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VERWENDEN STATT VERSCHWENDEN

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DÖNTJE SINGERS

DÖNTJE SINGERS

Die Lebensmittelretter von Norderney

Jeden Samstag um 10 Uhr herrscht auf dem Schulhof der Grundschule in der Jann-Berghaus-Straße geschäftiges Treiben. Die Atmosphäre wirkt fröhlich und ausgelassen. Vor dem Fenster der Cafeteria wartet eine kleine Menschenschlange mit Einkaufskörben. Es wird gelacht und erzählt, einige sehen sich hier jede Woche. Ein sozialer Treffpunkt. Gegen eine Spende von 2 € reichen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Initiative „Verwenden statt Verschwenden“ prall gefüllte Tüten durch das Fenster. An den Tischen im Freien packen die Menschen die Waren in ihre eigenen Taschen. Bei kleinen Tauschgeschäften wechselt der eine oder andere Artikel noch einmal den Besitzer. So bleibt garantiert, dass niemand überflüssige Produkte mit nach Hause nimmt. Denn alle verbindet das gemeinsame Ziel, die Lebensmittel vor dem Verfall zu retten. Ein Statement gegen das Wegwerfen.

Seit 2017 engagiert sich auf der Insel ein Kreis von Freiwilligen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln auf Norderney. „Wir haben Supermärkte und Geschäfte besucht, um die Verantwortlichen für das Thema zu sensibilisieren und für unser Vorhaben zu gewinnen“, erzählt Karin Andersen, eine der Aktiven von Anfang an. Seitdem startet jeden Samstag früh morgens ein Fahrer mit einem Bulli der AWO seine Tour über die Insel - mit Stopps bei den Netto- und KruseMärkten, bei Combi, Penny und bei Stoppels Lütje Laden. Kisten, gefüllt mit Lebensmitteln, die sonst auf dem Müll gelandet wären, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, stapeln sich auf der Ladefläche. Nach zwei Touren sind die Tische in der Cafeteria der Grundschule reich bestückt. Das Sortiment wechselt jeden Samstag, je nachdem welche Produkte die Supermärkte aussortieren. Eine bunte Mischung aus Fertiggerichten, Brot, Obst und Gemüse, Milchprodukten, Süßigkeiten und vielem mehr landet in den rund 25 Tüten. Von der Drogeriekette Rossmann kommen zum Beispiel Fitnessriegel, Sonnencreme oder Hygieneartikel. Hin und wieder finden sich auch feine Kekse oder andere Delikatessen aus dem Sortiment des Feinkostgeschäftes „B&B klein, aber fein“ unter den geretteten Waren. „Und auch Urlauber bringen manchmal vor ihrer Abreise noch verpackte, überschüssige Einkäufe vorbei.“

Ungefähr 78 kg Lebensmittel schmeißen wir in Deutschland statistisch pro Kopf und Jahr wegdas ergibt insgesamt rund 11 Millionen Tonnen. Eine Ursache liegt in dem missverstandenen Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Die meisten Lebensmittel sind nach Ablauf sehr wohl noch zum Verzehr geeignet, nur dürfen sie dann nicht mehr verkauft werden. In Frankreich gilt seit 2015 für Supermärkte eine gesetzliche Verpflichtung, übrig gebliebene Waren zu spenden. „Wir möchten uns hier auf der Insel im Kleinen gegen die Lebensmittelverschwendung stellen“, erklärt Karin Andersen. „Die Supermärkte spenden die Lebensmittel, die Menschen geben mindestens 2 € pro Tüte - und dieser Betrag geht wiederum für soziale Projekte an die AWO, die uns den Bulli leiht - eine Win-Win-Situation.“ Ob neue Geschäfte, Ehrenamtliche oder Abnehmer für die geretteten Produkte - wer sich der Norderneyer Initiative anschließen möchte, ist herzlich Willkommen.

VERWENDEN STATT VERSCHWENDEN NORDERNEY
www.vsv-ney.de
(Ausgabe jeden Samstag ab 10 Uhr)
Jann-Berghaus-Straße 56 - 26548 Norderney
(0151) 24136506

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