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Mit Würfeln und Steinen Kunst und Mathematik

Mit Würfeln und Steinen Kunst und Mathematik verbinden

Mit Holzwürfeln oder Seilen können Kinder im Kindergarten oder der Primarschule handelnd lernen. Im Projekt «Kunst trifft Mathematik» hat die PH FHNW Produkte für den fächerübergreifenden Unterricht im Kindergarten und den ersten Primarklassen entwickelt. Die Kinder finden so einen lustvollen Zugang zu den Fachbereichen.

Von Marc Fischer

Holzwürfel in verschiedenen Farbnuancen zwischen weiss und schwarz, farbige Seile in unterschiedlicher Länge, bunte Holz-Formen (sogenannte Patternblocks), Steine oder Holzspiesse: Was im ersten Moment nach Spiel- oder Bastelmaterial klingt, wird im Projekt «Kunst trifft Mathematik» als Lernmaterial eingesetzt. Ziel des Projektes der PH FHNW war es, Produkte für den transversalen, fächerübergreifenden Unterricht (vgl. S.25) für den Zyklus 1, also den Kindergarten und die ersten Primarklassen, zu entwickeln.

«Die Kinder sind begeistert, die Materialien bieten ihnen einen lustvollen Zugang zum Lernen», sagt Andrea Wettstein. Die Lehrerin hat früher selber an der PH FHNW gearbeitet und dort erste transversale Projekte miterlebt. Im Projekt «Kunst trifft Mathematik» hat sie als Lehrperson einige der Materialien ausprobiert, sich dann mit den Projektverantwortlichen ausgetauscht und Erfahrungen weitergegeben. «Phasenweise habe ich über einen längeren Zeitraum mit den Materialien gearbeitet, dann wieder nur in kürzeren Sequenzen», so Wettstein. «Aber seit ich erstmals damit gearbeitet habe, denke ich diese Option bei meinen Planungen immer mit.»

Kooperation von drei Professuren

Das Projekt «Kunst trifft Mathematik» wurde von der Stiftung Mercator Schweiz unterstützt und entstand in einer Kooperation der Professuren Ästhetische Bildung, Bildungstheorien und interdisziplinärer Unterricht und Mathematikdidaktik und mathematisches Denken im Kindesalter des Instituts Kindergarten-/Unterstufe der PH FHNW. Im Projekt wurden Produkte zur Gestaltung und zur Begleitung materialbasierter Lernsettings für den Zyklus 1 entwickelt: «Ziel der Produkte ist, dass Lehrpersonen befähigt und ermutigt werden, das Potenzial kindlicher Eigenleistungen in offenen Unterrichtssequenzen zu nutzen und gezielt weiterzuführen», sagt Christine Künzli, Leiterin des Instituts Kindergarten- und Unterstufe, die das Projekt gemeinsam mit Christine Streit und Barbara Wyss leitete.

Andrea Wettstein arbeitete im Rahmen des Projekts «Kunst trifft Mathematik» mit ihren Schüler*innen viel mit Würfeln. Foto: André Albrecht.

Sie erklärt: «Bildung im Zyklus 1 wird noch nicht von der Fachsystematik hergeleitet, sondern wird aus der kindlichen Lebenswelt und den kindlichen Erkenntnismöglichkeiten heraus begründet und geplant. Gleichzeitig soll jedoch eine Hinführung zu fachlichen Denkweisen und Inhalten stattfinden. Dies stellt Lehrpersonen öfters vor grosse Herausforderungen.» Die im Projekt erarbeiteten und bereitgestellten Unterlagen zeigen nun Möglichkeiten auf, wie eine stufengerechte Gestaltung so genannter transversaler Lehr- und Lernprozesse im Spannungsfeld zwischen Fachlichkeit und nicht fachlich konstituiertem Unterricht aussehen kann. Die fünf Lernmaterialien Würfel, Seile, Steine, Spiesse und Patternblocks sind dabei «die Ausgangspunkte für die Anbahnung von Fachlichkeit», wie Künzli sagt.

