norden, um den Ausbau der Küstenbahn oder: „wird ab 1. Juli 1884 die Pferdebahn von Norden Bahnhof bis Norddeich in Betrieb sein?“ Andere Wetten klingen eher kurios wie: „Sagt man: ich habe dir auf den Fuß getreten oder ich habe dich auf den Fuß getreten?“, „Versendet eine Brauerei in Erlangen Export-Bier in Flaschen?“, um zwei Fass Bier ging es im Jahr 1882 bei einer


 Die Wettpartner trafen sich mindestens 23 Jahre in regelmäßigen Abständen, wahrscheinlich in wechselnder Besetzung. Anlass dieses undatierten Fotos könnte der prominente Gast gewesen sein, der uns als dritter von rechts seinen schönen Bart zeigt: es ist der Dichter und Zeichner Wilhelm Busch. Der Bart des Herrn ganz links ist nicht weniger schön; dies ist der Lehrer Hermann Ihnen, der das Wettbuch vermutlich geführt hat.

Busch zu den „Elefanten“ gesellte, spricht dafür, dass sie eine gewisse Bekanntheit in Norden und vielleicht darüber hinaus erlangt haben könnte. Da sind noch die Wetten, in denen Hermann Ihnen als Person erwähnt wird, der einzige aus der Runde, dessen Namen auftaucht. „Herr Ihnen behauptet, dass der in seinem Besitze befindliche Hirschfänger aus François-Achille Bazaine, dem Jahre 1416 stamme.“ Norden, 6. Februar Gegenstand einer Wette der 1880: „Herr Ihnen verpflichtet sich, innerhalb Norder „Elefantenrunde“, wurde neun Minuten von dem Schomanschen Hauzum Tode verurteilt, weil er im se in der Brückstraße bis zum Lütetsburger deutsch-französischen Krieg Kruge zu reiten. Wird er es können?“, er hat 1870/71 in Metz kapituliert hatte. es geschafft da er 6,5 Minuten benötigte. Quelle: Carte de Visite Photo  Daraus lässt sich ableiten, dass die Zusammenkunft der Herren in jenem „Krug“ stattfanden. Am 30. September 1893 wurde geDer inzwischen verstorwettet: „Werden auf der Treibjagd die Herr bene ehemalige BürgerIhnen in der nächsten Woche auf Juist am meister von Rhauderfehn, Mittwoch und Donnerstag abzuhalten beErhard Borde, rechts absichtigt, 150 Hasen geschossen?“ Das Erim Bild, hat die Eintragebnis war eindeutig. Die Strecke zeigte 280 gungen im Wettbuch erlegte Hasen und 127 geschossene Hühner. der „Elefantenrunde“ Auch bei einer verrückt anmutenden übersetzt, aufgeschrieben Wette war Lehrer Ihnen der Protagonist: und seinem Enkel Keno „Falls der Lehrer Ihnen innerhalb vier Wo(links) übergeben. Fotos chen von heute einen lebenden Dachs am (2): Sammlung Borde Bändchen zur Stelle liefert, geben die unterzeichneten ein Fass Bier aus. Norden, den 1. Wette, deren Ergebnis erst nach zwei Jahren feststand: „Wird Juli 1882. Ich will ein Fass Bier verloren habinnen zwei Jahren das Tabaksmonopol eingeführt?“ 1887 wurde ben, wenn Herr Ihnen den Dachs nicht liefern sollte, U. Agena.“ darauf gewettet, ob die im Umlauf befindliche Aluminiummünze in- Dann ist zu lesen: „Der Dachs ist geliefert am 24., Norden 1882.“ nen hohl sei oder nicht. Die letzte notierte Wette stammt aus dem Dem Vernehmen nach soll sich dieser Dachs heute in konservierter Jahr 1896 und lautet: „Muss der Kaufmann ein Stück Ware, welches Gestalt im Keller des Ubbo-Emmius-Gymnasiums in Leer befinden. im Schaufenster mit einem Preise ausgezeichnet ist, je vom beliebigen Haufen gegen Barzahlung ausliefern?“ Da die erste Wette: „Ist bis zum 1. Januar 1874 die Monarchie in Frankreich eingeführt oder nicht?“, lautet, ist davon auszugehen, dass die Mitglieder der „Elefantenrunde“ spätestens im Jahr 1873 erstmals gewettet haben, woraus folgt, dass diese Runde mindestens 23 Jahre bestanden hat. Dass sich eines Tages (das Jahr ist nicht bekannt) auch der humoristische Dichter und Zeichner Wilhelm

Neues Boot gesucht?

Wir helfen Ihnen gerne, auch wenn Sie Ihr Gerät nicht bei uns gekauft haben! Unterhaltungselektronik · Satanlagen · Haushaltskleingeräte PC · Notebook / Tablet: Aufrüstung und Umbau Nähmaschinen: Service und Verkauf

Wir vermitteln gern auch Ihr Gebrauchtboot.

