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EWA BARTY
Service im Blut
Besucht man dieser Tage das Norderneyer Sternerestaurant Seesteg, erkennt man vielleicht in der offenen Küche eine zierliche, dynamische junge Frau, der ein wahres Kunststück gelungen ist. Unter allen Auszubildenden ihres Jahrgangs im Bundesland Niedersachsen hat sie im Hotelfach mit 96 von 100 Punkten den besten Abschluss gemacht. Und kaum ist der Stress der Prüfung vergessen, beginnt sie direkt im Anschluss einen zweiten Ausbildungsgang - als Köchin im Seesteg. Die sympathische Norderneyerin verfolgt ein klares Ziel. Sie möchte in ein paar Jahren Butlerin werden - um anderen Menschen das Leben zu erleichtern. Denn Ewa Barty hat Service im Blut.
Uns interessieren auch die Geschichten hinter den Geschichten. So sehr wir uns mit Ewa über ihren tollen Abschluss freuen, noch stärker beeindruckt uns, dass sie nicht verschweigt, dass am Prüfungstag auch ein bisschen Glück im Spiel war. Denn die 23-Jährige ist von kleinauf mit Pferden aufgewachsen, hatte ihr erstes Pony mit sechs und ist seitdem immer geritten. Als im praktischen Teil der Abschlussprüfung die Aufgabe darin besteht, für ein Hotel in Zusammenarbeit mit einem Reitstall eine Jagdwoche zu planen und zu vermarkten, denkt Ewa nur „Bingo - das ist genau meins.“ Besonderer Erfolg hat oft auch damit zu tun, dass Fähigkeiten, Wissen und Einsatz mit unerwarteten Chancen zusammentreffen. Ewa erklärt uns ausführlich, was im Rahmen ihrer Prüfung zu leisten war - von Menü- und Arrangementplänen über Verkaufsund Marketingkonzepte bis zu Presseinfos und Live-Präsentationen. „Zwischendurch gab es auch noch einen irrtümlichen Feueralarm“, erzählt sie lachend - weil sie auf der Insel bereits seit Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist. Was uns bei alldem vor allem im Gedächtnis bleibt - dass Offenheit und Transparenz anscheinend ein wichtiger Teil ihrer Norderneyer Ausbildung bei Familie Brune waren.
Ewa Barty hat ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau in den von den Brüdern Marc und Jens Brune betriebenen Hotels Haus am Meer und Seesteg gemacht. „Das Konzept der Verbundausbildung hat mir am besten gefallen“, sagt sie rückblickend. Man durchläuft während der Ausbildung vier Stationen - Housekeeping, Rezeption, Küche und Service. „Ich konnte dabei das Beste aus beiden Häusern mitnehmen.“ Als Pluspunkt ihrer Ausbildung bei Brune & Company (www. brune-company.de) empfindet Ewa auch das sogenannte Patensystem. Dabei wird jedem Auszubildenden, der neu anfängt, ein Auszubildender aus dem dritten Lehrjahr zur Seite gestellt. „Man lernt viele spannende Leute kennen, ist nicht so steif in seinen Bereich eingesperrt. Das ist dort eine recht offene Unternehmenskultur, wo man immer auf jeden zugehen kann.“ Ewas frisch begonnene Kochausbildung im Seesteg läuft bei unserem Gespräch erst seit wenigen Wochen. „Diese Sterneküche, die ich hier lerne, ist nicht vergleichbar mit anderen Küchen - und auch das Team ist toll, da ist eine Menge Dynamik drin“, beschreibt die Norderneyerin ihre bisherigen Eindrücke. Sternekoch Markus Kebschull schenkt den Auszubildenden von Anfang an viel Vertrauen. „Ich lerne hier jeden Tag etwas Neues.“
Warum nach der gelungenen Ausbildung zur Hotelfachfrau noch eine Ausbildung zur Köchin, möchten wir von Ewa wissen. „Das Ziel ist, eine gute Grundlage zu haben, um später noch eine Butler Ausbildung zu absolvieren.“ Wir schauen kurz ein wenig verdutzt. Butler - das letzte Mal, dass wir dieses Wort bewusst wahrgenommen haben, war vor Jahrzehnten im britischen Serienklassiker „Das Haus am Eaton Place“, mit dem legendären Gordon Jackson in der Rolle des Butlers Mr. Angus Hudson (die Älteren erinnern sich). Doch als Ewa über ihre Überlegungen und Beweggründe spricht, fangen wir an zu verstehen - das Berufsprofil des Butlers deckt sich mit ihrem Anspruch an Perfektion, ihrem Wunsch nach selbstverantwortlichem Arbeiten und der Freude an Vielfalt und Abwechselung. „Man kann das als eine Art Personal Assistance sehen, bei der es darum geht, für einen sehr kleinen Gästekreis bestmöglichen Privatservice zu leisten.“ Mögliche Arbeitsstellen für Butler gibt es rund um den Globus - in vermögenden Privathaushalten oder in Luxushotels und Resorts mit Butlersuiten. „Auch Königshäuser sind eine Option.“ Wer neugierig geworden ist und mehr über dieses Berufsfeld erfahren möchte, sollte im Netz nach „The International Butler Academy“ (TIBA) in den Niederlanden suchen. Man lernt nie aus.
Neben der Arbeit und den Pferden schlägt Ewa Bartys Herz für die Freiwillige Feuerwehr auf Norderney. Darum wechseln wir die Location und fahren vom Seesteg in Richtung Feuerwache - für einen zweiten Fototermin. Unterwegs sprechen wir darüber, wie man als junger Mensch heutzutage zu seiner Berufswahl gelangt. „Die treibende Kraft, nach dem Abitur nicht auf der faulen Haut zu liegen, waren meinen Eltern. Die haben gesagt, bis 2020 musst du wissen was du machen willst“, erzählt die Norderneyerin. „So habe ich mich orientiert und mir viele unterschiedliche Praktika gesucht. Das kann ich jedem nur empfehlen.“ Wir sind inzwischen an der Wache beim Wasserturm angekommen. Ewa schlüpft fix vom Business-Outfit in die Feuerwehr-Uniform. Wow - was für ein Kontrast. „Ich hätte mir sogar eine Zukunft bei der Berufsfeuerwehr vorstellen können - aber dafür habe ich leider nicht die passende Statur.“ Bereits als 10-jähriger Knirps tritt sie in die Jugendfeuerwehr ein und wechselt 2018 nach intensiver Grundausbildung in den aktiven Dienst. „Ich mag die Kameradschaft, das Sportliche auch - und dass man Menschen helfen kann. Es ist einfach spannend.“ Und man kann es nicht oft genug betonen - die Norderneyer Feuerwehr sucht immer frischen Nachwuchs . Wir werden Ewas Weg mit Spannung weiter verfolgen. Wer weiß, wo sie irgendwann landet. Doch während der Ausbildung zur Köchin wird sie auf jeden Fall noch im Seesteg anzutreffen sein.
SEESTEG NOPRDERNEY
www.seesteg-norderney.de
Damenpfad 36a - 26548 Norderney
(04932) 893600