Kinder lernen handelnd

Dies bestätigt Andrea Wettstein aus den Erfahrungen mit ihrer Klasse. «Die Patternblocks oder die Würfel haben die Kinder sofort angesprochen, und sie wurden von sich aus kreativ», so Wettstein. Sie hätten dann Flächen ausgelegt, Türme errichtet und grössere Würfel gebaut. «Der erste Schritt für mich als Lehrperson ist dabei dann jeweils, genau zu beobachten was die Schüler*innen mit den Materialien machen.» So erkenne man, was die Kinder fasziniere. «Und dann geht es darum, einen Weg zu finden, die Kinder zum Denken anzuregen.» Sei dies mit Fragen oder mit fachlichen Inputs. Das Fachwissen der Lehrperson spielt dabei eine wichtige Rolle, wie Wettstein betont. «Nur anhand von Fachwissen kann ich beim Beobachten auch fachliche Inhalte erkennen. Dies ist die Grundlage um die Kinder bei ihren Lernprozessen gezielt zu begleiten, indem ich Fragen stelle, die sie zum reflektierten Denken anregen, oder fachliche Inputs und weiterführende Aufträge gebe.»

Für die Produktentwicklungen wurden verschiedene Materialien im Unterricht erprobt und die Kinder im freien Tun beobachtet. So haben die Kinder etwa mit den Würfeln Pyramiden gebaut oder die Seile zu Schnecken gerollt. Um den fachlichen Gehalt explizit zu machen, sind geeignete Impulse im Rahmen einer

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professionellen Lernbegleitung notwendig. Exemplarische Unterrichtsverläufe, aber auch ein interaktives Videotool sowie Weiterbildungsmaterialien sind im Rahmen dieses Projektes entstanden.

Weiterbildungen und Tagung

«Die Kinder lernen durch die Lernsettings, indem sie selber handeln», sagt Andrea Wettstein. «Sie finden so einen lustvollen Zugang zu Fächern. Mathematik etwa wird so als spannend wahrgenommen.» Sie fände es interessant, so Wettstein weiter, wenn ähnliche Projekte nicht nur im Zyklus 1 sondern auch in höheren Klassen umgesetzt würden. Auch Christine Künzli sieht im transversalen, materialbasierten Unterricht Potenzial für höhere Stufen. «Im Zyklus 1 ist es üblich, materialbasiert zu arbeiten. Das Innovative an unserem Projekt ist es, dass wir den Fokus darauf legen, die fachliche Interpretation aus verschiedener Perspektive zu fördern. Auf höherer Stufe ist der fachliche Zugang stets präsent, hier wäre wohl eher der Fokus auf das materialbasierte Lernen und insbesondere das Fachbereichsverbindende, Transversale die Innovation.» Ziel des Projekts sei es, bei den Lehrpersonen ein Bewusstsein für transversale Lernbegleitung zu schaffen und das Wahrnehmen des fachlichen Potenzials zu fördern. Mittlerweile ist das Forschungsprojekt abgeschlossen, die Inhalte rücken aber deswegen nicht in den Hintergrund. Die erarbeiteten Materialien bleiben online (www.kunsttrifftmathe.ch) und auch künftig wird es Weiterbildungen für interessierte Lehrpersonen dazu geben. «Diese sind sehr gefragt», so Künzli, «sie sind sogar schweizweit auf Interesse gestossen.» Zusätzlich ist am 26. März 2022 eine Tagung zum Thema transversales Unterrichten an der PH FHNW geplant. Und natürlich fliessen die Erkenntnisse aus dem Projekt auch in die Lehre ein. «Transversales Unterrichten bleibt auch in Zukunft ein Schwerpunkt in unserem Institut und den Studiengängen», betont Christine Künzli.

«Nur anhand von Fachwissen kann ich beim Beobachten auch fachliche Inhalte erkennen.»

Andrea Wettstein, Lehrerin

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