Arno Brinkema Feldhörnstr. 31 26817 Backemoor  04955-5125

Dritter Hafeneinschnitt 4a 26723 Emden Mobil: 0160 93160799 Büro: 04921 9995944 info@amy-brumund.de

www.amy-brumund.de

leeraner ZEITGEIST :: „Elefantenrunde“ wettete um die Wette

13


SAMSON UND DER WOLFF Historie und Moderne unter einem Dach

Man kennt es als „Haus Samson“, das Gebäude in der Rathausstraße von Leer, in dem die Weinhandlung Wolff untergebracht ist. In der nächsten Ausgabe des „Leeraner Zeitgeist“ deuten wir an, dass dieser Name vielleicht nicht zutreffend ist. Fotos (2): OTG In diesem denkmalgeschützten Gebäude werden erlesene Weine und edle Spirituosen vertrieben. In dem Kellergewölbe, das bis unter die Nachbargebäude reicht, befindet sich das Lager, und im Obergeschoss bietet ein Museum Gelegenheit, sich mit vergangenen Zeiten zu befassen.

W

enn die abendliche Führung durch die „Schienfattlopers“ vor dem Haus „Samson“ in der Rathausstraße endet, stehen wir vor einem der architektonisch attraktivsten und historisch bedeutsamen Gebäude in der Altstadt. Gleichzeitig steht es als Symbol für das Ringen um die Sanierung des historischen Kerns der Stadt, als Beleg für deren Erfolg und gleichzeitig für deren Grenzen. Hinter der Eingangstür taucht der Besucher scheinbar in eine andere Welt ein, in der sich historisches Ambiente mit modernem Management, individueller Kundenbetreuung sowie mit der Einladung verbindet, sich auf die museal präsentierte ostfriesische Wohnkultur einzulassen. Damit das auf Dauer so bleibt, hat das Inhaber-Ehepaar das Gebäude in die „Hilke und Fritz Wolff Stiftung“ eingebracht und damit gleichzeitig die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Wein- und Spirituosenhandlung dauerhaft von diesem Standort aus betrieben werden kann. Auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite des Ladens gelangt man in den ebenfalls in historischem Ambiente gestalteten Bürobereich und von dort über eine Treppe in das Museum. Gleich neben der Türe zum Büro hängt einer dieser kleinen Holzkästen mit schiebbarem Oberteil, die bis etwa 1910 als Schulranzen dienten. Mehr als ein Buch und ein paar Schreibfedern dürften kaum hineingepasst haben. Der Überlieferung zufolge, wurden sie mancherorts als Sitzgelegenheit genutzt, wenn die Schüler ihre Sitzbänke als Zeichenunterlage nutzen mussten. Etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Haus „Samson“ von der Familie Wolff bewohnt und wirtschaftlich genutzt. „Der Familie Wolff war von Anfang an bewusst“, schreibt Fritz Wolff, „welch ein Kleinod sie gekauft hatte. Sie machte das Haus zum Markenzeichen ihres Geschäfts. Dabei begnügte sie sich nicht damit, die Fassade des Hauses ‚Samson’ zu pflegen, die historische Gestalt durch Hervorheben bestimmter Stilelemente zu verstärken und insbesondere die Fassade durch Blenden, eine neue Eingangstür und Figuren zu verschönern. Sie machte es sich zur Aufgabe, dieses Haus innen und außen in einer historischen Einheit zu erhalten.“ Zwei der Vorfahren setzten noch eins drauf: „Der Sammeleifer und der Sinn für Schönheit von Claas Carl August Wolff und das handwerkliche Geschick von Georg „Menne“ Wolff haben zur

14

leeraner ZEITGEIST :: Samson und der Wolff

Verschönerung des Hauses beigetragen und dafür gesorgt, dass in den oberen Speicherräumen eine großartige Sammlung vieler wertvoller Möbel, Bilder, Gerätschaften und selbst erstellter Modelle museal zusammengetragen wurden.“ Kaum, dass man die Hälfte der von tausenden Fußpaaren im Laufe der Jahrhunderte eingetreten Stufen auf der steilen Wendeltreppe hinter sich gebracht hat, fällt der Blick auf alte Fotos sowohl des Gebäudes als auch des Kellers und der Weinabfüllung, die zum Eintauchen in die Vergangenheit einladen, die uns auf den knarrenden Holzboden des ehemaligen Speichers umfängt. Eine gelenkte Ausstellung, wie man sie aus Museen kennt, sucht man hier vergeblich. Hier sind die Besucher eingeladen, ihre eigene Ordnung zu finden, die in Verbindung der Ausstellungsgegenstände mit dem eigenen Wissen und den eigenen Erinnerungen entsteht. Dann entdeckt man vielleicht „updrögt Bohnen“ oder Speck an der Decke und erinnert sich, dass dies eine für Ostfriesland typische Art der Vorratshaltung war. In Zeiten der Not, als beispielsweise in der Kriegszeit Nahrung knapp und „schwarzschlachten“ verboten war, wurde der Speck auch schon einmal hinter Mauern versteckt. Beim Blick auf das Firmenfahrrad, mit dem früher Ware ausgeliefert wurde, fällt vielleicht auf, dass es weder über Federung noch über eine Gangschaltung verfügt. Damit über holpriges Kopfsteinpflaster oder schlammige Sandwege zu fahren, war kein Vergnügen. Die reichhaltige Auswahl an kleinen silberfarbenen Riechdosen, die in einer Vitrine zu sehen ist, führt uns dagegen eher auf die Duftspur der „besseren Gesellschaft“. Diese subjektive Auswahl deutet an, dass sich das Museum dem Besucher immer wieder anders und immer wieder neu vorstellt.


WEIHNACHTEN BEI DEN MOORSOLDATEN 1937 Von Pfarrer Werner Koch, veröffentlicht in „Christ in der Welt“, Ausgabe Dezember 1991

W

eihnachten 1937. KZ Sachsenhausen. Eine winzige Katakombengemeinde erlebt den Sieg der Weihnachtsbotschaft über die SS. Sie ganz allein versteht, was sich wirklich

ereignet: ‚Gar heimlich führt’ er seine Gewalt, er ging in meiner armen Gestalt, den Teufel wollt er fangen’ Martin Luther Der ‚eiserne Gustav’, einer der gefürchtetsten Schläger der SS begegnet mir auf einer Lagerstraße: ‚Da kommt der scheiß Pfaffe’ brüllt er. ‚Zu Weihnachten hat er sonst auf der Kanzel gestanden, um das deutsche Volk zu verdummen. Er erzählt den Leuten, der Heilige Geist habe die Jungfrau Maria ge … und daraus sei dann dieser Judenlümmel, dieser ‚holde Knabe im lockigen Haar’ entstanden…!’ Er tobt seinen Hass gegen die Weihnachtsbotschaft aus. Aber er schlägt mich nicht! Denn Weihnachten 1937 wird im KZ Sachsenhausen überhaupt nicht geschlagen. Es wird auch niemand ‚an den Pfahl gehängt’. Wir müssen auch nicht auf dem Appellplatz antreten, um zuzusehen, wie einer unserer Kameraden über den ‚Bock’ gespannt wird, um seine vom Kommandanten genehmigte ‚Strafe’ zu empfangen. 25 bis 50 Hiebe mit dem ‚Ochsenziemer’. (Der SS-Arzt ist immer dabei.) Es wird auch nicht geschossen an diesem Weihnachten. Und niemand wird totgeschlagen. Weihnachten ist auch arbeitsfrei. Nur die paar ‚Kommandierten’ rücken zur Arbeit aus, um in der SS-Küche Kartoffeln zu schälen oder den Speiseraum in einer SS-Baracke auszufegen. Weihnachten steht sogar ein mit elektrischen Kerzen bestückter Weihnachtsbaum am Lagertor. Weihnachten erklingen aus den Lautsprechern sogar volkstümliche Melodien der beliebtesten Weihnachtslieder. Natürlich ohne einen gesungenen Text, dafür aber mit Geigen und Schmalz: ‚Stille Nacht – heilige Nacht …’ Oder: ‚O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit …’ Oder ‚Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See …’ Oder: ‚Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Weihnachtszeit…’

Im Heizungskeller der Wäscherei, zu dem eine von einer von uns den Schlüssel hat, versammelt sich eine Handvoll Christen. Ganz leise (und unbemerkt sowohl von der SS wie von den Mithäftlingen) singen wir das ganze Lied mit all seinen sieben Strophen: ‚Gelobt seist du, Jesu Christ, dass du Mensch geboren bist’ bis hin zur letzten: ‚Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an…’ Uns? Ja, uns, die wir ein ähnliches Schicksal erleiden wie einst die Gladiatoren im Zirkus von Rom. Sie mussten den Arm ausstrecken und dem in seine Loge sitzenden Kaiser zurufen: ‚Ave, Cäser! Morituri tesalutant! (Heil Cäsar, die dem Tod Geweihten grüßen dich!) Eine von uns predigt darüber, dass wir, ja wir, die Empfänger der Weihnachtsbotschaft sind, wir, die wir Morgen für Morgen, wenn der Trompetenstoß vom Turm A ertönt, schlagartig unsere schäbigen Mützen vom Kopf reißen und in ehrfürchtiger Haltung zwar nicht vor dem Kaiser, wohl aber jene Fahne grüßen müssen mit dem Zeichen des ‚Tieres aus dem Abgrund’, dem verhassten schwarzen Hakenkreuz auf dem weißen Feld, das da ausgespart ist auf dem blutroten Tuch … ‚Weihnachten bei den Moorsoldaten …’, die nicht nur heimlich, sondern gelegentlich sogar auf direkten Befehl der SS ihr Lied gesungen haben, das im Lager ‚Börgermoor’ im Emsland schon 1933 entstanden ist: Auf und nieder gehen die Posten, keiner, keiner kann hindurch, Flucht wird nur das Leben kosten, vierfach ist umzäunt die Burg. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor – ins Moor … Weihnachten 1937 – der tobende ‚Eiserne Gustav’ auf der Lagerstraße, dessen Faust wie von unsichtbaren Kräften zurückgehalten wird und der mich nicht geschlagen hat … Später – zwanzig Jahre danach – wird er vor dem Bonner Landgericht zugeben, dass er mindestens 5.000 russische Kommissare erschossen hat. 

Weihnachten ist nun einmal das Fest für das deutsche Gemüt. Sogar für das Gemüt der aus der Kirche befehlsmäßig ausgetretenen Männer der SS. Es ist das Fest auch für das Gemüt der aus der Kirche der Kapitalisten ausgetretenen Häftlinge der kommunistischen oder auch der sozialdemokratischen Partei. Weihnachten bewahrt seinen alle und alles bezwingenden Zauber, seinen selbst die kältesten Herzen noch berührende Wärme als das ‚große Fest der Liebe’ und des ‚Friedens auf Erden’. Weihnachten beschert uns selbst in der furchtbaren Nacht eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers für ein paar Tage? – Stunden? – Augenblicke? – noch einen Sieg der Weihnachtsbotschaft: ‚Das ewige Licht geht da herein, gibt der Weilt ein` neuen Schein; es leucht` wohl mitten in der Nacht und uns des Lichtes Kinder macht, Kyrieeleis …’

leeraner ZEITGEIST :: Weihnachten bei den Moorsoldaten

15


Er tat es besten Gewissens „für Deutschland’, ‚für den Führer’, der es so befohlen hatte. Er tat es mit seiner Schall gedämpften Pistole in der Genickschussanlage im Pferdestall in Sachsenhausen. Er tat es mit der gleichen Hand, die er mir entgegenstreckte, als wir uns in einem Sprechzimmer des Bonner Landgerichts wieder begegneten. ‚Ich weiß noch genau’, sagte er, ‚wie ich sie damals angebrüllt habe von wegen Jungfrau Maria und so … heute habe ich keinen sehnlicheren Wunsch, als wieder in die Kirche aufgenommen zu werden und das Heilige Abendmahl zu empfangen. Aber das sage ich den anderen Leuten erst dann, wenn ich mein verdientes Urteil ‚lebenslänglich’ in der Tasche habe. Sie wollen wissen warum? Als wir SS-Leute im schlimmsten russischen Straflager Workuta in Sibirien waren, hat der russischen Kommandant uns nach fünf Jahren zum ersten Mal erlaubt, nach Hause zu schreiben, damit die zuhause erfahren, dass wir überhaupt noch leben. Und dann hat der Kommandant gesagt: ‚Das verdankt ihr diesem Pastor Niemöller, den ihr als persönlichen Gefangenen des ‚Führers’ ganze sieben Jahre im KZ gehabt habt. Der hat für euch gebeten. Er hat gesagt, dieser Jesus, an den er nun mal glaube, habe ihm befohlen, sogar seine Feinde zu lieben. Ja, wissen Sie, das hat mich umgehauen. Jetzt möchte ich gern mit diesem Jesus zu tun haben.’ Weihnachten 1937 – bei den Moorsoldaten … Ich kann nicht daran denken, ohne zugleich an die Begegnungen mit dem ‚eisernen Gustav’ zu denken – und an die Art, wie dieser ‚Judenlümmel Jesus’ mit ihm fertig geworden ist… Weihnachten im KZ. Die ‚Weihnachtsbotschaft beweist ihre heimliche Gewalt auch darin, dass wir nur zu Weihnachten von daheim ein Paket empfangen dürfen. Der Nusskuchen, den meine Braut mit soviel Liebe gebacken hat, ist zwar zerschnitten, ab er ist essbar. Er schmeckt nach Liebe. Denn sie weiß ja, dass dies mein ‚Lieblingskuchen’ ist. Und damit feiern die Kameraden, die am gleichen Tisch mit mir sitzen, nicht nur Weihnachten sondern zugleich meinen 27. Geburtstag. Und das alles zusammen: das tiefe Dunkel jener Tage und das durch die Dunkelheit hereinbrechende Licht, beides kann und darf nie vergessen werden. ‚Wozu haben wir überlebt, Sie und ich?’ fragt mich Elie Wiesel, der jetzige Friedensnobelpreisträger. ‚Damit wir Zeugnis geben können von allem, was geschehen ist. Damit wir helfen können, dass es nie wieder geschieht, nie wieder!’ So ist dies mehr als der von mir erbetene ‚Stimmungsbericht’. Er ist ein Aufruf: Vergesst es nicht: Gott selbst ist Mensch geworden, damit wir Un-Menschen menschlich miteinander leben können.

Zum Hintergrund: Werner Koch (* 26. Dezember 1910 in Bielefeld; † 31. Juli 1994 in Emlichheim) war ein deutscher Pfarrer, reformierter Theologe, Journalist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus… Wegen des Verdachts, die Denkschrift der Bekennenden Kirche an Hitler an die ausländische Presse weitergegeben zu haben, wurde Koch am 13. November 1936 verhaftet… Koch wurde am 13. Februar 1937 ins KZ Sachsenhausen gebracht, wo er bis zu seiner Entlassung am 2. Dezember 1938 blieb. Entlassen wurde er aus einer Laune Himmlers heraus, den ein Freund von Kochs Vater um dessen Entlassung bat. (Wikipedia)

Weihnachten

von Hermann Hesse

Ich sehn' mich so nach einem Land der Ruhe und Geborgenheit Ich glaub', ich hab's einmal gekannt, als ich den Sternenhimmel weit und klar vor meinen Augen sah, unendlich großes Weltenall. Und etwas dann mit mir geschah: Ich ahnte, spürte auf einmal, daß alles: Sterne, Berg und Tal, ob ferne Länder, fremdes Volk, sei es der Mond, sei's Sonnnenstrahl, daß Regen, Schnee und jede Wolk, daß all das in mir drin ich find, verkleinert, einmalig und schön Ich muß gar nicht zu jedem hin, ich spür das Schwingen, spür die Tön' ein's jeden Dinges, nah und fern, wenn ich mich öffne und werd' still in Ehrfurcht vor dem großen Herrn, der all dies schuf und halten will. Ich glaube, daß war der Moment, den sicher jeder von euch kennt, in dem der Mensch zur Lieb' bereit: Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!

E M D E N

Einzigartig werben! Wir beraten Sie gerne...

• Zettelboxen • Postkarten • Bücher • Kataloge • Kalender • Mappen • Broschüren • Plakate • Aufkleber • Notizblöcke

• Eintrittskarten • Visitenkarten • Karten • Geschäftsausstattung • Schreibtischunterlagen • Heißfolienprägung • Stanzungen • Kuvertierungen • Mailings • und vieles mehr...

Vorsprung durch Qualität! Normannenstr. 1a l 26723 Emden info@druckkontor-emden.de

www.druckkontor-emden.de

16

leeraner ZEITGEIST :: Weihnachten bei den Moorsoldaten

...und freuen uns auf Ihren Anruf!

04921 58918-0


U 30 JAHRE V

EISENBAHNFREUNDE FEIERN JUBILÄUM … UND IHRE GÄSTE FEIERN MIT!

V

or 30 Jahren hatten die Gründer der „Eisenbahnfreunde Ostfriesland e. V.“ die Idee, ihrem Hobby gemeinsam nachzugehen und in Gemeinschaftsarbeit eine Anlage zu schaffen, die im Laufe der Jahre nicht nur stetig ergänzt und ausgebaut wurde, sondern zumindest in Teilen auch ein Stück lokaler und Eisenbahngeschichte darstellt. Dies alles ist Grund genug, das Jubiläum mit allen Interessierten zu feiern. Los geht es mit einer Feier, am Freitag, 2. Dezember um 19.00 Uhr in der Aula der Plytenbergschule in Leer. An die einführenden Worte des Vorsitzenden Elso Reck schließt sich ein Vortrag des künftigen Bürgermeisters der Gemeinde Westoverledingen, Theo Douwes, über die Entwicklung des Schienenverkehrs im Overledingerland an, bei dem die Geschichte der Kleinbahn Ihrhove-Westrhauderfehn im Mittelpunkt stehen wird. Anschließend werden die Gäste die beiden Anlagen besichtigen, deren eine im Modell eine Bahn in HO-Spur darstellt, während die andere „Spur O“ ihre „echten“ Vorbilder im Maßstab 1 : 45 wiedergibt. Während der Freitagabend den geladenen Gästen gehört, hat die Öffentlichkeit am 2. Adventsonntag, den 4. Dezember, in der Zeit von 10.00 bis 17.00 Uhr Gelegenheit, die beiden Anlagen im Obergeschoss der Schule zu besichtigen, zu fachsimpeln, sich bei einem Stück Kuchen oder einer Tasse Tee zu stärken. Wer mag, ist eingeladen, Tombolalose zu erwerben und vielleicht den einen oder anderen der 500 attraktiven Preise zu gewinnen, mit denen vielleicht der heimische Gabentisch bereichert werden kann.

Neu zu bestaunen gibt es in diesem Jahr unter anderem den Nachbau des Kleinbahnbahnhofs in Westrhauderfehn, aus dem im Jahr 1961 letztmalig ein Schienenbus in Richtung Ihrhove abgefahren ist, während der Güterverkehr noch bis 1968 aufrecht erhalten wurde. Als die Kleinbahn im Jahr 1912 in Betrieb genommen wurde, sah man sie als Nabelschnur, mit der das Overledingerland an das überregionale Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Ursprünglich sollte die Bahn bis Ostrhauderfehn geführt werden, worauf aus Kostengründen – zunächst vorläufig und dann endgültig – verzichtet wurde. Der ehemalige Bahnhof von Westrhauderfehn, wie er in der „Spur 0“-Anlage der Eisenbahnfreude zu sehen ist, zeigt ihn in der Endausbaustufe. Fahrgäste, die mit dem Zug in Richtung Rheine oder Emden weiterfahren wollten, stiegen bei der Endstation vor der Gaststätte van Mark in Ihrhove aus und gingen einige hundert Meter zu Fuß, um zunächst jenseits und später auf der diesseits der Bahngleise in den Zug zu steigen. Dort wie in Leer wurden die Schienen von den Fahrzeugen zweier Gesellschaften befahren, der Oldenburgischen und der Preußischen Bahn. Der erste Zug rollte im Jahr 1956 in den Bahnhof von Leer ein, auf einer Strecke, die damals als „Westbahn“ bezeichnet wurde. Die Strecke endete in Emden, und eine Bahnverbindung von Leer nach Oldenburg gab es zunächst noch nicht. Foto links: Die Wiedergabe eines damals im „General-Anzeiger“ veröffentlichten Fotos belegt die Identität des realen Bahnhofs in Westrhauderfehn mit dem Nachbau. Quelle: Sammlung Giermanns rechts: Zu den Neuheiten der Anlage der Eisenbahnfreunde Leer, die im 30. Jahr des Vereinsbestehens zu bestaunen sind, zählt der Nachbau des ehemaligen Bahnhofs der Kleinbahn Ihrhove-Westrhauderfehn in Westrhauderfehn. Foto: Eisenbahnfreunde

leeraner ZEITGEIST :: Eisenbahnfreunde feiern Jubiläum … und Ihre Gäste feiern mit!

17


EINE SCHÖNE ZEIT FÜR KULTUR UND GESCHICHTE. EMSLANDMUSEUM SCHLOSS CLEMENSWERTH, SÖGEL

© Emslandmuseum Schloss Clemenswerth

Advent auf Schloss Clemenswerth Am 3./4. Dezember findet in Sögel / Emsland mit dem „Advent auf Schloss Clemenswerth“ ein besonderer Weihnachtsmarkt statt. Vor barocker Kulisse laden 100 Verkaufsstände zum Bummeln und Verweilen ein. Mit individuellen Geschenkideen und regionalen Gaumenfreuden bietet der Markt für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas. Das macht u.a. seine überregionale Bekanntheit aus! Ein Tipp ist ein Besuch in den Abendstunden, dann nämlich taucht Schloss Clemenswerth ein in ein Meer aus 1.000 Lichtern. Ein Programm aus Straßenorgelklängen, weihnachtlicher Blasmusik, Chorgesang sowie ein umfangreiches Kinderangebot machen den Markt zu einem unvergesslichen vorweihnachtlichen Erlebnis! www.clemenswerth.de

Advent auf Schloss Clemenswerth

Sa 3. Dez. | 13 - 22 Uhr So 4. Dez. | 11 - 19 Uhr

49751 Sögel | www.clemenswerth.de

DIE SCHATZTRUHE Fehn-Leuchten 1 bis 5

ab

1.11.16

NEU samm elband

Auf vielfachen Wunsch gibt es die ersten fünf Ausgaben des Magazins „Fehn-Leuchten“ jetzt in einer gebundenen Ausgabe. eu hn-L chten e Das 500 Seiten starke Buch -LeuchF te 1-5 n h bietet in 70 Beiträgen lokale n Fe 1-5 Geschichte. Schicksale und Lebenswege ostfriesischer Mitbürger geben Einblick sowohl in das Leben dieser Menschen und ihrer Familien als auch in die ostfriesische Geschichte insgesamt. Beiträge über historische Hintergründe und Zusammenhänge ermöglichen einen Blick auf die Entwicklung unserer Heimat.

Fehn-Leuchten 1-5

Schatztruhe - „Kleine Leute“ erzählen Geschichte

Heinz J. Giermanns

Heinz J. Giermanns

Schatztruhe

„Kleine Leute“ erzählen Geschichte.

Das Buch ist ab sofort im Buchhandel oder beim Autor Heinz J. Giermanns (Tel. 04952.8833) erhältlich. Preis 45,00 Euro

18

leeraner ZEITGEIST :: Rückblick auf das Silvesterfest 1888

RÜCKBLICK AUF DAS SILVESTERFEST 1888 Am 31. Dezember 1938 blickte Heinz Popken in der „Ostfriesischen Tageszeitung“ auf die Silvesterfeier im Jahr 1888 zurück: „Die nachfolgende Schilderung von Brauchtum zu Silvester und Neujahr in Ostfriesland beruht nicht auf Bücherweisheit, sondern entspringt eigenem Erleben in seliger Kinderzeit. Greifbar deutlich entsteht es wieder vor meinem rückschauenden Blick, das kleine, reizlose und doch so reizvolle Dorf. Ich sehe vor mir die große, im dreizehnten Jahrhundert erbaute Kirche. Auf hoher, viereckiger Warf, deren Böschungen steil abfallende Graswälle bilden, errichteten die Vorfahren den massigen Bau aus mächtigen Sandsteinfindlingen, die die Eisriesen der Eiszeit aus dem hohen Norden südwärts geschoben hatten. Wie eine trutzige Bergfeste ragt sie in den Himmel und herrlich souverän die wenigen Häuser des Dorfes, die sie wie ein Kranz umgeben. Wenn das Weihnachtsfest herannahte, schüttelte Frau Holle ihre Betten und hüllte das schweigende Dorf leise mit ihren Flocken ein. Ich meine, sie hatte damals größere Betten und dauerhaftere Flocken. Jedenfalls blieb der Schnee meistens zwischen Weihnachten und Neujahr liegen. Das war dann die Zeit, in der der Großknecht am offenen Herdfeuer von Hexen und ‚Spölenkieken’, van ‚Börloop’, Meerweibern, Zauberern und von den Untaten des Teufels erzählte, so dass wir nachts von den ‚Walrieders’ (Albdrücken) heimgesucht wurden. Das war aber auch die Zeit, in der wir höchst interessiert dabeistanden, wenn die Mutter Knedewaffeln und Neujahrskuchen backte. Hierzu wurden zwei runde Eisen mit langen Stielen verwandt, das kleinere für die Knedewaffeln, das größere für die Neujahrskuchen. Zu den Knedewaffeln wurde ein besserer, dickerer Teig verwandt; sie wurden zum Erkalten in ein Weinglas gelegt, so dass sie dessen Form annahmen. Die Neujahrskuchen wurden gerollt, sie waren dünn wie Glas. Von beiden Sorten wurden ganze Trommeln voll gebacken. Ein beliebtes Gebäck waren ferner ‚Moppen’. Eine Besonderheit waren die ‚Kinnekoken’. Das waren Bonbons aus Sirup, die in flüssigem Zustande in kleine, aus festem weißem Papier gedreht Tüten gegossen wurden, die mit der Spitze in einen Sandkasten gestellt wurden. Wenn die ‚Kinnikoken’ erkaltet waren, waren sie steinhart geworden. Im Munde wurden sie wieder weich und backten an den Zähnen, wie ein Affe am Ast, aber wir fanden sie herrlich. Wenn am letzten Jahrestage die mitternächtliche Stunde herannahte, wurde es lebendig im Dorf. Ein Teil der Knechte schlich sich auf den Glockenturm, die anderen verteilten sich über das Dorf mit Gewehren, während die Halbwüchsigen sich


AB SOFORT ERHÄLTLICH

mit Feuerwerkskörpern, den so genannten Fröschen, versehen hatten. Punkt 12 Uhr knallten die Gewehre und Frösche; gleichzeitig wurde der Glockenstrang gezogen. Die meisten FREI Einwohner waren schon zur verkäuflich! Ab 18 Jahren ! Ruhe gegangen. Dann konnte es ihnen aber passieren, dass Über 40 verschiedene Signalwaffen und passendes Feueran ihr Schlafzimmerfenster gewerk schon jetzt am Lager. klopft und ein fröhliches, neues Jahr gewünscht wurde. Das Läuten bestand abwechselnd in der JAGD - SPORT - FREIZEIT - GMBH gewöhnlichen Art durch Ziehen am Glockenstrang und in dem Bgm.-Erlenholtz-Str. 20 · 26789 Leer Tel. (0491) 4261 · www.waterborg.de so genannten ‚Beiern’. Hierbei wurde der Klöppel unten mit der Hand gefasst und möglichst schnell hin- und herbewegt, so dass er einmal die Glockenwand, dann die gegenüberliegende traf. Das Neujahrsläuten dauerte die ganze Nacht hindurch – auch bei bitterster Kälte. Ihr wurde mit innerem Einheizen begegnet, denn die Läuter hatten sich ausgiebig mit ‚Janäwer’ (Schnaps) eingedeckt. Die erwachsenen Nachbarn besuchten sich gegenseitig, wobei in freigebigster Weise Kuchen und steifer Grog spendiert wurde. Dass der ostfriesische Grog ‚es in sich hat’, braucht wohl nicht besonders betont zu werden. An diesem Tage zeigte sich überhaupt die sprichwörtliche friesische Gastfreiheit. Jeder, der ins Haus kam, wurde bewirtet. Man hatte doch nicht umsonst tagelang gebacken. Auch der brave Briefbote wurde nicht vergessen. Er brachte ja die vielen Kartengrüße, unter denen sich auch mache Witzkarte befand, deren Verwendung damals im Schwange war. In jedem Hause wurden ihm Grog und Kuchen angeboten. Natürlich konnte der

Mann das nicht an einem Tage bewältigen, und so wurde denn das ‚Dorfquantum’ auf mehrere Tage verteilt. Diese Gastfreiheit herrschte aber nicht nur in den Privathäusern, sondern galt in vermehrtem Maße für die Wirtschaften. Im ‚Krug’ dem Dorfwirtshaus, stand auf jedem Tisch eine Schüssel Neujahrskuchen und Knedewaffeln zum Zulangen. Jeder Gast wurde kostenfrei mit Grog bedient. Wer den Krug betrat, konnte soviel essen und trinken, wie er wollte. So bildete am Silvester- und Neujahrstage das Dorf eine große Familie, in der hoffnungsvoller Frohsinn und Gemeinschaftsgeist in den überkommenen Sitten und Gebräuchen ihren Ausdruck fanden.“

Waterborg

Ein herzliches Dankeschön für ein spannendes Jahr 2016. Wir hatten wieder sehr viel Freude beim Konzipieren, Entwickeln und Gestalten. Wir wünschen besinnliche Feiertage und ein erfolgreiches neues Jahr.

1. Südwieke 286a · 26817 Rhauderfehn Tel. (04952) 8907732 · kontakt@nautic-werbung.de www.nautic-werbung.de

Manchmal kann man Geschichte schmecken, beispielsweise wenn im Sommer und Herbst das Obst an den Bäumen gereift ist. Besonders schmackhaft, aromatisch und gesund sind Äpfel und Birnen alter Sorten, die an Bäumen in unserer Heimat wachsen. Oft sind die Bäume Jahrzehnte alt, viele wurden bereits von unseren Vorfahren gepflanzt. Sie pflanzten sie, wohl wissend, dass sie deren Ertrag kaum würden genießen können. Sie waren ihr Vermächtnis für die nachfolgenden Generationen. Für sie war das Obst dieser und anderer Bäume eine wichtige Bereicherung vor allem des winterlichen Speiseplans. Ältere Mitbürger wissen vielleicht noch, dass Äpfel sortenweise gelagert und je nach Lagerfähigkeit gegessen wurden. Es war verpönt, einen eingelagerten Boskop-Apfel vor Weihnachten zu essen, weil er sich problemlos bis März aufbewahren ließ. Heute sind die Flächen unter den Bäumen zur Reifezeit oft mit Obst übersät, ohne dass sich jemand dafür interessiert. Sie faulen vor sich hin, werden irgendwann auf den Kompost oder in den Abfall geworfen und nicht selten werden die Bäume umgelegt, weil sie nicht mehr benötigt werden. Schließlich kann man Obst heute zu jeder Zeit im Supermarkt kaufen, wenn man will. Was man mit designten Äpfeln oder sonstigem Obst zu sich nimmt, scheint kaum zu interessieren, Hauptsache hübsch anzusehen, einer wie der andere, ohne Makel. Wie die Äpfel in den Herkunftsregionen und -staaten kultiviert werden, scheint nicht zu interessieren, ihre Ökobilanz ebenso wenig. Auch dass man mit dem Griff zu den immer gleichen und wenigen Sorten zur Ausweitung der Artenarmut beiträgt, interessiert kaum jemanden. Arten die einmal verschwunden sind, bekommt man nicht wieder. Die Bäume deren Obst heute ungeachtet zu Boden fällt, dort fault, den schönen Rasen verunstaltet, den Gartenbesitzer ärgern und ihn vielleicht animieren, das „Ärgernis“ zu beseitigen und damit ein Stück Leben zu vernichten, sind für unsere Kinder verloren; und digitalisierte Äpfel lassen sich schlecht kauen. Sicher, auch heute gibt es noch Menschen, die den Ertrag heimischer Obstgehölze zu schätzen wissen; für die anderen gilt analog dem Spruch: „wer den Pfennig nicht ehrt, ist die Mark nicht wert“, wer das heimische Obst nicht ehrt, ist dessen gesundheitsfördernde Wirkung nicht wert, die Äpfel aus dem Verbrauchermarkt sind ein schlechter Ersatz.

DAS ZEITGEISTTEUFELCHEN

leeraner ZEITGEIST :: Rückblick auf das Silvesterfest 1988

19


- Anzeige -

Faszination Faszien Neues Programm im Feedback für mehr Beweglichkeit, strafferes Gewebe und weniger Gelenkschmerzen. Hocheffektives Training nach neuen Erkenntnissen der Forschung. Haben Sie schon mal was von Faszien gehört? Wussten Sie, dass verklebte oder verhärtete Faszien die Ursache von Gelenks- und Bindegewebsproblemen sein können? Lange vernachlässigte die Schulmedizin und Sportwissenschaft die Pflege dieser Körperstruktur. Faszien finden sich überall in unserem Körper. Sie sind feine, zähe und bindegewebeartige Häute, die unsere Muskeln und Organe umschließen. Jedem, der schon einmal Fleisch zubereitet hat, sind diese milchig-weißen Häute, die z.B. ein rohes Steak umhüllen, schon

einmal aufgefallen. Sie dienen u.a. als Stoßdämpfer und sind wichtig bei der Kraftübertragung. Faszien beeinflussen maßgeblich die Beweglichkeit und spielen eine große Rolle für Wohlbefinden, Jugendlichkeit und Gesundheit.

Faszien brauchen Bewegung Durch mangelnde oder einseitige Belastungen verliert das Fasziennetz an Elastizität. Es kommt zu Verklebungen und

Kleinstverletzungen. Oftmals sind es unsere Faszien und nicht die Bandscheiben, die für Schmerzen oder unangenehmes Zwicken verantwortlich sind. Faszien sind auch wichtig, wenn es um die gute Figur geht. Ob zum Beispiel der Oberschenkel schön straff und gespannt aussieht, hängt vom Tonus der ihn umgebenden bindegewebigen Hülle ab. Am bekanntesten ist das Training mit der Faszien-Rolle, um hartnäckige Verklebungen zu lösen. Das ist aber nur ein Teil eines ganzheitlichen Programms, das ein Expertenteam aus Forschern, Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlern entwickelt hat.

5 Wochen für mehr Stabilität und Lebensqualität Bei der bundesweiten Initiative „Deutschland wird beweglich“ sollen in 5 Wochen deutliche Besserungen erzielt werden. Je nach persönlichem Ziel erhält jeder Teilnehmer ein maßgeschneidertes Programm. Die Erfolge werden durch einen Vorher- Nachher-Check ermittelt. Die Einweisung und Betreuung erfolgt durch ausgebildete Trainer. Das Feedback wurde als einer von über 250 Fitness und Gesundheitsanlagen zur Durchführung lizenziert. Die Teilnahmegebühr beträgt 49,90 Euro, inklusive Nutzung aller Kurse. Begrenzte Teilnehmerzahl.

UND DANN GEHT‘S MIR GUT

Jetzt anmelden unter: Telelefon 0 491- 45 41 176


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.